Ghosts von Manganime (Ein kleines Mädchen, das das Leben zweier BO Agenten durcheinander bringt) ================================================================================ Kapitel 1: Two Weeks later - Zwei Wochen später ----------------------------------------------- Für Ayumis Freunde war es offensichtlich, dass sie etwas Erschreckendes erlebt haben musste, aber aus unerklärlichen Gründen, die sie nicht verstanden, weigerte sie sich darüber zu reden. Sie schien in einer Art Betäubung zu sein, und außerdem in einer ängstlichen Anspannung, denn sie zuckte jedes Mal erschrocken zusammen, wenn man sie an der Schulter tippte oder mit ihr sprach. Und wenn man sie fragte was sie denn hätte, würde sie entschieden sagen, dass nichts war, und dabei lächeln. „Was könnte bloß passiert sein?“ lies Genta am Ende des Schultags frustriert verlauten, zwei Wochen nach dem Vorfall. Ayumi war so schnell wie möglich raus gerannt sobald es geläutet hatte, bevor irgendjemand auch nur die Chance bekam mit ihr zu reden. „Vielleicht macht sie sich Sorgen um Conan, weil er wegen Grippe im Bett liegt! ... Oder vielleicht wurde ihr das Herz gebrochen!“, versuchte Mitsuhiko es zu erklären. „Vielleicht hat sie endlich Conan ihre Gefühle für ihn gestanden und er hat er gesagt, dass er schon eine andere hätte!“ Genta schlug mit einer seiner Fäuste auf den Tisch. „Dieser Conan!“, knurrte er. „Wenn er sie so verletzt hat, dann sollte ich mal bei ihm vorbeischauen und ihm eine runterhauen!“ In seinen Augen blitzte es. Niemand würde Ayumi wehtun solange er in ihrer Nähe war! Er würde dafür sorgen. Sie verdiente Freundlichkeit und Verständnis, und jemanden, der ihr all die Liebe gab, die sie verdiente. Und Conan würde ihr niemals das geben. Sowohl Genta als auch Mitsuhiko wussten, dass er jemand anderen liebte. „Dann komm ich mit!“, warf nun auch Mitsuhiko ein. Ai Haibara, die ihnen dabei zugeschaut hatte, schüttelte nur langsam den Kopf in einem Anflug von Belustigung. Ah, junge Liebe, dachte sie nur für sich selbst, und grinste leicht. Kinder waren noch so ahnungslos in diesem Alter, und so niedlich, wenn sie versuchten, die Gefühle der Erwachsenen nachzuahmen. Sie fragte sich, ob sie auch mal so gewesen war. Sie erinnerte sich an verschiedene Dinge aus ihren sehr jungen Jahren, als sie in Ayumis Alter war und jünger, aber das meiste davon war verschwommen und machte sich nur an Erfahrungen fest, die sie mit zwei speziellen Menschen gemacht hatte, die ihr mehr bedeutet hatten als alle anderen. Sie hatte sie beide geliebt, auf verschiedene Arten – die eine auf geschwisterliche Art, die andere… nun, es hatte mit einer kindlichen Schwärmerei begonnen und hatte sich über die Jahre zu sehr viel mehr entwickelt. Sie seufzte, sie wollte lieber nicht daran denken. Schlussendlich gab sie eine Antwort. „Ayumi ist nicht aufgebracht wegen irgendwas, was Conan getan hat.“, meinte sie einfach. Beide Jungs drehten sich überrascht und verwirrt zu ihr um, und blinzelten sie aus dunklen an. „Woher weißt du das?“, verlangte Genta zu wissen. „Hat sie dir erzählt, was mit ihr nicht stimmt?“, warf Mitsuhiko ein. Ai schüttelte den Kopf. „Frauen wissen, was Männer nicht wissen können.“, antwortete sie, während sie bedächtig ihre Notizblöcke in den Rucksack packte. „Ayumi hat vor zwei Wochen eine schlechte Erfahrung gemacht, aber es hatte nichts mit Conan zu tun. Etwas hat ihr furchbare Angst gemacht.“ Genta und Mitsuhiko tauschten Blicke aus. „Was könnte ihr denn Angst gemacht haben?“, riefen beide aus und sahen wieder zu Ai. „Vielleicht hat sie eine Leiche gefunden!