Delilah – Die Liebe einer Wölfin von Darklover ================================================================================ Kapitel 57: 57. Kapitel ----------------------- „Wo ist eigentlich Elijah?“ James, der gerade dabei war, sorgfältig die Zutaten für eine üppige Schokoladentorte abzuwiegen, ließ sich von ihrer Frage nicht ablenken. Nur das leichte Runzeln seiner Augenbrauen war ein Zeichen dafür, dass er sie gehört hatte. „Keine Ahnung. Ich hab ihn heute noch nicht gesehen“, antwortete er ihr schließlich, nachdem er noch einen halben Esslöffel Mehl auf den Haufen in der Rührschüssel, die er gerade abwog, hinzugefügt hatte. Überlegend rührte Delilah in der Schokolade herum, die langsam in einem Wasserbad auf dem Herd zu schmelzen begann. „Meinst du, er hat geahnt, dass wir ihn mit einer Geburtstagstorte beglücken wollen, und ist deshalb abgehauen?“ James lachte kurz auf, während er aus dem Kühlschrank eine Packung Eier nahm. „Zuzutrauen wär’s ihm. Er war noch nie ein großer Fan von Geburtstagen. Schon gar nicht, was seinen eigenen angeht. Er hält das für überflüssig.“ „Na ja. Ehrlich gesagt ist er da nicht der Einzige. Meine Geburtstage sind mir auch immer völlig egal.“ Ohne die Schokolade ganz aus den Augen zu lassen, warf Delilah immer wieder einen Seitenblick zu James hinüber, der es schaffte wie kein Zweiter, jeweils sechs Eier mit nur einer Hand aufzuschlagen und das Eiweiß von dem Dotter zu trennen. Egal wie gut sie inzwischen das Kochen und Backen auch beherrschte, DAS würde sie vermutlich nie können. „Noch ein Geburtstagsmuffel!“ James seufzte theatralisch und begann dann das Eiweiß zu Eischnee zu verrühren, wodurch jedes weitere Gespräch für eine Weile unmöglich wurde. Inzwischen war dann auch die Schokolade zu Delilahs Zufriedenheit geschmolzen, so dass sie die dunkle Flüssigkeit mit der zimmerwarmen Butter vermengen und schon mal mit der Hand grob verrühren konnte. Danach vermischte sie den von James sorgfältig abgewogenen Puderzucker mit dem Eigelb in einer anderen Schüssel und drückte ihm diese dann in die Hand, sobald er mit dem Schnee fertig war. Sie beide waren beim Kochen und Backen inzwischen ein so eingespieltes Team, dass kaum noch Worte zwischen ihnen nötig waren, um den Ablauf so glatt wie möglich über die Bühne zu bringen. Da Delilah ihm alles vorbereitete, so dass er nur noch die Mischungen zu mixen brauchte, ging es auch ziemlich schnell, den Teig für die Schokoladentorte fertigzumachen. Ein paar Minuten später war er auch schon im Rohr und sie konnten damit beginnen, aufzuräumen. „Wie alt wird Elijah überhaupt?“ Delilah hielt James eine nun saubere, aber tropfende Rührschüssel hin, die er mit einem Geschirrtuch in den Händen in Empfang nahm. Er musste eine ganze Weile überlegen. „Ich glaube 45.“ „Wirklich?“ Ihre Hände hielten überrascht in ihrer Tätigkeit inne, während Delilah einen fragenden Blick zu James warf, der daraufhin nickte. „Ja, ziemlich sicher sogar.“ „Wow. Ich hätte ihn älter eingeschätzt. Ich meine jetzt nicht, dass er so alt aussieht, aber ...“ „Ich weiß, was du meinst. Das macht der Alphawolf in ihm. Er hatte die Ausstrahlung schon früher. Du kannst mir glauben, dass es nicht angenehm ist, von so einem Dad ausgeschimpft zu werden.