World of Faerûn - 1. Staffel von Kyle (Demon Bell-Saga) ================================================================================ Folge 21: Bells Rückkehr ------------------------ Folge 21: Bells Rückkehr Mit geschlossen Augen lag Kyren friedlich auf dem saftig grünen Gras einer Gebirgsweide und ließ sich von den Blüten einzelner Blumen umschwirren. Es war so angenehm friedlich, dass sie wünschte es würde nie enden. Die wärmenden Sonnenstrahlen die auf ihre Haut trafen, trugen zu ihrem Wohl bei. Irgendwie schien ihr alles wie ein Traum und doch war er so real. Niemals hätte sie geglaubt dass es im Himmel so schön sein konnte. Plötzlich schrak sie innerlich auf als sie realisierte dass sie gar nicht tot war. Es waren immer die gleichen Bilder die in ihr aufkamen. Sie erinnerte sich wie Shougun sie mit sich in die Tiefe der Schlucht gerissen hatte, an dessen Ende der Tod schon auf sie wartete. Doch ein Engel kam herbei und nahm ihre Hand, die verzweifelt in den Himmel gegriffen hatte, während Shougun von ihr abließ und in der Dunkelheit zerschellte. Dieser Engel, so glaubte sie, mit Flügeln so weiß wie das Fell eines Pegasus, war es der sie gerettet und hier auf diese schöne Wiese gebracht hatte. Als sie langsam die Augen öffnete wurde ihr bewusst dass es keine Einbildung war. Alles hatte sich genau so zugetragen und ihr wurde klar wer der Engel war, dessen Konturen sie nur verschwommen in Erinnerung hatte. Vorsichtig stand sie auf und schaute sich um. Nicht weit von ihr lag Shanes Zweihänder so dass auch sein Besitzer nicht weit weg sein konnte. Schließlich entdeckte sie ihren Gefährten am Rand eines Hanges und eilte zu ihm. Er sah scheinbar ins Nichts und ließ den Wind an sich vorüber streifen. „Shane ...“, rief sie erleichtert, worauf er sich verwundert zu ihr umdrehte. „Kyren ... du bist wach?“, fragte er unsicher, doch er bekam nicht mehr als ein bezauberndes, wenn auch freches Lächeln als Antwort. „Danke dass du mich gerettet hast. Und danke auch dass du mich vor Diron so verteidigt hast. Das war ... sehr nett von dir.“, meinte sie und umarmte ihn freudig. „Ähm ...“, stotterte er verlegen und zupfte sich am nervös am Kragen, denn offensichtlich hatte sie ihn ertappt. „Schon gut, ich habe es gesehen. Ich habe mir schon so etwas Ähnliches gedacht. Du brauchst es nicht länger zu verheimlichen. Ich weiß das du Flügel hast.“, erwiderte sie kichernd und ließ wieder von ihm ab. „Es lohnt sich wohl eh nicht es noch länger abzustreiten. Seit du die Feder von mir gesehen hast bist du ja ganz versessen mir so etwas anzuhängen.“, seufzte er resignierend, was ihr aber nur ein weiteres Kichern entlockte. „Ich hoffe den anderen geht es auch gut. Wollen wir sie nicht suchen gehen?“, schlug sie schließlich vor und sah sich neugierig um. Shane war erstaunt, denn sie fragte nicht nach dem warum seiner Flügel. Es schien so als brauchte sie dieses unwichtige Detail nicht wissen, so lange er es zugab. „Es wird bald Nacht. Du hast sehr lange in Ohnmacht gelegen. Wir werden Morgen nach ihnen suchen, einverstanden.“, antwortete er ihr nüchtern und verschränkte die Arme. Eine Weile standen sie nur so da und genossen die Aussicht auf die weiten Täler die ihn die Landschaft bot, während die Sonne es in das Rot der Abenddämmerung tauchte. Voller wohlwollen gab sich das Elfenkind der leichten Briese und der frischen Luft des Gebirges hin. „Tust du mir dann einen Gefallen?“, fragte sie auf einmal. „Was denn für einen?“, fragte er überrascht zurück. „Ich ... ich möchte sie so gern einmal sehen.“, präzisierte sie sich und legte einen kindlich flehenden Blick auf. Irgendwie hatte er schon so etwas ähnliches erwartet. Schmunzelnd entfernte er sich vom Abhang und setzte sich neben sein Schwert. „Bitteee.“, drängte Kyren weiter und gesellte sich zu ihm. „Du gibst keine Ruhe, was?