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Sondereinheit Mustang

von

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Selbstsicherheit

Langsam brach der Herbst über die Stadt herein, die sorgfältig am Straßenrand und im Park platzierten Bäume färbten ihre Blätter und verloren sie bei immer kälter und stärker werdenden Wind. Die Zeit von dünnen Blusen und Sommerröcken war schon längst vorbei und doch war ich an meinem freien Nachmittag in den letzten Strahlen der Sommersonne so leichtsinnig gewesen und hatte mir nur eine dünne Bluse und meinen liebsten ebenfalls dünnen Rock angezogen, als ich zum Postamt aufbrach. Black Hayate erfreute sich nach seinem ausgiebigen Spaziergang am Schlaf der Gerechten, also ließ ich ihn in Ruhe und machte mich allein auf den Weg.

Natürlich hatte ich von den Vorfällen der letzten Wochen gehört, bei denen junge Frauen in den Abendstunden überfallen worden waren, schließlich untersuchten wir auf Wunsch des Obersts diese Vorkommnisse. Eins war klar, es war ein und derselbe Täter, der sich blonde Frauen in den Zwanzigern als Opfer suchte. Sorgen machte ich mir deshalb aber nicht. Ich war bestens ausgebildet und ging nie unbewaffnet aus dem Haus, eher würde ich den Kerl festnehmen, als dass mir etwas passierte.

Das Postamt war leider überfüllt und auch nach einem Hinweis, dass ich ein wichtiges Paket für Oberst Mustang abzuholen hatte und ihnen sogar meinen Ausweis zeigte, ließen sie sich nicht überreden. Einmal wollte ich etwas eilig erledigen und alles ging schief. So konnte ich mich erst auf den Heimweg machen, als es schon dunkel war. Um Black Hayate nicht noch länger als nötig allein zu lassen, nahm ich eine Abkürzung und eilte durch mehrere mir gut bekannte Seitenstraßen. Ich fühlte mich vollkommen sicher und dachte, die Situation wäre vollkommen in meiner Kontrolle, doch als ich ein Geräusch hinter mir hörte, war es schon zu spät.

Zwar hatte ich die Waffe sofort in der Hand und drehte mich auch rechtzeitig um, doch der Fremde stand schon so nah bei mir, dass ich für einen Moment die Kontrolle über mich selbst verlor und zögerte. Was passierte bloß mit mir? Warum wollte mein Finger den Abzug einfach nicht betätigen? Ich brauchte keine Angst zu haben, ich konnte das, aber mein Körper gehorchte mir nicht so, wie ich es gerne hätte.

Mit einem schmierigen Grinsen kam er auf mich zu und griff fest mein Handgelenk, sodass ich notgedrungen die Pistole fallen lassen musste.

„So ist es brav. Wehr dich nicht. Ich werde mich gut um dich kümmern.“ Seine Stimme drang tief und rau n mein Ohr und obwohl er nur leise sprach, konnte ich jedes einzelne Wort klar und deutlich verstehen. Es blieb mir nicht genug Zeit zu realisieren, was geschah, als auch meine andere Hand in seine Gewalt geriet. Doch dieses Mal ließ ich ihn nicht einfach gewähren. Mein Körper stand wieder unter meiner Kontrolle und tat, was ich von ihm verlangte. Schnell und kräftig rammte ich ihm mein Knie zwischen die Beine und bekam so meine Hände wieder frei.

Mit geübtem Blick suchte ich meine Handfeuerwaffe und sah sie in etwa drei Meter Entfernung auf dem Boden liegen und lief sofort hin. Gerade als meine Finger sich um den Griff schließen wollten, stand er auf einmal wieder neben mir und verpasste mir einen kräftigen Tritt in den Magen, ich fiel zur Seite und für einen Moment fehlte mir der Atem. Kaum hatte ich ihn wiedergefunden, wurde er mir erneut durch einen Tritt genommen. Ich spürte Knochen in meinem Brustkorb brechen und auf meine Lunge drücken, sodass sie mir das Atmen noch zusätzlich erschwerten.

Doch nun bekam ich endlich die Chance meine Waffen in die Hand zu nehmen, um sofort ihren Lauf auf meinen Gegner zu richten. Ohne eine Sekunde zu zögern, feuerte ich sie ab, doch zu meinem großen Erstaunen streifte die Kugel nur sein Knie. Wutentbrannt stürmte er auf mich zu, zog mich an den Haaren etwas höher und verpasste mir ein ums andere Mal eine Ohrfeige.

Zuerst wehrte ich mich noch, trat nach ihm, versuchte loszukommen, doch mit jedem Schlag in meinem Gesicht verlor ich meinen Kampfgeist. Schmerz strahlte von fast jeder Stelle meines Körpers aus und ich konnte mich nicht mehr rühren. Ich brauchte Hilfe, dringend, doch sie schien mir verwehrt zu bleiben. Als ich mich nicht mehr rühren konnte, kam das Gesicht des Fremden in mein Blickfeld. Einen langen Moment sah er mich aus seinen kalten, blauen Augen an und ich bemerkte, dass eine Narbe seinen Mund nach links um ein paar Zentimeter zu verlängern schien.

Das würde auch das letzte sein, was ich sah. Er packte meinen Kopf und schlug ihn auf den Boden, danach schwand mir die Sicht. Ich spürte nur noch warmes Blut an meinem Hinterkopf, heißen Atem auf meiner Haut und eine kalte Hand, die meinen Oberschenkel hinauf glitt. Dann, endlich, hüllte mich mein Bewusstsein in einen Mantel aus Dunkelheit.
 

Die Uhr tickte unaufhörlich weiter und trieb mich damit in den Wahnsinn. Die wenige Arbeit für den heutigen Tag war erledigt und nun brüteten wir alle in meinem Büro über den Fallakten zu unserem Serientäter. Wir hatten kaum Anhaltspunkte zum Täter, nur sein Beuteschema hatten wir durchschaut. Keines der Opfer hatte bisher eine verwertbare Information liefern können. Drei Frauen waren an ihren Verletzungen gestorben, bevor wir mit ihnen reden konnten und die restlichen vier waren von hinten überwältigt worden und hatten nichts sehen können. Wir wollten diesen Fall nun schnellstmöglich aufklären, damit nicht noch mehr Frauen zu Schaden kamen, doch uns fehlten konkrete Hinweise.

Aber nicht nur die Verbrechen zerrten in diesem Moment an meinen Nerven, hauptsächlich lag das an der Absenz meines Oberleutnants. Natürlich kam auch Hawkeye mal zu spät, das war nur menschlich, aber neunzig Minuten Verspätung waren verdächtig. Bei Krankheit hätte sie sich gemeldet, also musste etwas anderes passiert sein und ich hoffte, dass es ihr gut ging. Doch je wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als ein Bote hinein trat und sich direkt an mich wendete.

„Oberst Mustang, ein neues Opfer. Sie sollen sofort ins Krankenhaus kommen.“ Mit einem Nicken gab ich ihm zu verstehen, dass er gehen konnte. Diese Nachricht besorgte mich zusätzlich. Ein neues Opfer war schlecht, wenn ich sofort ins Krankenhaus sollte, war es noch schlechter. Bisher war ich nur gerufen worden, als die Opfer aufgewacht waren und dies hatte man mir mitgeteilt.

Nachdenklich und besorgt griff ich mein Notizbuch und deutete den Männern an, mich zu begleiten. Schnellstens eilten wir fünf ins Krankenhaus. Der behandelnde Arzt klärte mich über die Schwere der Verletzungen auf. Der Täter steigerte sich, das war kein gutes Zeichen. Auch neu war das Fehlen eines Ausweises. Die vorherigen Opfer hatten zwar ihre Handtasche nicht mehr, aber ihr Ausweis lag in ihrer Nähe, sodass wir keine Schwierigkeiten hatten, sie zu identifizieren. Das neuste Opfer aber hatte nichts mehr bei sich und so wussten wir noch nicht, wer sie war.

Ein Krankenpfleger kam auf den Arzt zugeeilt und sprach kurz und so leise mit ihm, dass ich nichts verstehen konnte, aber das musste ich auch nicht, es wurde mir sofort mitgeteilt, nachdem der Pfleger sich wieder, nicht ganz so eilig, davon machte. Allein durch seinen ruhigeren Gang machte er sich schon auffällig, denn alle um ihn herum liefen hektisch von einem Ort zum anderen, sodass das Krankenhaus wie ein Bienenstock kurz nach dem Eindringen eines Feindes wirkte.

„Oberst, die Patientin, von der wir gerade gesprochen haben, ist aufgewacht. Sie können jetzt mit ihr reden, wenn Sie wollen.“ Seine Besorgnis über seine Patienten schien sich auch in Grenzen zu halten, was mir missfiel, ein Arzt sollte sich in seine Patienten hineinversetzen, um ihnen richtig helfen zu können und sie nicht behandeln, wie ein Stück Fleisch. Leider schien er eher letzterer Typ zu sein. Ich nickte aber nur zu Bestätigung und behielt den Kommentar lieber für mich. Sofort wurden wir zum Krankenzimmer geführt, in das nur Havoc und ich eintraten. Kurz bevor sich die Tür hinter uns schloss und wir der jungen Frau gegenüber stehen würden, wappnete ich mich innerlich. Kein Zeichen von Schock oder Schrecken durfte auf meinem Gesicht zu sehen sein, ich musste Hoffnung ausstrahlen, so gut es ging.

Mit einem leichten, nicht zu ausgeprägten Lächeln trat ich der jungen Frau nun gegenüber und wollte mich gerade vorstellen, als ich sie wirklich ansah und mich der Schock doch erwischte. Ich taumelte einen Schritt zurück und starrte in das geschundene Gesicht.

„Nein.... Das kann nicht...“

Vebrechen

Durch den Schock des Obersts wurde mein schlechtes Gewissen noch verstärkt. Ich musste schlimmer aussehen, als ich mich fühlte und hatte ihn im Stich gelassen. Für einen Moment wollte ich die Hand nach ihm ausstrecken, um ihn zu beruhigen, doch Havoc übernahm diese Aufgabe bereits, er schien nicht halb so schockiert wie der Oberst zu sein, mich zu sehen. Hilflos sah ich die beiden Männer an, ich wusste nicht, was ich jetzt tun sollte und blickte schließlich auf meine Hände.

Dieses Verhalten war so untypisch für mich, ich erkannte mich selbst kaum wieder, wie sollte es da erst dem Oberst gehen. Bitte, jemand sollte endlich dieses Schweigen brechen, es machte die ganze Situation nur noch schlimmer, lange hielt ich das nicht mehr aus.

„Hawkeye... Was... Wie geht es Ihnen...?“ Endlich war das Schweigen gebrochen, allein diese Tatsache erleichterte mich etwas, auch wenn der Oberst mich noch immer so geschockt ansah. Langsam kam er um mein Bett herum und stand nun direkt neben mir, weiterhin den Blick auf mich gerichtet.

„Den Umständen entsprechend.“ Ich wollte meine Schmerzen nicht erwähnen, das hätte ihn nur belastet, wie immer wenn jemand aus seinem Team verletzt war. „Es tut mir leid, Sir“, fügte ich leise hinzu.

„Es ist nicht Ihre Schuld.“ Er schien einen Moment wirklich mit sich zu ringen. „Können Sie... Haben Sie den Täter gesehen?“ Diese Frage schien ihm nur schwer über die Lippen zu kommen und ich verstand zu diesem Zeitpunkt nicht ganz warum.

„Nein, Sir.“ Es wäre meine Pflicht gewesen, an dieser Stelle etwas hinzuzufügen, aber ich wollte mein Versagen nicht eingestehen, nicht vor Roy Mustang.

Das erste Mal, seit er den Raum betreten hatte, senkte er nun den Blick und versuchte, mich nicht anzusehen. Die folgende Stille kam mir wie eine Ewigkeit vor, obwohl es höchstens dreißig Sekunden waren und wieder war ich erleichtert, als sie vom Oberst durchbrochen wurde, als er Havoc vor die Tür schickte. Nun waren wir allein im Raum, aber noch immer sah er mich nicht an. Mittlerweile war ich nur noch verwirrt.
 

Es widerstrebte mir über diese Sache mit Hawkeye zu reden, jetzt da sie eines der Opfer war, ihr selbst schien es nicht anders zu gehen, denn sie hatte noch kein Wort dazu verloren, aber ich musste sie nun fragen, es war meine Pflicht.

„Riza...“ Ich hielt an dieser Stelle etwas Vertrautheit für angebrachter. „Kannst du mir sagen, was gestern geschehen ist?“ Beschämt, wie ich fand, senkte sie den Blick und starrte ihre Hände an, die viel interessanter schienen als ich. Vorsichtig legte ich meine Hand auf ihren Arm, um ihr Mut zu machen und ihr zu zeigen, dass ich bei ihr war, doch ich schien eine verletzte Stelle erwischt zu haben und nahm meine Hand sofort wieder zurück. Durch mein ungeschicktes Verhalten hatte sie immerhin aufgesehen und sah mich wieder an.

„Sir, ich kann mich nicht an den Ursprung meiner Verletzungen erinnern. Ich weiß nur noch, wie ich nach Feierabend nach Hause gegangen bin.“ Ich hätte erwartet, dass sie mir mit festem Blick, wie sonst auch immer, antwortete. Doch sie schien verletzt und beschämt über ihren Gedächtnisverlust. Vielleicht sollte ich ihr gegenüber kein Wort über den Abend verlieren. Ja, das war eine gute Idee, vorerst behielt ich es für mich und erst, wenn es ihr besser ging, würde ich sie aufklären.

„Sie wissen, was passiert ist und wollen es mir nicht sagen, stimmt’s?“ Wie konnte ich nur glauben, dass sie nicht selbst darauf kam, wahrscheinlich hatte sie auch schon an unseren Fall gedacht. Ich hatte den Fehler begangen, sie zu unterschätzen. Ihr Blick sprach in diesem Moment mehr als tausend Bände. Sie ahnte, was passiert war, wollte es aber nicht wahr haben und hoffte, ich würde ihr bestätigen, dass es nicht wahr war. Doch das konnte ich nicht, ich würde sie einfach nicht anlügen, auch wenn es besser für sie wäre, die Wahrheit nicht zu erfahren. Niemals würde sie es mir verzeihen, wenn ich sie anlog, auch wenn es ihr noch so gut tat, sie würde die Wahrheit wissen wollen. Das zumindest schloss ich aus ihrem Blick.

„Ja. Ich weiß, was dir angetan wurde.“ Den Bericht des Arztes hatte ich nur zu gut ihm Kopf.

„Bitte... Sagen Sie es mir.“
 

Nun war es an mir, den Schock zu überstehen, als der Oberst mir berichtete, was die Untersuchungen, an die ich mich nicht erinnerte, ergeben hatte. Die meisten der beschriebenen Verletzungen konnte ich spüren. Mein Schädel dröhnte von der Gehirnerschütterung, das Atmen schmerzte durch die drei gebrochenen Rippen und mein Gesicht schien ein einziges Hämatom zu sein, hinzukamen mehrere Prellungen an Armen und Beinen. Es war eine Schande, dass ich mich so hatte zurichten lassen. Doch eine Sache erklärte es nicht, doch wollte ich nicht danach fragen.

„Ich verstehe nicht, warum Sie das vor mir verheimlichen wollten, Sir.“ Ich war deutlich erleichtert, nun da ich wusste, warum ich hier war, obwohl mich mein Versagen noch immer belastete. Doch warum mir der Oberst meine Verletzungen vorenthalten wollte, war mir nicht ganz klar, es war nicht seine Art aus offensichtlichen Dingen ein Geheimnis zu machen.

„Weil es nicht alles ist... Wir sind uns sicher, dass du das neuste Opfer unseres Serientäters bist, Riza...“ Ich brauchte mehrere Minuten, bis ich wirklich realisiert hatte, was das bedeutete. Unser Täter verübte nicht einfach nur Gewaltverbrechen, er benutzte seine Opfer, missbrauchte, vergewaltigte sie.

Ich wollte es nicht wahr haben. Es musste eine andere Erklärung geben, doch mir wollte und wollte nichts einfallen. Es passte einfach alles zu gut, zu meinem Zustand. Niemals würde ich darüber reden, doch ich spürte, dass er sich an mir vergangen hatte. Zitternd versuchte ich in den Kissen zu versinken. Erst als Roy sanft meine Hand nahm und beruhigend auf mich einsprach, bemerkte ich die Ursache des Zitterns. Tränen flossen über mein Gesicht, nicht viele, nur einige wenige, doch dann brach es aus mir heraus. Hemmungslos begann ich zu schluchzen. Tränen rannen wie aus Sturzbächen meine Wangen hinab. Ich hatte die Kontrolle über mich selbst verloren, kam mir vor, wie ein kleines Kind.

Warum es mich so erschütterte, wusste ich nicht, ich hatte es doch geahnt, insgeheim wahrscheinlich sogar gewusst. Nicht nur der Gedanke an die Tat, auch meine Hilflosigkeit gegenüber dem Oberst verstärkten mein Unglück weiter. Ich wäre am liebsten allein, wollte nicht, dass er mich so sah, wie ich vor ihm weinte. Ich versteckte das Gesicht in den Händen, konnte das Schluchzen aber nicht einstellen, zumindest bis ich in eine Umarmung gezogen wurde. Allein diese Tatsache erschreckte mich für einen Moment, sodass ich meinen normalen Atemrhythmus langsam wieder fand. Roy Mustang hielt mich in seinen Armen und drückte mich sanft an seine Brust.

„Shh.“ Irgendwie beruhigte mich das wirklich und immer mehr kontrollierte ich meinen Atem und auch die Tränen stoppten, wie er mich so in seinem Arm hielt und sanft mit der Hand über meinen Rücken strich.

„Du bist nicht allein, ich bin bei dir und ich werde mich um dich kümmern.“ Der Mut, mich von ihm zu befreien, fehlte mir, aber wenn ich ehrlich war, genoss ich es für einen Moment auch. Er strahlte Sicherheit aus und diese wollte ich in diesem Moment nicht missen. Ganz kurz schloss ich die Augen, nur um die Wärme und Sicherheit seines Körpers zu genießen, doch sofort öffnete ich sie wieder, als etwas vor meinem inneren Auge aufblitzte.

„Hawkeye, alles in Ordnung?“ Sofort hatte er mich losgelassen und es war wieder eine Distanz zwischen uns aufgebaut. Der kurze intime Moment war schon wieder vorbei, aber vergessen werden würde er nicht. Langsam ließ ich mich auf das Kissen sinken und legte für einen Moment die Hand über die Augen. War es wirklich eine Erinnerung oder nur Einbildung?

„Ich glaube, ich habe mich gerade an etwas erinnert... Ich...“

„Ruhen Sie sich erstmal aus. Ich werde jemanden hier lassen, damit Sie nicht allein sind.“ Er ging langsam um das Bett herum und lächelte mich noch kurz an, als er mich bat, etwas zu schlafen. Ehe er aus dem Raum ging, flüsterte ich ihm noch einen Dank zu und schloss dann die Augen, um seinen Rat zu folgen. Vor der Tür hörte ich noch ein kurzes Gespräch, gefolgt von einigen Befehlen, was genau gesagt wurde, blieb mir aber verborgen.

