Nightmares of this day von DreamingAngel (-make me wanna see your smile-) ================================================================================ Prolog: -------- Mein Name ist Yuri Tenshino und ich bin 16 Jahre alt. Wie durch ein wunder bin ich durch die Aufnahme Prüfung in die beste Hochschule gekommen die sich in der Umgebung finden lässt. Lasst euch durch mein Alter nicht Täuschen. Ich bin kein Genie, sondern habe in der Grundschule einfach nur ein paar Klassen übersprungen. Meine Freundinnen Tomomi und Mayumi sind ebenfalls durchgekommen. Mayumi, weil ihre Mutter angesehene Kunstlehrerin auf einer ihrer Fakultäten ist und Tomomi, weil sie einfach viel zu viel lernt. Die beiden sind älter als ich und beschützen mich deswegen auch immer... Eigentlich habe ich etwas Angst vor der neuen Schule..., aber ich habe die beiden und ich bin mir sicher, dass sie gut auf mich aufpassen werden. Aber zunächst einmal müsste ich aus dem Bett kommen. Gerade träume ich wie ich durch einen großen Blumengarten renne und jemanden einzufangen Versuche, schaffe es aber nicht. Dieser jemand verschwindet in weiter ferner. Er wird dunkler. Eigentlich schwarz. Alles um mich herum wird dunkel und er zerplatzt wie eine Seifenblase und reist alles ins dunkle. Ich sehe einen Zusammenstoß zweier Autos... Zwei Kinder werden geborgen, doch bevor man die Eltern retten kann, geht das Fahrzeug in einem Inferno auf. Meine Eltern rennen zu den beiden hinüber und versuchen sie aus der Gefahrenzone zu ziehen. Ich sehe seine Augen... sie sind mit Ohnmacht gekennzeichnet. Eine stille Träne rennt mir über die Wange. „Yuri. Träumst du etwa schon wieder? Wach auf!“, weckt mich meine kleine Schwester und wischt mir eine Träne von der Wange. „Miharu...?“ Sie lächelt mich freundlich an und schiebt mir ein Tablett auf den Schoß. „Du solltest dich schnellstens fertig machen. Tomomi und Mayumi kommen bestimmt bald um dich abzuholen.“ Ich hatte mich entschlossen mit dem Bus raus zu fahren. Und die beiden würden nicht von meiner Seite weichen. Mein Ziel würde es sein... diesen kleinen Jungen, der jetzt schon groß war zum Lachen zu bringen! Kapitel 1: Ich kann es ihm nicht sagen -------------------------------------- Ich kann es ihm nicht sagen Der Bus war randvoll und ich musste mich bemühen in dem Gedränge nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Diese blöde Schlaufe zum festhalten war jedoch viel zu hoch und ich konnte mich kaum anständig mit meinen Händen darin verhaken. Das Fahrzeug geht scharf in eine Kurve und ich verliere kurz den Halt, falle aber gegen eine starke Brust. „Yuri, ist dir was passiert?“ Tomomi mustert mich etwas besorgt und Mayumi schützt mich nun von der anderen Seite. Sie stehen um mich wie ein großes Schild. Ich lehne mich gegen Tomomi und lächle. „Ja, ich habe super Freundinnen, die sich um mich kümmern, dass ist passiert.“ Nach einigen Haltestellen ist der Bus so leer, dass wir uns setzen können. Als nächstes würde die Hochschule kommen. Wir sehen aus der großen Scheibe und bestaunen mit offenen Mündern den Ocean, der sich recht und links ertreckt. Tomomi saß am Fenster und Mayumi lehnte sich an der Schlaufe über meinen Kopf. Ich dazwischen. Immer. „Yuri, du liebst das Meer, nicht?“ Ich nicke und in meinen Augen spiegelt sich das funkeln des Wassers. „Ja. Sehr sogar.“ „Irgendwann, gehen wir vielleicht hier hin und schauen es uns nochmal an.“, verspricht Mayumi und schenkt mir ein freundliches lächeln. Ich erwidere es. Nach einer langen fahrt über die Zugbrücke und den Schlangenfahrt hinauf zur Schule stehen wir dann endlich auf dem Schulgelände der besten Schule. Langsam unterschreite ich das riesige Portal auf dem „Domino High“ in großen goldenen Lettern prangte und bestaune nicht schlecht das Natur Schauspiel.“ Kirschblüten fallen wie dichter Regen über weißen Asphalt. Springbrunnen schicken kleine Wasserperlen auf die Reise. Ich kann das Zwitschern der Vögel hören und das rauschen weit entfernter Wellen. Blumenbeete und wunderschön angelegte Gärten breiten sich vor meinem Augen aus. Dort drüben sehe ich ein großes gläsernes Gebäude mit vielen Tischen und Stühlen. Eine wunderschöne Mensa, die fast einem riesigen Lokal glich. Weiter hinten, hinter dem Schulgebäude gibt es gut gezüchtete Tropenpflanzen in wunderschönen Gewächshäusern und Sportanlagen, auf denen die Olympiaspiele stattfinden könnten. Mit der Zeit komme ich wieder am Ausgangspunkt an und sehe einmal in den wunderbaren blauen sich über mir ausbreitenden Himmel. „Geschafft.“, flüstere ich leise und spüre die Wärme zweier Mädchen ausgehen die sich neben mir aufstellen und mit mir die riesige Anlage bestaunen. „Die Anstrengung hat sich gelohnt.“, sagte Mayumi und sah über mich hinweg zu Tomomi. „Ja, wie es aussieht schon.“ Mit leuchtenden Augen laufe ich ein Stück weit vor und drehe mich voller Elan zu ihnen um. „Dann lasst uns eine wunderschöne Zeit hier haben.“, rufe ich und strahle voller Glück. Meinen Koffer und meine Violine habe ich bei ihnen stehen lassen. „Wenn ihr lange bleibt.“, kommt es gehässig von einem der Mädchen die sich in einer Traube zusammengefunden haben und ihre Diskussion über Modeartikel beendet hatten. „Das hoffe ich doch. Ich hab mich jedenfalls nicht umsonst abgemüht um hier zu studieren.“, brachte Tomomi unbeirrt hervor und schob ihren rechten Fuß etwas nach vorne. „Was ist mit dir Mayumi?“ „Ich gehe hier bestimmt nicht ein oder hast du schon vergessen, wer hier die Oberzicke ist.“, erwidert sie mit einem frechen grinsen. Die beiden werfen mir einen kurzen Seitenblick zu, zum Zeichen, dass ich an der Reihe war. „Ganz bestimmt nicht! Ich bin schon öfter entführt und um ein Haar vergewaltigt worden, bisher bin ich noch nicht verzweifelt. Mit Mayumi und Tomomi kann man gar nicht das Handtuch werfen. Außer Mayumi kriegt wieder so schlechte Noten!“ Die angesprochene gerät leicht aus der Fassung, dann sieht sie mich leicht beleidigt an. „Wer hat dich gleich nochmal aufgefangen, als du über das Geländer im Kaufhaus gefallen bist?“, fragte sie leicht grinsend und ich lächle zurück. „He he.“ „Sieh sich mal jemand diese Träumerinnen an.Ihr geht doch direkt nach der ersten Woche wieder.“, prophezeite eine der Mädchen und ich strecke ihnen frech die Zunge heraus. „Das versuch mal. Das wird nämlich verflucht schwierig.“ Gereizt rümpft sie die Nase etwas und sieht mich mit einem vernichtenden Blick an. „Mayumi? Bist du das?“ Überrascht drehen wir uns um und sehen in die warmen Augen eines brünetten Mädchens. „Anzu!“, ruft Mayumi und ihre Augen fangen an zu flackern. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich hier sehe! Ich dachte du wärst jetzt in Amerika auf einer Tanzschule und machst vielleicht ein Duales Studium. „Das hatte ich auch vor, aber dann sind eine menge Dinge passiert und ich musste vieles ändern. Ich habe jetzt nämlich jemanden, den ich gerne zum Freund hätte und da darf ich nicht einfach abhauen.“ Mayumi nickt verstehend. „Das verstehe ich. Ich kenne noch jemanden, der hier ist um jemandes Herz zu gewinnen.“ Ich bemühe mich, mich nicht zu verraten und denke gleichzeitig, dass Mayumi blöd ist, weil sie so viel darein interpretiert, dass ich sein Lachen wieder holen möchte..., aber eigentlich wäre das nicht schlecht. Ein Freund... Wenn er nett ist. Warum nicht? Tomomi vergewissert sich noch einmal, ob wir keinen Hinterhalt erwarten müssen. Sie ist sehr misstrauisch, dann gehen wir mit den beiden mit. Unterwegs bekommen wir einen Zettel mit unseren Zimmernummern zugesteckt. „Das mag ich nicht.“, sag ich und ziehe eine Schnute. Die drei sehen mich an. „Ich komme mit solchen Zimtzicken auf ein Zimmer.“ Mayumi gleicht ihre Nummer mit der von Anzu und Tomomi ab. „Ich und Anzu haben ein Doppelzimmer...“, sagt Mayumi und fügt ein: „Irgendwie ist das nicht zufriedenstellend.“hinzu. „Aber daran können wir leider Nichts ändern.“, bemerkt Anzu ahnungslos und sieht verwundert drein, als ich ein keckes grinsen aufsetze. „Das wollen wir ja noch mal sehen.“ Tomomi und Mayumi schlucken und gehen einen Schritt beseite. Anzu tut es ihnen Sicherheitshalber gleich. „Ich akzeptiere es nicht, wenn mich jemand von Tomo- und Mayu-chan wegholen will. Und erstrecht will ich nicht mit solchen Tussen auf ein Zimmer.“ Meine Augen werden entschlossener und flimmern in einem unheimlichen schwarz-braun. „Hat wer Lust mit mir dem Direktor einen Besuch abzustatten?“ Einstimmiges, aber zögerliches nicken von meinen beiden Gefährtinnen ist die Antwort. Und während wir das Direktorat dieser Hochschule suchen, gesellt sich Anzu in die Mensa zu ihren Freunden. „Leute, ihr glaubt gar nicht, wenn ich eben wieder getroffen habe. Mayumi Tsukino eine meiner besten Mittelschulfreundinnen und sie war in Begleitung zweier Mädchen. Die sahen beide echt friedlich aus, aber die eine ist echt gruselig. Die hat einen gefährlicheren Blick als der von Kaiba.“, quatscht sie drauf los. „Einen gefährlicheren Blick als Kaiba, ein Mädchen? Da wird sich unser reicher Pinkel aber anstrengen müssen, wenn er seinen miesen Ruf behalten will. Waren sie denn hübsch?“, fragt Jounouchi und sieht seine Freundin abwartend an. „Ja und wie. Mayumi war in unserem Tanzclub immer die hübscheste. Sie wurde immer zum vortanzen gerufen und das Publikum liebte sie. Ich glaube sie singt auch. Ihre beiden Freundinnen hatten hellbraunes Haar und ich glaube auch die selben Augen. Die gefährlichere hat langes gelocktes Haar. Ein bisschen wie ein Engel, aber ich sage euch, von der Ausstrahlung her könnte sie sowohl als Engel, als auch als Dämon durchgehen. Sie trug ein helles langes Kleid. Eigentlich war sie sogar sehr süß. Die andere hatte einen seitlich über die Schulter fallenden Zopf und war schlicht gekleidet. Sah nicht so aus, als legt sie viel Wert auf Markenartikel.“ Beinahe selbstverständlich geht sie davon aus, das ihre Freunde wissen mussten wie ihre beste Mittelschulfreundin aussieht, also hakt Tristan noch einmal nach. „Und Mayumi?“ Sofort ist Anzu wieder in ihrem Element. „Mayumi hat wunderschönes blaues seidiges Haar. Sie hat einen schlichten, aber eleganten stil. Sie ist selbstbewusst und schön. Sie hat eine wunderbare Stimme und wehe einer kommt ihr blöd. Eigentlich ist sie eine richtige Zicke und keift jeden nieder, der sich nicht so verhält, wie von ihr erwartet, aber sie ist eine echt gute Freundin und immer für einen da. Sie.....