Infinite Anima von xAniki ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Soitae Es kostete ihn etwas Geduld, die er an so einem Abend mit Sicherheit nicht mehr hatte. Doch letztendlich schaffte Kato es, den Verband an seinem Oberarm so zu befestigen, dass er hielt. Kurz spannte er seine Muskeln an und bewegte den Arm auf und ab, um seine Arbeit zu begutachten. Ein leichter Schmerz machte ihm dabei deutlich, dass es noch ein paar Tage dauern würde, bis seine Wunde vollends verheilt sein würde. Der Angriff auf die Stadt nur wenige Tage zuvor hatte ihn einiges an Kraft gekostet. Natürlich hatten sie es geschafft, die Angreifer in die Flucht zu schlagen und den Schaden sehr gering zu halten, doch war deutlich geworden, dass dieser Stadt irgendetwas fehlte. Vielleicht nur eine Armee, möglicherweise waren sie einfach zu wenige. Vielleicht fehlte es aber auch nicht nur der Stadt an etwas. Für einen Moment lehnte Kato sich nach hinten gegen die kühle Wand seines Schlafzimmers und schloss die Augen. Solche weitläufigen Gedanken machten ihm Kopfschmerzen. Etwas frische Luft würde jetzt sicher gut tun. Von seinem Balkon aus hatte Kato einen guten Blick über die Stadt. Soitae. Die Hauptstadt ihres Kontinents. Der Mond schien ziemlich hell, doch die Lichter der Stadt waren dennoch gut zu sehen. Obwohl sie nach und nach gelöscht wurden. Es war spät, und auch die Nachtschwärmer begaben sich allmählich zu Bett. Ein angenehm kühler Wind strich Kato durch die Haare, als er sich auf das Geländer lehnte und seinen Blick schweifen ließ. Er hörte nicht, wie sich die Tür hinter ihm öffnete. „Du bist ja schon wieder zurück“ sagte eine sanfte Stimme hinter ihm. Lysann drückte seine Hand vorsichtig gegen die Tür, um diese wieder zu schließen. Die Truppen waren heute wirklich lange draußen gewesen und es war ziemlich schwer für jemanden, der nicht wirklich in die Angelegenheiten der Stadtwache verwickelt war, an irgendwelche Informationen zu gelangen. Mit schnellen Schritten bewegte er sich auf Kato zu und legte ihm seine Arme von hinten um die Brust. Katos Haut fühlte sich angenehm warm an. Eine Wärme, die Lysann liebte. Für einen Moment verharrten die beiden so, ohne dass einer etwas sagte. Aus der Stadt ertönten ein paar seichte Töne, vermutlich ein paar der Musiker, die sich noch getroffen hatten, um ein wenig Musik zu machen. Vorsichtig strich er mit seiner Hand über Katos Arm. Mit seinen Fingerspitzen drückte er leicht den Rand von dem Verband flach. Lysann lächelte sanft und drehte Kato zu sich herum, so dass sie sich ansehen konnten. Lysann legte seine eine Hand auf Katos Brust und atmete tief ein und aus. Das Kato von solchen Angriffen oftmals mit schweren Verletzungen zurückkehrte, machte ihn ziemlich nervös. „Jetzt hast du wohl noch eine Narbe, nur weil du uns beschützen wolltest.“ Kato schenkte seinem Freund ein sanftes Lächeln. Für einen Moment bildete er sich ein, die Linie der Narbe, die quer über sein Gesicht verlief, zu spüren. Wie so oft, wenn er an sie dachte, begann sie leicht zu kribbeln. Sie hatte länger geschmerzt als normale Narben. Vielleicht weil sie direkt im Gesicht war, vielleicht aber auch, weil sie ihn immer wieder daran erinnerte, für wen er sie bekommen hatte. Damals, als er ohne nachzudenken vor Lysann gesprungen war, um das Schwert eines Feindes abzufangen. Mit beiden Händen strich Kato über Lysanns schmale Schultern und betrachtete sein hübsches Gesicht. Ein paar feine Haarsträhnen fielen ihm ins Gesicht. „Solange es dir gut geht, ist es mir