Sensation von NejiTen-Schreiber ([NejiTen]-Adventskalender 2o11) ================================================================================ Kapitel 5: 5. Dezember | Ohne Titel ----------------------------------- Gedämpft drang der Klang der Musik in Tentens Ohren, das fröhliche Gelächter der Gesellschaft, von der sie wohl nie ein Teil sein würde, wie ihr gerade an solchen Abenden immer wieder schmerzlich bewusst wurde. Es war ein Ball. Ein simpler Ball wie er viel zu selten und gleichzeitig viel zu oft abgehalten wurde. Ein Ball wie jeder andere, den sie seit Jahren von Weitem betrachtete. Von Weitem, nicht, weil die Küche besonders weit von der Festivität entfernt war, sondern vielmehr weil zwischen dem, was sie darstellte, und dem, was sie darstellen müsste, um zu einem solchen Ball eingeladen zu werden, Welten lagen. Denn Tenten war keine Prinzessin und keine Dame höheren Standes, sondern nur eine Küchenmagd. Nicht, dass es ihr etwas ausmachen würde, Tenten mochte ihr Leben. Sie mochte es, früh aufzustehen; sie mochte es, in der Küche zu arbeiten; und sie mochte die Menschen, die mit ihr arbeiteten. Sie mochte die Routine und das Wissen, dass sie gut war in dem, was sie machte. Sie musste nicht im Mittelpunkt stehen oder teure Seide tragen, um zufrieden zu sein. Denn Tenten mochte das einfache Leben, das Leben, welches sie führte; ohne übermäßigen Reichtum oder ebenso große Verantwortung wie Verpflichtungen. Das Leben, in dem nicht jeder kleinste Fehler auf die Goldwaage gelegt wurde. Und dennoch... Dennoch wünschte Tenten sich manchmal, dass es anders wäre. Dass auch sie einmal zu einem solchen Ball gehen könnte und sich nicht verstecken musste. Dass ihr Leben mehr war als nur das einer einfachen Magd. Dass auch sie etwas Besonderes war. Aber das Einzigartigste an ihr blieb wohl die Tatsache, dass Neji Hyuuga ab und an mehr als nur ein Wort mit ihr wechselte. Dass sie so etwas wie Freunde waren, wenn auch niemand davon wusste oder es verstehen würde; und er es vermutlich gar nicht so sah - für Tenten war es die Bezeichnung, welche sie ihnen beiden am ehesten aufdrücken würde. Einen Großteil der Zeit wusste Tenten sowieso nicht, voran sie bei ihm gerade war. Manchmal, da glaubte sie, ihn besser zu verstehen als die meisten Anderen, dass sie hinter seine Maske schauen konnte, die er immer an den Tag legte. Und dann wiederum verstand sie ihn manchmal kein Stück. Wie momentan. Gedankenverloren spielte Tenten mit der Kette um ihren Hals, an welcher der Ring ihrer verstorbenen Mutter hing (ihrem wertvollstem Besitz), während sie Neji betrachtete, der im Türrahmen der Küche lehnte und zum Festsaal sah. Sie selbst saß auf der Arbeitsfläche und versuchte zu durchschauen, weshalb er mal wieder vor einem solchen Event geflüchtet war, sobald sich ihm eine Möglichkeit geboten hatte, und weshalb er gerade bei ihr blieb. Selbstverständlich hatte Tenten schnell gelernt, dass Neji solche Veranstaltungen nicht leiden konnte. Warum, hatte sie nie ganz verstanden, aber vermutlich lag es auch daran, dass es einer ihrer Träume war, einmal Teil davon zu sein, weshalb sie für seine Ansichten nicht wirklich aufnahmefähig war. Aber es war kein Geheimnis. Ebenso wenig wie die Tatsache, dass sie wohl immer den anderen Weg wählen würde. Denn sie erzählte es ihm häufig genug. Gerade in solchen Momenten, wenn sie sich unbedeutend fühlte. Wenn ihr wieder vor Augen geführt wurde, was sie nicht hatte. Was sie nicht war. Aber das hielt ihn nicht davon ab, in dieser Zeit ihre Gesellschaft zu suchen. Und es ehrte sie ungemein, wenn sie bedachte, dass er ansonsten immer seine Ruhe vorzog, dass er gerade dann bei ihr blieb und sie ertrug, dass sie das geringere Übel war. Auch wenn sie es nicht verstand. Geschmeidig rutschte sie von der Arbeitsfläche und ging einen Schritt auf ihn zu. „Solltest du nicht langsam wieder zurückkehren?