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The Leprechaun

Wenn Grün eine Einstellung ist
von

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Pot O' Gold

Pot o' Gold
 

Rory Flanagan. Ein Schüler wie jeder andere. Oder nicht? Nun ja, nicht ganz. Rory war ein Austauschschüler aus Irland und wohnte zur Zeit bei Brittany Pierce und ihrer Familie. Schon als er vom Flughafen abgeholt worden war, war ihm klar gewesen, dass Brittany das schönste Mädchen der Welt war. Ihre großen blauen Augen und das gold- blonde Haar, dazu der durchtrainierte Körper der Cheerleaderin. Einfach der Wahnsinn. Und so war es nicht allzu verwunderlich, dass er bereits zu diesem Zeitpunkt sein Herz vollkommen an dieses schöne Wesen verloren hatte. Kaum wurde er beim Abendessen dazu aufgefordert ein bisschen von sich zu erzählen, wurde die Sache allerdings schwierig. Denn es dauerte gut eine Stunde bis ihn irgendwer auch nur ansatzweise verstanden hatte. Doch das störte ihn nicht, er hatte eben einen irischen Akzent und der war nicht ganz so einfach zu verstehen, vor allem nicht für Amerikaner. Unglaublich, er war endlich in Amerika! Amerika, das Land seiner Träume! Noch am selben Abend war Brittany zu ihm gekommen und hatte ihm gesagt, dass sie wisse, wer er sei, es aber keinem verraten würde. Sie wisse, dass er ein Leprechaun, ein irischer Kobold, war. Zuerst hatte er verdutzt drein gesehen. Wie kam sie denn auf die Idee? Glaubte sie wirklich an so ein Zeug wie Kobolde? Doch als sie weitersprach, wurde ihm klar, dass sie in dieser Hinsicht einfach viel unschuldiger und naiver war als andere Menschen. „Also mein Kobold, kannst du mir drei Wünsche erfüllen?“, fragte sie und sah ihn mit ihren blauen Augen an. „Brittany, ich bin ka Kobold...“, wollte er ihr die Augen öffnen, doch das blonde Mädchen sah ihn noch immer so an. „Ich weiß es doch, Leprechaun. Im Gegenzug bekommst du auch meinen Goldtopf.“ Sie sah bei dem letzten Wort an sich herab und Rory hatte ehrlich gesagt keine Ahnung, wie sie darauf kam, dass das ihr Topf voll Gold war. Allerdings war das ein Angebot, das man wohl nicht alle Tage von so einem hübschen Mädchen bekam, also wieso nicht? Er spielte mit. „Na guad, aber du darfst kanem davon erzähl'n, dass ich a Kobold bin. Das is furchtbar wichtig.“ „Ich hab zwar nichts von dem verstanden was du gerade gesagt hast, aber dein Geheimnis ist bei mir sicher. Und du solltest anfangen Englisch zu sprechen“, antwortete Brittany und klopfte ihm liebevoll auf die Schulter, ehe sie sein Zimmer wieder verließ. Rory war noch immer total überwältigt von der Situation von eben. Hatte sie ihm eben wirklich versprochen mit ihm zu schlafen, wenn er ihr drei Wünsche erfüllte? Hatte er das richtig verstanden? Oder träumte er nur? Gut, sie glaubte zwar, dass er ein Kobold war, aber es könnte schlimmer sein.

Als er am nächsten Tag aufwachte, war bereits helle Aufregung. Ein Gewusel fand dort unten statt, es war unglaublich. Als er hinunter in die Küche kam, wurde ihm alles für's Frühstück zugeschoben und dann noch ein Lunchpaket hingestellt, dann hieß es auch schon, sie müssten los zur Schule. Da hatte der Ire doch wohl astrein verschlafen und scheinbar hatte man auch generell etwas zu spät mit dem Frühstück angefangen. Ohne seine Schüssel voll mit Lucky Charms anrühren zu können, mussten sie dann auch schon los. Ein gelungener Start in den Tag, aber gut, er hätte seinen Wecker nicht überschlafen dürfen. Doch das war nicht so schlimm, er hatte Lunch dabei und noch etwas Geld, falls er noch hungrig sein sollte. Und so wurden er und Brittany vor der Schule abgesetzt. Sie ging auch sofort los, die Riemen ihres Rucksacks fest umgriffen, und drehte sich dann nochmal zu ihm um. „Schon komisch, dass du zur Schule gehen musst. Gibt es nicht eine Schule für Kobolde speziell?“ Der junge Flanagan folgte ihr rasch und sah ihr, bei ihr angekommen, in die Augen. „Man muss an Schuljahr auf ner normalen Highschool verbracht hab'n. Des is eine von den lustigeren Reg'ln die ma hab'n.“ Und wieder sah sie ihn verdutzt an. Und er wusste auch schon genau, dass sie kein Wort verstanden hatte. „Also ma müss'n des moachen.“ Brittany sah kurz zur Seite und dann wieder ihn an. „Ich find es noch immer erstaunlich, dass du hier bist und mir Wünsche erfüllst. Ich sag dir den ersten, sobald er mir einfällt.“ Und somit wandte sie sich wieder der Schule zu und lief in das Gebäude. Verträumt folgte Rory ihr.