egal wie viele Narben ich noch bekomme“, sagte er mit ruhiger Stimme. Kurz sah Lysann ihm direkt in die Augen, bevor seine Wangen sich leicht röteten und er anfing zu lachen. Dezent klopfte er auf Katos Brust. „Nun hör aber auf damit“, witzelte er und versuchte sich weiteres Lachen zu verkneifen. „Du weißt doch, das ich mit solchen Sprüchen nichts anfangen kann, du Romantiker“. Bevor Kato noch etwas sagen konnte, stellte Lysann sich leicht auf seine Zehnspitzen und drückte seine Lippen auf die von Kato. Er umgriff Katos Arm, um sich etwas halt zu bewahren. Als er von ihm abließ, lehnte er seine Stirn gegen Katos Lippen. „Ich liebe dich mein Held!“ ~ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Soitae Ein kühler Regentropfen, der leicht Katos Wange streifte, holte ihn unsanft zurück in die Realität. Wie lange stand er schon hier? Es wurde allmählich dunkel, also schon eine geraume Weile. Und wie immer überkam ihn ein mulmiges Gefühl, wenn er sich länger hier aufhielt. Dazu mischte sich das wohlbekannte Stechen in der Brust. Ein Schmerz, den er schon körperlich spüren konnte. Zum Glück wurde er davon nicht mehr ganz so hart und überraschend getroffen wie noch vor ein paar Wochen. Es legte sich langsam. Noch war Kato sich nicht sicher, ob er diese Tatsache begrüßen oder traurig finden sollte. Er atmete tief durch, um die Gefühle zumindest ein wenig abzuschütteln. Ihm wurde leicht übel. Zudem wurde der Regen stärker. Es war Zeit zu gehen. Kato spannte seine Schultern an und zog seine Jacke vor der Brust zusammen. Ihm war nicht kalt, aber er bildete sich ein, er würde sich so besser fühlen. „Gute Nacht... Lysann“, sprach er noch leise zu dem weißen Grabstein, bevor er sich endgültig abwandte und mit schlurfenden Schritten den Friedhof verließ. ~ San seufzte und legte seine Hand an die Fensterscheibe. Draußen zogen sich die Wolken immer dichter über dem Himmel zusammen, so dass er fast die Farbe Schwarz angenommen hatte. Der Regen schien von Minute zu Minute stärker zu werden. Langsam atmete San gegen die Scheibe, sodass sich ein nebliger Film darauf bildete. Er lächelte und strich mit seinen Fingern eine Wellenlinie hindurch. Bis jetzt hatte San den Himmel noch nie in so einer Farbe gesehen. Das lag vielleicht an den ganzen Menschen, Maschinen und anderen Dingen, die sich in dieser Stadt aufhielten. San versuchte sich langsam daran zu gewöhnen, immerhin hatte Kato ihn erst vor circa einer Woche aus der Stadt Nasae gerettet, als diese angegriffen wurde. Dort gab es bei weitem nicht so viele Menschen, Maschinen, Läden und Häuser wie hier. Sein Blick wanderte zu dem großen Bett. Die Decke war ordentlich zusammengelegt. Kato war irgendwo draußen unterwegs und das bei diesem Wetter. Nach ein paar Minuten waren Schritte auf dem Flur zu vernehmen. Sofort drehte San sich um und ging schnell zur Zimmertür. „Kato?!“ rief er erfreut und öffnete dabei die Tür, in der Hoffnung, seinen bisher einzigen Freund in dieser Stadt dort zu entdecken. Als er ihn sah, schenkte er ihm ein lächeln, welches einem besorgten Gesichtsausdruck wich. Kato war ganz nass. „Warst du...die ganze Zeit da draußen?“, fragte er vorsichtig. Zeit, den Kopf wieder frei zu machen, stellte Kato fest, als er das besorgte Gesicht seines Schützlings durch die Tür spähen sah. „Der Regen hat mich überrascht“, log er und zog sich die durchnässte Jacke aus, während er an San vorbei ins Zimmer ging. San schloss die Tür und folgte ihm ans andere Ende des Zimmers, wo er seine Jacke über eine Stuhllehne hängte und sich auf einen anderen sinken ließ. Währenddessen hatte San sich aufs Bett gehockt und schaute ihn erwartungsvoll an. Kato musste sich konzentrieren, um seine angespannten Gesichtsmuskeln zu entlasten. Er rieb sich kurz die Schläfe und wischte sich dann eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht. „Was hast du die letzten Stunden gemacht?