“ Während Anzu also bereits über ihre beste Freundin berichtet sind bei einem gewissen Jemand der aus einer etwas entfernteren Ecke mitgehört hat andere Informationen haften geblieben. Aber davon weiß ich eigentlich Nichts, weil ich gerade aus dem Schulgebäude komme. Der Direktor hat mich darauf verwiesen, dass er die Möglichkeit gäbe ein freies Viererzimmer im Jungentrakt zu bekommen, auf den ich jetzt zuhalte. „Ich frage Anzu, ob sie das Zimmer für sich haben will oder sie zu uns umzieht. Ich glaube aber, dass sie das Doppelzimmer nimmt.“, vermutet Mayumi grinsend und geht. Tomomi indes hat mir mein Gepäck abgenommen und angeboten es wegzubringen, weil sie den Schlüssel hat. Ich könne mich ja auf eine Bank setzen und das gute Wetter genießen. Das kommt immerhin nicht oft vor, dass ich Zeit für so was habe. Aber noch seltener ist es, dass beide mich alleine lassen. Ein ungutes und unsicheres Gefühl beschleicht mich. Waren da nicht diese Tussen, die sich von uns genervt gefühlt haben, was wäre wenn sie zurück kämen. Was werde ich tuen, wenn ich alleine bin... Ich öffne den Mund um Tomomi zurück zu rufen, entscheide mich jedoch in letzter Sekunde dagegen. Ein sechzehnjähriges Mädchen, das sich nicht um sich selbst kümmern kann? Wie lächerlich, denke ich mir. Etwas eingeschüchtert gehe ich auf eine Parkbank zu um mich auf ihr nieder zu lassen, als spüre, wie sich mir etwas schnell nähert. Erschrocken drehe ich mich um und sehe wie sich vor mir eine Hand ausstreckt und die Eichel auffängt, die für mich bestimmt war. Das Mädchen von vorher versteckt sich reflexartig hinter dem Baum und traut sich nicht mehr hervor zu kommen. Der junge Mann mit den brünetten Haaren jedoch wendet sich zu mir um und hält mir das Geschoss hin, dass ich an mich nehme. Ich sehe ihm noch kurz in die Augen, dann wendet er sich ab. Mein Herz schlägt, wie ein Bass und mir wird schwindelig. Beinahe komme ich drauf, dass ich vielleicht ohnmächtig werde, realisiere dann aber, dass er geht, wenn ich nun Nichts sage. Wann würde die nächste Gelegenheit sein? „W-warte...!“, schreie ich und ziehe die ganze Aufmerksamkeit auf mich, was mir aber herzlich egal ist, denn er dreht sich tatsächlich um. Seine eisblauen Augen mustern mich, doch ich kann nur stumm den Mund bewegen. Ergebend lass ich meinen Kopf hängen und sehe ein, dass es unmöglich ist es ihm jetzt zu sagen. Ich spüre seinen Blick auf mir lasten und darauf zu warten, dass ich etwas sagte. „Ich...“, beginne ich, doch weiter komme ich einfach nicht. Enttäuscht von mir selber beiße ich mir auf die Unterlippe. Immer noch steht er dort und wartet geduldig auf das, was ich zu sagen habe. „danke.“, sage ich und gebe auf, es aus mir hinaus zu pressen. Niemals könnte ich ihm so was wichtiges einfach sagen. Ich sah dich an dem Todestag deiner Eltern, bitte Lächel für dich. Wahrscheinlich würde er denken, dass ich eine verrückte sei oder so etwas in der Art. „Streng dich nicht an. Ich halte nicht viel von meinen Mitmenschen, ich fand es nur hinterhältig sie von hinten zu werfen.“, sagte er und versetzte meinem armen Herzen einen Stich. Aber warum? Ich wollte doch nur, dass er lächelt. Also warum tat es so weh, das er das sagte? Oder bin ich vielleicht wirklich... in Seto-sama verliebt? Fortsetzung folgt... Kapitel 2: Kirschblütenregen ---------------------------- Kapitel 2: Kirschblütenregen Traurigen Blickes sehe ich in den wunderschönen von Sternen überzogenen Himmel. Tomomi und Mayumi haben nicht gefragt was vorgefallen ist. Sie wussten genau, wann ich reden wollte und wann nicht. Alles wussten sie über mich. Auch das wusste Mayumi vor mir. Das ich Seto Kaiba liebe. Nur warum erfahre ich das jetzt? Warum finde ich das hier heraus. Jetzt, wo ich weiß, dass ich ihm egal bin. Ich und der Rest der Welt, außer seinem kleinen Bruder vielleicht. Traurig nehme ich mein Handy zur Hand und setze mich auf die Fensterbank. „Miharu?“ Ich brauchte Trost. Den Trost meiner kleinen Schwester. Einfach jemanden zum reden. „Yuri? Wie geht’s dir? Bist du gut angekommen? Wie ist die Schule so? Warst du schon auf dem Welcome Festival? Zieh das Kleid an, was wir dir neulich im großen Kaufhaus gekauft haben, okay? Hast du ihn schon getroffen? Yuri..., Nee-san weinst du?“ Ja, ich weinte. Tatsächlich kullerten mir die Tränen perlenförmig über die Wangen. „Sing.“, kam es am anderen Ende der Leitung. „Yuri! Geh auf diesen Ball und zeige ihnen wer du bist. Du bist Yuri Tenshino. Ein Engel für die, die du denkst und ein Teufel für die, die es nicht anders verdient haben, aber niemals darf ein hübsches Mädchen weinen.“ Ich schüttele den Kopf, was sie aber nicht hören kann, deswegen gebe ich einen Laut von mir, der wie ein „Nein“ sein sollte. „Yuri..., was ist denn passiert?“ Verzweifelt beiße ich mir auf die Lippen und schlage mir die Hand vor den Mund. „Ich habe ihn gefunden.“, hauche ich und schluchze. „Aber ich bin ihm egal...“ Ich erzähle ihr, was mir passiert war und ziehe meine Knie näher an mich. Von der anderen Seite höre ich wie die Melody von Yiruma „The River flows in you“ durch das Handy klingt. Ein erneuter Tränenschwall geht über meine Wangen und ich Blicke hinaus auf den Hof auf dem die Studenten sich tummeln und miteinander plaudern. Ich habe mich schon immer lieber versteckt und war einsam irgendwo zurück geblieben. Auf dem Hof entdecke ich Mayumi, die sich gerade mit Anzus Freunden unterhält und hin und wieder einmal lächelt. Irgendwo abseits hat Tomomi gerade die Hand eines Schnösels von ihrer Schulter geschlagen und hat die Tussen beiseite geschoben, die über ihr Ballkleid staunen. Sie ist einem Weinglas ausgewichen, welches jemand nach ihr geworfen hatte und drückte die verantwortliche nun mit der Wange gegen den Boden. Die Melody geht in Kiss the Rain über und ich werde leicht melancholisch. Wäre ich so geschickt und schnell wie Tomomi, dann hätte ich vielleicht einen ganz anderen Eindruck auf Seto gemacht. Vielleicht würde er mich schätzen, wenn ich stärker und weniger ängstlich wäre. Er musste gedacht haben, dass ich eine feige Nuss bin oder schlimmeres. Mein Blick schweift weiter über den Hof bis ich ihn unter einem Kirschbaum lehnen sehe. Er hatte die Augen geschlossen und die Arme verschränkt. Ob es ihm wohl einfach zu langweilig gewesen war im Zimmer zu hocken und sich anderweitig zu beschäftigen? Meine Augen funkelten hinunter zu diesem männlichen Wesen. Sein Anblick machte mich schwach und willenlos. Die Blüten des Baumes regneten über ihm her nieder, als wollten sie ihn verherrlichen. Seine wunderschönen brünetten Strähnen im Gesicht, rosa schimmernde Blüten, ein langer Mantel und lange, schöne Wimpern, die ruhig auf lagen. Konnte es sein, dass er ihre Musik genoss? „Miharu...“, flüsterte ich, während sie erneut umschaltete. Diesesmal war es Moonlight. „Lass es mich mal versuchen.“, sagte ich und öffnete das Fenster. Ich legte das Handy zu meinen Füßen und spielte Moonlight auf meiner Violine. Die Noten suchten ihren Weg nach draußen, wo sie von jemanden gehört werden sollten, für den alleine ich sie spielte. „Ich will das du lächelst, dass ist mein Ziel. Und mir ist egal, ob mein Herz dabei zerbricht. Dein Bild, wie du erschrocken und machtlos dabei zusahst wie deine geliebten Eltern starben konnte ich nie wieder vergessen. Ich sah auf mein Leben. Sah meine Schwester, meine Mutter, meinen Vater. Ich hatte alles. Reichtum, Freunde, Freude und Glückseligkeit. Nichts in dieser Welt musste ich je suchen oder missen. Es war von Anfang an immer alles für mich da gewesen. Oft wenn ich Mayumi sah, die sich alles hart erkämpft hatte, indem sie jeden Tag Gesangs- und Tanzunterricht nahm und hinterher stundenlang bis in die Nacht übte um besser zu werde, kam ich mir wie noch weniger vor. Immer wieder passte ihr was nicht und sie gab sich beständig Mühe es noch besser zu machen, damit alle um sie herum lachten. Tomomi war besonnen und freundlich. Sie lächelte viel. Sie hatte kaum Ahnung wie man mit anderen umzugehen hat, die traurig waren, aber in ihrer unbeholfenen, ehrlichen und freundlichen Art brachte sie jeden zum Lachen. Seto wurde zu einem Kaiba, stürzte Gozaburo und sein vernichtendes Imperium. Er überrumpelte alles und passte es seinen Vorstellungen an. Er erschuf eine Art Platz der Freude für alle Kinder, die etwas in ihrem Leben verloren hatten. Aber was tat ich? Jede Nacht sah ich die Menschen die mir am wichtigsten waren und mich umsorgten. Die mich umwanderten und mich beschützten und gleichsam ihn..., der alles verloren hatte bis auf seinen Bruder. Aber ich hatte nichts getan um ihm zu helfen, als meine Eltern auf ihn zu stürmten. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nichts wunderbares vollbracht oder etwas größeres getan um jemanden lächeln zu sehen. Ohne das Lächeln meiner Liebsten würde ich vielleicht zerfallen. Zu Staub oder weniger noch. Aber habe ich je etwas dafür tun müssen, das die anderen Lächeln. Von Anfang an habe ich wie selbstverständlich alles geschenkt bekommen und angenommen es müsse so sein. „Ich will das du lachst“, ging es durch meinen kleinen Kopf und ich streckte ihn gen Himmel, dessen Sterne angefangen haben sich mit meiner Melody zu bewegen. Wie Regen fallen sie nun vom Himmel und zeigen einem jeden ihren lauf. „Ich wünsche mir das du lachst. Irgendwann..., Irgendwo..., nur für mich.“ Ich will sie ihm zeigen. Die schönen Seiten dieser Welt. Das einem nicht alles egal sein muss, damit man sich gut fühlen kann. „Lieber Gott, bitte mach, dass alle Menschen um mich herum glücklich sein können. Bitte lass mich etwas dazu tun, das alle Menschen ein Lächeln auf ihrem schmalen Lippen tragen können.“ Ich will mich nicht mehr schlecht fühlen, weil ich egoistisch alles greife was schön ist und nichts mehr für andere übrig bleibt. Ich lasse meine Violine sinken und sehe zu ihm hernieder. Er stößt sich von der Baumrinde ab und kommt auf das Gebäude der Jungenschlafräume zu. Eigentlich waren es eine kleine Wohnungen mit je 2 Zimmern und in jedem zwei extra Betten, Nachtkomoden und einem großem Kleiderschrank aus Eiche, außerdem einen kleinen Aufenthaltsraum, eine Einbauküche und ein kleines Bad mit Dusche und Toilette. Einige Meter vor dem Eingang bleibt er stehen und hebt seinen Kopf in meine Richtung. Ich sehe seine Augen. Eiskalte blaue Augen, wie zwei Saphire. Wunderschöne Saphire von unbezahlbarem Wert. Doch er wendet sich wieder ab und geht. Zufrieden lehne ich meine Violine gegen den Heizkörper und springe von der Fensterbank. „Es war kein lächeln und dennoch hat er mich wahrgenommen.