Willst du sterben? von GotoAyumu (Makio Kirishima x Rei Kashino) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Der zierliche, weißblonde Junge sitzt in dem von grellem Licht durchfluteten Raum. Sein Arm ist auf der Tischplatte aufgestützt, das Gesicht in der Handfläche geborgen. Abwesend schaut Makio aus dem verschlossenen und zusätzlich vergitterten Fenster, über die Park- und Grünanlagen der Klinik. Seine gesamte Aufmerksamkeit richtet er auf einen jungen Mann, der mit seinem behandelnden Arzt auf einer Bank sitzt und eine Unterhaltung zu führen scheint. Beide sehen ernst aus. Der Jüngere fährt sich durch das halblange blonde Haar, wobei ein paar Strähnen in sein hübsches Gesicht zurückfallen. Seine schlanke Statur lässt in keiner Weise auf dessen körperliche Stärke schließen. Reis Mimik ist so ausdrucksstark wie früher. Offenbar war es doch nicht umsonst. Letztlich erreichte er sein Ziel. Blutverschmiert und schwer atmend stand er in dem kleinen, abgedunkelten Raum. Ein eisiges und selbstgefälliges Lächeln umspielte Makios Lippen. Zu seinen Füßen lag ein junges Mädchen, welches etwa in seinem Alter war. Auf ihrem Körper waren tiefe Schnittwunden zu erkennen, einige davon lebensgefährlich. Sie atmete flach und kaum vernehmlich. Makio blickte verachtend zu ihr herab. Krampfhaft hielt er das Messer mit seiner rechten Hand umschlossen, gewillt, noch einmal zuzustoßen. Ein letztes Mal, um ihr auch den letzten Hauch Leben zu nehmen. Langsam hob er die Hand. Mit seinen Lippen berührte er die Klinge des Messers, an welcher das dunkle Blut des Mädchens klebte. Ein metallisch süßer Geschmack breitete sich auf Makios Zunge aus. Er dachte an Rei. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er sie finden würde. Das Lächeln des Jungen wurde breiter, jedoch nur für einen kurzen Augenblick. Dann wich es einem gleichgültigen, zu allem bereiten Gesichtsausdruck. In seinen Augen lag nur noch tiefe Abneigung und Verachtung. Kira musste sterben. Sie hatte Rei verändert und das konnte er nicht zulassen. Rei gehörte ihm. Er würde ihn zurückholen. Allerdings musste er sich noch etwas gedulden. Er musste warten. Warten, damit Rei zusehen konnte. Wenn er Kira verlor, würde Rei wieder er selbst werden, dessen war sich Makio sicher. Schnelle Schritte im Treppenhaus holten ihn in die Realität zurück. Es war so weit. Gleich würde er seinen Rei zurückbekommen. Ein angenehmes Kribbeln durchfuhr den Körper des Jungen. Die Tür wurde mit einem Ruck aufgerissen. Makio stach zu. Er benötigte beide Hände, um genügend Kraft aufbringen zu können. Dickes, warmes Blut quoll aus dem geschundenen Körper, als er das Messer wieder herauszog. Kira keuchte auf vor Schmerzen. Dann verstummte sie. Unbeirrt stach der Junge immer wieder auf den ohnehin leblosen Körper ein, als er plötzlich einen starken Schmerz in der Seite verspürte. Rei, der sich aus seiner Schockstarre lösen konnte, trat Makio mit ganzer Kraft, um ihn von seiner Freundin abzubringen. Dieser stürzte hart zu Boden und hielt sich die schmerzende Seite. Dabei lachte er jedoch triumphierend auf. „Du hast länger gebraucht, als ich erwartete. Kira wimmerte deinen Namen. Diese Dreistigkeit musste bestraft werden. Zähle die Schnittwunden auf ihrem Körper, dann weißt du, wie oft sie nach dir rief.“ Wieder lachte Makio. „Dafür wirst du teuer bezahlen, Kirishima!