“, seufzte er und stützte nachdenklich sein Kinn auf seine Hand. Die Elfe wusste nicht dass er etwas Zeit für sich brauchte, denn wieder war es ihm nicht gelungen seine Schwester zu beschützen. Er hatte versucht sie zu finden als Kyren ohnmächtig war, jedoch ohne Erfolg. Shane musste das Schlimmste annehmen. Kyren ging direkt mit Shane auf Augenkontakt und erflehte ein weiteres mal seine Flügel sehen zu dürfen. Der junge Halbelf fühlte sich durch ihr Gesicht aus den Gedanken gerissen und obwohl es ihm zunächst nicht bewusst war, tat ihm ihr Anblick gut. Für diesen einen Moment schien sie wieder ganz Kind zu sein und ihre Sorgen vergessen zu können. Er fühlte sich unwohl dabei ihr diesen Augenblick zu verbieten. „Also schön.“, sagte er schließlich und richtete sich auf. Kyren trat erwartungsvoll einen Schritt zurück. Ihr Herz schlug höher, denn gleich sollte sie etwas zu sehen bekommen, was nicht jeder in seinem Leben zu sehen bekam. Wie aus dem Nichts schossen tatsächlich zwei Flügel aus dem Rücken des Jungen und breiteten sich aus. Mit glänzenden Augen bestaunte sie das Schauspiel, während ihre Miene vor Glück strahlte. „Wunderschön ...“, seufzte sie friedlich und betrachtete sie genauer. „Ich hoffe du bist zufrieden.“, meinte er leicht beschämt, doch er irrte sich. Noch bevor er sich versah hatte sich die kleine Elfe hinter ihn gestellt und streichelte ihm sanft durch seine glänzend weißen Federn. Kyren merkte gar nicht das sie damit bei ihren Gefährten einen angenehmen wenngleich auch schwächenden Schmerz auslöste, so das er kraftlos zu Boden ging. „Wah! Hör bitte auf damit.“, rief er rotwerdend. „Deine Schwachstelle – hm?“, hakte sie breit grinsend nach, worauf er ihr nickend zustimmte ohne zu wissen das er damit einen kleiner Fehler begann, denn dies veranlasste das verspielte Mädchen nur noch mehr in seinen Flügeln umherzuwuschelnd, was ihn schließlich vollends zum erliegen brachte. Kichernd setzte sie sich auf ihn und machte erheitert weiter. „Mmm ... Deine Federn riechen so gut.“, schwärmte sie weiter, während sie genüsslich an seinen Flügeln roch und ihre Wange daran streichelte. „Komm schon, hör auf damit.“, flehte Shane vergeblich. „Hm ... du klingst irgendwie nicht so als ob du das ernst meinst. Ich glaube sogar dir gefällt es.“, erwiderte sie frech und wuschelte weiter in seinen Flügeln herum. „Nein, tut es nicht!“, protestierte er, während er verzweifelt versuchte sein Gesichtausdruck einigermaßen sachlich zu halten. Lachend streichelte Kyren weiter und verlor sich richtig in seinem Gefieder. „Komm schon. Gib es zu. Es gefällt dir.“, lockte sie ihm grinsend aus der Defensive, doch plötzlich verschwanden die Flügel des Jungen wieder in seinem Rücken. „Sie sind sensibel ...“, sagte er leise, wobei sein Tonfall etwas betrübt wirkte. Verwundert stieg sie von ihm ab und setzte sich neben ihn. „Tut mir Leid. Ich wollte dich nicht verärgern.“, meinte sie mit verzeihender Haltung. „Schon gut, das ist es nicht. Ich ... “, setzte ihr Gefährte an bevor seine Worte in einen tiefen Trauer verstummten. „Was hast du denn?“, fragte sie besorgt. „Alexandra, meine Schwester ... sie hat das früher immer mit mir gemacht – meistens um mich zu ärgern.“, erklärte er in Erinnerung schwelgend. „Ich hab ihr dann immer erzählt dass sie auch irgendwann mal Flügel ausfahren würde und ich mich an ihr ’rächen’ würde.“, erzählte er weiter. „Du hast deine Schwester wohl sehr gerne?“, fragte sie vorsichtig, worauf er leicht betrübt nickte. „Ja, ich mag sie sehr, vielleicht mehr als ich sollte. Sie war die Einzige, die mich so akzeptierte wie ich war und bin, die einzige die immer zu mir hielt, die Einzige, die mich wirklich mochte und die Einzige, die mir vertraute.“, seufzte er leise. Die kleine Elfin verstand zwar nicht ganz was er meinte, merkte aber dass ihn dieses Thema wohl sehr zu Herzen ging. Mit jedem Wort das er sprach war seine Stimme mehr und mehr von Trauer getränkt. Sie sah ihn nun mit anderen Augen, denn so rührselig hatte sie ihn noch nie erlebt. „Darf ich fragen? Hat sie inzwischen auch Flügel so wie du?