Baby, it's cold outside von FreeWolf (Ein Adventskalender) ================================================================================ Kapitel 2: 2. Dezember - Glühwein --------------------------------- 2. Dezember – Glühwein Tannenzweige säumten die Lichterketten, kleine Bäumchen standen rings um den Streichelzoo hab-acht, wie um die Tiere vor den vielen kleinen Kindern dort zu beschützen. Dampf stieg über dem kleinen Marktplatz auf und hinauf in die Kälte der Nacht. Robert hob kurz den Kopf, versuchte, die Sterne dort irgendwo auszumachen, doch das künstliche Licht der Lichterketten in Sternform waren das einzige, auch nur Annähernde was er zu Gesicht bekam. Er brummte leise und hielt die Hände an den kleinen Holzofen, der in jeder Vorweihnachtszeit seinen Stammplatz neben dem Glühweinstand – dem mit dem besten Heißgetränk – bezog. Weihnachtsevergreens dröhnten in voller Lautstärke an seinem Ohr vorbei, und der Lilahaarige beobachtete ein paar Kinder an einem Süßigkeitenstand amüsiert, wie sie die Bratäpfel und Zuckerstangen mit großen Augen anhimmelten. Was gab es Schöneres in der Vorweihnachtzeit, als einen kleinen Spaziergang über den Weihnachtsmarkt zu machen? Zwischen bunten, blinkenden Lichtern hindurch, die alljährlichen Weihnachts-Evergreens in den Ohren, und einem Haufen Touristen, die einem auf die Füße traten und sich von Möchtegern-Taschendieben ausnehmen ließen.. Er landete jedes Jahr an einem der gefühlten tausend Glühweinständen, wo er sich ebenso alljährlich ein Körperteil abfror, um einen überteuerten Plastikbecher des übersüßten Fusels zu genießen. Robert blies einmal kurz in die hohlen Hände und schlug sie mehrmals aneinander, um nicht jetzt schon ein Körperteil einzubüßen – die Vorweihnachtszeit hatte immerhin gerade erst begonnen. Und er mochte es einfach doch irgendwie, in diesem seltsamen, urigen Dorf irgendwo in Österreich den Abend bei einem Glühwein zu verbringen. Apropos Glühwein.. Robert blickte sich, die kitschigen Auslagen der Holzhüttchen ignorierend, um, suchte nach seinem Begleiter. Eigentlich sollte er den Glühwein doch bald gekauft haben.. Besagter Begleiter schwenkte gerade eben fröhlich zwei der berühmt-berüchtigten Plastikbecher ominösen Inhalts. „Roberto!“, Enricos fröhliches Antlitz, von der Kälte gerötet, verschwand beinahe in dem Arrangement aus grüner Wollmütze und Schal. Der Habsburger schüttelte bloß den Kopf. „Du hast die gute Laune heute auch mal wieder gepachtet, mein Lieber“, grinste Robert und nahm dem Blondschopf einen der Becher aus der Hand. Dieser ging nicht auf die Bemerkung ein, sondern winkte bloß zwei jungen Frauen in ihrer Nähe zu. „Entschuldige, ich wollte dich nicht warten lassen“, der Italiener strahlte, „Ich musste einfach die jungen signorine dort drüben etwas mit meiner Anwesenheit beglücken!“ Robert lachte auf. „War ja klar, dass du den bunten Lichtern und den Frauen nicht widerstehen kannst“, er prostete den beiden Frauen zu, deutete hinter Enricos Rücken einen Vogel, ehe er auf ihn zeigte und mit den Schultern zuckte. Selbst den blasiertesten Adligen packte hin und wieder die Albernheit. Und es gab tatsächlich schlimmeres, als den Tag zwischen den kitschigen Weihnachtsmarkt-Ständen und den versoffenen Santa Clauses auf der Lauer nach kleinen Kindern zu verbringen. Zumindest, wenn man einen Italiener dabei hatte, der sich für jede noch so kleine blinkende, düdelnde Kleinigkeit begeisterte wie kein zweiter. Robert grinste schief in sich hinein - allein schon wegen diesem Highlight war es die Strapaze jedes Jahr aufs Neue wert. Und Enrico bezahlte den Glühwein am Ende des Tages. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)