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World of Faerûn - 1. Staffel

Demon Bell-Saga
von

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Vorwort & Prolog

World of Faerûn

!Dieses Werk sollte für Leser ab 12 Jahren geeignet sein!
 

Vorwort:

(Update: 01.01.2014)

Auf Grund des 10-jährigen Bestehens der Geschichte, gibt es hier die 8. Auflage meiner Fanficton. Sie basiert auf den Computerrollenspiel Baldurs Gate (2), aber die man muss es nicht kennen, um die Geschichte zu verstehen. Die erste Staffel umfasst 24 Folgen bzw. Kapitel, die ich alle noch mal überarbeitet habe. Verbessert wurden Lesbarkeit, aber auch Logikfehler in Gesprächen und Konsistenz der Geschichte, so dass sie ingesamt etwas stimmiger wirkt. Es sollten auch ein paar weniger Rechtschreib- und Grammatikfehler drin sein. Auch wenn der Schreibstil hier insgesamt noch recht altbacken und schlicht daher kommt und sich dies in den Folgestaffeln nach und nach bessert, wünsche ich viel Spaß beim Lesen.
 

Prolog:

Vor langer, langer Zeit, in einem fernen Reich, einer anderen Welt wandelte einst ein zu Fleisch gewordener Gott durch das Land. Dieser Gott hieß Bhaal, der Fürst des Mordes. Er sah seinen eigenen Tod voraus und zeugte deshalb eine Anzahl sterblicher Nachkommen, auf das er durch diese eines Tages wieder auferstehen könne. Einer dieser Nachkommen war Mi’lan Richardson, der unter seinem Mentor Gorion friedlich in Kerzenburg aufwuchs und nichts von seinem Schicksal wusste. Doch sein Schicksal holte ihn eines Tages ein, als sein Bruder Sarevok, der ebenfalls von Bhaal gezeugt wurden war, Gorion tötete und einen Krieg mit möglichst vielen Toten herbeirufen wollte, um sich als Thronerbe des verstorbenen Gottes als würdig zu erweisen. Doch der tapfere Mi’lan durchkreuzte diese Pläne und sorgte wieder für Frieden im Land, welches als die Schwertküste bekannt war.

Das Schicksal traf den jungen Geisterjäger, der zu den großen Paladinen Faerûns zählte, ein weiteres mal hart, als ihn ein mächtiger Magier namens Irenicus entführte, um dessen Seele in sich aufzunehmen. Irenicus wollte ein Gott werden und suchte die Elfenhauptstadt Suldanessalar auf um am Baum des Lebens seinen Plan zu verwirklichen. Mit Hilfe der den Hochelfen verhassten Drow erreichte er sein Ziel auch fast, doch Mi’lan verhinderte dies und rettete die Elfenwelt vor schlimmeren Unheil.

Ein letztes mal sollte das Schicksal ihn den Weg weisen, denn seine verbleibenden Brüder und Schwestern gierten nach dem Thron seines Vaters. Durch viel Mut und Ausdauer gelang es ihm schließlich das Unheil abzuwenden. Bhaal sollte nie wieder auferstehen und niemand sollte seinen Thron jemals mehr einnehmen können. Also ließ er, als letztes Bhaalkind, von seiner göttlichen Essenz ab und wurde zu einen normalen Menschen, der von dort an als Legende weiterleben würde. Zusammen mit seiner Frau Aerie, einer Avariel die er auf seinen Abenteuern kennengerlernt hatte, lebte er von da an friedlich in der Abgeschiedenheit von jeglicher Zivilisation weiter.

Er ahnte nicht, das er durch die Niederlage der Drow bei Suldanessalar, ein weiteres Unheil heraufbeschworen hatte. Ein mächtiger Dämon, von den Drow geschaffen um die Hochelfen zu besiegen, ließ fortan eine Spur von Chaos durch das Land gleiten. Erst ein Held, aus den Reihen der Dunkelelfen vermochte es dem Land das er so liebte, endgültig den Frieden wiederzugeben. Damit endete die Zeit der Helden ...

15 Jahre lang lebten fortan die Menschen und Wesen der Oberwelt wieder harmonisch zusammen, doch nun rafft eine mysteriöse Seuche die Einwohner dieser fernen Welt dahin. Elfen und Menschen, einst eine kräftige Allianz, bekriegen sich und böse Mächte gelangen durch den Hass der Bevölkerung wieder in die Welt.

Diese Geschichte entführt euch in eine Welt voller Mythen, Mysterien und Legenden – In die Welt von Faerûn.

Folge 1: Ein Mädchen namens Kyren

Es war ein wunderschöner und sonniger Tag im alten Königreich Tethyr. Nichts schien die Ruhe, die zu dieser Zeit über dem Mirwald lag, stören zu können und doch eilte eine kindliche Gestalt mit hastigen Schritten durch diese Idylle.

Ihr Schritt war schnell aber ohne festes Ziel. Immer wieder blickte sich das Elfenmädchen verängstigt um. Ihre Atmung war aufgeregt und hektisch. Keuchend und nach Luft schnappend, ließ sie sich kurz an einen Baum nieder um wieder etwas zu Kräften zu kommen, bevor sie wieder einige Hundert Meter weiterlief, nur um die Prozedur an einen anderen Baum zu wiederholen. Erschöpft blickte sie um sich. Aus ihren Augen sprach die bloße Angst. Ihre müden Beine trugen sie zu einer großen Eiche, deren riesige Wurzeln ihr ein wenig Schutz versprachen. Dort ließ sie sich nieder und hoffte dass sie hier niemand finden würde.

Doch es dauerte nicht lange da vernahm die junge Elfe Schreie - wütende Schreie. Sie waren fern und sie hoffte dass es auch so bleiben würde, aber ihre Hoffnung schien vergebens als sie jemanden in ihre Richtung rennen hörte.

Wer immer es war, er hatte es ziemlich eilig. Das rascheln in den Büschen wurde immer intensiver und die Gestalt kam immer näher auf die große Eiche zu, hinter der sich die kleine Elfe versteckt hatte.

Ängstlich krümmte sie sich zusammen. Ihr Herz schlug immer schneller, blieb sogar fast stehen, als eine Gestalt plötzlich über die Wurzel der Eiche sprang, unter der sie sich versteckte.

Für einen Moment dachte das Mädchen das ihre Verfolger sie gefunden hatten, doch war sie sichtlich überrascht, als neben ihr ein Junge landete, aber nicht überraschter als er selbst.

Beide waren sichtlich erstaunt vom Anblick des anderen. Mit großen Augen musterte sie den Jungen, der sich eher unfreiwillig zu ihr gesellt hatte. Er schien kaum älter als 15 Jahre alt zu sein und hatte mittellanges goldbraunes Haar. Seine dunkelblaue Kleidung war an den Seiten mit schönen Mustern und Verzierungen gespickt. Er hatte einen dünnen Gürtel um die Hüfte geschnürt an dem ein kleiner Beutel befestigt war. Auffällig war das riesige Schwert, ganz offensichtlich ein Zweihänder, das er in einer Lederhalterung, auf dem Rücken trug. Es verwunderte sie etwas, denn sie fragte sich wie es ihm nur möglich war, eine solch große Waffe relativ unangestrengt zu tragen.

In den Moment wo sie ihn sah wusste sie nicht ob sie schreien oder weglaufen sollte. Zu viel Böses war ihr in ihren jungen Jahren schon widerfahren, doch als sie ihn genauer betrachtete erkannte sie in seinen hellgrünen Augen sein gutes Gemüt. Zunächst glaubte sie sogar einen ihrer Rasse begegnet zu sein, aber bei genauerer Betrachtung fiel ihr auf das es sich nur um einen Halbelfen handelte.

Kommentarlos setzte sich der Junge neben sie und hielt auffordernd seinen linken Finger senkrecht vor seinen Mund. Ganz offensichtlich wurde auch er verfolgt und es lag ihm viel daran nicht gefasst zu werden.

Ein aufgebrachter Mob, ausgestattet mit Heugabeln und Fackeln durchkämmte den Wald nach ihm. Die erregten Stimmen seiner Jäger wollten nicht verblassen und eine Zeit lang waren sich die beiden Kinder sicher entdeckt zu werden.

„Wo ist er?!“, rief einer der Verfolger aufgebracht. „Verdammt! Wo kann er nur sein?“, schrie ein anderer erzürnt, der schon ziemlich Nahe am Versteck des Halbelfen stand, doch er merkte nicht wie nah er seinem vermeintlichen Opfer schon war und lief gefrustet in eine andere Richtung weiter. Es dauerte nicht lange und die Jäger zogen weiter ohne dass sie Erfolg hatten.

Als die Gefahr vorüber war, ließen es sich beide nicht nehmen erleichtert auszuatmen. Ungläubig schaute der Junge auf das Mädchen und musterte sie eingehend. Ihr rotblondes Haar war etwas dreckig und unordentlich. Es war nicht zu übersehen das er eine Elfe neben sich sitzen hatte. Sie war mit einen kurzen grünen Oberteil und einem kindlichen Röckchen bekleidet. Ihre Schuhe schienen ihr zwar etwas zu groß zu sein und doch passten sie zu ihr. Nach einigen Momenten bedrückender Stille ergriff er das Wort.

„Schätze ich muss mich bei dir bedanken dass du mich nicht verraten hast. Die Jäger sind fort. … Mein Name ist Shane und wie heißt du, Kleine?“, fragte er mehr oder weniger höflich.

Etwas unsicher rückte sie noch ein Stückchen weiter weg von ihm, obwohl er nicht den Eindruck machte ihr etwas antun zu wollen. Ihre Mutter ihr beigebracht nicht mit Fremden zu reden und sie war meist gut beraten diesen Rat zu folgen. Sie war schon immer ein Einzelkind und lebte fast seit Geburt an in den tiefen der Tetyhrwälder. Ihre Eltern hatten sie all die Zeit wie einen Schatz vor der zivilisierten Welt der Großstädte ferngehalten, so dass sie selten, wenn überhaupt, nur in Kontakt mit anderen Artgenossen kam. Ihr reichten die Tiere des Waldes als Freunde, um die sie sich oft gekümmert hatte.

Die junge Waldelfe war sich ziemlich sicher dass der fremde Junge wohl nicht ohne Grund verfolgt wurde, denn möglicherweise versteckte sich hinter dieser freundlichen Fassade sogar er ein gefährlicher Verbrecher. Etwas verunsichert rutschte sie deshalb noch ein wenig mehr auf Sicherheitsabstand.

Ihm entgingen ihre zweifelnden Blicke nicht. Er hatte ja auf seiner Reise durch die Länder Faerûns ja schon einiges gesehen, aber ein solch verängstigtes Kind war noch nicht dabei. Trotzdem wollte er sie nicht einfach so zurücklassen, denn dies konnte er nicht mit seinem Gewissen vereinbaren.

„Ist alles in Ordnung? Ich ... ich wollte dir keine Angst machen. Wenn du mir deinen Namen nicht sagen willst ist das auch in in Ordnung.“, meinte er freundlich und richtete sich auf.

„K ... Kyren. Mein Name ist Kyren Cyrissean.“, antwortete sie plötzlich. Etwas erleichtert nahm Shane ihre noch leicht piepsende Stimme zu Kenntnis. „Ein schöner Name. Freut mich dich kennen zu lernen, Kyren.“, erwiderte er und reichte ihr freundschaftlich die Hand um ihr aufzuhelfen. Etwas zögerlich und verunsichert entgegnete sie ihm die Geste. Schließlich rang er ihr sogar ein kurzes Lächeln vom Gesicht.

„Wer waren denn diese Leute die hinter dir her waren? Du bist doch nicht etwa ein ....“, fragte Kyren neugierig bevor er sie mitten im Satz unterbrach.

„Nein, keine Sorge. Ich bin kein Verbrecher oder so was. Diese Leute waren nur hinter mir her, weil sie glaubten das ich das Schwert, das ich bei mir trage, gestohlen habe.“ Die kleine Elfe blickte für einen Moment erleichtert drein. „Aber ... du ... hast es doch nicht gestohlen, oder?“, fragte sie sicherheitshalber nach.

„Nein, Natürlich nicht. Das Schwert gehört ... meinen Vater. Aber was ist eigentlich mit dir? Was treibt eine so junge Elfe wie dich an einen solch gefährlichen Ort wie dem Mirwald? Wo sind deine Eltern?“, erwiderte ihr Shane besorgt.

Obwohl er schnell das Thema wechselte merkte sie dass er sich etwas merkwürdig verhielt als er auf das Schwert angesprochen wurde, aber sie wollte ihn zunächst nicht weiter bedrängen. Schließlich kannte sie ihn erst ein paar Minuten und wusste noch nicht wie weit seine Worte wohl der Wahrheit entsprachen.

„Ich ... ich war auf der Flucht. Ich dachte ich könnte ihnen entkommen, aber nun habe ich sie wohl abgeschüttelt“, antwortete sie betrübt als in ihr die Erinnerungen an die unbarmherzige Hetzjagd aufstiegen. „Wen ... meinst du? Ich sehe niemanden.“, fragte er, nachdem er sich kurz umgeschaut hatte.

„Ich weiß nicht wer sie sind oder was sie wollen, doch sie sind böse. Es sind die Männer in den schwarzen Roben ...“, erwiderte sie. Geschockt schrak der Junge auf und blickte das Mädchen entgeistert an, als er ihre Worte vernahm. “... in schwarzen Roben, sagst du? Ich ... ich kenne nur eine Gruppierung die solche Sachen trägt - Die Cyric-Sekte.“, meinte er nervös.

Wütend ballte er seine Hand als er daran denken musste dass auch er schon einige unangenehme Erfahrungen mit diesen Leuten gemacht hatte. Blanker Hass sprach auf einmal aus seinen Augen, worauf Kyren sogar ein bisschen mulmig zu mute wurde. „Diese Bastarde!“, murmelte der junge Halbelf drohend vor sich hin.

„Die Cyrics? Kennst du sie etwa?“, fragte das Elfenmädchen leise nach, als sie merkte wie sich sein Gemüt verschlechterte, worauf er ihr auf einmal einen sehr ernsten Blick zuwarf. „Diese Kerle haben meine kleine Schwester entführt und ich weiß nicht einmal warum. Ich jage ihnen schon seit einiger Zeit hinterher, aber man findet sie einfach nicht - sie finden einen. Scheinbar bevorzugen sie junge Mädchen wie dich“, fluchte er sichtlich erzürnt, obwohl man deutlich sah wie eine gewisse Trauer in ihm aufstieg.

Schon seit einer ganzen Weile jagte er die Cyrics, deren Zahl sich in den letzten Monaten ungewöhnlich vervielfacht hatte. Ihm schien seine Schwester sehr viel zu bedeuten, das konnte Kyren an seiner Reaktion sehen, doch auch sie selbst hatte schon schlimme Verluste durch die Männer in den schwarzen Roben erlitten. Allein der Gedanke daran tat ihr innerlich sehr weh. „Ich frage mich was die nur vorhaben und warum sie es nun auf dich abgesehen haben.“, dachte er leise vor sich hin, als er wieder merkte das es dem Mädchen kaum besser ging als ihm.

„Shane, sie haben meinen Vater getötet und meine Mutter verschleppt ... einfach so. Ich weiß nicht was ich getan habe, das die Männer so böse auf mich sind.“, schluchzte sie leise und hielt nur mit Mühe ihre Tränen zurück. Besorgt beugte sich Shane zu ihr herunter und streichelte ihr fürsorglich über den Kopf. „Das tut mir Leid, dass mit deinen Eltern.“, versuchte er sie zu trösten, aber es half nicht viel.

“ … ich muss jetzt weiter, sonst holen sie mich vielleicht noch ein.“, meinte sie und rieb sich noch kurz ein paar kleine Tränen aus den Augen. „Aber ... wo willst du denn hin?“, fragte er erstaunt. „Nach Suldanessalar, der Stadt der Elfen.“ ,antwortete sie zögerlich.

„Suldanessalar? Aber niemand weiß genau wo sie liegt.“, meinte er verwundert, worauf sie bedächtig zustimmend nickte. „Als kleines Kind war ich mit meinen Eltern schon einmal da. Dort bin ich geboren. Doch wir mussten flüchten ... ich weiß nicht mehr genau warum. Meine Mutter hat nie viel von dieser Zeit erzählt. Ich muss Suldanessalar einfach finden und ich hoffe dass mir vielleicht ein Weiser in Neu-Saradush helfen kann dorthin zu finden. Ich habe sonst niemanden und bin ganz allein. Ich weiß nicht wo ich sonst hin soll.“, erklärte sie leicht verzweifelt.

„Nun, ich kann dir leider auch nicht helfen, aber wenn du willst begleite ich dich noch ein Stückchen. Wenn die Cyric-Sekte wirklich hinter dir her ist, dann kreuzen sie vielleicht noch einmal deinen Weg.“, sagte Shane, doch die kleine Elfe bemerkte seinen Hintergedanken. „Hm ... für einen Moment dachte ich du wärst nett, aber du willst mich doch bloß als Köder benutzen.“, grummelte sie und streckte ihm frech die Zunge entgegen.

„Na jaaaa ... vielleicht ein bisschen.“, gab er ertappt und verschwitzt zur Antwort.

Eigentlich war es Kyren ganz recht so das sie nun jemand bei sich hatte, wo sie schon seit Tagen allein durch Tethyr wanderte. Ein bisschen Gesellschaft war auch Shane scheinbar angenehm, da es ihm ähnlich ging. Doch beide spürten insgeheim dass sie einander nicht ganz ehrlich waren. Shane wusste zwar nichts genaues über die wahren Motive der Cyric-Sekte, aber an dieser Elfe musste schon etwas besonderes sein, denn sonst würden sich diese Menschen nicht solche Mühe geben sie zu fangen. Trotzdem folgte er ihr in der Hoffnung dass sich vielleicht eine Gelegenheit ergeben würde Rache an den Entführern seiner Schwester zu üben.
 

Lange blieben die beiden jedoch nicht zusammen, denn schon bald trennten sich ihre Wege wieder. Kyren wollte unbedingt nach Neu-Saradush, während es den jungen Halbelfen nach Amn zog, da dort eine mysteriöse Seuche umging, die durchaus das Werk fanatischen Cyric-Anhänger sein konnte.

Dennoch fragte er sich, als er einsam einen Waldweg entlang spazierte, ob es wirklich richtig war das Mädchen einfach so weiterziehen zu lassen. Die Cyrics schien sie zwar abgeschüttelt zu haben, aber in Faerûn gab es auch so genug Gefahren, denen man besser nicht über den Weg laufen sollte.

Wild wuschelte sich der Halbelf im Haar herum, gepeinigt vom eigenem Gewissen. „Arrrrrr! Das darf doch nicht wahr sein! Sie ist doch noch ein Kind. Sie kann doch nicht einfach so ohne Schutz durch Tethyr marschieren. Was wenn ihr das gleiche passiert wie meiner Schwester ...“, schellte er sich. Im Zwiespalt mit sich selbst, stampfte er schließlich weiter.
 

Kyren hatte wenig später ein kleines Dorf am Rand des Mirwalds erreicht. Müde und hungrig lief sie von einem Einwohner zum anderen, doch sie bekam stets nur Abweisung zu spüren. Kyren wusste zwar das sich Elfen und Menschen nicht mehr so gut vertrugen, aber das sie nicht mal etwas Mitleid bekam nahm sie doch ziemlich mit.

Schließlich kam sie bei einem alten Mann an, der vor seinem Haus saß und die Ruhe des Ortes genoss. Auf ihre Bitte nach Nahrung, rieb er sich zunächst überlegend am Kinn. Sorgfältig musterte er das Elfenmädchen, bevor er plötzlich etwas zu Grinsen begann.

„Hm, ich mach dir einen Vorschlag, Mädchen. Du kriegst von mir was zu Essen und darfst sogar bei mir übernachten, aber dafür musst du mir einen kleinen Gefallen tun.“, meinte er geifernd, was ihr ein kurzes Stirnrunzeln entlockte. „Was soll ich denn tun?“, fragte sie neugierig, worauf der Greis noch etwas mehr grinste.

„Ich will ... das du die Nacht mit mir verbringst.“, sagte der Mann und unterbreitete ihr somit ein arg unmoralisches Angebot.

Die kleine Elfe verstand worauf der Mann wohl hinauswollte und verschränkte verschämt die Arme um ihre Brust. Sie ahnte dass der alte Herr seine Finger nicht von ihr lassen würde, sollte sie das Angebot annehmen. Für sie würde es sicherlich nicht sonderlich angenehm werden, wo sie doch erst 12 Jahre war. Sie wollte sich nicht von jemand völlig Fremden begrabschen lassen oder gar geküsst werden. Ihr Hunger ließ ihr dennoch wenig Spielraum. Sie musste sich für den Fall der Fälle etwas einfallen lassen, aber mit leeren Magen war das schwer. Demütig ging sie langsam in Richtung des alten Mannes als sie plötzlich einen Pfiff vernahm.

„Hey, du alter Lustmolch! Lass gefälligst das Mädchen in Ruhe! Hast du denn überhaupt keinen Skrupel. Sie ist doch keine Konkubine an der du dich nach Belieben vergehen kannst.“, rief jemand in ihre Richtung und erregte somit ihre Aufmerksamkeit.

Die Stimme kam ihr sofort bekannt vor und als sie sich umdrehte erblickte sie den Halbelf den sie im Mirwald getroffen hatte - Es war Shane. „Was mischt du dich denn da ein, Junge! Ist sie etwa deine Freundin?“, schallte es ihm entgegen. Diese Worte waren wie ein Dolchstoß in Shanes Rücken, so dass er fast nach vorne umfiel.

Wütend und mit bedrohlicher Miene stampfte er auf den Mann zu. „Nein! Natürlich nicht! Ich würde mich doch nicht mit so einer Göre abgeben.“, entgegnete er ihm erzürnt. „Seinen Körper für etwas zu Essen zu verkaufen ... pff.“, ergänzte er kopfschüttelnd. Kyren wusste zunächst nicht ob sie auf ihn wütend sein sollte oder nicht, denn sie hatte es bisher noch nicht erlebt dass sich ein Fremder für sie einsetzte.

Als er seine Ärmel hochzog und seine leicht muskulösen Arme zum Vorschein kamen, zog sich der alte Mann abwehrend in sein Haus zurück. Schnell hatte er gemerkt wie ernst es dem Halbelfen war, mit dem bedrohlichen Schwert auf dem Rücken war.

„Schon gut. Dann nimm sie ruhig. Ein alter Mann wird doch noch mal seinen Spaß haben können.“, murmelte er in seinen grauen Bart hinein. Kaum war der Mann im Haus verschwunden ließ die kleine Elfe ihrem Temperament freien lauf. „Ahhhhhhhh! Sag mal was mischt du dich denn da ein? Ich war so kurz davor endlich was zum Essen zu kriegen.“, fauchte sie ihn an. „Ach ja, und ganz nebenbei hätte der dir dieser Kerl unter dein Röckchen gefasst. Hast du auch mal daran gedacht.“, erwiderte er besserwisserisch.

„Für wie blöd hältst du mich? Sobald ich was gegessen hätte, hätte ich ihn mit meinen magischen Geschoss erledigt und wäre abgehauen.“, schrie sie zurück, obwohl sie innerlich zugeben musste das ihr die Idee mit dem Zauber gerade erst in den Sinn gekommen war.

„Ah, wie schön für dich das du zaubern kannst. Aber in deinem Alter könntest du ihn damit wohl nicht mehr kitzeln.“, konterte er ihr barsch zurück. „Waaaaaas? Du stellst meine Kräfte in Frage?“, fragte Kyren entrüstet.

„Japp, tue ich.“, erwiderte er nickend und verschränkte selbstsicher die Arme.

Noch bevor er sich versah, wendete die junge Elfin überraschend einen Zauber gegen ihn an, den sie von ihrer Mutter gelernt hatte. Es funkelte in ihren Händen und eine schillernde Kugel formte sich, bereit auf ein Ziel loszusteuern. Eine schwarze Rauchwolke war alles was Sekunden später dort noch zu sehen war, wo eben ein junger Halbelf stand, doch der Wind trug den Dunst weg und barg eine kleine Sensation. Shane stand noch immer, bloß ziemlich verdreckt, am selben Fleck. „Hey! Was sollte das denn jetzt sein?“, fragte er erzürnt und klopfte sich den Ruß von der Kleidung. „M ... mein magisches Geschoss ...“, stotterte Kyren verlegen, so das ihr sogar etwas Röte ins Gesicht stieg. „Hm? Das war dein Zauber? Was wolltest du damit erreichen? Das der Typ sich vor Dreck zu Tode ekelt?“, meinte Shane hämisch.

Nun merkte sie erst dass sie wohl ohne ihn in eine ziemlich missliche Lage geraten wäre. Irgendwie war sie ihn auch dankbar, aber sie wollte es ihm gegenüber nicht zugeben, denn obwohl er gelegentlich ganz nett war, ärgerte er sie mit kleinen Sticheleien wo er nur konnte.

„Ach ... ich bin grad nicht in Form.“, versuchte sie zu schlichtigen. Er wollte sie schon auf ihre Röte verweisen, fühlte aber dass er bereits gewonnen hatte. Er merkte dass das arme Kind verzweifelt war und Hilfe brauchte, auch wenn sie es nicht gerne zugab. Suchend blickte er sich an die Hüfte an dem er einen kleinen Beutel hängen hatte. Vorsichtig nahm er ihn in die Hand und öffnete ihn. Kyren schrak etwas auf als er ihr den Beutel hinhielt.

„Greif ruhig zu. Da sind leckere Beeren und Trauben drin.“, sagte er.

Obwohl ihm selbst der Magen knurrte, dachte er dass es besser war ihr die Mahlzeit zu spendieren. Seufzend fragte er sich warum er das eigentlich alles tat. Zwar strebte er von Kindheit an, nach Gerechtigkeit und Edelmut, genau wie seine großen Vorbilder, die Paladine, aber nun fragte er sich ernsthaft ob er wegen seines guten Herzens hungern musste, während sich ein kleines naives Mädchen, das nichts von der großen weiten Welt verstand, den Bauch voll schlagen konnte.

Zunächst zögerlich, aber dann immer hektischer Griff sie hinein und verschlang eine Traube nach der anderen. Nach nicht einmal zwei Minuten war der einst prall gefüllte Beutel leer. Kyrens Blick schrie sogar nach mehr, aber vorerst gab sie sich damit zufrieden. „Sieht so aus als ob sie dir geschmeckt hätten.“, meinte der junge Halbelf schmunzelnd, der Mühe gehabt hatte sich zurückzuhalten und nicht selbst ein wenig seinen Hunger zu stillen. Schließlich nahm er ihre Hand und zerrte sie vom Haus des alten Mannes weg.

Sie fand seinen Griff nicht einmal so schlimm, denn obwohl sie ihm nicht so richtig vertrauen wollte, ging sie vorerst mit. „Komm, ich begleite dich wohl doch noch etwas länger. Sonst verhungerst du mir ja noch.“, meinte er freundlich und zwinkerte ihr kurz zu. „Ist ja gut. Solange du mich nicht wie ein Kind behandelst darfst du mich meinetwegen weiter auf meiner Reise begleiten.“, meinte sie leicht knurrend. „... Nicht wie ein Kind? Du siehst gar nicht aus wie hundert.“, merkte er grinsend an.

„Grrrr, das hab ich gehört. Ich bin schon 12 Jahre alt und kann gut selber auf mich aufpassen.“, grummelte sie ihm entgegen. „DAS sieht man ...“, flunkerte ihr Begleiter weiter und es sollte nicht die letzte Zwistigkeit der beiden auf ihrer Reise bleiben. Äußerlich gab sie sich Shane abweisend, aber tief im inneren war sie ihm zumindest ein bisschen dankbar. Nur ihr elfischer Stolz und ihr Trotzköpfigkeit hielten sie zurück das in Worten zu sagen. „Was für ein Angeber ...“, murmelte sie stattdessen in sich hinein.

Und so zogen sie weiter Richtung Neu-Saradush. Innerlich fluchte Shane schon das er ihr die Beeren überlassen hatte, wo sein Magen nun bereits den offenen Aufstand probte und die auch laut und deutlich kenntlich machte.
 

Die Nacht brach schon bald über das Land hinein. Die kleine Elfin schlief in Shanes Anwesenheit zum ersten mal wieder ruhig und friedlich. Auch verfolgten sie diesmal keine schrecklichen Alpträume.

Trotzdem hatte sie ihm gegenüber ein schlechtes Gewissen, weil sie ihm nicht die ganze Wahrheit gesagt hatte ...

Folge 2: Neue Freunde, neue Feinde

Folge 2: Neue Freunde, neue Feinde
 

Das beruhigende Knistern des Lagerfeuers, das Leuchten der Sterne und das Zirpen der Grillen verliehen der Nacht eine ganz besondere Atmosphäre.

Ruhig schliefen Kyren und Shane am Lagerfeuer, als ein plötzliches aufflackern des Feuers den Halbelfen aus seinem leichten Schlaf riss. Verwundert schaute er sich mit seinen müden Augen um und bemerkte dass die Flammen des Lagerfeuers immer höher ausschlugen. Ruckartig schrak er auf und trat ein paar Schritte zurück als die Flammen schon fast unglaubliche 2 Meter hoch brannten. Funken schlugen aus dem Feuer als auch Kyren endlich erwachte. Im Lagerfeuer bildete sich plötzlich eine geisterhafte Gestalt, deren Konturen langsam schärfer und klarer wurden. Schließlich zeigte sich eine Frau mit langen, schwarzen Haar inmitten des Brennpunktes, worauf die kleine Elfin verängstigt aufschrak und hektisch rückwärts davon kroch. Von einem Augenblick auf den anderen schien sich diese schöne ruhige Nacht in einen wahren Alptraum für sie zu entwickeln. Sie hatte große Angst vor der Gestalt, die sich ihr da offenbarte und es sah so aus, als kannte sie diese sogar.

„Wer bist du?!“, fragte Shane verwirrt mit drohenden Unterton. Die Fremde nahm ihre Hand vor ihren Mund und kicherte ein wenig in sich hinein.

„Wie amüsant. Hast du dir jetzt einen Freund angeschafft, der dich beschützen soll, Elfchen?“, entgegnete die Frau zynisch und warf einen hämischen Blick auf Shane, der nicht recht verstand was gerade passierte.

„Was ist hier los?“, fragte er wütend und traute sich einen Schritt näher an das noch immer aufbrausende Lagerfeuer heran. „Dummes Kind. Ich bin Bell, mächtigster Dämon des Diesseits. Und wen willst du darstellen?“, sprach sie mit arroganter Stimme, doch zunächst vermochte er es nicht ihr zu antworten, denn der Name der Frau war ihm durchaus geläufig. Er kannte ihn aus vielen Geschichten, auch aus solchen die man erzählte um kleinen Kindern Angst zu machen. Man sagte das die Dämonin Bell Nachts zu unartigen Kindern kommt und jedes von ihnen mit in die grausam heiße Hölle nehmen würde, damit sie auf ewig von ihren Blute und ihren unermesslichen Schmerzen zehren konnte.

Fakt war das die Frau vor ihm sich als ein mächtiger Dämon pries, der einst auf Erden wandelte und Chaos verbreitete, bevor sie von einen tapferen Helden auf eine andere Ebene verbannt wurde.

In diesen Moment spürte Shane wie seine Kräfte schwanden und er plötzlich wie angenagelt da stand. Eine unglaubliche Macht strömte von dieser Gestalt aus, obwohl dies nur ein geisterhaftes Abbild ihres wahren Ichs zu sein schien. Für ihn gab es keinen Zweifel mehr - diese Frau musste wirklich Bell sein, die Dämonin des Schreckens und des Blutes.

„W ... was geht hier vor?“, wollte er wissen als er begriff zu wem er da sprach. „Nur ein Beweis meiner schier unerschöpflichen Macht.“, entgegnete sie ihm grinsend, worauf er sich leicht erzürnt Kyren zuwendete, die am ganzen Körper zitterte und ängstlich an Bell aufsah.

„Ich habe dir doch gesagt das ich dich finden werde, Mädchen ... bald bist du mein, das schwöre ich dir.“, gab sie mit furchteinflößend Stimme von sich, doch ihren Begleiter machte sie so schnell keine Angst. Es gelang ihm sogar sich von den kleinen Festhaltezauber zu befreien, der auf ihm lag und sich dem Abbild des Dämons entgegenzustellen. „Hey! Ist mir egal wer oder was du bist! Wenn du ihr auch nur ein Haar krümmst, dann ...“, fauchte er sie an, was ihr aber nicht mehr als einen kurzes Stirnrunzeln entlockte, bevor sie sich ihm zuwendete und ihn genauer mit argwöhnischen Blick zu betrachten. „Pah! Wie ich merke bist du schon recht ... fähig für dein Alter. Nun gut ... wir sehen uns wieder!“, rief sie, bevor sie naserümpfend in einer gewaltigen Feuerfontäne und dutzenden von Funken verschwand. Nur Sekunden später war wieder alles so wie es zuvor gewesen war und die Gefahr schien gebannt, was den jungen Halbelfen erleichtert ausatmen ließ. Er wusste das ein gewöhnlicher Mensch oder Elf wie er keine Chance gegen ein Wesen dieser Art hatte, doch seine drohenden Worte hatten zumindest dieses mal Erfolg gezeigt.

Mit einer Mischung aus Aggression und Angst blickte er auf die noch immer zitternde Kyren. Diese merkte durchaus was ihr Mitstreiter jetzt fühlte. Vorsichtig stand sie auf und ging sie auf ihn zu. „Shane ... es tut .... es tut mir Leid.“, schluchzte sie, bevor er ihr das Wort entriss.

„Du hast mich angelogen. Du wusstest doch schon die ganze Zeit das einer der mächtigsten Dämonen aller Zeiten hinter dir her ist! Warum hast du es mir nicht gesagt!“, schimpfte er sie gekränkt.

„Shane ... ich .... ich dachte, du würdest ... ich wusste doch nicht ... wie du reagieren würdest.“, stotterte das Elfenmädchen, dem es ganz offensichtlich furchtbar Leid tat, das es so kommen musste, doch er wendete sich wütend von ihr ab und stampfte zu seinen Schlafplatz wo er seinen Zweihänder wieder an sich nahm.

„Hör mal, Kyren. Wenn du mir nicht vertrauen willst, dann brauchen wir auch nicht länger gemeinsam reisen. Ich werde sicher auch einen anderen Weg finden um an die Cyrics und meine Schwester heranzukommen“, schrie er und lief wütend davon, aber die kleine Elfe rannte ihm hinterher und zerrte ihm solange an seiner Kleidung bis er schließlich stoppte. Er hatte sie schon ein paar Meter mit sich gezogen, bevor er endlich einsah dass es besser war endlich anzuhalten. Seufzend legte er seinen Zweihänder von seiner Schulter ab und wendete sich ihr zu. Erst da bemerkte er wie Leid ihr das tat als er sah wie ihr ein paar kleine Tränen in den Augen standen.

„Bitte. Es tut mir ehrlich Leid. Bitte. Es tut mir doch Leid.“, schluchzte sie verbittert. „Nenn’ mir einen guten Grund warum ich noch länger bei dir bleiben sollte. Hier draußen in der Wildnis kann es sehr gefährlich sein wenn man sich nicht auf einander verlassen kann, denn dann ist man schneller tot als einen lieb ist.“, sagte er schroff. „Ich ... ich habe Angst ... ganz schreckliche Angst.“, antwortete Kyren mit tränenerfüllten Augen. „Ich dachte du kommst auch so ganz gut zurecht. Das hast du doch selbst gesagt.“, meine er erstaunt, worauf er merkte das dem Elfenkind die Argumente ausgingen. Shanes linke Augenraue ging kurz nach oben, als er einen verzweifelten Ausdruck in ihren Gesicht sah, wie ihn jedes Kind in ihrer Situation machen würde.

Die kleine Elfe senkte ihren Kopf in Richtung Erde um die nun aufsteigende Röte etwas zu verbergen, denn nun musste sie ihm eigentlich sagen das sie ihm durchaus dankbar war für alles was er bisher für sie getan hatte. Sie wusste ja, dass er eben am Lagerfeuer sogar sein Leben für sie riskiert hatte und dass sie ohne ihn womöglich längst verhungert wäre, doch irgendwie brachte sie es nicht heraus ihm zumindest zu Danken. Verwägen schaute sie wieder an ihm herauf und wischte sich ein paar weitere Tränen aus ihren blauen Augen, die jedoch schnell wieder nachströmten. Als er in diese verweinten Augen blickte, merkte er wie verzweifelt die junge Elfe doch war, denn sie schien bereits sehr gelitten zu haben. In diesen Moment realisierte er erst wie stark er überreagiert hatte, in anbetracht der Tatsache dass er da ein kleines Elfenmädchen vor sich hatte, dem schon in so jungen Jahren so viel Böses wiederfahren war. Ihm wurde klar dass er nicht von ihr erwarten konnte, dass sie ihm hundert prozentig vertraute, wo sie doch schon so viel durchgemacht hatte, so dass er schließlich ein Einsehen hatte.
 

„.... schon gut. Hör auf mit Weinen. Ich ... ich werde bei dir bleiben, aber bitte weine nicht mehr, ja? ,tröstete er sie und wuschelte ihr mit seiner Hand durchs Haar. Ein unglaubliches Strahlen ging daraufhin über ihr Gesicht und sämtliche Tränen verschwanden sprungartig.

„Oh, wirklich?“, fragte sie erleichtert und drückte den Halbelfen freudig, der etwas genervt da stand. Wieder einmal rügte er sich selbst, denn irgendwie konnte er schon seiner Schwester, die in etwa so alt war wie Kyren, nichts abschlagen. „Hm, aber nun sag mir erst mal, warum denn dieser Dämon ... oder diese Dämonin hinter dir her ist.“, fragte er neugierig, worauf sie etwas überrascht von ihren Gefühlsausbruch, wieder von ihm abließ.

„Ja weißt du ... es ist so. Diese Bell jagt mich weil sie mich braucht um ihren Körper wieder in dieser Welt zu manifestieren. Ich weiß aber selbst nicht genau was sie mit mir vorhat. Deshalb wollte ich auch nach Neu-Saradush, weil dort einige Weise leben, die mir vielleicht weiterhelfen können.“, erklärte sie verlegen und tippte mit ihren Zeigefingern aufeinander.

„Hm ... wir sollten auf jeden Fall weiterziehen. Bell weiß jetzt wo wir sind. Es wird nicht lange dauern und sie wird hier eintreffen. Aber zuerst solltest du mir alles erzählen was überhaupt vorgefallen war. Wie kam es überhaupt dazu das solch ein Wesen auf dich aufmerksam wurde.“, meinte er kurzerhand als er auf das Glühen des nahezu erloschenen Lagerfeuers blickte.

„In Ordnung. Also ... es war ein ganz normaler Tag. Ich und Mama waren gerade Beeren sammeln gewesen als wir nach Hause zurückkehrten. Wir hörten Kampfgeräusche ... und sahen wie Papa mit einigen Leuten in schwarzen Roben kämpfte. Dann war da noch ein Drow, der auf ihrer Seite kämpfte ... ich habe gesehen wie ... wie ... er ... er meinen Papa getötet hat. Mama hat mir dann gesagt dass ich weglaufen sollte ... und das bin ich dann auch. Sie sagte ich sollte mich nicht umdrehen und einfach weiterlaufen, doch ich hab mich umgedreht und hab gesehen wie sie meine Mutter gefangen genommen und geschlagen haben. Dann sind die Männer in schwarz hinter mir her gewesen. Ich bin gerannt so schnell ich konnte, aber ich war nicht schnell genug um sie abzuschütteln. Ich habe gespürt wie mich irgendetwas in den Nacken traf und kurz darauf wurde mir schwindlig ... und ich wurde müde. Irgendwie erinnere ich mich noch in eine von Moos überdeckte Höhle gestürzt zu sein. Dort hab ich mich eine Zeitlang versteckt und bin schließlich eingeschlafen. Im Traum erschien mir dann diese Frau von eben und erzählte mir, dass mein Körper für sie vorbestimmt sei. Sie sagte dass sie mich finden werden und hat nach mir gegriffen. Dann bin ich aufgewacht und hab gehört wie die Männer in den Roben nach mir suchten. Irgendwie schienen sie zu wissen wo ich war, aber ich konnte entkommen und bin weiter gelaufen, so weit ich nur konnte, bis tief in den Mirwald hinein, bis ich schließlich auf dich getroffen bin.“, erzählte sie, auch wenn es ihr schwer fiel nicht immer wieder in Tränen auszubrechen.

Nachdenklich rieb sich Shane sein Kinn als er diese Geschichte hörte. „Hm, das klingt fast so als ob die Cyrics mit diesem Dämon zusammenarbeiten. Wahrscheinlich hat Bell sie über deinen Traum zu dir finden lassen. Ich frage mich nur was sie genau von dir wollen und warum sie deine Eltern angegriffen haben.“, meinte er grübelnd. Dennoch blieb beiden keine Zeit für weitere Fragen, denn an ihren Rastplatz war es nun nicht mehr sicher und so zogen die beiden Gefährten trotz Dunkelheit weiter im Mirwald umher.
 

Nach einigen Stunden Wanderung bemerkte Kyren, tief im Wald dank ihres Infrasionsblicks, den alle Elfen von Geburt an hatten, auf einmal ein Leuchten, das auch Shane nicht entging. Langsam pirschten sich die beiden von Baum zu Baum um der Lichtquelle auf den Grund zu gehen. Schließlich entdeckten sie mitten im Wald eine kleine Waldläuferhütte, zu der sogar ein Trampelpfad führte.

„Sieh doch, Shane! Die Hütte dort. Ich glaube das wir dort vielleicht eine Weile Schutz finden könnten, wenn wir lieb fragen.“, meinte das Elfenmädchen hoffnungsvoll.

Rasch, aber dennoch lautlos schlichen sie sich an die Hütte heran, doch ein Blick der beiden durch das Fenster brachte nichts, da die Gardinen zugezogen waren. Als die Elfe dann vorsichtig klopfend eintrat, entdeckte sie zwei junge Menschen, die dort friedlich am Kamin schliefen.

Beide waren männlich und sehr muskulös gebaut. Ganz offensichtlich war der eine ein Kämpfer, da sein Schwert und seine Lederrüstung nicht weit von ihm entfernt lagen. Sein mittellanges braunes wallendes Haar, ließ ihn zwar leicht verwöhnt wirken, aber dies versteckte seine Kriegerseele keinesfalls.

Der andere trug ein besonderes Stirnband, was eigentlich nur Mönche tragen würden. Er hatte kurzes, struppiges, schwarzes Haar und um seine Handgelenke waren kleine Armbänder gewickelt. Auch einen schwarzen Gürtel konnte man erspähen. Er wirkte noch etwas stärker als sein braunhaariger Freund, aber sie verspürte bei keinen der beiden das sie Böse gesinnt waren.

Unvorsichtig wie sie war, ging sie näher an die beiden jungen Männer heran, ohne dabei darauf zu achten wo sie eigentlich hintrat. Shane wollte sie noch zurückhalten, aber da war es schon zu spät und sah mit zugekniffen Augen das drohende Unheil bereits voraus.

Die kleine Elfe tapste in einen alten Blecheimer und stolperte, nicht gerade lautlos, auf die beiden schlafenden Menschen zu. Vom Krach geweckt, sprangen diese ruckartig auf und nahmen sofort eine Kampfposition ein, aber mit einen wild um her fuchtelnden Elfenmädchen, die wegen des Eimers an ihren Fuß Gleichgewichtsprobleme hatte, hatte keiner der beiden gerechnet und so sahen sie den Schauspiel tatenlos zu.

Unaufhaltsam stolperte Kyren in Richtung des Mönchs, so dass einem Zusammenprall nichts mehr im Wege stand. Dieser trat jedoch einfach einen Schritt beiseite und ließ sie unbeeindruckt gegen die Wand knallen, worauf ein kurzer Aufschrei vermeldete dass der Aufprall gelungen war. Untätig sahen die beiden Menschen einfach nur zu, während das Mädchen taumelnd zu Boden ging.

„Das war ja wohl der miserabelste Überfall den ich je gesehen habe.“, merkte der Kämpfer nüchtern an, bevor seine Aufmerksamkeit auf den Halbelfen fiel, der durch ein kurzes Räuspern auf sich aufmerksam machte.

„Entschuldigt. Eigentlich wollten wir nur fragen ob wir uns in eurer Hütte ein wenig ausruhen könnten.“, meinte er vorsichtig. „Hm ...? Ach so. Ich hatte euch schon für Diebe gehalten ...“, gab der Kämpfer überrascht von sich. „Wie Diebe seht ihr wirklich nicht aus ... aber wer seid ihr überhaupt?“, wollte der Mönch wissen. „Ähm ... nur zwei Reisende, die etwas Schutz vor den Gefahren der Nacht suchen.“, antwortete der junge Halbelf schwitzend. „Mein Name ist Kyren und der da ist Shane.“, rief die kleine Elfe, die noch immer versuchte ihren Fuß aus dem Blecheimer zu befreien. „Aha. Ich bin Jason und mein Gefährte hier heißt Mitch.“, erwiderte der Mönch die Geste. Unbemerkte hatte sich Mitch währenddessen an Shane herangeschlichen und stupste ihn gegen den Arm.

„Sag mal. Ist die Kleine deine Freundin? Geht ihr vielleicht miteinander?“, fragte er hämisch und linste grinsend auf Kyren, worauf er erbost zusammenzuckte.

„Waaaaaas? Was ist denn das für eine Frage? Ich gehe nicht mit ihr! Ich gehe nur mit ihr ....“, wollte er widersprechen, was ihm aber irgendwie nicht so recht gelang. Nach seiner Antwort brach lautes Gelächter aus. Nur Kyren saß etwas knatzig und leicht errötet da. Auch Shane fand das nicht so witzig und verschränkte verärgert die Arme. Schließlich kehrte wieder ernst in dir Runde ein als die beiden Neuankömmlinge ihre Geschichte erzählten.
 

Mit bedenklichen Mienen saßen die beiden Menschen da und dachten noch einmal über diese Geschichte nach, die ihnen da erzählt wurde. „Bell ist also wieder da. Das ist nicht gut.“, murmelte Mitch vor sich hin.

„Wisst ihr, eigentlich wollten wir ausziehen um große Abenteurer zu werden. Ich hätte nicht gedacht dass ein Abenteuer zu uns kommt. Ich würde euch gern auf eurer Reise begleiten, wenn ihr nichts dagegen habt.“, meinte Jason höflich. „Also, ich bin auch dabei. Mir ist egal wie mächtig dieser Dämon ist. Ich werde ihn schon besiegen.“, ergänzte sein Freund motiviert. Den beiden schien es überhaupt nicht zu scheren von welcher Rasse Kyren und Shane abstammten oder welcher Gefahr sie sich aussetzten, so begeistert waren sie von ihrer bevorstehenden Reise, obwohl man ihnen nicht einmal zugesagt hatte das sie sie begleiten durften.

Mit glänzenden Augen schaute Kyren zwischen den beiden jungen Männern hin und her. Sie war schon lange nicht mehr auf solch freundliche Menschen getroffen. Nur Shane schaute etwas mürrisch drein, da ihm diese Art der Freundlichkeit doch etwas zu viel des Guten war.

„Sagt mal, wie alt seid ihr eigentlich? Meint ihr wirklich das ihr es mit einen Dämon aufnehmen könnt?“, fragte er kritisch. „Ha, wir zählen beide 18 Lebensjahre. Das ist mehr als genug um so einen dreckigen Dämon dahin zu verbannen wo er hingehört.“, gab Mitch heroisch von sich, obwohl ihn auch ein ungutes Gefühl durchschlich und er war sich sicher das es Jason nicht anders ging. Trotzdem wollte er schon von klein auf ein Held werden und in den Liedern der Barden erwähnt werden. Nur so, glaubte er, könne er sein Ziel erreichen, doch für den Rest der Nacht wollte er alles weitere seinen Träumen überlassen. Auch Jason und die anderen wussten, dass sie nur mit genug Schlaf ausreichend Kraft aufbringen würden um am nächsten Tag den Gefahren Faerûns zu trotzen.
 

Inzwischen ereignete sich an einen anderen, finsteren Ort, ein anderes Schauspiel. Drei Gestalten knieten in einer riesigen Halle unterwürfigst vor einer Statue, welche die Form der Frau hatte die Kyren und Shane schon im Lagerfeuer erschienen war. Nur ein schmaler Lichtstrahl erleuchtete das Areal etwas.

Zwei der Gestalten waren in Schatten gehüllt, aber die Dritte kniete im Licht. Die dunkle, schwarzgraue Haut, die mit Adamit beschichtete Rüstungen, die Spitzen Ohren und die langen weißen Haare ließen eindeutig darauf schließen das es sich um einen Drow handelte.

„Herrin, meine Truppen haben ihren letzten Rastplatz gefunden. Sie befindet sich inzwischen wohl tiefer im Mirwald. Ich bin mir sicher dass sie schon Morgen gefunden sein wird. Dann werde ich zuschlagen und Euch das Mädchen bringen.“, sprach der Drow und schaute abwartend zur Statue herauf, die auch tatsächlich antwortete „Sehr gut, Leath. Tu was nötig ist um die Kleine hier her zu bekommen. Nimm dir so viele meiner Männer wie du brauchst. Und jetzt mach dich auf den Weg.“, antwortete die Statue in einem strengen Tonfall, worauf sich der Dunkelelf noch einmal kurz verbeugte und schließlich abtrat.

Bell wusste, dass sie mit ihn einen der fähigsten Drow in ihren Reihen hatte. Er war ein ausgezeichneter Kämpfer, aber auch sehr verschlagen. Sie würde es nicht wundern wenn er noch andere Motive hätte das Mädchen zu jagen, die nicht dazu dienten ihren Körper wieder auf diese Ebene zu bringen. Aber solange er das tat was er sollte, war es ihr egal ...

Folge 3: Der erste Kontakt

Folge 3: Der erste Kontakt
 

„IHR DA, AUFWACHEN!“ Mit diesen lauten Worten wurden Jason und die anderen unsanft aus ihren Träumen geweckt. Als sie verwundert aufblickten um die Quelle dieser barschen Worte auf den Grund zu gehen, erblickten sie eine junge Frau, die ihre Arme wütend gegen ihre Hüften stemmte. Mitch und Jason trauten ihren Augen nicht und sabberten synchron als sie die junge Dame sahen. „Wow, ist die hübsch.“, dachten sie leise schwärmend vor sich hin.

Die junge Frau, die sich ihnen da bot, hatte langes braunes Haar, wunderschöne braune Augen und einen Körper bei dem wohl jeder Mann schwach werden könnte. Sie war mit einen kurzen, grünen Kleid bekleidet sowie einem Lederbustie und einen Gürtel, der sich elegant um ihre schlanke Taille schmiegte. Ihre Proportionen verzückten Jason und Mitch dermaßen dass diese sogar in einen kleinen Streit gerieten. Hastig richteten sie sich auf, drängten sich dabei aber gegenseitig zu Boden.

„Sie gehört mir.“, rief Mitch. „Nein! Mir!“, entgegnete Jason mit glänzenden Blick. Schließlich setzte sich Mitch als erster durch und trat näher an die schöne Besucherin heran. „Oh, was treibt eine solch schöne Frau wie Euch in solch einen gefährlichen Wald?“, fragte er und starrte dabei geifernd auf ihre nicht gerade kleine Oberweite. Es überraschte sie schon ein wenig, denn sie war es eher gewohnt dass man ihr ins Gesicht sah, während man mit ihr redete. Mürrisch senkte sie ihren Kopf auf gleiche Höhe zu ihren Gegenüber und drängte ihn mit einem strafenden Blick etwas zurück. Er begriff, dass ihr sein Verhalten gar nicht gefiel. „Oh ... hä hä ...“, brabbelte er nervös und zupfte sich verlegen am Kragen.

Hastig stieß Jason hinzu und drückte seinen Freund beiseite, um sich Platz zu verschaffen. „Verzeiht meinen ungehobelten Freund. Ich bin Jason und der Spinner heißt Mitch. Wie kann sich solch eine schöne Frau wie Ihr es seid nur in solch einen Ort verirren?“, meinte er freundlich und nahm sanft ihre Hand.

„Es gibt einen einfachen Grund warum ich hier bin. Das ist meine Hütte!“, antwortete sie ihm mit mahnender Stimme.

Kyren konnte kaum glauben was sich ihr für ein Schauspiel bot. „Die machen sich wegen eines Mädchens zum Affen. Typisch Männer. Bei mir haben sie sich komischerweise nicht so aufgeführt.“, meinte sie knatzig und schielte mürrisch in Richtung Shane, der sich nachdenklich das Kinn rieb, als er die junge Dame musterte.

„Tja, wenn DU Aufmerksamkeit willst, wird du wohl an manchen Stellen noch etwas wachsen müssen.“, meinte er schmunzelnd und deutete mit seinen Augen kurz auf den kleinen Busen der Elfe. Diesen Kommentar sollte er jedoch bereuen, denn Augenblicke später war er schon durch eine gefaustete Kopfnuss, seiner Gefährtin strafend zu Boden gestreckt worden. Gekränkt fuhr sie in sich zusammen und blickte an sich herab, während Shane nur noch Sterne sah. „Ich bin eben erst 12. Und ... und dafür sind sie doch gar nicht so klein, oder?“, grummelte sie vor sich hin.
 

Obwohl sich die junge Frau sogar etwas geschmeichelt fühlte, merkte sie dass es den Vieren scheinbar egal war wessen Hütte das war. „Also, was macht ihr nun in MEINER Hütte?“, wollte sie schließlich wissen.

„Wir haben hier nur etwas Rast gehalten von einer schweren Reise die noch vor uns liegt, Schönste. Aber sagt mir, wie ist denn Euer Name?“, meinte Jason und streichelte ihr zärtlich über den Handrücken.

„Ähm ... Zelda. Zelda Fox. Ich bin die hier ansässige Waldläuferin.“, antwortete sie, was bei den beiden jungen Männern einen wahren Schockzustand hervorrief und sie zwischenzeitlich zu Eis erstarren ließ.

„Ach ... ernsthaft? Die örtliche Waldläuferin?“, stotterte Jason verschwitzt und gab Mitch mit einer Hand ein merkwürdiges Zeichen, worauf der unauffällig den erlegten Hasen von letzter Nacht unter einen Teppich schob. „Ja, ernsthaft! Und wer sind die anderen beiden?“, entgegnete sie ernster werdend.

Freudig reichte Shane ihr seine Hand, probierte sich aber nicht in der Flirterei wie seine beiden Vorgänger. „Ich bin Shane und die kleine Elfe dort heißt Kyren.“, antwortete er freundlich und verbeugte sich kurz, was aber den zweifelnden Blick Zeldas nicht wirklich schwichtigte.

„Mh ... na gut. Ihr seht nicht gerade aus wie Diebe und ich kann keine böse Aura um euch spüren. Dennoch solltet Ihr nicht einfach in fremder Leute Hütten übernachten.“, sagte sie schließlich, nachdem sie die Vier genauer gemustert hatte. „Aber eins würde mich noch interessieren. Was für eine Reise liegt denn da vor euch?“, fragte sie, wobei ihre Augen ein schwärmendes Glänzen überzog.

„Ich wollte schon immer mal auf Abenteuerreise gehen, neue Dinge erleben, andere Kulturen kennen lernen. In den letzten Jahren habe ich nur die Wälder dieser Lande zusehen bekommen.“, ergänzte sie verträumt und tippelte aufgeregt von einem Fuß auf den anderen. „Ganz ausgezeichnet. Wir suchen zur Zeit noch eine vollbu .... eine fähige, weibliche Begleiterin.“ ,meinte Mitch freudig, ungeachtet der Tatsache das sie eigentlich eine Fremde war der man noch nicht zu viel Vertrauen schenken sollte - ein Fakt an dem auch Shane störte. Für ihn war klar das auch die schönsten Wesen dieser Welt nicht immer Gut waren und so erhob er protestierend sein Wort. „Auf keinen Fall! Ich bin dagegen! Ihr wisst ganz genau dass wir früher oder später auf Bell oder ihre Truppen treffen werden! Wir wissen nicht einmal ob sie die Wahrheit sagt.“, widersprach er energisch.

„Bell? Wer ist das?“, fragte Zelda verwirrt dazwischen, was wieder einiger Zweifel an ihrer Ehrlichkeit abfallen ließ.
 

Kurz darauf kehrte Stille ein und alle setzten sich nieder. Ein weiteres mal erzählten Shane und Kyren ihre Geschichte, worauf die junge Frau bedenklich ihr Gesicht nach unten wandte.

„Das ist ja schrecklich. Aber ... ich kann es einfach nicht zulassen dass dieser Dämon wieder aufersteht. Das muss verhindert werden. Außerdem ... halte ich es für unverantwortlich dass drei Gestalten wie Ihr es seid, mit dem kleinen Elfenmädchen durch die Gegend reist. Ich werde jeden von euch im Auge behalten müssen.“, rechtfertigte Zelda schließlich ihren Entschluss, obwohl ihre Begründung ziemlich weit hergeholt klang. Ein tiefer Seufzer ging von den beiden jungen Männern aus, als sie ihre Traumfrau so reden hörten. Nur Shane stand etwas verdutzt da, denn auch auf ihn setzte die Waldläuferin einige misstrauische Blicke. „Hey! Was denkst du von mir? Sie wollte doch unbedingt dass ich bei dir bleibe. Wenn es nach mir ginge wäre ich schon längst weg.“, schrie er erbost, was aber auch Kyren auf den Plan rief. Einen Augenblick später standen sich die beiden schon Kopf an Kopf gegenüber. „Das ist nicht wahr! Ich habe dich nicht gezwungen bei mir zu bleiben!“, meinte sie zähneknirschend.

„Ach ja? Dann hätte ich wohl doch gehen können nachdem du dir fast in die Hosen gemacht hast als Bell im Lagerfeuer aufgetaucht war.“, konterte er, wohlwissend das sie gar keine Hosen trug.

„Es tut mir Leid das ich du meine Gesellschaft ertragen musst! Ich dachte ja nicht dass das so ein Problem für dich sein würde.“, fauchte sie zurück, doch als Zelda plötzlich zu Lachen begann endete der kleine Konflikt abrupt. „Ihr seid zu süß, wenn ihr euch streitet. Wie heißt es doch so schön – was sich neckt, das liebt sich.“, gab sie kichernd von sich, worauf die beiden Streithähne wieder auseinander gingen und dies durch vehementes Naserümpfen abstritten.

„Was?! Niemals würde ich den/die lieben!“, sagten beide gleichzeitig, was Jason zu einer Analyse verleitete. „Tja, für mich sah das so aus als ob keiner von euch beiden zugeben würde, das ihr eigentlich doch ganz nett findet und deshalb gern zusammen seid. Und genauer betrachtet muss ich sagen, dass wenn eure Köpfe eben nur etwas enger zusammen gewesen wären ihr euch auch gleich hättet küssen können.“, fügte er grinsend an, was den beiden eine fragliche Röte ins Gesicht schießen ließ. „Ach, red’ nicht so einen Blödsinn!“, schimpfte ihn Shane abwehrend. „Er hat Recht. Es gibt wichtigeres zu tun. Wir sollten uns startklar machen. Je früher wir aufbrechen, desto besser.“, merkte Mitch an als er kurz aus dem Fenster sah.
 

Es dauerte nicht lange und alle Vorbereitungen zur Weiterreise waren getroffen. Zelda hatte einen Bogen und Pfeile aus einem Schrank herausgeholt und Shane seinen Zweihänder umgeschnallt. Auch die anderen waren Startklar und doch staunte Jason nicht schlecht als er die gewaltige Waffe auf den Rücken des jungen Halbelfen sah. „Sag mal, Shane. Wie kannst du so ein Teil nur tragen? Ich meine, das muss doch höllisch schwer sein. Selbst für mich wäre das kein Fliegengewicht.“, merkte er grübelnd an, als sein Blick auf den Zweihänder in der Lederhalterung fiel. „Oh ... weißt du .... die Lederhalterung ist verzaubert, so dass, wenn ich das Schwert nicht direkt anfasse, es nicht schwerer als ein paar Kilo ist.“, erklärte er ihn schnell und versuchte somit die Aufmerksamkeit vom Schwert selbst abzulenken.

„Ich könnte schwören diesen Griff schon einmal irgendwo gesehen zu haben.“, dachte Jason leise vor sich hin, doch die Aufrufe seiner Kameraden endlich in Tritt zu kommen ließen ihn wieder von diesen Gedankengängen abschweifen.
 

Und so zogen sie weiter durch den Morgennebel des Mirwalds. Obwohl keinem auf ihren Weg etwas aufgefallen war, fand es Zelda unheimlich still. Sie wusste zwar das es nie besonders laut im Mirwald war, aber das es so still war kam ihr schon etwas ungewöhnlich vor.

Shane lief zusammen mit Kyren etwas vorne weg, denn noch immer durchschlich die beiden ein gewisser Zweifel gegenüber ihren Mitstreitern. Sie wussten dass es nur selten Menschen gab die so freundlich und friedlich auf ihre Rasse reagierten. Neugierig bestaunte nun auch die kleine Elfe den Zweihänder den der junge Halbelf auf seinem Rücken trug. Irgendetwas faszinierte sie daran, so als ginge eine magische Kraft davon aus von der sie sich voll und ganz eingenommen fühlte.

Zu spät bemerkte sie wie ihr Gefährte plötzlich vor ihr inne hielt und lief ihm ungebremst in seinen Rücken. Misstrauisch schaute sich er um und auch die anderen hatten schnell aufgeschlossen. „Was hast du denn, Shane?“, fragte sie verwirrt und rieb sich die schmerzende Nase.

Auch Zelda spürte das etwas nicht stimmte, so dass ihr Blick nervös hin und her schweifte. Auf einmal vernahm die Gruppe eine Art Grunzen, das scheinbar aus allen Richtungen kam.

Zelda zog bereits einen kleinen Dolch aus ihren Gürtel das sie einen Ork-Angriff fürchtete. Das war in dieser Gegend nicht selten und so manch ein argloser Wanderer fand sich schnell in diesen Wäldern ausgeraubt wieder.

Jedem schwante es langsam das es womöglich gleich zu einen Kampf kommen würde. Es sah schlecht aus, denn kurz darauf traten mehrere bewaffnete Orks aus den Büschen oder sprangen aus den Bäumen.

Kyren fiel auf, wie Shane nach seinen Zweihänder greifen wollte, ihn dann aber unerwartet stecken ließ, obwohl ein Kampf unmittelbar bevor stand. Stattdessen trat er mit ihr ein paar Schritte zurück und drehte sich kurz zu ihr um. „Bleib hinter mir.“, flüsterte er ihr zu als im selben Moment eine weitere Gestalt aus den Nebel des Waldes heraustrat und sich der Gruppe präsentierte. Schnell erkannte man dass es sich nicht um einen Ork handelte, denn dafür war er viel zu dürr, wenn auch dessen Muskelumfang denen eines Orks glich. Er trug eine prunkvolle Rüstung und einen Umhang, der ihn eindeutig als Anführer der Monster identifizierte.

Kyren begann am ganzen Leib zu zittern als sich die Gestalt weiter näherte und das nicht nur weil sie ihn wiedererkannte. Langes weißes Haar, dunkle Haut und spitze Ohren ließen darauf schließen dass es sich um einen Drow – einen Dunkelelfen - handelte, der gleiche Drow der auch schon ihren Vater getötet hatte.

Er war der blanke Alptraum für sie, denn vor nichts anderen fürchtete sie sich so sehr wie vor einen Dunkelelfen und es sah so aus als wüsste dieses Exemplar das.

Obwohl seine Rüstung mit Adamit überzogen war, zerfiel es im Tageslicht nicht zu Staub, wie es für dieses besondere Element üblich war. Es war klar dass es sich um eine magische Rüstung handeln musste, die sicher noch andere Feinheiten beinhaltete.

Mit seinen kalten schwarzen Augen musterte der Dunkelelf die Gruppe, bis sich sein Blick auf das kleine Elfenmädchen fixierte, das ängstlich hinter Shane vorlugte.

Verzweifelt grub sie sich in dessen Kleidung als sie merkte dass es der böse Elf auf sie abgesehen hatte. „Wer bist du und was willst du?“, verlangte ihr Beschützer zu erfahren, doch man erwiderte ihm zunächst nur spöttisches Gelächter. „Gleich zur Sache kommen, was? Nun gut. Mein Name ist Leath. Ich diene dem Dämon Bell und ich will das Elfenmädchen dort.“, erwiderte er ihm kurz und deutete auf das Elfenkind.

„Das kannst du vergessen! Unter keinen Umständen überlassen wir euch das Mädchen.“, erwiderte Mitch entschlossen, was seinem Gegenüber aber nur ein hämisches Lachen entlockte.

„Ihr seid zahlenmäßig unterlegen und miserabel bewaffnet. Glaubt ihr, dass eure Wünsche auch nur irgendwelchen Einfluss auf meinen Willen haben.“, entgegnete Leath schroff, doch dies ließ der junge Kämpfer nicht auf sich sitzen. „Ich werd dir dein dreckiges Maul stopfen, Drow!“, schrie er und stürmte mit gezogenem Schwert auf den Dunkelelfen zu. Gleichzeitig gab dieser per Handzeichen den Orks den Befehl zum Angriff, was Mitch zwischenzeitlich stoppte.

Mehrere Orks stürmten auf die Gruppe zu, während sich Leath noch zurückhielt. Jason sprang blitzartig einigen Angreifern entgegen und rammte ihnen nacheinander seine Knie in die Magengegend, was diese schnell außer Gefecht setzte. Auch ohne Waffen wusste er sich zur Wehr zu setzen und brachte durch seine schnellen und gezielten Schläge viele weitere Gegner zu Boden.

Zelda verteidigte sich währenddessen mit ihren Dolch gegen einen anderen, etwas größeren Ork, der mit seiner riesigen Keule ein äußerst gefährlicher Gegner für sie war. Immer wieder schlug er auf die Menschenfrau ein, die jedoch immer knapp ausweichen konnte. Gegen ihre Schnelligkeit schien der riesige Klotz von einem Ork den kürzeren zu ziehen.

Mitch dagegen schlug sich tapfer und nicht gerade unblutig bis zu Leath durch. Ein Ork nach dem anderen fiel seiner Schwertklinge zum Opfer, während Shane bei Kyren blieb und angespannt das Kampfgeschehen verfolgte. „Shane! Pass auf!“, kreischte die junge Elfe plötzlich als sie sah wie ein Ork mit gezogenen Säbel auf ihn zustürmte. Reflexartig rannte er ihm entgegen und brachte ihn mit einen einzigen Ellenbogenscheck zu Fall, doch sein Übermut der ihn verleitete sich ebenfalls ins Kampfgetümmel zu stürzen kam ihn teuer zu stehen, denn schon griffen drei weitere Monster an und prügelten ihn unbarmherzig zu Boden.

„Shane!“, schrie Kyren besorgt, als dieser sichtlich in Schwierigkeiten geriet, aber ihr waren die Hände gebunden. Mit ihren schwachen Körper und ihren niederen magischen Kräften konnte sie keinen ihrer Mitstreiter helfen.

Mitch hatte es indessen geschafft sich durch die meisten Orks zu kämpfen und wollte sich schon mit Leath messen, als er feststellte dass dieser verschwunden war. Etwas verunsichert blickte er sich um, denn vor wenigen Augenblicken, so war er sich sicher, hatte er ihn noch an Ort und Stelle stehen sehen.

Auch Kyren fiel auf das der Drow im Kampfgetümmel untergetaucht war. Plötzlich spürte sie wie ein Schatten hinterrücks über sie fiel, worauf sie sich erschrocken umdrehte. Leath hatte sich direkt hinter sie geschlichen und packte sie unsanft am Arm.

„Hab ich dich! Du kommst mit mir, Gör’!“, sagte er fies grinsend, worauf sie entsetzlich vor Angst aufschrie. Weder Shane noch ein anderer vermochte ihr augenscheinlich zu helfen, aber gerade als Leath sich mit ihr zurückziehen wollte, stellte sich ihm doch noch jemand in den Weg. „Nimm gefälligst deine dreckigen Hände von ihr!“, schrie Mitch und streckte sein Schwert nach ihm aus.

Grob stieß er Kyren daraufhin einfach beiseite und marschierte auf seinen Herausforderer zu, der offensichtlich nicht gewillt war ihm das Mädchen kampflos zu überlassen.

„Du hast es nicht anders gewollt, Mensch.“, meinte Leath schroff und zog ebenfalls sein Langschwert hervor. Nur Sekunden später liefen die beiden mit wildem Kampfgeschrei aufeinander zu. Es knallte förmlich als sich ihre Klingen das erste mal kreuzten.

„Du bist stark, aber nicht stark genug.“, meinte der Drow grinsend und setzte zu einen weiteren Schlag an, den Mitch erneut parierte. „Ich mach dich fertig!“, entgegnete er ihm.

Beide schienen gleich stark zu sein. Jeder noch so gute Angriff vom jeweils anderen wurde pariert oder geblockt. Schließlich gelang es dem jungen Kämpfer durch eine geschickte Körpertäuschung Leaths Verteidigung zu durchbrechen, doch sein Schwert streifte nur knapp an seinem Gesicht vorbei und verpasste ihm lediglich eine kleine Schnittwunde, bevor beide daraufhin im nächsten Moment schon auf Sicherheitsabstand sprangen.

Schwer atmend standen sich die beiden Kontrahenten für einen weiteren Angriff gegenüber. Gerade als der Dunkelelf zu einem weiteren Angriff ansetzte, bekam er einen empfindlichen Tritt in die Nierengegend verpasst, der so stark war das es ihn förmlich wegfegte.

Shane hatte sich aus seiner Bedrängnis gelöst war zu Hilfe geeilt und bereit seinem Mitstreiter zur Seite zu stehen. Mit gespreizten Zeige- und Mittelfinger deutete bereits er vorschnell an das dieser Kampf wohl gewonnen sei, doch schon stemmte sich Leath aus dem Unterholz wieder auf. „Das werdet ihr bereuen.“, keuchte er zornig, während sich langsam eine rote Aura um ihn herum aufbaute. Wie von Geisterhand heilten auf einmal seine Verletzungen, so als ob dieser Kampf nie stattgefunden hatte, was die beiden jungen Kämpfer den Atem stocken ließ. Von einer Sekunde auf die andere nahm sein Muskelumfang gewaltig zu, so dass sogar seine Rüstung etwas anschwoll. Sein hasserfüllter Blick richtete sich nun voll und ganz auf den Halbelfen, der wie angenagelt an Ort und Stelle verharrte als er spürte welche Kräfte sich da vor ihm bündelten.
 

„Wahnsinn! Seine Stärke ist immens angestiegen!“, stellte er erstaunt fest. Er hatte eigentlich schon von Kind auf gelernt die Stärke seiner Gegner zu schätzen, doch dieses mal war er zu forsch gegen seinen Gegner vorgegangen. Ein Fehler den er noch bitter bereuen sollte. Der Dunkelelf griff an und packte ihm am Gesicht packte, worauf er ihn zu Boden drückte. „Wage es nicht noch einmal, du Wurm!“, fauchte er ihn an, während Shane verzweifelt versuchte seinen harten Griff zu lösen. „Lass ihn los! Das war unser Kampf!“, rief Mitch und eilte ihm zu Hilfe, während Kyren geschockt davon kroch.

Leath wusste das der Vorteil auf seiner Seite war und noch bevor der junge Mensch auch nur einen Schritt näher kommen konnte, hob er den Halbelfen an und hielt ihn vor sich hin, so als wollte er ihm am Galgen baumeln lassen. „Keinen Schritt näher, Mensch oder es wird dir noch leidtun.“, drohte er und grinste arrogant in sich hinein. Er rechnete jedoch nicht damit dass es seiner Geisel mit letzter Kraft gelang sich von seinem Torso abzustoßen und sich somit loszureißen.

Blindwegs stolperte er rückwärts davon und kroch schnell auf Sicherheitsabstand, direkt auf die kleine Elfe zu. Für einen Moment war Leath etwas von dieser Aktion erstaunt, aber es störte ihn nicht weiter den Jungen aus seiner Gewalt verloren zu haben.

Nun standen sich die beiden ursprünglichen Kontrahenten erneut gegenüber. Kampfesmutig starrten sie sich an und überlegten ihren nächsten Zug. „Wird Zeit das wir unseren Kampf beenden.“, rief Mitch provozierend. „Ganz wie du willst. Jetzt wirst du mir für dieses Kratzer büßen, Mensch!“, schrie sein Gegner erzürnt und stürmte rasend vor Wut auf ihn zu. Obwohl sich ihm der junge Kämpfer tapfer gegenüberstellte, merkte er nicht dass die rote Aura des Dunkelelfen dessen Kräfte um ein vielfaches anwachsen ließ.

Shane dagegen spürte dies nur zu deutlich. Ihm schwante, dass wenn er nicht eingreifen würde, dies das sichere Ende seines Kameraden zur Folge hätte. Er wusste zwar das er in seinen Zustand noch nicht in der Lage war etwas auszurichten, aber er wusste auch das er noch einen Trumpf in der Hinterhand hatte, doch ihm war ebenfalls bewusst das der Preis für den Einsatz dieses Trumpfes sehr hoch für ihn sein würde. So zögerte er mit seinem Gewissen hadernd und verblieb an Ort und stelle.

Bereits in dem Moment wo die Klingen der beiden Kämpfer vor ihn erneut aufeinander trafen, war der Kampf entschieden, denn der Schlag des Dunkelelfen war so heftig das Mitchs Klinge darunter entzweibrach.

Noch bevor er begriff was dies für ihn bedeutete holte sein Gegner ein weiteres mal aus und rammte seine Klinge in seinen Torso, so wuchtig, dass sie auf der anderen Seite seines Körpers wieder hervorstieß.

Shane war in den Moment als Leath die blutüberströmte Klinge aus Mitchs Körper zog klar, dass sein Zögern gerade ein Menschenleben gekostet hatte.

Leblos ging sein Kamerad zu Boden, während Jason, der gerade den letzten Ork erledigt hatte, der Zelda noch zu schaffen gemacht machte, entsetzt mit ansah was soeben passiert war.

„Mitch!!! ... Ahhh! Du Monster!“, schrie er fassungslos und stürmte wutentbrand auf den Mörder seines Freundes zu. Leath war bereit auch diesem Kämpfer den Tod zu bringen, als er realisierte, dass es Mitch mit letzter Kraft gelungen war, sein abgebrochenes Schwert in seiner Rüstung zu versenken. Es steckte fest, schwächte ihn zugleich und eine ausgiebige Heilung erschien nicht möglich. Leath lachte kurz und zog seinen Umhang um sich herum, worauf er plötzlich verschwand. Alles was man noch zu sehen zu bekam war ein fieses Grinsen auf seinem Gesicht bevor er sich scheinbar grundlos wegteleportierte und sich seine Konturen in Luft auflösten.

Vielleicht schien es ihm gereicht zu haben die Gruppe durch diesen Verlust zu schwächen, aber vielleicht entschied er sich auch nur zur Flucht weil ihn sein orkisches Gefolge nicht mehr unterstützend zur Verfügung stand. Sein verschwinden ließ viele Fragen offen, aber zunächst hatte man andere Sorgen.

Sofort eilten Shane und die anderen zu ihren gefallenen Kameraden. Nur Kyren blieb zunächst geschockt stehen und wusste nicht wohin mit ihrer Verzweiflung. Jason hob den Kopf seines Freundes etwas an und redete ihm gut zu. „Mann, lass uns jetzt nicht im Stich. Du wirst doch wegen so einer kleinen Wunde nicht sterben wollen. Halt durch, Mitch.“, schluchzte er verzweifelt, obwohl er seinen Freund eigentlich etwas Mut machen wollte.

Plötzlich setzte sich die kleine Elfe neben den jungen Kämpfer und hielt ihre Hände über die Wunde. „Ich beherrsche einige kleinere Heilzauber. Vielleicht kann ich ihm helfen“, meinte sie hoffnungsvoll, worauf ihre Hände sofort aufleuchteten um die Verletzung zu heilen.

„Jason ... sorg dafür ... das Bell ... das Bell da bleibt wo sie jetzt ist.“, keuchte Mitch noch hustend hervor, bevor sein Leben endgültig versiegte. Die Versuche ihn zu heilen waren vergebens und trotzdem war die kleine Elfin nicht gewillt diesen Menschen sterben zu lassen.

Plötzlich ergriff Jason ihre Hand und zerrte sie leicht weg. „Lass es! Es hat keinen Sinn mehr ....“, schrie er traurig und stand auf. Trübselig blickte sie ihm entgegen, wusste sie doch dass er recht hatte. Jason trottete ein paar Schritte von den anderen weg und starrte in den Himmel als ob er die Götter fragen wollte worin der Sinn dieses Todes lag. Mit einem lauten Schrei ließ er all seine Trauer und seinen Frust heraus. Ein Schrei so laut, das man ihn noch Kilometer weit hören konnte.

„Ich schwöre dir, Leath, ich werde dich finden und dann werde ich dir jeden Knochen einzeln brechen, für das was du heute getan hast.“, rief er ziellos in den Himmel.

Besorgt schauten die anderen zu ihm herüber, doch keiner fand zu diesem Zeitpunkt die tröstenden Worte, die er nun brauchte. Von Trauer erfüllt ballte der junge Halbelf seine Hand und sah nach unten. Verzweifelt kniff er seine Augen zu, wohlwissend das dieser Mensch vielleicht durch seine Fehlentscheidung gestorben war ...

Folge 4: Das Ende des Mirwalds

Folge 4: Das Ende des Mirwalds
 

Schon seit Stunden irrten Kyren und ihre Freunde nun schon im Mirwald umher. Selbst Zelda fehlte es in den allgegenwärtigen Nebelschwaden an Orientierung. Sie alle waren noch etwas über das frühe Ableben ihres Freundes betrübt. Besonders Jason, der noch immer sehr in sich gekehrt wirkte. Niemand wollte dass ihr Abenteuer so begann und niemand wollte das es vielleicht auch so enden würde, aber einen wirklichen Trost für das was passiert war, fand man nicht.

Kyren brannte schon seit einiger Zeit eine Frage auf der Zunge, traute sich aber bisher nicht sie Shane auch zu stellen. Er war seit dem Kampf anders. Es schien so als ob ihn schwere Schuldgefühle plagten, obwohl man ihm eigentlich keinen Vorwurf machen konnte. „Shane?“, fragte sie vorsichtig, doch er nahm sie scheinbar gar nicht wahr. „Ich ... ich wollte gerne wissen ... warum du dein Schwert nicht gezogen hattest. Ich meine ... es ... ich verstehe ... nicht ganz.“, sagte sie in einen leisen Ton, in der Hoffnung das er ihr antworten würde. Sie richtete sich schon darauf an angegrobt zu werden, aber er blieb außergewöhnlich ruhig. „Weil ich das Schwert nicht beherrsche - deshalb.“, meinte er nüchtern, ohne sich ihr auch nur minimal zuzuwenden. Sie verstand zwar nicht ganz, wollte aber nicht weiter drängen. Es bereitete ihr irgendwie Sorgen ihn so zu sehen und je länger sie ihn ansah desto unheimlicher wurde er ihr auch. Sie versuchte noch einige male ihn anzusprechen, aber meist vergebens.
 

Währenddessen marschierte Leath wieder bei Bells Statue vor. Demütig kniete er sich nieder um zu berichten was vorgefallen war. „Herrin, es ist mir leider nicht gelungen das Mädchen an mich zu reißen. Ich bin auf unerwarteten starken Widerstand gestoßen. Zu der Göre hatten sich zu meiner Überraschung, ein Mönch, ein Kämpfer, eine Waldläuferin und ein Halbelf hinzugesellt.“, berichtete er strikt, worauf ein aggressives Fauchen aus Bells Ebenbild drang.

„Es ist mir gelungen einen von ihnen zu töten. Ich kann davon ausgehen das er der stärkste der Gruppe war. Beim nächsten mal sollte es keine Schwierigkeiten mehr geben.“, ergänzte er, was seine Herrin nicht unbedingt in eine bessere Stimmung brachte. „Leath, du Versager! Ich rate dir dich das nächste mal etwas mehr anzustrengen! Ich will dieses Mädchen, koste es was es wolle.“, brüllte sie aggressiv, so das die ganze Halle leicht erbebte und ein wenig staub von der Decke fiel. „Jawohl, Herrin.“, erwiderte er untertänigst und trat mit einer kurzen Verneigung wieder ab. Diesmal ging er nicht zum Portalraum von wo aus er in den Mirwald gelangen konnte. Er zog es vor sich zunächst einmal in seine Gemächer zurück zu ziehen.

Entnervt schlug er die Tür hinter sich zu, als er in seine Behausung eintrat. In Bells Feste war es von Natur aus dunkel, aber das störte den stolzen Drow nicht. Nicht wegen seinen Infrasionsblicks, sondern weil er die Dunkelheit liebte. Dennoch bevorzugte er es sich eine Kerze anzuzünden, die auf einen Tisch bereit stand.

„Ihr habt versagt, nicht wahr?“, tönte eine Stimme aus einer finsteren Ecke des Raumes plötzlich hervor. Wütend schlug Leath auf seinen Tisch und drehte sich leicht in Richtung der Stimme um.

„Was wollt Ihr, Nekromant?“, fragte er genervt. „Nichts wichtiges, Leath. Aber ich würde Euch gerne einen Rat mit auf den Weg geben.“, meinte der Mann im Dunkeln. „Und der wäre?“, erwiderte er und zog ein leeres Glas an sich heran. „Ihr solltet nicht vergessen worin unsere wahren Ziele liegen. Wir sind genauso interessiert an der Elfe wie Bell, aber um unser Ziel zu erreichen, solltet Ihr schon etwas diskreter vorgehen.“, meinte der Nekromant.

„Ich hoffe Ihr habt einen besseren Plan als ich. Ich bin nicht in der Stimmung für sinnlose Kontroversen.“, fauchte der Dunkelelf zurück und füllte sein Glas mit rötlich schillernden Wein.

„Sicher doch. Direkte Angriffe sind ja offensichtlich nicht der beste Weg zum Erfolg. Meine Spione haben berichtet dass das Mädchen und ihre Begleiter unterwegs nach Neu-Saradush sind. Ein idealer Ort um die Elfe in eine Falle zu locken. Ich habe bereits einige Vorbereitungen getroffen.“, erklärte er nüchtern. Leath rang sich ein vorfreudiges Schmunzeln von seinen Lippen. „Ausgezeichnet. Sobald ich die Kleine erst mal habe, werden wir ihr den Standort von dieser verruchten Elfenstadt Suldanessalar entnehmen. Und dann werde ich als größter Drow aller Zeiten in die Geschichte eingehen, wenn ich mein Heer zum Sieg über die Hochelfen führe.“, murmelte Leath freudig und grinste geifernd vor sich hin, bevor er kurz aus seinen Glas nippte. „So wird es geschehen.“, bestätigte der Mann im Dunkeln. Als dieser sich schon zurückziehen wollte, hielt ihn der Dunkelelf überraschend mit einer handausschweifenden Geste zurück.