“, flüstere ich leise und vernehme ein: „Dann ist es ja gut.“ und ein leises tuten. Miharu würde sich jetzt hinlegen und ich sollte es ihr gleich tun... Langsam wollte ich das Fenster schließen, als eine Stimme meinen Namen ruft. „Yuri!“ Ich lehne mich aus dem Fenster und erblicke Tomomi die mir zuwinkt. „Das war echt wunderschön. Komm doch runter und Tanz mit mir!“ Freudig strahle ich und gebe ihr ein Zeichen, dass ich gleich runter kommen würde. Dann muss mein Bett wohl noch etwas warten, denn zuerst muss ich das Kleid anziehen, welches Miharu und Mutter extra für diesen Tag für mich ausgesucht haben. Ich verlasse das kleine Apartment und schließe ab. Auf dem Flur kommt mir jemand entgegen, der zunächst wortlos an mir vorbei zu gehen scheint, dann aber einen Schritt hinter mir stehen bleibt. „Du spielst gut.“ Einige Sekunden stehe ich nur da und als ich mich umdrehte, war er bereits verschwunden. Gegenüber unseres Apartment erstreckt sich eine gewaltige Glasfront, die den Blick auf das Meer gewährleistet, welches den Mond und die Meteoriten spiegelt und in leichtem Wellengang treiben lässt. Beinahe wirken sie als würden sie mich grüßen und mir Mut zu sprechen wollen. Mit einem glücklichen Lächeln haste ich nun die Treppen hinunter. Der Abend würde nicht ewig dauern. Unten angekommen hält mir Tomo-chan bereits eine Hand hin und bittet mich um einen Tanz, den sie dann weiträumig über den Schulhof präsentiert. Mayu-chan und ihre Freundin schließen sich an und tanzen gemeinsam einen Tanz den sie noch von früher kannten. Die Jungs lassen wir heute Nacht einfach irgendwo stehen. Zumindest für jetzt. Der nächste Tag beginnt bereits so hektisch das man direkt darauf kommen konnte, das es der erste Schultag war. Hastig sprintete ich die Treppen in meiner Schuluniform herunter um noch was vom Essen ab zu bekommen. „Guten Morgen, Yuri.“ Tomomi winkt mir von unserem Tisch aus. „Entschuldige, bitte. Du hast ausnahmsweise mal echt zufrieden ausgesehen, da wollte ich dich nicht wecken.“ Ich habe tatsächlich gut geschlafen und das war Ausnahmezustand. In meinem Traum stand ein junger Mann in einem Blumenfeld aus Krokussen und Chrysanthemen mit dem Rücken zu mir und sah mich mit einem Auge an. „Du spielst gut.“, flüstere ich und setze mich auch an den Tisch. „Wen von uns beiden meinst du?“, fragt Mayumi die gerade den Schimmerdrachen (ATK 1900) auf Spielfeld bringt und ihn mit Drachenschatz ausrüstet um Tomo-chans Darkblade zu besiegen, welcher seine Verstärkung aus dem Legendären Schwert bezieht. Ich schmunzle leicht und schüttelte dann den Kopf. „Also wirklich und dass so früh am morgen schon.“, tadle ich die beiden und Mayumi hält mir ihren Stundenplan vor die Nase. „Wir haben die erste Stunde frei. Du solltest schnell deinen Stundenplan holen und dich entweder zu uns gesellen oder dir ein Brot schnappen und in den Unterricht laufen.“, sagt Tomo verteidigend und deutet auf ihre Armbanduhr. Es ist 7:53. Erschrocken laufe ich erneut mal wieder Kreuz und quer durch die Gänge und suche die Frau mit den Stundenplänen auf, die mich abschätzig mustert. „Diese jungen Dinger haben einfach kein Pflichtbewusstsein.“, murrt sie und ich entschuldige mich nochmal, was aber nichts bringt also gehe ich in Richtung Biologie. Und das wo ich doch heute morgen nicht zum Essen gekommen bin. Wenigstens ein Fach was ich kann. Erschöpft schiebe ich die Tür zur Seite und betrete den Raum, indem außer mir nur noch eine einzige Person sitzt. Seto Kaiba. Verwirrt sehe ich auf die Uhr, die über der Tür hängt und sehe, dass Tomo mich angeschwindelt hat und ich noch genug Zeit zum Frühstücken gehabt hätte. Ich sehe erneut zu Seto der mich kurz angesehen hat und jetzt weiter sein Buch ließt. „Uhm...“, beginne ich und frage mich innerlich, ob dieses Kompliment etwas zwischen uns geändert hat. Er zerstört diese Hoffnung aber sofort wieder. „Was willst du? Siehst du nicht, dass ich beschäftigt bin?“ Etwas eingeschüchtert lasse ich mich wieder hängen, doch dann erinnere ich mich an Tomo-chan, die sich rein gar nichts gefallen lässt und gehe auf ihn zu. „Entschuldige mal, ich wollte dich nur fragen, ob du etwas dagegen hättest, wenn ich mich neben dir niederlasse oder sollte ich nicht fragen? Dann setzte ich mich hier einfach hin.“, kündige ich an und er hindert mich nicht daran es wahr zu machen. Aus dem Augenwinkel mustere ich ihn nun wie er in einem von Goethes Werken blättert. „Macht es Spaß mich zu beobachten.“, sagt er nach einiger Zeit und ich fahre ertappt zusammen. „Mein Name ist Yuri, freut mich.“, antworte ich und er zieht, wohl an meinem Verstand zweifelnd, eine Augenbraue hoch. Sieht mich aber nicht an. „Weil ich dir aber eh egal bin, nenne ich dich einfach Seto.“ Er legt das Buch zugeschlagen auf den Tisch und sieht mich bedrohlich aus dem Augenwinkel an. „Das würde ich mir noch mal überlegen.“, zischt er. Innerlich verkrampfe ich mich etwas und frage mich, ob ich vielleicht etwas darauf erwidern soll, aber Tomo-chan und Mayumi sind nicht hier um mich zu beschützen, oder? Die Tür geht auf und jemand kommt herein. Es ist Tomo, die ihre Tasche auf den Tisch hinter uns fallen lässt. „Ich denke nicht, dass sich Yuri-chan von dir bedroht fühlen muss Kaiba-kun, oder sagst du mir, das du dich an Mädchen vergreifst, das wäre weder nobel, noch gut für dich. Yuri hat dir nämlich dezent ihren Nachnamen verschwiegen.“ Weil er aber nicht nachfragen will, erwidert er nichts und wartet bis alle da sind und unsere Namen aufgerufen werden. „Tenshino Yuri?“, ruft die Lehrerin auf und ich stehe auf zum Zeichen meiner Anwesenheit. Allgemeines raunen geht durch die Schülerbänke und die Lehrerin bittet um Ruhe. „Willkommen zurück in Japan, Miss Tenshino und ebenfalls willkommen an der Domino High.“, begrüßt sie mich noch einmal extra und ich verbeuge mich anstandshalber. „Danke, Sensei. Ich freue mich hier zu sein.“, sage ich und setze mich wieder. Seto ist der einzige der nicht fragt, also übernimmt Jounouchi das, der nicht weit von uns entfernt sitzt. „Hey, Yuri? Wieso sind die denn so aufgeregt?“ Ich lächle kurz und schließe meine Augen dabei. Das mache ich immer wenn ich Lächle. „Mein Stammbaum ist weit bekannt. Mein Urgroßvater war Mitgründer dieser Hochschule und außerdem ein bekannter Firmenchef. Er produziert Damenartikel wie Parfüms oder Kleidungsstücke, außerdem leitet er eine Reihe von Modeboutiquen nur für Frauen.“ Seto sagt zunächst nichts, irgendwann in der fünf minütigen Pause jedoch fragt er dann doch: „Sag mal, deine Eltern haben Kaibaland für die Eröffnung verkleidet, kann das sein?“ Ich nicke. „Ja, in unserer Familie geht alles rund um das Design. Mein Onkel ist Friseur im großen Kaufhaus er ist der beste und meine Tante macht die besten Kimonos. Und trotzdem verdienen wir echt viel. Dabei sind wir alle von eher weniger Profit bringenden Berufen angetanen. Könnte an der Hotelreihe meines Urgroßvaters liegen.“, antworte ich und grinse ihn an. Kapitel 3: Es ist dir nicht egal -------------------------------- Kapitel 3: Es ist dir nicht egal! So! Ich darf Seto jetzt also beim Vornamen nennen, weil er sich in keinster Weise mehr darüber beschwert hat, aber irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass das wegen meiner Herkunft ist. Seto gibt keinen Yen auf Klassenunterschiede, da bin ich mir sicher. Obwohl ich ihn gar nicht so gut kenne. Jedenfalls hat er angefangen mit mir zu reden. Wenn man das so nennen kann. Größtenteils rede ich nämlich und er nickt oder sagt „Aha“ oder „Mach was du willst.“ Aber ich gebe nicht auf. Heute ist erst mal Samstag und meine Schwester wollte heute raus fahren, um in Erfahrung zu bringen wie ich mich hier eingelebt habe und um den wunderschönen Schulhof mal in Natura zu sehen und nicht nur von den Bildern, die ich ihr per Handy geschickt habe. Gerade habe ich mich umgezogen, ich trage einen fusseligen Poncho aus weicher Wolle auf einem gestrickten Pullover in gelb und orange, der halb bis über den schwarzen Rock reicht, welcher ziemlich kurz ist. Meine Stiefel sind ebenso weiß wie mein Poncho und über sie habe ich orangefarbene Stulpen gezogen. Auf mein linkes Handgelenk habe ich Unmengen an Armbänder gezogen und auf die linke Hand eine Armbanduhr aus weißem Leder. Ich habe mich heute etwas geschminkt. Das mache ich sehr selten, weil wir in unserer Familie viel Wert auf natürliche Schönheit legen und die Modelle auf unseren Werbeplakaten auch immer ungeschminkt sein müssen, aber heute habe ich es mir erlaubt etwas Wimperntusche und einen leicht glitzernden Lippenstift aufzutragen. Meine Haare trage ich offen und ohne Verzierungen, dafür ist es einfach zu schön. Miharu jedoch hat sich nicht so viel Mühe mit ihrem Outfit gegeben. Als ich gerade das Gebäude verlasse, betritt sie das Gelände in einem schlichten hellblauen Sommerkleid. Na ja, der Unterrock ist zart bläulich, darüber war das Kleid transparent. Es ist kurz und sie trägt keine Socken, sondern lediglich schlichte weiße Sandalen. In ihrem Arm hält sie Bao. Unser Haustier, wie Vater immer scherzhaft sagt. Es ist ihr Lieblings Bär. Aber auch sie trägt ihre Haare offen. Nur hat sie eine kleine zierlich weiße Schleife hinein geklippt. In dieser Aufmachung erkennt man schon eher, aus welchem Bereich wir stammen, denn sobald wir uns um die Arme gefallen sind und Bao auf dem Boden neben uns kullert, erkennt jeder die zwei Schwestern auf unserem Werbecover wieder. „Ohayo, Nee-san.“, begrüßt mich Miharu und macht einen kleinen Knick bevor sie sich kurz auf den Boden hockt um Bao wieder aufzusammeln. Die jungen beginnen beinahe zu sabbern und ich muss mir überlegen, wie ich meine Schwester gleich am besten beschütze, doch die Arbeit wird mir auch sogleich abgenommen. „Hey, ihr sabbernden Penner, verzieht euch, die Damen haben bestimmt besseres zu tun, als sich von euch angaffen zu lassen.