Innocent Rabbit von ChiChii ================================================================================ Kapitel 9: ----------- I'm SOOOORRIIIIIII!!! Ich will ja niemandem die Schule zuschieben (*hust* tumblr *hust*), aber ich hab blöderweise meinen Upload Termin verpasst! Q____Q Ihr müsst mir nicht verzeihen, aber bitte weiterlesen! Als Entschädigung kommen diesmal zwei Kapitel! *kekse hinstell* ________________________________________________ „Das ist nicht der Weg nachhause. Fahren Sie mich sofort nachhause!“, rief ich aufgebracht, als der Wagen in eine vollkommen andere Richtung fuhr, als er eigentlich sollte. Doch mein Protest wurde ignoriert und aus einem fahrenden Auto würde ich auch nicht springen. „Hey, drehen sie gefälligst um“, schrie ich weiter und beugte mich nach vorne, um nach meinem Bodyguard zu grabschen, doch mein Handgelenk wurde einfach gepackt. Ein Wimmern kam über meine Lippen, als der Schrank von Mensch meine Knochen zusammen drückte. Schnell zog ich sie zurück und kauerte mich auf der Rückbank zusammen. Diese ganze Situation war doch absurd. Der Mann auf dem Fahrersitz musste mich nachhause fahren, also gab es keinen Grund, nicht dorthin zu fahren. Aki hätte das nicht gemacht. Aki wäre gerade mal mit mir Einkaufen oder zum Frisör gefahren, aber nicht ins… Rotlichtviertel…. „Was machen wir hier?“, fragte ich hysterisch und rüttelte an dem Fahrersitz. Ich wollte nicht hier sein. Hier liefen so viele illegale Sachen ein, ich wusste auch, dass mein Vater hier einiges vertrieb, aber mir gefiel dieser Stadtteil nicht. Ich wollte nicht hier sein. „Ich liefere dich am Zielort ab“, war die ruhige Antwort und ein desinteressierter Blick über den Rückspiegel. Aki hat das auch immer gemacht. „Der Zielort ist mein Zuhause und hier wohne ich definitiv nicht“, rief ich und warf ihm einen entgeisterten Blick zu. Der Typ musste LSD oder so etwas in der Art gegessen haben, wenn er meinte, dass hier irgendwo mein Haus lag. „Wer hat gesagt, dass dein Vater den Zielort bestimmt hat?“ Wer hat gesagt, dass mein Vater den Zielort bestimmt hat? Niemand hat gesagt, dass mein Vater den Zielort bestimmt hat. Aber wenn mein Vater die Route nicht befohlen hatte, dann jemand anders. Es gab nur wenig Menschen, die Nutzen daraus zogen, mir etwas anzutun. „Leute aus einem verfeindeten Clan wollen dich umbringen“, waren Akis Worte gewesen. Ich sollte umgebracht werden. Mit großen Augen sah ich den Schwarzhaarigen an, dessen Namen ich nie erfahren hatte. Ich hatte nie die Namen von irgendwelchen Angestellten erfahren. „Ich werde sterben“, flüsterte ich leise. Angst machte sich in mir breit. Ich wollte nicht sterben, ich wollte doch noch so viel in meinem Leben machen. Ich wollte Aki wieder sehen und ich wollte die Welt bereisen, andere Länder sehen und wieder glücklich werden. Ich konnte und durfte einfach nicht sterben! „Oh, keine Sorge, wir haben etwas anderes im Kopf“, erwiderte der Mafiosi hinter dem Steuer grinsend. Bei seinem Gesichtsausdruck liefen mir Schauer über den Rücken. Etwas anderes? Bilder drängten sich in meinen Kopf, von lauter Möglichkeiten dessen, was passieren konnte. Verstümmelung, Knochenbrüche, Schläge, Misshandlungen jeglicher Art. Mir stiegen die Tränen in die Augen. Ich wollte nachhause oder, noch besser, zu Aki. Aki würde mich sicher vor alledem beschützen, er würde nicht zulassen, dass mir irgendwas passierte. Verzweifelt schluchzte ich auf, aus das Auto anhielt. Da ich nicht aussteigen wollte, wurde ich unsanft am Arm durch die Tür gezogen. Auf der Straße war fast niemand unterwegs und die Häuser sahen alt und unbenutzt aus. Doch der äußere Eindruck täuschte, denn als ich in eines der Häuser gezogen wurde, stellte ich fest, dass es innen ziemlich teuer eingerichtet war. „Lassen Sie mich los!