Sie brachte ihn zuerst zum Sekretariat, da er ja einen Spind, einen Stundenplan und für den ersten Tag vielleicht sogar einen Lageplan brauchte. Und danach trennten sich ihre Wege auch vorerst. Das Mädchen würde nämlich zuerst zu einem Meeting der Cheerios gehen, dann zum Meeting des Glee-Clubs, während ihn eine durchschnittliche Assembly erwartete. Man erzählte ihm, dass es auch kleinere Assemblies gab, jeden Mittwoch, die großen fanden jeden Montag statt. Und so wurde er immer wieder mit Informationen überhäuft, bis endlich die Pause einbrach.

Es klingelte und sofort sprangen alle Schüler auf und rannten in den Flur hinaus. Wie Wahnsinnige, die endlich aus der Anstalt heraus kamen. Und man schubste und drängelte alles und jeden.

Rory wurde mehrmals so heftig zur Seite gestoßen, dass er ins Taumeln geriet und schließlich zu Boden fiel. Als er wieder auf den Beinen und einige Schritte gelaufen war, wurde er allerdings erneut umgestoßen mit den Worten, er solle dahin zurück gehen, wo er her käme. Gut, manche Menschen waren Idioten. Also einfach ignorieren.

Und so schaffte er es zu den Spinden zu gelangen und sah dort Brittany an ihrem Schließfach stehen. Voller Hoffnung ging er zu ihr hinüber, lehnte sich an den Spind und fragte sie, wie ihr Morgen so gewesen war. Zuerst verstand sie ihn natürlich nicht, doch irgendwann kam sie drauf, was er wollte. „Oh gut! Und ich hab auch meinen ersten Wunsch. Ich wünsche mir eine ganze Packung Lucky Charms nur mit Marshmallows!“, sagte sie begeistert. Eben in diesem Moment lief einer der Hockeyspieler vorbei und schmiss Rory gegen die Schließfächer. „Geh zurück nach Mexiko, Spinner!“ Brittany sah ensetzt dem Hockeyspieler hinterher. „Er kann dich auch sehen? Vermutlich nur, weil du willst, dass sie dich sehen, richtig?“ Der Ire fand ihre naive Art so süß, dass er das nun nicht kaputt machen wollte, und so rappelte er sich nur auf und meinte, dass sie recht habe. Dann erwähnte sie ihren Wunsch nochmals und Rory grinste sie an. „Gar ka Problem!“ „Du solltest hier wirklich lieber Englisch reden“, meinte Brittany wieder und lächelte ihn danach zuckersüß an, gab ihm einen Schmatzer auf die Wange und ging. Verträumt und hoffnungslos verliebt blieb Rory zurück. Was sollte er auch machen? Er hatte Herz und Verstand verloren und wollte nichts weiter, als Brittany ihren Wunsch erfüllen, ihre Vorstellung am Leben erhalten und natürlich wollte er sie auch für sich gewinnen.

Der restliche Schultag verlief relativ unspektakulär. Der Austauschschüler versuchte in den Klassen so wenig wie möglich aufzufallen und himmelte ab und zu seine Gastschwester an, die einige Stunden mit ihm zusammen hatte. Dann nach der Schule machte er sich auf den Weg einige Packungen Lucky Charms zu kaufen. Nun musste er nur noch überall die Marschmallows heraussortieren und eine neue Packung entwerfen et voilà, schon hatte er ihren ersten Wunsch erfüllt. Gut, es hörte sich natürlich viel einfacher an, als es sein würde. Er hatte viel zu tun.
 