“, faucht Jounouchi und Tristan bezieht neben ihm Position. „Yuri, lauf.“, ruft Tea und deutet Richtung Mensa. Nickend nehme ich meine Schwester an die Hand und beginne sie hinter mir mit zu ziehen. „Es ist echt wunderschön hier.“, sagt sie und setzt sich an einen der runden Tische an der Front zu den Gewächshäusern hin. „Konntest du den Anblick überhaupt genießen?´“, frage ich und gebe ihr eine Bestellkarte. Sie lächelt nur. Mit dem gleichen Lächeln wie ich. Wir unterhalten uns kurz über die neuen Kleidungsstücke die Mutter letztens kreiert hat und über die Kimonos, welche Tante Emi für uns designen will, damit wir sie am Schulball in 2 Monaten anziehen. Der Ball ist die Gelegenheit wo sich die Eltern untereinander kennen lernen und darüber auskundschaften, welche möglichen Geschäftspartner für sie in frage kommen oder wen sie mal ansprechen, falls ein Darlehen fällig wäre. „Cousin Elliot, hat jetzt außerdem eine Freundin.“, fährt Miharu fort. Ich staune nicht schlecht, was sich alleine in einem Monat tun kann und nicke nur bei allem was sie mir erzählt, bis unsere Bestellung auf unserem Tisch landet. Für mich eine Käse-Sahne Torte und einen Cappuccino mit Keks und für meine Schwester eine Cola mit Kirschgeschmack und eine doppelte Portion von einem Fruchteisbecher mit extra vielen Erdbeeren. „Bleib mir nur mit der Kiwi weg.“, bitte ich sie, weil ich allergisch gegen Kiwi und rohe Ananas bin. „Ist gut. Aber nur wenn ich ein Stück von deinem Kuchen bekomme.“, erwidert sie und ich schiebe ihr einen Löffel in den Mund. Die Szene wird argwöhnisch von jemandem außerhalb betrachtet. Zumindest scheint es so, in Wirklichkeit hat er sich nur gerade die Bestätigung für seine Vermutungen geholt und kommt deswegen zu uns in die Mensa. „Yuri.“, sagt er während er sich von hinten nähert. Ich zucke leicht zusammen. Was will der denn hier?, denke ich und Miharu mustert ihn skeptisch. Auf dem Stuhl drehe ich mich zu ihm um. „Yuri, ich hab ein paar Fragen an dich.“ Nickend halte ich einladend eine Hand in Richtung leerer Platz. „Setz dich. Ich habe keine Geheimnisse vor meiner Schwester.“ Er setzt sich und besah Miharu noch einmal von nahem, um auch hundert Prozent sicher zu gehen. Diese steht auf und dreht sich einmal demonstrativ, bevor sie sich wieder setzt. „Was hast du bemerkt?“, fragt sie mit einem freundlichen offenlippigen Lächeln. „Sie sieht dir zum verwechseln ähnlich. Genau so, sahst du noch vor 4 Jahren aus.“, sagt er sie ansehend, aber mit mir sprechend. Ich sehe ihn mit geweiteten Augen an. Hat er sich an mich erinnert? „Yuri. Du warst dabei, als ich vor 4 Jahren meine Eltern verlor.“ Ich nicke. „Warum bist du ständig in meiner unmittelbaren nähe, seit du auf Domino gehst?“ Ich schlucke, dann sage ich es ihm. „Weil ich ...weil ich will das du Lächelst. Ich will dich wieder Lächeln sehen, der Junge von damals war kein schöner Anblick.“, sage ich ihm und sehe ihn bestimmt an, aber er erhebt sich nur und sieht mich vernichtend an. „Vergiss es. Ich habe kein Lächeln für dich. Du bist mir egal und ich sehe keinen Sinn darin mich in irgendeiner Weise mit dir abzugeben.“, faucht er, dann will er gehen. Mein Herz verkrampft sich und ich kralle mir beinahe meine langen Fingernägel in die Brust, wenn Miharu nicht dazwischen gehen würde. „Einen kleinen Augenblick, Seto-dono.“, spricht sie und schiebt ihren Stuhl zurück. „Bist du so verblendet, dass du ständig Vorurteile haben musst? Muss dich ein kleines Kind daran erinnern, dass es menschlicher wäre, jemanden erst kennen zu lernen, bevor man sein Urteil fällt oder macht es Spaß die selben menschenverachtenden Situationen herauf zu beschwören, wie Gozaburo es einst getan hätte? Ich kenne ihn zwar nicht, aber ich weiß, dass diese abschätzige Art nicht richtig ist, was also muss ich tun, um dich daran zu erinnern, dass es anders geht?“ Nur ein höhnisches Lachen entweicht seiner Kehle, wenigstens meine Schwester kann ihn zum Lachen bringen, denke ich verbittert, als er auch schon anfängt sie nieder zu machen: „Ist das nicht ein kleines verzogenes Gör, das da spricht. Versteckst du dich auch Tag ein, Tag aus in deinem Zimmer und schaffst es nur mit Unterstützung deinen Mund auf zu bekommen?“ Mein Herzschmerz findet ein abruptes Ende und ich fahre von meinem Stuhl hoch, dann gehe ich auf ihn zu und bleibe vor ihm stehen um ihm meine flache Hand über seine rechte Wange zu ziehen. „Wage es nicht meiner Schwester gegenüber unfreundlich zu sein, du reiches etwas ohne Anstand oder dem Hauch von Menschlichkeit. Bevor du andere runter machst, stutz dich doch selbst mal ins Taschentuchformat, wenn du das nicht tust, dann tu ich es. Mag sein, dass du eine große Firma leitest, die du mit Aktienmehrheit übernommen hast, aber du bist ein Feigling, der Angst hat noch mehr Seelenschmerz zu erleiden, als er ohnehin schon von seinem Stiefvater zugefügt bekommen hat. Du bist es der sich in einem Schneckenhaus versteckt und nichts nach außen lässt, was von anderen als Gefühle definiert werden könnte. Du bist kalt und ignorant, damit keiner dein wahres Ich dahinter erkennt. Aber das ist wirklich schwach. Zu seinen Gefühlen zu stehen ist viel schwieriger und Kraft aufwendiger. Es kann verdammt weh tun und erfordert Überwindung, die du nicht hast, deswegen blockst du ab, oder versteckst dich hinter Vorurteilen um von dir abzulenken. Wahrscheinlich beruhigst du dein Gewissen damit, dass du dir sagst, dass es vermutlich jeder so macht, aber das ist ein Trugbild, denn es gibt genug Menschen die von Niederlage zu Niederlage rennen nur um sich nicht selbst belügen zu müssen. Und damit glücklich sind. Bist du glücklich? Ich glaube nicht. Und die Tatsache, dass es jemanden gibt, der versucht dir zu helfen, irritiert dich und deswegen willst du das ich dich hasse, aber das kannst du vergessen. Ich werde dich nicht hassen, wenn du aber versuchst meiner Schwester Leid anzutun, dann lehre ich dir einen noch größeren Schmerz, als den den du bisher erlebt hast!“, brülle ich ihn zusammen ohne zu beachten, das die ganze Cafeteria zuhört. Miharus Gesicht erhellt sich gerade mit einem warmen Lächeln und einem zuversichtlichem Blick. Kann schon sein, dass ich gerade sämtliche Aussagen von Mayumi kopiert habe, die mir mal was ähnliches vorgeworfen hat, aber das wichtigste ist, sich nicht alles gefallen zu lassen. Er jedoch lässt meine Aussage unkommentiert so stehen und geht nur auf meine Drohung ein. „Und was soll das für ein Schmerz sein?“ Auf meinen Lippen breitet sich ein Lächeln aus, dann wende ich mich von ihm ab , um meinen Kuchen zu Ende zu naschen. „Der schlimmste Schmerz für gleichgültige Menschen ist es, wenn sie erkennen müssen, das alles eine Lüge war. Dass sie gar nicht gleichgültig sind, sondern nur schwache Idioten.“ Er lacht erneut mit Hohn. „Und wie willst du mir diesen Vorwurf nachweisen?“ „Schon mal ein Anfang.“ Sein Gesichtsausdruck wird zerknirscht. „Du sagtest das du kein Lachen für mich hast? Zumindest hab ich das widerlegt, denn du hast gelacht. Auch wenn es voller Spott und Hohn oder gar Verachtung war. Am besten geht es den Menschen, die sich mit wenig zufrieden geben können.“ Das hat ihn jetzt so gereizt das er sich wutentbrannt umdreht und geht. Ein noch besserer Schutz als die Gleichgültigkeit ist es naiv an das Gute zu glauben und optimistisch zu bleiben. Ab und an scheint es zwar schwieriger zu werden, aber wer wirklich daran glaubt, dass das Gute immer gewinnt, der kann auf diesem Fundament bauen und gewinnen. Auch Miharu setzt sich und klaut sich hin und wieder ein Stück Kuchen und lässt mir als Gegenleistung eine Erdbeere da. „Weißt du, was du machen wirst?“, fragt Miharu mich in unserem Apartment angekommen. Tomomi und Mayu-chan haben inzwischen auch vom Vorfall Wind bekommen und sehen gespannt in meine Richtung. Draußen hat es angefangen zu regnen und das Meer schlägt hohe Wellen weswegen heute keine Busse mehr fahren und Miharu kurzfristig beschließt über Nacht hier zu bleiben. Gerade steht sie am Herd und macht Pfannkuchen mit Vanilleglasur. Dazu kocht sie einen Wackelpudding, den sie für Morgen in den Kühlschrank stellt. „Was wollt ihr außerdem trinken.“, hakt sie zusätzlich zu ihrer anderen frage noch nach. „Orangensaft und was Set-Chan angeht, werde ich einfach mein bestes geben.“ Miharu sieht mich verschmitzt an, während ich mir meine Violine schnappe und damit aus dem Apartment schlendere. „Was hat sie denn vor, in dem Regen?“, fragt Mayumi, doch dann fällt ihr ein, dass es auf dem Dach eine Unterstellmöglichkeit gibt und man von da oben aus alles gut hören kann. Wenige Minuten danach hallt ihre Musik dann auch durch sämtliche Gänge oder Flure. Mit all ihrer zur Verfügung stehender Liebe und Zuversicht. Mayumi springt auf und eilt auf das Dach wo sie Yuri eine warme Jacke über die Schulter wirft und sich dann mitten auf dem Dach im Regen positioniert um zu ihrer Melodie zu singen. Tomomi indes denkt ebenfalls mit und lässt schon mal heißes Wasser ins Bad ein. Miharu denkt sich, dass man nach etwas Aufregung auch was herzhaftes gebrauchen kann und macht noch schnell einen scharfen Eintopf mit Weizenbrot als Beilage. Ich würde einfach mein bestes geben! Und ohne es auch nur zu ahnen, bewirkt meine Musik, dass sich ein brünetter Firmenchef in seinem Bett von rechts nach links bewegt und ihm meine Noten noch lange im Gedächtnis hallen. Das Bild im Kopf habend, von mir, mit Engelsschwingen auf dem Fensterbrett sitzend. Möge der Sonntag mit viel Action und Spaß kommen! Kapitel 4: Sonntag der vier Jahreszeiten ---------------------------------------- Kapitel 4: Sonntag der vier Jahreszeiten Und da ist er auch schon. Der Sonntag. Regentropfen perlen von den Ästen der Bäume und Tomomi macht sich zugleich sofort daran, erst mal alle Fenster zu putzen, während Mayumi heute mal für das Frühstück zuständig ist. Miharu und ich diskutieren lieber darüber wer welches Deck nimmt, bevor wir uns auf dem Schulhof einfinden. Während des Sonntags treten alle Campus-regeln außer Kraft und wir können uns ein heißes morgen Duell mit Feen und Drachen liefern. „Bereit?“, frage ich die kleine, die zur Antwort ihre sechste Karte zieht und zugleich auch schon den Meteorblauen Drachen und Grauflügel ruft. „Glaub nicht das wäre schon alles gewesen! Ich habe noch eine verdeckte Karte und Hinotama in der Hinterhand.