Ein Bild, tausend Worte von GodOfMischief ================================================================================ Kapitel 9: Zerfressen --------------------- Er fühlte sich nie als ein richtiges Mitglied der Avengers-Initiative. Er selbst hockte immer nur hinter dem PC, analysierte, beobachtete, notierte, entwickelte. Wenn es zu einem Kampf kam, dann war er schwach. Und so gesehen relativ nutzlos, immerhin hatte er als Mensch keine Superkräfte, keinen Anzug, der ihn fast schon an die Grenzen der Unbesiegbarkeit brachte, oder war ausgebildet worden von einer geheimen Organisation. Nein. Er als Mensch war wirklich erbärmlich. Jedes Mal, wenn sie zurück in den Avengers-Tower kehrten und die Anderen sich bereits im Penthouse oder auf dem Partydeck herumtrieben, machte er einen Abstecher ins Labor um das Geschehene zu resümieren. Sein menschliches Ich hatte kaum Erinnerungen an den Kampf. Die Bilder waren verschwommen. In seinem Kopf hallte das grotesk verzerrte Brüllen seiner selbst nach. Der Geschmack von Staub und Eisen auf seiner Zunge. Er saß auf einem der Hocker und tippte auf dem Holoscreen herum, bis er die passende Datei gefunden hatte. JARVIS nahm jeden ihrer Kämpfe auf und archivierte sie, damit sie ihre eigenen Schwachstellen und die der Gegner finden konnten. Es brauchte nicht ein mal drei Sekunden und er konnte das Video vergrößern und es zum Laufen bringen. Um dann besonderes Augenmerk auf sich selbst zu legen. Er blinzelte nicht ein mal, als seine Haut eine grünliche Färbung annahm, als seine Klamotten rissen und sein Körper sich langsam deformierte, ehe er beinahe auf das fünffache anschwoll. Nicht gerade ansehnlich. Eigentlich ganz und gar nicht. Jedes Mal, wenn er sich diese ersten Sekunden, Minuten ansehen musste, drehte sich sein Magen um. Wenn er das darauf folgende betrachtete, die Wut, das Chaos, die Schreie, das Blut an seinen Händen- Zu Beginn, als er das erste Mal richtig sah, wie sich diese Wandlung vollzog, fühlte er nur Ekel und Abscheu sich selbst gegenüber. Und je öfter er es betrachtete, umso gefasster schien er. Er schreckte nicht ein mal mehr zurück, wenn er diesen animalischen Urschrei hörte. Doch noch immer war dort etwas, das tief in seinem Inneren an ihm nagte. Dieses Gefühl der Nutzlosigkeit. Manchmal passierte es, dass er Stunden in gekrümmter Haltung auf dem Hocker saß und auf seine Hände starrte. Hände, die auf der einen Seite den Menschen halfen und auf der anderen nur Zerstörung kannten. Er verlor jegliches Zeitgefühl; jegliches Gefühl. Der Ton des Videos verstummte. Das Bild verkleinerte sich, dann war es ganz verschwunden. „Bruce?“ Besorgnis schwang in der Stimme mit. Er hörte die schnellen Schritte, spürte die leichten Berührungen, als die großen Hände durch seine Locken glitten. Die Wärme des Körpers, als er an diesen gedrückt wurde; vernahm den leichten Geruch nach Metall und Scotch. Die rauen, warmen Lippen, als sie sich an seine Stirn pressten. Die starke Umarmung. Das hellblaue Licht. „Ich bin ein Monster“ „Nein“, die Umarmung verfestigte sich. Er wartete die Predigt ab, die ihm sonst immer gehalten wurde. Darüber, dass er so menschlich sei, so hilfreich, so wichtig für das Team. Doch es kam nichts. Tony blieb einfach bei ihm. Wärmte ihm. Gab ihm Halt. Stummes Verständnis. Das Versprechen immer für ihn da zu sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)