Die Chroniken von Sekai von Salome_chan ================================================================================ Kapitel 13: Yuki ---------------- Yuki saß vor einem Fenster. Regen prasselte gegen die Scheibe. Der Palas lag in Stille. Was wollte sie hier? Sicher, sie war hier aufgewachsen und es war ihr zu Hause doch wohl fühlte sie sich hier nicht. Zwar hatte ihre neu entdeckte magische Gabe ihr geholfen, sich vor ihrer Schwester Midori zu verbergen, doch auf Dauer ging das sicher nicht gut. Sie musste hier weg. Doch wo wollte sie hin? Jii saß an seinem Schreibtisch im Arbeitszimmer auf Isola. Draußen stürmte es. Ihm war schon immer bewusst gewesen, das die Sache mit den drei Mädchen nicht gut gehen würde. Obwohl seine Magie allen vorgaukelte, dass sie Geschwister wahren und alle die Kinder seiner Frau waren. Die drei verstanden sich nicht. Kuro schloss sich in ihre eigene Welt ein, Yuki war meist völlig verängstigt und versuchte so viel zu lernen wie Kuro und Midori war stets dreist zu Yuki. Kuro ließ sie in Ruhe, da sie sich an ihr bereits einmal die Finger verbrannt hatte. Wörtlich. Die drei Geschwister saßen im Garten, Mai erzählte eine Geschichte, der zweite Teil von Yukis Lieblingsgeschichte. Sie lauschte der Stimme. >Einst lebte die Katze 'Langeweile' im Nichts. Sie verweilte bereits alle Ewigkeiten der Zeit dort, obwohl die Welt gerade erst entstanden war. Sie wollte nicht mehr dort sein, obwohl sie nicht hätte wissen können, dass es noch etwas anderes gab, als das was sie kannte. Doch trotzdem sagte ihr ihre Quelle der Weisheit, dass da noch etwas war. Das „sein“. Und die „Existenz“. Diese Begriffe verwirrten 'Langeweile', sie waren nicht wie die gewohnte Lehre, welche sie sonst umgab und ihre Gedanken einlullte. Diese Begriffe hatten Substanz, obwohl sie diese nicht kannte. 'Langeweile' lauschte der Stille, wie schon so oft, dabei hatte sie es noch nie versucht. Plötzlich hörte sie einen Laut. Eine Stimme im Nichts rief sie, forderte sie auf, ihr zu folgen. Wer war das? Die kleine Katze 'Langeweile' horchte auf, als ob sie etwas vernommen hätte. Sie verspürte den Drang, der Stimme zu folgen, ihr zu vertrauen, auch wenn sie kein Herz hatte. Sie machte sich auf den Weg, den es nicht gab und nie gegeben hatte. Niemand weiß, ob sie je existierte. Niemand weiß, wo sich das Nichts befindet. Niemand weiß wessen Stimme die kleine Katze rief. Niemand weiß mehr als diese Worte sagen. Niemand weiß, wie lange noch jemand diesen Worten lauschen wird, bevor sie vom nichts verschlungen werden.< Yuki saß oberhalb des großen Saals, der mit allen möglichen Verwanden angefüllt war auf dem Fenstersims eines Fensters, von dem man das Meer sehen konnte. Der große Saal unter ihr nahm einen großen Teil des Palas ein, er erhob sich über alle drei Stockwerke, man konnte die Konstruktion der Dachbalken sehen. Auf der Höhe der dritten Etage war eine Art Balkon im inneren Angebracht, es war ein Rundgang, der etwa fünf von Yukis Schritten in den Saal ragte, aus Stein war und mit einem Kunstvollen Geländer und Säulen verziert war. An der Außenmauer, die die andere Seite des Ganges begrenzte hingen teure Teppiche und Stickereien, auf den breiten Fenstersimsen konnte man Platz nehmen. Yuki war gerne hier, da der Zugang nicht in der Halle darunter, sondern im dritten Stock eines anderen Teils des Gebäude lag, wurde man nicht gesehen wenn man den großen Saal betrat und konnte trotzdem alles hören. Jii hatte allen klar gemacht, dass sich jeder im Saal aufzuhalten hatte, sein ganzer Clan, dessen Vorsitz er inne hatte. Diese Treffen gab es öfter und sie waren langweilig. Wenn Midori neben ihr saß ärgerte sie sie auch noch die ganze Zeit. Da konnte sie doch genauso gut hier oben sein. Sie hatte sowieso keine Lust, feine Kleidung anzuziehen. So saß sie nun auf dem Fenstersims, trug einen einfachen Yukata in dunklem grau auf dem sich in rotem Seidengarn am Saum ein Drache wand. Jii begann mit seiner Ansprache. Er hatte sie also gesehen. Sie schlich geduckt zum Geländer und sah hinunter. Midori sah sich suchend um. Yuki setzte vorsichtshalber ihre Magie ein, sicher ist sicher. Erst in den letzten Tagen war es ihr nach intensivem Training gelungen, ihre Magie ganz bewusst einzusetzen und sogar auf andere, kleine Gegenstände zu erweitern. Die Stimme ihres Vaters hallte nach oben. »Es ist schön, dass ihr alle heute hier versammelt seid, um mit mir das Ende abzuwarten. Mein Herr, Mikado Blanc hat entschieden, dass ich einen Fehler gemacht habe und ich und meine Familie dafür büßen sollen.