„Wartet Diron. Kann ich mir sicher sein das diesmal alles klappen wird?“, fragte er, wohlwissend das Versagen unter Bells Regime nicht geduldet wurde.

„Keine Sorge. Es läuft alles nach Plan.“, antwortete er ihm mit ruhiger Stimme und grinste hinterhältig in sich hinein. Mit geduldigen Schritten verließ er schließlich die Behausung des Drow, während Leath sich nachdenklich über die geheilte Wunde, die ihn Mitch zugefügt hatte, strich und schließlich in die Fülle seines Glases starrte.
 

Nach einer Weile Wanderung, entdeckten Jason und die anderen eine Männerleiche, die verhältnismäßig schlampig unter der Erde vergraben war. Zelda kniete sich an der Stelle nieder und glitt mit ihren Fingern über die Erde. Nachdem sie den Kadaver genauer musterte fiel ihr auf das der Kopf des Mannes nirgends zu finden war. Sie fragte sich, was hier wohl vorgefallen war.

Zunächst glaubte sie an ein Verbrechen, aber sie bemerkte dass der Mann noch alle Habseeligkeiten bei sich hatte. Shane gesellte sich hinzu und nahm den Geldbeutel und das Kurzschwert des Mannes an sich. „Schätze das wird er nicht mehr brauchen.“, meinte er trocken. Es war nichts Ungewöhnliches die Toten zu bestehlen, denn wenn er es nicht getan hätte, hätte es jemand anderes gemacht. „Helft mir ein Grab für ihn auszuheben. Wir können ihn nicht so liegen lassen.“, sagte Zelda schließlich. Mit Händen trugen die Abenteurer Erde herbei bis sein Körper unter einem Hügel begraben war. Nachdem sich alle demütig vor dem Verstorbenen verbeugt hatten, zogen die Vier schließlich weiter.
 

Auch wenn es Zelda sich nicht eingestehen wollte, so wusste sie dass sie sich im Nebel des Mirwaldes verirrt hatten. Auch nach einer weiteren Stunde Wanderung war noch kein Ende in Sicht.

Dennoch wollte sie stark sein und zeigen dass sie jedes Problem auch gut alleine lösen konnte, egal wie aussichtslos die Lage schien. Gerade für sie als Waldläuferin wäre es ziemlich peinlich wenn sie es nicht schaffen würde aus dem Wald herauszufinden, in dem sie die letzten Monate gelebt hatte.

Sie erinnerte sich als sie noch in Starmantle, einer weit entfernten Stadt östlich von Amn und wie sie dort die Wälder mit anderen Waldläufern gehütet hatte, doch hier im Mirwald war sie bisher ganz allein gewesen.

Nur selten traf sie auf Menschen oder andere Besucher. Es schien auch nicht allzu viel Tiere in dieser Gegend zu geben, so dass sie die letzten zwei Monate relativ allein war. Umso mehr freute sie sich endlich wieder auf jemanden zu treffen und mit ihnen zu reisen, wie sie es die letzten zwei Jahre getan hatte.
 

Jason wusste wie er sich die Zeit vertreiben konnte, denn den Gedanken an Mitchs Verlust konnte er nicht länger ertragen. Er erinnerte sich an Mitchs Worte, der ihm einst gesagt hatte, dass wenn er mal schlecht gelaunt sei, er sich einfach ein Mädchen suchen müsste. Für einen Moment glaubte er den Geist seines Freundes vor sich zu sehen der sagte: „Eine Nacht mit einer Frau vertreibt auch den größten Kummer.“ und ihm schmunzelnd auf die Schulter klopfte, doch schnell merkte er dass er sich dies nur eingebildet hatte. Dennoch brachten ihn diese Worte auf andere Gedanken so dass er sich entschloss Zelda etwas besser kennen zu lernen.

„Sag mal Zelda, ich weiß noch gar nichts über dich.“, fragte er und schielte heimlich auf ihre Oberweite, die ihr Lederbustee sehr schön zur Geltung kommen ließ. „Hm, na ja ... ich bin 18 Jahre alt und Waldläuferin. Mehr gibt es eigentlich gar nicht zu mir zu sagen. Aber in 2 Monaten feiere ich meinen 19. Geburtstag.“, erwiderte sie kurz, in einer fast schüchternen Weise. „Erzähl doch ein bisschen mehr von dir.“, drängte er weiter. „Was soll ich erzählen?“, fragte sie verwundert.

„Irgendwas. Ich höre dir einfach gerne zu.“, antwortete er verträumt, worauf sie sich rotwerdend abwendete und verlegen mit ihren Daumen spielte. „Hör auf dich über mich lustig zu machen.“, erwiderte sie verschämt.

Jason wusste nicht warum, aber irgendwie faszinierte ihn die schöne Waldläuferin. Nicht unbedingt nur wegen ihrer Schönheit, nein vielmehr war es die Art wie sie sich bewegte, wie sie sich gab und wie sie redete. Sie war anders als alle Mädchen die er bisher zur Freundin hatte. Sie verfiel nicht seinen Muskeln und seinen Prahlereien wie die meisten anderen. Sie war unheimlich freundlich und zuvorkommend, wenn auch etwas zu gutherzig, doch gerade das mochte er so an ihr. Sie schien schon viel von der Welt gesehen zu haben und war für ihr Alter schon sehr reif. Er fragte sich ob es ihm wohl gelingen könnte ihr Herz zu gewinnen und träumte schon in einigen Fantasien davon.

Plötzlich entdeckte Kyren einen Mann am Wegrand, der es sich an einen Baum gemütlich gemacht hatte. Seelenruhig saß er da und schnitzte etwas aus einem Stückchen Holz. Langsam drehte sich der Mann zur Gruppe um, worauf sie inne hielten.

Er war ehr schmächtig gebaut und trug einen großen Strohhut. Er sah in etwa so aus wie ein Bauer oder ein reisender Händler. Friedlich kaute er auf einen Grashalm.

„Es ist schon lange her, seit meine müden Augen zum letzten mal so etwas lebendiges gesehen haben.“, meinte der Mann und wendete sich wieder seiner Schnitzerei zu.

Die kleine Elfe wollte sich dem Mann schon nähern, doch Shane griff ihr an die Schulter und hielt sie somit zurück. Stattdessen wagte sich Zelda heran und beugte sich zu ihm herunter. „Guten Tag, werter Herr. Wir haben uns ein klein wenig verlaufen. Wisst ihr vielleicht einen Weg aus dieser Gegend?“, fragte sie höflich, aber leise, so dass keiner ihrer Mitstreiter hinter ihre missliche Lage kam. Ein Grinsen huschte über das Gesicht des Mannes als er diese Worte vernahm. Langsam rekelte er sich auf und klopfte sich etwas sauber.

„Sicher doch. Wenn ihr unbedingt wollt führe ich euch sogar aus diesen Wald heraus.“, antwortete er etwas lautstärker. „Danke. Sehr lieb von ihnen.“, erwiderte sie ihm leicht schwitzend in ihrer typisch freundlichen Art.

Mit einer kurzen Handbewegung forderte er Zelda und die anderen auf ihm zu folgen, was sie dann auch taten Blindwegs folgten sie dem Mann durch den Nebel, der sehr genau wusste wo es lang ging. Nur Shane hielt sich etwas zurück, und beäugte den Fremden mürrisch. Er war auf seiner bisherigen Reise schon auf viele sonderliche Gestalten getroffen und jede war vertrauenserweckender als dieser Mensch gewesen, doch vorerst wollte er nichts sagen und abwarten was passieren würde. Kyren entging sein skeptischer Blick nicht, so dass sie sich unauffällig zurück fallen ließ und sich seinem Tempo anpasste. „Was hast du denn?“, fragte sie leise.

„Irgendetwas stimmt nicht.“, antwortete er kurz. „Was soll denn nicht stimmen?“, wollte die Elfe wissen. „Na ja. Ich frage mich was ein Mensch, mitten in dieser Brühe um diese Zeit verloren hat.“, meinte er. „Wahrscheinlich hat er sich verlaufen oder wartet auf jemanden.“, erwiderte sie. „Glaub nicht dass er sich verlaufen hat. Sonst wüsste er nicht wo er lang müsste um uns aus diesen Nebel rauszubringen. Aber mit deiner zweiten Idee könntest du sogar mehr Recht haben als dir lieb ist.“, flüsterte der junge Halbelf. Kyren war etwas verwirrt und musterte den Menschen flüchtig, doch sie konnte nichts Ungewöhnliches feststellen. „Was meinst du?“, fragte sie neugierig. „Ich glaube sehr wohl dass er auf jemanden gewartet hat. Und ich glaube das sind wir.“, antwortete er trocken, worauf ihm das kleine Elfenmädchen weitere fragende Blicke zuwarf. „Findest du es nicht auch ungewöhnlich dass ein Mann einfach nur so da sitzt und mit einen Blutverschmierten Messer an einen Stückchen Holz rumschnitzt?“, fragte er kritisch. Erst da fiel auch ihr auf das das Messer des Mannes, was in dessen Gürtelschnalle steckte, tatsächlich leichte Blutspuren aufwies.

Shane schien Recht zu haben und langsam glaubte auch sie dass irgendetwas nicht stimmte. Der Mensch verhielt sich merkwürdig und redete etwas komisch. Shane war sich sogar sicher das es Jason auch auffallen müsste, doch der hatte seit einiger Zeit nur Augen für Zelda, die seiner Meinung nach dem fremden Mann viel zu viel Vertrauen entgegenbrachte.

Doch die Befürchtungen des Halbelfen bestätigten sich nicht. Nach gut einer halben Stunde hatte es der Mann geschafft ihn und die andern aus dem Nebel zu leiten. Alle atmeten erst einmal tief durch als sie es endlich hinter sich hatten. „Ah, endlich raus aus dieser Brühe. Vielen Dank, Fremder.“, sagte Zelda freudig, doch der Wanderer wank ab. „Nein nein, junge Dame. Ich habe zu danken.“, erwiderte er grinsend.

„Siehst du Shane, war doch gar nicht so schlimm.“, meinte die kleine Elfe lieblich und stupste ihren Gefährten an.

„Wohin wollt ihr denn eigentlich?“, wollte der Mann auf einmal wissen. „Nach Neu-Saradush.“, antwortete Jason prompt, worauf der Fremde freudig die Hände zusammenschlug als er dies hörte. „Hach, was für ein Zufall. Da wollte ich auch rein zufällig hin.“, meinte er erleichtert, allerdings nicht ohne ein Hauch von Theatralik zu hinterlassen. Shane runzelte erstaunt die Stirn, aber er war der einzige den dieser Zufall wohl zu viel des guten war. Zudem hatte er schon lange das Gefühl das man nicht mehr zu fünft war, was seine heimliche Theorie über die Identität dieses Menschen bestätigte. „Wollt Ihr uns noch ein Stück begleiten?“, fragte die schöne Waldläuferin einladend. „Ja ja, genau das will ich. Man ist heut zu Tage Dieben ja Schutz - und Hilflos ausgeliefert.“, gab der Mann schwitzend zurück. „Na gut. Mir soll es recht sein.“, meinte sie lächelnd.
 

Nach einer Weile Fußmarsch entdeckten sie von einem Hügel aus sogar schon das Ende des Mirwalds. Dahinter lag die baumlose Prärie Tethyrs. „Seht! Bald ist es geschafft.“, rief der Mann ganz aufgeregt, doch schnell wurde seine gute Stimmung getrübt. „Wartet! Keinen Schritt weiter!“, schrie Shane plötzlich so dass sich alle erschrocken zu ihm umdrehten. „Was hast du?“, wollte der junge Mönch wissen. „Ich hab genug. Seit wir aus dem Nebel raus sind werden wir verfolgt und beobachtet.“, rief er erzürnt. Verwirrt schauten sich alle um, während der Fremde ängstlich zu schlucken begann. „Nun komm schon raus, wer immer du bist.“, rief der junge Abenteurer und senkte abwartend den Kopf. Es dauerte einen Moment, aber schließlich trat wirklich jemand aus einen Gebüsch vor ihnen hervor.

Eine wunderschöne junge Frau offenbarte sich der Gruppe. Sie war extrem leicht bekleidet und hatte kurzes goldbraunes Haar. Nur ein langer brauner Stofffetzen überdeckte die wichtigsten Stellen ihres wohl proportionierten Körpers. „Du bist sehr gut, Halbelf. Ich hätte nicht gedacht das man mich bemerkt.“, gab sie erstaunt von sich. Jason war beim Anblick der Frau schlagartig steif wie ein Ast.

„Kneif mich, Zelda. Die ist ja noch hübscher als du.“, lechzte er sabbernd und merkte gar nicht was er da sagte. Statt eines Kniffes bekam er Zeldas Handfläche auf seiner Backe zu spüren, die ihn unweigerlich zu Boden brachte. „Beherrsch dich!“, grummelte sie und verschränkte verärgert die Arme. Selbst für Kyren war diese Frau ein besonderer Anblick. Mit zittriger Hand deutete sie auf sie, so als wollte sie gegen sie protestieren.

„Die ... die ist ja fast nackt.“, stotterte sie geschockt und schaute unsicher zu Shane, der im Gegensatz zu Jason sehr gelassen blieb. Scheinbar war er vom Anblick der Frau nicht so angeregt wie sein Gefährte. Etwas erleichtert schweifte ihr Blick daraufhin wieder zu Boden, auch wenn sie nicht ganz verstand warum er so ruhig blieb. Aber noch jemand anderes erregte der Anblick der Frau nicht. Irgendwie schien sie ihm sogar Angst zu machen. Der Mann der sie und die anderen aus dem Nebel geführt hatte schluckte schwer als er sie sah. Abwertend blickte diese auf Jason, der nach Zeldas Schlag noch immer auf den Boden lag. „Pff ... typisch Männer. Das sind doch nur sabbernde, geile, alte Säcke die immer nur an das eine denken. Es ist immer das gleiche.“, meinte sie leicht entnervt und näherte sich langsam den Rest der Gruppe. Gleichzeitig trat der Fremde ein paar Schritte zurück. „Was willst du nun?“, wollte Shane wissen und hob sein Kurzschwert an, das er einen dem toten Mann am Wegesrand entnommen hatte. „Einer von euch ist nicht der, der er zu sein scheint.“, antwortete sie mit finsteren Blick, so das sich alle verwirrt ansahen. Wieder blickte die Fremde zu dem jungen Mönch herab. „Der Typ ist es ganz bestimmt nicht.“, meinte sie abwertend und ging weiter.

„Die Elfe und die Waldläuferin fallen auch raus. Sie haben so reagiert wie es für echte Menschen oder Elfen üblich ist. Es muss einer von euch beiden seien. Ihr seid von meinen Anblick scheinbar nicht besonders überrascht oder gar erregt.“, erklärte die Frau und näherte sich Shane und dem Fremden.

„Wenn es sein muss bring ich euch beide um, um meine Rache zu bekommen.“, ergänzte sie und ging weiter auf die beiden zu. Verzweifelt blickte Kyren zwischen ihr und ihren Gefährten hin und her.

Shane grinste kurz und griff rasch hinter sich, wo er seinen zwielichtigen Wegbegleiter zu packen bekam, der gerade im Begriff war zu flüchten. Wuchtig zerrte er ihn vor sich und präsentierte ihn wie ein Stückchen Beute. „Ich denke, ihn hier sucht Ihr.“, sagte er selbstsicher und hielt dem Mann sein Schwert an den Rücken, der sich verzweifelt loszureißen versuchte. „Nein! Haltet mir dieses Vieh vom Hals!“, schluckte er ängstlich. „Hey, sagt mal, was hat euch der Mann denn getan?“, rief Zelda erbost. „Dieses Monster hat meine Kätzchen getötet und gegessen.“, fauchte die Frau aggressiv zurück. „Iiehh! Seit wann tun Menschen denn so etwas Ekliges?“, würgte die kleine Elfe angewidert, doch da riss sich der Fremde ruckartig von Shanes Griff los und verschaffte sich etwas Platz. „Nun gut, Biest. Du hast es nicht anders gewollt.“, fauchte der Fremde.

Von einem Moment zum nächsten verwandelte sich der Mann in eine Haut - und haarlose Gestalt. Seine Haut war grau und von einer schleimigen Schicht überzogen. „Ahhh! Was ist das?“, kreischte Kyren panisch und trat ein paar Schritte zurück. „Das war der kopflose Mann den wir begraben hatten. Dieser Feigling ist ein Doppelgänger der sich mit uns aus den Wald rausschleichen wollte um ihr hier zu entkommen.“, erklärte Shane nüchtern und deutete nickend auf die Fremde.

Jason verstand nicht ganz warum dieses Monster solche Angst vor der Frau hatte, aber auch diese Frage sollte im nächsten Moment beantwortet werden. Vor seinen Augen verwandelte sich die Frau in eine andere raubkatzenähnliche Gestalt. „Ein Wertiger!“, schrie er erstaunt. Trotz ihrer Verwandlung wirkte die Gestalt noch immer ein wenig menschlich, war aber nun deutlich gefährlicher. „Args ... ich hatte Hunger. Ich musste deine Kätzchen fressen.“, versuchte sich der Doppelgänger rauszureden, doch es nützte nichts. Wie eine Wildkatze sprang die Wertigerin auf ihn und riss ihn mit ihren Klauen entzwei.

„Arrrr, und jetzt habe ich Hunger!“, schrie sie ihren Frust heraus. Der Doppelgänger wurde förmlich zerfleischt und am Ende blieben nur noch Körperteile des Monsters über, während die kleine Elfe verängstigt von diesen Blutbad wegschaute und hoffte das es schnell vorbei war.

Anschließend wand sich die Wertigerin der Gruppe zu und leckte sich dabei noch die blutigen Tatzen sauber. Augenblicke später verwandelte sie sich in ihre menschliche Gestalt zurück.

Leider hatte der Stofffetzen, der ihre Kleidung darstellte, während des Kampfes noch etwas mehr gelitten und war nun an einigen Stellen angerissen. Würde auch die letzte Naht reißen würde ihr Gewand widerstandslos an ihr herabfallen. Ein Teil ihres rechten Busens war zudem deutlich zu sehen, so dass Jason nur durch eine kleine Kopfnuss von Zeldas gebremst wurde. Verschämt sah Kyren auch dieses mal weg, während die Frau langsam auf den jungen Halbelfen zuging. „Vielen Dank für deine Hilfe, Junge. Normalerweise sind die meisten Wanderer nicht so kooperativ wie du.“, meinte die junge Frau und strich ihn mit ihren rechten Zeigefinger über die Brust. „Ich habe diesen Typen von Anfang an nicht getraut. Es war mir eigentlich ganz recht das Ihr ihn für mich erledigt habt.“, antwortete er kühl, ohne auch nur ansatzweise auf ihre optischen reize zu reagieren. Jason verstand nicht ganz wie er bei solch einer Schönheit nur so ruhig bleiben konnte und auch der Frau brannte diese Frage auf der Zunge. „Sag mal Halbelf, bevor ich gehe würde ich gern noch etwas wissen.“, sagte sie.

„Und was?“, antwortete er unbeeindruckt, worauf sie sich ruckartig an seinen Körper schmiegte und ihn zärtlich über den Rücken streichelte. „Du scheinst dich gar nicht für mich zu interessieren – verglichen mit deinen Freund dort. Bin ich dir etwa nicht verführerisch genug?“, erklärte sie ihr Verhalten. Kyrens Mund stand sperrangelweit auf als sie die beiden so sah. „Regt sich da nichts, wenn du mich so siehst?“, hakte die Frau frech nach und fuhr ihre Hand langsam etwas tiefer, doch Shanes Mimik blieb absolut kühl, gerade zu genervt.

„Hey! Was wird denn das? Lasst den armen Jungen in Ruhe!“, funkte die kleine Elfe plötzlich erbost dazwischen und trennte die beiden mutwillig. Mit einem ernsten und bissigen Gesichtsausdruck schien sie die Frau förmlich verscheuchen zu wollen, doch diese nahm das eher gelassen zur Kenntnis.

„Verstehe ...“, sagte sie daraufhin und ging langsam in Richtung Wald davon, worauf sich die Augen der jungen Elfin weiteten und ihr eine gewisse Röte ins Gesicht stieg. „Hey! Was soll das heißen?“, rief sie ihr etwas unsicher hinterher. „Schade Junge, solche Männer wie dich gibt’s wirklich selten. Das Mädchen was dich zum Freund hat ist wirklich zu beneiden.“, rief sie ihm zwinkernd zu und verschwand im dichten Wald, während ihr die anderen sprachlos hinterher sahen.

Jason kam blitzartig zu seinen Begleiter geeilt und packte ihn am Kragen. „Shane? Bist du noch bei Trost? Sie wollte dich. Ich hätte getötet um solch eine zu kriegen.“, sagte er und rüttelte wie wild an ihn herum, doch der schüttelte ihn wie eine lästige Fliege ab. „Lass mich. Ich bin nicht in der Stimmung ...“, sagte er in einen ruhigen Ton und ging einfach weiter. Besorgt schauten Zelda und Kyren hinter ihm hinterher. Sie merkten dass irgendetwas nicht mit ihn stimmte. „Shane!“, rief ihm der kampferprobte Mönch verwundert nach, doch er reagierte nicht auf seinen Ruf. In diesem Moment bevorzugte er es in Ruhe gelassen zu werden.
 

Sehr bald wurde es Nacht und die Gruppe schlug ihr Nachtlager am Rande des Mirwalds auf. Diesmal achtete der junge Halbelf genau auf das knistern des Lagerfeuers. Die anderen schliefen derweil schon unter ihren wärmenden Decken, die sie aus Zeldas nimmervollen Beutel erhalten hatten.

Und obwohl es kalt war schien ihm die Nähe des Lagerfeuers auszureichen um sich zu wärmen. An diesen Abend, so wusste er, würde er eh keinen Schlaf finden ...

Folge 5: Neu-Saradush

Folge 5: Neu-Saradush
 

Nachdem der Mirwald hinten ihnen lag, reisten Kyren und ihre Gefährten weiter nach Neu-Saradush. Fröhlich trillernd marschierte das Elfenmädchen vorneweg, dicht gefolgt von Shane, während sich die beiden Menschen etwas zurückfallen ließen. Jasons Komplimente an Zelda und Versuche das ein oder andere Gespräch aufzubauen scheiterten bisher. Zu enttäuscht gab sich die schöne Waldläuferin, nach seinen Auftritt gegenüber der Wertigerfrau.

„Zeldaaaaaaaaa!“, flehte er. „Nun sei doch nicht so grimmig. Wenn du ein bisschen mehr Haut zeigen würdest fänden die meisten Leute dich bestimmt auch ein bisschen interessanter als dieser Wertigerfrau.“, ergänzte er und massierte dabei zärtlich ihren Nacken, doch diese Worte verschlugen ihr erst recht die Sprache, so das ihre Augen weit aufsprangen. „Ein bisschen mehr Haut zeigen? So läuft das also. Du machst mir also nur Komplimente um mich möglichst schnell ins Bett zu kriegen?“, erwiderte sie eingeschnappt.

„Genau.“, murmelte er freudig lächelnd, ohne dass er sich der Konsequenz dieses Wortes bewusst war. „Was war das eben?“, fragte sie erbost zurück. „Äh .... nichts, nichts.“, wank er hektisch ab, während der Angstschweiß in ihm aufstieg. „Ich warne dich, treib’s nicht auf die Spitze!“, fauchte sie ihn an und gab somit zu erkennen das sie sein Gemurmel durchaus verstanden hatte
 

Vergnügt schaute Kyren sich das Schauspiel der beiden an, bevor sie sich etwas zu Shane zurückfallen ließ.

„Die beiden haben sich aber viel zu sagen.“, meinte sie und deute mit ihren Augen in ihre Richtung, doch den Halbelfen schien das nicht sonderlich zu interessieren. Nur abwegig blickte er hinter sich.

„Du könntest ruhig auch ein bisschen gesprächiger sein.“, meinte die kleine Elfe leicht verärgert, aber er erwiderte auch weiterhin keinen Mucks.

„Mh ... hast du eigentlich schon eine Freundin, Shane?“, fragte sie breit grinsend nach, aber selbst damit konnte sie ihn nicht aus seiner schweigenden Haltung herauslocken. „Also, nein, hm? Dann ... fandest du die Wertigerfrau nicht schön?“, fuhr sie fort, jedoch ohne eine Reaktion ihres Mitstreiters zu erhalten. Langsam wurde ihr diese Schweigsamkeit zu viel, so dass sie nur noch einen letzten Versuch startete. „Hm ... was stimmt mit dir nicht? Hat man dich etwa aus der Hölle geholt oder fällt dir unsere Sprache schwer?“, drängte sie ihn. Endlich hatten ihre Sticheleien Erfolg und er antwortete. „Hm? Tut mir Leid. Ich hatte gerade nicht zugehört.“, sagte er verlegen und rieb sich schwitzend den Hinterkopf. Solch eine Antwort hatte das Elfenkind nun wirklich nicht erwartet, worauf es sie glatt von den Füßen riss. Dennoch fragte sie sich was ihn so tief in Gedanken versinken ließ. Nun wo sie seine Aufmerksamkeit hatte, konnte sie vielleicht erfahren, wieso er sich der Wertigerfrau gegenüber so verhalten hatte. „Du scheinst dich nicht für Mädchen zu interessieren, hm?“, fragte sie vorsichtig. Verträumt verschränkte er daraufhin seine Arme hinter dem Kopf. „Blödsinn.“, erwiderte er trocken.

„Sah aber so aus als sich diese halbnackte Wertigerfrau so an dich schmiegte.“, konterte sie schmunzelnd, worauf Shane stirnrunzelnd auf die neugierige Elfe herabsah. „Na wer hat uns denn getrennt?“, erwiderte er mit frechem Blick. „Äh ... du bist doof.“, entgegnete sie ihm eingeschnappt und verschränkte trotzig ihre Arme.

Gedanklich ging ihr dieses Thema aber nicht so schnell aus dem Kopf. In ihren bisherigen Leben hatte die junge Elfe noch nicht so viel mit Jungen zu schaffen gehabt, doch er verhielt sich anders als die anderen, fast so als hätte er keine Gefühle.

Und je genauer sie darüber nachdachte, desto mehr fiel ihr auf das er sich erst seit Mitchs Tod so verhielt. Sie erinnerte sich, dass, als sie auf ihn getroffen war, er noch viel fröhlicher, ja ausgelassener war, aber seit Jason seinen besten Freund verloren hatte, hatte sich Shane verändert. Sie fragte sich was wohl in ihm vorginge und ob ihn vielleicht Schuldgefühle plagten.

Je mehr sie darüber nachdachte desto trauriger wurde sie schließlich, denn innerhalb weniger Tage wurde sie aus ihrer harmonischen Kindheit gerissen und lebte nun das Leben eines Abenteuers - ein Leben das ihr eigentlich gar nicht zusagte.
 

Als sie am Horizont die Türme von Neu-Saradush sah, verflüchtigten sich ihre Gedanken, denn wie es für Elfenkinder in ihrem Alter üblich war, vergas sie schnell. Bald, so hoffte sie würde sie ein paar Antworten erhalten. Antworten über Bell, ihr Schicksal und über das ihrer entführten Mutter.

Sie war ganz aufgeregt, denn seit ihrer frühen Kindheit war sie noch nie in eine so großen Stadt gewesen, doch es wurde spät und man entschloss, sich noch vor Neu-Saradush an einen kleinen See niederzulassen.

In dieser Nacht waren die Sterne besonders gut zu sehen. Die kleine Elfe war so aufgeregt dass sie kaum Schlaf fand. Immer wieder sah sie in den schier unendlich schönen Sternenhimmel und träumte gedanklich vor sich hin. Wie schon die Nacht zuvor saß Shane am Lagerfeuer, doch diesmal hatte ihn der Schlaf besiegt.

Sie bemerkte dass er wohl eingenickt war. Vorsichtig stand sie auf, um die anderen nicht zu wecken und schlich sich an ihn heran. Ganz sanft legte sie den Halbelfen auf die Erde, da er wohl sonst den nächsten Tag mit gewaltigen Rückenschmerzen beginnen würde, so krumm wie er da saß. Behutsam deckte sie den schlafenden Jungen zu. Es war ihr vorher nie aufgefallen, aber als sie ihn da so liegen sah, fiel ihr auf was für ein friedlicher Junge er doch eigentlich war, ganz im Gegensatz zu seinen Verhalten was er seit Mitchs Tod an den Tag legte.

Noch eine ganze Weile beobachtete sie ihm beim Schlafen, wie eine Mutter ihr Kind, bis sie schließlich neben ihn eindöste. Ein kurzes Stöhnen von ihm erweckte sie allerdings bald darauf wieder.

Auf seiner Stirn hatten sich Schweißtropfen gebildet und er schien sehr unruhig zu schlafen. Es sah so aus als ob er einen Alptraum hatte. „Mmm ... Alexandra ... nein ... lauf … Alexandra!“, redete er im Schlaf vor sich hin und streckte seine Hand so aus als ob er nach etwas greifen wollte. Fürsorglich nahm die kleine Elfe seine ausgestreckte Hand und streichelte ihm beruhigend über seinen Handrücken.

„Scht ... Shane ... ist ja gut. Ich bin ja da. Es ist alles in Ordnung.“, flüsterte sie und lächelte freundlich auf ihn herab. Überraschenderweise zeigten ihre Worte sogar Wirkung. Er griff fester nach ihrer Hand und schlief wieder etwas ruhiger weiter. „Alexandra ...“, sagte er immer wieder, doch diesmal klang sein Tonfall etwas erleichterter. Ihr war klar dass den Jungen irgendetwas emotional ziemlich mitnahm. Sie fragte sich wer wohl diese Alexandra sei und dachte an seine vermisste Schwester, von der er erzählt hatte. Vielleicht war sie der Grund für sein kaltes Verhalten. Ihr fiel auf das sie eigentlich relativ wenig über ihn und seine Vergangenheit wusste, aber das störte sie zunächst nicht. Sie wusste zwar nicht warum, aber seit sie seine Hand hielt schlief er deutlich besser. „Ich wusste gar nicht wie weit meine heilenden Kräfte gehen können.“, lobte sie sich selbst und schmunzelte heimlich in sich hinein. Vorsichtig ließ sie von seiner Hand ab und legte sich wieder schlafen.
 

Am nächsten Morgen stand die Gruppe vor den Toren von Neu-Saradush. Als sie eintrat bot sich ihnen ein großartiges Spektakel. Ein riesiger Marktplatz erstreckte sich in der Mitte der Stadt. Hunderte von Menschen, Elfen, Gnomen und Zwergen liefen von Stand zu Stand und kauften Waren ein. Andere nutzten die Gelegenheit um ein kleines Schwätzchen zu halten.

„Wo sollen wir in diesen Getümmel nur einen Weisen finden?“, fragte Kyren beeindruckt von der Fülle der Menschen vor ihr. Plötzlich merkte sie wie sie jemand an die Schulter fasste, so dass sie sich erschrocken umdrehte. Ein Mann in Robe und Kapuze hatte sich unbemerkte hinter sie geschlichen und erstaunte mit seinem plötzlichen Auftreten nicht nur die junge Elfe. Sein Gesicht war nicht zu erkennen, da seine große Kapuze die Sicht darauf versperrte. „Ihr sucht einen Weisen? Ein Propheten? Ich denke damit kann ich dienen.“, meinte der Fremde freundlich. Keiner wusste zunächst was man davon halten sollte. Shane kam es fast so vor als ob er ihnen aufgelauert hätte, doch es war nur ein flüchtiges Gefühl. Kurz darauf wies der Mann sie mit einer einladenden Bewegung an ihm zu folgen und deutete eine Richtung an in die man gehen müsste.

„Folgt mir.“, meinte er und schritt langsam voraus. Unsicher schauten sich die vier an. Mehr als ein Schulterzucken konnte selbst Jason nicht dazu äußern.

So folgte man der mysteriösen Gestalt, die sie etwas abseits des Marktes zu einem kleinen Haus führte. Statt einer Tür wehte dort nur ein roter Umhang, der mit interessanten Verzierungen gespickt war. Darauf war auch ein allsehendes Auge abgebildet, was wohl symbolisch für einen Seher stand. Der Mann drehte sich ein wenig zu der Gruppe um. „Also, wer von euch braucht meine Hilfe?“, fragte er höflich.

„Hier ich, wenn’s recht ist.“, rief Kyren und meldete sich, bevor sie in Richtung des Eingangs eilte. „Dann folge mir, Kind.“, wank der Mann sie heran, doch Shane schien seine freundliche Art nicht zu gefallen. „Stopp! Wir kommen mit ihr rein.“, forderte er und deutete flüchtig auf Jason und Zelda. „Nein! Das geht nicht! Es darf immer nur eine Person bei meiner Zeremonie dabei sein.“, entgegnete der Fremde überrascht von dieser Reaktion. „Dann machen Sie halt diesmal eine Ausnahme!“, fauchte Zelda misstrauisch. „Nein! Es gibt keine Ausnahmen!“, schrie der Mann erzürnt zurück.

Noch bevor er sich versah hatte, hatte Jason ihm am Kragen gepackt und presste ihn gegen die Wand. „Hör zu, alter Mann, wir sind nicht ganz so dumm wie wir vielleicht aussehen. Wir lassen das Mädchen nicht alleine mit Ihnen da rein.“, gab er erzürnt von sich, während Zelda sich im Hintergrund gestikulierend über die Bemerkung ihres Aussehens beschwerte.

„Und warum?“, würgte sein Gegenüber und richtete sein Blick auf den jungen Halbelfen. „... weil ... weil ... weil ich ... äh ... ihr Beschützer bin. Ich passe immer auf sie auf.“, stotterte Shane leicht verdutzt, da er von der Frage etwas überrascht war. Natürlich konnte er nicht sagen dass er dem Propheten nicht vertraute. Ihnen war bewusst dass hinter jeder Ecke Leath oder sein Gesindel lauern könnte und so war es besser wenn zumindest einer von ihnen bei Kyren blieb. „Och, können Sie ihn wirklich nicht mit hineinlassen?“, meinte diese lieblich und legte einen herzzerreißenden Blick auf. Schließlich gab der Fremde nach und nahm auch Shane mit in seine Behausung, auch wenn ihm das sichtlich nicht zusagte.

Sein kleines Haus war von innen mit Teppichen und Vorhängen nur so übersäht. In der Mitte stand ein Tisch mit einer Kristallkugel und einige Kerzen erleuchteten das fensterlose Haus. Die junge Elfe und der Mann setzten sich auf die zwei Stuhle die beim Tisch bereit standen. Shane dagegen musste stehen und verschränkte skeptisch die Arme. „Also, großer Weiser. Ich habe eine Frage. Ich möchte gerne alles über einen Dämon Namens Bell in Erfahrung bringen.“, sagte sie und kam schnell zur Sache. Spielend führte der Mann seine Hände über die Kristallkugel, die kurz darauf auch zu leuchten begann. „Nun gut. Ich kenne die Sage vom Dämon Belluzcius. Sie ist mir sehr wohl vertraut.“, meinte der Mann. „Belluzcius?“, fragte sie erstaunt nach.

„Ja, Kind. Bell ist nur ein gebräuchlicher Kürzel. Aber das ist nicht so wichtig. Lass mich dir die Geschichte des Dämons erzählen.“, fuhr er fort und begann schließlich mit seiner Erzählung.

„Vor vielen vielen Jahren als noch große Kriege zwischen den Drow und den Hochelfen tobten, beschlossen die Drow die Hilfe eines Dämons in Anspruch zu nehmen um die ihnen verhassten Hochelfen endgültig zu vernichten. Ein mächtiger Drow-Magier namens Luzcius führte die Zeremonie aus. Doch den Dämon den er herauf beschwörte, entriss sich seiner Kontrolle. Der Dämon war zu mächtig und verwüstete die Stadt der Drow. Luzcius und einige der mächtigsten Priesterinnen gelang es schließlich das Monster zu stoppen, doch ihnen gelang nur ein Teilerfolg. Sie zerstörten zwar den Körper des Dämons, aber nicht seinen Geist. Dieser nahm nach seiner Niederlage besitzt von Luzcius Körper, wodurch er noch mächtiger wurde. Luzcius flüchtete dann an die Oberfläche. Von dort aus wollte er erneut seinen Zerstörungswahn ausleben lassen. Schnell schlossen sich ihm einige finstere Armeen an. Er streifte allerdings nur wenige Wochen durch das Land, bevor sich ihm eine sehr mächtige Magierin in den Weg stellte. Ihr Name war Bell. Obwohl ihr Gegner schier unbesiegbar war schaffte sie es Luzcius niederzustrecken. Doch sie wusste nichts von dem Dämon in dessen Körper und so ereilte sie das gleiche Schicksal wie dem Drow schon zuvor. Nun war Bell die neue Hülle für den Dämon, der weiter durch das Land zog und nur Zerstörung und Chaos zurück ließ. Schnell merkten einige Weisen die wahre Natur der Frau. Sie fassten einen Plan, doch dazu brauchten sie die Hilfe eines Drow, denn nur ein Drow konnte den Dämon auch wieder bannen. Der legendäre Dunkelelf und Waldläufer Drizzt Do’Urden stellte sich Bell damals entgegen. Und es gelang ihm den Dämon in eine andere Ebene zu verbannen. Bells seelenloser Körper wurde daraufhin vermummt, in einen Sarkophag eingeschlossen und tief unter der Erde begraben, auf das ihn nie wieder jemand finden würde.“, erzählte der Mann. Gebannt saß die kleine Elfe am Tisch und lauschte seinen Worten, auf dass er ihr ihre nächste Frage beantworten könnte.

„Aber ... aber Bell lebt. Ich hab es mit eigenen Augen gesehen. Sie ... er ... es ist hinter mir her.“, gab sie verzweifelt von sich, worauf der Seher nickte und die Kristallkugel noch etwas heller zum glühen brachte.

„Hm ... auch ich sehe das der Geist des Dämons wieder versucht in diese Welt zu gelangen, doch das dürfte schwer sein. Der seelenlose Körper Bells ist mit einen Siegel versehen, das selbst mächtigsten Zaubern standhält. Ich erinnere mich das Drizzt ihr Grab damals verfluchte, für den Fall das Bell zurückkehren würde. Nur mit Hilfe des Blutes einer elfischen Jungfrau und eines Opferrituals könnte das Siegel gesprengt und der Fluch gebrochen werden. Bell könnte sogar ihren alten angeschlagenen Körper verlassen und in dem des Opfers übersteigen.“, erzählte er weiter, worauf Kyren verschreckt zurückzuckte.

Sie und Shane staunten nicht schlecht als sie das hörten, denn langsam begriffen sie um was es der Dämonin wirklich ging. „... sie will mein Blut und mich opfern um sich wieder in dieser Welt zu manifestieren? Wie schrecklich.“, stotterte sie ängstlich. Shane ging daraufhin auf den Seher zu und legte ihm eine angemessene Bezahlung auf den Tisch. „Vielen Dank, wir haben gehört was wir hören wollten.“, meinte er hektisch und verließ zügig mit der Elfe die Behausung. Ohne ein Widerwort ließ der Mann am Tisch die beiden laufen, denn kaum das sie weg waren trat eine Gestalt hinter ihm aus einem Hinterzimmer hervor. „Warum habt Ihr sie laufen lassen, Nekromant?“, fragte die Gestalt erzürnt. „Ich hatte nur etwas Pech das dieser Halbelf bei ihr war. Er hätte mir vielleicht Schwierigkeiten gemacht. Aber keine Sorge, Leath, sie werden die Stadt nicht gemeinsam verlassen.“, antwortete er gelassen. Nachdenklich verschränkte der Dunkelelf die Arme und starrte auf die Kristallkugel. Seine Gedanken schweiften über die letzte Niederlage. Dieses mal wollte er nicht versagen.
 

Jason und Zelda hatten währenddessen schon ungeduldig gewartet und durchlöcherten die Elfin mit einem erwartungsvollen Blick. „Und?“, fragten sie gleichzeitig, aber da sie noch etwas über ihr drohendes Schicksal geschockt war, übernahm ihr selbsternannter Aufpasser die Berichterstattung.

„Es sieht nicht gut aus. Scheinbar hat sie einen Dämon zum Feind der ihr Blut und vielleicht sogar ihren Körper will um sich wieder in dieser Welt zu manifestieren.“, erklärte er und blickte zunächst in zwei verschiedene Gesichter. Jenes von Jason, mit Hass erfüllt, und das von Zelda, welches eher einen besorgten Eindruck hinterließ. Beide konnten nicht fassen was ihnen da erzählt wurde. Zu schrecklich schien die Realität in diesen Moment.

„Grrr. Nun gut. Ich denke wir sollten zu einer Gaststätte gehen und erst einmal etwas essen und trinken.“, schlug Jason vor, der noch immer etwas erzürnt war. „Au ja, prima Idee. Ich hab einen Bärenhunger.“, meinte Kyren freudig und sprang ein paar mal in die Luft. Der Gedanke ans Essen ließ ihre Laune schlagartig in die Höhe schießen. Lächelnd lud die Waldläuferin alle in das nächstbeste Gasthaus ein. Es dauerte auch nicht lange und man fand eine Schänke in der man sich niederlassen konnte.
 

Die Atmosphäre war überraschend angenehm. Egal wo man hinsah. Nirgends war Pöbel, Banditen oder ähnliches zu sehen. Schnell war ein Tisch gefunden, wo man ungeduldig auf die Bedienung wartete. Speziell Jason sehnte sich förmlich nach ihr und ließ seine Blicke nach ihr streifen.

„Ich wette die Bedienungen hier sind hübsche junge Frauen ...“, lechzte er, worauf er sofort einen mürrischen Blick seiner heimlichen Angebeteten erntete. „... so wie du Zelda.“, ergänzte er hastig und nahm beruhigend ihre Hand. „Hmpf, bedenke mal was für ein Vorbild du für Kyren bist. Wenn sie mal erwachsen ist glaubt sie das alle Männer so wie du sind.“, belehrte sie ihn. „Ach was, die hat doch ihren Shane ...“, wank er grinsend ab, worauf dieser ruckartig aufsprang.

„Hey! Wie darf ich das jetzt verstehen?“, fauchte er verärgert und ließ sich nur mühevoll von Zelda wieder beruhigen, doch auch Kyren mischte sich nun ein.

„Der? Pah, da würd’ ich ja lieber Würmer essen. Ich kann ihn nicht mal richtig leiden. Er ist rechthaberisch, eingebildet und stur.“, gab sie hochnäsig zurück. „Vielen Dank, du kleine ...“, fauchte der junge Halbelf zurück, verkniff sich aber sie zu beleidigen, obwohl ihre kümmerliche Oberweite das ideale Angriffsziel gewesen wäre. Eine Weile war ihm noch recht mürrisch zu Mute, bevor ihn die Elfe erneut ansprach. „Aber sag mal, Shane. Hast du das vorhin ernst gemeint, mit dem Beschützer und so?“, fragte sie neugierig.

„Na ja, du hast doch mal zu mir gesagt das du meine Hilfe brauchst. Warum soll ich dann nicht dein Beschützer sein?“, erwiderte er schulterzuckend, worauf ihre Augen zu glänzen begannen. Sie konnte kaum glauben dass sie tatsächlich einen eigenen Beschützer hatte und schien überglücklich. „Eigentlich bist du ja manchmal doch ganz nett.“, merkte sie leise an.

„Na ja ... mein Vater war Paladin. Er hat sich immer für die Armen und Schwachen eingesetzt. Und es ist auch mein Traum einmal ein Paladin zu werden, auch wenn ich ... ein Halbelf bin.“, tönte er beinah heroisch. Es fiel auf das seine Stimme etwas trauriger Klang als er von seinen Vater sprach. Man fragte sich was wohl der Grund dafür war, doch da in diesen Moment eine Kellnerin kam, verflog dieser Gedanke schnell wieder.
 

Schmatzend und mampfend genossen die Vier schließlich ihre warme Mahlzeit, die aus gebratener Ente bestand. Die Rechnung war schnell bezahlt und die Gruppe war eigentlich bereit weiter zu ziehen, doch kaum war das letzte Bäuerchen gemacht, sackten die Vier schlafend in ihren Sitzen zusammen.
 

Wenig später betrat ein Drow die Schänke. Es war Leath und er brachte gleich einige Cyric-Priester mit, die ebenfalls zu Bells Dienerschaft zählten. Hastig ging er auf den Wirt zu und packte ihm am Kragen.

„Habt ihr das Essen der Vier mit einen Schlafmittel versehen, so wie es Euch der Nekromant befohlen hat?“, fragte er mit drohender Stimme. Schlotternd nickte ihm der Wirt zu und deutete ihm den Weg zum Tisch, an dem die gesuchten Gäste saßen. „Sie schlafen garantiert, Herr. Die Dosis war sehr hoch. Meine Leute haben Sie auf Zimmer 12 gebracht.“, gab er ängstlich zur Antwort.

Wütend stampfte Leath mit seinen Gefolgsleuten die Treppe zur Unterkunft herauf. Es dauerte nicht lange und sie hatten Zimmer 12 gefunden. „Eintreten!“, befahl der Drow seinen Priestern und deutete auf die Tür.

Nach einem lauten Rums war die Tür nur noch Sperrmüll und einige Cyrics kamen eilig in das Zimmer gestürmt. Erwartungsgemäß lagen Zelda und Jason schlafend auf dem Bett, doch als Leath die Decke von der Couch riss, auf der er Kyren vermutete, entdeckte er darunter nur ein paar Kissen die den Schein wahren sollten.

„Wo ist die Elfe!?“, schrie er erzürnt. „Herr, der Halbelf ist auch nicht da.“, rief ein Cyric, worauf er wütend eines der Kissen in der Luft zeriss. „Arrr. Verflucht noch mal! Dann findet sie!“, befahl er außer sich vor Wut.

„Und nehmt die beiden mit.“, ergänzte er und deutete auf Jason und Zelda, die immer noch schliefen. „Wenn ich dieses Gör in die Finger kriege ...“, murmelte er zornig weiter und verließ nicht gerade unlaut das Zimmer.
 

In der Zwischenzeit trottete Shane in Richtung Süden. Auf seinen Rücken trug er das kleine Elfenmädchen mit sich. Sein Zweihänder hatte er sich dank der Halterung um den Arm gehängt. Es wirkte unwirklich, den Trotz drückender Hitze war es nicht das Gewicht seiner Waffe oder des Mädchens was ihn zu schaffen machte, sondern viel mehr das Schlafmittel. Obwohl es bei ihm nicht die volle Wirkung zeigte, merkte man dass es ihm von Minute zu Minute schlechter ging. Trotzdem lief er weiter, weiter in Richtung Wüste ...

Folge 6: Die Jagd beginnt

Folge 6: Die Jagd beginnt
 

Eine warme Brise fuhr Shane übers Gesicht, während ihn der Schweiß von der Stirn lief. Er war fast blind vor Müdigkeit, so verschwommen sah er. Vage Farbgerinnsel ebneten seinen Weg, den er kraftlos entlang tapste. Das einzige was ihn orientierte war das Plätschern eines nahegelegenen Flusses. Jeder Schritt kam ihn schwerer vor als der vorherige. Er schaffte es gerade noch bis kurz vor den Fluss, wo er schließlich zusammenbrach. Trotzdem versuchte er sich gegen die Erschöpfung seines Körpers zu wehren und stemmte sich noch ein letztes mal auf, doch Kyren, die er auf dem Rücken lag, sein Zweihandschwert und seine unglaubliche Müdigkeit ließen auch diesen letzten Versuch scheitern. Alles was er jetzt noch konnte war schlafen und hoffen das man sie nicht finden würde.
 

Traurig sah Jason auf seine Mitgefangene hinab, die er gerade auf eine Pritsche gelegt hatte. Sie schlief noch immer und ahnte noch nicht was mit ihnen passiert war; dass sie nun Gefangene waren. Der junge Mönch ärgerte sich, denn wären seine Augen nicht ständig über die Rundungen der Kellnerinnen gestreift hätte er vielleicht bemerkt dass es eine Falle war. Vorsichtig streichelte er der schönen Waldläuferin über die Wange und lächelte auf sie herab. „Du bist wunderschön, weißt du das eigentlich. Und ich Idiot schaue mich nach anderen Frauen um, wo die schönste schon lange bei mir ist. Verzeih mir Zelda, ich habe versagt.“, sprach er ihr leise zu, wohlwissend das sie ihn nicht hören konnte. Nachdenklich schloss er seine Augen und ließ sich neben ihr nieder. Er dachte an Mitch, der einzige Mensch der ihn so akzeptierte wie er war, der einzige Mensch der ihn nie verstoßen hätte. Bei Zelda und den anderen zu sein, war der einzige Trost den er hatte, aber er fürchtete dass auch sie sich eines Tages von ihm abwenden würden. Zelda war eine schöne und wahrhaft tolerante Frau, aber trotz ihrer zutraulichen Art zweifelte er daran ob er bei ihr überhaupt Chancen hatte. Sein Blick leerte sich als dieser zur Decke seiner Zelle schweifte, von welcher in regelmäßigen Abständen ein Wassertropfen hinab fiel.
 

In Neu-Saradush ereignete sich indessen ein anderes Szenario. Wildes Gebrüll drang aus dem Haus des vermeintlichen Wahrsagers, dem Kyren zuvor noch einen Besuch abgestattet hatte.

Wütend packte Leath den Nekromanten, der bis dato seelenruhig auf seinem Stuhl abgewartete hatte, am Kragen. „Sie ist entkommen! Könnt Ihr mir das erklären!“, schrie der Drow erbost, aber Diron blieb ungewöhnlich gelassen. „Ich gebe zu das selbst ich ein wenig überrascht bin, aber ich kann Euch beruhigen. Weit dürften die beiden nicht gekommen sein. Nur ein Gramm mehr und das Schlafmittel wäre tödlich gewesen. Kein Wesen kann sich dessen Einfluss ewig entziehen. Abgesehen davon haben wir zwei von ihnen. Ich könnte mir vorstellen das sie früher oder später kommen werden um sie zu befreien.“, entgegnete er kühl und befreite sich ohne große Anstrengung aus Leaths griff. „Und was soll ich jetzt tun? Abwarten und Tee trinken?“, fauchte dieser erzürnt. „Keine Sorge, ich habe bereits jemand ... ’spezielles’ geschickt der die beiden finden wird.“, erwiderte er ihm und grinste dermaßen dämonisch dass es selbst seinen Gegenüber ein bisschen unheimlich war.
 

Auch Zelda erwachte einige Zeit später in ihrem Gefängnis. Nur langsam stemmte sie sich auf, denn noch immer stand sie unter der Nachwirkung des Schlafmittels. Als sie neben sich blickte, merkte sie, dass Jason schon wach war. Er lehnte sich sitzend an die Zellenwand und starrte einfach nur gerade aus. Sein rechtes Bein war ausgestreckt, während sein linkes angewinkelt war, auf dem sein Arm lag. Eine fast poetische Haltung, die sie aber noch mehr verwunderte. „Jason? Alles in Ordnung?“, fragte sie unsicher. Eine Weile schwieg er, so als ob er nicht antworten konnte, doch schließlich regte er sich. „Ja, es geht mir gut. Ich frage mich bloß die ganze Zeit was wohl aus Kyren und Shane geworden ist. Irgendwie mache ich mir Sorgen um die beiden.“, antwortete er, worauf sie ihm bedenklich in die Augen sah. Erst jetzt begriff sie was überhaupt passiert war. Vorsichtig stand sie auf und torkelte leicht schlaftrunken zu den Zellengittern. Mit ihren beiden Händen rüttelte sie so verzweifelt daran als wollte sie die Gitterstäbe herausbrechen. „Lass es lieber. Selbst ich kann die Gitterstäbe nicht verbiegen. Sie sind wohl verzaubert. Und falls du auf Hilfe hoffst muss ich dich auch enttäuschen. Hier unten sind nur wir zwei.“, gab Jason ruhigen Tones von sich. Die schöne Waldläuferin schaute sich vergewissernd um und erblickte gerade mal ein paar Fackeln an den Wänden die den Gefängnisgang erleuchteten. Es gab wohl hunderte Zellen in diesen Komplex und am Ende des Ausganges war eine große schwere Tür, die man unter normalen Umständen wohl nicht hätte öffnen können. Resignierend ließ sie von den Gittern ab und setzte sie sich zu ihren Gefährten „Ich hoffe auch das es den beiden gut geht.“, seufzte sie besorgt und rieb sich ihre Arme, denn sie begann bereits ein wenig in ihrer kalten, feuchten Zelle zu frieren.
 

Als Kyren plötzlich das Zwitschern von Vögeln vernahm und ihr eine warme Brise durchs Haar fuhr, wusste sie, dass irgendetwas Unerwartetes passiert sein musste. Vorsichtig öffnete sie ihre Augen als der Duft der freien Natur in ihre Nase stieg. Nicht weit von ihr hörte sie das plätschernd eines Flusses. „Was ist passiert?“, fragte sie sich leise und rieb sich verwirrt am Kopf, bevor sie sich aufrichtete. Sie realisierte dass sie wohl unter dem Einfluss eines Schlafmittels gestanden hatte, denn eine andere Erklärung für ihren leicht schummerigen Zustand hatte sie nicht. Suchend schaute sie sich nach ihren Gefährten um, da sie schon fürchtete wieder allein zu sein. Ihr Blick schweifte nach links, wo Shane, nicht weit von ihr lag. Aber es war jemand bei ihm. Zunächst erkannte sie die Gestalt nicht, aber schon auf den zweiten Blick war ihr klar, dass sie diese Frau schon einmal gesehen hatte. Es war die Wertigerfrau aus dem Mirwald.

Fürsorglich beugte sich diese über den jungen Halbelfen und legte ihm einen kalten Umschlag auf die Stirn. Schnell kroch Kyren auf die beiden zu, was ihr natürlich nicht entging. Mit einem kurzen Lächeln begrüßte sie das Mädchen. „Na ausgeschlafen?“, meinte sie beiläufig, ohne jedoch unfreundlich zu klingen.

„Was ist passiert?“, fragte die kleine Elfe verwirrt. „Ich weiß nicht. Als ich hier rein zufällig vorbeikam, sah ich wie du auf seinen Rücken lagst. Er scheint dich getragen zu haben. Ihr habt beide friedlich aufeinander geschlafen.“, antwortete die Frau grinsend, was das kleine Mädchen kurz erröten ließ.

Grübelnd kratzte sie sich am Kopf und blickte sich ungläubig um. „Wo sind wir hier?“, fragte sie neugierig. „Ihr seid kurz vor der großen Tethyrwüste. Ihr müsst nur noch den Fluss überqueren und den Hügel dort hinten am Horizont.“, erwiderte sie ihr. „Hmm ... waren wir nicht eben noch in Neu-Saradush?“, grübelte die Elfe laut vor sich hin. „Äh ... das glaube ich nicht. Von Neu-Saradush bis hier her braucht man zu Fuß mindestens 15 Stunden. Seid froh dass ich euch kenne. Ich war gerade in meiner Raubkatzengestalt unterwegs und ein wenig hungrig. Unter normalen Umständen hätte ich euch gefressen, denn ihr wärt leichte Beute gewesen.“, antwortete die Frau zwinkernd, doch die kleine Elfin war noch immer völlig verwirrt. Eine Antwort auf die Frage wie man so schnell so weit kommen konnte, könnte wohl höchstens Shane geben. „Das ergibt doch keinen Sinn!“, fluchte sie und wuschelte sich durchs Haar. Es war merkwürdig, denn als sie ihre Hände wieder aus den Haaren nahm hatte sich eine kleine Feder in ihren Fingern verfangen. Überrascht hielt sie sich vor sich hin und musterte sie genau, denn sie wusste nicht wo diese herkam.

Besorgt schaute sie auf ihn hinab und musterte sein Gesicht. Innerlich fragte sie sich wie er sie bis hier her tragen konnte und warum das Schlafmittel bei ihm zunächst wohl nicht gewirkt hatte. „Ob er wieder aufwacht?“, fragte sie neugierig. „Mh ... ich weiß nicht. Schwer zu sagen ob er im Koma liegt oder nur schläft.“, antwortete die Wertigerfrau. Einen Moment später fuhr sie den Halbelfen mit ihrer linken Hand über die Brust. „Ich weiß auch nicht. Dieser Junge fasziniert mich. So einen wie ihn hab ich noch nie getroffen. Er hat etwas Außergewöhnliches an sich. Ich würde gerne mal von ihm kosten ...“, meinte sie verträumt und leckte sich ihre Lippen ab.

Etwas baff von dieser Aussage sah das Elfenmädchen zunächst einfach nur zu. Ängstlich biss sie sich auf die Lippen, als sie sah wie die Wertigerfrau ihren Kopf auf sein Herz legte. „Was machst du da?“, fragte sie nervös. „Ich will nur sein Herz spüren. Stört dich das etwa?“, antwortete die Frau schmunzelnd, worauf Kyren wütend ihre Hand zu einer Faust ballte und die Wertigerin plötzlich beiseite stieß. Fast schon beschützend beugte sie sich über ihren Begleiter. „Hey! Lasst den Jungen doch in Ruhe. Er steht nicht auf solche Spielchen. Er hat Euch nichts getan! Er kann sich ja nicht einmal wehren.“, rief sie erzürnt. „Du bist doch nicht etwa eifersüchtig.“, lockte die Frau das Kind heraus. „Ach quatsch. Wieso sollte ich? Aber er würde das bestimmt nicht wollen das Ihr ihn so betatscht.“, erwiderte sie rotwerdend und rümpfte die Nase.

„Schon gut. Ich will mich nicht länger zwischen euch stellen. Außerdem muss ich weiter ziehen.“, wank die Frau hektisch ab, worauf die junge Elfe reflexartig aufsprang. „Zwischen uns stellen? Was soll das heißen?“, fragte sie erbost. „Ach nichts. Das verstehst du wohl noch nicht. Bist halt doch nur ein Kind.“, meinte sie und lief einfach weiter. „Sag deinen Freund das ich ihn gerettet hab und grüß die anderen von mir.“, rief sie der Elfin noch zu bevor sie in Gestalt einer Raubkatze davonlief. „Er ist nicht MEIN Freund!“, schnaufte Kyren verärgert.
 

Obwohl sie sich gerne einredete ihn nicht wirklich leiden zu können, so machte sie sich doch zumindest Sorgen um ihn. Und so saß die junge Elfe alleine mit ihm unter der Nachmittagssonne von Tethyr. Behutsam nahm sie ihm den lauwarmen Verband ab und lief damit zum Fluss. Schnell hatte sie ihn frisch gemacht und eilte zurück um ihn wieder aufzulegen. Auf einmal fiel ihr etwas ein, das sie fast wie der Blitz traf. „Ach, ich Schussel! Ich hab doch ein paar Heilzauber die ihm helfen könnten.“, dachte sie laut und klatschte sich schellend auf die Stirn.

Ihre Mutter hatte sie schließlich zur Klerikerin ausgebildet, auch wenn sie nur die Grundlagen beherrschte. Kyren konzentrierte sich um ihren Heilzauber auszuführen. Ihre Hände leuchteten ein wenig auf und es dauerte nur Sekunden bis Shane wieder erwachte, dabei sogar ruckartig aufschreckte. „Was ... Kyren?“, stotterte er verwirrt und griff nach seinem Schwert. „Schon gut. Du standest noch unter der Wirkung eines Schlafmittels.“, versuchte sie ihn zu beruhigen, und legte ihre Hand auf seine Brust um ihn wieder zu Boden zu drücken. Erschöpft ließ er sich wieder nach hinten fallen als er feststellte dass er vorerst entkommen war. Er musste erst ein paar mal tief durchatmen um sich wieder zu fangen. Kyren, die noch immer neben ihm kniete fuhr ihm behutsam über die Stirn, weshalb er ihr einen fragenden Blick zuwarf, da er ihre Geste nicht verstand. „Du hattest Fieber. Ich habe einen meiner Heilzauber eingesetzt um dich zu heilen.“, erklärte sie ihm lachend. Mühsam raffte er sich auf und legte seinen Zweihänder um. Kurz überprüfte er ob sein Kurzschwert noch in seiner Gürtelschnalle saß und klopfte sich seine Kleidung sauber. „Wir haben nicht viel Zeit. Wahrscheinlich folgt man uns.“, merkte er mit Blick auf den Horizont an.

„Komm, wir müssen weiter.“, mahnte er, doch sie wollte zunächst lieber ein paar Antworten, denn allein schon der Gedanke, wie er zwei Schwerter und sie selbst so weit in so kurzer Zeit tragen konnte machte sie äußerst neugierig und sogar misstrauisch. „Warte mal. Ich will erst mal wissen wie wir hier her gekommen sind.“, fragte sie streng. Von ihrer Frage überrascht blieb Shane zunächst stehen, denn er wusste genau, dass wenn er sich gleich zu ihr umdrehen würde, er sie dann belügen müsste. „Na ... ich hab dich getragen.“, meinte er beiläufig, aber diese Antwort stellte seine Gefährtin nicht zufrieden. Verärgert stemmte sie ihre Hände gegen die Hüften und verzog ihre Miene.

„Ach, du musst aber ein ziemlich guter und kräftiger Sprinter sein. Wir sind Meilenweit weg von Neu-Saradush. Du hast wohl innerhalb einiger Stunden fast eine Tagesreise geschafft, falls du’s noch nicht gemerkt hast. Und das auch noch unter Einfluss eines Schlafmittels.“, argumentierte sie, so dass er sich nun gut überlegen musste was er jetzt sagte, damit die bedrückende Wahrheit nicht ans Licht kam. „Woher weist du denn das wir so weit weg sind?“, antwortete er in einen verwunderten Tonfall. „Die Wertigerfrau war vorhin hier und hat es mir gesagt.“, rechtfertigte sie ihren Kommentar. Verzweifelt biss sich der junge Halbelf auf die Lippen und drehte sich zu ihr um. Vorsichtig näherte er sich ihr und fasste ihr auf ihre Schultern. „Okay. Ich erklär’ dir das irgendwann, aber jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Irgendjemand ist hinter dir her. Wahrscheinlich Leath und seine Leute.“, versuchte er sie zu beschwichtigen.

„Mir kam das gleich so komisch vor das wir nach so kurzer Zeit Müde waren, wo wir doch eigentlich recht ausgeschlafen waren. Ich wusste dass da etwas nicht stimmte. Deshalb bin ich mit dir geflüchtet. Leider konnte ich euch nicht alle drei tragen.“, fügte er hinzu. „Du verschweigst mir etwas, Shane, und ich finde schon noch raus was es ist.“, erwiderte sie murrend. „Wenn du es rausfindest wirst du dir wünschen es nie herausgefunden zu haben, glaub mir. Du musst mir jetzt einfach vertrauen.“, meinte er und blickte ihr tief in die Augen. Sie sah die Nervosität, die in ihm aufkam als sie an ihm zweifelte. Er verheimlichte etwas er vor ihr, etwas was sie nicht erfahren sollte.

Plötzlich merkte sie wie etwas Nasses auf ihre Nase tropfte und kurz darauf auch auf ihr Haar. Als die beiden daraufhin nach oben sahen, merkten sie wie dunkle Wolken aufzogen. Es dauerte nicht lange und es begann zu regnen. Abstimmend nickten sie sich zu und suchten unter einen nahegelegenen Baum Schutz vor dem kalten Nass.
 

Leath war nicht darüber erfreut das die Elfe noch immer nicht gefasst war. Nervös ging er hin und her und überdachte mit gesenktem Kopf und auf den Rücken verschränkten Armen noch einmal die Situation.

Plötzlich vernahm er ein kurzes pochen an der Tür seiner Behausung. „Wer ist da?“, fauchte der jähzornige Drow. „Diron.“, tönte es kurz von der anderen Seite. Obwohl er das Gesicht seines Dieners nicht sehen wollte bat er ihn herein. Bedächtig näherte sich der bärtige Magier dem Dunkelelfen. „Und, was gibt es?“, grummelte er. „Ich muss gestehen, dass ich den Halbelfen unterschätzt habe. Er scheint erstaunlich weit gekommen zu sein. Ich war so frei Eure Suchtrupps zurück zu beordern. Mein spezieller Freund dagegen ist den beiden auf der Spur. Keine Sorge, Leath. Noch etwas Geduld. Er wird sie finden.“, berichtete der Nekromant nüchtern.

„Das will ich hoffen, denn sonst wird es dir ziemlich dreckig gehen.“, drohte er und linste in Richtung des Zauberers. „Ihr wollt mir drohen? Überdenkt lieber Eure Situation noch einmal, denn Bell wird langsam ungeduldig. Ich tue was ich kann, also versucht Euch und Bell in Geduld zu üben.“, meinte Diron abfällig. Noch einmal warf er seinem Herrn einen zweifelhaft bösen Blick zu und verließ schließlich mit ruhigen Schritten die Gemächer des Dunkelelfen. Wütend rammte Leath seine Faust auf einen Tisch, der darunter zu Bruch ging, denn er wusste wie Recht sein Untergebener hatte. „Wir werden sehen ...“, murmelte er in sich hinein.
 

Es regnete ununterbrochen und inzwischen kam auch noch ein kalter Wind dazu. Shane hatte sich schon in die Kronen des Baumes verkrochen um noch besser geschützt zu sein. Kyren folgte nun seinem Beispiel und gesellte sich zu ihm. Obwohl der Baum ziemlich dicht bewachsen war, hatten beide bereits pitschnasse Haare. Teile ihrer Kleidung waren ebenfalls durchgeweicht und jeder hoffte dass der Sturm bald aufhören würde. „Brrr, mir ist kalt und ich bin nass. Hättest du nicht wenigstens eine Decke mitnehmen können?“, jammerte Kyren und rieb sich aufwärmend an ihren Armen. „Verzeihung My Lady, dass ich deinen Luxuskoffer vergessen habe. Ich hätte dich ja auch einfach zurücklassen können.“, gab er genervt zurück. „Als Junge könntest du ruhig so freundlich sein und dich um mein Wohl sorgen.“, erwiderte sie ihm störrisch. „Was? Also hör’ mal. Eigentlich hab ich nur Probleme seit ich dich begleite. Ich wollte nur meine Schwester finden und mich nicht mit dir rumplagen.“, fauchte er wütend zurück, worauf ihr nach diesen Worten die Luft wegblieb und ihn wie erstarrt ansah. „D ... das ... das meinst du doch nicht ernst?“, stotterte sie erstaunt. „Klar tue ich das! Verdammt! Seit wir uns kennen stecken wir doch nur in Schwierigkeiten.“, bestätigte er verbittert.

Eine Weile schwieg das Elfenmädchen bedächtig vor sich hin, doch langsam merkten beide, dass ihnen die Situation wohl über den Kopf gestiegen war. „Weißt du, ich glaube dir nicht. Ich glaube in Wirklichkeit bist du recht gerne mit anderen zusammen, aber du gibst es nicht gern zu.“, sagte sie in einen leisen Ton. „Ach, und wie kommst du darauf?“, antwortete er verwundert. „Deine Schwester ... sie heißt nicht rein zufällig Alexandra?“, fragte die junge Elfe. „Woher .... woher weißt du das? Ich habe es dir gegenüber nie erwähnt.“, staunte er. „Ich glaube dass du ein sehr verbitterter Junge bist, dem tiefe Schuldgefühle gegenüber seiner Schwester plagen. Ein Junge dessen Leben nur von Enttäuschungen und Leid geprägt ist.“, meinte sie weiter. Shane wollte zwar etwas sagen, aber als er die traurigen Augen dieser kleinen Elfe sah, verstummten seine Worte. Er war etwas verblüfft, denn für ihr Alter sprach sie erstaunlich weise Sätze. Die Wahrheit in ihren Worten tat ihm zu sehr weh um sie zu akzeptieren. „Wahrscheinlich gibst du dir die Schuld an ihrer Entführung. Dein Gewissen ....“, sprach sie weiter, bevor er sie doch unterbrach. „Schweig! Hör auf so etwas zu sagen! Woher willst du das alles wissen?“, schrie er erbost, worauf sie noch einmal für einen Moment schwieg. „In der Nacht vor Neu-Saradush bist du am Feuer eingenickt. Du hast im Schlaf gesprochen und immer wieder ihren Namen gerufen. Du hast vor Angst geschwitzt und nach etwas gegriffen. Als ich deine Hand nahm und dich beruhigte, schienst du erleichtert ... und du hast wieder friedlich und entspannt weiter geschlafen.“, erzählte sie ihm.

„Du warst glücklich und zufrieden. Deshalb glaube ich dass du mich eben angelogen hast, auch wenn du es nicht zugeben würdest. In Wirklichkeit findest du mich gar nicht so schlimm wie du behauptet hast.“, ergänzte sie und blickte ihn auffordernd an. Shane wollte sie zunächst packen, doch er wusste dass er ihr kein Haar krümmen könnte, so wie sie dort saß. Wortlos saß er zunächst noch eine Weile neben ihr bevor er langsam merkte er das er die Gefühle der kleinen Elfe verletzt hatte, die sich seit dem Verlust ihrer Eltern wohl sehr einsam fühlte. Er merkte dass er langsam aber sicher die Kontrolle über sich selbst verlor und mit jeden mal, so wusste er, würde es schlimmer werden. „Es ... tut mir Leid. Du hast nicht ganz unrecht ... aber ... es wäre einfach besser wenn du nie auf mich getroffen wärst. Ich werde dir nur Unglück bringen, glaub mir.“, sagte er schließlich. Erstaunt sah ihn das Elfenkind an, denn sie konnte kaum glauben was sie eben gehört hatte.

„Ich wollte dich nicht anschreien. Du kannst nichts dafür. Du weißt nicht wer ich bin ... was ich bin.“, meinte er weiter, während seine Stimme immer betrübter wurde. Noch einmal musterte sie ihren Begleiter genau, bevor sie ihm ruckartig ihre Hand entgegenstreckte. „Schon gut. Ich verzeihe dir. Ein bisschen hab ich ja auch Schuld. Ich hätte dich nicht so reizen sollen. Wir sollten unsere Zeit nicht mit Streiten vergolten.“, sagte sie und schenkte ihm ein versöhnliches Lächeln. Shane merkte das sie jemand brauchte, der für sie sorgte, der sie aufnahm und der sie mochte, so allein wie sie nun war. Zögernd erwiderte er ihre Geste und lächelte ebenfalls.

„So nun wo das geklärt ist kannst du ja auch zugeben das es dir gefallen hat als ich deine Hand während des Traumes gehalten hatte.“, meinte Kyren kichernd. „Blödsinn! Ich dachte du wärst meine Schwester. Deshalb hab ich mich wohl ... beruhigt.“, erwiderte er trotzig, so dass sich die beiden scheinbar schnell wieder ihn die Haare gekriegt hätten, aber aus ihren misstrauischen Mundwinkeln formte sich schnell ein freches Lächeln. Beide mussten auf einmal lachen als sie in ihre Gesichter sahen. Sie lachten über sich selbst und über ihr Verhalten. Sie hatten schon so lange nicht mehr gelacht. Irgendwie heilte es für einen Augenblick jede seelisch Wunde die ihre Vergangenheit ihnen zugefügt hatte. Für diesen Moment waren sie glücklich, trotz ihrer misslichen Lage. Als sie sich in ihre Gesichter sahen spürten sie dass dies der Beginn einer langen Freundschaft werden könnte.

Sie ahnten nicht das jemand bereits tiefe Spuren in der matschigen Erde hinterlassen hatte und diese Spuren führten in ihre Richtung ...

Folge 7: Der Sieger bekommt die Beute!

Folge 7: Der Sieger bekommt die Beute!
 

Gelangweilt ließ Kyren ihre Beine herumbaumeln, während sie auf dem Ast eines Baumes seufzend in den verregneten Himmel blickte. Noch immer warteten sie und Shane darauf dass der Regen aufhörte. Es dauerte noch eine ganze Weile bis die Regenwolken schließlich weiterzogen und neben ein paar Pfützen einen Regenbogen zurück ließen.

Ein Strahlen fuhr nicht nur über Kyrens Gesicht, als die Sonne wieder hinter den Wolken wieder zum Vorschein kam. Alle Zeichen standen dafür, dass ihre Flucht nun fortgesetzt werden konnte.

Gerade als die kleine Elfin etwas Schwung zum Absprung nehmen wollte, packte sie ihr Gefährte hastig am Arm. „Warte!“, meinte er streng. „Hm? Was ist denn? Der Regen ist doch vorbei.“, erwiderte sie verwundert, aber als sie in seine Augen blickte merkte sie dass es ihm sehr ernst war – irgendetwas stimmte nicht.

Verwirrt folgte sie seinen Blick, doch es war nirgends eine Gefahr zu sehen. „Hier stimmt etwas nicht. Ich ... spüre es ... ich weiß auch nicht.“, meinte er nachdenklich. Dennoch hatte sich im Laufe der Zeit nichts geändert. Niemand kam vorbei und niemand war zu sehen.

Plötzlich spürte Kyren wie sie etwas am Fuß packte und nach unten zerrte. Es ging viel zu schnell als das sie sich noch am Ast hätte festhalten können und so stürzte sie unsanft mit dem Bauch zu Boden. Shane wurde mit ihr gerissen da er immer noch ihren Arm gehalten hatte. Mit Mühe vermied er eine ebenso unsanfte Landung wie seine Begleiterin, jedoch sah er sich in seinen Befürchtungen bestätigt. Mit schmerzverzerrtem Gesicht raffte sich Kyren langsam auf. „Arh, was war das? Irgendwas hat mich am Fuß gepackt.“, stöhnte sie und rieb sich am Kopf. Noch bevor sie wieder richtig stehen konnte, spürte sie wie jemand seine Hand um ihren Bauch führte und sie mit sich riss. Verwirrt und hilflos schaute der junge Halbelf zu, denn er konnte nach wie vor niemanden entdecken. „Kyren? Was geht hier vor?“, schrie er nervös.

„Ahhhh! Hilf mir doch!“, rief sie ängstlich zurück, während sie gegen die Kraft die sie davonzog ankämpfte. Es war so, als ob sie eine unsichtbare Gestalt gepackt hätte und bald sollten die beiden Gefährten merken dass diese Annahme gar nicht so falsch war.

Shane rannte der jungen Elfin hinterher, die sich ziemlich unfreiwillig von ihm entfernte. Mit aller Kraft warf er sich auf sie und brachte sie somit zu Boden. Erst diese Aktion befreite sie aus der Umklammerung ihres scheinbar unsichtbaren Gegners, der ebenfalls zu Boden gestürzt zu sein schien. Für einen Moment errötete die kleine Elfin, aber beiden war klar dass dies nicht der richtige Zeitpunkt für solche Gedankenspielchen war, so dass er schnell von ihr herunterging.

Ängstlich kroch sie am Boden in Richtung Baum zurück, während ihr Gefährte vergeblich nach ihrem unsichtbaren Angreifer Ausschau hielt. Nach wenigen Metern spürte sie erneut den unsanften Griff des Fremden an ihrem Fuß. Verzweifelt trat sie in die Luft um ihren Gegner abzuschütteln, aber es half nicht wirklich.

Shane hatte zwar gemerkt dass hier eine dritte Person war, aber erst als Kyren erneut aufschrie erkannte er wo sich diese Gestalt befand. Reflexartig griff er nach einem größeren Stein und warf ihn in ihre Richtung, obwohl er wusste dass er damit auch seine Gefährtin hätte treffen können. Dennoch sollte sein Geschoss sie nicht treffen sondern prallte mit voller Wucht gegen ihren unsichtbaren Angreifer, der daraufhin schmerzvoll aufstöhnte. Wieder befreite sich die kleine Elfe aus dem Griff des Unbekannten und krabbelte so schnell wie möglich zu Shane.
 

Diesmal schien er ihn etwas länger außer Gefecht gesetzt zu haben, denn zunächst spürte sie keine weiteren Übergriffe. „Was geht hier vor?!“, fragte sie ihn verwirrt. „Ich weiß nicht ... vielleicht ein unsichtbarer Pirscher. Ein Wesen aus einer anderen Ebne. Deshalb können wir seinen Körper nicht sehen.“, versuchte er zu erklären. „Was?“, erwiderte sie ungläubig. „Sie werden normalerweise von Magiern beschworen und dienen ihnen solange bis ihr Auftrag ausgeführt ist. Es ist eine Art Jäger.“, ergänzte er, bevor eine merkwürdige Stimme diesen Dialog unterbrach. Sie schien aus der Richtung des Baumes zu kommen. „Ganz recht. Mein Meister wünscht das ich ihn das Mädchen bringe und du, Halbelf, wirst mich nicht daran hindern.“

Vorsichtig wich Shane ein paar Schritte zurück, denn er fragte sich wie er gegen jemanden kämpfen sollte den er nicht sah. Für einen Moment war er ratlos, aber wie so oft wenn er ratlos war erinnerte er sich an die Worte seines Vaters, der ihm viel über das Leben in Faerûn beigebracht hatte. Er erinnerte sich was er einst gesagt hatte, was zu tun sei um einen unsichtbaren Pirscher zu besiegen. Er hatte ihm viel über die Kreaturen dieser Welt erzählt als er noch kleiner Junge war, denn er war seinerzeit ein berühmter Geisterjägerpaladin und hatte so manch Monster bezwungen. Er lehrte ihn dass man auf den Schatten des Pirschers achten oder seine Aura spüren sollte.

Doch Shane war viel zu aufgeregt um sich jetzt auf die Aura seines Gegners zu konzentrieren. Zudem glaubte er durch die Schrittgeräusche einen weiteren Vorteil zu erringen. Hastig zog er sein Kurzschwert aus dem Gürtel und stellte sich den Kampf, während seine Augen nervös hin und her blickten.

Sorgfältig suchte er das Gras nach dem Schatten des unsichtbaren Pirschers ab, aber das Schicksal meinte es nicht gut mit ihm. Seine Blicke blieben ohne Erfolg da sich eine Wolke vor die Sonne geschoben hatte und das wenige Sonnenlicht nicht ausreichte um den Schatten seines Gegners im saftig dunkelgrünen Gras zu erspähen. „Du suchst meinen Schatten? Daraus wird wohl nichts.“, gab der Pirscher lachend von sich.

Nur Sekunden später spürte er wie ihn ein harter Schlag in die Magengegend traf, worauf er röchelnd zu Boden sackte. „Shane!“, rief Kyren besorgt und wollte ihm schon einen Moment lang zu Hilfe eilen, doch nun war sie selbst wieder eine leichte Beute. Es dauerte nicht lange und sie spürte erneut wie jemand ihren Arm packte.

Kreischend um sich schlagend versuchte sie sich zur Wehr zu setzten, doch es half nicht viel, so das all ihre Hoffnung auf Shane lag, der sich gerade wieder aufrichtete.

Mit schmerzverzerrten Gesicht, und seiner Hand vor dem Bauch haltend torkelte er auf Kyren zu. „Moment ... wir sind noch nicht fertig.“, ächzte er. Kyren spürte wie der Pirscher von ihr abließ und auf den jungen Halbelfen zuging, doch der sah gar nicht weiter nach vorne, seinem unsichtbaren Gegner entgegen, viel mehr schaute er auf die Grashalme die sich unter dem Gewicht des Pirschers bogen.

Blitzartig stürmte Shane auf ihn zu und schlug mit seinem Kurzschwert dort in die Luft wo er seinen Gegner vermutete und tatsächlich prallte sein Schwert auf etwas, aber der Schlag blieb ohne jegliche Wirkung. Stattdessen brach ein Teil des Schwertes ab und er stolperte vor dem Elfenmädchen zu Boden. „Shane! Alles in Ordnung?“, fragte sie besorgt und half ihm auf. Er war durch die beiden Stürze schon recht dreckig im Gesicht, so dass er es sich zunächst etwas sauber wischte. „Dein Schwert ist nicht mächtig genug um mich zu verletzten.“, ertönte die Stimme des Pirschers siegessicher, aber so leicht wollte der junge Kämpfer nicht aufgeben.

Er hatte noch eine letzte Chance und die wollte er nutzen. Erneut stürmte er auf seinen Gegner zu und ließ sich dieses mal von dessen Stimme leiten. Aber statt eines Schwertschlages, den er zunächst antäuschte, holte er mit dem Ellenbogen aus und rammte ihn den Pirscher mit voller Wucht gegen den Kopf. Man konnte deutlich hören wie es den Pirscher umhaute. Obwohl ihm nun der Ellenbogen höllisch schmerzte, wusste er dass er jetzt seine Chance nutzen musste. Hektisch ließ er das kaputte Schwert fallen und warf sich auf den Pirscher.

Er tastete ihn förmlich nach dessen Hals ab und packte mit beiden Händen zu, so dass er ihn etwas würgen konnte. „Wer hat dich geschickt?“, wollte er wissen. „Vergiss es! Von mir erfährst du nichts.“, erwiderte er ihm, worauf Shane sich gezwungen sah noch etwas mehr zuzudrücken. „Arrrrg ... schon gut. Es war mein Meister - Diron. Er hat mir befohlen ich soll ihm das Mädchen bringen.“, gab er röchelnd zurück. „Wer ist dieser Diron?“, fragte er weiter.

„Diron X’elsion, ein Nekromant. Er steht im Dienste eines Drows namens Leath, glaub ich.“, antwortete der Pirscher unter einigen Würgelauten hervor. „Von L … Leath?“, stotterte Kyren ängstlich als sie das hörte.

“Was weißt du was aus unseren Freunden Jason und einer Waldläuferin namens Zelda geworden ist?”, quetschte ihn der Junge weiter aus. „Nicht viel. Ich habe gehört wie sich mein Meister und dieser Drow darüber unterhalten haben. Sie erwähnten Amekthran in Verbindung mit diesen Namen. Mehr weiß ich nicht. Ich schwöre es.“, redete der Pirscher, so das Shane erzürnt, aber befriedigt von dem was er erfahren hatte, von ihm abließ.

„Verschwinde!“, fauchte er und schon im nächsten Moment spürte er wie sich die Präsenz des Pirschers verflüchtigte. Er wusste das er ihn hätte töten müssen, aber um sicherzugehen fehlte ihm leider fehlte ihn dafür ein passende magische Waffe. Glücklicherweise zeigte der Pirscher sich besonnen genug um die Gnade, die ihm gewährt wurde, nicht gegen Shane auszunutzen.