Ich versuchte einzuschlafen, mich ausruhen, damit ich mich wieder erinnern konnte, doch meine Gedanken wollten nicht still stehen. Ich grübelte über die Opfer, das Täterprofil, Roys Verhalten und am Ende über mein eigenes Schicksal. Die Schuld lag bei mir, das wusste ich, ich hätte es besser wissen müssen, hätte Hilfe annehmen sollen, doch nun war es zu spät. Vielleicht konnte ich dem Oberst ja helfen, wenn ich mich nur erinnern würde, doch mir wollte einfach nichts einfallen, die Erinnerungen waren wie ausgelöscht.

Je länger ich grübelte, desto schwieriger schien es zu werden, mich dem Schlaf hinzugeben, den ich so dringend brauchte. Mittlerweile hatte sich jemand in den Stuhl am Fußende meines Bettes gesetzt. Durch den verqualmten Geruch wusste ich, dass es Havoc war und dass er vor wenigen Minuten noch geraucht hatte. Ich hoffte, er würde mich nicht zu sehr mustern, auch wenn ich es mit geschlossenen Augen nicht bemerkt hätte. Immer verworrenere Bilder erschienen mir, bei dem Versuch einzuschlafen, bis sich etwas in meinem Körper ausbreitete.

Ich wurde immer schläfriger und konnte mich nicht mehr konzentrieren, worüber ich froh war. Kurz vor dem erzwungenen Einschlafen öffnete ich noch einmal die Augen und sah einen Pfleger mit kurzem schwarzem Haar mit einer Spritze in der Hand. Er hatte mir wohl ein Schlafmittel verabreicht, aber ich war froh darum, endlich konnte ich entspannen.

Mein Schlaf war nur zu Anfang ruhig und erholsam. Es dauerte nicht lange, da wurde ich von Alpträumen gequält, wie ich durch endlose Straßen lief. Ich hatte das Gefühl, gejagt zu werden und niemals schien ich zur Ruhe kommen zu können. Immer wieder tauchten in diesem Lauf Bilder von Gliedmaßen auf, die mich verletzten und immer schmerzvoller wurde die Jagd hierdurch. Das Gesicht meines Angreifers aber blieb mir verborgen, so oft er auch nach mir trat und schlug. Endlich schien ich eine Chance zu haben, mich zu befreien, als ich auf den Fremden schoss.

Erschrocken wachte ich auf und lag schnell atmend und noch immer verletzt in meinem Krankenbett. Nur mühselig gelang es mir, mich zu beruhigen und es kostete mich eine Kraft mich aufzusetzen. Mein Hals war trocken, doch meine Stirn war feucht vom Angstschweiß, um beides kümmerte ich mich sofort und sah mich vorsichtig im Raum um. Ich war allein, es war noch nicht hell und der Traum hatte mich verwirrt. Gerne hätte ich mit jemandem darüber gesprochen, doch es war niemand da. Ich versuchte mir die letzte Sequenz ganz genau einzuprägen und legte mich vorsichtig wieder in das Bett, hielt die Augen aber geöffnet, zu groß war die Furcht im Schlaf wieder zu vergessen.

Es konnte eine wichtige Information sein, ich musste sie behalten, durfte sie nicht vergessen, musste sie dem Oberst überbringen. Also wartete ich, bis es hell wurde und jemand kam, denn ich traute mich nicht mein Zimmer zu verlassen, um zu telefonieren. Der schmale Lichtstreifen am Ende des Zimmers wanderte immer näher und der Raum wurde immer heller, bald würde er kommen. Bald war der Oberst wieder bei mir. Bald.

Hinweis

Erst als der schmale Streifen Sonnenlichts fast mein Gesicht erreicht hatte, hörte ich, wie sich die Tür öffnete, doch leider trat nicht wie erhofft der Oberst sondern ein Pfleger ein. Er kam mir bekannt vor, doch wusste ich nicht genau woher. Wahrscheinlich hatte er sich gestern schon um mich gekümmert und ich hatte ihn einfach nicht bewusst wahrgenommen. Sein kurzes, schwarzes Haar hatte er ordentlich zurück gekämmt, sodass es ihm nicht in die ausdrucksstarken Augen fiel. Der einzige Makel in seinem Gesicht schien seine krumme Nase zu sein, doch auch seine Haut schien nicht makellos zu sein. Aber Genaueres konnte ich nicht erkennen, dafür war es einfach nicht hell genug.

Anscheinend hatte er bemerkt, dass ich ihn für einen Moment beobachtete hatte, wie er zum Fenster ging, um Licht in den Raum zu lassen, denn er lächelte mich an. Es war ein freundliches Lächeln, das bei vielen Patienten Vertrauen geweckt hätte, doch berufsbedingt neigte ich nicht dazu, Vertrauen zu Fremden aufzubauen. Kaum hatte er die Gardinen an die Seite geschoben, drehte er sich um und lächelte mich noch einen bisschen strahlender an.

„Wie fühlen Sie sich, Miss Hawkeye? Haben Sie gut geschlafen?“ Langsam ging er um mein Bett herum, ließ den Blickkontakt aber nicht abbrechen. Er machte seinen Job wirklich ausgezeichnet, das musste ich eingestehen, obwohl ich eine Abneigung gegen Krankenhäuser hatte, sie bedeuteten Schmerz und auf den verzichtete ich gerne.

„Danke, es geht mir gut.“ Obwohl ich die halbe Nacht nicht geschlafen hatte, fühlte ich mich ausgeruht und deutlich besser als am Vortag, auch wenn mein Kopf noch immer etwas dröhnte und das Atmen schmerzte.

„Freut mich zu hören. Sollten Sie sich unwohl fühlen, sagen Sie es einfach, ich werde mich darum kümmern.“ Kurz blickte er auf eine Uhr, die er aus der Hosentasche gezogen hatte und lächelte mich dann wieder an. „In einer halben Stunde gibt es Frühstück, kann ich bis dahin was für Sie tun?“

„Wissen Sie, wo der Mann ist, der gestern Abend in diesem Zimmer saß?“ Ich musste einfach mit jemandem sprechen, bevor ich es wieder vergas, das war meine größte Angst im Moment, alles zu vergessen.

„Er hatte sich mit dem Stuhl vor die Tür gesetzt und diese quasi bewacht, aber vor etwa einer Stunde wurde er abgelöst.“ Vorsichtig setzte ich mich nun gerade ins Bett und schlug die Decke zurück, um aufzustehen, doch ich wurde aufgehalten, noch bevor ich die Beine aus dem Bett schwingen konnte. Als er mich berührte, schreckte ich für einen Moment zurück. In dem Augenblick, indem er dies bemerkte, entfernte er sich sofort einen Schritt von mir und sah mich für einen Sekundenbruchteil bestürzt an. Wir beide fanden aber innerhalb von wenigen Sekunden wieder zu uns selbst zurück.

„Vorsicht, Vorsicht. Soll ich den Mann einfach reinholen? Dann müssen Sie sich nicht so anstrengen.“

„ Nein danke...“ Ich versuchte mich an seinen Namen zu erinnern, doch entweder hatte ich ihn vergessen oder er hatte ihn mir noch nicht genannt.

„Jon“, half er mir schnell aus.

„Jon. Ich schaffe das schon allein.“ Meinen Wunsch respektierend trat er nun einen Schritt zurück und ließ mich aufstehen. Ich war darauf gefasst, dass meine Beine versagten, vielleicht war ich doch geschwächter, als ich es spürte. Zu meiner Erleichterung aber trugen mich meine Beine, wie ich es von ihnen gewohnt war, bis zur Tür.

Erstaunt und auch etwas erschrocken sah mir Fuery entgegen und sprang sofort auf, um zu salutieren. Ich musste wirklich schlimm aussehen, so wie alle reagierten, wenn sie mich sahen. Bei Gelegenheit sollte ich mich in einem Spiegel betrachten, doch dafür war auch später noch Zeit. Ich schnitt Fuery, noch bevor er mich begrüßen konnte, das Wort ab.

„Holen Sie den Oberst. Ich muss ihm etwas Wichtiges sagen. Schnellstmöglich.“ Als er noch immer wie angewurzelt mit der Hand an der Stirn vor mir stand, fügte ich hinzu, dass dies ein Befehl sei. Sofort drehte er sich um und lief in Richtung der Telefone. Ich aber kehrte in mein Zimmer zurück und setzte mich auf mein Bett. Jon sah mich kurz an, lächelte und verschwand dann.

Endlich fiel ein Teil der Anspannung von mir und ich war in diesem Moment froh, dass ich saß, denn plötzlich fing das Zimmer an sich zu drehen. Ich schloss die Augen und legte mich vorsichtig wieder hin. Vielleicht hatte Jon doch recht gehabt. Ich war noch immer verletzt und sollte mich schonen, wenn ich schnell wieder in den Dienst wollte.

Nur für eine Sekunde hatte ich die Augen geschlossen, doch als ich sie wieder öffnete, saß Roy schon an meinem Bett. Leicht lächelte er, als ich ihn anblickte. Sofort versuchte ich mir die Information ins Gedächtnis zu rufen, es war wichtig, leider dauerte es ein klein wenig länger, als ich es mir gewünscht hätte. Langsam setzte ich mich nun hin, achtete aber darauf meine Kissen im Rücken zu haben, nur sicherheitshalber.

„Sie sollten sich besser ausruhen, Sie sehen müde aus, Hawkeye.“ Das war ganz der Roy Mustang, den ich kannte und darüber freute ich mich im Moment mehr, als es aussah. Er war die einzige Konstante und das gab mir Mut und Halt in diesem Moment.

„Das werde ich, Sir, aber zuerst muss ich Ihnen etwas Wichtiges mitteilen.“ Eigentlich wollte ich weiterreden, um so direkt zum Punkt zu kommen, aber ich wurde unterbrochen.

„Haben Sie etwas rausbekommen, ich meine, sich an etwas erinnert?“, fragte er leicht besorgt.

„Ja, Sir. Ich habe den Täter verletzt. Meine Kugel hat sein Knie gestreift.“ Als die Worte endlich ausgesprochen waren, spürte ich die Last von meinen Schultern fallen. Erleichtert sah ich dann den Oberst an. Ich war auf seine Reaktion gespannt, vielleicht hatte er mehr von mir erwartet, ich hätte es getan.

„Das ist ja großartig! Endlich haben wir etwas, an das wir ansetzen können.“ Seine Freude war über deutlich und ich hatte das Gefühl, er zeigte sie nur, um mir das Gefühl zu geben, ich wäre nützlich. Allerdings musste ich zugeben, wie sehr ich mich darüber freute, still, aber mit einem leichten Lächeln. Es half mir in diesem Moment mehr, als er sich vorstellen konnte. Jetzt fühlte ich mich wieder als ein Teil seines Team, ich konnte behilflich sein und nicht einfach nur rumsitzen.

Gerade als ich etwas sagen wollte, öffnete sich die Tür und Jon kam mit einem Tablett hinein. Ohne ein Wort zu sagen, aber mit einem freundlichen Lächeln, stellte er das Tablett auf den Tisch und nickte mir kurz zu, bevor er sich wieder davon machte. Der Oberst zeigte einen unzufriedenen Gesichtsausdruck, versuchte sich aber an einem Lächeln, als er bemerkte, dass ich ihn ansah.

„Ich denke, ich sollte Sie nun weiter Ruhen lassen.“ Langsam stand er auf und ging zur Tür.

„Moment, Sir. Könnten Sie mir sagen, wann der Posten vor meinem Zimmer abgelöst wird?“ Ich war froh, als er mir einen kleinen Plan gab, auf dem neben den Schichten auch die Namen standen. Nach einem förmlichen Abschied studierte ich für einen Moment den Plan, um ihn mir einzuprägen. Warum es mir so wichtig war, konnte ich mir selbst nicht genau erklären, ich wollte einfach die Kontrolle über mein Leben zurück gewinnen und es wenn nur die Gewissheit, dass ich die Befehlsgewalt hatte, war.

Nach meinem Frühstück wurde mir aus unerklärlichen Gründen schwindelig. Zögerlich legte ich mich hin und versuchte den Schwindel zu vertreiben, doch es besserte sich nicht im Geringsten, noch immer drehte sich das karg eingerichtete Zimmer vor meinen Augen. Da mich langsam Übelkeit überkam, schloss ich die Augen und lenkte mich mit der Erinnerung an ein altes Wiegenlied ab. Es beruhigte mich immer, egal in was für einer Situation ich mich befand. Auch jetzt half es mir, obwohl ich erstaunlich schläfrig wurde und nur mit großer Mühe meine Augen wieder öffnen konnte. Noch immer drehte sich alles vor meinen Augen und dann vielen sie mir auch wieder zu. Bevor ich merkte, was passierte, hatte ich die Kontrolle über alles verloren und Schwärze umhüllte meine Sinne.
 

Besorgt schritt ich vor dem Fenster meines Büros auf und ab. Dieser Fall beschäftigte mich noch immer, er ging mir näher, als er eigentlich sollte, aber was erlaubte sich dieses Schwein jemand aus meinem Team so etwas anzutun. Ich musste etwas gegen ihn unternehmen, ihn endlich schnappen und ihm das Handwerk legen, aber es dauerte einfach zu lange. Ich fühlte mich nutzlos. Es musste einfach etwas geben, das ich übersehen hatte. Es musste einfach irgendwo sein, deshalb studierte ich erneut die Akten, vielleicht viel mir jetzt etwas auf, das den Täter verriet.

Bis die Sonne im Zenit stand saß ich über den Akten und versuchte mir jedes Wort einzuprägen und jede Kleinigkeit zu bemerken, doch etwas Neues förderte ich dabei nicht ans Tageslicht. Vielleicht half mir eine kleine Ablenkung, deshalb ging ich in die Kantine, Mittagessen würde den Denkprozess schon ankurbeln. In Gedanken verloren löffelte ich meinen Eintopf in mich rein und bemerkte nichts und niemand.

Die Krankenakten lieferten keinerlei neue Information, sie ließen nur darauf schließen, dass es der gleiche Täter war, der immer im gleichen Muster handelte. Die einzige Ausnahme war Hawkeye und das machte mir solche Sorgen. Die Befragungen halfen mir auch nicht viel weiter. Drei Opfer waren im Krankenhaus umgekommen, bevor wir sie befragen konnten, vier hatten den Täter nicht gesehen, als er sie angriffen hatte, konnten aber das Tatmuster bestätigen und Hawkeye konnte sich nicht erinnern. Sie war unsere große Chance und Hoffnung und doch wollte ich ihr diese Erinnerungen ersparen.

Nach meiner Mahlzeit saß ich wieder vor meinem Schreibtisch, aber noch immer hatte ich nichts. Wir standen mit leeren Händen da. Wenn ich bloß etwas hätte! Hätte ich diesen Kerl doch bloß schnappen können, bevor er Hawkeye etwas antun konnte. Es quälte mich sie in dem Krankenzimmer zu sehen, Blutergüsse im Gesicht, der Verband um ihren Kopf, wie mühsam ihr das Atmen zu fallen schien. Ich hatte mir geschworen meine Untergebenen zu beschützen, doch ich war einfach nutzlos. Das einzige was ich tun konnte, war hoffen, dass sie sich erinnerte und ihr Gesellschaft leisten.

Mein Wunsch war es sie so bald wie möglich daraus zu holen, aber dafür musste sie genesen. Ich beschloss sie am Abend noch einmal zu sehen, ein einfaches, ungezwungenes Gespräch würde uns beiden gut tun, dachte ich zumindest.

Von einer laut aufspringenden Tür wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Fuery stand in der Tür und wirkte schockiert. Sofort stand ich auf.

„Was ist passiert?“ Hoffentlich kein neues Opfer, das würde alles nur schlimmer machen.

„Sir, Hawkeye...“ Mehr brauchte er nicht zu sagen, es war etwas Schlimmes passiert, was war egal, ich musste hin, vielleicht konnte ich etwas tun. Mein Verhalten war nicht korrekt, das war mir bewusst, zu einer Fremden wäre ich nicht geeilt, aber sie war schließlich Teil meines Teams und mein Team musste ich beschützen, das war meine Aufgabe.

Im Krankenhaus angekommen hielt mich niemand mehr davon ab, in ihrem Zimmer zu bleiben. Mir wurde berichtet, sie hätte einen Atemstillstand gehabt und wäre seitdem ich gegangen war bewusstlos. Unsicher setzte ich mich in ihr Zimmer und sah sie an. Ich würde auf sie aufpassen, komme was da wolle.

Verdächtig

Neun Stunden saß ich nun schon an ihrem Bett und noch immer hatte sie kein Lebenszeichen von sich gegeben. Immer wieder hatte ich das Gefühl, sie würde aufwachen, doch jedes Mal wurde ich enttäuscht. Auch konnte mir ihr Pfleger nach seinen stündlichen Überprüfungen keine eindeutige Antwort geben, wie lange sie so bleiben würde. Ich wünschte mir in diesen Moment, er würde verschwinden, wie er da neben Riza stand, sie unaufmerksam berührte und mit einem merkwürdigen Blick ansah, was wahrscheinlich an seiner Konzentration lag.

Ich hielt es langsam nicht mehr aus, sie so zu sehen. Wie hatte ich es bloß zulassen können, dass jemand so etwas mit ihr anstellen konnte. Ich wollte sie mitnehmen, egal wohin, selbst ins Büro, obwohl dort die Fallakten lagerten. Doch wir konnten nicht fliehen, sie lag noch immer bewusstlos in ihrem Bett und ich wollte noch immer so schnell wie möglich diesen Fall lösen. Doch momentan konnte ich mich nicht konzentrieren, weshalb ich schweren Herzens das Zimmer verließ und nach draußen ging. Jedenfalls hatte ich das vor.

Meine Aufmerksamkeit wurde erregt, als der zuständige Arzt für diese Station und somit für Hawkeye, an mir vorbei eilte, doch sein Gang war unregelmäßig, er humpelte leicht. Langsam folgte ich ihm durch das Treppenhaus hinaus, in den Innenhof. Sicherheitshalber blieb ich innen neben der Tür stehen, um nicht erwischt zu werden, ließ sie aber einen spaltbreit auf, um mithören zu können.

„Warum schon wieder so mies drauf, Hunt?“ Die Stimme des anderen Mannes kannte ich nicht, aber ich würde sie mir einprägen.

„Ich darf mich erneut um eine von den Blondinen kümmern. Langsam habe ich die Schnauze voll davon. Erstens sehen sie alle gleich aus und zweitens sind die alle gleich, Schlampen. Sie haben es doch nicht anders verdient, wenn sie sich so aufführen.“ Seine Stimme war voller Hass und Abscheu. Wie konnte so eine Person nur in diesem Fall behandelnder Arzt sein? Es war verantwortungslos, ihn mit der Betreuung der verletzen Frauen zu beauftragen. Wie konnten sie nur. Ich musste mich wirklich zusammen reißen, um mich nicht zu verraten.

Im Laufe des Gesprächs folgten noch weitere solche Aussagen, was mich in meinen Vermutungen nur bestätigte, aber ich durfte nicht vergessen, dass es nur Vermutungen waren. Leise machte ich mich auf den Weg zurück, bevor ich mit meiner Recherche begann, wollte ich nochmal nach Hawkeye sehen, vielleicht war sie jetzt endlich aufgewacht.