“ Das brachte Delilah zum Lachen. „Ach, ich bin mir sicher, dein Bruder und du hatten es sicher verdient. Ihr zwei wart bestimmt keine Engel und Elijah war ja auch ein recht junger Vater. Ihr habt es ihm sicher nicht allzu leicht gemacht.“ „Ja, kann schon sein.“ James knetete ertappt seinen Nacken, bevor er wieder mit dem Abtrocknen weitermachte. „Aber ich würde ihn für keinen anderen Dad auf der Welt eintauschen wollen“, fügte er schließlich noch leise hinzu. „Und ich keinen anderen Schwiegervater haben wollen.“ Es war mitten in der Nacht, als der Durst Delilah aus ihrem Bett holte und sie, wie schon so oft, magisch in die Küche zog. Im ganzen Haus war es ruhig und durch die Weihnachtsbaumbeleuchtung musste sie noch nicht einmal das Licht anmachen, um zum Kühlschrank zu finden. Ihren gröbsten Durst stillte sie mit ein paar ausgiebigen Schlucken von dem kalten Orangensaft, bevor sie sich mit der Flasche in der Hand herumdrehte und sich bequem gegen die Anrichte lehnte, während sie wie so oft, die friedliche Stimmung des festlich geschmückten Raumes in sich aufnahm. Delilah liebte dieses Haus, deren Bewohner und das Gefühl, endlich dazuzugehören. Sie hätte sich früher zwar niemals vorstellen können, dass es so sein könnte, aber wäre es ihr möglich gewesen, hätte sie sich genau das gewünscht. In Gedanken versunken strich sie sich über ihren Bauch, worin ihr kleines Baby im Moment scheinbar friedlich schlief und wurde schließlich auf die Schokoladentorte aufmerksam, die zwar immer noch feinsäuberlich von einer Glasglocke geschützt wurde, doch das riesige Stück, das inzwischen fehlte, ließ sie plötzlich lächeln. Dann hatte Elijah seine Geburtstagstorte wohl doch gefunden, denn von den Zwillingen hätte es keiner gewagt, sich ein Stück zu nehmen und sie selbst hatte bestimmt auch nicht von der Torte genascht, obwohl es sie durchaus immer wieder sehr gereizt hatte. Wann Elijah wohl nach Hause gekommen war? Sie musste schon geschlafen haben, sonst hätte sie ihn bestimmt gehört. Nun ja, es war sein Geburtstag, er konnte also an diesem Tag heimkommen und machen, was er wollte. Alt genug war er ja dafür. Ein Gähnen unterdrückend, stellte Delilah schließlich den Orangensaft wieder zurück in den Kühlschrank und rieb sich die müden Augen, während sie aus der Küche schlurfte. Beim untersten Absatz der Treppe angekommen, ließ sie ein Geräusch plötzlich wachsam innehalten und die Ohren spitzen. Mit angehaltenem Atem lauschte sie in die Dunkelheit im hinteren Teil des Hauses hinein und konnte es wieder hören. War das etwa das leise Lachen einer Frau? Delilah war sich nicht ganz sicher, weshalb sie ein paar Schritte den dämmrigen Flur entlang ging und wieder stehen blieb, als ihr klar wurde, dass das Geräusch aus Elijahs Zimmer kam. Nur war es dieses Mal kein Lachen, sondern etwas ganz anderes. Mit glühenden Wangen schlug sich Delilah die Hand vor den Mund, um das breite Grinsen zu verbergen, das ihr die eindeutigen Geräusche auf die Lippen gezaubert hatten, obwohl niemand es sehen konnte. So verbrachte Elijah also seinen Geburtstag. Nun, es sei ihm vergönnt. Immer noch breit grinsend machte Delilah sich auf den Weg zurück in ihr eigenes Bett, wo ihre beiden Gefährten, völlig unberührt von den Ereignissen einen Stock tiefer, fest schliefen. Sie hatte also recht behalten, als sie den Zwillingen verkündet hatte, dass