Every girl's a target von Flordelis (And some boys too?!) ================================================================================ Kapitel 3: Behind enemy lines ----------------------------- Es vergingen mehrere Tage, in denen Pete wieder nichts auffiel, obwohl er inzwischen doppelt so aufmerksam war als zuvor. Aber das einzige, was sich ihm geradezu aufdrängte, war die Erkenntnis, dass Avan ihm weiterhin aus dem Weg ging. Dieses Verhalten konnte nur bedeuten, dass Melissa wirklich gefährlich war – und er bereute geradezu, sich in irgendeiner Art und Weise mit ihr eingelassen zu haben, auch wenn letzteres nicht sonderlich freiwillig geschehen war. Immerhin war das ja nur durch seine Freundschaft zu Zeri geschehen... Dieser schien immer noch nichts davon zu ahnen, dass er die ganze Zeit gestalkt wurde, obwohl er sonst immer derart erhaben und über alles im Bilde zu sein schien. Pete konnte einfach nicht verstehen, wie das alles sein konnte. Gab es Melissa vielleicht gar nicht, sondern war nur das Ergebnis viel zu vieler Süßigkeiten? Aber es gab mehrere Gründe, die dagegensprachen. Avan wusste ebenfalls von ihr und stufte sie als gefährlich ein, Zeri kannte sie ebenfalls als ihre Klassenkameradin – und als Pete im Klassenbuch nachgesehen hatte, war ihm Melissas Namen geradezu ins Auge gesprungen. Sie existierte also und er hatte nun das Problem, dass er ihr aus irgendeinem Grund ein Dorn im Auge war. Um nicht an einem Herzinfarkt vorzeitig dahinzuscheiden, hatte er sich angewöhnt, erst einmal vorsichtig um jede Ecke zu sehen, um sicherzugehen, dass sich niemand außer ihm auf dem Gang befand. So tat er es auch an diesem Sonntag, an dem er Melissa noch nicht einmal im Klassenzimmer gesehen hatte, da sie am Wochenende immerhin keinen Unterricht hatten. Er erntete einige verwirrte Blicke von vorbeikommenden Mitschülern, Reiner vermutete sogar grinsend, dass Pete versuchen würde, sich auf Schleichmissionen auf dem Schlachtfeld vorzubereiten. Er wies Reiner nicht zurecht, sondern ließ ihm in dem Glauben, der ihm auch recht gelegen kam und wartete, bis dessen schallendes Lachen verklungen war. Nach einem letzten Blick, ging er um die Ecke herum und folgte dem Gang. Doch schon nach wenigen Schritten hielt er wieder inne, als er eine Stimme hinter sich hörte: „He, Stang...“ Er musste sich gar nicht erst umdrehen, um zu wissen, wer da hinter ihm war, aber er tat es dennoch – nur um seine Vermutung bestätigt zu sehen. „Oh... Melissa...“ Zumindest lächelte sie dieses Mal nicht, aber der ungewohnt ernste Ausdruck auf ihrem Gesicht, verriet ihm, dass es etwas wirklich Schlimmes sein musste, das sie wieder einmal in den Jungentrakt führte, wo sie eigentlich nicht sein durfte. „Was willst du hier?“, fragte er sie direkt. Sie griff nach seiner Hand und zog ihn mit sich, ehe sie zu einer Antwort kam: „Ich brauche deine Hilfe.“ Er war hilfsbereit, keine Frage, aber es ärgerte ihn, dass sie wie selbstverständlich davon ausging, dass er sie unterstützen würde, besonders nachdem sie nicht gerade sehr freundlich in den letzten Wochen gewesen war. Genau genommen hatte er sogar befürchtet, dass sie an seinem vorzeitigen Tod schuld sein würde, immerhin erschreckte sie ihn immerzu und flößte ihm Angst ein. Trotzdem schaffte er es einfach nicht, direkt abzulehnen und sich nicht weiter darum zu kümmern. „Warum solltest du meine Hilfe brauchen?“, fragte er daher nicht sonderlich begeistert. Doch ihre Antwort sagte ihm, dass er nicht einmal dann ablehnen könnte, wenn er nicht so hilfsbereit wäre: „Wir müssen Zeri helfen.“ Seine Augen weiteten sich vor Überraschung, als er das hörte. Dabei fragte er sich, wann er Zeri zuletzt gesehen hatte und stellte erschrocken fest, dass es zuletzt am Vortag gewesen war, er könnte sich also wirklich in Gefahr befinden. All die Möglichkeiten, die ihm einfielen, wollten ihm absolut gar nicht gefallen, deswegen nickte er hastig. „Was ist mit meinem Bro?“ „Jemand will ihm etwas Schreckliches antun“, antwortete sie. Auf weiteres Nachfragen erwiderte sie allerdings nichts mehr, so dass er die ganze Zeit über im Dunkeln blieb. Melissa führte ihn nicht nur auf das Trainingsgelände, sie brachte ihn auch dazu, sich umzuziehen und sich seine Übungswaffe zu nehmen. Sie tat dasselbe und kurz darauf fand er sich auf dem derzeitig verlassenen Gelände wieder. Allerdings verstand er nicht, was sie hier eigentlich machten. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Zeri sich irgendwo hier befand. Außerdem machte es gar keinen Sinn, dass er und Melissa in voller Montur und Übungswaffen irgendeinen Feind verfolgten, den es möglicherweise nicht einmal gab. Misstrauisch beäugte er ihre Waffe, während sie nebeneinander herliefen, um herauszufinden, ob ihre nicht möglicherweise doch echt war und sie eigentlich nur plante, ihn umzubringen – warum auch immer sie das tun sollte. Außerdem würde sie niemals damit durchkommen und das müsste selbst ihr in ihrem Wahn bewusst sein. „Was wollen wir denn hier?“, fragte er schließlich. Er erwartete keine Antwort, weswegen er umso überraschter war als er sie dennoch bekam: „Zeris Feinde werden gleich hierherkommen. Wir müssen sie aufhalten, damit Zeri nicht in Gefahr gerät.“ Keine Frage, da musste er natürlich helfen – aber da gab es doch etwas, das ihn verwirrte: „Warum fragst du ausgerechnet mich und niemand anderen?“ Immerhin war er mit Sicherheit nicht der einzige, dem Zeri genug am Herzen lag, um ihn vor möglichen Feinden zu beschützen. Aber dennoch hatte sie ausgerechnet ihn geholt, um das zu machen, dabei musste sie doch wissen, dass er ihr nicht gerade... vertraute. „Ich habe nach Hardins gesucht“, antwortete sie, „aber ich konnte ihn nicht finden. Du warst der Nächstbeste, den ich finden konnte.“ Prima, er war also nicht einmal ihre erste Wahl gewesen, das störte ihn tatsächlich ein wenig – viel mehr störte ihn aber, dass Avan sich offensichtlich besser verstecken konnte als er, um Melissa aus dem Weg zu gehen. Bei Gelegenheit müsste er ihn um einen Ratschlag diesbezüglich bitten. „Wo ist Zeri?“, fragte Pete. „Wie sollen wir ihn beschützen, wenn er nicht da ist?“ Immerhin machte es keinen Sinn für die Feinde, an einem Ort aufzutauchen, wo sie weit von ihm entfernt waren. Doch Melissa schüttelte leicht mit dem Kopf. „Im Moment ist er in Sicherheit, wir müssen seine Feinde nur hier abfangen.“ Auch wenn er das immer noch nicht verstand, aber er beschloss, sich diese Feinde einfach einmal anzusehen. Wenn es Rebellen waren – was er nicht verwunderlich gefunden hätte, da Zeri ein Darcsen war – könnte er sie immer noch aufreiben und wenn sie keine waren, könnte er sich immer noch neu entscheiden. Melissa gab ihm zu verstehen, in welchem Gebiet er auf diese Feinde warten sollte, dann trennte sie sich von ihm und nahm sich einem anderen Einsatzort an. Pete begab sich unterdessen in das Lager des entsprechenden Gebiets und kniete sich dort hinter eine Barriere, um zu warten. Um die Zeit zu überbrücken, überlegte er, wie Rebellen es wohl schaffen könnten, das Schulgelände zu betreten – kam dann aber darauf, dass sie wohl ihre Mittel und Wege finden könnten, um die Lanseal Akademie zu infiltrieren. Dann fragte er sich, warum wohl gerade Zeri das Ziel sein könnte – aber auch hier kam er darauf, dass sein Bro einfach derart sagenumwoben war inzwischen, dass sogar die Rebellen sich vor seiner Intelligenz und Entschlossenheit fürchteten und sie ihn deswegen ausschalten wollten. Aber er würde das mit Sicherheit nicht zulassen! Ein leises Geräusch ließ ihn schließlich zusammenfahren. Als er den Kopf wandte, konnte er sehen, wie jemand versuchte, sich über das Feld an ihn heranzuschleichen. Entschlossen griff er das Gewehr fester und machte sich bereit, den Feind zuerst anzugreifen. Er müsste ihn nur noch wenige Schritte herankommen lassen. Mit angehaltenem Atem lauschte er, ließ die Person näher herankommen, während er versuchte, sich so gut wie möglich zu verbergen. Schließlich hörte er, wie die Person direkt auf der anderen Seite der Barriere stehenblieb, er zögerte nicht mehr und sprang auf. Doch gerade, als er auch das Gewehr hochreißen und auf den noch nicht identifizierten Feind feuern wollte, spürte er stechende Schmerzen in seinem Kopf – sein Opponent hatte ihm zuerst einen heftigen Schlag dagegen versetzt, so dass er nun zu Boden stürzte. Unwillkürlich griff er sich an die schmerzende Stelle, die Anwesenheit seines Feindes, der gar nicht wirklich bedrohlich schien, war bereits wieder vergessen. „Au...“ Er bemerkte, wie sein Gegenüber stutzte, statt zu einem weiteren Angriff auszuholen und wusste im nächsten Moment, dass die Person ihn wirklich kannte: „Stang? ... Das war doch dein Name, oder?“ Die leicht nervige Stimme mit dem deutlich arroganten Unterton erkannte er direkt, noch ehe er den Kopf hob und auch das rosafarbene Haar bemerkte, das ein eindeutiges Markenzeichen für sie war. Vor ihm stand kein Rebell, sondern Juliana Everhart. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)