Am nächsten Schultag war zumindest der Start entspannter und auf dem Weg zur Schule unterhielt er sich ein klein wenig mit seiner Gastschwester. Sie erzählte ihm von Lord Tubbington, ihrem Kater, den er glaubte bereits gesehen zu haben. Wenn er sich recht erinnerte, war es das ungewöhnlich fette Katzenvieh, aber gut. Das war nicht sein Brot, ob das Tier zu fett war oder nicht. Sie erzählte auch von den Cheerios und den New Directions, dem Glee-Club der Schule. Es war ganz interessant, was sie zu sagen hatte, auch wenn viele ihrer Aussagen kopflos waren. Aber sie war voller kindlicher Begeisterung und richtig fröhlich. So etwas konnte man doch nicht einfach zerstören. Und schließlich gingen sie wieder ihre Wege, jeder in einen anderen Unterricht für heute. Sie hatten etwa eine Stunde zusammen, was ihn echt etwas traurig machte.

Während der großen Pause beschloss Rory also innen zu bleiben und Brittany ihren Wunsch zu erfüllen. Er saß dort an einem Tisch, die Lucky Charms Boxen um sich herum verteilt und all die Kornflakes auf dem Tisch ausgebreitet und warf die Marshmallows in eine neue Box, die bereits gelabelt war mit „Lucky Charms all Marshmallow“. In seiner Arbeit vertieft, bekam er gar nicht mit, dass jemand das Klassenzimmer betrat. Finn Hudson war eben am Zimmer vorbei gelaufen und hatte dort diesen Neuen, den er mit Brittney gesehen hatte, sitzen sehen. Ganz alleine über einem scheinbaren Saustall sitzend. Also ging er hinein, um nach zu sehen, was da los war. Der Junge mit den grünen Klamotten sortierte Kornflakes. Sehr ungewöhnlich. Doch er schien Finn nicht zu bemerken. Finn räusperte sich, erst dann sah der Ire auf und begrüßte den anderen.

Auf kurz oder lang ergab sich bei diesem wenig interessantem Gespräch, dass Finn ihm half und eine Art Freund wäre, wenn Rory sich dem Glee Club anschloss. Gut, Flanagan hatte nichts zu verlieren, er war schon so die Zielscheibe der beliebten Kids, von daher ließ er sich von nichts abschrecken und stimmte zu. Und so geschah es, dass er an diesem Nachmittag zu den New Directions stieß. Zuerst trafen ihn viele missbiligende Blicke und auch der Chorleiter schien trotz seiner offensichtlichen Freude noch etwas skeptisch. Also musste er den Mitgliedern des Schulchores erst einmal ein Solo vor singen. Oh Gott, wie nervös er anfangs war. Das war der Wahnsinn, wie sie ihn alle dabei ansahen, als wolle er ihnen etwas böses. Doch als sein Lied endete, schienen sie etwas fröhlicher zu sein und hießen ihn willkommen.

Am nächsten Tag war seine Popularität auch schon wahnsinnig gestiegen: Nun bekam er doch tatsächlich von dem gesamtem Hockeyteam nacheinander jeweils einen Slushi ins Gesicht geschüttet. Man hatte sich für ihn sogar die Mühe gemacht und nur rote, grüne und hellgelbe beziehungsweise weiße Slushis zu nehmen, da er doch Mexikaner war. Über diesen Fehler konnte er im Moment nicht einmal ansatzweise mehr schmunzeln. Sah er denn auch nur im kleinsten Detail wie ein Mexikaner aus? Hatten diese Leute eigentlich eine Ahnung von Geographie und von ein paar ethnischen Begebenheiten? Gut, darüber würde er sich ärgern, wenn er wieder trockener war, aber nun zitterte er nur am ganzen Körper, von oben bis unten eingeslushiet. Rory bahnte sich einen Weg zu den Toiletten und lief beinahe in Finn Hudson hinein. „Hey, was denn los, Rory? Wer war das?“, fragte der Riese und Flanagan blieb kurz stehen. „Des Hockeyteam. Sie sagt'n es sei a G'schenk zur Aufnahme in den Glee-Club. Mia is grad so kalt, des is unfassbar“, antwortete der Ire. Finn begleitete ihn in die Toiletten und half ihm ein paar Handtücher aufzutreiben, um wieder trockener zu werden. „Das hat man leider mit uns allen gemacht. Tut mir echt Leid.“ Er reichte dem kleinerem und auch jüngerem noch ein Handtuch. „Geht's wieder?“ Rory nickte, nachdem er sich das Gesicht trocken gerieben hatte. Als er danach zum Glee-Club gekommen war , hopste Brittany ihm fröhlich entgegen mit den Kornflakes in der Hand. „Mein erster Wunsch ist in Erfüllung gegangen!“, verkündete sie ihm stolz. Rory grinste breit. „'türlich, ich hoab ihn dia ja auch erfüllt.“ Er verfiel wieder in breites Grinsen, obwohl er noch nicht allzu lang zuvor übergossen wurde von Eisgetränken. Auch beugte er seinen Körper weiter zu ihr nach vorne und sah sie mit seinem verschmitztem Spitzbuben Lächeln an. „Und nu?“, deutete er an und Brittany schien sogar sofort zu verstehen. „Mein zweiter Wunsch ist, dass Lord Tubbingtons Häufchen zu Toffeeriegeln werden“, verkündete sie ihm, schenkte ihm erneut ein zuckersüßes und unschuldiges Lächeln und drehte sich auf dem Absatz um, um in den Chorraum zu gehen. Das würde vielleicht etwas schwerer werden, denn er musste dazu irgendwie in ihr Zimmer kommen. Wohlgemerkt unbemerkt. Aber dennoch war es nicht ganz so aufwendig, was sehr erfreulich war.

