After Crisis von Miceyla (Final Fantasy 7) ================================================================================ Kapitel 14: Leviathan- Der Weg zur Einsicht ------------------------------------------- Eine friedvolle Stille herrschte. In der Ferne lag eine kleine Wohnsiedlung, eingerahmt von vielen Bäumen, an dessen Zweigen Kirschblüten in der Abenddämmerung leuchteten. Den Himmel bedeckten nur wenige Wolken und die untergehende Sonne färbte die Dächer der uralten, traditionellen Bauwerke Wutais in ein rötliches Licht. Ayko wählte einen Pfad, der so weit wie möglich von den Häusern wegführte. Keine Lust hatte er, auch nur einer Menschenseele zu begegnen. Er brachte es einfach nicht fertig Zalona unter die Augen zu treten, was sollte er ihr sagen? Das Ayko den Kampf aufgegeben hatte, sich selbst? Deshalb wollte er an einen Ort, der ihn von diesem Übel trennte. Und hier in Wutai, Zalonas Geburtsort, war er weit von allen Sorgen weg. Doch war dies die Lösung für seine ganzen Probleme? Er lief immer weiter, seine Beine trugen ihn ohne zu wissen wohin weiter voran, wobei er jede Spur von Müdigkeit verdrängte. Erschrocken merkte Ayko, dass er in Wasser getreten war und machte einen wackligen Schritt zurück. Vor ihm lag ein großer See, in dem das Spiegelbild der Abendsonne schwamm. So weitläufig war der See, dass er noch nicht einmal am Horizont sein Ende ausmachen konnte. Seufzend nahm er den Weg am Seeufer und balancierte über etwas schwankende Trittsteine. „Ach Zalona, wie sehr du doch Wutai vermissen musst…“, murmelte er in Gedanken an seine kranke Freundin. Auf einmal schwappten Wellen über die Steine und durchnässten seine Füße. Verwundert huschte sein Blick auf den See, dessen Tiefe er nur schätzen konnte. Woher kamen Wellen von solch ruhigem Gewässer? Er wollte schon seinen ziellosen Weg fortsetzten, da schoss plötzlich aus mehreren Stellen des Sees Wasser in die Luft und sammelte sich zu einem gewaltigen Geysir zusammen. Schockiert von diesem unerwarteten Ereignis hätte Ayko beinahe den Halt verloren, er konnte gerade noch rechtzeitig sein Gleichgewicht wieder finden, als er in den See zu fallen drohte. Die einzelnen Wasserbänder, die den Geysir von allen Seiten nährten, begannen in schlangenartiger Verbundenheit zu leuchten. Leviathan der Ayko’s Kettenanhänger zierte, hob sich glühend in Richtung des Geysirs von seinem Hals ab. „Was passiert hier?“, fragte ein völlig erstaunter Ayko und hielt die Luft an. Aus dem Kopfe des Geysirs erschien der Kopf eines Drachen, der seinen langen schlängelnden Körper zurück in das Wasser zog. Der Geysir wurde immer kleiner und kleiner, schließlich verschwand er ganz. Was war das bloß? Für einen Wimpernschlag beruhigte sich das Wasser. Länger auch nicht, denn da tauchte der Wasserdrache erneut auf und nahm eine schwebende Position dicht über der Wasseroberfläche ein. „Le-Leviathan!“, erkannte Ayko stotternd die Gestalt. Seine Augen sahen aus wie zwei Monde, so weit vor Ehrfurcht aufgerissen, vor einem solch eindrucksvollen Wesen. Die rot-grünen Augen des Drachen strahlten Klugheit und Erfahrung von uralten Zeiten aus. „Die Melodie des Wassers hat mir von deinen vielen Sorgen erzählt, die du mit dir herumträgst, Ayko. Der Schicksalswillen hat dich hierher geführt, willkommen heiße ich dich in meinem Reich." Während Leviathan mit kräftiger Stimme sprach, kam sein mit funkelnd scharfen Zähnen bestücktes Gebiss zum Vorschein. Verängstigt versuchte Ayko vergebens auf den spärlichen Trittsteinen zurück zu treten, gleichzeitig wurde er aber auch von Neugierde gepackt, dass Leviathan seinen Namen kannte. Und wie es sich danach anhörte, noch etwas mehr als nur das… „Es…es ist mir eine Ehre!