“ Reis Blick war voller Hass. Er zitterte. Wütend ballte er seine Hände zusammen. „Wirklich? Solltest du mir nicht dankbar sein? Was sie aus dir machte, bist nicht du. Kira war nicht gut für dich.“ Ein überlegenes Lächeln umspielte Makios Lippen, während er sich wieder aufrichtete. „Ich entscheide, wer gut für mich ist. Und du bist es mit Sicherheit nicht. Ich bin zwar durchgeknallt, aber du bist einfach nur krank im Kopf.“ Langsam näherte sich Rei dem Kleineren. Diesem entschwand für einen Augenblick das Lächeln. „Wir sind uns ähnlich, Kashino. Gesteh es dir endlich ein. Deshalb hasst du mich auch so sehr, nicht wahr? Weil du dich in mir wiedererkennst. Zumindest dein Ich von früher. Dein Ich vor drei Jahren. Als dein Bruder Sei starb. Wie war es eigentlich, in ein totes Gesicht zu blicken, das genauso aussieht wie dein eigenes?“ Rei versuchte die Aussage zu übergehen. Ohne zu antworten griff er blitzschnell nach Makios Handgelenk und drehte den Arm mit einer geschickten Bewegung auf den Rücken. Er nahm das Messer, welches der Andere noch immer in der Hand hielt, und drückte es ihm an die Kehle. „Mal sehen, ob du noch immer lachst, wenn es um dein Leben geht.“ Mit leichtem Druck zog Rei das Messer langsam an Makios Kehle entlang. Dunkelrotes Blut perlte aus dem ungefährlichen Schnitt. Der Kleinere schien keinen Schmerz zu empfinden, zumindest zeigte er keinerlei Reaktion. „Das kannst du aber besser, Rei.“ Vorsichtig betastete Makio die frische Wunde. Der Blick des Angesprochenen verfinsterte sich. „Du bist ganz schön großkotzig.“ Mit geschickten Bewegungen brachte Rei den zierlichen Körper des Jungen zu Fall, drehte ihn auf den Rücken, legte das Messer beiseite und umfing mit seinen vor Erregung zitternden Händen den dünnen Hals. „Wie fühlt es sich an, wenn ich dir die Luft zum Atmen nehme.“ Rei drückte fest zu, sodass Makio seine Finger in dessen Hemdärmel verkrampfte. „Was geht einem durch den Kopf, wenn man genau weiß, dass gleich alles vorbei ist? Wenn sich das Sichtfeld einschränkt, man nichts mehr hört und langsam das Bewusstsein verliert?“ Makio antwortete nicht und schloss die Augen. Seine Hand ließ den Stoff los und fiel leblos zu Boden. Reis Augen begannen zu funkeln vor Zorn. „Nein, Kirishima. So einfach lasse ich dich nicht sterben. Du sollst spüren, was du Kira angetan hast.“ Er löste den Griff von Makios Hals, nahm das Messer vom Boden und glitt langsam mit der Klinge über die helle Haut, hinab zu dessen Hemd. Mit der freien Hand öffnete er die Knöpfe. Einen nach dem anderen. Makio schaute Rei verwirrt an. „Ich dachte, du willst nichts von mir? Hast du es dir plötzlich anders überlegt?“ „Nein. Mit deinem hübschen Gesicht siehst du zwar aus wie ein Mädchen, aber so pervers bin ich nicht. Möchtest du tatsächlich, dass ich es dir besorge? Wie armselig du bist.“ Wütend spuckte Makio seinem Peiniger ins Gesicht. Dann versuchte er aufzustehen, aber Rei hielt ihn fest, drückte ihn schmerzhaft zu Boden und setzte sich rittlings auf seine Oberschenkel, um dessen Entkommen vorzubeugen. Mit seinem Handrücken wischte Rei sein Gesicht trocken. „Sieh an, du hast ja doch Gefühle.“ „Verdammt, du hast nicht das Recht mich armselig zu nennen! Andere Menschen sind armselig und es ist ekelhaft, dieselbe Luft wie sie atmen zu müssen! Also wag es nie wieder, mich mit denen auf eine Stufe zu stellen!