“ „Hmh“ San überlegte kurz und betrachtete dabei die Regentropfen die gegen die Scheibe prasselten. „Als ich gemerkt habe, dass du nicht hier bist, habe ich eigentlich nur da gesessen“, er deutete auf den Platz vor dem Fenster „und gewartet, dass du irgendwann wieder kommst. Naja und dann ist die Zeit doch schneller umgegangen als ich gedacht habe“. Er lächelte und schloss dabei seine Augen. „Und wo warst du? So nass wie du bist, musst du ja weit weg gewesen sein“. Sein Blick landete auf der durchnässten Jacke von Kato. Etwas nervös pfriemelte er an der Bettdecke herum. „Warst du weit weg?“ Kato schüttelte den Kopf und lächelte den Kleineren an. „Nicht weit. Ich konnte nur nicht sofort weg, als ich den Regen bemerkt hab.“ Damit war das Thema für ihn beendet. Er wollte diese Gedanken nicht die ganze Zeit mit sich herum schleppen. Er wuschelte einmal durch Sans lange Haare und streifte sich dann mit einem Seufzer die Schuhe von den Füßen. „Was hältst du davon, morgen mit mir zu kommen und mir dabei zuzusehen, wie ich Kai eine Weile über den Trainingsparcours hetze?“, schlug er vor, um das Gespräch in ein weniger unangenehmes Themengebiet zu bringen. Kato war einer der Ausbilder der Stadtwachen und der Kopf von Soitaes Armee. Als solcher konnte er es sich erlauben, seine Lehrlinge durch die Gegend zu scheuchen, wie es ihm passte, solange er es als Training verkaufen konnte. ~ Behutsam strich Louis mit seinen Fingerspitzen über die zarten Blüten der weißen Blume, welche er frisch in die Vase gestellt hatte. Langsam begannen die Vögel zu zwitschern. Es wurde schon hell. Er seufzte und betrachtete die Inschrift des Grabsteines. Seit Lysanns Tod war schon einige Zeit vergangen, und dennoch zog er sich durch ein paar Leben wie ein riesiger, schwarzer Schatten, den man mit nichts vertreiben konnte. So auch durch das von Louis. Die beiden waren als Jugendliche nach Soitae gekommen und wäre Lysann nicht gewesen, wären sie vielleicht nie hier gelandet. Für so etwas hatte man eben einen großen Bruder. „Ich hoffe ich war dir eine angenehme Beschäftigung“ sagte er ruhig und wandte sich mit einem seichten Lächeln auf den Lippen von dem Grab ab. Es fiel ihm schwerer als er gedacht hätte. Louis schluckte und strich sich mit einer Hand über seine Stirn, ehe er sein Buch aufklappte und die Seite mit der Markierung aufschlug. Je eher er sich wieder in den Sachlichen Informationen vergrub, desto schneller war er wieder in seiner Welt. Dies geschah schneller als gedacht, denn Louis merkte erst, dass er mit jemandem zusammenstieß, als es schon zu spät war. Sein Buch landete auf dem Weg und ein paar Zusatzzettel suchten sich ebenfalls den Weg auf den gepflasterten Boden. Louis selbst war ein paar Schritte nach hinten gestolpert und schaute etwas überrascht zu der Person vor sich. Kai reagierte schnell und griff Louis am Arm und an der Hüfte, um ihn vorm Umfallen zu bewahren. „Hoppla“, machte er und schenkte Louis ein Lächeln. „Entschuldige, da hatte ich wohl etwas zu viel Schwung“, stellte er fest und vergewisserte sich erst, dass Louis wieder aufrecht stand, bevor er ihn losließ und seine Zettel und das Buch vom Boden aufsammelte. Er