hier im Haus bald wieder Sex in der Luft läge, auch wenn sie den beiden ihre neue Entdeckung bestimmt nicht auf die Nase binden würde. Mit einem leisen Seufzen schloss Delilah schließlich wieder die Augen und dachte daran, wie schön es sein würde, wenn auch sie sich wieder ausgiebig mit ihren Gefährten vergnügen konnte. Das letzte Mal war schon viel zu lange her und trotz ihres Zustand, vermisste sie das Gefühl jeden Tag aufs Neue. Aber erst einmal musste das Baby zur Welt kommen. *** Silvester kam und ging, ohne dass Delilah und die Zwillinge großartig etwas davon mitbekommen hätten. Sie hatten nicht nur den halben Tag, sondern natürlich auch die ganze Nacht im Bett verbracht, sich Geschichten aus ihrer Vergangenheit erzählt, die sie noch nicht kannten, unterstützt von kleinen Naschereien, die James liebenswerterweise für sie zubereitet hatte und später, als es dann auf Mitternacht zuging, waren immer weniger Worte, aber dafür umso mehr Küsse ausgetauscht worden. Ihre Jungs hatten zunächst noch mit leichtem Zögern reagiert, aber als Delilah ihnen erklärt hatte, dass Küsse und Streicheleinheiten durchaus dazu beitragen könnten, dass das Baby früher kam, sofern es natürlich auch bereit dazu war und sie das als gute Trockenübung für spätere Situationen dieser Art zu dritt, betrachtete, ließen sie sich schließlich darauf ein. Zugegeben, sie fühlte sich auch durchaus von Elijahs und Hollys Liebesleben inspiriert. So schwer es ihren Männern immer noch fiel, sie unter sich zu teilen, so viel Mühe gaben sie sich doch auch, daran etwas zu ändern und obwohl in dieser Nacht alle unteren Körperregionen tabu gewesen waren, lernten sie doch zu dritt den Rest davon auf intensive Weise neu kennen. Das Ganze hatte schon fast etwas von einem tantrischen Erlebnis, aber auf alle Fälle war es sehr sinnlich und befriedigend und Delilah hatte sich den Zwillingen noch nie näher gefühlt, als in dieser berauschenden Silvesternacht. *** Das neue Jahr kam und mit ihm noch mehr Schnee. Immer wieder mussten ihre Männer ausrücken, um sich um liegengebliebene oder in Gräben gerutschte Autos zu kümmern, so dass Delilah Zeit hatte, sich bei einer heißen Tasse Tee noch weiter mit Holly anzufreunden. „Und, wann wirst du unserem Rudel beitreten?“ Delilah ließ es ganz zwanglos klingen, obwohl sie vor Neugierde fast platzte. Es war schließlich kein Geheimnis, dass Holly etwas mit Elijah hatte. Zumindest könnten die beiden das nicht einmal dann verheimlichen, wenn sie es wirklich darauf anlegten. Beide hatten den Geruch des anderen sehr intensiv an sich. Den Nasen von Wölfen konnte das unmöglich entgehen. Trotzdem verschluckte sich Holly fast an ihrem Tee und wurde nicht nur davon knallrot im Gesicht. „Wie kommst du jetzt darauf?“ Hastig stellte sie ihre Tasse zurück auf den Couchtisch und tupfte mit ihrer Serviette ein paar Tropfen von ihrem Ausschnitt. „Nun ja, so abwegig ist die Frage doch nicht, wenn du mal ehrlich bist, oder? Elijah und du, das ist einfach nicht zu übersehen.“ „Und ist das etwas Gutes oder Schlechtes?“, kam prompt Hollys Gegenfrage, während sie immer noch so tat, als müsse sie ihren üppigen Busen trockenlegen. Die Unsicherheit in ihren Worten brachte Delilah zum Lächeln. „Ich bin mir sicher, dass ich nicht nur für mich alleine spreche, wenn ich sage, dass es sogar etwas sehr Gutes ist. Du tust Elijah in jeder Hinsicht gut. Ich kenne ihn zwar noch nicht so lange, aber er sah noch nie besser aus.