Moonlight - Änderung des Daseins von abgemeldet (Fiktive 3. Staffel) ================================================================================ Kapitel 2: I. Zwei Welten - Tränen ---------------------------------- Es war so eine sinnlose Arbeit. Jeden Tag aufs Neue beobachtete er die Menschen, die sich betranken und ihr Leben einfach so weg warfen, doch war er nicht besser. Für Mick hatte das Leben an Sinn verloren, seit dem er nicht mehr wusste wer er war und wohin er gehörte. Anfänglich hatte er noch nach seinem zu Hause gesucht, doch niemand schien ihn zu vermissen. So hatte er sich tief in sich selber zurückgezogen und versuchte dort Antworten zu finden, die aber immer wieder noch mehr Fragen aufwarfen. Er verriegelte die Tür des Pubs und schlurfte mit angezogenen Schultern und gesenktem Blick die Straße der Kleinstadt entlang. Ab und zu begegneten ihm vereinzelte Menschen. In den meisten Augen konnte er die Abscheu lesen. Sie ekelten sich vor ihm, vor seinem halb verbrannten Gesicht. Das war alles was er von sich wusste: Er war einem Brand zum Opfer gefallen. „Nur welchem...“, flüsterte er leise und atmete die kühle Nachtluft ein. Halbwegs sicher setzte er einen Fuß vor den nächsten und schaffte es sogar trotz seines offensichtlich betrunkenen Zustandes rasch voran zu kommen. Mick lächelte etwas, als das leise Rauschen des Meeres an seine Ohren drang. Immer wieder zog es ihn zu den Ort zurück, an dem er ohne Erinnerung an sein früheres Leben gefunden worden war. Mick zog seine Schuhe aus und wanderte trotz der Kühle über den steinigen Strand bis hin zum gurgelnden und rauschenden Meer. Langsam ging er in die Hocke und zog ein Foto aus seiner Tasche. Es war alles, das ihm von seiner Vergangenheit geblieben war. Mit zur Seite gelegten Kopf betrachtete er das alte schwarz-weiß Foto, das aus der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg stammte. Mutter, Vater und zwei Kinder. Wer sie wohl waren? Mick hatte lange Zeit versucht herauszufinden um wen es sich handelte, denn sie waren zu alt um mit ihm verwandt zu sein, aber auch dieser Versuch war gescheitert. Seine Finger wanderten über die Knicke des Bildes, über die Gesichter der Personen, die er darauf erkennen konnte. Schließlich seufzte er auf und steckte das Foto wieder in seine Hosentasche zurück. „Ich will doch nur wissen wer ich bin und wohin ich gehöre. Gibt es niemanden der mich so sehr vermisst, wie ich ihn? Mein Herz sehnt sich nach dir, du unbekannte Schönheit. Immer wieder sehe ich dein Gesicht und ich weiß, dass ich dich in meinem Leben haben will, aber was ist mit dir? Brauchst du mich nicht in deinem Leben? Hast du mich bereits vergessen, oder bist du gar gestorben? Beim Brand? Was war das für ein Brand? Er nahm etwas weg aus meiner Seele, aus meinem Herz und ich weiß nicht was. Ich habe so Vieles verloren... vielleicht ist es ganz gut, dass ich nicht weiß was, aber was bin ich schon ohne Vergangenheit? Nur ein Trunkenbold, der seine Gegenwart überstehen möchte und in der Zukunft schon gar nicht mehr existiert.“, lächelte er bitter und eine kleine Träne glitzerte in seinen großen, blauen Augen.   Er ließ sich nach hinten fallen und zog die Beine an um so auf das Meer hinaus zu blicken. Für einen Moment kniff er seine Augen fest zusammen. Da war es wieder. Ein wunderhübsches Gesicht einer Latina, die ihn keck anlächelte. Im nächsten Moment war ihr Anblick wie weggewischt, aber Mick konnte sich noch an alles erinnern. An ihre weiche Haut und ihren angenehmen Duft nach Kokos. Erst die Kälte, die ihn zum zittern brachte, führte dazu, dass er sich wieder erhob und mit langsamen Schritten den Rückweg antrat. Dabei versenkte er seine Hände in den Hosentaschen und versuchte die Verzweiflung weit nach hinten zu schieben. Leider war das gar nicht so einfach. Einige Zeit später suchte er nach seinem Wohnungsschlüssel, als ihm ein weißes Blatt Papier auffiel, das aus seinem Briefkasten hervor spähte. Mick hob eine Augenbraue und zog den Zettel aus dem Schlitz. Er war einmal in der Mitte gefaltet. ‚JOHN’ stand in großen Lettern und geschwungener Schrift darauf geschrieben. Blinzelnd entfaltete er das Blatt. Viel stand nicht darauf. Nur ein einziger Name war vermerkt: ‚Kostan’. Mick hob seine Augenbraue. Eine seltsame Vertrautheit löste sich bei dem Klang dieses Namens aus. Er sah sich um. Der Hausflur war leer. Wem hatte er diesen Zettel zu verdanken. Mit leicht mulmigen Gefühl in der Magengegend verschwand er in seiner Wohnung. „Werde ich beobachtet...? Weiß jemand wer ich bin...?