“ Du... als es Tenten das erste Mal herausgerutscht war, wäre sie am liebsten im Boden versunken, aber er hatte sich nicht daran gestört (oder zumindest hatte er nichts gesagt, auch wenn dies bei ihm noch nichts zu bedeuten hatte) und so hatte sie es sich angewöhnt, wenn sie beide alleine waren. Inzwischen musste sie darauf achten, ihn nicht immer so persönlich anzusprechen, andernfalls könnte sie sich in Schwierigkeiten bringen, auf die sie gerne verzichtete. Neji betrachtete sie einen Moment und sagte nichts. Tenten ging schon fast davon aus, dass er nicht antworten würde. Es war keine Frage, die er normalerweise beantworten würde, denn die Antwort war zu offensichtlich, als dass er sich die Mühe machte. Doch dieses Mal überraschte er sie, wenngleich es auch nur eine Gegenfrage war und keine Antwort. „Solltest du nicht langsam davon schwärmen, wie schön es wäre, dort zu sein?“ „Ich...“, setzte Tenten verwundert an. „Ich dachte, ich erspare es dir heute einmal. Du weißt sowieso schon, was ich sagen würde.“ „In- und auswendig“, war sein knapper Kommentar und Tenten musste daraufhin lächeln. Ein großes, breites, glückliches Lächeln, welches er offensichtlich nicht verstand. Zumindest las sie das in seinen Augen, die für so viele ein Rätsel waren, welche sie jedoch zu durchschauen gelernt hatte. „Du hörst mir zu“, klärte sie ihn freudig auf, als sei es etwas ganz Besonderes. Für Tenten war es das tatsächlich auch und es bereitete ihr ein Glücksgefühl, was sie nicht erwartet hätte oder verstand. Neji bedachte sie noch einen Moment, ehe er seinen Blick wieder zum Festsaal schweifen ließ. „Man könnte fast glauben, dass du mich los werden willst.“ Tenten blinzelte verwirrt, ehe sie elegant nachhakte: „Wie?“ „Du fragst mich, ob ich nicht zurückkehren sollte“, stellte er nüchtern klar, „daraus könnte man folgern, dass du möchtest, dass ich wieder gehe.“ Tenten blinzelte erneut verwundert. „Allerdings nur, wenn man solche Aussagen derart auseinander nimmt wie du. Normale Menschen würden sich dadurch animiert fühlen, eine Unterhaltung zu führen, wenn sie noch nicht gehen wollen.“ „Normale Menschen würden über eine derartige Frage niemals eine Unterhaltung einleiten“, postulierte Neji ungerührt und Tenten schnappte hörbar nach Luft. „Schön, also sind wir beide nicht normal...“ Wieder einer dieser Momente, in denen Tenten vergaß, dass sie so eigentlich nicht mit Neji sprechen sollte. Irgendwann würde sie dadurch garantiert Probleme bekommen. Nichtsdestotrotz sprach sie mit deutlichem Sarkasmus weiter: „...könnte erklären, warum wir derart harmonisch interagieren.“ Neji sah von dem Festsaal wieder zu ihr und fixierte sie mit einem so durchdringenden Blick, dass Tenten für einen Moment der Atem stockte. Vielleicht war sie diesmal wirklich zu weite gegangen. Oder aber... „Könnte erklären, warum du einer der wenigen Menschen hier bist, der mich nicht langweilt.“ Tenten lief rot an. „Ehm... danke?“ Anstatt eines weiteren Kommentars oder einer Antwort, sah Neji einfach wieder zum Festsaal und diesmal sah auch Tenten genauer hin (größtenteils, damit sie nicht damit anfing, Neji jetzt anzustarren, nachdem er so etwas gesagt hatte) und beobachtete für einen Moment das rege Treiben, die wenigen Paare, deren Tanz sie erblicken konnte, folgte ihren fließenden Bewegungen und der Leichtigkeit. Verlor sich in der Musik, ihrem Traum und versank für den Augenblick in ihrer eigenen Welt ohne mitzubekommen, was um sie herum passierte. Oder wie Neji sie aus dem Augenwinkel beobachtete. Nach einer Weile fasste sie schließlich einen Entschluss. Es war nicht wirklich etwas, was sie nicht schon längst beschlossen hätte. Keine Neuigkeit, die noch niemand kannte. Es war vielmehr etwas, dass sie endlich aussprechen musste. Um es echter zu machen. Realer. Gewichtiger. „Irgendwann... irgendwann werde ich auch auf einem richtigen Ball tanzen.“ Und Neji lächelte. Tenten wusste nicht, was er dachte. Oder woran. Oder ob er sie ernst nahm oder auslachte. Oder ob er an sie glaubte. Aber in diesem Augenblick war es ihr egal. Wenn auch nur für diesen einen Augenblick... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)