“, hakte sie nach. „Ich kann seit Geburt meine Flügel ausfahren, aber Mutter meinte das es bei ihr, wenn überhaupt wohl noch bis zum zwölften oder dreizehnten Lebensjahr dauern würde. Es ist nicht garantiert, dass ein Halbelf die Eigenschaft seiner Mutter vererbt bekommt. Ich musste es immer geheim halten, weil es Jäger gibt, die sie mir beim lebendigen Leibe absägen würden – als Trophäe.“, erwiderte er ihr und starrte verträumt in den Himmel. „Mh ... das verstehe ich. Aber Alexandra … sie ist doch genauso alt wie ich, stimmt‘s? Dann müsste es ja bald so weit sein ...“, dachte sie laut und tippte mit ihren Finger nachdenklich gegen ihr Kinn. „Ja, ich hoffe so sehr das sie auch Flügel kriegt. Das war ihr sehnlichster Wunsch und der meiner Mutter auch. Ich hoffe nur sie konnte aus der Festung entkommen.“, meinte Shane trübselig, worauf sie etwas überrascht aufschrak. „Sie war auch in der Festung? Was ist passiert?“, fragte sie verwundert. Einen Moment schwieg er, aber schließlich erzählte er ihr wie ihn Diron mithilfe seiner Schwester in eine Falle gelockt hatte und wie sie schließlich fliehen konnte. „Diron hat sie als Köder missbraucht und mich damit gelockt. Sie konnte fliehen, aber ich blieb zurück. Tut mir Leid, dass ich mein Versprechen immer wieder gebrochen habe meine Kräfte zukünftig ruhen zu lassen.“, erzählte er. „Macht nichts.“, erwiderte sie ihm freundlich und nahm seine Hand. Etwas verwundert blickte er ihr in ihr freundliches Gesicht. Sie lächelte ihm entgegen und schien so glücklich wie schon lange nicht mehr, doch als er ihre zarten kleinen Finger an seiner Hand spürte schrak er kurz zurück und löste sich aus ihren Griff. Egal wie oft er die kleine Elfin auch ansah, immer wieder und immer häufiger sah er seine Schwester in ihr, doch die Angst ihr die ganze Wahrheit zu sagen war zu groß, denn er wollte die kleine Prinzessin nicht verletzen oder ängstigen. Schweigend lagen die beiden noch eine Zeit lang nebeneinander und genossen den langsamen Sonnenuntergang. „Jetzt weiß ich schon so viel über dich, aber ich kenne noch nicht einmal deinen Nachnahmen.“, stellte die kleine Elfe schmunzelnd fest, worauf er leicht erschrak. Er fragte sich einen Moment ob sie Gedanken lesen konnte, oder ob sie ihm instinktiv die falschen Fragen stellte. „Meinen Nachnamen?“, fragte er noch einmal unsicher nach. „Du hast ihn mir nie verraten wollen.“, fügte sie schmunzelnd an. „Stimmt. Es ... ist wohl auch besser so.“, erwiderte ihr Gefährte nachdenklich und legte sich auf den Rücken. „Wenn du es mir verrätst, dann kraule ich dir gern noch mal durch die Flügel.“, meinte sie lächelnd, doch dies überredete ihn nicht. Mit lieblichen Blick beugte sie sich über ihn, so dass er ihr zwangsweise in die Augen sehen musste. Er sah in ihre wunderschönen blauen Augen, die ihm deutlich machen wollten, dass er ihnen vertrauen konnte. „Du bist nicht wie andere Jungs, das ist mir schon klar, Shane. Aber warum vertraust du mir nicht?“, hakte Kyren passend nach. Irgendwie war es ihm unangenehm ihr derart nah zu sein, aber nicht weil er sie nicht leiden konnte, sondern viel mehr weil ihre Nähe sein Herz aufgeregt schlagen ließ. Sie war noch zu sehr Kind und vielleicht zu sehr Elf als dass sie verstand was es hieß einem Jungen so nah zu sein. Er erinnerte sich daran wie er sie unter dem Wasserfall stehen sah und sah langsam ein dass er sich nichts vormachen brauchte, denn trotz ihres zierlichen Äußeren war sie ein süßes Mädchen. Dennoch schellte er sich selber, denn dieser Gedanke gefiel ihm ganz und gar nicht. Er fragte sich ob es überhaupt er selbst noch war der sie mochte oder ob sein Blut inzwischen seine Gedanken beeinflusste. „Damit ich nicht als namenloser Held sterbe, verrate ich ihn dir, OK? Er lautet Richardson.