Alea Iacta Est von Night_Baroness (Partner-FF by Corab & Night_Baroness) ================================================================================ Kapitel 8: Tränen des Himmels ----------------------------- 8. Kapitel: Tränen des Himmels ~ by Corab Eines fiel sofort auf, wenn man das Großraumbüro betrat: Es war voller Kaffeetassen. Sie waren überall, verschonten keinen Winkel. Auf den Schreibtischen, den unbesetzten Stühlen und sogar auf dem Boden fand sich vereinzelt nicht getrunkener, kalter Kaffee. Shinichi Kudo hatte sich oft gefragt, wieso Dokumente von der Division für Unfälle so häufig mit unschönen braunen Flecken verziert waren. Jetzt kannte er die neue Antwort. Mein neuer Arbeitsplatz. Er seufzte und sah sich nach dem ranghöchsten diensthabenden Polizisten dieser Abteilung um. Schließlich blieben seine suchenden Augen an einer leicht dicklichen Frau hängen, die, wie konnte es anders sein, gerade einen nicht eben kleinen Becher des Heißgetränks in der Hand hielt, nach dem es hier überall roch. Die Frau sah nicht übermäßig beschäftigt aus, woran Kudo früher vielleicht Anstoß genommen hätte. Früher. Inzwischen hatte er beschlossen, dass er seine Aufgabe als Polizist lediglich zum Broterwerb und unter Umständen zum Informationsgewinn nutzen würde. Der junge Inspektor hatten keinen beruflichen Ehrgeiz mehr, der ihn zu einer anständigen Ausführung seiner Tätigkeit gezwungen hätte. Im Gegenteil, in seinem Kopf fand sich nur noch Platz für ein Ziel, einen Gedanken, der ihm wie ein brennender Pfeil die Richtung wies. Ran zu rächen, das war es, was ihn morgens dazu brachte, die Augen zu öffnen, obwohl er diese Welt nicht mehr sehen konnte, was weiterhin Luft seine Lungen ließ, obwohl es sich doch so zwecklos anfühlte, weiterhin unter den Lebenden dieser leeren Welt zu verbleiben. Mit einem grimmigen Gesichtsausdruck schritt er auf die korpulente Frau zu, die ihn etwas pikiert ansah. „Kann ich dir helfen, Kudo?“ Dir? Kudo? Shinichi betrachtete die Polizistin, der ihm gegenüberstand, noch einmal genauer. Das Gesicht kam ihm, wenn er es sich recht überlegte, bekannt vor, doch wer war das? Hastig sortierte er das mentale Personenverzeichnis, das sein Gedächtnis zu all seinen Bekanntschaften angelegt hatte. Mit einem Mal wusste er, wer dort vor ihm stand. „Tsukumo.“ Honora Tsukumo war früher eine der zahlreichen emsigen Arbeiterinnen des Morddezernats gewesen. Damals war ihr Bauch deutlich weniger ausgeprägt, und ihr Name hatte synonym für Zuverlässigkeit und Sorgfalt gestanden. Doch ein Polizist, der sich auch nur einen kapitalen Fehler erlaubt, kann leicht alles verlieren, woran er in seiner Karriere gearbeitet hat – insbesondere als Frau in etwas, das weithin als Männerberuf gilt. Tsukumos Fehler war zu viel Redseligkeit gewesen. Bereits früh nach Beginn der Az zahr-Morde hatte es die Führung der Tokioter Polizei zur offiziellen Politik erklärt, der breiten Öffentlichkeit keine Details anzuvertrauen, bis nicht zumindest genug über den Mörder bekannt war, um sich mit einer Täterbeschreibung die Schwarmintelligenz der dummen Massen zunutze zu machen. Selbstverständlich kam es den Reportern der großen Zeitungen und Fernsehsender weniger gelegen, derart im Dunkeln gelassen zu werden, sodass sie auch nach der offiziellen Verlautbarung immer wieder einzelne Mitarbeiter bedrängten und mit lukrativen Angeboten zu verführen suchten. Kudo selbst hatte auch mehr als einen dieser Aasgeier abwimmeln gemusst, ebenso wie die Polizistin, die jetzt vor ihm stand – nur, dass sie weniger Erfolg gehabt hatte. Niemand kannte die