“, rief Mitsuhiko, als er an die Fälle dachte, die sie mit Conan schon erlebt hatten, und wie die toten Körper anscheinend immer an den seltsamsten Orten auftauchten. Nach einer Weile konnte es einem echt zu viel werden, vor allem für jemanden wie Ayumi. „Vielleicht hat sie gesehen, wie jemand ermordet wurde!“, verkündete Genta. „Aber wenn so was passiert wäre, hätte sie uns nicht davon erzählt?“, meinte Mitsuhiko stirnrunzelnd. „Hätte sie es nicht Conan erzählt?“ Ai stand auf und war bereit zu gehen. Sie dachte darüber nach, dass das, was Genta vorgebacht hatte, nicht allzu weit hergeholt sein konnte, aber dann musste dahinter mehr stecken als nur das. Unter normalen Umständen, so schien es ihr, hätte Ayumi etwas davon gesagt, nach allem was sie schon durchgemacht hatten und all den Verbrechen, die sie schon mitbekommen hatten. „Vielleicht hat der Mörder sie ja gesehen“, warf sie ein. „Sie könnte vor ihm davon gelaufen sein, bevor er sie erwischt hat. Oder er hat sie schwören lassen, es geheim zu halten, damit ihr nichts passieren würde. Er könnte gedroht haben sie zu töten, wenn sie jemandem davon erzählte.“ „Dann sollten wir vermöbeln!“, meinte Genta unverzüglich und schlug seine Faust in die Handfläche. „Wir werden ihm keine Ruhe lassen bis er dafür bezahlt hat, was er Ayumi angetan hat dafür, dass er jemanden umgebracht hat.“, fügte Mitsuhiko hinzu. Ai marschierte an ihnen vorbei, immer noch leicht amüsiert über die simplen Gedankengänge von Kindern. Es verblüffte sie manchmal, dass sie nach all den schrecklichen Dingen, die sie bereits gesehen, während sie ein Rätsel gelöst hatten, immer noch so arglos sein konnten. Sie hoffte, dass es immer so sein würde, jedoch fragte sie sich ob Ayumis Arglosigkeit einen schmerzhaften Kratzer abbekommen haben könnte von dem, was ihr so große Angst machte. Sie hatte vor, darüber mit Conan zu reden. „Ihr werdet nichts tun können bis ihr wisst, was überhaupt passiert ist.“, bemerkte sie, als sie an ihnen vorbeiging. Sie starrten ihr hinter und wussten, dass sie leider Recht hatte. Ayumi stand direkt vor der Detektiv Mouri Agentur, unsicher das Gewicht von einem Bein auf das andere verlagernd, als sie die Träger ihres Rucksacks umklammerte. Ein Teil von ihr wollte unbedingt hineingehen, um mit Conan darüber zu reden, was vor vierzehn Tagen geschehen war. Ihr war bewusst, dass der Mann ihr befohlen hatte, niemandem davon zu erzählen und sie wollte nicht gegen seinen Wunsch handeln, da er ihr Leben verschont hatte, aber sie fühlte sich sehr unwohl bei der ganzen Sache. Sie wollte jemandem erzählen, wie sie sich fühlte, von dem tiefen Schrecken, der immer noch in ihrem Herzen saß und der sie dazu veranlasste, sich zu versichern, dass sie auch nicht verfolgt wurde. In ihren Alpträumen konnte sie immer noch die unheimliche und geschmeidige Stimme des kahlköpfigen Mannes hören, und er würde sie verfolgen und ihr sagen sie solle mit ihm kommen und alles wäre in Ordnung; er wollte nur, dass sie ihm „Gesellschaft“ leistete. Sie würde rennen, verzweifelt versuchen so weit wie möglich von ihm weg zu kommen, aber sie würde jedes Mal scheitern. Er würde sie erwischen und sie würde schreien und sich wehren, aber ohne Erfolg. Dann würde sie schreiend aufwachen und ihre Eltern würden in ihr Zimmer stürmen, um zu erfahren was los sei. Aber sie konnte ihnen nicht die Wahrheit sagen. Sie konnte nur sagen, dass sie schlecht geträumt hatte, aber nicht worum es darin ging oder warum sie sie überhaupt hatte. Mit einem traurigen Seufzer drehte sie sich um. Sie würde ihre Geheimnisse nicht preisgeben. Sie würde nicht ihren mysteriösen Retter verraten. Als sie sich aber umdrehte wäre sie beinahe mit Ai zusammengestoßen, die sie auf dem Gehweg stand und sie musterte. Die Rothaarige schaute sie ruhig an, ihre blauen Augen zeigten nicht eine Spur von Überraschung über ihr Treffen. „Ich wusste, du würdest hierher kommen.