“, sagte er schließlich und erreichte damit dass sie wieder von ihm wich. Nachdenklich bequemte sie sich im Schneidersitz. Grübelnd zuckte eine ihrer Augenbrauen auf als sie versuchte den Namen zu zuordnen, denn sie war sich sicher ihn schon einmal gehört zu haben. Immer wieder tippte sie sich mit dem Zeigefinger gegen das Kinn und suchte in ihren Erinnerungen. „Shane Richardson also. Klingt gut. Wusstest du dass du genauso heißt wie dieser Held, dieser Mi’lan Richardson, der vor 15 Jahren die Welt davor bewahrt hat, das der böse Gott Bhaal wiederaufersteht? Bist du mit dem verwandt? Mein Vater hat mir früher oft von ihm erzählt, musst du wissen. Er hat unserem Volk damals sehr geholfen.“, meinte sie als sie endlich herausbekam woher sie diesen Namen kannte. Betrübt wendete er seinen Kopf nach links ab und überlegte ob es wirklich gut ihr darauf zu antworten. „.... er ist mein Vater.“, erwiderte er leise, worauf Kyren verdutzt aufschrak. „Was?! Echt? Wow! Ich reise mit dem Sohn eines Helden durch das Land! Unglaublich!“, himmelte sie, doch Shane selbst schwieg zu diesem Thema. „Meine Mutter und mein Vater haben mir oft Geschichten von ihm erzählt. Die Gute Nacht Geschichte wie er Suldanessalar gerettet hat, hat mich schon immer fasziniert. Aber dann ist deine Mutter ja ...“, fügte sie erstaunt an, bevor sie ihr Gefährte unterbrach. „Ganz recht. Meine Mutter ist Aerie, eine Avariel, die mein Vater während seiner Reise kennengerlernt hatte. Irgendwelche Mistkerle haben sie gefangen und zur Schau gestellt. Sie mussten ihr die Flügel abschneiden, weil sie ihr im Käfig erkrankten. Sie ist nie darüber hinweggekommen, aber sie ist eine gute und warmherzige Frau.“, sagte er ungerührt. „Genau. Deswegen hast du Flügel. Jetzt passt alles zusammen.“, bilanzierte Kyren und haute sich mit der Faust auf die andere, freie Handfläche. „Und warum lebst du nicht bei ihnen?“, fragte sie neugierig, aber auf diese Frage wollte und konnte er ihr nicht antworten. „Das verstehst du nicht. Das versteht niemand.“, meinte er verstimmt und entfernte sich gefrustet von der kleinen Elfe, die ihm besorgt hinter her sah. Shane wusste das ihn seine Vergangenheit irgendwann einmal einholen würde, aber er wollte einfach nicht dass ausgerechnet Kyren davon erfährt. Demütig verbeugte sich Diron, in Begleitung zweier Gedankenschinder, währenddessen vor Bells Statue. Merkwürdige Laute drangen aus ihren Tentakelüberzogenen Mündern und auch in den Massen von Cyric-Gläubigen, die ihrer Messe beiwohnten, entstand wildes Getuschel. „Ruhe!“, tönte es plötzlich aus der Statue der Dämonin. „Ich habe das Blut der Elfe, Belluzcius. Die Elfe selbst ist tot, aber ich werde sie, wenn ihr es wünscht, wieder zum Leben erwecken.“, berichtete der Magier und präsentierte das Gefäß mit der roten Flüssigkeit. „Ja! Endlich werde ich wieder frei sein. Endlich wird die Welt mich wieder fürchten lernen. Ich werde endlich wieder herrschen.“, geiferte Bells steinernes Ebenbild und lachte erwartungsfroh vor sich hin. „Nun gut, erwecke die Elfe wieder. Dann können wir mit dem Ritual anfangen.“, befahl sie schließlich. „Sehr wohl.“, erwiderte der Nekromant in der Annahme mit seiner Totenbeschwörung Erfolg zu haben und begann sich zu konzentrieren. Angestrengt streckte er seine Arme zu Boden und konzentrierte sich noch etwas mehr. Schweißperlen liefen ihm von der Stirn, während Bells Anhänger, die sich vollzählig versammelt hatten, gespannt auf das Ergebnis dieser Beschwörung warteten. Plötzlich brach Diron schwer atmend ab und kehrte in seine alte Pose zurück. „Was ist?!“, wollte Bell wissen und auch ihr Gefolge schien verwundert. „Ich ... ich kann ihre Seele weder im Jenseits noch in der Hölle finden. Ich kann ihr körperliches Gefäß nicht erfassen. Ich weiß nicht. I-Ich fürchte ... sie ... sie lebt noch.“, stotterte er ungläubig. „WAS!?“, fauchte es donnernd aus der Statue. „Ich werde sie sofort aufsuchen.