Verknotet von Coronet ================================================================================ Kapitel 1: Verknotet -------------------- Verknotet– Eine Tribute von Panem Fanfiction   Autorin: Coronet Rating: P16 Zeitraum: nach den 70. Hungerspielen Songtext: Manic by Plumb Disclaimer: Mir gehören weder “Die Tribute von Panem”, noch “Manic” von Plumb Persönliches Geblubber: Als ich das Lied das erste Mal gehört habe ist mir ganz spontan Annie dazu eingefallen und seitdem hat sich der Gedanke in mir festgesetzt, den Text in einer FF zu verwenden. Also, hier ist es! Ich hoffe, es gefällt euch, über Lob und auch Kritik freue ich mich immer. Liebe Grüße, Coronet *   Es ist morgen. Ein weiterer Morgen im Leid von der einzigen Person, die ich je aufrichtig lieben konnte. Die mich zurück liebt. Aufrichtig und wahrhaftig. Und wie jeden Morgen seit dem verdammten Ende der Hungerspiele darf ich mit ansehen, wie die Angst zeitgleich mit dem Erwachen die Macht über ihren Körper zurück gewinnt. Als hätte man sie verknotet und verdreht. Und jeden Morgen wird der Knoten straff gezogen. Wie die Taue, die unsere Schiffe sicher im Hafen verankern, so ist sie festgebunden an all die negativen Erinnerungen aus der Arena. Keine Therapie hilft gegen das, was sie durchgemacht hat. Es sind ihre eigenen Dämonen, gegen die sie kämpfen muss, die in ihr wüten. Noch so oft kann sie diese lächerlichen Sätze wiederholen – ‚Ich bin Annie Cresta. Ich lebe in Distrikt vier. Ich habe die 70. Hungerspiele überlebt.’ – sie werden nichts ändern. Es sind nur die Sätze, die jedem von uns nach unserem Sieg diktiert worden. Denn die Therapeuten sind nicht auf unserer Seite – sie kommen schließlich doch aus dem Kapitol, das uns erst in die Spiele geschickt hat. Und doch ertappe ich mich selber immer wieder dabei, wie ich sie leise vor mich hinmurmle. Ich bin Finnick Odair. Ich lebe in Distrikt vier. Ich habe die 65. Hungerspiele überlebt. Und ich liebe Annie Cresta.   She breaths in She breaths out She wakes up And lays down She can hardly speak And so she screams   Morgenlicht fällt zart durch die Gardinen in das Schlafzimmer und läutet einen weiteren, strahlenden Tag in Distrikt vie rein. Nur, dass er für mich rein gar nicht friedlich wird, denn mich reißt der Schrei einer wohlvertrauten Stimme aus dem Dämmerschlaf. Annies Stimme. Ich schrecke hoch, taste nach ihrem schmalen Körper neben mir, doch dort, wo sie doch eben noch war, ist sie nicht mehr. Wie konnte ich es mir nur leisten, noch einmal weg zu dämmern? Ohne nachzudenken sprinte ich aus dem Zimmer, die Treppe herunter – und tatsächlich, ich finde Annie dort, wo sie sich so oft hingeflüchtet hat, wenn es ihr schlecht geht – im Garten. Zusammengekrümmt hockt sie zwischen dem Gras und den wenigen Blumen, denen ich den Garten überlasse. Bleich und voller Pein krümmt sie sich, ehe sie erneut schreit, versunken in ihre eigene, tödliche Gedankenwelt. Mit wenigen Schritten bin ich bei ihr und fasse sie sanft an den Schultern. So geht das seit ihrem Sieg. Sie schläft, wacht auf und schreit. Es kommt kaum vor, dass sie spricht, sie schreit einfach nur. All ihren Schmerz und ihren Hass hinaus in die Welt. Doch obwohl es fast schon so etwas wie mein gewöhnter Tagesablauf geworden ist, ihre Pein zu sehen und mich um sie zu kümmern, so gefriert mir doch jedes Mal das Herz, wenn ich ihre Schreie höre, ihren leeren Blick sehe, der an einen Ort blickt, an den ich ihr nicht folgen kann. Ich knie neben ihr im Gras, halte sie sanft in meinen Armen, obwohl sie wild um sich schlägt und immer wieder schreit. Bevor sie gegangen ist, habe ich ihr versprochen, dass ich sie immer lieben werde, ganz gleich, was die Spiele aus ihr machen. Und ich tue es immer noch. Wie könnte ich auch anders? Ganz seicht wiege ich sie in meinen Armen, bis ihr Anfall wieder vorbei ist. Auch wenn sie nie ganz vorbei sind. Mehr tue ich nicht, und mehr kann ich auch gar nicht tun. Nichts dringt in ihren Anfällen zu ihr durch. Nicht einmal ich. Wo ich doch sonst so begabt bin im Umgang mit Knoten. Doch alles was ich kann, ist neue binden, nicht alte lösen. I won't give again Cause she takes so often   Es ist zermürbend. Am Anfang habe ich sie angefleht, zurück zu kommen, sie