“, meinte sie dann. „Du bist schon seit einiger Zeit jeden Tag hier vorbeigekommen, aber du bist noch kein einziges Mal reingegangen. Du willst doch mit Conan über was reden. Warum tust du es nicht einfach?“ Wie sie sich wünschte, dass sie Ayumi dazu bewegen könnte ihr oder Conan zu sagen was los sei. Sie hatte das Gefühl, dass sie niemals Genta oder Mitsuhiko etwas sagen würde, aber vielleicht ihr oder Conan, wenn sie geduldig waren. Sie fragte sich wie lange es so weitergehen würde. Ihr war klar, dass Ayumi sich sehr verloren fühlen musste. Sie wollte über ihr Erlebnis berichten, aber etwas hielt sie davon ab. Ai wünschte sich sie könnte dem armen Kind irgendwie helfen. Ayumi runzelte die Stirn. Es musste also genau so sein wie Ai es sich gedacht hatte. „Wem hast du es versprochen, Ayumi?“, forderte sie nun. „Warst du Zeugin eines Verbrechens?“ Sie machte einige Schritte auf Ayumi zu, als sie sah, dass sich die Braunhaarige mehr und mehr ertappt fühlte. „Es gibt Geheimnisse, die man nicht verschweigen darf.“, meinte Ai in einem sanfteren Ton, da sie sie nicht einschüchtern wollte. „Wenn ein Geheimnis dich belastet, dann solltest du es nicht für dich behalten.“ Sie konnte erkennen, dass Ayumi hin und her gerissen war, und es machte sie wütend, dass jemand ein solch kleines Kind in so eine Situation befördern konnte. Sie empfand es als sehr grausam. Ayumi zögerte. Wie sehr wünschte sie sich etwas zu sagen, aber wenn sie den furchtbaren Mann erwähnen würde, der sie hatte mitnehmen wollen, dann würde sie auch über denjenigen erzählen müssen, der sie hatte frei lassen. Sie war sich sicher, dass beide in etwas Illegales verwickelt waren, dennoch, der Blonde hatte sie gerettet. Und sie wollte nicht, dass er Schwierigkeiten bekam. Und was wäre wenn der schreckliche Mann Wind davon bekommen würde, dass sie immer noch am Leben war? Würde er hinter ihr her sein? Nein! Das konnte und durfte nicht passieren! Ihre Augen füllten sich mit Tränen und liefen ihr die Wangen hinab. „Ich kann nicht darüber reden!“, weinte sie, wandte sich um und floh, wobei sie eine besorgte Ai am Gehweg stehen ließ. „Ich kann einfach nicht!“ Gin saß in einem Straßenkaffee, während er wie immer die Zeitung las und nebenbei rauchte. Es schien, dass die Neuigkeiten größtenteils von einem Tag auf den anderen dieselben blieben. Es gab Geschichten über Mord, Raub, Veruntreuungen, usw. Ein Teil berichtete über einen ausgeklügelten Raubüberfall, den Kaito Kid letzte Nacht verübt hatte, genauso wie über einen Mord an einem Geschäftsmann, und über die Inhaftierung einiger Leute, die Geld aus ihrer eigenen Firma, für die sie gearbeitet hatten, gestohlen hatte. Er machte sich gelangweilt daran, die Blätter beiseite zu legen, als ein anderer Artikel seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Er überflog ihn kurz, während seine Stirn sich in finstere Falten legte, und faltete die Zeitung daraufhin zusammen und lies sie hart auf den Tisch knallen. Die Tassen und Teller wackelten. Wodka, der auf der gegenüber liegenden Seite des Tisches saß, zuckte von dem plötzlichen Lärm zusammen. „Stimmt was nicht, Aniki?“, fragte er als er zu dem blonden Auftragsmörder rüber blickte. Gin sah gerade ziemlich verärgert aus, und Wodka wusste, es gab nur sehr wenige Dinge, die dies bei seinem Partner bewerkstelligen konnten. Gin war für gewöhnlich äußerst gelassen, wenn es um mögliche Bedrohungen ging, wogegen Wodka oft derjenige war, der sichtlich schnell frustriert wurde. Gin knurrte leicht. „Es gab einen weiteren Mord letzte Nacht, und die Kinder eines Mannes sind verschwunden.