the GazettE & SuG von mikanseimago (-Wege zum Glück-) ================================================================================ Kapitel 3: Aoi und Mitsuru - Ablenkung -------------------------------------- Aoi. Ich stocherte mit dem Tennisschläger im Gras herum und setzte mich auf einen Basketball. Jeden Tag dasselbe. Tennis, Tischtennis, Basketball, Batmanton, Fußball, ja manchmal sogar Baseball! Ich konnte gar nicht genug von Sport bekommen, war geradezu besessen davon. Sonntags war für mich der schlimmste Tag, alle Sportvereine gönnten sich am letzten Tag der Woche eine Pause und ruhten sich ordentlich aus. Ich wollte und konnte keine Pause machen, ich ging ins Fitnesszentrum oder lief zur Not den ganzen Tag um den Block bis zum Park und wieder zurück. Nebenbei besuchte ich voller Elan die anderen Member von GazettE und wir probten unsere neuen Songs, manchmal auch unsere Favoriten um die Routine zu behalten. Das kam allerdings nur 4 mal die Woche vor... "Hey, Aoi! Die Pause ist um, es geht weiter!", ein Kollege aus dem Verein kam zu mir gelaufen und blickte mich fragend an. "Oh! Ja, ich komme!" Mist! Ich war wieder zu sehr in Gedanken versunken... Das kam in letzter Zeit wieder etwas öfter vor. Dabei ist es doch genau das, was ich um alles vermeiden will! "Und wie war dein Tag?", Kai sah seinen besten Freund aufmunternd an und biss von seiner Pizza ab. "Ja... hab viel Sport gemacht. Ganz gut also.", der Gitarrist kaute abwesend auf seinem eigentlichen Lieblingsessen rum und blickte aus dem Fenster. Bloß nicht abschweifen, bloß nicht abschweifen. Auf keinen Fall nachdenken. Der Kleinere schob seinen Teller beiseite. "Hey. Wir gehen einmal die Woche Pizza essen und dann bist du so drauf? Komm schon, ich hab dir doch gesagt, du kannst immer mit mir reden. Über alles! Du bist jetzt schon 'ne ganze Weile so drauf. Du hast noch nie so viel Sport gemacht... ich bewundere ja deine Ausdauer und man soll ja immer fit bleiben... aber übertreib es bitte nicht. Hörst du, Aoi?" "Ja. Sorry! Ich weiß auch nicht... ich...", Aoi stellte entgeistert fest, dass sich die Tränen in seinen Augen nur so sammelten. Verdammt...! Kai rutschte um den Tisch, neben seinen Freund und legte den Arm sanft um die zitternde Schulter. "Egal, was du jetzt sagst. Wir fahren zu mir nachhause." Kai hatte eine besondere Gabe. Er konnte strenge Anweisungen geben und diese so sanft aussprechen, dass man wahrhaftig glauben konnte, ein Engel spricht zu einem. Dafür liebte der Dunkelhaarige seinen besten Freund. Er konnte ihn immer wieder hochziehen und Mut zusprechen. Sie fuhren gemeinsam zu Kai und legten ihre Sachen ab. Der Drummer machte Tee und kam nach einigen Minuten mit diesem ins Wohnzimmer. "Hier!", lächelte der Kleinere und reichte seinem Freund eine Tasse Tee. Aoi nahm einen großen Schlunk von dem wohltuenden Getränk. "Und jetzt erzähl mal...", wieder ganz sanft sprach Kai zu ihm. Er wusste, dass er ihm vertrauen konnte. Sie kannten sich schon so lange und er hatte ihm alles erzählt, und andersrum genauso. "Ich muss die ganze Zeit...", der Größere schluckte. Irgendwie war ihm die Sache doch ziemlich unangenehm. Er benahm sich ja wie ein Kleinkind in Übergröße! War es so? Benahm man sich so, wenn man... "Ich denke ständig an... ihn...", mehr brachte der Gitarrist vorerst nicht raus. Zu lang schon trug er die schwere Last allein mit sich rum. Da konnte er nicht einfach ganz schnell sagen was Sache war. "An ihn? Wer ist er denn?" Bevor Aoi überhaupt überlegen konnte, wie und ob er antworten sollte klackte es und die Haustür öffnete sich. "Oh! Tut mir leid, ich wollte nicht stören.", Chiyu kam ins Wohnzimmer streichte Kai kurz über die Haare und lächelte dem Gitarristen freundlich zu. Dann verschwand er in der Küche und kurz darauf ging er ins Schlafzimmer und schloss die Tür hinter sich. Der große Bassist, und er war wirklich enorm groß, lebte seit einem Jahr mit Kai