Deine Freundschaft hilft mir aber nicht! von goldpetal ================================================================================ Kapitel 9: Kapitel 9 - Alkohol. ------------------------------- Kapitel 9 – Alkohol. Immer, wenn eine Weile nichts passiert war, passierte an einem Tag zu viel, um es zu begreifen. Genau wie heute. Ich war der Meinung gewesen, alles sei in Ordnung und dann hatte mich Sasuke Uchiha angerufen: Sakura sei bei ihm. Ich stürzte nachdem ich aufgelegt hatte mit meinem Handy in der Hand und den Worten „Bin bei ’nem Kumpel!“ aus dem Haus. Ich hatte keine Schuhe angezogen, was mir allerdings erst auffiel, als ich schon den Kiesweg, welcher eine willkommene Abkürzug war, betreten hatte und schmerzerfüllt quietschte. Ich hüpfte also auf Zehenspitzen auf dem Weg herum und beeilte mich mit großen Schritten von den kleinen spitzen Steinchen wegzukommen. Zehn Minuten später stand ich atemlos, verschwitzt und im Hausfrauendress vor dem großem, weißem Haus der Familie Uchiha. Ich atmete einige Male tief durch, um nicht stockend zu sprechen, bevor ich klingelte. „Willkommen im Anwesen der Uchiha. Wie heißen sie, was ist ihr Begehr?“, kam eine Roboterdurchsage aus dem Lautsprecher und ich schlug innerlich meinen Kopf gegen ebendiesen. Kein Wunder, das der jüngste Sohn dieser Familie solch ein Ego besaß. „Ino Yamanaka. Sasuke hat mich gebeten zu kommen“, sagte ich und prompt surrte das Tor, als verlangte es danach, dass ich eintrete. Gesagt getan, ich drückte gegen das Metall und wenig später stand ich in einem wunderschönen Vorgarten. Staunend betrachtete ich die weißen Rosen, welche mein Vater auch in seinem Laden führte. Ich hatte allerdings keine Zeit mir die anderen Blumen anzusehen, denn ich wurde angetippt und stieß einen erschrockenen laut aus, bevor ich die größere Person von mir stieß und keifte: „Was soll der Scheiß?“ Der schwarzhaarige, der mich angetippt hatte, sah mich durchdringend an, bevor er feststellte: „Offensichtlich liegt es nicht am Make-Up, dass du so zickig bist. Und überhaupt, wo sind die hohen Schuhe, die Strumpfhose und vor allem die immer sitzende Frisur?“ „Daheim. Es gibt Dinge, die sind wichtiger. Wo ist Sakura?“, sagte ich, während ich genervt die Augen verdrehte und meinen Trottel – Blick aufsetzte. Der Uchiha machte eine einladende Handbewegung und sagte: „Im Wohnzimmer“, bevor er mir voran in Richtung der Eingangstür steuerte. Kaum eine Minute danach fand ich mich in einem Eingangsbereich wieder, der etwa die Maße unserer Wohnung hatte. Gut, unsere Wohnung war klein, aber dieses Haus war schon übertrieben groß. Mir blieb jedoch keine Zeit zum staunen, denn Sasuke packte meinen Arm und zog mich in einen Raum links von uns. Auch dieser Raum wirkte erschlagend. In der Ecke stand ein gigantischer Kamin, in den Sakura und ich uns nebeneinander stellen konnten – inzwischen würde sich wahrscheinlich auch Sasuke dazustellen können, so dünn wie sie geworden war – und davor befand sich ein schwarzes Ledersofa, auf das sich mein Vater mir gegenüber legen konnte, ohne dass sich unsere Füße berührten. In der Mitte lag ein schlichter, grauer Teppich und auf diesem stand eine Musikanlage, die wahrscheinlich besser ausgestattet war, als die in manch einer Disko. Ich konnte mich aber auch hier nicht lange mit dem von Reichtum strotzendem Anblick verlieren, denn der Uchiha flüsterte „Ich hab vielleicht etwas übertrieben. Sie ist erst seid gestern gegen Mitternacht hier, aber trotzdem. Da liegt sie“, und deutete auf das gigantische Ledersofa. Ich vergaß es, wütend auf ihn zu sein, als ich meine beste Freundin wie ein Häufchen Elend auf dem dunklen Ledersofa sah. Es wirkte, als verschwände sie fast, das dunkelbraune Leder hob sich stark von ihrer pergamentartigen Haut ab. Die Haare hingen ihr in dünnen, fettigen Strähnen vom Kopf und sie schlief, ihr Make-Up war verschmiert. Normalerweise hätte Sakura lieber auf einer Parkbank übernachtet, als so bei Sasuke aufzutauchen. Kurzerhand wandte ich mich um und zog den schwarzhaarigen mit mir zum Teppich am anderen Ende des Raumes, auf den ich mich fallen lies, bevor ich fragte: „Warum ist sie hier?“, doch anstatt mir zu antworten sagte er nur: „Setz dich auf den Sessel, nicht auf den Teppich“, woraufhin ich ihn bloß wütend anfunkelte, seiner Bitte allerdings Folge leistete. Ich ließ mich in dem Sessel, welcher ebenfalls eine Lederpolsterung hatte, nieder und sah mich erneut im Raum um. Da ich mich nun so befand, dass ich die Rückseite des Sofas anblickte, konnte ich Sakura nicht mehr sehen, doch ich hörte sie unregelmäßig schnaufen, als hätte sie eine Erkältung. Sorgenvoll blickte ich weiter in diese Richtung, bis sich Sasuke plötzlich räusperte: „Sie ist hier gestern Abend angekommen.