“ Seine grünen Augen verfinsterten sich als er weiter sprach. „Ich denke, wir beide wissen, wer dafür verantwortlich ist.“ Seit letztem Monat geschahen solche Morde und Entführungen an verschiedenen Orten im Land. Gin war überzeugt, dass der Mann, den er und Wodka vor zwei Wochen getroffen hatten hinter all dem steckte. Dieser würde den Kindern wahrscheinlich erzählen, dass der Tod ihrer Eltern ihre Schuld war und dass er sie wegbringen würde, wo niemand sie jemals finden würde. Daraufhin würden sie weit mehr durchleiden, als wenn sie einfach am Schauplatz ermordet worden wären. Die meisten von ihnen hätten nicht mal das Verbrechen mitbekommen und man hätte nicht mal etwas mit ihnen anstellen müssen, aber die grässlichen Gefühle dieses Mannes kannten keine Grenzen. Wodka schluckte und nickte langsam. Es machte auch ihn krank, aber sie konnten nichts dagegen tun – nicht, solange ihr Boss besagten Yusuke Ushio am Leben lassen wollte. „Widerwärtig.“ Gin zündete sich eine weitere Zigarette an und von dem Feuer, das in seinen Augen brannte, konnte Wodka sich zusammenreimen, dass Gin einen persönlichen Grund für seine Gefühle hatte. Er konnte Ushio nicht ausstehen, und das nicht nur aus der einfachen Tatsache heraus, was dieser tat, obwohl das wohl schon genug Grund war. Wodka war sich sicher, dass Gin schon davor mit Ushio zu tun gehabt hatte, oder wenigstens mit einem von dieser Sorte. Der Himmel wusste, wie viele es waren. Wodka zuckte hilflos die Schultern. „Ich weiß, aber wir können nichts machen.“, meinte er nun. Nicht dass er dachte Gin würde es versuchen, aber fühlte sich dazu verpflichtet es noch einmal klarzustellen. Gin schnaubte. „Wenigstens haben wir es geschafft, ein Mädchen davor zu bewahren, in seine Hände zu fallen.“ Er stand auf und machte sich auf den Weg zu seinem Auto. „Sogar das ist ein Sieg über jemanden wie ihn.“ Wodka stand ebenfalls auf und folgte ihm, er fragte sich ob er es überhaupt wagen sollte, danach zu fragen. Gin war in einer äußerst schlechten Laune, und Wodka machte ihm keine Vorwürfe, aber es schien ihm dennoch angebracht ihn zu fragen. Als sie in den Porsche einstiegen, traute sich der kürzere von den beiden schließlich zu fragen. „Aniki… was hast du damit gemeint, das Kind hat dich an einen ´Geist aus der Vergangenheit´ erinnert?“ Er hatte das Gefühl, was auch immer es war, es hatte irgendetwas mit Gins starker Abneigung gegen Ushios Machenschaften zu tun. Er wunderte sich immer noch, warum Gin das Kind hatte laufen lassen, da sein Partner ihm nie den ganzen Grund dafür genannt hatte. Gin war nicht für seine Freundlichkeit bekannt… jedenfalls nicht mehr. Sowohl er als auch Wodka waren schon seit langer Zeit dank der Schwarzen Organisation verdorben, und Wodka hatte bezweifelt, dass noch einer von ihnen beiden irgendeinen Funken Mitgefühl für jemanden empfinden konnte. Gin schwieg, als er den Zündschlüssel umdrehte und ausparkte. Er antwortete nicht bis sie einige Blocks weitergefahren waren. „Sie hat mich nur einige Menschen erinnert“, meinte er während seine Augen die Straße vor ihnen fixierten. „Menschen, die vor langer Zeit mal gekannt habe, zu einer anderen Zeit.“ Wodka wusste, er würde ein Risiko damit eingehen, aber fragte dennoch. „Ist einer von diesen Menschen Sherry?“ Gin antwortete nicht. Er wollte nicht, und überhaupt fühlte er, dass er das auch nicht musste. Conan saß aufrecht im Bett, als er Ais Beschreibung von Ayumis Verhalten von vorhin zuhörte. Seine Augen verengten sich sorgenvoll. Er stimmte Ai zu, sie war höchstwahrscheinlich zu verängstigt, etwas zu sagen, weil sie bedroht worden war. Worüber er sich nicht sicher war, wie er sie zum Reden bringen konnte. „Es ist möglich, dass diese Person jeden um sie herum bedroht hat, und nicht nur sie.