Besorgt näherte sich die kleine Elfe dem jungen Halbelfen. Ihre Hände nahmen fast eine betende Form an, bevor sie sich vorsichtig zu ihm herunterbeugte. „Danke Shane. Ohne dich wäre ich bestimmt ...“, bedankte sie sich, aber er wank recht lässig ab. „Schon gut.“, sagte er mit schwacher Stimme und zwang sich trotz seiner Schmerzen ein Lächeln hervor. Der Kampf schien ihn ziemlich zugesetzt zu haben, so dass er sich noch eine ganze Weile den Bauch hielt. Und obwohl er gesiegt hatte so fragte er sich ob das ganze nicht etwas zu einfach war. „Was machen wir nun?“, fragte Kyren, wohlwissend das Zelda und Jasons Zustand ungewiss war. „Ich denke wir sollten nach Amekthran gehen und sehen ob sich Jason und Zelda wirklich dort aufhalten. Es würde mich jedenfalls nicht wundern. Die alte Mönchstadt gilt als einer der sichersten Gefängnisanlagen in ganz Tethyr.“, erwiderte er und raffte sich auf.

Beide blickten in die Ebene des Horizonts, denn dahinter lag eine große Wüste, die man durchqueren musste wenn man nach Amekthran wollte.

Irgendetwas in Shanes Gewissen sagte ihm das er nicht gehen sollte, als er auf seine vorausgehende Gefährtin blickte. Nachdenklich beugte er sich zu seinem angebrochenen Kurzschwert herunter und steckte es wieder in den Gürtel, bevor er ihr schließlich folgte.
 

Dutzende Männer in schwarzen Roben, mit Pieken und Hellbarden bewaffnet, marschierten auf den Burgmauern der einstigen Mönchstadt Amekthran hin und her. Hinter den Mauern, in einem der Gemächer, ereignete sich ein viel interessantes Schauspiel als sich plötzlich ein Teleportationsfeld öffnete.

Der Mann in diesen Raum, der lesend an einen Schreibtisch saß, zeigte sich nur minder überrascht als er niemanden sah. „Also Pirscher, was hast du zu berichten?“, fragte er, schob seine Kapuze zurück und nahm eine abwartende Haltung ein. „Wie ihr gesagt habt, Meister. Der Halbelf ist bei dem Mädchen.“, erzählte der Pirscher. „Hm ... und weiter?“, drängte er. „Es war mir nicht möglich die Elfe hier her zu bringen. Der Halbelf erwies sich als ungeheuer widerspenstig. Wie Ihr mir für den Fall befohlen haben, habe ich den beiden von Amekthran erzählt und bin geflohen, Meister. Sie sind nun wahrscheinlich auf den Weg hier her.“, berichtete er weiter. Nachdenklich verschränkte sein Meister, in Form von Diron, seine Arme und senkte seinen Kopf.

„Nun gut. Ich werde den Wachen bescheid sagen das sie die Falle aufbauen sollen.“, meinte er in einen bedächtigen Ton, bevor er auf einmal aufstand.

„Meister, ich habe meinen Auftrag erfüllt. Kann ich nun wieder auf meine Ebene zurück?“, fragte der Pirscher unterwürfigst. Ein gemeines Grinsen huschte über Dirons Gesicht. Zunächst schien es nur so als würde er auf seinen Diener deuten, doch schnell wurde klar, dass er in dieser Haltung einen Zauber ausführte. Im nächsten Moment hörte man ein kurzes verzweifeltes Aufstöhnen und der Pirscher zerfiel wie von Geisterhand zu Staub. „Ihr habt Euren Zweck erfüllt, Wurm. Ich schicke Euch lieber ins Reich der Toten. Dort seid Ihr mir mehr von nützen.“, gab er lachend von sich und wendete sich wieder seinem Buch zu.
 

Währenddessen warteten Jason und Zelda in ihrer Zelle ihr Schicksal ab. Sie fragten sich ob sie wohl den Rest ihres Lebens dort verbringen müssten. Jason ärgerte es das er so lautlos neben Zelda saß ohne ihr sagen zu können was er ihr eigentlich schon immer sagen wollte, seit er sie das erste mal getroffen hatte. Sie hatte die Eigenschaft selbst in den unmöglichsten Situationen noch sehr schön und attraktiv zu wirken und dies gefiel ihm sehr an ihr. Die Verpflegung die man ihnen gebracht hatte, bestand lediglich aus zwei dünnen Scheiben Brot und etwas kalten Wasser. Schon eine ganze Weile saßen die beiden abwartend auf der Pritsche.

Nachdenklich starrte er auf die, von Zeldas Kleidung nicht bedeckten Teil, ihrer Beine. Erst spät fiel ihr der verträumte Blick ihres Kameraden auf. „Jason?“, fragte sie und stupste ihn ein wenig an, doch der behielt seinen Blick bei. „Sie hat schöne Beine.“, murmelte er unbewusst vor sich hin. Etwas überrascht von dieser Antwort versuchte sie ihr recht kurzes Kleid noch etwas weiter nach unten zu ziehen, während ein wenig Röte in ihr aufstieg. „Ähm ... bleib bei Sache, ja? Hast du schon eine Idee wie wir hier rauskommen können?“, flüsterte sie verschämt zurück. „Oh ... entschuldige. Tut mir Leid. Eigentlich wollte ich das nur denken.“, stotterte er schwitzend zurück. „... aber eine Idee wie wir hier rauskommen hab ich auch nicht.“, fuhr er fort und begutachtete nun den feuchten Boden der Zelle. „Ich hoffe das Shane und Kyren nichts passiert ist. Vielleicht sind sie sogar auf freien Fuß und versuchen uns zu befreien.“, sagte sie und versuchte sich etwas Hoffnung zu verschaffen, worauf wieder eine Weile Stille zwischen den beiden einkehrte. Jason verschwand währenddessen immer tiefer in Gedanken, denn so unangenehm die Situation gefangen zu sein, umso schön war doch die Gesellschaft, die ihm dabei zu Teil wurde. Genau wie sein Freund Mitch kam er aus Handelstreff, wo es durchaus auch hübsche Mädchen und Frauen gab. Die meisten allerdings, bekleideten sich eher Nonnenhaft, mit langen Röcken und ihr Dekolletee war auch nie besonders gut gefüllt. Zwar hatte er schon ein paar Freundinnen gehabt, aber keine von ihnen konnte sich in ihrer Schönheit mit der von Zelda messen. Er erinnerte sich zurück, denn es war kaum mehr als ein Jahr her, da wurde ihm zum letzten mal das Herz gebrochen. Genau wie seine vorherigen Freundinnen kam auch diese hinter sein Geheimnis und so bevorzugte sie es seit diesem Tag ihn wie die Pest zu meiden.

Er spürte immer deutlicher wie er sich zu ihren freundlichen Wesen und ihren attraktiven Körper hingezogen fühlte, aber er fürchtete sich vor der Antwort. Schließlich kannten sich die beiden erst ein paar Tage und so etwas war ihn auch noch nie zuvor passiert. „Zelda ...?“, setzte er auf einmal an, worauf sie sich ihm verwunderte zuwendete. „Ja?“, fragte sie unverblümt.

„... falls wir hier nicht wieder raus kommen ... ich weiß ... ich war nicht immer nett zu dir, hab viel Mist gesagt und gebaut ... und wir kennen uns noch nicht so lange ... aber ... eigentlich ... du sollst wissen ... hab ich dich trotzdem sehr gern.“, stotterte er verlegen vor sich hin ohne ihr sein betrübtes Gesicht zuzuwenden. Etwas erstaunt von diesen Worten zuckte sie ein Moment lang zurück. „... und ich ... falls wir hier für immer bleiben, so bin ich doch ... ganz glücklich die mir verbleibende Zeit mit jemanden wie dir verbringen zu können und nicht einsam zu sein.“, setzte er fort bevor er wieder für einen Moment unterbrach. „Jason ...“, staunte Zelda, denn solche sanftmütigen Töne hätte sie von ihm nicht erwartet. Sie wunderte sich, denn sie fragte sich wie ein maskuliner Junge wie er, solche Angst vor der Einsamkeit hatte, aber sie hielt es für besser ihn nicht danach zu fragen. Sie lächelte und gab ihm eine sanfte Umarmung. „Wir schaffen das schon, Jason.“, tröstete sie ihn aufmunternd.
 

Inzwischen hatten Shane und Kyren den Rand der Wüste erreicht. „Das ist sie also. Die Tethyr-Wüste“, stellte er überflüssigerweise fest und stemmte die Arme gegen die Hüften. Egal wie weit sie in die Ferne sahen, vor ihnen bot sich nur ein schier unendliches Meer von Sand ...

Folge 8: Das Gift der Wüste

Folge 8: Das Gift der Wüste
 

Mit hängender Zunge und gekrümmter Haltung wanderte Kyren durch die lebensfeindliche Wüste Tethyrs. Vor ihr lief Shane, der sich kein Zeichen von Schwäche anmerken ließ.

Der Blick der jungen Elfe fiel auf die Wasserflasche ihres Begleiters, die an seinen Gürtel angeschnallt war. Vorsichtig näherte sie sich ihm und griff danach, doch er ahnte ihre Aktion voraus, griff ihren Arm und zerrte sie vor sich. Mit einem ernsten vorwurfsvollen Blick sah er sie an, so als ob dieser sie schon strafen sollte.

„... ich habe solchen Durst, Shane. Kann ich nicht etwas zu Trinken haben?“, jammerte sie und schaute erwartungsvoll zur Wasserflasche hinab. „Nein! Wir müssen uns das Wasser gut einteilen, sonst schaffen wir es nicht lebendig aus der Wüste.“, erwiderte er streng und legte seine Hand beschützend auf das Behältnis.

Mit kleinen Tränen in ihren blauen Augen blickte sie an ihm herauf, löste sich von seinen Griff und klammerte sich an sein Knie. „Bitte ... ich bin so durstig. Ich flehe dich an.“, bettelte sie ein weiteres mal.

Ausdruckslos sah er zu ihr herab. Ihre weinerlichen Augen vermochten seine Strenge zu lockern, denn diese flehten nach Gnade. Diese Augen, dieser Blick schienen mächtiger als jede Bezauberung so dass er schließlich nachgab. „Schon gut.“, meinte er und tätschelte ihr fürsorglich über den Kopf, damit sie von seinem Bein abließ.

„Öffne deinen Mund. Ich werde dir etwas Wasser hineingießen damit du nicht zu viel trinkst.“, sagte er und löste die Wasserflasche vom Gürtel. Wie ein braves Mädchen gehorchte sie ihm und sperrte ihren Mund weit auf. Als die ersten kühlen Wassertropfen ihre Lippen und ihre Zunge berührten, fühlte sie wie im Paradies.

Die Hitze der Wüste war für sie trotz ihrer leichten Bekleidung eine Qual. Noch nie in ihrem Leben hatte sie so geschwitzt und noch nie körperlich so gelitten. Simples Wasser war ein wahrer Hochgenuss für sie, doch plötzlich ließ Shane ab und schloss die Flasche wieder. Ihre Augen schrieen zwar nach mehr, aber das was nun noch übrig war reichte gerade mal noch für einen der beiden. Er schellte sich selbst, denn seine Mildherzigkeit könnte für ihn den Tod bedeuten. Ihm wurde klar das er von Tag zu Tag mehr seine kleine Schwester in diesem Elfenmädchen sah, die ihn mehr bedeutete als alles andere auf der Welt, denn eine echte Familie hatte er nicht mehr. „Ähm ... danke.“, meinte Kyren erleichtert und riss ihn somit aus seinen Gedankengängen. „Ja ... schon gut. Lass uns jetzt weiter gehen.“, erwiderte er und steckte die Wasserflasche wieder weg, worauf die beiden scheinbar unbekümmert weiterzogen.
 

„Glaubst du dass wir in Amekthran vielleicht auch deine Schwester und meine Mutter finden werden?“, fragte das Elfenkind nach einer Weile Wanderung. „Vielleicht.“, antwortete er ihr fast desinteressiert.

„Mh ... was ist eigentlich mit deinen Eltern. Leben sie noch?“, erkundigte sie sich weiter, worauf er, sehr zu ihrer Verwunderung, wie vom Blitz getroffen stehen blieb. Es war merkwürdig denn nur kurze Zeit zuvor musste er an sie denken. „Meine ... Eltern?“, gab er bedächtig wirkend von sich.

Im Laufe der Zeit hatte er sie versucht zu vergessen und doch dachte er noch gerne zurück an die Zeit als er noch bei ihnen und seiner Schwester leben durfte. Er erinnerte sich auch wie er eines Tages vor ihnen stand und getadelt wurde. Bilder aus seiner kurzen Vergangenheit überschwemmten ihn. Er sah wie sein Vater sehr erzürnt war und ihn aus seinem Haus verwies. Die Worte dass er sich hier nie wieder blicken lassen sollte und dass er von nun an keinen Sohn mehr hätte, waren auch nach so langer Zeit noch in sein Gedächtnis gebrannt.

Schweigend stand seine Mutter damals hinter ihren Mann und drückte seine kleine Schwester, die ihn mit traurigen Augen ansah, an sich. Beständig deutete sein Vater erzürnt zur Tür. Für ihn, der ein stolzer Geisterjägerpaladin war, war sein Sohn an diesen Tag zu einer Schande geworden.

Gekränkt und von allen im Stich gelassen an die er glaubte, verließ er damals seine Heimat und zog alleine in die Welt hinaus. Nie wieder würde er die Liebe seiner Eltern zu spüren bekommen, doch mit der Zeit lernte er damit umzugehen. Und trotz allen verehrte er sie noch immer. Er erinnerte sich wie er eines Nachts ein Geräusch vernahm das ihn aus seinen unruhigen Schlaf riss. Damals begann eine Zeit in der er wieder lachen konnte, denn seine Schwester war ihm gefolgt. Sie hielt zu ihm und hatte ein Schwert bei sich, welches das Schwert seines Vaters war. Sie sagte ihm, seine Mutter wollte dass es von nun an von Generation zu Generation weitergereicht wird. Es war sicher mühselig für seine kleine Schwester ihm diesen schweren Zweihänder zu bringen, der schon damals in der magischen Halterung steckte, aber es machte ihr scheinbar nichts aus. Beide wussten von den Kräften des Schwertes. Sie wussten dass nur ein Mensch reinen Herzens und dem Glauben an die Gerechtigkeit dieses Schwert führen konnte, denn dieses Schwert war das legendäre Carsomyr.

Obwohl sie beide Halbelfen waren, so glaubte seine Schwester immer fest daran dass auch er ein solch stolzer und hochgeachteter Paladin wie sein Vater werden würde.

Shane erinnerte sich, dass er glücklich war das seine Schwester zu ihm hielt und zog seit dem mit ihr durch Faerûn um irgendwo noch einmal ganz von vorn anzufangen.

Eine vertraute Stimme neben ihn beendete seine Gedankengänge, welche Augenblicke später erneut zu schmerzvollen Erinnerungen geführt hätte.

„Huhu! Shane!“, rief Kyren und wank wie wild vor seinen verträumten Augen her. Seit ihrer Frage war er völlig weggetreten. „Was ist nun mit deinen Eltern?“, fragte sie in ihrer Naivität erneut, worauf er demütig zum Boden schaute. „Ich ... ich habe keine Eltern mehr.“, meinte er leise und ging einfach weiter, worauf sie ihm verwundert hinterher sah. Sie sah einen Jungen mit gebrochenem Herzen und einer verwundeten Seele von sich gehen. Stillschweigend folgte sie ihm in der Hoffnung dass er sich bald wieder beruhigen würde. Innerlich verfluchte sie sich selbst, da sie eigentlich nicht wollte dass er sich wieder vor sich selbst verschloss, jetzt wo sie sich besser verstanden.
 

Die Stunden vergingen und immer war noch keine Oase zu sehen. Keuchend und japsent schleppte Kyren sich durch die Wüste. Sie wagte es schon gar nicht mehr nach vorne zu sehen, da die Wüste kein Ende zu nehmen schien. Erschöpft von der Hitze merkte sie nicht das Shane plötzlich auf den Gipfel eines Sandhügels stehen blieb und lief ihm in den Rücken. Der unerwartete Aufprall entriss ihr das Gleichgewicht, so dass sie nach hinten stürzte und sogar fast wieder den Hügel hinabrollte. Wütend sah sie an ihm herauf und schrie ihn an. „Hey! Warum bleibst du denn einfach stehen?“, fragte sie erzürnt, aber sie erhielt keine Antwort.

Als sie sich nach links beugte um an ihn vorbei zu sehen entdeckte sie eine kleine idyllische Oase inmitten der Wüste. Sie war reich gefüllt mit schattenspendenden Palmen und einer Wasserquelle im Zentrum des kleinen Paradieses. Hastig stand sie wieder auf und wollte gerade auf die Oase stürmen als Shane völlig erschöpft zu Boden ging und den Sandhügel hinabrollte. „Shane!“, rief sie besorgt und eilte ihm hastig hinterher.

Schließlich stoppte die Talfahrt des Halbelfen kurz vor der Oase, wo er regungslos zum Erliegen kam. Er atmete schwer und schien nicht einmal in der Lage zu sein sprechen zu können. Seine Augen schienen willenlos als sie bei ihm ankam. Vorsichtig fühlte sie über seine Gesichtshaut und als sie seine Temperatur spürte, merkte sie was mit ihm geschehen war, worauf sie ängstlich zurückzuckte. „Oh nein! Du musst einen Hitzeschlag haben.“, meinte sie besorgt und griff nach der Wasserflasche des Jungen. Als sie merkte wie schwer sie sich anfühlte, spürte sie dass etwas nicht in Ordnung war. Er schien über die ganze Wüstenwanderung noch keinen Schluck getrunken zu haben. Sie fragte sich wie er das überhaupt durchhalten konnte.

Kopfschüttelnd, aber auch fassungslos sah sie zu ihm hinunter und goss ihm etwas Wasser auf den Mund. Selbst das Schlucken und das Trinken schienen ihm schwer zu fallen und erfolgte eher instinktiv als bewusst. Es war merkwürdig, denn er schwitzte kaum und sein ganzer Körper glühte förmlich.

Es dauerte nicht lange und die Wasserflasche war leer. Verzweifelt schüttelte sie noch die letzten Tropfen daraus, doch die Leere der Flasche entbehrte nichts mehr. Selbst das was Shane bisher zu sich genommen hatte reichte bei weitem nicht aus um ihn zu helfen. Als ihr Blick zur Oase fiel kam ihr jedoch eine Idee. Sie griff ihm unter die Arme und zerrte ihm samt seiner Ausrüstung in Richtung der Oase, dessen Wasser ihn vielleicht retten könnte. Doch er war zu schwer für das kleine Elfenmädchen und so kam sie nur sehr langsam voran. Selbst als sie den Zweihänder von seinen Rücken nahm ging es nur etwas besser voran. Trotzdem waren es nur wenige Meter die sie gutmachte bevor sie selbst eine Pause brauchte. Erschöpft ließ sie sich neben ihm nieder und wedelte sich mit ihren Händen frische Luft zu. „Ich kann nicht mehr.“, jammerte sie laut. Einen Augenblick später bemerkte sie eine Veränderung an ihren Begleiter. Sie traute ihren Augen nicht als er auf einmal begann ein wenig zu zittern. Ungläubig strich sie ihm über die Stirn und schrak wieder zurück. „Er hat ja Fieber ...“, staunte sie. Kurz darauf begann er zu fantasieren. „Mhhh ... Alexandra ... bring ... bring dich in Sicherheit ... lauf weg ... sie ... sie dürfen dich nicht kriegen ... nein ... Alexandra ... bitte ...“, wisperte er leise vor sich hin und wendete seinen Kopf mehrmals hastig von links nach rechts. Es schien so als ob er den Verstand verlieren würde, oder zumindest einen Teil seines selbst, aber Kyren wusste nicht wirklich wie sie ihm helfen konnte. Es waren nicht einmal 20 Meter bis zum kühlenden Nass und so trug sie ihn mit letzter Kraft, auf allen vieren kriechend, auf ihren Rücken zum Wasser.

Mühsam schob sie ihn in das Wasser, obwohl sie nicht wusste ob dies in anbetracht des Fiebers das dass richtige war. Erschöpft und außer Atem legte sie sich an das Ufer der Quelle. Als sie in den klaren Himmel hinauf sah fiel ihr auf einmal etwas Wichtiges ein, so dass sie sich erschrocken zu Shane wendete und einen Heilzauber auf sein Fieber ansetzte. „Es ist genauso wie bei dem Schlafmittel. Da hatte er doch auch Fieber.“, dachte sie laut. Auch wenn sie es dank ihrer Heilenden Hände schaffte Shanes Fieber zu senken, so half es nicht gegen die Überhitzung des Jungen. Dies musste sie dem Wasser der Oase überlassen und hoffen dass es helfen würde.

Verträumt legte sie sich an den Rand des Sees und ihren Kopf auf ihren linken Arm, nachdem sie sich reichlich Wasser genehmigt hatte. Ihr Blick wich nicht vom jungen Halbelfen ab, so dass sie sich begann einige Fragen zu stellen. „Wer bist du nur?“, murmelte sie vor sich hin während sie mit ihrer anderen Hand immer wieder ein wenig Wasser über seinem Gesicht abließ. Doch egal wie sehr sie ihn musterte, sie konnte nichts Ungewöhnliches feststellen. Auf so einen merkwürdigen Jungen war sie noch nie getroffen, denn schließlich legte er kilometerweite Strecken in kürzester Zeit zurück und marschierte durch halbe Wüsten ohne zu trinken. Sie fragte sich was wohl sein Geheimnis war, was er vor ihr verbarg und welche Rolle seine Schwester bei allem spielte.
 

Es dauerte eine Weile bis er endlich wieder seine Augen öffnete. „Was ist passiert?“, fragte er schwächlich und kraulte sich verwirrt im Haar. Kyren hatte ihre Lage im Laufe der Zeit nur minimal verändert, stand aber nun auf um ihn aus den Wasser helfen zu wollen. Gemächlich klopfte sie sich dem Sand von den Kleidern und erklärte ihm was vorgefallen war. „Du hattest einen Hitzeschlag erlitten kurz bevor wir hier angekommen sind.“, erklärte sie nüchtern, worauf er ungläubig an ihr heraufstarrte, so als ob er von nichts wusste.

„Du bist echt doof. Weißt du das? Warum hast du denn nichts getrunken? Dann wäre das vielleicht nicht passiert. Es grenzt ja schon an ein Wunder das du überhaupt so lange durchhalten konntest.“, nörgelte sie mütterlich. Leicht verärgert von ihren schellenden Worten raffte er sich auf und rang seine Sachen aus.

Missmutig und auf eine Erklärung wartend tippelte die kleine Elfe mit ihren linken Fuß auf den Boden herum, doch alles was sie hörte war ein leises ’Danke’ des Halbelfen. „Hey! Ich warte auf eine Erklärung! Warum hast du nichts getrunken?“, fauchte sie enttäuscht als er aus dem Wasser stieg. „Das ist doch egal.“, grummelte er und ging langsam in Richtung seines Zweihänders, den sie im Wüstensand zurückgelassen hatte. „Ist es nicht!“, schrie sie zurück. „Also wenn du es unbedingt wissen willst. Ich wusste ganz einfach nicht ob wir überhaupt eine Oase finden. Du warst vorhin so durstig gewesen. Das Wasser was noch übrig war hätte nur noch gereicht um einen von uns beiden durch die Wüste zu bringen. Ich wollte ganz einfach das wenigstens du es schaffst.“, erklärte er sein Verhalten, ohne sich ihr zu zuwenden. „... Du wolltest das ich ...“, stotterte Kyren überrascht während sich ihre Augen weiteten und sie verdutzt auf sich deutete. Kurz darauf begann sie allerdings in sich hineinzugrinsen. „Kann es sein das du mich vielleicht ein bisschen ... magst.“, meinte sie hämisch und grinste frech drein, worauf er sich plötzlich zu ihr umdrehte und auf sie zuging. Sein Blick hatte etwas eigenartiges an sich, das sie nicht genau identifizieren konnte. Er trat ganz nah an sie heran, so das nur wenige Zentimeter ihre Gesichter trennten. „... Shane ...“, staunte sie rotwerdend von seinen Verhalten und schluckte tief. In diesen Moment wusste sie gar nicht wie es um sie geschah. Ihr Herz schlug hastig vor Aufregung und ein merkwürdiges Gefühl durchfuhr ihren Körper. Vorsichtshalber trat sie einen Schritt zurück, aber er trat erneut sehr nah an sie heran und hob zärtlich ihr Kinn an. Sie konnte kaum glauben was da gerade passierte, denn ihr schwante was er vorhatte. Ohne Gegenwehr wartete sie auf ihren ersten Kuss der ausgerechnet vom dem Jungen kommen sollte, dem sie zuvor noch das Leben gerettet hatte. Sie spürte wie seine andere Hand zärtlich an ihren Hals herabglitt, so das sie nur noch roter anlief. Ihre Fantasien schweiften weit aus was wohl nun im nächsten Moment passieren würde, wo sie noch nie zuvor solche Erfahrungen gemacht hatte.

Unerwarteter Weise nahm der Druck seiner herabgleitenden Hand zu und bevor sie sich versah, hatte er sie auch schon ins Wasser gestoßen. Ein kurzes Platschen zeigte ihm das seine Aktion von Erfolg gekrönt war. Lachend beugte er sich zu seiner pitschnassen Begleiterin herab und verschränkte die Arme auf den Rücken. „Nö, eigentlich kann ich dich kein bisschen leiden.“, meinte er frech und zwinkerte ihr hämisch zu, während sie wütend im Wasser saß und mehrmals darin umherschlug. „Du bist so gemein!“, ärgerte sie sich lautstark und grummelte vor sich hin, obwohl sie natürlich wusste dass er sich nur einen harmlosen Spaß mit ihr erlaubt hatte. „Ich dachte für einen Moment schon du ... das du ... du bist halt gemein.“, ergänzte sie leicht enttäuscht. „Das ich was? Sag’s ruhig.“, flunkerte ihr Begleiter weiter, reichte ihr aber freundschaftlich die Hand um hier wieder auf zu helfen. „Ach ... vergiss es.“, erwiderte sie knatzig und streckte ihm die Zunge entgegen. Aber sie hatte gelernt das Jungs merkwürdig und nicht so leicht zu berechnen waren. Allzu oft hatten sie ihre Eltern vor Jungen gewarnt die ’immer nur das eine wollten’ auch wenn sie nie so richtig verstand was sie damit meinten.

Nun waren beide gut durchnässt, was ihnen half ihre Reise durch die Wüste Tethyrs fortzusetzen. Mit frisch gefüllten Wasserflaschen ging es schließlich auch weiter und es dauerte auch nicht lange da sahen sie am Horizont die Berge und Schluchten von Amekthran. Sie wussten dass sie bald wieder bei ihren Freunden sein konnten.

Was sie nicht ahnten war, dass auf sie schon eine besondere Willkommensgeste wartete. Nur eine einzige Person würde sich noch mehr freuen sie zu sehen als Jason und Zelda – Leath, der schon ungeduldig in seinen Gemächern auf die Ankunft der beiden wartete ...

Folge 9: Die Stadt der Mönche

Folge 9: Die Stadt der Mönche
 

Zielstrebig gingen Shane und Kyren ihrem Ziel entgegen. Schon bald würden sie die Wüste durchquert haben und in der ehemaligen Mönchsstadt, Amekthran, angekommen sein. Die kalte Nacht würde bald Einzug halten, denn die Sonne neigte sich bereits dem Untergang.

„Hast du schon eine Idee wie wir da unbemerkt reinkommen?“, fragte die kleine Elfe leicht ermüdet und musterte flüchtig die Festung dessen Abbild sich in einiger Entfernung aufbaute. „Nicht direkt. Ich hoffe einfach mal das die Einwohner einigermaßen kooperativ sind.“, antwortete er ihr, worauf sie ihn recht ungläubig ansah. „Du glaubst doch nicht wirklich das ein Mensch gutmütig zu einer Elfe ist, oder?“, merkte sie höhnisch an. „Nein, ich glaube sogar, wenn die rauskriegen dass ich ein Halbelf bin sieht’s sogar noch schlechter für uns aus. Gar nicht auszudenken.“, erwiderte er, ohne seinen Blick von der Stadt abzuwenden.

Es war eine traurige Tatsache, aber in Laufe der letzten Jahre hatte sich die Beziehung zwischen Menschen und Elfen ziemlich verschlechtert. Kriege und kleinliche Konflikte zerstritten die einstigen Verbündeten. Seit einiger Zeit war zudem von einer Seuche die Rede, denen die Menschen den Halbelfenarten zuschoben. Unbewusst verlangsamten die beiden Gefährten ihren Schritt, denn keiner wusste genau was sie in Amekthran erwarten würde.
 

Als Zelda sich verträumt durch ihr Haar strich, fiel ihr etwas Ungewöhnliches an Jason auf, so dass sie es nicht lassen konnte ihn durch ein kurzes anstupsen seine Aufmerksamkeit zu erregen. „Sag mal, haben Shaolin-Mönche nicht eigentlich eine Glatze?“, fragte sie erstaunt, worauf sich seine Augen erschrocken weiteten. „Na ja ... eigentlich schon ... aber ... um ganz ehrlich zu sein ... ich bin kein richtiger Shaolin mehr.“, stotterte er verlegen. „Und warum?“, erwiderte sie verwundert. „Sie haben mich nach nicht mal einem Jahr wieder aus ihren Orden rausgeschmissen weil ... ähm ... ihnen meine Prinzipien und die Einstellung zum anderen Geschlecht nicht gepasst hatten.“, meinte er leicht verschwitzt. „Ja, wie konnte ich auch nur fragen ...“, kicherte die schöne Waldläuferin belustigt von dieser Aussage, denn die Art wie er oft mit Frauen umging gefiel sicher keinem Mönch. Jason war sich im Klaren zwar nicht gelogen zu haben, aber seine Antwort war unvollständig, denn die eben genannten Gründe waren nicht ausschlaggebend für seinen Verweis. Damals musste er aus dem gleichen Grund gehen weshalb ihn auch die meisten Menschen mieden, mit denen er engen Kontakt hatte. Dennoch hielt er es für besser sie in diesen glauben zu lassen, denn er wollte nie wieder einen Menschen oder einen Freund deswegen verlieren. Mitch, der einzige der ihn immer so akzeptiert hatte wie er war, war tot und nun wollte er auch nicht noch so ein wunderschönes Mädchen wie Zelda verlieren.

Als beide plötzlich Schritte in der Stille des Kerkers vernahmen, beendeten sie das Gespräch abrupt. Sie fragten sich ob wohl jemand gekommen wäre um sie zu retten, doch es sollte keine Hilfe kommen. Es war Leath der seinen Gefangenen einen Besuch abstatten wollte. Als er vor die Zelle der beiden trat, fürchtete er sogar für den Bruchteil einer Sekunde um sein Leben, da Jason bei seinen Anblick an die Gitter sprang und wie wild versuchte ihn zu sich heranzuziehen. Wütend streckte er seine Arme aus den Gittern und griff immer wieder nach dem Drow dem die ganze Sache nur ein Schmunzeln entrang. „Leath, Bastard! Ich mach' Euch fertig! Ihr habt Mitch auf dem Gewissen! Monster!“, schrie er lauthals heraus und rüttelte wie wild gegen die verzauberten Gitterstäbe seiner Zelle, so das man denken konnte er würde die ganze Zelle auseinanderreißen. Selbst Zeldas tröstende Berührung an seiner Schulter konnte ihn nicht wirklich beruhigen. „Rüttle so viel du willst, Mensch. Diese Gitter sind verzaubert. Kein normalsterbliches Wesen kann sie durchbrechen oder verbiegen.“, meinte der Drow lachend. Energisch stemmte sich nun auch Zelda gegen die Gitter. „Was wollt Ihr von uns!“, fauchte sie sichtlich erzürnt. „Von euch – nichts. Aber eure Freunde werden schon sehr bald hier eintreffen um euch zu retten. Dann habt ihr euren Zweck erfüllt und ich werde euch vom euren Leiden ... oder sagen wir ... euren Leben erlösen.“, erklärte er ihr grinsend. „Das heißt Shane und Kyren leben noch ...“, meinte sie erfreut. „Ja, aber macht euch keine Hoffnungen. Auch das ist nur noch eine Frage der Zeit.“, erwiderte er und grinste weiter selbstsicher in sich hinein. „Warum tut Ihr das? Wenn Ihr Bell befreit wird sie die ganze Welt terrorisieren.“, meinte sie und machte eine globale andeutende Handbewegung, doch wieder entlockte sie ihren Wärter nur ein kurzes Lachen. „Bell ist eine Närrin. Ich hatte nie vor diesen Dämon zu helfen. Ich brauchte lediglich ihre Truppen und etwas von ihrer Macht. Meine Ziele liegen woanders.“, antwortete er, bevor er sich von den beiden abwendete und and die Decke blickte.

Schon sehr bald, so glaubte er, könnte er seinen Plan in die Tat umsetzten. Alles was er brauchte war das Elfenmädchen zu foltern und ihr eine einfache Information zu entlocken.

Er erinnerte sich zurück als er noch unter Irenicus, einen mächtigen Magier, diente. Er hatte ihm versprochen die Hauptstadt der Elfen, Suldanessalar zu Fall zu bringen. Zusammen mit ihm und einigen anderen Kreaturen gelang es ihnen damals sogar dort einzudringen. Wie die meisten Kämpfer so wurde auch er durch ein Teleportationsfeld in Suldanessalar eingeschleust. Aber das Schicksal verschwor sich gegen ihn und seine Rasse, als ein mächtiger silberner Drache, den man gezähmt und unterdrückt glaubte, seine Wut an den Dunkelelfen ausließ. Irenicus wurde letztendlich von den tapferen Helden, unter dem sich auch das legendäre Bhaalkind befand, besiegt. So blieb ihm selbst nur die Flucht durch eines der letzten noch offenen Teleportationsfelder. Vorsichtig strich er sich an seiner Hüfte entlang als er daran dachte wie ihm ein tapfer Elf an der Flucht hindern wollte. Die Narbe die dort saß, hatte er von diesem Elf erhalten und obwohl er dank Bells Macht, die er als Lohn für seine Unterwürfigkeit erhalten hatte, in der Lage war sich selbst zu heilen, so ließ er diese Narbe als eine Erinnerung an bessere Tage zurück. Aber inzwischen war es ihm egal, denn er hatte sich schon längst an diesen Elf gerächt, der ihm diese Wunde zugefügt hatte.

„Bell stellt hier keine Gefahr für mich dar. Solange man ihr kein Opfer bringt, ist ihre große Macht auf einen kleinen Bereich eingeschränkt.“, erklärte er den beiden Insassen schließlich. Seine Vernehmung wurde von einem der Cyric-Priester unterbrochen, der herbeigeeilt kam. „Herr, das Mädchen wurde gesichtet. Es ist auf den direkten Weg hierher.“, berichtete der Mann und salutierte unterwürfigst. Fast freundlich wendete sich Leath seinen Gefangen zu und verbeugte sich kurz. „Ihr werdet entschuldigen. Wir müssen dieses Gespräch ein andern mal fortführen.“, meinte er und verschwand mit dem Cyric-Anhänger. Besorgt schauten die beiden ihrem Peiniger hinterher, denn diese Nachricht verhieß nicht unbedingt gutes.
 

„Ist alles vorbereitet?“, fragte Leath nervös, während er hastig die Treppe zum oberen Stock hinauflief.

„Ja, es ist alles so wie es Diron gewünscht hat. Es kann nichts schief gehen.“, jappste der ihm hinterher eilende Cyric. Zufrieden nickte der Drow und begab sich in seine Gemächer wo er nun ungeduldig auf die Ankunft seiner beiden lang erwarteten Gäste wartete.
 

Abwartend lugten diese derweil aus einem Gebüsch hervor. Fackeln erleuchteten die alte Mönchsfestung, die nun als Gefängnis diente. Zur Überraschung der beiden entdeckten sie nur 2 Wachen vor den Gittertoren der Feste. Plötzlich vernahmen sie das Traben mehrerer berittener Pferde die sich langsam in Richtung der Mönchsfestung begaben. Es waren vier gut verhüllte Reiter. Trotz ihrer Gewänder stach an einen der Ritter ein langes Schwert unter dessen Umhang deutlich sichtbar hervor. Ein anderer trug eine Rüstung, wie sie nur ein Paladin tragen würde. Fast synchron sprangen die vier Gestalten ab und näherten sich der Wache.

„Halt! Wer seid ihr?“, fragte eine der Wachen und richtete seine Hellbarde gegen den Anführer der Gruppe. Furchtlos schlug dieser die Waffe beiseite und enthüllte sein Gesicht, worauf die Wache erschrocken zurücktrat. „Oh, verzeiht mir Sir Anomen. Ich hatte euch nicht gleich erkannt.“, entschuldigte sich er sich und verbeugte sich demütig. Ein ernster Blick lag auf dem Gesicht des in die Jahre gekommenen Mannes, der sogar in einigen Legenden erwähnt wurde. Sein Gesicht zierte ein feiner Bart und trug zu seinem edlen Aussehen bei. „Schon gut. Wir, vom Orden des Strahlenden Herzens, wurden hier her gerufen um zu sehen ob ihr eure Auflagen erfüllt und ob eure Gefangenen gut versorgt werden.“, erklärte er sein kommen.

„Aber ... aber ... ihr werdet erst in einer Woche erwartet.“, stotterte die Wache ängstlich. „Nun ... wir waren eben rein zufällig in der Gegend. Und nun lass uns rein!“, erwiderte er streng. „Ich ... ich werde euch anmelden. Wartet bitte hier.“, entgegnete ihm die andere Wache und eilte in die Feste hinein. Die Mitglieder des Ordens warteten geduldig auf den Einlass in die einst so stolze Mönchfestung.

Kyren und Shane bevorzugten es vorerst im Gebüsch zu bleiben um zu sehen was passieren würde. Trotzdem grübelte der junge Halbelf über den Namen des Anführers, der ihm durchaus bekannt vorkam. „Anomen?“, dachte er leise. „Was ist? Kennst du ihn?“, fragte sie überrascht. „Kann sein. Ich habe einmal von einem Anomen Delryn gehört. Ein sehr hochrangiger Paladin. Es heißt dass er eine Zeitlang mit dem letzten legendären Bhaalkind gereist wäre und zusammen mit ihn und seinen Gefährten viele gute Taten vollbracht haben soll. Er soll sogar einen mächtigen roten Drachen besiegt haben.“, erzählte er.
 

Das Gespräch endete als einen Moment später Leath aus der Festung herausstolzierte. Er breitete die Arme zu einer begrüßenden Geste in Form einer Umarmung aus, doch Anomen erwiderte die scheinheilige Geste des Drows nicht sondern trat einfach nur an ihn heran. „Willkommen Sir Anomen! Ich hatte euch noch nicht erwartet. Kommt nur herein. Fühlt euch ganz wie zu Hause.“, rief der Dunkelelf überhöflich und machte eine einladende Bewegung. Misstrauisch aber scheinbar gelassen marschierten die 4 Gestalten in die Festung ein. Kaum waren sie eingetreten schlossen sich die Tore wieder und versperrten den Weg hinein. Abstimmend schauten sich Shane und Kyren an. „Es sind nur zwei. Lass es mich versuchen. Ich bin sicher das ich sie mit meinen magischen Geschossen außer Gefecht setzen kann.“, meinte sie leise und drehte ihre Hände hin und her, so als ob sie ihren Zauber schon beschwören wollte. Etwas ungläubig schaute er sie darauf schon an, da er bereits selbst einmal in den Genuss ihrer nicht gerade großartigen Kunst ihrer Zauberei gekommen war, aber er widersprach vorerst nicht. „Vertrau mir.“, beruhigte sie ihn und zwinkerte ihm zu.

Ein paar Sekunden später vernahm eine der Wachen ein Geräusch aus den Büschen in dem sich die beiden versteckt hielten und drehte sich unsicher zu seinem Kollegen.

„Hast du das gehört?“, fragte er nach, doch noch bevor er antworten konnte, flogen mehrere magische Geschosse auf ihn und seinen Mitstreiter zu. Mit voller Wucht trafen sie die beiden gegen den Oberkörper, so dass es sie förmlich zu Boden riss. Erstaunt über ihre Kräfte verließ Shane seine Deckung und vergewisserte sich nach dem Zustand der Wachen. Dampf stieg aus den Einschlagsstellen der Geschosse. Vorsichtig kniete er sich neben sie und fühlte nach ihren Puls. „Hm ... sie leben noch, sind aber bewusstlos. Erstaunlich, verglichen mit ihren letzten magischen Geschoss war es doch schon eine ganze Ecke stärker.“, murmelte er nachdenklich. „Ha, war das nicht toll?! Ich kann es also doch.“, lobte sich die Elfe selbst, die inzwischen hinzugeeilt war und schaute recht vergnügt drein. „Mh ... wieso bist du auf einmal so stark? Es ist nicht gerade einfach einen Zauber so dosieren das er nicht tödlich ist.“, wollte er wissen und richtete sich wieder auf.

„Ich werde wohl von mal zu mal besser. Es dauert nicht lange und ich werde auch noch andere und mächtigere Zauber beherrschen.“, meinte sie selbstsicher grinsend und nahm sich nebenbei einen Schlüssel von einen der Wachen um sich somit Einlass zu verschaffen. Problems konnte die kleine Elfe so ein Seitentor öffnen und trat ein. „Nun komm schon.“, rief sie leise und wank ihren verdutzten Gefährten herbei. „Unglaublich, dieses Kind ...“, staunte er leise und folgte ihr schließlich.

Vorsichtig traten die beiden in die Feste ein und schlängelten sich an den Wänden entlang. Zu ihren erstaunen liefen keine Patrouillen durch die Gänge und doch fragte man sich mit jeder Sekunde ob es gelingen würde ihre Kameraden wirklich zu befreien.
 

Ruhig schwank Leath ein Becher, gefüllt mit bestem Wein, hin und her. Während er an dem einen Ende eines langen Tisches saß bevorzugte Sir Anomen es am anderen Ende zu sitzen. Dicht hinter ihm hatten sich seine drei Gesellen positioniert. Auch der Dunkelelf hatte drei Cyrics hinter sich versammelt. Keinen interessierten in diesen Moment die wunderschön verzierten Wände und der majestätische Kronleuchter der der Halle einen besonderst beruhigenden Touch gab. „Nun mein Bester, was ist Euer Begehr?“, fragte er schließlich und richtete seinen Blick auf den Paladin und seine Begleiter.

„Ich mach’s kurz, Drow. Wie Ihr wisst konnte ich euch Wesen aus dem Unterreich noch nie leiden. Ihr seid verschlagen und korrupt. Ich misstraue euch. Inzwischen habe ich wohl auch allen Grund dazu, denn mir ist zu Ohren gekommen dass Ihr in den Diensten eines Dämons namens Bell steht. Ich bin unter anderen hier um das zu prüfen.“, erwiderte Anomen in einen sehr strengen Tonfall, doch sein Gegenüber blieb gelassen und schmunzelte nur kurz vor sich hin. „Ihr habt Recht. Ich bin verschlagen und korrupt – wie es sich für einen echten Drow gehört. Aber inzwischen habe ich ... viel gutes getan und ich bin nicht mehr der, der ich einst war.“, entgegnete er ihm arrogant. Ruckartig rissen die drei Gefährten von Anomen ihre Umhänge ab und traten einen Schritt nach vorne als Leath plötzlich aufstand. Dem Drow fiel besonders das junge, rothaarige Mädchen auf, das zu dessen Trupp gehörte. Im Gegensatz zu den anderen beiden trug sie keine Rüstung sondern nur ein enges Lederkorsett und eine lange Lederhose, die an den Seiten zugeschnürt war. Sie wirkte eher bürgerlich verglichen mit ihren Kameraden, doch zunächst war sie für ihn von keinerlei Bedeutung.

„Wisst Ihr, Ihr habt mich schon immer ... genervt. Ich habe diese Feste zu Recht für mich beansprucht nachdem ICH den Verrat der Mönche entdeckt habe. Und Ihr wagt es mich mit euren belanglosen Unsinn zu belästigen, Sir Anomen?“, fauchte er etwas bedrohlicher und stemmte seine Hände auf den Tisch. „Ihr habt die hier ansässigen Mönche vertrieben unter dem Vorwand dass sie eine Rebellion starten wollten. Ich habe inzwischen herausbekommen das IHR die Beweise gefälscht und vorgelegt habt! Es gab nie eine Rebellion! Viele Unschuldige Mönche mussten wegen Euch sterben! Ich kam um euch vor Gericht zu stellen damit ihr Eure Strafe empfangen könnt.“, schrie Anomen zurück und schlug mit seiner rechten Hand erzürnt auf den Saaltisch. Ungewohnt ruhig zog der Dunkelelf daraufhin sein Schwert aus der Scheide und hielt es triumphierend in die Höhe. „Das dachte ich mir schon, doch Ihr kommt mir ziemlich ungelegen. Deshalb werde ich Euch und eure Gesellen töten müssen.“, meinte er kühl und begann langsam loszulachen. „Ihr seid krank, Leath. Ihr habt mehr als nur eine einfache Strafe verdient.“, fluchte das rothaarige Mädchen an Anomens Seite. Noch einmal schrie dieser seine Wut heraus. „Schweig, Mädchen! Dich und dein Vater wird jetzt dasselbe Schicksal ereilen ...“

Folge 10: Kampf um Amekthran

Folge 10: Kampf um Amekthran
 

In Kampfposition hatten sich die Streiter Anomens und die Anhänger Leaths um den langen Saaltisch aufgestellt. Die Lage war äußerst angespannt, aber Sir Anomen blieb völlig Ruhig und holte ein Pergament unter seinen Umhang vor.

„Leath Hazard, Ihr seid beschuldigt unter dem verruchten Magier John Irenicus gedient zu haben. Des Weiteren werdet ihr der des Verrats, der Sklaverei und gemeiner Lüge beschuldigt. Euch wird angelastet euch mit einem Dämon verbündet zu haben. In Namen des Königs von Tethyr – Ihr seid festgenommen.“, verlas er das Schriftstück, rollte es wieder zusammen und steckte es wieder ein. „Schuldig in Sinne der Anklage ...“, erwiderte er gelassen und verneigte sich so als ob er stolz auf seine Taten wäre. „Los! Tötet sie!“, befahl er seinen Cyrics daraufhin, die keine Sekunde zögerten und seinen Befehl folge leisteten.

Blitzschnell stellten sich zwei Begleiter Anomens den Angreifern in den Weg, die diese trotz Unterzahl mit einigen gekonnten Schwertschlägen überwältigten. „Was seid ihr denn für Schwächlinge, das ihr nicht einmal mit zwei von ihnen fertig werdet?!“, schimpfte Leath den Getöteten zu. „Wir Paladine beherrschen die Schwertkunst weit besser als Eure Untergebenen. Gebt auf, Leath. Ihr habt verloren!“, schrie das rothaarige Mädchen das an der Seite ihres Vater stand. Leath ließ sich nicht zur Aufgabe überreden und stürmte auf die beiden Paladine zu, die eben noch seine Wachen erledigt hatten.

Ein harter Kampf brach aus und es schien als ob der Dunkelelf keine Probleme im Kampf gegen seine beiden Gegner hatte. Er war schneller und wendiger, so dass bereits früh eine Entscheidung über den Sieger fallen sollte.

Blut spritzte an Anomen vorbei als Leath ein letztes mal zuschlug. Es war das Blut seiner Männer die der Drow soeben zweigeteilt hatte. Gierig starrte er bereits auf seine nächsten zwei Opfer, worauf sich Anomen beschützend vor seine Tochter stellte und seinen Streitkolben aus der Halterung seines Gürtels zog.

„Ihr seid beeindruckend stark. Stärker als ich Euch in Erinnerung hatte, doch ihr werdet das letzte mal jemand getötet haben, denn ich werde das jetzt und hier beenden!“, brüllte er heroisch und stellte sich ihm entgegen.

Zwar hatte ihn das Alter zugesetzt und einige alte Wunden wollten nie so recht verheilen, so dass er schon lange nicht mehr so stark war wie zu seinen besten Zeiten als er noch mit dem legendären Bhaalkind reiste, aber er hoffte das seine Fähigkeiten noch ausreichen würden um ihn zu stoppen.

„Vater!“, rief seine Tochter besorgt und wollte ihm zu Hilfe eilen, doch er streckte seinen Arm aus und hielt sie zurück. „Geh Larissa. Du musst zur Hauptstadt und berichten was hier vorgefallen ist. Mach dir keine Sorgen um mich. Ich werde schon mit ihm fertig.“, erwiderte er ihr streng.

Sie wollte ihren Vater nicht im Stich lassen, denn schon der Anblick der beiden niedergemetzelten Paladine beunruhigte sie. Sie kannte die beiden Männer und war schon oft mit ihnen und ihren Vater ausgeritten um gute Taten zu vollbringen und für das Gesetz einzustehen. Sie hatten Familie, Kinder und Frauen und nun würden diese ihre Männer und Väter nie wieder sehen können. Ein Gedanke der sie traurig, aber auch ängstlich stimmte, denn schließlich war ihr eigener Vater der nächste Gegner, des Dunkelelfen. Mit einen mulmigen Gefühl in der Magengegend verließ sie schließlich den Saal in der Hoffnung dass er Recht behalten würde und Leath das Handwerk legen könnte.

So waren die beiden allein und es stand dem Kampf Mensch gegen Drow nichts mehr im Wege. Abwartend standen sich die beiden Kontrahenten gegenüber. Jeder wartete nur auf eine falsche Bewegung des anderen.

Blitzartig stürmte Anomen auf einmal auf Leath zu, der es nur mit Mühe schaffte den Angriff seines Gegners zu blocken. Zähneknirschend musste er feststellen dass Sir Anomen klar im Vorteil schien und noch immer nichts verlernt hatte.
 

Kyren schrak ängstlich auf, als sich am Ende des Ganges, den sie und Shane entlang gingen, auf einmal eine Tür aufschlug. In Eile lief ein rothaariges Mädchen heraus und bewegte sich zielstrebig in Richtung Ausgang.

Ihre Augen schienen mit Angst gefüllt und sie hatte es sogar so eilig das sie an den beiden vorbeilief ohne sie zu bemerken. Doch ihr schneller Antritt wurde überraschend von 3 gut bewaffneten Echsenmenschen gestoppt, die sich ihr wie aus dem Nichts in den Weg stellten und ihr dem Weg zum Ausgang versperrten.

Für die junge Elfe waren diese Kreaturen ein ganz besonderer Anblick, denn sie hatte schon viel von diesen Volk gehört. Sie kannte sie als große stämmige Krieger, mit gewissen humanen Zügen, doch ihre reptilienartige Haut und ihr echsenartiger Kopf versteckten diese Merkmale sehr gut.

Verzweifelt fuchtelte das Menschenmädchen im Lederkorsett mit ihren Armen herum um zu bremsen und sich in eine andere Richtung zu retten, aber sie war zu schnell und kollidierte unweigerlich mit einer der Kreaturen. Relativ ungebremst prallte sie vom muskulösen Körper dieser Monster ab und landete unsanft auf dem Boden. Etwas konfus rieb sie sich am Kopf und sah gerade noch rechtzeitig auf um einen Lanzenschlag von einem ihrer Angreifer zu entgehen, indem sie auf allen vieren Rückwärts kroch. Hastig stand sie auf und zog einen Streitkolben hinter ihren Umhang hervor. „Ihr Bestien werdet meine Mission nicht behindern. Die Welt muss erfahren was hier vorgefallen ist.“, schrie sie mutig und stürmte noch einmal auf die drei Kreaturen zu, doch ihr tapferer Angriff war nicht von Erfolg gekrönt als sie vor den Dreien ins stolpern kam und unsanft auf der Nase landete.

Verdutzt sahen sich die Echsenmenschen an und hielten das wehrlose Mädchen triumphierend am Halse würgend in die Luft, was sie schnell in Ohnmacht fallen ließ. „Wir müssen ihr helfen.“, meinte Shane besorgt, der genau wie Kyren alles mit angesehen hatte. Kurzerhand zog sein Kurzschwert und verließ den Seitengang in den sich die beiden bisher versteckt hielten. „Hey! Ihr vergreift euch wohl gerne an wehrlosen Mädchen? Warum probiert ihr es nicht mal mit mir?“, rief er frech, worauf sich zwei der Monster kurzfristig zum Angriff auf ihn entschlossen, während der Dritte sich weiterhin um das Mädchen kümmerte. Heldenhaft stürmte er auf die beiden zu und schaltete sie durch zwei geschickte Schwerthiebe aus. Er hatte scheinbar keine Mühe sich gegen seine trägen Gegner zu behaupten ließ die beiden Echsenmenschen schwer verwundet hinter sich liegen. Herausfordernd richtete er sein blutverschmiertes Schwert auf den dritten Echsenmensch, der daraufhin erzürnt seine Geisel fallen ließ und langsam auf ihn zuging. Noch bevor der junge Halbelf zum Angriff ansetzten konnte, flogen mehrere magische Geschosse an ihm vorbei und schossen genau auf das Monster zu. Sie waren so stark das sie den Echsenmensch förmlich verkokelten. Mit einem kurzen Aufschrei fiel die Kreatur kurz darauf nieder und gab sich geschlagen. Überrascht drehte Shane sich um und stellte fest dass der Zauber tatsächlich von der kleinen Elfin stammte. Stolz präsentierte sie ein Victory- Zeichen und lächelte ihm freudig entgegen.

„Du erstaunst mich immer wieder.“, rief er ihr verblüfft zu und warf sein Schwert beiseite, um sich ein neues, größeres von dem niedergestreckten Echsenmenschen zu nehmen.

Schließlich liefen die beiden dem jungen Mädchen zur Hilfe. Diese raffte sich nur langsam wieder auf und rieb sich verwundert am Kopf. „Arg ... was ist passiert?“, fragte sie sich selbst und schaute verwirrt um sich, bis schließlich Shane ihr Blickfeld einnahm. „Alles in Ordnung?“, fragte er höflich und half ihr vorsichtig auf. Als sie ihren Retter sah begannen ihr Augen zu glänzen und funkeln. „Oh ... hast du mich gerettet?“, fragte sie zögerlich und versank gedanklich in seinen Augen. „Hm ... kann man so sagen. Bist du mit diesen Anomen hier rein gekommen? Wo sind deine Kameraden?“, wollte er von ihr wissen.

„Ja, ich war mit den Paladinen zusammen. Mein Name ist Larissa Delryn. Ich bin die Tochter des Paladin Sir Anomen Delryn. Und wer bist du, edler Held?“, stellte sich das Mädchen kurz vor und es schien so als ob sie Kyren gar nicht für voll nahm. „Edler Held?“, staunte diese verdutzt.

„Ähm ... Ich bin Shane und das Mädchen dort heißt Kyren ...“, antwortete er Larissa leicht verschwitzt, obwohl er sich durchaus geschmeichelt fühlte. „Oh ... Shane. Was für ein schöner Name.“, erwiderte sie lieblich, sehr zu seinem erstaunen. „Ist sie auf den Kopf gefallen? Das muss doch wehtun so was zu sagen.“, gab die kleine Elfe nicht gerade leise von sich und griente breit in vor sich hin.

„... na ja ... es ist der Name den mir mein Vater gegeben hat.“, meinte er verwundert, worauf sich das Mädchen überraschend von ihn abwendete und heimlich in sich hinein feigste. Sie hatte schon oft von Helden gehört die eine Jungfrau in der Not gerettet hatten und sie hatte mindestens genauso oft davon geträumt selbst einmal in dieser Situation zu stecken. Nie hätte sie gedacht dass ihr Traum an diesen Tag in Erfüllung gehen sollte.

„Oh, ja. Natürlich. Entschuldige wenn ich etwas aufdringlich war.“, kicherte sie verschämt und rotwerdend vor sich hin. „Hör mal. Kannst du uns vielleicht helfen? Wir suchen den Gefängnisteil dieses Gebäudes.“, erkundigte sich der junge Halbelf freundlich, worauf sie plötzlich aufschrak. Ruckartig drehte sie sich um und starrte zu der Tür aus der sie gekommen war. „Was hast du?“, fragte ihr Retter verwundert und rüttelte das fast völlig erstarrte Mädchen an den Schultern. „Wir müssen ihm helfen!“, schrie sie auf einmal und starrte weiter wie entgeistert auf diese Tür. Von einer Sekunde auf die andere überkam Kyren ein komisches Gefühl als sie sich umdrehte. Plötzlich vernahmen sie eine Stimme die ihnen durchaus bekannt, aber nicht zuzuordnen war. „Ihr werdet diejenigen sein, die Hilfe brauchen werden.“, tönte es aus dem Nirgendwo. Verängstigt sah sich die junge Elfe um, doch egal wohin ihre Blicke schweiften, niemand war zu sehen. Als sich daraufhin auch noch der Boden öffnete auf denen sie standen, wurde ihr klar das sie in eine Falle getappt waren. Alles was sie dann noch spürten, war das sie tief fielen.
 

Triumphierend hielt Sir Anomen währenddessen Leath den Streitkolben an die Kehle. Es hatte ihm viel Mühe gekostet ihn so weit in die Ecke gedrängt zu haben und obwohl dieser wie der eindeutige Verlierer dieses Zweikampfes aussah, so grinste er ihn noch hämisch ins Gesicht.

„Haha ... Ihr seid ein Narr, Anomen, denn wie ich schon sagte bin ich nicht mehr der, der ich einmal war. Glaubst Ihr denn wirklich das Ihr gewonnen habt, alter Mann?“, fragte er trotz seiner misslichen Lage. Verdutzt schrak Anomen etwas zurück, denn der Dunkelelf klang sehr von sich überzeugt.

„Was soll das heißen?“, fragte er erstaunt. „Ich verfüge über Kräfte die Eure bei weitem übersteigen, Mensch. Und weil Ihr so tapfer gekämpft habt werde ich sie Euch gerne demonstrieren.“, erklärte er ihm seine Selbstsicherheit. Überrascht trat der alte Paladin ein paar Schritte zurück als er Spürte welche Kräfte auf einmal in Leath aufstiegen. Eine rote, deutlich sichtbare, Aura baute sich auf einmal um den Diener Bells auf. Immer hastiger trat Anomen zurück als er spürte welche Macht in seinen Gegner heranwuchs. „Wie ... wie kann das sein? Was geschieht mit Euch?“, stotterte er fassungslos, aber er erhielt zunächst keine Antwort.

Stattdessen stürmte Leath mit seinem Schwert auf ihn los. Bevor Anomen überhaupt reagieren konnte, hatte sich das Schwert des Drow schon durch seine Rüstung und seinen Körper gebohrt, so dass er wehleidig zu Boden ging. Ein paar letzte schwache Atemzüge vermochte er noch zu leisten bevor ihm die schwere Wunde aus dem Leben riss, während Leath den Augenblick des Sieges sichtlich genoss.

„Bell hat mir ein Teil ihrer Macht verliehen, Narr. Kein Mensch wird mich jemals wieder besiegen können ... Sir Anomen.“, meinte er spöttisch und zog sein Schwert wieder aus seinem Gegner heraus.
 

Es verging einige Zeit ehe Kyren wieder ihre Augen öffnete und aus ihrer Ohnmacht erwachte. Ein drückender Schmerz durchfuhr ihre Hand und Fußgelenke, denn sie war gefesselt und lag auf dem kalten Boden des Kerkers der amekthranischen Feste. Einige Fackeln erleuchteten den Raum um sie. Ihr Licht biss sich fast in ihre Augen, so grell kam es ihr vor. Mühsam raffte sie sich auf die Knie, nur um anhand eines Schattenwurfs, der über sie fiel, festzustellen das jemand hinter ihr stand. Sie sah dass die Gestalt hinter ihr und einige Cyric-Wachen nicht mal die einzigen Personen in diesen Raum waren.

Shane, der mit magischen Ketten gebändigt wurde und nicht weit von ihr kniete, war genauso da wie Jason und Zelda, die ebenfalls mit magischen Fesseln in Schach gehalten wurden. Eine verhüllte Gestalt lehnte gelassen an einer Wand und wohnte dem Ganzen still bei.

Barsch packte sie die Gestalt hinter ihr in Form von Leath am Schopf und zog sie etwas nach hinten. Er sah in ihren Augen und erblickte darin blanke Furcht als sie erkannte wer er war. Sie wollte am liebsten vor Panik schreien, doch vor Angst versagte sogar ihre Stimme.

„Wir sind also endlich erwacht, Elfenmädchen?“, geiferte er und ließ wieder von ihr ab. „Was wollt Ihr von mir?“, wimmerte Kyren verzweifelt nachdem er sich einige Schritte entfernt hatte. „Zunächst möchte ich dir einen kleinen Gefallen tun.“, erwiderte er lediglich und nickte einer Cyric-Wache zu, die sich sofort in Bewegung versetzte und den Raum verließ.

„Ich habe dich also endlich gefasst, Elfe. Es war gar nicht so leicht wie ich gedacht hatte. Weißt du, wäre deine Mutter kooperativer gewesen, hätte ich mir das auch ersparen können.“, erzählte er ohne sich dem Kind zuzuwenden. Einen Moment später kam der Cyric mit jemanden zurück. Vor sich zerrte er eine schwächlich wirkende Elfenfrau her und kettete sie nicht weit vor Kyren an die Wand. Als diese Frau ihren Kopf hob vergaß sie sogar für einen Moment ihre missliche Lage, denn sie erkannte die Elfe dort vor ihr, sofort als ihre Mutter wieder. „Mama!“, rief Kyren vor freudig und tränenreich. Eine angenehme Wärme durchfloss ihren Körper als sie ihre Mutter sah und sie wünschte sich nichts mehr als noch einmal in ihren Armen gehalten zu werden. Sehnsüchtig versuchte sie sich zu ihr vorzubeugen, doch ihre Freudentränen bewirkten nicht das geringste Mitleid bei Leath. Stattdessen schritt er auf sie zu und stieß er sie grob zurück.

Shane wirkte sehr erstaunt als er hörte dass diese arme geschundene Frau Kyrens Mutter sein sollte. Nun war er sich sicher dass die Cyric-Sekte gemeinsame Sache mit Bell machte. Wut stieg in ihm auf wenn er nur daran dachte dass sie seiner kleinen Schwester das Gleiche angetan haben könnten. „Lasst sie in Ruhe! Sie hat euch doch gar nichts getan!“, schrie er erzürnt auf und versuchte sich verzweifelt zu befreien, doch niemand beachtete diese Worte weiter.

Überraschend zog der Dunkelelf vor den Augen der kleinen Elfe seine Rüstung aus. Ihr Körper zitterte vor Angst, die allein durch die Präsenz des Dunkelelfen in ihr aufkam. Ekel überstieg sie als sein nackter, grauer muskulöser Oberkörper zum Vorschein kam. Obwohl dieser nicht gerade unattraktiv, war er doch durch eine Narbe an der Hüfte entstellt.

„Sie es dir gut an, Kind. Diese Wunde hatte mir einst DEIN Vater zugefügt als ich aus Suldanessalar fliehen wollte, nachdem ein mächtiger Magier, unter dem ich diente, gescheitert war diese Stadt einzunehmen. Das ist nun schon über 15 Jahre her.“, schrie er sie förmlich an und deutete immer wieder auf die Narbe an seiner Hüfte.

„Ich habe mir dieses Gesicht gut eingeprägt. Ich schwor mir dass er meine Rache noch zu spüren bekommen würde und schließlich habe ich ihn gefunden und getötet. Seine Frau - deine Mutter habe ich mit mir genommen. Ich habe sie vergewaltigen lassen und gefoltert um meine Rache in vollen Zügen genießen zu können. Nur du, kleines Gör, konntest meinen Truppen entkommen.“, erzählte er gnadenlos weiter.

Trauer stieg in Kyren auf als sie ihre Mutter so sah - geschändet und missbraucht. Sie konnte sich nicht erklären wie jemand nur so grausam zu ihr sein konnte, wo sie doch stets liebevoll und freundlich war.

Plötzlich rüttelte sich Zelda auf als Leath seine Rüstung wieder anlegte. „Warum habt Ihr das getan? Warum habt ihr dieser Frau nur so viel Leid zugefügt? Ich kann nicht glauben das eine einfache Wunde Euch zu so viel Hass bewegen könnte.“, schrie sie erzürnt und nahm dem Elfenkind damit die Worte aus dem Mund, worauf er sich ihr zuwendete.

„DU verstehst gar nichts. Du verstehst nichts von meinem Leid, vom Leid meines Volkes. DU bist nur eine Menschenfrau. Aber als ich damals dort war ... kam ich durch ein Teleportationsfeld. Damit gelang mir auch die Flucht. Doch ich habe nie den wahren Zugang zu dieser Stadt entdeckt. Und obwohl es einige tapfere Drow später noch einmal versuchten diese Stadt zu finden, so scheiterten auch sie. Die Mutter dieser Kleinen hier, hat dort lange genug gelebt um mir den Weg zu weisen. Ich habe Ihr das angetan um sie zum Reden zu bringen, doch ihr erbärmlicher Stolz und ihre Sturheit hat sie zu dem gemacht was sie jetzt ist. Es blieb mir also nur noch diese Göre übrig.“, erklärte er ihr. „Nennt sie nicht so, Mistkerl!“, fauchte Jason und versuchte sich ebenfalls zu befreien, aber er ignorierte auch diese Worte. Stattdessen packte er Kyren erneut am Schopf, was Shanes Wut fast überkochen ließ. „Na Kind, wie wäre es? Du sagst mir wie eure Hauptstadt zu finden ist und ich lasse dich und deine Mutter am Leben. Und weil ich guter Laune bin verzichte ich sogar darauf dich noch ein wenig zu quälen. Ich weiß ganz genau das du dort 3 Jahre gelebt hast.“, sagte er und zog noch etwas fester an ihren Haaren, doch er sollte zunächst noch keine Antwort erhalten.

Mit tränenerfüllten Augen linste das Mädchen zu ihrer Mutter herüber, denn nach all der Zeit war sie so froh sie wiederzusehen. Auch wenn sie nicht mehr im besten Zustand war, so war sie die einzige Mutter, die sie hatte. Sie war die Letzte, die ihr das Gefühl gab eine Familie zu haben und sie wollte sie nicht verlieren.

Sie dachte an die wundervollen Zeiten mit ihr, an das was sie alles von ihr gelernt hatte, an alles was sie mit ihr noch erleben wollte. So sehr wünschte sie sich noch einmal von ihrer Mutter durch ihr Haar gekrauelt zu werden, statt so rüde von Leath gepackt zu werden. In ihr stieg eine Sehnsucht nach Geborgenheit auf wie sie sie noch nie zuvor gefühlt hatte. „Mama ...“, schluchzte sie leise. „Kyren, mein Engel. Du darfst ihm nicht helfen, sonst wirst du für den Tod tausender Elfen verantwortlich sein. Denk an das was ich dir gesagt habe. Denk an unsere Gebote.“, flehte ihre Mutter mit schwächlicher Stimme, worauf der Dunkelelf wieder von Kyren abließ und auf ihre Mutter zuging. „Schnauze!“, brüllte er und rammte ihr mit voller Wucht seinen Ellenbogen in ihre Magengegend, so dass die Elfe blutspuckend das Bewusstsein verlor. Es war ein schrecklicher Anblick für ihre Tochter und ihre Kameraden. „Ahhhhhhhh! Nein! Bitte aufhören! Tut meiner Mutter nicht weh!“, flehte sie und versuchte sich verzweifelt zu befreien um ihr zu Hilfe zu eilen.

„DANN SAG ES MIR ODER DEINE MUTTER WIRD STERBEN!“, schrie Leath aus vollen Hals, denn lange wollte er dieses Spielchen nicht spielen. Bedenklich senkte sie daraufhin ihren Kopf.

„Kyren!“, schrie Shane besorgt, denn auch wenn er sie noch nicht so lange kannte, so war ihm ihr Schicksal und das ihrer Mutter nicht egal.

„Und?“, drängte sie der Drow, während sie in eine Zeit lang in Gedanken versank. „Es hat keinen Sinn ... ich weiß es nicht.“, sagte sie leise, aber Leath schenkte ihr erwartungsgemäß keinen Glauben. „Du lügst! Sag es mir oder du wirst es bereuen!“, schrie er erbost zurück. Schließlich fiel eine weitere Träne von ihr zu Boden die ihre Antwort bereits vorausdeutete. „Selbst wenn ich könnte, ich würde Euch nicht helfen. Am Ende ... würdet Ihr nicht nur Suldanessalar angreifen, sondern mich auch an Bell ausliefern. Damit wäre weder den Elfen noch der Welt geholfen.“, wirkte sie dem Drow verbittert entgegen. Leaths Augen wurden plötzlich genauso kalt wie seine Mimik. Schwer enttäuscht von dieser Aussage nahm er sein Schwert aus der Schwertscheide und ging damit auf ihre Mutter zu.

Ohne auch nur eine weitere Warnung auszustoßen rammte er ihrer Mutter vor ihren Augen sein Schwert direkt ins Herz. „NEIIIIIIIN! MAMAAAA!“, schrie ihre Tochter entsetzt und begann bitterlich zu weinen und zu kreischen. Wie verrückt versuchte sie sich aus ihren Fesseln zu lösen um ihrer Mutter zu Hilfe zu eilen. Immer wieder schüttelte sie ihren Kopf in der Hoffnung aus diesen Alptraum zu erwachen, aber es war die schreckliche Wirklichkeit. Ihre Augen wurden leer und fortan wirkte sie sehr apathisch als das Blut ihrer Mutter vor ihre Knie floss.

„Mistkerl! Das verzeih ich Euch nie Drow!“, schrie Shane laut dazwischen. Auch Zelda und Jason kochten förmlich vor Wut, da sie alle mit ansehen mussten wie eine einzelne Person das ganze Leben ihrer so jungen Begleiterin zerstörte. „Was willst du denn machen, Halbelf? Wenn du es wünscht bist du der Nächste. Ich mache solange mit jeden von euch weiter bis sie endlich kooperativ ist.“, posaunte der Drow selbstsicher.
 

Für einen Moment senkte der junge Halbelf demütig den Kopf als er spürte wie blanker Hass in ihm aufkochte. Er merkte wie das Verlangen nach Tod und Zerstörung langsam in ihm aufstieg und er wünschte sich nichts sehnlicher als Leath eigenhändig den Kopf abzureißen, denn schon wieder hatte er ein unschuldiges Wesen auf dem Gewissen. „Nicht einmal wenn Ihr meine Schwester freilasst würde ich Euch je verzeihen.“, murmelte er vor sich hin und sah streng zu ihm auf, doch das kümmerte ihn nicht weiter.

„Ich weiß nicht wer deine Schwester ist. Also verschon mich mit deinen Gebrabbel.“, entgegnete er ihm desinteressiert. Erneut holte er zu einem Schwerthieb aus. Diesmal war er gegen die junge Elfe gerichtet die nach wie vor völlig abwesend an Ort und Stelle kniete. Ihr war der Schock deutlich anzusehen, doch ihm fiel ein dass er sie nicht töten durfte. Dadurch würde er bei Bell sicher in Mistgunst fallen. Also zog er sein Schwert überraschend zurück und wendete sich von ihr ab. „Miststück.“, beschimpfte er sie, bevor er sich blitzartig umdrehte und ihr einen gewaltigen Tritt gegen ihren Körper verpasste so das sie direkt neben Shane an der Wand flog.

Ein schreckliches Wehklagen war alles was sie man ihren scherzverzerrten Gesicht noch entnehmen konnte. Der Aufprall war sogar so heftig das ihre Fesseln dabei gerissen waren.

„Ihr Ungeheuer! Wie könnt Ihr nur so brutal sein!“, brüllte Shane als er auf Kyren sah und noch während er das letzte Wort aussprach merkte er, wie etwas in ihm förmlich zu zerplatzen schien. Er wusste was sein Hass wieder in ihm hervor bringen würde, doch da war es bereits zu spät für ihn. Wie in Trance raffte er sich auf und zerbrach die eigentlich unzerstörbaren magischen Ketten die ihn bändigen sollten. Leath stellte zu seinen erstaunen fest, das die Kräfte dieses Jungen von einer zur anderen Sekunde gewaltig gestiegen waren. Noch nie hatte er einen solchen Energieausstoß gesehen oder gespürt. Ängstlich riss er seine Augen auf, während Shane blitzartig auf ihn zuschoss und ihn mit einem kräftigen Hieb zu Boden schlug. Man hörte deutlich wie mehrere seiner Knochen brachen. Der Aufprall war so hart dass es sogar die Bodenplatten unter ihm in Stücke riss. Wie ein sich windender Wurm kroch Leath schreiend herum und versuchte seine Untergebenen dazu zu animieren einzugreifen. Jason und Zelda trauten ihren Augen nicht als sie ihren Gefährten in Aktion sahen, denn er war von einer zur anderen Sekunde sehr mächtig geworden. Selbst die angreifenden Cyric-Wachen waren ihm nicht gewachsen, doch sie verschafften den geschwächten Leath etwas Zeit um sich in Sicherheit zu bringen. Wie Sandsäcke wuchtete er einen nach den anderen gegen die Wände, wo sie ihren Verletzungen erlagen.

„Ahh ... Wie ist das möglich? Wie kann ein Kind nur so stark sein?“, fragte sich der Drow immer wieder und schaute verzweifelt zu der verhüllten Gestalt auf, die das Ganze scheinbar anteilnahmslos verfolgte. Es vergingen nur ein paar Sekunden und auch der letzte Cyric ging tot zu Boden.

„Diron, helft mir.“, flehte Leath und streckte seine Hand nach dem Nekromanten aus, der nach wie vor gelassen blieb. Nachdenklich blickte der Magier auf seinen Herren hinab, aber er zögerte noch einen Moment bis er schließlich seine Hand nahm. Noch bevor Shane ihm das gleiche Schicksal wie seinen Dienern zu Teil werden lassen konnte, verschwand er zusammen mit dem Magier in einen Teleportationsfeld. Sein Schlag ging in die Wand, die unter der Wucht zerschmetterte. Erst in diesen Moment schien seine Wut etwas zu verrauchen und seine Kraft sank auf das gewohnte Niveau zurück. Er ächzte einen Moment lang, so als ob er Schmerzen hätte, aber dies war nur von kurzer Dauer. Ruckartig drehte er sich um und sah in die geschockten Augen seiner Freunde, doch sie brauchten nichts zu befürchten, denn er befreite sich lediglich von ihren Fesseln.

„Los, haut hier ab und sucht unsere Ausrüstung!“, schrie er und lief zu Kyren herüber, die noch immer an der Wand lag und mit sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an Bauch fasste. Nach wie vor schluchzte sie vor sich hin und trauerte über den Verlust ihrer Mutter, der schmerzvoller war als jede Verletzung. Nachdenklich blieb er vor ihr stehen und sah zu ihr herab. Vorsichtig ging er auf die Knie um mit ihr auf einer Höhe zu sein. Behutsam wischte er ihr die Tränen aus dem Gesicht und erhielt somit ihre Aufmerksamkeit. „Oh Shane ...“, schluchzte sie und grub sich in seine Kleidung. Sie fühlte sich so einsam wie noch nie zuvor, denn nun hatte sie niemanden mehr. „Schh ... Kyren. Ich bin ja da ...“, versuchte er sie zu trösten und streichelte ihr sanft über den Kopf. Der kleinen Elfe wurde bewusst dass sie ihre Mutter nie wieder lebendig sehen oder ihre Wärme spüren würde als sie auf ihre angekettete Leiche sah. Einen Augenblick lang saßen die beiden einfach nur so da, bevor sie zusammen langsam aufstanden. Vorsichtig ging sie auf den toten Körper ihrer Mutter zu, während er sie stützte. Zärtlich streichelte sie der abgemagerten Frau mit zitternder Hand über ihr kaltes zerkratztes Gesicht. „Mama ...“, seufzte sie noch einmal und vergoss noch ein paar weitere Tränen, die mit so vielen wunderbaren Erinnerungen an sie verbunden waren.

Shane wusste genau das der Dunkelelf entkommen war und mit ihm jegliche Chance auf Rache. Etwas was ihm kein besonders gutes Gefühl gab, doch in der augenblicklichen Situation konnte er nichts machen und so gingen er schließlich mit der kleinen Elfin aus dem Gebäude heraus.

Dort warteten bereits zwei vertraute Gestalten in Form von Jason und Zelda mit ihrer Ausrüstung. Jedem von ihnen war anzusehen, das ab diesen Tag für sie nichts mehr so sein würde wie früher ...

Folge 11: Tiefe Wunden

Folge 11: Tiefe Wunden
 

Nachdenklich legte Shane seinen Zweihänder um während er gedanklich zu Kyren herübersah, die neben Jason saß und weinte. Er fragte sich was er ihr jetzt sagen könnte, um sie zu trösten und doch es beschäftigte ihn auch ein anderer Gedanke, der ihm langsam aber sicher immer mehr Sorgen machte.

Er wusste woher diese Kräfte kamen mit denen er sich befreien konnte und genau dies machte ihm Angst. Jedes mal wenn er auf diese zurückgriff ging er das Risiko ein daran zu sterben, sollte er die Kontrolle darüber verlieren. Kyren konnte zwar sein Fieber heilen, das er bekam wenn er diese Kräfte nur zu einen kleinen Teil nutzte, aber nicht das was sie mit ihm anrichteten, denn mit jeden mal würde er Boshafter und Gefühlsloser werden, dessen war er sich bewusst.

Nach Mitch, hatte Leath nun auch die Mutter der kleinen Elfe auf dem Gewissen. Jeder fragte sich wer wohl der nächste sein könnte und ob man dem Drow mit seinen Leuten überhaupt gewachsen wäre.

Fast unbemerkt stellte sich Zelda neben den jungen Halbelfen. „Da war noch so ein junges Mädchen in einer Zelle gefangen. Sie bat uns sie frei zu lassen. Sie meinte dass sie dich kenne ...“, sagte sie vorsichtig, worauf er plötzlich aufschrak. „Larissa ...“, erwiderte er erschrocken.

Ihm fiel ein dass er sie ganz vergessen hatte, doch gerade als er sich wieder ins Gebäude begeben wollte um sie zu suchen, stand das junge rothaarige Mädchen schon an der Eingangstür. Auf ihren Rücken schleifte sie einen Mann hinterher und auch ihr kullerten Tränen von ihren Wangen.

Schließlich kam sie vor der Gruppe zum stehen und legte den Mann auf der Erde ab. Es war der heldenhafte Sir Anomen Delryn, der ebenfalls im Kampf für das Gute gefallen war. Sein Bauch zierte eine riesige Wunde, die ihm den Tod gebracht haben musste. „Mein ... mein Vater ist ... ist tot. Leath hat ihn besiegt.“, stotterte sie bedrückt und beugte sich trauernd über ihn. „Dafür muss er bezahlen ... damit ... damit kann er nicht durch kommen.“, fluchte sie und schlug mit geballter Hand auf die Erde ein.

Einen Augenblick später sah sie erwartungsvoll zu den vier Abenteurern hinauf. „Werdet ihr mir dabei helfen diesen Leath zur Strecke zu bringen?“, fragte sie mit hoffnungsvollen, aber auch rechtschaffenden Blick. Sie blickte in vier nachdenkliche Mienen wie sie nicht unterschiedlicher hätten sein können, obwohl jeder das gleiche empfand wie sie. Nun war man wieder zu fünft und fast jeden sinnte es nach Rache.
 

Mit schmerzverzerrtem Gesicht lag Leath währenddessen in seiner Unterkunft auf einer Pritsche. Er fühlte wie seine Knochen zertrümmert und sein Fleisch förmlich zermanscht war. Seine Rüstung war vom Schlag des Halbelfen an einer Stelle nicht nur verbeult sondern auch zertrümmert worden. Er spürte das diese Wunde zwar nicht absolut tödlich aber immer noch schmerzvoll genug war.

Diron betrat den Raum und reichte ihm eine kleine Flasche hin. Mit schweren Augen sah der Drow zum seinem Diener auf und begutachtete die Flasche. „Was ist das?“, ächzte er schwächlich. „Ein Heiltrank. Ich nehme an Ihr seid gerade nicht in der Lage Euch selbst zu regenerieren. Er dagegen wird Eure Verletzung wieder verheilen lassen.“, erwiderte er ihm. Hastig griff Leath danach und trank sie in einem Zug aus. Noch einmal spuckte er kurz Blut, bevor er spürte wie sich sein Körper regenerierte. Binnen Sekunden war er wieder hergestellt und gesund, so dass er erleichtert aufstöhnte. Kurz darauf wendete sich der Magier wieder vom eben noch kranken Drow ab und verließ seine Behausung. Als er an der Tür angekommen war stoppte er noch einmal kurz und drehte er sich zu ihm um. „Dieser Heiltrank hat Euch noch einmal das Leben gerettet, aber gegen Bell werdet ihr mehr als nur das brauchen damit sie Euch überhaupt am Leben lässt.“, spottete er und verschwand.

Nachdenklich wischte sich Leath etwas Blut von den Lippen, doch schließlich stand er auf, nahm sein Schwert und marschierte in Richtung von Bells Thronsaal. Mit jeden Schritt, der ihm diesen Raum näher brachte, wurde ihn mulmiger zu Mute, aber er fasste allen Mut zusammen und trat ein. Hastig ging er zur Statue vor und kniete sich demütig vor ihr nieder. „Bell, ihr wolltet mich sprechen?“, fragte er vorsichtig. Kaum hatte diese Worte ausgesprochen durchfuhr ihn ein gewaltiger Schmerz, so dass er laut aufschrie und zu Boden fiel.

„Ihr seid ein Idiot, Leath! Ihr hattet das Mädchen und bringt sie nicht zu mir nur um Eurer persönlichen Befriedigung nachzugehen? Nennt mir nur einen Grund warum ich Euch nicht auf der Stelle töten sollte!“, schrie Bell erzürnt. Es dauerte einen Augenblick bis er sich wieder aufrichten konnte um sich zu erklären.

„Ich ... ich habe ... es doch immerhin geschafft diesen Anomen zu töten. Er wäre euren Plänen früher oder später in den Weg gekommen. Er wusste … über alles Bescheid.“, versuchte er seine Herrin zu beschwichtigen. Erneut durchfuhr ihn ein elektrisierender Schmerz und wieder ging er schreiend zu Boden. „Ich habe noch zwei weitere Diener, die Eure Arbeit mindestens genauso gut erledigen können. Bringt mir die Elfe! Das ist Eure letzte Chance.“, fauchte Bell zurück.

Hinter sich vernahm er auf einmal ein kurzes Grunzen, das einen Kichern gleichkam. Er begriff dass seine Herrin bereits einen Nachfolger für ihn auserkoren hatte, sollte es ihm nicht gelingen die Elfe zu fassen.

„Jawohl, Herrin. Ich werde nicht noch einmal versagen.“, erwiderte er schließlich und trottete aus dem Saal. Ihm war bewusst dass er die Fähigkeit seine Kraft zu steigern von Bell erhalten hatte und das sie diese jederzeit dazu verwenden konnte um ihn zu vernichten. Ihm war klar dass er nun alles auf eine Karte setzen musste.
 