“, kreischte ich und versuchte irgendwie, aus dem Griff zu entkommen, obwohl ich wusste, dass es doch eigentlich hoffnungslos war. Es war unmöglich für mich, aus einem Griff zu entkommen, wenn der Mann sehr viel stärker als ich war. Noch dazu auf eine Art stark, dass man es ihm sogar ansehen konnte. Ganz anders als Aki, voller unnötiger Muskeln. „Klappe halten“, brummte der Mann nur und stieß mich durch eine Tür. Bei der Kraft landete ich auf meinen Knien, die unangenehm laut auf dem Boden aufkamen. Doch der Schmerz war weitaus größer als der Knall laut war. „Du bist also der Sohn dieses Mistkerls?“, erklang eine kratzige Stimme, bei der ich aufsah und vor Schreck hintenüber fiel. Der Mann, der gesprochen hatte, lehnte an einem protzigen Schreibtisch. Sein Gesicht war von mehreren Narben geprägt und die Waffe an seiner Hüfte war deutlich sichtbar. Zu sichtbar, als dass es kein Drohmittel sein konnte. „Was wollen sie von mir? Ich hab überhaupt nichts mit irgendwas zu tun“, haspelte ich und krabbelte auf dem Boden rückwärts. Ich wollte aus diesem Gebäude raus und einfach nur weg von diesen Gruselgestalten. Mit der Mafia wollte ich nichts zu tun haben, genau deshalb hatte ich mich immer dagegen gesträubt, meinem Vater in die Fußstapfen zu treten. „Es ist aber auch eine Verletzung der Ehre für ein Clanoberhaupt, wenn er die eigene Familie nicht schützen kann.“ Das erklärte alles. Kurz blinzelte ich, um die Erinnerungen an diesen einen Abend abzuschütteln. Jetzt wieder in Liebeskummer zu versinken, würde mir am wenigsten aus dieser Situation heraushelfen. „Einen hübschen Jungen wie dich der Schönheit zu berauben, würde vielen Leuten hier eine große Freude bereiten. Was glaubst du, was machen sie mit dir?“, fragte mich der Vernarbte, während er immer weiter auf mich zutrat. Ich im Gegenzug rutschte auf dem Boden immer weiter nach hinten, bis ich die Tür im Rücken spürte und verschreckt zu ihm nach oben sah. Verzweifelt schüttelte ich den Kopf, in der abstrusen Hoffnung, das wäre nur ein Alptraum. Wobei ich eigentlich wusste, dass es kein Alptraum war, da das alles real war. Mein Frühstück und mein Mittagessen, mein Gespräch mit Yumi und mein Getränk waren alles so real wie diese Szene hier. „Willst du wissen, was sie mit Leuten wie dir machen?“, fragte der Typ weiter und ein erschrockenes Quietschen kam über meine Lippen, als er meinen Kopf am Kinn hochhob. Ein verachtender Gesichtsausdruck trat auf das fremde Gesicht, bevor er mir mit offener Hand ins Gesicht schlug. „Dein Vater ist dafür verantwortlich, dass wir einige finanzielle Probleme haben. Was glaubst du, wie viel wird er für dich bezahlen?“ „Gar nichts wird er zahlen. Er hasst mich“, antwortete ich und ließ den Kopf sinken. Jedes Mal mussten die Leute meine Wange treffen. Konnten die nicht einmal woanders hin zielen? „Dann sollten wir dich auf dem Schwarzmarkt verkaufen. So ein nettes Bürschlein wie dich erzielt sicher einen hohen Preis“, erklärte der alte Mann mit einem perversen Grinsen. Geschockt sah ich ihn an. Verkaufen? Mich? Ich war ja kaum normale Gesellschaft wert, dann würde sicher erst recht niemand für mich zahlen. Verzweifelt schüttelte ich den Kopf, vergrub das Gesicht in den Händen und zog die Knie an. „Aki“, wimmerte ich leise. Wieso konnte er nicht einfach kommen? „Aki?“, wiederholte der Mann, seine Überraschung war seiner Stimme zu entnehmen. „Verdammt, du kleiner Bastard, ich bring dich um! Dieser Arsch hat uns immer nur Ärger gemacht.