Falman saß vor ihrem Zimmer und nach einem fragenden Blick meinerseits, schüttelte er fast unmerklich den Kopf, woraufhin ich ein Nicken erwiderte. Ich hatte gehofft, sie würde langsam wieder zu sich kommen, aber noch war der Tag nicht um, vielleicht würde sie mir den Gefallen tun. Allerdings konnte ich es nicht lassen und musste wieder in ihr Zimmer. Gemächlichen Schrittes ging ich um ihr Bett herum und setzte mich für einen Moment an ihre Seite und betrachtete sie. Kurz legte ich meine Hand auf ihre und war erleichtert, dass ihre Haut noch warm war.

„Hawkeye... Bitte wachen Sie wieder auf. Sie wissen doch, dass ich Sie brauche. Ohne Sie ist der Satz nicht komplett und ohne einen vollständigen Satz kann man kein Spiel gewinnen.“ Was ich für einen Stuss redete. Ich war froh, dass sie es nicht hörte, dafür würde ich von ihr nur belächelt werden. Mit beiden Händen fuhr ich mir durch das schwarze Haar und fing dann leise an zu lachen.

„Was tue ich hier eigentlich? Sie hören mich bestimmt sowieso nicht. Was bilde ich mir eigentlich ein... Aber falls Sie mich doch hören können, bitte wachen Sie auf. Bitte.“ Tief durchatmend erhob ich mich und musterte sie ganz genau, prägte mir jedes Detail ein. Sanft strich ich ihr eine blonde Strähne aus dem Gesicht und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum, nickte Falman zu und verließ das Krankenhaus.

Auf schnellstem Weg gelangte ich in mein Büro und studierte zum wiederholten Male die Krankenakten der Opfer. Wie ich es mir gedacht hatte, wurden sie alle vom gleichen Arzt betreut, Dr. Dexter Hunt, der einen Hass gegen blonde Frauen hatte, wie ich seit Kurzem wusste. Endlich hatten wir einen Verdächtigen und er stand in Verbindung mit allen acht Opfern.

Zwei Stunden später hatte ich eine kurze Biographie von Dr. Hunt, genauso wie sein Alibi zu mehreren Tatzeiten vor mir liegen. Langsam verzweifelte ich wirklich, ich war mir so sicher gewesen. Schon in der Vergangenheit war er handgreiflich geworden und das nicht nur gegenüber anderen Männern. Wie sich rausstellte, hatte er seine Frau halb tot geprügelt, als er dachte, sie hätte eine Affäre. Dazu kam sein deutlicher Hass gegen Blondinen, der sich in mehreren Zwischenfällen mit Krankenschwestern wiederfinden ließ.

Aber er hatte ein stichfestes Alibi für den letzten, sowie den zweiten und dritten Vorfall, was meine Theorie vollkommen zerbröseln ließ. Aber warum er so humpelte hatte ich noch nicht herausbekommen. Wenn es nicht Rizas Kugel war, was dann. Wer konnte es sonst sein. Ich wusste nicht mehr weiter. Meine ach so heiße Spur war kälter als Briggs im tiefsten Winter.

Wütend schlug ich mit der Faust auf meinen Schreibtisch, wodurch die Kaffeetasse zu Boden fiel und in hundert kleine Scherben zerbrach, so wie meine Welt, als ich Hawkeye in dem Bett hatte liegen sehen. Sie war die stärkste in meinem Team, selbst stärker als ich, nach alldem, was sie in ihrem Leben schon hatte durchmachen müssen und nun war sie verletzt. Und das war alles meine Schuld, nur weil ich mich nicht um mein Team kümmern konnte.

Noch aufgewühlt machte ich mich daran die Scherben einzusammeln und in den Abfalleimer zu entsorgen. Einige passten perfekt ineinander, sie unterstützten sich und ohne einander konnten sie ihre Aufgabe nicht erledigen. Ein eingespieltes Team, so wie wir. Aber Moment, was wenn nicht nur wir ein eingespieltes Team waren? Vielleicht war Hunt doch beteiligt, vielleicht hatte er einen Partner und sie deckten einander.

Für den ersten Überfall hatte Hunt kein Alibi, es war möglich, dass er etwas damit zu tun hatte. Eventuell war es mit Hunt durchgegangen und er hatte eine Frau angegriffen und sich an ihr vergangen. Ein Freund von ihm könnte es mitbekommen haben und versuchte ihm zu helfen, möglicherweise hatte er das zweite Verbrechen für Hunt begangen oder auch er hatte einen tiefen inneren Hass und sie beschlossen sich gegenseitig zu helfen.

Erneut sah ich die Akten der Verstorbenen durch und es fiel mir wie Schuppen von den Augen, niemals waren sie an ihren Verletzungen erlegen, da hatte jemand nachgeholfen, mit Medikamenten. Alle waren in diesem Krankenhaus gebracht worden und vermutlich hatten sie die Damen mit brauchbaren Erinnerungen für immer zum Schweigen gebracht. Die Lösung für diesen Fall befand sich im Krankenhaus, dessen war ich mir vollkommen sicher.

„Havoc! Fuery! Ich will, dass sie alle Verbindungen von Dexter Hunt überprüfen! Seine Familie, seine Freunde, Arbeitskollegen, jeden aus seiner Station! Verstanden!“, brüllte ich beinahe in den Aufenthaltsraum, in welchem die beiden bis gerade eben noch vor sich hin gedöst hatten. Erschrocken sprangen sie auf, salutierten und machten sich an die Arbeit. So war ich es von ihnen gewöhnt.

Jetzt aber musste ich zu Hawkeye. Sie hatte den Täter gesehen, ganz sicher, auch wenn sie sich noch nicht daran erinnerte. Aber wenn er im Krankenhaus arbeitete oder mit jemandem im Krankenhaus in Verbindung stand, war es möglich, dass auch Hawkeye bald zu den Dahingeschiedenen gehören würde und das würde ich niemals zulassen.

Stunde um Stunde verbrachte ich nun an ihrer Seite und überprüfte jedes Medikament, jede Spritze, alles, was ihr verabreicht wurde, selbst. Ich würde nicht zulassen, dass jemand ihr etwas antat, besonders nicht in ihrer derzeitigen Situation. Voller Hoffnung wartete ich auf ihr Erwachen, doch sie schien mir diesen Gefallen einfach nicht tun zu wollen.

Eine Woche lang saß ich schon in ihrem Zimmer, redete mit ihr und wachte über sie, als sie endlich die Augen aufschlug. Es war als würde mir eine zentnerschwere Last von den Schultern fallen, während sie sich etwas orientierungslos im Raum umsah. Mit einem stillen Lächeln im Gesicht betrachtete ich sie, wie die braunen Augen in ihrem abgeschwollenen Gesicht langsam klarer wurden, bis sie sich zurecht gefunden zu haben schien. Vorsichtig setzte sie sich auf, darauf bedacht sich sofort wieder hinlegen zu können, sollte ihr schwindelig werden und richtete ihren Blick dann auf mich.

„Ich bin froh, dass Sie endlich aufgewacht sind, wir haben uns schon Sorgen gemacht. Wie fühlen Sie sich?“

„Ich weiß nicht genau... Ich fühl mich etwas benebelt...“

„Sie sind eine Woche nicht aufgewacht, es ist verständlich, wenn sie noch etwas Zeit brauchen, um zu sich zu finden.“ Wieder lächelte ich leicht und versuchte sie gar nicht erst auf andere Gedanken kommen zu lassen. Warum sie solange nicht aufgewacht war, konnte ich mir denken, aber ich wollte nicht, dass sie Angst bekam.

„Ich habe mit dem Arzt gesprochen, Sie können mit uns kommen, sobald Sie sich besser fühlen.“ Ihre Reaktion fiel knapper aus, als ich es erwartet hatte. Sie nickte nur kurz und schloss dann für einen langen Moment die Augen, während sie den Kopf zurücklehnte.
 

Langsam und kontrolliert atmete ich ein und aus, um ruhig zu bleiben. Eine Woche. Ich konnte doch nicht eine Woche lang geschlafen haben. Aber der Oberst würde mich nicht anlügen, das wusste ich, also musste es wahr sein. Über die Bedeutung dessen wollte ich nicht nachdenken, wie über so vieles nicht, besonders nicht hier. Umso mehr freute ich mich über die Nachricht meiner baldigen Entlassung und das ließ ich den Oberst auch merken, besonders nach seinem besorgten Blick in meine Richtung.

Heim

Glück durchströmte meinen ganzen Körper als ich in meiner Kleidung meine Wohnung betrat und von meinem Hund begrüßt wurde. Vorsichtig kniete ich mich hin, um ihn zu streicheln und in die Arme zu schließen. Sanft drückte er seinen Kopf an mich und begann mich abzulecken, was ich ihm ausnahmsweise durchgehen ließ, da ich so froh war, ihn wieder zu sehen. Ich war den Männern dankbar, dass sie sich so gut um ihn gekümmert hatten, auch wenn es mir nicht behagte, zu wissen, dass sie in meiner Wohnung waren und zudem noch an meinem Schrank, um mir frische Kleidung zu bringen. Aber darüber machte ich mir jetzt keine Gedanken, ich freute mich einfach zusammen mit Black Hayate, dass wir beide wieder hier waren.

Lange konnte ich unser Wiedersehen aber nicht genießen, denn fünf Männer standen etwas verlegen und ungeduldig im Türrahmen und beobachteten mich, während sie ungeduldig mit den Füßen wippten. Extra langsam stand ich nun auf und machte den Eingang frei.

„Möchten Sie nicht herein kommen?“ Es war mehr eine rhetorische Frage, da mir klar war, dass sie nicht von meiner Seite weichen würden bis der Oberst den Befehl dazu gab. Ohne auf eine Antwort zu warten ging ich mit Black Hayate in die Küche, gab ihm eine Leckerei und setzte Teewasser auf. Meine Gefühle zu dieser Situation waren gespalten, zum einen war ich erleichtert nicht allein zu sein, es gab mir ein Gefühl von Sicherheit, dass die fünf hier waren, zum anderen wollte ich sie nicht alle in meiner Wohnung haben, einer war vielleicht zu ertragen aber nicht alle. Zudem schien es ihnen genauso wenig zu behagen wie mir, wenn ich sah wie sie versuchten nirgendwo hinzusehen und nichts anzufassen. Der einzige, der sich hier wohl zu fühlen schien, war Oberst Mustang, er hatte allerdings schon mehrfach zu Gesicht bekommen, wie ich gelebt hatte und so viel hatte sich daran nicht geändert, seit ich allein lebte.

In Gedanken versunken hatte ich die ganze Zeit über das Teewasser angesehen und machte vor Schreck einen halben gedrehten Schritt nach hinten, als sich mir eine Hand auf die Schulter legte. Panik begann mich zu ergreifen und erst als ich bemerkte, wer vor mir stand, konnte ich mich langsam beruhigen. Ich wusste, hätte ich meine Waffe getragen, wäre es zu einem Unfall gekommen. Wie konnte ich mir so etwas bloß durchgehen lassen, ich musste mich beherrschen, Kontrolle haben und durfte mich nicht so erschrecken lassen.

„Es tut mir leid, Riza, ich wollte Sie nicht erschrecken.“ Verwirrt blickte ich den Oberst an. Meinen Namen aus seinem Mund zu hören war merkwürdig, in einer Weise aber auch vertraut, trotzdem fühlte es sich irgendwie falsch an, er sprach mich nie so an.

„Ist schon gut, ich war in Gedanken.“ Sofort wendete ich mich dem Schrank zu und holte die Tassen heraus. Ich hatte beschlossen zu ignorieren mit welchem Namen er mich ansprach. Als ich den Tee aufgoss, bemerkte ich, wie er sich an die gegenüberliegende Wand lehnte und seinen Blick auf mich richtete.

„Sie sind beurlaubt, bis wir diesen Fall abgeschlossen haben, außerdem wird Sie bis zu diesem Zeitpunkt immer jemand begleiten, um ihren Schutz zu garantieren.“ Das war nicht mehr sein freundlicher Ton, in dem er bis gerade eben mit mir gesprochen hatte, es war ein klarer Befehl. Ein Befehl dem ich ohne Widerrede zu gehorchen hatte. Schnell drehte ich mich um, salutierte und sah ihn dabei fest an.

„Ja, Sir.“ Zufrieden nickte er und half mir kurz darauf den Tee ins Wohnzimmer zu bringen Wie ich die Männer alle auf meinem Sofa sitzen sah, eng aneinander gequetscht, da nicht genug Platz war, unbehaglich eine Stelle suchen, zu der sie schauen konnten, musste ich leise seufzen. Roy schien sich als einziger wohl zu fühlen, er hatte es sich auch in meinem Sessel gemütlich gemacht und trank genüsslich seinen Tee.

„Sir, würden Sie mir bitte erklären, wie sie sich das mit dem ‚Schutz‘ vorgestellt haben? Ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, aber ich würde es gerne vermeiden, Sie alle 24 Stunden täglich in meiner Nähe zu haben.“ Vielleicht hätte ich mit dem Oberst unter vier Augen darüber reden sollen, denn bei Havocs und Fuerys Gesichtsfarbe bekam ich das Gefühl, ihre Phantasie zu sehr angeregt zu haben. Dafür bekamen sie einen mehr als strafenden Blick von mir, ich wollte nicht Gegenstand solcher Träumereien sein und ich versuchte den Gedanken schnell wieder zu verdrängen, als Erinnerungen an den Fall hochkamen. Ich wollte einfach nicht mehr daran denken, ich wollte vergessen, dass ich Teil dieses Falls war. Erfreulicherweise riss mich die Stimme meines Vorgesetzten aus den Gedanken.

„Ganz einfach, es werden immer ein oder zwei Männer bei Ihnen bleiben. Der Tee schmeckt wunderbar.“ Wie konnte er bloß so schnell das Thema wechseln. Für einen Moment wusste ich wirklich nicht, was ich erwidern sollte, doch schnell fing ich mich wieder und sah ihn ernst an.

„Ich nehme an, Sie haben schon bestimmt, wer das sein wird und ich nehme ebenfalls an, ich kann an Ihrer Entscheidung nichts mehr ändern.“

„Richtig. Fuery bleibt hier, die anderen dürfen gehen, vorerst. Falman kommt morgen um 0900 hierher, weitere Instruktionen erhalten Sie im Büro.“ Ich wusste wirklich nicht, wie ich reagieren sollte, also sah ich ihn einfach nur an. Zuerst zögerlich dann hastig machte sich der Rest der Truppe auf den Weg nach draußen und ich blieb mit Fuery und Mustang zurück. In Ruhe trank ich meinen Tee aus und genoss das warme Gefühl, das sich in mir ausbreitete, bevor ich die Tassen in die Küche brachte, spülte und in den Schrank räumte. Ich würde die beiden einfach ignorieren, das würde bestimmt funktionieren. Auf dem Weg in mein Schlafzimmer wusste ich schon, dass es definitiv nicht funktionieren würde.

Mit so viel Ruhe, wie ich aufbringen konnte, sah ich meinen Schrank durch. Das Ausmaß des Chaos, das ich mir nach dem Besuch der Herren hier vorgestellt hatte, hielt sich in Grenzen, eigentlich war fast alles so, wie es gehörte und es ließ sich schnell ordnen. Ein wenig entspannter setzte ich mich auf mein Bett und nahm einen Bilderrahmen vom Nachttisch, um das Foto darin für einen Moment zu betrachten. Es war ein altes Familienfoto, aus dem ich immer wieder Kraft schöpfen konnte, auch jetzt und nach nicht mal einer Minute stellte ich es wieder mit einem Lächeln weg und ging zurück zu meinen Gästen.

Der Oberst blickte mich immer noch fröhlich an und Fuery versuchte noch immer mich nicht direkt anzusehen, ihm war es wohl zu unangenehm hier zu bleiben. Extra langsam setzte ich mich an den Tisch und sah beide einen Moment lang an und blickte dann wieder zu meinem Vorgesetzten.

„Wie lange möchten Sie noch hier sitzen bleiben, Sir? Ich dachte, nur Fuery würde hier bleiben.“ So wie er sich benahm, wirkte es als wolle er gar nicht mehr gehen, wogegen ich an sich nichts hatte, ich wollte es nur sicher wissen, um mich darauf vorbereiten zu können.

„Ich bleibe mit Fuery hier. Und ich schlaf auf dem Sofa.“ Ich war schon froh, dass er jetzt nicht verlangte ein Bett zu bekommen, was ich ihm durchaus zutraute. Fuery tat mir ein wenig leid, aber immerhin musste er nicht mit dem Boden vorlieb nehmen solange der Sessel noch stand. Zwar gefiel mir die Situation nicht, aber ich konnte damit leben, meine Schlafzimmertür war schließlich abschließbar. Die beiden würden wohl von der ganzen Truppe am besten zu handhaben sein, glaubte ich zumindest.

Black Hayate freute sich deutlich über den Besuch und hatte Fuery schon bald zu einem Spiel überredet und tollte fröhlich mit einem Ball im Maul durch das Zimmer. Ich freute mich sehr für den kleinen, Fuery war wirklich ein guter Spielkamerad und wusste genau, was mein Mitbewohner gerade wollte.

„Er hat sich die ganze Zeit um Black Hayate gekümmert.“ Etwas überrascht sah ich Roy an. Er hatte mich also beobachtet. Im Moment störte es mich nicht wirklich, aber ich hoffte, er würde damit bald aufhören, ich wollte nicht in meinem eigenen Heim beobachtet werden.

„Die beiden verstehen sich wirklich gut. Ich bin froh, dass Fuery sich so gut um ihn kümmert.“ Kurz lächelte ich und sah den beiden wieder beim Spielen zu. „Wenn Sie auch hier essen möchten, muss ich erst einkaufen. Es wird nicht genug für alle im Haus sein.“
 

Keine halbe Stunde später schlenderte ich mir ihr durch den Laden, Fuery und Black Hayate hatten wir in ihrer Wohnung gelassen, damit es nicht zu auffällig wurde, was durch meine Uniform schon zweifelhaft war. Ich genoss die Blicke der Frauen während ich hinter Hawkeye herging und die Umgebung im Auge behielt, vielleicht würde jemand aus der Menge herausstechen, vielleicht könnten wir den Täter so finden. Wirklich daran glauben konnte ich zwar nicht, aber Fortuna konnte ohne unser Bemerken immer auf unserer Seite sein.

Hawkeye wirkte wie eine komplette andere Person in diesem Moment. Würde ich es nicht besser wissen, hätte ich sie für eine normale, hilflose, aber wirklich hübsche Frau gehalten. Mühelos hätte sie an jedem Finger einen Mann haben können, wenn nicht sogar mehr und wenigstens die Hälfte von ihnen würde sich nicht nur in ihr Äußeres verlieben. Aber wahrscheinlich hinderte ihr Job, als ich, sie daran. Irgendwie tat es mir leid, aber sie wirkte nicht unglücklich auf mich, obwohl es unnatürlich in ihrem Alter war noch niemanden an ihrer Seite zu haben. Es war auch möglich, dass wir die Männer abschreckten, schließlich war Riza den halben Tag mit jemandem wie mir zusammen und Havoc war auch nicht gerade von schlechten Eltern, auch wenn er nicht gegen mich ankam.