Zu diesem Zeitpunkt wandelte Diron durch die unteren Hallen von Bells Feste. Er war nicht bei Belluzcius vorgeladen, da er nichts weiter als ein Diener Leaths war und so traf ihn keine Schuld. Zwar wollte sie ihn von Anfang an zu einem großen Diener wie dem Drow machen, aber er lehnte Ihr Angebot von neuer, unbegrenzter Macht ab. Seither beäugte sie ihn mit misstrauen und ließ ihn für Leath arbeiten, der allerdings nicht mehr vertrauenswürdig war als er selbst.

Der Kerker, durch den er schritt war prall gefüllt. Viele der hier Gefangenen hatten schon versucht die Dämonin zu vernichten, aber andere waren einfach nur als Opfergabe gedacht.

Immer wieder dachte er an die Worte und die erstaunlichen Kräfte des Halbelfen. „Seine Schwester ... er hat eine Schwester, die wir gefangen halten?“, murmelte er nachdenklich vor sich hin und schaute in die Zellen der Gefangenen, doch er sah nichts als Elend. Prüfend blickte er sich um, doch er suchte vergebens nach dem Mädchen welches die Schwester Jungen sein könnte.

„Hört her, Frauen und Mädchen! Ich will von euch wissen wer von euch einen Halbelf zum Bruder hat! Wer mich anlügt oder sich nicht erhebt wird auf der Stelle geopfert. Alle anderen erlöse ich aus ich aus ihrer Knechtschaft.“, rief er plötzlich laut heraus und drehte sich dabei mehrmals im Kreis.

Nach und nach erhoben sich einige Mädchen und Frauen und traten an die Zellengitter heran, die er schnell durchzählte. „Was, nur fünf?“, fragte er erzürnt. Plötzlich vernahm er wildes Getuschel in der Zelle links neben sich. Einige Männer versuchten hinter sich etwas zu verbergen, doch er durchschaute das Spiel.

„Ihr da! Weg mich euch!“, fauchte er sie an, worauf ein weiteres Halbelfenmädchen zum Vorschein kam als die Insassen wichen. Sie war nur noch mit Lumpen bekleidet und wohl kaum älter als 12 Jahre. Unter ihrem verdreckten Haar lag noch eine gewisse blauhaarige Schönheit. Mit einen einfach Fingerschnipp teleportierte er alle die sich erhoben hatten sowie das Mädchen was er soeben entdeckte hatte aus ihrer Zelle. Sie standen nun um ihn herum, und obwohl sie ihn Zahlenmäßig überlegen waren, wäre es den Nekromanten ein leichtes gewesen sie allesamt mit einem weiteren Fingerschnipp zu töten. Noch einmal schaute er sich um, doch diesmal blieb es still. „Folgt mir!“, befahl er streng und machte eine eindeutige Fingerbewegung. Wie eine Kolonne folgte ihm die Scharr aus Frauen und Mädchen. Er brachte sie zu einer großen Halle, die sehr Luxuriös eingerichtet war. Ein Kronleuchter hing an der Decke und Fackeln waren an den Wänden befestigt. Den Raum durchzog eine angenehme Luft. Freudig schauten sich die meisten der auserwählten Halbelfinnen um, nachdem Diron ihnen die riesigen Tore dieser Halle aufgestoßen hatte. In der Mitte des Saals war ein riesiger Pool, der mit kristallklarem Wasser gefüllt war.

Angewidert schaute sich der Zauberer die Kleider der Frauen und Mädchen an, denn sie waren verdreckt und stanken, genau so wie die Gefangenen selbst. Ohne seine kalte Miene zu verziehen deutete er auf das Wasserbecken in der Mitte der Halle, worauf ihm einige verwirrte Blicke entgegenkamen. „Los Ausziehen! Wascht euch!“, befahl er naserümpfend, worauf die Frauen und Mädchen etwas zögerlich auf das Becken zugingen. Einer nach der anderen überwand ihre Scham und legte ihre dreckige Kleidung ab, doch der Nekromant schien kein Interesse daran zu haben sich an ihren Körpern zu ergötzen. Sah er von dem kleinen blauhaarigen Mädchen, welches sich noch immer sträubte, ab, war keine der 6 Kandidatinnen jünger als 16 Jahre gewesen und somit durchaus für gewisse Spielchen zu gebrauchen.

Zu seiner Überraschung vernahm er sogar Lachen von den planschenden Frauen und Mädchen aus dem Pool. Sie schienen sehr glücklich zu sein nach so langer Zeit das erfrischende Nass an ihren Körper zu spüren. Das Wasser schien magischer Natur zu sein, denn sämtlicher Dreck der von ihren Körpern wich verschwand plötzlich.

Nach und nach wurden aus den stinkenden und lausverseuchten Gefangenen wunderschöne, ja sogar attraktive Frauen. Diron fiel auf das sich die jüngste unter ihnen noch immer nicht seiner Kleider entledigt hatte und abwartend am Beckenrand stand, so dass er wütend zu ihr marschierte. Noch bevor sie sich umdrehen konnte riss er ihr die Kleider vom Leib und stieß sie mit einem kräftigen Tritt in den Rücken ins Wasser. „Ich sagte wascht euch!“, schimpfte er sie. Ängstlich sahen die anderen zu ihren Peiniger herauf und versuchten ihre wichtigen Stellen mit Händen und Armen abzudecken, denn keine von ihnen wusste genau was er mit ihnen vorhatte.

Zögerlich tauchte das Mädchen am Beckenrand wieder auf, worauf sich der Magier schnaufend abwandte und wieder auf Distanz ging. Während sich einige Frauen der blauhaarigen Halbelfe annahmen und ihr den Rücken schrubbten, entstand wildes aber leises Getuschel unter ihnen. „Was glaubt ihr was er vorhat? Ob er uns Opfern will und das hier so was wie die letzte Reinigung sein soll?“, fragte eine. „Was wenn er uns die Unschuld nehmen will?“, gab ein Mädchen ängstlich von sich. „Oder schlimmeres ...“, ergänzte ein anderes, das wie auch alle anderen Tag für Tag mitbekam wie einige Frauen von Cyricwachen abgeführt und schrecklich vergewaltigt wurden. Für einen Moment verließ Diron die Halle was die Frauen etwas lauter weiterspekulieren ließ.

„Was glaubt ihr? Ob der überhaupt auf Frauen steht. Der hat uns ja gar nicht begafft ...“, meinte eine, doch eine andere war anderer Meinung. „Kann sein, aber dann frage ich mich warum er uns unsere Sachen weggenommen hat ...“, erwiderte sie.

Nur die jüngste von ihnen schwieg und starrte nachdenklich in Richtung Ausgang, der durch Dirons Abwesenheit unbewacht schien. Sie wusste allerdings wie jede andere das Bells unterirdisches Labyrinth eine Flucht recht aussichtslos machte. Wer nicht auf Wachen stieß, machte vielleicht mit einigen tödlichen Fallen Bekanntschaft und so fehlte eigentlich jedem der Mut zu Flucht.

„Dreh dich um, Kleines. Wenn du nicht richtig sauber bist, werden wir vielleicht alle bestraft.“, tönte auf einmal die Stimme einer Frau hinter ihr auf, die ihr bisher den Hinterkörper gewaschen hatte. Bisher war sie zu trotzig um den Wünschen dieses Magiers folge zu leisten und weigerte sich zu waschen.

Die Frau schmunzelte etwas als sie den noch recht jungen Vorderkörper des Mädchens sah, aber dies hielt sie in ihrer Gründlichkeit nicht ab. Sie schaffte es sogar ihr blaues Haar wieder zum Vorschein zu bringen und entlockte unter dem verschmutzen Gesicht sogar eine kleine Schönheit. „Seht mal, wie niedlich die Kleine dort ist.“, kicherten einige der Halbelfinnen und deuteten heimlich auf sie, doch sie behielt ihren sturen Blick bei.

Es dauerte nicht lange und Diron kam mit zwei großen Beuteln wieder. Bedrohlich stampfte er auf und verkündigte seine Rückkehr. „Genug gebadet. In diesem Sack befinden sich neue saubere Kleider. Zieht sie euch an! In dem anderen ist etwas Obst zum Essen.“, befahl er barsch.

Unschlüssig stieg eine nach der anderen aus dem Becken heraus und versuchte sich mit Händen und Armen etwas zu bedecken. Keine von ihnen bemerkte das Diron sie gar nicht beachtete. Nur dem kleinen blauhaarigen Mädchen entging das merkwürdige Verhalten nicht.

Fast ungehemmt, nur mit einer Hand an der wichtigsten Stelle, näherte auch sie sich dem Beutel und griff sich ein paar Sachen heraus und kleidete sich damit ein. Für alle war es ein angenehmes Gefühl seit langen wieder solche weichen und geschmeidigen Sachen an sich zu tragen. Sei es die Unterwäsche oder die schönen Kleider die sich nun über ihren Körper legten. „Folgt mir!“, befahl der Nekromant nachdem alle soweit waren.

Er brachte sie in einen anderen Raum. Die Wände dort waren mit roten Gewändern geschmückt und ein kerzenbestückter Kronleuchter erhellte den Raum. Es war nicht sehr romantisch eingerichtet also zerfiel der Verdacht dass sich der Mann in der schwarzen Robe nur an ihnen vergehen wollte. Er verwies die Frauen und Mädchen auf eine Tür die in ein Nebenzimmer führte. Eine von ihnen behielt er bei sich, die anderen schickte er dorthin.

Die junge blauhaarige Halbelfe musste fortan zusehen wie eine Artgenossin nach der anderen das Nebenzimmer verließ, indem sie wartete, bis am Ende nur noch sie übrig blieb. Ängstlich zuckte sie zusammen als sie der Zauberer rief, doch sie nahm allen Mut zusammen und trat heraus. Als sie sich umschaute sah sie nur ihn, wie er nachdenklich in diesem Raum stand. Keine ihrer Gefährtinnen war zu sehen. „Wo ... wo sind denn die anderen? Was habt ihr mit ihnen gemacht?“, fragte das Mädchen erschrocken. „Das hat dich nicht zu kümmern.“, gab er kühl zurück und wendete sich ihr zu. Ihm fiel auf das die Sachen mit den sie sich eingekleidet hatte gar nicht zu ihr passten. Sie schien gar keinen Wert darauf gelegt zu haben sich hübsch zu machen. Ihr Oberteil war zu groß und ihr Röckchen zu klein, aber es war nur von minderen Interesse für ihn. „Was wollt Ihr von mir?“, fragte sie verbittert. Ein hämisches Schmunzeln glitt über das Gesicht ihres Gegenübers, so dass sie etwas verängstigt zurücktrat. „Wollt Ihr etwa doch ....“, stotterte sie nervös und zog ihr Röckchen etwas nach unten.

„Pah, ich habe kein derartiges Interesse an dir, das müsstest du doch schon gemerkt haben. Abgesehen davon bist du nicht mein Typ. Antworten will ich, das ist alles.“, erwiderte Diron kühl. Erstaunt sah das Mädchen ihren Peiniger an. „Du hast also einen Halbelfen zum Bruder ...“, begann er seine Befragung, worauf sie ihn zaghaft entgegennickte und traurig ihren Kopf senkte.

„Ich habe nur eine Frage. Wie ist sein Name?“, fragte er weiter, doch die Antwort kam nicht unverzüglich. Eine Weile schwieg das Mädchen, doch als er sich ihr mit einen ernsten Blick näherte, fühlte sie dass es besser war zu reden. „Er ... er heißt ... Shane.“, antwortete sie verängstigt. Ein unglaublich fieses Grinsen ging über das Gesicht des Magiers als er das hörte, denn er wusste durchaus wie der Halbelf hieß, der Leath diese schweren Verletzungen zugefügt hatte, aber er musste sichergehen das sie auch wirklich seine Schwester war, denn sie war die einzigste Gefangene die seinen Namen ebenfalls kennen konnte. Nun hatte er seine Schwester in seiner Gewalt und damit eine Versicherung gegen ihn auf Lebenszeit. Freudig verschränkte er die Arme und kniete sich vor das Mädchen.

„Schön und wie ist dein Name?“, fragte er plötzlich in einen ungewohnt freundlichen Tonfall nach.

„Alexandra.“, erwiderte das Mädchen verwirrt. Sie verstand nicht warum ihm der Name ihres Bruders so wichtig war. Auch war ihr nicht ganz klar warum er auf einmal so freundlich zu ihr war. Es erstaunte sie umso mehr dass er es sogar phasenweise schaffte ihr ihre Trotzigkeit auszutreiben, aber in diesen Moment waren ihr die Gründe seines Interesses auch egal, denn nur so schien sie ihrer Opferung in zwei Tagen entgehen zu können.
 

Inzwischen war Kyren in Begleitung von vier Kameraden. Jeden von ihnen hatte sich Bell und ihre Diener zum Feind gemacht. Die Nacht verbrachte die Gruppe in der örtlichen Taverne. Mit einem misstrauischen Blick übergab der Wirt Zelda den Zimmerschlüssel, denn die Elfenohren ihrer Begleiter sah er scheinbar nicht gerne. Lediglich der Charme der schönen Waldläuferin hatte ihnen dieses Zimmer beschert, das nicht einmal sehr groß war, aber dank dreier Doppelstockbetten genügend Platz zum Schlafen bot.

Kyren schlief dennoch sehr unruhig. Oft liefen ihr Tränen an den Wangen herunter, denn sie musste immer wieder an ihre Mutter denken.

Nachdenklich schaute sie sich zu ihren Begleitern um. Dort war Jason, der seinen besten Freund Mitch verloren hatte. In einem anderen Bett lag Larissa, die ihren Vater nicht mehr retten konnte. Unter Kyren selbst lag Shane dessen Schwester entführt wurde. Sie war der einzige Grund warum er sich ihr überhaupt angeschlossen hatte.

Sie fragte sich wie lange es wohl noch dauern würde bis auch Zelda einen harten Verlust hinnehmen musste. Hastig wischte sie sich ihre Tränen aus den Augen und legte sich wieder hin. Noch nie in ihren Leben fühlte sie sich so einsam. Fast alles hatte sie verloren. Ihre Familie und ihr Zuhause. Ihr kam es so vor als ob sie ohne Shane und die anderen die einsamste Seele der Welt wäre.

Nur langsam begriff sie, das es Shane war, der sie wieder einmal gerettet hatte und er war es auch der ihr Trost zu spenden versuchte. Noch einmal blickte sie unter sich, denn dort lag er und schlief relativ ruhig. Leise kletterte sie zu ihm herunter und beugte sich neben ihn. Vorsichtig nahm sie seine Hand und drückte sie leicht.

Noch immer brannte ihr die Fragen auf der Zunge wie er es wohl so schnell mit ihr aus Neu-Saradush geschafft hatte, wie er solange ohne Wasser überleben konnte und wie er die magischen Ketten sprengen konnte, an denen selbst Jason verzweifelt war.

Obwohl sie sich nun schon eine Weile kannten, trug der Junge noch immer eine Menge Geheimnisse mit sich. Er schien über Kräfte zu verfügen die weit über ihre Vorstellungskraft hinausging. Trotzdem war er ein zuverlässiger und guter Kamerad, der ihr schon oft geholfen hatte. Mit der Zeit, so hoffte sie, würde vielleicht auch sein Geheimnis gelüftet werden, das ihr Antworten auf ihre Fragen bescherte.

„Danke, Shane.“, seufzte sie leise und ließ wieder von ihn ab. Eigentlich hätte sie es ihm am liebsten gesagt wenn er wach gewesen wäre, aber dafür fehlte ihr einfach der Mut. Für einen Moment wollte sie ihn noch einen dankenden Kuss auf die Stirn geben, aber es war ihr zu riskant, dass er davon hätte aufwachen können. Wie peinlich wäre es ihr gewesen wenn er es bemerkt hätte und so ließ sie es bleiben. So gemein er auch zu ihr gewesen war und so sehr sie ihn auch dafür hasste, so sehr mochte sie ihn dennoch. Eilig, aber leise kroch sie in ihr Bett zurück und schlief langsam ein. Nun waren ihre Freunde ihre Familie, jene, die für sie da sein würden. Zwar konnte ihr niemand die Geborgenheit ihrer Eltern wiedergeben, aber sie tröstete sich damit nicht ganz so allein zu sein ...

Folge 12: Die Legende vom goldenen Drachen

Folge 12: Die Legende vom goldenen Drachen
 

Nur beiläufig hörte Leath den leichten, aber heißen Wind an seinem Zeppelin vorbeiwehen. Dieses Gefährt war sein letzter Trumpf. Es bestand zum einen Teil aus einer Art Holzschiff und zum anderen Teil aus einer Art Ballon, der mit Seilen am Schiff befestigt und mit Helium gefüllt war. Beides miteinander verbunden war ein ideales fliegendes Transportmittel für ihn und seine Truppen. Eine Apparatur, die er Diron zu verdanken hatte, aber vor allen Dingen eine die ihm helfen könnte das Elfenmädchen zu fassen zu kriegen. Aus der Höhe, in der er sich befand, hatte er die optimale Übersicht über die Tethyrwüste. Noch immer ging ihm der mutige Halbelf nicht aus den Kopf der scheinbar ungeheure Kräfte entwickeln konnte. Er fragte sich ob nicht sogar möglich war dass er selbst seine Macht übertreffen könnte. Unsicherheit machte sich in ihm breit, denn die schmerzvolle Erfahrungen dieses Kampfes wollte er kein zweites mal machen. Er spürte ein Gefühl das er seit Irenicus Niederlage nicht mehr gespürt hatte, doch er war sich sicher das er mit seiner Mannschaft, die mit den stärksten Werratten Amns besetzt war, durchaus in der Lage sein würde diese Heldengruppe zu besiegen und Belluzcius das Elfenkind auszuliefern.
 

Ungeduldig lief Diron vor seiner neuen Gefangenen hin und her, die brav an Händen und Füßen gefesselt auf das wartete was immer er mit ihr vorhatte. Immer wieder richtete er finstere Blicke in ihre Richtung, während sie unschlüssig seinem Gang folgte. „Was mache ich nur mit dir?“, dachte er leise vor sich hin und tippte sich mit dem Zeigefinger gegen sein Kinn. „Ich will wissen was mit den anderen passiert ist!“, rief Alexandra auf einmal, doch damit erreichte sie nur das er ruckartig aus seiner nachdenklichen Haltung herausbrach, ihren Stuhl an den Lehnen packte und sich bedrohlich vor ihr aufbaute. „Sei still!“, fauchte er sie an, bevor er wieder von ihren Armlehnen abließ und grübelnd hin und her lief.

Alexandra nutzte die Gelegenheit und sah sich unauffällig nach Fluchtmöglichkeiten um in der Hoffnung dass sie ihrem Unterdrücker entkommen konnte. Nur eine für sie zu weit entfernte Tür ebnete ihr einen Fluchtweg.

„Denk’ nicht mal dran abzuhauen. Du würdest keinen Meter weit kommen. Sei froh dass ich dich aus dem Loch rausgeholt habe. In der gesamten Anlage bin ich noch der dir am freundlichsten Gesinnte.“, sagte er auf einmal, so als ob er ihre Gedanken lesen könnte. Sie musste feststellen dass er wohl eine bessere Auffassungsgabe hatte als sie zunächst dachte.

Im Gegensatz zu dem größeren Raum in dem er sie unter den anderen Halbelfinnen herausselektiert hatte, saß sie inzwischen in seiner privaten Unterkunft, die sich ebenfalls in Bells unterirdischem Labyrinth befand.

Es war ganz ordentlich eingerichtet, ähnelte sogar, auf Grund der vielen gefüllten Bücherregale, einer kleinen Bibliothek. Eine leicht gekrümmte Treppe führte ein Stockwerk höher, wo Diron wahrscheinlich seinen Schlafplatz eingerichtete hatte. Nicht weit hinter ihr stand eine weitläufige Sitzgelegenheit, mit den feinsten Bezügen bezogen und doch wirkte seine Bleibe nicht allzu luxuriös. Hier und da fand sich ein Tisch zum Schreiben und Lesen, an dem auch meist ein bequemer Stuhl stand. Schließlich hatte sie genug gesehen und drängte auf einen paar Antworten auf ihre fragliche Situation. „Was wollt Ihr von mir?“, fragte sie verbittert, so dass er endlich redete.

„Mh ... dein Bruder heißt also Shane.“, vergewisserte er sich noch einmal, worauf sie ihm kurz zunickte. „Er ist doch ein Halbelf, genauso wie du, oder?“, fragte er weiter und wieder bejahte sie die Frage. „Dann erklär’ mir mal woher er die Kraft nehmen kann gegen eines der stärksten Schlafmittel Faerûns zu widerstehen und er es schafft magisch verzauberte Ketten zu sprengen!“, verlangte er zu erfahren, doch sie sah überhaupt nicht ein ihn auf diese Frage zu antworten, ob sie es nun wusste oder nicht, und wendete sich naserümpfend ab. „Das geht Euch nichts an.“, erwiderte sie lediglich in ihrer typisch trotzigen Art.

Schnell merkte Diron dass er so nicht an die Informationen kommen würde die er brauchte. Er musste einen anderen Weg finden und als ihm plötzlich ein hämisches Lächeln durchs Gesicht huschte schien er die Lösung gefunden zu haben. Nur ein plötzliches Klopfen an der Tür hielt ihn davon ab seinen Plan sofort in die Tat umzusetzen.

Als er die Tür öffnete brauchte die Gestalt dahinter gar nicht aus den Schatten vorzutreten, denn schon am Zischen des Besuchers erkannte er wer ihn besuchte ...
 

Als Kyren und die anderen diesmal durch die Wüste trabten waren sie besser ausgerüstet. Ihr Ziel war Suldanessalar, das laut der kleinen Elfe irgendwo zwischen Tethyr und dem Königreich Amn liegen musste. Nur die Königin der Elfen, Ellesime, könnte der Gruppe vielleicht helfen gegen Bell anzutreten.

Als Zelda in die Gesichter der Gruppe sah, fiel ihr auf das Larissa scheinbar gar nicht weiter vom Verlust ihres Vaters betroffen schien, im Gegensatz zu der kleinen Elfe, die noch immer sehr betrübt schien. „Larissa, alles in Ordnung? Du wirkst so ... zufrieden.“, sprach sie das Mädchen vorsichtig an. „Hm ... ja. Warum auch nicht? Gibt es ein Problem?“, antwortete sie ihr erstaunt. „Ähm ... ich dachte Sir Anomen war dein Vater. Du weißt schon das wir ihn begraben haben ... dass er tot ist.“, vergewisserte sich sie sich stutzend.

„Ja, aber das macht nichts. Gestern Abend habe ich noch mal nachgedacht ob es vielleicht eine Möglichkeit gibt ihn und die Mutter der kleinen Elfe wieder ins Leben zurückzurufen. Nun ja, die wiederbelebenden Priesterzauber sind seit langen als Nekromanie verpönt und verboten und so gut wie niemand beherrscht sie noch, aber es gibt noch eine andere Möglichkeit.“, erklärte Larissa ihr Verhalten, worauf jeder um sie herum förmlich erstarrte. Fassungslos sah Kyren zu der rothaarigen Helm-Priesterin und verlangte wortlos eine Erklärung.

„Soweit ich weiß gibt es in Nord-Amn einen besonderen Drachen … einen goldenen Drachen. Er ist laut der Legende ein Halbgenie. Wenn man reinen Herzens ist, kann man sich durch ihn drei beliebige Wünsche erfüllen lassen, so heißt es. Na ja ... bis auf diesen ich-wünsch-mir-tausend-wünsche-Trick natürlich. Ist der Wunsch richtig formuliert kann man seine Wünsche allerdings bedingt erhöhen.“, erzählte sie. „Heißt das dass ich meine Eltern wieder ins Leben zurückholen kann?“, fragte die kleine Elfe hoffnungsvoll und das entschlossene Nicken das sie ihr erwiderte reichte ihr sogar schon als Antwort. Freudig griff sie sich den Nächstbesten in ihrer Gruppe um mit ihm im Kreis zu tanzen. „Ja! Das ist ja toll! Ich werde meine Mama und meinen Papa wiedersehen!“, jubelte die kleine Elfe ausgelassen, so als ob all ihr Kummer schlagartig verschwunden wäre, doch ihr Freudentanz dauerte nicht lange als Larissa merkte das sie Shane erwischt hatte. Etwas eifersüchtig drängelte sich Larissa zwischen die beiden und schmiegte sich an ihren heimlichen Schwarm. „Darf ich abklatschen?“, meinte sie lieblich, worauf Kyren ihr den Jungen, dem das ganze schon peinlich genug schien, verdutzt überließ.

Innerlich malte sie sich Szenarien aus, in denen sich rassige Priesterin wünschen würde dass er sich in sie verlieben würde. Noch in ihren Fantasien schwelgend merkte sie gar nicht dass die anderen schon lange einfach weitergegangen waren. Mutterseelenallein stand sie im Wüstensand und sah ihre Freunde davon marschieren. „Wartet!“, rief sie ihnen winkend hinterher.
 

Jason kam die Geschichte der Klerikerin bekannt vor, hatte sie allerdings bisher nur für ein Märchen gehalten. „Am besten wir formulieren den Wunsch so das alle die wegen Leath sterben mussten wieder zum Leben erweckt werden. Dann könnte auch Mitch wieder auferstehen lassen.“, meinte er schließlich und tippte sich auf die Handfläche. „Wer ... wer ist denn dieser ... dieser Mitch?“, fragte Larissa neugierig, aber bevor ihr diese Frage beantwortet werden konnte, legte sich plötzlich ein länglicher Schatten über die Gruppe, worauf sie erstaunt nach oben sahen. Eine Wolke konnte es nicht sein, denn so etwas suchte man in Wüsten meist vergeblich und so war man umso erstaunter als ein großes langes Objekt über ihnen entlang schwebte. Dutzende Seile wurden auf einmal davon herabgelassen und mehrere menschenähnliche Kreaturen seilten sich daran ab. Zum Allgemeinen entsetzten war unter ihnen auch noch jemand anderes, alt bekanntes.

„Leath!“, fauchte Jason als er den Drow nach seiner Landung entdeckte. Obwohl nicht mal ein Tag seit dem letzten aufeinandertreffen vergangen war schienen seine Wunden bereits verheilt, sehr zum Erstaunen der Abenteurer. Zähneknirschend sahen sie zu ihm, gewillt Rache für das Leid zu nehmen, dass er ihnen zugefügt hatte.

Jeder einzelne hatte mit ihm noch eine Rechung zu begleichen und jeder hatte noch immer eine ungeheure Wut auf ihn. Dennoch blieb er gelassen, so als ob er den nun bevorstehenden Kampf nicht fürchtete.

„Danke für den Tipp, Tochter des Anomen. Sobald ich mir die Elfe geschnappt habe werde ich diesen Drachen aufsuchen und mir was Schönes wünschen.“, rief er zur Begrüßung und grinste hämisch vor sich hin.

„Verdammt! Er hat das gehört!“, fluchte Zelda aufgeregt. Leaths Worte, die nun folgten, versetzten jedoch keinen mehr ins Erstaunen. „Schon gut, ich habe es eilig. Gebt mir die Göre und ich lasse euch am Leben. Das ist eure letzte Chance.“, sagte er und streckte fordernd seine Hand aus, worauf sich ihm Larissa mutig entgegenstellte. „Von wegen! Ihr könnt froh sein wenn Ihr den heutigen Tag überlebt.“, rief sie entschlossen.

„Pah, eure leeren Drohungen beeindrucken mich nicht im Geringsten. Los Männer, tötet sie alle – bis auf die Elfe!“, entgegnete der Dunkelelf arrogant. Blitzartig nahmen die Werratten ihre wahre Gestalt an was sie noch etwas stärker und gefährlicher machte. Aus den gedrungen menschenähnlichen Wesen, waren sehr bald gedrungene Rattenmenschen geworden. Schnell waren beide Parteien Kampfbereit, so das sie sich mit gezückten Waffen und geballten Händen gegenüberstanden. Ein gemeines Gelächter umgab die Truppe, denn die zahlenmäßig überlegenen Werratten waren sich ihres Sieges sehr sicher, doch zu ihrer Überraschung trat Kyren aus der Mitte ihrer Freunde hervor und feuerte ein magisches Geschoss auf Leath ab. „Hier - Für Euch, Ihr Mörder!“, schrie sie emotionsgeladen, aber ihre Angst gegenüber vor Dunkelelfen schwächte ihren Zauber auf ein einfaches Lichtspektakel ab, das ihm nichts anhaben konnte. Mit zitternden Knien und feuchten Augen sah sie wie ihre magischen Geschosse an dessen dunkler Rüstung einfach verpufften und schon im nächsten Augenblick griffen dutzende von seinen Untergebenen an.
 

Gleich zehn von ihnen stürzten sich auf Jason, der sich mit Händen und Füßen zu wehren versuchte. Zelda und Shane setzten alles daran Kyren vor den Attacken der Monster zu beschützen, während Larissa mutig mit gezogenen Streitkolben in Richtung Leath stürmte. Auf ihren Weg grub sie ihre Waffe einer Werratte nach der anderen in den Torso, bis sie ihren Erzfeind schließlich Auge in Auge gegenüber stand, doch der erwartete sie bereits mit gezogenem Schwert. Gelassen blockte er den ersten Hieb der Helm-Priesterin und nur Sekunden später verpasste er ihr als Strafe für ihren Angriff einen derben Schlag in die Magengegend, der sie förmlich zusammensacken ließ. Mit weit aufgerissenen und schmerzverzerrten Augen sowie beiden Händen am Bauch ging sie schließlich in die Knie, bevor sie ihre Stirn in den Sand niederlegte. „Larissa!“, schrie Shane besorgt, aber als er ihr zu Hilfe eilen wollte sah er das Zelda schon längst die Initiative ergriffen hatte.

Mit einer geschickten Körpertäuschung wollte sie Leath die Kehle durchschneiden, doch er wich recht unbeeindruckt aus und rammte ihr seinen Ellenbogen in den Rücken, so das auch sie, schwer angeschlagen, zu Boden gehen musste. „Frauen, die vor mir in die Knie gehen - welch erhabenes Gefühl!“, spottete er.

Im selben Moment befreite sich Jason, der die Werratten scheinbar magnetisch anzog, vom letzten seiner Gegner, die nun überall verstreut und wehklagend im Wüstensand lagen. Keiner dieser Kreaturen hatte es geschafft seiner Muskelkraft stand zu halten. Als er sah wie Leath ihr einen schweren Treffer zufügte, weiteten sich auch seine Augen vor Schock, so dass ihm fast das Herz stehen blieb.

Der Dunkelelf schlug selbst Frauen mit der gleichen Härte wie Männer nieder, obwohl diese viel schwächere Gegner für ihn waren. Eine Werratte wollte diesen Moment nutzen um Jason heimtückisch zu erstechen, doch er durchschaute das Spiel. Rasend vor Wut packte er sich diese Kreatur und zeriss sie in der Luft, so dass das Blut in alle Richtungen spritzte.

Ein nie dagewesener Hass, eine infernalische Wut schien ihn zu überkommen und man merkte dass er nichts lieber tun würde um seinen Freund zu rächen sowie Zelda zu schützen. Seine Adern pulsierten, seine Augen glühten und seine Muskeln spannten sich an als er langsam in leicht gebückter Haltung auf Leath zumarschierte. „Wie könnt Ihr es wagen?!“, schrie er ihn wutentbrand an, doch der blieb gelassen und grinste ihm nur hämisch entgegen. Kurz darauf warf er sein Schwert beiseite, so als ob er es sowieso nicht brauchen würde um gegen den jungen Menschen zu bestehen. „Du willst also gegen mich kämpfen? Dann komm her. Ich breche dir gerne sämtliche Knochen.“, provozierte er ihn noch.

„Ihr habt Mitch getötet, Bastard, und Zelda verletzt. Das verzeihe ich Euch nie, Drow.“, rief Jason erzürnt, bevor er wie ein besessener auf ihn zustürmte. Fortan ging es blitzschnell, Schlag auf Schlag. Wild prügelte er auf den Dunkelelfen ein, der genauso viel einsteckte wie er austeilte.

Gebannt sahen Kyren, Shane sowie die verbliebenen Werratten zu, wie sich die beiden im Kampf behaupteten. Erst für eine kurze Atempause trennten sich die Kontrahenten wieder. Lechzend wischte sich Leath etwas Blut von den Lippen und versuchte Jason etwas einzuschüchtern. „Du bist stärker als dein toter Freund, Mensch. Aber das reicht noch lange nicht um mich zu besiegen.“, jappste er, worauf sich eine rot leuchtende Aura um ihn aufbaute. Sie war sogar heller und kräftiger als je zuvor, denn für diese Schlacht wollte er all seine Kräfte mobilisieren.

Shane spürte das die Macht des Drow wirklich immens war und dies beunruhigte ihn nur noch mehr. Er fragte sich wie stark Belluzcius dann erst sein müsste.
 

Schließlich erreichte Leath seine Höchstform und stellte sich Kampfbereit seinen Kontrahenten gegenüber. Jason musste zu seinen erschrecken feststellen dass mit dieser Aktion auch die Wunden des Drow geheilt waren und er wieder von vorn beginnen müsste. Etwas verunsichert machte er einen Schritt zurück und überlegte sein weiteres Vorgehen, denn auch ihm war der rot leuchtende Drow nicht ganz geheuer. Grinsend ging dieser ein paar Schritt nach vorn und zwar genau in die Richtung, in der Zelda lag. Provozierend drückte er ihr seinen Fuß aufs Gesicht, worauf sie schmerzhaft aufstöhnte. „Hört auf damit oder Ihr werdet es bereuen!“, schrie ihr Gefährte erzürnt, doch Leath erhöhte den Druck sogar noch weiter. Blitzartig rannte Jason auf den Dunkelelfen zu, doch bevor er zu einen Schlag ausholen konnte, hatte ihn der ihn schon mit einen einzigen Fausthieb in die Magengegend zu Boden gebracht. Leath war stärker und schneller als je zuvor und er demonstrierte dies auf eindrucksvolle Art und Weise, denn nicht einmal Jason schien ihm jetzt noch das Wasser reichen zu können. „Na gibst du auf, du erbärmlicher Wurm?“, fragte er seinen geschlagenen Gegner, doch der schien inzwischen nicht mehr er selbst zu sein. Zu groß war sein Hass auf ihn. Einen Augenblick später spürte er ganz deutlich wie sein Puls stieg und sein Herz schneller schlug. Seine Augen verloren auf einmal jegliche Farbe und seine Muskeln wuchsen über sich hinaus Leath trat erschrocken ein paar Schritte zurück. In diesen Moment wusste Jason dass er sein Geheimnis verlieren würde und jeder erfahren würde was er wirklich war. „Was geht hier vor?“, fragte sich der Dunkelelf verwundert, während sich Jason langsam wieder aufrappelte. Seine Muskeln und sogar sein kompletter Körper wuchsen scheinbar unaufhörlich, wenn auch nur langsam weiter, bis er sich seinem Gegner wiedererstarkt und brüllend entgegenstellte.

„Jason?! Was passiert mit ihm?“, fragte Kyren besorgt. „Oh man! Es sieht so aus als ob er ein Berserker ist.“, versuchte Shane sich diese Verwandlung zu erklären. „Jason - ein Berserker?“, staunte sie ungläubig.

Man spürte genau dass der Mönch seinem Gegner nun mehr als nur gewachsen war, denn einem Berserker hielt nur selten jemand stand. Berserker waren Wesen deren Blut auf ewig verflucht war. Jederzeit konnte ihre Raserei ausbrechen, sei es nun aus Angst oder Wut. Einmal ausgebrochen, waren diese Kreaturen reine Kampfmaschinen, die ihn ihren Wahn sogar manchmal nicht zwischen Freund und Feind unterscheiden konnten.
 

Der Kampf begann von neuen. Ein Schlag war härter und schneller als der andere und nur wenige dieser Attacken wurden geblockt oder abgewehrt. Schnell steigerte Jason sich in einen barbarischen Rausch und prügelte so schnell auf seinen Gegner ein dass man Mühe hatte seinen Bewegungen zu folgen. Nach dutzenden von Volltreffern in Leaths Brustkorbbereich setzte er zum finalen Schlag an und donnerte den schreienden Dunkelelfen Meterweit von sich, worauf dieser unsanft mit dem Rücken in den Wüstensand knallte.

Keuchend und stöhnend lag er da und wartete auf seinen Richter. Er konnte nicht glauben dass er diesen Kampf verloren hatte. Zu viele Wunden hatte ihm der Mensch schon zugefügt als das er hätte weiterkämpfen können und selbst die Aura, die er um sich aufgebaut hatte, hatte inzwischen an Farbe verloren. Es kostete ihm zu viel Kraft und Konzentration seine Kräfte so zu steigern. Nach all den Gegentreffern spürte er nur noch Schmerzen. Mühevoll stemmte er sich dennoch wieder auf und blickte seinem Gegner entschlossen ins Gesicht. Seine letzte Hoffnung lag darin ihn mit seinem Schwert zu besiegen, was er zuvor noch so selbstsicher weggeworfen hatte. Zu seinen erstaunen merkte er jedoch, wie der junge Mensch plötzlich ins Wanken geriet und sich schließlich sogar wieder zurückentwickelte, bevor er bewusstlos zu Boden ging. Ratlosigkeit herrschte für einen Moment, denn damit hatte niemand gerechnet.

„Hah, wer hätte das gedacht? Für einen Moment dachte ich das ich verloren hätte, aber da hat sich dieser ... Mensch wohl doch etwas übernommen.“, lästerte Leath, denn obwohl er unterlegen war, schien er nun doch den Sieg von sich getragen zu haben. Seelenruhig hob er sein Schwert auf und marschierte auf Shane und Kyren zu, während er nebenbei ein paar Verletzungen regenerierte.

„So tut doch jemand was!“, flehte Kyren als sie den lechzenden Blick des Dunkelelfen sah, dessen Aura zwar nachgelassen hatte, aber immer noch sehr stark war. Trotz seines leicht torkelnden Ganges schaffte er es noch das Elfenmädchen weiter einzuschüchtern. „Na, Elfe ... hast wohl Angst. Gut so. Ich frag mich eigentlich bloß ob du mehr Angst vor mir oder meiner Rasse hast.“, meinte er und grinste ihr arrogant entgegen.

Beschützend stellte sich Shane vor sie und schirmte sie so gut es ging vor Bells Diener ab, obwohl er wusste dass er im Normalfall keine Chance hatte. „Shane ... ich flehe dich an. Du musst wieder so stark werden wie in der Feste von Amekthran, sonst haben wir keine Chance.“, bettelte sie panisch und zupfte an seiner Kleidung. „Das geht nicht! ... ich darf ... ich kann das nicht tun.“, erwiderte er ihr und zog bereits sein Kurzschwert, als Leath immer näher kam und ein Kampf unausweichlich schien.

Verzweifelt versuchte Larissa den beiden zu Hilfe zu kommen, aber ihre Schmerzen verhinderten jede noch so kleine Bewegung. Plötzlich spürte sie wie der Boden zu zittern begann. Von Sekunde zu Sekunde wurde es schlimmer und im Sand bildeten sich kleine Strudel. Verwirrt sah man sich um, denn keiner wusste genau was gerade vorging. „Was ... was geht hier vor?“, schrie Leath verwundert und schaute sich ungläubig um.

Als vor seinen Augen plötzlich ein riesiger käferartiges Monster aus dem Sand schoss, schien seine Frage bereits beantwortet. „Was ist das?“, schrie die kleine Elfe verängstigt auf. „Ein Ankheg! Vorsicht! Das Vieh spuckt Säure!“, warnte Shane.

Panisch versuchten sich einige verbliebene Werraten zu retten, doch ihre Füße versanken im Sand. Einige andere wurden von den Sandstrudeln erfasst, während wieder andere den mächtigen Kiefer des Monstrums zum Opfer fielen. Verzweifelt versuchte auch der Dunkelelf seine Füße aus dem plötzlichen Treibsand zu befreien. „Was geht hier vor? Hier ist doch Magie im Spiel!“, schrie er erzürnt.

Shane versuchte das um sich schlagende Monster noch mit seinem Schwert zu verletzen, doch seine Klinge brach am Panzer des Tieres. Durch einen wuchtigen Schlag mit eines seiner vielen Käferbeine wurde er daraufhin weit weg geschleudert, landete aber im sicheren Sand.

Leath sah seine Chance, da das Mädchen nun ohne Schutz war und setzte alle seine Kräfte ein um zu ihr zu gelangen, doch als der Ankheg mit voller Wucht nach ihm schlug, musste er seine Aktion vorzeitig abbrechen. Nur knapp konnte er den Klauen des Tieres entwischen, dem er nur Augenblicke später schreiend Bein abschlug.

Brüllend vor Schmerz schlug die Kreatur um sich und tötete dabei weitere Werratten. Schnell hatte es sich wieder auf den Drow fixiert und setzte zu einer rächenden Säureattacke an. Leath schrie auf als er sein drohendes Ende kommen sah.

Das Schicksal schien es gut mit ihm zu meinen, denn das Monster kam nicht mehr dazu ihn zu strafen als wie aus dem Nichts auf einmal mehrere riesige magische Geschosse aus dem Himmel direkt auf den Ankheg niederstürzten. Wie ein Meteoritenschauer schlugen die Geschosse in die Wüste und rund um das Monster ein. Das komplette Areal wurde förmlich in die Luft gejagt, worauf die letzten überlebenden Werraten verzweifelt versuchten sich durch einen Hechtsprung in Sicherheit zu bringen, doch für sie war es genauso spät wie für Leath, Kyren und die anderen ...

Folge 13: Ein neuer Feind

Folge 13: Ein neuer Feind
 

Stille lag über der heißen und trockenen Tethyrwüste. Ein leichter Wind segelte über die zahlreichen Sandhügel hinweg, die so unberührt schienen, als ob nie ein Wesen sie je betreten hätte.

Plötzlich schoss ein Arm aus dem feinen Sand heraus und nur Sekunden später strecke sich der Rest vom Körper eines Drow aus hervor. Es war Leath, der verzweifelt nach Luft schnappte. Sein ganzer Leib schmerzte und an einigen Stellen eiterte etwas Blut unter seiner Kleidung hervor. Erschöpft kroch er auf der Suche nach Hilfe auf den heißen Boden des Wüstensandes voran.

Immer wieder fragte er sich was eigentlich passiert war, denn seine Erinnerungen waren noch sehr verschwommen. Er wusste nicht einmal wie lange er fast begraben unter dem Sand gelegen hatte. Vielleicht waren es Stunden, vielleicht ab auch schon Tage. Nur langsam erklarten die Bilder vor seinem inneren Auge und er erinnerte sich das er durch die Wucht mehrerer magische Geschosse davon geschleudert wurde, bevor ihm die Wüste, während seiner Bewusstlosigkeit, sein heißes Grab schaufeln wollte.

Ohne Orientierung kroch er auf allen vieren weiter und erklomm schließlich einen Hügel. Fast Blindwegs hievte er sich hinauf als seine Finger plötzlich eine Hellbarde ertasteten. Schon im nächsten Moment fiel ein beunruhigender Schatten über ihn und als er einen Feuersalamander-Krieger vor sich erblickte, wusste er das sein Ende gekommen war, denn diese Kreatur, halb Schlange, Halb Riesenechse, war nicht gekommen um ihn zu helfen.
 

Verzweifelt grub Larissa nach ihren Begleitern, die irgendwo vom Wüstensand begraben sein mussten. Schließlich hatte ihre Suche Erfolg als sie eine starke männliche Hand entdeckte, die aus dem Boden herausragte. Es war Jason, den sie da mit aller Kraft aus seiner misslichen Lage herauszog. Fast sein kompletter Körper war von den wertlosen Sandkristallen der Wüste umgeben, doch sein Kopf lag noch relativ frei, so das er bisher nicht ersticken konnte. Es entging ihr zunächst, das nicht weit hinter ihr Kyren leicht benommen durch die Gegend taumelte. Ihr wankender Gang brachte sie einige male zu fall, aber dennoch raffte sie sich schnell wieder auf. Larissa war erleichtert dass es ihr einigermaßen gut ging.

Als die kleine Elfe ein weiteres mal stolperte, merkte sie das ihr diesmal ein Körper im Weg lag der teilweise vom Sand bedeckt war. Sie hatte Zelda entdeckt, deren Kopf genau wie Jason noch relativ frei lag, wogegen der Rest ihres Körpers komplett eingegraben war. Sie schien bewusstlos und noch immer unter den Folgen des Kampfes zu leiden, worauf sie sie eilig ausgrub.

Es dauerte noch eine Weile bis alle wieder recht bei Sinnen waren. Ein schmerzender Kopf oder kleine Wunden waren allerdings ihre kleinsten Sorgen, denn egal wie sehr sie auch suchten - Shane war nirgends zu finden. Das Ankheg-Monster hatte ihn viele Meter weg geschleudert und die magischen Geschosse, die kurze Zeit später eintrafen, hatten ihn womöglich ein weiteres mal davon katapultiert. „Wo bist du nur, Shane.“, fragte sich Larissa besorgt als auf einmal ein Schatten über sie fiel, so dass sie verwundert aufsah.

Der Zeppelin mit dem Leath gekommen war, schwebte noch immer führerlos am Himmel und so kam man nach kurzer Überlegung zu dem Schluss dass ihre Suche von dort oben vielleicht erfolgreicher wäre. Obwohl sie erschöpft und entkräftet waren, hangelten sich die Vier die Seile hinauf und bestiegen das ihnen unvertraute Luftschiff.

Zelda übernahm das Steuer und versuchte sich die Lenkung zu verinnerlichen, was ihr auch recht schnell gelang.

Jedes Korn am Boden wurde von Larissa genau gemustert in der Hoffnung dass sich darunter vielleicht Shane befand. Kyren betete aus Sorge um ihn bereits innerlich dass er nicht im Wüstensand erstickt sei, doch mit jeder Minute die verstrich sank die Hoffnung ihn lebend wieder zu sehen.
 

Ein nachdenkliches Gesicht spiegelte sich in einer winzigen aber klaren Wasserquelle inmitten einer Oase wieder. Es war das Gesicht des Gesuchten Shane, der zwar überlebt hatte, aber fernab von seinen Freunden war. Ihm schwirrten noch immer die Worte der kleinen Elfin im Kopfe herum, die ihm im letzten Kampf gegen Leath bat seine Kräfte ein weiteres mal einzusetzen. Dies bereitete ihn mehr Kopfzerbrechen als alles andere, denn er wusste dass er auch Mitch hätte retten können, aber dennoch hatte er es nicht getan.

Seit seiner Pubertät wuchsen in ihm Kräfte heran deren Abstammung er mehr und mehr fürchtete und jedes mal wenn er davon gebrauch machte, so riskierte er dauerhaft ein Teil seines selbst zu verlieren, sofern er dies nicht schon hatte. Schon lange konnte er nicht mehr unterscheiden ob es die verdorbenen Mächte in ihm waren, die ihn lenkten oder noch sein eigenes ursprüngliches Bewusstsein. Er wusste was aus ihm werden würde wenn er eines Tages die Kontrolle über seine Kräfte verlieren würde und dies fürchtete er mehr als alles andere. Er fragte sich ob es wirklich richtig wäre nicht nur sein Leben, sondern auch sein Bewusstsein zu riskieren um ein anderes zu retten, wo er seine Mission noch nicht erfüllt hatte. Als er darüber nachdachte warum er eigentlich Kyren und die anderen beglitt, wurde ihm klar das er eigentlich nur seine Schwester finden wollte, aber langsam begriff er auch das er alles dafür erdenkliche tun musste um die kleine Elfin vor ihren drohenden Schicksal zu bewahren, denn sollte sie dies ereilen und Belluzcius wieder auferstehen können, wäre weit mehr als nur ein Leben in Gefahr. Auch wenn es ihm scheinbar sehr schwer fiel, so merkte er das seine persönlichen Ziele nicht länger Priorität haben durften.
 

„DA! Ich seh' ihn!“, rief Jason auf einmal von der anderen Seite des Schiffes, worauf die beiden Mädchen herbeieilten um seine Aussage mit eigenen Augen zu prüfen. Zelda machte sich sofort daran in die Richtung, in die ihr Gefährte wie wild deutete, zu steuern.

Tatsächlich erblickten sie an einer kleinen Oase ihren verlorenen Begleiter, der allerdings relativ verhalten erleichtert schien, doch dies fiel niemandem wirklich auf. Schließlich kam auch er an Bord und wurde stürmisch von Larissa und einer festen Umarmung begrüßt. Obwohl auch Kyren froh war ihn wiederzusehen, wagte sie es nicht es so forsch zu zeigen und fasste sich stattdessen beruhigt ans Herz. „Ich freu mich ja so das es dir gut geht.“, meinte die Helm-Priesterin glücklich und ließ wieder von ihm ab. Etwas überrascht von ihrer emotionalen Reaktion erwiderte er die Geste nur flüchtig und streichelt ihr kurz über den Kopf, denn zunächst beschäftigte ihn etwas anderes. Sein Blick schweifte zu Jason, den er misstrauisch beäugte, doch der zeigte zu seiner Überraschung keinerlei Reaktion, drehte sich einfach weg und sah auf die Wüste hinab, worauf Shane sich gezwungen sah sich ihm ein wenig zu nähern. Der einstige Mönchskämpfer war etwas überrascht als er sich neben ihn stellte und mit ihm zusammen die Aussicht genoss. „Warum hast du es nicht gesagt?“, merkte er fast beiläufig an. „Was – das ich mich in einen Berserker verwandeln kann? Es ist doch wohl offensichtlich. Kein Mensch mag Berserker ... wahrscheinlich … auch nicht Zelda. Ich wurde immer und von allen verstoßen. Deshalb haben mich ja auch die Mönche weg geschickt.“, erzählte er bedrückt. „So ein Unsinn! Niemand von uns würde dich deswegen nicht mehr leiden können. Wir vertrauen dir, egal was du bist.“, erwiderte ihn sein junger Gefährte streng, was Jasons etwas erleichterte. Obwohl der Halbelf 3 Jahre jünger als er war, schien er ihn ziemlich gut zu verstehen, wohl auch weil er selbst ’anders’ war.

„Du magst Zelda sehr, hm?“, fragte Shane leise nach als die beiden eine Weile schweigend nebeneinander standen. „Ja, und ich möchte sie nicht verlieren. Sie würde mich meiden und damit wären meine Chancen bei ihr futsch.“, antwortete er leise. „Ah ... du hast wohl tiefere Gefühle für sie?“, fragte Shane grinsend nach und stupste ihn leicht an. Es war Jason schon irgendwie peinlich eine Schwäche für sie zu haben, gerade für so einen starken und angeberischen Jungen wie ihn. „Ja, kann man wohl sagen. Ich hoffe sie hat es nicht mitgekriegt. Du und Kyren seid die einzigen die davon wissen also erzählt es ihr bitte nicht weiter, ja?“, gab er leicht errötet zurück. „Ja, geht in Ordnung.“, sagte Shane und klopfte ihn verständnisvoll auf die Schulter. Fortan genossen sie gemeinsam den Ausblick zur Erde. „Fliegen muss schön sein.“, meinte Kyren, die auf einmal dazu stieß, fasziniert und legte ihre Hände an die Wangen. „Ja, das ist es.“, stimmte ihr Shane schmunzelnd zu, worauf sie fragend zu ihm herübersah.
 

Verzweifelt versuchte sich Leath den Griffen der Feuersalamander zu entreißen, doch diese Geschöpfe waren zu stark für seinen geschwächten Körper. Jede Gegenwehr war zwecklos und so wurde er, genau wie sein restliches Gefolge vor Bells Statue vorgeschleift. Unter seinen Anhängern war auch Diron, der einen ziemlich gelassenen Eindruck machte, während sein Herr um Gnade flehend vor Bells Ebenbild kniete.

„Leath Hazard, Du bist das unfähigste Stückchen Drow was mir jemals vor die Augen getreten ist! Du hast mich verraten und enttäuscht! Hättest du mir das Mädchen gebracht, als es in eurer Gewalt war, statt sie nach den Standort irgendeiner Elfenstadt auszuquetschen, würdest du den heutigen Tag noch überleben, aber nun ist es zu spät - Dein Schicksal ist besiegelt.“, schrie Bell erzürnt. „Nein! Wartet einen Augenblick. Ich schwöre ich kann nichts dafür. Ich hatte sie schon fast, wäre dieser Ankheg nicht dazwischen gekommen ...“, versuchte Leath sich zu erklären, doch dies interessierte seine Herrin nicht. „Deine Ausflüchte interessieren mich nicht!“, fauchte sie wütend zurück. „Wartet! Lasst mich am Leben! Ich bitte euch ... ich habe Wissen ... wichtiges Wissen. Ein goldener Drache ... in Nord-Amn. Wenn Ihr mich ihn suchen lasst und ich ihn gefunden habe wird er mir drei Wünsche erfüllen. Dann könnte ich mir wünschen das ihr endlich wieder mit einen Körper wiederauferstehen könnt ...“, stotterte er ängstlich in der Hoffnung das ihn Bell noch eine letzte Chance geben würde. „Schweig! Deine Lügen interessieren mich nicht! Stirb jetzt und hier!“, brüllte die Dämonin und bündelte ihre Energien.

Diron musste mit ansehen wie die Energien die sie dem Drow verliehen hatte, in dessen Körper hinaufstiegen. Er schrie entsetzlich und hielt sich den Kopf, worauf dieser nach einen kurzen Aufschrei zerplatzte. Blut und Gehirn spritzte in alle Richtungen und der Rest vom Körper des Dunkelelfen sank leblos zu Boden. „Ich kann nicht länger warten, Leath. Deine Rolle endet hier.“, fügte sie reuelos an. Blitzartig reagierten die vielen Salamanderwachen und schlachteten auch den Rest von seinen Leuten brutal ab, die im Hintergrund festgehalten wurden. Es war ein Gemetzel ganz nach dem Geschmack eines Dämonen, dem das Schauspiel auch noch zu gefallen schien.

Schließlich war der ganze Saal mit Leichen gepflastert und das Blut floss Literweise in die Kanäle hinab. Nur eine Person stand noch immer als sich die Salamander zurückzogen. Es war Diron der mutterseelenallein zwischen den toten Körpern seiner Mitstreiter stand und dennoch war sein Blick kalt und gefühllos. Ganz bewusst schien man ihn verschont zu haben und er schien auch zu wissen dass es so kommen würde. Plötzlich vernahm er ein lautes Grollen hinter sich und eine große massige Gestalt stampfte an ihm vorbei, bevor diese sich vor der Statue niederkniete.

Der Schatten um diese Kreatur verschwand und ein grässliches Monster kam zum Vorschein. Es war über 2 Meter groß und stärker als alles bisher da gewesene. Hörner, Klauen und Muskeln zierten seinen rötlichen Körper und er begriff welche Bestie er da vor sich hatte. Doch zunächst erhob Bell das Wort.

„Sieh ihn dir gut an, Diron. Das ist eine Tarraske-Mutation, die ich aus dem Schuppen der großen Bestie geschaffen habe. Es ist das wildeste und unbarmherzigste Monster das jemals auf Erden wandelte – ganz nach meinen Geschmack. Es gilt als unbesiegbar, denn kaum eine Waffe kann es schaffen ihn zu verletzen. Kein normalsterblicher hat eine Chance gegen diese Perfektion einer Kampfmaschine zu bestehen. Er wird mir nun endlich die Göre bringen.“, tönte sie stolz hervor, worauf der Nekromant verunsichert ein paar Schritte von den schnaubenden und sabbernden Monster zurücktrat. „Und falls Ihr euch fragt, Zauberer. Ich habe euch nur aus drei Gründen am Leben gelassen. Erstens brauche ich Euch damit ihr, wenn es soweit ist, den Fluch brechen könnt. Zweitens ist mir ein Nekromant in meinen Reihen sicher noch sehr nütze. Und drittens seid ihr ja nun, wie ich gehört habe, ein Diener dieser Schlange. Drei wichtige Faktoren die zumindest Euer Leben verlängern. Also Tarraske, geh und hol mir das Elfenkind. Töte jeden der sich dir in den Weg stellt.“, sprach Bell, bevor ihr Stimme verstummte und der Tarraske stampfend abtrat.

Nachdenklich sah der Magier auf die Reste des Drow, die nicht weit von ihm lagen. Das Wesen was er zuvor gesehen hatte, war sicher nicht das Original, doch sicher nicht minder grausam. Es war kleiner und damit auch schwächer, doch selbst in dieser Form genauso tödlich wie das einzigartige Monster aus dessen Schuppen es geschaffen wurde. Schließlich wendete auch er sich ab und verließ den Saal ohne jegliche Regung, doch diesmal führte ihn sein Weg nicht in seine Gemächer zu dem Halbelfenmädchen, sondern die in Richtung des Schlangentempels.

Der Tempel war aus den Knochen tausender Menschen gebaut und ein goldener Schlangenkopf zierte seinen riesigen Eingang. Als er in den langen Saal des Tempels eintrat, sah er schon von weitem wer dort auf den Thron saß. „He, ssseht an, der Nekromant issst da.“, begrüßte ihn die in Schatten gehüllte Gestalt am Ende des Saals. „Meister Shougun, ihr wolltet mich sprechen?“, erwiderte er fragend, ohne jedoch ernsthaft unterwürfig zu klingen. „Hm ... Menschen. Kommen immer gleich zur Sssache ... Ha ha. Nun gut, Leath war unfähig. Er hatte nie eine wirkliche Chance, desssshalb habe ich seine Vorhaben manipuliert und dafür gessssorgt das er meinen Plänen nicht länger im Weg steht, aber dassss habe ich dir ja bereitssss erzählt als ich dir einen kleinen Bessssuch abgesssstattet habe. Diessser Tarrassske ist auch keine Gefahr. Er isssst nur eine dumme sssabernde Bessssstie, ohne eigenessss Bewusssstssssein. Bald wird meine Zeit kommen und dann werde ich Schrecken und Chaosss auf der Welt verbreiten. Alle werden leiden, besssondersssss die Menschen. Ja alle die, die meine Rasssse bekämpft haben, werden leiden und du wirssst mir dabei helfen, Magier! Dann werde ich dir helfen diessse Elfenssstadt zu finden oder wasss immer du dort auch ssssuchssst.“, erklärte Shougun, worauf Diron sich kurz als vorgeheucheltes Zeichen seiner Dankbarkeit verbeugte. Nach und nach sollten ihm die Details dieses teuflischen Komplotts erklärt werden.
 

Inzwischen war die Nacht über Tethyr eingebrochen. Zelda und die anderen hatten mit ihrem Luftschiff inzwischen die Wüste hinter sich gelassen und sich aufgeteilt in drei der Kabinen schlafen gelegt.

„Schläfst du schon, Elfchen?“, fragte Larissas ihre Kabinengefährtin. Sie blickte zu dem Elfenmädchen hinüber, die ein Bett neben ihr lag. „Nein.“, antwortete sie plump und drehte von ihr ab. „Ich kann auch nicht schlafen. Ich frage mich die ganze Zeit wie ich es ihm sagen soll.“, flüsterte das Menschenmädchen. „Wen was sagen sollst?“, fragte sie neugierig zurück und wendete sich ihr wieder zu.

„Na Shane. Ist er nicht total süß? Ich hab mich total in ihn verliebt. Ich denke ... Liebe auf den ersten Blick nennt man das.“, kicherte sie vor sich hin, worauf sich die Augen der Elfin etwas weiteten. „Ach ja ... du bist verliebt? In Shane?“, staunte sie überrascht. „Ja! Er ist doch so nett und höflich, so .... so ... ach ich weiß auch nicht. Er fasziniert mich. Er ist einfach toll, eben ...“, schwärmte Larissa mit glänzenden Augen, worauf sich Kyren verbittert in die Lippen biss. Nicht unbedingt weil sie eifersüchtig war, sondern viel eher aus Neid. Sie selbst hatte sich in ihren 12 Lebensjahren noch nie verliebt und hatte noch keine Erfahrung in solchen Dingen und dennoch fühlte sie sich komisch als ihre Gefährtin ihr das sagte. „Wir reden aber immer noch von Shane, oder?“, scherzte sie vor sich hin und verkroch sich verschämt etwas tiefer unter der Decke. „Ja natürlich. Wundert mich sogar dass du dich noch nicht an ihm versucht hast. Vielleicht fehlt dir noch die nötige Weiblichkeit für so was. Aber keine Bange, du wirst älter und kommst auch noch in das Alter wo dich Jungs interessieren.“, meinte die junge Priesterin und beugte sich etwas zu ihr rüber. Ihr fiel auf das die kleine Elfe ihr Gesicht immer mehr mit verdeckte. „Was hast du?“, fragte sie verdutzt. „.... Weißt du ... ich verstehe nicht ganz wie ihr in Zeiten des Kampfes und des Krieges noch an die Liebe denken könnt. Tag für Tag sterben Menschen ... Freunde ... Verwandte ... Dein Vater ist tot und du hast nur die Liebe im Kopf?“, erwiderte sie ihr, obwohl dies nicht der Grund war warum sie ihr errötetes Gesicht versteckte.

„Aber Kyren, der Tod gehört genauso zum Leben wie die Liebe. Aber lass dir von mir etwas sagen. Der legendäre Held Mi’lan Richardson, also das letzte Bhaalkind, sagte einmal etwas zu einer Freundin die ihren Geliebten verloren hatte. Er sagte: Lasst uns sein dahinscheiden durch unsere Künftigen taten würdigen. Diesen Satz gebrauchte er noch einige male, denn sein Weg war nicht unblutig und mein Vater hatte ja das große Glück ihn eine Weile zu begleiten. Jedes mal wenn ein tapferer Held oder unschuldiger Bürger gefallen war, gaben ihm diese Worte neue Kraft um weiterzumachen. So geht es auch mir. Wenn ich ewig weine wird mein Leben auch nicht besser, also warum Trübsaal blasen? Tja, so bin ich eben.“, erzählte sie und streichelte Kyren beruhigend über die Stirn und irgendwie beruhigten sie diese Worte sogar etwas. Schnell merkte sie dass sie noch einiges über das Leben zu in der Welt zu lernen hatte. Zu lange hatte sie gut behütet von ihren Eltern abgeschottet in den Wäldern Tethyrs gelebt. Nachdenkend fiel sie schließlich in den Schlaf und mit ihr Larissa der ihre Arme verliebt um ihr Kissen schlang.
 

Auch Zelda war an diesem Abend noch wach. Nachdenklich blickte sie neben sich, wo Jason es sich bequem gemacht hatte. Es störte sie nicht mit einem Jungen ein Zimmer zu teilen, denn es war für sie nicht das erste mal das sich eine Nacht lang in männlicher Gesellschaft war. Trotzdem durchschlich sie ein mulmiges Gefühl, was er ihr auch ansah. „Ist alles in Ordnung, Zelda?“, fragte er unsicher nach. „Ja, alles in Ordnung. Keine Sorge.“, wank sie hektisch ab und kuschelt sich etwas in ihre Decke ein. Es war Jason der höflich gefragt hatte ob er bei ihr schlafen durfte und sie hatte zugestimmt und dennoch durchschlich sie ein merkwürdiges Gefühl.

„Sag mal. Hattest du schon mal einen Freund?“, fragte Jason ganz unverblümt, was sie etwas aufschrecken ließ. „Ja, einmal, aber es ist schon einige Zeit her.“, antwortete sie melancholisch. „Wer war er?“, wollte Jason wissen. „Er war ein Waldläufer genau wie ich und wir lebten fast ein Jahr ganz glücklich zusammen. Er war sehr charmant und nett zu mir und hat mir immer wieder die Schönheit der Natur nahegeführt. Von ihm weiß ich viel. Meine Eltern wollten nicht dass wir zusammen sind, weil er schon 23 war und ich gerade erst 16 geworden war. Noch heute denke ich mir dass es besser gewesen wäre auf sie zu hören ...“, erzählte sie rückblickend, warf damit aber einige Fragen auf. „Was ist passiert? Warum habt ihr euch getrennt?“, fragte er neugierig, worauf ihr Tonfall etwas bedrückter wurde. „Er ... hat mich betrogen und hintergangen. Er hat Schande über mich und meine Familie gebracht. Deshalb habe ich ihn verlassen und bin von zu Hause weggegangen.“, antwortete sie traurig, während sie ihre Hand auf ihre Brust legte. „Betrogen? Heißt das er hatte nebenbei eine andere Freundin?“, hinterfragte er vorsichtig weiter. „Es war viel Schlimmer. Er war verrückt! Er verführte Mädchen, kaum älter als Kyren ... meist sogar noch jünger ... und ich habe ihn dabei auch noch ertappt. Er machte den armen Kindern weiß dass es wichtig sei einen Vertreter der Natur seine Unschuld zu schenken. Als ich das mitbekam habe ihn zwar verraten, aber es war schon zu spät. Ich hatte Schande über mich gebracht. Wäre ich dort geblieben, hätten mich die Leute jeden Tag gemieden, denn schließlich war ich die ehemalige Freundin eines kranken … eines perversen Mannes gewesen. Ich konnte die Blicke nicht mehr ertragen und kehrte meiner Heimat den Rücken. Ich war so verletzt ... so naiv gewesen.“, erzählte sie weiter, während sie ihre Hand immer fest an ihr Herz griff. „Wie … traurig ... das tut mir Leid. Dann hat er auch dich ...?“, sagte er und lehnte sich etwas auf. „Das ist es was ich an Kyren beneide, weißt du.“, erwiderte sie lediglich und schloss trauernd ihre Augen. Jason merkte das es besser war dieses Gespräch ein anderes mal fortzuführen. Aber er war froh, dass sie ihm noch genug vertraute ihm dies anzuvertrauen. Er wusste, er würde sie nie so enttäuschen.
 

Lange sollte Kyren keine Ruhe haben, denn immer wieder musste sie hören wie ihre rothaarige Gesellin im Schlaf Shanes Namen sprach. Schließlich stand sie gefrustet auf und verließ auf leisen Sohlen das Zimmer. Sie nutzte Instinktiv ihren Infrasionsblick, der es ihr ermöglichte auch gut im Dunkeln zu sehen. So tapste sie leise in Richtung Deck, vorbei an den beiden Zimmern ihrer Freunde.

An Deck angekommen atmete sie genüsslich die frische Abendluft ein und beugte sich einen Moment später seufzend über ein Geländer, an der Seite des Schiffes. Sie schaute in die weite grüne Abendlandschaft hinaus, denn inzwischen lag die Tethyrwüste hinter ihnen.

Nachdenklich grub sie ihren Kopf in ihre Arme und als sie kurz in den Nachthimmel aufsah kamen alte Erinnerungen in ihr hervor. Sie dachte über ihre Mutter nach, die sie immer noch sehr vermisste und mit der sie fast jeden Abend die Sterne beobachtete. Shane und Jason hatten sie in Amekhtran begraben, wo sie nun ihren Frieden finden konnte und dennoch gab ihr dies nur wenig Trost. Ihre Mutter hatte ihr alles beigebracht und doch gab es noch so viel mehr mit ihr zu entdecken, als die Kunst der Heilung und der Magie, aber jetzt wo sie sie am meisten brauchte, konnte sie nicht mehr für sie da sein. Sie erinnerte sich was für eine wohlgesonnene und freundliche Frau ihre Mutter doch war. Auch als sie an ihren Vater dachte erinnerte sie sich was er einst für großer Krieger und fürsorglicher Elf er war. Er hatte ihr eine Menge über die Natur und die Welt beigebracht und doch konnte auch er nicht bei ihr sein. Nur ein einziges mal, so wünschte sich Kyren, wollte sie von ihnen in den Arm genommen werden, damit sie sich geborgen und sicher fühlen konnte und sie hoffte so sehr das dieser Wunsch mit Hilfe des goldenen Drachens auch erfüllt werden konnte. In diesen Moment stellte sie erst fest, dass sie eigentlich gar nichts von der Vergangenheit ihrer Eltern wusste, aber eigentlich war ihr das egal, denn die Sehnsucht überwog. Sie merkte zunächst gar nicht, das Shane nicht weit von ihr an der Spitze des Schiffes kniete. Er schien zu meditieren oder einfach nur über etwas nachzudenken, so dass sie vorsichtig an ihn herantrat.

„Du schläfst wohl nicht oft, oder?“, fragte sie erstaunt und rieb sich etwas die Arme um der Kälte Einhalt zu gebieten. „Nein.“, antwortete er kurz und konzentrierte sich wieder auf seine Meditation.

„Shane? Glaubst du das Leath noch lebt? Glaubst du das es vielleicht vorbei ist?“, fragte sie ihn, so das er seine Meditation unterbrach und sich ihr zuwendete. „Ich weiß nicht, aber irgendwie glaube ich ... dass er tot ist. Ich weiß nicht warum ... es ist so ein Gefühl.“, erwiderte er nachdenklich. Ihm entging nicht das ihr wohl ziemlich kalt war, als er sie zittern sah. Die Kälte der Nacht machte ihr wohl doch sehr zu schaffen. „Kyren, wenn du frierst solltest du besser wieder rein gehen.“, merkte er kurz an, doch sie blieb stur und schüttelte diesen Vorschlag energisch ab.

Schweigend standen sich die beiden eine Weile gegenüber, obwohl jeden von ihnen etwas auf den Lippen zu brennen schien, doch keiner wagte auch nur einen Mucks zu sagen. Nach einer Weile ging die kleine Elfe schließlich in die Knie und rieb sich immer verzweifelter ihren Körper warm. Bibbernd blickte sie zu Shane auf, der ihr zunächst wieder aufzuhelfen schien, aber dann doch abrupt stehen blieb. „Wwwie hältst du das nur aus?“, fröstelte sie, worauf er bedenklich ins Leere starrte, doch um eine Antwort wollte er sich dieses mal nicht drücken. „Du hast es doch gesehen. Ich ... verfüge über Kräfte über die ich mir selbst noch nicht einmal im Klaren bin, Kyren. Sie machen mich wohl extrem widerstandsfähig.“, erklärte er und wendete sich von ihr ab. „Kräfte?“, fragte sie erstaunt. „Ja, und ich hoffe sie niemals freigesetzt werden, denn ... ich fühle das Böse in ihnen. Deshalb habe ich sie nicht einsetzen wollen als Leath uns beinahe hatte.“, erwiderte er schroff. „Bbbböse Kräfte?“, bibberte sie fragend. Shane wirkte sehr nachdenklich als er antwortete. „Wenn ich träume sehe ich oft den Tod und die Verzweiflung. Ströme von Blut umgeben mich. Leichen pflastern meinen Weg. Das Blut meiner Freunde klebt an meinen Händen. Ich spüre es ganz genau. Da ist etwas in mir. Ein Instinkt. Etwas Böses. Sollte es jemals frei kommen dann ... es ....“

Verwirrt sah sie zu ihm herauf und fragte sich was wohl in ihm vorginge. „Wer ... wer bist du?“, fragte sie mit schwacher Stimme, doch viele Worte tauschten die beiden an diesem Abend nicht mehr aus.

Als sie am nächsten Morgen die Augen öffnete lag sie wieder in einer Kabine unter einer wärmender Decke. Sie fragte sich was wohl passiert sei, musste sich aber langsam eingestehen am Deck eingeschlafen zu sein. Vielleicht war auch alles nur ein Traum gewesen. Grübelnd rieb sie sich am Kopf um über die letzte Nacht nachzudenken, bevor sie sich aufraffte und gähnend in Richtung Deck schlenderte. Zu ihren erstaunen waren alle anderen bereits Putzmunter und ihr Luftschiff steuerte gerade an Neu-Saradush vorbei ...

Folge 14: Das wahre Monster

Folge 14: Das wahre Monster
 

Gemeinsam lehnten sich Shane und Kyren über das Geländer des Buges als die Sonne das unter ihnen liegenden Land in seiner ganzen Schönheit aufgehen ließ. Die Aussicht auf Neu-Saradush war für die kleine Elfe einfach atemberaubend. Zelda gelang es einige Vögel herbeizurufen, die sich mit dem Zeppelin treiben ließen.

Für sie als Waldläuferin war es eine Kleinigkeit viele Tierarten mit speziellen Locklauten zu beruhigen oder herbei zu rufen. Vergnügt streichelte sie den Vögeln, die sich auf ihrer Schulter und ihren Armen niederließen das Köpfchen. Sie schienen dies sogar zu genießen und schmusten etwas mit ihr, so dass Jason, der träumerisch dabei zusah, sich wünschte selbst einer dieser Vögel sein zu können.

Larissa wirkte an diesen Morgen etwas nervös und tippelte unaufhörlich hin und her. In ihren Händen versteckt hielt sie einen kleinen Brief, dessen Siegel eine Herzchenform hatte. Es war klar dass dieser Brief, mit eindeutigem Inhalt, irgendwie an Shane gebracht werden musste, doch sie selbst fühlte sich zu schüchtern ihn an ihn zu übergeben. Nach kurzer Überlegung wank sie Kyren zu sich, die etwas verdutzt die Augen weitete als sie ihr den Brief in die Hand drückte. „Der ist doch nicht für dich! Er ist für Shane! Würdest du ihn ihm geben? Bitte. Ich glaube mir fehlt der Mut dazu.“, erklärte sie verlegen, worauf die Elfe den Brief zögerlich an sich nahm. „Was steht denn drin?“, fragte sie neugierig, so das es die junge Klerikerin glatt zu Boden riss. „Das geht dich _natürlich_ nichts an! Und nun geh.“, fauchte sie rotwerdend zurück und gab der kleinen Elfin einen kurzen Klapps auf den Po damit sie sich endlich in Bewegung setzte. Etwas verstimmt rieb sie sich daran, ging aber schließlich zu ihm herüber um ihn den Brief von Larissa zu überreichen. Noch fand sich keine gute Gelegenheit um ihn einfach so anzusprechen. Räuspernd gab die junge Priesterin ihr ein Signal, das sie sich endlich überwinden sollte, worauf sie vorsichtig etwas näher an den jungen Halbelfen herantrat. Sie all ihren Mut zusammen, atmete noch einmal tief ein und streckte ihm dem Brief entgegen, ohne auch nur ein weiteres Wort zu verlieren. „Hm? Was ist das?“, frage er erstaunt als sie ihm das Schreiben vor die Nase hielt, aber als er das Siegel sah vermutete er bereits welchen Sinn es wohl haben sollte. „Ist der etwa von dir?“, fragte er grinsend nach. „Blödsinn! Lies einfach.“, antwortete Kyren mürrisch, allerdings nicht ohne dabei etwas rot zu werden. Larissa kam es wie eine Ewigkeit vor bis er endlich den Brief zu öffnen wagte. Gespannten musterte sie seine Reaktion auf das Schreiben, doch bevor er auch nur eine Zeile lesen konnte, flogen die Vögel, die Zelda angelockt hatte panisch davon, so das dies zunächst seine Aufmerksamkeit erregte. Verwunderte schaute man sich um, denn die Tiere schienen Gefahr gewittert zu haben.

Plötzlich durchbohrte ein größeres Geschoss das fliegende Schiff und flog nur Millimeter am Ballon vorbei. Nur Sekunden später erschütterte ein weiterer Einschlag den Zeppelin, doch diesmal hatte der Gesteinsklumpen ein Loch in den Ballon des Luftschiffes gerissen. Kurz darauf flogen brennende Pfeile von allen Seiten aufs Deck, während das Schiff allmählich sank. Zu Larissas entsetzen durchbohrte einer dieser Pfeile sogar ihren Brief an Shane, der sogleich verbrannte. Ehe jeden bewusst war was überhaupt passierte stand das Luftschiff schon in Flammen. Durch ein weiteres Geschoss, der einige Verbindungsseile zum Ballon zeriss, geriet der Zeppelin in Schräglage, so das alle unweigerlich drohten an die Front zu rutschen. In all dem Chaos fand niemand halt. Larissa rutschte auf Knien weinend ungehindert an die Spitze des Luftschiffes. „Mein Brief!“, schluchzte sie, fast desinteressiert von der Gefahr in der sie sich befanden. Hektisch und ein wenig überschnell, da es ja schließlich stark Berg ab ging, eilte Jason der jungen Klerikerin hinterher, überschlug sich jedoch und knallte regelrecht gegen das Ende des Schiffes. Shane und Kyren hielten sich am Steuer des Schiffes fest, so gut sie nur konnten, doch die Lage wurde immer schlimmer, da ihr Gefährt zu zerbrechen drohte.

In einer gewaltigen Rauch – und Staubwolke schlug das Luftschiff schließlich in einem entlegenen Waldstück auf. Nur durch einen gewagten Sprung konnten sich Jason, Zelda und Larissa vor dem Absturz retten.

Mit Ausnahme der tollpatschigen Helm-Priesterin landeten alle elegant auf den Boden, während hinter ihnen das völlig in Flammen stehende Luftschiff am Boden zerschellte. Verängstigt sahen sich die Drei nach ihren anderen beiden fehlenden Gefährten um, doch von ihnen war keine Spur. Sie fragten sich ob sie es wohl nicht mehr rechtzeitig heruntergeschafft hatten und riefen besorgt ihre Namen, aber ihnen antwortete niemand.

Wütend sah sich Jason nach den Schuldigen für diese Katastrophe um. „Das muss das Werk von Leath und seinen Leuten sein.“, fluchte er erzürnt und das hässliche Lachen einiger Hobgoblins die aus den Büschen des Waldes hervortraten schienen ihm zunächst sogar Recht zu geben. „Hobgoblins?“, stellte Zelda erstaunt fest, obwohl ihre Rasse in diesen Wäldern nicht gerade selten Vertreten war. Sie trugen zwar menschenähnliche Kleidung aber abgesehen davon war es schon alles was diese recht beleibten Wesen, Halb Goblin halb Humanoid, mit ihnen gemein hatten.

Noch im selben Moment spürte man allerdings das sie nur das kleinere übel waren, denn die Erde begann auf einmal zu erzittern, fast so als würde ein Elefant gleich aus den Büschen hervortreten.

Schnell war klar, dass es zwar das Stampfen eines Kolosses war, aber nicht das eines Elefanten. Es gehörte einer Kreatur die schon in zahlreichen Legenden erwähnt wurde. Es war das Monster, geschaffen aus einer Schuppe des legendären, wie zugleich gefürchteten Tarraske, das schließlich hervorkam. Schnaufend und lechzend trat es vor die 3 gestrandeten Gefährten die ängstlich ein paar Schritte zurücktraten. „Me... Mensch Leath, hast du zugenommen?“, scherzte Larissa in ihrer typischen naiven Art, bevor sie tief schluckte.
 

Wie nach dem Ende eines bösen Traumes, öffnete Kyren zögerlich ihre Augen. Verwundert schaute sie sich um und bemerkte dass sie auf einen dicken Ast eines hohen Baumes lag. Sie fragte sich wie so wohl dorthin gekommen war, doch vermutete sie schnell dass sie ihre Rettung wohl Shane zu verdanken hatte. Als ihr Blick suchend nach ihren Freunden schweifte entdeckte sie sie nicht weit von sich, wie sie einem riesigen Monster gegenüberstanden. Die kleine Elfe beobachtete auch wie sich Shane heimlich und hinterrücks an einen Hobgoblins heranschlich. Noch bevor die ihn bemerkten riss er einen von ihnen seine Waffe aus der Schwertscheide und schlug ihm den Kopf ab. Noch bevor die anderen Hobgoblins reagieren konnten, fertigte er einen nach dem anderen ab. Seine Bewegungen waren schnell und elegant wie selten zuvor. Ihr wurde klar das er seine Kräfte einsetzte um seine Freunde zu retten, obwohl er nichts mehr verabscheute. Er brachte einen nach dem anderen zu Boden bis er schließlich vor dem Letzten zum stehen kam.

In seiner typisch feigen Art flüchtete der Hobgoblin, als er seine geschlagenen Kameraden so liegen sah. In seiner Panik lief er gegen einen Baum, der auch ihn außer Gefecht setzte.

Nun war die Bestie, deren biologischer Schöpfer bisher nur aus Büchern und Erzählungen kannte, auf sich allein gestellt. Obwohl das Wesen dem Original aus den Erzählungen nur ähnelte erkannte die Elfe die Kreatur. Es hieß sie verfüge über unglaubliche Kräfte und habe schon ganze Völker ausgelöscht. Ein Gerücht das ihr Sorgen bereitete, denn ein Kampf war unausweichlich.

Sabbernd sah sich das Monster um, fast so als wollte es die Situation analysieren, aber obwohl es sich von vier Widersachern umstellt sah, fürchtete es nicht den Kampf zu verlieren. Der Hals dieser Kreatur schien sich auf einmal zu wölben, bis es nach einen kurzen Röcheln zum erstaunen aller zu sprechen begann. „Wo ist die Elfe! Belluzcius will die Elfe! Gebt sie mir oder ihr seid tot!“, grunzte der Tarraske-Mutant, womit auch endgültig jeder Zweifel ausgeräumt war wem dieses Wesen diente. „Du kriegst sie nur über unsere Leichen!“, erwiderte Zelda energisch, aber damit entlockte sie dem Monster nur ein bereitwilliges Grinsen. Als sich ihm jedoch Jason in den Weg stellte, merkte es dass es zunächst einen anderen Herausforderer zu beseitigen gab.

„Ich bin Jason Stormgald. Keine Kreatur auf Erden kann es mit mir aufnehmen.“, posaunte er heroisch heraus und spannte drohend seine Muskeln an, in der Hoffnung das Wesen etwas zu verunsichern. „Nicht Jason, das ist doch Wahnsinn! Du hast ja gegen Leath schon schlecht ausgesehen. Dieses ... Vieh ist mindestens zwanzigmal stärker als er.“, riet ihm Shane ab, doch er wollte nicht hören und stürmte auf den Tarraske zu. Mit voller Wucht traf er das Monster in der Magengegend, doch diese Kreatur schien nicht mal etwas zu spüren. Völlig regungslos nahm es den Treffer des Menschen zur Kenntnis, bevor es mit seinen rechten Arm ausholte und ihn mit brachialer Gewalt davon schlug. Jason hatte Mühe seinen Sturz noch abzufangen. Blutspuckend und röchelnd ging er einen Moment lang auf die Knie, doch sein immenser Wille brachte ihn schnell wieder auf die Beine. Dennoch merkte er dass die Lage nicht gut war und Shane Recht hatte.

Siegessicher stampfte der Tarraske zu seinem vermeintlich schwachen Opfer um ihn den Todesstoß zu verpassen, aber gerade als die Kreatur ausholen wollte bohrte sich ein Pfeil in seinen Brustkorb. Zelda hatte nicht länger zusehen können und schritt nun aktiv ins Kampfgeschehen ein. „Hör auf ihm weh zu tun!“, schrie sie, aber leider war selbst diese Wunde für das Monster nicht mehr als ein Splitter in seiner dicken Haut. Geschockt stellte sie fest dass ihre Waffen wirkungslos waren. Alles was sie erreicht hatte war das sich die Kreatur nun auf sie zu bewegte, was Jasons Freude über ihre mitfühlenden Worte verstummen ließ. Gegen diese Bestie war Leath wirklich noch ein harmloser Gegner.