Und an diesem Abend noch, wollte er den zweiten Wunsch erfüllen. Die einzige Frage war bisher nur: wie? Doch da Rory unglaublich einfallsreich war, wenn es darum ging sich solch einen Unfug auszudenken, hatte er einen Weg gefunden und es sogar geschafft Britt davon zu überzeugen, dass er gezaubert hatte, obwohl sie ihn sozusagen bei der Tat erwischte. Und nun hatte sie noch einen Wunsch, allerdings wusste sie noch nicht Recht, ob es ihr endgültiger Wunsch sein sollte. Bisher war sie der Meinung, dass sie gerne den Trouble Tones beitreten würde, allerdings nicht will, dass jemand von den anderen verletzt ist. Na super. Das war wohl der erste tiefgründige Wunsch, den er von Brittany gehört hatte. Rory war diese Nacht noch einige Stunden wach gelegen. So wurde das ganze nichts. All die Mühe umsonst. Wie sollte er denn dafür sorgen, dass die anderen nicht verletzt waren? Er konnte doch nicht wirklich zaubern! Der Gedanke, dass das alles hatte so enden müssen, er es eigentlich hätte sehen müssen, schlug ihn nieder. Keine Chance. Brittany würde ihn einfach wieder in der Öffentlichkeit komplett ignorieren. Ob er nicht etwas zu hart mit ihr war? Brittany war eigentlich nicht jemand, der nach Popularität ging. Sie tat was sie persönlich für richtig hielt. Also würde sie ihn wohl nur meiden, wenn sie sauer auf ihn werden würde. Wäre sie sauer, wenn sie begriff, dass er kein Leprechaun war? Vermutlich. Aber ganz ehrlich, er hatte damit ja nicht angefangen. Er hatte nur nichts dagegen gesagt. Was hätte er auch sagen sollen? Er war einfach viel zu überwältigt gewesen von dem Gefühl, dass sich in seinem Bauch ausbreitete, wenn sie so bei ihm stand und redete. Über was sie sprach war dabei vollkommen belanglos. Was vermutlich auch ganz gut war, denn vielleicht wäre ihm sonst aufgefallen, was für einen Schwachsinn sie meist sagte. Aber Liebe machte wohl nicht nur blind, sondern auch taub.

