The Reason von Oceanwhirl (Highly dramatical Ryouhei x Hiro ->WIRD BALD FORTGESETZT<-) ================================================================================ Kapitel 5: The Conception ------------------------- Ryouhei musste an Pretty Woman denken, wie Hiro so verschüchtert in der großen, teuer eingerichteten Wohnung stand und kaum wagte, sich zu bewegen. Der Schwarzhaarige hatte indes den Inhalt seines Koffers auf den Boden zwischen Wohn- und Schlafzimmer gekippt und fischte ein Marshall-T-Shirt aus dem Haufen, warf es Hiro zu. "Das kannst du zum Pennen anziehen", erklärte er und Hiro nickte. "Wo ist das Badezimmer?" Ryouhei deutete auf die entsprechende Tür und Hiro bedankte sich artig und verschwand im Bad. Der Größere blickte ihm hinterher. Früher war es für Hiro kein Problem gewesen, sich vor ihm umzuziehen. Das Geräusch einer Zahnbürste war zu hören und Ryouhei zog sich Pullunder und Shirt über den Kopf, strampelte sich die Hose von den Beinen und schmiss seine Socken irgendwohin. Dann ging er zu seiner Jacke, die über der Couch hing und zündete sich eine Zigarette an. Er stand am Schlafzimmerfenster und blickte nachdenklich nach unten auf die Straße, als Hiro wieder aus dem Bad kam. "Soll ich das Licht grad anlassen?", fragte er und der Größere wandte sich um. "Ja, danke." Er schnippte die Kippe aus dem Fenster, schloss es dann und ging ins Bad. "Kannst dir ne Seite vom Bett aussuchen", bot er im Vorbeigehen an, und Hiro nickte leicht. Als Ryouhei wieder aus dem Bad kam, lag der Kleine auf der linken, dem Fenster zugewandten Seite und hatte die Decke bis zum Kinn hochgezogen, blickte in den Nachthimmel, den man im hell erleuchteten Tokyo kaum sehen konnte. Er sah verloren aus in dem riesigen Bett, zerbrechlich und bleich. Ryouhei legte sich hin und musterte ihn einen Moment, schaltete dann das Licht aus. Es dauerte einen Moment, bis Hiro sprach. Seine Stimme war leise und bebte und Ryou hätte wetten können, dass er weinte, aber es war zu dunkel, um es sehen zu können. "Es stimmt nicht, was sie gesagt hat. Ich mache sowas nicht." "Was meinst du?", fragte Ryouhei verwirrt und versuchte, Hiro in der Dunkelheit zu erkennen. "Dass ich… eine Nutte bin. Das stimmt nicht." Hiro schniefte und Ryouhei drehte sich auf die Seite, hatte das ganz starke Bedürfnis, ihn zu umarmen. "Das dachte ich mir", sagte er so sanft er konnte und hob die Hand, wagte dann aber doch nicht, den Blonden zu berühren, ließ sie darum wieder sinken. "Ich hab den Wecker für sieben gestellt. Nach der Schule kommst du wieder hier her, ja? Dann essen wir noch was, bevor du zur Arbeit musst." "Du musst das nicht machen", wisperte Hiro, doch Ryouhei schüttelte den Kopf. "Ich will aber, okay?" Es dauerte lange und Ryouhei glaubte schon, dass Hiro bereits eingeschlafen war, da sagte der Kleine ganz leise: "Danke." Es klang so ehrlich und hilflos, dass Ryouhei noch lange wach lag, nachdem Hiro schon vom Schlaf übermannt worden war und nicht mal sein Jetlag hinderte ihn daran, seine Gedanken zu wälzen. Er schlief nicht gut in dieser Nacht. Das lag nicht nur daran, dass er unruhige Träume hatte, auch Hiro schien es in dieser Nacht nicht besser zu gehen. Immer wieder wachte Ryouhei von den krampfartigen Bewegungen des Kleinen auf. Einmal - und zuerst war sich der Schwarzhaarige nicht sicher, ob es nicht doch nur ein Traum war - stand der Blonde auf und stolperte ins Bad. Ryouhei hörte ihn leise keuchen, setzte sich auf und tastete nach seiner Brille, die auf dem Nachttisch lag, hatte sie gerade angezogen, da hörte er, wie sein Freund sich