„Aufhören! Nein! Lass sie Leben! Bitte!“, flehte Kyren plötzlich vom Baum herab ohne das ihr bewusst war das sie damit ihr Versteck verriet, worauf der Tarraske geifernd zu ihr auf sah. Allein von diesem Blick bekam sie schon solche Angst dass sie fast das Gleichgewicht verlor. Sekunden später war es zu ihr gestürmt und gierte nach ihr. Mit einem einzigen Hieb schlug er die riesige Eiche, auf der sie saß, aus ihren Wurzeln, so dass diese zu Boden fiel. Nur durch einen gewagten Sprung rettete sich Kyren rechtzeitig und landete in Jasons Armen, der bereitstand um sich zu fangen. „Schnell Kyren, geh zu Shane. Ich bin noch lange nicht fertig mit dieser Bestie.“, flüsterte er ihr zu und legte seine Hand drängend auf ihren Rücken. Ohne große Widerrede folgte sie seinen Worten und eilte zu ihn und den anderen. „Er wird sich in einen Berserker verwandeln wollen!“, stellte Shane erschrocken fest. „Verdammt ... Jason! Das bringt nichts! Selbst dann ist dieses Vieh noch zehnmal stärker als du!“, rief ihm sein Gefährte zu, aber seine Worte waren vergebens, denn er sah keine andere Möglichkeit als seiner Wut freien Lauf zu lassen. Er musste es einfach wagen und Zelda zeigen was er war, denn sonst würde man diesen Ort wohl nicht mehr lebend verlassen. Es stimmte ihn traurig sich zu verraten, aber Shanes Worte vom Vortrag gaben ihn die nötige Kraft.

Wie schon gegen Leath ließ er seine Wut und somit Kräfte wachsen womit er zum Berserker mutierte. Dieses mal war es allerdings nicht nur der Hass der ihn in eine Kampfmaschine verwandelte, die alles Niederschlagen würde was ihr in den Weg käme, sondern viel mehr die Furcht vor seinem Gegner, der sich von dieser Verwandlung wenig beeindruckt zeigte. Ganz im Gegensatz zu Zelda, die ihre Augen weitete als sie das sah. „Jason ...“, stotterte sie verblüfft. „Wegen dir wird mich Zelda nun hassen, du verfluchtes Biest.“, schrie er lauthals heraus. Ihn hielt nichts mehr zurück und so griff er erneut an. Mit einer unglaublichen Wucht schlugen die beiden Kontrahenten aufeinander ein. Optisch wirkte es so als ob Jason die Oberhand hatte, aber die meisten seine Schläge verpufften am Körper des riesigen Wesens.

Urplötzlich holte die Kreatur mit seinen linken Arm aus und schlug ihn, wie eine lästige Fliege, von sich. Dieser Treffer katapultierte ihn meterweit durch mehrere Bäume, bevor er schließlich an einer dicken Eicke abprallte und zum erliegen kam. „JASON!“, schrie Zelda besorgt, während die anderen ängstlich zurückzuckten.

Larissa hielt nun ebenfalls nichts mehr, denn sie konnte nicht länger zusehen wie jemand einen aussichtslosen Kampf gegen diese Bestie führte. Ihr rechtschaffendes Herz schrie nach Vergeltung und so stellte sie sich dem Tarraske entgegen. „Flammenschwert, ich brauche dich - erscheine!“, rief sie auf einmal, worauf sich vor ihr wie aus dem Nichts auf einmal kleine bunte Lichter aufbauten, die sich einander anzogen. Schließlich materialisierte sich aus den Lichtern ein Zauberschwert dessen Klinge aus Feuer bestand. Kyren erinnerte sich sofort, das dies ein gängiger Priesterzauber war um speziell gegen höherklassige Wesen zu kämpfen. Es blieben nur Sekunden um zu staunen welche Fähigkeiten in dem rothaarigen Mädchen steckten, denn diese stürzte sich todesmutig und wild schreiend auf den Tarraske, in der Hoffnung das ihr Feuerschwert ihr zum Sieg verhelfen würde.

Doch sie kam nicht einmal dazu zuzuschlagen, da sie, wie schon Jason zuvor, mit einen gewaltigen Hieb einfach davon geschlagen wurde, so das auch sie weit durch die Luft flog wo sie günstiger Weise von Shane gefangen wurde. Obwohl ihr nach diesem Schlag alles wehtat, verflog dieser Schmerz schnell, als sie merkte wer sie gerettet hatte. Mit glänzenden Augen sah sie zu ihm herauf und verlor sich in grenzenlosen Fantasien. Schnell musste sie aber feststellen dass er ihr kaum Aufmerksamkeit entgegenbrachte, sondern sein Blick nur stur auf das Monster fiel. Völlig ungerührt ließ er sie zu Boden. „Zusammen schaffen wir es vielleicht.“, meinte er lediglich.

Unsicher schaute die rothaarige Menschin zu ihren Mitstreiter herüber, denn sie spürte ganz deutlich dass etwas anders an ihm war. Seine Aura schien nicht mehr die gleiche und sein eiskalter Blick war unheimlich. Abstimmend nickend setzten sie zusammen zu einer weiteren Attacke an, von der sie sich mehr Erfolg erhofften. Wild schreiend stürzten sie mit einem gewaltigen Sprung auf die Kreatur, die die beiden trotzdem ziemlich leicht Beiseite schlug. Larissa prallte ungebremst gegen einen Baum, so dass sie Kampfunfähig liegen blieb, während es Shane gelang es seinen Sturz abzufangen. Der Treffer gegen die junge Priesterin war so hart das ihr das Flammenschwert aus der Hand glitt und unkontrolliert durch die Luft flog bis es schließlich knapp vor Zelda in die Erde landete.

Egal was man versuchte, das Monster schien zu stark, als das man es bezwingen konnte. Unaufhaltsam schritt es nun auf Kyren und Zelda zu, die verängstigt zurücktraten. Shane spürte das ihm seine Kräfte mehr und mehr zu schaffen machten. Erste Schweißtropfen fielen bereits von seiner Stirn und deuteten an das er bald zusammenbrechen würde. Sein schwächelnder Blick fiel auf Larissas Flammenschwert das noch immer im Boden steckte. „Zelda! Wirf mir das Flammenschwert zu!“, keuchte er ihr zu, denn eine andere Chance sah er nicht mehr und obwohl sie einen Moment lang zögerte leistete sie seinen Wunsch folge. Schon im nächsten Moment sah sie sich mit dem blutrünstigen Tarraske-Mutanten konfrontiert, dem ihre Pfeile nichts anhaben konnten. Sie war hilflos und dennoch schloss sie Kyren beschützend in die Arme.

„Stirb, du Scheusal!“, schrie Shane plötzlich und stürmte mit dem Flammenschwert auf das Monster zu, worauf es sich ihm überrascht zuwendete. Ohne es zu Wissen machte es damit jedoch einen Fehler, denn er war nicht der einzige Angreifer. „Haijaaaaaaaa!“, tönte es auf einmal hinter ihm und noch bevor es sich vollständig umdrehen konnte, spürte es wie Jasons wuchtiger Fußtritt gegen seinen Kopf schmetterte. Der kurze Schmerz vom Knacken einiger Knochen war für den Tarraske nur von kurzer Dauer, da Shane nur Bruchteile von Sekunden später mit seinen Flammenschwert dessen Körper von Kopf bis Fuß mit dem Feuerschwert in zwei Teile trennte, die leblos zu Boden plumpsten.

Erleichtert trat Jason eine paar Schritte zurück. Er wankte und nur einen Augenblick später verließen ihn seine Berserkerkräfte. Der Anblick der Bestie die nun zweigeteilt links und rechts neben den knienden Halbelfen lag, sagte ihm das all seine Anstrengungen nicht umsonst gewesen waren. Erleichtert kam Zelda auf ihn zugelaufen und schloss ihn freudig lachend in die Arme. „Ihr ... ihr habt es geschafft!“, jubelte sie. Er lächelte, denn trotz seiner Verwandlung schien sie ihn noch leiden zu können. Auch Larissa, die stark gekämpft hatte, seufzte erleichtert, obwohl ihr alles wehtat. Als Kyren jedoch zu Shane blickte, merkte sie das etwas nicht stimmte, denn er sank immer mehr in die Knie. Der junge Halbelf war verwirrt. Wenn es das gewesen war, was er geglaubt hatte, hätte das Feuerschwert kaum Schaden anrichten können. Mit jedem Moment schien es ihm zu fallen zu atmen und sein Gleichgewicht zu halten, worauf Kyren besorgt zu ihm eilte. „Alles in Ordnung, Shane?“, fragte sie vorsichtig und berührte ihm leicht am Rücken. Das Feuerschwert, an dem er Halt fand, begann sich langsam aufzulösen.

Zunächst hustete er nur etwas, doch schnell spuckte er auch Blut, bevor er schließlich entkräftet zu Boden ging. „Shane!“, rief sie erschrocken und erst jetzt merkte sie dass der Schweiß auf seiner Stirn nicht von der Anstrengung des Kampfes kam, sondern von dem Fieber was ihn immer wieder heimsuchte.

Ihre Versuche ihn wach zu rütteln brachten nichts und schnell waren auch die anderen zu ihm geeilt. Mühevoll nahmen ihn Jason und Zelda unter die Arme und trugen ihn davon. Sie wussten dass sie nicht länger dort bleiben konnten, denn falls Verstärkung kommen würde hätten sie in ihren geschwächten Zustand keine Chance. Noch einmal richtete sich ein nachdenklicher Blick des Elfenmädchens auf das Schlachtfeld. Sie starrte auf den Kadaver des Tarraske-Mutanten, schüttelte sich und folgte den anderen in den Wald.

Ihr entging eine finstere Gestalt, die sich gut in den Wipfeln der Bäume versteckt hielt. Analytisch hatte er das Kampfgeschehen verfolgt und rieb sich nun nachdenklich über sein bärtiges Kinn. Es war Diron, der nun nicht mehr genau wusste was er von Shane halten sollte, denn auch er hatte gespürt wie sich seine Aura im Kampf immer mehr ins Böse verändert hatte. Dieser Kampf warf Fragen auf die vielleicht sein wichtigster Trumpf beantworten konnte, aber er war sich noch nicht darüber in klaren wie er seine Pläne ungestört von Shougun ausführen konnte. Wortlos zog er sich durch ein schnell geschaffenes Portal zurück, wissend das dieser Kampf noch lange nicht vorbei war.

Kaum war er verschwunden, machte sich auf den Schauplatz bereits bemerkbar was er soeben vermutet hatte. Die zugebrannte Wunde des Tarraske begann plötzlich zu pulsieren. Blut trat an einigen Stellen hervor und schließlich hauchte sich wieder Leben in die beiden Körperhälften ein. Wie Magneten zogen sie sich an und verschmolzen schließlich wieder zu einer Kreatur. Schließlich stand die Bestie einfach auf und setzte so, als ob nichts gewesen wäre seinen Weg fort. Diron kannte die regenerativen Kräfte dieser Kreatur, die selbst die eines Trolls übertrafen und er wusste auch dass er vielleicht schon bald eine weitere Gelegenheit erhalten würde den jungen Halbelfen kämpfen zu sehen.
 

Gegen Mittag gelang es Kyren schließlich Shanes Fieber zu senken. Während die anderen an einen See saßen und ihre Wunden versorgten, blieb sie lieber bei ihren Patienten, neben dem sie sich gekniet hatte.

„Das war ziemlich knapp diesmal. Du hattest wieder deine Kräfte eingesetzt, nicht wahr?“, fragte sie leise, doch schon sein trauriger Blick reichte ihr als Antwort. „Shane, wir alle haben gesehen wie gefährlich das ist. Deine Aura war nicht mehr die selbe ... du warst nicht mehr der selbe ... und ich weiß nicht ob irgendwann der Tag kommt an dem ich dein Fieber nicht mehr senken kann.“, redete sie ihm besorgt zu, worauf er sich seufzend aufrichtete. „Es tut mir Leid! OK?“, erwiderte er etwas erregt, denn er selbst hatte lange genug über diese Thematik nachgedacht. „Versteh uns nicht falsch. Wir machen uns halt Sorgen um dich.“, tröstete sie ihn etwas.

„Ich ... ich wollte einfach nicht das dir etwas zustößt ... und ich ... ich werde versuchen so etwas nie wieder zu tun, wenn es dich beruhigt. Bell darf dich einfach nicht kriegen, deshalb habe ich es getan, aber nun denke ich dass es besser ist wenn ich diese Kräfte nicht mehr frei lasse. Vielleicht bringe ich das nächste mal nicht nur mich, sondern auch euch in Gefahr. Ich habe heute fast eine Grenze überschritten ab der ich nicht mehr zu retten gewesen wäre. Diese Lektion reicht mir.“, meinte er betrübt und stand auf, doch sie wollte ihn nicht so schnell gehen lassen und ergriff sein Hosenbein. „Warte!“, sagte sie, worauf er verwundert zu ihr nach unten sah. Erst als sie eine kleine weiße Feder hervorholte und sich damit sanft über ihr Knie streichelte, merkte er das sie etwas misstrauisch bezüglich seiner Person geworden war, und dennoch umschwirrten Fragezeichen seinem Kopf als er die Feder sah.

„Leider habe ich keinerlei Erinnerung daran wie ich von den brennen Flugschiff auf den Ast eines Baumes gelangt bin. Ich dachte mir das du es vielleicht noch weißt.“, stichelte sie und schmunzelte in sich hinein. „Öhm ... na ja. So weit ich weiß hattest du dich am Steuer festgebissen. Du hast geschrieen und wolltest einfach nicht loslassen. Da habe ich dich gepackt und bin mit dir über Bord gesprungen ...“ ,versuchte er nüchtern zu erklären und obwohl seine Worte überzeugend klangen so schienen sie mit einer Lüge gepflastert, denn als er sich abwendete und zu den anderen ging, fielen Kyren ein weiteres mal zwei längliche Risse am Rücken von Shanes Oberbekleidung auf. Ein leichter Windstoß kam auf und entriss ihr schließlich die Feder, die in Freiheit davon segelte ...

Folge 15: Im Reich der Nymphen

Folge 15: Im Reich der Nymphen
 

Nachdem der Zeppelin zerstört worden war, entschloss man sich zu Fuß weiter in Richtung Amn zu reisen. In der Ferne sahen sie schon das riesige Gebirge welches die Länder von Tethyr und Amn trennte. Die Wälder in dieser Gegend schienen friedlich und idyllisch, gerade so als wäre die Natur noch unberührt gewesen. Ein kleines Reh hatte sich Zelda inzwischen angeschlossen. Es ärgerte Larissa ein wenig dass das Tier nur vor ihr Angst zu scheinen hatte, denn näherte sich Kyren, blieb es ganz ruhig stehen. Fürsorglich umsorgte und streichelte die kleine Elfin es und wollte schon gar nicht mehr von dem Tier ablassen, denn irgendwie brachte es sie dazu ihre Sorgen eine Zeit lang zu vergessen. Auch Zelda konnte nicht lange wiederstehen das junge Reh einmal zu kraueln, worauf sich Jason genervt von dem Geschmuse seiner Gefährtinnen abwendete.

„Mh, die Luft riecht hier so angenehm und frisch.“, stellte Larissa fest und atmete genüsslich tief ein. Die schöne Atmosphäre dieses Waldes machte diese Gegend zu einen wahren Paradies für die jungen Abenteurer, aber niemand von ihnen merkte wie unwohl sich Jason zu fühlen schien und das lag sicher nicht an der Eifersucht gegen das Reh.
 

Während einer Rast ließ er sich auf einen größeren, liegengebliebenen Ast nieder und starrte nachdenklich auf seine Hände. Der Kampf gegen den Tarraske ging ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf, denn trotz seiner Stärke konnte er nichts gegen diese Bestie ausrichten. Auch erinnerte er sich wieder an seine Knappe Niederlage gegen Leath und dies ärgerte ihn noch mehr, wo er doch schon immer der stärkste Mensch in Faerûn sein wollte. Schon seit seiner Kindheit träumte er davon als ihm sein Vater noch von den großen Helden und Legenden seiner Zeit erzählte. Er war ein Schmied und entsprechend kräftig gebaut. Sein Geschäft in Handelstreff lief ganz gut und Jason fehlte es als Kind nie an etwas. Schon früh, so blickte er zurück, begann er damit seinen Körper zu trainieren. Zunächst nur für sein Ego, um für die Mädchen seiner Stadt attraktiver zu werden, doch schon bald erkannte er, welchen Nutzen er aus seinen Fähigkeiten ziehen konnte. So kam es eines Tages, dass ein Lastkarren zusammenbrach und dessen schwere Ladung auf einen Bürger niederstürzte. Ein Mann versuchte schon vergeblich ihn von der Ware zu befreien, doch dieser war nicht stark genug. Er dagegen, hatte die Kraft und rettete den Bürger. Damals war er gerade einmal 14 Jahre alt, doch allein diese Tat sollte ihm später so manch eine schwärmende Freundin bescheren. Eines Tages, jedoch, bestellte ihn sein Vater zu sich, da er meinte ihm etwas Wichtiges erzählen zu müssen. Dieser Tag sollte sein ganzes Leben verändern. Er erfuhr woher sein Drang nach Stärke kam, als er ihm erzählte dass seine inzwischen verstorbene Mutter vor langer Zeit, noch vor seiner Geburt, von einem Berserker attackiert wurde. Dutzende von Pfeilen hatten sich damals schon durch dessen Körper gebohrt. Er hatte bereits viel Blut verloren. Als er in seinen Wahn auf sie sprang, geriet sein Blut an ihres, worauf sie sich infizierte.

Im Laufe der Jahre wurde ihr Blut immer kränker, bis sie schließlich in der Lage war sich selbst in einen Berserker verwandeln zu können. Die Wahrscheinlichkeit war groß das Jason ihr Blut geerbt hatte und schon bald sollte er den Beweis dafür erhalten. Zwar warnte ihn sein Vater noch, sich nie zu fürchten, nie zu hassen und sich nie zu sehr zu erregen, denn diese Faktoren würde sein verfluchtes Blut in seinen willensschwachen, pubertierenden Körper aktivieren, doch in einer Nacht mit einen Mädchen vergas er diese Worte und mutierte, wenn auch nicht für lange. Es war ein Glück das seiner ersten Liebe nichts passierte, aber dieses Ereignis warf einen Schatten über sein noch junges Leben. So verließ sie ihn und obwohl noch zwei weitere Freundinnen folgen sollten, so kamen auch sie in einer Liebesnacht hinter sein Geheimnis. Egal wie sehr er sich auch anstrengte, ihm gelang es nie sein Blut zu zügeln.

Innerhalb von zwei Jahren gingen drei Beziehungen kaputt und langsam sickerte durch, welch besonderes Blut in ihm wallte. Mehr und mehr nahmen die Leute der Stadt abstand von ihm und nur sein Vater und Mitch, den er praktisch schon seit Geburt kannte, hielten zu ihm. So beschloss er eines Tages, mit gerade mal 16 Jahren, von zu Hause wegzugehen und irgendwo in Faerûn wo ihn niemand kannte, ein neues Leben zu beginnen.

Seine Zeit bei den Shaolin-Mönchen brachte ihn nicht vorwärts, denn auch diese kamen hinter sein Geheimnis als er eines Nachts nach einem Alptraum in Berserkerwut ihren halben Tempel zerstörte. Seit diesem Tag waren er und Mitch, der ihn seit seiner Flucht aus Handelstreff begleitete, nie zur Ruhe gekommen und zogen von Land zu Land. Wieder wurde ihm bewusst wie schwach er war als er an sich herab blickte. Er merkte dass er sein Ziel noch lange nicht erreicht hatte. Es tröstete ihn etwas, denn trotz seiner Verwandlung vor seinen Freunden wendete sich niemand von ihm ab, auch Zelda nicht, die ihm sehr viel Verständnis schenkte.
 

Plötzlich kam das kleine Reh zu ihm hinübergetrabt, sehr zum erstaunen der anderen, allerdings ohne das er es wahr nahm. Vorsichtig stupste es ihn sanft mit dem Kopf an eine seiner Hände, so als wolle es von ihm gestreichelt werden, doch er versuchte lediglich das Tier von sich zu verscheuchen. „Geh weg, ich bin nicht in der Stimmung für solche Spielchen!“, grummelte er vor sich hin und wank es davon. Diese Reaktion verwunderte Zelda, so dass sie mit besorgter Miene auf ihn zuging. Sie merkte nicht dass das Tier ihn lediglich warnen wollte und noch bevor sie etwas sagen konnte, spürte sie einen stechenden Schmerz im Hals. Verwundert griff sie sich an die schmerzende Stelle und zog einen kleinen Dorn heraus, der sich scheinbar wie aus dem Nichts in sie gebohrt hatte. Verwundert betrachtete sie das spitze Stück genauer, aber bevor sie überhaupt begriff was passierte, wurde alles schwarz vor ihren Augen, bis sie schließlich ohnmächtig zu Boden fiel. Erschrocken schauten sich ihre Gefährten um, denn dies war sicher kein Zufall, aber bevor irgendwer reagieren konnte, traf es auch die anderen. Einer nach dem anderen ging zu Boden. Nur Shane widerstand dem Gift zunächst und torkelte noch auf Kyren zu, die bereits ohnmächtig am Boden lag. Erst nachdem ihm zwei weitere Pfeile trafen, riss auch ihm das Gift langsam in den Schlaf, so dass er nur Zentimeter vor ihr zusammenbrach. Verzweifelt versuchte er das Kind doch noch zu erreichen in der Angst dass diese Attacke von Bells Leuten stammte – aber es war vergebens.

Ein paar leichtbekleidete, weibliche, menschenähnliche Gestalten traten kurz darauf vorsichtig hinter den Büschen und Bäumen des Waldes hervor, bevor sie sich staunend um den jungen Halbelfen versammelten. Es waren Nymphen – Waldwesen, die schon so manchen Abenteurer zum Tode verführt hatten. „Unglaublich ... ein Dorn reicht normalerweise aus um einen Oger für Stunden in den Schlaf fallen zu lassen.“, stellte eine von ihnen verblüfft fest.
 

Mit finsterer Miene lief Diron eine Runde nach der anderen um Alexandra herum, die sich inzwischen auch ungefesselt in seinem Quartier bewegen durfte. Verwirrt blickte sie den mysteriösen Magier bei seinen Bahnen hinterher, bis er plötzlich stehen blieb und sie nicht gerade unsanft am Arm packte. „Du verzogenes Gör! Du solltest mir dankbar sein! ICH habe dich aus deiner Gefangenschaft gerettet. Und was ist der Dank? Du bist dermaßen unkooperativ dass ich dir wohl doch besser das Schicksal deiner Artgenossinnen zuteil hätte werden lassen.“, fauchte er erzürnt, worauf sie ängstlich zurückzuckte Sie hatte inzwischen erfahren, dass er ihre einstigen Leidensgenossen an Sklaven - und Konkubinenhändler verkauft hatte. Schon eine ganze Zeit lang versuchte er ihr Informationen über Shanes Kräfte zu entlocken, doch bisher vergebens.

„Ich verstehe nicht ganz was hier vorgeht. Dein Bruder hat ein Potential das sich durchaus mit meinem messen kann. Aber woher nur? Sag es mir! Was ist das für eine Kraft? Er ist doch nur ein Halbelf.“, schrie er weiter, doch so schien er sie nicht zum reden bringen zu können. „Du wirst es noch bereuen mich hier festzuhalten. Er wird kommen und mich retten.“, erwiderte sie ihm entschlossen, so dass er genervt von ihr abließ. Sein Plan einen Gedankenschinder zu engagieren, der ihr Informationen aus ihren Gehirn nehmen könnte, erwies sich als Zeitaufwendig, denn schließlich musste alles geheim bleiben. Bell und auch Shougun durften nichts von seinen Taten mitbekommen. Als er auf das Mädchen blickte was da recht brav auf seinen Stuhl saß, kamen ihn neue Ängste, denn was war wenn auch sie über solche Kräfte verfügte?

Dennoch verwarf er diesen Gedanken vorerst, denn schließlich wäre ihre Gefangennahme dann wohl etwas komplizierter gewesen. Sie war ein scheinbar nichts weiter als ein einfaches Halbelfenmädchen, im Alter von fast 13 Jahren. Sie war zwar ungeheuer stur, aber an sich sehr wohl erzogen. Obwohl sie ihm gegenüber keinerlei Verpflichtungen hatte, bot sie sogar an seine Unterkunft zu pflegen, ja sogar ihm etwas Essen zu machen, wenn sie dafür nicht die ganze Zeit gefesselt an dem Stuhl sitzen müsste und so ließ er sie seit einiger Zeit für sich arbeiten, wenn sie versprach nicht zu flüchten. Bisher hielt sie ihr Versprechen und auf die Frage warum sie das Tat antwortete sie stets damit dass man ein Versprechen nicht brechen dürfte, egal wen man es gab. Sie schien viel zu naiv um überhaupt zu begreifen dass er sie jederzeit aus einer Laune heraus hätte töten können. An ihrer frechen, aber doch sehr aufgeschlossenen Art hatte selbst er, als erfahrener Zauber zu beißen, denn sie betrachtete ihn nie als einen bösen Menschen. Es war ungewöhnlich, denn die meisten Menschen hatten Angst vor ihm – nur sie nicht. Er fragte sich ob sie vielleicht einfach nur zu dumm war um den ernst ihrer Lage zu begreifen oder ob sie vielleicht doch etwas im Schilde führte, doch sein Gedankenzug endete als er sich daran erinnerte noch einmal zu Shougun gebeten worden zu sein. Kurz darauf verließ er das Zimmer und ließ das Mädchen unbewacht zurück, das noch immer brav auf ihren Platz saß.
 

Wie nach einem wunderschönen Traum erwachte Larissa auf einmal wieder in einen samt weißen Bett. Zu ihrer Verwunderung lagen ihre Waffen noch bei ihr. Sie war allein und merkte schnell dass sie in einer Art Baumhütte war. Es wirkte nicht wie ein Gefängnis, vielmehr wie eine kleine eigens für sie eingerichtete Hütte. Als sie an das einzigste scheibenlose Fenster trottete und nach draußen sah blieb ihr fast der Atem weg, denn sie sah auf ein kleines tropisch anmutendes Dorf hinab. Überall liefen menschenartige Einwohner durch die Straßen, die auffällig leicht bekleidet waren. Es schien nur Frauen zu geben und wenn es Männer gab, dann waren sie vielleicht in ihren Hütten. Plötzlich öffnete sich die Tür ihrer Unterkunft und einer der Einwohner kam herein. Für einen Moment glaubte sie eine Frau zu erkennen, aber beim zweiten Blick stellte sie fest dass es sich um ein männliches Wesen handelte. „Wer bist du? Was willst du?“, fragte sie erschrocken, doch der wunderschöne junge Mann reagierte zunächst nicht auf ihre Fragen und trat ein paar Schritte näher an sie heran, bevor ein bezauberndes Lächeln auflegte. Er war nur knapp um die Lenden bekleidet und gut gebaut. „Mein Name ist Dejuk. Man zählt mich zum Volk der Nymphen. Ich bin hier um dir Freude zu bringen.“, meinte er freundlich. Etwas unsicher tastete sich Larissa in eine Ecke des Hauses zurück, denn trotz seines friedlichen Äußeren kam er ihr unheimlich vor. „Nymphen? Was habt ihr vor?“, stotterte sie ängstlich, wohlwissend das diese Wesen ganz besondere Gelüste hatten, die sie eigentlich nicht von ihnen erfahren wollte. Der Fremde trat einfach weiter an sie heran und hielt ihr seine geschlossene Hand vors Gesicht. Nervös hob sie ihren Kopf etwas an und fragte sich was er wohl vorhatte.

Plötzlich öffnete er seine Hand, worin sich ein merkwürdiges, violettes Pulver verbarg. Er blies einmal kräftig und der feine Staub umschwebte Larissas Gesicht, bevor sie ihn unweigerlich einatmete. Sie musste kurz niesen. Und noch bevor ihr bewusst wurde dass sie verzaubert wurde, lag sie ihrem Gegenüber in den Armen. „Oh, ich liebe dich Dejuk.“, schwärmte sie, bevor sie gemeinsam, Arm in Arm, die Hütte verließen. „Komm, du kannst dich hier im Dorf frei bewegen, Schönste.“, meinte er obwohl er wusste dass ihm sie durch das Zauberpuder nicht mehr von der Seite weichen würde.

Auch Jason und Zelda ging es nicht anders als ihr. Jedem von ihnen wurde ein individueller zugeschnittener Partner zugewiesen, der sie verzauberte. Tanzend und lachend liefen sie und einige frühere Opfer der gastfreundlichen Nymphen durch die Wege des Dorfes. Niemanden war bewusst dass der Rausch des Pulvers sie willenlos machte.

Für den Abend war ein großes Fest geplant und alle versammelten sich an einem großen Lagerfeuer. Man sang, trank und lachte, ohne zu wissen was es zu feiern gab. Keiner schöpfte auch nur den geringsten Verdacht dass er unter Drogen gehalten und von Illusionen getäuscht wurde.

Kyren, Shane und die anderen saßen ebenfalls am Lagerfeuer und grillten sich etwas zu Essen. Sie merkten nicht dass sie trotz der guten Stimmung einige misstrauische Blicke ernteten.

Zwei scheinbar etwas höherrangige Nymphen tuschelten sich, versteckt hinter ihrem Rücken eines anderen etwas zu, wobei ihre Blicke immer wieder auf Shane und Kyren fielen.

„Mediva, ich weiß nicht was ich noch machen soll. Der Halbelf lehnt alle Frauen, die wir ihm geschickt haben ab. Ich weiß auch nicht genau ob das Zauberpulver bei ihm überhaupt wirkt. Er ist zwar irgendwie willenlos, aber das ist auch schon alles. Dann ist da noch die Elfe, die ist nur ein Kind. Bei ihr sind solche Instinkte noch nicht so ausgeprägt. Aber die anderen 3 stehen ganz unter unseren Einfluss - wie ihr es verlangt habt.“, tuschelte die eine Nymphe. „Hm, gut. Vielleicht ... steht der Halbelf ja auf Männer – bah ... was weiß ich. Lass dir was einfallen. Und sorg’ dafür das die Elfe nicht auf dumme Gedanken kommt.“, meinte Mediva und zog sich grummelnd zurück. „Sehr wohl, Herrin.“, bestätigte die andere Nymphe den Befehl. Sie merkten nicht dass auch sie von einen jüngeren Kind ihres Volkes belauscht wurden.

Währenddessen vergnügte sich Larissa am Lagerfeuer und schmiegte sich glücklich in die Arme ihres Partners. „Ach ... ist das nicht herrlich. Hier möchte ich am liebsten für immer bleiben. All die netten Leute und die Feste ... wie sieht’s mit euch aus?“, schwärmte sie. „Also ich weiß nicht recht. Die sind mir doch etwas zu Gastfreundlich. Andauernd quatschen mich irgendwelche Mädchen und Frauen an. Sie folgen einen überall hin und man ist eigentlich nie allein.“, merkte Shane genervt an. „Mir hängt auch andauernd so ein Junge auf dem Pelz, der immer nur mit mir spielen will.“, grummelte Kyren unzufrieden. „Er mag dich eben, Kyren. Ich finde es jedenfalls schön hier.“, konterte Zelda und klammerte sich noch etwas fester an ihren Begleiter. Selbst Jason war in eine zärtlich Umarmung mit einer Nymphe entschwunden, so dass er seine Sorgen vergaß. Ohne weitere Worte verweilten Shane und Kyren weiter mit am Lagerfeuer, denn trotz ihrer Resistenz gegen das Pulver, wirkte es noch stark genug um sie ruhig zu halten.
 

Derweil trat Mediva in ihre persönlichen Gemächer ein. Ihr als Nymphenherrscherin war eine schwere Bürde auferlegt worden, doch bisher, so wusste sie, meisterte sie ihre Aufgabe mit Bravour. Ihr Gemach war mit den feinsten Gewändern, Teppichen und Vorhängen belegt. Alles wirkte sehr prunkvoll und königlich.

Angestrengt zog sie eine Kiste unter ihrem Bett hervor, die sie dort versteckt hielt. Rasch hatte sie diese geöffnet und nahm eine Kristallkugel heraus, die sie ein paar mal streichelte, dabei einige magische Worte sprach, und sie auf einen Ständer ihres Nachtisches stellte. Nach und nach formten sich in der Kugel merkwürdige Farben zusammen bis sie nach kurzer Zeit schließlich ein klares Bild erhielt. Es war das Bild eines Mannes, der zwar kräftig gebaut aber haarlos war. An seinen Kopf verliefen lediglich jeweils links und rechts zwei rötliche schlangenartige Muster. Zudem zierte ein kleiner Vollbart sein breites Gesicht. „Shougun, ich habe die Gruppe wie ihr befohlen habt unter meine Kontrolle gebracht. Was soll ich nun tun?“, fragte sie in einen unterwürfigen Ton, worauf ein Grinsen über das Gesicht des Mannes huschte. „Hervorragend. Ich werde jemand vorbeischicken der sich um den Rest der Angelegenheit kümmert.“, meinte er, bevor die Farben der Kugel wieder bereits wieder erloschen. Mediva freute sich bereits, denn auf diese Abenteuergruppe hatte er eine hohe Belohnung ausgesetzt. Nachdem sie Bericht erstattet hatte, schmunzelte sie zufrieden in sich hinein. Umsichtig schaute sie sich noch einmal um, ob sie auch niemand belauscht hatte und verstaute alles wieder sorgfältig unter ihrem Bett.
 

„Ihr habt es gehört, Nekromant. Geht und bringt mir die Elfe.“, befahl Shougun, nach dem Gespräch mit der Nymphenkönigin und grinste selbstzufrieden in sich hinein. Wortlos verbeugte sich der Magier und verschwand aus dem Thronsaal des Yuan-Ti, der nun jedoch in Menschengestalt auf seinen Thronstuhl saß.

Er hatte ihm bereits gezeigt zu was sie in der Lage war, doch Diron hatte bemerkt das Shougun in seiner menschlichen Gestalt wesentlich schwächer war. Wie schon Leath war auch der Yuan-Ti von Belluzcius mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet worden. Shougun schien sie eine ziemliche merkwürdige Fähigkeit verliehen zu haben so das man sich immer wieder fragte, welchen Sinn die äußerliche Umwandlung in einen Menschen hatte, wo er doch nichts mehr als diese Rasse hasste. Als Yuan-Ti, eine Art Weiterentwicklung einer Riesenschlange mit echsenhaften Zügen, war er im amnischen Reich wohlbekannt, denn er hatte zusammen mit seinen Artgenossen schon viele Menschendörfer überfallen um dort zu plündern und zu morden.

Energisch ballte Diron seine Hand und schritt langsam in den Portalraum hinein, der es ihm ermöglichte die meisten Gegenden ohne jegliche magische Anstrengung zu bereisen. Er wusste das die Niederlage Shouguns, der Schlüssel zu seinen Sieg sein würde, doch noch könnte er ihm von Nutzen sein und noch durfte er seine Tarnung nicht aufliegen lassen. Er war sich sicher, würde sein Plan von Erfolg gekrönt sein, würde sogar Bell ihm wimmernd zu Füßen liegen.

Eine wohlklingende Männerstimme hielt ihn zunächst davon ab sich unverzüglich auf den Weg zum Nymphendorf zu machen und brachte ihn auch gleichzeitig aus seinem Gedankengang. Er brauchte sich nicht einmal umdrehen um zu Wissen wem diese Stimme gehörte, denn ihm war dieser bisher eher unauffällige Lakai Shouguns durchaus bekannt. „Irgendwie dachte ich mir schon das du auch mit willst, Gerrard.“, meinte der Magier grinsend.
 

Als die Sterne friedlich am Abendhimmel leuchteten und alle zu Bett gegangen waren, glaubte eine kleine Dryade, die einsam durch ihr Heimatdorf schlich, eine Gelegenheit gefunden zu haben um sich in die Gemächer von Jason und seinen Freunden einschleichen zu können.

Vorsichtig öffnete sie die Eingangstür, in der Hoffnung niemanden unnötig zu erwecken. Jeder ihrer Schritte war gut überlegt, denn sie durfte nicht die Aufmerksamkeit der Nymphen erwecken. Aus irgendeinem Grund zog sie es vor sich dem Shaolin–Mönch zu nähern. Dieser lag Arm in Arm mit einer Nymphe, die ihm im Schlaf sanft über seinen muskelgestählten Körper fuhr. Trotzdem schlief er etwas unruhig. Nervös legte er seinen Kopf von einer auf die andere Seite des Kissens, so als ob ihm Alpträume zu plagen schienen.

Er wurde von Visionen geplagt, die ihm immer wieder den Tod seines besten Freundes zeigten. Alles was er tun konnte war zuschauen, wie Mitch starb. Leaths hässliche Visage grinste ihn jedes mal hämisch entgegen während er im Nichts verloren ging.

Schließlich schreckte er auf und nur durch Zufall weckte er die bei ihm liegende Nymphe nicht. Plötzlich spürte er eine kleine kalte Hand auf seinen linken Arm, die eine merkwürdige Energie durch seinen Körper fließen ließ.

Ein kleines Mädchen lächelte ihm aus der Dunkelheit entgegen. In ihren grünen Haaren hingen Zweige und Äste, wobei es bei ihr wie eine vollständige Frisur wirkte. Auch sie war nicht allzu Stoffreich bekleidet und trug nur über ihrer Taille einen kurzen rockartigen Stofffetzen. Ging man nach ihren aussehen, so lag ihr physisches Alter bei etwa 8 Jahren. Sie schien sich trotz ihrer Nacktheit nicht zu schämen, wenn gleich dies im Dorf nur wenige Erwachsene taten.

Wie aus dem Nichts schossen Jason tausende von Erinnerungen ins Gedächtnis, die nicht nur der Tod von Mitch, sondern auch seine Reise, die Suche nach dem Goldenen Drachen, seine Liebe zu Zelda und der Kampf gegen den Tarraske beinhalteten. Langsam wurde ihm bewusst das man ihn verzaubert hatte, so das er sich fragte was eigentlich vorging. Schüchtern wank ihn das kleine Kind nach draußen, worauf er ihr etwas benommen folgte.

Hastig lief sie aus dem Dorf tief in den Wald hinein, so als wollte sie so schnell wie möglich aus der Siedlung heraus. Jason wusste zwar nicht warum, aber er hatte das Gefühl ihr folgen zu müssen.

Nach einer Weile kamen sie an einen kleinen knospenreichen Baum an, an dem sich das Kind niederkniete. Sie streichelte die Pflanze kurz und schien glücklich, bevor sie sich wieder Jason zuwendete.

„Was geht hier eigentlich vor? Was habt ihr mit uns gemacht?“, fragte er verwirrt, worauf sich ihre Miene etwas trübte. „Ihr werdet getäuscht und verzaubert, junger Mensch. Mediva, die Führerin des Nymphenvolkes, will aus irgendeinen Grund dass ihr im Dorf bleibt. Seit vor einigen Tagen so ein merkwürdiger Mann in unser Dorf kam, hat sie sich verändert. Seit dem sollten wir nach Leuten Ausschau halten die auf eure Beschreibung passten. Unsere alten Riten und Bräuche waren auf einmal nur noch unwichtig. Früher haben wir Dryaden und Nymphen den Wald noch gepflegt und gehegt. Doch seit dieser Mann da war ist alles anders. Es ist ein Schande das sagen zu müssen, aber ich glaube Mutter Mediva hat den Verstand verloren. Ich weiß nicht was so besonderes an euch ist, aber ihr bringt uns und den Pflanzen den Untergang. Ich mache mir Sorgen um meine Sippe. Der Wald droht zu sterben, nur weil IHR inzwischen eine gewisse Priorität in unseren Völkern genießt.“, erzählte sie bedrückt.

Tröstend beugte er sich zu ihr herunter und tätschelte ihr beruhigend auf den Kopf. „Danke. Hm ... und ich nehme an, das ich es dir zu verdanken habe, das die Verzauberung bei nicht mehr wirkt.“, meinte er, worauf sie ihm nickend zustimmte. „Ich würde dir gern helfen, aber zunächst habe ich eine Frage. Wie sah der mysteriöse Mann eigentlich aus?“, hakte Jason nach, denn er vermutete Leath hinter dieser Aktion.

„Hm ... groß und kräftig. Er hatte keine Haare und war an den Schläfen entlang tätowiert. Ich habe ihn aber nur kurz gesehen um genaueres sagen zu können. Warum fragst du, Mensch?“, erwiderte sie überrascht. „Nur eine Vermutung. Egal, ich werde dir helfen. Ich kann es nicht länger ertragen das Zelda in den Armen eines anderen liegt.“, meinte er leise, doch dann spürte er wie ihm das Kind leicht antippte. „Dieser Kerl, der bei dieser Zelda ist, ist nur eine Illusion. In Wirklichkeit ist es auch nur ein weibliches Wesen also tut ihr bitte nicht weh, ja?“, erklärte sie ihm. „Illusion? Heißt das ihr habt keine Männer?“, fragte er erstaunt. „Nein, wir ... wir haben eine andere Art uns fortzupflanzen, wenn du das meinst. Wir sind die Kinder der Natur.“, erwiderte sie ohne ein Zeichen von Scham. Er war erstaunt welche Kultur und welche Rieten das Nymphen und das verwandte Dryadenvolk doch hatten, doch dies beschäftigte ihn nur kurz. „Hm ... nun gut. Ich werde meine Freunde da schon irgendwie rauskriegen.“, murmelte er und schlich allein wieder in die Siedlung zurück. Er wusste nicht dass sich von der anderen Seite bereits Diron in Begleitung zweier Trolle und eines weiteren Mannes näherte.
 

Nachdenklich warf Kyren einen Stein nach dem anderen in einen kleinen Bach. Obwohl es schon spät war fand sie keinen Schlaf. Selbst als sich Shane überraschend zu ihr gesellte, änderte sie ihre verträumte Pose nicht.

„So spät noch draußen?“, fragte er, doch er erhielt keine Antwort. Er merkte dass, je länger er die kleine Elfe ansah, sie ihm umso fremder vorkam. Irgendetwas in ihm sagte ihn das da etwas anders war und langsam hörte er auf diese Stimme. Er begann sich zu fragen was er überhaupt in diesen Nymphendorf wollte, wo seine Ziele doch ganz woanders lagen. „Spürst du das auch, Kyren? So ein merkwürdiges Gefühl, so wie ein Schleier der unser Gedächtnis trübt. Ich weiß das wir uns kennen und Freunde sind und doch kann ich mich nicht erinnern dich je getroffen zu haben, geschweige denn an die Zeit vor diesen Leben hier.“, dachte er laut vor sich hin und warf ebenfalls einen Stein ins Wasser, doch nach diesen Worten hatte er ihre Aufmerksamkeit schlagartig erregt. Erschrocken, aber auch erleichtert sah sie zu ihm herüber und ihre Augen glänzten ein wenig als er das sagte.

„Shane! Du weißt es nicht mehr? Du erinnerst dich nicht mehr? Dann geht es nicht nur mir so?“, fragte sie hoffnungsvoll. Sie glaubte schon den Verstand zu verlieren, weil es ihr ebenfalls so merkwürdig ging. Sie war glücklich dass sie mit ihren Gefühlen nicht mehr allein war, doch ihre Freude wurde jäh unterbrochen als sie 4 merkwürdige Gestalten durch den Wald schleichen sah. Ihr Blick, den auch Shane folgte, fiel auf 2 größere Trolle, aber allein schon der unangenehme Geruch, den diese Kreaturen verbreiteten, hätte sie diese Kreaturen entdecken lassen. Schließlich gleitete ihr Blick auf zwei Männer über, von denen einer ganz in schwarz gekleidet war, während der zweite eher bürgerlicher aussah. Ein kleiner Bart zierte dessen Gesicht, der ihm sehr gut stand, doch irgendwie wirkte er blass, ja sogar leblos.

Shane dagegen fixierte sich wie entgeistert auf den Mann in schwarz, der sein Gesicht unter einer Robe versteckt hielt. Erst als der Mondschein durch eine Wolke brach und auf das Gesicht dieses Mannes fiel, schossen ihm ruckartig hunderte von Erinnerungen auf. Er war sich sicher das dies ein Mann war der an Leaths Seite diente, denn er hatte sein Gesicht aus Amekthrans Kerker noch gut in Erinnerung.

Erschrocken atmete Shane tief ein, als ihm bewusst wurde das er und die anderen unter einem Zauber standen, so das er Kyren ruckartig an die Schultern fasste. Sie war verwirrt, denn ihr Gefährte schien völlig außer sich und rüttelte sie leicht. „Kyren! Beherrscht du Aufhebungszauber oder ein Bannzauber?“, fragte er hektisch, worauf sie ihm zögerlich entgegennickte. „Dann sprich einen auf uns beide aus!“, meinte er nervös. Zwar schien sie das ganze Ausmaß der Situation noch nicht realisiert zu haben, aber sie leistete seinen Wunsch unverzüglich folge.

Schnell wedelte sie mit ihren Armen und Händen in der Luft herum und sprach die mystische Formel aus um den Zauber auszulösen. Langsam bildete sich eine grünlich schillernde Energiekugel zwischen ihren Händen, die sich kurz darauf entzwei teilte und auf sie und Shane traf. Wie vom Blitz getroffen saßen die beiden auf einmal da, als die Verzauberung der Nymphen nachließ. „Das ... das ist eine Falle!“, stellte der junge Halbelf erschrocken fest und riss ängstlich die Augen auf.
 

Obwohl Diron nur noch wenige Meter vom Dorf trennten blieb er auf einmal stehen, so dass sich seine Begleiter verwundert nach ihm umsahen. Er wirkte wie in Trance, denn er spürte ganz deutlich er wie sich ihnen eine gewaltige Kraft näherte. Diese war so groß, das er den von Kyren ausgelösten Neutralisierungszauber überdeckte und seine Sinne nur noch diese Kraft vernahmen.

„Hör gut zu Gerrard. Der Plan hat sich geändert. Ich überlasse es dir. Mach was du willst, aber bring Shougun das Elfenkind – lebendig und unverletzt, haben wir uns verstanden?!“, meinte er auf einmal und linste nervös hinter sich. Zwar kam diese Anweisung Gerrard etwas fragwürdig vor, doch sträubte er sich nicht diesen Befehl folge zu leisten. Er ahnte nicht was Diron erregte, der als einziges zu spüren schien, das sich der tot geglaubte Tarraske-Mutant näherte ...

Folge 16: Ein aussichtsloser Kampf

Folge 16: Ein aussichtloser Kampf
 

Hastig riss Jason die Tür zu Zeldas Gemach auf, so dass sie und ihr Bettgefährte, vom Krach erweckt, aufschraken. „Zelda, die haben uns verzaubert! Aus irgendeinem Grund wollen die dass wir hier bleiben! Diese Nymphen haben etwas mit uns vor!“, schrie er erregt, womit dem Nymph schnell klar war das die Verzauberung von dem ungebetenen Gast gewichen war. Doch die Waldläuferin war wegen dem Zauber unter dem sie stand, viel zu Begriffsstutzig um überhaupt zu verstehen was er ihr sagen wollte.

Kampfesmutig zückte die Nymphillusion ein Messer unter seiner Kleidung hervor und stürmte auf den Eindringling zu, der sich ihm entschlossen entgegenstellte. Jason nahm kurz Anlauf und katapultierte den anstürmenden Nymphen mit einen gekonnten Fußtritt aus dem Haus heraus, wo dieser besiegt liegen blieb.

Noch bevor Zelda merkte wie es um sie geschah, zerrte ihr Gefährte sie schon nach draußen und rannte mit ihm durch die Dunkelheit des Dorfes davon. Sie begriff nicht was los war und sträubte sich leicht, so dass er sie in den Armen tragen musste um sie aus dem Dorf zu bringen. Während seiner hastigen Flucht merkte nicht dass er auf Gerrard und zwei Trolle zusteuerte, die bald ihren Weg kreuzen würden.

Als sich er sich nach eventuellen Verfolgern umsah und gleichzeitig um eine Hausecke lief, geschah folglich das unvermeidbare. Er stieß mit Gerrard zusammen, wodurch beide unsanft zu Boden fielen. Etwas verdutzt musterten sich die beiden Parteien, wobei Jason schon ein mulmiges Gefühl beim Anblick dieser drei Spießgesellen kam. „Was ... was seid ihr denn für Gestalten?“, fragte er leicht verängstigt, während sich der Mensch in Begleitung der Trolle wieder aufrichtete und sich sauber klopfte, bevor er seine beiden Gegenüber aufs wüste zu beschimpfen begann. „Passt gefälligst auf wo ihr hinlauft – Dummköpfe!“, fauchte er sichtlich erzürnt. „’Tschuldigung. Tut uns Leid. Ähm ... wir müssen weiter.“, entschuldigte sich der junge Mönch schwitzend und machte sich schnell daran seine Flucht fortzusetzen, doch gerade als er in Begriff war zu gehen, wurde er von den drei Gestalten zurückgehalten. „Halt! Nicht so schnell!“, rief Gerrard plötzlich, so dass Jason fast das Herz vor Schreck stehen blieb und er sichtlich langsamer weiter lief. „In Ordnung.“, erwiderte er vorsichtig. „Ich meinte eigentlich dass ihr ganz stehen bleiben sollt!“, fügte der Mann genervt an. Innerlich schweißgebadet vor Angst dass seine Flucht auffliegen könnte drehte er sich um und schluckte tief. „Ihr habt nicht zufällig ein kleines Elfenmädchen gesehen? Seid ehrlich oder die Strafe Belluzciuses wird euch treffen!“, sagte Gerrard und richtete einen misstrauischen Blick auf das junge Paar. „Elfenmädchen? Öhm ... nein. Heute Abend nicht.“, erwiderte er nervös und machte sich eiligst daran endlich aus der Siedlung fort zu kommen.

Der Mann schien nicht zu wissen wen er da vor sich hatte und ließ das Paar gewähren, doch leider verrieten Zeldas darauffolgende Worte ihre wahre Identität. „Jason ... der nette Mann ... ich denke meinte bestimmt Kyren.“, brabbelte sie in ihren tranceartigen Zustand laut heraus, was natürlich die Aufmerksamkeit der Trolle und des Menschen erregte. „Moment mal ihr beiden! Jason? ... Kyren? Ihr seid! ... bleibt stehen! ... schnappt sie!“, kombinierte Gerrard verdutzt, aber seine vermeintlichen Opfer zogen es vor eine rasante Flucht anzutreten. Jason lief so schnell er konnte um seine Verfolger abzuschütteln und wetzte durch das halbe Dorf. Durch eine geschickte Körpertäuschung und einen listigen Zickzackkurs durch die Hütten gelang es ihm schließlich sogar die Trolle abschütteln, die ihm konditionell nichts entgegensetzen konnten. Japsent lehnte er sich an eine Hütte und setzte seine Begleiterin ab, die noch immer etwas konfus wirkte. Leise schlich er sich in die Hütte ein, an der er zuvor noch lehnte und hoffte sich dort vor den Trollen eine Weile verstecken zu können, die ihm den Weg aus dem Dorf versperrten. Schnell merkte er bei welcher Hütte er gelandet war als seine Augen die schlafende Helm-Priesterin Larissa entdeckten. Auch wenn es dadurch nicht einfacher werden würde, so beschloss er auch sie zu retten. „Psst, Larissa! Wach auf!“, flüsterte er aufdringlich und versuchte sie aus ihren Träumen zu entreißen, was ihm nach etlichen weiteren Versuchen schließlich auch gelang. Sie schien sich sehr darüber zu freuen Jason zu sehen und warf ihren Bettgefährten, naiv wie sie war, einfach aus der Liege, so als ob sie ihn einen Platz bei ihr anbieten wollte. Ängstlich zuckte Jason aber nur zusammen, da er fürchtete das diese unsanfte Landung den Nymphen erweckt haben könnte, doch der schlief tief und fest weiter. Neugierig kam Larissa aus ihrem Bett gekrabbelt als er auch weiterhin ihre Einladung ausschlug.

„Was willst du, Jason? Willst du nicht auch mal das Bett mit mir teilen?“, fragte sie kichernd, doch diese plumpe Anmache ließ ihn ziemlich kalt. „Komm einfach mit. Ich will dir was tolles zeigen.“, lockte er die rothaarige Schönheit und tatsächlich gelang es ihm sie durch diesen Trick zu täuschen. Vorsichtig schlichen sich die 3 um die Hütte um zu sehen ob die Luft rein war. „Hihi, warum verstecken wir uns so?“, fragte Larissa recht Lautstark, so das er aufgeregt zusammenzuckte und ihr die Hand vor den Mund hielt. „Sei leise ... Das ist ... ein kleines Spiel ... mach einfach mit, ja?“, wich er ihrer Frage aus, denn er wusste, würden sie entdeckt werden, würde man sie wieder allesamt willenlos machen oder vielleicht sogar schlimmeres.
 

Schon etwas ungeduldig wartete die junge Dryade an ihren kleinen Bäumchen als sie schließlich den Mönch in Begleitung seiner zwei Begleiterinnen, die er unter den Armen mit sich schleppte, sichtete. Tief durchatmend lud er die beiden schließlich bei ihr ab, so dass sie sich gleich daran machte die Verzauberungen zu lösen. Nach einer kurzen Berührung kamen die beiden jungen Frauen langsam wieder zu Sinnen und hörten auf ständig wie im Rausch vor sich hinzukichern. Etwas verwirrt schauten sie sich an „Was ist passiert?“, fragten sie synchron, aber ihr Gefährte wank hektisch ab.

„Ich hab’ jetzt keine Zeit euch das zu erklären. Fragt das kleine Mädchen da. Ich muss noch mal zurück und Shane und Kyren rausholen.“, sagte er und lief ins Dorf zurück.

Das Dryadenkind sah sich fortan mit zwei fragenden Blicken konfrontiert, die nach Aufklärung dürsteten und so sah sie sich gezwungen ihre Geschichte noch einmal zu erzählen.
 

Mit nervös tippelnden Fuß stand Gerrard vor der Anführerin der Nymphen und wiederholte seine Frage. „Also, wo ist die Elfe?“, drängte er streng. „Seid nicht so ungeduldig. Für Euch als wandelnden Untoten dürften diese paar Minuten bis meine Wächterinnen sie geholt haben doch eh nicht weiter von Bedeutung sein.“, erwiderte sie ihm schroff. „Ich habe so meine Zweifel dass Eure Nymphen die Sache überhaupt noch unter Kontrolle haben. Vorhin bin ich zwei fragwürdigen Gestalten begegnet, die von der Elfin wussten und auf der Flucht waren. Außerdem kommt es mir so vor als ob deine Wächterinnen schon eine kleine Ewigkeit weg sind. Ich frage mich ernsthaft wo sie wohl bleiben. Das kann doch nicht so lange dauern!“, konterte er, worauf sich Mediva schnippisch von ihm abwendete. „Pah, Shougun hat unser Volk seit seiner Ankunft immer gut behandelt. Nehmt Euch ein Beispiel daran.“, schnaufte sie arrogant vor sich hin, wohlwissend das Gerrards Zweifel berechtigt waren, aber einem Mann nach- oder recht zu geben lag ihr als Nymphe einfach nicht. Einen Augenblick herrschte Stille zwischen den beiden, bevor sein Gesicht ein merkwürdiges Grinsen überzog und er sich vorsichtig an sie heranschlich, ohne das sie es zu merken schien.

Schließlich streichelte er sie sanft über den Rücken und massierte sie ein wenig, was ihr nicht einmal zu missfallen schien. Als seine zarten aber dennoch männlichen Hände über ihren Nacken fuhren, verfiel die Königin in eine Art Trance, so dass sich ihr Kopf langsam nach links absenkte. „Ja, so ist’s gut. Entspannt Euch ruhig.“, meinte er und küsste sich langsam von ihren Arm bis an ihren Hals heran, doch Mediva schrak plötzlich auf, als sie merkte was er vorhatte und stieß ihn rüde von sich. „Ha! Wagt es ja nicht!“, kreischte sie erzürnt, so das er sich nach einer kurzen Verbeugung etwas zurückzog. „Nun gut. Doch wisset. Ich bin ein Wesen der Nacht. Ich habe nun mal meine Instinkte und Triebe. Ihr wisst was das heißt.“, sagte er, bevor er ihr Gemach schließlich verließ.

Sie wusste was er ihr damit sagen wollte, denn sie kannte dem Mann dem sie gerade gegenüberstand schon aus früheren Tagen. Er war ein Vampir – wenn auch einer der charmantesten und verführerischsten seiner Art. Gerrard musste sich in diesen Dorf sehr wohl fühlen, denn Nymphen waren gegen den schmerzhaften Biss eines Vampirs immun, so dass ihm hier niemals die potentiellen Opfer ausgehen würden. So kam er immer wieder um sich an ihren Untertanen zu vergehen – so wie auch dieses mal. Doch als er austrat um seinen Instinkten zu folgen, staunte er nicht schlecht als hunderte von Nymphen panisch durch das Dorf liefen.

„Hey, was soll das? Ihr braucht doch keine Angst vor mir zu haben!“, rief er verdutzt, da er zunächst nicht merkte dass seine Vermutung dass sie vor ihm flüchteten falsch war. Als er das harte Aufstampfen eines Kolosses spürte, änderte sich dies jedoch schnell. Erzürnt lief er auf das ihm unbekannte Unheil zu um den vermeintlichen Panikmacher zu beschimpfen, denn egal wo er auch hinschaute – überall ergriffen ängstliche Nymphen die Flucht. Seine Suche sollte ein jähes Ende finden als ihm plötzlich Jason den Weg lief.

Beide standen sich Wortlos gegenüber, warfen sich aber finstere Blicke zu, so als wollten sie die Gedanken des jeweils anderen lesen. Fast desinteressiert vom Erscheinen des Vampirs wendete er sich von ihm ab als er merkte das sich eine weitaus größere Bedrohung näherte, die bisher zwischen den einstürzenden Nymphenhütten versteckt geblieben war. Langsam wurde auch Gerrard klar das der junge Kämpfer nicht sein größtes Problem sein könnte, als der Boden immer mehr erzitterte.

„Was geht hier vor, Mensch!“, verlangte er Vampir dennoch zu wissen, doch er kehrte ihm weiterhin dem Rücken zu und gab ihm keine Antwort. Das war auch nicht weiter nötig als auf einmal der Tarraske-Mutant, der für den ganzen Aufruhr verantwortlich war, hinter einer Hütte hervortrat und sich ihnen offenbarte

Für Jason war es die Chance auf die er bereits gewartet hatte, denn er hatte noch eine Rechnung mit der Bestie offen, so dass die Befreiung seiner Freunde ins hintertreffen geriet. Diesmal, so schwor er sich, würde er es ganz alleine schaffen und beweisen wie stark er war. In seiner Rachsucht und seinem gekränkten Ego vergaß er die Frage warum diese Bestie überhaupt noch lebte und ignorierte diese Tatsache schlichtweg.

„Dieses Vieh lebt noch?“, staunte der Vampir dagegen im Hintergrund, der darauf vorsichtig einen Schritt zurücktrat, denn die Kreatur schien zu allen Übel auch noch außer Kontrolle. Für Jason gab es nun kein zurück mehr. „Wenn ich dieses Monster nicht endlich vernichte wird es niemand vernichten!“, murmelte er zähneknirschend vor sich hin, worauf er mutig seine Kampfposition einnahm, während sein übergroßer Gegner immer näher kam.

Schreiend stürmte er auf die Bestie zu und steckte all seine Kraft in einen Schlag, der dieses Wesen besiegen sollte und obwohl er das Monster mitten ins Gesicht traf, schien es überhaupt nicht beeindruckt. Geschockt von dieser Reaktion wich er blitzartig zurück, auch wenn es dem Tarraske-Mutant noch gelang ihm am linken Arm eine tiefe Wunde mit seinen Klauen zu verpassen, so dass er mit schmerzverzerrten Gesicht hektisch zurücktorkelte. Enttäuscht, aber auch wütend biss er die Zähne zusammen und hielt sich seinen schmerzenden Arm, wohlwissend dass er in diesen Zustand keinen weiteren Angriff starten konnte. Er sah schon sein Ende kommen als auf einmal drei magische Geschosse an ihm vorbeisausten und die Kreatur mitten in den Torso trafen. Die Wucht der Geschosse war so stark das sie das Wesen förmlich davon schleuderten – wenn auch nicht weit. Überrascht drehten er und Gerrard sich um und erblickten Kyren, die sich hinter ihren Rücken geschlichen hatte. „Die Elfe!“, kreischte der untote Lakai Bells erstaunt und stürmte reflexartig auf sie zu, aber er kam nicht weit, denn schon nach wenigen Schritten endete sein Sprint als sich ihm Shane mit ausgestreckten Armen wie aus dem Nichts entgegenstellte. „Was? Wer bist du? Geh mir gefälligst aus den Weg, Junge!“, fauchte Gerrard. „Niemals!“, erwiderte ihm der Halbelf mit energischem Blick.

„Geh mir aus den Weg, du Wurm! Weißt du überhaupt wen du vor dir hast? Ich bin Gerrard Deckard, Diener Bells, der zukünftigen Herrscherin über die Welt.“, mahnte er nachträglich und setzte zu einen Schlag an, aber Shane erwies sich als Reaktionsschneller und schlug ihn mit voller Wucht gegen den Kiefer.

Regungslos verharrten die beiden Gegner nach diesem ersten Treffer eine Weile in dieser Position, so als ob sie lange darüber nachdenken müssten was sie als nächstes tun würden. „Ich weiß das du einer von Bells Leuten bist, aber ich bin derjenige der Kyren beschützen wird – koste es was es wolle.“, meinte Shane schließlich und zog seine Faust zurück, worauf sein Gegenüber grinsend seinen Kopf senkte. „So so ... sehr interessant. Du willst sie also beschützen? Dann lass dir aber eins von mir sagen: DU SCHLÄGST WIE EIN MÄDCHEN!“, erwiderte er höhnisch und verpasste ihn nach seiner lautstarken Äußerung einen derart harten Schlag, das es ihn durch 3 Hütten durchschleuderte bis er schließlich zum erliegen kam. „Shane!“, kreischte Kyren ängstlich, als der unter den Trümmern und Staubwolken verloren ging. Schnell rekelte sich an der Einschlagsstelle etwas und Shane trat erneut hervor auch wenn er noch etwas benommen von dem Aufprall schien und sich etwas Blut von den Lippen wischte. Sie merkte nicht dass sich ihr Gerrard schmunzelnd näherte, während sie ihren Gefährten noch besorgte Blicke zuwarf. „Und jetzt bist du dran.“, meinte er selbstsicher als er schließlich direkt hinter ihr stand, worauf sie sich ihm entsetzt zuwendete und sah wie er schon nach ihr greifen wollte.

„Magisches Geschoss!“, schrie Kyren voller Panik, wendete ihren Kopf verängstigt ab und streckte ihm ihre Hände entgegen. „Was???“, staunte Gerrard mit weit aufgerissenen Augen als er merkte dass sie ihm einen Zauber entgegenbringen würde. Er hatte das Mädchen unterschätzt. Es gelang ihm nicht mehr rechtzeitig zu reagieren. Der Zauber schoss ihn auf kürzester Distanz direkt in den Magen, was ihn weit und hoch durch die Luft schleuderte. Er landete unsanft am anderen Ende des Dorfes in eine der vielen Hütten.

„Arg ... besiegt ... von so einer ... Göre!“, ächzte er wehleidig, sich an der Wunde haltend, bevor er regungslos mit weit aufgerissenen Augen liegen blieb.

Der Tarraske-Mutant hatte diese kleine Unterbrechung genutzt und war nun auf direktem Wege in Richtung Kyren. Wie einen lästigen Grashalm schlug er den daraufhin anstürmenden Jason in den Trümmerhaufen einer Hütte, womit ihr niemand mehr beistehen konnte. Sie war auf sich allein gestellt und nach dem letzten Zauber in der sie all ihre Kraft gelegt hatte, fehlte ihr die Kraft sich zu wehren. Erschöpft sackte sie zu Boden. Ihr Körper gehorchte ihr nicht mehr und sie erlahmte vollends als die Bestie vor ihr stand und nach ihr griff.

Mit letzter Verzweiflung humpelte Shane ihr noch entgegen um ihr zu helfen, doch eine klaffende Wunde an seinem rechten Bein erschwerte ihm das Laufen zu sehr. Rüde packte das Wesen die kleine Elfe am Hals und hob sie triumphierend an. „Kyren!“, schrie ihr verletzter Gefährte verzweifelt und stürzte in seiner Aufregung ein weiteres mal nieder. „Har. Herrin, seht – ich habe Elfe.“, grunzte das Monster siegessicher vor sich hin, die ihm nichts weiter als ein paar Würgelaute entgegenbringen konnte. Verzweifelt schlug Shane auf den Boden ein, da er wusste dass er nur eine Möglichkeit hatte ihr zu helfen. „Nein! Verdammt noch mal. Ich darf meine Kräfte nicht einsetzten. Ich habe es versprochen.“, schluchzte er weinerlich vor sich hin, doch noch im selben Moment geschah etwas unerwartetes als auf einmal eine Person neben ihn trat.

„Deine ’Kräfte’ würden bei deinen Zustand sowieso nicht reichen.“, tönte die Gestalt nüchtern, worauf er verwundert an den Fremden heraufsah. Sehr schnell erkannte er den Mann mit der schwarzen Robe wieder, der diese Worte sprach, denn er hatte ihn nur zu gut in Erinnerung als er zusammen mit Leath in Amekthran vor ihm floh. Schmunzelnd ging er an ihm vorbei, fast so als wolle er ein weiteres mal seine Überlegenheit demonstrieren. Seine Schritte führten genau in Richtung des Tarraske, der noch immer die kleine Elfe im Würgegriff hielt. „Das hast du sehr gut gemacht. Gib mir nun die Elfe damit ich sie Bell ausliefern kann.“, befahl Diron, doch das Monster weigerte sich und verhielt sich abweisend. „Bah, ICH werde sie meiner Herrin überbringen!“, schnaufte es arrogant zurück und trotzdem lag noch immer lag ein Grinsen auf den Gesicht des Zauberers als er diese barschen Worte vernahm. „Wie du meinst. Dann werde ich sie mir eben mit Gewalt nehmen müssen.“, erwiderte er trocken, worauf sich schlagartig seine Mimik veränderte. Verdutzt starrte ihm die Bestie an als er sich seiner Robe entledigte und seine darunter befindliche Knochenrüstung zum Vorschein kam. Gelassen nahm er kurz darauf ein Paar schwarze Handschuhe aus seinem Gürtel und streifte sie sich über, bevor er Kampfbereit seine Hände ineinander schlug. Bevor überhaupt jemand begriff was geschah stand der Zauberer schon vor dem Monster und rammte ihn mit voller Wucht seinen rechten Fuß gegen das Kinn. Der Kick war gewaltig, den Tarraske-Mutanten riss es von den Füßen. Meterweit wurde es davon geschleudert. Dieser Treffer befreite die kleine Elfin aus ihrer misslichen Lage so dass sie aus minimaler Höhe zu Boden plumpste.

Diron hatte noch nicht genug und stürmte der davonstürzenden Kreatur hinterher. Er ahnte nicht das diese den Sturz abfangen und seinen Angriff mit einen kräftigen Schlag auf seinen Rücken zum erliegen bringen würde. Für einen Moment schien Diron schon geschlagen, als ihm die Kreatur mit der Faust in den Boden gehämmert hatte, doch auch das Monster unterschätze seinen Gegner etwas. Den entscheidenden tödlichen Schlag konnte sein vermeintlich wehrloses Opfer trotz dieses harten Treffers noch ausweichen, indem er sich in letzter Sekunde beiseite rollte und in einer artistisch anmutenden Eleganz auf Sicherhaltsabstand sprang.

„Pah, du hast es nicht anders gewollt.“, keuchte er und beschwörte binnen weniger Wimpernschläge ein langes Schwert herbei, von dem sogar eine optische schwarze Aura ausging, die sich in Form einer entweichendenden Dampfwolke zeigte. Vor den Augen aller verschwand Diron plötzlich ein weiteres mal und tauchte nur Sekundenbruchteile später wieder hinter der Kreatur auf. „Das war’s!“, schrie er und köpfte die Bestie brutal. Noch während der Körper des Monsters zu Boden sackte, setzte er einen weiteren Zauber ein und schoss ein weißlich schillerndes Licht auf dessen kopflose Überreste. Der komplette Körper des Tarraske zerfiel daraufhin zu Staub, während der Kopf des Wesens noch unbändig durch die Luft flog und sich langsam den Sinkflug neigte. Lässig streckte der Zauberer seinen Arm in Richtung des Schädels aus und visierte ihn an, bevor eingewaltiger Feuerstoß aus seiner Handfläche trat und auch diesen Teil des Wesens zu Asche grillte.

Innerhalb weniger Augenblicke hatte er es geschafft seinen schier übermächtigen Gegner in die Knie zu zwingen, ohne dabei auch nur im Geringsten angestrengt auszusehen. Shane war erstaunt über dessen Fähigkeiten und fürchtete ihn nun noch etwas mehr, denn die Kräfte dieses Nekromanten schienen sogar seine um einiges zu übertreffen. Schmunzelnd sah Diron zu der staunenden Gruppe herüber, während in der Ferne Larissa und Zelda herbeieilten. Langsam richtete sich Shane auf, in der Befürchtung dass dieser Kampf noch nicht vorbei war. „Wer bist du eigentlich, Magier!“, fauchte er ihn an.

„Mh ... richtig ... ich durfte mich bisher noch nicht richtig vorstellen. Mein Name ist Diron X’elsion.“, erwiderte er ihn und hob nebenbei seine Robe auf. „Was willst du?“, hakte er energisch nach.

„Ha, ihr scheint noch immer nicht zu wissen was hier überhaupt gespielt wird. Was glaubt ihr eigentlich warum alle Welt hinter der Göre her ist? Sicher, Bell braucht ihr Blut um ihr Siegel zu brechen. Dann könnte sie mit ihren Körper verschmelzen und wieder auf Erden unheil anrichten. So hat es Bell immer heraufbeschworen. Doch solltet ihr euch fragen warum sie nicht das Blut einer anderen elfischen Jungfrau nimmt. Ich bin nicht so dumm wie ihre anderen Diener. Ich kenne ihre wahren Motive. Und ich nehme an ihr, kleine Prinzessin, könnt es euch auch denken ...“, erklärte er der Gruppe, die ihn nach diesen Worten entsetzt ansah. „Was meint Ihr mit ‚kleine Prinzessin‘?“, fragte Kyren neugierig, die noch immer am Boden kniete und sich den Hals rieb.. „Hm ... haben dir das deine Eltern etwa nie gesagt? - wie schade. Aber das dachte ich mir schon. Nicht einmal Leath wusste es. IHR, kleine Elfe, seid die Enkelin der Elfenkönigin Ellesime und somit rechtmäßige Thronerbin sollte ihr etwas zustoßen.“, klärte er sie auf und richtete seinen Finger auf sie herab. Geschockt schrak sie auf während sie von ihren Freunden fassungslose Blicke erntete. „Ich ... ich bin eine Prinzessin?“, stammelte sie verwundert und wurde ganz blass. In diesem Moment war ihr klar warum ihre Mutter nie von ihrer Vergangenheit sprach. Ihr Vater erwähnte zwar einst dass sie von einer adligen Familie abstamme, von dort aber verstoßen wurde, aber sie war nie auf solche Gedanken gekommen.

„Ja, genau. Stellt euch vor was passiert wenn Bell den Körper der Kleinen übernimmt. Sie würde nach Suldanessalar, der Hauptstadt der Hochelfen, gehen und ihr Thronerbe einfordern. Dann hätte sie und nur sie Zugang zum Baum des Lebens. Und der Baum des Lebens enthält genug Macht um jedes Wesen zu göttlicher Stärke zu verhelfen. Es wäre ihr völlig egal wenn durch die Schädigung des Baumes ein ganzes Volk ausgerottet werden würde, denn jeder Elf ist mit ihm verbunden, wie du ja wissen müsstest, Mädchen. Dann wäre sie nicht nur ein wandelnder Gott sondern auch unbesiegbar.“, fügte Diron an und jedes dieser Worte versetzte sie nur noch mehr in einen Schockzustand. Tröstend kniete sich Shane neben das Elfenkind und streichelte ihr sanft durchs Haar. „Hey, mach dir nichts draus. Bell wird nicht gewinnen, dafür werden wir schon sorgen und dafür sind wie ja auch da.“, munterte er sie auf. Kyren rührten diese Worte, so dass sie mit glänzenden Augen zu ihm aufsah. Sie schmiegte sich leicht an ihn und vergoss einige kleinere Tränen. „Versprich mir das du auf mich aufpasst, ja? Ich will nicht für den Tod meines Volkes verantwortlich sein. Es sind so schon zu viele gestorben. Ich will für nicht noch mehr Leid verantwortlich sein.“, schluchzte sie und grub sich tiefer in seine Kleidung ein.

„Jammere nicht so rum, Gör. Bereite dich lieber vor! Leath und diese Schöpfung Bells mögen zwar tot sein, aber Bell hat noch einen weiteren Diener in ihren Reihen. Sein Name ist Shougun. Merkt ihn euch gut, denn früher oder später müsst ihr ihn euch stellen. Er ist herzlos und brutal, also rechnet mit dem schlimmsten.“, fauchte der mysteriöse Magier, so dass die kleine Elfin ein weiteres mal aufschrak. „Leath ist tot? Wie ...“, stotterte sich fast mitleidig, obwohl es ihr auch ein gewisses Gefühl an Erleichterung gab. „Belluzcius hat ihn für seine Unfähigkeit bestraft. Er hat die wichtigste Regel nicht einhalten können und die war niemals zu versagen.“, meinte er kühl und wandte sich ab.

Noch bevor man ihn zurückhalten konnte, verschwand er durch ein schnell geschaffenes Portal und ließ Kyren und die anderen alleine mit ihren Fragen zurück. Shanes Miene verfinsterte sich, denn ihm taten sich noch viel wichtigeren Fragen auf. Warum hatte ihnen der Nekromant geholfen und warum war er abgezogen, wo er doch die Gelegenheit hatte sich Kyren zu schnappen? Ratlosigkeit und Misstrauen bestimmte sein Gesicht, denn er ahnte dass das schlimmste er noch kommen sollte ...

Folge 17: Die Wunden des Kampfes

Folge 17: Die Wunden des Kampfes
 

Wütend musterte Shougun Diron und die beiden Trolle, die ihn begleitet hatten. Verstimmt trommelte er mit den Fingern auf den Lehnen seines Thronstuhls herum. „Ihr habt versagt! Und dabei wart ihr zu viert! Und überhaupt? Wo steckt dieser elende Vampir?“, fauchte er seine Untergebenen an, doch zunächst erhielt er keine Antwort. „Ich habe nicht versagt. Ich habe das getan was nötig war.“, erwiderte der Nekromant kühn, obwohl er sehr wohl wusste das es nicht besonders klug war Shougun zu widersprechen.

„Pah! Ihr habt nichts erreicht! Ihr habt genauso versagt, Zauberer!“, schrie er zurück und schlug erbost auf seine Armlehnen. Dennoch blieb Diron von diesem Wutausbruch unberührt und selbst als sich sein Herr erhob und einige Schritte näher kam. „Ihr werdet mir noch dankbar sein, für das was ich getan habe ...“, tönte der Nekromant ihm arrogant entgegen, bevor er sich aus seiner verneigenden Haltung erhob.

„Kein ... Interesse ...“, entgegnete ihm Shougun grinsend und wies strafend mit ausgestreckten Arm in die Richtung seiner drei Untergebenen. Als er auf einmal seinen Zeigefinger hervorstreckte und damit auf sie deute ahnte noch niemand was diese Geste zu bedeuten hatte. Kurz darauf traten drei Energiestrahlen mit rasanter Geschwindigkeit aus seinem Finger hervor. Nun war klar was die Strafe für ihr Versagen sein würde. Zufrieden schloss der Yuan-Ti die Augen und senkte seinen Kopf als er hörte wie Körper leblos zu Boden plumpsten. Er wusste das er mit diesen Zauber die Schädel seiner Diener zerschossen hatte, was selbst für Trolle tödlich war, aber als er wieder aufsah stellte er zu seinem erstaunen fest, dass Diron noch immer stand und sich bester Gesundheit erfreute. Regungslos verharrte er in seiner bisherigen Position und nur sein Kopf war etwas nach links geneigt, gerade weit genug um dem tödlichen Geschoss auszuweichen. Statt den Magier zu treffen, hatte der Strahl eine Schlangenwache an den Eingangstoren durchbohrt, die nun langsam zu Boden sackte.

Nun war klar warum dieser höhere Diener Bells die Fähigkeit hatte sich in einen schwächlichen Menschen zu verwandeln, denn es schien so als brauchte er diese Gestalt um solche Zauber auszuführen. Zwar gab es auch unter den Yuan-Ti Zauberkundige, aber dessen Zauberei war mit der eben vorgeführten Magie nicht zu vergleichen. Für Diron war es ein leichtes gewesen eine magische Energiequelle zu erspüren, wo er ja selbst ein Zauberer war und so stellte es auch kein Problem dar, die Attacke seines Herren vorauszuahnen. Der wirkte beeindruckt von dieser Reaktionsschnelligkeit. „Nun gut. Ihr wollt also nicht versagt haben? Dann erzählt - Ich höre mir an was ihr zu sagen habt.“, sagte er in einen ruhigen Ton und setzte sich wieder auf den Thronstuhl zurück. Er erkannte das Potential dieses Menschen, denn jemand, der den Trotz hatte sich seiner Hinrichtung zu bewähren war mit Sicherheit ein starker Verbündeter.
 

Frustriert ließ sich Jason nach einer kleinen Heilbehandlung Larissas an einen Felsen nieder, denn wieder warf er sich vor im Kampf versagt zu haben. Nachdenklich beobachtete er das Treiben seiner Freunde und sah zu wie sich die rothaarige Helm-Priesterin fürsorglich um Shanes angebrochenen Knöchel kümmerte, während Zelda die völlig erschöpfte Kyren behandelte.

„Hey Shane. Geht es wieder?“, fragte Larissa und stupste mit ihren Zeigefinger leicht gegen sein verletztes Bein. Ihre Heilzauber wirkten wahre Wunder und sein Knöchel war schnell wieder in einwandfreien Zustand. Es war erstaunlich, denn auch wenn viele Priester und Kleriker solche Heilzauber beherrschten, gelang es den wenigsten so gut damit umzugehen. Er antwortete ihr jedoch nicht, denn auch er war zu tief in Gedanken versunken und starrte unablässig zu der kleinen Elfin herüber, die gerade wieder zu Kräften kam.

Er fragte sich ob es stimmte was ihnen der Magier gesagt hatte und ob man ihm überhaupt trauen sollte. Von nun an würde er wohl immer ein mulmiges Gefühl im Bauch haben wenn er mit ihr reisen würde, denn schließlich war sie ja eine echte Prinzessin. „Danke Larissa.“, sagte er schließlich, bevor er aufstand und sich seinen Zweihänder umschnallte. „Wir sollten weiter ziehen. Je ehr wir in Suldanessalar sind, desto schneller hat dieser Albtraum ein Ende.“, schlug er vor. Man merkte ihm deutlich an wie sehr ihn die Worte des Nekromanten verunsichert hatten, so das auch Larissa besorgt zu ihm aufsah.

Kurz darauf zogen sie weiter ihres Weges. Kein noch so aufmunternder Blick Zeldas in Richtung Jason konnte dessen Laune verbessern. Es bereitete ihr Sorge, denn normalerweise gelang es ihr immer ihn somit ein wenig zu erheitern. Auch die schöne Landschaft und das rauschen eines kleinen Wasserfalls in der Nähe vermochte dies nicht zu ändern.

Unerwartet kreuzte auf einmal ein kleiner alter Greis den Weg, der an einen barschen alten Wanderstock ging. Ein weißer Bart zierte sein altes faltiges Gesicht und er trug alte lumpige Kleidung, wie die eines Bettlers. Viel wunderlicher waren jedoch die Worte die er sprach. „Los Kinder, rückt euer Geld raus. Das ist ein Überfall.“

Verdutzt blickten sich die jungen Gefährten an, denn niemand konnte so recht glauben dass dieser alte gebrechliche Mann in der Lage wäre eine solche Aktion durchzuführen. Kurzerhand entschloss sich Jason dem Fremden entgegenstellen, wobei er drohend seine Muskeln anspannte. „Ha, Alterchen. Selbst wenn wir Geld hätten würdest du wohl kaum in der Lage sein uns auszurauben.“, protze er und verschränkte selbstsicher die Arme. „Ja, ja ... immer noch derselbe alte Angeber.“, murmelte der Greis, doch nicht so leise das man es nicht verstehen konnte. „Was?“, staunte der junge Mönch und riss entsetzt die Augen auf. „Warmduscher, Heulsuse, Angeber, Hosenscheißer ...“, beleidigte ihn der merkwürdige Mann unablässig. Jason schien völlig baff, denn so viel Frechheit hatte er wahrlich noch nie erlebt. „Na warte. Ist mir egal ob du hundert bist. Das lass ich mir nicht gefallen!“, fauchte er und stürmte auf den Fremdling zu um ihm eine deftige Lektion zu verpassen. Mit einem kräftigen Hieb wollte er den Greis wieder zur Besinnung bringen, aber zu seinen erstaunen schlug dieser Angriff fehl. Mit einer unfassbaren Leichtigkeit blockte sein alter Gegner diesen Schlag und verpasste den stolzen Mönch fast noch im selben Moment eine einfache Ohrfeige, so dass er ein paar Schritte zurücktorkelte. „Wie ... wie ...“, stotterte er fassungslos und hielt sich die Wange. Er konnte einfach nicht glauben dass ein scheinbar so wehrloser Gegner ihm so zum Narren halten würde. „Na warte!“, grummelte er und ging nun etwas barscher zur Sache.