In Gedanken über die Qualitäten meiner Männer hätte ich fast Hawkeye verloren, das durfte mir nicht nochmal passieren, ich musste mich auf die Sache konzentrieren und durfte nicht zu sehr abschweifen. Mittlerweile hatte ich das Gefühl, sie ignorierte mich vollkommen. Zu Beginn hatte sie noch hin und wieder in meine Richtung geschaut, mittlerweile achtete sie jedoch nur noch auf ihren Einkauf, was mich aber nicht davon abhielt, ihr überallhin zu folgen.

„Ignorieren Sie mich oder sind Sie immer so still beim Einkauf?“ Als schien sie mich erst jetzt zu bemerken, drehte sie sich um und blickte mich an. Sie wirkte in diesem Moment wie vor elf Jahren, als ich das Haus zum vorletzten Mal betrat, nur hübscher und mit längerem Haar. Seit diesem Tag hatte sie so viel Leid ertragen müssen, dabei hatte ich versprochen auf sie acht zu geben. Schnell schüttelte ich die Gedanken ab, dies war nicht der richtige Zeitpunkt für schlechte Erinnerungen.

„Ich versuche einfach so zu tun, als wäre alles wie immer, als wären Sie nicht da. Also ja, ich ignoriere Sie.“ Irgendwie konnte ich diese Antwort verstehen, sie versuchte wieder ihr normales Leben zu führen, aber ich hinderte sie daran, gleichzeitig allerdings wollte ich sie nur schützen. Je schneller dieser Fall aufgeklärt war, desto eher konnte sie wieder in ihr altes Leben zurückkehren und beginnen, diesen Vorfall zu vergessen.

„Versuchen Sie mich ein paar Minuten nicht zu ignorieren.“ Im gleichen Moment nahm ich ihr den Korb mit den Einkäufen aus der Hand und ging einen Schritt vor sie. „Brauchen wir noch etwas?“ Als auf mein schiefes Lächeln ein Strahlendes von ihr folgte, verbarg ich mein Glück in diesem Moment nicht mehr. Es war das erste Lächeln seit einer halben Ewigkeit, das ich von ihr sah.

Von diesem kleinen Erfolg beflügelt verging der Einkauf für mich wie im Flug und weil ich uns einfach bei ihr einquartiert hatte, übernahm ich die Rechnung, die würde ich schon irgendwie absetzen können. Obwohl sie es versuchte, konnte sie mich nicht dazu bringen, ihr die Tüten zu überlassen, denn ich wusste, dass sie noch nicht ganz fit war und diese kleine Last konnte ich ihr mühelos abnehmen.

„Genießen Sie es doch ein bisschen. So schlimm wird es wohl nicht sein, die Einkäufe nach Hause getragen zu bekommen. Außerdem ist es eine kleine Entschädigung für das Eindringen in Ihre Wohnung.“ Sekundenlanges Schweigen war die einzige Reaktion, die ich erhielt. Wenn sie so weitermachte, würde ich zu härteren Mitteln greifen müssen, ihrem Vornamen. Jedes Mal, wenn ich sie mit ihrem Vornamen ansprach, schien sie für einen Moment verwirrt zu sein und sich erst zurecht zu finden müssen, wahrscheinlich da sie sich in der Zeit zurück versetzt fühlte. Zuerst hatte ich sie nur so angesprochen, um ihr Sicherheit zu vermitteln, aber momentan tat ich es, wenn immer sie nicht hören wollte und anscheinend schien es bisher erfolgversprechend.

„Das ist sehr freundlich von Ihnen, Sir. Unter diesen Umständen werde ich das Angebot annehmen, aber bitte stoppen Sie dieses Verhalten, wenigstens in der Öffentlichkeit.“ Es schien ihr wirklich wichtig zu sein, ich konnte es ihr einfach nicht abschlagen. Mit einem sanften Blick, der fast schräg an ihr vorbei ging, nickte ich.

Bei den Vorbereitungen für das Abendessen durften Fuery und ich ihr zur Hand gehen, auch wenn unsere Arbeit aus Kartoffeln und Zwiebeln schälen und schneiden bestand, mit der ausdrücklichen Anweisung es mit einem Messer zu tun. Als wäre ich auf die Idee gekommen, Alchemie beim Kochen anzuwenden, damit hatte ich nur schlechte Erfahrungen gemacht. Explodierende Teekessel, verbrannte Wände und eine Magenverstimmung, ein Alchemist lernte immer aus seinen Fehlern.

Nach Genuss ihres Essens war ich froh, nicht dabei geholfen zu haben, es schmeckte fantastisch und das wollte ich Hawkeye auch nicht vorenthalten. Lange hatte ich nicht mehr so gutes, selbstgekochtes Essen genießen dürfen, was wohl an meinen beschränkten Kochkünsten lag. Mit einem leichten Lächeln überließ sie uns den Abwasch und verbot uns auch nur in die Nähe ihres Schlafzimmers zu kommen.

Reinigung

Ich hatte Fuery angeboten den Abwasch zu übernehmen, damit er Black Hayate etwas beschäftigen konnte, dieser hatte nämlich begonnen die Teller abzulecken und meine Hose zu zerbeißen. In aller Ruhe reinigte ich die Teller und ließ mir dann viel Zeit beim Abtrocknen eben derer und beim Einsortieren in den Schrank, damit auch ja alles ordentlich an seinem Platz war. Währenddessen waren aus dem Nebenraum abwechselnd freudiges Bellen und spielerisches Knurren zu vernehmen, die beiden hatten also ihren Spaß.

Ich machte es mir wieder in dem Sessel bequem und sah den beiden beim Spielen zu, die beste Unterhaltung, die ich mir im Moment vorstellen konnte. Irgendwann war es dem Hund aber zu viel und er verzog sich in Rizas Schlafzimmer, wahrscheinlich lag dort seine Decke, in welches wir ihm nicht folgen durften und es auch gar nicht wollten. Auch Fuery machte es sich etwas bequem auf dem Sofa, konnte aber nicht so locker werden wie ich momentan.

So langsam aber begann ich mir Sorgen zu machen. Es war unüberhörbar, dass sie unter der Dusche stand, ich hörte das Wasser selbst durch die Wand fließen, aber das jetzt schon seit fast einer Stunde. Mit jeder verstreichenden Minute wurde ich nervöser, wollte aber noch nicht gegen ihre Anweisung verstoßen, das wäre ein Vertrauensbruch und ich war mir noch nicht einmal sicher, ob es ihr wirklich nicht gut ging.
 

Dreimal hatte ich überprüft, ob die Tür auch wirklich verschlossen war, bevor ich mich ausgezogen hatte. Endlich konnte ich mich in meinem Heim waschen. Je länger ich im Krankenhaus gewesen war, desto dreckiger hatte ich mich gefühlt, besonders da ich wusste, was mir zuvor passiert war, auch wenn ich mich noch immer nicht daran erinnern konnte.

Das alles begann ich zu vergessen, sobald der erste Tropfen auf meinen Rücken fiel. Unter dem heißen Wasser entspannte ich mich und kaum war der Raum mit Dampf gefällt, hörte ich auf über alles nachzudenken. Meine Gedanken entfernten sich von mir und ich spürte nur noch diese angenehme Wärme, befreit von jedem Ärger, den Erinnerungen der letzten Wochen und allem was mich belastete. Einzig das Gefühl des Wassers, wie es über meinen vernarbten Rücken floss, war in meinem Bewusstsein, alles andere vergaß ich in diesem Moment einfach.

Erst als es für mich zu heiß wurde, regelte ich die Temperatur und begann mich zu waschen. Zuerst vorsichtig rieb ich jeden Zentimeter meines Körpers mit Seife ein, doch ich fühlte mich noch immer dreckig, also begann ich fester zu reiben, wiederholte das ganze viermal, fünfmal, bis ich endlich das Gefühl hatte, den Dreck dieses Falls von mir gewaschen zu haben.

In diesem Moment der Reinheit war ich froh mich nicht an das zu erinnern, was in jener Nacht passiert war. Zwar wollte ich bei der Aufklärung helfen, da niemand mehr unter ihm leiden sollte und ich ihn gesehen haben musste, aber ich wollte nicht wissen, was er wirklich mit mir gemacht hatte. Ich hatte die Frauen getroffen und ich wollte nicht so leiden wie sie. Solange ich mich nicht erinnerte, konnte es immer noch sein, dass er nur die Verletzungen zugefügt hatte und nichts anderes. Für mich war in diesem Moment alles gut, denn ich redete mir ein, es sei nichts passiert in dieser Nacht. Ich brauchte mich nicht zu fürchten, ich konnte hingehen wohin ich wollte und alles war wie immer.

Ich genoss noch ein paar Minuten unter dem heißen Wasser, solange würden die beiden neben an sich noch gedulden müssen. Gerade fühlte ich mich einfach nur fantastisch. Als hätte ich Urlaub nach einer angenehmen Arbeitswoche. Diese Empfindung versuchte ich solange wie möglich unter der Dusche zu erhalten.

Plötzlich war es vorbei mit der Ruhe, als etwas mit einem lauten Knall gegen mein kleines Badezimmerfenster flog. Es gelang mir nicht einen erschreckten Schrei zu unterdrücken, was mich ärgerte, da Black Hayate sofort laut zu bellen begann und ich die Männer zur Tür laufen hören konnte.

„Hawkeye! Was ist passiert? Ist Ihnen etwas zugestoßen?“ Hastig drehte ich das Wasser ab und zog mir meinen Bademantel an. Vorsichtig näherte ich mich dem Fenster und versuchte hindurch zu sehen, aber es war zu beschlagen.

„Mit mir ist alles in Ordnung, ich habe mich nur erschreckt. Sie können ruhig wieder gehen.“ Ich fühlte mich nicht wohl bei dem Gedanken, von den beiden nur durch diese Tür getrennt zu sein. Viel Abstand zu ihnen würde mir mehr behagen, solange ich im Bad war, aber das war wohl nicht möglich.

„Ich habe eine Knall gehört, sind Sie sicher, dass alles in Ordnung ist?“ Mustang klang wirklich besorgt, aber im Moment wollte ich ihn weiter weg von mir wissen, genauso wie Fuery, der versuchte meinen Hund zu beruhigen. Ich würde es allein regeln, dafür brauchte ich weder seine noch sonst eine Hilfe, ich musste nur das Fenster öffnen und hinaus sehen, kein bisschen schwer. Ich war eine erwachsene Frau, eine Soldatin und ich konnte aus meinem Badezimmerfenster schauen ohne jemanden an meiner Seite. Warum zitterte meine Hand dann so? Es war nichts Schlimmes. Um mich zu beruhigen und als Vorsichtsmaßnahme griff ich aus einem Stapel Handtücher eine Handfeuerwaffe.

„Etwas ist gegen das Fenster geflogen, daher der Knall. Hier ist alles in Ordnung.“ Nicht einmal mich selbst konnte ich überzeugen, geschweige denn die beiden Männer, denn ich hörte sie nicht weggehen.

Zögernd öffnete ich das Fenster, die Waffe fest umschlossen und blickte hinaus. Ich konnte nichts Verdächtiges sehen, nur einen kleinen Vogel, der verwirrt auf dem Boden vor dem Fenster herum hüpfte. Das arme Ding war wohl gegen das Fenster geflogen, aber er sah nicht verletzt aus.

Erleichtert schloss ich das Fenster und legte die Waffe zurück. Ein Vogel. Nichts weiter als ein einfaches Federtier. Die ganze Aufregung wegen einem harmlosen Tier. Was war bloß aus mir geworden. Ich musste mich besser unter Kontrolle halten, wieder Stärke in mir aufbauen und mich nicht vor einem Vogel erschrecken, wie sollte ich sonst helfen können. Durch die Erwähnung meines Namens wurde ich wieder richtig wach und löste mich von diesen Gedanken.

„Es war nur ein Vogel, es ist alles in Ordnung und jetzt gehen Sie sofort wieder ins Wohnzimmer.“

„Jawohl, Ma’am“, ertönte es von beiden was mich ein wenig verwunderte, aber ebenso erfreute es mich. So konnte ich mich ganz in Ruhe wieder ankleiden und meine Haare trocknen, zumindest fast, ein wenig feucht waren sie noch immer, aber das würde schon bald verschwinden.
 

Unauffällig hatte ich versucht Hawkeye zu beobachten. Sie hatte sich wirklich verändert und das machte mir Sorgen, ich hoffte diese Veränderungen waren nur temporär aufgrund der über ihr schwebenden Bedrohung. Nach ihrer langen Dusche hatte sie sich noch ein wenig zu uns gesetzt und wir hatten uns ein bisschen unterhalten, worüber war uns nicht wichtig, nur die Tatsache, dass wir redeten, zählte im Moment. Diese Unterhaltung tat uns anscheinend allen gut, ich war froh etwas zu tun zu haben, Hawkeye schien sich über die Gesellschaft zu freuen und Fuery verlor seine Schüchternheit in der fremden Wohnung.

Während der Unterhaltung ging die Sonne langsam unter und Dunkelheit breitete sich über der Stadt und in der Wohnung aus. Black Hayate hatte sich vor die Füße seiner Herrin gelegt und schnarchte leise vor sich hin. Fuery versuchte immer wieder sich ein Gähnen zu verkneifen, aber es gelang ihm nicht immer und jedes Mal steckte er uns damit an.

„Wir sollten schlafen.“ Zu viel längeren sinnvollen Sätzen war ich nicht mehr wirklich fähig und ich wollte es gar nicht erst ausprobieren, bevor ich mich blamierte. Außerdem war es in Friedenszeiten, solange man es so nennen konnte, nie eine schlechte Idee früh schlafen zu gehen. Mit einem eher abwesenden Nicken stimmten mir die beiden zu, bevor wir uns in gleichzeitig erhoben. Es hatte etwas komisches, doch diesen Gedanken behielt ich für mich, er war zu sehr von Müdigkeit beeinflusst.

Von Hawkeye ließen wir uns Decken geben und legten uns dann schlafen. Ich hörte noch ein bisschen in den stillen Raum, bevor ich versuchte einzuschlafen. Ich hörte Fuerys gleichmäßiges Atmen, er schlief also schon, Black Hayate schnarchte auch munter weiter und ganz leise hörte ich wie Hawkeye sich in ihrem Bett wälzte, sie schien als einzige nicht so leicht einschlafen zu können. Ich hoffte, sie würde bald zur Ruhe kommen, auch sie brauchte ihren Schlaf, wahrscheinlich dringender als wir. Wie lange sie noch wach lag, konnte ich nicht sagen, denn kurz danach schlief auch ich ein.

Als Falman am Morgen kam, ließen wir Hawkeye noch schlafen und verhielten uns besonders ruhig. Ich gab ihm die Anweisung, sich einfach zurückzuhalten und nur zu beobachten, sollte etwas Auffälliges passieren, war es an ihm, mich das sofort wissen zu lassen. Am frühen Nachmittag würde er abgelöst werden, von wem wusste ich noch nicht, bis dahin würde ich aber einen Plan festlegen.

Knapp verabschiedete ich mich und machte mich auf ins Büro, um besagten Plan festzulegen die Ergebnisse der Recherche durchzusehen. Ich brauchte Hinweise, Fakten, Indizien, egal, Hauptsache dieser Mann kam endlich hinter Gitter. Die nächsten Stunden verbrachte ich damit endlose Papierberge auf meinem Schreibtisch zu bearbeiten und studieren.

Wiedersehen

Noch immer war mein Schreibtisch von Akten belagert, in denen ich auf wichtige Informationen zu stoßen hoffte und noch immer hatte ich nichts Bedeutendes gefunden. Hier und da waren kleine Details, die es sich zu untersuchen lohnte, aber sie waren so schwer zu finden, wie die Nadel im Heuhaufen und auch genauso zahlreich. Mehrfach schon hatte ich die Männer losgeschickt um diese Kleinigkeiten zu prüfen, aber bisher war nichts Sinnvolles dabei rumgekommen. Ich wusste nun, dass er nur zu zwei männlichen Kollegen im Krankenhaus regelmäßigen Kontakt hatte, aber beide schienen mir nicht in diesem Fall beteiligt. Es gab keine Auffälligkeiten bei ihnen, sie hatten ein geordnetes Leben und eine kleine Familie. Allerdings hatte ich ihr Alibi noch nicht überprüft, also durfte ich sie noch nicht ausschließen.

Ein Blick auf die Uhr war überflüssig. Es wurde gerade dunkel, das Hauptquartier war schon fast leer gefegt, ich sollte langsam Feierabend machen. Vielleicht würde mir ausgeschlafen ein Geistesblitz kommen, wenn ich bei Hawkeye war, an mir lag die nächste Morgenschicht. Vielleicht würde es mir ja gelingen, sie ein bisschen aus sich raus zu locken, sie sollte schließlich ruhig etwas Spaß haben, das würde sie ablenken.

Frisch rasiert und geduscht machte ich mich auf den Weg zu Hawkeye, diesmal in zivil, um nicht so viel Aufmerksamkeit zu erregen. Die Nacht war nach Bericht problemlos verlaufen und Hawkeye hatte sich vor einer Viertelstunde nach einem stillen Frühstück ins Badezimmer begeben. Zum Warten machte ich es mir auf dem Sofa gemütlich und streichelte den kleinen, aufgeregten Hund ein wenig. Ich beneidete ihn ein wenig, um seinen Lebensstandard. Essen, schlafen, spielen und gestreichelt werden könnte mir auch gefallen, es war so simpel und zufriedenstellend.

„Guten Morgen, Oberst.“ Sie klang ein wenig genervt, vielleicht sollten wir den Schutz doch etwas reduzieren, es war ein gewaltiger Eingriff in ihr Privatleben und sie hatte sich mehr Ruhe verdient, ich würde mich heute Nachmittag gleich an einen anderen Plan setzen, bei dem sie uns weniger um die Ohren hatte. „Black Hayate und ich werden jetzt spazieren gehen, Sie können gerne mitkommen.“ Das Fellknäul bekam eine Leine angelegt und Hawkeye zog sich flache Schuhe und eine dünne Jacke an. Ohne weitere Worte verließ sie die Wohnung und ich hatte Eile ihr nach zu kommen, alleine wollte ich wirklich nicht in ihrer Wohnung bleiben.

Eins musste ich zugeben, Black Hayate war wirklich irgendwie niedlich wie er voller Freude über einen vertrockneten Ast durch den Park tollte. Und hier stand ich, der Flame Alchemist, doch tatsächlich mit einem zweiten trockenen Ast in der Hand und versuchte dem Hund seinen Stock abzunehmen. Dieses Spiel war nicht nur erschreckend unsinnig, es war auch entwürdigend für uns beide, nur realisierten wir es noch nicht und hatten unseren Spaß daran mit Ästen um einander rum zu laufen und zu knurren. Nur um das klar zu stellen, Black Hayate knurrte, ich natürlich nicht, dieses letzte bisschen Würde behielt ich genau wie meine Kleidung bei unserem kleinen Spiel.
 