Mehrere Stunden dachte der Ire noch nach. Darüber, was er empfand, was sie vielleicht empfinden könnte, ob da etwas war oder nicht, ob sie überhaupt ansatzweise so von ihm dachte oder je denken würde. Er fragte sich, ob er je eine Chance hatte, ob er das ganze aufklären sollte oder einfach sein Bestes tun sollte, um ihren letzten Wunsch zu erfüllen. Vielleicht sollte er auch einfach die Wahrheit sagen. Doch irgendwann unter all den Gedanken, war er weg gedöst und hatte Schlaf gefunden. Schneller als erwartet. Und eben so unerwartet kam das Erwachen am nächsten Morgen. Vor allem da seine Gedanken immer noch so wirr waren wie zuvor. Es war ihm noch immer kein Auswege in den Sinn gekommen. Und so saß er diesen Morgen besonders still beim Frühstück und schaufelte gerade zu gehetzt seine Kellogg's in sich hinein. Auf dem Weg zur Schule fragte Brittany ihn sogar, was los sei, da sie noch nie einen Kobold hatte essen sehen, schon gar nicht so schnell. Bei dem Gedanken ihr darauf zu antworten – vor allem ehrlich zu antworten – raste sein Herz. Er wollte weder die Welt in der sie lebte zerstören, noch wollte er diese traute Zweisamkeit kaputt machen. Aber beides wäre wohl der Fall, würde er ihr sagen, dass es erstens keine Kobolde gab und er zweitens auch keiner war. Oder andersherum. Und aus diesem Grund sah er sie nur kurz an, senkte dann den Blick auch schon wieder auf seine Füße. Nichts würde er sich mehr wünschen, als ihr den letzten Wunsch zu erfüllen – nicht zuletzt auch aus dem Grund, um ihren Glauben an Märchen und Wunder aufrecht zu erhalten. Natürlich wollte er auch, dass sie ihre Vereinbarung einhielt. Auch wenn er sich das im Moment nicht wirklich eingestehen wollte. „Wenn wa Kobolde goanz viel Magie brauch'n, dann ess ma imma ordentlich. Nur so zur Vorsicht“, erklärte er ihr dann und sah gespannt wie sie darauf reagierte. Brittany musste das ganze erst einmal verarbeiten. Man sah regelrecht wie die Worte durch ihr Gehirn sickerten und kleine Zahnrädchen begannen, sich hinter ihren Augen zu drehen. Dann schien es einzurasten und Britt zeigte, dass sie es verstanden hatte. Gott sei Dank, glaubte sie ihm das. Somit hatte sich das Thema Essen auch schon wieder gelegt. Nur als Santana ihren Weg kreuzte und Brittany mit einem Kuss begrüßte, sah Rory leicht missmutig drein. Es gab mehrere Gründe dafür. Erstens mochte er Santana nicht. Zweitens mochte sie ihn ebenso wenig. Und drittens konnte er schon spüren, dass ihr eine Gemeinheit über ihn auf den Lippen lag und sie nur darauf wartete, sein Ego irgendwann auf dem Boden zu zertreten. Vielleicht sah sie ihn als Konkurrenz um Britt an. Vielleicht war sie auch einfach nur eine fiese Schlange. Beides war sehr gut möglich. Kopf schüttelnd wollte er sie also ignorieren und lief einfach weiter, doch da kam es schon: „He! Grünshirt! Hast du Kiwis in den Ohren oder so? Ich rede mit dir!“ Rory blieb stehen, drehte sich aber nicht um. „Du solltest jetzt besser zuhören, oder ich verpasse dir gleich eine Abreibung, die sich gewaschen hat“, feixte sie weiterhin. „Du konnst mi ned ei'schüchdern“, antwortete der Ire. Santana sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. „Wie oft muss man dir noch sagen, dass du die Landessprache sprechen musst, Hirni? Ich sag dir mal was, Dumpfbacke. Ich weiß Bescheid. Ich weiß, dass meine süße unschuldige Brittany denkt, dass du ein irischer Kobold wärst. Und ich weiß auch, dass du das Spiel mitspielst. Egal was du dir davon erhoffst, sei dir im Klaren, dass ich dich vernichte, wenn du meiner Britt weh tust. Kapiert?“ Stumm stand er da, lauschte ihr und nickte dann heftig, und versuchte den Kloß, der sich in seinem Hals gebildet hatte, herunter zu schlucken. Ja... dann mal Prost Mahlzeit.

Von Santana doch merklich eingeschüchtert, hatte er sich den ganzen Schultag eher ruhig verhalten und darüber gegrübelt, wie er es schaffen konnte, dass er Brittanys Wünsche erfüllte. Doch einfach würde das nicht werden. Tatsächlich sprach er mit Finn darüber und, dass er nicht wusste wie er ihr dabei helfen konnte, denn es würde ihr schon schwer zu schaffen machen. Der große Riese schien davon gerührt zu sein, klar, er kannte nicht die ganze Geschichte... jedenfalls meinte er, er würde sein bestes geben da mit zu spielen. Später bekam Rory sogar mit wie Finn Brittney erklärte, dass es okay wäre, auch wenn die anderen traurig wären und sie Britt auch eigentlich echt brauchten. Das blonde Mädchen nickte und schien nicht allzu viel später ihren Plan auch schon in die Tat umzusetzen. Gut, das hieß ja, dass er ihr den letzten Wunsch erfüllt hatte. Oder nicht? Nach der Schule ging er also zu ihrem Schließfach, lehnte sich an die Spinde und sah Britt lächelnd an. „Und wie schaut's aus? Dai Wunsch wurd' dir erfüllt-“, doch ehe er aussprechen kann, schloss Brittany ihr Schließfach und sah ihn ernst und entschlossen an. „Du hast ihn mir nicht erfüllt, die anderen waren verletzt, dass ich gegangen bin“, sagte sie trocken und wollte sich bereits wegdrehen. Als Rory ihr nachfolgte und sie hilfesuchend ansah, blieb sie nochmals stehen. „Ich hab es gemerkt. Finn war traurig, nur weil er gelächelt hat, heißt das nicht gleich, dass er fröhlich war. Außerdem gibt es keine Kobolde!“, fügte sie beinahe energisch hinzu und wandte sich wieder ab. Kurz einen Blick über die Schulter werfend sagte sie noch: „Ich hätte nicht gedacht, dass du mich für dumm verkaufst, Rory!“ Und schon stolzierte sie den Flur entlang, weit weg von ihm. Verständnislos stand Rory an den Spinden. Bis Santana vorbei kam und ihm zuzwinkerte und einen Kusshand zu warf. Das war also auf ihre Radkappe zu schreiben, dieses Luder. Doch sehr viel Zeit zum Groll hegen hatte nicht, denn Rick the Stick drückte ihn wieder mit Karacho in die Wand. „Ich dachte, ich hätte dir Spinner gesagt, dass du hier allerhöchstens auf allen Vieren erscheinen darfst!“