„Jason - nicht! Das ist doch nur ein alter Mann. Du wirst ihn nur unnötig verletzen!“, kreischte Zelda besorgt, doch er ließ diese Schande nicht auf sich sitzen und griff ein zweites mal an. Wie schon zuvor schlug sich der Greis ziemlich gut und blockte jeden noch so guten Schlag Jasons mit optischer Leichtigkeit ab. Schließlich setzte er den jungen Kämpfer mit einem unerwarteten Tritt außer Gefecht und streckte ihn somit zu Boden. „Wann habe ich dir beigebracht so miserabel zu kämpfen, Jason Stormgald?“, fragte der Mann enttäuscht und richtete seinen Stock gegen dessen Kehle. „Woher ... woher kennt Ihr meinen Namen?“, erwiderte er erschrocken und kroch etwas zurück. „Erkennst du deinen alten Meister etwa nicht wieder, junger Mann?“, fragte der Greis freundlich und half seinem Gegner auf, der ihn nun etwas genauer musterte. „Mei ... Meister Fiyu?“, fragte er zögerlich. „Ah, wie ich sehe funktioniert dein Gedächtnis doch noch.“, gab er lachend von sich und strich sich gemächlich durch den Bart. Jason staunte nicht schlecht, denn diese Gestalt war tatsächlich sein alter Lehrmeister von dem er seine Kampfkünste erlernt hatte. Er war sein Ausbilder während seiner Zeit bei den Mönchen, die ihm nach nicht einmal einen Jahr verbannt hatten. „Ihr seid es wirklich!“, bekräftigte er noch einmal seine Vermutung, so dass auch seine Freunde etwas erleichterter dreinschauten.
 

Schnell hatte man einen Rastplatz in der Nähe des kleinen Wasserfalls gefunden. Gebannt saßen alle um Meister Fiyu versammelt und hörten sich seine Geschichten an. Er war kein Räuber, sondern eher ein munterer, alter Mann, der noch etwas Spaß am Leben haben wollte. Seine Anekdoten über seine Zeit bei den Mönchen und als Jasons Lehrmeister brachten sogar seinen einstigen Schüler selbst zum lachen. Es kam ihn wie eine Ewigkeit vor seit er seinen Lehrmeister das letzte mal gesehen hatte und doch waren es nicht einmal zwei Jahre. Irgendwie vermisste er diese Zeit bei den Mönchen, doch statt der erwarteten Toleranz brachte man ihn auch dort nur Argwohn gegenüber, was eine Rückkehr ausschloss. Dennoch war er mit seiner Ausbildung noch lange nicht fertig gewesen und dies war für ihn die Gelegenheit um seine Fähigkeiten zumindest ein wenig zu erweitern. Plötzlich stand er auf und ballte entschlossen seine Hand. „Meister, dürfte ich mir eine Frage erlauben? Würdet ihr mir helfen noch stärker und besser zu werden?“, fragte er entschlossen. „Ich dachte mir schon dass du fragen würdest. Dein Stolz wird vielleicht eines Tages noch dein Untergang sein, aber nun gut. Ich werde dir diesen Wunsch nicht abschlagen, junger Mann. Dann kann ich auf meine alten Tage wenigstens noch etwas Gutes vollbringen.“, antwortete er schmunzelnd und erhob sich ebenfalls. Jasons Augen glänzten förmlich vor Freude als er zustimmte, denn er war sich sicher dass er dank ihm wieder zu neuer Stärke auftrumpfen würde.

„Wenn ihr nichts dagegen habt, würde ich gerne dabei sein.“, sagte Zelda zögerlich obwohl sie den Kampf mit dem Bogen mehr bevorzugte, woraufhin seine Freude keine Grenzen mehr kannte. Sie wollte ihren Freund zur Seite stehen, auch um ihn zu beweisen das er nicht alleine war. Jason war froh so viel Zuneigung und Unterstützung von ihr zu empfangen und strahlte über das ganze Gesicht.

Grinsend stupste Larissa ihre kleine Elfengefährtin an und deutete mit ihren Augen auf das junge Paar. „Ist das nicht süß?“, fragte sich kichernd. Auch bei Kyren brachte Zeldas Verhalten ein erleichterndes Strahlen zum Vorschein, denn wenn Jason jemanden helfen konnte sein Selbstvertrauen zurück zu erlangen, dann war sie es.
 

„Aaaaaaaaahhhhhhrr!“, schrie Diron schmerzerfüllt und schlug wütend auf eine Wand seiner Unterkunft ein.

„Warum schreit Ihr denn so?“, fragte Alexandra erstaunt, aber ihre besorgten Worte änderten die Stimmung des Magiers auch nicht wirklich. „Wenn dir ein Tarraske mit voller Wucht gegen den Rücken schlägt, würdest du sicher auch ein bisschen rumschreien.“, fauchte er sie an. „Ja ... sicher ...“, stotterte sie schwitzend zurück und tat so als ob sie nichts gesagt hätte.

Als er sie so auf seinen Stuhl sitzen sah, fiel ihm erneut auf das sie noch die Sachen trug, die sie sich herausgesucht hatte nachdem er sie aus Bells Gefängnis geholt hatte. Ihr schien es egal zu sein wie sie aussah, denn ihr Oberteil war ihr zu groß und zu weit und das Röckchen zu kurz, so dass er wegen ihrer Schneiderartigen Sitzhaltung, die sie oft anwendete, ohne Probleme auf ihr Höschen sehen konnte. Er fragte sich ob sie das absichtlich tat um ihn zu provozieren oder ob es ihr nicht bewusst war das so mancher deswegen auf schändliche Gedanken kommen konnte. Seine Mimik verkühlte, denn sein eiskaltes Herz konnte dieses Kind mit ihrer naiven Art scheinbar nicht beeindrucken.

Er wendete sich kurz ab und ging auf einen kleinen Schrank zu, dessen oberste Schublade er öffnete. Darin befand sich ein Päckchen, das mehrfach umschnürt war. Er hatte es erst vor kurzen dort versteckt und kannte den Inhalt. Er nahm es heraus und warf es der jungen Halbelfin zu, die es überrascht auffing. „Was ist das?“, fragte sie, doch Diron schwieg und ließ ihre Neugier walten. Als sie das Päckchen öffnete fand sie daran frische neue Kleidung in ihrer Größe vor.

„Zieh das an. Ich wünsche nicht das du so herumläufst, klar!“, mahnte er sie grob. Er bemerkte zunächst gar nicht wie sehr sich Alexandras Augen weiteten als sie ihre neuen Kleider in den Händen hielt.

„Danke! Vielen Dank!“, erwiderte sie glücklich, doch Diron erwartete keinen Dank. Nur einen Augenblick später blieb ihm wieder vor Erstaunen der Atem stehen als sich das Mädchen völlig ungeniert ihrer alten Kleider entledigte und sie unbändig durch die Luft warf. Leicht resignierend schüttelte er den Kopf und sah bedächtig nach unten. „Was ist das nur für ein Kind?“, fragte er sich grummelnd.

Schon nach wenigen Momenten stand sie eingekleidet vor ihm und blickte erfreut an sich herab. „Es sind ja die gleichen Sachen die ich anhatte als ...“, sagte sie erstaunt, bevor er sie einfach unterbrach. „Es ist eine Nachbildung der Sachen die du getragen hast als wir dich gefangen nahmen. Bilde dir nichts drauf ein.“, meinte er kühl, was die kleine Halbelfe trotzdem nicht daran hinderte ihm ein freundliches Lächeln zu schenken.

Nun trug sie wieder ihre ursprüngliche kurze blaue Hose und ihr beiges Oberteil, von dem sie gar nicht die Finger lassen konnte. Ihr war nicht klar dass er ihre Kleidung mit einem kleinen Zauber versehen hatte, so dass er sie jederzeit aufspüren konnte, falls sie flüchten wollte. Allerdings war sich Diron einen Moment lang selbst nicht mehr sicher ob dies der einzige Grund war, ihr ihre alten Sachen wieder zu geben. Er verwarf diesen Gedanken wieder, da er sich zunächst um Wichtigeres zu kümmern hatte.

Shougun war mit seinen geheimen Plan einverstanden und hatte sich vorerst nach Amn in seine Bergfestung zurückgezogen. Er spürte dass seine Zeit bald kommen würde, denn der Yuan-Ti ahnte nicht dass auch er nichts weiter als eine Marionette für ihn war.

Plötzlich erleuchtete eine Glaskugel auf einen Tisch des Zauberers, worauf er vorsichtig an diese herantrat. Nach und nach bildeten sich Farben darin bis ein klares Bild entstand. „Seid gegrüßt, alter Freund. ’Er’ möchte wissen ob alles nach Plan verläuft.“, erklang auf einmal eine leicht verzerrte Stimme. „Ihr könnt beruhigt sein, Derryl. Alles läuft genauso so wie es soll.“, antwortete er grinsend und schielte beiläufig zu dem Halbelfenmädchen herüber. „Fein! Du weißt das du dir kein Versagen erlauben solltest.“, gab der Fremde nüchtern zurück. „Keine Sorge, ich kriege schon das was wir brauchen. Erfülle du lieber deine Mission.“, erwiderte er ihm schroff und brachte die Kugel zum erlöschen, womit das Gespräch ein schnelles Ende fand. Alexandras Blick nahm eine fragende Form an, denn sie begriff nun gar nicht mehr was der Magier eigentlich vorhatte und welche Ziele er verfolgte.
 

Mit wilden Kampfgeschrei demonstrierte Jason seine Kräfte an einen Baumstamm. Mit wenigen Anweisungen in Sachen Körperbeherrschung und Konzentration, hatte er sich gesteigert, was selbst Meister Fiyu sehr erstaunte. Immer wieder linste er zu Zelda herüber, die mit einigen Luftkickübungen gegen einen Beutel, der am Ast eines Baumes angebunden war, ihre Beweglichkeit steigerte und dabei immer wieder interessante Einblicke unter ihr knappes Kleid ermöglichte. Schon fast Spagatartig wirkten ihre Tritte, so das dem alten Greis sich nur mühsam einen lechzenden Blick verkneifen konnte. Er schniefte einmal tief ein und wendete sich fortan wieder seinem eigentlichen Schüler zu.

„Hör nun auf!“, rief er ihm zu, worauf er seine Übung beendete. „Du bist äußerst talentiert, Junge, aber in dir steckt noch viel mehr Kraft als du wahrhaben willst.“, fügte er an. Betrübt senkte Jason seinen Kopf, denn er wusste was er damit meinte. „Ihr meint mein Berserkerblut ...“, sagte er leise. „Ja, du musst lernen diese Kraft zu deiner Waffe zu machen. Du musst lernen sie einzusetzen wenn es nötig ist und nicht erst wenn du wütend wirst.“, erwiderte sein Lehrer streng. „Aber wenn ich mich in einen Berserker verwandele laufe ich Gefahr meine Selbstkontrolle zu verlieren! Ich könnte auch meine Freunde versehentlich angreifen. Das wisst Ihr doch.“, protestierte er, doch der alte Mann wank schmunzelnd ab. „Ich kenne dich, Jason. Du wirst es schaffen. Du hast das Potential dazu. Lerne dich zu konzentrieren. Dein Kampf fängt immer hier oben an.“, erwiderte er ihm und deutete auf seine Stirn.

Zelda war nicht entgangen was man ihren Gefährten aufgetragen hatte zu tun, so das auch sie ihre Übung unterbrach und besorgt zu ihm herüber sah. Durch die letzten Niederlagen, so merkte sie, wurde sein Stolz scheinbar viel mehr verletzt als sie zunächst gedacht hätte.

„Also los! Zeig mir was in dir steckt! Fokussiere dich!“, rief Meister Fiyu den jungen Kämpfer zu, worauf dieser konzentriert seinen Kopf absenkte und all seine Muskeln anspannte. Noch nie war es ihm gelungen sein Berserkerblut ohne solche Gefühle wie Angst, Hass oder Erregung zu aktivieren. Unsicher trat seine Gefährtin ein paar Schritte zurück als er plötzlich aus ganzem Halse zu schreien begann. Immer weiter und immer stärker spannte er seine Muskeln an, während seine Puppillen auf einmal äußerst klein wurden und seine Adern pulsierten. „Ja, du schaffst es!“, feuerte ihn sein Meister an, bevor Jason Sekunden später noch ein weiteres mal aufschrie. Als seine Muskeln und sein ganzer Körper anwuchsen war klar das er es geschaffte hatte, doch lange währte dieser Zustand nicht, denn schon nach wenigen Sekunden brach er zusammen und er verwandelte sich zurück. Keuchend und schwitzend stütze er sich vom Boden ab, während Zelda besorgt zu ihm eilte.

„Das war gut, Junge. Du musst deinen Geist trainieren, denn erst dann hast du dein Blut unter Kontrolle. Dann wärst du ein ebenwürdiger Gegner für mich.“, gratulierte ihm sein Lehrer und half ihm auf. „Ich will es noch mal versuchen!“, sagte er plötzlich und stieß sich frei. „Was? Aber du bist noch erschöpf!“, mahnte ihm die schöne Waldläuferin. Zustimmung fand sie in Meister Fiyu der dem jungen Mann mit seinem Krückstock einen Klaps auf dem Kopf gab. „Sie hat recht. In deinem Zustand ist das Lebensgefährlich. Du machst erst mal eine Pause!“
 

Grummelnd schälte Larissa währenddessen eine Kartoffel nach der anderen. „Pah, während die sich kloppen muss ich das Essen zubereiten – wie undankbar.“, murrte sie leise vor sich hin. Wütend wandte sie sich zu Shane der gerade dabei war ein wenig zu meditieren. „Hey, Shane. Wo ist eigentlich Kyren? Sie soll mir gefälligst helfen!“, fauchte sie ihn an und somit aus seinem Zustand heraus. „Hm ... Zuletzt habe ich sie gesehen wie sie zu den Wasserfällen gegangen ist.“, antwortete er nachdenkend. „Dann such sie und bring sie her. Gar nicht auszudenken was ihr alleine zustoßen könnte.“, befahl die junge Priesterin förmlich. Grummelnd leistete er ihren Worten folge und machte sich auf den Weg, doch kaum war er fort, traf es sie wie ein Blitz. „Bin ich denn total blöd ... Shane und ich ... wir waren ganz alleine ... und ich schicke ihn auch noch weg?“, stotterte sie und kippte heulend um. „... Shane komm wieder her!“, jammerte sie ihm vergeblich hinterher, aber ihr Ruf war umsonst, so das sie sich deprimiert ihren Kartoffeln zuwendete und weiterschälte.
 

Nachdenklich sah Shane in die Baumkronen des Waldes hinauf und döste gedanklich vor sich hin. Irgendwie beschäftigten ihn noch immer Dirons Worte und die Frage ob es ihm wohl gelingen würde seine Schwester zu befreien. „Toll, Larissa degradiert eine kleine Prinzessin zum Kartoffelschälen, statt mich zu fragen. Frauen ...“, murmelte er in sich hinein und stupste einen kleinen Stein vor sich her. Sorglos näherte er sich dem Wasserfall zu dem die kleine Elfe unbedingt wollte, denn er hatte nicht das Gefühl das ihr etwas passiert sein könnte. Als er aus dem dichten Wald heraustrat offenbarte sich ihm eine wunderschöne Lagune, wo die schönsten Pflanzen wuchsen und klares, reines Wasser sich in einem Becken vor ihm aufstaute.

Plötzlich bemerkte er an einen kleinen Ast direkt neben sich Kyrens Sachen hängen Er fragte sich ob sein Gefühl ihn doch getäuscht hatte und ihr vielleicht etwas zugestoßen war. Panisch musterte er die Gegend nach seiner kleinen Gefährtin ab bis sein Blick zum Wasserfall schweifte.

Ihm klappte die Kinnlade herunter als er sie dort splitternackt unter einen dünneren Strahl des Wasserfalls stehen sah. Ganz offensichtlich genoss sie das erfrischende Nass, denn sie summte mit ihrer sanften Stimme eine fröhliche Melodie vor sich hin, die sogar einige Vögel und Eichhörnchen aus den Baumkronen herunterlockte. Obwohl er sie nur von hinten sah, begann sein Herz wie wild zu schlagen und binnen weniger Sekunden schoss ihm eine verräterische Röte in Gesicht. Sie schien ihn nicht bemerkt zu haben und dies verwirrte ihn noch mehr. Sein Köper wollte ihn nicht mehr recht gehorchen so das er völlig außer Kontrolle rückwärts in den Wald hinein stolperte. In Panik versteckte er sich hinter einen dicken Baum und starrte stur in den Himmel. Er atmete vor Aufregung so hastig als ob er gerade einen Marathon gelaufen wäre und senkte seinen Blick wieder zur Erde. „Nein! Das ist nicht passiert! Ich habe nichts gesehen! Das ... habe ... ich ... nicht ... gesehen ...!“, predigte er sich selber ein und krallte sich nervös in die Baumrinde, bevor er kraftlos am Baum zu Boden glitt und seine Knie anwinkelte. Er seufzte tief und versuchte vergeblich er zu vergessen was ihm gerade wiederfahren war. Er saß noch eine Weile so da und wartete bis sein Herz sich wieder beruhigte. Nachdenklich grub er seinen Kopf zwischen die Arme und starrte ziellos vor sich hin. Etwas längst Vergessenes schien wieder in ihm aufzukeimen und es fühlte sich seltsamerweise genauso gut wie giftig an. „Sie ist … süß ... wieso nur ...“, seufzte er bedächtig vor sich hin, bevor er sein Gesicht vollends in seinen Armen vergrub. Noch nie in seinem Leben hatte er sich so schuldig und verdorben gefühlt.
 

Shougun hatte es sich inzwischen in seinen Thron gemütlich gemacht. Schon lange hatte er seine Bergfestung nicht mehr besucht. Um sie herum ging es tief in eine Schlucht hinab und nur eine Brücke gewährte Fremden zutritt zu diesen Gemäuer.

Ursprünglich, so dachte der Yuan-Ti zurück, gehörte dieses alte Schloss einem Fürsten der Menschen, aber vor einiger Zeit hatte er es erobert und alle Einwohner auf grausame Art und Weise getötet. Voller wohlwollen dachte er an diese schreckliche Tat zurück. Noch einmal rief er sich die panischen Schreie ins Gedächtnis und grinste selbstzufrieden vor sich hin. Er war sich sicher das dies nicht die letzten Menschen sein würden die qualvoll in den Tod schicken würde. Leaths Niederlage hatte er persönlich durch die List mit dem Ankheg und seinen magischen Geschossen besiegelt und den Tarraske-Mutanten hatte Diron für ihn beseitigt.

Trotzdem fragte er sich warum es dem Nekromanten nicht gelungen war die Elfe zu fassen, aber die Versprechen, die er ihm gemacht hatte ließen diesen Gedanken schnell in Vergessenheit geraten. Er glaubte dass der Magier sich nie gegen ihn auflehnen würde, da er selbst um einiges mächtiger als er war. Letztendlich war Diron auch nur eine Marionette für ihn, die früher oder später den Tod finden würde. Nachdenklich kreuzte er seine Finger ineinander und ließ seinen kranken Gedanken weiter freien Lauf.
 

Als die Abendsonne Einzug hielt, legte Zelda gebannt ihre Hände auf ihre Brust und auch Meister Fiyu war gespannt ob es Jason schaffen würde, sich dauerhaft Kraft seines Willens in einem Berserker zu verwandeln. Seine Motivation war einmalig, denn er hatte sich für den Fall das es ihm gelingen würde fest vorgenommen Zelda seine Liebe zu gestehen. Er spürte dass dies der richtige Zeitpunkt war und schloss seine Augen. Vorsichtig trat sie von ihm zurück und gesellte sich zu seinem Meister in sicherer Entfernung. Nun war der Augenblick gekommen es ein weiteres mal zu versuchen und beide drückten ihm fest die Daumen. „Hör auf deine Atmung, hör auf deine innere Stimme, konzentriere dich, spüre das Blut, bleibe im Einklang.“, predigte seine alter Meister auf ihn ein. Sekunden der Ruhe vergingen in denen Jason tief in sich ging. „Ich schaffe EEEEEEES!“, schrie er plötzlich lauthals heraus und kniff seine Augen fester zu. Sein Schrei schreckte einige Vögel auf die daraufhin davonflogen, doch dann herrschte eine totenstille.

Für einen Moment traute er sich gar nicht seine Augen zu öffnen, aber als er sich schließlich dazu durchrang und an sich herabsah, merkte er dass die Verwandlung geglückt war. Er spürte die Kontrolle über sich selbst, obwohl das Blut in seinen Adern pochte. Jubelnd riss er die Arme in die Luft und sprang auf, während Zelda mit kleinen Freudentränen auf ihn zugerannt kam. Nur Augenblicke später umarmte sie ihn freudig. „Du hast es geschafft. Du hast es geschafft, Jason!“, meinte sie überglücklich und auch Meister Fiyu applaudierte. „Ich habe es geschafft, Zelda. Ich habe in mich gesehen. Ich wusste, wenn ich das schaffe, dann schaffe ich es auch …“, sprach er mit ruhiger Stimme, bevor seine Worte kurz verstummten. „Was schaffst du auch?“, wollte sie daraufhin wissen. „Dich mit jeder Faser meines Körpers und mit reinen Gewissen zu beschützen. Du hältst immer zu mir, unterstützt mich und siehst über meine Fehler hinweg. Deine Augen sehen in mir mehr als ich mir je bewusst war. Manchmal glaube, ich hätte dich nicht verdient, weil du so wunderschön bist, aber dann lächelst du mich einfach an und alle Zweifel sind wie weggeblasen. Ich … ich liebe dich, Zelda.“, fuhr er mit leiser Stimme fort. Zeldas Augen weiteten sich vor Freude. Sie hatte zwar nicht mit einer Liebeserklärung gerechnet, aber sie brauchte nicht lange in ihr Herz zu sehen, um zu erkennen, dass er ihr ebenso viel bedeutete. „Ich … Ich liebe dich auch, Jason.“, erwiderte sie, wobei ihr etwas Röte in die Wangen schoss. Jason wandelte sich ohne Schmerz zurück. Beide umarmten sich noch eine ganze Weile, bevor sie schließlich in einem tiefen Kuss versanken. Meister Fiyu lächelte glücklich und wendete sich höflich ab.
 

Tags darauf verabschiedete sich Jasons alter Meister wieder. „Gute Reise, Kinder. Passt auf euch auf. Ich muss euch nun verlassen. Meine Enkelin erwartet ein Kind und ich wäre sehr gerne bei der Geburt dabei.“, sagte er und erhob sich, nachdem er das Abendmahl zu sich genommen hatte. Hastig schrak Jason auf und nahm danken seine Hand. „Vielen Dank für Eure Hilfe. Ich verspreche mich noch weiter zu verbessern bis ich irgendwann der Stärkste auf Erden sein werde.“, meinte er begeistert, auch wenn er einen erschöpften Eindruck machte.

Auch wenn er wieder aus seinem Leben verschwand, so hatte nicht nur er bei ihm einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Der junge Mönch war sich nun sicher Bell besiegen zu können und war wieder bester Dinge. Überraschend umarmte ihn Zelda von hinten und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Schön das du wieder der alte bist.“, rechtfertigte sie ihre Aktion lächelnd. „Danke, Zelda. Danke für deine Geduld und dein Verständnis.“, erwiderte er gerührt und hielt ihre Hand fest in seiner. Die beiden vergaßen dass sie nicht ganz alleine waren und auf einmal ein paar neugierige Blicke ihrer Gefährten ernteten. „Öhm ... ich denke ... wir ... wir gehen mal kurz weg ...“, stotterte Jason schwitzend als er sich bei seinen Streicheleinheiten ein wenig zu beobachtet fühlte und seinen Freunden doch schon ein breites Grinsen im Gesicht stand. „Ja, gute Idee, glaube ich.“, meinte Kyren kichernd. „Sie haben sich gefunden. Wie romantisch!“, schwärmte Larissa mit glänzenden Augen. „Wer hat es euch gesagt?“, fragte Zelda leicht verlegen, worauf die kleine Elfe Meister Fiyu erwähnte. Innerlich seufzend wünschte sich Larissa ebenfalls eine solch liebliche Umarmung von Shane herbei, doch dies, so musste sie einsehen, war bisher nur Wunschdenken.

„Wie ist das wohl verliebt zu sein?“, fragte Kyren als sie ihren beiden Freunden nachsah, die sich nun in lieblicher Umarmung zurückzogen. Sie ahnte nicht dass die junge Helm-Priesterin diese Frage auf eine ganz besondere Art beantworten würde als sie sich um sie schlang und ihre Hand auf ihr Herz legte. „Hier entsteht die Liebe, Kyren. Du wirst sie erkennen wenn sie da ist. Glaub mir.“, flüsterte sie ihr lieblich ins Ohr, so das sie sogar ein wenig Röte in die Wangen stieg. „Hab ich nicht recht, Shane?“, hakte Larissa schmunzelnd nach. „Ja, ich vermute schon.“, erwiderte er leise und versuchte unauffällig seinen Blick von der jungen Elfe abzuwenden.

Für diesen Moment vergaßen die Abenteurer einmal die Sorgen, die sie während ihrer Reise begleiteten. Niemand ahnte dass das bevorstehende Gebirge noch viel größere Gefahren bereithielt als nur seine tiefen und dunklen Schluchten ...

Folge 18: Abenteuer im Gebirge

Folge 18: Abenteuer im Gebirge
 

Kühle Gebirgswinde durchzogen die Schluchten und Berge des amnischen Hochgebirges. Kahle und steinige Klippen prägten die Gegend, so dass es schier unmöglich schien in dieser trostlosen Landschaft zu überleben. Nur einige Raben umkreisten wie Geier die Türme einer Feste, die fast unwirklich, wie eine Bastion zwischen den Bergen emporragte. Allein der Anblick dieser Burg, ließ nicht erahnen welche Schrecken sich bisweilen darin abgespielt hatten.

Zielstrebig kroch eine Schlangenwache vor Shougun und verbeugte sich untertänigst. „Herr, die Elfe ist nun unterwegs. Es läuft alles nach Plan.“, berichtete sie und entlockte ihm somit ein zufriedenes Schmunzeln.

Selbstzufrieden lehnte er sich zurück, nahm ein Glas Rotwein zu sich und dachte einen Augenblick lang nach. „Sehr gut, doch zuvor will ich mir noch einen Spaß mit ihnen erlauben.“, meinte er und während er grinsend sein Weinglas schwang, in dem sich seine hässliche Fratze spiegelte.
 

Mühsam kletterten Kyren und ihre Gefährten einen steilen Gebirgshang herauf. Es war nicht der erste Hang den sie zu meistern hatten, obwohl es einfacher gewesen wäre den vorgefertigten Pfad zu nehmen. Dennoch mied man diese Route, nicht nur um Zeit zu sparen, sondern auch um nicht unnötig in die Hände diverser Räuber zu geraten, die auf diesen Pässen gelegentlich Reisenden auflauerten. Der Hang, den sie heraufkletterten, war nicht schwierig und bot genügend Stellen zum Halt oder um kurz zu pausieren.

Neidisch sah Larissa aufwärts zu Jason, der Zelda auf seinen Rücken nach oben trug. Sie fragte sich ob Shane ihr wohl den selben Gefallen tun würde, doch man befand sich bereits beim Aufstieg und so war es zu spät um zu fragen. Dennoch hätte sie gerne die Gelegenheit genutzt um sich einmal an seinen Körper zu schmiegen. Ganz in ihre Schwärmereien versunken verpasste sie fast den Anschluss und fiel etwas zurück.

Mit einem gewaltigen Satz erreichte Jason schließlich das Ende des Bergstückes. Ohne ein Anzeichen von Schwäche setzte er seine Begleiterin ab und überschaute seinen Standpunkt, der eine hervorragende Aussicht bot. Keuchend klammerte sich Kyren währenddessen an einen größeren Felsvorsprung, der ihr ein wenig Rast ermöglichte. „Ist das anstrengend. Hätten wir nicht lieber einen normalen Weg wählen können?“, japste sie erschöpft. Als sie nach unten blickte bemerkte sie erst wie viel Höhe sie bereits zurückgelegt hatte und obwohl es sie leicht schwindelig machte, trieb sie auch an, endlich am Ende des Hanges anzukommen.

„Komm schon Kyren, es ist nicht mehr weit. Nur noch ein paar Meter und es ist geschafft.“, feuerte sie Zelda von oben an. „Das sagst du so leicht. Dich hat man ja getragen. Ich kann einfach nicht mehr!“, jammerte sie und legte einen traurige Miene auf, in der Hoffnung das sich vielleicht Jason erbarmen konnte sie die restlichen Meter hoch zutragen. Der Blick der Waldläuferin schweifte auch zu Shane und Larissa die nacheinander nur leicht hinter dem Elfenmädchen lagen. Als sie ihre drei Gefährten so sah kam ihr eine Idee wie sie diese vielleicht doch noch etwas mehr motivieren konnte um diese Bergpassage zu überwinden. „Hey Shane! Wenn ich es nicht besser wüsste würde ich sagen du nutzt deine Position aus um Larissa in den Ausschnitt und Kyren unters Röckchen zu gucken.“, rief sie auf einmal breit grinsend hinunter, worauf alle drei verdutzt aufschraken. Verdutzt blickte er kurz nach oben und unten, um ihre Behauptung zu prüfen. Er musste feststellen das sie sogar recht hatte, auch wenn er sich bisher nur auf die Felswand konzentriert hatte. Von einer Sekunde zu anderen lief er knallrot an und wusste vor Schreck nicht wohin er nun schauen sollte. Verschreckt blickten Kyren und Larissa ihren Kameraden an. „Ahhhh, das darf doch nicht wahr sein! Sie hat recht!“, kreischten beiden gleichzeitig und sprinteten errötet in Windeseile den Berg hinauf.

„Seht ihr, und schon seit ihr oben.“, merkte Zelda breit grinsend mit erhobenen Zeigefinger an. „D-Das war nur ein Trick?!“, schnaufte Kyren empört. Shane, der sogar von Larissa überholt worden war, fand diese Aktion gar nicht so lustig. „Zelda!“, rief er erzürnt als er wenige Augenblicke später angekommen war. „(Mist) ... ähm ... ja?“, stotterte sie schwitzend und trat ein paar Schritte zurück. „Das ist ja wohl die Höhe! Ich habe überhaupt nichts dergleichen getan.“, schimpfte er wütend.

„Wer weiß. Vielleicht hatte ich ja sogar recht, denn du bist ja jetzt eben doch recht flott oben gewesen.“, konterte die Menschin frech und streckte ihm die Zunge raus. „Unsinn! Shane würde so etwas nie tun.“, mischte sich Kyren ein, die noch immer leicht errötet war, doch Jason wusste den Disput zu beenden. „Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss, nicht wahr, Shane?“, warf er belehrend ein und zog den Halbelfen grinsend zu sich heran.

In diesem Moment fiel Kyren erst auf dass er sie in letzter Zeit sowieso recht wenig beachtet hatte, ja sogar den Blickkontakt mit ihr mied. Seit dem Treffen mit Meister Fiyu verhielt er sich anders, so das sie sich fragte was wohl mit ihm los war. „Pah, denkt doch was ihr wollt!“, ärgerte sich ihr Gefährte und ging beleidigt weiter, während ihm Zelda kichernd hinterher sah. Die Aktion hatte in ihm die Erinnerung an Kyren unter dem Wasserfall geweckt, was sein Unwohlsein nur noch mehr verstärkte.

Als Zelda sich nach Larissa umdrehte merkte sie dass diese in ziemlich abwesender Haltung verharrte. „Was ist denn, Larissa? Es war doch nur ein Spaß.“, meinte sie, in der Annahme sie verstört zu haben. „Er hat mir in den Ausschnitt gesehen. Das heißt er findet mich attraktiv.“, brabbelte sie heimlich vor sich hin und begutachtete immer wieder ihre Oberweite. „Wah! Larissa! Ich wollte dich doch bloß den Berg hochbringen ...“, jammerte sie entnervt zurück, während es sie von den Füßen riss.
 

Nach einer Weile kamen sie an eine Wegkreuzung, die in zwei Richtungen wies. Nachdenklich sah Jason auf einen Wegweiser und versuchte die leicht veraltete Schrift zu entziffern. Es stellte sich heraus das beide Pfade zum gleichen Ort führten, auch wenn der rechte weit steiler und schwerer zu passieren war, während der linke durch eine Schlucht verlief. Nach kurzer Überlegung schlug man den rechten Weg ein, da dieser als kürzerer Weg gekennzeichnet war. Shane kam ein mulmiges Gefühl auf, denn auch wenn er den kürzeren gewählt hatte, gab es sicher noch einen anderen Grund warum es zwei Wege gab die aus dem Gebirge herausführten.

Sein Gefühl sollte ihn nicht täuschen, denn schon nach wenigen hundert Metern, spürte er etwas Merkwürdiges. „Wartet! Irgendetwas ... stimmt nicht!“, rief er nervös und ließ seine Augen um sich schweifen. Die Gruppe hielt einen Moment lang inne hielt und sah sich um. Auch die kleine Elfe zuckte kurz zusammen, als sie eine merkwürdige Energie spürte. „Da oben!“, schrie sie plötzlich und deutete auf eine riesige Energiekugel am Himmel, die direkt auf sie zuflog. „Was ist das!“, kreischte Larissa ängstlich.

Panisch versuchte sich jeder durch einen gewagten Sprung in Sicherheit zu bringen, doch sie hatten das fremde Objekt zu spät entdeckt. Mit einer gewaltigen Explosion schlug es direkt hinter ihnen ein und schleuderte sie weit davon. Alles was man noch sah war ein grelles Licht dass das Areal überdeckte.
 

Kyren glaubte ihr Körper würde zerfetzt werden, so stark war die Druckwelle der Explosion. Völlig hilflos wurde sie durch die Gegend geschleudert und stürzte in Richtung des anderen Pfades. Als sie merkte wie tief sie wohl fallen würde, fürchtete sie ihr Ende, doch zu ihrer Überraschung bremsten dicht bewachsenen Bäume ihren Sturz ab. Trotzdem war jeder Ast den sie durchschlug, jedes Blatt das sie mit sich riss, noch Schmerzhaft genug um sie beschadet am Boden aufprallen zu lassen. Kaum gelandet, fiel auch noch Larissa auf sie und hämmerte sie ein weiteres mal am Boden fest. Als auch Zelda auf die beiden jungen Mädchen stürzte war das Unglück der Elfe perfekt. „Welch Schmerz ...“, jammerte sie tränenreich.

„Argh. Was war das?“, fragte Zelda und fuhr sich vorsichtig über den Kopf, worauf sich die junge Helm-Priesterin zu Wort meldete. “Hör zu, ich mach dir einen Vorschlag. Wenn du von mir runtergehst und deinen Busen aus meinen Gesicht nimmst, erklär ich es dir.“, murmelte sie aus dem Mädchensandwich hervor.

„Oh, tut mir Leid.“, erwiderte sie verlegen und befreite sie aus ihrer misslichen Lage. Nach ihr konnte auch Kyren wieder aufstehen, die sich noch etwas den Rücken hielt. „Danke, ich versteh gar nicht was an euch Menschen so viel wiegt ...“, keuchte sie erleichtert.
 

Es dauerte eine Weile bis sich der Rauch der Explosion verzog. Verzweifelt sah sich Shane nach seinen Freunden um, wobei er sich mehrmals im Kreis drehte, doch alles was er sah war herabfallender Staub.

Der Wind des Gebirges trug auch den letzten Qualm hinfort und legte einen riesigen Einschlagskrater frei, den das Geschoss verursacht hatte. Dieser war so groß das er nicht nur den kompletten Pfad zerstört hatte, sondern auch teile des Berges, den sie zuvor hinaufgegangen waren. Am Rand des Loches entdeckte er schließlich Jason, der noch bewusstlos schien. Gerade als er ihm zu Hilfe eilen wollte, rappelte sich der junge Mensch jedoch auf. „Jason! Alles in Ordnung?“, fragte er sicherheitshalber nach, worauf er ihm kurz entgegennickte. „Ja, ist noch alles dran, denk’ ich.“, antwortete er und klopfte sich den Dreck von der Kleidung. Aber so sehr er sich auch freute seinen Kameraden zu sehen, umso mehr Sorgen machte er sich doch um Kyren und die anderen. Ängstlich schweiften seine Blicke um sich, aus Angst ihnen könnte etwas passiert sein.

Auch Jason teilte seine Sorge als er sich umsah. „Wo ist Zelda?! Wo sind die Mädchen?!“, schrie er panisch. „Ich weiß nicht. Sie sind weg.“, erwiderte er ihm nervös. „Sag mir nicht, dass sie tot sind ...“, stotterte Jason und sah den Abgrund hinab. Shane erinnerte sich das ihm sein Vater einst beigebracht hatte die Aura eines jeden Lebewesens über weite Entfernungen zu spüren und auch wenn er dies auf große Distanzen schon seit Jahren nicht mehr gemacht hatte, so war es seine einzige Hoffnung. Ungläubig starrte Jason seinen Freund an, der seine Augen schloss und sich zu konzentrieren begann. Es vergingen einige Momente bis er schließlich wieder etwas sagte und die Augen öffnete. Jedoch bildeten sich Falten auf seiner Stirn als er seine Suchphase beendete hatte.

„Nein, sie leben noch. Ich kann ihre Präsenz noch spüren. Es ist nur merkwürdig das ich ihre Präsents sowohl ganz in meiner Nähe spüre als auch dort unten auf dem anderen Pfad.“, sagte er und schweifte mit seinen Blick zur Schlucht. „Da ist doch was faul ...“, dachte sein Gefährte laut und rieb sich das Kinn. „Ja, eine äußerst merkwürdige Flugrichtung, selbst wenn sie bei der Explosion so weit davon geschleudert wurden.“, stimmte er ihm zu. Viel mehr interessierte ihn jedoch, was sie überhaupt getroffen hatte.
 

„Was sagst du? ZAUBEREI?“, kreischte Zelda laut auf, als Larissa ihr ihre These unterbreitete warum es sie in diese Gegend verschlagen hatte. Trotzdem schien es für sie die einzig logische Erklärung zu sein warum man trotz der immensen Höhe so verhältnismäßig sanft auf den Boden gelandet war, ohne dabei mehrere physikalische Gesetze zu brechen. „Ganz, klar. Das war kein gewöhnlicher Energieball der uns da versucht hatte zu treffen. Er war voll und ganz darauf aus uns von den tollen Shane zu trennen.“, verkündete sie noch einmal und erhob dabei selbstsicher ihren Zeigefinger. „... na wenn du meinst.“, tönte es zynisch von den ihren Begleiterinnen, die es bei diesen Worten nicht mehr auf den Beinen gehalten hatte.

Kyren fiel auf das die Gegend in der sie gelandet waren äußerst ungewöhnlich war. Es war zwar eigentlich helllichter Tag, aber nur wenig Licht drang durch die dichten Bäume, so dass die leichte Dunkelheit irgendwie unheimlich wirkte. „Wo sind wir hier nur?“, fragte sie sich. „Bäume, Pflanzen, Muttererde in dieser Höhe? Das kann doch gar nicht sein, oder?“, meinte Zelda skeptisch. Im selben Augenblick beschwörte die rothaarige Priesterin eine kleine Lichtkugel die die Gegend etwas erhellte. „So, Mädels. Das ist die Gelegenheit um zu beweisen dass wir auch gut ohne die Jungs auskommen können. Wenn wir zusammenhalten, sind wir bestimmt eher am Ziel als die anderen beiden.“, sagte sie und sprang auf einen kleinen Felsen um eine thronende Position einzunehmen. „Manchmal ist sie doch ein wenig merkwürdig, oder?“, flüsterten sich ihre Begleiterinnen darauf heimlich nickend zu.

Schließlich ließen sich die beiden überreden sich von ihr durch die Dunkelheit führen zu lassen, denn es war ja ihr Zauber der die Gegend erhellte. Kyren wunderte sich etwas, denn dieser Zauber wurde eigentlich nur von Magiern verwendet und nicht von Klerikerinnen. Immer mehr Ungereimtheiten fielen ihr auf, aber sie beließ es dabei sich keine weiteren Gedanken darüber zu machen.

Je weiter sie gingen, desto matschiger wurde auch der Boden, so dass sich ein leichtes Unbehagen unter ihnen breit machte. „Bist du sicher dass das der richtige Weg ist? Ich habe das Gefühl das wir auf Treibsand laufen. Außerdem denke ich das wir beobachtet werden.“, piepste die junge Elfe vorsichtig und schaute sich ängstlich um. „Ach nun hör auf, nur weil hinter jedem zweiten Baum glutrote Augen hervorleuchten, brauchst du doch keine Angst zu haben.“, meinte Larissa mürrisch und ging einfach weiter. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen sie ist von einen Dämonen besessen.“, fügte Zelda kopfschüttelnd bei und irgendwie machte sich in Kyren immer mehr das Gefühl breit das etwas nicht stimmte.
 

„Wer war doch gleich dafür diesen Pfad zu nehmen? Wir können nirgendwohin weiter!“, grummelte Shane vor sich hin. Nachdenklich spielte Jason mit seinen Fuß im Boden bevor er sich ebenfalls zu ihm gesellte. „Einfach hoffnungslos.“, seufzte auch er enttäuscht auf. Ihm fiel auf das Shane nachdenklich wirkte, so das er ihn vorsichtig anstupste. „Hey, ist irgendetwas? Du guckst so als ob du Gespenster siehst.“, sagte er in einen ruhigen Ton, als der junge Halbelf auf einmal aufschreckte. „Rakshasa!“, murmelte er ängstlich vor sich hin. „Ähm ... Gesundheit?“, erwiderte er ihm unsicher. „Blödsinn! Rakshasa - das sind Monster! Sie sind in der Lage solche Zauber zu erzeugen, die sogar ganze Landschaften verwüsten können! Aber vor allen sind sie in der Lage traumbedingte Illusionen zu erzeugen! Das würde auch einiges erklären.“, erwiderte er nervös. Erschrocken trat sein Gefährte ein paar Schritte zurück. „Das ist nicht möglich ...“, fauchte er in einen ungewöhnlichen Tonfall. „Das ist eine Illusion! Verdammt! Alles war von Anfang an eine Illusion! Das ist nichts weiter als ein Traum! Ich liege wahrscheinlich noch immer am Krater und träume das hier!“, schrie Shane erzürnt. „Was? Das ist doch Blödsinn, Junge. Du bist irre!“, erwiderte sein Freund erstaunt und trat weiter ängstlich zurück. „Ach ja? Dann könnte ich das hier nicht tun ...“, meinte er grinsend und zog sein Zweihänder aus der Fassung, wohlwissend das er das Schwert gar nicht führen konnte, da sich Carsomyr nur von einen Menschen oder einen Paladin mit extrem reinen Herzen halten ließ.

Plötzlich zerfiel die Gegend um ihn herum zu Staub und alles schien sich in bunten Farben aufzulösen. Völlig unbeeindruckt hielt er die Stellung und ließ sich ins Nichts fallen, als der Boden unter ihm verschwand.

Mit einem gewaltigen Wutschrei schreckte er schließlich auf und als er die Augen öffnete sah er wie ihn drei Rakshasa entgeistert anstarrten. Er hatte bisher nur von diesen Wesen gehört, doch nun sah er sie leibhaftig vor sich. Sie waren ziemlich lumpig gekleidet und trugen einen Krummsäbel auf den Rücken. Ein Turban bedeckte ihre raubtierartigen Kopf und doch wirkten sie fast human. Schnell merkte er dass er sich tatsächlich seit der Explosion nicht von Fleck gerührt hatte. Selbst Kyren und die anderen lagen träumend in seiner Nähe, was erklärte warum er ihre Auren in seiner Nähe fühlen konnte. „Wah! Der Halbelf ist clever!“, fluchte eines der Monster und zog sein Schwert. „Ihr Bastarde! Was habt ihr vor? Was soll das Ganze?“, fauchte er ihnen entgegen und sprang auf. „Pah, Shougun hat uns gewährt euch nach belieben zu quälen bevor wir euch ihm ausliefern sollen, doch du hast uns den Spaß verdorben, Halbelf!“, rechtfertige sich einer seiner Gegner. „Was? Shougun? Wer ist das?“, fragte er erneut in der Hoffnung in Erfahrung zu bringen wer sich eigentlich hinter diesen Namen verbarg. „Hah, er ist allmächtig. Niemand stellt sich im in den Weg. Er wurde zum mächtigsten Diener Bells auserwählt und du, Kind, wirst dich uns nicht länger in den Weg stellen.“, tönte eines der Monster, das darauf mit gezückten Krummsäbel auf den scheinbar wehrlosen Jungen zustürmte, doch der wich völlig unbeeindruckt mit einen Schritt aus und gab seinem Gegner einen kräftigen Tritt, der ihn in die tiefe Schlucht hinabstolpern ließ. Der Rakshasa schrie und verstummte als ein dumpfer Aufprall sein Ende andeutete. Erschrocken zuckten seine Artgenossen zurück, doch auch er selbst erschrak, wie leicht es war seinen ersten Angreifer auszuschalten.

„Bleib weg, Junge, oder deine Gefährten werden es bereuen. Bis jetzt träumen sie noch relativ harmlos. Es dauert zwar eine Weile bis sich ihre Träume zu wahren Alpträumen entwickeln, aber wenn wir nachhelfen können wir das auch beschleunigen.“, drohte einer von ihnen und deutete auf seine schlafenden Freunde. Zähneknirschend gehorchte er diesen Forderungen, denn er hatte einmal von seinem Vater gehört dass selbst Träume und Illusionen von Rakshasas tödlich enden könnten.

Plötzlich tippte eine Gestalt einen der Wesen auf die Schulter um auf sich aufmerksam zu machen. Verwirrt drehte sich die Kreatur um und erblickte Jason hinter sich, der ausholte und ihm seine rechte Faust mit voller Wucht in seinen Unterleib schlug, was ihn ächzend zu Boden brachte. „Wie ... wieso ...“, keuchte es, während es versuchte sich mit letzter Kraft an der Kleidung des Menschens zu halten. „Pah, ihr solltet aufpassen was ihr einen Berserker träumen lasst.“, erwiderte er schroff und auch ein wenig selbststolz. Leider merkte keiner der beiden Jungen, wie der letzte Rakshasa die Gelegenheit nutzte um die schlafende Kyren als Geisel zu benutzen. „Verdammt! Es ist alles schiefgegangen. Wir haben euch unterschätzt. Aber das ist jetzt egal.“, brüllte die Kreatur und hielt der Elfe ein Messer an die Kehle. „Eure Illusionen mögen gut sein, aber nicht perfekt. Wenn du uns gehen lässt, verschonen wir dich.“, erwiderte junge Mönch kühn, bevor er einen Schritt in dessen Richtung trat. „Keinen Schritt weiter oder das Kind wird sterben.“, wies ihn der Rakshasa zurück. „Kyren!“, schrie Shane besorgt auf, ohne zu wissen dass er damit nur ein weiteres Unheil einleitete. „Ahh, wie ich sehe sorgst du dich um die Göre, Halbelf. Wie würde es dir denn gefallen wenn ich ihr ein paar ’schöne’ Träume verabreiche?“, meinte es hämisch. „Nein! Lass sie los, oder du wirst ... wirst ...“, schrie er besorgt zurück, wohlwissend das er nichts tun konnte, ohne ihr Leben zu gefährden. „Na was, Junge? Da bin ich ja mal gespannt. Kostprobe gefällig?“, provozierte das Monster ihn weiter und legte seinen Zeigefinger auf die Stirn des Elfenmädchens. Der Fingerkuppe des Rakshasas leuchtete kurz grün auf, worauf sich ihr Gesicht ängstlich verzog. Innerlich schien sie zu schreien, und doch wachte sie nicht aus ihrem Alptraum auf. „Hör auf sie zu quälen!“, drohte er erneut, doch dies beeindruckte das Monster nicht im Geringsten. „Das werde ich auch. Aber zuerst werde ich mir ein Portal öffnen und die Elfe mitnehmen. Shougun wird sicher stolz auf mich sein.“, erwiderte die Kreatur lachend und baute sich in aller Seelenruhe mit seiner freien Hand ein Portal auf, während es mit der anderen das Messer an ihre Kehle hielt.

„Und tschüss, ihr Menschlein ...“, posaunte der Rakshasa arrogant und ging langsam rückwärts in Richtung des Portals, die Elfe fest im Griff. Plötzlich zuckte er jedoch leicht zusammen, worauf dessen Augen von einem Augenblick zum anderen ganz kalt und leer wurden. Es wurde so schwach das ihm das Messer aus der Hand fiel und er von Kyren ablassen musste. Fast gleichzeitig sackten sie zu Boden, nur mit dem Unterschied das sich ein Pfeil in den Rücken des Monsters gebohrt hatte. Als es zu Boden fiel kam Zelda direkt dahinter zum Vorschein, die noch immer in der Pose verharrte aus der sie den Pfeil abgeschossen hatte. „Zelda!“, riefen ihre Gefährten erleichtert. „Kleiner Fehler, Rakshasa. Du hast vergessen meinen Traum zu halten, indem du Kyren gequält hast.“, meinte sie leicht erzürnt und legte den Bogen wieder ab. Es dauerte nur Sekunden bis auch Larissa und Kyren erwachten. „Ein Traum?“, fragte die kleine Elfe leise und rieb sich den Kopf. „Ja, aber keine Sorge. Es ist vorbei.“, tröstete sie Zelda, die ihr half aufzustehen. „Haben ... haben wir alle dasselbe geträumt?“, fragte sie mit schwacher Stimme.

„Öhm ... keine Ahnung. Normalerweise vergisst man seinen Traum nach ein paar Minuten wieder.“, meinte Shane und kratzte sich nachdenklich am Kopf. Erleichtert atmete die kleine Elfe noch einmal durch und rappelte sich schließlich auf. Sie war froh dass sie diesen Albtraum schnell vergessen würde, denn die Qualen die sie darin erlitten hatte waren einfach zu schrecklich als das sie sie in Erinnerung behalten wollte.

Niemand merkte dass sich Jasons Opfer durch das Portal davonschlich um vor Shougun Bericht erstatten zu können. Erst als sich das Portal plötzlich schloss erkannten sie ihre kleine Unaufmerksamkeit, so dass man den Flüchtenden nur überrascht hinter her sehen konnte. „Verdammt! Einer ist entkommen!“, ärgerte sich Jason.

Shane hatte das Gefühl das die Entscheidung über den Ausgang dieses Konflikts schon bald bevorstand. Dennoch fragte er sich warum diese Kreaturen so schwach waren, denn die Rakshasa kannte er als sehr mächtige und fähige Wesen. Eine schreckliche Vermutung tat sich plötzlich vor ihm auf, die seine Miene in Sorge fallen ließ.
 

Währenddessen kam der entkommene Rakshasa bei seinem Herren an und erstattete eiligst Meldung. „Herr, es ist schief gegangen. Der eine Mensch und der Halbelf ... wir haben sie unterschätzt. Ihr müsst aufpassen ...“, keuchte er und hielt sich am Bauch, doch sein Meister unterbrach ihn und stand lachend auf. „So so. Aber weißt du mein kleiner Freund, eigentlich ist mir das egal. Ich habe nie damit gerechnet das ihr es schaffen würdet diese Gruppe zu besiegen. Ihr drei seid fast noch Kinder und kaum in der Lage eine solch wichtige Aufgabe zu erledigen. Das Ganze war lediglich zu meiner Belustigung gedacht. Ich habe euch die ganze Zeit durch beobachtet und ich muss sagen die Show war gut.“, erklärte er sein ausgelassenes Verhalten. „Was? Ich verstehe nicht ...“, stotterte der Rakshasa verwirrt, doch als er sah das sein Meister seine Hand gegen ihn erhob war ihm klar, das ihm ein Zauber zuteil werden sollte, der ihm das Leben nehmen würde. Kurz darauf glühte der Saal hell auf und das Geräusch eines leblosen Körpers der zu Boden fiel schallte durch die Hallen. Ignorant wendete sich Shougun schließlich vom Kadaver seines Opfers ab. „Diron, ihr könnt nun gehen ...“, sagte er noch bevor er sich wieder in seinen Thron bequemte. Aus seinen Augenwinkeln erkannte er noch wie der Schatten des Zauberers den Saal verließ ...

Folge 19: Die Falle schnappt zu

Folge 19: Die Falle schnappt zu
 

Die Nacht war inzwischen über das Land hineingezogen und die ersten Sterne erleuchteten den Abendhimmel. Nachdenklich stand Shane, wachend auf einem Felsvorsprung und starrte in die weiten Gebirgstäler hinaus. „Was hast du?“, fragte Zelda besorgt, die ihm auf dem Weg zum nicht weit entfernten Nachtlager bemerkte. „Die Rakshasa, es waren nur Kinder ... er hat Kinder gegen uns aufgehetzt.“, murmelte er nachdenklich vor sich hin. „Kinder?“, erwiderte sie erstaunt, worauf er betrübt nickte. „Erwachse Rakshasa haben eine tiefere Stimme. Sie beherrschen Zauber, gegen die sogar erfahrene Priester keine Chance haben, sie sind hervorragende Schwertkämpfer, aber vor allen Dingen sind sie klüger. Die gegen die wir gekämpft hatten waren gerade mal so alt wie ich. Dieser Shougun kennt wirklich keine Skrupel. Es war für ihn wohl nur ein Spiel. Er ist Unberechenbar und Gnadenlos.“, erklärte er erzürnt. „Oh, ich ... wie schlimm ... ich hoffe du … kommst bald ans Lagerfeuer. Kyren und Larissa fragen schon nach dir.“, meinte sie und ging langsam weiter, jedoch nicht ohne noch einmal auf ihren Gefährten zurückzuschauen. „Ich komme gleich.“, rief er ihr noch hinterher. Ein letztes mal sah er in den klaren Sternhimmel auf und seufzte in sich hinein. Obwohl er nun schon eine Weile unterwegs war, konnte er seine Schwester bisher noch nicht retten. Ein Gedanke, der ihn traurig stimmte und tiefe schmerzvolle Erinnerungen in ihm hervorrief. Er fühlte sich hilf - und hoffnungsloser denn je.

Plötzlich vernahm er ein Geräusch, so dass er leicht aufschreckte. Ein kleiner Stein polterte etwas weiter links von ihm den Abhang hinunter an dem er stand. Er dreht sich um und entdeckte einen Mann in einer schwarzen Robe einige Meter neben sich. Sein Gewand wehte harmonisch im Wind und es schien so als ob er keinerlei aggressive Handlungen vorhatte. Schnell erkannte er den Mann wieder, der sich ihm bereits als Diron X’elsion vorgestellt hatte. „Was willst du?“, fauchte er ihn misstrauisch an, doch sein Gegenüber blieb ruhig „Du klingst erregt. Dabei bin ich doch im Grunde auf deiner Seite.“, tönte er kühl zurück. „Pah, und das soll ich Euch glauben? Nur weil Ihr Kyren vor den Tarraske-Mutant gerettet habt, werdet Ihr noch lange nicht mein Vertrauen genießen.“, erwiderte er trotzig. „Verständlich, dass du so reagierst, junger Halbelf. Doch, mein lieber Shane, ich habe dir etwas zu sagen, was deine Meinung vielleicht ändert.“, meinte Diron und trat ein paar Schritte näher. „Ich weiß, was dich zu dieser Reise bewogen hat. Normalerweise ist dir Bell doch völlig egal, hab ich nicht Recht? Ihren Anhängern ist wohl ein kleiner Fehler unterlaufen, denn sonst würdest du hier wohl gar nicht stehen. Sie haben leider deine Schwester entführt und dich damit zu ihren Feind gemacht. Nun, was würdest du sagen, wenn ich dir erzähle das ich Alexandra bei mir habe ...“, fuhr er fort, doch noch bevor er auch nur mit der Wimper zucken konnte, packte Shane ihn furchtlos am Kragen. „Ich schwöre dir, wenn du ihr auch nur ein Haar gekrümmt hast ....“, drohte er zornig, aber dies beeindruckte den Magier nicht sonderlich. „Deine Wut ist Verschwendung. Es geht ihr gut und das hast du mir zu verdanken.“, erwiderte er nüchtern.

Nachdem sich sein Gemüt wieder beruhigt hatte, löste er seinen Griff und ging wieder etwas auf Distanz. „Warum erzählst du mir das? Warum hilfst du uns? Ich verstehe das nicht“, fragte Shane. „Ganz einfach. Wie ich schon sagte. Ich bin nicht länger dein Feind. Unsere Interessen führen zum selben Ziel. Deswegen werde ich euch helfen.“, erklärte der Magier und rückte sein Cape zurecht. „Und woher soll ich wissen das Ihr die Wahrheit sagt?“, gab Shane misstrauisch zurück.

„Ich kann dir auf die schnelle keinen Beweis vorlegen ... du musst mir einfach vertrauen, Junge.“, antwortete sein Gegenüber und trat ein paar Schritte zurück, bevor er ein Portal aufbaute. „Folge mir hier hindurch und du wirst deine Schwester wiedersehen. Aber ich werde dieses Portal nicht ewig offen halten, also entscheide dich schnell.“, sagte er und ging von dannen. Shanes ganzer Körper zitterte, denn die Wahrscheinlichkeit war sehr hoch das dies eine Falle war und dennoch zog er es in Erwägung dieses Risiko einzugehen. „Ich muss einfach ... ich muss.“, schluchzte er leise vor sich hin, denn nun endlich hatte er die Gelegenheit für alle seine Mühen belohnt zu werden. Er merkte nicht dass im selben Moment als er schließlich mit gesenktem Haupt durch das Portal schritt, Kyren hinzu kam um nach ihn zu sehen.

„Shane .... Shane! Was tust du da?!“, rief sie zunächst leise und dann laut, doch es war bereits zu spät. Er hatte das Portal bereits passiert. Noch bevor sie reagieren konnte schloss sich die Öffnung und er war verschwunden. Voller Sorge lief sie an die Stelle an der zuvor noch das Portal war und tastete den Boden ab. „Shane, wo bist du nur hin? Lass uns nicht allein.“, dachte sie leise vor sich hin, während ihr ängstlich ein paar Tränen an den Wangen herunterliefen.
 

Die Reise durch das Portal war merkwürdig, denn überall um sich herum war helles weißes Licht. Am Ende des kurzen tunnelartigen Ganges, den er durchschritt, schwebte der Ausgang, der in ein altes Gemach führte. Mit misstrauischer Miene trat er schließlich ein, worauf sich das Portal hinter ihm schloss.

Die Wände dieses Zimmers glichen denen eines alten Schlosses. Einige Kerzen waren auf den alten staubigen Möbeln aufgestellt, obwohl es sicherlich bessere Beleuchtungsmöglichkeiten gab.

All dies wurde zur Nebensache als der Magier beiseite trat und die Sicht auf seine, mit ihren rechten Fuß an die Wand gekettete, Schwester freigab. Ihr Kopf war demütigt gesenkt, aber es schien ihr gut zu gehen. Für einen Moment hörte das Herz des Halbelfen auf zu schlagen als er das kleine dunkelblauhaarige Mädchen sah, mit dem er zusammen aufgewachsen war. Wie angenagelt verharrte er in seiner Position und er konnte es noch gar nicht so recht glauben dass der Nekromant sein Versprechen erfüllt zu haben schien. „... Alexandra!“, rief er erleichtert und lief mit ausgestreckten Armen auf seine Schwester zu, die nachdem sie seine Stimme vernahm überrascht, aber glücklich aufsah. „Shane!“, rief sie erleichtert zurück und rappelte sich für einen Umarmung auf. Ungehemmt lief ihr ihr Bruder entgegen, dessen Augen voller Glanz und Freude waren. Es trennten sie nur noch wenige Meter, bevor er vor ihren Augen, von mehreren kleinen Blitzen, die aus dem Boden schossen, getroffen wurde, so dass er wimmernd zusammenbrach. Auf den Boden, auf dem er kniete, enttarnte sich ein blaues Zeichen, welches aus einem Kreis und einem merkwürdig gezackten Symbol in der Mitte bestand. Obwohl er unglaubliche Schmerzen erlitt, konnte er sich noch erinnern ein solches Symbol in einen Buch seiner Mutter gesehen zu haben. Es war ein mächtiger Festhaltezauber, der das Opfer durch Elektroschocks zusätzlich schädigte. „Arg!!! Nein! Du Mistkerl!“, fauchte er wütend und richtete seinen Blick auf Diron, doch der näherte sich ihm furchtlos mit einem Lächeln auf dem Gesicht. „Du Narr. Hast du wirklich geglaubt dass es so einfach sein würde? Ich habe mir gedacht dass du nicht widerstehen könntest. Letztendlich benutze ich euch doch nur, damit ihr mir Shougun vom Hals schafft. Aber keine Sorge. Es sollte nicht mehr lange dauern und die Elfe und deine anderen Freunde werden hier her kommen um dich zu retten. Das wird sicher interessant.“, meinte er und wendete sich von ihm ab. „Aufhören! Tu ihm bitte nicht weh!“, flehte Alexandra, doch dieses mal hörte er nicht auf sie. Zu nah war er seinem Ziel dafür. „Schnauze! Du hast hier gar nichts zu sagen!“, fauchte er zurück.

Einen Moment lang schweifte sein Blick zwischen den Geschwistern hin und her, bevor er schließlich daran machte den Raum zu verlassen. „Ahr! Wartet! Was wollt Ihr eigentlich von mir? Warum habt Ihr ausgerechnet mich entführt? Ihr seid doch hinter Kyren her!“, merkte Shane unter Schmerzen an und griff vergeblich nach dem Magier. „Wie kommst du darauf dass ich etwas von ihr will? Du bist der Einzige, in dem solch immense Kräfte schlummern. Alles was ich von dir will ist dein Blut, Junge. Damit werde ich mächtiger als jemals zuvor. Meine Kräfte werden genesen und wachsen. Ich werde wahre Macht haben, Macht die ich brauchen werde ...“, erklärte er und verließ ohne weitere Worte den Raum.

Kaum war er gegangen, versuchte Alexandra verzweifelt ihre Ketten, die sie banden, aus der Wand zu reißen. Ihren Bruder verließen die Kräfte, denn immer noch hämmerten Elektroschocks auf ihn ein bis er schließlich völlig zusammenbrach. Dennoch versuchte er mit letzter Kraft seine Hand nach seiner Schwester auszustrecken, die es ihm gleich tat und ihn durch ihr Lächeln neue Kraft gab. „Nur einmal ... nur dieses eine mal will ich dich noch fühlen ...“, sagte er erschöpft und zwang sich trotz der Schmerzen ebenfalls ein Lächeln auf. Fast weinend zog sie an ihrer Kette um noch näher an ihn heranzukommen. „Bruder!“, schluchzte sie ergriffen.

Immer wieder versuchte sie sich von der Kette, die an ihren rechten Fuß befestigt war, loszureißen. Verzweifelt ging sie zu Boden und versuchte zu ihm zu krauchen und tatsächlich kam sie ihm so etwas näher. Nur wenige Millimeter trennten ihre Zeigefinger noch voneinander, während sich die beiden hoffnungsvollen in die Augen sahen. Mit dem Mut der Verzweiflung streckte sich Shane noch ein wenig mehr um auch die letzte Distanz zu überwinden, doch nur Sekunden bevor sich ihre Finger trafen zuckte er schreiend zusammen und wand sich kreischend im Bannkreis hin und her. Die Blitze hatten sich noch mehr verstärkt und führten den Jungen schier unerträgliche Schmerzen zu. „Shane!“, kreischte Alexandra mit weit aufgerissenen Augen, doch wieder einmal musste sie feststellen wie grausam Diron sein konnte. Schließlich verlor ihr Bruder unter den immensen Schmerzen, die er durchlitt das Bewusstsein, während sein Körper noch ab und zu aufzuckte.
 

Es vergingen einige Minuten, bis Diron in die Kammer mit seinen beiden Gefangenen zurückkehrte. Ungerührt löste der Diron den Bannkreis auf und trat an den regungslos daliegenden Jungen heran.

Unter seiner Robe holte er eine Spritze hervor und stach sie seinem Opfer kaltherzig in eine Ader des Armes, worauf sie sich mit Blut füllte. Erst als sie voll war ließ er wieder von ihm ab und betrachtete zufrieden die rote Flüssigkeit darin. Fragend blickte die kleine Halbelfin zu ihm auf, denn eigentlich hatte sie erwartet dass er ihn töten würde. „Ich gehöre nicht zu den Leuten, die ihren Opfern einfach irgendetwas aufschlitzen um an ihr Blut zu bekommen. Ich würde mir wohl eh nur meine Robe einsauen. Bilde dir also nichts ein.“, sagte er und ließ die beiden Geschwister alleine hinter verschlossener Tür zurück. Ohne weitere Einwirkung leuchtete der Bannkreis wieder auf und hielt Shane somit weiter in Schach.
 

Derweil war Kyren zurück ans Lager geeilt und berichtete ihren entsetzten Freunden was passiert war. Sie wussten dass sie nichts tun konnten, da keiner von ihnen solche Portale erschaffen konnte oder gar ahnte wo sich ihr Freund nun wohl aufhielt. Sie dachten nicht dass ihnen der Weg zu ihren Gefährten schon sehr bald geebnet werden würde, als sich aus dem Dunkel der Nacht plötzlich dutzende von Fackeln erhoben.

Noch bevor man sich versah, war man von einer Horde Feuersalamander-Monstern umgeben, die keine friedlichen Absichten zu haben schienen. Ähnlich wie die Yuan-Ti, hatten auch diese Wesen einen schlangenartigen Körper mit zwei Armen als Gliedmaßen, jedoch war ihre Haut besser gepanzert. Auf ihren Köpfen wuchs zudem ein spitzes Geweih, welches einen weiteren Unterschied ausmachte. Fast synchron richteten die Kreaturen ihre Dreizacke gegen Jason und die anderen. Ihm war klar dass er sich unmöglich um alle gleichzeitig kümmern konnte und somit die Mädchen auf sich allein gestellt waren. „Der Zauberer hatte also Recht! Angriff!“, zischte es auf einmal aus den Massen hervor, bevor sich die Salamander mit tosenden Kampfgeschrei auf sie stürzten und unter sich begruben.
 

Alexandra gelang es währenddessen die Kette, die sie band ein wenig aus ihrer Fassung zu lösen. Noch einmal zog sie mit aller Kraft daran um sich endlich befreien zu können, aber es klappte nicht. Allein die Anwesendheit ihres Bruders schien ihr unglaubliche Kräfte zu verleihen, so dass sie es immer wieder versuchte. Sie merkte zunächst nicht das Shane in diesen Moment wieder zu Bewusstsein kam, doch leider war sein Körper war fast starr vor Schmerzen und so konnte er nicht weiter auf sich aufmerksam machen.

Ein letztes mal zerrte seine Schwester an ihrer Kette, die plötzlich wie Gummi in der Mitte entzweiriss. Etwas verdutzt musterte sie die Bruchstelle, denn eigentlich schien das Material recht stabil gewesen zu sein. Dennoch fragte sie nicht nach dem Grund und wendete sich ihren Bruder zu. Vorsichtig kniete sie sich vor ihn und seufzte tief in sich hinein. Sie wollte schon nach ihm greifen, da hielt er sie plötzlich zurück. „Nein! Komm nicht näher, sonst zieht dich der Bannkreis vielleicht noch mit hinein. Du musst fliehen. Lauf, Alexandra. Lauf so schnell du nur kannst. Bring dich in Sicherheit.“, ächzte er leise. „Shane? Ich kann dich unmöglich zurücklassen! Du ... du bist mein Bruder ...“, erwiderte sie traurig. „Bitte flieh, solange du noch kannst. Bitte ...“, flehte er sie an, so das ihm fast die Tränen in die Augen stiegen.

Noch einmal betrachtete sie ihren Bruder und musterte sein Gesicht. Es war geprägt von den Schmerzen, die er durchleiden musste, aber es verdeckte keineswegs den Ernst seiner Worte. Schließlich machte sie sich auf den Weg und schlich sich fortan durch die Gänge der Festung des Yuan-Ties. So gerne Shane auch bei ihr geblieben wäre, so musste er doch an die Sicherheit seiner Schwester denken. „Ich habe alles getan um dich zu retten Alexandra ... mehr ... kann ich nicht tun.“, dachte er leise vor sich hin, wohlwissend das seine dunklen Kräfte die Kette gesprengt hatten.
 

Nachdenklich verweilte Shougun zu diesem Zeitpunkt auf seinen Balkon am Hauptsaal und schaute auf die grün gewachsenen Hänge eines fernen Landstriches. Siegessicher hatte er die Arme auf den Rücken verschränkt und atmete noch einmal die Luft des Gebirges ein. Als es an der Tür des Thronsaals pochte, wusste er, dass seine Stunde gekommen war. „Bringt sie herein!“, rief er und nahm wieder auf seinem Thron platz. Drei Feuersalamander kamen daraufhin in den Saal gekrochen, die die tapfere Helm-Priesterin, die sich bis zum Schluss verbissen gewehrt hatte, Zelda, der Shougun nur hassende Blicke entgegenwarf und Kyren, die wehrlos in den Armen des dritten Salamanders umherstrampelte, hereinbrachten. „Wir haben die Gefangenen mitgebracht, Meister Shougun.“, zischten sie synchron. „Das habt ihr gut gemacht. Lasst mir alle drei hier und verschwindet wieder. Ich werde mich persönlich um sie kümmern.“, tönte er grinsend zurück, worauf die drei Mädchen rücksichtslos zu Boden geworfen wurden und die Salamander verschwanden.

„Was hasst du mit Jason gemacht?“, schrie Zelda erzürnt auf, denn er war nicht bei ihnen. Schmunzelnd stand Shougun auf und näherte sich den Gefangenen, so als ob er es ihnen persönlich ins Ohr flüstern wollte. „Du musst dir keine Sorgen mehr um ihn machen, Menschlein. Der Berserker ist inzwischen sicher tot, so wie ich es befohlen habe.“, antwortete er und kniete sich vor die Waldläuferin. „Lügner!“, schluchzte sie verbittert auf, wobei sie nur mit Mühe ihre Tränen zurückhielt. „Wenn es dich so ärgert kann ich natürlich dafür Sorgen das ihr bald wieder zusammen seid. Ich töte dich, dann siehst du ihm im Jenseits wieder.“, meinte er lachend, doch auf diese Worte reagierte sie schon gar nicht mehr. Zu groß war die Angst Jason verloren zu haben, so dass sie leicht in Gedanken versank.

Gebranntmarkt spuckte Larissa etwas Blut aus und raffte sich auf. Obwohl sie von Wunden geprägt war gab sie nicht auf. „Niemals! Bei allen was rechtschaffend ist! Das werde ich nicht zulassen! Sagt mir wo Shane ist, dann wird die Gerechtigkeit vielleicht Gnade mit Euch haben.“, fauchte sie mit schwächlicher Stimme, aber Shougun ließ sich von diesen Worten nicht beeindrucken und rammte ihr unbarmherzig seinen Fuß in den Magen, worauf sie erneut blutspuckend zu Boden ging. Verängstigt wendeten ihre Gefährtinnen ihre Köpfe ab als sie wehrlos mit blutverschmierten Lippen liegen blieb und nur noch Röchellaute von sich gab.

„Ich möchte mich zunächst vorstellen. Ihr habt vielleicht schon von mir gehört. Man nennt mich Shougun und ich bin ein Diener Bells. Wo all die anderen versagt haben – Leath und diese scheußliche Kreation Bells, habe ich letztendlich gesiegt.“, prahlte er selbstherrlich.

Schließlich wendete er sich Kyren zu, der die blanke Angst in den Augen geschrieben stand. Lächelnd hob er ihr Kinn an und näherte sich ihr mit dem Kopf. „Du bist also die, die Bell wollte. So rein ... so unschuldig ... Bah! Eelhaft! Ich hasse alles was übertrieben schön und rein ist. Aber ganz besonders hasse ich euch verfluchte Elfenschwuchteln.“, meinte er leise, bevor er sie einfach beiseite stieß. Selbstsicher entfernte er sich von seiner Beute und betrachtete sie noch einmal aus der Ferne. „Diron! Kommt her!“, befahl er schließlich, worauf dieser fast unverzüglich hinzustieß. Als sein Blick über die drei Gefangenen fuhr, ahnte er schon was der Yuan-Ti in Menschengestalt wohl von ihm wollte. „Ihr habt mich gerufen?“, fragte er unterwürfig und verbeugte sich kurz. „Deine Informationen haben sich als korrekt erwiesen. Wie du siehst habe ich deinen Plan aber etwas abgeändert. Ich habe sie hergeholt, statt sie kommen zu lassen. Doch das ist nun auch egal. Ohne diesen Halbelfen schienen sie tatsächlich keine Chance gehabt zu haben. Nimm dir die Elfe und bring sie zu Bell. Sag ihr das ich es geschafft habe und erwecke sie zum Leben oder was auch immer.“, erwiderte er und wank den Magier schließlich hinfort. Diron gehorchte und griff sich das Elfenkind, bevor er mit ihr unter den Arm den Saal verließ. Zwar wehrte sie sich wild strampelnd gegen diese Umklammerung, doch auch kein noch so panischer Schrei schien sie vor ihrem Schicksal retten zu können.

Er brachte sie auf ein Zimmer und warf das weinende Kind dort zu Boden. Gemächlich holte er eine weitere Spritze unter seiner Robe hervor und sah kaltherzig auf sie herab. Ängstlich kroch Kyren in eine Ecke des Raums, bis sie merkte dass es für sie keinen Ausweg gab. Ihre Tränen rührten den Magier nicht im Geringsten und doch versuchte sie um Gnade zu flehen. „Nein. Tut das nicht. Tut mir nicht weh! Bitte, lasst mich am Leben. Ich flehe Euch an.“, schluchzte sie und schüttelte mit ihren tränenüberströmten Gesicht hin und her. „Erwarte von mir kein Mitgefühl, Kind. Aber wenn es dich tröstet. Du wirst nicht sterben, wenn gleich dein Schicksal dir wohl nicht viel Spielraum lässt. Morgen schon wird sich Bell deines Körpers bemächtigen und deine Seele verschlingen.“, erwiderte der Zauberer kühl, bevor er ihr ohne weitere Warnung die Spritze in den Arm setzte. Ein weiteres mal schrie die kleine Elfin so laut auf wie sie nur konnte, so dass ihr gequälter Ruf noch einige Augenblicke lang durch das ganze Schloss schallte.

Ihr Verzweifelter Schrei erreichte auch das Zimmer in dem Shane, noch immer von Blitzen gepeinigt am Boden lag. Er kam sich so elend schwach vor das er nicht einmal wusste ob er noch wach oder schon wieder bewusstlos war. Bilder fluteten sein inneres Auge als er ihren Ruf hörte und er fragte sich ob dies wirklich das Ende wäre.

Er fragte sie ob wirklich alles umsonst gewesen war und ob Bell nun wieder auferstehen würde. Auch weilten seine Gedanken bei seiner Schwester, die er zwar sehen, aber nicht retten konnte. Es tröstete ihn, dass sie alleine die Flucht in die Freiheit angetreten war. Verzweifelt ballte er seine Hand als er merkte was er getan hatte, denn er glaubte dass er durch sein fahrlässiges Handeln das Leben der kleinen Elfe auf dem Gewissen hatte. Er erinnerte sich an ihre flehenden Worte ihr zu helfen und sie vor Bell zu beschützen und obwohl er sich geschworen hatte dies zu tun, hatte er all dies verworfen nur um seine Schwester wieder zu sehen. Obwohl er kaum in der Lage war eine Fliege zu zerdrücken, so wusste er das er noch eine letzte Chance hatte seinen Fehler wieder gut zu machen, selbst wenn er dadurch sein eigenes Leben aufs Spiel setzte. Die dunklen Mächte in ihm, die er so verabscheute waren es nun, die ihm die Schmerzen der Blitze nehmen sollten. Völlig ungerührt stand er auf und verließ wie in Trance Bannkreis. Nichts hielt ihn mehr davon ab seiner Gefährtin zu Hilfe zu eilen, doch es war kaum noch der Wille des Halbelfen der seine Beine bewegte. Viel mehr war es der Instinkt seiner bösartigen Macht die ihn vorantrieb.
 

Inzwischen hatte Diron seine Spritze mit dem Blut der jungfernen Elfe gefüllt, die noch immer ängstlich zu ihm aufsah. Stolz betrachtete er die Flüssigkeit eine Zeit lang und hielt sie vor sich hin. „Das reine Blut einer jungfernen Elfe – perfekt.“, sagte er ehrfürchtig, während sie sich noch an der Einstichstelle hielt. „Ich kann einfach nicht glauben wie einfach ihr letztendlich zu besiegen wart.“, meinte er als er das Blut betrachtete und schließlich einsteckte.

„Mit deinem Blut kann man nicht nur den Fluch, der auf Bells Siegel liegt brechen, sondern sie auch wieder zum Leben erwecken. Und da es dein Blut ist, mit dem man sie wiederbelebt, würde es ihr möglich sein auch deinen Körper zu übernehmen, Kind. Und warum das alles? Weil Bell auf die ungekrönte Prinzessin der Hochelfen bestanden hat? Nein! Deine Naivität ... deine Unschuld hat dich dahin gebracht wo du jetzt bist. Sonst wärst du für Bell völlig wertlos gewesen. Jetzt ist egal, denn es ist zu spät. Euren albernen Elfenstolz werde ich wohl nie verstehen.“, tönte er abwertend über sie. Er wollte schon gehen als er sich ihr noch einmal zuwendete und das verängstigte Mädchen musterte. Gedankenversunken starrte sie zu Boden und dachte über die Worte des Magiers nach, doch sie brauchte nicht mehr auf seine Worte zu antworten, denn ein anderer Tat dies für sie als Shane plötzlich in der Tür stand.

„Es wundert mich überhaupt nicht das du das nicht verstehst, Nekromant. Dein Herz ist zu kalt und leer als das es das verstehen könnte. Sie ist doch nur ein Kind. Bis dein alter Freund Leath ihre Eltern getötet und entführt hatte, wusste sie ja nicht einmal was solche Worte, wie Macht und Tod bedeuten. Ihr habt ihr ganzes Leben zerstört, nur für Eure eigenen kranken Ziele. Sieh doch hin! Sie keine Kurtisane oder Königin, sondern nur ein kleines Mädchen ...“, antwortete er schroff, doch Kyren bewegten seine Worte. Sie war froh dass sich dieser Junge für sie einsetzte, obwohl sie ihm doch eigentlich egal sein konnte. Sie war froh ihn wieder zu sehen, denn scheinbar ging es ihm gut. Gerührt blickte sie auf, während Diron erschrocken zurück taumelte. Er glaubte weder seinen Ohren noch Augen zu trauen, denn der Halbelf hatte sich von seiner Magie befreit. „Du? Wie ... wie konntest du entkommen?“, stotterte er überrascht und trat verwirrt weitere Schritte zurück. „Du sagtest doch in mir schlummern immense Kräfte ...“, gab er grinsend zurück. „Was?! Ah! Was bist du?! Unmöglich! ...“, kreischte er nervös, doch Shane schritt unbeeindruckt näher. „Teleportationswolke!“, rief Diron reflexartig und beschwor somit einen ziemlich gerissenen Zauber hervor. Eine pinkfarbene Wolke schoss aus seinen Händen und bildete sich auf einmal im Raum und den anliegenden Fluren. Sie bewirkte, dass jeder der sich darin befand Chancenlos hin und her teleportiert wurde ohne zu wissen wo er landen würde. Niemand ahnte das der Nekromant zu diesen Zeitpunkt einen Zaubertrank mit Shanes Blut bereits getrunken hatte ...

Folge 20: Shouguns Ende

Folge 20: Shouguns Ende
 

Grinsend hielt Shougun Zelda am Hals und würgte sie leicht um seine Dominanz zu zeigen. Durch den Kampf und den Druck seiner Hand war sie ihm nahezu willenlos ausgeliefert. Ruhig streichelte er ihr über die Wange und fuhr ihr schließlich über die linke Brust, die er unsanft knetete, worauf sie schmerzvoll aufstöhnte. Lechzend näherte er sich ihr mit seinen Lippen, wohlwissend dass dieser Ekel schlimmer war als jede körperliche Folterung. Eine Träne lief ihr an der Wange herab als er sie versuchte zu küssen, während er ihren Körper ganz für sich einnahm.

Plötzlich erschütterte eine Explosion die Festung, so dass er überrascht von der Menschin abließ, die daraufhin zu Boden fiel. „Was?! Wache! Was geht hier vor?“, schrie er erzürnt und ging ein paar Schritte in Richtung Tor. Eine Schlangenwache kam hineingestürmt und stürzte vor seinen Herrn zu Boden. „Herr, der Mensch ... der Berserker ... er ist hier ... er lebt ... die Salamander haben versagt ...“, ächzte sie. Shouguns Miene verzog sich vor Wut als er das hörte, bevor er seinem Diener mit Magie wutentbrand den Schädel wegschoss. „Unfähiges Pack!“, fauchte er, während der leblose Körper der Schlangenwache zu Boden sackte. „Jason ...“, atmete Zelda erleichtert auf, die sich die schmerzende Brust hielt. Sie konnte ihr Glück kaum fassen, dass er doch noch lebte und er kommen würde um sie aus ihrer schrecklichen Lage zu befreien – und das keine Sekunde zu früh. „Mach dir keine Hoffnung, Menschin. Er wird nicht weit kommen. Ich werde ihn persönlich töten.“, schrie er sie an, doch kurz darauf wurde die Festung durch eine weitere Explosion erschüttert. Dieses mal war sie noch gewaltiger als die erste. Sie war so deutlich stärker das sie kaum mehr von Jason stammen konnte, doch Shougun zog diese Tatsache, im Gegensatz zu den beiden Mädchen, nicht in Erwägung.
 

„Du entkommst mir nicht, Wurm!“, schrie Diron erbost und feuerte ein weiteres magisches Geschoss auf den davonrennenden Halbelfen ab, doch er entkam seinem Zauber erneut. Stattdessen zeriss das Geschoss eine Wand, was die Festung zu einer weiteren Erschütterung brachte. Das Blatt hatte sich schnell zugunsten des Magiers gewendet, als dieser realisiert hatte, das Shane noch immer recht geschwächt war. „Verdammt!“, fauchte der Magier erzürnt und schlug gegen eine noch stehende Mauer, die daraufhin ebenfalls zusammenbrach. Er musste einsehen dass sein junger Gegner zu schnell war und er die Elfe im Teleportationsnebel verloren hatte. In diesen Augenblick eröffnete sich ihm jedoch eine weitere Möglichkeit Shane ein für alle mal aus dem Weg zu räumen. Er war sich sicher, dass er durch die Einnahme seines Bluttrankes mächtig genug war um leichter an sein Ziel zu kommen. „Bah, du kannst mir nicht entkommen. Meine Kräfte sind schon fast wieder vollends hergestellt.“, rief er ihm ziellos hinterher und richtete darauf seinen Blick nach oben zur Decke. Ein weiteres mal feuerte er ein magisches Geschoss aus seiner Hand, das diese zerschlug. Es war sogar so stark dass es ein riesiges Loch in alle Etagen über sich riss, so dass er in den Himmel sehen konnte. Mit düsterer Miene und verschränkten Armen blickte er noch einmal nachdenklich in die vor ihn liegende Rauchwolke, bevor er nach oben aus der Festung schwebte.
 

