Moonlight - Änderung des Daseins von abgemeldet (Fiktive 3. Staffel) ================================================================================ Kapitel 18: III. Blut, Tränen & Leben - Die Erinnerungen sind Schatten ----------------------------------------------------------------------- Man kann unser zerbrechliches Dasein auf viele Arten beschreiben, ihm so Bedeutung verleihen. Doch es sind die Erinnerungen, die ihm einen Sinn geben. Unsere Geschichte erzählen. Ein persönliches Sammelsurium von Bildern, Ängsten, Gefühlen, Liebe, Trauer. Denn es ist die grausame Ironie des Lebens, dass wir dazu bestimmt sind, in uns das Licht mit dem Dunkel zu vereinen, das Gute mit dem Bösen, den Erfolg mit der Niederlage. Das ist es, was uns von anderen Lebewesen unterscheidet, was uns menschlich macht. Und am Ende kämpfen wir nur darum uns die Erinnerungen zu bewahren.   Mick stürzte auf den Boden. Das Blut rauschte in seinen Ohren und ließ alle anderen Geräusche in der Unendlichkeit verebben. Er bekam nicht mehr mit was sich um ihn herum abspielte. Nur ab und an tauchte eine schemenhafte Gestalt vor seinen weit aufgerissenen Augen auf. Es wurde an ihm gezerrt und der Untergrund änderte sich. Mick starrte noch immer vor sich hin. Der eins so metallene Geschmack in seinem Mund veränderte sich, wurde süßlich, wohlschmeckend. Die Gerüche in seiner Umgebung ließen ihn immer wieder tief durchatmen. Er konnte so unglaublich viel Riechen! Angefangen von Schweiß, Blut und ein ekliges, herbes Männerparfüm und geendet mit einem unglaublich frischen Frauenduft. War das Kokos? Irgendwas war es, dass seine Sinne aktivierte, doch er blieb gefangen in der Erstarrung. Jemand packte ihn hart am Kiefer und schon floss die köstliche, nährende Flüssigkeit – der Lebenssaft – in seine Kehle. Mick leckte sich die Lippen und schon fielen ihm die Augen zu. Er drehte sich zur Seite, zog die Beine an und blieb in dieser Fötusposition liegen. Die tiefe Dunkelheit hieß ihn willkommen und mit einem Mal war Mick gefangen in sich selbst...    „Es ist so dunkel um mich herum. Wo bin ich? Wer bin ich? Um mich herum ist nur noch die ewige Dunkelheit, die kalt ihre Fänge nach mir ausstreckt... Vielleicht sollte ich mich ihr einfach ergeben. Diesen Höllenqualen ein Ende bereiten. So falle ich niemanden mehr zur Last. Dunkel. Schwarz. Die Finsternis in meiner Seele? Ist es das?“ Endlose Gedanken, die durch Micks Kopf wandern. Liegend in der Finsternis. Gefangen im Tod, knapp am Leben vorbei. „Kannst du mich hören?“, durchschnitt auf einmal eine helle, melodische Stimme die Finsternis. Mick öffnete seine Augen und mit einem Mal waren da feine Klänge, eine sanfte Melodie, die das Dasein ein bisschen erträglicher gestaltete. „...Ja“, flüsterte er leise und lauschte weiter auf die Töne. Gespielt von einem Orchester? Wo war er? „Oh. Du kannst mich wirklich hören.“, erklang die Stimme abermals. Ein Schauer bildete sich auf seinem gesamten Rücken, überzog jeden Zentimeter seiner Haut und breitete sich über seinen ganzen Körper aus. Er holte Luft, atmete tief ein und wieder aus und erhob sich langsam und mit zitternden Knien. „Wo bist du...?“, fragte er leise und drehte sich um sich selbst. Schwarz. Alles war schwarz. Nichts konnte er sehen und doch war da ein Gefühl der Wärme, der Geborgenheit, der Liebe. “Ich bin hier. Du musst nur deine Augen öffnen.“, drang das sanfte Wispern der femininen Stimme an sein Ohr heran. Mick kniff die Augen zusammen. “Ich kann nicht... sehen.“ “Doch du kannst.“ Ein sanfter Hauch strich über seinen Nacken und löste abermals das Gefühl der Geborgenheit in ihm aus. Mick schüttelte seinen Kopf. „Ich bin hier alleine ...“, nuschelte er und wagte es nicht seine Augen zu öffnen. Was war, wenn das Gefühl verschwand. „Bist du nicht. Öffne deine Augen.