Summer Ranch von Nao_Kirisaki ================================================================================ Kapitel 3: Freundschaft und falsche Vermutungen ----------------------------------------------- Es war der selbe Tag an dem Ryou Reitunterricht hatte. Aber da Malik ein Frühaufsteher war, war es erst sieben Uhr. Guter Laune marschierte der Blonde über das Gelände, hatte sein Morgenritual längst hinter sich. Frühstück würde es allerdings erst um acht geben, weswegen er nach einer Beschäftigung oder einer Unterhaltung Ausschau hielt. So kam er zu den Ställen, in denen bereits reges Treiben herrschte. Hier gab es sicher eine Menge Tiere und er wurde neugierig, da er bestimmte noch nie gesehen hatte. Neugierig, wie er war, ging er also hinein und schaute, ob hier jemand war. Als ihm dann eine Kuh entgegen kam, schreckte er zunächst zurück, da das Tier wirklich groß war. Nur wenig später folgte ihm eine bekannte Person, die er überrascht anblickte. „Oh, ist dir die hier laufen gegangen? Was machst du eigentlich hier?“, fragte Malik neugierig. „Kühe fangen, siehst du doch. Ich melke sie natürlich, was sonst?“, beantwortete er die Frage hinterher aber doch. „Kühe melken? Oh! Darf ich dir dabei zusehen?“, hatte er sowas noch nie gesehen. „Zusehen? Du kannst mir helfen. Komm, ich gebe dir einen Eimer und wir fangen an.“ Perplex schaute der Jüngere und hielt sich erst einmal zurück. Er konnte einfach nicht glauben, dass er eine Kuh melken sollte. Allerdings war er dem auch nicht abgeneigt oder hatte eine Hemmung ein Tier anzufassen. Der Fremde war ihm nicht ganz geheuer, doch langsam folgte er ihm und setzte sich auf den Platz, den dieser ihm zuwies. Keiner von ihnen sagte etwas, ließen es einfach passieren. Kurzerhand nickte der Ältere, woraufhin er den Euter des Tieres umschloss. Seine Hand wurde umschlossen von einer wärmeren, die anfing in gleichmäßigem Takt zu drücken, bis er nach ein paar Mal los ließ und Malik es alleine schaffte. „Gratulation. Und nun, mach den Eimer voll. Die Gäste warten sicher schon auf die Milch. Übrigens... Ich heiße Mariku.“, stellte dieser sich vor. „Das ist direkt von der Kuh? Äh... Oh, mein Name ist Malik. Freut mich.“, erwiderte Malik. „Natürlich. Unsere Eier sind ebenfalls frisch, genau wie der Ziegenkäse und das Brot. Was wir selber produzieren können, machen wir selbst.“, erklärte der Ältere. „Oh, das wusste ich nicht. Aber das ist wirklich großartig. Als ich dich das erste Mal am Empfang gesehen habe, dachte ich, du wärst aus dem Irrenhaus geflohen. Deine Frisur ist so befremdlich, wieso lässt du sie nicht ändern? Du bist doch ganz nett.“, fand er. „Oh, ganz nett. Irrenhaus... Du findest also ich sehe aus wie aus dem Irrenhaus.“, stand Mariku auf und kam auf ihn zu. „Und du fandest es womöglich amüsant, all deine Theorien und bist zu dem Schluss gekommen, dass ich mich ändern muss.“ „Nein, das wollte ich nicht damit sagen. Es... tut mir leid. Ich wollte dich nicht verärgern. Aber wieso trägst du eine solche Frisur?“, merkte man deutlich die Besorgnis, dass er es sich jetzt verscherzt haben könnte. „Ich habe meine Gründe. Aber sie jedem auf die Nase zu binden, dazu habe ich keine Lust. Genieße deine Ferien, ich bin nur ein Angestellter. Wir sollten nicht so tun, als seien wir Freunde.