Noir - The Darkside von Kirika88 ================================================================================ Kapitel 2: Bleib bei mir! ------------------------- Mireille sah nun schon zum dritten mal auf ihre Uhr. Sie wirkte auf mich etwas nervös. Auch wenn ich es nicht direkt wusste, hatte ich das Gefühl, dass Mireille sich der Sache selbst nicht mehr sicher war. In wenigen Minuten sollten wir unser nächstes Opfer treffen. Ein Mädchen in meinem Alter. Sie war meine Klassenkameradin. Was würde sie sagen und denken, wenn ich plötzlich mit gezogener Waffe vor ihr stehe? Würde sie weinen? Schreien und um Hilfe bitten? Und was würde ich dann tun? Könnte ich den Abzug wirklich betätigen? All diese Fragen schossen mir durch den Kopf und ich konnte mir selbst keine Antwort geben. Ein Gefühl dass ich zuvor noch nie so intensiv verspührt hatte machte sich in mir breit. Angst. Mein Herz ging schneller als sonst. Meine rechte Hand begann zu zittern, in der ich meine Waffe hielt. Plötzlich wurde sie von einer anderen Hand umfasst und ich sah erschrocken zu Mireille. „Beruhige dich Kirika.“ Sie sah mich mit mit einem sanften Lächeln an und ließ dann meine Hand wieder los. Ich hörte auf zu zittern und mein Herz beruhigte sich wieder. Mireille sah noch einmal auf ihre Uhr und nickte mir dann zu. Es war soweit... Wir schlichen uns durch den Garten des riesigen Grundstücks. Drückten uns dann an die Hauswand und schoben uns weiter bis zur Hintertür. Dort machte sich Mireille am Schloss zu schaffen und man konnte kurz darauf ein leises klicken hören. Die Tür öffnete sich und wir schlichen uns ins Innere des Hauses. Es verfügte über zwei Stockwerke. Nach einem Zeichen von Mireille begab ich mich zur Treppe die nach oben führte. Sie selbst wollte die Zimmer unten überprüfen. Noch immer machte ich mir Gedanken darüber, ob ich in der Lage war diese Mission zu erfüllen. Doch noch bevor ich zu einem Entschluss kam ging plötzlich das Licht im gesamten Haus an. Erschrocken blieb ich mitten auf der Treppe stehen und sah mich verwirrt um. War das eine Falle? Eine Tür wurde lautstark zugeworfen und man hörte Schritte oberhalb der Treppe näher kommen. Ich sah nach oben und erblickte das Mädchen! „Dass du mich zu so später Stunde noch besuchst? Ich freue mich Kirika! Ich wollte dich schon lange mal zu mir nach Hause einladen!“ Mit dieser Situation hatte ich nicht gerechnet und wusste desshalb auch nicht was ich tun sollte. Mir fiel die Waffe in meiner rechten Hand ein und versuchte sie unauffällig hinter meinem Rücken zu verstecken. Doch ich hielt mitten in der Bewegung inne, als mein Blick auf die Hand des Mädchens fiel. Sie hatte ebenfalls eine Waffe in der Hand! Ich riss die Augen auf und starrte sie an. „Yumemi?“ brachte ich nur leise hervor. „Bist du überrascht? Du bist nicht die einzige mit einem mysteriösen zweiten Leben. Ich weiss natürlich über dich bescheid. Und ich war auf die heutige Nacht selbstverständlich vorbereitet!“ Noch als sie den letzten Satz aussprach sah ich fast wie in Zeitlupe ihre Hand mit der Waffe nach oben schnellen aus der sich auch sofort ein Schuss löste. Wie im Traum starrte ich sie an und wurde erst durch den Schmerz der sich in meinen Körper ausbreitete in die Realität zurück geholt. Alles ging so schnell.... zu schnell. Das war mir noch nie passiert. Doch bevor ich über meinen Fehler nachdenken konnte wich die Kraft aus meinen Beinen und die Sicht vor meinen Augen verschwamm. Ich taumelte nach hinten und fiel seitlich die Treppe hinunter. Während ich stürtzte sah ich das geschockte Gesicht von Mireille.... „Kirika!!