genauen Umstände und Tsukumo hatte ihren Mund in dieser Angelegenheit stets geschlossen gehalten, doch irgendwann waren die Medien dazu übergegangen, den mysteriösen Serienmörder als Würfelkiller zu bezeichnen, was, auch wenn es nicht besonders viele Details enthielt und auch keine Nachahmungstaten erlaubte, dennoch immerhin bewies, dass jemand aus den Reihen der Polizei Informationen hatte durchsickern lassen. In der Führungsebene hatte dies Panik ausgelöst – wenn einmal etwas verraten wurde, wer konnte dann sagen, ob es ein zweites Mal geschieht? – und hätte beinahe eine Hexenjagd losgetreten, bevor sich Tsukumo schließlich aus heiterem Himmel schuldig bekannt hatte und zu den Unfällen strafversetzt worden war. „Was willst du hier, Kudo?“ „Äh – “ Es war ein peinliches Gefühl. Anders als manche Mitarbeiter der Mordkommission hatte er ihr nicht sein Mitgefühl nach Bekanntgabe der Versetzung ausgesprochen. In der Welt des regelkonformen und linientreuen Shinichi Kudos hatte ein Plappermaul keinen Platz gehabt. Heute war das erste Mal, dass er seitdem wieder mit ihr sprach. „wer ist denn hier der ranghöchste diensthabende Beamte?“ „Ich. Hatte ja einige Zeit, mich hochzuarbeiten, seit dieser Sache.“ Und das Gefühl wurde gerade um einiges peinlicher. Er ließ seinen Blick zur Tür schweifen, doch der erhoffte Rettungsengel, der ranghöher als Tsukumo war und ihn hätte erlösen können, erschien nicht. Ihm blieb keine Wahl, er würde die Angelegenheit mit ihr regeln müssen. Augen zu und durch. „Eigentlich solltet ihr bereits benachrichtigt worden sein. Ich werde hierher versetzt.“ Sie blinzelte verwirrt. Offenbar glaubte sie ihm nicht. „Hm, es stimmt schon, hier flatterte gestern ein Dokument rum, in dem stand, dass ein Inspektor zu uns zwangsversetzt wird, weil er dem Arbeitsklima und somit der Fallauflösung schadet – aber Shinichi hat mir nie erzählt, dass er einen Zwillingsbruder hat, der auch mal Fehler macht,“ Sie schlug die Hand in gespielter Überraschung vor den Mund. „Ich mein, dass Shinicho Kudo höchstselbst strafversetzt wird, ist ja vollkommen ausgeschlossen. Er folgt ja immer den Regeln.“ „Sehr witzig.“ „Pardon, aber glaub mir, in meiner Lage würdest du das jetzt auch lustig finden. Zumindest meine ich, mich zu erinnern, dass du einen Sinn für gute Ironie hattest.“ Tsukumo grinste ihn schelmisch an. „Mir ist nicht nach Witzen.“ „Schade, ich wollte gerade einen Guten erzählen.“ „Erledigst du hier auch so etwas wie Polizeiarbeit oder ist das alles, was du den lieben langen Tag machst?“ Er sah sie finster an, doch die Frau grinste bloß. „Oh, ich erledige eine Menge Polizeiarbeit. Zum Beispiel,“ Sie wedelte mit einem Zettel vor seiner Nase herum. „Das hier. Eine Frau liegt im Krankenhaus. Wurde bei der Suche nach ihrem Sohn von 'nem Auto angefahren. Ich wollte in fünf Minuten losfahren.“ „Oh, ich möchte dich nicht aufhalten.“ Er tat demonstrativ einen Schritt zur Seite. Tsukumo sah ihn leicht genervt an. „Weißt du, Kudo, wir kennen uns zwar von früher, aber ich würde es trotzdem vorziehen, wenn du etwas mehr Distanz in deiner Anrede waren würdest. Immerhin bin ich jetzt ranghöher.“ „Wie Sie wollen.“ Der Inspektor spie die Worte förmlich aus. „Und eigentlich hätte ich gern angenehme Gesellschaft beim Fahren, aber da mein Partner gestern Spülmittel im Kaffeewasser hatte, wirst wohl du mich begleiten müssen.“ Diese Mitteilung traf Kudo etwas unerwartet, hatte er doch angenommen, sein erster Arbeitstag würde lediglich aus Herumsitzen und Dokumentunterzeichnen bestehen. Es war ihm aber recht angenehm, dass sein Dasein nicht vollends in der Sinnlosigkeit versank. „Einverstanden. Geht’s los?