Gedemütigt und verletzt sank Rory an der Wand entlang zu Boden. Der Hockeyspieler verschwand ebenso schnell wie er gekommen war. Was war denn nur los hier? Wieso schien ihn denn keiner zu mögen? Was zur Hölle machte der Ire denn falsch?

Scandalous

Scandalous
 

Bei den Pierce zu Hause wollte das blonde Mädchen kein Wort mit ihm reden, geschweige denn ihn auch nur ansehen. Still und ihn immerzu stur ignorierend saß Brittany ihm gegenüber am Tisch und zerhackte ihr Abendessen mehr oder weniger. Ihre Eltern fragten bereits, was denn los sei, doch weder der irische Austauschschüler noch die Cheerleaderin wollten ihnen antworten und so gaben beide relativ bald auf. Teenager musste man wohl einfach ertragen.

Nach dem Abendessen folgte Rory Britt an ihr Zimmer und klopfte. „Ich will niemanden sehen!“, meinte das Mädchen energisch. „I wolld mi endschuldigen, Brittany. Bidde, lass es mi erklär'n“, bat er vorsichtig, wurde allerdings nur an der Tür stehen gelassen. Klar war sie sauer, er hatte sie angelogen und ihre Gutgläubigkeit ausgenutzt, um eventuell mit ihr im Bett zu landen. Das war nicht die feine englische Art. Allerdings war er auch kein Britte, sondern ein Ire. Aber davon mal ganz abgesehen, tat man so etwas natürlich nicht, und dass war Rory Flanagan vollkommen bewusst. Doch rausreden war nun ja nicht mehr. Und sie wollte sicherlich nicht hören, dass er anfangs versucht hatte ihr auszureden, dass er ein Leprechaun war. Aber daran würde sie sich sicherlich nicht erinnern. Als sie nach 20 Minuten noch immer kein Zeichen von Erbarmung zeigte, ließ er sie endlich in Frieden. Doch einfach im Zimmer sitzen, dass wollte er an diesem Dienstagabend nun auch nicht wirklich. Er hatte die ganze Woche vor sich und musste sie irgendwie auf den Kopf hauen ohne von Britt abhängig zu sein. Das würde schwer werden. Da er sowieso nichts besseres zu tun hatte, beschloss er sich nochmals in die Lima Bean auf zu machen und fragte seine Gasteltern, ob er etwas mitbringen sollte.

Es war ein eigentlich recht kurzer Weg, wenn man sich auskannte, es nicht dunkel wurde und man nicht gewohnt war auf der anderen Straßenseite zu fahren. Aber gut, dass alles schüchterte den Jungen nicht ein, sondern lenkte ihn erfolgreich von dem blonden Engel ab. In der Lima Bean gab es einiges zu tun: sinnlose Heftchen zu lesen, billigen Merchandise zu begutachten und vor allem eine riesige Liste von Kaffeesorten zu durchschmökern. Rory war noch nie gut darin sich bei Essen oder Getränken schnell zu entscheiden. Vor allem nicht, wenn es so viel Auswahl gab. Das Resultat war also ein überforderter Ire nicht weit von der Theke, allerdings auch nicht wirklich zum Bestellen bereit.