“ Holly blickte mit einem kleinen verschmitzten Lächeln hoch und legte nun doch die Serviette zur Seite. „Da hast du allerdings recht.“ Leise seufzend ließ sie dann aber doch wieder den Kopf hängen. „So einfach ist das nicht, Delilah. Wenn ich könnte, würde ich das Great-Falls-Rudel sofort verlassen, selbst wenn ich Elijah nicht kennen würde. Einfach weil ich früher schlechte Erfahrungen mit den Leuten dort gemacht habe, aber für meine Tochter ist es sehr wichtig. Sie ist jetzt sechzehn und braucht den Zusammenhalt unter Werwölfen, um zu lernen, was es bedeutet, in einem Rudel und vor allem eine Werwölfin zu sein.“ Das klang vernünftig, überzeugte Delilah aber nicht zur Gänze. „Ich habe deine Tochter noch nicht kennengelernt, aber ich bin mir sicher, mit einer Mutter wie dir ist sie bestimmt eine tolle Persönlichkeit. Es wäre bestimmt nichts dabei, auch sie in unserem Rudel aufzunehmen. Gerade auch weil du ihre Mutter bist. Ich denke nicht, das Elijah etwas dagegen hätte.“ „Hat er nicht.“ Das kam so prompt, dass Delilah sich nun sicher war, dass Holly mit dem alten Werwolf bereits über dieses Thema gesprochen hatte. „Und was spricht dann dagegen?“, versuchte sie es vorsichtig weiter, während sie sich den leicht schmerzenden Bauch rieb. Der Seufzer, der dieses Mal aus Hollys Mund kam, beinhaltete eine ganze Menge mehr als der Letzte. Sie ließ sich sogar schwer zurück in die Polster der Couch fallen und starrte an die Decke. „Sie hat jetzt einen Freund.“ Oje. Das klang ja nicht besonders begeistert, aber Delilah hütete sich davor, einen Kommentar dazu abzugeben. „Er ist sogar ein recht netter Junge. Ein bisschen verweichlicht, aber Geschmäcker sind eben verschieden. Nicht jeder Mann kann ein Alpha sein.“ Ihre Lippen verzogen sich zu einem kleinen Grinsen, ehe sie wieder ernster wurde. „Sie scheint sich ganz schön verliebt zu haben und du kennst das doch. Man tut alles, um diese Liebe aufrechtzuerhalten. Meine Tochter würde im Moment also niemals das Rudel wechseln und dem Gesetz nach, kann ich nicht in einem anderen Rudel wie sie leben, solange sie nicht volljährig ist. Ich werde also noch gut zwei Jahre warten müssen.“ Das war eine lange Zeit, wie Delilah fand, doch Holly schien das anders zu sehen, als sie sehr viel enthusiastischer meinte: „Aber was sind schon zwei Jahre, nachdem ich Eli siebenundzwanzig Jahre lang nicht gesehen habe. Und es ist uns ja nicht verboten, uns dennoch zu treffen. Auch wenn wir aus zwei verschiedenen Rudeln kommen.“ Na das war ja ganz schön fortschrittlich vom Great-Falls-Rudel. Aber auch jetzt verkniff sich Delilah einen bösen Kommentar dazu, stattdessen gab sie Holly recht. „Das stimmt allerdings. Und ich selbst profitiere natürlich auch davon, dass du so oft hier bist. Das ist - WOW!“ Schnell stellte Delilah ihre Tasse zur Seite und nahm die Füße vom Couchtisch, um sich gerade aufzusetzen, was das Gefühl zwischen ihren Beinen noch mal verschlimmerte. „Delilah?“ Alarmiert schaltete Holly sofort in den Hebammen-Modus. „Was ist los?“ Etwas peinlich berührt tastete Delilah zwischen ihre Beine und fühlte nur allzu deutlich, wie ihre Hose ganz feucht war. „Also entweder habe ich mich gerade angepinkelt oder ich verliere Fruchtwasser.