“, entgegnete dieser. Daraufhin schaute Malik mehr als verdutzt drein. Sie sollten nicht so tun? Was war das denn für eine komische Begründung. Sie beide waren in einem Alter, wo man eigentlich befreundet sein konnte, wenn man sich länger kannte. Jetzt war die Neugier in dem Blonden nur noch mehr geweckt, sodass er nicht mehr locker lassen wollte. Allerdings hatte der Andere sicher auch viel zu tun, weswegen er ihm erst einmal half die Milch in die Küche hinter dem Speisesaal zu tragen. Sie benutzten eben den Personalzugang, sodass die Gäste nicht sahen, was sich dort abspielte. Erstaunt war Malik trotzdem, denn die Küche war riesig und es gab eine Menge Mitarbeiter, die hier bereits tüchtig zu Gange waren. Ryou, so vermutete er, würde sicher auch draußen sitzen, hatte aber keine Zeit sich zu vergewissern. Kaum hatten sie die Speisen abgeliefert, musste er mit Mariku auch schon aus der Küche heraus, denn diese war normalerweise für Gäste tabu. Dieser blieb allerdings nicht stehen, hatte noch jede Menge andere Verpflichtungen. So ging er zu den Stallungen der Schweine, wo es wirklich übelst roch, und gab ihnen frisches Futter sowie Wasser. Immer gefolgt von dem Jüngeren, der ihm allmählich auf den Geist fiel. „Sag mal, hast du nichts besseres zu tun? Es gibt essen, also geh in den Speisesaal oder sonst wo hin. Aber lass mich hier bitte in Ruhe meine Arbeit machen.“, sagte dieser höflich. „Na gut, aber... Eine Frage erlaubst du mir wohl noch. Wieso können wir keine Freunde werden?“, wollte der Blonde wissen. „Weil ich ein Angestellter und du ein Gast bist. Nach den Ferien bist du weg.“, antwortete Mariku. Damit hatte der Ältere deutlich ins Schwarze getroffen und für einen Augenblick war der sonst so quirlige Junge still. Allerdings, so überlegte er, dass er ja in den nächsten Ferien eventuell zurückkommen könnte. Nichts war unmöglich in dieser Welt. Ohne ein Wort folgte er dem Anderen weiterhin und sah mit zu, wie dieser die Hennen fütterte. Es war einfach schön zu sehen, dass es nebst all der Industrialisierung noch so etwas gab. Schließlich kam er aber auf eine Idee, musste aber aufpassen, wie er sie formulierte, damit sie die gewünschte Wirkung hatte den Anderen zum Reden zu bekommen. „Du, aber... Eins wüsste ich gerne noch. Deine Stachelfrisur hast du nicht schon morgens beim Aufstehen, oder?“, streckte Malik frech die Zunge raus. „Was?! Na warte. Dir werde ich...“, hatte der Ältere den Köder geschluckt. Dieser rannte dem frechen Jungen hinterher, über die Wiesen, bis hin zu den Felsen am Strand. Dort endlich schnappte er Malik, zwang ihn, sich hinzusetzen und bekam als Strafe die Haare durchwuschelt. Trotz alledem musste er lachen und dies steckte selbst seinen Gegenüber mit einem kleinen Lächeln an. Dieser schüttelte mit dem Kopf, dass er sich zu so etwas hatte hinreißen lassen, wo er doch eigentlich weiter seinen Pflichten nachkommen musste. Es war schon lange her, dass er sich mal amüsiert hatte, dachte immer wieder an seine Vergangenheit. Davon ahnte der Jüngere aber nichts, war einfach nur heiter und wollte Mariku damit anstecken. So waren sie kurze Zeit ganz still, bis Malik losgelassen wurde und der Andere aufstand. Perplex, da dieser sich kurz darauf entfernte, tat er das selbe. „Wir sollten uns nicht so nahe sein. Du hast doch sicher eine Freundin, auch wenn sie nicht hier ist. Ruf sie an und falle ihr auf die Nerven. Ich hab zu tun.“, entgegnete Mariku. „Was? Wie? Eine Freundin? Ich glaube du missverstehst da was. Auf Mädchen stehe ich überhaupt nicht.“, klärte der Jüngere die Situation, so hoffte er, auf, woraufhin der Andere stehen blieb. „Oh! Dann ist der andere Junge also dein Freund. Na ja, gut. Aber ich muss trotzdem wieder an die Arbeit.