Wie immer von PlanTeaWolf (OS-Sammlung) ================================================================================ Kapitel 2: Ivan --------------- Schnee. Wohin er auch blickte. Alles weiß. Kalt. Er war es gewohnt, aber es gab Momente, in denen er dieses frostige Wetter hasste. Sich nach Wärme sehnte. Sonne. Sommer. Und Sonnenblumen! Aber seine Sommer waren nicht das, was er sich wünschte. Ja; warm – heiß – waren sie. Aber kurz. Viel zu kurz im Kontrast zu den langen und meist harten Wintern. Doch die Kälte war bei Weitem nicht das Schlimmste. Gegen sie ließ sich leicht etwas unternehmen. Warme Kleidung. Eine voll aufgedrehte Heizung. Aber gegen die Einsamkeit hatte er kein Mittel. Mit ihr würde er leben, sie ertragen müssen. Ob er nun wollte oder nicht. War es aber nicht sein eigenes Verschulden? Hatte er sich diese Verlassenheit nicht selbst zuzuschreiben? Hatten sie ihm nicht den Rücken gekehrt, weil er war, wie er war? Weil er nicht ‚ganz sauber tickte‘? Weil er von rotem Schnee und von vor Schmerz verzerrten Gesichtern schwärmte? Natürlich. Doch dafür konnte er nichts. Seine Vorgesetzten trugen die Schuld daran. Seine Politiker. Seine Geschichte. Und sie trugen auch ein jeder seinen Teil dazu bei. Eduard. Toris. Raivis. Yekaterina. Natalia. Gilbert. Sie alle hatten ihn verlassen. Obwohl sie wussten, wie kaputt er war. Wie kaputt er ist. Seine Stirn gegen die kalte Fensterscheibe lehnend schaute er hinaus. Schaute auf das kalte Weiß, das alles bedeckte. In der Sonne funkelte und glitzerte. Wie er es hasste. War weiß nicht die Farbe der Unschuld? Der Reinheit? Warum war dann hier alles weiß? Wo dieses Land doch nicht unschuldig war. Nicht rein. Es war grausam. Brutal. Deswegen war der Schnee in Russland seiner Meinung nach rot. Tiefrot. Wie von frischem Blut verfärbt und jeglicher Unschuld und Reinheit beraubt. Ein Lächeln schlich auf seine Lippen, während er seinen Kopf so senkte, dass sich ein dunkler Schatten über sein Gesicht legte. Seine Schultern bebten. Leises Kichern erfüllte den Raum. Sich von der Glasscheibe wegdrückend wandte er sich um. Verließ sein Zimmer. Sein Haus. Stapfte raus in den unberührten Schnee. Wie immer, wenn der Wahnsinn sich in sein Bewusstsein schlich. Wie immer, wenn er allmählich nicht mehr Herr seiner Sinne war. Wie immer, wenn er weder aus noch ein wusste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)