“ Meine Lebenspunkt gehen auf 3500 hinunter und ich ziehe meine neue Karte um den Spieß wenn möglich umzudrehen, sonst würde meine kleine Schwester mich womöglich noch im zweiten Zug killen. „Sehr schön ich habe schwerer Sturm gezogen und puste damit deine verdeckte Karte weg.“ Miharu knabbert etwas besorgt an ihrer Unterlippe, dann erwidert sie: „Na komm doch, wenn du kannst.“ Ihre Forderung ist so voller Sarkasmus, dass ich gar nicht anders kann als zu kommen. „Ich spiele die dunkle Hexe und rüste sie mit Megamorph auf. Jetzt kann sie deinen Meteordrachen besiegen. Und du hast trotzdem noch mehr Lebenspunkte als ich. Das heißt Megamoph kehrt sich auch nicht um. Und da ist noch was. Ich spiele Spalt und deinen Grauflügel zu bezwingen. Als nächstes spiele ich eine Karte verdeckt und gebe an dich weiter.“ „Sieht so aus, als müsste ich dringend etwas gegen dein 3600 ATK starkes Monster tun oder meine Lebenspunkte sehen in der nächsten Runde nicht mehr so glücklich aus!“ (3900 LP) Ich muss grinsen und während sie zieht decke ich meine Solem Wishes Karte auf, die mir bei jedem mal das ich Karten ziehen muss 500 Lebenspunkte bekomme, was sie nun etwas wundert, wo sich Megamorph doch ins Gegenteil umkehrt, sobald ich mehr LP habe als sie und die Angriffspunkte meines Monsters nicht mehr verdoppelt, sondern halbiert. „Na gut. Ich spiele die Karte Schimmerdrache und rüste ihn mit Drachenschatz auf, falls du dich jetzt wunderst, warum ich ihn im Angriffsmodus spiele, wo dein Monster doch ganz klar stärker ist, dann zeige ich dir jetzt, was ich mir dabei denke!“ Sie spielt die Karte Upstart Goblin aus und erhöht meine Lebenspunkte um 1000 Punkte um eine weitere Karte ziehen zu dürfen. Die Angriffspunkte meiner Dunklen Hexe fallen auf 900 und ihr Drache nimmt mir auch zugleich ein Paar meiner Lebenspunkte. „Na gut dann spiele ich meine verdeckte Karte. Schrei der Untoten und hole mir meine Hexe wieder.“ Sie lächelt Müde, dann zeigt sie mir die Karte die sie kurz darauf auch in den Display schiebt. „Das kannst du nicht machen!“, doch sie grinst nur und aktiviert Ring der Zerstörung, woraufhin meine Hexe nochmal auf den Friedhof geht, sobald ich eine Karte ziehe und ich kann rein gar Nichts machen. Miharu LP2100 Schimmerdrache im Angriffsmodus mit 1900 ATK Yuri LP 1700 Feld komplett leer. Verbissen spiele ich meine Kartenzerstörung und ziehe mir zugleich ein neues Blatt, welches mir hoffentlich neue Möglichkeiten offen hält. Und so ist es dann auch und ich kann Block Attack spielen und ihren Drachen in den Verteidigungsmodus setzen und mit Schildeinschlag auf den Friedhof schicken. „Was sagst du dazu meine kleine?“ Miharu staunt nicht schlecht über die Kombination und nickt anerkennen. „Aber kannst du mich auch schon besiegen, sonst sieht es für dich schlecht aus.“ Ich lege Harpien Bruder heraus und befehle ihm einen Angriff, woraufhin meine Schwester nur noch 300 Lebenspunkt hat. „Diese Runde noch nicht, aber in der nächsten vielleicht doch.“, sage ich und übergebe an sie. „Nur kriegst du keine nächste Runde... ich spiele Überläufer und greife dich an. Und dein Harpien Bruder hat 1800 ATK, du hingegen nur noch 1700 Lebenspunkte.“ Damit beendet sie das Duell und ich muss kichern. „Das war echt gut, Miahru. Das nächste mal lass uns mit unseren richtigen Decks kämpfen, okay?“ Sie nickt und schenkt mir ein warmes freundliches lächeln. Sie lächelt sehr oft. Irgendwann will ich genauso ein Lächeln von Seto bekommen. „Was!?“, kommt es und Jounouchi fällt vom Baum. „Was machst du denn auf einem Baum?“ Der blonde sammelt sich zusammen und kommt auf die beiden zu. „Na was wohl. Ich hab über den Sonntag Putzdienst in den oberen Musikräumen, weil ich während der Chemiestunde Papier rum geworfen habe und die Tusse ist gleichzeitig Musiklehrerin.“, mault Jounouchi und bleibt vor uns stehen. „Hey, ihr spielt verdammt gut. Und das sind nicht mal eure richtigen Decks, sagt ihr? Wie sehen denn dann eure richtigen Decks aus?“, fragt er ahnungslos und Miharu zählt ihm ein paar Karten wie Aeathos und Sternstaub oder- Aniker Feendrache auf. „Ach und was können die letzten beiden Karten?“ Miharu setzt ein schelmisches grinsen auf, dann geht sie auf ihn zu. „Find's heraus wenn du dich traust.“ Jounouchi passt und sucht lieber das Weite, weil gerade Miss Sakurakai hinaus gerannt kommt um Jounouchi wieder einzufangen. Der Sonntag hatte erst angefangen und war bereits spitzen klasse. „Hey, Schwesterherz?“ Ich wende mich wieder der Jüngeren zu, die ein ziemlich verschmitztes Lächeln zu wirft. „Mir ist grade was echt gutes eingefallen!“ Gespannt spitze ich dir Ohren, als Tomomi uns auch schon zum Frühstücken rein ruft. Ohne mir gesagt zu haben was ihre Idee war, ist sie zurück nach Hause gefahren und hat mir vorher geraten mal in die Bibliothek zu gehen. Zu Hause war ich oft in der Bibliothek. Es beruhigte mich. Durch das Fenster scheinen die warmen Strahlen der Sonne auf den breiten Tisch aus Mahagoni. Auf ihm breite ich meine Unterlagen aus. Notenbücher, zu meist über Choppin und Patissieré Rezepte auf französisch. Musik, backen und duellieren sind nun mal meine liebsten Hobbies. „Bonjour Mademoiselle Tenshino. Heute also am Fach Französisch?“ Über mich gebeugt sah meine Musiklehrerin die Rezepte ein, bevor sie sich die Noten nahm und da mal einen Blick rein wirft. « Ah, bonjour Madame Takenuji. Mais le français n'est pas une langue que j'ai besoin d'apprendre. C'est une langue que je peux facilement. », antworte ich ihr drauf und füge noch hinzu, dass es in meiner Familie doch eine Reihe an Modeboutiquen gibt und wir nicht selten nach Frankreich, insbesondere Paris, fahren, um auf neue Ideen zu kommen. Ms. Takenuji schmunzelt nur etwas und versinkt bereits in den Noten. Choppin sind außer für die Violine auch für den Flügel spielbar und jeder Musiklehrer kann bekanntlich Klavier spielen. „Sie haben schon an ein paar Concoursen teilgenommen, nicht wahr?“ Ich schmunzele leicht verlegen und nicke dann. „Ja, 3 Concourse, alle über 5 Runden.“ Dann seufze ich jedoch. „Leider aber nur einen gewonnen.“ Die Lehrerin lächelt mich freundlich an. „Die Auswahl ihrer Stücke ist ihnen da wohl zum Verhängnis geworden. Ich war jedoch von jedem ihrer Concourse sehr angetan. Den ersten haben sie mit einer Clarinette bestritten. Die Stücke waren das Klarinettenkonzert von Mozart, Romance von Schuman, Clarinet Polka, eine Sonate von Brahms und Karneval der Tiere von Camille Saint-Saëns. In deinem zweiten Concours spieltest du dann das Klavier. Hier spieltest du dann la Campanella, Moonlight, Waltz, Salut D'Amour und ein Choppin. Beide haben sie nicht mit dem ersten Platz beenden können. Ihr erster Concours endete mit dem 4 Platz von 7 Teilnehmern. Mit der selben Anzahl an Teilnehmern endete der 2te Versuch jedoch mit dem 2ten Platz. Nicht verwunderlich, wenn sie mich fragen. Ihr erster Concours war während ihrer Grundschulzeit. Ihr zweiter zur Mitte der Mittelschulzeit hin. Der dritte Concours wurde zum Ende der Mittelschulzeit zu ihrem ersten Sieg. Canon in D Major, Ave Maria, Romance Nr.2 von Bethoven, Caprices für die solo Violine und schlussendlich Polonaise Brilliante. Die Auswahl deiner Stücke war auf die berühmten Komponisten ausgelegt. In der Grundschule Stücke von Mozart und Shuman spielen zu wollen, war vielleicht etwas hoch gegriffen. Dennoch fand ich deinen Mut beeindruckend. Deine Künste mit dem Klavier hingegen waren schon wieder Atem beraubend. Moonlight von Yiruma war für die Jury jedenfalls die Wahl, die sie am meisten beeindruckt hat. Yiruma war der Zeit noch in seiner Anfangsphase und sicherlich sehr geehrt von deinen Gefühlen. Das Choppinstück war dann jedoch wieder etwas zu hoch gegriffen, jedenfalls schien das Stück ihnen etwas zu schnell. In jedem Falle war ihre letzte Teilnahme in einem Wettkampf ein Master Piece. Darf man aber fragen, warum sie die Instrumente so oft wechseln?“ Ich erinnerte mich noch gut an jeden einzelnen Concours. Den zweiten Concours verlor ich, weil das Choppin mir zu fröhlich war. Es war der Todestag von Setos Eltern, an dem ich es zu spielen versuchte. Ich war zu spät und die Jury hatte die komplette Reihenfolge für mich umgeworfen. Die enttäuschten Blicke meiner Lehrer würde ich nie wieder vergessen. „Clarinette ist ein wunderschönes Instrument, jedoch wird sie inzwischen von meiner Schwester gespielt. Sie war ein gutes Startinstrument und ich liebe jedes. Aber mit meiner Schwester zu konkurrieren, sagt mir ausschließlich in einem Duellmonster duell zu. Das Piano würde ich unglaublich gerne wieder spielen, jedoch kann ich es auf Grund trauriger Erinnerungen nicht. Wenn ich ein Piano anfasse muss ich weinen...“ Meine Musiklehrerin sieht mich etwas besorgt an, worauf hin ich versuche ein Lächeln aufzusetzen, was mir nur teilweise gelingt. Schon steigen mir wieder die Tränen auf. „Leider. Ich habe zu der Zeit, in der ich das Piano favorisierte die Ernüchterung meines Lebens gehabt. Alles ist vergänglich. Es kann jede Sekunde passieren, dass dein ganzes schönes Leben sich umkehrt. Der bezaubernde Klang der Violine in jedem Stück... Wie ihnen aufgefallen sein sollte sind die Stücke in meinem letzten Kontest in verschiedene Richtungen gegangen. Nicht nur wundersame traurige Lieder oder fröhliche wie Karneval der Tiere. Die letzten beiden Stücke brauchten viel Übung. Sie sind schnell und brauchen eine gute Ausführung. Sie repräsentieren meinen Vorsatz etwas daran zu ändern, dass ich mich so machtlos fühle. Das Thema für das Solo war damals sich zu öffnen. Sie beschreibt meine Hoffnung die ich habe. Hoffnung darin, dass ich irgendwann genauso kämpfen könnte wie meine nahestehenden Personen. Polonaise war meine Wahl zum Thema Schicksal. Schicksal ist ein mächtiger Begriff, den viele im Sinne des Determinismus sehen. Ich sehe es anders. Es gibt überall Dinge die wir nicht beeinflussen können, die vielleicht vorher bestimmt sind. Wen ich wann auf der Straße treffe und was diese Begegnung in mir auslöst kann Schicksal sein, aber immer noch bleibt mir die Möglichkeit etwas daraus zu machen. Ich kann eigene Entscheidungen treffen. Deswegen ist mein Leben auch nicht determiniert. Mit diesen Gefühlen habe ich einen Wettkampf gewonnen.