“, fragte er leise. Noch mehr Fragen, auf die er wohl keine Antworten bekam. ~*~ Ein Blatt Papier auf dem nur wenige Zeilen geschrieben standen, lag auf dem Bett. Manche Buchstaben waren verschwommen, immer dann wenn eine Träne auf die Tinte getroffen war. Ebenso regungslos wie das Papier lag eine junge Frau auf dem Bett. In einer Hand hielt sie den offenen Füller, während ihre Andere auf ihrem Bauch ruhte. Wieder suchte sich eine stille Träne den Weg über ihre Wangen und tropfte auf die Bettdecke. Ihr Gesicht leicht geneigt und den Blick starr auf das Stück Papier gerichtet, versuchte sie einen klaren Gedanken zu fassen, doch das schien ihr alles andere als leicht zu fallen. Nach so viele Ereignissen. So vielen Momenten, an die sie sich nur schwer erinnerte, denn tief in ihren Herzen tat es so unglaublich weh. Gefühle zuzulassen war nicht immer ihre Stärke und so war es, als ob diese sie nun übermannten. Auf der anderen Seite des Bettes lag ein dickes Tagebuch, dessen letzte Seite voll geschrieben worden war. Etwas krakelig und durchaus Tränen durchnässt war die Seite, da die Worte erst ganz frisch hinzugefügt wurden: »Ich weiß immer noch nicht, wie ich in diese Situation gekommen bin. Wie es so weit gekommen ist, dass ich jetzt, heute alleine hier sitze. Alleine in deiner alten Wohnung, weit weg von dir. Irgendwie hat sich alles verselbstständigt und jetzt gibt es keinen Weg mehr zurück. Zumindest keinen Weg, der für mich offensichtlich ist, sondern lediglich ein kleiner Hoffnungsschimmer, doch dieser scheint so unwirklich und ich bin mir nicht wirklich sicher, ob es sich lohnt zu hoffen, weshalb ich es nicht zustande bringe mich zu bewegen, um diese Hoffnung selber in die Hand zu nehmen, ebenso wie mein Schicksal. Ich schreibe dir in meiner Verzweiflung einen Brief, auch wenn du diesen wohl nie erhalten wirst. Ich weiß nicht wo du bist. Ich weiß nicht, ob wir einander je wieder begegnen werden. Du fehlst mir, Love... sehr sogar. « Zaras dunkle Haare fielen ihr etwas ins Gesicht, als sie sich auf die Seite legte. Langsam strich sie diese wieder nach hinten, da sie ihren Blick nun zur Gänze auf den Brief richtete. Bislang waren nur wenige Zeilen geschrieben und bei diesen war sich Zara nicht einmal sicher, ob sie wirklich gut formuliert waren. Leise schluchzte sie und versuchte die Tränen zurückzuhalten, was ihr alles andere leicht fiel. Lange Zeit verweilte sie in dieser Position, wobei immer wieder ein seufzen über ihre Lippen kam. Erst nach etlichen Minuten fuhr sie mit der Hand über die Bettdecke unter ihr Kopfkissen. Erst ein lautes Klopfen riss sie aus ihrer Träumen, ihrer unendlichen Sehnsucht nach keinem geringeren als Mick St. John. Zara erhob sich vom Bett, bahnte sich ihren Weg durch ein paar Kisten und Taschen und gelangte zu ihrer Wohnungstür, die sie den beiden Mitvampiren Logan und Josef öffnete. „Weißt du.“, setzte Josef an, woraufhin Zara seufzte. „Was weiß ich?“ „Du hast Glück.“ „Warum?“ „Weil wir uns noch nicht gut genug kennen, ansonsten hätte ich mich selber rein gelassen.“, kam prompt über seine Lippen. Mit einem breiten Grinsen schob er sich in die Wohnung, dicht gefolgt von Logan, der ihm in den letzten Wochen wie ein kleiner Hund hinterherlief. Inzwischen hatte er sich an den Job eines Assistenten gewöhnt. Mögen tat er ihn nicht. Drum zeichnete er auch oft kleine Mordszenarien in sein kleines schwarzes Buch. Josef Kostan war eine der Hauptpersonen dieser Szenarien. „Wie geht’s dir?“, fragte Logan leise und schenkte Zara ein aufrichtiges Lächeln. „Ich bin gerade im Umzugsstress... aber kommt ruhig rein.“, murrte sie leise und schloss die Tür hinter den anderen beiden Vampiren. Josef drehte sich zu ihr um und wedelte mit einer Packung Blut. „Als Einstandsgeschenk. Salz und Brot erschien mir unpassend.“, lachte er und ließ seinen Blick schweifen. Irgendwie konnte er die Gegenwart von Mick in diesen Räumen noch deutlich spüren, weshalb ihm etwas fröstelte. Mit einem Mal durchdrang ein leises Pochen die Stille, weshalb der Vampir seine Ohren spitzte. Josef hob seinen Blick und sah mit gerunzelter Stirn zu Zara. „Was ist das für ein Geräusch?“, fragte er nach und lauschte in die Stille. Der Herzschlag eines Lebewesen war für einen Vampir immer allgegenwärtig. Es war die leise Hintergrundmelodie des Lebens. Zara sah ihn fragend an und schluckte dann einmal, als der Blick von Logan ebenfalls zu ihr hinüber glitt. Er konnte es ebenso hören wie Josef, jetzt, da er darauf achtete. „Zara... bist du schwanger...?“, kam eine durchaus entsetzte Frage über die Lippen von Josef. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)