“ „Aki kann machen, was er will“, verteidigte ich ihn leise und machte mich schon auf den nächsten Schlag gefasst, der zweifelsohne folgen würde. Doch er blieb aus. Verwundert blinzelte ich durch meine Finger hindurch. „Oh, das tut er, glaub mir. Aber wichtiger ist die Frage, wie du zu ihm stehst“, sagte der Vernarbte interessiert. Ich musste schlucken, um den Kloß in meinem Hals loszuwerden. Ich wusste nicht, wie ich zu Aki stand. Als er noch da war, hätte man das, was wir hatten, wohl als Affäre bezeichnen können, doch er war weg. Seine Gefühle hatte er mir nie direkt gesagt, ich wusste nur, dass er mich gern hatte. „Ich weiß es nicht“, antwortete ich dementsprechend und sah zu Boden. Ich hätte mehr Fragen stellen sollen, als er noch da war. Hätte weiter nachbohren müssen, aber ich hatte es nicht getan. Am Telefon ging das auch schlecht, da mein Vater mein Handy eingezogen hatte und beim Haustelefon das Kabel gezogen hatte. Wahrscheinlich kannte er Akis Tricks schon längst. „Nicht mal ihm können wir eines auswischen“, knurrte der Mann und wandte sich ab. Schnell ging er zu dem Schreibtisch, der wohl seiner war, und ließ sich auf den fetten Sessel dahinter fallen. Dann griff er nach dem Telefon und bellte einen Namen hinein. Dieser Moment kam wohl einem innerlichen Untergang gleich. Mir verschwamm der Blick, als ich hochgezogen wurde. Die Flure und Treppen über die ich gezogen wurde, drehten sich. Vielleicht stand ich ja vor einem Nervenzusammenbruch. Als wir stehen blieben, spürte ich kurz einen Schlag, dann wurde die Welt schwarz für mich. Ich wusste nicht, wie spät es war, welcher Tag war, ob Stunden oder Wochen vergangen waren. Da waren nur diese Schmerzen, überall auf meinem Körper. Inzwischen konnte ich nicht einmal mehr weinen, sondern lag nur geschockt auf dem Boden in dem Zimmer, in dem ich immer weiter gefoltert wurde. Es waren andauernd andere Leute gewesen, doch alle hatten Informationen gewollt, irgendetwas das sie gegen meinen Vater verwenden konnten. Aber man konnte ja schlecht reden, wenn man nichts wusste. Also hatte ich geschwiegen, geschrien, gejammert, Akis Namen geschluchzt und war in der Verzweiflung versunken. Wem ginge es anders, wenn man permanent geschlagen, getreten, mit Messern oder heißem Metall behandelt wurde. Nur mein Gesicht und meine geliebten Haare waren von all dem verschont geblieben. Meist waren nur die Arme und der Rücken betroffen. „Damit ich noch einen Preis erzielte“, hatten sie gesagt. „Nur so würde ich noch Geld bringen“, hatten sie gesagt. Doch stets hatte ich nur nach Aki geschrien. Wieso war er nicht hier? Hatte er nicht erfahren, dass ich verschwunden war? Oder lag das Alles erst ein paar Stunden zurück? Ich wusste keine Antworten mehr. Mein Zeitgefühl war verschwunden und inzwischen war ich in Hoffnungslosigkeit versunken. Nicht einmal in Selbstmitleid konnte ich mehr baden. Ein Bad hatte ich jedoch dringend nötig. Überall klebte mir Blut und Schweiß und Dreck. Ich sah sicher nicht mehr wie der Junge aus, den Aki so gerne hatte. War er eigentlich in mich verliebt gewesen? Seine Taten ließen nur darauf schließen, doch ich kannte ihn nicht genug. Ich vermisste seine Küsse und seine Berührungen. Unsere Gespräche und seine Anwesenheit vermisste ich auch. Sogar der Geschmack dieser ekelhaften Zigaretten fehlte mir. Am liebsten würde ich wieder an seiner Piercingkette ziehen oder sein Bauchnabelpiercing befingern. Meine Freude wäre unbeschreiblich, wenn ich wieder an seiner Seite einschlafen könnte, um in seinen Armen aufzuwachen. Doch das alles waren nur Träume und Wünsche. Realistisch gesehen würde ich auf dem Schwarzmarkt landen, da niemand gekommen war, um mich zu retten, und an irgendeinen reichen Typen verschachert werden. Bei meinem Glück war das ein narzisstischer Mann mit übertrieben ausgeprägtem Sexualtrieb und nach kürzester Zeit würde ich an den Folgen der Behandlung sterben. Mein Körper würde in irgendeinem Loch landen und er würde sich erneut einen Menschen kaufen. Meinen Vater würde das alles nicht interessieren, da er mich ohnehin hasste und wenn ich Glück hatte, würde Aki zumindest ein wenig traurig sein. Ich würde mich selbst umbringen, wenn ich dann wüsste, ob Aki um mich trauern würde. So weit war es mit mir gekommen. „Aki, ich liebe dich“, flüsterte ich erschöpft in die stille Leere meines Raumes. Natürlich würde niemand antworten, ich hatte nichts anderes erwartet, doch ich wollte es einfach sagen. Ich musste loswerden, was ich fühlte, konnte es nicht