Wieder musste Shougun sich kurz konzentrieren um von den Erschütterungen nicht das Gleichgewicht zu verlieren. „Arg, wenn ich diesen Mensch erwische kann er was erleben.“, schrie er erzürnt. Er ahnte nicht dass Jason nur einen Augenblick später durch das Eingangstor des Saales treten würde. Er schien sehr selbstbewusst und wirkte so als ob er schon einige Kämpfe hinter sich hatte. „Da ist ja der Mensch! Schön das du hier her gefunden hast. Das erspart mir die Mühe dich zu suchen um dir deinen Kopf abzuschlagen.“, tönte der Yuan-Ti in Menschengestalt höhnisch. „Pff, deine Worte beeindrucken mich nicht. Dutzende deiner Salamander sind tot weil sie mich ebenfalls unterschätzt haben.“, erwiderte er ihm kühl. „Na und – MIR doch egal!“, fauchte Shougun zurück.

Beide Kämpfer verloren keine weitere Sekunde und stürmten aufeinander zu. Den beiden Mädchen bot sich ein unglaubliches Schauspiel, denn sie sahen zwei Muskelprotze die nicht nur den gleichen Kampfstil bevorzugten sondern sich auch in jeder Hinsicht ebenbürtig waren. Jeder noch so gute Schlag konnte geblockt oder ihm ausgewichen werden. Die beiden Kämpfer legten eine Geschwindigkeit an den Tag die ihres gleichen suchte, doch es sah nicht so aus als ob einer von ihnen nachgeben würde. Jason war zwar kleiner als sein Gegner, aber dennoch behauptete er sich ganz gut.

„Jason ist stärker ...“, meinte Zelda selbstsicher, die ihren Gefährten ganz genau beobachtete und somit auch Larissa neuen Mut gab. Sie sollte scheinbar Recht behalten als die beiden Kontrahenten für einen kurzen Augenblick auseinander traten. Beide hatten sich schon einige kleinere Wunden im Kampf beigefügt, doch Shougun atmete schwerer und wischte sich bereits etwas Blut von den Lippen. „Wer hätte gedacht das ein Mensch so gut mit seinen Fäusten sein könnte.“, keuchte er, während Jason noch recht frisch wirkte. „Na was ist? Hast du nicht mehr zu bieten, ‘Mensch‘?“, meinte dieser grinsend und lockte ihn mit einer Fingerbewegung zu einer erneuten Attacke an sich heran, doch diese Worte brachten die Wut seines Gegners zum überkochen.

„Wie hasst du mich genannt? Ich bin kein elender Mensch! Ich bin Shougun Li’Sul – der mächtigste Yuan-Ti der jemals auf Erden gelebt hat!“, fauchte er zornig und noch bevor sich Zeldas Gefährte versah feuerte Shougun einen dünnen Energiestrahl auf ihn ab, wie er es auch schon bei seinen Diener zuvor getan hatte.

Trotz all seiner Schnelligkeit gelang es ihm nicht mehr rechtzeitig auszuweichen, so das seine Freunde mit ansehen mussten wie seine rechte Schulter durchbohrt wurde und der tapfere Mönch aufschreiend nieder fiel. Mit schmerzverzerrter Miene hielt er sich die Wunde, während er sich leicht am Boden wand. „Und jetzt zeige ich dir mein wahres Ich, damit du nie vergisst das dich kein Mensch besiegt hat.“, tönte sein Gegner siegessicher, worauf von einem Moment zum Nächsten seine Haut zu pulsieren begann. Wie aus einem Kokon schlüpfte aus der Menschenhaut tatsächlich eine schlangenartige Kreatur hervor, die im Volksmund nur unter dem Namen Yuan-Ti bekannt war. Ein Schlangenmensch der zwar Arme hatte, aber den Körper einer Schlange. Seine Körpergröße war nun ebenfalls angewachsen und er maß nun gut über 2 Meter. Jason war erstaunt, denn er hatte noch nie ein Wesen mit solchen Fähigkeiten gesehen.

In aller Ruhe kroch es zu seinem Thronstuhl zurück und holte ein Schwert hervor. Schmunzelnd, sofern man es dem Schlangenkopf entnehmen konnte, kam er zurück und richtete er es auf seinen verletzten Gegner. „Und nun ssstirb!“, zischte er und holte mit dem Schwert aus.

„Jason!“, kreischte Zelda panisch als sie sah wie die Kreatur auf ihren Freund einschlug, doch dessen Klinge ereichte seinen Kopf nicht und explodierte unerwartet kurz bevor er zustechen konnte. In letzter Sekunde war Kyren herbeigeeilt und hatte das Schwert des Wesens mit einem Feuerzauber zerstört. Noch immer verharrte die sie in der Ausgangsposition in der sie die Magie gewirkt hatte und warf Shougun einen energischen Blick entgegen. „Das habt Ihr Euch so gedacht!“, schrie sie mutig, aber sie wirkte nicht so, als ob sie noch einmal einen vergleichbar starken Zauber anwenden konnte. Dennoch raffte sich Jason erleichtert auf, obwohl ihm die Wunde noch immer schwer zu schaffen machte, während sein Gegner wütend zum Thronstuhl kriechen wollte um sich eine andere Waffe zu holen. „Wohin so eilig, Freundchen. Eine Waffe macht einen schlechten Kämpfer nicht besser.“, provozierte ihn der junge Kämpfer, worauf er sich erstaunt umdrehte.

Als er den schwächlichen Menschen da so stehen sah, wie er sich an der Wunde hielt, merkte er das es ihm auch ohne eine Waffe ein leichtes wäre ihn auszuschalten. Zwar war dies nicht ganz so befriedigend für ihn, aber das war ihn in diesen Moment auch egal. „Du hassst recht, Mensch. Aber du sssolltesssst vorher noch wisssssen dasss ich in diesssser Form um einigesss ssstärker bin. Du hasssst nicht mal den Hauch einer Chance. Deine Schläge, sssofern du überhaupt noch kämpfen kannst, werden an meiner Haut verpuffen.“, zischte er siegessicher, doch Jason blieb unbeeindruckt und schmunzelte sogar etwas. „Ich weiß ssschon wasss du vorhassst. Du willssst dassss ich dich wütend genug mache damit du dich in einen Berssserker verwandeln kannssst. Aber keine Sssorge – ich bin nicht ssso dumm esss darauf ankommen lassssen. Denn sssonssst könnte diesssse schmerzhafte Wunde dort an deiner Schulter sssich ja regenerieren.“, geiferte der Yuan-Ti und kroch auf seinen Gegner zu. „Na, wasss issst? Verwandele dich doch.“, geiferte er lachend, wohlwissend das es seinem Gegner nicht ohne weiteres gelingen würde seinen Worten folge zu leisten. „Pff.“, erwiderte dieser lediglich und pustete sich eine Strähne von der Stirn ins Haar zurück. Noch im selben Moment wurden seine Pupillen ganz klein und seine Adern begannen zu pulsieren. Nach nicht einmal 2 Sekunden stand zu seinem Entsetzen ein Berserker vor ihm. Er staunte über den Menschen, dem es scheinbar ohne Mühe gelungen war sein verfluchtes Blut zu aktivieren. Doch es war noch viel schlimmer, denn seine Selbstbeherrschung war überragend. Ungewöhnlicherweise stürmte er nicht wie jeder andere Berserker wie wild auf den nächstbesten Gegner zu, sondern blieb stattdessen ruhig stehen. Tatsächlich war seine Wunde während der kurzen Verwandlung verheilt und er wirkte so frisch und so kampfbereit wie noch nie zuvor.

„Ok, Geht’s so?“, erwiderte Jason hämisch, nachdem die Verwandlung abgeschlossen war. „Wie ... wie issst dasss möglich?“, stotterte sein Gegenüber verdutzt. „Toll Jason! Meister Fiyu wäre stolz auf dich!“, feuerten ihn seine Gefährten an. „Nein! Niemand issst ssstärker alss ich!“, zischte der Yuan-Ti aggressiv und hastete den jungen Menschen entgegen. Wieder einmal trafen zwei gleichstarke Kämpfer aufeinander. Erneut glänzte Jason durch seine Kondition und verpasste seinen Gegner mehrere schwere Treffer ins Gesicht und dem Torsobereich. Shougun war durch seinen Körperbau etwas im Nachteil. Mit einem weiteren gewaltigen Schlag katapultierte Jason ihn schließlich gegen eine Wand die gleichzeitig zu Bruch ging.

Als Shougun hinter sich blickte, sah er einen schier unendlichen Abgrund, den seine Festung umgab. Diese Schlucht diente eigentlich dazu ungebetenen Besuch fernzuhalten und nur eine Brücke auf der anderen Seite des Schlosses ermöglichte ein eindringen. Jason triumphierte und ließ sich von den drei Mädchen, die herbeigelaufen kamen, freudig umarmen.

„Schlusssss jetzt!“, schrie Shougun dazwischen und raffte sich aus den Trümmern wieder auf. „Ihr glaubt ihr habt gewonnen? Dann habe ich noch eine Überraschung für euch.“, rief er erzürnt, was den allgemeinen Jubeltaumel wieder verstummen ließ. Unsicher traten die jungen Abenteurer etwas zurück als das Monster wieder zu glühen begann. Sprachlos sahen sie zu wie sich seine Maße veränderte und er immer mehr an Größe und Durchmesser gewann. Seine Lederrüstung platzte förmlich von ihm bis er sich schließlich als 8 Meter lange Riesenschlange vor der Gruppe aufbaute. „Har, na was sagt ihr nun, ihr Winzlinge!“, posaunte er stolz und sah zu seinem Widersachen hinab. „Toll, du lispelst nicht mehr.“, erwiderte Jason gelassen. „Ieh! Der ist ja nackt!“, kreischte Larissa und deutete verschämt auf das Wesen, bevor sie sich angewidert wegdrehte. „Euer freches Mundwerk wird dir gleich vergehen, denn jetzt bin ich unbesiegbar!“, fauchte er zurück, doch der junge Mönch ließ sich nicht einschüchtern und stürzte sich auf das Ungetüm. Obwohl er es mit voller Wucht traf zeigte es keine Reaktion von Schmerz oder ähnlichen, sondern schaute lediglich auf ihn hinab. „Was ist? Wie lange brauch der Schmerz bis er dein winziges Hirn erreicht?“, scherzte er schwitzend, wohlwissend das es nicht gut für ihn aussah. „Das war wohl nichts, Mensch. Jetzt zeig ich dir mal was richtig wehtut!“, drohte er ihm und bevor er überhaupt begriff was geschah wickelte sich der Schwanz der Kreatur um ihn. Gnadenlos drückte Shougun zu, worauf er qualvoll aufschrie. „Oh nein! Jason!“, rief Zelda besorgt und eilte ihm zu Hilfe. „Misch dich nicht ein!“, fauchte Shougun sie an und spuckte mit Säure nach ihr. Ihr gelang es nicht auszuweichen, so dass sie sich ihr linkes Bein leicht verätzte. Weinend vor Schmerz kroch sie zurück und schlug panisch um sich. „Ahh! Tut das weh! Es brennt! Wahh!“, schluchzte sie tränenreich als sich einige Blasen an ihren Fuß bildeten.

„Zelda!“, rief ihr Gefährte besorgt, merkte aber dass er in dieser knochenbrechenden Umklammerung nichts ausrichten konnte. Hastig lief Larissa der Waldläuferin zu Hilfe ohne zu merken dass das Monster noch ein weiteres mal mit Säure nach ihr Spucken wollte.

„Nein! ZELDAAAAAA!“, kreischte Jason panisch und versuchte sich erneut zu befreien doch, das Wesen drückte nur noch heftiger zu und drohte ihm sämtliche Knochen zu brechen. Seine Angst sie zu verlieren nahm ihn jedoch selbst den stärksten Schmerz der Welt. Er hielt tapfer durch und stemmte sich gegen sein Ende an. Er dachte bereits dass es aus sei, als sein Herz kurz aufhörte zu schlagen, doch als es plötzlich diesen Aussetzer mit einer unglaublichen Schlagfrequenz wiederaufholte, spürte er das etwas anderes mit ihm passierte. Sein grenzenloser Hass gegen diese Bestie und Bell ließ seinen ganzer Körper pulsieren, so das er glaubte seine Organe wollte nach außen durchstoßen. Verdutzt ließ sich Shougun von den treiben an seinen Schwanzende ablenken und ließ die Mädchen vorerst gewähren. Was er sah überstieg selbst sein Vorstellungsvermögen, denn mit einem gewaltigen Wutschrei leuchteten Jasons Augen schlagartig grell auf. Mit aller Kraft befreite er sich aus der Umklammerung und hechtete sich davon, aber all diese Kräfte die er soeben freigesetzt hatte, schwächten ihn auch schnell wieder. Erschöpft verlor er seinen Berserkerstatus und verwandelte sich wieder zurück, bevor er kraftlos niederkniete.
 

Plötzlich schlug der Yuan-Ti mit voller Wucht mit seinem Schwanz auf den wehrlosen Jungen ein und begrub ihn unter sich. Der Schlag war so heftig das er ihn tief in den Boden rammte und schon seine weit aufgesperrten Augen im Moment des Treffers zeigten wie sehr er unter diesem Schlag litt. „Jason!“, schrie Kyren besorgt auf und eilte ihm zu Hilfe. Verzweifelt versuchte sie ihn unter der Last des Schwanzes hervorzuziehen, aber dies erübrigte sich als ihn Shougun von alleine wieder anhob. „Pass auf!“, ächzte der junge Kämpfer noch, doch es war bereits zu spät. Das Untier schlug mit voller Wucht auf die aufschreiende Elfe ein, die daraufhin weit davon geschleudert wurde, bevor ihr Körper gegen eine Wand schlug, die unter der Wucht des Aufpralls leicht zerbröckelte. Der aufkeimende Schmerz war so heftig das sie glaubte sich sämtlich Knochen gebrochen zu haben und ihr einige Tränen aus den Augen schossen.

Der Yuan-Ti glaubte sich schon als Sieger und grinste siegessicher in sich hinein als er plötzlich eine mächtige Präsenz in seiner Nähe spürte. Seine verdutzten Augen erblickten Shane, den eine solch mächtige, wie dunkle Aura umgab das sie in Form von schwarzen Dämpfen um ihn herum aufstieg. Sein Blick war kalt und gefühllos, so dass allein dieser schon hätte töten können. „Jetzt hast du einen Fehler gemacht, du Schlange. Du hast Kyren geschlagen und er hat es gesehen.“, ächzte Jason schadenfroh. Zum ersten mal spürte der Yuan-Ti so etwas wie Angst, als der Junge in den Raum trat und sich ihm näherte. Noch bevor er reagieren konnte, stand er plötzlich schon vor ihm und bohrte ihn mit voller Wucht seine Faust in seinen massigen Schlangenkörper, so dass sich dessen Augen schmerzerfüllt weiteten. Blutspuckend verließen die Kreatur daraufhin die Kräfte, denn es war ihm nicht länger möglich seine Gestalt zu halten. So verwandelte er sich wieder in seine Yuan-Ti Form zurück und ging wimmernd zu Boden. „Wer ... wie ... ich ...“, stotterte er verzweifelt und versuchte Shane noch zu packen, der ausdruckslos auf ihn herab sah.
 

Lächelnd kam Kyren auf ihren Gefährten zugehumpelt, denn er war entkommen und hatte sie gerettet. Sein gesunder Anblick ließ sie scheinbar alle Schmerzen vergessen, doch die Freude währte nicht lange, denn die Festung drohte zusammen zustürzen. Nach dem Diron die Baute mit mehreren Zaubern wie einen Schweizer Käse durchlöchert hatte fielen immer wieder einige Steinbrocken aus der Decke.

Shane sackte plötzlich zusammen. Er torkelte etwas als seine Kräfte nachließen und er zu seinem normalen Ego zurückfand. Kyren musste ihn zwar kurz halten, aber er fing sich recht schnell wieder, obwohl er sehr erschöpft, ja gerade zu sterbenskrank wirkte.

Nachdenklich sah Jason auf Shouguns abgefallene Lederrüstung, die er daraufhin etwas genauer durchsuchte. Schließlich grinste er leicht in sich hinein, als er darin fand was er suchte und präsentierte stolz eine Schriftrolle. „Seht her, damit kann man sich ein Portal erschaffen. Ein anderer Weg führt hier nicht mehr raus.“, meinte er und warf Larissa das Pergament zu. Diese nickte kurz und verlas den Zauber, wodurch sie in sicherer Entfernung wieder aus dem Schloss herauskommen würden. Noch während die Schriftrolle zerfiel und somit ihre Gültigkeit ablief, öffnete sich ein Portal in der Mitte des Raumes.

Zelda half Jason auf und trottete mit ihm zusammen als erstes darauf zu. Erschrocken drehten sich die beiden um als Kyren plötzlich panisch aufschrie. Shougun schien sich noch nicht geschlagen zu geben und hatte sich wieder aufgerafft. Er hatte sich die junge Elfe als Geisel genommen und hielt ihr einen Dolch an die Kehle. „Keinen Schritt näher. _Ich_ werde dasss Portal benutzen, oder die Elfe ssstirbt.“, drohte er, doch Larissa stellte sich ihm mutig entgegen. „Damit wirst du nicht durchkommen.“, erwiderte sie streng und sollte Recht behalten, denn als sich auf einmal ein Pfeil in die Hand des Yuan-Ti bohrte musste er von seiner letzten Waffe ablassen. Larissa hatte ihn nur abgelenkt. Als er suchte woher der Pfeil kam erblickte er Zelda, die noch immer mit ihrem Bogen in der Abschusspose stand. „Das ist für mein Bein.“, meinte sie und zwinkerte ihm zweideutig zu.

„Arg, ihr glaubt ihr habt gewonnen? Da täuscht ihr euch! Wenn ich sssterben musssss dann wird auch die Elfe mit mir sssterben.“, zischte der Yuan-Ti und näherte sich dem Loch in der Wand hinter ihm, welches in den Abgrund führte. Plötzlich fiel ein riesiger Brocken von der Decke, der mehrere Etagen durchschlug und den Boden langsam zum Einsturz brachte. „Flieht! Ich kümmere mich um sie!“, keuchte Shane aufgeregt, der noch immer kraftlos am Boden kniete. Der Boden gab immer mehr nach und es blieb kaum Zeit zum Diskutieren. Widerwillig, aber ohne Chance noch eingreifen zu können, liefen seine Gefährten durch das Portal in Sicherheit. Nur Larissa wartete bis zuletzt und sah den Kampf ihres Schwarms zu, der sich voller Hass dem Yuan-Ti zuwendete. Er wirkte noch immer sehr schwach, so das man glauben könnte er sei dem Tode nah.

„Lass sie los, elende Schlange!“, rief er während sich Shougun immer mehr dem Abgrund näherte. Der Halbelf trottete ihm nach und wirkte dennoch bedrohlich. „Shane! Rette dich! Bitte!”, flehte Kyren weinend unter den Griff des Yuan-Ti hervor. „Niemals! Dann sterben wir eben gemeinsam.“, erwiderte er ihr energisch. „Dann sei es ssso.“, gab Shougun ächzend von sich. Einen Augenblick später lächelte Shougun noch ein letztes mal, so als ob es ihm ein Vergnügen war sich mit Kyren in den Tod zu stürzen. „Wir sssehen unsss in der Hölle.“, zischte er und drückte das Kind so fest es nur ging an sich. Kurz darauf kroch er weiter zurück und ließ sich mit ihr nach hinten fallen. „NEIN!“, schrie Shane fassungslos und lief den beiden hinterher. „Shane!“, kreischte Larissa besorgt, doch dies verhinderte seinen irrsinnigen Sprung in den Abgrund nicht.
 

Diron, der zu diesem Zeitpunkt hoch über der Festung schwebte schien nun sichtlich verärgert. „Wenn du nicht rauskommst jage ich eben alles in die Luft!“, brüllte er und bündelte sämtliche Energien die ihn zur Verfügung standen zu einen einzigen riesigen violett schimmernden Geschoss zusammen. „Dann verreckt!“, fauchte er erzürnt und schoss es mit voller Wucht auf die Festung des Yuan-Ti. Mit einer gewaltigen Explosion löste sich das gesamte Schloss in Staub auf und jede noch so stabile Mauer, jeder noch so feste Turm wurde in Tausend Stücke zersprengt. Der Knall dieser Explosion war noch Kilometerweit zu hören, bevor er verstummte.
 

Im selben Moment kam Larissa durch das Portal auf der anderen Seite hinausgehechtet und brachte eine gewaltige Staubwolke mit, bevor das Portal in sich zusammenfiel. Fassungslos starrten sie zur weit entfernten Festung, die soeben komplett in Rauch aufging. Sie sahen noch, wie eine merkwürdige Gestalt in schwarzer Robe über den ganzen schwebte und schwer atmete. „Diron!“, analysierte Jason erzürnt.

„Oh nein! Was ist passiert, Larissa?“, erkundigte sich Zelda geschockt, doch die Tränen des Mädchens waren mehr als Antwort genug. „Er ist tot. Er ist Kyren und diesen Monster hinterhergesprungen.“, schluchzte sie bitter. „Shane ...“, seufzte sie immer wieder, während ihr dutzende von Tränen an der Wange herabfielen. „Wenn ihn das nicht getötet hätte, dann sicher die Explosion.“, meinte Jason beiläufig, der noch immer wie geschockt auf den Ort des Geschehens starrte.
 

Keuchend schwebte Diron noch immer über dem Trümmerhaufen und wartete bis sich die Staubwolken verzogen. Als er die Zerstörung unter sich sah schrak er kurz auf und betrachtete verwundert seine Hände. „Welche Macht ...“, staunte er über sich selbst. Als er in den Trümmern nichts brauchbares entdeckte, fiel sein Blick auf ein kleines dunkelblauhaariges Mädchen das er durch das Gebirge rennen sah. „Hm ... ich hatte sie ganz vergessen. Sie könnte noch nützlich sein.“, dachte er laut und teleportierte sich zu ihr.

Erschrocken blieb Alexandra stehen als er plötzlich vor ihr auftauchte. Sie hatte Angst, wohl aber nicht weil er sie entdeckt hatte, sondern eher weil sie nicht wusste was mit ihren Bruder passiert war. „Wohin so eilig, Kind?“, fragte Diron und grinste ihr arrogant entgegen. Sie ahnte bereits dass es noch nicht vorbei war ...

Folge 21: Bells Rückkehr

Folge 21: Bells Rückkehr
 

Mit geschlossen Augen lag Kyren friedlich auf dem saftig grünen Gras einer Gebirgsweide und ließ sich von den Blüten einzelner Blumen umschwirren. Es war so angenehm friedlich, dass sie wünschte es würde nie enden. Die wärmenden Sonnenstrahlen die auf ihre Haut trafen, trugen zu ihrem Wohl bei. Irgendwie schien ihr alles wie ein Traum und doch war er so real. Niemals hätte sie geglaubt dass es im Himmel so schön sein konnte. Plötzlich schrak sie innerlich auf als sie realisierte dass sie gar nicht tot war. Es waren immer die gleichen Bilder die in ihr aufkamen. Sie erinnerte sich wie Shougun sie mit sich in die Tiefe der Schlucht gerissen hatte, an dessen Ende der Tod schon auf sie wartete. Doch ein Engel kam herbei und nahm ihre Hand, die verzweifelt in den Himmel gegriffen hatte, während Shougun von ihr abließ und in der Dunkelheit zerschellte. Dieser Engel, so glaubte sie, mit Flügeln so weiß wie das Fell eines Pegasus, war es der sie gerettet und hier auf diese schöne Wiese gebracht hatte.

Als sie langsam die Augen öffnete wurde ihr bewusst dass es keine Einbildung war. Alles hatte sich genau so zugetragen und ihr wurde klar wer der Engel war, dessen Konturen sie nur verschwommen in Erinnerung hatte. Vorsichtig stand sie auf und schaute sich um. Nicht weit von ihr lag Shanes Zweihänder so dass auch sein Besitzer nicht weit weg sein konnte. Schließlich entdeckte sie ihren Gefährten am Rand eines Hanges und eilte zu ihm. Er sah scheinbar ins Nichts und ließ den Wind an sich vorüber streifen.

„Shane ...“, rief sie erleichtert, worauf er sich verwundert zu ihr umdrehte. „Kyren ... du bist wach?“, fragte er unsicher, doch er bekam nicht mehr als ein bezauberndes, wenn auch freches Lächeln als Antwort. „Danke dass du mich gerettet hast. Und danke auch dass du mich vor Diron so verteidigt hast. Das war ... sehr nett von dir.“, meinte sie und umarmte ihn freudig. „Ähm ...“, stotterte er verlegen und zupfte sich am nervös am Kragen, denn offensichtlich hatte sie ihn ertappt. „Schon gut, ich habe es gesehen. Ich habe mir schon so etwas Ähnliches gedacht. Du brauchst es nicht länger zu verheimlichen. Ich weiß das du Flügel hast.“, erwiderte sie kichernd und ließ wieder von ihm ab. „Es lohnt sich wohl eh nicht es noch länger abzustreiten. Seit du die Feder von mir gesehen hast bist du ja ganz versessen mir so etwas anzuhängen.“, seufzte er resignierend, was ihr aber nur ein weiteres Kichern entlockte. „Ich hoffe den anderen geht es auch gut. Wollen wir sie nicht suchen gehen?“, schlug sie schließlich vor und sah sich neugierig um. Shane war erstaunt, denn sie fragte nicht nach dem warum seiner Flügel. Es schien so als brauchte sie dieses unwichtige Detail nicht wissen, so lange er es zugab. „Es wird bald Nacht. Du hast sehr lange in Ohnmacht gelegen. Wir werden Morgen nach ihnen suchen, einverstanden.“, antwortete er ihr nüchtern und verschränkte die Arme.

Eine Weile standen sie nur so da und genossen die Aussicht auf die weiten Täler die ihn die Landschaft bot, während die Sonne es in das Rot der Abenddämmerung tauchte. Voller wohlwollen gab sich das Elfenkind der leichten Briese und der frischen Luft des Gebirges hin. „Tust du mir dann einen Gefallen?“, fragte sie auf einmal. „Was denn für einen?“, fragte er überrascht zurück. „Ich ... ich möchte sie so gern einmal sehen.“, präzisierte sie sich und legte einen kindlich flehenden Blick auf. Irgendwie hatte er schon so etwas ähnliches erwartet. Schmunzelnd entfernte er sich vom Abhang und setzte sich neben sein Schwert. „Bitteee.“, drängte Kyren weiter und gesellte sich zu ihm. „Du gibst keine Ruhe, was?“, seufzte er und stützte nachdenklich sein Kinn auf seine Hand. Die Elfe wusste nicht dass er etwas Zeit für sich brauchte, denn wieder war es ihm nicht gelungen seine Schwester zu beschützen. Er hatte versucht sie zu finden als Kyren ohnmächtig war, jedoch ohne Erfolg. Shane musste das Schlimmste annehmen.
 

Kyren ging direkt mit Shane auf Augenkontakt und erflehte ein weiteres mal seine Flügel sehen zu dürfen. Der junge Halbelf fühlte sich durch ihr Gesicht aus den Gedanken gerissen und obwohl es ihm zunächst nicht bewusst war, tat ihm ihr Anblick gut. Für diesen einen Moment schien sie wieder ganz Kind zu sein und ihre Sorgen vergessen zu können. Er fühlte sich unwohl dabei ihr diesen Augenblick zu verbieten. „Also schön.“, sagte er schließlich und richtete sich auf. Kyren trat erwartungsvoll einen Schritt zurück. Ihr Herz schlug höher, denn gleich sollte sie etwas zu sehen bekommen, was nicht jeder in seinem Leben zu sehen bekam.

Wie aus dem Nichts schossen tatsächlich zwei Flügel aus dem Rücken des Jungen und breiteten sich aus. Mit glänzenden Augen bestaunte sie das Schauspiel, während ihre Miene vor Glück strahlte.

„Wunderschön ...“, seufzte sie friedlich und betrachtete sie genauer. „Ich hoffe du bist zufrieden.“, meinte er leicht beschämt, doch er irrte sich. Noch bevor er sich versah hatte sich die kleine Elfe hinter ihn gestellt und streichelte ihm sanft durch seine glänzend weißen Federn. Kyren merkte gar nicht das sie damit bei ihren Gefährten einen angenehmen wenngleich auch schwächenden Schmerz auslöste, so das er kraftlos zu Boden ging.

„Wah! Hör bitte auf damit.“, rief er rotwerdend. „Deine Schwachstelle – hm?“, hakte sie breit grinsend nach, worauf er ihr nickend zustimmte ohne zu wissen das er damit einen kleiner Fehler begann, denn dies veranlasste das verspielte Mädchen nur noch mehr in seinen Flügeln umherzuwuschelnd, was ihn schließlich vollends zum erliegen brachte. Kichernd setzte sie sich auf ihn und machte erheitert weiter. „Mmm ... Deine Federn riechen so gut.“, schwärmte sie weiter, während sie genüsslich an seinen Flügeln roch und ihre Wange daran streichelte. „Komm schon, hör auf damit.“, flehte Shane vergeblich. „Hm ... du klingst irgendwie nicht so als ob du das ernst meinst. Ich glaube sogar dir gefällt es.“, erwiderte sie frech und wuschelte weiter in seinen Flügeln herum. „Nein, tut es nicht!“, protestierte er, während er verzweifelt versuchte sein Gesichtausdruck einigermaßen sachlich zu halten. Lachend streichelte Kyren weiter und verlor sich richtig in seinem Gefieder. „Komm schon. Gib es zu. Es gefällt dir.“, lockte sie ihm grinsend aus der Defensive, doch plötzlich verschwanden die Flügel des Jungen wieder in seinem Rücken. „Sie sind sensibel ...“, sagte er leise, wobei sein Tonfall etwas betrübt wirkte. Verwundert stieg sie von ihm ab und setzte sich neben ihn. „Tut mir Leid. Ich wollte dich nicht verärgern.“, meinte sie mit verzeihender Haltung. „Schon gut, das ist es nicht. Ich ... “, setzte ihr Gefährte an bevor seine Worte in einen tiefen Trauer verstummten. „Was hast du denn?“, fragte sie besorgt. „Alexandra, meine Schwester ... sie hat das früher immer mit mir gemacht – meistens um mich zu ärgern.“, erklärte er in Erinnerung schwelgend. „Ich hab ihr dann immer erzählt dass sie auch irgendwann mal Flügel ausfahren würde und ich mich an ihr ’rächen’ würde.“, erzählte er weiter. „Du hast deine Schwester wohl sehr gerne?“, fragte sie vorsichtig, worauf er leicht betrübt nickte. „Ja, ich mag sie sehr, vielleicht mehr als ich sollte. Sie war die Einzige, die mich so akzeptierte wie ich war und bin, die einzige die immer zu mir hielt, die Einzige, die mich wirklich mochte und die Einzige, die mir vertraute.“, seufzte er leise. Die kleine Elfin verstand zwar nicht ganz was er meinte, merkte aber dass ihn dieses Thema wohl sehr zu Herzen ging. Mit jedem Wort das er sprach war seine Stimme mehr und mehr von Trauer getränkt. Sie sah ihn nun mit anderen Augen, denn so rührselig hatte sie ihn noch nie erlebt.

„Darf ich fragen? Hat sie inzwischen auch Flügel so wie du?“, hakte sie nach. „Ich kann seit Geburt meine Flügel ausfahren, aber Mutter meinte das es bei ihr, wenn überhaupt wohl noch bis zum zwölften oder dreizehnten Lebensjahr dauern würde. Es ist nicht garantiert, dass ein Halbelf die Eigenschaft seiner Mutter vererbt bekommt. Ich musste es immer geheim halten, weil es Jäger gibt, die sie mir beim lebendigen Leibe absägen würden – als Trophäe.“, erwiderte er ihr und starrte verträumt in den Himmel. „Mh ... das verstehe ich. Aber Alexandra … sie ist doch genauso alt wie ich, stimmt‘s? Dann müsste es ja bald so weit sein ...“, dachte sie laut und tippte mit ihren Finger nachdenklich gegen ihr Kinn. „Ja, ich hoffe so sehr das sie auch Flügel kriegt. Das war ihr sehnlichster Wunsch und der meiner Mutter auch. Ich hoffe nur sie konnte aus der Festung entkommen.“, meinte Shane trübselig, worauf sie etwas überrascht aufschrak. „Sie war auch in der Festung? Was ist passiert?“, fragte sie verwundert.
 

Einen Moment schwieg er, aber schließlich erzählte er ihr wie ihn Diron mithilfe seiner Schwester in eine Falle gelockt hatte und wie sie schließlich fliehen konnte. „Diron hat sie als Köder missbraucht und mich damit gelockt. Sie konnte fliehen, aber ich blieb zurück. Tut mir Leid, dass ich mein Versprechen immer wieder gebrochen habe meine Kräfte zukünftig ruhen zu lassen.“, erzählte er. „Macht nichts.“, erwiderte sie ihm freundlich und nahm seine Hand. Etwas verwundert blickte er ihr in ihr freundliches Gesicht. Sie lächelte ihm entgegen und schien so glücklich wie schon lange nicht mehr, doch als er ihre zarten kleinen Finger an seiner Hand spürte schrak er kurz zurück und löste sich aus ihren Griff. Egal wie oft er die kleine Elfin auch ansah, immer wieder und immer häufiger sah er seine Schwester in ihr, doch die Angst ihr die ganze Wahrheit zu sagen war zu groß, denn er wollte die kleine Prinzessin nicht verletzen oder ängstigen. Schweigend lagen die beiden noch eine Zeit lang nebeneinander und genossen den langsamen Sonnenuntergang. „Jetzt weiß ich schon so viel über dich, aber ich kenne noch nicht einmal deinen Nachnahmen.“, stellte die kleine Elfe schmunzelnd fest, worauf er leicht erschrak. Er fragte sich einen Moment ob sie Gedanken lesen konnte, oder ob sie ihm instinktiv die falschen Fragen stellte. „Meinen Nachnamen?“, fragte er noch einmal unsicher nach. „Du hast ihn mir nie verraten wollen.“, fügte sie schmunzelnd an. „Stimmt. Es ... ist wohl auch besser so.“, erwiderte ihr Gefährte nachdenklich und legte sich auf den Rücken. „Wenn du es mir verrätst, dann kraule ich dir gern noch mal durch die Flügel.“, meinte sie lächelnd, doch dies überredete ihn nicht. Mit lieblichen Blick beugte sie sich über ihn, so dass er ihr zwangsweise in die Augen sehen musste. Er sah in ihre wunderschönen blauen Augen, die ihm deutlich machen wollten, dass er ihnen vertrauen konnte. „Du bist nicht wie andere Jungs, das ist mir schon klar, Shane. Aber warum vertraust du mir nicht?“, hakte Kyren passend nach. Irgendwie war es ihm unangenehm ihr derart nah zu sein, aber nicht weil er sie nicht leiden konnte, sondern viel mehr weil ihre Nähe sein Herz aufgeregt schlagen ließ. Sie war noch zu sehr Kind und vielleicht zu sehr Elf als dass sie verstand was es hieß einem Jungen so nah zu sein. Er erinnerte sich daran wie er sie unter dem Wasserfall stehen sah und sah langsam ein dass er sich nichts vormachen brauchte, denn trotz ihres zierlichen Äußeren war sie ein süßes Mädchen. Dennoch schellte er sich selber, denn dieser Gedanke gefiel ihm ganz und gar nicht. Er fragte sich ob es überhaupt er selbst noch war der sie mochte oder ob sein Blut inzwischen seine Gedanken beeinflusste.

„Damit ich nicht als namenloser Held sterbe, verrate ich ihn dir, OK? Er lautet Richardson.“, sagte er schließlich und erreichte damit dass sie wieder von ihm wich. Nachdenklich bequemte sie sich im Schneidersitz. Grübelnd zuckte eine ihrer Augenbrauen auf als sie versuchte den Namen zu zuordnen, denn sie war sich sicher ihn schon einmal gehört zu haben. Immer wieder tippte sie sich mit dem Zeigefinger gegen das Kinn und suchte in ihren Erinnerungen.

„Shane Richardson also. Klingt gut. Wusstest du dass du genauso heißt wie dieser Held, dieser Mi’lan Richardson, der vor 15 Jahren die Welt davor bewahrt hat, das der böse Gott Bhaal wiederaufersteht? Bist du mit dem verwandt? Mein Vater hat mir früher oft von ihm erzählt, musst du wissen. Er hat unserem Volk damals sehr geholfen.“, meinte sie als sie endlich herausbekam woher sie diesen Namen kannte. Betrübt wendete er seinen Kopf nach links ab und überlegte ob es wirklich gut ihr darauf zu antworten. „.... er ist mein Vater.“, erwiderte er leise, worauf Kyren verdutzt aufschrak. „Was?! Echt? Wow! Ich reise mit dem Sohn eines Helden durch das Land! Unglaublich!“, himmelte sie, doch Shane selbst schwieg zu diesem Thema. „Meine Mutter und mein Vater haben mir oft Geschichten von ihm erzählt. Die Gute Nacht Geschichte wie er Suldanessalar gerettet hat, hat mich schon immer fasziniert. Aber dann ist deine Mutter ja ...“, fügte sie erstaunt an, bevor sie ihr Gefährte unterbrach.

„Ganz recht. Meine Mutter ist Aerie, eine Avariel, die mein Vater während seiner Reise kennengerlernt hatte. Irgendwelche Mistkerle haben sie gefangen und zur Schau gestellt. Sie mussten ihr die Flügel abschneiden, weil sie ihr im Käfig erkrankten. Sie ist nie darüber hinweggekommen, aber sie ist eine gute und warmherzige Frau.“, sagte er ungerührt. „Genau. Deswegen hast du Flügel. Jetzt passt alles zusammen.“, bilanzierte Kyren und haute sich mit der Faust auf die andere, freie Handfläche. „Und warum lebst du nicht bei ihnen?“, fragte sie neugierig, aber auf diese Frage wollte und konnte er ihr nicht antworten. „Das verstehst du nicht. Das versteht niemand.“, meinte er verstimmt und entfernte sich gefrustet von der kleinen Elfe, die ihm besorgt hinter her sah. Shane wusste das ihn seine Vergangenheit irgendwann einmal einholen würde, aber er wollte einfach nicht dass ausgerechnet Kyren davon erfährt.
 

Demütig verbeugte sich Diron, in Begleitung zweier Gedankenschinder, währenddessen vor Bells Statue. Merkwürdige Laute drangen aus ihren Tentakelüberzogenen Mündern und auch in den Massen von Cyric-Gläubigen, die ihrer Messe beiwohnten, entstand wildes Getuschel. „Ruhe!“, tönte es plötzlich aus der Statue der Dämonin. „Ich habe das Blut der Elfe, Belluzcius. Die Elfe selbst ist tot, aber ich werde sie, wenn ihr es wünscht, wieder zum Leben erwecken.“, berichtete der Magier und präsentierte das Gefäß mit der roten Flüssigkeit. „Ja! Endlich werde ich wieder frei sein. Endlich wird die Welt mich wieder fürchten lernen. Ich werde endlich wieder herrschen.“, geiferte Bells steinernes Ebenbild und lachte erwartungsfroh vor sich hin. „Nun gut, erwecke die Elfe wieder. Dann können wir mit dem Ritual anfangen.“, befahl sie schließlich. „Sehr wohl.“, erwiderte der Nekromant in der Annahme mit seiner Totenbeschwörung Erfolg zu haben und begann sich zu konzentrieren. Angestrengt streckte er seine Arme zu Boden und konzentrierte sich noch etwas mehr. Schweißperlen liefen ihm von der Stirn, während Bells Anhänger, die sich vollzählig versammelt hatten, gespannt auf das Ergebnis dieser Beschwörung warteten. Plötzlich brach Diron schwer atmend ab und kehrte in seine alte Pose zurück. „Was ist?!“, wollte Bell wissen und auch ihr Gefolge schien verwundert. „Ich ... ich kann ihre Seele weder im Jenseits noch in der Hölle finden. Ich kann ihr körperliches Gefäß nicht erfassen. Ich weiß nicht. I-Ich fürchte ... sie ... sie lebt noch.“, stotterte er ungläubig. „WAS!?“, fauchte es donnernd aus der Statue. „Ich werde sie sofort aufsuchen.“, meinte er und wollte sich schon auf den Weg machen als ihn der Dämon zurückhielt. „Unsinn! Den Körper dieser Göre kann ich übernehmen wann immer ich will. Führe lieber das Ritual aus. Ich werde meinen alten Körper so lange benutzen.“, sagte sie. Wortlos nickend leistete der Zauberer ihren Befehl folge, worauf er sich ein weiteres mal konzentrierte. Zunächst begann die Erde nur leicht zu erbeben, doch schließlich brach ein versiegelter Sarkophag vor ihm aus dem Boden hervor. Tief summend trugen die Cyric-Anhänger der Atmosphäre bei als er ein paar Tropfen des jungfernen Blutes der Elfe auf das verfluchte Siegel und den Sarg schüttete. Es dauerte einen Moment, doch schließlich verschwand das Siegel in einem gleißenden Licht. „Das Siegel ist offen, ihr könnt euch nun wieder eures Körpers annehmen.“, sagte der Nekromant und blickte ehrfürchtig zu Bells Ebenbild auf. Nun wo der Weg zu ihren Körper frei war, wurde die Seele des Dämons gerade zu magisch dorthin gezogen. Kurz sah man sie, wie ihre geisterhafte Gestalt zu ihren alten eingesperrten Körper schwebte. Als der Sarkophag rot aufglühte war jeden klar, dass das Ritual erfolgreich war, so das sich Diron erfreut ihren Anhängern zuwand. „Seht – Bell ist zurück!“, predigte er, während im selben Moment zwei Frauenhände den Deckel des Sarges durchbrochen.

In einem gleißenden Licht erhob sich eine Frau, in dessen Körper jetzt wieder die Seele des Dämons war. Trotz der Jahre, die der Körper versiegelt unter der Erde lag, hatte er nichts an Schönheit eingebüßt. Ihr langes schwarzes Haar wehte an ihrer kapuzenlosen blau-grün gemusterten Robe herab, während sie sich ihren Untergebenen stolz präsentierte. „Ich lebe!“, schrie sie und ließ sich feiern.
 

Niemanden fiel auf wie Diron unbemerkt in der jubelnden Masse verschwand. Eilig suchte er seine Gemächer auf und trat ein. Er schwitzte unablässig und spürte dass etwas mit ihm nicht stimmte. Erschöpft stützte er sich auf einem Tisch ab und keuchte ein paar mal schwer, bevor sich sein Zustand wieder stabilisierte. Nachdenklich betrachtete er seine zitternden Hände, die sich nur langsam wieder beruhigten. „Verdammt, ich habe mir in letzter Zeit zu viel zugemutet. Das Blut des Halbelfen wirkt letztendlich wie Gift auf mich. So bin ich zu schwach um meinen Plan zu Ende zu führen.“, grummelte er laut vor sich hin als plötzlich eine Stimme hinter ihm aufpiepste. „Lass mich gehen. Was willst du denn noch von mir? Du hast doch was du wolltest.“, schluchzte Alexandra mitleidig. „Eigentlich hatte ich gehofft dass du ähnliche Kräfte wie dein Bruder besitzt. Eigentlich hatte ich gehofft er sei tot, aber wenn die Elfe noch lebt, lebt er garantiert auch noch.“, fauchte er sie an und gab ihr mit diesen Worten unbewusst die Hoffnung dass sie ihren Bruder doch noch wiedersehen könnte. „Diron ... sagt, warum macht Ihr das alles? Wollt Ihr mir etwa beweisen dass Ihr ein schlechter Mensch seid? Seid Ihr deshalb so anders als sonst?“, fragte sie ihn auf einmal, worauf er kurz zusammenzuckte und mit geweiteten Augen aufsah. „Ihr habt das alles nicht für mich getan weil das zu Euren Plänen gehört hat, Ihr habt das getan weil Ihr ein Herz habt. Aber nun weigert Ihr Euch aus irgendeinen Grund dies anzuerkennen.“, fügte sie an und er spürte wie jedes ihrer Worte sich wie ein Dolch in seinen Rücken bohrte. Mit kalter Miene drehte er sich um und ging ein paar Schritt auf sie zu. „Du denkst wirklich ich hätte das getan weil ich ein Herz habe? Wie naiv bist du eigentlich, Mädchen? Mein Herz ist kalt, so kalt wie der Winter. Es ist gebrochen und verbittert. Es wird dir weder Mitleid, noch Gnade, noch Freundschaft oder gar Liebe schenken.“, fauchte er sie an. „Aber das hat es doch schon. Ihr seid nicht der, der Ihr seid, aber ihr versteckt Euer wahres Ich gut.“, erwiderte sie leise, worauf er ihr wortlos eine Weile wortlos gegenüber stand. „Du weißt nicht wer ich bin und wer ich war, also sei gefälligst ruhig! Ich werde mir dein Geschwafel nicht länger anhören!“, schrie er schließlich zurück und packte sie am Hals. „Das heißt Ihr werdet mich jetzt töten?“, erwiderte sie nüchtern und brachte ihren Gegenüber wieder ums Wort. Er wollte zudrücken, aber je länger er ihr in die Augen sah, desto weniger Kraft lag in seinen Fingern. Wann immer er drohte in Bosheit zu verfallen, so schien sie ihn durch ihren bloßen Anblick wieder zur Besinnung zu bringen. „Nein ... natürlich nicht.“, erwähnte er leise und ließ von ihr ab, betonte aber sofort das dies nichts zu bedeuten hatte. „Los! Hilf mir ein paar Sachen zusammen zu packen. Wir werden gehen. Jetzt wo Bell frei ist, bist du hier nicht mehr sicher genug.“, meinte er nach einer Weile des Schweigens.

Plötzlich vernahm er ein Kratzen an seiner Tür, worauf er sich verdutzt umdrehte und sich anschickte sie zu öffnen. Ein blutüberströmter Gedankenschinder kam förmlich hineingefallen als er die Tür zurückzog und schickte mit letzter Kraft ein paar warnende Worte in die Gehirne von Alexandra und Diron. „Bell ... sie ist wahnsinnig geworden. Sie schlachtet alle ab. Haltet sie auf.“, übermittelte er bevor seine Lebenszeichen erloschen. „Bell!“, staunten beide geschockt, doch da war es schon zu spät für eine Flucht.

„Du bist der letzte der noch übrig ist.“, tönte es auf einmal hinter ihn, worauf er sich erschrocken umdrehte. Gerade noch Rechtzeitig sah er wie die Dämonin ihn mit einem Krummsäbel seinen Schädel entzwei zu spalten versuchte. Reflexartig schritt er zurück um auszuweichen, aber scheinbar war es zu spät. Mit einem kurzen Aufschrei torkelte der Nekromant an eine Wand zurück und presste seine Hand vor sein rechtes Auge. „Verdammt! Was soll das? Ihr habt mir fast das Auge ausgestochen!“, fluchte er und versuchte verzweifelt seine Blutung zu stoppen. Das Bild der Frau verschwamm vor seinen Augen, wohl weil das Schwert mit Gift getränkt oder gar verzaubert war. Lächelnd näherte Bell sich ihrem Opfer und erhob ihr Krummsäbel zum letzten tödlichen Schlag. „Ich brauche keine Diener mehr, du Narr. Ihr alle seid feierliche Opfer meine Wiedergeburt. Leath Hazard, Shougun Li’Sul und mein Tarraske-Mutant waren genauso wie du nur meine Marionetten. Ihr wart tatsächlich so dumm mich wieder zu erwecken. Was habt ihr erwartet? Das ich euch weiter an meiner Macht teilhaben lasse? Ihr seid alle zum Tode verdammt, genau wie der Rest dieser kläglichen Welt!“, rechtfertigte sie ihr brutales vorgehen, doch sie kam nicht dazu ihm den Todesstoß zu versetzen. „Ihr Monster! Wie könnt ihr nur so etwas tun?“, erklang Alexandras Stimme auf einmal hinter ihr, so das sich die Dämonin verwundert umdrehte. „Na was denn? Eine Konkubine? Nein, etwas zu jung. Dann werde ich dich eben zuerst töten.“, geiferte sie. „Nein! Das dürft ihr nicht! Sie ... ist die Schwester von diesen Halbelfen, der die Elfe beschützt. Wenn ihr sie tötet ...“, protestierte der angeschlagene Zauberer flehend, doch er wusste bereits das er auf keine Gnade stoßen würde. „Hm ... wenn das so ist, ist es mir ein besonders vergnügen sie aufzuschlitzen.“, grinste Bell vor sich hin und schuppste das Mädchen zu Boden, doch kurz bevor sie mit ihren Krummsäbel zuschlug, brach sie ihre Aktion unerwartet ab und schielte misstrauisch zu Diron herüber. „Fast hätte ich einen Fehler gemacht. Wir wollen doch nicht dass man sie wiederbelebt. Also lasse ich sie durch meine Hand sterben. Jeder der durch die Hand eines Dämons stirbt kann nicht wieder erweckt werden, weil seine Seele im Nichts verloren geht.“, merkte sie lachend an und durchschlug blitzartig mit ihrem linken Arm den Bauch des wehrlosen Mädchens. Blutspuckend und mit weit aufgesperrten Augen hielt Alexandra die riesige Wunde zu. Trotz ihrer überwältigenden Schmerzen, die ihren Tod ankündigten lächelte sie noch einmal ihren Retter und Peiniger zu. „Diron ... Danke ... vielen Dank ... das ... das du mich ... hast meinen Bruder sehen lassen .... sagt ihm ... das ich ... das ich ... ihn immer ... immer ... lieb …“, ächzte sie bevor ihr Herz nicht mehr die Kraft aufbrachte um weiterzuschlagen und sie tot zu Boden sackte.

Fassungslos sah Diron dem Tod des Mädchens zu. „NEIN! Das darf so nicht passieren! Das ist so nicht geplant! So darf es einfach nicht enden!“, schrie er entsetzt auf, doch schon im nächsten Moment wendete sich ihm Bell zu, deren Mordlüsternheit noch nicht befriedigt war. „Ich bin zwar noch nicht in voll besitzt meiner Kräfte, aber keine Sorge - um dich Wurm zu töten reicht es alle mal noch.“, lechzte sie, während Diron aufgeregt atmete. „Teleport!“, schrie er mit einer magischen Handbewegung, worauf er schlagartig vor ihr verschwand. Sie versuchte ihn noch zu treffen, aber da war er schon weg und das Säbel traf nur die Wand. „Mist, aber dich kriege ich auch noch ...“, knurrte sie erzürnt.
 

Shane schrak plötzlich auf, denn er spürte dass etwas nicht stimmte. Verwunderte schaute er sich um, aber er sah niemand anders als seine Gefährtin die in den Sonnenuntergang starrte. „Die Nächte kommen früh um diese Jahreszeit.“, merkte sie verträumt an. „Steh auf, Kyren. Irgendetwas nähert sich uns. Ich kann es spüren.“, meinte er entgeistert und seine Sinne täuschten ihn nicht als hinter ihm auf einmal die Person erschien, die Kyren am meisten fürchtete. „... Bell ...“, staunte er fassungslos. „Oh nein! Sie ... sie lebt!“, kreischte das Elfenmädchen panisch. „Wie hat sie uns gefunden?“, staunte er entsetzt. „Dein Blut was mich befreit hat, hat mich zu dir geführt. Ich bin hier um mir deinen Körper zu nehmen, Kleine. Jetzt wo ich wieder lebe, kann mich nichts mehr aufhalten.“, tönte sie siegessicher, doch Shane wollte es der Dämonin nicht so leicht machen und stellte sich ihr mutig in den Weg. „Und wie willst du an mir vorbeikommen? Ich werde auf keinen Fall zulassen das du ihr was antust! Hast du gehört?“, funkte er ihr dazwischen. „Ha, wie willst du mich aufhalten? Das will ich sehen.“, höhnte sie lachend und zog ihr Krummsäbel hervor. Sie ahnte nicht dass ihr Gegner kein gewöhnliches Kind war und so glaubte sie ihn mit einem einzigen Hieb niederstrecken zu können. Tatsächlich gelang es ihr, ihm leicht am rechten Arm zu verletzten als dieser versuchte ihren Schlag auszuweichen, doch das trübte ihre Siegeschancen nur noch mehr. Erschrocken trat sie ein paar Schritte zurück, als er plötzlich eine gewaltige schwarze Aura um sich aufbaute. „Was ... Was passiert da? Wie ist das möglich?“, fragte sie entsetzt. „Jetzt bin ich dran!“, fauchte er gereizt.

Bevor sie sich versah stand er schon vor ihr und trat ihr das Schwert aus der Hand. Nur einen Wimpernschlag später, spürte sie wie ein wahres Trommelfeuer von Fäusten ihren Torso drangsalierte, bevor sie schließlich durch einen Tritt gegen das Kinn davon geschleudert wurde und unsanft landete. Verärgert wischte sie sich das Blut von den Lippen, denn mit soviel Stärke und Schnelligkeit hatte sie nicht gerechnet. „Du wagst es eine Frau zu schlagen?“, kreischte Bell erzürnt auf. „Ich schlag dir sogar den Kopf ab, wenn du Kyren auch nur ein Haar krümmst!“, drohte er ihr und hob das magische Krummsäbel auf. Nervös zuckte eine Augenbraue der Dämonin nach oben, doch schnell verfinsterte sich ihr ängstlicher Blick zu einen diabolischen Lächeln. „Ganz wie du willst. Mag sein das du dieses mal noch gewonnen hast. Aber das nächste mal werde ich siegen.“, rief sie und erhob sich kichernd in die Luft, denn sie hoffte dass das Gift des Schwertes seine Arbeit schon tun würde um ihren Gegner bei der nächsten Begegnung zu besiegen. Ihre Kräfte waren noch nicht vollends wieder her gestellt, so dass es nur eine Frage der Zeit war, bis sie Shane überwinden würde können.

„Ha, Bald werden deine Eltern noch ein Kind weniger haben. Ich werde dich genauso aufschlitzen wie deine jämmerliche Schwester – du wirst sehen!“, gab sie grinsend von sich und ließ vor ihren verschwinden Alexandras blutverschmierte Sachen vor den Augen des jungen Halbelfen zu Boden fallen.

Geschockt glitt das Schwert aus seiner Hand als er die Stofffetzen sah und trottete zu der Stelle wo ihre Sachen lagen. Panisch tastete er die Kleidung ab als er sich neben dieser niedergekniet hatte. „Nein! Nein ... das ist ein Traum ... ein böser Traum ... das kann nicht wahr sein ... das muss eine Illusion sein.“, stammelte er, während seine Aura verschwand. „Alexandra ...“, fügte er leise an als er merkte das ihn sein Gefühl nicht getäuscht hatte.

„NNNEIINNNNNNNN!!!“, schrie er voller Trauer lauthals heraus. Sein Ruf sollte noch eine ganze Weile durch das ganze Gebirge schallen und doch wieder verstummen, wie zuvor das Lebenslicht seiner Schwester. Tränen tropften auf ihre blutigen Sachen als er begriff dass sie tot war. Verunsichert stand Kyren nicht weit hinter ihm, denn sie hatte ihn noch nie so sehr weinen sehen. Ihr fehlten die Worte um ihm in dieser schweren Stunde zu trösten, doch auch sie kannte dieses Gefühl. „Belluzcius! Das werde ich dir nie verzeihen! Das wirst du bereuen, das schwöre ich und wenn ich dich eigenhändig in die Hölle schicken muss.“, schluchzte er kopfschüttelnd vor sich hin. Frustriert und voller Wut schlug er mehrfach auf den Boden, während er immer wieder vor Trauer schrie. Vorsichtig näherte sich ihm die kleine Elfe und streichelte ihm tröstend über die Schulter. „Das ... das ... tut mir so leid ...“, meinte sie leise, obwohl es selbst ihr schwer fiel ihre eigenen Tränen zurückzuhalten. Weinend verharrte der Junge, dessen größter Traum es war einmal ein Paladin zu werden, am Boden und hielt die blutigen Fetzen der Kleidung seiner Schwester in den Händen. Nicht nur die Sonne ging in diesen Moment unter, sondern auch seine Hoffnung.

Es dauerte noch einige Zeit bevor er sich wieder aufraffen konnte. „Lasst uns ihr dahinscheiden ... durch unsere künftigen Taten würdigen.“, murmelte er gequält vor sich hin und ließ von ihrer Kleidung ab. „Wir ... wir sind hier nicht sicher. Ich werde besser nach Hause zurückkehren. Dort findet sie uns vielleicht nicht.“, sagte er in einen etwas gefassteren Ton und holte eine Schriftrolle unter seiner Kleidung hervor.

Kyren hielt ihn zurück als sie seine Wunde im Arm genauer betrachtete. „Warte! Du blutest, ja. Das sieht ja gar nicht gut aus. Ich werde sie lieber schnell heilen.“, rief sie dazwischen und griff seinen Arm. Erst jetzt merkte auch er dass er verwundet war, aber irgendwie war ihm dies egal, denn er wusste wo Bell ihm wirklich getroffen hatte.

Es kam noch schlimmer, denn der Heilzauber seiner Gefährtin half nicht, denn es gelang ihr lediglich das Gift in seiner Wunde zu neutralisieren. „Hm, das Schwert muss verzaubert sein. Es funktioniert nicht. Dann muss ich die Verletzung wenigstens verbinden, sonst entzündet sie sich noch.“, stellte sie fest und griff sich an ihr Top um sich ein wenig Stoff für den Verband abzureißen, doch Shanes stoppender Griff an ihren Arm verhindert dies. „Lass nur ... du bist schon ... ziemlich ... äh ... ich habe etwas mehr Stoff als du.“, stotterte er verlegen und riss sich einen Streifen von seinen Oberteil ab. Schmunzelnd willigte die kleine Elfe ein und legte den Verband an. Auch wenn sie nur eine Schnittwunde verband, so hoffte sie doch auch seine Seele mit der Zeit ein wenig heilen zu können. Derweil betrachtete er noch einmal seine Schriftrolle. „Alexandra hatte sie mir gegeben für den Fall das wir jemals wieder nach Hause zurückkehren würden. Sie wird uns zum Sundabarberg, den Land der Avariel bringen. Dort leben auch meine Eltern.“, dachte er laut vor sich hin, während Kyren gespannt war was sie wohl dort erwarten würde ...

Folge 22: Das Land der Avariel

Folge 22: Das Land der Avariel
 

Als die junge Elfe durch das Portal durchschritten hatte, erblickte sie eine Landschaft wie sie sie noch nie zuvor gesehen hatte. Exotische Bäume und Pflanzen umgaben sie, während die weißen Wolken so nah wie noch nie zuvor über sie zogen. Dutzende Hochebenen, die über den Wolken ragten und die Nähe zum Himmel machten dieses Gebiet zu etwas ganz besonderen. Sie stellte fest, dass die Sonne hier noch nicht ganz untergegangen war und rot schimmernd am Horizont aufleuchtete.

„Das ist meine Heimat. Der Sundabarberg, das Reich der Avariel, der geflügelten Elfen. Wir befinden uns Tausende von Metern über der eigentlichen Erdoberfläche.“, merkte Shane stolz an. Unschlüssig blickte sich Kyren umher, denn sie merkte dass nicht alle Hochebenen unmittelbar miteinander durch Wege verbunden waren. Selbst von dort wo sie standen, führte kein Weg fort. „Ich sehe keinen Weg. Wie sollen wir denn von hier weiterkommen?“, fragte sie verunsichert. „Du hast die Wahl. Entweder du steigst auf meinen Rücken oder wedelst kräftig mit deinen Armen.“, erwiderte er leicht schmunzelnd. Ihr wurde ganz anders als sie sich vorstellte mit ihm so durch die Luft zu fliegen. Misstrauisch betrachtete sie den Zweihänder ihres Gefährten. „Aber dieses Schwert muss doch schon so schwer genug sein ... ist es nicht im Weg?“, meinte sie skeptisch drein blickend. „Nein, das Schwert Carsomyr kann zwar von den Händen eines Paladins oder eines Menschen reinen Herzens geführt werden, aber in dieser Halterung ist es leicht wie eine Feder. Was glaubst du wie ich dich aus Neu-Saradush rausgekriegt hab’?“, erklärte er ihr.

Höflich streckte er ihr seine Hand aus und kniete sich nieder und noch bevor sie sich versah schossen seine Flügel aus seinen Rücken heraus. Schüchtern ließ sie sich von seiner Hand auf seinen Rücken führen und stieg auf, auch wenn es bei den Flügeln auf den jungen Jungenrücken etwas eng war.

Kurz darauf flogen die beiden dem Sonnenuntergang entgegen, während die kleine Elfe die Aussicht auf das wunderschöne Land mit glänzenden Augen genoss. Harmonisch flatterte ihr Haar und ihr Röckchen im Wind. Sie fühlte sich fast so frei wie ein Vogel. Immer wieder überflogen sie kleine Avariel-Dörfer in denen die Kinder gerade zum Abendmahl hereingerufen wurden. Die Sicht war genauso klar wie die Luft und man hatte das Gefühl als ob noch nie jemand einen Fuß auf diese unberührte Natur gesetzt hatte. Nach einer Weile näherten sie sich einer riesigen Ebene, die am höchsten in den Himmel zu ragen schien. Dort setzte Shane auch zur Landung an und ließ seine Gefährtin absteigen. „Das war toll. Ein schönes Gefühl ...“, schwärmte sie, während er seine Flügel wieder einzog. Wie eine Illusion verschwanden sie in seinem Rücken.
 

Ihre Wanderung führte sie durch einen Wald und einer hohen Wiese bis sie schließlich an einen recht idyllischen gelegenen Haus ankamen. Ganz in der Nähe war ein kleiner Fluss der fröhlich vor sich hinplätscherte. Einige Obstbäume spendeten dem Anwesen kühlenden Schatten und ein kleines Kartoffelfeld lag dicht eingezäunt am Haus. Shane wurde nachdenklich beim Anblick seiner alten Heimat, doch für ihn gab es nun kein zurück mehr. „Schon komisch ... damals als ich weggelaufen bin, weil ich nicht mehr willkommen war ... hatte ich meinem Vater geschworen das er mich nie wieder sehen würde und obwohl ich ihn in diesen Tagen gehasst habe, so ist er immer noch der Mensch zu dem ich am meisten aufschaue ...“, dachte er betrübt vor sich hin und ballte seine Hand zu einer Faust. „Warum warst du denn nicht mehr willkommen?“, staunte seine Gefährtin überrascht. „Besser ... du weißt es nicht.“, erwiderte er trübselig und ging langsam weiter.

Jeder Schritt schien ihm schwerer zu fallen, doch sein Wille drängte ihn nach vorne bis er schließlich vor seiner Haustür stand. Mit zittriger Hand öffnete er sie und trat mit geschlossenen Augen ein, wo er dann er mitten im Wohnzimmerbereich stehen blieb. Dem Elfenmädchen fiel die elegante Einrichtung der Wohnung auf. Eine Treppe die im Zentrum des Hauses lag, entführte ihre Einwohner in die darüber liegenden Etagen. Rechts davon war das eigentliche Wohnzimmer, welches mit feinsten Möbeln ausgestattet war und dessen Kamin zur angenehmen Atmosphäre beitrug, doch all dies wurde zur Nebensache als sie merkte wie schwer es Shane fiel sich in diesem Haus aufzuhalten, obwohl niemand weiter zu sehen war.

Plötzlich öffnete sich eine Seitentür links von ihnen, die zur Küche führte, aus der eine wunderschöne, elfische Frau trat. Sie trug eine Schürze über ihrem Kleid, so als hätte sie gerade den Abwasch gemacht. Ihr langes, gelocktes blondes Haar glänzte und trug zu ihrem atemberaubenden Aussehen bei. Fassungslos blickte sie den Jungen, der in ihrem Haus stand an. Es dauerte nicht lange und es flossen ihr die ersten Tränen aus den Augen als sie ihr Kind wiedererkannte. „Shane ...“, schluchzte sie, bevor sie ihm weinend entgegenlief und ihn schließlich überglücklich in die Arme schloss. Er erwiderte die Geste und drückte sie ebenfalls leicht. Mit ihr, so schien es, vertrug er sich noch immer sehr gut. „Ich habe mir solche Sorgen gemacht. Ich dachte ich sehe dich nie wieder. Geht es dir auch gut?“, fragte sie besorgt. „Ja, mit mir ist in Ordnung, Mutter.“, beruhigte sie ihr Sohn nickend. „Wen hast du denn da mitgebracht?“, fragte sie neugierig als ihr Blick auf Kyren fiel, aber auf diese Frage sollte sie zunächst keine Antwort erhalten, als er bemerkte das sein Vater die Treppe hinuntergekommen war. Er war inzwischen etwas ergraut, wirkte aber immer noch sehr muskulös. Seine prunkvolle Rüstung hatte er gegen typische Alltagsklamotten eingetauscht. Sein Sohn wusste dass er von ihm keine so herzliche Begrüßung zu erwarten hatte, so dass sich die beiden eine Weile wortlos gegenüberstanden. „Vater ...“, sagte Shane kühl als der sich ihm näherte. Die erste Begegnung seit langen endete für ihn mit einer kräftigen Ohrfeige, die Mi’lan seinem Sohn verabreichte. Fassungslos starrte die kleine Elfin den einstigen Helden an. Sie kannte zwar den Grund für diese Schelte nicht, aber so sehr sie auch zurückdachte – ihr Vater hatte sie nie so geschlagen. Ihr Gefährte nahm es jedoch einfach so hin und tat so als ob er nichts gespürt hatte. „Ich hatte nicht erwartet dich wiederzusehen, Shane. Ich frage mich ehrlich was dich geritten hat wieder hier her zu kommen.“, meinte er verärgert. „Ich ...“, wollte Shane ihm erwidern, doch Mi‘lan unterbrach ihn, bevor er auch nur ein weiteres Wort sagen konnte. „Und überhaupt. Wo ist Alexandra? Hast du sie etwa allein zurückgelassen?“, schimpfte er weiter, worauf er demütig seinen Kopf absenkte. „Vater ... Alexandra ... sie ... sie ist ... tot.“, meinte er leise. Geschockt hielt sich seine Mutter die Hände vor den Mund und atmete entsetzt ein, während in seinem Vater eine gewaltige Wut aufstieg, die sich in einer weiteren Ohrfeige entlud. Dieses mal war sie so stark das sie ihm zu Boden riss und sein Sohn sich gerade noch an einem Stuhl festhalten konnte.

„Oh nein! Bitte aufhören! Schlagt ihn nicht!“, flehte Kyren weinerlich dazwischen, worauf Mi’lans Blick ruckartig auf die kleine Elfe fiel. Er musterte sie zunächst eingehend bevor er sein Kind nun noch niederträchtiger betrachtete. „Es hat sich nichts geändert. Du bist kommst hier her und schleppst eine kleine Elfe an. Wer ist sie überhaupt!?“, fauchte er ihn an. „Ich bin Kyren Cyrissean, die ...“, verteidigte sich das Elfenmädchen, bevor ihr Shanes Vater den Mund verbot. „Schweig! Wer hat dir erlaubt zu antworten?“, brüllte er dazwischen, so das sie ängstlich zurückzuckte. „Sie hat dir doch gar nichts getan. Warum schreist du sie so an?“, schluchzte Shane den Tränen nah mit gesenktem Haupt. „Sei ruhig! Ich will kein Wort mehr von dir hören! Du wagst es nach einer Ewigkeit wieder hier her zu kommen, sagst mir einfach so dass meine Tochter tot ist und stellst sofort wieder meine Autorität in Frage. Ich weiß jedenfalls schon wen ich es zu verdanken habe das meine einzige Tochter tot ist. Nämlich dir. Du hast sie letztendlich in den Tot getrieben. Sie ist dir nur nachgelaufen weil sie Mitleid mit dir hatte. Du hast sie verblendet, verwirrt, verführt. Und warum? Nur um dein Verlangen zu stillen! Ich sage dir noch einmal das selbe was ich dir damals sagte: Verlass mein Haus! Ich will dich hier nie wieder sehen!“, brüllte er ihn an und mit jedem Wort schossen die Erinnerungen an diese Zeit in Shanes Gedächtnis herauf.
 

Der Halbelf blickte zurück und sah sich wieder als Kind, zu der Zeit noch 13 Jahre alt, wie er seine kleine Schwester an einer Schaukel anschuppste. Es war ein harmonischer Herbstag und die ersten Blätter fielen bereits von den Bäumen. Sie spielten den ganzen Tag und lachten so oft sie nur konnten. Er hatte viel mit ihr erlebt und jede Menge Spaß gehabt, aber eines Nachts als der Regen an seine Fensterscheibe schlug und er nicht einschlafen konnte, begann er zu begreifen wie viel er wirklich für seine Schwester empfand. Er hegte unschuldige Gedanken an sie, die ihn glücklich machten und mit einem erleichternden Lächeln einschlafen ließen. In den darauffolgenden Tagen, so erinnerte er sich, begann für ihn eine besondere Zeit, denn die Nähe seiner Schwester war für ihn fortan etwas ganz besonderes. Er liebte es über alles von ihr durch seine Flügel gestreichelt zu werden, doch jede Berührung von ihr war noch zu wenig. Jede Nacht schlug er sich fortan mit dem Gedanken herum wie falsch seine Gefühle waren und selbst wenn er schlief fand er keine Ruhe. Immer wieder quälten ihn merkwürdige Träume, voller Blut und Zerstörung. Langsam spürte er dass etwas in ihm war, das er nicht genau identifizieren konnte. Eine Kraft, so verführerisch und so bösartig wie die Sünde. Er musste einsehen dass nicht nur die Pubertät ihn veränderte, doch selbst in diesen schweren Zeiten stand ihm seine Schwester bei. Auch als an einem stürmischen Tag in einer Scheune, in der sie sich vor den peitschenden Regen verstecken wollten. Sie waren beide völlig durchnässt, aber glücklich noch einen Unterschlupf gefunden zu haben. Das Heubett auf denen sie lagen spendierte ihnen ein trockenes Bett in dem sie ausgelassen herumtobten und sich mit Stroh bewarfen. Wie so oft gerieten sie in ein neckendes Gerangel und als er wieder einmal als Sieger hervorging und auf seiner erschöpften Schwester lag, musste er sich seinen bedrückenden Gefühlen geschlagen geben. Er verstand nicht, was ihn dazu trieb, zu fühlen, was er fühlte. Trauer stieg in ihm auf, aber er musste es einfach tun, um den Schmerz, der auf seinem Herzen lag etwas mindern zu können. Sie wehrte sich nicht als er ihr einen sanften Kuss auf die Lippen gab. Auch wenn sie nicht wirklich viel von Liebe verstand so begriff sie was er getan hatte und was es ihm bedeutete. In diesem Moment begriff sie, dass ihn mehr als nur Geschwisterliebe zu ihr hinzog. In seinen Augen erkannte sie den inneren Konflikt und auch wenn sie es geschehen hatte lassen, so war ihr noch im selben Moment klar, dass sie seine Gefühle nicht erwidern konnte. Alexandra hielt dennoch zu ihm, über all die Zeit, spendete ihm Trost in Umarmungen und einem aufmunternden Lächeln. Eines Tages jedoch, erwischte ihn sein Vater in fester Umarmung mit ihr. Für Erklärungen war er nicht zugänglich und grenzenlose Enttäuschung schien sein Herz zu zerfressen. Auch wenn Shanes Mutter nicht wollte dass er ging, so war es doch das Beste für alle. Schließlich, so musste er sich gestehen, wusste er damals nicht wann er, wider seinen Verstand, den nächsten Schritt machen würde, der über einen einfachen Kuss auf die Lippen hinausging.
 

Seine Erinnerung verblasste und er blickte noch einmal zu seinem Vater auf bevor er schließlich unter Tränen aus dem Haus rannte, während ihm Kyren verzweifelt hinterher schaute.

„Wie könnt Ihr so etwas sagen? Er hat sie nicht getötet! Er hat alles nur erdenkliche getan um ihr das Leben zu retten, ja sogar sein eigenes riskiert! Er hat es nicht verdient so beschimpft zu werden! Der Dämon Bell hat Alexandra umgebracht!“, schrie sie seinen Vater verständnislos an. „Was mischt du dich da ein, Kind? Du hast doch gar keine Ahnung um was es hier geht. Wäre Shane ein ganz normaler Junge geblieben wäre das nie passiert. Er ist Schuld an den Tod meiner Tochter und das weiß er auch. Er hat sie geliebt und das hat sie ins verderben getrieben.“, erwiderte er streng. „Was ist so falsch daran seine Schwester so gerne zu haben? Ich hatte nie Geschwister. Ich weiß nicht wie das ist, aber nur weil man sich mag ist es doch noch kein Grund jemanden aus seinen Haus zu verbannen.“, wehrte sie sich. „Du naives Kind. Du verstehst es nicht. Er hat sie wirklich geliebt! Er hat sie geküsst, wie kein Bruder seine Schwester küssen sollte! Er hat sie wirklich geliebt! Er wusste genau dass seine Triebe falsch waren und hat es dennoch getan. Er ist eine Schande für die ganze Familie!“, erklärte er ihr, worauf sie erstaunt zurücktrat und sich ihre rechte Hand vors Herz hielt. Sie konnte sich nur wenig vorstellen, wie so etwas wohl sein würde. „Wirklich geliebt? ... aber ... glaubt Ihr dann auch wirklich das ihn der Tod seiner Schwester nicht mindestens genauso Nahe geht wie Euch, wenn nicht sogar mehr. Shane ist ein wunderbarer warmherziger Halbelf, der sich immer für das Gute eingesetzt hat. Er hat mich und andere schon so oft gerettet ... und wer weiß wo ich heute stünde, wenn er nicht gewesen wäre. Er hat es nicht verdient so beschimpft zu werden. Schon gar nicht von Euch – seinem eigenen Vater, der seine Kinder eigentlich lieben und respektieren sollte. Shane hat vielleicht gar nichts Falsches getan. Dann hat er sich eben in Ihre Tochter geliebt. Es muss ihm schwer gefallen sein, damit all die Zeit zu Leben. Er hat das getan, woran er geglaubt hat. Er das getan was Ihr ihm beigebracht haben und das war ehrlich zu sich selbst zu sein.“, erwiderte sie zögerlich, aber entschlossen.

„Pah, sieh dich doch an. Wer bist du? Was bist du?“, fauchte Mi’lan zurück. „Ich bin ...“, setzte sie an bevor er sie erneut unterbrach. „Du bist ein Kind, verdammt noch mal! Nichts anderes! Ich habe ihn niemals ein solch Verhalten gelehrt. Shane hat es verdient so behandelt zu werden. Er sollte sich schämen für das was er getan hat. Er hat Schande über unsere Familie gebracht und trägt nun das Blut seiner Schwester an den Händen. Das kann man nicht einfach wegreden!“, schrie er aufgebracht zurück.

Resignierend das dieses Gespräch an jeglichen Sinn verlor, ging das Elfenmädchen schließlich enttäuscht zur Tür, bevor sie sich noch einmal umdrehte. „Wisst Ihr, mag sein das es nicht recht war was er getan hat, aber statt ihm zu helfen, habt Ihr ihn verstoßen als ob er nichts weiter als Abschaum wäre und nicht Ihr Sohn. Er wollte sogar ein Paladin werden, genau wie Ihr, doch das begreift Ihr ja scheinbar nicht. Er hat mir nur geholfen und mich beschützt, wie es von jedem Paladin verlangt worden wäre. Er hat mir die Familie gegeben, die ich verloren habe. Und trotzdem, hat er sie nach all dem was sie ihn bereits angetan haben, immer noch verehrt! Sie sind immer noch ein Held und ein Idol für ihn – Ein Vorbild! Langsam glaube ich DAS war sein Fehler und nicht seine … Gefühle. Er hat Alexandra nicht in den Tod getrieben – das wart Ihr, durch Ihre Ignoranz und Ihren fehlgeleiten Stolz.“, sagte sie und verließ ohne weitere Umschweife das Haus, während ihr seine Eltern wortlos hinterher sahen.
 

Suchend lief Kyren noch eine Weile in der Gegend umher. Es war ihr schon fast egal was sich für eine traurige Geschichte hinter diesem Jungen verbarg. Und trotz allen was man ihr erzählt hatte, konnte sie einfach nicht glauben dass er ein schlechter Halbelf mit unreinen Herzen sein sollte. Hinter einem kleinen Waldstück entdeckte sie Shane schließlich an einen Abgrund sitzen, während er in den Sternenhimmel sah. Vorsichtig trat sie an ihn heran, doch er bemerkte sie recht schnell. „Er hat es dir gesagt, nicht wahr?“, meinte er leise, worauf sie stehen blieb und betrübt ihren Kopf senkte.

„Ich habe alles verloren was mir etwas bedeutet hat. Ich habe keine Schwester mehr, kein Zuhause, niemand der mich liebt ... ich will ... ich kann nicht mehr. Von ... von hier aus geht es 50 Meter in die Tiefe. Am Ende warten Bäume und spitze Felsen. Ein Schritt und diese Qual hat ein Ende.“, sagte er und wischte sich einige Tränen aus dem Gesicht. „Nein! Sag sowas nicht! Das darfst du nicht! Dann ...“ ,erwiderte sie ihm aufgeregt. „Was dann? Es hat doch keinen Sinn mehr. Ich kann dich nicht vor Bell beschützen und mein Vater verachtet mich.“, schluchzte er weiter. „Es ist doch egal was du für deine Schwester empfindest oder was sie dir bedeutet hat. Deshalb bist du doch kein schlechter Halbelf. Was ist mit denen die du magst, denen die dich mögen?“, merkte sie an und hielt sich eine Hand vor die Brust. Wenigstens schaffte sie es mit diesen Worten er sich vom Abgrund erhob und auf sie zuging. „Ich habe immer nach meinem Platz in der Welt gesucht. Wer soll mich jetzt noch mögen?“, fragte er sich. „Was ist mit mir? Ich mag dich trotzdem. Bedeutet dir das etwa nichts?“, hakte Kyren nach.

In diesen Augenblick fiel dem kleinen Mädchen ein Blick in Shanes Augen auf wie er ihn noch nie zuvor gesehen hatte. Ihr Anblick rief so viele Emotionen in ihm hervor, dass er nicht wusste, wie er sie alle einzuordnen hatte. „Ich ... weiß nicht ... aber ... wahrscheinlich wäre es besser gewesen wir wären uns nie begegnet ... in mir schlummert etwas Düsteres, etwas dass meinen Verstand verdirbt. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, hätte dich nicht unter dem Wasserfall stehen sehen ... ich weiß auch nicht ...“, sprach er leise, ohne das es ihm wirklich bewusst war, was er da sagte. Kyren zuckte rotwerdend zurück und ihre Augen weiteten sich verblüfft. „Was sagst du da ....“, stotterte sie und erst da merkte er was er ihr das eben gestanden hatte. „Ähm ... nur von hinten!!! Oh nein ... das ... tut mir Leid ... das hätte ich nicht sagen sollen! Ich schwöre dir es war keine Absicht.“, stotterte Shane rotwerdend, dem das ganze sichtlich peinlich war. Er wendete sich verschämt ab, während seine Gefährtin schon wieder etwas erleichterter wirkte. „Es hat dir … gefallen was du gesehen hast? Und dafür schämst du dich, ja? ... weil du doch so viel für deine Schwester empfindest.“, meinte sie freundlich, doch er erwiderte ihr nicht mehr als ein leichtes Nicken um ihre These zu bestätigen. Obwohl sie sich einen Moment lang selbst schämte, tanzte sie kurz darauf kichernd hinter ihm herum. „Wie lustig. Du findest mich süüüß – du magst mich – du möchtest mich küssen.“, sang sie spaßig vor sich hin, denn in ihrer Naivität wusste sie nicht was seine Gedanken für sie bedeuteten. „Ja, das ist gerade nicht sehr hilfreich ...“, meinte er leise. „Du findest mich süüüß – du magst mich – du möchtest mich küssen.“, sang sie weiter vor sich hin. Es erleichterte sie in gewisser Weise, dass in Shane doch noch ein ganz normaler Junge steckte.

Nachdenklich starrte der junge Halbelf zu Boden. Er fragte sich wie weit seine Zuneigung für das kleine Elfenmädchen wohl in Wirklichkeit ging oder ob er nicht immer mehr Alexandra in ihr sah. Er war sich nicht sicher ob er diese Gefühle einer Neigung, einer Gier zu verdanken hatte oder ob er wirklich so etwas wie Liebe empfinden konnte, wo er doch wusste das in ihm das Blut des toten Gottes Bhaal floss. Es war das Böse in ihm das ihn immer wieder verleitete. Er spürte das es ein Kampf war den er wohl nicht auf Dauer gewinnen konnte. Noch einmal atmete er tief ein und lauschte dem Gesang der Elfe. Doch wie konnte er für 2 Personen das gleiche empfinden, auch wenn nun eine von ihnen verstorben war? Als er sich darauf die Antwort gab sah er ein das er einen Fehler begangen hatte, für den das Elfenmädchen nichts konnte – einen Fehler den er nun wieder begehen würde. Nur dieses eine mal noch wollte er seine Schwester in ihr sehen und vergessen wer da wirklich vor ihr stand. „Du findest mich süüüß – du magst mich – du möchtest ...“, sang sie noch immer als er sich plötzlich zu ihr umdrehte, seine Arme um sie legte und ihr auf einmal einen sanften Kuss auf den Mund gab. Nur für einen Bruchteil einer Sekunde wollte sich Kyren dagegen wehren, doch schnell merkte sie, dass es ihr gar nicht unangenehm war. Röte stieg in ihr auf und sie genoss den kurzen Augenblick bis er wieder abließ und sich erneut von ihr abwendete. Völlig baff ging sie in die Knie und fasste sich ans Herz. So ein merkwürdiges wohlwarmes Gefühl hatte sie noch nie zuvor gespürt. Vorsichtig strich sich noch einmal langsam über die Lippen um zu realisieren was gerade eben passiert war. „Ich hoffe du bist zufrieden und gibst jetzt endlich Ruhe. Du hast was du wolltest.“, meinte er ungewöhnlich kühl und verschränkte die Arme. „Shane ... das war ... ich ...“, stotterte sie erstaunt von seiner Tat, doch diesen Satz vermochte sie nicht zu vollenden als plötzlich ein altvertauter Schatten über sie fiel.
 

„Hab ich dich endlich gefunden, Elfe!“, kündigte sich Bell siegessicher an, die aus einem Wirbel aus Dunkelheit sprach, aus dem sie sich schließlich materialisierte. Blitzartig drehte sich Shane um und riss Kyren hinter sich. „Was? Bell?! Wie konntest du uns hier so schnell finden?“, fragte er erstaunt. Bell lächelte süffisant und vergönnt ihm keine Antwort. „Egal, dieses mal wirst du nicht so leicht davon kommen. Du wirst dafür büßen was du meiner Schwester angetan hast!“, fauchte er erzürnt.