klopfte kurz ein bisschen Dreck ab und reichte sie Louis dann wieder, der ihn allerdings noch etwas perplex ansah. Vermutlich, weil Kai ihn für gewöhnlich in Ruhe ließ, wenn er das Grab seines Bruders besuchte. „Komm mit, du hast jetzt keine Zeit zu lesen. Ich hoffe, sie sind noch dabei, das musst du dir einfach ansehen“, sagte er amüsiert und griff nach Louis Hand. Fragend schaute er auf Kais Hand, welche seine eigen fest umklammerte und ihn so mit sanftem Druck zwang, hinter ihm her zu gehen. „Darf ich fragen, wo du hin willst?“ sagte er ruhig und warf einen kurzen Blick auf sein Buch. Heute Abend durfte Louis also wieder dafür sorgen, dass die Zettel an den Stellen landeten, wo sie hin sollten, und nicht wie jetzt alle vorne beim Einband klebten. Louis richtete seinen Blick wieder nach vorne. Was genau jetzt so wichtig sein sollte, wusste er nicht. Aber Kai hatte da auch andere Vorstellungen und Ansichten als er. Jetzt hieß es wohl sich überraschen zu lassen. Kai zog ihn mit sich mehr ins Stadtinnere und dort eine Treppe hoch, die außen an einem Haus hoch führte und in einem Balkon endete. Er bedeutete Louis mit dem Zeigefinger auf den Lippen, er solle ruhig sein, wobei von Louis ohnehin nicht zu erwarten war, dass er sonderlich viel Lärm machte. Kai duckte sich etwas und spähte über die Balkonwand hinweg auf einen kleinen Innenhof. Das, was er Louis zeigen wollte, war noch da. Inmitten des kleinen Hofes, der durch die umliegenden Häuser vor Blicken geschützt lag, standen Kato und San einander gegenüber. Jeder von ihnen hielt ein Schwert vor sich. Kato stand in geübter Kampfpose, fester Stand und das Schwert so in der Hand, dass er schnell in jede Richtung reagieren konnte. San hingegen sah noch etwas unbeholfen aus. „Ob es dir so lieber ist oder nicht, ist deinem Gegenüber im Kampf aber herzlich egal“, gab Kato von sich. In seiner Stimme konnte man leicht mitschwingen hören, dass das, was sie gerade taten, ihn Nerven kostete. Louis legte seine Hand an das Geländer des Balkons und schaute ebenfalls nach unten auf den Hinterhof. Schnell entdeckte auch er Kato und San, wie sie in der Mitte des Hofes standen. Louis hob seine Augenbrauen leicht. „Ja, das mag sein...“ gab San sichtlich eingeschüchtert zurück und stellte einen Fuß weiter nach hinten, um mehr halt zu haben. Dabei rutschte ihm das Schwert etwas aus der Hand. Schnell griff er mit seiner zweiten Hand nach und versuchte es so gut es ging wieder in die Haltung zu bringen, die Kato ihm gezeigt hatte. Der Umgang mit einem solchen Schwert war schwieriger als gedacht und bis vor ein paar Monaten hatte er auch nicht gedacht, so etwas irgendwann mal benutzen zu müssen. Er atme tief ein und aus und versuchte alles richtig zu machen. „Okay“ sagte er und nickte leicht in Katos Richtung. In der nächsten Sekunde hatte Kato einen schnellen Schritt nach vorn gemacht. Die ersten zwei Schläge konnte San mit etwas Mühe parieren, aber den dritten sah er zu spät. Er versuchte es noch mit Ausweichen, doch Katos Attacke brachte ihn aus dem Gleichgewicht und er stolperte. Nur einen Moment später lag er in Katos Arm. Kai seufzte. „Das geht schon eine ganze Weile so. Sind die zwei nicht niedlich?