Sondereinheit Mustang von Schwesel ================================================================================ Kapitel 1: Selbstsicherheit --------------------------- Langsam brach der Herbst über die Stadt herein, die sorgfältig am Straßenrand und im Park platzierten Bäume färbten ihre Blätter und verloren sie bei immer kälter und stärker werdenden Wind. Die Zeit von dünnen Blusen und Sommerröcken war schon längst vorbei und doch war ich an meinem freien Nachmittag in den letzten Strahlen der Sommersonne so leichtsinnig gewesen und hatte mir nur eine dünne Bluse und meinen liebsten ebenfalls dünnen Rock angezogen, als ich zum Postamt aufbrach. Black Hayate erfreute sich nach seinem ausgiebigen Spaziergang am Schlaf der Gerechten, also ließ ich ihn in Ruhe und machte mich allein auf den Weg. Natürlich hatte ich von den Vorfällen der letzten Wochen gehört, bei denen junge Frauen in den Abendstunden überfallen worden waren, schließlich untersuchten wir auf Wunsch des Obersts diese Vorkommnisse. Eins war klar, es war ein und derselbe Täter, der sich blonde Frauen in den Zwanzigern als Opfer suchte. Sorgen machte ich mir deshalb aber nicht. Ich war bestens ausgebildet und ging nie unbewaffnet aus dem Haus, eher würde ich den Kerl festnehmen, als dass mir etwas passierte. Das Postamt war leider überfüllt und auch nach einem Hinweis, dass ich ein wichtiges Paket für Oberst Mustang abzuholen hatte und ihnen sogar meinen Ausweis zeigte, ließen sie sich nicht überreden. Einmal wollte ich etwas eilig erledigen und alles ging schief. So konnte ich mich erst auf den Heimweg machen, als es schon dunkel war. Um Black Hayate nicht noch länger als nötig allein zu lassen, nahm ich eine Abkürzung und eilte durch mehrere mir gut bekannte Seitenstraßen. Ich fühlte mich vollkommen sicher und dachte, die Situation wäre vollkommen in meiner Kontrolle, doch als ich ein Geräusch hinter mir hörte, war es schon zu spät. Zwar hatte ich die Waffe sofort in der Hand und drehte mich auch rechtzeitig um, doch der Fremde stand schon so nah bei mir, dass ich für einen Moment die Kontrolle über mich selbst verlor und zögerte. Was passierte bloß mit mir? Warum wollte mein Finger den Abzug einfach nicht betätigen? Ich brauchte keine Angst zu haben, ich konnte das, aber mein Körper gehorchte mir nicht so, wie ich es gerne hätte. Mit einem schmierigen Grinsen kam er auf mich zu und griff fest mein Handgelenk, sodass ich notgedrungen die Pistole fallen lassen musste. „So ist es brav. Wehr dich nicht. Ich werde mich gut um dich kümmern.“ Seine Stimme drang tief und rau n mein Ohr und obwohl er nur leise sprach, konnte ich jedes einzelne Wort klar und deutlich verstehen. Es blieb mir nicht genug Zeit zu realisieren, was geschah, als auch meine andere Hand in seine Gewalt geriet. Doch dieses Mal ließ ich ihn nicht einfach gewähren. Mein Körper stand wieder unter meiner Kontrolle und tat, was ich von ihm verlangte. Schnell und kräftig rammte ich ihm mein Knie zwischen die Beine und bekam so meine Hände wieder frei. Mit geübtem Blick suchte ich meine Handfeuerwaffe und sah sie in etwa drei Meter Entfernung auf dem Boden liegen und lief sofort hin. Gerade als meine Finger sich um den Griff schließen wollten, stand er auf einmal wieder neben mir und verpasste mir einen kräftigen Tritt in den Magen, ich fiel zur Seite und für einen Moment fehlte mir der Atem. Kaum hatte ich ihn wiedergefunden, wurde er mir erneut durch einen Tritt genommen. Ich spürte Knochen in meinem Brustkorb brechen und auf meine Lunge drücken, sodass sie mir das Atmen noch zusätzlich erschwerten. Doch nun bekam ich endlich die Chance meine Waffen in die Hand zu nehmen, um sofort ihren Lauf auf meinen Gegner zu richten. Ohne eine Sekunde zu zögern, feuerte ich sie ab, doch zu meinem großen Erstaunen streifte die Kugel nur sein Knie. Wutentbrannt stürmte er auf mich zu, zog mich an den Haaren etwas höher und verpasste mir ein ums andere Mal eine Ohrfeige. Zuerst wehrte ich mich noch, trat nach ihm, versuchte loszukommen, doch mit jedem Schlag in meinem Gesicht verlor ich meinen Kampfgeist. Schmerz strahlte von fast jeder Stelle meines Körpers aus und ich konnte mich nicht mehr rühren. Ich brauchte Hilfe, dringend, doch sie schien mir verwehrt zu bleiben. Als ich mich nicht mehr rühren konnte, kam