“ Mireille fing mich auf und fiel zusammen mit mir auf die Knie. Sie nahm mein Gesicht zwischen ihre Hände und rief immer wieder meinen Namen. Dann wendete sie den Blick von mir ab und sah zu dem Mädchen hinauf. Sie stand noch immer oben an der Treppe und hatte ein Lächeln auf den Lippen. Sie kam langsam die Stufen hinunter und lachte plötzlich. „Das ist ein wirklich rührendes Bild! Über dich bin ich natürlich auch informiert, Mireille! Ihr seid direkt in eine Falle gelaufen. Der Auftrag den ihr erhalten habt, was denkst du wohl wer ihn euch geschickt hat? Genau! Das war ich. Ein so unschuldiges Mädchen wie ich. Ihr seid nicht die einzigen Auftragskiller. Im Untergrund wird schon länger über euch geredet. Und meine Organisation möchte Noir aus dem Weg räumen!“ Mireille war verwirrt. Noch einmal sah sie mich an und drückte mit einer Hand auf meine Wunde. Die Kugel von Yumemi traf mich am Bauch. Und langsam konnte ich den Geschmack von Eisen und Blut in meinem Mund wahr nehm. Plötzlich hatte sie Tränen in den Augen. Zum ersten mal sah ich sie weinen. Aber warum weinte sie um mich? „Halte durch Kirika! Du darfst noch nicht sterben!“ Die Schritte kamen wieder näher und Yumemi stand nun direkt neben Mireille. Sie hielt ihr ihre Waffe an den Kopf. Meine Hand umschloss die Beretta fester. Aber ich hatte einfach nicht mehr die Kraft dazu meine Hand zu heben. Nun kamen auch mir die Tränen. Ich wollte Mireille beschützen! Genau in diesem Moment wurde mein Blick immer dunkler. Und dann war alles schwarz... „Ohje... sieht so aus als hätte die Kleine es nun hinter sich. Schade. Eigentlich wollte ich es sie miterleben lassen, wie ich dich ausschalte. Da war ich wohl etwas zu langsam...“ Mireille riss die Augen auf und biss sich auf ihre Unterlippe. Ihre Wut machte der Trauer für einen kurzen Moment platz. Sie schlug Yumemi blitzschnell die Waffe aus der Hand und griff mit ihrer anderen Hand nach ihrer eigenen. Zwei Schüsse lösten sich. Eine der beiden Kugeln traf Yumemi ins Bein, die noch versucht hatte hinter der Treppe in Schutz zu gehen. Mireille lies ihr keine Gelegenheit um zu entkommen und sprang Yumemi hinterher. Mireille bekam sie an den Haaren zu fassen und warf sie auf den Boden. „Dafür wirst du bezahlen!“ schrie sie Yumemi an und hielt ihr den Lauf der Waffe an die Stirn. „Doch bevor ich dich zur Hölle schicke wirst du mir sagen für welche Organisation du arbeitest!“ Das Mädchen schloss kurz die Augen und lächelte wieder. „Ich habe Kirikas Gesichtausdruck genossen... als sich meine Kugel in ihren Leib bohrte.“ Das war zuviel für Mireille. Ohne nachzudenken drückte sie ab. Und das grinsen von Yumemi starb zusammen mit ihr selbst. Mireille war es nun egal. Sollte sie das Geheimnis um die Organisation eben mit ins Grab nehmen. Sie würde früher oder später heruasfinden, für wen sie gearbeitet hatte.. Ich wusste nicht wo ich war oder wie viel Zeit vergangen war. Doch ich hörte plötzlich eine Stimme die weit entfernt klang. Es dauerte nicht lange, da erkannte ich dass die Stimme zu Mireille gehörte. Verzweifelt versuchte ich die Augen zu öffnen. Es war sehr schwer aber letztendlich schaffte ich es doch. Und ich sah in zwei wunderschöne blaue Augen. „Kirika...“ Mireilles Stimme klang heißer. Sie hielt mich in den Armen und vereinzelte Tränen tropfen auf mein Gesicht. Mit größter Mühe schaffte ich es meine Hand zu heben und streichelte ihre Wange. „...ist...schon gut...Mireille...“ Ich versuchte zu lächeln so gut ich konnte. Ich wollte nicht dass sie traurig war. Nicht wegen mir. Denn ich hatte meine Sünden noch lange nicht vergessen. Ich war es der ihre Familie damals getötet hatte. Ich war es nicht wert, dass ausgerechnet Mireille um mich weinte. „Mireille... es tut mir...leid.. alles...“ Noch bevor Mireille etwas antworten konnte sank meine Hand langsam zu Boden. Ich würde nun nie wieder, einem Menschen das Leben nehmen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)