“, sagte er, aber so leise, dass man es unten im Hof sicher nicht hören konnte. Louis Griff um das Geländer wurde etwas fester. Kato mit einem anderen jungen Mann zu sehen als mit Lysann erschien ihm immer noch suspekt und falsch. Aber Kai hatte schon recht mit dem, was er sagte. Das Kato sich so viel Mühe machte, war bemerkenswert. Bei seinen Schülern, unter anderem bei Kai, hatte er niemals so viel Geduld bewiesen und machte vor allem mit seinem Angriff nicht so viel früher halt als das er es bei San tat. San schluckte und lies das Schwert fallen, um sich mit seinen Händen noch fester an Katos Arm halten zu können. „Danke“ sagte er vorsichtig und schenkte Kato ein eingeschüchtertes lächeln. „Du kannst wirklich gut mit dem Schwert umgehen“ kicherte er. Louis schaute zu Kai. Seine Augen waren weit und strahlend wie immer. Ihm schien es wirklich Freude zu machen den beiden zuzuschauen. Louis ließ sich an der Wand des Hauses etwas herunterrutschen, damit er neben Kai saß. Daraufhin ließ Kai sich neben ihn fallen. „Ein wundervoller Tag, oder?“, stellte er fest und schloss einen Moment die Augen. Die Sonne war angenehm warm und der Tag schon so weit voran geschritten, dass sie alles in ein weiches, helles Licht tauchte, das allmählich einen orangefarbenen Schimmer annahm. Kai nahm Louis Hand in seine und strich mit dem Daumen darüber. Er schenkte seinem Freund ein Lächeln. „Was geht gerade in deinem Kopf vor sich, hm?“ „Hmh“, Louis seufzte sanft und betrachtete seine Hand in der von Kai. Sie war größer und wärmer als seine eigene. Das war sie immer. Mit seinen Fingern strich er leicht über die von Kai. „Ich habe Kato seit langem nicht mehr so vertraut mit einem seiner Schützlinge gesehen“ sagte er sanft und betrachtete die Straße unter ihnen. Um diese Uhrzeit waren die meisten Kinder schon wieder in ihren Häusern verschwunden und die meisten Arbeiter gingen nach Hause, und ein paar der Stadtwachen machten ihre Rundgänge. Kai nickte. „Das ist wahr.“ Er lehnte den Kopf an die Wand hinter sich und beobachtete eine kleine Wolke dabei, wie sie sich langsam ihren Weg über den ansonsten so blauen Himmel suchte. „Der letzte Angriff auf die Stadt ist jetzt schon eine ganze Weile her... aber ich glaube die Anspannung ist bei ihm trotzdem immer da.“ Sein lächeln kam zurück und er nickte in Richtung der beiden im Hof. „Naja, bis jetzt, was? Der Kleine tut ihm gut.“ Louis folgte Kais nicken und schaute noch einmal zu den beiden herunter. „Mir egal“ sagte er leise und schloss einen Augenblick seine Augen. Katos Empfinden interessierte ihn wirklich nicht so sehr wie Kai. Er musste nicht mit Kato arbeiten und hatte auch so nicht viel mit ihm zu tun. Lysann war die Verbindung zwischen den beiden und seit dem diese nicht mehr existierte, hatte Louis es erst einmal bevorzugt, Abstand zu Kato zu halten. „Wir sollten gehen“ sagte er schließlich und stütze sich von dem Boden ab um aufzustehen. Allerdings kam Kai ihm zuvor, packte ihn am Oberarm und an der Hüfte und zog ihn mühelos zu sich auf den Schoß. „Ja, gehen können wir gleich immer noch. Aber jetzt...“ Er grinste noch kurz über Louis aufkommenden Protest, erstickte ihn aber, indem er seine Lippen auf die von Louis legte. Dieser legte eine seiner Hände etwas widerwillig auf Kais linke Schulter, die andere hielt er an Kais Arm. Er schloss die Augen und spürte, wie diese besondere Hitze in ihm aufstieg. Wie immer wenn Kai so etwas tat. Langsam löste er sich und lehnte seine Stirn gegen die von Kai. „Du weißt das man so etwas hier nicht in der Öffentlichkeit macht“ sagte er mit einem leicht tadelnden Unterton in der Stimme, konnte aber ein Lächeln auf seinen Lippen nicht verbergen. Seine Hand wanderte von Kais Schulter zu seiner Wange. Dass Kai so etwas immer wieder tat, obwohl Louis nicht wusste, wie er damit umgehen sollte, war einer der Gründe, warum er Kai so besonders fand. Kai ignorierte einfach, was Louis gesagt hatte und schenkte ihm ein Lächeln. „Deine Augen sind wunderschön. Wie alles an dir. Weißt du das?