“, setzte der Ältere sich wieder in Bewegung, bis er am Arm festgehalten wurde. „Nun warte doch mal. Wieso sagst du so etwas? Nein, Ryou und ich sind nicht zusammen. Auch wenn ich schwul bin, habe ich über eine ernste Beziehung noch gar nicht nachgedacht. Willst du deswegen etwa nicht mal versuchen mit mir befreundet zu sein? Oder etwa, weil ich eine Freundin hätte haben können? Du bist echt seltsam, weißt du. Wenn ich Freundschaften schließe, dann doch nicht einfach so aus einer Laune heraus und irgendwann melde ich mich nicht mehr. Ich dachte echt, du seist netter.“, war der Blonde nun etwas enttäuscht. „Du willst echt mit mir befreundet sein? Wieso? Tut mir leid, wenn ich Frage. Aber die meisten Feriengäste pflegen mehr Kontakt zu anderen Gästen als zum Personal. Da bleibt die Frage nun mal offen, was dich an mir so interessiert.“, konterte Mariku und erntete ein Seufzen. „Hast du dich hier mal umgesehen? Die meisten die gerade hier sind, sind entweder alleinstehende ältere Herrschaften oder Familien mit Kindern. Es sind sonst nur wenige Jugendliche da, also konzentriere ich mich auf Leute in etwa meinem Alter. Das ist doch wohl normal.“, gab der Jüngere zur Antwort. „Hn, verstehe. Und von allen diesen wenigen in deinem Alter, fandest du mich am interessantesten? Nun gut, dann von mir aus. Aber erwarte nicht, dass ich vor Begeisterung gleich überspringe. Im Moment muss ich nämlich wirklich arbeiten. Kannst mitkommen, wenn du willst.“ Dieses Angebot nahm Malik gerne an und verbrachte die Zeit mit dem anderen Blonden. Es gab viel zu tun und auch wenn dieser ihm verbot weiter zu helfen, verging viel Zeit. In dieser Zeit wurden die Schweine- und Kuhställe ausgemistet, neues Heu ausgelegt, der Hof geputzt und die Gäste empfangen. Schließlich am späteren Nachmittag, gegen 16 Uhr, war der Ältere dann mit seinen Pflichten fertig und bekam erst einmal ein Getränk spendiert. Da dieser aber scheinbar auch duschen wollte, wurde er mit in das eine Holzhaus genommen, dass etwas abseits der Pension stand und scheinbar, wie er sich gedacht hatte, den Mitarbeitern diente. Einige Zeit verging, Malik hörte das Wasser im Bad rauschen und hatte es sich in einem Sessel bequem gemacht, da verstummte die Geräuschkulisse. Erwartungsvoll starrte er zur Tür, die sich wenig später langsam öffnete. Heraus kam besagter Dunkelhäutiger, nur mit einer Hose bekleidet und dem Handtuch locker um die Schultern. Seine Haare standen nach der Dusche nicht mehr so kerzengerade nach oben und er erkannte Mariku für einen Augenblick fast nicht wieder. Ohne es selbst zu merken, gaffte er ein wenig, denn Mariku war wirklich gut trainiert und hatte einen tollen Oberkörper. Als er es merkte, wand er den Blick ab und hoffte, dass der Andere das nicht so eng sah, hatte allerdings einen kleinen aber deutlichen Rotschimmer um die Nase. „Könntest du dir bitte etwas anziehen. Ich hab dir ja gesagt, dass ich Männer mag und auf so was stehe ich.“, war es Malik schon mehr als peinlich. „Soso, du magst also Bauchmuskeln. Und wenn ich das hier mache?“, bewegte dieser sich nun ein wenig und musste doch ein wenig lachen, als der Andere versuchte nicht hinzuschauen. „So, das war die Revenge dafür, dass du dich über meine Frisur lustig gemacht hast, die durchaus einen Grund hat. Aber sag mal, hast du nicht Lust was zu reiten?“, hatte der Ältere sich inzwischen etwas über ihn gebeugt. „Was? Reiten? Oh, ja gerne!“, hatte er schon auf eine Gelegenheit dazu gewartet. „Na gut, dann... Warte hier kurz. Meine Haare mache ich trotzdem wieder so, wie es mir passt.