Innocent Rabbit von ChiChii ================================================================================ Kapitel 11: ------------ Seit geschlagenen zwei Stunden hockte ich schon vor Akis Haustür, doch bisher war er nicht erschienen. Vielleicht sollte ich meine Hoffnungen doch wieder fallen lassen. Wenn er nicht kam, würde ich ihn anrufen. Wenn er nicht abheben sollte, sollte ich einfach sterben. Mein Leben machte ohne Aki ohnehin keinen Sinn. „Brauchst du Hilfe, Junge?“, fragte eine alte Frau, die gerade durchs Stiegenhaus kam und an mir vorbeiging. Wenn sogar sie mich ansprach, musste ich echt bemitleidenswert aussehen, wie ich da so am Boden saß und mit dem Rücken an der Holztür lehnte. „Ich warte auf Aki“, antwortete ich leise und sah sie von unten aus an. Mir war bewusst, dass meine Augen dabei automatisch größer wirkten und ich niedlich aussah, obwohl ich mich in einer beschissenen Lage befand, doch wahrscheinlich erwärmte genau das ihr Herz. „Du meinst den schwarzhaarigen jungen Mann?“, fragte sie überrascht und auf mein Nicken hin redete sie weiter: „Der ist vor wenigen Stunden erst nachhause gekommen. Wenn sie läuten, sollte er schon aufmachen.“ Dankbar sah ich sie an und beobachtete, wie sie ihren Weg durchs Treppenhaus fortsetzte. Erst als ich das Schlagen einer Türe hörte, stand ich auf, wobei meine Beine unangenehm prickelten. Ich hatte wohl zu lange in der selben Stellung verbracht. Kurz zögerte ich noch, bevor ich meinen Finger auf die Klingel drückte und mehrere Sekunden draufließ. Nur wenige Augenblicke später drangen aus der Wohnung unangenehme Geräusche, bei denen ich mich sorgte, ob Aki sich verletzt hätte. Doch nur kurz darauf wurde die Tür aufgerissen und ein missgestimmter Aki stand vor mir, dessen Gesichtsausdruck sich schnell in pure Überraschung verwandelte. „Kleiner, was machst du denn hier?“, fragte er mit seiner ruhigen Stimme, bei der mir die Tränen kamen. Wie sehr ich den Klang vermisst hatte, wenn er sprach. Verzweifelt schlang ich meine Arme um ihn und versteckte mein Gesicht an der Brust. „Ich liebe dich, Aki. Wärst du nicht, hätte ich das alles nicht durchstehen können“, schluchzte ich verzweifelt während ich meine Finger unangenehm fest in seinen Rücken krallte. Die aufgesprungene Haut brannte dabei unangenehm, was ich ignorierte. Immerhin konnte ich Akis warme angenehme Haut spüren. „Kleiner, du müsstest doch in der Schule sitzen“, murmelte er leise und zog mich mit sich mit in die Wohnung, um die Türe schließen zu können. Dann erst begann er, zuerst meine Finger zu lösen und mich dann vorsichtig von sich zu schieben. „Was ist denn los? Dein Vater sagte, du hättest einen Autounfall gehabt.“ Verschreckt sah ich ihn an und schüttelte dann heftig den Kopf. Er hatte zu mir auch gesagt, dass Aki einen Unfall hatte. Hatte er uns auseinander bringen wollen? War es ihm so zuwider, dass ich Aki liebte? „Ich wurde entführt“, flüsterte ich leise und senkte den Kopf. Wenn Aki die Wunden sah, war er vielleicht abgestoßen. Das hatte ich überhaupt nicht bedacht, als ich hergekommen war. „Können wir ins Bett gehen? Dort erzählst du, was passiert ist, ja?“, fragte der Schwarzhaarige und als ich ihn anblickte, sah ich die Müdigkeit in seinem Blick. Seinem Äußeren nach war er die ganze Nacht auf gewesen. Also nickte ich schnell, ließ den Rucksack auf den Boden fallen und zog die Schuhe und die Jacke aus, welche Aki aufhängte. Dann tapste ich ihm hinterher, als er ins Schlafzimmer ging. Aki legte sich sofort ins Bett, mich musste er auf die Matratze ziehen, da ich nur am Rand stehen geblieben war. Die Möbel waren tatsächlich dunkel, wie ich blinzelnd feststellte, doch die Wände waren weiß, nicht schwarz, was einen hübschen Kontrast