“ Ohne auf eine Antwort zu warten zog er Louis wieder zu sich, um ihn zu küssen. Diesmal öffnete er seinen Mund leicht und strich mit der Zungenspitze über Louis Lippen, schob sie dazwischen und zog Louis noch näher an sich heran. Louis öffnete seinen Mund langsam und gewährte somit Kais Zunge Einlass. Er spürte wie ihm ein angenehmer Schauer den Rücken herunterlief, als Kai ihn näher an seinen Körper heranzog. Mit seiner Hand strich er durch Kais weiche Haare und spielte etwas mit ihnen. Seinen Körper schmiegte er so nah es ging an den von Kai heran. Es fühlte sich so vertraut und warm an. Mit seiner freien Hand strich er langsam über Kais freien Unterarm, hoch zu dessen Nacken. Diese Berührungen wertete Kai als Einverständnis. Louis hatte ihm auch schon mal mehr Widerstand entgegengebracht. So war es allerdings wesentlich angenehmer. Kai fühlte, wie die wohlige Hitze sich sammelte, und das schon jetzt. Louis brachte ihn einfach um den Verstand, mit seinem schlanken Körper und seiner schüchternen Zunge. Kais Hand suchte sich einen Weg unter Louis Kleidung und strich ihm mit den Fingerspitzen über den Bauch. Louis biss sich auf die Unterlippe und lies seine Stirn gegen Kais Schulter sinken. Kurz setze er einen Kuss auf dessen Haut, bevor er leise stöhnte. Louis spürte, wie seine Wangen immer roter wurden. Er schluckte und führte seine Hand von Kais Arm zu dessen Brust. Dort angekommen drückte er sich etwas von Kai weg, damit etwas mehr Platz zwischen den beiden war. Mit seinen Fingerspitzen strich er über den Stoff von Kais T-Shirt, bis er unten angekommen war. Dort wanderten seine Finger weiter zu Kais Hosenbund, wo er mit seinen Fingerspitzen an dem Rand von der Hose entlang strich. Wann hatte Kai ihn dazu gebracht, so etwas in der Öffentlichkeit zu bewilligen? Er wusste es nicht. Es war einfach irgendwann passiert. Wie alles mit Kai einfach irgendwann passierte, wenn er es für sich selbst für unmöglich erachtet hatte. Ein weiteres Mal zog Kai Louis in einen Kuss, diesmal direkt leidenschaftlicher. Das leise Stöhnen seines Freundes hatte ihm auch das letzte Bisschen Realitätssinn genommen. Er ließ seine Hand ein Stück weiter nach unten gleiten und wartete auf die angenehme Rückmeldung. Stattdessen hörte er etwas, das klang, als würde jemand ein Schwert in eine Wand rammen. Die Klinge glänzte nur ein paar Zentimeter von Kais Gesicht entfernt. Langsam hob er den Blick und schaute in das finstere Gesicht von Kato, der den Griff des Schwertes noch in der Hand hielt. „Was zur Hölle macht ihr hier?“, knurrte er mit tiefer, deutlich verärgerter Stimme. Erschrocken darüber, dass überhaupt irgendeiner die beiden gesehen hatte, wich Louis zurück. Sein Blick fiel kurz auf das Schwert, dann zu Kato. Louis versuchte so schnell es ging wieder seinen gewohnten Gesichtsausdruck und vor allem eine normale Gesichtsfarbe zu bekommen. Mit einer Hand zog er seine Kleidung wieder zurecht. Das Kato ihn noch darauf hinweisen müsse, dass er sich doch bitte wieder ordentlich anziehen sollte, darauf konnte er verzichten. Louis sah zu Kai und hob seine Augenbrauen. Inzwischen hatte sich sein Körper wieder akklimatisiert. Jetzt erwartete er von seinem Freund, dass er die beiden hier herausredete. Kai hatte das übliche Grinsen aufgesetzt, mit dem er seinem Chef entgegentrat, und hob die Hände wie ein Bandit, der