A Demon's Life von Kau-tan ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Ein weißes Ohr zuckte, und der Junge hielt ein Gähnen zurück, streckte sich. Er war nackt, bis auf ein paar schwarzer Boxer Briefs, und er stützte sich mit einer Hand ab, während seine Augen noch immer auf Vincent gerichtet waren. Als würde er eine Antwort erwarten. Das tat er wahrscheinlich auch. „U-Uhm, ich bin Vincent.“ Der Junge... Lilac, schien sich damit zufrieden zu geben, und wandte sich für einen Moment ab, um sich ein T-Shirt über den Kopf zu ziehen. Darauf folgten ein paar grauer Shorts. Zwei, dreimal blieb er mit seinen Hufen darin hängen, und er hatte Mühe damit, den Knopf durch das Knopfloch zu zwängen. „Wir werden uns also dieses Zimmer teilen...,“ begann Vincent, und strich über seine Beine. „Uh... Ich hoffe, wir werden Freunde. Oder verstehen uns zumindest...“ Ugh! Er wusste einfach nicht, wie er sich verhalten sollte. Auf seiner Unterlippe herumkauend, sah er sich wieder um. Lilac seufzte und legte sich auf sein Bett, wickelte seinen langen Schweif um sein Bein und gähnte. Seine Seite des Zimmers war wirklich extrem schlicht. Die Türen seines Schranks standen offen, und er konnte einige Kleider darin sehen. Er hatte die gleiche Uniform. Vincent atmete durch die Nase aus, schüttelte den Kopf. Natürlich. Das war der Sinn einer Uniform. Mit einem Seufzer stand er auf und tat es ihm gleich und verstaute seine Uniform in seinem eigenen Schrank. Zumindest waren seine Sachen alle da. Das war irgendwie beruhigend. Hatte das weiße Monster seine Sachen hierher verfrachtet? Er strich einen seiner Pullover glatt, schloss die Schranktüren. Hinter sich hörte er das Rascheln von Papier. „Was ist 'Wifi'?“ Vincent drehte sich um, als er noch dazu Lilacs ruhige, fast schon gelangweilte Stimme hören konnte. Er hielt ein Blatt Papier in der Hand und hatte die Augen leicht zusammengekniffen, während er selbige darüber gleiten ließ. Als Vincent näher kam, sah er für einen Moment auf. „Uhm... Weißt du, was ein Computer ist? Internet?“ Lilac nickte behäbig, obwohl er gleich darauf den Kopf neigte. „Gut, uhm... Mit Wifi kannst du ins Internet, ohne dass du ein Lan-Kabel anschließen musst. Wenn du einen Laptop hast, kannst du damit also von überall, wo du Wifi hast, ins Internet.“ Er sah, wie das... Einhorn neben ihm wieder nickte, und den Zettel einfach wieder weglegte. Vincent nahm ihn an sich, um ihn selbst zu lesen. Weitere Informationen. Das Wifi-Passwort. Die Essenszeiten. Öffnungszeiten des Sekretariats, der Schulläden und dergleichen. Eben die ganzen Basics. Für eine Schule voller Monster, die vom Dämonenkönig ins Leben gerufen worden war, war das Ganze um einiges zu normal. Aber das Alles war immerhin gut zu wissen. Er würde dann gleich seinen Laptop auspacken können, vielleicht gleich ins Internet. Würde das immer noch funktionieren? Schließlich verging die Zeit in seiner Welt nicht während er hier war. Wie würde er da noch im Internet surfen können. Oder gab es da irgendeine komische Ausnahme? Würde er Leuten erzählen können, dass er quasi in einer Paralleldimension gefangen war? Aber selbst wenn, niemand würde ihm glauben.... Er legte den Zettel auf sein Bett, während er seinen Laptop auspackte und einmal darüber strich, ihn dann auf seinem Schreibtisch abstellte und das Netzteil ansteckte. Seine Maus legte er einfach daneben und setzte sich dann auf den relativ bequemen Stuhl. Sein Zimmergenosse war wohl eingeschlafen, denn er konnte leises Schnarchen hören. Der Arme war wohl müde von der ganzen Aufregung. Sein eigener Adrenalinspiegel war noch immer zu hoch, und so sehr er sich wieder hinlegen wollte, es würde wohl nichts bringen. Er öffnete seinen Laptop und verband sich erst mal mit dem Wifi der Schule, bevor er sich auf Facebook einloggte. Sein Feed war... normal. Vierzehn seiner Freunde waren online. Und als er einen davon anschrieb, antwortete dieser ganz normal. Er sagte nichts dazu, dass Vincent nicht in der Schule war. Und als er seine Mutter anschrieb meinte diese, er solle sich die Hände waschen und essen kommen. Und sein Zimmer aufräumen. Waren es automatisierte Antworten? Oder sowas in der Art? Vincent loggte sich wieder aus, ein finsterer, verwirrter Ausdruck auf seinem Gesicht, und stand auf, sah sich weiter um. Über die ganze Sache mit dem Internet würde