“ „Es riecht ganz eindeutig nach Fruchtwasser. Hast du denn auch schon Wehen?“ Holly rutschte näher und legte ruhig ihre Hand auf Delilahs Bauch, der sich genau in diesem Augenblick wieder ein bisschen verhärtete. „Kann sein. Ich weiß es nicht. Ich dachte, es sind nur wieder Vorwehen. Fühlte sich bisher auch ganz erträglich an.“ „Und wie lange spürst du sie schon?“ Delilah versuchte sich daran zu erinnern, aber sicher war sie sich nicht. „Ich glaube, seit dem Mittagessen.“ „In regelmäßigen Abständen?“, wollte Holly weiter wissen, während sie sanft ihren Bauch abtastete. Delilah zuckte nur mit den Schultern. Sie hatte nicht genau darauf geachtet. In den letzten Tagen hatte sie mehrmals so etwas wie leichte Wehen verspürt, die aber auch wieder aufgehört hatten. Sie dachte, dieses Mal wäre es das gleiche. „Nun, ich denke, das Baby ist jetzt so weit.“ Holly lächelte sie beruhigend an, während Delilah zu realisieren versuchte, was das genau bedeutete. Ging es denn jetzt wirklich los? „Ich muss die Zwillinge anrufen!“ Hektik begann sie zu erfassen, schließlich waren alle McKenzies gerade irgendwo da draußen, während sie hier ihr Baby bekam. „Ruhig, Delilah. Bis zur Geburt kann es noch Stunden dauern und die Männer wollten vor dem Abendessen zurück sein. Also mach dir keinen Stress. Lass uns erst einmal langsam alles herrichten und versuch dich zu entspannen. Es ist alles gut.“ Hollys Stimme war von einer hypnotisierenden Gelassenheit erfüllt, der sich Delilah nach einem tiefen Blick in diese großen grünen Augen nicht länger entziehen konnte. Delilah lag bei entspannender Musik in der Badewanne, als ihre beiden Männer nach Hause kamen und sofort die Treppe hochpolterten, kaum dass Holly ihnen die Neuigkeit mitgeteilt hatte. „Deli!“ Die Zwillinge quetschten sich irgendwie beide gleichzeitig durch den Türrahmen zum Bad, bevor sie um den Platz auf dem Badvorleger rangelte, bis Delilah sie mit einem leisen Knurren ermahnte. „Heute keine Streitigkeiten bitte.“ Sofort waren die beiden friedlich. „Geht es ...“, wollte Dean gerade anfangen, als James ihm die Worte aus dem Mund stahl. „... dir gut?“ Kurz sah Dean seinen Bruder böse an, bis er sich lieber auf Delilah konzentrierte und ihre Hand nahm. James hingegen streichelte ihren Nacken und küsste kurz ihre Stirn. „Ja, alles klar, bis auf ...“ Delilah verzog das Gesicht und atmete tief durch die Nase ein, bevor sie die Luft aus dem Mund wieder entließ. Das machte sie ein paar Mal, bis der Schmerz wieder etwas abgeebbt war. „... die Wehen. Die tun echt scheißweh.“ „Hab ich gemerkt.“ Dean sah etwas zerknirscht drein und versuchte Delilahs Finger um seine Hand ein bisschen zu lockern. Delilah lächelte ihn entschuldigend an, bevor sie die beiden gründlicher betrachtete. „Ihr solltet duschen gehen und euch etwas Sauberes anziehen. Zweifellos wird das Baby Mechanikergene haben, aber es muss nicht gleich von der ersten Minute an drauf gestoßen werden.“ Die Zwillinge blickten sich kurz musternd an und kamen wohl zum selben Schluss, wie sie. „Du zuerst!“, stießen sie wie aus einem Munde und knurrten sich schon wieder an. Doch bevor Delilah sie erneut ermahnen konnte, kam ihr James zuvor. „Schere. Stein. Papier?