“ Die Lehrerin setzt sich neben mich an den Tisch und breitet die unterschiedlichen Notenbücher weiträumig aus. „Kinder... Das ist echt nicht wahr. Ich muss immer wieder schmunzeln, wie sehr ihr euch doch täuschen könnt.“ Mein inneres verkrampft sich etwas. Sind meine Gedankengänge denn so falsch? „Yuri. Ich darf dich doch so nennen?“ Ich nicke. „Warum fühlst du dich machtlos? Alles beginnt mit den Gedanken. Du weißt doch: Achte auf deine Gedanken, sie sind der Anfang deiner Taten. Verstehst du das? Deine Vorsätze sind nobel. Dein Herz mit Gedanken über andere übersät. Wie könnten solche Gedanken machtlos sein? Sorge, Liebe, Hoffnung und Wohlwollen sind wunderschöne Elemente, die dein Herz bereichern. Vielleicht bewunderst du Menschen wie Jounouchi oder Mayumi, die ihrem denken immer Luft machen müssen oder einfach handeln können, weil du dich selbst nicht in der Lage dazu siehst. Aber dafür hast du doch ganz andere Qualitäten. Das schwierigste ist immer sich selbst zu akzeptieren. Wenn du an dich denkst, fällt dir dann nichts ein, was gut an dir ist? Lieben deine Freunde dich für nichts? Schätzen sie nichts an dir?“ Bei dem Gedanken an Tomomi und Mayumi wird mir wieder wohl und ich muss lächeln. „Tomomi mag mich, weil ich ihre jähzornige wilde Art so einfach hinnehmen kann und sie im Gegensatz zu den anderen bewundern kann. Mayumi ist meine Freundin, weil ich mich den Menschen selbst dann öffne, wenn sie bitter mir gegenüber sind und mich gar hassen. Meine Schwester liebt mich, weil ich ...“ Genau warum liebt mich Miharu eigentlich? Sie ist die Jüngere, die sich immer um mich sorgt. Mir essen macht, mir meine Sachen hinterher trägt, mir Mut macht, mich an mein Lächeln erinnert. „Weil du einen Firmenchef, der dir vermutlich sogar etwas bedeutet in einer großen Mensa für sie zusammen schreist. Oder anders ausgedrückt, weil dir nichts wichtiger sein könnte.“, merkt Frau Takenuji an. Stimmt. So bin ich normaler weise gar nicht. Das was ich eigentlich nicht kann und an anderen bewundern kann, kommt durch sie zum Vorschein. Unter den ausgebreiteten Noten fällt mein Blick auf die Mondscheinsonate von Beethoven. „Es klingt nicht gerade glaubwürdig, dass dieses hier mein erstes Stück am Klavier war, oder?“ Mit dem Themenwechsel entfernt sich unmerklich auch jemand, der im Schatten gelauert hatte und die vorangegangene Diskussion aufmerksam belauscht hatte. Doch entkommen sollte er meinen Fängen nicht, denn ich packte meine Noten zusammen und suchte unter Erlaubnis von Ms Takenuji den obersten Musikraum auf, in dem Jounouchi immer noch aufräumte. „Hallo, Yuri. Was willst du machen?“ Ohne ihm zu antworten öffne ich den großen Flügel und das Fenster um die Mondscheinsonate zu spielen. Es war lange her, dass ich den schönen Klang des Pianos durch meine eigenen Hände wahrnahm. Lange lange her, dass meine Gefühle durch das Klavier ihren Weg in die Welt suchten. * Szene Auf einer Parkbank saß Seto-sama, der die weit entfernten Töne noch in seiner Gedankenwelt hörte. Es war für ihn immer ein leichtes gewesen, jegliche Töne aus der Umgebung auszublenden und sich auf anderes zu Konzentrieren, doch die Noten wollten nicht aus seinem Kopf weichen. „Es ist dir nicht egal! Du bist nicht gleichgültig. Du bist das letzte.“, hallte es durch seinen Kopf. Am liebsten hätte er den Kopf in seinen Händen vergraben. Musik musste ein Werk des Teufels sein. In seinen Träumen, Gedanken und in seiner Gegenwart. Überall hin verfolgten ihn ihre Gefühle. Warum? Warum war es ihm nicht egal? Die Macht der Töne. Beethovens. Mozarts. Bachs. Übermächtige Töne. Zogen ihn in ein Chaos von durcheinander schwirrenden Erinnerungen. Erinnerungen an seine Mutter. Seinen Vater. Mokuba. Ein Mädchen. Sie stand da, hinter zwei Menschen. * Setos Gedanken Ein Mann und eine Frau die zu uns rannten und gewaltsam aus der Gefahrenzone zogen. Und dann sie. Ihre Augen waren voller Sorge und Schock, als teile sie meinen Schmerz. Als wären es nicht meine und Mokubas, als wären es die ihrigen, die im Inferno aufgingen. Flammen. Chaos. Ihre Augen. In meinem inneren hatte die Hände auf meine Ohren gepresst und wünschte mich in einen stillen Keller. Nun waren es Vivaldis Klänge auf den Seiten einer Violine, die über den Hof klangen. Schnell, Fähig. Wollte sie mein innerstes zerreißen? War dass ihr Rache? Wütend stand ich auf und suchte mir einen ruhigeren Ort. * Yuris Perspektive Ich legte die Violine nieder und sah zu Jounouchi, der sich einen der Stühle geschnappt hatte und sich über der Stuhllehne beugend die Stücke angehört hatte. „Du lebst für die Musik, oder?“ Ein breites, selbstbewusstes Lächeln legte sich auf meinen Mund. Vivaldis Vier Jahreszeiten haben mich getroffen. „Winter. Es ist mein liebstes Stück.“ Jounouchi sieht mich ahnungslos an, also erkläre ich ihm das Antonio Vivaldi einen Opus über 4 Jahreszeiten schrieb. Frühling, Sommer, Herbst und Winter, die ihm dazu verhelfen sollten sich in dem Schlosshof, der ihm allmählich wie ein Gefängnis vorkam, doch heimisch zu fühlen. Jedes Stück erzählt eine Geschichte, von ganz alltäglichen Situationen und Naturgewalten. „Vivaldi ist einer meiner aller liebsten Komponisten. Ich liebe Vivaldi und Mozart und Beethoven und Yiruma auch. Mag sein das letzterer gegen seine Vorgänger keine Chance hat, aber auch seine Werke können das innerste nach außen kehren. Wenn ich ihre Stücke höre, dann fühle ich mich als flöge ich oder als würden alle meine tiefsten Freuden oder meine tiefste Trauer nach außen treten und frei werden. Dann verschwindet jedes niederschlagende Gefühl aus meinem Herzen und ich kann mich wieder fühlen wie ein Vogel. Eigentlich kann ich gar nicht sagen das ich Winter am liebsten habe, weil Frühling, Sommer und Herbst auch klasse sind. Besonders der Frühling. Nur spiele ich den Winter einfach am meisten und er erinnert mich eben immer an Weihnachten.“ Jounouchi muss über meine Schwärmerei einfach lachen. Ich hab es doch tatsächlich geschafft meine Hände zu falten, als danke ich Gott für das Geschenk der Musik. „Du hast ja keine Ahnung. Es muss Gottesgabe sein, dass jemand so wunderschöne Töne aneinander reihen kann und Menschenherzen befreit.“, füge ich hinzu und Freudentränen gehen über meine Wange. „Du bist echt eine Marke. Na gut, dann schlage ich vor, dass du weiter spielst. Dann fällt es vielleicht auch leichter hier aufzuräumen.“ Kapitel 5: Rhytmus meines Herzens --------------------------------- Kapitel 5: Rhythmus meines Herzens Die Musik hatte mein Herz geöffnet. Ich liebte die Violine nach wie vor um einiges mehr als das Klavier und dennoch spielte ich nun schon einige Zeit an dem Flügel der Schule. Seto und ich hatten es immer noch nicht geschafft wieder miteinander zu reden. Auf eine Art und Weise waren die Fächer, in denen er neben mir saß echt bedrückend gewesen und ich war froh am Nachmittag wieder mein Instrument in greifbarer Nähe zu haben und zu spielen. Jetzt aber soll endlich der Plan meiner Schwester in Kraft treten und Frau Takenuji kündigt in der Musikstunde an, dass es zum Elternabend ein Musikprogramm geben soll, wo alle Jahrgänge dran teilnehmen sollen. Wir sollen in siebener Gruppen ein Programm erstellen. Jede Gruppe wird mindestens ein Stück vorstellen. Auf diese Art ist für die ganze Nacht der musikalische Teil gedeckt. „Ok, das ist doof. Warum denn das? Yuri!“, ruft Mayumi Hilfe suchend. „Eh? Du bist doch die Expertin für diese Sachen.“, wehre ich ab und Mayumi zieht eine Augenbraue hoch. „Nein, ich singe nicht vor der ganzen Schule Techno und oder Electro Pop,weil das nämlich ein klassisches Musikprogramm sein soll. Also ist das deine Sache.“ Ich sehe sie zitternd und mit großen traurigen Augen an. „Eh? Meinst du das ernst? Wie soll ich euch denn auf den Trichter bringen?“, sage ich vorwurfsvoll und werde von beiden Seiten geschlagen. „Haut mir die Gehirnzellen raus und ich bin euch auch keine große Hilfe mehr.“, jammere ich und Anzu steht plötzlich vor mir. „Hey, Yuri. Kann ich bei euch mit machen? Du spielst doch Klassik auf Violine, da komm ich bestimmt nicht in ein Team, das mir wieder alles anhängt.“ Ich nicke und überlege, was wir machen sollen um noch mindestens ein Mitglied für unser Team anzuwerben. „Aber wir müssen mindestens 5 sein.“ Tomomi sieht mich fragend an. „Ich dachte sieben?“ „Das geht nicht auf.“, erwidere ich und Mayumi sieht sich kurz um bevor sie nickt. „Wir brauchen keine, die nichts können. Also wähle sorgfälltig.“, mahnt Mayumi. „Du willst also wenn, der was kann, huh? Dann kannst du die alle vergessen.“, merkt Anzu an und erinnert sich unfreiwillig daran, was damals alles gelaufen ist. Die meisten Schüler kommen nämlich von der Domino Middle School. „Naja, dass heißt außer einen.“, fügt sie noch hinzu und sieht zu Seto, der mit verschränkten Armen auf seinem Stuhl sitzt und ein paar Mädchen aus der mittleren Schicht versuchen ihn für sich zu gewinnen. Allerdings zeigt er überhaupt keine Reaktion was die Sache nicht gerade leichter macht. „Ich versuche es.“, sage ich jedoch bestimmt und die anderen sehen mich verwundert an. Ich schnappe mir also eine Violine und spiele ein Stück. Das bekommt jetzt erst mal viel Aufmerksamkeit. Anschließend gehe ich mit der Violine zu Seto. „Schon mal Klassik gespielt?“, frage ich und lächle. „Du kannst auch normal mit Leuten sprechen? Bisher hast du immer nur gestottert.“, merkt er schlicht an und schaut mich nicht mal an. Innerlich stelle ich mir gerade vor, wie ich ihm die Violine auf dem Kopf zertrümmere, dann entscheide ich mich doch dagegen, weil ich Instrumente zu sehr liebe. „Nicht wenn es um Musik geht. Musik soll auf die, die es hören beruhigend und befreiend wirken.“ „Verzähl das mal denen die Rock spielen oder Reppen.“ „Die wissen das, Seto. Repper und Rocker befreien auch Menschen durch ihre Musik. Es gibt Menschen die Rock hören, um Herr über ihre Wut zu werden oder sich gezielt mal aufregen wollen. Repper dichten in musikalische Weise Dinge zusammen, mit denen sich Teenager und junge erwachsene Angesprochen und Verstanden fühlen. Tut mir also Leid, aber dieses Argument widerlegt das meinige in keinster Weise.“, entgegne ich ihm. Warum streite ich mich eigentlich schon wieder mit ihm? Mayumi legt mir von hinten eine Hand auf die Schulter. „Lass gut sein. Wir können auch zu viert machen.