schluchzend erbrach. Mit drei schnellen Schritten war Ryouhei im Bad, seine Hand legte sich federleicht auf die zitternde, selbst durch das Shirt erschreckend kalte und knochige Schulter. "Was ist los?", wisperte er, um Hiro nicht zu erschrecken. Der antwortete nicht, sondern erbrach sich nur wieder. Erst jetzt sah Ryouhei das Blut. Es war nicht viel, nur dünne braunrote Schlieren in hellgelber Magenflüssigkeit, aber die Haare auf seinen Unterarmen stellten sich auf. Er wartete bis Hiro fertig war (seine Tränen tropften in sein Erbrochenes in der Keramikschüssel), reichte ihm dann Klopapier, damit er sich den Mund abwischen konnte. Der Kleine tat es zitternd, spülte ab und sah dann auf dem Boden kniend mit geröteten Augen zu ihm. "Es ist alles okay", krächzte er und Ryouhei hätte fast laut aufgelacht. "Das ist nur wegen meiner Ernährung. Das geht bald wieder weg." "So wie das bei Shoya klang, hast du mit Ernährung nicht viel am Hut", meinte Ryouhei, dessen Laune von Spott über Fassungslosigkeit zu ernsthafter Sorge gewechselt hatte, im Bruchteil einer Sekunde. Er stand auf, als Hiro sich nicht äußerte, holte ein Glas und füllte es mit Wasser, bevor er es an Hiro weitergab. Der Blonde zitterte noch immer und ein paar Spritzer schwappten über den Rand des Glases, als er es zu seinen Lippen führte, sodass er sich verschluckte und leise hustete. Er war wie ein verschrecktes Tier. Unsicher, misstrauisch, verletzlich. Wie ein getretener Hund. Ryouhei schnappte sich ein Tuch, trocknete die dünnen Schenkel des Schülers ab und brachte ihn zurück zum Bett, auch wenn der Kleine seinen Berührungen auswich. Er war nach Sekunden wieder eingeschlafen. Als der Wecker klingelte, hatte Ryouhei das Gefühl, sich gerade erst hingelegt zu haben. Er schaltete ihn aus und schloss die Augen wieder. Er würde sich für Hiro eine Ausrede für die Schule einfallen lassen. Es dauerte bis Mittag, bis sie beide wieder aufwachten, Ryouhei zuerst, Hiro eine knappe halbe Stunde später. Er blinzelte verwirrt, als er bemerkte, dass er sich an den Dunkelhaarigen geklammert hatte, ließ los, schaute sich um und erschrak. "Wie spät ist es?!", keuchte er und richtete sich auf. Ryouhei drehte sich zu seinem iphone, warf einen Blick darauf. "Kurz nach 12-" "Scheiße!", schrie Hiro, sprang aus dem Bett auf und klappte sofort zusammen. Ryouhei schwang sich von der Matratze neben ihn, um zu sehen, was los war. "Ist nur der Kreislauf, das geht gleich wieder", verteidigte sich der Kleinere und hob abwehrend die aufgeschürften Hände, während er versuchte, seinen Körper unter Kontrolle zu bringen. Ryouheis Blick fiel auf die langen, wulstigen Narben an den schlanken Unterarmen, doch er sagte nichts dazu. Shoya hatte erwähnt, dass Hiro mehrmals versucht hatte, sich das Leben zu nehmen. Gerade war nicht der Zeitpunkt, um darüber zu reden. "Nix da, du legst dich jetzt hin und ich mach was zu essen und danach gehen wir zum Arzt." "Aber die Schule-", setzte Hiro an, doch der Schwarzhaarige unterbrach ihn schroff: "Keine Widerrede." Hiros Blick wurde hilflos, doch als der Größere auf das Bett zeigte, gehorchte er ohne Gegenwehr. Ryouhei, der seine Brille schon aufgesetzt hatte, als Hiro noch geschlafen hatte, ging in die Küche und setzte Instant-Miso auf, die vor sich hin köchelte, während er Eier mit Bacon briet. Als er das Menü und eine Packung Orangensaft zum Bett trug, stellte er fest, dass Hiro sich in die Laken auf Ryouheis Seite des Bettes gekuschelt hatte. Was auch immer das zu bedeuten hatte (vielleicht ja sogar gar nichts)… Der Blonde öffnete die Augen, die