das Gesicht des Fremden in mein Blickfeld. Einen langen Moment sah er mich aus seinen kalten, blauen Augen an und ich bemerkte, dass eine Narbe seinen Mund nach links um ein paar Zentimeter zu verlängern schien. Das würde auch das letzte sein, was ich sah. Er packte meinen Kopf und schlug ihn auf den Boden, danach schwand mir die Sicht. Ich spürte nur noch warmes Blut an meinem Hinterkopf, heißen Atem auf meiner Haut und eine kalte Hand, die meinen Oberschenkel hinauf glitt. Dann, endlich, hüllte mich mein Bewusstsein in einen Mantel aus Dunkelheit. Die Uhr tickte unaufhörlich weiter und trieb mich damit in den Wahnsinn. Die wenige Arbeit für den heutigen Tag war erledigt und nun brüteten wir alle in meinem Büro über den Fallakten zu unserem Serientäter. Wir hatten kaum Anhaltspunkte zum Täter, nur sein Beuteschema hatten wir durchschaut. Keines der Opfer hatte bisher eine verwertbare Information liefern können. Drei Frauen waren an ihren Verletzungen gestorben, bevor wir mit ihnen reden konnten und die restlichen vier waren von hinten überwältigt worden und hatten nichts sehen können. Wir wollten diesen Fall nun schnellstmöglich aufklären, damit nicht noch mehr Frauen zu Schaden kamen, doch uns fehlten konkrete Hinweise. Aber nicht nur die Verbrechen zerrten in diesem Moment an meinen Nerven, hauptsächlich lag das an der Absenz meines Oberleutnants. Natürlich kam auch Hawkeye mal zu spät, das war nur menschlich, aber neunzig Minuten Verspätung waren verdächtig. Bei Krankheit hätte sie sich gemeldet, also musste etwas anderes passiert sein und ich hoffte, dass es ihr gut ging. Doch je wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als ein Bote hinein trat und sich direkt an mich wendete. „Oberst Mustang, ein neues Opfer. Sie sollen sofort ins Krankenhaus kommen.“ Mit einem Nicken gab ich ihm zu verstehen, dass er gehen konnte. Diese Nachricht besorgte mich zusätzlich. Ein neues Opfer war schlecht, wenn ich sofort ins Krankenhaus sollte, war es noch schlechter. Bisher war ich nur gerufen worden, als die Opfer aufgewacht waren und dies hatte man mir mitgeteilt. Nachdenklich und besorgt griff ich mein Notizbuch und deutete den Männern an, mich zu begleiten. Schnellstens eilten wir fünf ins Krankenhaus. Der behandelnde Arzt klärte mich über die Schwere der Verletzungen auf. Der Täter steigerte sich, das war kein gutes Zeichen. Auch neu war das Fehlen eines Ausweises. Die vorherigen Opfer hatten zwar ihre Handtasche nicht mehr, aber ihr Ausweis lag in ihrer Nähe, sodass wir keine Schwierigkeiten hatten, sie zu identifizieren. Das neuste Opfer aber hatte nichts mehr bei sich und so wussten wir noch nicht, wer sie war. Ein Krankenpfleger kam auf den Arzt zugeeilt und sprach kurz und so leise mit ihm, dass ich nichts verstehen konnte, aber das musste ich auch nicht, es wurde mir sofort mitgeteilt, nachdem der Pfleger sich wieder, nicht ganz so eilig, davon machte. Allein durch seinen ruhigeren Gang machte er sich schon auffällig, denn alle um ihn herum liefen hektisch von einem Ort zum anderen, sodass das Krankenhaus wie ein Bienenstock kurz nach dem Eindringen eines Feindes wirkte. „Oberst, die Patientin, von der wir gerade gesprochen haben, ist aufgewacht. Sie können jetzt mit ihr reden, wenn Sie wollen.“ Seine Besorgnis über seine Patienten schien sich auch in Grenzen zu halten, was mir missfiel, ein Arzt sollte sich in seine Patienten hineinversetzen, um ihnen richtig helfen zu können und sie nicht behandeln, wie ein Stück Fleisch. Leider schien er eher letzterer Typ zu sein. Ich nickte aber nur zu Bestätigung und behielt den Kommentar lieber für mich. Sofort wurden wir zum Krankenzimmer geführt, in das nur Havoc und ich eintraten. Kurz bevor sich die Tür hinter uns schloss und wir der jungen Frau gegenüber stehen würden, wappnete ich mich innerlich. Kein Zeichen von Schock oder Schrecken durfte auf meinem Gesicht zu sehen sein, ich musste Hoffnung ausstrahlen, so gut es ging. Mit einem leichten, nicht zu ausgeprägten Lächeln trat ich der jungen Frau nun gegenüber und wollte mich gerade vorstellen, als ich sie wirklich ansah und mich der Schock doch erwischte. Ich taumelte einen Schritt zurück und starrte in das geschundene Gesicht. „Nein.... Das kann nicht...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)