Den beiden Schwarzhaarigen beim Spielen zu sehen hatte etwas unglaublich beruhigendes, weshalb ich den Anblick nicht zu knapp genoss. Es hatte etwas Beruhigendes wie sie sich immer wieder umkreisten, um dann doch auseinander zu laufen, bevor das Ganze wieder von vorne begann. Sie hatten meine volle Aufmerksamkeit und so bemerkte ich nicht, wie sich jemand neben mich auf die Parkbank setzte. Erst als er sich leise neben mir räusperte, blickte ich auf und in ein bekanntes Gesicht.

„Jon, nicht wahr? Was ein Zufall, dass wir uns hier treffen.“ Ein klein wenig freute ich mich den Krankenpfleger zu sehen, er hatte mich durch sein immer freundliches Lächeln mehr aufgebaut, als ich es vermutet hätte. Er schenkte mir wieder dieses Lächeln und ich konnte nicht anders, als es zu erwidern.

„Ein Zufall ist es wirklich, aber ein angenehmer, wenn ich das hinzufügen darf. Ich hätte nicht erwartet, dass eine Frau wie Sie in dieser Gegend wohnt. Aber es wundert mich nicht, Sie in Gesellschaft eines Mannes anzutreffen.“ Auf einmal wirkte er bitter auf mich, er dachte falsch von uns beiden, das sah ich ihm deutlich an. Ich hatte das dringende Bedürfnis seine Gedanken richtig zu stellen, warum genau wusste ich nicht. Der Oberst und ich standen uns nah, das war unbestreitbar und ich war froh in seiner Nähe sein zu dürfen, aber der Gedanke wir könnten ein Paar sein widerstrebte mir in diesem Moment mehr als je zuvor. Jetzt wo ich darüber nachdachte, gefiel es mir sehr gut und beruhigte mich, dass ich alleinstehend war und niemanden fest an meiner Seite zu haben, nur meine Freunde.

„Er ist nur ein Freund oder etwas in diese Richtung, so wirklich definieren kann ich es nicht. Das liegt wohl daran, dass er mein Vorgesetzter ist.“ Ich hätte Roy Mustang als einen Freund bezeichnet, einen guten Freund sogar, wir hatten viel zusammen durchgestanden und waren in dieser Zeit zusammen gewachsen und ohne einen Moment zu zögern würde ich mein Leben für diesen Mann geben. Aber eine Liebesbeziehung konnte ich mir nicht vorstellen und wollte es auch nicht, ich hatte kein solches Interesse an ihm, nicht wie so viele andere Frauen. Jons Lächeln wurde wieder so strahlend wie zu vor, als er das hörte und er drehte sich etwas mehr zu mir, so dass wir mehr gegenüber als nebeneinander saßen.

„Es freut mich sehr, das zu hören. Ebenso freut es mich, Sie in so guter Verfassung zu sehen. Vielleicht schmeichelt Ihnen das Licht hier einfach und sie sehen deshalb so gut aus.“ Wäre er ein Fremder gewesen, ich hätte es für einen schlechten Anmachspruch gehalten und wäre verschwunden, aber bei Jon hatte ich das Gefühl, er meinte es wirklich ernst und versuchte nicht mich mit Komplimenten zu gewinnen. Das erklärte trotzdem nicht, warum ich mich überhaupt auf ihn einließ, da war nicht meine Art.

„Danke. Ich fühle mich einfach gut hier an der frischen Luft weit, weit weg vom Krankenhaus, vielleicht liegt es daran.“ Was war bloß los mit mir, dass ich so einen Stuss redete, wahren Stuss allerdings, aber das ging Jon nichts an. Wir kannten uns nicht, er hatte mich nur äußerst nett behandelt, solange ich im Krankenhaus war und das war sein Job, was bildete ich mir hier eigentlich ein. Zudem war er nicht mein Typ, das war sicher, das brauchte ich mir nicht einzureden. Trotzdem wiederholte ich es wie einen Sprechgesang innerlich immer wieder, vielleicht würde dieser dumme Teil von mir dann endlich aufhören.

„Ich hoffe, Sie haben eine Abneigung gegen Krankenhäuser und nicht gegen das Personal. Wir arbeiten hart, um es den Patienten so angenehm wie möglich zu machen, das fällt nicht immer leicht, bei anderen dafür besonders.“ Da war es wieder, dieses Lächeln, dass ich im Krankenhaus noch so gut zu ignorieren wusste, warum zog es mich nur jetzt in seinen Bann. Ich musste wieder zur Gesinnung kommen, dringend.

„Gewiss liegt es nicht an Ihnen, ich habe nur zu viele schlechte Erfahrungen in Krankenhäusern gemacht, um mich dort wirklich wohl zu fühlen.“ Ich versuchte mit aller Macht keine Nähe zu ihm aufzubauen, aber es gelang mir einfach nicht, vielleicht sollte ich mich damit abfinden. Es würde mir nicht schaden seine Gesellschaft ein wenig zu genießen, mehr als eine Freundschaft würde nicht dabei rauskommen und ich würde auch nicht mehr geschehen lassen, das wusste ich. Warum hatte ich mich dann so sehr davor gescheut, ihm zu verfallen? Ich verwirrte mich momentan zu oft selbst, um wirklich bei voller geistiger Gesundheit sein zu können.

„Da bin ich erleichtert, einen schlechten Eindruck hinterlassen wollte ich durchaus nicht, nicht bei einer so hübschen Frau.“ Diese Worte, dazu sein Lächeln, warum machte er es mir nur so schwer in nicht von Anfang an zu mögen. „Riza, ich werde Sie beim Vornamen nennen, da sie es bei mir auch tun, erlauben Sie mir ein paar Fragen?“ Wie könnte ich nur nein sagen, bei dieser Frage. Ich nickte nur mit einem Lächeln, in der Angst sonst etwas Dummes zu sagen.

„Würden Sie mir etwas über Ihren Beruf erzählen? Ihr enger Kontakt mit einem Oberst macht mich sehr neugierig.“ Anscheinend hatte Mustang dem Krankenhaus nur meinen Namen genannt, es machte Sinn und ich war ihm dankbar dafür, nur war meine Verbindung zum Militär schwer zu leugnen, wenn ich rund um die Uhr von so vielen von ihnen umgeben war.

„Ich arbeite unter Oberst Mustang und versuche mein Bestes um ihm zur Hand zu gehen, nicht anders, als die anderen Männer unter seinem Kommando. Wenn ich mich noch einmal vorstellen darf, Oberleutnant Riza Hawkeye, aber Sie dürfen mich gerne Riza nennen.“ Diese Antwort wirkte albern, warum hatte ich das bloß gesagt, was sollte er jetzt von mir denken, so war ich doch sonst nicht. Erst einmal Luft holen, er reagierte doch positiv, wieder mit einem Lächeln bei dem die Sonne aufzugehen schien. Erst jetzt fiel mir auf, dass die Sonne wirklich hoch am Himmel stand, bald war schon Mittag und langsam wurde es wirklich warm an diesem Herbsttag.

„Sie müssen wirklich einiges aushalten können, wenn Sie nur mit Männern zusammen arbeiten. Ich möchte Ihnen meinen Respekt aussprechen, ich würde das sicherlich nicht aushalten. Ich bin froh, mit so vielen verschiedenen Menschen arbeiten zu können und nicht jeden Tag die gleichen Gesichter zu sehen, das wäre mir zu langweilig.“ Er musste seinen Job wirklich lieben, sonst könnte er nicht so darüber reden und sich allein an dem Gedanken erfreuen. Ich sah ihn gerne so lächeln und strahlen, besonders im warmen Sonnenlicht.

Warum dachte ich nur wieder solche Sachen, wir kannten uns noch gar nicht wirklich und trotzdem genoss ich seinen Anblick, seine Freude an kleinen Dingen und seine Stimme. Vielleicht war ich einfach noch nicht ganz auf den Beinen und versuchte mich an jemand Fremden zu erfreuen, genau, das musste es sein, da war nichts anderes. Die Tatsache, dass wir alleine hier saßen, erleichterte mich ein wenig, so bekam niemand, der mich etwas näher kannte, mit, was ich hier veranstaltete. Es war schon für mich peinlich genug, das musste ich nicht noch von meinen Freunden hören. Ich musste meine Gedanken besser sortieren und mich auf Jon konzentrieren, dann würde alles gut werden und ich würde diesen Tag ohne eine weitere nur für mich sichtbare Peinlichkeit überstehen.

„Ich finde es schön so, wie es ist, auch ohne jeden Tag neue Leute kennen zu lernen.“ Das dringende Bedürfnis zu lachen tat sich in mir auf, aber ich konnte es soweit unterdrücken, nur zu lächeln. „Außerdem möchte ich jemandem wie Ihnen den Job nicht streitig machen, Sie sind einfach zu gerne und zu gut dabei. Jeder tut das, was ihm wichtig ist, nicht wahr?“ Als er zu lachen begann, konnte ich nicht anders als mit einzustimmen, leider zogen wir so die Aufmerksamkeit von Black Hayate und Oberst Mustang auf uns. Mein kleiner Mitbewohner ließ den Oberst links liegen, natürlich nicht wörtlich gemeint und kam mit voller Geschwindigkeit und seinem Stock im Maul auf uns zu. Jon zuckte neben mir für einen Moment zusammen, bis der Hund schwanzwedelnd den Stock vor uns auf den Boden fallen ließ. Er war wirklich süß und ich wollte ihm gerade unbedingt eine Freude machen, also wurde er kurz gestreichelt und dann warf ich ihm den Stock, weit über den Kopf des Obersts weg.

„Hey! Jonny! Bist du auch schon hier?“ Ein großer blonder Mann hatte die Hand zum Gruß erhoben als er auf uns zu kam. Kurz nach ihm folgten noch zwei weitere Männer, grüßten Jon herzlich und klopften ihm auf die Schulter, das gleiche ging mit einem schallenden Lachen von ihm zurück. Während die vier Männer sich freundschaftlich neckten und in ein kurzes Gespräch vertieften, hielt ich mich weit im Hintergrund und bemerkte so, wie der Oberst mit ernster Miene und dem schwarzen Hund im Schlepptau zu mir kam und sich bei mir postierte. Er schien sich mit dieser Entwicklung nicht wohl zu fühlen, wollte sich aber noch nicht einmischen.

„Riza.“ Jon kam mit einem entschuldigen Lächeln auf mich zu. „Was würden Sie davon halten, wenn wir uns Freitagabend zum Essen treffen und dort unser Gespräch wieder aufgreifen? Ich würde mich gerne noch Stunden mit Ihnen unterhalten, aber die Verabredung mit meinen Freunden stand leider schon vorher fest.“ Das erste Mal seit unser Gespräch begonnen hatte, dachte ich wirklich gründlich nach, bevor ich antworte, denn jetzt wurde es ernst und ich spürte den stechenden Blick des Obersts in meinem Nacken. Mein Misstrauen in Jon war verschwunden oder zumindest so klein geworden, dass ich es nicht mehr direkt bemerkte. Ich hatte keine Furcht davor ein Essen mit ihm allein zu verbringen, ich war stark und sollte er aufdringlich werden, würde ich damit umgehen können. Diesen Gedanken ließ ich immer stärker werden, bis ich wirklich daran glaubte, dann lächelte ich Jon an.

„Das klingt sehr gut.“ Schnell legten wir uns auf ein Restaurant in der Nähe und eine Zeit fest und dann verschwand er mit seinen Freunden. Der Oberst und ich setzten uns auf die Parkbank mit einer halben Armlänge Abstand voneinander und Black Hayate auf dem Boden zwischen uns liegend.
 

Was war bloß los mit Hawkeye, warum musste sie sich mit ihm treffen, solche Dinge tat sie doch sonst nicht, warum dann ausgerechnet jetzt, wo wir alle in Sorge um sie waren. Was ging bloß im Kopf dieser Frau vor? Frau. Wie konnte ich diese Tatsache so leicht vergessen, ich sah sie doch jeden Tag oder vielleicht lag es gerade daran. Natürlich war Hawkeye eine Frau, vor zwei Wochen hatte ich das nicht aus dem Kopf kriegen können und jetzt ignorierte ich es einfach. Leider wusste ich nur zu gut, was ihr Verhalten und diese Blicke zu bedeuten hatten, aber Hawkeye war nicht so, sie würde sich nicht einfach Hals über Kopf in jemanden verlieben, schon gar nicht in so einen hässlichen Schleimer. Aber warum sah sie dann die ganze Zeit zu ihm rüber, wie er da mit seinen Freunden stand und sich unterhielt. Na super, jetzt mussten die auch noch anfangen Fußball zu spielen. Ich musste sie irgendwie bekehren, aber wie sollte ich das tun, ohne sie merken zu lassen, was ich vorhatte, sie würde nur sauer, wenn sie es merken würde. Es würde eine harte Arbeit werden, zudem mussten wir noch immer unseren Serienvergewaltiger fassen und brauchten hierfür dringend Hawkeyes Erinnerung, sonst würde es vielleicht nicht gelingen oder zu lange dauern und noch mehr Opfer fordern. Sie war die Einzige, die uns helfen konnte, daran musste ich sie wieder erinnern, Sie konnte andere Frauen vor so einem Schicksal retten, ihre Erinnerungen konnten nicht verloren sein, irgendwo in ihr waren sie noch.

„Hawkeye? Sie würden Ihr Leben doch nicht für einen Fremden aufs Spiel setzen, oder? Besonders nicht in der aktuellen Situation.“ Sie schaute nur kurz zu mir, schien sich schwer vom Anblick der Männer lösen zu können und schüttelte nur abwesend den Kopf, statt mir zu antworten, das machte mir langsam Sorgen. Die Männer sahen nicht gut genug aus, um in Hawkeye so eine Reaktion hervorzurufen, wirklich nicht. Ja, ich musste zugeben, dass sie größer und etwas besser trainiert als ich waren und selbst ich war nicht von schlechten Eltern. Sie könnten möglicherweise attraktiv wirken, wenn man auf durchtrainierte Männer stand, ich genoss ja eher den Anblick von Brüsten am weiblichen Geschlecht. Während sie dem Ball hinterher jagten und die Blicke der Frauen nur so auf sich zogen, bildeten sich Schweißflecken auf ihren Hemden, damit war es vorbei mit dem guten Eindruck, hoffte ich zumindest. Durch die an ihnen klebenden Hemden wurden ihre Muskeln nur noch deutlich betont und ich konnte die Pheromone nur so aus ihrem Körper strömen sehen.

Endlich hatten sie aufgehört, leider war das für Hawkeye kein Grund mir nun ihre Aufmerksamkeit zu schenken, dabei wollte ich ernsthaft mit ihr reden, aber nein, sie schaute lieber zu den durchgeschwitzten Männern und hatte dabei besonders Jon im Blick. Von Sekunden zu Sekunden wurde ich angepisster, sie könnte wenigstens nicht ganz so offensichtlich hinsehen, auch wenn Jon sich das feuchte Hemd auszog und seine Muskeln zeigte. Die Sonne schien sich auch gegen mich verschworen zu haben, denn sie schien fast genau auf ihn, sodass er in der Sonne leicht glänzte und wirklich gut aussah, aus weiblicher Sicht natürlich. Immerhin sah er nicht hierher, sonst wäre es wohl ganz um sie geschehen. Je länger ich ihn beobachtete desto besser fühlte ich mich, er konnte ja noch nicht einmal richtig trinken, die Hälfte lief ihm über den Oberkörper, wie lächerlich er aussah, aber das sah wohl nur ich so. Die Damenwelt schien sich nur schwer zurückhalten zu können, ihn und seine Freunde anzuspringen. Jetzt wurde es mir echt zu bunt.

„Hawkeye. Kommen Sie. Wir gehen ins Büro. Und das ist ein Befehl.“ Es war mir egal, wenn sie merkte, wie angefressen ich war, ich wollte nur noch weg von diesem, diesem Mann. Hawkeye konnte mir auch in ihrem jetzigen Zustand helfen die Akten durchzusehen, wir mussten uns beeilen und dafür musste ich hart durchgreifen und sie von ihm wegbringen. Sie war immer noch Teil meines Teams und obwohl sie nicht aktiv mitarbeiten sollte, konnte sie immer noch lesen. Das hatte ich zumindest beschlossen, als ich sie mit Befehlsgewalt zum Hauptquartier brachte.

Verlangen

Endlich war ich in meinem Bett, hatte vorher eine lange Dusche genossen und heute Nacht nur Falman in der Wohnung. Er war ruhig, hielt sich aus meinen Angelegenheiten raus und saß nur für den Fall der Fälle im Wohnzimmer und las, das war das Beste, was ich in dieser Situation erwarten konnte. Jetzt hieß es endlich, nach stundenlangem, erfolglosem Akten durchforsten, schlafen gehen.

Papiere, Papiere und noch mehr Papiere, mehr war nicht vor meinen Augen. Ich las sie nicht einmal, unterzeichnete sie nur und schob sie zur Seite, doch es schienen einfach nicht weniger zu werden. Warum musste ich überhaupt die ganze Arbeit machen, auf den meisten Papieren konnte ich den Namen Roy Mustang erhaschen, doch bevor ich etwas richtig lesen konnte, war das Papier schon wieder weg. Die Haufen wurden immer größer und schwankten immer stärker, ich hoffte nur, sie würden nicht umfallen und mich unter ihnen begraben.

„Hawkeye! Beeilen Sie sich ein bisschen, das muss alles bis heute Abend fertig sein!“ Der Oberst sah mich wütend an und knallte noch mehr Dokumente auf meinen Papierstapel. Ich wagte es nicht, ihm zu widersprechen, es musste einen Grund für diese Arbeit geben, aber ich kannte diesen Grund nicht. Ich wollte ihn nicht noch mehr verärgern, wenn er schon so sauer war, es gab immer einen Auslöser für so eine Wut, besonders bei Oberst Mustang. Plötzlich stürzte ein Stapel nach dem anderen um und ich wurde unter einer Flut von Dokumenten begraben.

Ein warmer Windhauch ließ mich wieder aufblicken. Das Papier war verschwunden, genauso wie mein Schreibtisch und der Oberst. Verwirrt blickte ich mich um, ich sah nur Sand, Sand und nochmals Sand, aber hinter mir konnte ich das leise Rauschen von Wellen vernehmen. Ich saß am Strand, den Blick auf das blaue Meer gerichtet und spürte eine warme Brise auf meiner nackten Haut. Hatte ich nicht gerade noch eine Uniform getragen? Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern, jetzt allerdings hatte ich nur einen Badeanzug an, wie ich ihn schon oft in Magazinen gesehen, aber noch nie selbst getragen hatte. Es war ein merkwürdiges Gefühl nur so wenig und zudem enganliegende Kleidung zu tragen und die Brise auf fast jedem Zentimeter meiner Haut zu spüren. Immer hatte ich darauf geachtet, nicht zu viel preiszugeben, um das Tattoo zu verbergen. Das Tattoo. Hastig blickte ich mich um, doch ich konnte nirgendwo jemanden sehen, ich hörte nur einige Vögel ihre Rufe ausstoßen. Ich sollte versuchen Kleidung zu finden, so sehr ich diese Situation auch genoss.