zusammen. Die beiden hatten wohl schon immer was miteinander und Aoi war froh darüber, dass sein Freund in besten Händen war, man konnte gar nicht anders als sich mit den beiden zu freuen. Kai wendete sich wieder Aoi zu. "Entschuldige.", er lächelte. "Also...?" Aoi seufzte. "Mitsuru." "Mi-... Mitsuru? Magst du ihn?" "Mitsuru, ja. Ich... ich denke ständig an ihn. Aber ich komm nicht an ihn ran. Wahrscheinlich findet er mich schon total nervig! Immer wenn sich die Gelegenheit bot und wir uns über den Weg gelaufen sind, hab ich ihn angesprochen er hat mich begrüßt und ist dann gleich weiter. Und jedesmal versetzte es mir wieder einen Stich. Ich wollte ihn doch... einfach nur kennenlernen dürfen.", Aoi umschloß seine Knie und seufzte in diese hinein. Es tat gut. Es tat gut, jemanden zu sagen, was ihn schon so lange auf der Zunge lag. Kai drückte seinen Freund fest. "Ach, Aoi! Du machst dir viel zu viele Gedanken! Mitsuru ist doch ein sehr ruhiger Charakter. Ich denke man muss einfach anders an ihn heran treten... Geht er nicht immer in die Stadt-Bibliothek?" "Stadt-Bibliothek?", Aoi erhob den Kopf. Die Stadt-Bibliothek war genau gegenüber vom Sportplatz, den er jeden Tag besuchte. "Ja. Chiyu sagt, er liest jeden Tag. Quasi von morgens bis abends. Die Bibliothek hat ja auch immer auf. Was liest du denn so?" "Uhm... bisher... hab ich mich noch nicht direkt mit Büchern beschäftigt.", peinlich senkte der Dunkelhaarige wieder seinen Kopf. "Na umso besser!", Kai sprang auf und zog seinen Freund auf die Beine. "Kai... was?!" "Morgen ist Freitag! Du gehst zur Abwechslung mal nicht zum Sport sondern in die Bibliothek, na? Und dann guckst du dir an, was Mitsuru so liest und dann schnappst du dir auch mal ein Buch und liest. Das macht Spaß, du wirst sehen. Und dann könnt ihr euch über Bücher unterhalten! Du fragst ihn, was er gerne liest und ihr tauscht euch ganz simpel über dies und das aus. Vielleicht hat er ja auch mal Lust auf sportliche Aktivitäten?", Kai konnte sich kaum halten. Hüpfte von einem Ende zum anderen und malte sich alles bis aufs Detail genau aus. "Uhm... ok. Das könnte ich machen." Kai lachte und drückte seinen Freund. "Danke, Kai. Das hat mir wirklich geholfen! Es ist schon spät, ich werd mich langsam auf den Weg machen. Ich ruf dich morgen an, ja?" "Das mach ich doch gern. Ich bitte drum, du musst mir alles erzählen! Soll ich dich fahren?", der Drummer zeigte auf seine Autoschlüssel und Aoi schüttelte dankend den Kopf. "Nein, ich habs ja nicht so weit. Dann bis morgen!" Sie umarmten sich und Aoi verließ die Wohnung seines Freundes mit gemischten Gefühlen. Aber. Ist das alles wirklich so einfach, wie sich das eben angehört hat...? Es regnet. Ich mache mich langsam auf den Weg nachhause. ---------------------- # Other Side # ---------------------- Mitsuru. Ich starre auf die gedruckten Seiten vor mir. Ich weiß, ich weiß, ich weiß! Ich habe diese Lektüre und besonders das erste Kapitel schon mehrmals gelesen! Allein heute zum dritten Mal. Ich weiß, was da steht und werde es auch noch morgen wissen! Seufzend bemerke ich, wie ich dazu neige aus dem Fenster zu blicken, halte mich in letzter Sekunde davon ab. Nächstes Kapitel! Am besten suche ich mir ein anderes Buch aus. Aber welches? Die Gefahr, beim Suchen mit den Gedanken abzuschweifen ist zu groß. Ich bleibe bei diesem hier. Also... nächstes Kapitel. Es vergehen Stunden, Tage, Wochen und schließlich sitze ich schon mehrere Monate hier. Starre auf Bücher, die mich nicht interessieren oder die ich schon hundertmal gelesen habe. Mein Lieblingsbuch kann ich rückwärts aufsagen ohne auch nur mit der Wimper zuzucken. Mist... ich kann mich nicht konzentrieren. Solange ich nicht nach draußen gucke... Mein Blick schweift ab, ich gucke - nein, starre förmlich aus dem Fenster und klebe nahezu an diesem. Mein Blick sucht sehnsüchtig den ganzen Sportplatz ab. Stoppt dann und beißt sich an dieser einen Person