andauernd nur mit mir herumschleppen. Diese Behandlungen hatten mich zu einem seelischen Wrack gemacht. Mehr denn je wünschte ich mir meinen schwarzhaarigen Engel herbei. Vielleicht würde er als Killer aufhören, wenn ich ihn darum bat. Dann würden wir in irgendeine andere Stadt ziehen, Akira wäre unser kleiner Pflegefall und wir würden ein glückliches Leben führen. Möglicherweise konnte ich auch studieren. Aki würde arbeiten und Geld verdienen, ich würde ihn mit meinem Angesparten unterstützen, bis ich selbst auch arbeiten konnte. Wir hätten uns beide und gute Freunde und es würde alles so viel besser wären. Es war eine schöne Vorstellung, doch wahr werden würde sie sicher nicht. Wie könnte sie auch, wenn Aki mich nicht rettete. Wahrscheinlich saß er in seiner Wohnung und rauchte eine, während er fernsah. Wie seine Wohnung wohl aussah? Wahrscheinlich dunkle Möbel und die Wände schwarz angemalt. In einem Schrank wären seine Waffen und er hätte ein Bett, in das locker vier Personen gepasst hätten. Ja, das würde zu Aki passen. Oder aber er war auf einem Auftrag. Am ehesten ein Mordauftrag, den er unauffällig erledigte, weil er ja der Beste war. Er wäre längst verschwunden, bevor irgendjemand etwas mitbekam. Das alles auf Anweisung meines Vaters, doch das störte ihn nicht, da es nun einmal sein Auftrag war. Woran war eigentlich Akis Bruder gestorben? Ich hatte ihn nie danach gefragt, weil ich seine Wunden nicht aufreißen wollte. Es könnte mit seinem Job als Yakuza und Killer zu tun haben. Vielleicht war er auf einem Rachefeldzug, weil ein Clan seinen Bruder umgebracht hatte. Das würde seine ruhige und zurückhaltende Art erklären. Wieso hatte er eigentlich ein Tattoo? Ob es wohl irgendeine Bedeutung für ihn hatte? Das Muster sah nicht so gewöhnlich aus, also kam es sicher von ihm. Vielleicht stellte es sein Leben dar, das ihn oft in die eine Sackgasse geführt hatte oder unnötige Umwege hatte nehmen lassen. Oder warum war seine Lieblingsfarbe schwarz? Vielleicht weil der Tod schwarz war und der Tod sein tägliches Brot war. Vielleicht mochte er auch die Schönheit, die hinter dieser unendlichen Makellosigkeit der Farbe steckte. Sie war so tief und undurchschaubar wie er auch. Stundenlang konnte ich darüber nachdenken, wieso was in Akis Leben so war. Es kamen immer andere Antworten, doch alle schnitt ich auf seinen Charakter und sein selbst zu. Ich versuchte es alles ihm anzupassen, so dass es nachvollziehbar war. Das Nachdenken half mir, meine Lage, mein Pech und meine Schmerzen zu vergessen. Wenn ich in meiner Liebe zu ihm aufging, konnte ich vergessen, dass ich alleine war, dass ich misshandelt wurde, dass ich Angst hatte, dass ich nicht sterben wollte. Ich konnte sogar darüber hinwegsehen, dass ich nie gerettet werden würde. Ich war es auch nicht wert, gerettet zu werden. Wieso sollte ich auch? Ich war nur ein unbedeutender High School Schüler mit einem Durchschnittsleben, der gerade mal einen Monat eine Freundin in seiner Klasse hatte. Ich hatte keine Ahnung, was der Mann, den ich liebte, für mich empfand und wahrscheinlich hatte sogar mein Hase mich vergessen. Die einzige Person, die mich wohl vermissen würde, war doch längst schon tot und bekam nichts von all dem hier mit. Allmählich freundete ich mich mit dem Gedanken an, dass mein Leben bald zu Ende war. Es war ohnehin nicht sehr wertvoll gewesen und mein Tod würde niemanden stören. Ich konnte in Ruhe ins Nirvana gehen und dort hätte ich keine Schmerzen mehr, keinen Kummer und würde in Frieden mein Ableben genießen. Das war ein angenehmer Gedanke, der mich die Pein und das Leid ertragen ließ. So war das alles beinahe erträglich. So viel leichter wäre es, wenn tatsächlich Aki hier wäre. Doch er war nicht hier. Er würde mich nicht retten. Niemand würde mich retten. Ich würde sterben und in Vergessenheit geraten. Dieser Gedanke störte mich nicht mehr. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)