er später weiter forschen. Vor Lilacs Bett war eine Tür. Er öffnete sie leise. Ein... Ein Bad. Es war ziemlich klein, aber sauber und hatte so ziemlich alles, was ein Badezimmer so brauchte. Eine Toilette, ein Waschbecken mit Spiegel und Schränkchen und eine Duschkabine. Es war weiß gefliest, die Vorleger und einige der Handtücher grün, die anderen weiß. Wohl, damit die beiden ihre Handtücher auseinander halten konnten. Vincent seufzte und wusch sich das Gesicht, sah in den Spiegel. Unter seinen braunen Augen hatten sich, ob der Aufregung und des Schlafmangels, etwas dunklere Ringe gebildet. Er was etwas blasser als sonst. Seine Haare waren etwas strubbelig. Und er konnte sich selbst die Müdigkeit ansehen. Er würde es Lilac gleichtun und ein wenig schlafen, nahm er sich vor. Ein paar Minuten später saß er wieder auf seinem eigenen Bett und drückte Mr.Bunny, den er mittlerweile aus seinem Rucksack befreit hatte, an seine Brust, vergrub sein Gesicht im abgegriffenen, hellgelben Stoff des Kuscheltieres. Mittlerweile war sein Adrenalinspiegel wieder etwas gesunken, und es wurde ihm bewusst wie müde er eigentlich war. Der Werwolf warf einen erneuten Blick auf den Zettel mit Informationen. Abendessen gab es von sechs Uhr Abends bis um halb acht. Er hatte immer noch keinen so wirklichen Hunger, doch er war sich sicher dass auch das noch kommen würde. Vincent ließ sich auf sein Bett zurückfallen, Mr.Bunny noch immer in seinen Armen. Er bekam nicht mit, wie er einschlief, begleiten von Lilacs leisem Schnarchen und dem sich langsam auflösendem Lärm von draußen. *°* Ein Klopfen an der Zimmertür ließ Vincent wenige Stunden später aufwachen. Er öffnete die Augen und sah zu Lilac, erst verwirrt, dann einfach nur müde, bevor er aufstand und die Tür öffnete. „Uh, Hallo. Wir sollen uns in einer halben Stunde alle im Aufenthaltsraum versammeln.“ Der Junge vor der Tür schien etwas lustlos, seine schwarzen Flügel streckend, aber lächelte müde als Vincent nickte. „Unser Heimaufseher will mit uns sprechen. Sag deinem Zimmergenossen, dass er sich fertig machen soll.“ Er zog weiter, und Vincent hörte gerade noch das Klopfen an der nächsten Tür, bevor er die eigene schloss und zu Lilac sah. Der andere Junge schlief immer noch selig, seine langen Beine und den Schweif über das Bett drapiert. Zögerlich schüttelte ihn Vincent an der Schulter. „Wach auf.“ Zwei, drei Sekunden später grummelte Lilac, zog die Beine und Arme an seinen Körper heran, gähnte. Seine blauen Augen öffneten sich, und er blinzelte verwirrt. „Huh...?“ Müde stemmte er sich auf, rieb sich mit einem Handballen die Augen, während sich Vincent etwas zu ihm runter beugte und ihn ein wenig entschuldigend ansah. „Entschuldige. Der Heimaufseher will, dass wir uns im Versammlungsraum, nun... uh... versammeln. In einer halben Stunde.“ Er ging zu seinem Schrank und zog ein paar Schuhe hervor, stellte sich zur Tür. Irgendwie war er wieder ein wenig nervös. Nicht so sehr vor den anderen Schülern. Wenn alle so wie Lilac oder der Junge von vorhin waren, dann würde es wohl so werden wie damals in Junior High School. Aber wie würde wohl der Heimaufseher sein? In seinem Kopf hatte er schon das Bild einer großen, muskulösen, braungebrannten Sportskanone, mit scharfen Zähnen und Klauen, die ihn und die anderen Jungs hier einfach nur demütigen, rumschubsen und verprügeln würde. Bei der Vorstellung lief ihm ein Schauer über den Rücken. Vielleicht war es ja ein wenig unrealistisch so zu denken, aber er war ein Werwolf, der sich mit einem Einhorn das Zimmer teilte. Hier von unrealistisch zu sprechen war eigentlich recht sinnlos. Für einen Moment sah er Lilac dabei zu, wie er aufstand, seine langen Glieder streckte, und sich dann durch seine Haare fuhr. Erneut gähnte er, dann jedoch ging er ins Badezimmer. Vincent konnte hören, wie sich sein Zimmergenosse wohl das Gesicht oder die Hände wusch, und begann damit, sich die Schuhe anzuziehen. Er zog gerade die Schlaufen stramm, als Lilac wiederkam, und zwei Karten von seinem Schreibtisch nahm. Eine davon reichte er Vincent. „Hier. Das sind die... Schlüssel. Glaub' ich zumindest,“ er besah sich seine Eigene etwas genauer. „Huh... Wie auch immer.