“, meinte er und wollte sich schon auf den Weg machen als ihn der Dämon zurückhielt. „Unsinn! Den Körper dieser Göre kann ich übernehmen wann immer ich will. Führe lieber das Ritual aus. Ich werde meinen alten Körper so lange benutzen.“, sagte sie. Wortlos nickend leistete der Zauberer ihren Befehl folge, worauf er sich ein weiteres mal konzentrierte. Zunächst begann die Erde nur leicht zu erbeben, doch schließlich brach ein versiegelter Sarkophag vor ihm aus dem Boden hervor. Tief summend trugen die Cyric-Anhänger der Atmosphäre bei als er ein paar Tropfen des jungfernen Blutes der Elfe auf das verfluchte Siegel und den Sarg schüttete. Es dauerte einen Moment, doch schließlich verschwand das Siegel in einem gleißenden Licht. „Das Siegel ist offen, ihr könnt euch nun wieder eures Körpers annehmen.“, sagte der Nekromant und blickte ehrfürchtig zu Bells Ebenbild auf. Nun wo der Weg zu ihren Körper frei war, wurde die Seele des Dämons gerade zu magisch dorthin gezogen. Kurz sah man sie, wie ihre geisterhafte Gestalt zu ihren alten eingesperrten Körper schwebte. Als der Sarkophag rot aufglühte war jeden klar, dass das Ritual erfolgreich war, so das sich Diron erfreut ihren Anhängern zuwand. „Seht – Bell ist zurück!“, predigte er, während im selben Moment zwei Frauenhände den Deckel des Sarges durchbrochen. In einem gleißenden Licht erhob sich eine Frau, in dessen Körper jetzt wieder die Seele des Dämons war. Trotz der Jahre, die der Körper versiegelt unter der Erde lag, hatte er nichts an Schönheit eingebüßt. Ihr langes schwarzes Haar wehte an ihrer kapuzenlosen blau-grün gemusterten Robe herab, während sie sich ihren Untergebenen stolz präsentierte. „Ich lebe!“, schrie sie und ließ sich feiern. Niemanden fiel auf wie Diron unbemerkt in der jubelnden Masse verschwand. Eilig suchte er seine Gemächer auf und trat ein. Er schwitzte unablässig und spürte dass etwas mit ihm nicht stimmte. Erschöpft stützte er sich auf einem Tisch ab und keuchte ein paar mal schwer, bevor sich sein Zustand wieder stabilisierte. Nachdenklich betrachtete er seine zitternden Hände, die sich nur langsam wieder beruhigten. „Verdammt, ich habe mir in letzter Zeit zu viel zugemutet. Das Blut des Halbelfen wirkt letztendlich wie Gift auf mich. So bin ich zu schwach um meinen Plan zu Ende zu führen.“, grummelte er laut vor sich hin als plötzlich eine Stimme hinter ihm aufpiepste. „Lass mich gehen. Was willst du denn noch von mir? Du hast doch was du wolltest.“, schluchzte Alexandra mitleidig. „Eigentlich hatte ich gehofft dass du ähnliche Kräfte wie dein Bruder besitzt. Eigentlich hatte ich gehofft er sei tot, aber wenn die Elfe noch lebt, lebt er garantiert auch noch.“, fauchte er sie an und gab ihr mit diesen Worten unbewusst die Hoffnung dass sie ihren Bruder doch noch wiedersehen könnte. „Diron ... sagt, warum macht Ihr das alles? Wollt Ihr mir etwa beweisen dass Ihr ein schlechter Mensch seid? Seid Ihr deshalb so anders als sonst?“, fragte sie ihn auf einmal, worauf er kurz zusammenzuckte und mit geweiteten Augen aufsah. „Ihr habt das alles nicht für mich getan weil das zu Euren Plänen gehört hat, Ihr habt das getan weil Ihr ein Herz habt. Aber nun weigert Ihr Euch aus irgendeinen Grund dies anzuerkennen.“, fügte sie an und er spürte wie jedes ihrer Worte sich wie ein Dolch in seinen Rücken bohrte. Mit kalter Miene drehte er sich um und ging ein paar Schritt auf sie zu. „Du denkst wirklich ich hätte das getan weil ich ein Herz habe? Wie naiv bist du eigentlich, Mädchen? Mein Herz ist kalt, so kalt wie der Winter. Es ist gebrochen und verbittert. Es wird dir weder Mitleid, noch Gnade, noch Freundschaft oder gar Liebe schenken.“, fauchte er sie an. „Aber das hat es doch schon. Ihr seid nicht der, der Ihr seid, aber ihr versteckt Euer wahres Ich gut.