„Ha, die Dinge haben sich geändert. Dieses mal hast du keine Chance, Junge. Ich bin jetzt in voll besitzt meiner Kräfte. Damit bin ich eine Nummer zu groß für dich, du Wurm.“, tönte sie. „Das werden wir ja sehen!“, schrie er ihr entgegen und baute erneut eine extrem starke Aura um sich auf. Er ahnte nicht dass ihn die Verletzung an seinem Arm geschwächt hatte, was für den Kampf unerwartete Folgen haben würde. Blitzartig stürmte er auf die Dämonin zu, die seinen Schlägen und Tritten scheinbar mit Leichtigkeit ausweichen konnte. Schließlich gelang es dem Jungen einen Treffer zu landen, was Bell etwas zurückwarf, doch so schnell wollte sie dieses mal nicht aufgeben. „Arrr ... Genug gespielt! Nimm das!“, fauchte sie erzürnt zurück und streckte ihre Hand abweisend nach ihm aus. Eine gewaltiger Energiestoß trat aus ihrer Handfläche und traf ihn so stark das er fast bist zum Abgrund zurückgeschoben wurde. Hätte er seine Arme nicht abwehrend vor seinen Gesicht verschränkt, hätte es ihm wohl den Schädel weggefetzt. „Shane!“, kreischte die kleine Elfin panisch, die nur unweit von ihm entfernt stand. Sie sah wie ausgerechnet der Junge, der ihr den ersten Kuss ihres Lebens gab, schwer atmend am Abgrund stand und dabei war von Bell getötet zu werden, weil er sie verteidigen wollte. Noch nie hatte sie eine solche Angst um ihn, doch sie war wie erstarrt und konnte ihm nicht helfen. „Was? Du stehst noch?“, staunte die Dämonin als sie sah das er sich noch immer auf den Beinen hielt. Als er seine Arme leicht absenkte, merkte sie dass ihn die Kräfte verließen und seine Augen ganz leer wurden. Sein Körper drohte zusammenzubrechen, doch diesen Tod wollte Bell ihm nicht gönnen. „Ha, sieh dich an! Du bist jetzt schon Halbtot. Dann gebe ich dir jetzt halt den Rest!“, rief sie ihm entgegen und streckte ein weiteres mal ihre Hand aus. „NEIIIIIIIIINNNNNN!!!“, schrie Kyren unter Tränen dazwischen, doch da feuerte Bell ihm schon einen harten Windstoß entgegen, der mit voller Wucht traf, worauf er regungslos nach hinten kippte und langsam in die Tiefe stürzte.

Shane spürte den Schmerz nur kurz. Im letzten Moment seines Bewusstseins sah er noch ein mal seine Schwester vor seinem geistigen Auge, die ihm entgegenlächelte. Er versuchte nach ihr zu greifen, doch dann verblasste seine Sicht und Dunkelheit sich vor sein inneres Auge setzte.

Verzweifelt versuchte ihn Kyren noch zu erreichen und hechtete sich an den Rand der Klippe, doch alles was sie sah war wie der leblose Körper ihres Freundes in einer dichten Nebelschicht im Abgrund verschwand. „SHANE!!! NEIN!!!“, kreischte sie weinend hinterher und streckte flehend ihre Hand aus auf das er wieder nach oben fliegen würde, doch sie wartete vergebens.

Stille beherrschte für einen Moment den Kampfschauplatz und alles was ihr blieb war das Stückchen Stoff was er sich wegen seiner Wunde von ihr um den Arm gebunden hatte. Es hatte sich während des Kampfes gelöst und wehte langsam Richtung Abgrund zu. Instinktiv griff sie danach und hielt es sich an die Brust. Betend blickte sie in den Nachthimmel, aber ihr Gefährte stieg nicht mehr aus der dicken Nebelschicht herauf.

„Jammere nicht herum. Er ist tot und du wirst auch bald von deiner Existenz erlöst werden.“, meinte Bell ungerührt. „Nein ... das ist nicht wahr ... er kann nicht tot sein ... das darf er nicht ... er darf so nicht sterben ... er kann mich doch nicht einfach so zurücklassen.“, schluchzte die Elfe unter Tränen vor sich hin. „Es bricht mir das Herz.“, meinte die Dämonin höhnisch und näherte sich Kyren, die ihr plötzlich wütend entgegenblickte. „Du ... du Monster!“, verfluchte sie sie, doch Bell grinste ihr nur schadenfroh entgegen.

„Keinen Schritt weiter!“, tönte es auf ein mal aus dem Wald hervor. Verwundert blickte sich die Dämonin um als Mi’lan in Rüstung und gezogenen Schwert aus dem Waldstück hinter ihr hervortrat. Sein Blick war der Blick eines alten Helden - voller Mut und Tatendrang. „Wer bist du denn?“, fragte sie verwundert nach. „Ich bin Mi’lan Richardson, Paladin des Höchst Ehrenwerten Orden des Stahlenden Herzens. Und du bist für den Tod meiner Kinder verantwortlich. Bei allen was rechtschaffend ist. Dafür werde ich dich vernichten.“, erwiderte er stolz. „Ach ja? Das werden wir ja sehen, alter Mann!“, fauchte sie und stürmte auf den tapferen Geisterjägerpaladin zu. Zu ihrem Entsetzen nahm dieser kurz Anlauf, sprang trotz seiner Rüstung Meterhoch und landete hinter ihr um ihr mit einer geschickten Körperwendung ihren rechten Arm abzuschlagen. Eine Aktion mit dem die Dämonin nicht gerechnete hatte. Ein weiterer Schwerthieb durchbohrte ihre Schulter. Schäumend vor Wut sprang sie auf Abstand und führte ihren Arm über einen Zauber wieder ihren Körper an. Diese Aktion schien ihr bereits etwas Kraft gekostet zu haben, denn sie wirkte nicht mehr ganz so frisch wie gegen Shane. Voller Zorn schleuderte sie ihm eine Feuerwelle entgegen, die er jedoch mit einem Schwertwirbel verpuffen ließ. Die Anstrengungen des Kampfes waren Bell nun deutlicher anzusehen. Ihre Kräfte schienen zu schwinden und sie musste einsehen sich übernommen zu haben. „Verdammt! Du bist sehr stark, alter Mann. Dieses mal bist du noch davon gekommen, aber wir sehen uns wieder ... Prinzessin.“, drohte sie und verschwand im dunklen Himmel der Nacht.

Beruhigt wendete sich Mi’lan der Elfe zu und versuchte seine Trauer zu verbergen. „Du hattest Recht mit dem was du gesagt hattest. Es tut mir Leid. Es tut mir nur noch viel mehr Leid das ich ... ich zu spät kam … das ich es meinen Sohn nicht mehr sagen kann.“, sagte er dem Tränen nah und trottete auf dem Abgrund zu. Mi’lans Miene war verbittert, wissend das sein falscher Stolz nun beide seiner Kinder getötet hatte. Noch ein mal wischte sich Kyren ein paar Tränen aus den Gesicht. „Können wir Shane nicht irgendwie wiedererwecken?“, schluchzte sie hoffnungsvoll, doch der ernste Blick des großen Helden machte ihre wenig Mut. „Ich fürchte nicht. Shane wurde bereits gezeugt als in mir noch die Essenz Bhaals schlummerte. Ich habe sie ihm vererbt. Sein Blut ist das Blut Bhaals. Nur leider können weder Halbgötter noch Götter so einfach wieder zum Leben erweckt werden. Außerdem ist es leider so, dass, wenn man durch die Hand oder durch die Macht eines Dämons stirbt, man für immer im Nichts verloren geht. Seine Seele ist nicht im Jenseits oder in der Hölle, sie ist im unendlichen Nichts und kann von dort nie wieder entkommen.“, erklärte er mit bitterer Stimme. „Ein Bhaalkind ...“, wisperte sie atemlos, wohl weil ihr das ganze Ausmaß dieses Begriffes nicht gleich bewusst war. Erst langsam realisierte sie was Shane damit meinte wenn er sagte dass eine böse Macht in ihm schlummerte und obwohl er ein Abkömmling des böses Gottes Bhaal sein sollte, empfand sie tiefe Trauer für ihn. „Komm, ich bring dich zu mir nach Hause. Bei mir bist du erst einmal sicher. Ich denke morgen werden wir weiter sehen.“, schlug Mi’lan vor, denn er wusste das es für sie am besten war sie von diesen Ort wegzubringen. Nickend willigte sie schließlich ein und ließ sich an die Hand nehmen. Noch ein letztes mal blickte sie in die Schlucht hinab. Jeder Gedanke an ihren Gefährten brachte nur noch weitere Tränen heraus. „Wir ... werden ... sein dahinscheiden ... durch unsere künftigen Taten würdigen.“, schluchzte sie noch bevor sie den Schauplatz letztendlich der Stille der Nacht überließ.
 

Kalte und unheimliche Winde fegten über das Hochland der Avariel. Winde die bis tief unter die Nebelschichten und Täler ihres Landes gingen. Langsam bildete sich eine Lücke zwischen den dichten Nebelschichten und gaben die Sicht von dort zum Nachthimmel frei. Der strahlende Vollmond funkelte in eine kleine Lache aus Blut, die langsam Tröpfchenweise gefüllt zu werden schien. Noch immer zuckte der Körper aus der das Blut kam ein wenig. Ächzende Laute gingen vom sterbenden Körper des Halbelfen aus, der genau spürte das ihn dieser Sturz auf einen breiten Felsen sämtliche Knochen zertrümmerte hatte und doch hörte sein Herz nicht auf zu schlagen. Er sah das es nicht das Licht des Jenseits war das ihn zu locken versuchte, sondern nur der Mond auf seinen verletzten Körper herabschien.

Nur ein einziger Gedanke hielt ihn noch am Leben, doch mit jeder Minute verblasste dieser mehr und mehr. Seine kürzen röchelnden Atemzüge ließen seine Lunge förmlich aufbrennen und doch brachte er die Kraft auf eine letzte Träne zu vergießen. Er merkte nicht dass ihm sich eine merkwürdige Gestalt in einer dunklen Robe näherte. Trotz des sterbenden Wesens, was der Fremdling vor sich erblickte, huschte ein Lächeln unter seiner dunklen Kapuze hervor ...

Folge 23: Die letzte Schlacht

Folge 23: Die letzte Schlacht
 

Nachdenklich sah Kyren in den frühen Sonnenaufgang und ließ ihre Gedanken darin umherschweifen. Sie konnte noch immer nicht glauben was in der Nacht zuvor passiert war. Immer wieder gingen ihr die gleichen Bilder durch den Kopf, gemischt mit alten Erinnerungen, die sie von Shane hatte. Nur noch ein einziges mal, so wünschte sie sich, wollte sie mit ihm durch den Himmel fliegen, doch diesen Wunsch konnte er ihr nie mehr erfüllen.

Lange hatte sie sich nicht mehr so einsam gefühlt. Bell und ihre Gefolgschaft hatten ihr alles genommen was sie hatte. Ihre Eltern, ihr Zuhause und ihre Freunde. Immer wieder glaubte sie den jungen Halbelfen vor sich zu sehen, denn in jeder Wolke die vorüberzog erkannte sie etwas von ihm wieder. Er war immer wie ein großer Bruder zu ihr, ein echter Freund, den sie nie hatte. Ihm war ihr Schicksal nicht egal und letztendlich musste er das mit seinem Leben bezahlen. Nicht einmal ein anständiges Grab sollte ihr einstiger Gefährte haben, denn die Zone in der er gestürzt war, war für die geflügelten Elfen verbotenes Gebiet und ein anderer Weg führte nicht hinab. Sie wusste nicht wie lange sie schon an der Klippe saß und über alles noch einmal nachdachte, doch schließlich entschloss sie sich aufzustehen.

Mi’lan und auch Aerie hatten sich in einiger Entfernung zu ihr gesellt. Die schöne Avariel hielt einen Blumenstrauß in der Hand und trocknete ihre Tränen mit einen kleinen, weißen Tuch. Stellvertretend hielt sein Vater einen anderen noch bunteren Blumenstrauß für seine tote Tochter in seinen Händen. Schließlich gingen auch sie an den Rand des Abgrundes und warfen trauernd ihre Sträuße hinab. „Es tut mir Leid, Junge ...“, meinte Mi’lan mit ruhiger Stimme und hielt sich die Augen zu, aus denen ein Meer von Tränen dringen wollte, während seine Frau frei eine Träne nach der anderen vergoss. In Anerkennung seiner Taten band sich das kleine Elfenmädchen den Streifen seines Shirts um den rechten Arm, den er während der letzten Nacht verloren hatte. Es war das einzige was ihr von ihm geblieben war und es sollte sie für immer an den tapferen Jungen an ihrer Seite erinnern.

„Du hast gesagt das Ellesime deine Großmutter ist. Wenn du willst bringe ich dich zu ihr – nach Suldanessalar. Dort wo do geboren sein sollst.“, erinnerte sich Mi’lan aus einen Gespräch mit ihr aus der letzten Nacht. Nickend willigte sie ein und wischte sich ein paar Tränen aus dem Gesicht. Aerie sah wie sehr die kleine Elfe litt und beugte sich freundlich zu ihr herab, bevor sie ihr über die Wangen strich und ihr betrübtes Gesicht etwas anhob. „Weine nicht länger. Die Tränen verdecken sonst deine Schönheit, Mädchen.“, meinte sie und schenkte der kleinen Prinzessin ein tröstendes Lächeln. Es musst ihr schwer fallen, jenen Hoffnung zu geben, die so litten wie sie, aber es gelang ihr zumindest ein bisschen. Kyren sah auf und wusste das ihr Weg hier noch nicht zu Ende sein durfte.
 

Friedlich zwitscherten die Vögel des Waldes vor sich hin, während wärmende Sonnenstrahlen das Blattwerk der weit verzweigten Bäume durchbrachen und somit das königliche Suldanessalar erhellten. Trotz der schweren Schäden die diese majestätische Stadt vor 15 Jahren erlitten hatte, glänzte sie so schön wie noch nie zuvor. Neben riesigen prunkvollen und exotisch verzierten Gebäuden, strahlten auch die Häuser gewöhnlicher Bürger in einen hellen weiß hervor. Trotzdem war das Volk der Hochelfen seit dem letzten Überfall der Drow vorsichtiger geworden. Obwohl die Anzahl der Wachen abgenommen hatte, gab es immer noch genug gut bewaffnete Krieger die einen möglichen Angriff zurückschlagen könnten. Zwei von ihnen hielten auch Stellung vor dem Palast der Königin, mit dem klaren Befehl jeden unerwünschten Besucher zu vertreiben. „Die neue Wache in Ostsuldanessalar sieht doch echt kess aus, oder?“, meinte ein der Elfenwachen. „Hey, ich bin immer noch verheiratet. Wenn dir sie so gut gefällt mach dich gefälligst selbst an sie ran.“, erwiderte sein Gefährte und stupste ihn leicht an, worauf die beiden in kurzes Gelächter gerieten. Verträumt verschränkte er die Arme hinter seinen Kopf und starrte in den Himmel. „Tja, was soll ich machen? Ich bin jung und genieße das Leben - und die Frauen.“, säuselte er selbstherrlich, doch seine Schwärmerreihen wurden jäh von zwei merkwürdigen Gestalten unterbrochen, die sich ihnen näherten.

Ein etwas älterer, gut berüsteter Mensch und eine kleines Elfenmädchen hatten sich unangekündigt den Palast der Königin genähert. Niemand schien gemerkt zu haben wie die beiden Gestalten in die geheiligte Stadt eingedrungen waren. Reflexartig griff einer der Elfen nach seiner Hellbarde und streckte sie drohend nach den beiden Fremden aus. „Halt, Mensch! Ihr sollt wissen dass es Wesen wie Euch verboten ist hier einzudringen. Solch Frevel wird mit dem Tode bestraft.“, fauchte er die beiden unerwünschten Gäste an. Unbeeindruckt nahm der Mensch diese Warnung zur Kenntnis. „Ja ja, mal wieder typisch. So schnell gerät man als menschlicher Held in Vergessenheit. ... nun ja, ich sollte mich, bevor ihr noch unerüberlegt handelt, erst einmal vorstellen. Mein Name ist Mi’lan – Mi’lan Richardson wenn’s recht ist. Ich erbitte eine Audienz bei Königin Ellesime.“, meinte er mehr oder weniger höflich, wobei er sich bei seiner Vorstellung leicht beugte. „Und? Namen spielen keine Rolle. Ihr seid ein Mensch und habt hier nichts zu suchen unabhängig davon wer Ihr seid.“, tönte die andere Wache abwertend heraus. „Ihr könnt mich ja immer noch töten, wenn ihr unbedingt wollt, aber lasst wenigstens das Elfenmädchen hier durch.“, erwiderte Mi’lan ruhig. „Macht Ihr Euch über uns lustig, Mensch? Allein Eure Anwesenheit stellt ein enormes Sicherheitsrisiko dar. Wer weiß was für Seuchen Ihr uns mitgebracht habt. Es sind schon genug Elfen an euren Krankheiten gestorben. Ich werde Euch leider töten müssen.“, äußerte sich der andere Kämpfer wütend. Ohne weitere Warnung holte er mit seiner Hellbarde aus und schlug auf den scheinbar wehrlosen Menschen ein, doch sein Schlag führte nicht zum gewünschten Erfolg. Mit nur zwei Fingern hatte es der Mensch geschafft die Wucht der Waffe zu bremsen und sie in ausreichenden Abstand vor seinen Kopf zum stehen gebracht. „Pff, Euer Volk ist noch immer genauso stur und eingebildet wie vor 15 Jahren. Ich weiß zwar nichts von einer Seuche, aber das ist zunächst unwichtig. Ich möchte euch nicht verletzen müssen, also erlaubt mir bitte einzutreten.“, stichelte der ergraute Herr weiter.

Wutentbrand stürmte die andere Wache daraufhin auf ihn zu und wollte ihn mit einen kräftigen Schwerthieb außer Gefecht setzen, aber soweit sollte es erst gar nicht kommen. „Halt!“, schrie plötzlich eine etwas ältere Elfendame dazwischen, die soeben aus dem Palast geeilt war. „Aber Königin ... “, staunten die Elfenkrieger.

„Wachen, senkt eure Waffen! Dieser Mensch ist eine Ausnahme. Er ist bei uns jederzeit willkommen.“, rief die Frau ihren Untertanen entgegen. Sie trug ein wunderschönes verziertes Kleid welches durch einen königlichen Umhang ergänzt wurde. Trotz ihres leicht ergrauten Haares wirkte sie nicht übermäßig alt. Ohne Verzögerung leisteten sie ihren Befehl folge und öffneten das vergitterte Tor zum Palast.

„Königin Ellesime, ihr seht gut aus.“, begrüßte sie Mi’lan freundlich, so dass man fast den Eindruck hatte das die beiden sich schon ewig kannten. „Es ist lange her, alter Freund.“, merkte Ellesime an. „Ja, inzwischen 15 Jahre ...“, erwiderte er kurz nickend. „Was treibt Euch hier her? Ist es wegen der Seuche?“, fragte die Königin besorgt nach, während sie in Richtung Palast voran schritten. „Ähm ... ich weiß nichts von einer Seuche ... ich bin wegen dem Kind dort hier.“, antwortete er und deutete auf Kyren, die sich bisher sehr zurückgehalten hatte. Der Duft ihrer alten Heimat schien in ihr alte Erinnerungen geweckt zu haben. Fasziniert schaute sie sich um und merkte gar nicht dass sie nun vortreten durfte.

„Hey, Mädchen! Komm doch mal her!“, rief man ihr zu, worauf sie kurz aufschrak aber recht flink herbeieilte. Freundlich streichelte Ellesime ihr durchs Haar und über die Wangen, denn schon lange hatte sie kein solch junges und hübsches Wesen mehr vor sich gesehen. „Na, wer bist du denn, junge Dame?“, fragte sie leicht mütterlich. „Ich bin erst mal schon zu alt für so was.“, grummelte sie leise vor sich hin und verschränkte gekränkt die Arme. „Sie heißt Kyren Cyrissean und hat gemeint das sie eure Enkelin ist.“, nahm Mi’lan voraus. Grübelnd hob die Königin den Kopf an als sie ihren Namen hörte. „Unmöglich ... Cyrissean? Kyren? So hieß doch das kleine Kind meiner Tochter Dalia?“, stotterte sie ungläubig, während sich ihre Augen weiteten. Schüchtern nickend stimmte die kleine Elfe ihr zu, doch da wurde die Elfenkönigin auf ein mal sehr betrübt. „Ja ... ich erinnere mich. Ich hatte mich mit ihr damals verstritten, weil sie das Kind vor ihrer Hochzeit bekommen hatte und vor allen Dingen von jemanden, den ich nicht auf dem Thron sehen wollte – einem einfachen Krieger. Als sie nach 3 Jahren ohne meine Zustimmung diesen Mann auch noch geheiratet hatte, habe ich sie verbannt und sie aus dem Thronerbe gestrichen. Ich war so wütend das sie es ablehnte eines Tages meine Nachfolgerin zu werden. Sie hatte mich getäuscht und hintergangen.“, erinnerte sie sich und als sie Kyren so betrachtete fiel ihr auf wie viel Zeit seit diesen Tagen bereits vergangen war. Sie kannte das kleine Mädchen eigentlich nur als Säugling in Windeln. „Also sagt sie die Wahrheit?“, hakte ihr alter Freund nach. „Ja, sie ist es wohl. Ich spüre es. Ich hätte nie gedacht das ich sie noch einmal zu Gesicht bekomme ... meine kleine ... meine einzige ... Enkelin.“, seufzte sie glücklich vor sich hin und nahm sie herzlich in die Arme. „Ich hab freue mich auch.“, meinte Kyren freudig und genoss die Umarmung in vollen Zügen, auch wenn sie nicht ganz begriff warum sie so schlecht über ihre Mutter redete. „Wie geht es Mami und Papi, Kyren?“, erkundigte sich die Königin gleich, doch da ließ sie plötzlich von ihr ab und wurde ganz trübselig. „Sie sind tot ...“, antwortete sie leise, worauf ihre Großmutter geschockt zurücktrat.
 

So erfuhr auch Ellesime, nachdem sie an einem Tisch im Palast Platz genommen hatten, von der Geschichte und den Abenteuern, die sie erlebt und durchlebt hatte. Von Leath bis Bell ließ Kyren kein Wort aus, auch wenn es ihr oft schwer fiel alles in Worte zu fassen. Noch einmal wurde ihr bewusst das ihr ihre Eltern genommen wurden, dass der tapfere Mitch sein Leben geopfert hatte um sie vor Leath zu schützen, und das Shane das gleiche Schicksal erlitt, als er Bell aufhalten wollte. Wieder einmal brachte sie der Gedanke an die vielen Toten fast zum weinen.

„Schon gut, weine nicht, meine Kleine. Hier bist du jetzt sicher. Niemand kann dir was tun.“, tröstete sie die Königin sanft und nahm ihre Hand. Plötzlich hob sie ihren Kopf aus der Bedrückung und schaute ihre Großmutter entschlossen an. „Was hast du eigentlich damit gemeint das dich Mama hintergangen hat? Sie war doch eine so gute und warmherzige Frau und Papa hat sie auch sehr geliebt. Wieso redest du so schlecht von ihr?“, fragte sie kurz nach, worauf die Hände der gealterten Elfin sie noch etwas fester umschlossen.

„Das sie deinen Vater geheiratet und geliebt hat, war nicht der Grund für ihre Verbannung, aber das sollte dich nicht weiter interessieren. Es reicht wenn ich dir sage dass sie etwas gestohlen hat, mich aber anlog und es abstritt. Sie hat immer wieder versucht meine Autorität zu untergraben und trotzdem habe ich ihr fast immer verziehen. Jedoch spielt dies wohl keine Rolle mehr. Ich hätte ihr auch das verzeihen sollen, dann hätte ich jetzt wenigstens noch eine Tochter.“, erwiderte sie leise und ließ Kyren wieder frei. Auf einmal schossen dem kleinen Elfenmädchen Larissas Worte wie ein Blitz ins Gedächtnis, so dass sie sich fragte wie sie das nur vergessen konnte. „Warte! Noch kann ich Mama und Papa retten! Würdest du mir einen Gefallen tun? Ich muss zum goldenen Drachen. Er kann alle wieder zum Leben erwecken, aber ich muss auch meine Freunde sehen ...“, sagte sie aufgeregt. „Was sagst du? Der goldene Drache ... nun ja ... ich kenne die Legende und weiß wo die Höhlen sind, in der er ruht. Ich bezweifle zwar, dass er sich solchen Wünschen annehmen wird, aber es ist vielleicht tatsächlich ein Versuch wert. Ich könnte dich und deine ... Freunde auch dort hin bringen. Es gibt hier jede Menge guter Zauberer die dich dahin teleportieren könnten, aber du bist meine Enkelin. Wenn dir etwas zustoßen würde, wäre das eine Katastrophe.“, erwiderte Ellesime streng. „Aber Jason, Zelda und Larissa sind hervorragende Kämpfer. Mir würde nichts passieren.“, drängte Kyren weiter. „Aber nach allem was ich weiß ist Bell sehr mächtig. Es würde mich nicht wundern wenn dieses Ungetüm für die Seuche verantwortlich ist. Es hat schon genug Tote gegeben. Es darf kein weiteres Leben riskiert werden.“, widersprach sie ihr. „Nein, das ist nicht fair! Mitch war Jasons bester Freund. Er hat schon so viel auf sich genommen, alles nur um ihn durch diesen Drachen wieder zu erwecken. Shane ist gestorben nur weil er mich beschützt hat, damit ich eines Tages meine Eltern wiedersehe. Das kann doch nicht alles umsonst gewesen sein!“, protestierte die kleine Elfe verbittert und stampfte mit dem Fuß auf. Etwas knitterig musterte die langjährige Elfenherrscherin ihre Enkelin, doch je länger sie sie ansah, desto klarer wurde ihr das sie sie gewähren lassen musste. „Du bist genauso stur wie deine Mutter ... aber ... nun gut. Aber ich werde dir ein paar Wachen zum Begleitschutz mitschicken.“, sagte sie schließlich. „Vielen Dank!“, rief Kyren erfreut und sprang fröhlich auf. Zum ersten mal seit langen, bemerkte die gealterte Elfenkönigin das sie damals einen Fehler gemacht hatte, als sie ihre Tochter verbannte, denn sie hatte ein großartiges Kind auf die Welt gebracht und aufgezogen. Sie scherte es nicht einmal welcher Rasse ihre Freunde angehörten. Ihr Mut, ihr Tatendrang und ihr Sinn für Gerechtigkeit war beeindruckend und irgendwie fühlte sie sich stolz, das diese kleine Elfe eines Tages ihren Thron einnehmen könnte, obwohl sie doch so gar nicht prinzessinnenhaft war.
 

Noch einmal blickten Jason und seine beiden Begleiterinnen auf das Gebirge zurück das sie nun endlich hinter sich gelassen hatten. Vor ihnen baute sich eine saftig grüne Landschaft auf, ganz ohne Wüsten und Schluchten. Für Larissa war es etwas ganz besonderes, denn dieses Land war ihre Heimat. Es war das Land indem ihre Träume in Erfüllung gehen sollten und ihr Vater zum Paladin geschlagen wurde. Dieses Land war jeden unter den Namen Amn bekannt - ein stolzes Königreich mit glorreicher Geschichte.

„Ich hoffe Larissa du weißt wo es zum Drachen geht. Wenn wir Shane, Kyren und Mitch wiederbeleben wollen müssen wir ihn unbedingt finden.“, meinte Jason ernst. „Ja, ja, keine Sorge. Wir müssen zwar noch viel laufen, aber wir werden ihn schon finden.“, gab sie mürrisch zurück. Zelda jedoch, war mit ihren Gedanken ganz woanders, denn noch immer konnte sie nicht verstehen welchen Sinn es für Shane gemacht hatte Kyren in den Abgrund hinter herzuspringen. Ihr war nicht klar was er damit erreichen wollte, aber während sie so vor sich hindachte, traten fünf merkwürdige, elfische Gestalten vor ihnen aus einen Portal hervor, das sich plötzlich vor ihnen aufbaute. Sie waren in grünen und blauen Roben gekleidet, wie sie für Magier typisch waren. „Wer seid ihr und was wollt ihr?“, fragte Jason nervös und nahm Kampfhaltung ein, als sich die Fremden unaufhörlich näherten. „Ihr werdet erwartet. Folgt uns.“, meinte einer von ihnen und verwies sie auf das Portal. Misstrauisch mustere Zelda die Elfen, die da recht forsch auf sie zugekommen waren, konnte aber in deren Augen kein böses handeln erkennen.

Obwohl niemand recht verstand was gerade geschah und was dies alles sollte war man sich aus irgendeinem Grund sicher dass man ihnen vertrauen könnte. Mit etwas ratloser Miene folgten sie den Anweisungen und traten durch das Portal.
 

Als sie auf der anderen Seite ankamen erblickten sie eine völlig fremde Landschaft um sich. Sie standen mitten in einen Wald, dessen Bäume schon uralt sein mussten. Am Horizont türmte sich schon das Gebirge welches die nördlichen Grenzen des amnischen Reichs darstellte. „Wo sind wir?“, fragte sich der junge Mönch verwundert, während er sich umsah. „Das sieht aus wie ...“, wollte Larissa erwidern als sie einer der Elfen unterbrach. „Wartet hier einen Moment.“, wies er sie an, während drei seiner Gefährten durch ein neu geschaffenes Portal gingen. Es dauerte nicht lange als sie scheinbar ohne ersichtlichen Grund wieder zurückkehrten.

„Was soll das alles?“, fragte Jason leicht erzürnt, doch als plötzlich ein altvertrautes Gesicht hinter einen der Magier hervorlugte, benötigte er keine Antwort mehr auf diese Frage. „Kyren!“, riefen die drei Gefährten erleichtert als sie die kleine Elfe erblickten, die ihnen lachend entgegenlief und sich freudig an Zelda schmiegte. „Ich dachte schon ich seh’ euch nie wieder.“, sagte sie in einen fast weinerlichen Ton. „Du lebst? Wo ist Shane? Ist er nicht bei dir?“, erkundigte sich Larissa besorgt, worauf sie etwas traurig von der jungen Waldläuferin abließ. „Shane ... er ... er lebt nicht mehr. Bell hat ihn getötet.“, erklärte sie leise. Geschockt ging die tapfere Helm-Priesterin in die Knie und starrte das Elfenkind fassungslos an, deren Blick auch ihre Kameraden teilten. „Nein, wie furchtbar ...“, meinte Zelda betrübt. „Shane ist ... und ... Bell lebt ... wie schrecklich ...“, stotterte Jason ungläubig vor sich hin, während Larissa noch immer die Worte fehlten. Verbittert griff sie sich ans Herz, denn all ihre Hoffnungen verblassten mit einem Schlag. Sie hatte so sehr gehofft dass sie ihn wiederbeleben könnte, doch ihre Gebete wurden nicht erhört. Sie fühlte sich schuldig, weil sie ihm in Stich gelassen hatte und durch das Portal entkam, während er sein Leben für die kleine Elfe gegeben hatte. Nie wieder würde sie ihn sagen können was sie für ihn empfand, denn sie war sich als Priesterin durchaus bewusst dass man ihn nicht wiedererwecken konnte, wenn ihn Bell getötet hatte. Es dauerte etwas bis sich alle drei wieder fassen konnten. Ihr Gewissen haderte, so wie schon einst bei ihrem Vater, streikte als dessen Schwester ermordet wurde und er die Täter mangels Beweisen nicht überführen konnte. Er wollte Rache, doch ein Paladin durfte niemals Rache üben. Zwar war sie noch eine einfache Klerikerin aber eines Tages wollte sie auch sie dem Vorbild ihres Vaters folgen. „Wir sollten los. Meine Großmutter war so freundlich uns zu den alten Tempelruinen bei den Umarhügeln zu bringen. Etwas weiter im Norden soll auch die Höhle des goldenen Drachen liegen. Die Elfenmagier hier werden uns zur Sicherheit begleiten.“, meinte Kyren schließlich und deutete den Weg vor ihnen. Kurz darauf machten sie sich los, auch wenn ihre Gedanken eher Bell und ihren Opfern galten als dem legendären goldenen Drachen. Jeder merkte dass die Zeit drängte, denn die Dämonin konnte jederzeit zuschlagen. Die Wanderung schien friedlich zu verlaufen und nichts deutete auf eine Gefahr durch den Dämonen hin, doch plötzlich wurde es still um sie herum und die Gruppe stoppte als wie aus den Nichts Nebelschwaden über den Boden zogen. „Hier ist dunkle Magie im Spiel!“, warnte eine der Elfenwachen und hielt seine Gefährten zurück. Ein grässliches Lachen, das eindeutig von einer Frau stammen musste, klang daraufhin durch die Bäume. Hektisch sah man sich um, denn Kyren kannte diese Stimme. Sie hatte sie schon zu oft in ihrem kurzen Leben gehört. Es war klar dass es die Lache Bells war, die sie umgab. Kurz darauf tauchte sie aus einem dunklen Nebel vor ihnen auf und ging langsam auf die Gruppe zu. „Bell!“, schrie die kleine Elfe verängstigt auf. Ruckartig wendeten sich gleich vier Wachen der herankommenden Dämonin zu, während die fünfte Wache nicht von ihrer Seite wich.

„Ich habe euch belauscht, ihr Narren. Leath hatte wohl damals doch die Wahrheit gesagt. Diesen goldenen Drachen gibt es also wirklich. Schön das ihr mich zu ihm geführt habt. Und die Elfe habt ihr auch mitgebracht – ausgezeichnet.“, tönte Belluzcius selbstsicher, aber ihre Gegner fackelten nicht lange.

„Attacke!“, befahl eine der Magier prompt als sich die Frau blicken ließ. Mit wildem Geschrei feuerten die Wachen eine Anzahl von Zaubern ab, die den Dämon vernichten sollten. Eine Explosion folgte der nächsten so dass im Sekundentakt ein Krater nach dem anderen in die Erde geschossen wurde. Dabei wühlten sie so viel Staub auf das ihnen schon bald die Sicht auf Bell verloren ging. Als sie ihr Ziel nicht mehr sahen stellten sie ihr Zauberbombardement schließlich ein und verharrten abwartend in ihrer Position bis sich die Staubwolke wieder gelegt haben würde. Zelda konnte kaum glauben was für eine Darbietung ihr soeben geboten wurde. Zwar verstand sie nicht allzu viel von Magie, aber sie erkannte dennoch mit welcher Perfektion jeder dieser Zauber abgefeuert wurde. Sie waren in ihren Schadensradius gedrosselt, so dass sie nicht die ganze Landschaft verwüsteten, aber dafür umso stärker, sollte Belluzcius auch nur von einen getroffen worden sein.

Entsetzt schrak Jason plötzlich auf als er die Formation der vier Magier genauer betrachtete. Sie standen in einer Linie nebeneinander, aufgestellt wie Zinnsoldaten. Er wagte es zwar nicht auszusprechen, aber er konnte sich gut denken was gleich passieren würde. „Passt auf!“, warnte er die Elfen, doch da war es schon zu spät. Völlig überraschend kam die Dämonin von der Seite und durchbohrte die tapferen Männer mit einen einzigen magischen Geschoss, worauf er und seine Freunde entsetzt aufschrieen. Binnen weniger Sekunden wurden Kyrens Leibwachen in zwei Teile zerfetzt, was Bell sichtlich gefiel. Triumphierend stellte sie ihren Fuß auf einen Kopf der eben Getöteten und lachte, denn sie war ihren Ziel zum greifen nah.

Jedem war klar das ihre Seelen damit auf immer verloren waren, da sie durch die Kraft eines Dämonen gefallen waren. Die letzte Wache, die bei der kleinen Prinzessin geblieben war wusste was sie jetzt zu tun hatte ...

Folge 24: Das Ende der Odyssee

Folge 24: Das Ende der Odyssee
 

Die Leichen vier tapferer Elfenmagier lagen tot vor Kyrens Füßen. Bell schien über ihren Tod höchst amüsiert und trachtete bereits nach ihren nächsten Opfern. „Schnell! Bringt euch in Sicherheit – ich werde sie aufhalten!“, schrie der letzte Elfenmagier an ihrer Seite nervös und stellte sich Bell entgegen. „Aber ...“ ,wollte Kyren protestieren, doch da packte sie Jason am Arm und zog sie hinter sich her, ohne das sie etwas tun konnte um das Schicksal des Magiers zu ändern. Ihr war klar dass sie nun keine Zeit mehr zu verlieren hatten, auch wenn es für ihn selbst nicht so leicht war den Magier einfach so zurückzulassen. Der Dämonin schien es egal das sie mit ihren Freunden flüchtete, denn sie wusste ja wo sie hinwollten. Sie war sich sicher dass auch die letzte Wache kein größeres Problem für sie darstellen sollte und sie die Flüchtenden noch leicht einholen würde.
 

Mit Tränen in den Augen wurde die junge Elfe durch den dichten Wald gezerrt, während ihre Gefährten panisch vorausstürmten. Mit ihren kurzen Beinen konnte sie kaum mit Larissa und Zelda mithalten. Ihre Flucht endete, als sie an einer Höhle ankamen, die mitten im Wald aus der Erde herausragte. Das Gestein war mit einigen merkwürdigen Zeichen versehen und unter den Ranken, die den Eingang verdeckten, entdeckte man sogar etwas wie einen Torbogen. „Das muss der Eingang zur Höhle des Drachens sein.“, meinte Zelda als sie versuchte die Zeichen zu entziffern.

Plötzlich hörten sie in der Ferne eine laute Explosion, die mit dem Todesschrei eines Mannes verknüpft war. Erschrocken wendeten sich ihre Blicke den weit entfernten Schauplatz zu, obwohl sie durch die vielen Bäume nichts erkennen konnten. „Los! Wir müssen uns beeilen!“, rief Larissa und eilte in die Höhle, worauf man ihr eiligst in das Dunkel folgte. Nur Kyren verharrte immer noch geschockt vor dem Eingang. Sie konnte nicht glauben das gerade fünf tapfere Elfen für sie und ihre Freunde sterben mussten, für deren Seelen es keine Rettung gab. Wieder einmal wurde sie von dem jungen Mönch am Arm gepackt und in die Höhle gezerrt.

Weit kamen sie nicht, denn die Tränen des Elfenmädchens veranlasste die Gruppe zum halten. Besorgt wendete sich ihr die junge Waldläuferin zu und kniete sich vor sie. „Ich weiß, dass es schrecklich ist, doch wenn wir etwas ändern können, dann dürfen wir jetzt nicht aufgeben.“, versuchte sie sie zu trösten, doch die kleine Elfe ließ ihren Tränen kopfschüttelnd weiter freien Lauf. „Nein ... ich hätte in Suldanessalar bleiben sollen. Es sind schon zu viele Unschuldige gestorben, nur weil sie mich beschützen wollten. Keiner von ihnen wird je wieder zum Leben erweckt werden können. Das ist alles meine Schuld.“, schluchzte sie und wischte sich über ihr tränenüberströmtes Gesicht. Larissa trat vor und entfachter ein magisches Leuchtfeuer in ihrer Hand. „Wir werden einen Weg finden, Kyren. Aber wenn wir jetzt aufgeben hat Bell gewonnen und jeder wäre umsonst gestorben. Wir müssen weiter zum goldenen Drachen. Nur er kann sie überhaupt noch aufhalten.“, sagte sie und legte ihre freie Hand beruhigend auf die Schulter des Elfenkindes. Hoffnungsvoll musterte sie die Augen ihrer rothaarigen Gefährtin. Larissa war zwar ein kleiner Tollpatsch und nicht immer die hellste, aber sie hatte ein reines Herz das ihr trotz ihrer Verluste die Kraft gab weiter zu machen, aber vor allen Dingen hatte sie recht mit dem was sie sagte, so das man kurz darauf wieder weiter ging.
 

Bell hatte die Zeit genutzt und stand bald darauf ebenfalls vor dem Eingang der Höhle. Schmunzelnd trat sie ein, denn für sie war es nur noch eine Frage von Minuten bis ihr der Körper der kleinen Elfe gehören würde. Dann, so wusste sie, würde sie nichts und niemand mehr aufhalten können und ihr Traum würde in Erfüllung gehen. Sie war ihrem Ziel so Nahe das ihr nicht auffiel das sie nicht alleine war als sie in die Höhle eintrat.

Aus den Nebelschwaden hinter ihr trat plötzlich eine verhüllte Gestalt heraus, dem eine Narbe über das rechte Auge verlief und ein zwielichtiges Lächeln auf den Lippen lag.
 

Larissa und Kyren leuchteten ihren Freunden derweil mit einem Lichtzauber den Weg. Er führte sie bis zu einer großen Wand, die ihnen schlussendlich den Weg versperrte. Scheinbar gab es keine versteckten Hebel um dieses Hindernis zu überwinden. Es schien als ob man in einer Falle saß, denn aus der anderen Richtung vernahm man schon erste Schrittgeräusche und jemand anderes als Bell erwartete hier niemand.

„Wie amüsant. Eine Sackgasse.“, tönte es aus der entfernten Dunkelheit. Belluzcius trat aus den Schatten hervor, begleitet von einer rot leuchtenden Lichtkugel. „Hier ist das Ende eurer Reise, ihr ewig kläglichen Narren.“, verkündete sie höhnisch, doch so schnell wollten sich Jason und Zelda nicht geschlagen geben, die daraufhin hastig nach einen versteckten Schalter suchten, in der Hoffnung die Wand doch noch öffnen zu können. Rasend vor Wut brach der junge Mönch seine Suche schließlich ab und schlug auf die Wand ein, doch den Schaden den er damit anrichtete war minimal. Der Dämonin gefielen die verzweifelten Versuche ihrer vermeintlichen Opfer, denn sie liebte es wenn sie wie Ratten um ihr Leben hechelten.

„Ich gebe nicht auf! Jetzt nicht!“, schrie Jason erzürnt und mutierte ohne größere Umstände zu einen muskelgestählten Berserker. Ein weiteres mal schlug er mit all seiner Kraft auf die störende Wand ein, die partiell unter der Wucht dieses Schlages zusammenbrach und durch einen schmalen Spalt den weiteren Weg ebnete. Nicht nur Bell war von dieser Aktion überrascht, so dass ihr leichte Zweifel aufkamen ob es wirklich so leicht werden würde die jungen Abenteurer zu bezwingen. Blitzschnell reagierte sie und stürzte sich auf die Elfe bevor diese durch den neuen Gang flüchten könnte, doch ihre Arme erreichten das aufschreiende Kind nicht. In letzter Sekunde gelang es Larissa ein Flammenschwert zu beschwören und der Dämonin damit ihre Arme abzuschlagen. „In Helms Namen! Lass die Finger von ihr!“, rief sie erbost, worauf sich die Priesterin Bell mit ausgestreckter Klinge kampfbereit entgegenstellte und Kyren hinter sich drückte. „Lauf Kyren, ich werde sie aufhalten.“, rief sie ihr zu, während Bell darauf verzichtete sich die abgetrennten und blutenden Arme wieder anzuheften. Stattdessen trat sie zurück und begann ihre Wunden zu regenerieren. Aus ihren Wunden spross schwarzer Dampf, der sich alsbald zu einen neuen paar Armen formte, so dass sie wieder voll einsatzfähig war. „Nein! Ich lasse dich nicht so einfach zurück, Larissa!“, erwiderte Kyren verbittert. „Geh schon! Ich werde nicht sterben, ich verspreche es. Lauf jetzt ... “, schrie Larissa erneut. Erst nach diesen barschen Worten trat Kyren mit Jason und Zelda die Flucht an, worauf sich die Helm-Priesterin wieder ihren eigentlichen Feind zuwenden konnte. Sie hatte auf diese Chance gewartet und es sollte ihr Kampf werden um mit Bell abzurechnen. „Sehr mutig, Mädchen, doch dein Mut wird nicht belohnt werden. Dies ist dein Ende.“, schüchterte diese sie selbstsicher ein. „Ich sterbe für eine edle Sache. Ich werde dich aufhalten. Für meinen Vater und für Shane! Für alle die Wegen dir sterben mussten!!!“, erwiderte sie energisch und stürzte sich todesmutig auf den schier übermächtigen Gegner.
 

Als Kyren merkte dass das Licht des Flammenschwertes in der Ferne unter einen kurzen Aufschrei erlosch, wusste sie dass Larissa ihr Versprechen nicht mehr einhalten konnte. Ihr Hass auf diese Dämonin überstieg schon lange ihre Furcht vor ihr, denn wieder war ein Freund und Kamerad gefallen. Und auch sie war nur ein weiteres unschuldiges Opfer im Kampf gegen diese Kreatur.

Schließlich endete der Weg, der sie immer tiefer unter die Erde führte. Vor ihnen erstreckte sich eine riesige Halle die Kilometerweit nach in alle Richtungen zu erstrecken schien und obwohl nicht eine Fackel diesen Saal erleuchtete war er Taghell. Die Wände waren kunstvoll mit den Bildern der Wälder, die diese Gegend umgaben, bemalt und der Boden glänzte wie der klarste See auf Erden. Überall reflektierten sich die exotischten Farben an den prunkvollen und schön verzierten Wandmalereien. Es glänzte wie feinster Kristall, obwohl es mehr nach einen Gestein aussah. So etwas schönes, aber auch Außergewöhnliches hatte keiner der Drei je zuvor gesehen. Obwohl die Halle in alle Richtungen kein Ende zu nehmen schien, war man sich sicher dass hier diese legendäre Kreatur leben musste, doch nirgends war jemand zu sehen, schon gar nicht riesige Körper des Geschöpfes. Unschlüssig ging man weiter, stets auf der Hut nicht in eine Falle zu laufen. Jeder Schritt hallte so sehr das es sogar ein wenig in den Ohren schmerzte.

Schließlich trat auch Bell in die Halle und entdeckte Kyren und die anderen in der Mitte des Saals. Sie fixierte sich völlig auf ihr Ziel und ignorierte alles weitere, so als wäre sie besessen davon ihren Traum zu erfüllen. Von ihren Schrittgeräuschen wurde Jason auf sie aufmerksam und wendete sich ihr zu, wie kurz darauf auch seine Freunde. „So ein Pech für euch – der Drache scheint nicht mehr da zu sein. Wahrscheinlich ist er vor langer Zeit gestorben. Sehr Schade. Dann kann er sich euren Tod nicht mit ansehen.“, tönte die bösartige Frau höhnisch.

„Verdammt, es war alles umsonst ...“, fauchte Zelda enttäuscht und senkte betrübt ihren Kopf zu Boden, doch vor ihr bündelte ihr Gefährte schon seine Kräfte. „Nein! Ich werde nicht sterben, ohne wenigstens versucht zu haben dieses Monster zu vernichten.“, schrie er und stellte sich der schönen aber grausamen Frau entgegen.

Je länger er sie ansah desto klarer wurde ihm wer der wahre Mörder seines Freundes war. Ein gewaltiger Hass stieg in ihm auf als er Belluzcius gegenüberstand, so dass er sich nichts sehnlicher wünschte als ihren Körper zu zerfetzen. Schreiend stürmte er auf sie zu und versuchte sie durch ein wahres Bombardement von Schlägen zu besiegen, doch seine übermächtige Gegnerin schmunzelte nur vor sich hin und wich jeden Schlag mit Leichtigkeit aus. Dennoch gab er nicht auf, bis sie schließlich seinen Attacken ein Ende setzte indem sie ihn mit einen einzigen Treffer in seine Magengegend kampfunfähig zu Boden brachte. Röchelnd ging er nieder und hielt sich die Wunde bis er vor Schmerzen völlig zusammenbrach. Lachend stellte die Dämonin ihre Fuß auf seinen Rücken und beugte sich zu ihren besiegten Gegner herunter. „Nicht schlecht, Junge, doch noch lange nicht gut genug.“, rief sie ihm grinsend zu und musterte ihre hell leuchtende Hand, die sie magisch verstärkt hatte. Ihr war bewusst, dass sie bei ihm besonders vorsichtig sein musste. Ihn einfach zu töten war ihr zu wider. Lieber wollte sie ihn qualvoll sterben sehen, denn er sollte noch miterleben wie sie auf den Höhepunkt ihrer Macht den Körper der Elfe in ihren Besitz nahm. Bevor der geschlagene Kämpfer ahnte wie ihn geschah, packte sie seinen linken Arm, drehte ihn um 180 Grad und schlug schließlich mit ihren Knie darauf. Jason schien wie wild vor Schmerzen auf das man dachte er würde daran sterben, denn sie hatte ihm nicht nur den Arm ausgerenkt sondern auch noch gebrochen. „Jason!!!!“, schrie Zelda verbittert, den Tränen nah. Völlig geschockt starrte sie auf ihren Freund, der schlimmste Qualen erlitt. Ächzend wand er sich am Boden, während Bell sich bereits auf sie zu bewegte, doch die schöne Waldläuferin spürte nun keine Furcht mehr und schrie wütend auf. Mit Tränen in den Augen stellte sie sich als nächstes der Dämonin und rannte fast Blindwegs kreischend auf sie zu. Blitzartig zog sie einen Dolch hervor und stach zu, doch der Schwung ihres Armes wurde von der Hand ihrer Gegnerin mühelos abgebremst. Wenige Zentimeter vor der Bells Gesicht kam die Stichwaffe zum stehen, womit auch ihre Attacke erfolglos war. Belluzcius drehte darauf den Dolch um und führte Zeldas Hand zu deren Brust.

Ihr innerstes schrie danach die Waffe fallen zu lassen, doch sie stand bereits vollends unter ihrer Kontrolle. Hilflos sahen Jason und Kyren zu, wie es mit ihrer Freundin zu Ende ging. Sie wussten nicht was sie tun könnten denn jede ihrer Bewegungen könnte den Tod ihrer Gefährtin bedeuten. Immer weiter näherte sich die Stichwaffe deren Herz. Jeder Augenblick wurde zur Qual. Zelda biss sich verkrampft auf die Lippen und versuchte ihren Willen und ihre Kraft weiter zu stärken. Selbst als sie vor Erschöpfung in die Knie ging und sich somit unbewusst noch etwas Zeit verschaffte, wehrte sie sich mit aller Kraft gegen ihr drohendes Schicksal. Langsam und qualvoll näherte sich der Dolch ihrer rechten Brust, doch sie verkniff sich jeden wehklagelaut als sich die Waffe durch ihre Lederbüste in ihren Busen bohrte. Schweiß lief ihr bereits von der Stirn, denn sie merkte dass ihre Kräfte nachließen und sich die Stichwaffe immer tiefer in die schmerzende Wunde grub.

Plötzlich musste Bell ablassen als sie mit voller Wucht einen Schlag gegen ihren Hals bekam. In ihren Eifer die junge Frau zu foltern hatte sie Jasons Attacke nicht rechtzeitig erahnt. Mit einem gewaltigen Wutschrei katapultierte sie sein Schlag durch die Halle, wodurch sie erst nach etlichen Metern wieder Fuß fasste. Leider schien es bereits zu spät, denn Zelda brach kurz darauf zusammen und verlor das Bewusstsein.

„Zelda! Nein! Halt durch!.“, flehte er und hob vorsichtig ihren Kopf an, aber als er sah wie tief das Messer in ihrer Brust steckte, hatte er nur wenig Hoffung. Ihr schleichender Tod schien für ihn schlimmer zu sein als jeder gebrochene Knochen, so dass er sich noch einmal daran machte die Dämonin zu bekämpfen. „Was?“, staunte diese als sie ihn bei seiner Freundin stehen sah. Sie konnte einfach nicht glauben dass sich ihr der Junge trotz seiner Schmerzen und seiner Verletzung immer noch entgegenstellte. Etwas mühsam stemmte sie sich wieder auf und renkte ihren Kopf zurecht. Knurrend schritt sie auf ihn zu, bereit ihm ein Ende zu machen. „Du Monster!!! Für das was du ihr angetan hast werde ich dir jeden Knochen brechen! Ich schwöre bei allen was mir heilig ist das du diesen Ort nicht lebendig verlässt solange auch nur ein Tropfen Blut durch meine Adern fließt!“, schrie er ihr lautstark entgegen, denn nun drohte ihm auch noch der Verlust Zeldas, die ihm mehr am Herzen lag als alles andere. Er war so laut, dass seine Worte durch die ganze Halle schallten und Bell sogar kurzzeitig stehen blieb. Er spürte seinen Herzschlag für einen Moment nicht mehr, bevor sich dieser in einer unglaublichen Frequenz wieder erhob. Er kannte dieses Gefühl bereits und wusste was gleich passieren würde. Wie von Geisterhand heilte sein verletzter Arm und renkte sich sogar wieder ein. Gleichzeitig wuchsen seine Muskeln noch etwas weiter an, so dass einige Nähte seiner Kleidung rissen. Sein ganzer Körper begann förmlich zu glühen, während seine Augen jegliches Gefühl verloren. „Unglaublich!“, staunte Bell. Vor ihr stand nun mehr eine Art Super-Berserker, von denen sie bisher nur in Legenden gehört hatte. Wie von Sinnen schrie er all seine Wut und seinen Hass heraus. Die Energien, die er freisetzte wirbelten die Luft um ihn gewaltig auf und brachten den ganzen Saal zum erbeben. Blitzschnell ging er zum Angriff über und setzte ihr schwer zu. Diesmal hatten seine Schläge mehr Gewicht und waren noch schneller und trotz dieser Steigerung schien seine Gegnerin nicht wirklich beeindruckt.
 

Obwohl Bell ein paar Treffer abbekam, hielt sie den Angriffen ihres Gegners stand. Ein weiteres mal gelang es ihr ihn durch einen harten Schlag in den Torso zu Boden zu bringen. Noch im Sturz verpasste sie den Berserker einen heftigen Tritt, der ihn endgültig besiegen sollte. Wehrlos flog er durch den Saal und ging neben Zelda zu Boden, worauf er sich entkräftet zurückverwandelte. „Das hätte ich nicht erwartet. In seinem verfluchten Blut steckt viel Potential, aber er beherrscht seine Kräfte nicht vollends. Egal, nun zu dir Kind.“, dachte Bell laut, wischte sich das Blut von den Lippen und wendete sich der kleinen Elfe zu. Die Treffer, die Jason ihr zugefügt hatte, heilten in schwarzen Rauch, während sie näher kam. Kyren wollte weglaufen, doch da war sie schon bei ihr und packte sie am Arm, was ihren Körper vor Angst steif gefrieren ließ. Siegessicher griff sie das Kind am Hals und hob es vor sich hoch, während sie ihr lechzend über die Wange ihres Opfers strich. Ihr gefiel ihr auserwählter Körper, denn er war jung und rein, so dass es ihr besonderen Spaß machen würde ihn auf jede erdenkliche Weise zu schänden. Selbst die flehenden Würgelaute hielten sie nicht von ihren Vorhaben ab. Kyren fragte ob es das letzte sei was sie in ihren kurzen Leben sehen würde - Bells Gesicht, welches schon nach ihren Körper gierte. „M ... mm ... magisches Geschoss ...“, ächzte sie mit letzter Kraft heraus und brachte ihre Hände für diesen Zauber in Stellung. Ungläubig starrte Bell an sich herab und sah wie sich tatsächlich ein solches Geschoss in den Händen des Mädchens bildete. Ohne die Chance auszuweichen wurde sie davon erfasst und weggeschleudert, so das sie unweigerlich hart gegen eine der schön verzierten Wände prallte und Kyren zu Boden fiel.

Röchelnd ging das kleine Elfenmädchen in die Knie und fasste sich vorsichtig an den Hals, als die erste Gefahr vorbei schien. Noch während sie nach Luft schnappte befreite sich die Dämonin aus den Trümmern der Wand und entschwebte grummelnd in Richtung Decke. Kyren merkte das es damit noch nicht vorbei war, denn Bell schien nun rasend vor Wut auf sie. „Du hast es so gewollt, Göre! Ich habe genug von diesen Spielchen! Jetzt werde ich dich und deine Freunde vernichten. Ich kann immer noch in deinen verkohlten Körper schlüpfen und ihn regenerieren.“, rief sie zornig herab. Sie zögerte nicht länger und bündelte sämtliche Energien um sich die ihr zu Verfügung standen in ihren Händen, die sie für den entscheidenden Zauber auf die kleine Elfe richtete. Kyren war bewusst das sie nicht mehr fliehen konnte und diese geballte Energie ihr Ende sein würde. Plötzlich merkte sie dass sich Jason neben ihr noch regte. „Gib nicht auf ... du kannst sie besiegen ... tu es für uns ... für dein Volk ... für alle die wegen ihr ... leiden mussten ... tu ... es für ... Shane ... arg.“, ächzte er unter starken Schmerzen heraus und zwang sich ein motivierendes Lächeln auf, worauf sie nachdenklich ihren Kopf senkte, fast so als wollte sie ihr drohendes Schicksal hinnehmen. Noch einmal dachte sie an die schönen Momente in ihren Leben. An all die Erlebnisse die sie zu den gemacht hatten was sie nun war, an die vielen Freunde die sie auf ihren Reisen kennen gelernt hatte, aber auch an all die Opfer die sie auf ihren Weg zurücklegen musste.

„Jetzt ist es vorbei mit dir!“, schrie Bell von oben herab und feuerte einen gewaltigen Energieball auf sie herab. Energisch hob Kyren ihren Kopf wieder an und blickte sie dem Geschoss der Dämonin entschlossen entgegen. „Nein! Hier ist Schluss für dich! Ich werde dich besiegen! Ich werde dich verbannen! Für all das ... was du getan ... hast. Für alle die wegen dir sterben und leiden mussten!“, rief sie ihr vollen Mutes trotzig zu. Noch während Bells Zauber auf sie herabflog, bündelte sie wie in Trance gewaltige Energien um sich, die tiefe Risse in den Boden brachten. Die ganze Halle erbebte als sie einen Gegenzauber vorbereitete und sich um ihr eine weiße Aura bildete. „Hier! Für meine Freunde! Für meine Volk und meine Eltern! Für Shane! Für die ganz Faerûn!!!“, schrie sie ihr unter Tränen entgegen und feuerte ihr einen mit aller Kraft einen weißlich schimmernden Zauber entgegen, der mit dem Geschoss der Dämonin kollidierte und schließlich verschmolz. Um Kyren herum löste sich der Boden in einen großen Radius förmlich auf als sie ihren Zauber noch einmal etwas mehr Kraft gab. Vom Gegendruck der auf ihr lastete wurde sie immer weiter in die Erde gedrückt, während Belluzcius immer mehr Mühe hatte das Zaubergeschoss der Elfe zurückzuhalten. Wild kreischend fügte die kleine Elfe ihren Zauber noch einen weiteren Energiestoß hinzu, der Bells endgültig durchbrach.

„Nein! Unmöglich! Ich bin allmächtig! NEINNNN!“, schrie Belluzcius panisch als sie den gleißend hellen Zauber auf sich zuschießen sah. Mit einem gewaltigen Wutschrei traf sie die gewaltige Magie und löste das Ungetüm in einen grellen Lichtblitz in seine Bestandteile auf.
 

Stille kehrte in die Halle ein, die erst brach als Kyren völlig entkräftet zu Boden ging. Mit zittrigen Armen stützte sie mühevoll ihren schwächelnden Körper ab. Noch staunte sie selbst über das eben geleistete, denn ihr war es tatsächlich gelungen einen Dämon mit einem Antizauber wieder dorthin zu verbannen wo er herkam. Obwohl sie sich der Natur eines solches Zaubers bewusst war, fragte sie sich wie sie dies geschafft hatte. Ihr Körper fühlte sich ausgebrannt an und schrie nach Regeneration. Jede einzelne Faser tat ihr weh, als ob sie zerrissen worden wäre.

„Ich ... du hast es geschafft ....“, stöhnte Jason lächelnd auf. „Sie ... ich ... habe ... sie besiegt ...“, keuchte sie erstaunt und sah entgeistert in ihre Handflächen.

Plötzlich trat ein Schatten über sie und eine Hand legte sich auf ihre Schulter. Sie spürte eine heilende Wirkung durch ihren Körper strömen. Geschockt drehte sie sich um, denn sie dachte für einen Moment schon das Bell noch da war, doch dort stand nur ein Mann in alten Lumpen.

„Wer seid Ihr?“, fragte sie verwirrt. „Ich nehme an, ich bin derjenige weshalb ihr eigentlich hier seid. Mein Name ist Serak, aber meistens nennt man mich den goldenen Drachen.“, sagte der merkwürdige Mann in einen freundlichen Ton und kümmerte sich dann auch um Jason und Zelda. Seine Macht war so groß, dass er die beiden durch einfaches Handauflegen heilen konnte. Völlig verdutzt starrten die beiden an sich herab, wo sie doch eben noch den Tode so nahe waren. Fassungslos musterte Zelda den Dolch, der eben noch in ihrer Brust gesteckt hatte und richtete sich auf. Das Messer war während der Behandlung einfach herausgesprungen und ihr blieb nicht einmal eine Narbe zurück. „Wenn Ihr wirklich der goldene Drache seid, warum seht Ihr dann aus wie ein Mensch?“, fragte Kyren verwirrt. „Wenn ich unerkannt durch Faerûn wandeln will, ist dies die passendste Form dafür.“, erwiderte der Mann lachend. Ermutigt sprang Jason auf und ballte seine Hände vor Freude. „Großartig! Wenn Ihr der goldene Drache seid, könnt Ihr uns doch sicher helfen. Es heißt, ihr würdet jedem Besucher drei Wünsche erfüllen.“, merkte er hoffnungsvoll an. „Ich kenne diese Geschichten und sie sind wahrlich übertrieben. Ich erfülle nicht einfach jeden drei Wünsche. Meine Macht ist weitreichend, doch erfordert jeder Wunsch an einen Drachen ein Tribut.“, antwortete Serak schloss die Arme hinter seinem Rücken zusammen. „Welche Art von Tribut?“, fragte Kyren erstaunt. „Menschen die zu mir kamen, opferten mir ihr Erstgeborenes oder versprachen mir, es zu gebären. Allerdings bin ich gewillt, für euch eine Ausnahme zu machen. Ihr habt immerhin dafür gesorgt, dass ein Dämon nicht länger mein Heim besudelt.“, erklärte er mit bedächtiger Stimme.

„Das ist großartig. Dann ... dann wünsche ich mir das alle Unschuldigen die durch den Drow Leath gefallen sind, wieder lebendig werden. Ginge das?“, tönte es von Jason. „Sehr wohl. Dein Wunsch wird erfüllt. Und was wünsch Ihr euch, junge Frau?“, sagte der Drache in Menschenform lächelnd und wendete sich Zelda zu. „Gibt es eine Möglichkeit die von Bell getötet wurden ebenfalls wieder ins Leben zurückzurufen?“, fragte sie nach. „Bell?! Dieser Dämon? Nein. Ich kann nur die Seelen derer wieder zum Leben erwecken die sich auch im Jenseits oder der Hölle befinden.“, erwiderte er ihr streng. „Arme Larissa ...“, seufzte die Waldläuferin traurig vor sich hin als ihr Blick daraufhin zum Eingang der Halle schweifte. Seraks Augen leuchteten auf, jedes mal, wenn er in die Gedanken seiner Besucher drang. „Die, die Ihr Larissa nennt ist nicht tot, falls es Euch hilft. Ich spüre zwar dass sie eine schwere Wunde durch diesen Dämon erlitten hat, aber sie lebt noch. Vermutlich ist es für eine Heilung zu spät, aber ich könnte euch entgegenkommen.“, merkte er an. „Was! Sie lebt noch? Kannst du sie retten? Bitte! Dann lass sie nicht sterben.“, flehte Kyren weinerlich. „Ich kann sie zwar nicht mehr vor dem Tod bewahren, aber davor das ihre Seele im unendlichen Nichts endet. Doch diese Entscheidung sollte sie besser alleine treffen.“, sprach der Mann und machte eine allumfassende Handbewegung. Daraufhin materialisierte sich die blutende Priesterin plötzlich vor ihnen, worauf ihre Freunde besorgt über sie herfielen. Eine riesige Wunde hatte klaffte an ihren Bauch und entzog ihr langsam die Lebenskraft. „Larissa!“, riefen ihre Freunde erleichtert, denn das Mädchen hatte so tapfer gekämpft und durchgehalten, das jeder Stolz auf ihre Leistung war. „Ich habe gehört was passiert ist. Das war großartig, Kyren.“, ächzte Larissa und streckte ihre blutige Hand nach der kleinen Elfe aus.

„Hört mir zu Larissa Delryn! Ihr seid eine tapfere und loyale Helm-Priesterin. Ich muss Euch leider sagen dass Ihr an Eurer verdorbenen Wunde sterben werdet - daran kann ich nichts ändern, doch ich habe euch einen Vorschlag zu machen damit eure edle Seele nicht im Nichts verloren geht. Wenn Euer Glauben fest genug ist, verfüge über die Macht Euch zu einem Erzengel aufsteigen zu lassen. Ihr werdet dann zwar auf dieser Existenzebene sterben, könnt aber im Jenseits bewusst mit einem richtigen Körper weiterleben. Wenn es die Götter erlauben dürft ihr sogar von Zeit zu Zeit auf die Erde zurück. Nun frage ich euch. Wollt ihr das?“, schlug Serak ihr vor. Es verging kaum eine Sekunde da stimmte sie ihm lächelnd nickend zu. „Vielen Dank. Es wäre mir eine Ehre ...“, keuchte sie und hustete noch etwas Blut heraus.

„Damit wird auch dieser Wunsch erfüllt. Nun zu euch kleine Elfe. Ihr habt tapfer gekämpft und den Dämon auf eine andere Ebne verbannt. Was ist Euer Wunsch? Bedenkt, ich erfülle Euch nur noch diesen.“

Zögerlich trat sie vor den älteren Herrn. „Ich bin euch sehr dankbar. Dank Euch werde ich meine Mutter und meinen Vater wieder sehen. Das bedeutet mir sehr viel. Ich hätte nur einen einzigen Wunsch. Ich wünschte mir von ganzen Herzen das Shane wieder lebt.“, meinte sie schließlich. „Es tut mir Leid, Kind. Ich kann euren Wunsch nicht nachkommen. Wie ich schon sagte. Ich kann nur die erwecken deren Seele auch im Jenseits oder der Hölle ist. Die Seele dieses Jungen die du meinst ist aber nicht dort.“, erwiderte der Mann kühl, nachdem seine Augen kurz aufleuchteten. „Könnt Ihr nicht wenigstens seine Seele aus dem Nichts in das Jenseits befördern?“, fragte sie hoffnungsvoll. „Nein. Das ist unmöglich. Er ist ein Nachkomme Bhaals und hat eine Seele, die ich weder erreichen noch beeinflussen kann. Er ist zu mächtig für mich.“, tönte es barsch von dem Wesen. „Was? Er ist ein Abkömmling Bhaals? Kam daher seine Macht?“, staunten Jason und Zelda synchron. „Ja ... aber was macht das schon. Er hat mir das Leben gerettet und ist für mich gestorben. Er wollte ein Held werden wie sein Vater ... und ich denke das hat er geschafft, doch leider wird er es nie erfahren und niemand kann es ihm sagen.“, erwiderte sie traurig, bevor sie langsam enttäuscht in die Knie ging und sich an den Fetzen Stoff den sie sich um den Arm gebunden hatte griff. Damit war auch ihre letzte Hoffnung wie eine Seifenblase zerplatz und sie musste einsehen das sie ihn nie wieder sehen würde.

Sie wusste nicht warum, aber auf einmal fiel ihr ein was ihr ihre Großmutter gesagt hatte und was auch schon Shane erwähnte. Sie erinnerte sich an die Seuche, die seit einiger Zeit ihr Volk und auch die Menschen dahinraffte, ja sogar für Hass und Krieg zwischen den beiden Völkern verantwortlich war. Plötzlich schrak sie innerlich auf als sie wusste wie ihr Wunsch lauten sollte. „Dann wünsche ich mir dass die Seuche, die schon so vielen das Leben gekostet hat verschwindet.“, sagte sie entschlossen. „So sei es. Damit wird auch dieser Wunsch erfüllt. Ich werde so frei sein und deine Eltern hier zum Leben zu erwecken.“, meinte dieser und erfüllte die Wünsche durch erneutes Aufleuchten seiner Augen. Larissa glühte weiß auf und ein grelles Licht begann sie zu umschlingen. Sie lächelte glücklich und verschwand Sekunden später darin. Erstaunt blickten ihre Freunde ihr nach, denn sie wussten wo sie nun war. „Pass auf dich auf!“, riefen sie ihr hinterher.

Noch im selben Moment bildeten sich vor Kyren dutzende Lichtkugeln, die sich schließlich zu ihren Eltern materialisierten. Noch bevor diesen bewusst war, wie ihnen geschah stürzte sie sich weinend vor Freude in die Arme ihrer Mutter und umarmte diese so fest sie nur konnte. „Mama, Papa ... ihr seid wieder da - ich habe euch so vermisst.“, schluchzte sie erleichtert und grub sich tief in ihre Kleidung, während ihre Mutter ihr fürsorglich durchs Haar strich. Für einen Moment schien sie nicht zu verstehen, was passiert war, aber alles was zählte, schmiegte sich gerade an sie. „Du warst sehr tapfer gewesen, meine kleine Prinzessin.“, tröstete sie ihr Kind, während ihre Freunde lächelnd bei diesen glücklichen aufeinandertreffen zusahen. „Hey, und wo ist Mitch?“, hakte Jason skeptisch nach. Serak blickte zur Decke und schien sich in eine Art Trance zu begeben. „Hm ... seine Seele ist noch nicht so weit, wieder auf die Erde zurückkehren zu wollen. Anscheinend wird er im Jenseits gebraucht. Aber keine Sorge, sobald er bereit ist wird er wieder zu euch stoßen. Sir Anomen und die frühern Opfer sind in Sicherheit.“, meinte er nach dem er aus der Trance entstieg. „Er ist noch nicht bereit? Was macht er denn da? Sind die weiblichen Engel dort nackt oder was? ... so was aber auch.“, grummelte Jason beleidigt. „Nun denn, eure Wünsche sind erfüllt. Ich werde euch jetzt wieder nach draußen teleportieren und mich wieder zur Ruhe legen. Kehrt nie wieder zurück, denn das nächste mal erwartet euch hier nur der Tod.“, sprach der Mann und schnippte sie einfach mit einen Teleportationszauber wieder nach draußen. Er schnaufte und schien erleichtert, seine Besucher wieder los zu sein. Ihm entging das die verhüllte Gestalt, die Belluzcius gefolgt war, in diesen Moment den Saal betrat. Erstaunt wendete er sich dem Neuankömmling zu, dessen dunkle Absichten er noch nicht erahnte.
 

Wieder an der frischen Waldluft kam nach kurzer Wanderung und der Aufarbeitung des Erlebten, der Augenblick, auf den keiner wirklich drängte. „Schade das Shane ein Bhaalkind war. Wenn ich ihn nicht gekannt hätte, hätte ich ihn ehrlich gesagt nicht mal ins Leben zurückgewünscht selbst wenn es möglich gewesen wäre. Ich dachte immer alle Bhaalkinder seien das pure Böse und bringen nur Verderben. Ich dachte eigentlich das letzte sei vor 15 Jahren gestorben. Nun ... wie auch immer. Ich nehme an du kehrst nach Suldanessalar zurück.“, meinte Jason resümierend. Kyren ließ nicht von der Hand ihrer Mutter ab und senkte nachdenklich ihren Kopf. „Ich werde diesen trotzköpfigen Halbelfen auch vermissen. Vielleicht finde ich einen Weg und sehe in eines Tages wieder. Tja, was mich angeht ... Großmutter hat Mama und Papa schon so lange nicht mehr gesehen. Es gibt sicher viel zu bereden. Aber was ist mit euch? Zieht ihr nun weiter auf Abenteuer aus?“, erwiderte sie und blickte wieder auf. „Ja, ich denke schon. Wir haben all unsere Ziele erreicht und die Welt vor einem großen Übel gerettet, wenn ich das mal so ganz bescheiden sagen darf. Ich habe Zelda noch viele romantische Stunden versprochen und es wird Zeit das ich mein Versprechen halte.“, antworte er und legte seinen Arm um die schöne Waldläuferin. „Na dann wünsche ich euch eine schöne Zeit. Lasst mal was von euch hören.“, sagte sie schmunzelnd und schenkte den beiden eine letzte Umarmung. Fast etwas traurig kehrte sie zu ihren Eltern zurück und wank ihren beiden Freunden zum Abschied zu. Ihre Mutter entfachte einen Zauber, der sie zurück in die Heimat bringen würde. „Machs gut, Kyren. Wir werden dich vermissen.“, rief Zelda der kleinen Elfe noch zu, bevor sie zusammen mit ihren Eltern in einen Teleportationsfeld verschwand. „Ich euch auch.“, hörte man sie noch rufen, bevor wieder Stille einkehrte.

Jason war froh dass sie wenigstens ihre Eltern wiederhatte, die sie nun mehr brauchte als je zuvor. Verträumt schaute das junge Paar noch einmal in den Himmel. Irgendwie wurden sie das Gefühl nicht los das kleine Mädchen noch einmal wieder zu sehen. Schließlich wanderten sie weiter - weiter in Richtung Abenteuer.
 

Unterdessen war der Kampf in der Höhle des goldenen Drachens noch nicht zu Ende. Neugierig musterte Serak den verhüllten Magier der sich ihm da entgegenstellte. Als dieser seine Kapuze absenkte, fiel ihm eine Narbe auf, die quer über sein rechtes Auge verlief. „Ein weiterer Besucher. Ich frage mich, was Euch zu mir führt.“, meinte er freundlich. „Macht Euch keine Umstände, Drache. Alles was ich will, ist Eure Macht.“, meinte der Fremde grinsend und richtete seinen rechten Arm mit ausgestreckter Hand auf ihn.

Ein gewaltiger Aufschrei begleitet durch ein gleißendes Licht drang plötzlich aus der Höhle, die daraufhin heftig erbebte. Verängstigt schwirrten dutzende Vögel aus den umliegenden Bäumen davon, so dass sich Zelda, die dies aus in weiter Ferne sah, einen Augenblick fragte was wohl der Grund für diese ängstliche Reaktion war.

Inmitten des Saals lag, als das Licht erloschen war, nur noch das Skelett eines riesigen Drachens. Den mysteriösen Magier war es scheinbar ein leichtes gewesen in Sekundenschnelle dem Wesen seine Macht zu entziehen und ihn sogar zu absorbieren. Schmunzelnd betrachtete er noch einmal den Glasbehälter in dem sich merkwürdig rötliches Blut befand. „Jetzt habe ich Bells Blut aus ihren alten abgetrennten Armen und das des Drachens. Das sollte ihn ein wenig erfreuen, wo diese Kinder sich einfach seine Seuche ’weggewünscht’ haben.“, murmelte er selbstgefällig vor sich hin und verließ ohne ein Zeichen von Reue langsam die Halle. Ohne große Mühe entfachter er ein Feuer hinter sich, dass bald die ganze Halle erfasste. Er selbst verschwand in den Schatten und noch ahnte niemand das Faerûn noch ein viel schlimmeres Unheil drohte ...
 

ENDE

Epilog & Nachwort

ENDE
 

Nachwort:
 

***

Abschließendes Wissenswertes:

Ihren Ursprung hatte die Geschichte in einem Fanfic namens Golden Dragon, was ich aber nie veröffentlicht hatte. Es war in Ego-Perspektive der einzelnen Charaktere geschrieben und umfasste 2. Staffeln (50 Folgen), von denen nur die erste mit zufälligerweise ebenfalls 24 Folgen bereits fertig war. Damals ging es von Anfang an um die Suche nach dem Goldenen Drachen, der Wünsche erfüllen kann. Kyren, Zelda, Jason, Mitch, Diron und Bell gab es damals auch schon, wobei letztere ohne Diener auskommen musste und ihr nur die Cyric Sekte beiseite stand (und natürlich Diron). Auch Shane gab es damals schon, jedoch mit einem völlig anderen Charakter und Larissa, die damals allerdings noch Lantissa hieß.

Die Story an sich verlief in Golden Dragon ganz anders. Lediglich die ersten beiden Folgen sind inhaltlich noch teilweise original geblieben.

Schließlich, auch nach einigen indirekten Hinweisen aus meinen Freundeskreis das es doch nicht so gut war, entschloss ich mich alles hinzuschmeißen und aus Golden Dragon World of Faerûn zu machen, sowie dem ganzen eine vernünftige Story zu geben, die ich einigen Neuüberarbeitungen unterzogen habe.

***
 

Es gibt auch zu World of Faerûn eine 2. Staffel bestehend aus 6 Folgen. Ursprünglich waren nur 5 Folgen geplant und das ganze sollte so eine Art Bonus werden, aber mir gefiel das irgendwie so gut, das ich es glatt fortgeführt und eine 3. Staffel, die inhaltlich sehr eng mit der 2. Staffel zusammenhängt, gemacht habe. Die 3. Staffel besteht aus 11 Folgen, wobei ursprünglich 10 geplant waren, und beherbergt einen Bösewicht den es schon in Golden Dragon geben sollte, aber sonst hat sie nichts mehr mit dem was früher in Golden Dragon geplant war damit gemeinsam.

Die 3. Staffel gefiel mir am Ende (inhaltlich) sogar so gut, das ich mir sagte, es muss noch eine abschließende 4. Staffel her, die die Geschichte rund um Kyren und Co. beendet. Aus dem Ende wurde ein radikaler Schnitt und ein Neuanfang, so das die Staffel von 40 Folgen auf voraussichtlich 30 Folgen reduziert wurde und einen angenehmen sehr detaillierten Schreibstil verpasst bekam. Schon während ich anfing daran zu schreiben merkte ich das wohl auch noch eine 5. Staffel und 6. Staffel hermüsste.
 

Die Frage warum es überhaupt Staffeln gibt, kann ich leicht beantworten. Zwischen jeder Staffel wird ein größerer Zeitraum übersprungen, was durch eine neue Staffel eben gekennzeichnet wird. ^^ Natürlich geht es auch in jeder Staffel um etwas anderes, das ist die zweite Begründung.

Zudem gibt es zu jeder Staffel ein Special, die ich veröffentliche, falls diese eine entsprechende Qualität erreicht haben.
 

***

Ich würde mich freuen wenn ihr mir ein paar abschließende Kommentare gebt. Schreibt was euch gut und was euch schlecht gefallen hat, ob ihr einen Lieblingscharakter habt und warum ^^ Es würde mir helfen mich weiter zu verbessern und eine gute Meinung an mich übermitteln. "Die Story war toll oder gut" zu schreiben hilft einem als Autor nämlich nicht wirklich weiter. Ach ja, seid ruhig knallhart ehrlich ;)

So, noch mal vielen Dank an alle Leser, die bis zum Schluss tapfer durchgehalten haben ^_^



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Kommentare zu dieser Fanfic (35)
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Von:  Moja
2003-06-24T01:08:04+00:00 24.06.2003 03:08
Ich kann mich Perro eigendlich nur ahschließen, er hat vollkommen recht deine Geschichte ist einfach der Hammer.
Ich würd nur zu gerne wissen ob Shane wirklich gestorben ist, das konnt man fand ich zumindest nicht so genau rauslesen^^ aber wer die Dunkle gestalt in der Robe war kann ich mir lebhaft vorstellen^^ das war Diron X'elsion, denke Ich zumindest^^. Villeicht erfahre ich ja irgendwann was aus Shane geworden ist^^.
ich wünschte ich könnt auch so schreiben wie Du, aber da muss ich noch viel üben bis ich so weit bin.
Ich hab sogar das gefühl deine Storry würde sogar bei einem Verlag anklang finden^^, ich würds toll finden Deine Geschichten mal als Buch in einem Bücherladen zu finden^^ich würde es sogar kaufen, und könnt dann noch behaupten den Autor kenne ich und die erste Fassung seiner Geschichte^^. Wie Du aus meinen Worten hören kannst bin ich völlig begeistert und warte mit spannung auf Deine nächste Staffel^^.
Ich werde mir bei meiner neuen geschichte auch viel Mühe geben, mehr als bei meiner alten^^, die kennst du ja^^.

Deine völlig begeisterte Moja^^.
*umknuddel*^^
Von:  Moja
2003-06-24T00:54:41+00:00 24.06.2003 02:54
Uiiiiii spannend^^ Nun zum Abschluss den Epilog und dann heißt es wieder warten^^.

Deine Moja^^.
Von:  Moja
2003-06-24T00:23:08+00:00 24.06.2003 02:23
Uiiii spannend^^
Ich les gleich mal weiter^^
Ich hüppel dann mal zum nächsten Kapitel^^.

Deine Moja^^.
Von:  Moja
2003-06-24T00:01:20+00:00 24.06.2003 02:01
Nicht sterben lassen *sniff*
Ich werd dann mal zum nächsten Kapitel hüppeln und hoffen das Shane noch am leben ist^^.

Deine Moja^^.
Von:  Moja
2003-06-23T23:33:45+00:00 24.06.2003 01:33
Cool^^ Ich werd gleich mal zum nächsten Kapitel hüpfen^^.
Deine Storry wird immer besser^^.

Deine Moja^^.
Von:  Moja
2003-06-23T23:06:48+00:00 24.06.2003 01:06
Waiiiiiiii^^
Gut^^ ich werde dann malzum nächsten Kapitel hüppeln^^.

*Deine Moja^^.
Von:  Perro
2003-06-20T21:36:14+00:00 20.06.2003 23:36
So, dann schreibt dein treuer Leser Perro also sein abschließendes Kommentar.

Also erstmal muss ich sagen... das Ende war wirklich... mir fehlen die Worte um diese Genialität richtig zu beschreiben. Einfach ein super Abschluss einer super FF. Insgesamt gab es da für mich wirklich nichts zu bemängeln. Tolle Charaktere, gut durchdachte Story und super Schreibstil.

Ich hoffe du veröffentlichst bald die nächsten Staffeln und wirst weiterhin so geile Storys schreiben.

dein begeisterter Perro
Von:  Perro
2003-06-18T08:23:24+00:00 18.06.2003 10:23
Ha! Ich hab's gewusst! Shane ist also der Sohn von Aerie und Mi'lan!
Man, lade bitte schnell den nächsten Teil hoch! Bitte! Ich will wissen wie es weitergeht!

dein treuer Stammleser Perro
Von:  Moja
2003-06-16T10:12:09+00:00 16.06.2003 12:12
Boha^^^Cool^^ würd zu gerne wissen was in Shanse Blut so wichtiges drinn iss^^ das Ihm so eine Macht giebt^^.
Die geschichte wird immer besser^^.
Lad schnell weiter hoch^^.

Moja^^.
Von:  Kyle
2003-06-16T06:14:24+00:00 16.06.2003 08:14
*lach* Danke für den Kommentar, Perro ^^
Aber nein, die erste Staffel umfasst nicht mehr als 24 Folgen. ;)
Aber wenn es dich beruhigt - es gibt eigentlich 5 Staffeln von den die ersten 3 im großen und ganzen fertig sind ^^
Ich weiß aber noch nicht ob ich alle Staffeln hier veröffentlichen werde ^^


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