“ „Na gut“, stimmte Dean ihm eher widerwillig zu und die beide knobelten aus, wer bei Delilah bleiben durfte, während der andere zuerst duschen ging. Währenddessen musste Delilah eine weitere Wehe wegatmen, die stärker als die davor war. James verlor und trollte sich aus dem Bad, während Dean nun vollständig seinen Platz an ihrer Seite einnahm und sie anlächelte, wobei ihm seine Nervosität eindeutig anzusehen war. „Es ist alles gut, D. Holly ist eine hervorragende Hebamme und sie hat gesagt, dass das Baby und ich in einem ausgezeichneten gesundheitlichen Zustand sind. Uns beiden wird also nichts passieren.“ Das - was, wenn doch - ließ er unausgesprochen, aber sie konnte es in seinen Augen sehen. Er hatte Angst. Große Angst sogar. An seinem Nacken zog sich Delilah etwas höher, um ihm einen beruhigenden Kuss auf die Lippen hauchen zu können. „Holly hat Young bereits darüber informiert, dass das Baby kommt. Sollte es Komplikationen irgendwelcher Art geben, wird er sofort kommen. Okay?“ Dean nickte nur, weshalb Delilah schließlich ihre Arme um ihn schlang und ihn festhielt, bis das Zittern seines Körpers nicht mehr ganz so schlimm war. „Hilfst du mir aus der Wanne?“, fragte sie ihn nach einer Weile. „Vom langen Liegen tut mir der Rücken weh.“ „Natürlich.“ Dean schnappte sich ein großes Badetuch und hob Delilah fast schon aus dem Wasser, bevor er sie gründlich in das weiche Frottee einwickelte. Wieder musste sie kurz innehalten und mehrmals tief ein und ausatmen, bevor es weitergehen konnte. Sie zog sich ein weites T-Shirt an, das ihr bis zur Mitte der Oberschenkel ging, da sie im Moment das Gefühl enger Kleider oder gar einer Hose nicht auf sich ertragen konnte. Zurück in ihrem Schlafzimmer hatte Holly bereits alles hergerichtet, das sie in den nächsten Stunden brauchen würden. Alte Handtücher, eine wasserdichte Unterlage, Knabberzeug, Wasser zum Trinken, einen pinken Gymnastikball, Kerzen und natürliche Massageöle und noch diverse andere kleine Dinge, die sie eventuell gebrauchen könnten und natürlich ihren Hebammenkoffer. „Und wie fühlst du dich?“ Die brünette Werwölfin war die Ruhe selbst und Delilah hoffte sehr, dass etwas davon auf Dean abfärben würde, der ihre Hand hielt, als würde er sie für immer verlieren, wenn er sie auch nur einmal losließ. „Entspannter, aber die Wehen werden stärker.“ „Gut. Lässt du mich einmal nachschauen, wie weit dein Muttermund inzwischen ist?“ Delilah nickte und ging zum Bett hinüber, um sich zu setzen. Holly streifte sich inzwischen sterile Handschuhe über und wollte gerade zwischen ihre Beinen tasten, als Deans Knurren sie nachdrücklich davon abhielt. Überrascht sah Delilah zu ihm hoch und glaubte ihren eigenen Mann nicht mehr widerzuerkennen. Seine ganze Haltung, ja selbst der Ausdruck seines Gesichts war eine einzige Warnung, die besagte: Leg' Hand an meine Gefährtin und ich reiß dich in Stücke! „Dean?“ Delilah zog sanft an seiner Hand, aber er reagierte nicht, bis sie ihm ihre andere Hand auf die Wange legte und sein Gesicht nachdrücklich zu sich herumdrehte. „Es ist alles gut, D. Sie will nur nachschauen, ob alles in Ordnung ist. Sie will mir nichts tun und auch nicht dem Baby. Verstehst du das? Sie hilft mir. Ich brauche sie. Lässt du sie bitte ihre Arbeit machen?“ Hinter Deans Augen tobte ein wilder Kampf, bis er seinen Wolf schließlich wieder so weit im Griff hatte, dass er schwach nicken konnte. „Tut mir leid.