Mich immer weiter umblickend ging ich den Strand entlang, irgendwo musste ich etwas finden, niemand durfte meinen Rücken sehen, niemand. Wie ich es auf der Akademie gelernt hatte, sondierte ich meine Umgebung und hielt weitsichtig Ausschau nach Menschen, doch ich erblickte kein einziges Lebewesen. Ruhig atmend versuchte ich mein Tempo bei zu behalten, mich weder von der Panik noch vom Meeresrauschen ablenken zu lassen, doch so ganz gelang es mir nicht. Ich stolperte, den Grund konnte ich nicht ausmachen und fiel mit dem Gesicht voran in den warmen Sand. Ich konnte nicht mehr atmen, aber es störte mich nicht, ich war ganz entspannt, als sich langsam der Sand um mich schloss, als würde ich darin versinken. Ganz umhüllt von warmem Sand lag ich hier und war glücklich.

Meine Kehle schmerzte, als hätte ich stundenlang geschrien. Ich versuchte ruhig zu atmen und mich nicht aufzuregen, sonst würde ich nur Ärger bekommen. Ich drückte meine Wange gegen das Kissen, auf dem ich lag und schlang die Arme darum. Ich durfte nicht mehr schreien, ich musste ruhig bleiben, ich tat das freiwillig, weil ich ihn liebte. Doch als die kalte Nadel wieder in meine Haut eindrang, konnte ich einen erneuten Schrei nicht unterdrücken. Mein ganzer Rücken fühlte sich an, als würde er in Flammen aufgehen, welche Ironie. Endlich schien mir eine Pause vergönnt zu sein, doch ich konnte mich nicht rühren, mein Rücken schmerzte zu sehr. Ich spürte wie sich sanft eine warme Hand auf meinen Arm legte.

„Es tut mir so leid, Riza“, flüsterte er mir zu. „Bleib einfach liegen, ich hole dir etwas.“ Ich konnte auch nichts anderes tun als liegen und das Kissen an meine noch kaum entwickelte Brust drücken. Nach dem Ticken der Standuhr zu urteilen kam er nach drei Minuten wieder und kniete sich neben mich. Ich konnte sein besorgtes, aber liebevolles Gesicht sehen und erkennen, wie sehr er mit mir litt, er wollte mir nicht weh tun, aber er wusste auch nicht, wie er sein Geheimnis sonst schützen sollte. Es war meine Entscheidung gewesen, also musste ich damit leben, aber es tat zu sehr weh. Sanft schob er mir nach einander drei Tabletten in den Mund und half mir mit einem Glas Wasser sie hinunter zu schlucken. Das Wasser tat so gut und ich trank in langsamen Zügen das ganze Glas leer. Danach legte ich den Kopf wieder auf das Kissen und schloss für einen Moment die Augen, sobald ich sie wieder öffnete, hatte er frisches Wasser in dem Glas und ich roch Suppe.

„Riza, bitte mach den Mund auf, du musst ein bisschen etwas essen.“ Ganz langsam ließ ich mich mit etwas Suppe füttern und trank noch mehr Wasser. Es gab keinen Teil meines Körpers der nicht schmerzte, ich konnte mich nicht entspannen und verstärkte so den Schmerz noch mehr. Erneut schloss ich die Augen, um Ruhe zu finden, doch es wollte mir nicht gelingen, erst hinderte mich der Schmerz und dann meine eigenen Gedanken. Ohne nachzudenken drehte ich mich auf den Rücken, um in dieser Position Schlaf zu finden.

Ein spitzer Stein bohrte sich durch die Decke in meinen Rücken, was mich sofort aufspringen ließ. Ich musste vorsichtig sein, um nicht gegen die Zeltplane zu stoßen, die sowieso nicht sehr stabil befestigt war, also ging ich schnell wieder auf die Knie und entfernte mehrere kleine Steine unter meiner Decke. Ich hasste es in diesem Lager, unbequem war einfach kein Ausdruck und selbst wenn ich eine bequeme Position gefunden hatte, wurde ich durch Krämpfe gequält. Ich wollte nach Hause, auch wenn ich dort allein war, überall war es besser als hier. Vorsichtig legte ich mich wieder hin, um nicht erneut auf einem Stein zu landen. Nach einer halben Stunde lag ich endlich bequem und war kurz davor Ruhe zu finden, doch plötzliche Schmerzen hinderten mich daran. Ich zog die Knie nah an meine Körpermitte und schlang die Arme um mich, um so den Schmerz besser ertragen zu können, doch es half nichts. Nur langsam und kaum merklich ließen die Schmerzen nach und ich konnte endlich etwas Schlaf finden auf dem kalten, harten Boden. Im Halbschlaf konnte ich hören, wie ein kräftiger Wind über das Lager fegte und schon kurz darauf trommelten die ersten Regentropfen auf die Zeltplanen nieder. Zuerst war ihr Rhythmus langsam, wurde dann aber immer kräftiger, bis es so stark regnete, dass es wie ein einziger Ton klang. Dieses Geräusch wirkte beruhigend auf mich und ich konnte mich weiter entspannen, zumindest bis ich mit Schrecken feststellte, dass ich komplett nass in einer Pfütze lag und zu zittern begann.

Mein Kopf schmerzte, nur mühsam gelang es mir die Augen zu öffnen. Ich spürte, wie sich etwas Warmes unter mir ausbreitete, ich schätzte es war Blut, das aus diversen Verletzungen floss. Außer dem warmen Blut war es kalt, zu kalt. Ich fror auf dem kalten Steinboden, eher eine Straße und zitterte. Aber nicht nur die Kälte verursachte mein Zittern, der Hauptgrund war er. Er hatte nicht bemerkt, dass ich wieder zu Bewusstsein gekommen war und ich würde es ihm auch nicht zeigen, aber solange er nicht hinsah, konnte ich ihn beobachten und vielleicht einen Ausweg aus dieser Situation finden. Sein Gesicht konnte ich nicht sehen, nur seine kaputte Hose und sein zerknittertes Jackett. Es gab keine Auffälligkeiten, aber ich musste welche finden, wie sollte ich ihn sonst dingfest machen. Verzweifelt versuchte ich einen Anhaltspunkt zu finden, aber mein Schädel dröhnte immer lauter, was mir das Denken erschwerte. Da kam endlich etwas Bewegung in ihn. Er griff in seine Tasche und zog ein Klappmesser heraus, aber ein Klappmesser würde ihn nicht als Täter qualifizieren, viele Männer hatten eines. Doch wenn ich genau hinsah, konnte ich auf dem Griff etwas erkennen, ein Name. Das Glück war doch wieder auf meiner Seite. Opinel stand in klaren Buchstaben auf dem Griff.

Orientierungslos blickte ich an die Decke. Es war meine Decke und ich konnte Black Hayate auf meinen Beinen spüren. Vorsichtig sah ich mich um, ich schien wirklich in meinem Bett zu liegen, ich hatte also nur geträumt. Aber es war an einigen Stellen so real gewesen. Langsam griff ich mir an den Hinterkopf, noch immer war dort die Wunde zu ertasten. Vielleicht war es doch kein Traum gewesen. Ich setzte mich auf und stützte das Kinn in den Händen ab. Ganz sicher war es kein Traum gewesen, ich hatte mich wieder an etwas erinnert und ich konnte diese Information gebrauchen. Ganz ruhig versuchte ich aufzustehen und zur Tür zu gehen, doch ganz so ruhig, wie ich es mir gewünscht hätte, war ich nicht, dafür war es zu wichtig. Endlich am im Wohnzimmer stehenden Telefon angekommen, rief ich mir erneut den Namen ins Gedächtnis, ich wusste ihn noch, gut.

„Oberleutnant Hawkeye, ist alles in Ordnung?“ Ich konnte hören, wie Falman aufstand, während ich die Nummer des Obersts wählte, es war noch dunkel, demnach würde er wohl nach Zuhause sein. „Oberleutnant?“ Er klang wirklich ein wenig besorgt, aber er würde schon verstehen, sobald das Telefonat beendet war, deshalb forderte ich ihn mit einer Handbewegung zum Schweifen auf. Endlich nahm auch jemand ab.

„Hm?“ Ich hatte ihn also wirklich geweckt. „Es ist Nacht, wer stört mich?“

„Elizabeth. Roy, wir müssen dringend reden.“ Es war automatisch aus mir gekommen, ich konnte doch in dieser Angelegenheit frei sprechen, auf diese Art würde ich ihm nur einen Schreck verpassen und das wollte ich nicht. „Ich meine, Hawkeye, Sir. Ich habe wichtige Informationen zum Täter.“

„Ist alles in Ordnung bei Ihnen?“ Ich wusste, worauf er anspielen wollte, aber ich konnte mich noch immer nicht daran erinnern, also war es für mich noch immer nicht passiert.

„Ja, Sir, ich erinnere mich nur wieder an ein Detail. Der Täter hatte ein Klappmesser der Marke Opinel.“ Seine Freude darüber konnte ich nicht nachvollziehen, ich hatte noch nie von dieser Marke gehört und wusste nicht, ob es uns überhaupt weiterhelfen konnte, aber scheinbar war es ein großer Schritt voran.

„Wissen Sie, was das ist? Ein Importmesser, ein sehr Seltenes ebenso, aus Creta, das beschränkt unsere Suche auf nur wenige Verdächtige. Gleich morgen könnten wir mit den Verhören beginnen. Ich weiß genau, wo diese Messer herkommen, ich habe erst vor kurzem selbst...“ Mitten im Satz wurde er still, seine Worte schienen ihn zu reuen und ich wusste genau warum. Er dachte, ich würde ihn jetzt verdächtigen, doch wie konnte ich so etwas tun, ich war mir sicher, dass er es nicht war.

„Keine Sorge, Sir. Schlafen Sie gut.“ Ich legte zögerlich auf und ging dann ohne ein weiteres Wort zu verlieren zurück in mein Schlafzimmer.

Puzzleteil

Neben mir hatten vier Männer ein solches Opinel Messer erstanden, es war nicht sehr schwer gewesen, ihre Namen herauszufinden. Allerdings fiel es uns erstaunlich schwer, sie alle zu finden. Es hatte drei Wochen gedauert, bis wir sie alle in Central City und Umgebung gefunden hatten und bisher konnten wir nur einen zum Verhör führen und dem saß ich nun gegenüber. Sein Name war Thomas Blake und wie sich herausstellte, war er der ältere Bruder eines weiteren Verdächtigen. Er machte einen ganz netten Eindruck, wie er mit seinen schulterlangen blonden Haaren spielte und mich aus seinen blauen Augen heraus ansah. Aber ich hatte gelernt mich nicht von Äußerlichkeiten beeinflussen zu lassen, darunter lag der wahre Mensch und an den musste ich heran kommen.

„Könnte ich erfahren, warum Sie mich hierher gebracht haben?“ Auch seine Stimme war sehr angenehm, tief und mit einem warmen Klang, er hätte einen guten Nachrichtensprecher abgegeben. Ich musste meine Gedanken besser sortieren, jetzt wurde es ernst.

„Das werden Sie, aber von nun an, werde ich die Fragen stellen.“ Mehr als ein Schulterzucken konnte ich bei ihm nicht erkennen, aber es störte mich auch nicht großartig. „Nur fürs Protokoll, nennen Sie mir bitte Ihren Namen und Ihr Alter.“

„Thomas Blake, 29.“

„Was machen Sie beruflich?“

„Ich bin Tischler.“

„Ist es richtig, dass Sie ein Opinel Klappmesser besitzen?“ Ich blieb vollkommen ruhig und ich hatte mir vorgenommen, das auch bei jeder Antwort weiterhin zu bleiben. Trotzdem saß Havoc zur Sicherheit an die Wand gelehnt hinter mir. Eine junge Frau saß etwas abseits von uns und führte Protokoll über dieses Verhör, ein Grund mehr in jeder Situation einen kühlen Kopf zu bewahren.

„Ja, hab ich zusammen mit meinem kleinen Bruder gekauft. Wir wollten etwas Besonderes haben, das uns verbindet.“

„Haben Sie das Messer für eine Zeit verliehen oder wurde es Ihnen gestohlen?“

„Nein. Ich passe gut darauf auf und es ist weder verliehen noch gestohlen worden.“

„Wo waren Sie am Mittwochabend vor fünf Wochen?“ Ich würde alle Verdächtige zuerst nur über Hawkeyes Fall befragen, die Alibis zu den anderen Zeiten würden die Männer für mich recherchieren.

„Ich war mit ein paar Freunden etwas trinken. Wir haben den ganzen Abend, bis irgendwann nach Mitternacht in einer Bar mitten in der Stadt verbracht. Wie sie heißt, weiß ich aber leider nicht mehr. Ich könnte sie Ihnen aber zeigen.“

„Das ist nicht nötig. Bitte schreiben Sie mir aber die Namen Ihrer Freunde auf. Wir werden das überprüfen.“ Ich schob ihm ein Blatt und einen Stift hin. Sein Alibi würde ich die Anderen überprüfen lassen, ich kümmerte mich momentan nur um die Verhöre und Hawkeye, obwohl sie uns vorerst aus ihrer Wohnung geschmissen hatte. Ihre Freundin Catalina war extra aus East City gekommen, um sich etwas um sie zu kümmern und würde die nächste Zeit diesen Job für uns übernehmen, das war für alle angenehmer. Ich würde mich jetzt aber voll und ganz auf das Verhör konzentrieren, besonders da Blake schon ungeduldig wurde.

„Würden Sie mir jetzt verraten, warum ich Ihnen das alles erzählen sollte?“

„Sie werden verdächtig, der Serienvergewaltiger von Central City zu sein. Eines der Opfer hat ein Opinel-Messer, wie Sie es besitzen, beim Täter entdeckt.“

„Das kann gar nicht sein!“ Er sprang aufgebracht auf, wurde aber sofort von Havoc zurück in den Stuhl gedrückt. Jetzt wurde es interessant, wenn er nichts wusste, dann würde ich meine Handschuhe essen.

„Möchten Sie mir etwas mitteilen, Mr. Blake?“ Ich versuchte ruhig zu bleiben, aber sein Verhalten machte es mir schwer. Er wurde nervös und blass und ich konnte sehen, dass seine Hände feucht wurden. Er schwieg und sah starr auf den Tisch, er machte sich nur verdächtiger, aber das schien ihm nicht bewusst zu sein. „Ich höre.“

„Ich werde Ihnen gar nichts sagen.“ Er würde noch bemerken, dass auf stur schalten nicht half.

„Sie wissen, dass ich Mittel und Wege habe Sie zum Sprechen zu bringen, nehme ich an.“ Nur als Drohung zog ich einen Handschuh aus der Tasche und über meine Hand. Ich hatte nicht vor die Drohung wahr zu machen, aber würde schon an die Informationen kommen. Seinem Gesichtsausdruck zu urteilen, zeigte die Geste aber ihre Wirkung.

„Ich werde meinen Bruder nicht verraten.“ Er flüsterte zwar, aber trotzdem konnte ich es nur zu gut verstehen.

„Ihr Bruder?“

„Er kann es nicht gewesen sein, so etwas würde er nicht tun.“ Jetzt wurde es interessant, obwohl es mich auch etwas verwirrte, hatte er seinen Bruder doch als Alibi genannt. Ich würde ihn erst einmal nicht unterbrechen, er schien mehr mit sich selbst als mit mir zu reden und dabei kam einiges raus.

„Noch jemand anderes muss ein Messer haben. Ganz sicher, Sie müssen sich irren.“

„Ich irre mich nicht, wir haben die Namen von allen Kunden, die ein Messer gekauft haben, aber es gibt durchaus neben Ihnen und Ihrem Bruder zwei Männer, die eines erstanden haben.“

„Die waren es nicht, sicher nicht, so etwas würden sie nicht tun.“

„Kennen Sie die Männer?“ Daraufhin schwieg er nur noch und starrte auf die Tischplatte. Er schien plötzlich nicht mehr mit mir reden zu wollen. „Ich habe Sie etwas gefragt.“ Er sah mir mit festem Blick direkt in die Augen und hielt die Lippen verschlossen. Ich erinnerte ihn daran, dass er lieber reden sollte, aber er schien mir noch immer nicht antworten zu wollen, aber ich würde nicht aufgeben.

„Nein, ich werde nichts mehr dazu sagen.“

„Dann werde ich es ganz einfach nehmen und Ihren Bruder fragen, der weiß von dem Hintergrund bisher noch nichts.“ Langsam stand ich auf, um ihm eine Chance zu geben, mit mir darüber zu reden, dabei lief ich die Funken um meinen Handschuh ein wenig knistern.

„Ja, wir kennen die beiden. Wir sind mit ihnen befreundet und sie waren mit uns einen Trinken. Sie können es also nicht gewesen sein.“

„Wie viel haben Sie von dem Abend noch in Erinnerung?“ Ich stand noch mit dem Rücken zu ihm und dem Gesicht zur Tür gewandt.

„Nicht sehr viel… Ich habe eine Menge getrunken und weiß eigentlich nur noch, wie ich mitten in der Nacht nach Hause gebracht wurde.“ Immerhin war er endlich ehrlich zu mir, auch wenn mir das Sorge bereitete, einer dieser Männer war der Täter und hatte es möglicherweise auf Hawkeye abgesehen, aber ich hatte sie noch nicht alle gefunden. Langsam drehte ich mich um und nahm Havoc die Akte und die Liste mit den Freunden Blakes ab. Der Leutnant schien zu verstehen, was ich vorhatte und nahm meinen Platz ein, als ich den Raum eiligen Schrittes verließ. Die Männer arbeiteten fleißig, wie ich bemerkte, als ich die gesammelten Informationen der Verdächtigen auf meinen Schreibtisch erblickte. Sie hatten sich wirklich eine Pause verdient. Ich aber verglich die beiden Listen, eigentlich müssten sie identisch sein, aber neben Lawrence Blake, Thomas Blake und Jeremy Carter, stand auf meiner Liste ein Benjamin Ashdown, während es auf Blakes Liste ein Jonathan Ashdown war. Für mich war klar, dass einer der beiden mein neuer Hauptverdächtiger war. Ich konzentrierte mich zuerst auf Benjamin, denn seine Akte lag auf meinem Tisch. Er war 53 Jahre alt und Inhaber eines kleinen Lebensmittelgeschäfts. Seine Frau war vor zehn Jahren verstorben und hatte ihn und seinen damals sechzehn Jahre alten Sohn Jonathan zurück gelassen. Ich konnte mir mittlerweile denken, wie das Puzzle zusammenpasste, es fehlte nur noch eine Verbindung zum Krankenhaus.