“ „Sobald ich ausgetrunken habe.“ „Was genau ist eigentlich die Lage?“ Die Frage durchbrach das eiserne Schweigen, das seit Anbeginn der Fahrt drohend in der klimatisierten Luft des Polizeiwagens hing. Kudo hatte gezögert, doch schließlich hatte die angeborene detektivische Neugier über seine feindselige Einstellung gesiegt. Tsukumo antwortete nicht sofort, doch der Inspektor bemerkte, dass sich ihre Gesichtszüge entspannten. Trotz ihrer schnippischen Art gefiel wohl auch ihr die drückende Stimmung nicht. Sie war kein streitlustiger Mensch „Die Frau ist mit ihrem Sohn einkaufen gewesen. Aber als sie fertig waren, musste sie aufs Klo und hat dem Jungen gesagt, er solle im Auto warten. Hat der aber nicht gemacht,“ Sie sog schmatzend Luft ein. „Sondern is' los gerannt, um sie zu suchen. Nur blöd, dass seine Mutter dann wiedergekommen ist und begonnen hat, ihn zu suchen. Schließlich hat sie ihn gefunden, auf dem anderen Ende einer Straßenseite. Sie meinte, sie habe dann noch schnell auf die Ampel geguckt, gesehen, dass es grün war und is' rüber gerannt. Dummerweise kam dann noch ein Autofahrer, der es eilig hatte. Der hat sie umgenietet. Der Fahrer besteht aber drauf, dass es für Fußgänger rot war. Na ja, wie auch immer, das Wichtigste kommt noch: Der Frau ging es noch eine Weile gut, sie hatte sich zwar ein Bein gebrochen, aber das geht ja noch, aber offensichtlich haben die Ärzte, die sie behandeln, etwas geschlampt und eine innere Verletzung übersehen, die sie jetzt, Wochen später, hat zusammenbrechen lassen. Die Ärzte haben sie in ein künstliches Koma versetzt und heute soll sie operiert werden, weil ihr Zustand sonst kritisch wird.“ „Hm,“ Kudo zog die Stirn in Falten. „Und was werden wir jetzt tun?“ „Je nachdem, wie die Operation ausgeht, könnte es zur Folge haben, dass entweder der Fahrer oder der behandelnde Arzt mit fahrlässiger Tötung belangt werden. Laut Protokoll müssen deshalb alle möglichen Ärzte, die mit ihr zu tun hatten, vor der Operation zu ihrem Zustand befragt werden.“ „Ich verstehe.“ „Alles andere hätte mich jetzt auch überrascht, Mr. Meisterdetektiv.“ Der Inspektor überhörte die schnippische Bemerkung und sah aus dem Fenster. Im Seitenspiegel bemerkte er einen roten Sportwagen, der ihm bereits vor einigen Minuten aufgefallen war. Ein teures Modell. Sicher gehörte es einem dieser Narren, die ihr Auto mehr liebten als alles andere. Diese Idioten. Als er spürte, wie die Wut in ihm aufstieg, beschloss Kudo, sich auf andere Dinge zu konzentrieren. Es regnete wie seit Wochen nicht mehr. Ein düsterer Wolkenvorhang verwehrte den Blick auf den Himmel. Nur gelegentlich wurde er von einem weißen, strahlenden Blitz zerrissen. „Der Himmel weint.“ „Was?“ Kudo zuckte zusammen und sah die Frau neben ihm überrascht an. „Das hat meine Großmutter früher immer gesagt, wenn wir so ein Wetter hatten. Sie meinte, dass dann traurige, schlimme Dinge geschehen und wir Kinder alle im Haus bleiben sollten.“ „So ein alberner Aberglaube.“ „Du sagst es.