etwas gerötet schienen und betrachtete ihn einen seltsam anmutenden Moment, in dem Ryouhei einfach nur mit dem großen Holztablett vorm Bett stand. Das Zehntel einer Sekunde fühlte Ryouhei wie ihm etwas in Hiros Blick ein gutes Dutzend handlange stehende Klingen in die Brust rammte, dann wandte der Kleinere den Blick ab und machte Platz, sodass der Gitarrist das Essen abstellen konnte. Er reichte, nachdem er sich auf die Matratze gesetzt und auch Hiro sich aufgerichtet hatte, Miso und einen Löffel an den Kleinen weiter, der beides mit seinen dünnen, weißen Fingern annahm und mit einem "Vielen Dank für das Essen" selbiges begann. Sie aßen schweigend, auch das Ei mit Bacon, bis Ryouhei leise lachend und im Versuch, das Schweigen zu brechen, das sie umgab, bemerkte, dass er keine Gläser für den Saft mitgebracht hatte und Hiro, der so langsam kaute als sei es eine besondere Überwindung, Nahrung zu sich zu nehmen, aufsah. "Wir brauchen ja auch nicht unbedingt welche", murmelte er und Ryouhei nickte, setzte mit einem Schulterzucken die Packung an und nahm ein paar Schlucke. Er bemerkte, wie Hiro ihn musterte, wusste aber nicht, wie er den Blick des Blonden zu deuten hatte. Er ließ die Safttüte sinken, da streckte Hiro die Hände danach aus. Ryouhei wusste natürlich, was es bedeutete, wenn zwei Personen nacheinander aus der selben Flasche oder Tüte tranken, aber ob Hiro sich dessen bewusst war, als er ebenfalls einen auffällig kleinen Schluck nahm? Hatten sie jemals zuvor aus der gleichen Flasche getrunken? Spielte es nach ihrem Kuss, damals am Flughafen, überhaupt eine Rolle? Hiro leckte sich mit gesenktem Blick über die Lippen und Ryouhei brach seine komischen Gedanken ab, um sich noch komischeren zu widmen. Warum klammerte sich Hiro so an die Pappschachtel? Warum schien er so angespannt? Dachte er über etwas ähnliches nach? "Kalt." Ryouhei war verwirrt. "Was?" Der Blick des Kleineren war unschuldig, als er zu Ryouhei sah. "Der Saft. Er ist kalt." Gedanklich haute Ryouhei seinen Kopf gegen die Wand. Natürlich! Was machte er sich für bescheuerte Gedanken? Da war nichts, über das Hiro mit diesem seltsamen Blick nachdenken musste, kein Grund, sich über die Lippen zu lecken, außer dem unschuldigen Bedürfnis, die kalte Flüssigkeit zu entfernen. "Ja, war im Kühlschrank", bemerkte er überflüssigerweise und gab den Drehverschluss an seinen Freund weiter, der die Packung zudrehte und dann weiter in seinem Ei herumstocherte. "Warum hast du denn deine Ernährung umgestellt?", fragte er schließlich und Hiro ließ die Stäbchen sinken. "Wie meinst du das?" Innerlich triumphierte Ryouhei. Hatte er doch gewusst, dass es gelogen gewesen war! "Naja", meinte er äußerlich unbeeindruckt, "du hast heute Nacht sowas erwähnt." "Ach so, das meinst du. Das ist wegen der Karotten. Es ist nicht wirklich eine Umstellung, sondern eine Allergie. Ich kann keine Karotten essen, aber scheinbar waren in den Gyouza gestern welche drin. Ich vertrag das Karotin nicht. Da krieg ich Brechdurchfall oder nur Durchfall oder Kotzen oder zumindest Magenkrämpfe, je nachdem wie viel ich gegessen hab." Ryouhei war fast enttäuscht. Er hatte geglaubt, dass Hiros Körper sich auflöste und er deshalb blutige Magensäure erbrach und dass er das jetzt aufdecken und den Kleinen retten konnte. Und nun war es so etwas Harmloses! Er sollte froh sein, aber ihm fehlte die Befriedigung seines Beschützerinstinkts. Ihm fehlte die Genugtuung, dem Kleinen zu beweisen, dass ganz und gar nichts so in Ordnung war, wie er vorzugeben versuchte. "Tut mir Leid, dass du dir Sogen gemacht hast." Hiros