“, sagte Ayko und neigte etwas den Kopf, darum bemüht den Augenkontakt dabei mit ihm zu halten. Leviathan sah ihn eindringlich an und schwieg für eine Weile. „Deine Selbstzweifel bohren sich tief in dein Herz. So sprich es aus, warum du dich von deinen Träumen getrennt hast, die dir bislang die Hoffnung geschenkt haben“, versuchte der Wasserdrache die Barriere zwischen Ayko und seinem Mut zu brechen. Dieser schüttelte kräftig den Kopf. „Es ist alles für mich vorbei. Ich muss einsehen, dass ich jeglichen Sinn für Hoffnungen verloren habe. Als Schutzgott Wutais hast du bestimmt wichtigere Angelegenheiten, als dich um mein Schicksal zu sorgen“, sagte er Leviathan offen in das Gesicht wie er die ganze Sache sah, nämlich als reine Zeitverschwendung. Er dachte mit seiner Aussage würde er auf Zorn bei dem Wasserdrachen stoßen, doch es geschah nichts dergleichen. Stattdessen formten sich seine breiten Mundwinkel zu einem zarten, gütigen Lächeln. „Durch deine momentane Sicht muss ich wohl anders anfangen…Blicke mein Amulett an, welches du um den Hals trägst. Kannst du dich erinnern, jemals zuvor schon einmal ein zweites gesehen zu haben?“, fragte er Ayko, der seinen Kettenanhänger begutachtete. Nun war das Leuchten erloschen. „Nein. Das ist ein Geschenk an Zalona von ihrer verstorbenen Mutter. Zalona…sie ist meine Freundin, eine schwere Krankheit hat sie ereilt…Ihr Geburtsort liegt hier in Wutai, doch jetzt lebt sie wie ich in Fort Kondor“, erzählte Ayko, ohne dies eigentlich gewollt zu haben. Der Gesichtsausdruck von Leviathan sah danach aus, als wären das alles keine Neuigkeiten für ihn. „Die Kette die du trägst ist die `einzige` von seiner Existenz und ein Familienerbstück Zalonas Familie, seit der Entstehung Wutais. Das erste Mal wurde ich an jemanden außerhalb ihrer Familie weitergereicht und ich akzeptiere meinen neuen Träger. Zalona hat mit dir eine kluge Entscheidung getroffen. Nur derjenige der mein Amulett trägt, ist in der Lage mich zu rufen. Mich gibt es nicht als Materia. Ist dir bewusst, welche Macht dir damit anvertraut wurde?“ Die Worte des Beschwörbaren wanderten durch Aykos Gedanken, bis zu der Szene aus seiner Vergangenheit, wo Zalona ihm die Kette überreichte. `Trage sie immer bei dir. Leviathan wird dich beschützen, in jeder Situation, in jeder Not. Du hast es verdient sie zu bekommen und brauchst sie mehr als ich. Wenn du eines Tages der Meinung bist, die Kette nicht mehr für deine Zwecke zu benötigen, musst du mit deinem Herzen einen nächsten Träger aussuchen, dem du sie übergibst. Überstürze dabei nichts, aber ich hoffe, dass Leviathan dich bis dahin eine sehr lange Zeit auf deinen Pfaden begleiten wird.` Das war es was Zalona ihm dabei nahe gelegt hatte und er bekam das Gefühl, sie würde ihm erneut die Erinnerung daran in sein Ohr hauchen. Bislang hielt Ayko die Kette nur für eine Art Talisman, nun wurde seine Sicht dazu vollkommen auf den Kopf gestellt. Doch was sollte ein solch mächtiger Gefährte wie Leviathan jetzt noch für ihn ändern, wo er sich der Nutzlosigkeit hingegeben hatte? „Rein gar nichts!