bildete. Und das Bett war tatsächlich sogar für zwei Personen zu groß. Sofort kuschelte ich mich an den schützenden Körper und Aki zog eine Decke über uns, bevor er einen Arm um meine Hüfte legte, genau dorthin, wo er immer gelegen hatte. „Und jetzt erzähl, Kleiner“, murmelte Aki müde und sah mich aus seinen dunklen Augen an. Kurz schweifte mein Blick zu seinen Lippen, doch ich riss mich zusammen. Trotzdem kam ich nicht umhin zu bemerken, dass er den Ring wie üblich beim Schlafen gegen einen einfachen Stecker getauscht hatte. „Naja, dein Ersatz gehörte zu einer anderen Familie und hat mich dann zu dessen Hauptquartier gebracht, wo…“, ich unterbrach mich selbst und musste schlucken. Vereinzelte Bilder schoben sich vor mein inneres Auge, weshalb ich meine Lieder schloss, doch es brachte nichts. Erst als ich eine Hand an meiner Wange spürte und die Augen wieder öffnete, sah ich Aki und keine fremden Menschen. „Was war dort, Kleiner?“, fragte der Yakuza leise, bevor er mir sanft einen Kuss auf die Lippen hauchte. Sündige, verführerische Lippen. Ich riss mich zusammen und erzählte weiter: „Sie haben mich misshandelt. Irgendwann kam die Polizei und mein Vater holte mich ab. Er sagte… Er sagte, dass du tot wärst. Ich hab ihm nicht geglaubt und jetzt bin ich hier.“ Während ich erzählte, hatte sich Akis Blick immer weiter verfinstert, weshalb ich jetzt beinahe schon ein wenig Angst vor ihm hatte. „Aki?“, fragte ich leise und sah ihn besorgt an. „Zieh das Hemd aus“, zischte er wütend und sah mich mit einem deutlich kälteren Blick an als bisher. Verzweifelt schüttelte ich den Kopf. Ich hatte extra ein langärmliges Hemd angezogen, damit er meine Arme nicht sah, also würde ich es nicht einfach so ausziehen. Die Wunden waren ja nicht einmal verheilt. Ehe ich reagieren konnte, hatte Aki mich auf den Rücken gedreht, fixierte meine Handgelenke mit seinen Knien und begann die Knöpfe zu lösen. Ein leises Wimmern kam über meine Lippen, als er sich leicht bewegte und seine Kniescheibe auf einen der Schnitte an meinem Arm drückte. „Aki, hör auf“, flehte ich, doch es half nichts, denn er machte einfach weiter, bis das Hemd ganz offen war. Ruckartig zog er mich an der Schulter nach oben und zog mir den Stoff von den Armen, so dass ich nun oben ohne vor ihm saß. Hilflos versuchte ich, die Wunden zu verstecken, doch er hatte sie längst entdeckt. „Die stammen von denen“, stellte er stirnrunzelnd fest, ich nickte nur eingeschüchtert. Was sollte ich auch anderes sagen, wenn es doch wahr war. Ich wollte es selbst nicht so haben, doch dagegen tun konnte ich auch nichts. „Wie lange? Wie lange warst du dort, Kleiner?“, fragte Aki wütend. Ich hatte ihn noch nie so unbeherrscht erlebt. Ging es ihm wirklich so nahe, wenn ich verletzt wurde? Als ich verprügelt worden war, war er auch wütend gewesen, doch nicht so ohne Halt. „Zwei Wochen“, sagte ich kaum hörbar. Im nächsten Moment knallte Akis Faust gegen die Wand, an der das Bett stand. Erschrocken sah ich ihn an, war bei dem Schlag sogar zusammen gezuckt. „Du kannst doch nichts dafür“, versuchte ich ihn zu beschwichtigen. Vorsichtig setzte ich mich auf und legte ihm meine Hand in den Nacken, bevor ich meine Lippen auf seine legte. Sofort erwiderte er den Kuss stürmisch. Vermutlich versuchte er, auf diese Art seine Wut loszuwerden. „Wo haben sie dir wehgetan?“, murmelte er in den Kuss, gleich darauf bat seine Zunge um Einlass, indem er mir über die Unterlippe leckte. Nur zu gerne ging ich darauf ein. Gleichzeitig nahm ich seine Hand und führte sie an meinen Rücken, wo er vorsichtig über die Wunden strich. „Mein armer kleiner Hase“, flüsterte er, nachdem er sich gelöst hatte und hob meinen Arm hoch. Mit großen Augen beobachtete ich, wie er über jeden einzelnen Schnitt leckte, was ein angenehmes Prickeln hinterließ. Ich musste mir auf die Unterlippe beißen, um keine Geräusche von mir zu geben, doch irgendwie schien Aki zu ahnen, was ich dachte, denn er machte bei meinem anderen Arm weiter, während seine Augen immer auf mein Gesicht gerichtet blieben. „Versprichst du mir jetzt, immer bei mir zu bleiben?