“ „Schon in Ordnung, Dean“, beschwichtigte ihn nun auch Holly. „Es ist ganz normal, dass du deine Gefährtin und das Baby beschützen willst. Also versuch bitte immer daran zu denken, dass ich hier bin, um zu helfen und nicht um ihnen zu schaden.“ Wieder ein Nicken. Dieses Mal deutlicher. Trotzdem traute Delilah dem Frieden noch nicht so ganz, weshalb sie schließlich einen Kuss auf Deans Hand hauchte und ihm leise zuflüsterte: „Ich glaube, J dürfte inzwischen fertig sein.“ Er verstand den Wink, und obwohl es ihm deutlich widerstrebte, ließ er doch langsam ihre Hand los und atmete einmal tief durch. „Ich beeile mich“, versprach er. „Tu das.“ Sobald Dean die Tür hinter sich wieder zugezogen hatte, atmete Delilah tief durch. „Kann ich mich darauf einstellen, dass ich solche Reaktionen heute noch öfter zu sehen bekomme?“ Holle lachte leise. „Oh ja und wie du das kannst. Aber keine Sorge. Normalerweise greifen Werwolfmänner Hebammen nicht an. Sie wissen instinktiv, dass wir den werdenden Müttern nur helfen wollen, aber für sie kann es trotzdem nie schaden, ihren Standpunkt als Beschützer deutlich klarzumachen.“ Na das konnte ja noch was werden. Schließlich hatte sie zwei von der Sorte. „Der Muttermund sieht gut aus. Du machst gute Fortschritte.“ Wenigstens eine erfreuliche Nachricht. In den nächsten Stunden war Delilah mehr und mehr dazu gezwungen, sich nur noch auf sich und ihren eigenen Körper zu konzentrieren, während sie alles andere um sich herum nur noch als Randnotiz wahrnahm. Unbewusst bekam sie natürlich trotzdem mit, dass ihre Männer bei ihr waren und sie in jeder erdenklichen Hinsicht unterstützten, was sie ungemein beruhigte, aber sie könnte nicht mehr genau sagen, wer von den beiden ihr den schmerzenden Rücken massiert und wer sie zwischen den Wehen mit stärkenden Snacks gefüttert hatte. Was sie aber sehr wohl mitbekam, war der friedliche Ablauf, mit dem die beiden sich mit ihren Aufgaben abwechselten. Zunächst hatte es für Delilah so ausgesehen, als würden sich die beiden um jeden Handgriff streiten, doch nach und nach war es für die Brüder nötig, sich gegenseitig zu beruhigen und zu unterstützen. Sie verstanden nur zu gut, die Nervosität und Angst des anderen und so geschah es, dass diese Nacht, in der ihr gemeinsames Kind zur Welt kommen sollte, sie mehr zusammenschweißte, als alle Gelegenheiten davor. Auch Elijah war da, wie ein stiller Schatten und zugleich ihr Fels in der Brandung, da die Ruhe und Stärke des Alphas den ganzen Raum erfüllte und Delilah, trotz ihrer eigenen Sorgen und Ängste, Ruhe und Vertrauen schenkte. Vertrauen in ihre Hebamme, aber vor allem Vertrauen in ihren eigenen Körper und dass dieser sehr wohl wusste, wie er am Besten ihr Baby zur Welt brachte. Holly hatte ihr schon bei den vielen Vorbereitungsstunden mitgeteilt, dass sie ihr nur dann strikte Anweisungen geben würde, wenn es wirklich notwendig sein sollte, ansonsten sollte Delilah ganz auf ihren Körper hören und darauf vertrauen, dass dieser wusste, was zu tun war. So kam es, dass sie mit der Unterstützung ihrer Männer immer wieder das obere Stockwerk des Hauses ablief, oder sich an sie gekuschelt für eine Weile zwischen den Wehen ausruhte, um Kraft zu tanken. In den frühen