“ An sonnigen Tagen konnten solche Dinge genauso gut geschehen. Das wusste er am besten. Die Regentropfen ließen den dunklen Teer des Krankenhausparkplatzes feucht glänzen und erweckten den Eindruck tränennasser Augen, was dem jungen Inspektor nicht unbemerkt blieb und ihm einen tiefen Stich versetzte. Ran hatte auch oft geweint, und er hatte sich immer darüber lustig gemacht. Ob sie wohl geweint hatte, als dieser Kerl ihr das angetan hatte? Bei den Ermittlungen hatte alles darauf hingedeutet, dass er Ran nicht sofort getötet, sondern eine Zeit lang gefesselt auf dem Stuhl belassen hatte. Sicher hatte dieses Schwein sie weinen sehen. Ob es sie dafür wohl auch verspottet hatte? Der Gedanke, in Bezug auf Ran eine Eigenschaft mit ihrem Mörder zu teilen, drehte ihm den Magen um und ließ ihn für einen kurzen Moment taumeln. Er durfte solche Dinge nicht denken. Er konnte nichts mit Az-zahr gemein haben. Das war genauso sicher, wie die Tatsache, dass er ihn zur Strecke bringen würde. Er würde ihn zur Strecke bringen. Seine Faust ballte sich in grimmiger Entschlossenheit. Kudo hörte eine Autotür zuklappen und sah, dass auch seine Kollegin das Polizeiauto mittlerweile verlassen hatte. Sie schmatzte beim Verzehr des halben Donuts, den sie auf halber Strecke aus ihrer Handtasche gezaubert hatte und zeigte auf das Krankenhaus. „Geh doch schon mal rein,“, nuschelte sie. „Ich komm gleich nach. Will noch eine rauchen. Warte im Empfangssaal auf mich.“ Der Inspektor tat, wie ihm geheißen, und betrat das große weiße Gebäude, das in der tristen Umgebung wie ein Palast wirkte. Drinnen herrschte geschäftiges Treiben. Es war viel los, jede Sitzgelegenheit des Empfangssaals war blockiert, sodass Kudo sich damit abfinden musste, zu stehen. Die Schwestern am Empfang waren sichtlich geschafft, nicht nur wegen der hohen Zahl an Patienten, sondern auch wegen der ständigen Beschwerden über die defekten Besuchertoiletten, die angeblich bereits „seit Tagen“ so seien und „endlich repariert werden“ müssten. Wie lange Tsukumo wohl brauchen würde? Kudo seufzte und lehnte sich an eine der steril weißen Krankenhauswände, bis ihn plötzlich eine Frau ansprach. „Oh, hallo Herr Kudo.“ Er erkannte erst auf den zweiten Blick, wer ihn da angesprochen hatte. „Sie sind doch die Sekretärin von Megure? Frau Sawaguchi?“ Sie lächelte ihn warmherzig an, doch es wirkte nicht ehrlich. „In der Tat, die bin ich,“ Sawaguchi kicherte etwas mädchenhaft. „Und Sie sind Shinichi Kudo, der brillante Inspektor. Was machen Sie hier?“ Was geht Sie das an? „Arbeit. Und Sie?“ „Oh, wissen Sie, eine Freundin von mir ist hier im Krankenhaus. Ich bin hier, um mich ihres Sohnes anzunehmen und – “ „Kudo, kaum lässt man dich ein paar Minuten allein, fängst du schon an, dir 'ne neue Frau zu suchen.“ Tsukumo. Selten hatte er sich mehr gefreut, seine Kollegin zu erblicken. Selbst ihre verletzende Bemerkung prallte an ihm ab. Vielleicht, weil sie ehrlicher war als falsche Trauer. „Das ist meine Kollegin,“, sagte er. „Tut mir Leid, ich muss Sie jetzt wohl verlassen.“ Sie warf ihm ein geheimnisvolles Lächeln zu und schürzte die Lippen. „Nun, dann hoffe ich natürlich, dass wir uns bald wiedersehen.“ „Die gute Fee hätte das verhindern müssen,“ Riesige Tränen kullerten vorwurfsvoll aus den Augen des Kinds. „Ich habe ihren Zauber nicht gebrochen. Sie hätte mir Glück bringen müssen.“ Der Arzt, der neben dem Jungen stand, sah Kudo und Tsukumo an. Er war mit der Situation überfordert. Manchen Menschen fällt es leichter, einen Menschen aufzuschneiden als ein Kind zu trösten. „Kudo“, zischte Tsukumo. „kümmer' du dich um den Jungen. Ich übernehme das mit der Befragung.“ „Von mir aus.“, gab Kudo zurück. Keine der beiden Aufgaben gefiel ihm wirklich. Weder war ihm im Augenblick danach zumute, sich medizinische Fakten anzuhören, noch wollte er Trost spenden, wo er doch selbst keinen zu finden vermochte. „Gut, dann ist das abgemacht,“ Die Polizistin wandte sich in lauterem Ton dem Mediziner zu. „Herr Doktor, zeigen Sie uns doch ein Zimmer, wo wir ungestört reden können. Mein Mitarbeiter kümmert sich um den Kleinen.