“, erwiderte sie leise, worauf er ihr wortlos eine Weile wortlos gegenüber stand. „Du weißt nicht wer ich bin und wer ich war, also sei gefälligst ruhig! Ich werde mir dein Geschwafel nicht länger anhören!“, schrie er schließlich zurück und packte sie am Hals. „Das heißt Ihr werdet mich jetzt töten?“, erwiderte sie nüchtern und brachte ihren Gegenüber wieder ums Wort. Er wollte zudrücken, aber je länger er ihr in die Augen sah, desto weniger Kraft lag in seinen Fingern. Wann immer er drohte in Bosheit zu verfallen, so schien sie ihn durch ihren bloßen Anblick wieder zur Besinnung zu bringen. „Nein ... natürlich nicht.“, erwähnte er leise und ließ von ihr ab, betonte aber sofort das dies nichts zu bedeuten hatte. „Los! Hilf mir ein paar Sachen zusammen zu packen. Wir werden gehen. Jetzt wo Bell frei ist, bist du hier nicht mehr sicher genug.“, meinte er nach einer Weile des Schweigens. Plötzlich vernahm er ein Kratzen an seiner Tür, worauf er sich verdutzt umdrehte und sich anschickte sie zu öffnen. Ein blutüberströmter Gedankenschinder kam förmlich hineingefallen als er die Tür zurückzog und schickte mit letzter Kraft ein paar warnende Worte in die Gehirne von Alexandra und Diron. „Bell ... sie ist wahnsinnig geworden. Sie schlachtet alle ab. Haltet sie auf.“, übermittelte er bevor seine Lebenszeichen erloschen. „Bell!“, staunten beide geschockt, doch da war es schon zu spät für eine Flucht. „Du bist der letzte der noch übrig ist.“, tönte es auf einmal hinter ihn, worauf er sich erschrocken umdrehte. Gerade noch Rechtzeitig sah er wie die Dämonin ihn mit einem Krummsäbel seinen Schädel entzwei zu spalten versuchte. Reflexartig schritt er zurück um auszuweichen, aber scheinbar war es zu spät. Mit einem kurzen Aufschrei torkelte der Nekromant an eine Wand zurück und presste seine Hand vor sein rechtes Auge. „Verdammt! Was soll das? Ihr habt mir fast das Auge ausgestochen!“, fluchte er und versuchte verzweifelt seine Blutung zu stoppen. Das Bild der Frau verschwamm vor seinen Augen, wohl weil das Schwert mit Gift getränkt oder gar verzaubert war. Lächelnd näherte Bell sich ihrem Opfer und erhob ihr Krummsäbel zum letzten tödlichen Schlag. „Ich brauche keine Diener mehr, du Narr. Ihr alle seid feierliche Opfer meine Wiedergeburt. Leath Hazard, Shougun Li’Sul und mein Tarraske-Mutant waren genauso wie du nur meine Marionetten. Ihr wart tatsächlich so dumm mich wieder zu erwecken. Was habt ihr erwartet? Das ich euch weiter an meiner Macht teilhaben lasse? Ihr seid alle zum Tode verdammt, genau wie der Rest dieser kläglichen Welt!“, rechtfertigte sie ihr brutales vorgehen, doch sie kam nicht dazu ihm den Todesstoß zu versetzen. „Ihr Monster! Wie könnt ihr nur so etwas tun?“, erklang Alexandras Stimme auf einmal hinter ihr, so das sich die Dämonin verwundert umdrehte. „Na was denn? Eine Konkubine? Nein, etwas zu jung. Dann werde ich dich eben zuerst töten.“, geiferte sie. „Nein! Das dürft ihr nicht! Sie ... ist die Schwester von diesen Halbelfen, der die Elfe beschützt. Wenn ihr sie tötet ...“, protestierte der angeschlagene Zauberer flehend, doch er wusste bereits das er auf keine Gnade stoßen würde. „Hm ... wenn das so ist, ist es mir ein besonders vergnügen sie aufzuschlitzen.“, grinste Bell vor sich hin und schuppste das Mädchen zu Boden, doch kurz bevor sie mit ihren Krummsäbel zuschlug, brach sie ihre Aktion unerwartet ab und schielte misstrauisch zu Diron herüber. „Fast hätte ich einen Fehler gemacht. Wir wollen doch nicht dass man sie wiederbelebt. Also lasse ich sie durch meine Hand sterben. Jeder der durch die Hand eines Dämons stirbt kann nicht wieder erweckt werden, weil seine Seele im Nichts verloren geht.