Morgenstunden setzten dann die Presswehen ein. Dean saß am Fußteil des Bettes, während Delilah nun vollständig nackt auf ein paar Handtüchern und der wasserdichten Unterlage zwischen seinen Beinen kniete und sich an ihm festhielt. James war dicht an ihrer Seite, während Holly hinter ihr hockte und Elijah ihr unterstützend zur Seite stand. Die Schmerzen waren wirklich heftig und es hätte Delilah auch nicht gewundert, wenn sie Dean ein paar Rippen brach, so fest hatte sie ihre Arme um ihn geschlungen, doch er hielt es aus und sprach mit James zusammen beruhigend auf sie ein, bis sie ihnen nicht länger zuhören konnte. Sie konnte deutlich spüren, wie der Kopf des Babys immer tiefer in ihr Becken rutschte, bis Holly freudig verkündete: „Ich kann schon das Köpfchen sehen!“ James, ihr hartgesottener Horrorfilmliebhaber, hatte kein Problem damit, auch einmal einen Blick zu riskieren, doch Dean, den sie wohlweißlich genau aus diesem Grund vor sich festgenagelt hatte, war nicht allzu erpicht darauf. Lieber spornte er sie weiter an und ertrug ihre feste Umklammerung, als Delilah sich weiter darum bemühte, unter starken Schmerzen und enormen Anstrengungen ihr Baby zur Welt zu bringen. Als es kurz darauf endlich so weit war und den ersten protestierenden Schrei ausstieß, waren der Schmerz und alle Anstrengungen vergessen und Delilah ließ sich mit dem Rücken gegen Dean fallen, ehe Holly ihr ein zappelndes, nacktes Bündel in die Arme legte. „Glückwunsch, es ist ein Junge.“ Oh, Gott. Das war ihr Sohn! Und Delilah zitterte so stark von den überwältigenden Gefühlen, die alle gleichzeitig auf sie einstürmten, dass sie Angst hatte, ihn fallen zu lassen. Zum Glück ließ Dean sich genau in dem Moment hinter ihr auf dem Boden nieder, so dass sie sich noch weiter zurück und gegen ihn lehnen und ihr Baby halb auf ihrem Bauch liegen konnte. James war ganz dicht bei ihr und half ihr ebenfalls ihr gemeinsames Kind zu halten, während Delilah lachte und weinte und einfach nicht genug vom Anblick ihres kleinen Sohnes bekommen konnte. Der hatte inzwischen zu weinen aufgehört und zappelte so lange herum, bis sein Mund ihre Brustwarze fand und er gierig daran zu saugen begann. Delilah wagte einen kurzen Blick zu ihren Gefährten, denen ebenfalls Tränen in den staunenden Augen standen und die sie abwechselnd zärtlich küssten, bis sie alle drei vollkommen im Anblick ihres gemeinsamen Kindes versunken waren. In diesem Moment wusste Delilah, dass sie noch sehr viel schlimmere Schmerzen ertragen hätte, wenn sie nur zu diesem kleinen Wunder führten. Irgendwann, als das gierige Nuckeln des Kleinen erlahmt und er eingeschlafen war, begann Delilah die Welt um sie herum wieder größer zu werden und ihr Blick fand den von Elijah, der so sanft lächelte, wie sie es noch nie an ihm gesehen hatte. Etwas schwach hob sie ihre Hand und winkte ihn zu sich, damit auch er seinen Enkel willkommen heißen konnte. Er ließ sich auf Delilahs anderer Seite nieder und berührte ganz vorsichtig den Kopf ihres Sohnes, der in seiner riesigen Hand regelrecht verschwand. Das war der Zeitpunkt, an dem auch er nicht mehr an sich halten konnte und eine kleine Träne seinem Augenwinkel entschlüpfte. „Er ist perfekt.“ Ja, das war er. Ihr Sohn war einfach vollkommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)