sich ergab. „Wir genießen das schöne Wetter in trauter Zweisamkeit, das ist alles“, antwortete er gut gelaunt. Katos Blick wurde noch etwas düsterer. Er zog sein Schwert aus der Wand, wobei es, vermutlich nicht ganz unabsichtlich, einen kleinen Schwenk in Richtung von Kais Gesicht machte. „Verzieht euch irgendwohin, wo sich das niemand mit ansehen muss“, knurrte er und ging die Treppe herunter. Dabei zog er San mit sich, der ihm hier hoch gefolgt war und die Szene mit interessierter Miene verfolgt hatte. Mit einem räuspern stand Louis auf und strich sich ein paar Haarsträhnen wieder nach hinten. Eigentlich war klar, dass so etwas passieren musste. Wütend schaute er zu Kai herunter und griff nach seinem Buch. „Ich muss jetzt auch“ sagte er abschließend und wandte sich ebenfalls zum Gehen ab. Kai sah seinem wütenden Freund nach und seufzte glücklich. San grinste und sah Kato interessiert an. „Wieso bist du da zwischen gegangen?“ fragte er schließlich, als sie einen kleinen Abstand zu den beiden hatten. „Es ist doch süß wenn sie sich zeigen, wie gern sie sich haben!“ Kato schnaufte verächtlich. „Solche Sachen haben in der Öffentlichkeit nicht verloren“, murrte er. „Zumindest nicht das, was die beiden vorhatten.“ ~ Es war ein klarer, angenehm warmer Tag gewesen, als sie sich kennengelernt hatten. Kai hatte gerade mit seinem Training bei der Stadtwache angefangen. Nachdem er sich hatte anhören dürfen, er sei zu schwächlich und zu unkonditioniert, trainierte er jeden Tag. An diesem Tag hatte ihn seine Laufrunde aus einem unerklärlichen Grund an der Bibliothek entlang geführt. Und da saß er, direkt am Fenster, mit einem Haufen Bücher vor sich. Den konzentrierten Blick unentwegt auf die Seiten gerichtet. Kai war abrupt stehen geblieben beim Anblick dieses jungen Mannes. Er wusste nicht wieso, er hatte auch nie darüber nachgedacht. Er wusste einfach, dass es Schicksal war. ~ Kai saß Louis am Tisch gegenüber, die Ellenbogen auf den Tisch gelehnt und das Kinn auf die Hände gestützt. Louis las in einem dicken Buch, das Kai nicht einmal in die Hand nehmen würde und Kai beobachtete ihn. Er wippte mit dem Bein und lächelte seinen Freund an. Dieser bemerkte den stetigen Blick von Kai, ließ sich jedoch nicht davon abbringen, noch ein paar Seiten weiter zu lesen, ehe das Kapitel abgeschlossen war. Ruhig griff er nach seinem Lesezeichen und klappte das Buch zu, ließ seine Hand jedoch zwischen den Seiten, für den Fall das er sofort weiter lesen konnte. Auffordernd schaute er zu Kai herüber, ohne einen Ton zu sagen. In der ganzen Bücherei war es leise, nur von Kais wippen war ab und zu ein leises klacken zu hören, wenn der Schuh wieder auf den Boden kam. Ein breites Grinsen zierte Kais Gesicht, jetzt, wo er endlich die volle Aufmerksamkeit seines Freundes hatte. „Du siehst fantastisch aus heute“, flüsterte er, demonstrativ, denn in einer Bibliothek musste man ruhig sein, wie er wusste. Er griff über den Tisch nach Louis Hand, die nicht im Buch steckte. Hier an diesem Tisch hatte er Louis auch damals angesprochen. Nur hatte es da länger gedauert, bis er beachtet wurde. Fragend hob Louis seine Augenbrauen, weil er nicht wusste ob das alles war was Kai ihm mitteilen wollte. Kurz schaute er zu ihren Händen. Kais Hand war angenehm warm, so dass seine eigene schon leicht kribbelte. Draußen hörte man ein paar junge Leute lachend an dem Gebäude vorbei rennen. Louis wandte seinen Blick von den Händen ab und schaute ihnen hinterher. Sie trugen besondere Kleidung. Heute Abend war in der Stadt das Sommerlichtfest. War Kai deswegen hier? Dass er ihn in der Bibliothek aufsuchte kam ziemlich häufig vor, deswegen konnte Louis daraus keine Besonderheit erschließen. Prüfend schaute er zu seinem Freund herüber. Er liebte es einfach, Louis zu beobachten. Der Blick, mit dem er raus sah und dann wieder zu ihm, seine weichen Bewegungen, Kai konnte nicht aufhören zu lächeln. „Wollen wir nicht etwas Lustigeres machen? Was essen? Den Festaufbau ansehen? Rummachen?