“, zog er sich erneut ins Bad zurück. Schließlich, nachdem er mit viel Haarspray und etwas Wachs seine Haare aufgerichtet hatte, zog sich Mariku ein schwarzes Top über und begleitete den Jüngeren zu den Stallungen. Er selbst war schon länger nicht mehr geritten, hatte es im Moment auch nicht vor. Stattdessen holte er ein braunes Pferd für Malik aus einer der Boxen, was etwas Verwunderung für diesen verursachte. Zunächst sagte er allerdings nichts und folgte dem Größeren zur Koppel. Wie ein Profi stieg er auf das Tier, ließ es sich nicht nehmen zu zeigen, dass er selbst niedrige Hindernissprünge beherrschte. An die höheren traute er sich dann aber doch nicht heran, stieg wenig später wieder ab und band das Pferd an. Kurz darauf setzte er sich zu Mariku auf die Holzbalken des Zaunes, starrte eine Weile in den Himmel und beobachtete die vorüberziehenden Wolken. „Du sag mal. Als du sagtest 'wir reiten', da dachte ich auch, dass 'wir reiten'. Wieso...?“, wurde er jäh unterbrochen. „Ich kann noch nicht. Brauche noch Zeit. Vor kurzem starb mein erstes Pferd Belas.“, sagte er nichts mehr, doch erkannte man an seinen Augen, dass dieses Tier ihm viel bedeutet haben musste. „Ich... Ist schon in Ordnung. Aber dann hättest du auch einfach sagen können, dass du mich reiten sehen willst.“, wechselte Malik das Thema, was den Anderen doch erstaunte. „Was? Kein 'Das tut mir aber leid.'? Oder 'Ich weiß, wie du dich fühlst.'?“, entgegnete der Andere. „Nein, wieso denn auch? Ich kannte weder dich noch das Pferd vorher. Sowas kann doch nur jemand sagen, der euch beide vorher kannte.“, fand der Jüngere solches Mitleidsgefasel auch nicht gut. „Danke. Du weißt nicht, wie oft ich mir das am Anfang anhören musste. Man, scheint als hätte ich mich in dir getäuscht. In Ordnung bist du schon, hast echt was drauf, auch auf dem Pferd. Scheinbar gehst du lieber auf Nummer sicher, das ist in Ordnung.“, erkannte Mariku das in seinem Reitstil. Nach einer Weile wurde es kälter und stiller, es ging auf den Abend an. Dies merkte man deutlich daran, dass sich die Gäste mehr und mehr zurückzogen. Allerdings war es dem Blonden egal, denn er war gerne mit Mariku zusammen. So begleitete er ihn zu den Stallungen, wo sie das Pferd zurück in die Box brachten. Der Abend war für ihn jedoch noch längst nicht herum, sodass der Jüngere ihm weiter folgte. Viele Fragen waren offen geblieben und eine ganz wichtige ganz besonders. Deswegen lief er kurzerhand voran und stoppte vor den Augen des Größeren. Dieser war erst überrascht, war nicht gefasst darauf, sodass er eigentlich an Malik vorbeiziehen wollte. Allerdings hatte der damit gerechnet und hinderte ihn daran etwas, wusste dennoch nicht, ob er diesen gerade verärgerte, weswegen er es kurz machen musste. „Du? Können wir nun Freunde sein oder nicht?“, war es Malik scheinbar ernst damit. „Freunde? Hn, tu was du nicht lassen kannst.“, gab dieser eine völlig konfuse Antwort, die er aber erst einmal annahm. Wenig später verabschiedete sich der Ältere aber von ihm, sagte, dass Malik ihn nun erst einmal lassen sollte. Den Grund verstand er zwar nicht wirklich, bohrte allerdings auch nicht weiter nach. Es würde schon seine Gründe haben und zudem wollte er sowieso noch einen Tee und etwas Zwieback vor der Nachtruhe zu sich nehmen. So blickte er dem älteren Blonden nach, nahm sich fest vor, sich morgen wieder mit ihm zu treffen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)