“ „Und?“ „Sie war sturzbesoffen.“ Ich riss meine Augen auf. Betrunken? Sakura? Sie würde nie Alkohol anrühren. Zigaretten vielleicht, aber Alkohol doch nicht. Meine Freundin wusste, wann sie sich zu beherrschen hatte und da sie ohnehin keinen Alkohol vertrug, hatte sie nie freiwillig welchen getrunken. Und auch mich hatte sie immer schief angesehen, wenn ich etwas trank. Ich schüttelte den Kopf und fragte ihn empört: „Sakura doch nicht! Ich vielleicht, aber doch nicht Sakura, die rührt das Zeug nicht an!“, bevor ich erneut mit dem Kopf schüttelte „Lüg mich nicht an“ „Ich lüge nicht. Was würde mir das denn bringen?“, kam es daraufhin berechnend zurück. Während ich die Stirn runzelte, überlegte ich. Wirklich etwas bringen würde es dem Jungen nicht, das war wahr. Brummend erhob ich mich von dem Ledersessel, um mich wieder vor Sakura zu setzen. Irgendwie wollte ich ihm nicht glauben, was wahrscheinlich auch daran lag, dass ich ihn nicht mochte. Warum sollte ich ihn auch mögen? Ich kniete mich vor Sakura auf dem Teppich und strich über ihr öliges Haar. Sie hatte mehr Pickel bekommen und war noch blasser geworden. Als ich vorsichtig an ihrem Atem roch, merkte ich, dass Sasuke nicht gelogen hatte. Sakura hatte eine Fahne, als sei sie ein Bierfass. Das behagte mir ganz und gar nicht, deshalb begann ich auch, vorsichtig an ihrer Schulter zu rütteln, um sie zu wecken. Sakura murrte und drehte sich auf die andere Seite, wodurch ihre Jacke nach oben rutschte und der Verband zum Vorschein kam, lange nicht mehr so weiß wie vorher. Stellenweise war er von Blut durchtränkt, der gesamte Verband hing schief. Weiterhin rüttelte ich an Sakuras Schulter, doch sie reagierte nicht, daher wickelte ich den Verband ab und fragte den Schwarzhaarigen neben mir, ob er puren Alkohol in seiner Villa hätte, was er bejahte, bevor er einen Butler rief, der ihm besagte Flüssigkeit holte. Ich ließ mich auf den Boden fallen und begann damit, mir langsam die Schläfen zu massieren, bevor ich mir die Schnitte an Sakuras Arm genauer betrachtete. Einige waren wieder aufgeklafft und auch die eine oder andere Narbe war wieder aufgeschnitten worden. Demnach eiterten auch die alten Schnitte gelblich. Ich hätte meiner besten Freundin am liebsten eine Ohrfeige verpasst, doch das hatte keinen Sinn. Viel mehr Sinn hätte es gehabt, ein Promillemessgerät zu haben um nachzusehen, wie weit sie gegangen war. Währendessen war der Butler bereits wieder in den Raum gekommen und hielt eine mit durchsichtigem Desinfizieralkohol gefüllte Flasche in der weiß behandschuhten Hand. Ich nahm das Flächchen dankend entgegen, der Mann im Frack nickte mir bloß zu, bevor er sich wieder aus dem Raum entfernte. Vorsichtig entfernte ich den Korken von der Flasche, bevor ich ein Taschentuch zur Hand nahm und den Alkohol auf das Tuch tröpfelte, bevor ich den kühlen Arm meiner schlafenden Freundin nahm und begann, die eiternden Wunden abzutupfen. Der Schwarzhaarige sah mir dabei schweigend zu. Ich ignorierte ihn schlicht und ergreifend, fragte ihn nichts und widmete mich meiner Arbeit, als Sakura plötzlich Schmerzerfüllt schrie und im Versuch um sich zu schlagen das Desinfektionsmittel vom Tisch und mich gegen die Nase schlug. Meine Hand schnellte zu ihrem Ellbogen und ich versuchte ebendiesen zu fixieren, was jämmerlich versagte, da ich keine Kraft hatte. Sasuke realisierte schneller als ich gedacht hatte, dass etwas nicht so lief, wie es sollte, denn er schlug meine Hände weg und fixierte die Streichholzarme Sakuras mit seinen großen Händen und sagte missmutig: „Ruf Sebastian, er soll den Teppich sauber machen.“ „Wen?“, fragte ich kurz, bis mir einfiel „Den Butler, oder?“ und er nur nickte, während er versuchte Sakura zu beruhigen und sanft auf sie einredete, als sei sie ein scheues Pferd. Ich lief aus dem Wohnzimmer und brüllte so laut ich es zustande brachte: „Sebastian! Sasuke lässt dich rufen!“, als der Mann im Frack auch schon neben mir stand und mich zusammenzucken lies, bevor ich ihn zum Wohnzimmer führte. Dort erwartete mich die dritte unangenehme Überraschung des Tages, nach dem Fotoalbum und der betrunkenen Sakura: Sasuke Uchiha, wie er sich über die rosahaarige beugte, ihre Arme festhielt und sie sanft küsste. Hätte ich noch etwas in der hand gehabt, es wäre spätestens jetzt zu Boden gefallen. An diesem Tag hätte ich mich eigentlich aufregen müssen. An diesem Tag hätte ich wütend und deprimiert sein müssen. An diesem Tag hätte ich weinen und schreien müssen. An diesem Tag fühlte ich nichts. Ich war wie in Watte gepackt. Offensichtlich hatte der Schock mir nicht gut getan. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)