“, fragte ich leise nach und versuchte die Wirkung zu ignorieren, die die Berührungen seiner Zunge bei meinem Körper verursachten. „Für immer und nichts hält mich davon ab“, versprach Aki, bevor er mich erneut küsste, diesmal deutlich liebevoller. Ich musste in den Kuss lächeln. „Du heilst mich, allein durch deine Anwesenheit“, gestand ich in einer kurzen Atempause und rutschte auf seinen Schoß. Glücklich allein darüber, dass er wieder da war, legte ich die Arme um seinen Hals und vergrub mein Gesicht an seinen Schultern. Jetzt wo ich meinen Aki wieder hatte, wurde mir bewusst, wie sehr ich ihn doch vermisst hatte. Ich hätte durchdrehen können, so sehr hat er mir gefehlt, doch jetzt war er bei mir und es würde wirklich alles besser werden. Nichts konnte uns auseinander bringen, schwor ich mir. Weder mein Vater, noch sonst jemand. „Aki, ich liebe dich“, nuschelte ich in sein Ohr, zog kurz an dem Stecker mit meinen Zähnen, während ich einen Finger auf der anderen Seite in die Kette hakte und kurz daran zog, weil ich es so gerne hatte, ihn ein wenig zu ärgern. Ich wunderte mich gar nicht, wieso er selbst jetzt diese Kette trug, die an dem Stecker hing, aber wahrscheinlich war sie sein Markenzeichen. Ich bekam keine Antwort, dafür den wunderschönsten Kuss aller Zeiten. Es schien, als würde Aki all seine Gefühle, die Sachen, die er nicht aussprechen konnte, hineinlegen und es erwärmte mein Herz. Je länger unsere Lippen sich berührten, desto schneller verschwanden die Schmerzen aus meinem Inneren. „Warst du traurig, als mein Vater sagte, ich wäre gestorben?“, fragte ich, als die Luft wieder zum Verhängnis wurde und wir uns trennen mussten. Spielerisch schnappte ich nach seinen Lippen und zog an dem Piercing. Sofort schellte Akis Zunge hervor und fuhr über meine Oberlippe. „Ich hätte die ganze Welt erschießen können“, antwortete der Schwarzhaarige, nachdem ich losgelassen hatte. Ich grinste kurz. Dann musste er ziemlich wütend und verletzt gewesen sein, wenn er so reagiert hatte. „Wolltest du nicht schlafen?“, fragte ich amüsiert und legte mich auf die Matratze. Aki betrachtete mich kurz, ließ dabei seinen Blick über die Teile meines Rückens wandern, die er einsehen konnte, bevor er sich neben mich legte und wieder in die Arme schloss. Den Schutz, der sich mir dadurch bot, genoss ich aus tiefstem Herzen. Ich hatte alles wieder, wonach ich mich verzehrt hatte und dafür könnte ich Gott, Buddha und allen anderen Gottheiten dieser Welt danken. Ich war einfach nur glücklich, dass ich meine große Liebe wieder hatte. Als ich aufwachte und Aki immer noch da war, war das der beste Tag in meinem Leben. Er war nicht verschwunden und das alles war kein wunderbarer Traum gewesen. Ich hatte Aki wirklich wieder und er würde für immer bei mir bleiben. Das war alles was ich wollte. „Frühstück?