« Entsetztes Gemurmel erhob sich, Yuki war vor Schreck gelähmt. »Ich bin älter als ihr und eigentlich sind wir überwiegend nicht einmal Blutsverwand. Mit meiner Magie habe ich euch falsch Erinnerungen eingepflanzt und gefügig gemacht. Ihr seid alle meine Spielzeuge. Sicher fragt ihr euch gerade, warum ich euch das erzähle. Die Antwort ist, dass es sowieso egal ist, gleich werden wir alle sterben.« Das Getuschel wurde lauter, die Menschen wirkten entsetzt. Gelediglich hörte man in einem Fragenden Tonfall das Wort Fehler. »Ihr fragt, welchen Fehler ich gemacht habe? Pah, einen fürchterlich banalen.« Jii warf seinen Gehstock, den er immer bei sich trug, nach Kuro, verfehlte sie aber. »Sie ist mein Fehler!« Er schrie es geradezu. »Ihre Mutter, ihre leibliche natürlich, war eine Gefangene meines Meisters und einfach zu schön. Als mit Blanc irgendwann auftrug, ihr Essen zu bringen habe ich etwas Zeit mit ihr verbracht. Wie er feststellte, hatte er mir das zu oft aufgetragen, denn bald war sie schwanger. Tz, dumme Frau. Mein Meister war anfangs davon recht begeistert, warum auch immer. Er hat sie auf einen Stein gekettet und mich fort geschickt, ein paar Leute ermorden. Als ich nach Mount Blanc zurückkehrte gebar sie gerade Kuro. Dreister weise verstarb sie dabei und verlor dadurch ihren Wert für meinen Meister. Er hat sehr getobt, damals hat er mir meine Beinverletzung zugefügt. Und diesen Säugling angedreht. Da ich keine Ahnung von so etwas hatte, entführte ich kurzerhand eine schöne Frau, die bereits ein Kind hatte, meine Ehefrau Mai. Natürlich habe ich ihr falsche Erinnerungen eingepflanzt. Daraufhin habe ich auch angefangen, euch zusammenzusuchen und daraus einen einflussreichen Clan zu basteln. Das Ganze hat überaus gut funktioniert.« Zitterns saß Yuki am Boden. Ihr Leben war eine Lüge. Ebenso das all dieser Leute da unten. Die einzige Person, die ihr je wichtig war, war ihre Schwester Kuro. Sie weigerte sich, zu glauben, dass sie nicht mit ihr verwand war. Sie sahen sich in gewissen Punkten sehr ähnlich. »Sie kommen.« Diese Worte flüsterte Jii, dann sank er zu Boden und sah mit leerem Blick in die tobende Menge vor ihm. Yuki stand auf, sie hastete zur gegenüberliegenden Seite und stieß die Tür auf. Sie hetzte den Flur entlang zu ihrem Zimmer. Sie hörte noch immer den Lärm aus dem großen Saal. Gehetzt sah sie sich um. Sie wollte einfach nur noch hier weg. Am Meer lag die Dschunke ihrer Schwester Kuro, bereit zum auslaufen, vielleicht würde sie es schaffen, damit zur nächsten bewohnten Insel zu kommen. Yuki riss die Truhe am Fuße ihres Bettes auf und fischte eine einfache dunkelgrüne Tasche aus festem Leinen daraus hervor. Von ihrem Nachttisch griff sie eine gerahmte Zeichnung von ihr und Kuro, als sie noch kleiner waren. Vom Schreibtisch nahm sie eine handschriftliche Kopie der Werke des Chronisten Skype und steckte sie ebenfalls ein. Mehr war ihr nicht wichtig in diesem Zimmer. Sie verließ es und hetzte weiter den Flur entlang zu einem Zimmer in dem Jii verschiedene Waffen ausstellte. Recht wahllos riss sie einen kleinen Dolch aus einer Vitrine, schnallte sich ein schlankes, leicht gebogenes Kurzschwert aus Damast um mit dem sie bereits einige Male geübt hatte und nahm zu guter Letzt eine Flasche mit einem kleineren Wasserlacrima sowie einen Lichtlacrima in einem Armreif und einen allgemeinen Portstein den man umhängen konnte, aus einer Truhe, die sie kurzerhand mit Gewalt aufbrach. Unbewusst hatte sie all diese Dinge in ihre Magie mit einbezogen. Plötzlich nahm sie wahr, dass absolute Stille herrschte. Waren „sie“ gekommen? Yuki nahm eine starke Magie wahr, dann Lärm und schließlich nichts mehr außer der endlosen Stille des Nichts. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)