“ „Äh, natürlich.“ Der Arzt strich sich kurz durch die vom Stress weiß gewordenen Haare und führte die Beamte dann in ein kleines Zimmer, das offenbar sein Büro vorstellte. Kudo ließ noch einige Momente verstreichen, beschloss aber dann, sich der Aufgabe anzunehmen und etwas Sinnvolles zu tun. Er hockte sich hin und sah den Jungen an. „Hey, Kleiner. Wie heißt du?“ Eine klischeehafte Frage, doch das Schaffen einer Vertrauensbasis war immer sinnvoll. Das Kind sah auf. „Takuya.“, murmelte der Junge mit gebrochener Stimme. Der Inspektor rang sich ein Lächeln ab. „Takuya also. Ein schöner Name. Ich bin Shinichi.“ Er streckte seine Hand aus, die Takuya zögerlich ergriff. Kudo schluckte, als er die nächste Frage stellte. „Du hast Angst um deine Mutter, oder Takuya?“ Angst. Wie die Angst, die ich gespürt habe, als ich vor ein paar Wochen mein Haus betrat. Kann es wirklich sein, dass von allen Menschen aus meinem Umfeld dieses Kind mich im Moment am besten versteht? „Ja“, murmelte der Junge und zeigte auf eine Tür. „Da drin ist meine Mama. Aber sie wollen sie bald raus holen, um, um eine Opation zu machen.“ „Du meinst eine Operation?“ „Ja. Und ich bewache jetzt meine Mutter, um sicherzugehen, dass die nichts falsche machen. Die Ärzte sagen, ich soll hier weggehen, weil sie gerade alles vorbereiten, um sie rauszuholen, und eigentlich muss ich auch ganz doll aufs Klo, aber ich werde sie beschützen. Ich werde meine Mama nicht allein lassen.“ Kudo lächelte. Ein bewundernswertes Kind. „Deine Mutter wäre stolz auf dich. Aber die Leute, die hier arbeiten, wollen deiner Mutter alle nichts Böses. Sie wissen, was sie tun. Sie wollen deiner Mama auch helfen, ehrlich.“ Takuya grinste ihn auf einmal an. Er sah zwar immer noch verheult aus, doch seine Augen funkelten. „Ich glaube dir, Onkel. Du siehst aus wie ein guter Mensch. Ich glaub nicht, dass du was Gemeines machen würdest.“ Nach dieser Äußerung des Kindes stieg ein leichtes Unwohlsein in Kudo auf. Er konnte es nicht erklären, doch irgendetwas hatte ihn bewegt. „Du hast Recht, Takuya. Das würde ich nicht.“ „Dann geh ich jetzt aufs Klo.“ „Warte noch kurz, ich will dich noch etwas fragen.“ Der Junge sah ihn aufmerksam an. „Du hast eben eine Fee erwähnt. Was meintest du damit?“ „Ach das,“ Er sah abschätzig auf den Boden. „Ich hab mal eine Fee getroffen, an dem Tag, als das mit meiner Mama passiert ist. Wir haben ein Spiel gespielt und sie hat mir einen Kuss gegeben, weil das Glück bringen sollen. Aber trotzdem ist das mit meiner Mama passiert!“ Seine vorwurfsvolle Stimme hallte im Gang wieder. Kudo zog die Stirn ein Falten. Die Geschichte hörte sich seltsam an. „Was für ein Spiel?“ „Ach, so eins mit Würfeln. Aber ich hab eh verloren.“ Takuyas Mundwinkel gingen nach unten, doch der Inspektor beachtete ihn gar nicht richtig. Würfel? „Takuya“, rief er plötzlich laut. „Erzähl mir mehr über diese Fee.“ Der Junge fuhr zusammen. „Onkel, geht’s dir gut? Du bist auf einmal so laut. Und außerdem muss ich echt dringend auf Klo.“ Kudo seufzte. Das Kind hatte recht, er musste sich beruhigen. Was würde es ausmachen, ob Takuya nun aufs Klo ging oder nicht? „Also gut, aber dann reden wir weiter.“ „Okay.“, rief Takuya und lief den Gang entlang auf die Treppe zu. „Du gehst zur Treppe? Warum gehst du nicht einfach auf das Klo im Zimmer deiner Mutter?“ „Da bereiten die doch alles vor. Ich geh einfach auf das Besucherklo.“ Bevor Kudo ein weiteres Wort sagen konnte, war der Junge bereits die Treppe hinunter gerannt und aus seinem Blickfeld verschwunden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)