fast schon angeschrien, so verzweifelt war ich. Doch sie hat nur stumm dagesessen und alles über sich ergehen lassen. Nun beruhige ich sie bloß noch, in der Hoffnung, dass sie eines Tages erwacht. Das sich der Knoten in ihr löst, der all die Dämonen bindet. Nothing I say will wash it away I'm standing in the pouring rain You say it won´t happen again Your manic, manic There's a chemical in your brain It's pouring sunshine and rage You can never know what to expect Your manic, manic   Denn egal was ich auch sagen würde, sie hört es nicht. Es ändert nichts. Egal wie oft ich ihr Liebe schwöre, sie wird nicht antworten… Niemals… Aber ihr zu liebe bleibe ich stark. Ich darf nicht einbrechen. Sie braucht doch jemanden an ihrer Seite, der sie beschützt. Ich will dieser jemand sein. Vorsichtig wage ich es, ihr einen sanften Kuss auf die Stirn zu geben, doch ich erwarte fast schon, dass sie wieder schreien wird. Doch nichts dergleichen. Stattdessen höre ich ein schwaches Schluchzen, spüre, wie ihr Körper nachgibt und sie gegen mich sinkt. Behutsam fange ich sie auf, ziehe sie auf meinen Schoß. Ängstlich vergräbt sie ihr Gesicht an meiner Brust, nicht Willens, mich anzusehen. „Annie, ich bin es. Du bist im Garten. Du bist zurück.”, flüstere ich leise, da ich die Stille nicht ertragen kann. Selbst wenn meine Worte nichts erreichen, so will ich sie doch wenigstens gesagt haben. Unter Tränen guckt sie mich an, ihr Gesicht ganz verquollen. Doch dann lächelt sie, so zart wie der gerade beginnende Morgen. „Fin…“, bringt sie unter Schluchzen zu Stande. Der Knoten lockert sich. „Du hattest nur einen Anfall. Einen schlechten Traum…“, beruhige ich sie, mit der stärksten Stimme, die ich in dieser Lage zu Stande bringe. Sie nickt nur, wischt sich mit dem Ärmel das Gesicht. „Du bist ja bei mir, also ist alles gut“, sagt sie tapfer, auch wenn wir beide wissen, dass dem nicht so ist. Jedes Mal sagen wir das, versuchen, daran zu glauben. Ich will es wirklich, doch dann bekommt sie wieder einen Rückfall, fällt wieder schreiend in sich zusammen und meine Hoffnungen zerfallen wieder zu Scherben, nur um wieder neugeboren zu werden, wie der Phoenix aus der Asche. Denn solange sie lebt, sind wir zusammen, egal wie. Denn ich liebe sie. Gegen alle Regeln, denn Snow vertritt mehr als deutlich den Punkt, dass ich sie nicht lieben darf. Die Verrückte aus Distrikt vier, vor deren Unberechenbarkeit man im Kapitol augenscheinlich Angst hat. Schließlich würde sie unzähligen Frauen den Traum von mir, Finnick Odair, rauben.   She loves you And hates you You break down She feels good   Von einer kalten Hand auf meiner Wange werde ich zurück in die Realität geholt. Es ist Annie, die mich aus ihren immer noch feuchten, großen Augen anblickt. „Ich liebe dich.“ Ich kann nicht anders, aber ein Lächeln gleitet über mein Gesicht. „Und wie ich dich liebe“, antworte ich ihr, während ich sanft ihre Lippen mit den meinen berühre. Es ist so zart und dauert nur einen Wimpernschlag, dass man es schon fast nicht mehr Kuss nennen kann, doch mehr wage ich nicht, zu nehmen. Wer weiß, wann sich ihr Gemüt wieder ändert, die Dämonen wieder die Oberhand gewinnen, den Knoten straff ziehen. Wann sie mich wieder wegstößt, verwirrt und verängstigt. Ich darf nicht wagen daran zu denken, wie sehr mich diese Momente aufzehren, bis sie plötzlich wieder zurückkehrt, die Dämonen in Schach weist und ich sie erneut lieben kann. Und ihre Liebe mich erreicht. She will bleed of insecurity When will she heal I love her still   Sie ist so klein, so zart in meinen Armen, dass ich sie am liebsten nie wieder loslassen würde. Doch diese Träume macht sie zunichte, indem sie sich jetzt zaghaft von mir löst, und von der vom Morgentau feuchten Wiese erhebt. „Ich habe Hunger“, sagt sie leise, wobei sie mich anlächelt, mit diesem schüchternen Lächeln, mit dem sie mein Herz in Beschlag genommen hat. „Aber natürlich. Was möchtest du? Ich habe alles da… sogar eine frische Gans.”, stolz lächle ich, weil ich ihr sogar ein großartiges Frühstück bieten kann, denn Gänse gibt es in unserem Distrikt für gewöhnlich nicht, ich musste sie teuer im Kapitol kaufen. Doch ich bin mir fast sicher, dass sie sich freuen wird. Mein freudiges Lächeln gefriert mir noch an Ort und Stelle, als ich den Ausdruck auf ihrem Gesicht sehe. Für einen Moment wirkt es, als würde sie zerbrechen, ich erwarte fest, dass sie vor meinen Augen in tausend Splitter aus Glas zerfällt. Doch stattdessen öffnet sie ihren Mund, und es erscheint mir, als würde es Ewigkeiten dauern, bis der marginale Schrei ihren Mund verlässt.   “AHHHHHHHHHHHHHHHH!” Schockiert stehe ich für einen Moment auf der Wiese, unfähig, zu reagieren, so sehr schockiert mich ihr neuerlicher Anfall. Dann trifft mich die Erkenntnis. Gänse, die hat sie in der Arena gefangen, gemeinsam mit ihrer Verbündeten. Am liebsten würde ich auch schreien, wegen mir, meiner Unbedachtheit. Ich selber habe den Knoten wieder verstärkt. Stattdessen drücke ich Annie schnell an meine Brust, weigere mich, sie gehen zu lassen und flüstere ihr immer wieder ins Ohr, selber fast schon manisch: „Alles ist gut. Vergiss das mit der Gans. Ich hab mich versprochen. Du bist zuhause. Alles ist gut.”   Nothing I say will wash it away I'm standing in the pour in rain You say it wont happen again Your manic, manic There's a chemical in your brain It's pouring sunshine and rage You can never know what to expect Your manic, manic   “NEEEEEIN! NEEEEIN! POOOOON! ICH RETTE DICH…. WARTET!” Sie schreit und schreit, immer wieder, während sie ihre Hände auf die Augen presst. Ich spüre, wie sich ihr ganzer Körper versteift und verkrampft, wie sie die Kontrolle über ihren Körper verliert. Und dann wird sie wieder ganz ruhig. Zu ruhig. Besorgt hebe ich mit den Fingerspitzen ihr Kinn und blicke in ihr leeres Gesicht. Sie ist immer noch wunderhübsch, so wunderhübsch, wie sie es schon vor den Spielen war. Ich erinnere mich, wie sie mich verzaubert hat, als ich sie das erste Mal gesehen habe. Es war der Morgen vor der Ernte, und sie weiß nicht, dass ich sie dort gesehen habe, wie sie auf einem Stein saß und einen Blumenkranz geflochten hat.   She's got everything you want She's every little thing you´re not Schüchtern war sie, als ich sie kennen gelernt habe. Ich erinnere mich, wie ich ihr Komplimente machte, sie neckte, wie es meine Art ist, doch tief in mir drinnen war da mehr, wenn ich ehrlich zu mir war. Sie hatte diese Aura, die sie von all den Tributen vor ihr unterschied. Sie glaubte, sie wäre nicht stark, doch das war eine Lüge, denn sie hatte ein starkes Herz. Tief in mir drinnen glaube ich noch heute, dass sie immernoch stark ist, ihr Herz noch ungebrochen, von keinem Knoten beengt. Gemeinsam werden wir es gegen ihren Wahnsinn, wie die Leute im Kapitol es nennen, schaffen. Wir können alles besiegen, schließlich haben wir beide es durch die Spiele geschafft. Gemeinsam ergänzen wir uns, und es macht mich wahnsinnig, dass ich sie so sehr liebe und doch meistens nicht einmal küssen kann, so wie ich es im Moment am liebsten täte. Nothing I say will wash it away I'm standing in the pour in rain You say it wont happen again Your manic, manic There's a chemical in your brain It's pouring sunshine and rage You can never know what to expect Your manic, manic   “Ich bin furchtbar…”, flüstert sie jetzt, immer noch gefangen. „Niemanden konnte ich retten… ich hätte tot sein sollen…“ Heftig packe ich sie bei den Schultern, blicke ihr ins Gesicht. „Sag das nicht Annie. Ich liebe dich! Du bist unschuldig, und du weißt das!“ Nothing I say will wash it away I'm standing in the pour in rain You say it wont happen again Your manic, manic There's a chemical in your brain It's pouring sunshine and rage You can never know what to expect Your manic, manic   Langsam lichtet sich der leblose Schleier über den Augen und es ist wieder sie, die mich anblickt. „Verdammte Tote. Ich sollte endlich meinen Weg in das Leben zurückfinden“, sagt sie trotzig, als sie sich über die Augen wischt. Beschwichtigend schüttle ich den Kopf. „Das ist nur normal. Wir alle sind da durch gegangen. Außerdem glaube ich an dich.“ Und in diesem Moment überrascht sie mich erneut, aber nicht durch einen Schrei. Sondern durch ihre Lippen, die sie sanft, aber bestärkend auf meine drückt. Ich bin Finnick Odair. Und ich bin glücklich, denn ich liebe Annie Cresta. Für sie lerne ich, wie man Knoten lösen kann. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)