„Jon ist Krankenpfleger, ist wirklich praktisch, wenn wir uns mal verletzen.“ Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
 

Ich war wirklich aufgeregt. Heute Abend führte mich Jon schon wieder aus und ich freute mich jedes Mal ihn wieder zu sehen. Ich war erstaunt, wie schnell ich Gefühle für ihn entwickelt hatte und wie stark diese Gefühle mittlerweile geworden waren. Während dieser Zeit hatte ich mich immer weiter von Oberst Mustang und den anderen zurückgezogen und sie allein gelassen, aber ich wollte mir die schöne Zeit nicht verderben, indem ich mich wieder erinnerte. Mittlerweile hatte ich mich selbst fest davon überzeugt, dass mir nichts passiert war. Schnell legte ich noch etwas Lippenstift auf, bevor Jon mich abholte. Glücklich begrüßte ich ihn mit einer Umarmung und ließ mich von ihm mit einem Lächeln in ein Restaurant führen. Ich hatte eine großartige Zeit mit ihm, auch wenn ich mich nicht mehr ganz an unsere Gespräche erinnern konnte. Die Zeit verging wie im Flug und ich war von meinem Glück wie betäubt, als er mich nach Hause brachte. Ich wollte ihn nicht gehen lassen, den Quell meines Glückes. Zuerst zögernd suchte ich seine Lippen, aber sobald sich unserer Münder aufeinander legten, war jede Unsicherheit vergessen, jedes Mal wieder schien ich mich aufzuladen, wenn ich ihn küsste, aber dieses Gefühl war einfach nur wunderbar und berauschend. Schon lange achtete ich nicht mehr auf die kleine Unebenheit an seiner linken Wange, ich nahm sie einfach hin, so wie jedes Detail an ihm. Nur für eine Sekunde löste ich unseren Kuss und konnte ein Funkeln in Jons Augen erkennen, das mich bat ihn hinein zu lassen.

„Möchtest du nicht noch einen Moment reinkommen?“ Gleichzeitig hatte ich die Tür geöffnet und hielt sie mit einem Schritt schon in der Wohnung auf. Eine Antwort bekam ich nicht, aber sein Lächeln wurde breiter und er folgte mir sofort. Kaum war die Tür geschlossen, fanden sich unsere Lippen erneut und es schien, als würde dieser Kreis aus uns ansehen und küssen niemals enden und ich wollte es auch nicht. Ich hätte nicht gedacht, dass es passieren würde, aber in diesem Moment war mir eins klar geworden, ich war in Jon verliebt und das Hals über Kopf. Einen Sekunde konnte ich mich löse, um mich meiner hohen Schuhe und Jacke zu entledigen, genau wie Jon es mir nach tat. Kaum hatte ich mich wieder aufgerichtet, legte er die Arme um mich und zog mich an der Taille an sich ran.

„Du bist so schön, Riza.“ Schnell küsste ich ihn, bevor er noch mehr sagte, ich war ihm sowieso schon verfallen, auch ohne seine Komplimente und er schien das zu wissen. Seine Hände glitten langsam meinen hinteren Rücken hinab, bis sie auf meinem Po zum Stillstand kamen, aber diese schamvolle Situation hielt nicht lange an. Mit Leichtigkeit hob er mich hoch und noch bevor ich mich an ihm festhalten konnte, trug er mich durch das Wohnzimmer zu meinem Schlafzimmer. Er hielt mich sanft und sicher und ich fürchtete nicht, dass er mich nicht tragen konnte, doch fragte ich mich, was genau er plante. Meine Gedanken verschwammen wieder, als er mich küsste und in seinen Bann zog, ehe ich es realisieren konnte, lag ich halb aufgerichtet auf meinem Bett und wurde von Jons Lippen berührt, an jeder freien Stelle Haut. Es wurde immer mehr und ich hatte das Gefühl immer weniger von allem mitzubekommen. Meine Gefühlswelt wurde von ihm durcheinander geworfen und eröffnete mir immer größeren Freuden.

Als ich das nächste Mal die Augen öffnete waren wir beide unbekleidet und kurz davor etwas Dummes zu tun, mein Rationaler Teil allerdings wurde wieder von meinen Gefühlen durcheinander geworfen und so fand ich mich erst in der Kälte wieder wirklich zurecht. Alles hier kam mir so vertraut und doch fremd vor und die Wärme, die noch vor wenigen Sekunden durch Jon auf mich abgestrahlt war, wich einer eisigen Kälte in meinem Rücken.

Auflösung

Mein Kopf schmerzte, meine Sicht war verklärt und mein gesamter Körper pulsierte voller Pein. Ich lag auf dem Boden, spürte die Kälte in meine Muskeln eindringen und den Schmerz etwas lindern. Vor mir stand er, der mich so zugerichtet hatte und hatte nur eine kleine Wunde am Knie, wo meine Kugel ihn gestreift hatte. Grinsend kam er auf mich zu und zog ein Messer aus der Tasche.

„Ihr seid doch alle gleich, kleine Schlampen, die nur mit breiten Beinen durchs Leben kommen. Aber dir werd ich schon zeigen, was du davon hast. Mir nimmst du nichts mehr weg.“ Seine Stimme war so vertraut, ich hatte sie schon so oft gehört und auch sein Gesicht kam mir bekannt vor, aber es war doch anders. Entstellt. Aber woher sollte ich das genau wissen? Ich versuchte mich hochzustemmen und vor ihm zu fliehen, aber alle Kraft war aus mir gewichen, ich konnte ihm nur erstarrt zusehen, wie er sich mit dem Messer an meiner Kleidung zu schaffen machte. Ich spürte seine kalte Hand unter meinem Rock und kurz darauf, wie die Klinge meine Unterwäsche in Stücke schnitt. Ich wollte die Augen schließen, ihn bitten es zu lassen, davonlaufen, ihm eine Kugel zwischen die Augen verpassen, aber ich konnte nicht. Ich musste ihn ansehen, bei allem was er tat und konnte mich nicht wehren.

Mit einem Schrei erwachte ich, endlich konnte ich mich rühren. Ich wusste es noch, wieder, alles. Meine Erinnerung war zurückgekehrt und ich wünschte sie wäre fortgeblieben. Ich wollte nicht wissen, was er mir angetan hatte, wie konnte er das nur tun, wie konnte ich ihn lassen und warum hatte ich mich in ihn verliebt. Diese Tatsache traf mich wie einen Schlag in den Magen. Seine Stimme, sein Gesicht, sein Geruch. Der Mann, der mir das alles angetan hatte, war mein Freund, Jon. Ekel überrollte mich und ich war froh, es noch ins Bad zu schaffen. Ich hatte das Gefühl, alle Mahlzeiten der letzten zwei Wochen wiederzusehen. Ich war ausgelaugt und kraftlos, aber froh, als ich mich nicht mehr übergeben musste. Ein Geräusch im Flur ließ mich aufschrecken. Er war noch hier, er wusste nicht, dass ich es wusste. Er würde mich umbringen, wenn er es herausbekam. Ich versuchte ruhig zu bleiben, wickelte mich in ein Handtuch ein und öffnete dann langsam die Tür. Immer wieder redete ich mir ein, dass alles gut war, aber es half nur bedingt, doch ich war erleichtert, als nur Black Hayate mich ansah. Langsam ging ich zurück ins Schlafzimmer mit meinen kleinen Mitbewohner direkt hinter mir, aber das Zimmer war leer. Diese Chance nutzte ich, um mir schnell eine Bluse und eine Hose anzuziehen, bevor ich mich an die Inspizierung der anderen Räume machte. Alle waren leer, nirgendwo war eine Spur von Jon, bis auf einen kleinen Zettel in der Küche.

Ich brachte es nicht fertig, ihn mir anzusehen, zu lesen was darauf stand. Mühsam verschloss ich die Wohnungstür doppelt und dreifach und versteckte mich dann mit drei Pistolen und frischer Kleidung im Bad. Ich musste mich waschen, die Spuren seiner Berührungen vernichten, er hatte mich berührt, geküsst, geliebt und ich ekelte mich selbst an. Ich konnte nicht damit leben, es zerfraß mich innerlich und äußerlich, es musste weg, er durfte nicht wieder kommen, er sollte mir nichts antun. Ich hatte Angst. Auch unter dem heißen Wasserstrahl konnte ich nicht entspannen, meine Gedanken sprangen in alle Richtungen und in ihnen allen war Jon, ich wollte ihn vergessen, während ich wie wild an mir schrubbte und versuchte den Dreck von der Haut zu bekommen, aber er war da, immer.

Langsam gewann ich die Kontrolle über mich zurück und versuchte die Angst zu verdrängen. Ich legte eine Hose und eine feste Bluse an und verstaute die Pistolen so, dass ich sie schnell ergreifen konnte. Ich fühlte mich etwas besser, er würde mir nichts mehr tun können, ich konnte mich selbst beschützen. Jetzt brachte ich es auch fertig, die Nachricht zu lesen, die Jon mir hinterlassen hatte. Er hatte dringend gehen müssen und mich nicht wecken wollen, hoffte aber, mich am Abend in einem kleinen Café zu treffen. Ich hatte nicht vor hinzugehen, ich wollte ihn nicht wieder sehen, aber ich musste etwas gegen ihn tun. Mechanisch griff ich zum Telefon und wählte die Nummer ins Büro. Es fiel mir schwer den Code wiederzugeben, um durchgestellt zu werden, aber ich brachte es irgendwie fertig, ich hoffte nur, seine Stimme zu hören, doch nicht Oberst Mustang nahm ab, sondern Havoc.

„Ja? Havoc am Apparat.“

„Wo ist... Wo ist der Oberst?“

„Hawkeye? Ist etwas passiert? Sie klingen nicht gut.“ Er klang wirklich besorgt, schien sich aber mit meinem Schweigen für den Moment abzufinden. „Wo genau er ist, weiß ich nicht, er hat aber vor einer Viertelstunde aufgebracht das Gebäude verlassen. Soll ich ihm etwas ausrichten?“ Ich rang noch mit mir, ob ich etwas sagen sollte, aber langsam wurde ich wieder klarer im Kopf. Die rationale, vom Militär geprägte Seite meiner Selbst trat mehr in den Vordergrund, wie um mich zu schützen.

„Er soll sich so schnell wie möglich bei mir melden.“ Einen Moment zögerte ich. „Und bitte kommen Sie zu meiner Wohnung, Leutnant.“ Bevor er irgendwelche Fragen stellen konnte, hatte ich aufgelegt und mich an der Wand zu Boden gleiten lassen. Der kleine Hund kam langsam auf mich zugetapst und legte seine Schnauze auf mein Knie, wie als wolle er mir Trost spenden. Ich war froh, ihn bei mir zu haben, er passte auf mich auf, auch wenn mir in diesem Moment keine Gefahr drohte.

Jäh klopfte es an die Tür und ich hatte für einen Moment Angst, mein Herz würde durch den Schreck für einen Moment aussetzen. Tief durchatmend nahm ich eine meiner Pistolen in die Hand und beruhigte mich fast augenblicklich, obwohl die Intensität des Klopfens zunahm.

„Wer ist da.“ Meine Stimme klang fester, als ich es mir erhofft hatte.

„Hawkeye, lassen Sie mich bitte rein. Ich bin es, Roy Mustang.“ Kontrolliert ließ ich meinen Atem aus meiner Lunge entweichen, bevor ich die Tür öffnete. Sofort drängte er sich hinein und schloss die Tür erneut.

„Ist alles in Ordnung bei Ihnen, Hawkeye? Geht es Ihnen gut?“ Ich konnte ihm zuerst nicht in die Augen sehen, aber ich zwang mich dazu. Ich war erstaunt, als ich Angst, fast schon Panik darin erkennen konnte. Er musste sich genauso fühlen, wie ich vor wenigen Sekunden.

„Ich kann mich wieder an alles erinnern, Sir.“

„Dann wissen Sie, dass...“

„Ja, Jon. Und ich weiß, wo er in vier Stunden sein wird.“ Ich hatte wirklich verdammt lang geschlafen, unnatürlich lang, aber es konnte auch an dem liegen, was wir vor dem schlafen getan hatten. Allein bei dem Gedanken daran wurde mir schon wieder übel, aber das bisschen Wasser, dass ich getrunken hatte, blieb in meinem Magen.

„Stimmt etwas nicht?“ Besorgt legte er mir eine Hand auf die Schulter, aber ich zuckte weg. Meine Haut war noch zu empfindlich, so wie ich mir ihr umgegangen war. „Hawkeye.“ Das war schon fast ein Befehl zu sprechen.

„Er hat mich gestern Nacht heim gebracht und...“ Es war mir mehr als nur unangenehm in diese Richtung zu denken, geschweige denn etwas zu sagen, also wechselte ich einfach das Thema. „Er hat mir eine Nachricht geschrieben, wo und wann er mich heute Abend treffen will.“

„Sie gehen nicht dahin, das ist ein Befehl. Wir werden uns darum kümmern, während Sie in Sicherheit sind.“ Ich war ihm wirklich dankbar, aber ich würde nicht einfach daheim hoffen, dass sie Jon zu fassen kriegten.

Stundenlang sahen wir zu, wie die Sekunden dahin krochen. Breda bekam die Aufgabe bei mir zu bleiben und für meine Sicherheit zu sorgen, wie der Oberst es ausdrückte. Aber als die Männer weg waren, begannen Neugier und Ungeduld an mir zu nagen. Es hätte schon längst eine Nachricht eingehen müssen, schon vor zwanzig Minuten hätte der Zugriff erfolgen müssen. Nervös marschierte ich vor dem Telefon auf und ab und starrte es an, warum klingelte es nicht. Ich musste nur wissen, ob alles in Ordnung war. Breda war genervt von meinem Verhalten, verkniff sich aber jeglichen Kommentar und versuchte die Schritte zu ignorieren. Klingel. Gib ein Zeichen von dir. Melde dich endlich.

Sobald der erste Ton erklang, hatte ich den Hörer schon in der Hand und bat um Auskunft, doch fast so schnell, wie ich ihn gegriffen hatte, ließ ich den Hörer wieder fallen und rannte aus dem Raum. Ich dachte nicht nach, ich handelte nur. Falman hatte berichtet, der Oberst verfolge Jon, es habe einen Kampf gegeben, bevor der Krankenpfleger davon gelaufen sei und der Oberst hinterher. Havoc konnte noch am ehesten mit den beiden Schritt halten und war nun auf der Suche nach ihnen. Ich musste Roy helfen, er war in Gefahr und das konnte ich nicht aussitzen. Ich rannte durch die Straßen Central Citys, achtete nicht auf die Bürger, sah nur die drohenden Gefahr vor mir. Ich wusste nicht einmal wo sie hingelaufen waren, aber trotzdem musste ich zu ihnen. Ich war schon fast bei dem Café als der erste Tropfen vom Himmel fiel.

Das durfte nicht geschehen. Ich musste sie finden, schnell. Ohne zu wissen, wo ich lang lief, was um mich herum geschah, rannte ich immer weiter, auf der Suche nach Oberst Mustang. Ich konnte an nichts anderes denken, ihm durfte nichts geschehen, dafür hatte ich zu sorgen, das befahl mir mein Kopf und mein Herz. Einer Ahnung folgend bog ich in eine Seitenstraße ab und konnte endlich Lärm hören. Ja, das war die Stimme des Obersts und auch Jon. Ich rannte schneller, mittlerweile die Pistole in der Hand und sah die beiden in einem großen Innenhof gegenüber stehen.

„Du Schwein wirst büßen. Wie konntest du nur so etwas tun!“

„Was willst du mit mir machen, hä? Mich mit Dampfwölkchen bewerfen? Ich weiß, dass du nutzlos bist.“ Er lachte ein tiefes, schäbiges Lachen, das von allen Seiten wiederhallte. „Nur einer von uns beiden wird hier raus kommen und das wirst ganz bestimmt nicht du sein.“ Ich schlich mich an die beiden an, wollte ich doch unentdeckt bleiben, aber trotzdem für die Sicherheit des Obersts garantieren können.

„Ich war Soldat bevor ich Alchemist wurde, unterschätze mich bloß nicht, das könnte dein Ende bedeuten.“

„Hör doch auf mit der Dummschwätzerei. Ich weiß alles von Riza. Ich werde derjenige sein, der triumphiert, du bildest dir einfach zu viel ein, Oberst.“ Natürlich konnte der Oberst seine Alchemie bei diesem Wetter nicht anwenden, aber er konnte einen Kampf Mann gegen Mann auch so gewinnen. Er stürzte sich auf Jon, wie zu erwarten versuchten nun beide die Oberhand zu gewinnen. Noch immer beobachtete ich nur, obwohl ich eingreifen wollte, aber ich konnte mit der Kraft der beiden nicht mithalten. Ich hätte Jon anschießen können, aber die Angst war zu groß, den Oberst zu treffen, was war los mit mir. Ehe ich mich versah, stand ich in der Mitte des Hofes.

„Stopp!“ Beide Männer sahen mich an und lösten sich langsam voneinander.

„Riza, würdest du deinem Vorgesetzen bitte erklären, dass er mich in Frieden lassen soll.“

„Jon... wie konntest du das nur tun. Ich hätte... Du warst so freundlich und das alles nur...“

„Jon, Jon, Jon, wie konntest du nur, Jon, Jon.“ Er äffte mich nach und machte einen Schritt auf mich zu, bevor er neben sich auf den Boden spuckte. „Ich heiße Jonathan, verdammt! Ich habe es satt, dass ich für alle nur Jon, der kleine Scheißer bin. Und ich weiß nicht, was du dir überhaupt einbildest. Ihr seid doch alle gleich und ihr habt es alle verdient. Du kannst froh sein, dass ich meine wertvolle Zeit überhaupt für dich geopfert habe.“ Er zog etwas aus der Jackentasche und ich konnte mir schon denken, was es war. Als ich es aufblitzen sah, stürzte Mustang sich auf Jon, sodass das Messer einige Schritte weg geschleudert wurde. Beide verschmolzen wieder zu einer kämpfenden Masse und ich musste sie trennen, aber ich wollte keinen der beiden verletzen, also schoss ich in die Luft. Ich wünschte Havoc wäre hier, um zu helfen, warum musste ich nur so hilflos sein und wieso wollte der verdammte Regen nicht stoppen. Sie hatten aufgehört zu ringen und beschimpften sich wieder, taten dies aber immerhin ohne körperliche Gewalt. Jetzt erst fiel mir auf, was ich an dem Traum-Jon so merkwürdig gefunden hatte, die Narbe. In meiner Erinnerung hatte er eine große Narbe im Gesicht, aber ich hatte ihn nie mit so etwas Auffälligem gesehen. Der Regen wusch etwas Make-Up von seiner Wange und nun war die Narbe deutlich zu sehen. Wie konnte ich nur darauf reinfallen, ich hatte dieses Gesicht so oft gesehen und so oft geküsst.

„Ich bin das Schwein hier, hm? Sieh dich selbst an. Ich habe gesehen, was du Riza angetan hast, kein Wunder, dass du sie von allen fernhalten willst.“

„Sei still! Du hast keine Ahnung, wovon du redest! Du hast ihr als Einziger etwas angetan!“

„Das bildest du dir ein, Oberst, du hast sie gebrandmarkt, um sie dir gehorsam zu machen. Ich kenn doch Typen wie dich, die lassen keinen anderen an ihre Huren.“ Plötzlich blitzte das Messer wieder in Jons Hand auf und bewegte sich mit rasender Geschwindigkeit auf den Oberst zu. Das war der Moment, in dem ich die Kontrolle zurück erlangte. Wie von meinem Verstand an genau die richtige Position geleitet traf meine Kugel in seine Schulter und er ließ das Messer fallen.

„Du Drecksstück! Wie kannst du es nur wagen!“ Seine ganze Wut konzentrierte sich nun auf mich, aber dieses Mal würde ich nicht zurückweichen. Er rannte auf mich zu und auf der Hälfte des Weges traf ihn meine Kugel in die Seite, wodurch er zurückfiel, sich aber schnell wieder aufrappelte. Wieder hatte er das Messer in der Hand, ich konnte es kaum fassen, wie viel Glück er in dieser Sache hatte. Ich musste konzentriert bleiben, aber es viel mir schwer auf seinen Kopf zu zielen, ich empfand trotz allem etwas für ihn und konnte ihn nicht einfach umbringen.