fest. Mein Mund ist trocken, ich schlucke und reibe mir die Stirn, mein Nacken schmerzt. Wie lange hab ich aus dem Fenster geguckt? Oh verdammt! Werde ich jetzt tatsächlich zum Stalker? Wie schrecklich! Er wird es sicher bemerkt haben, dann wird er es seinen Freunden erzählen oder gar der Polizei und sie werden mich verhaften! Öffentliche Ärgernis! Belästigung! Stalking! Ich klappe das Buch zu. Das wird heute nichts mehr. Absolut nicht! Ich kann nicht mehr... Er hat mich so oft angesprochen, so oft ein Gespräch gesucht. Aus Angst davor, er würde wissen, dass ich ihn desöfteren durch das Fenster der Bibliothek genau beobachten kann und dass er es lächerlich finden würde, dass ich ihn... Ich habe immer meinen Blick gesenkt und bin weiter gegangen, bin nie auf ihn eingegangen. Dafür hasst er mich ganz bestimmt. Ich kann ihm ja nur zuwider sein... Seufzend klappe ich das Buch wieder auf. Ich will nicht noch eine Nacht verbringen, in der mich die Selbstzweifel überkommen und ich weinend einschlafe. Die Kapitel rauschen an mir vorbei, die bedruckten Seiten erscheinen mir wie leere. Es werden immer mehr Seiten, niemals weniger. Ich erkenne keinen Buchstaben mehr. Ich blicke verzweifelnd aus dem Fenster und stelle fest, dass es regnet. Der Sportplatz ist leer... Ich werde nachhause gehen. Morgen nehme ich mir ein Buch aus einer anderen Abteilung vor. Chemie? Ich könnte Chemiker werden, oder Fachreferent für Biologie! Mit neuem Mut verlasse ich die mir mittlerweile sehr bekannte Bibliothek und laufe durch den Regen zur nächsten U-Bahn-Station. #... Als Erster betrat der Drummer die Bibliothek. "Sie sind ja wie immer pünktlich!", lächelte ihm die Bibliothekarin freundlich zu. "Uhm... ja!", Mitsuru lächelte kurz und schnappte sich ein Buch aus dem ersten Regal. Bevor er sich setzte fiel sein Blick zufällig durchs Fenster. Komm schon, Mitsuru, heute nich-... Er sah den Dunkelhaarigen vor der Bibliothek stehen. Er starrte nach oben. Starrte auf ihn. Schnell duckte Mitsuru sich. Was sollte das denn? Wieso war der andere hier? Was sollte er denn jetzt machen? Genau in diesem Moment betrat Aoi die Bibliothek und ein leichter Windstoß mit ihm. Seine Haare wirbelten leicht um seinen Kopf und rahmten sein wunderschönes Gesicht ein. Mitsuru setzte sich schnell hin und klappte das Buch auf. Mist, mist, mist. Hoffentlich bemerkt er mich nicht, meine Nervosität nicht! Er starrte auf die erste Seite des Buches, erkannte den Titel nicht, blätterte einfach in einem ruhigen, langsamen Rhytmus durch das Buch. Aoi stand vor dem riesigen Gebäude und versuchte die Spitze zu erkennen. Er hatte eine Mission. Er würde ein Gespräch mit Mitsuru zu Stande bringen! Und wenn sie sich im Nachhinein über Klodeckel unterhielten. Irgendetwas! Er wollte nur von dem anderen wahrgenommen werden und diesen kennenlernen. Er wirkte auf eine so unscheinbar ruhige Art auf ihn, dass der andere ihn immer wieder anzog. Das Gefühl sollte bleiben! Es durfte sich sogar verstärken, aber das würde nur gehen... wenn Mitsuru... vielleicht... ein klein wenige Interesse an ihm zeigen würde. Dann würde er ihm schon beweisen, dass er durchaus... manchmal... interessant sein konnte! Er trat ein. Blickte sich um und entdeckte ihn schneller als gedacht. Er saß an der Fensterfront und die Sonne schien direkt auf ihn. Er leuchtete. Und er sah wunderschön aus. Aoi schluckte. Nahm irgendein Buch aus dem neben ihm stehenden Regal und setzte sich stillschweigend gegenüber an den selben Tisch, an dem der andere saß. Jetzt wird gelesen! ________________________________ Ich hoffe, denen, die dieses Kapitel gelesen haben hat es gefallen. Es hat sehr lange auf sich warten lassen, das tut mir leid. Ich werde die Fanfic bald beenden und in den nächsten Wochen die letzten beiden Kapitel posten. Danke fürs Lesen! Jegliche Art von Reviews sind gern erwünscht! mikanseimago Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)