“, fragte Aki leise und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Okay, Frühstück wollte ich auch. Obwohl es eigentlich Nachmittag war, aber Aki hatte sicherlich in der Früh nichts gegessen, also war es für ihn Frühstück. Ich nickte leicht und als Aki aufstand, kuschelte ich mich tiefer in die Decke und atmete seinen Geruch ein, der in seiner Bettdecke festhing. Frischer Sommerregen. Unvergleichlich und einzigartig. So wie Aki. Während ich so dalag und auf das Essen wartete, dachte ich nach. Aki hatte mich nicht abgestoßen, er hatte mich vermisst und er würde bei mir bleiben. Das hieß, wir waren jetzt so was wie zusammen. Das musste ich aber noch einmal nachfragen. Außerdem erwiderte er meine Gefühle, auch wenn er es nicht aussprechen konnte. Aber Taten sagten ja bekannter Weise mehr als tausend Worte und er hatte diese durch seinen Kuss gesprochen. Dazu hatte er eine wunderschöne Wohnung und vielleicht durfte ich ja hier einziehen, wenn mein Vater nicht damit klarkam, dass ich Aki immer noch liebte und auch wusste, dass er am Leben war. Doch solange Aki bei mir war, würden wir das schaffen. „Mund auf, Augen zu“, befahl eben dieser Schwarzhaarige und ließ sich neben mir auf dem Bett nieder. Brav drehte ich mich auf den Rücken, hatte die Augen schon geschlossen und öffnete die Lippen. Schon begann meine Fütterung, die ich so sehr liebte, wenn er es war, der mir das Essen reichte. Ich konnte alles lieben, solange es von Aki kam oder ich es mit ihm machen konnte. Wenn er da war, war mein Leben lebenswert und das war das einzige Wichtige. „Ich liebe dich“, meinte ich irgendwann während des Frühstückes, als ich einmal kein Essen in den Mund geschoben bekam. „Sagtest du bereits“, erwiderte Aki mit seiner ruhigen Stimme, doch ich konnte den sanften Unterton heraushören. Wahrscheinlich war ich der einzige, der ihn jemals heraushören könnte. „Ich werde es die immer und immer wieder sagen, solange bis du es auch irgendwann aussprichst“, erklärte ich zufrieden, seufzte allerdings überrascht auf, als sich Akis Lippen auf meine legten und er mir eine ganze Erdbeere in den Mund schob. Das Obst war Nebensache, lieber haschte ich nach seinen Lippen, doch Aki entzog sich mir. „Erst beißen, dann lecken“, tadelte er ruhig. Ich streckte ihm die Zunge heraus. Er legte eine weitere Erdbeere darauf, die ich sofort in meinem Mund verschwinden ließ. Ich mochte Erdbeeren, aber woher Aki das wusste, war mir ein Rätsel. Allerdings mochte auch jeder Mensch Erdbeeren, also war das auch kein Wunder. „Wann musst du zuhause sein?“, fragte Aki nach. Eigentlich wusste ich es nicht, da ich gleich nach der Schule hätte dort sein müssen, also zuckte ich mit den Schultern und sprach das laut aus. „Kleiner Dummkopf. Jetzt musst du hier schlafen oder ich bring dich nachhause“, erklärte er und tippte mir gegen die Nase. „Hier schlafen“, stellte ich sofort klar und verschränkte die Arme vor der Brust. Die Augen öffnete ich auch, da meine Fütterungszeit wohl vorbei war und sah ihn entschlossen an. Bisher hatte ich immer bekommen, was ich haben wollte und ich wurde nicht enttäuscht. Ich durfte bei Aki übernachten. Doch zum Schlafen kamen wir nicht wirklich, da Aki auch immer bekam, was er wollte. Trotz allem hatten wir eine tolle Zeit zusammen. Jahre und länger verbrachten wir miteinander und er hielt sein Versprechen und verließ mich nie. Nachdem ich die High School abgeschlossen hatte, zogen wir nach Kyoto, wo ich studierte und er arbeitete. Diesmal auf legale Weise. Aber ich vermutete, dass er immer noch etwas mit der Mafia zu tun hatte. Es störte mich nicht, solange er sich nicht verletzte. Wir hatten auch Hasen. Einen schwarzen und einen weißen. Der Schwarze hieß Akira, so wie mein alter Hase auch, und der weiße Yuki. Ich hatte den schwarzen nach Aki benannt, da Aki meist die Kurzform für Akira war und Aki hatte Yuki nach mir benannt, da Yuki in meinem Namen steckte. Zu viert lebten wir also zusammen, aber Yuki und Akira konnten sich partout nicht ausstehen. Stören tat das weder Aki noch mich, wir waren einfach glücklich zusammen. _____________________________________ Okay, sorry, unspektakuläres ende! *verbeug* Hoffe, die Geschichte hat trotzdem gefallen! ^^ Bye bye! *wink* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)