“, schrie er die Antwort laut über die endlose Wasseroberfläche heraus. Dabei begann Ayko an seiner Kette zu zerren, er wollte sie los werden, sie fortwerfen, sich damit von allem befreien lassen. Etwas in seinem Unterbewusstsein aber schien ihn daran zu hindern, was für Ayko ein Rätsel war. Leviathan ließ es kalt, dass er keinerlei Kontrolle über seine Gefühle besaß und sprach so ruhig weiter wie bisher. „Ich weiß zwar nicht ob du es hören willst, aber ich sage es dir trotzdem. Miceyla ist in Gefahr, sie braucht deine Hilfe. Die Wolken der Finsternis türmen sich über dem gesamten Planeten aus, keinen Funken Licht werden sie mehr durchlassen…“ Eine Welle der Besorgnis überrollte Ayko. „Miceyla…“, flüsterte er. Ernsthaft dachte er nach, würde sie überhaupt noch seine Hilfe annehmen? Genesis wäre doch bestimmt für sie da… Ganz gleich, ohne ihn war sie gewiss am besten dran, eine Miceyla meisterte sicherlich jede noch so verzwickte Situation. „Vergib mir Leviathan, doch sie kann meine Hilfe nicht gebrauchen. Es gibt da jemanden der dies übernehmen wird…Ich werde nun meinen Weg fortsetzten, wo auch immer er mich hinführen mag…“, teilte er ihm abwesend seine Wahl mit die er getroffen hatte. „Dein Wille, dein Weg. Meine Mächte können dich nicht von deinen Entscheidungen abbringen, aber…“, mit diesen letzten Worten verschwand Leviathan wieder mit einem eleganten Kopfsprung im Wasser. Jedoch an der Stelle wo er gewesen war blieb ein Leuchten, welches sich nach und nach zu einer Gestalt formte. Angestrengt versuchte Ayko in Gedanken, aus dieser Gestalt heraus ein Ebenbild für eine Person zusammen zusetzten, die er so sehr liebte. „Zalona!“, rief er schließlich als er die unsichtbare Gestalt erkannte, die wie ein Geist über dem Wasser schwebte. Es war ein Ruf der Verzweiflung, einer der sich nach Zalonas Nähe sehnte. Und reflexartig sprang er in das Wasser und wollte zu ihr schwimmen. Doch eiskaltes Wasser stach ihm bis tief unter die Haut und lähmte ihn bei jeder Bewegung vorwärts zu schwimmen. Mürrisch kletterte Ayko zurück auf die Steine und war zornig, zu welch irrsinnigen Ideen er sich mittlerweile besann. Zalona sah ihn nicht wirklich an, aber als sie zu sprechen begann wurde sein Körper, der so nass wie ein Fisch war, gewärmt wie von weichen Wolken. „Mein lieber Ayko, ich will dir etwas zeigen…“ Sobald sie geendet hatte verschwand die Wärme und nicht nur das, alles verschwand. Plötzlich hatte er das Gefühl, irgendetwas würde ihm seinen Atem entreißen und zwang ihn nach Luft zu ringen. Seine Hand die Ayko auf dessen bebende Brust legte, färbte sich blutrot. Um ihn herum lag alles in völliger Dunkelheit, er war allein…War er dies wirklich? Nein! Er sah unscharf kreuz und quer umherhuschende Geister, dass waren doch diese Dämonen! Was sollte er tun? Er kroch über den Boden, ans Aufstehen war in seinem Zustand nicht zu denken. Seine Gefühle und Gedanken wurden von einer überwältigenden Angst verzehrt. Etwas von ihm entfernt lag ein Schwert, nicht das Seine… 'Dies war doch…' Es traf Ayko wie ein Blitzschlag, als ihm die Erkenntnis einholte das es gar nicht er selbst war, der an diesem Dämonenverseuchten Ort um sein Leben bangte! Er riss die Augen auf und befand sich wieder in Wutai an der gleichen Stelle beim großen See, Zalona war jedoch verschwunden. Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne, ließen das sanft strömende Wasser glitzern. Ayko erschauderte über seine soeben erhaltene Vision. Der Schock ließ ihm jeden Tropfen Blut in seinen Adern gefrieren. Er hatte durch die Augen einer sehr guten Freundin gesehen… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)