Baby, it's cold outside von FreeWolf (Ein Adventskalender) ================================================================================ Kapitel 5: 5. Dezember - Nordpol -------------------------------- Die Reise brachte ihn auf wenige, allerdings entscheidende Erkenntnisse. Grönland war nicht grün. Zumindest nicht so grün, wie er es sich erhofft hatte – vielleicht war er auch einfach in der falschen Jahreszeit unterwegs. Der Blondschopf fröstelte und beugte sich gegen den eiskalten Wind, welcher ihm entgegenschlug. Zuhause war es so anders: Schnee war matschig-grau und blendete nicht, er machte nicht blind. Schnee war in einer Großstadt wie New York sowieso eine Seltenheit: Wenn die Wolken sich schon soweit durch die Smog-Glocke des Winters durchgekämpft hatte, fielen meist eher schmutzige Partikel vom Himmel als richtiger Schnee. Und war es richtiger Schnee, war er grau, kaum, dass er auf dem Boden aufgetroffen war. Grönland war wirklich anders: es hatte noch nicht geschneit, doch Max freute sich bereits auf den Moment, an welchem die ersten Flocken fallen würden. Die zweite Erkenntnis war, dass Grönland vielleicht nicht das Land des ewigen Eises war – irgendwoher musste der Name doch kommen, oder? - doch bestimmt sehr nahe daran. Die Grenze zum Nordpol. Besagter Pol war auch sein Ziel. Er hatte eine besondere Mission zu erfüllen: Santa Claus finden. Und die sagenumwobene Werkstatt. Fröstelnd und bibbernd vergrub der Blondschopf sich weiter in seiner Jacke, wartete auf ein Winken seiner Begleiter – einheimische Führer, die wussten, wo es in diesem ewigen Weiß lang ging, ohne auch nur einmal zu zweifeln – um die Reise fortzuführen. Die Schlittenhunde waren bereits wieder aufgestanden und warteten hechelnd darauf, den Lauf wiederaufzunehmen. Max lächelte leicht und streichelte den Kopf des Alphatieres. Die Huskys hatten so wunderbar kluge Augen – und sie waren auch äußerst klug, wie er hatte feststellen dürfen. Die Expedition verlief bis jetzt reibungslos, ein Wunder. Keine Eisschollen oder Eisspalten oder Ähnliches hatten ihnen bislang den Weg versperrt. Einer der Hunde bellte, und sie alle – Menschen, Huskys – dampften in der Kälte. Max blinzelte angestrengt gen Horizont. Die Sonnenstunden waren abgezählt, und bestimmt würde es noch weniger werden im Laufe der nächsten Tage. Max lächelte leicht, während er den Himmel bereits nach ersten Polarlichtern absuchte. Die vielen Farben hatten seine letzten Nächte erhellt, und er hatte sich irgendwie in die Sage der Eskimos verliebt, dass dort drinnen die Geister wohnten, und den Menschen durch den bunten Tanz der Farben mitteilten, was sie zu sagen hatten. Der Ruf zum Aufbruch überraschte ihn, obgleich er aufgepasst hatte wie ein Luchs. Die Hunde bellten aufgeregt, ließen sich widerstandslos in ihre Geschirre schnallen. Max setzte sich vorne auf einen der Schlitten, lächelte dem Führer einmal zu. Dann schnalzte Anouk mit der Zunge, und ein Zittern ging durch die Tiere, welche langsam zu ziehen begannen. Zunächst langsam, dann immer schneller glitt das schwer beladene Gefährt über den dicken Schnee. Und schon bald flogen sie dahin Max fühlte den Fahrtwind in seinem Gesicht beißen und fröstelte, vergrub sein Gesicht im hohen Kragen seiner Jacke. Er konnte es fühlen – der Weihnachtsmann war nah. „Max?“, die Stimme Judies ertönte auf der anderen Seite der Zimmertür, und der Blondschopf schreckte hoch. Hatte er geschlafen? Oder hatte er den Weihnachtsmann nun tatsächlich gefunden? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)