„Jon, bitte hör auf. Alles kann ganz unkompliziert ausgehen, ergib dich einfach.“ Er schien sich erstaunlicherweise darauf einzulassen, diesen Moment nutzte der Oberst aus und griff nach den ausgestreckten Händen Jons.

„Das denkst du dir so.“ Mit einem breiten Grinsen stieß er zu.

„Nein!“ Das würde ich nicht zulassen, ich feuerte und dieses Mal hatte ich den Platz zwischen seinen Augenbrauen anvisiert. Niemand würde dem Oberst etwas tun, wenn ich etwas dagegen tun konnte. Nur die Zeit würde ihn mir wegnehmen. Ohne ihn konnte ich nicht leben, er hatte mich aufgefangen und aufgebaut, war mit mir durch dick und dünn gegangen und nichts und niemand würde ihn mir wegnehmen. Jon fiel leblos zu Boden. Der Oberst schien nur eine kleine Verletzung zu haben. Tränen der Erleichterung und der Trauer bahnten sich ihren Weg über meine Wangen und vermischten sich mit den Regentropfen und ich sackte in mich zusammen.

„Oberleutnant!“
 

Ich konnte nichts anderes tun, als Hawkeye in meine Arme zu schließen. Sie hatte viel durchgemacht, besonders in den letzten Stunden und ich würde ihr so gerne die Last abnehmen, aber ich konnte nicht. Jetzt konnte ich nur für sie da sein. Wie auf ein Zeichen begann der Regen zu stoppen und langsam drangen Sonnenstrahlen zu uns durch. Ich zog Hawkeye auf die Beine, hielt sie fest und sicher in meinen Armen und führte sie langsam die Straßen hinab. Ich hörte nichts als ein leises Schluchzen von ihr. Havoc hatte uns endlich gefunden und holte nun ein Auto, während wir auf einer kleinen Bank warteten. Sie war so sehr in sich gekehrt, es machte mir Sorgen. Das letzte Mal als ich sie so erlebt hatte, war fast zehn Jahre her. Es musste hart für sie sein.

Im warmen und trockenen Auto zog ich sie noch etwas näher an mich heran, hielt ihren Kopf sanft gegen meine Schulter und streichelte sie sanft. Es war mir eigentlich nicht gestattet, aber anders wusste ich sie nicht zu beruhigen und Havoc sah extra nicht hin. Nur langsam stoppten ihre Schluchzer, kehrte ihr Atem in seinen gewohnten Rhythmus zurück. Ich spürte einen sanften Druck von ihr ausgehend, als sie sich an den feuchten Stoff meiner Uniform drückte. Für sie war der Alptraum hier vorbei.

Jonathan Ashdown wurde mit 27 Jahren begraben. Auf seiner Beerdigung waren nur seine Freunde und sein Vater, die wir als Verdächtige gesehen hatten und sie alle schienen nichts von seinen Verbrechen zu wissen. Hawkeye und ich standen abseits und beobachteten alles. Wir waren ruhig, zeigten keine Regung, blieben professionell.

„Nie wieder“, murmelte sie. „Sir, ich danke Ihnen, ohne Sie hätte ich es nicht geschafft.“ Ich konnte ein dankbares Lächeln auf ihren Lippen erhaschen. „Wir müssen zurück ins Hauptquartier, es gibt noch eine Menge zu planen.“
 

Hier ist es nun, das letzte Kapitel. Ich möchte mich nun endlich für die Kommentare, welche mir den Tag jedes Mal versüßt haben, bedanken. Ehrlich gesagt finde ich es schade, dass es hier vorbei ist, aber es ist ein für mich angemessenes Ende, auch wenn ich Jonathan vermissen werde. Vielleicht stehe ich damit nicht ganz alleine da.

Danke also für all die wunderbaren Kommentare.



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Kommentare zu dieser Fanfic (9)

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Von: abgemeldet
2012-03-09T12:01:40+00:00 09.03.2012 13:01
Oh man, ich hatte so Angst vor dem Ende!
Angst, dass die Geschichte mies zu ende geht, unlogisch oder völlig banal.
Aber das Ende ist wirklich absolut angemessen und gut geworden!
Bin begeistert! :)
Yon hat einfach nicht mehr alle Tassem im Schrank oO' Wobei ich noch immer nicht ganz verstehe, warum er sich später noch auf sie eingelassen hast, obwohl er Frauen wie Riza doch eigentlich hasst... *grübel*
Mich würde auch interessieren, ob ihr irgendwas an Medikamenten eingeflößt wurde, wenn sie doch so plötzlich und so lang geschlafen hat... Aber das sind wohl so Dinge, die Jon mit sich genommen hat^^

Dass er gestorben ist freut mich irgendwie, muss ich zugeben. Riza hat ihn getötet. Ihr war der Oberst wichtiger (ja, bin bekennender Royai Fan ♥). Aber die Hauptsache ist, dass sie damit sich selbst beweisen konnte, dass sie sich verteidigen kann und nicht beschützt werden muss. Das ist ein wichtiger Aspekt, der zur Verarbeitung der ganzen Geschichte, einfach wichtig ist für sie!
Dass zum Schluss keine Roy-Riza-Romanze rauskam ist einerseits schade, andererseits hätte es sowieso nicht gepasst. Die kleine Vertrautheit am ende war perfekt. Auch, dass Havoc extra nicht hingeschaut hat, war gut beschrieben xD
Eigentlich, hab ich wirklich nix zu meckern am Ende der Story ♥

Vom Schreibstil her bin ich mal wieder begeistert ^-^
Obwohl ich die Ich-Perspektive überhaupt nicht favorisiere - ich glaub, das erwähnte ich bereits xD - finde ich sie dennoch sehr toll und kann sie mir gar nicht anders geschrieben vorstellen :)

Ich danke dir für fast zwei Monate, in denen ich diese FanFiction mit Begeisterung gefolgt bin! Ich habe gelacht, beinahe geweint, mich mit und über die Personen aufgeregt... Ich wurde einfach mitgerissen in eine Welt, die du beschrieben hast und bin noch immer begeistert.
Vielleicht habe ich ja irgendwann das Glück eine weitere FanFiction von dir zu lesen, in der es um Riza und/oder Roy geht.
Deine anderen FFs kenne ich zwar schon... aber ich glaub, ich werd sie nochmal lesen xD

Liebe Grüße und vielen Dank für die schöne, wenn auch traurige, Geschichte.

Sai
Von: abgemeldet
2012-03-02T11:16:56+00:00 02.03.2012 12:16
Naaiiiiiin!!!
Riza du doofes Huhn!!! T.T
Rizaaaa......

Oh mein Gott! Was für ein Kapitel!
Jon! Ich wusste es! Jon!!!
Bin bald vom Stuhl gefallen bei diesem Cut von Mustang's Ansicht zu Riza's...
Unglaublich...

*tiiiief durchatme*

So, zurück zur Kritik!
Wie erwähnt: geniales Kapitel! Der Cut ist einfach atemberaubend (wie gesagt, bin fast vom Stuhl gefallen und das im ernst!)
Wobei das Kapitel kleine Fragen aufwirft oO
Mustang beschtreibt, dass es hätte "drei Wochen gedauert, bis wir sie alle in Central City und Umgebung gefunden hatten" ... Später fragt er Thomas Blake aber, was er vor zwei Wochen (also in der Zeit des Suchens) getan hätte, obwohl er nach Hawkeyes Fall fragt...^^
Das passt halt zeitlich nicht...

Nun... weiteres verwirren löst bei mir die Stelle kurz vor dem Cut aus...
Mustang hat zwei Listen, die eine hatte er Blake abgenommen beim Verhör, wenn ich mich richtig erinnere... und die zweite war (laut Story) auch von Blake...? Oder war die eine von Mustangs Team zusammen gestellt worden? Ich denke mal so war das... Kommt nur leicht verwirrend rüber (oder es liegt daran, dass ich krank bin x_x')
Was ich aber wirklich nicht verstehe ist der Satz kurz vor dem Cut "Jon ist Krankenpfleger[...]"... Von wem kommt der?? Mustang ist ja nicht mehr im Verhör...

Aber abgesehen davon ist das Kapitel einfach mal genial!
Die Riza *kopf schüttel* ich krieg mich wirklich nicht mehr ein... Bin mal echt gespannt, auf das Motiv von Jon oO
Er hatte sie ja schon, wenn man es so ausdrücken kann... und nun verführt er sie...? *grübel* Er ist so oft mit ihr allein, hätt alles mögliche tun können und er macht sich wochenlang diese Mühe? ò.ô
Nun, jedenfalls bin ich ziemlich überzeugt davon, dass Riza von ihm Medikamente bekommen hat... Irgendwas im Essen vermutlich.
War in einem vorherigen Kapitel nicht auch mal sowas, dass sie sich schummrig gefühlt hat?
Hab mir das schon sofort gedacht irgendwie, als sie meinte, dass die Zeit mit ihm so schnell verginge (okay, das is noch normal), aber dass sie sich kaum noch an die Gespräche erinnern könnte ~.~
Und dann wird ihr Zustand immer schlimmer T.T
Hoffe mal, dass Mustang seinen Hintern schnell zu ihr bewegt x_x' Er müsste ja wissen, dass sich Riza und Jon gut verstehen und treffen. Und wo is Becca, wenn man sie braucht?! *wääh*
Bin jedenfalls sehr neugierig, was das für eine Kälte IN ihrem Rücken ist *angst* na hoffentlich kein Messer oder sowas?? O_O'
Ehrlichgesagt bin ich ein wenig auf dem Tripp, dass er es auf ihr Tattoo abgesehen hat... *stirn runzel* Aber da wäre er auch schneller dran gekommen... *grübel*

Fragen über Fragen!
Ich bin ja so gespannt auf das letzte Kapitel!!!
Wünsche dir schonmal ein schönes Wochenend :)
Von: abgemeldet
2012-02-23T23:24:04+00:00 24.02.2012 00:24
Wow! Tolles Kapitel! Es ist sehr viel aus Hawkeyes Vergangenheit drin. Super umgesetzt. Obwohl nie die direkten Orte genannt wurden, wusste man doch immer, wo und wann man sich in Hawkeyes Erinnerungen befand bzw. wovon sie träumte.
Und ein wichtiges Detail *-* Endlich! Bin ja so aufgeregt auf das Finale!
Aber eine große Anmerkung habe ich... Frankreich???
Alles ist auf FMA und deren Welt getrimmt und dann kommt sowas?! Ich hätte jetzt Aerugo geschrieben. Wäre ja Import. Auch Drachma wäre irgendwie vom Stil her passend (kann mir so ein besonderes Klappmesser aus dem Norden irgendwie gut vorstellen). Aber plötzlich ein "uns bekanntes Land" einzubringen, ist völlig gegenläufig allem anderen.
Ich weiß nicht, ob es einen Sinn hat, der sich noch aufklärt oder es nur einfach so war... Aber mich als Leser überzeugt es gar nicht oO'
Trotzdem ist das eines der Kapitel, die mir am besten gefallen. Es passiert recht viel, ist sehr gut umgesetzt und die Spannung wird gewahrt. Auch, dass Mustang am Ende so zögert ist absolut verständlich. Nun gut, ich hätte ihn niemals als Täter in Erwägung gezogen, Hawkeye vermutlich auch nicht... Aber allein die Tatsache, dass Mustang das gleiche Messer haben wollte, wie ein Typ, der seiner geliebten Assistentin soetwas antut... Ja, wie immer sehr nachvollziehbar alles :)
Von: abgemeldet
2012-02-17T19:18:07+00:00 17.02.2012 20:18
Kicheranfall meiner Seits :D
Genial! Vor allem der letzte Teil von Mustang... Einfach nur genial XD
Männlicher Erzähler und weibliche Leserin ist echt eine tolle Kombination! Vor allem, wenn Mustang wegen einem Kerl so angenervt ist, der ja sooo lächerlich aussieht (aber nur aus männlicher Sicht).

Wundervoll geschrieben! Wobei ich zugeben muss, dass ich mir noch immer nicht ganz vorstellen kann, wie Jon nun aussieht oO' Ist er nun ein hässlicher Schleimer oder ein noch schönerer Schönling als Mustang? Definitiv scheint er ein verzauberndes Lächeln zu haben :)

Dass Hawkeye so abgeht ist wirklich seltsam und wirkt verwirrend oO' Vermutlich wegen ihrem Gefühlschaos. Aber es passt wirklich nicht zu ihr. Aber irgendwie ist genau das, das tolle! Es passt nicht! Und jeder weiß es: Der Leser, Mustang und Hawkeye selbst. Schon interessant :)

Schreibtechnisch sind mir weniger Fehler aufgefallen. Es ist ziemlich interessant im Moment und ich kann mir nicht vorstellen, dass die Story bald schon zu ende sein soll...
Ob es doch dieser komische Arzt ist mithilfe von anderen? Ich habe noch immer ein extrem schlechtes Gefühl was Jon angeht... Der Kerl wird Riza sicherlich noch in Probleme stürzen!

Bin echt mal gespannt wie es weiter geht! :D
Übrigens: Toll, dass es heut schon ein neues Kapitel gibt! Hatte gar nicht damit gerechnet und deshalb eben noch mehr gefreut ^.^

Viel Spaß beim schreiben und schönes Wochenend!

Von: abgemeldet
2012-02-14T16:13:01+00:00 14.02.2012 17:13
Mustang fängt nun also wieder an die Papiere zu wälzen? Bin so neugierig, wie es weiter geht! :)

Zurück zur Kritik:
Wieder ein sehr schönes und realistisches Kapitel!
Dass Hawkeye so lang duscht, hat mir sehr gefallen, da es dem typischen Verhaltensmuster einer Frau in ihrer Lage entspricht. Auch die Erklärung und ihre Gedanken dazu waren gut beschrieben, sodass man es leicht nachvollziehen konnte.
Es ist irgendwie schon hart, dass sie nur Kerle um sich herum hat, die ihr helfen wollen :-/
Insgesamt sind die Gefühle wieder sehr gut für den Leser nachvollziehbar und ich habe nur ein paar Tippfehler entdeckt, aber nichts gravierendes.

Also wie immer: Ein tolles Kapitel und ich freue mich auf die Fortsetzung! :D
Von: abgemeldet
2012-02-05T23:00:16+00:00 06.02.2012 00:00
Hach, wieder ein wundervolles Kapitel! :)
Zwar keine Hinweise auf den (oder die?) Täter, aber es beschreibt sehr schön die Gefühle, die Hawkeye nun hat: Die Unsicherheit, dass "fremde" Männer in ihren Sachen gewühlt haben und nun mit ihr in ihrer Wohnung leben und doch dieses Gefühl der Sicherheit, dass sie nicht alleine sein muss.
Ich persönlich kann mich gut in ihre Gefühle hinein versetzen, auch wenn Mustang mir persönlich etwas zu "locker" drauf ist ;) Klar, er will seine Sorge nicht zeigen, aber ich könnte mir vorstellen, dass er jeden Typen, der Riza krumm anschaut, grillen möchte :D
Bin seeehr gespannt wie es weiter geht!
Danke für ein schönen Sonntag Abend ^.^
Von:  _Hikari-chan_
2012-01-31T22:30:09+00:00 31.01.2012 23:30
Also da du dich so schnell brav im Zirkel vorgestellt hast und deine FFs gepostet hast (und ich mich gerade sowieso nicht entscheiden konnte was ich kommentieren soll), hier ein kleinen 'Begrüßungskommentar' von mir ^^

Allgemein betrachtet fand ich dieses Kapitel als Anfang für die FF gut gelungen, es ist ein netter Einstieg und vor allem das Ende verleitet den Leser durchaus dazu mehr lesen zu wollen
Die FF an sich wirkt auch von der Story her interessant und könnte sich durchaus gut entwickeln - wenn du mit diesen Themen wie Verwaltigung (was du ja einzubauen scheinst) richtig umgehst, das kann ich nach dem ersten Kapitel natürlich noch nicht beurteilen aber ich weiß aus Kommentaren von anderen, dass viele Leute diese Thematik doch unterschätzen - aber hierzu würde ich dann mehr sagen, sollte ich die FF weiterlesen
Zu den Charakteren lässt sich ja ebenfalls noch nicht so viel sagen vor allem, da es ja AU (Alternative Universe) zu sein scheint, oder irre ich mich da? Falls ja, dann tut es mir Leid, auf mich wirkte es etwas danach da es mir nicht wie die FMA Welt vorkam ^^'
Sollte es AU sein, dann solltest du das vielleicht noch beim Genre hinzufügen, damit die nächsten Leser sich auskennen und 'vorgewarnt' sind (da es einige gibt - wie auch mich eigentlich - die AU nicht mögen)

Der Schreibstil ... naja, großteils ist er gut, doch mir sind ab und an ein paar unglückliche Formulierungen, sowie Rechtschreib & Kommata Fehler aufgefallen - jedoch alles nur Kleinigkeiten, das nicht sonderlich gestört hat (also die Rechtschreib & Kommata Fehler) ... und ja, mir is durchaus bewusst, dass sich hier in dem Kommentar auch Kommata Fehler befinden werden (und sicher auch der ein oder andere Rechtschreibfehler) aber ich dachte ich erwähne es trotzdem, dass mir bei dir ein paar aufgefallen sind
Hierfür wäre es vielleicht gut nach einem Beta Ausschau zu halten, der kann dann auch diese Kleinigkeiten ausmerzen ^^

Aber alles in allem war es ein gelungener Anfang für eine vielversprechende FF ^^

_Hikari-chan_
✖✐✖
Von: abgemeldet
2012-01-26T18:12:28+00:00 26.01.2012 19:12
Sie ist wach! :) Wie schön!

Auch das Kapitel ist sehr interessant und vor allem kommt man dem Täter ein ganzes Stück näher! Oder etwa doch nicht? oO
Irgendwie ist es sehr interessant. Das Puzzle in Mustangs Kopf scheint zu passen und dennoch denke ich mir, dass es zu einfach ist... Ich bin wirklich sehr neugierig, wie es weiter geht und ob Hawkeye teile (oder ihre ganze?) Erinnerung wieder zurück erhält.
Vom Schreibstil wieder sehr schön geschrieben. Ich mag es, wenn man den Gedanken der Personen so gut folgen kann!
Freue mich schon sehr auf das nächste Kapitel! Die Story ist nämlich einfach mitreißend!
Liebe Grüße :)
Von: abgemeldet
2012-01-19T09:42:00+00:00 19.01.2012 10:42
Bin heute auf diese FF gestoßen und begeistert! Deine Art zu schreiben gefällt mir, obwohl ich eigentlich kein Fan der Ich-Perspektive bin. Der Wechsel ist am Anfang verwirrend, wie ich finde, aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran.
Ich bin wirklich sehr gespannt wie es weiter geht! Der plötzliche Atemstillstand ist schon gruselig... Ich mag diesen Jon nicht ô_ó Bin sehr neugierig, wie es weiter geht. Hast also schonmal einen Fan gefunden :)
Lieben Gruß und viel Spaß beim schreiben ^-^


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