“ Ich schüttele den Kopf. „So gut ist Tomomi mit dem Klavier nicht. Oder soll ich es im Solo spielen?“ Mayumi zuckt mit den Schultern. „Ich weiß eigentlich gar nicht, was wir machen sollen.“ Ich überlege kurz dann schlag ich schon mal ein paar Varianten vor. „Möglich wäre Clarinet Polka, ein australischer Volkstanz, auf den ihr gut Tanzen können solltet. Darin seid ihr doch gut. Und meine Familie kann ich um ein paar schicke Outfits bitten. Eine andere Möglichkeit wäre es bestimmte Stücke wie die vier Jahreszeiten oder die Moldau von Smetana nach zu spielen. Ist zwar mit 3 spielenden etwas schwer aber naja.“ „Wie willst du die Moldau alleine spielen?“, kommt es gehässig von Seto. „Das fragt mich der Präsident einer Spielefirma? Die Welt geht unter... Ich werde einfach ein paar Töne zusammen mixen. Vorgegeben ist nur, dass wir alles selber machen. Ich kann die Instrumente alle spielen...“ Jetzt habe ich angegeben ohne das zu wollen. „Was!?“, kommt es von Tomomi und Mayumi im Chor. „Wie viele Instrumente willst du noch lernen?“ „T-tut mir Leid. Naja, also... als ich grade 3 geworden war, haben mich meine Eltern auf eine Musikschule geschickt und das sind inzwischen schon 13 Jahre, das reicht doch um viel zu lernen. Und naja, dass ich alles spielen kann, heißt nicht viel. Ich kann sie nicht so wie Piano und Violine ohne Noten oder gar ohne Übung spielen.“, versuche ich ihren Schock etwas zu mildern und will mich eigentlich setzen. „Ha ha, du kannst Violine ohne Übung spielen, was für ein Irrglaube.“, lacht jemand in der letzten Reihe. „Zumindest, kann ich es. Ob es dann Vivaldi gleich kommt oder nicht, ist so ne Sache. Aber da lass ich Raum für deine Fantasy. Ich spiele jedenfalls ganz gut.“ „Wie viele Concourse hast du gewonnen?“ „Einen...“ „Das ich nicht lache. Und an wie vielen hast du teilgenommen.“ „An dreien.“, antwortet Seto, was mich gerade etwas irritiert. „Du bezeichnest dich als gut? Du kannst mir nicht das Wasser reichen.“ Mayumi und Tomomi sehen zu Anzu. „Der war nicht in unserer Mittelschule.“, wehrt diese ab. Ich sehe zu Frau Takenuji, die mir zur Hilfe kommt. „Herr Edo ist allerdings ein begabter Spieler, aber nur weil seine Familie im Musikgeschäft ist, muss er sich nichts drauf einbilden. Gegen seine Mutter würdest du vielleicht ernsthafte Schwierigkeiten bekommen, Yuri. Er selber sollte kein Problem darstellen. Aber dass sehen wir ja dann am Elternabend.“ Ich nicke und will erneut gehen. Werde dieses mal aber durch wen anderen daran gehindert. „Wenn uns die Schauspieler fehlen, dann frag doch bei den Kunst-Leuten nach. Die sind bei Bühnenbildern für Theaterstücke dran, die am Tag der offenen Tür helfen sollen. Wenn ihr euch dort als helfende Hände anbietet, könnt ihr sicher mit Gegenleistung rechnen. Ich übernehme den Flügel.“ Ich sehe zu Seto-sama, der aufgestanden ist und seine Verehrerinnen einfach stehen lässt. Am liebsten hätte ich gefragt woher der plötzliche Sinneswandel denn käme, aber ich wollte ihn ja nicht direkt wieder vergraulen, also lasse ich es mal lieber sein. Weil es kaum möglich ist das wir alle den Musikraum nutzen, dürfen wir uns alle in einen Zettel eintragen, der hinterher festhält, wer wann in welchem Raum üben darf. Uns bleibt dafür genau eine Woche. „Es gibt ein Limit, wie spät man mit solchen Ideen dran sein kann.“ „Das wird nur darüber entscheiden, wer nun tatsächlich am besten ist.“, antworte ich Tomomi und schicke sie, Anzu und Mayumi zu den Künstlern. Dann nehme ich mir eins nach dem anderen die unterschiedlichen Instrumente zur Hand, die ich für die Moldau brauche und übe sie wieder etwas. Edo knirscht die Zähne, als er meine Musik aus dem Flur hört und patscht die Türe zu. „Idiot.“, sagt Seto, der seinen Laptop als Aufnahmegerät benutzt. „Hey! Das ist noch nicht verwertbar.“, protestiere ich. „Der zeichnet auch deinen Fortschritt auf. Bemüh dich lieber, wegen dir haben wir jetzt einen Rivalen aus der Musik.“ „Wo war das denn bitte meine Schuld?“, jammere ich und hänge mich noch mehr ins Zeug. Am Ende der Zeit haben wir dann schon ein paar Instrumente fertig. „Nicht schlecht. Du machst dich.“, sagt er und geht. Die anderen drei sehen ihn verwirrt hinterher. „Mayumi. Wir dürfen am Anfang des Abends auch andere Musikarten spielen. Wenn du also singen willst. Mr Déjà Vu wäre doch nicht schlecht.“ „Eh? Dafür brauchst du ne Reihe an ...“ „Effekten?“, unterbreche ich sie, als sie widersprechen will. „Keine sorge. Mein Vater ist gut mit dem Keyboard. Und Keyboard und Klavier unterscheiden sich doch kaum. Vielleicht wäre nen Synthesizer aber auch besser.“, überlege ich laut. „Hm und das Schlagzeug und die Gitarre oder das Bass? Wir bräuchten mindestens 2 Keyboards.“, denkt sie laut. „Na ja, Seto?“ Mayumi sieht mich entsetzt an. „Glaubst du, dass macht er?“ Ich zucke mit den Schultern. „Er will diesem Edo zumindest gehörig das Maul stopfen.“ Mayumi nickt, dann rennt sie los und will Seto fragen. „Kennt ihr wen der Schlagzeug spielen kann und auf diese Schule geht?“, frage ich Tomomi und Anzu. Tomomi nickt. „Mein Cousin.“ Zufrieden nicke ich und verabschiede mich von ihnen. Ich muss einen Termin mit meiner Familie ausmachen, wann ich kommen kann um zu üben. „Hm, Keyboard? Onkel Michelle kommt am Freitag und bleibt übers Wochenende.“, sagt mir meine Schwester am Telefon. „Kann Mayumi denn nicht spielen?“ Ich lache, dann frage ich. „Während sie singt?“ Miharu lacht leicht verlegen. „Na ja, aber ne Gitarre wäre schon nicht schlecht, dass geht auch während dem Singen.“ „Stimmt. Miharu, kannst du uns eine besorgen?“ „Klar. Ach so. Noch etwas...“ „Seto -sama?“ Angesprochener macht „Hm?“ zum Zeichen das er meine Präsenz wahrgenommen hat. „Mayumi hat mit dir gesprochen, oder?“ „Mm.“ „Naja, also... mein Onkel kommt am Freitag aus Paris und hat sich ein Musikstudio geliehen, weil er selber gerne Musik spielt und na ja, hat uns angeboten es mit zu nutzen... Ich wollte dich fragen, ob du nicht Lust hättest...“ Eigentlich hatte ich keine Hoffnung. „Mm.“ Meine Augen weiten sich. „Eh, Seto?“, frage ich, weil mir nicht ganz klar ist, ob er zuhörte. „Wann am Freitag?“, hakt er nach und ich falle beinahe aus allen Wolken. „Direkt nach der Schule. Aber wir hatten vor bis Sonntag um eins in der Nacht da zu bleiben, um die Zeit auszunutzen. Wir sind es ja gewohnt mal ne Nacht durch zu machen.“ „Mm. Wenn mich was nervt, geh ich früher.“ Mein Herz schlägt wie viele achtel Noten hintereinander. Oder doch eher 16tel? Fröhlich entferne ich mich wieder, bevor er es sich doch anders überlegt. „Yuri?“ Steif vor Schreck, dreh ich mich nur sehr langsam wieder um, aber er sieht mich ohnehin nicht an. „Ja?“, frage ich zögerlich. „Ich mach dir einen Vorschlag.“ Er klappt den Laptop zu und steht auf, um mir direkt in die Augen zu sehen. Mir geht ein Schauer über den Rücken, weil ich nämlich nicht weiß wie ich darauf reagieren soll, weil er doch immer durch mich durch sieht und eh alles merkt. „Bist du verknallt oder so? Deine vorsichtige Art geht mir auf die Nerven.“, damit geht er wieder und lässt mich auf 180 zurück. „Dann müsste ich ja echt nen Schuss haben!“, schreie ich ihm nach und bekomme ein „Hast du doch auch.“ zurück. Was ist denn los mit diesem Idioten? Genervt tapse ich meiner Wege und bleibe aber wenige Schritte geschockt stehen. „Hat... hat er bei diesem letzten Satz gelächelt?“ Meine Beine zittern leicht und ich gehe in die Knie. Der Klang seiner Stimme. Er war amüsiert. Ich hob die Hände vor meinen Mund und versuchte krampfhaft meine Freudentränen runter zu kämpfen. „Yuri ist was passiert?“, fragte Tomomi aufgeregt und kommt durch die Bäume hindurch auf mich zu gerannt. „Er saß hier... auf der Parkbank.“, fing ich an und zeigte auf die nun leere Bank. „Und?“ Ich sah sie mit tränenden Augen an. „Er war amüsiert. Ich bin fast sicher! Er muss gelächelt haben...“ Erleichtert darüber, dass es nur Freudentränen waren atmete die Brünette aus und lieh mir eine Hand. „Du machst Sachen. Komm ich helf dir auf. Findest du eigentlich, dass ich und Mayumi dich in letzter Zeit auffallend oft alleine lassen?“, fragt sie mich und mustert mich sorgfältig, als wir zusammen den Weg zum Junggenwohnheim ansteuern. Ich schüttele den Kopf. „Das geht schon in Ordnung. Mayumi hat ihre beste Freundin wieder gefunden und du gehst wieder mit deinem Cousin auf eine Schule. Außerdem kann ich sein Herz nicht erobern, wenn ich immer mit euch rum renne.“ Tomomi sieht gen Himmel. „Hast du dich verliebt.?“, fragt sie mit sanfter Stimme. Und mir fällt wieder ein, was Seto zu mir gesagt hatte. „Lieber als diese Frage zu beantworten, würde ich ihm eine Torte ins Gesicht werfen.“ Warum durchschaute er mich so gut? „Ich war doch noch nie verliebt...“, flüsterte ich und bekomme von Tomomi einen aufmunternden Schlag auf den Rücken. „Du hast noch mehr Talente, außer die Musi, oder? Versuchs doch mit unterschiedlichem. Oder willst du dein Herz so gut es geht vor Schmerzen bewahren. Dann sage ich, so bekommst du ihn nie. Du hast dir da nämlich ein echt schweres Ziel ausgesucht.“ Ich nicke und laufe etwas vor. „Gut, dann will ich jetzt was backen. Aber für die besten Freundinnen der Welt. Glaubst du Anzu mag auch Kuchen?“ „Wieso backen wir nicht was für unsere Künstler. Weil wir doch nicht die Zeit hatten ihnen bei ihrem Bühnenbild zu helfen. Jounouchi würde sich sicher darüber freuen.“ „Und Mister Miesmuschel bekommt auch einen, weil er uns echt gut aushilft. Mag der eigentlich Kuchen?“ Tomomi zuckt mit den Schultern. „Gute Frage. Frag ihn doch.“ Energisches Kopfschütteln als Antwort genügt ihr. „Dann setz am Wochenende doch deine Mutter darauf an. Die hat bisher noch alles raus gekriegt.“ „Das mache ich!!“ Kapitel 6: Eine langweilige Einführung und die Rosentropfen ----------------------------------------------------------- Kapitel 6: Eine langweilige Einführung und die Rosentropfen Der Freitag war schneller gekommen als erwartet und Yuri musste sich selber eingestehen, dass sie dumm gewesen war so lange keine anderen Musikinstrumente mehr zu spielen. Sie konnte zwar die Bewegungen, aber kaum dass sie Seto und sein Aufnahmegerät nicht mehr im Nacken hatte, war ihr das Spielen zu schwer geworden. Zwar beherrschte sie die Klänge fast meisterlich, aber sich an alles nach und nach zu erinnern, während sie die Bewegungen rhythmisch zu gestalten versuchte, bereitete ihr Kopfschmerzen. „Das ist doch nicht zu fassen! Musik sollte entspannen und mir beschert es Kopfschmerzen.