Ein junger Mann kam herein und betrachtete den Dunkelhaarigen skeptisch. Wollte der Kerl heute noch was bestellen oder wie sah das aus? Der Schüler mit dem spitzem Gesicht betrachtete Rory eine Weile. „Bestellst du heute noch oder bist du nur Dekoration?“, fragte er mit einem breitem Grinsen und einem etwas stechendem Unterton. Rory sah zur Seite und betrachtete den Fremden, der in einem Blazer und einer grauen Hose neben ihm stand, die Arme verschränkt und den Kopf etwas schief gelegt. Scheinbar schien dieser junge Mann den Anblick etwas zu genießen. „T'schuldige, i konn mi ned entscheid'n“, murmelte Rory also und sah wieder auf die Karte. „Ein Tipp: Kaffee Mokka mit Sahne ist hier unglaublich gut.“ Das breite und schelmische Grinsen, dass leicht an ein scheinheiliges und zugleich sehr verächtliches erinnerte, wich nicht aus dem Gesicht des Fremden. „Oh...“, gab Rory nur von sich und entschied sich endlich, tatsächlich einen Kaffee zu bestellen. Und wenn er schon dabei war, probierte er gleich den Mokka mit Sahne. Der Junge mit den scharfen und doch sehr eleganten Gesichtszügen folgte ihm sofort an die Kasse und bestellte sich selbst ebenfalls einen Mokka. Nun sah Rory sich nach einem Platz um und steuerte einen Tisch an. Mit dem ersten Nippen wusste er, dass der Fremde einen guten Geschmack hatte. Der Mokka war ausgezeichnet! Und als er eben mit dem Gedanken spielte, dem Anderen noch hinter her zu rufen, dass es eine gute Wahl war, schien dieser beschlossen zu haben, dass alleine Kaffee trinken nicht Seins war. „Kann ich mich setzen?“, fragte er höflich und deutet auf den Stuhl Rory gegenüber. „Kloa“, meinte der irische Junge. Dann saß der Fremde auch schon. „Mein Name ist übrigends Sebastian“, stellte er sich dann auch schon vor. „Rory“, erwiderte Rory die Geste und stellte sich ebenfalls vor. Und so kamen die beiden jungen Männer ins Gespräch. Und irgendwie hatten sie wohl einfach zu lange und zu ausführlich geplaudert, denn nach einer Weile waren bestimmt zwei Stunden vergangen. „Oh... i muss wieda hoam“, meinte Rory und stand bereits auf. Sebastian tat es ihm gleich. „War schön dich kennen zu lernen, Rory. Wir sollten das dringend wiederholen“, schlug der andere dann vor. Rory stimmte dem zu und so tauschten sie noch ihre Nummern aus.
 

Am Mittwoch Morgen kam Rory nur schwer aus dem Bett. Das ganze wurde nicht einfacher, als er auch schon einen bitter bösen Blick von Brittany bekam. Mrs. Pierce fragte schon besorgt nach, was denn los sei, da sie sich anfangs doch so gut verstanden hätten. Der Ire wusste nicht recht, wie er das erklären sollte. „Sie denkt, dass ich sie dumm find'. Aber des stimmd ned“, seufzte Rory also nur. Britt beachtete ihn gar nicht weiter, sondern ging direkt zur Schule. Er selbst schaffte es dann schließlich noch kurz vor Beginn des Unterrichts anzukommen. Niedergeschlagen lief er den ganzen Tag eher langsam umher, die Schultern herunter hängend. Irgendwann bekam er eine SMS: Lust heute Abend weg zu gehen? Ich kenne einen ganz guten Club nicht weit von Lima. Da Rory in keinster Weise erwartete, dass Brittany heute noch etwas mit ihm unternehmen würde und ihm generell Abends recht langweilig war (ganz davon zu schweigen, dass er noch nie in Amerika auf einer Party war), willigte er ein und antwortete Sebastian. Okay, wann und wo? Hab leider kein Auto..., schrieb Rory zurück. Ich hol' dich um halb Elf ab. Schick mir einfach deine Adresse. Schnell suchte der Ire die Adresse der Pearces heraus und schickte sie seiner neuen Bekanntschaft. Dann bekam er noch eine Antwort, dass er dort Rory abholen würde.