“, meinte er, nachdem Ai ihm alles erklärt hatte. „Möglicherweise hat sie Angst, dass diese Person hinter uns her sein könnte, wenn sie erzählt, was sie gesehen hat.“ Er rückte sich sein Brille zurecht. Ai nickte langsam. „Ich hab auch schon daran gedacht.“, gab sie zu. Aber dann zögerte sie. Auf ihren Weg nach drinnen hatte sie die Abendzeitung von der Türschwelle mitgebracht und sie hatte nicht umhin können denselben Artikel zu betrachten, den auch Gin zuvor schon gelesen hatte. Sie musste sich fragen, ob es möglich war, dass Ayumi denjenigen gesehen hatte, der diese Menschen umbrachte und ihre Kinder entführte. Es wäre jedenfalls genug, um ihr eine solch schreckliche Angst einzujagen. Conan sah sie stirnrunzelnd an. „Was ist?“, fragte er, denn er hatte bemerkt, dass sie ihm noch nicht alles erzählt hatte. Ai seufzte und warf ihm die Zeitung aufs Bett. „Kudo… ist es irgendwie möglich, dass Ayumi diesen Mann gesehen haben könnte, oder zumindest so jemand ähnlichen?“, meinte sie ruhig. Conan überflog kurz den Artikel und schnappte hörbar nach Luft. Natürlich hatte er von diesen unmenschlichen Verbrechen gehört, aber er hatte bis jetzt noch keinen Gedanken daran verschwendet, dass Ayumi möglicherweise den Verantwortlichen dafür gesehen haben könnte – er hätte angenommen, dass sie wenn dann nicht mit dem Leben davon gekommen wäre. Aber nun fing er an sich zu fragen, ob er es nicht doch wenigstens in Betracht ziehen sollte. Er legte die Zeitung beiseite. „Vielleicht sollten wir sie darüber ausfragen.“, grübelte er. Ai stand auf und brachte ihm das schnurlose Telefon. „Vielleicht wird sie´s ja dir erzählen.“, meinte sie mit sanfter Stimme. Conan nickte ihr zu und wählte die Nummer. Das Telefon klingelte eine Zeit lang bevor jemand am anderen Ende abhob und der Detektiv konnte die ruhige Stimme antworten hören. Na wenigstens ist sie zu Hause und wandert nicht irgendwo in der Gegend rum, dachte er sich. „Hallo, Ayumi-chan“, grüßte er zurück. „Haibara hat mir erzählt, dass du vorhin vorbeigeschaut hättest.“ Er hörte einen überraschten Laut. „Conan-kun!...“ Ayumi war froh, von ihm zu hören, aber Conan konnte auch eine gewisse Befürchtung aus ihrer Stimme heraushören. Conan wusste, dass es nicht leicht werden würde sie dazu zu bewegen, zu ihm zu kommen, falls er sie überhaupt dazu überreden konnte. „Es tut mir Leid, dass du so früh gehen musstest“, redete er weiter. „Ich hätte dich wirklich gern gesehen.“ Ein leichtes Zögern. „Ich würde dich auch gern sehen, Conan-kun.“, meinte sie dann. Conan fragte sich, ob er es wagen konnte sich zu entspannen. „Nun… wenn du zum Essen vorbeikommen könntest wäre schön“, meinte er hoffnungsvoll, während er einen Blick mit Ai austauschte. Ein weiteres Zögern, diesmal länger. Conan verengte die Augen als er zuhörte, er war sich fast sicher, dass er ein leichtes Schluchzen hörte. „Conan-kun“, brachte Ayumi schließlich heraus, „hat Ai-chan dir erzählt was passiert ist?“ Conan seufzte leicht. „Sie hat“, gab er zu. „Ayumi-chan… wir machen uns beide sorgen um dich. Wir wissen, dass was nicht stimmt.“ Er hatte beschlossen, dass es ab diesem Punkt nichts mehr zu verlieren gab und las ihr einen Ausschnitt aus dem Artikel über das Telefon vor. „Wir müssen wissen, hört sich das nach jemandem an, den du getroffen haben könntest?“ Ayumis Augen weiteten sich vor Schreck. Sie war sich fast sicher, dass es derselbe Mann gewesen war, dieser schreckliche Mann. Und der Artikel besagte, dass er immer noch auf freiem Fuß war und Kinder wie sie verschleppte. Sie packte die Telefonschnur und fragte sich, ob sie immer noch schweigen konnte, jetzt, nachdem sie das alles wusste. Immer mehr Tränen stiegen ihr in die Augen. Vielleicht… vielleicht konnte sie ihn erwähnen, wenn es dazu beitragen würde, ihn zu fassen. Sie würde keine Details erwähnen müssen oder den Mann, der sie gerettet hatte. „Ja“, flüsterte sie, ihre Stimme kaum hörbar. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich ihn gesehen hab… er muss es gewesen sein… oh Conan-kun! ...“ Conans Augen weiteten sich. Er hatte kein solches Zugeständnis erwartet, und ein Teil von ihm hatte gehofft, dass es nicht so wäre. Ayumi war so jung, zu jung um auf so etwas Schlimmes zu stoßen. „Wann, Ayumi-chan?“, drängte er. „Wann hast du ihn gesehen?“ Er merkte wie Ai hochfuhr und sich vorwärts lehnte, und er nickte ihr zu, um ihr zu Verstehen zu geben, dass er auf der richtigen Spur war. Sie schniefte. „Vor zwei Wochen in einem Park“, antwortete sie und warf einen verstohlenen Blick um sich, als ob sie erwartete, dass das Ungetüm plötzlich hinter einem der Möbel hervorspringen würde. niemand war da, aber sie drückte sich trotzdem gegen die Wand. Irgendwie half es ihre Gedanken zu beruhigen, wenigstens etwas. „Hat er dich gesehen?“ Die Tränen rannen ihr nun übers Gesicht. „Ja!“, weinte sie. „Er hat mich gesehen. … oh, es war schrecklich. … er war so ein entsetzlicher Typ!“ Sie schloss die Augen, während sie versuchte, die Erinnerungen daran, wie er sie gepackt und in die Höhe gehoben hatte und sie ihm in diese funkelnden, furchterregenden Augen und sein verzerrtes Lächeln gesehen hatte. Aber diese Bilder waren immer noch da, egal ob sie die Augen schloss oder nicht. Sie hielt das nicht aus. Sie wollte zu jemandem rennen, der sie vor diesem bösartigen Gesicht beschützte – zu ihren Eltern, zu Conan-kun, oder sogar zu… sogar zu dem, der sie gerettet hatte. Er schien diese furchtbare Person gekannt zu haben, also wusste er sicherlich, wie man jemanden vor solch einem Typen beschützen konnte. Conan konnte einige ihrer Worte durch ihr Weinen nicht genau erraten, aber er schätzte, dass er die Hauptsache begriffen hatte. Es machte ihn von Minute zu Minute wütender. Die nächste Frage war definitiv schwierig für ihn. „Ayumi-chan, ich weiß, dass das nicht leicht ist, aber ich muss wissen – hat er dir was getan?“ er lehnte sich vor, er fühlte sich extrem angespannt bei dieser ganzen Sache. Außerdem war er erstaunt, dass sie es geschafft hatte unversehrt zu fliehen. Aber… war sie auch auf andere Weise unversehrt? „Nein“, antwortete Ayumi, und Conan fühlte eine immense Erleichterung durch diese Bestätigung. „Er wollte mich mitnehmen, aber er hat es nicht…“ „Warum, Ayumi-chan?“, wollte Conan wissen. Ein neuer Gedanke kam ihm. „War noch jemand anderes dabei?“ Das würde am meisten Sinn machen. Er bezweifelte stark, dass Ayumi jemals alleine einem solch heimtückischen Typen entfliehen hätte können. Es muss jemand anderes dabei gewesen sein, jemand der ihr irgendwie geholfen hatte zu entkommen. Aber wer hätte das sein können? Ein Passant im Park? Ayumis Augen weiteten sich. „Tut mir leid, Conan-kun“, rief sie daraufhin und ihre Stimme bebte. „Ich muss gehen.“ Und damit legte sie auf ohne sich richtig verabschiedet zu haben und sank auf den Boden, während sie versuchte ihre Tränen zurückzuhalten, die ihr dennoch aus den Augen rinnen wollten. Sie wollte, dass dieser schreckliche Mann gefasst wurde, bevor er es schaffte einen weiteren Menschen zu verletzen, aber andererseits wollte sie ihren Beschützer nicht verraten. Sie fragte sich, was sie überhaupt machen sollte. Vielleicht, entschied sie nach einiger Zeit, sollte sie versuchen den blonden Mann wieder zu finden… vielleicht konnte er ihr sagen, was sie tun sollte. Somit stand sie entschieden auf und machte sich auf den Weg zur Tür. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)