“, wisperte ihm sanft die liebliche Stimme zu. Mick atmete tief durch und klammerte sich an den Funken Hoffnung, hielt den Mut fest umschlossen, als er erneut seine Augen öffnete. Die Melodie umfing ihn. In der Nähe plätscherte ein Wasserfall, ein paar Vögel zwitscherten und das Licht schien wärmen auf seinen Kopf herab. Die unglaubliche Atmosphäre einer paradiesischen Blumenwiese breitete sich mehr und mehr aus. Bunte, schillernde Schmetterlinge zogen an ihm vorüber, kitzelten ihn an der Nasenspitze. Die Pflanzen erstrahlten in Farben, so hell, dass er seine Augen einen Spalt schließen musste und dann ... stockte ihm der Atem. Ein strahlendes paar blauer Augen guckte ihm aufmerksam entgegen, das Lächeln überzog ihr elfengleiches Gesicht und die blonden Haare, hingen in wilden Locken in ihr Gesicht oder kringelten sich über ihre Schultern. Ihr weißes Kleid bewegte sich sanft im Wind, als ihr Lächeln zu einem breiten Lachen wurde. Ihre weißen Zähne blitzten geradezu und ein Hauch rosé schlich sich auf ihre Wangen. „Beth ...“, murmelte Mick und nun lächelte er ebenso. Warm durchströmte ihn das Gefühl und einen Moment war es fast so, als ob er schweben konnte. Sehr vorsichtig tat er einen Schritt zu. War es ein Traum? “Aber ... du bist tot ...“, schluckte er und streckte seine Hand aus. Langsam näherte sich ihm die wunderschöne Silhouette von Beth. „Du auch.“, wisperte sie leise und hob ebenso ihre Hand. Zuerst berührten sich nur ihre Fingerspitzen und schließlich ihre Handflächen. Mick blickte auf ihre zierlichen Finger hinab und kreuzte sie mit den seinigen. Es war seine Beth. Das selbe, helle, leuchtende und warme Gefühl. „Ich bin tot.“, stellte er fest und zog Beth ein bisschen näher an sich heran. „Zumindest deine menschliche Seite.“ Das Lächeln auf Micks Gesicht verebbte. „Was meinst du damit?“ „Du hattest die Wahl Mick. Willst du Mensch sein, oder Vampir.“, noch immer ruhte ihr Blick auf ihn und so versank Mick wenigstens für ein paar Sekunden in ihren Augen. „Aber...“, stammelte er. „... das war kein Fehler Mick. Deine Zeit ist noch nicht vorbei. Es gibt noch so Vieles was du machen musst.“, lächelte Beth warmherzig. „Wie kann ich das ohne dich. Ich vermisse dich... und ich... ich kann dich nicht gehen lassen.“, drückte er ihre Hand ein bisschen fester. „Du musst. Es ist an der Zeit mich los zu lassen und im Grunde, bin ich niemals ganz fort. Ich bin immer bei dir, stets in deinem Herzen  und von dort wirst du mich auch nicht mehr weg bekommen.“, trat Beth noch ein Stückchen näher an ihn heran. Zärtlich legte sie ihre andere Hand auf seine Brust. Mick entwich ein kleines Seufzen. Die Liebe überlebt. Sie überdauert selbst den Tod. „Werde ich dich irgendwann wieder sehen?“, fragte Mick nach, klang bitter, traurig und noch immer so schwer verletzt von ihrem Tod. „Das weiß ich nicht und jetzt solltest du auch nicht mehr an den Tod denken, sondern an das Leben... dein Leben als Vampir. Du wirst so sehr gebraucht. Von deinen Freunden ... deiner Frau... deinem Sohn.“ Mick riss seine Augen ein bisschen auf. „Woher weißt du ...?“ „Ich weiß nur das, was du weißt. Ich bin lediglich eine Gestalt deiner Vorstellungskraft. Du kennst die Legende. Du hast Lance gehört. Du weißt, was dich erwartet. Du weißt alles.“, sprach Beth und strich ihm sanft über die Wange. Mick richtete sich auf, drückte ihre Hand. „Ich muss meine Familie beschützen.“, wiederholte er im Grunde die Worte seiner Fantasiegestalt. „Und das wirst du auch schaffen.“ Mick nickte und neigte seinen Kopf zu ihr hinunter. „Und eines Tages werde ich dich wieder sehen, Beth.“, raunte er ihr sanft zu. Sie nickte ganz leicht und reckte sich ihm ein bisschen entgegen. Ganz leicht nur berührten sich ihre Lippen, wie ein warmer, zarter Hauch an einem kalten Wintertag. Er schloss seine Augen und kostete diese unglaubliche Versuchung noch ein paar Sekunden länger....   Mick riss seine Augen auf, fuhr nach oben und atmete panisch, brauchte um seine Atmung auf ein normales Maß zu regulieren. „Ich erinnere mich...!“, stieß er heißer aus. Er saß kerzengerade auf dem Bett und starrte hinüber zu Josef und Zara, die wie angewurzelt im Türrahmen standen. „Ich erinnere mich an alles!“     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)