“ Makios Stimme wurde lauter, emotionaler. „Keine Sorge, du wirst diese Luft nicht mehr lange atmen müssen. Allerdings wirst du auf die Art sterben, wie du Kira getötet hast. Langsam und qualvoll.“ Ein Lächeln legte sich auf Makios Lippen, wodurch Reis Hass weiter geschürt wurde. Davon angetrieben ließ Rei das Messer über den entblößten Oberkörper des weißblonden Jungen gleiten, bevor er die Klinge mit bedächtigem Druck über die von Narben übersäte Haut zog. Aus der klaffenden Wunde floss warmes, dunkelrotes Blut. Rei beugte sich hinab und beobachtete die Veränderung von Makios Gesichtszügen. Allmählich zeigten sich Anzeichen von Schmerzempfindung. „Du bist abgestumpfter, als ich dachte. Vermutlich durch Yujis Misshandlungen. Und dennoch hast du ihn nicht nur gehasst, nicht wahr?“ „Halt den Mund! Yuji musste sterben. Ich musste ihn tötet. Hätte ich es nicht getan, wäre er von einem anderen umgelegt worden. Er war erbärmlich und verdiente es nicht, zu leben. Auch Kira musste sterben. Sie hatte einen schlechten Einfluss auf dich.“ Hasserfüllt legte Rei seine Hände erneut um Makios dünnen Hals. Fest entschlossen drückte er zu. „Dieses Mal lasse ich erst von dir ab, wenn du nicht mehr atmest. Dieses Mal töte ich dich.“ Makio erkannte den Ernst seiner Lage. Angst ergriff Besitz von ihm und er begann sich gegen Rei zu wehren. Erfolglos. Er war einfach zu schwach. „Willst du sterben?“ Reis Frage war lediglich ein Flüstern, dicht an Makios Ohr. „Du willst nicht sterben, hab ich recht? Du hast Angst. Es ist ein grauenhaftes Gefühl, nicht wahr?“ Mit einem abfälligen Blick ließ er von dem zierlichen Jungen ab und stand auf. Krampfartig hustend drehte sich Makio auf die Seite und krümmte sich zusammen. „Wenn ich dich töte, dann bin ich wirklich wie du.“ Makio begann laut zu lachen. „Es stimmt, ich hatte Angst. Und ich will nicht sterben. Aber der frühere Kashino hätte mich, ohne zu zögern, getötet. Für einen Moment warst du wirklich entschlossen mich zu töten. Ich sah es in deinen Augen. Doch dann war er wieder weg. Mein Kashino.“ „Deinen Kashino gab es nie und wird es auch nie geben!“ „Du irrst dich, Rei.“ Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. Makio bemerkt, dass sein Arzt und der junge Mann von der Bank aufstehen. Sie wechseln noch ein paar Worte, bevor Rei zum Abschied die Hand hebt und sich ihre Wege trennen. Auch in diesem Punkt hat sich sein Verhalten nicht geändert. Das beruhigt Makio. Während der Arzt bereits aus seinem Blickfeld verschwunden ist, ruhen seine Augen weiterhin auf Rei, der gerade dabei ist, das Klinikgelände zu verlassen. Bei seinem Motorrad bleibt er stehen und schnallt den Helm vom Sattel. Er schaut zurück. Sein Blick fällt in Richtung des Fensters, hinter dem Makio auf ihn herabsieht. Dann wendet Rei ihm den Rücken zu, setzt den Helm auf und steigt auf seine Maschine. Makio lächelt. Kurze Zeit später betritt sein behandelnder Arzt den Raum und schließt leise die Tür hinter sich. Schlagartig verschwindet das Lächeln aus seinem Gesicht. Er bleibt regungslos sitzen, als hätte er seinen Arzt nicht bemerkt. „Kashino Rei war gerade hier. Er hat sich nach deinem Befinden erkundigt. Du erinnerst dich nach wie vor nicht an ihn, oder?“ Makio wendet seinem Arzt langsam den Kopf zu. Die Augen des Jungen sind leblos und gleichgültig. „Nein.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)