“, merkte sie lachend an und durchschlug blitzartig mit ihrem linken Arm den Bauch des wehrlosen Mädchens. Blutspuckend und mit weit aufgesperrten Augen hielt Alexandra die riesige Wunde zu. Trotz ihrer überwältigenden Schmerzen, die ihren Tod ankündigten lächelte sie noch einmal ihren Retter und Peiniger zu. „Diron ... Danke ... vielen Dank ... das ... das du mich ... hast meinen Bruder sehen lassen .... sagt ihm ... das ich ... das ich ... ihn immer ... immer ... lieb …“, ächzte sie bevor ihr Herz nicht mehr die Kraft aufbrachte um weiterzuschlagen und sie tot zu Boden sackte. Fassungslos sah Diron dem Tod des Mädchens zu. „NEIN! Das darf so nicht passieren! Das ist so nicht geplant! So darf es einfach nicht enden!“, schrie er entsetzt auf, doch schon im nächsten Moment wendete sich ihm Bell zu, deren Mordlüsternheit noch nicht befriedigt war. „Ich bin zwar noch nicht in voll besitzt meiner Kräfte, aber keine Sorge - um dich Wurm zu töten reicht es alle mal noch.“, lechzte sie, während Diron aufgeregt atmete. „Teleport!“, schrie er mit einer magischen Handbewegung, worauf er schlagartig vor ihr verschwand. Sie versuchte ihn noch zu treffen, aber da war er schon weg und das Säbel traf nur die Wand. „Mist, aber dich kriege ich auch noch ...“, knurrte sie erzürnt. Shane schrak plötzlich auf, denn er spürte dass etwas nicht stimmte. Verwunderte schaute er sich um, aber er sah niemand anders als seine Gefährtin die in den Sonnenuntergang starrte. „Die Nächte kommen früh um diese Jahreszeit.“, merkte sie verträumt an. „Steh auf, Kyren. Irgendetwas nähert sich uns. Ich kann es spüren.“, meinte er entgeistert und seine Sinne täuschten ihn nicht als hinter ihm auf einmal die Person erschien, die Kyren am meisten fürchtete. „... Bell ...“, staunte er fassungslos. „Oh nein! Sie ... sie lebt!“, kreischte das Elfenmädchen panisch. „Wie hat sie uns gefunden?“, staunte er entsetzt. „Dein Blut was mich befreit hat, hat mich zu dir geführt. Ich bin hier um mir deinen Körper zu nehmen, Kleine. Jetzt wo ich wieder lebe, kann mich nichts mehr aufhalten.“, tönte sie siegessicher, doch Shane wollte es der Dämonin nicht so leicht machen und stellte sich ihr mutig in den Weg. „Und wie willst du an mir vorbeikommen? Ich werde auf keinen Fall zulassen das du ihr was antust! Hast du gehört?“, funkte er ihr dazwischen. „Ha, wie willst du mich aufhalten? Das will ich sehen.“, höhnte sie lachend und zog ihr Krummsäbel hervor. Sie ahnte nicht dass ihr Gegner kein gewöhnliches Kind war und so glaubte sie ihn mit einem einzigen Hieb niederstrecken zu können. Tatsächlich gelang es ihr, ihm leicht am rechten Arm zu verletzten als dieser versuchte ihren Schlag auszuweichen, doch das trübte ihre Siegeschancen nur noch mehr. Erschrocken trat sie ein paar Schritte zurück, als er plötzlich eine gewaltige schwarze Aura um sich aufbaute. „Was ... Was passiert da? Wie ist das möglich?“, fragte sie entsetzt. „Jetzt bin ich dran!“, fauchte er gereizt. Bevor sie sich versah stand er schon vor ihr und trat ihr das Schwert aus der Hand. Nur einen Wimpernschlag später, spürte sie wie ein wahres Trommelfeuer von Fäusten ihren Torso drangsalierte, bevor sie schließlich durch einen Tritt gegen das Kinn davon geschleudert wurde und unsanft landete. Verärgert wischte sie sich das Blut von den Lippen, denn mit soviel Stärke und Schnelligkeit hatte sie nicht gerechnet. „Du wagst es eine Frau zu schlagen?“, kreischte Bell erzürnt auf. „Ich schlag dir sogar den Kopf ab, wenn du Kyren auch nur ein Haar krümmst!“, drohte er ihr und hob das magische Krummsäbel auf. Nervös zuckte eine Augenbraue der Dämonin nach oben, doch schnell verfinsterte sich ihr ängstlicher Blick zu einen diabolischen Lächeln. „Ganz wie du willst. Mag sein das du dieses mal noch gewonnen hast. Aber das nächste mal werde ich siegen.“, rief sie und erhob sich kichernd in die Luft, denn sie hoffte dass das Gift des Schwertes seine Arbeit schon tun würde um ihren Gegner bei der nächsten Begegnung zu besiegen. Ihre Kräfte waren noch nicht vollends wieder her gestellt, so dass es nur eine Frage der Zeit war, bis sie Shane überwinden würde können. „Ha, Bald werden deine Eltern noch ein Kind weniger haben. Ich werde dich genauso aufschlitzen wie deine jämmerliche Schwester – du wirst sehen!