Bevor der Schultag enden würde, gab es noch eine Stunde Glee-Club. So wirklich wusste er nicht, ob er sich heute darauf freute, nun da Santana ihre Meinung ihm gegenüber frei heraus zeigte und Brittany ihn auch nicht mehr mochte. Er war so frustriert, dass er daran dachte, einfach direkt zurück zu gehen. Doch Finn gabelte ihn auf und schob ihn mehr oder weniger sanft zur Probe. Als er während der Probe noch eine Nachricht von Sebastian bekam, strahlte er auffällig: Bis heute Abend und dann feiern wir richtig! Die anderen sahen nur sein breites Lächeln und schmunzelten und versuchten zu erraten, wieso er so lächelte. Brittany stellte sich allerdings noch auf stur und ignorierte ihn so gut es ging. Doch dann drehte sie sich um und sagte: „Dass auch du mich dumm hältst, hätte ich nicht gedacht!“ Die Probe verging ansonsten recht unspektakulär und so ging es wieder nach Hause zu den Pearces. Dort angekommen vertrieb er sich den Nachmittag und machte sich nach dem Abendessen für die Feier fertig. Vielleicht fand er ja heute Abend jemanden für sich? Ein hübsches und süßes Mädel? Einen Versuch war es doch Wert.

Bereits eine Weile vorher saß er draußen und wartete darauf, dass Sebastian mit seinem Wagen vorfuhr und ihn einsteigen ließ. „Siehst schick aus, willst du jemanden beeindrucken?“, fragte der etwas Ältere und lächelte schief. „Man waß ja nie“, schmunzelte Rory und schloss die Tür, als er auf der Beifahrerseite eingestiegen war. Noch wollte Sebastian dem Iren nicht verraten, wo die Fahrt hinging, doch es konnte nur besser als das meiste hier in Lima sein.
 

Die Fahrt dauerte gut 45 Minuten und Rory gähnte bereits auf dem Beifahrersitz. Er traute sich gar nicht nachzufragen, wann sie denn da waren. Doch scheinbar war dieser Zeitpunkt jetzt gekommen, denn der junge Mann neben ihm zog nach links und fuhr auf einen Parkplatz ein. Sofort schien der Jüngere wieder fitter und Energiegeladener zu sein als zuvor und Sebastian grinste über diese Tatsache nur still schweigend. „Da wären wir, das ist das Scandals“, meinte Sebastian Smythe schließlich und stieg aus. Rory tat es ihm gleich und fiel beinahe aus dem Wagen, da er so hastig aussteigen wollte. Er bekam eine Fake ID in die Hand gedrückt und schon gingen sie beide in den eher wie ein Schuppern wirkenden Club oder eine Bar vielleicht? Neugierig folgte er dem Amerikaner ins Ungewisse. Sein Blick wanderte von der Tür zur Decke, über die Wände, bis hin zur Bar. Natürlich saßen nur Kerle an der Bar, die Mädels tanzten sicherlich. Noch ahnte er ja nicht, dass er in einer schwulen Bar war.

Sebastian steuerte auf die Bar zu und bestellte sich etwas sehr alkoholisch klingendes zum trinken, Rory folgte ihm und startete vorsichtig mit einem Jacky Cola. Er lehnte sich an den Tresen und sah sich um. Sein Blick schweifte über die Tanzfläche. Vielleicht gab es ja hier ein paar Grazien zu sehen? Doch wirklich fündig wurde er nicht. Dort hinten war eine, doch die war extrem hässlich. Er suchte weiter und Smythe sah Rory interessiert dabei zu. „Na? Schon fündig geworden?“, rief er beinahe, da die Musik relativ laut war. Nochmals versuchte Flanagan auf der Tanzfläche einige Mädchen abzuchecken, doch irgendwie.... es waren alles gar keine Mädchen. „Öhm... wo sind denn die Mädels?“, versuchte er die Musik zu übertönen und sah Seb verwirrt an. Dieser lachte plötzlich nur. Dann, nach einem Augenblick sah er Rory nochmals an. Nein, der Junge meinte das ernst. „Das ist eine schwulen Bar. Es gibt hier wohl eher keine Mädels“, erklärte er also noch immer grinsend. Doch wohl am erstaunlichsten war Rorys Reaktion auf diese Erleuchtung. „Oh... okay, dann brauch ich noch ein Guiness!“ Und ohne auch selbst nur nach seinem Geldbeutel suchen zu können, hatte der andere ihm das Bier schon bezahlt. „Geht auf mich, als Entschädigung, dass es keine Mädchen zum angucken gibt.“ Ein Zwinkern folgte. Der Ire dachte sich dabei nichts böses. Wenn er so recht drüber nachdachte, war er sich nicht einmal sicher, ob Sebastian das vielleicht sogar erwähnt hatte. Und er hatte es irgendwie übersehen. Passierte ja ab und an mal. Also nahm er sein Bier und stieß mit Seb an. Immerhin war der andere doch ein netter Kerl und kostenloses Bier für Rory war definitiv ein Anzeichen dafür, dass Bastian freundlich war.



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