gleichbleibend ausdruckslose Stimme lenkte Ryouheis Aufmerksamkeit wieder auf den zierlichen Blonden, der nicht einmal die Hälfte seines Bacon'n'Egg aufgegessen hatte, aber scheinbar vor den Lipiden und Proteinen kapitulierte. "Umso besser, ich hab mir schon das Schlimmste ausgemalt." "Ryouhei", murmelte Hiro und zog den Kopf ein wenig ein, "ich brauche deine Hilfe nicht, okay? Ich komm klar. Das hier ist mein Leben, ich hab es zu dem gemacht, was es ist und es ist ganz allein meine Sache. Es ist lieb, dass du mir helfen willst, aber das kannst du nicht. Es ist schon so gut wie vorbei. Es macht keinen Sinn, den Kampf jetzt noch aufzunehmen. Du hast damit nichts zu tun. Lass mich das einfach allein bis zum Schluss durchstehen. Bitte." Die Worte zerfetzten Ryouheis Rippen und Brustkorb. Hiro meinte das ernst, das war dem Schwarzhaarigen klar. Jede Silbe dieser plötzlichen, schmerzhaften Resignation, denn nichts anderes war es, war getränkt von Hiros Überzeugung allein auf das unmöglich abzuwendende Ende zuzugehen. Ryouhei wollte etwas sagen, wollte gleichzeitig schreien, wollte Hiro in eine feste Umarmung ziehen oder ihm einfach in die Fresse hauen, dafür, dass er so etwas sagte, aber er saß nur da, mit gebratenem Ei mit Mayonnaise zwischen den Stäbchen und starrte den Blonden regungslos an. 'Bis zum Schluss durchstehen', hallten die leisen Worte in seinem Kopf wieder, und 'schon so gut wie vorbei'. Und 'allein'. Das hatte Hiro sogar mehr als einmal gesagt. Und ganz gleich, wie hoffnungslos es für ihn aussehen mochte, dieses Wort traf nicht im Ansatz zu. So blind, stur oder verbittert konnte nicht einmal Hiro sein, dass er sich einredete, allein zu sein. "Ist mir egal", sagte Ryouhei schließlich, auch wenn er nicht das Gefühl hatte, dass er selbst sprach. Es war seine Stimme, die er hörte, aber er löste sie nicht aus, und schon gar nicht, dass sie so fest und überzeugt klang. "Ob du allein auf das Ende oder sonstwas warten willst, geht mir tierisch am Arsch vorbei." Hiros Blick schnellte zu ihm und seine Augen waren dunkel und tief und traurig. "Ich bin jetzt hier. Und egal, wie sehr du versuchst, dein eigenes Süppchen zu kochen, ich werd nicht schweigend zusehen. Ich bin nicht so rücksichtsvoll wie die anderen. Ich überlasse das nicht dir, egal wie sehr dir das zusteht." Er blickte auf seine Finger, die kein bisschen zitterten, im Gegensatz zu Hiros, sah dann wieder auf. "Ich bin jetzt hier. Deine Rechnung hat jetzt ne neue Variable. Und ich werd nicht nach deiner Pfeife tanzen, weil dein Vater sich umgebracht hat und du Mitleid verdienst. Du wirst mich nicht aufhalten können. Und das ist jetzt ein Versprechen. Du bist kein bisschen allein." Hiro sprang auf und rannte ins Bad und Ryouhei hörte ihn laut schluchzen, aber er folgte ihm nicht. Er hatte das Richtige gesagt. Er hatte gesagt, was er fühlte. Und er meinte es ernst. Die Schüssel mit Hiros halber zerpflückter Portion lag umgekippt auf der zerwühlten Decke und die Klauen waren nicht aus Ryouheis Brust verschwunden, aber sie zerrissen ihn nicht mehr. Er stellte seine Schüssel bei Seite und zündete sich eine Zigarette an. Im Bad war noch immer Hiros verzweifeltes Weinen zu hören, aber es machte dem Schwarzhaarigen keine Angst. Gar nichts war 'so gut wie vorbei'. Es fing erst jetzt richtig an. Hui, ist härter geworden als geplant. Und kürzer. Aber egal. Honestly, ich bin so hoch motiviert im Moment, wenn ich nicht schlafen müsste, wär ich seit gestern abend am Durchschreiben! Wir sehen uns bald. :-* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)