“, gab sie grinsend von sich und ließ vor ihren verschwinden Alexandras blutverschmierte Sachen vor den Augen des jungen Halbelfen zu Boden fallen. Geschockt glitt das Schwert aus seiner Hand als er die Stofffetzen sah und trottete zu der Stelle wo ihre Sachen lagen. Panisch tastete er die Kleidung ab als er sich neben dieser niedergekniet hatte. „Nein! Nein ... das ist ein Traum ... ein böser Traum ... das kann nicht wahr sein ... das muss eine Illusion sein.“, stammelte er, während seine Aura verschwand. „Alexandra ...“, fügte er leise an als er merkte das ihn sein Gefühl nicht getäuscht hatte. „NNNEIINNNNNNNN!!!“, schrie er voller Trauer lauthals heraus. Sein Ruf sollte noch eine ganze Weile durch das ganze Gebirge schallen und doch wieder verstummen, wie zuvor das Lebenslicht seiner Schwester. Tränen tropften auf ihre blutigen Sachen als er begriff dass sie tot war. Verunsichert stand Kyren nicht weit hinter ihm, denn sie hatte ihn noch nie so sehr weinen sehen. Ihr fehlten die Worte um ihm in dieser schweren Stunde zu trösten, doch auch sie kannte dieses Gefühl. „Belluzcius! Das werde ich dir nie verzeihen! Das wirst du bereuen, das schwöre ich und wenn ich dich eigenhändig in die Hölle schicken muss.“, schluchzte er kopfschüttelnd vor sich hin. Frustriert und voller Wut schlug er mehrfach auf den Boden, während er immer wieder vor Trauer schrie. Vorsichtig näherte sich ihm die kleine Elfe und streichelte ihm tröstend über die Schulter. „Das ... das ... tut mir so leid ...“, meinte sie leise, obwohl es selbst ihr schwer fiel ihre eigenen Tränen zurückzuhalten. Weinend verharrte der Junge, dessen größter Traum es war einmal ein Paladin zu werden, am Boden und hielt die blutigen Fetzen der Kleidung seiner Schwester in den Händen. Nicht nur die Sonne ging in diesen Moment unter, sondern auch seine Hoffnung. Es dauerte noch einige Zeit bevor er sich wieder aufraffen konnte. „Lasst uns ihr dahinscheiden ... durch unsere künftigen Taten würdigen.“, murmelte er gequält vor sich hin und ließ von ihrer Kleidung ab. „Wir ... wir sind hier nicht sicher. Ich werde besser nach Hause zurückkehren. Dort findet sie uns vielleicht nicht.“, sagte er in einen etwas gefassteren Ton und holte eine Schriftrolle unter seiner Kleidung hervor. Kyren hielt ihn zurück als sie seine Wunde im Arm genauer betrachtete. „Warte! Du blutest, ja. Das sieht ja gar nicht gut aus. Ich werde sie lieber schnell heilen.“, rief sie dazwischen und griff seinen Arm. Erst jetzt merkte auch er dass er verwundet war, aber irgendwie war ihm dies egal, denn er wusste wo Bell ihm wirklich getroffen hatte. Es kam noch schlimmer, denn der Heilzauber seiner Gefährtin half nicht, denn es gelang ihr lediglich das Gift in seiner Wunde zu neutralisieren. „Hm, das Schwert muss verzaubert sein. Es funktioniert nicht. Dann muss ich die Verletzung wenigstens verbinden, sonst entzündet sie sich noch.“, stellte sie fest und griff sich an ihr Top um sich ein wenig Stoff für den Verband abzureißen, doch Shanes stoppender Griff an ihren Arm verhindert dies. „Lass nur ... du bist schon ... ziemlich ... äh ... ich habe etwas mehr Stoff als du.“, stotterte er verlegen und riss sich einen Streifen von seinen Oberteil ab. Schmunzelnd willigte die kleine Elfe ein und legte den Verband an. Auch wenn sie nur eine Schnittwunde verband, so hoffte sie doch auch seine Seele mit der Zeit ein wenig heilen zu können. Derweil betrachtete er noch einmal seine Schriftrolle. „Alexandra hatte sie mir gegeben für den Fall das wir jemals wieder nach Hause zurückkehren würden. Sie wird uns zum Sundabarberg, den Land der Avariel bringen. Dort leben auch meine Eltern.“, dachte er laut vor sich hin, während Kyren gespannt war was sie wohl dort erwarten würde ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)