“ Er steckte sie in einer seiner Taschen und öffnete die Tür. Vincent folgte ihm. Als sich die Tür hinter ihnen schloss, schluckte Letzterer. Hoffentlich bestätigten sich seine Befürchtungen über dem Heimaufseher nicht. *°* Mit all den Schülern im Aufenthaltsraum wurde es ein wenig eng. Ein paar setzten sich auf die Sofas, ein paar standen herum, manche hatten sich auf dem Boden niedergelassen. Vincent hatte es sich zusammen mit Lilac und einem großen, flauschigen Monster auf einem der Sofas bequem gemacht. Es war relativ laut, und die meisten Jungs redeten miteinander, oder beschwerten sich. Ein paar schienen sich mit der Sache abgefunden zu haben. Sein Blick fiel auf eine der Uhren an der Wand. Es war Halb Vier Nachmittags. Noch relativ früh, doch Vincent fühlte sich, trotz seines Nickerchens, wie gerädert. Vielleicht konnte er morgen ja ausschlafen. „Hallo.“ Eine relativ tiefe, freundliche Stimme ließ ihn seinen Blick auf die Tür lenken, und er sah dabei zu, wie ein groß gewachsener junge Mann den Raum betrat. Mindestens einen Kopf größer als er selbst. Auch war er relativ gut gebaut. Das konnte er zumindest von hier aus sehen. Aber braungebrannt war er nicht. Eher so weiß wie ein Blatt Papier. Seine Haare waren nur geringfügig heller. „Hallo Jungs. Ich bin Rhys, und ich werde die nächsten paar Jahre dafür zuständig sein, dass hier alles glatt läuft.“ Der junge Mann – Vincent schätzte ihn auf Anfang zwanzig – kratzte sich hinter einem seiner leicht geschwungenen, schwarzen Hörner und lächelte. In seiner einen Hand hielt er ein Clipboard, in der anderen einen Bleistift. Bis jetzt schien er doch nicht so furchtbar zu sein, wie Vincent zuerst befürchtet hatte. „Ich werd' jetzt erstmal eure Namen aufrufen, damit ich sehe, ob auch alle hier sind.“ Diese Worte ließen den Werwolf das Gesicht verziehen. Schon wieder. Ja, es musste sein, aber trotzdem. Es gelang ihm, die meisten der Namen auszublenden. Bei „Vincent? Vincent Frost?“ hob er leicht die Hand, begleitet von einem „Anwesend!“, und lehnte sich dann wieder zurück. Lilac war wieder eingenickt, und hob nur den Arm, als Vincent ihn anstupste. Danach schlief er wieder ein. Ohnehin dauerte es, bis alle grünen Schüler versammelt waren. Einige waren entweder draußen oder noch in ihren Zimmern, und mussten geholt werden. Als Vincent erneut auf die Uhr sah, war es bereits Viertel nach Vier. Erst um halb fünf waren wirklich alle da, und Rhys' blasse Wangen hatten eine rötliche Färbung angenommen. „Ah, entschuldigt die Verspätung. Auf ein Neues. Ich bin Rhys, und ich bin euer Heimaufseher.“ Er lächelte erneut und strich sich eine weiße Haarsträhne aus der Stirn. „Solltet ihr irgendwelche Probleme haben, kommt damit einfach zu mir. Im Gegenzug dazu möchte ich, dass ihr euch an die Regeln hier haltet. Um Halb Zehn habt ihr in euren Zimmern zu sein – zumindest die Tagaktiven unter euch. Für alle Angehörigen nachtaktiver Spezies ist es Halb Sieben. Eine halbe Stunde später ist das Licht zu löschen. Danach könnt ihr gern noch lesen oder euch unterhalten. Ich kann euch ja nicht dazu zwingen, zu schlafen.“ Rhys hob die Augen von seinem Clipboard und räusperte sich, bevor er fortfuhr. „Prügeleien und dergleichen sind natürlich untersagt. Ihr könnt euch gern Snacks mit auf eure Zimmer nehmen, solltet ihr außerhalb der Essenszeiten hungrig sein. Uhm- Ach, genau. Wenn ihr eure Uniformen gerade nicht anhabt-“ Er hob eine kleine Kiste auf. „So tragt entweder eines dieser Bänder ums Handgelenk, oder einen dieser Anstecker an eurem Oberteil oder einer Mütze. Nehmt euch einfach jeweils ein Band und einen Anstecker wenn wir hier fertig sind.“ Die Nervosität war mittlerweile ganz aus Vincent verschwunden, und war einer nicht ganz unangenehmen Langeweile gewichen. Rhys' Stimme war ruhig und angenehm, und es war ganz nett, ihm zuzuhören. Ja, es hätte schlimmer werden können... Der Rest war schnell abgehandelt. Zeitig aufstehen, nicht schwänzen; das ganze Programm. Um kurz vor Sechs war endlich alles erledigt. Während einige Schüler zurück auf ihre Zimmer gingen, machten sich die anderen auf den Weg zum Speisesaal. Er schlug den selben Weg ein, doch vorher nahm er sich noch ein Band und einen Anstecker aus der Kiste. Rhys stand daneben, und lächelte als, er sich Letzeren gleich an sein T-Shirt heftete. Aus der Nähe konnte er zwei etwas zu spitze Eckzähne sehen. Na, zumindest bei den scharfen Zähnen hatte er wohl doch recht gehabt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)