“ Sein Blick bekam deutlich schelmische Züge und er bereitete sich darauf vor, Louis Hand festzuhalten, falls er sie auf diesen Vorschlag hin wegziehen wollte. Louis kniff seine Augen zusammen und versuchte tatsächlich seine Hand von Kai wegzubekommen, was ihm jedoch nicht gelang. Kai hatte in den letzten Monaten wirklich viel Trainiert, um Katos Anforderungen gerecht zu werden. Dies fiel Louis vor allem an seinem Körper auf. Louis schnaufte und wandte seinen Blick wieder dem Fenster zu. „Wir könnten etwas essen“. Auch wenn diese Auswahl nicht der Vorschlag war, auf den sich das Wort 'lustiger' bezog. Aber er hatte, jetzt wo man ihn darauf aufmerksam gemacht hatte, Appetit. Louis zog seine Hand aus dem Buch und legte es zu den anderen. Dann würde er es wohl erst Morgen schaffen das Buch durchzuarbeiten. Was solls. Er schaute hoch zu Kai und konnte sich bei dem stetigem grinsen seines Freundes ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. Vielleicht würde das Fest doch nicht so schlimm werden, wenn Kai ihn begleitete, obwohl er ihn bis jetzt nicht gefragt hatte. Louis stoppte sich innerlich bei diesen Gedanken. Soweit wollte er es gar nicht kommen lassen. „Okay?“ „Na klar, auf geht's!“, antwortete Kai gut gelaunt und stand auf. Leider hatte er vergessen, die Stimme zu senken, weshalb so ziemlich alle Blicke in der Bibliothek missmutig auf ihm ruhten. Er verdrehte die Augen. „Keine Sorge, bin ja schon weg“, sagte er noch und nahm Louis Tasche, bevor er sich auf den Weg zum Ausgang machte. Draußen legte er den freien Arm um Louis Schultern und drückte ihm einen Kuss auf die Schläfe. „Und? Was willst du essen? Nudeln? Eintopf?“ Bevor Louis ihm antwortete, nahm er Kai die Tasche ab und schwang sie sich über die Schulter. „Nudeln wären gut“ bestätigte Louis und betrachtete im Norden ein paar der Arbeiter, wie sie dabei waren einen Pult zu bauen und diesen mit kleinen verschiedenen Blumen und Lichtern aller Art zu schmücken. Er seufzte. Lysann hatte dieses Fest immer geliebt. So viele verschiedene Blumen, Farben und Lichter. Es hatte Lysann immer an ihr zu Hause erinnert. Louis hingegen fand es eher kitschig und verstand nicht, wieso die Leute in einer so modernen Stadt so ein Fest feierten, wenn sie doch einfach in eine der Naturdörfer reisen konnten und dort die gleiche Szenerie vorfanden. Als Kai ihn leicht zur Seite zog, damit er nicht in eine Pfütze trat, wurde er wieder aus den Gedanken gerissen. „Magst du dieses Fest?“ fragte er leise und richtete seinen Blick wieder geradeaus. „Ja, sehr“, antwortete Kai. Er hob die Hand, um einen Freund zu grüßen, der kopfüber an einem Stand hing um einen Balken ordentlich zu befestigen. „Es bringt etwas mehr Farbe in die Stadt. Und ist mal etwas Abwechslung zum Alltag, hmh? Außerdem...“ Er strahlte bei seinem Gedanken. „Der Wein, den sie an diesen Tagen ausschenken, ist immer hervorragend.“ Er lachte für sich selbst, in purer Vorfreude, während er sich und Louis zielsicher ins Gasthaus manövrierte. ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)