“, hatte ich mich im stillen Kämmerlein beschwert. Wenn er jedoch dabei war, schien ich alles zu vergessen. Nur Seto herrschte dann in meinem Kopf und Herz. „Yuri!“, rief Onkel Michelle, welcher uns durchs Fenster ankommen hat sehen können und nun das Tor schwungvoll zurück schob. „Ah, Michelle-sama. Ihr seid schon vor uns hier?“, begrüße ich freundlich mit Verbeugung. „Du, Dummerchen, keiner wird dich schellten, wenn du deine formale Art ablegst. Also wie heißt es, Yuri-chan?“ Ein etwas unsicheres Stammeln war von mir vernehmbar und ich ging zunächst einige Schritte zurück, dann nickte ich zögerlich und versuchte es nochmal. „Michelle-san...“ „Ah, nach dieser Woche bringe ich sie definitiv auf das -chan!“, prophezeite er. Meine Mutter musste lächelnd den Kopf schütteln. „Ich wette mein ganzen Vermögen dagegen!“ Meine Freunde waren hinter mir aus dem kleinen Bus gekommen, den wir gemietet haben und betrachteten die Szene argwöhnisch. Setos Blick war auf meiner Mutter hängen geblieben. Sie hatte sich in all der Zeit kein bisschen verändert gehabt. „Yuri -schatz.“ , begrüßte mich ein scheinbar junger Mann mit tief dunkel brünetten Haaren, die an Kastanien erinnerten. Seine Augen hatten ein sinnliches Tannen-grün und etwas längere Wimpern. Er war sogar etwas größer als Seto und hatte die Figur eines männlichen Models. Wohingegen Michelle aussah wie eine Tunte, mit mittellangen blonden Haaren und rosanem Lidschatten. Seinen Maskara hatte er voll ausgeschöpft und seine Fingernägel waren horizont- blau. „Wenn du schon mal angekommen bist, wärst du so nett und machst mir einen Tee. Deine Schwester kommt an deine Künste der Teezeremonie noch nicht ran. Außerdem ist Luka da und möchte dich sehen.“ Ich verbeuge mich tief und in streng traditioneller Manier. „Jawohl, Goshujin -sama.“ „Meister, wieso Meister?“, fragte Jounouchi aufgeregt und mit den Händen in der Luft rudernd, während ich schonmal durch die Türe ins Haus gehe. „Weil das ihr Vater ist, du Leuchte.“, erklärte Seto ihm schon gereizt. Sie hatte ihm nicht gesagt, dass die Typen aus dem Kunstkurs auch hier sein würden. Am liebsten wäre er sofort gegangen, aber er hatte eingewilligt zumindest herzukommen und ein Kaiba hielt sein Wort. „Yuri wird euch gleich traditionell hier begrüßen. Für diesen Schritt solltet ihr die passende Garderobe haben, also folgt mir doch bitte.“, bietet sich Herr Tenshino an und führt sie nun in unsere Umkleide, wovon ich aber schon gar nichts mehr mitbekomme, weil ich mit Miharu in der Umkleide stehe. „Bist du also so weit?“, fragt sie und kramt ihren Kimono für die Zeremonie heraus. Ich schlucke. „Mi-chan..., was meinst du, werden unsere Eltern denken?“, frage ich nervös und sehe mir das kleine Duftbeutelchen an. „Es ist Tradition. Was wollen sie denken?“ Mir laufen die Tränen über die Wange. „Aber, es bedeutet niemals zu heiraten, wenn es nicht er ist.“ Miharu sieht mich prüfend an. „Yuri? Konntest du seid dem Vorfall vor ein paar Jahren eigentlich noch an was anderes denken? Hast du dein Ziel jemals aus den Augen verloren?“ Ich schüttele den Kopf. „Yuri. Wenn du dir nicht sicher bist, so warte doch.“ Mein Blick bleibt fest auf dem kleinen Beutel hängen. Ich öffne ihn und ziehe ein kleines Fläschchen mit Rosenlikör heraus, welches zwischen den getrockneten Fenchelsträuchern lag. „Mi-chan...“, begann ich. „Gibt es Hoffnung?“ „Yuri?“, meine Mutter war hinter uns erschienen, da sie annahm wir seien schon fertig und wollte uns noch einmal überprüfen, wie eine liebende Mutter das immer tat. „Möchtest du das benutzen?“ Ich wand meinen Blick ab und versuchte meine Tränen zu verbergen. „Ich habe das selbe getan, als ich in deinem Alter war und das obwohl meine Mutter mir mit Bestimmtheit versichern wollte, das es zu früh wäre.“, sie machte eine kleine Atempause. „Ein Herz weiß besser über Dinge Bescheid als die Zeit. Mit dieser Tradition gehst du immer ein Risiko ein.“ „Ich will das es meine erste Liebe wird.“, nuschelte ich leise. „Dann hast du dich also verliebt. Dann darfst du nicht zögern. Zögern bedeutet nicht zu Vertrauen.“ „Wie kann ich jemandem Vertrauen, der mich nicht mal ansieht.“ „Yuri.“, sagte sie bestimmt und legte mir sorgfältig den Kimono an, den ich noch nicht mal aus meinem Schließfach gezogen hatte. „Yuri. Zu lieben bedeutet dieser Person zu vertrauen.“ „Ich glaube nicht mal, dass es mir daran mangelt. Viel mehr traue ich mir selber nicht, dass ich sein Lächeln zurück bringen kann. Mama, gibt es ein Leben ohne ein Lächeln?“ Mutter streichelt mir sachte über den Rücken. „Yuri. Lächeln bedeutet der Freude ja zu sagen. Jemand der nicht lächelt, misstraut dem Glück, deswegen musst du ein Licht sein. Mein Kind, für mich warst du immer Grund zu Lächeln. Eure Mutter liebt euch beide.“ Miharu setzt sich in Gedanken auf die schmale Bank vor den Fächern. „Ihm das in den Tee zu schütten wird für unsere Familie das Zeichen sein, dich mit allem was wir haben zu unterstützen. Allem voran mit unserem Mitgefühl. Aber er wird wissen, dass es etwas zu bedeuten hat, wenn er der einzige von vielen ist, der es bekommt. Deswegen habe ich exakt ein Fläschchen zu wenig neben dein Kissen gestellt. Die anderen beinhalten Pfirsich, was für Freundschaft steht. Du hast das richtige Fläschchen. Das Rosenfläschchen. Unserem Ritual nach zu folgen musst du die Kunden alle chronologisch bedienen, der Plan erfordert jedoch, das du Seto zuletzt bedienst. Weil es auffällig wäre, wenn du das Fläschchen schon vorher aus dem Beutel ziehst.“ „Auch die unterschiedlichen Farben wären auffällig Miharu, aber es ziemt sich nicht in einer Zeremonie aufzustehen um fehlendes Material zu besorgen.“, fügt meine Mutter bei. „Die Chronologie nicht einzuhalten bedeutet ihn stutzig zu machen. Aus diesem Grund musst du dir eine gute Ausrede ausdenken, da die Wahrscheinlichkeit, dass er am richtigen Platz ist, sehr gering ist.“ „Stimmt nicht. Seto sitzt immer gern außen links. Ich werde sie von rechts nach links bedienen. Sollte jemand bemerken, dass es nicht die gewohnte Reihenfolge in einer Teezeremonie ist, so werde ich mich damit entschuldigen, das Miharu links neben mir sitzt und ich daher die nächsten zuerst bediene. Immerhin ist es auch unüblich, dass zwei Tenshi-schwestern auf einmal den Dienst tätigen und in dem Zusammenhang wäre es vielleicht nicht weiter verwunderlich.“ Währenddessen auf der anderen Seite... * ...berieten sich Jounouchi und Yugi immer noch darüber welcher der vielen unzähligen Gastkimonos ihnen wohl am besten stand, was Seto zu seinem Vorteil nutzte und sich schon mal in Richtung des Zeremonialplatzes bewegte, der sich auf einem offenen Pavillon vor einem riesigen Wasser- und Kiesgarten befinden soll. Doch zunächst einmal fanden sich alle in einem Vorraum ein, von wo aus sie später von einem Bediensteten zur eigentlichen Anlage gebracht werden sollten, die einer Teerasse zu gleichen schien. Nach und nach traten zunächst die Mädchen ein, die scheinbar kleine Schwierigkeiten mit dem Anlegen ihrer Kimonos hatten und anschließend die Jungs. Der Bedienstete bat die Gäste höflich sich Mund und Hände zu waschen, bevor er voran ging, die Tür zu einem offenen Gang öffnete und sich vor ihm verbeugte. Hinter Seto spazierten sie nun alle wie kleine Entchen der Entenmama hinterher und fanden sich als bald am Ort der Ruhe ein, wo die sogenannten Richter schon auf sie warteten. Um die Ecke schien ein Gang entlang der grünen Anlage zu gehen, da unterschiedliche Rosenarten an gesunden Zweigen hinter ihr hervor ragten. In der Mitte des avocado -farbenem Teppichs stand ein Blumengesteck im Ikebana Stil. Hoch aufgesteckt mit einem Sakurazweig im Zentrum, der von weißen Lilien umschlungen wird, die nach unten hin immer pinker zu werden schienen. Am ende des zweigen schwammen zwei Seerosen in klarem Wasser,eine weiß und die andere rosa, während die gefallenen Sakura und Lilienblüten leicht auf ihm trieben. Bunte Trennwände, die aus China zu stammen schienen und ein Meer aus verschiedenen Blütenblättern darstellten trennte die Teerasse von dem leicht erhöhten Nebenzimmer, in dem die Richter auf ihrem Podium knieten. Sie bestanden aus all den Familienmitgliedern, die der Zeit im Haus zu finden waren. Wichtige Männer saßen direkt an dem Geschehen, während die unwichtigeren Personen immer eine Stufe höher rückten und somit vom Hauptgeschehen weg. „Um euch zu erklären was euch hier erwartet, habe ich mir eine Kurzfassung des eigentlichen Sinnes überlegt.“, begann Yuris Vater, der noch mal aufgestanden war. „Yuri und Miharu werden euch Bedienen. Es ist höchst selten, dass zwei Tenshi-schwestern unsere Gäste bedienen, da es unser Willkommensritual darstellt, in welchem wir unsere Gäste prüfen. Auf Sitten und auf innere Stärke. Schon viele unserer Geschäftspartner sind durch den Test gefallen, da ihre Geduld nicht gereicht hat. Zumeist lag es daran, das sie verräterische Gedanken hatten, die unserem Geschäft geschadet hätten - da ihr allerdings nicht geschäftlich hier seid und Miharu ihres jungen Alters wegen die Zeremonie noch nicht ausreichend beherrscht, um ihrer Mutter die Last abzunehmen, soll sie sich direkt neben Yuri aufhalten. Dieser ungewöhnliche Umstand entspannt euch vielleicht auch ein bisschen. Denn ist die Teemeisterin nicht mit euch zufrieden, so müsst ihr gehen. Ist bei keiner Mehrzahl ein Patt der Ausgang einer Zeremonie, so entscheidet die höchste Richterin. Mit andern Worten, im Tenshi-Clan hat immer die Frau das sagen, wenn es zu Teezeremonie kommt.“, erklärte Jun, als die einsetzenden Gongs auch schon das kommen der Teemeisterinnen ankündigte. * Als die ältere trat ich voran und hielt meine Hände zusammen unter den langen Ärmeln des Kimonos. Ohne sie auseinander zu nehmen, ging ich geschmeidig um die Ecke. Mein Kopf war erhoben. Doch obwohl es hieß, dass wir Meisterinnen waren, repräsentierten wir zugleich auch immer die Familie, was bedeutete nicht nur unnahbar zu sein, sondern vor allem höflich und voller Gutmütigkeit. Ich setzte mich also auf den rechten Platz, Miharu zu meiner linken und synchron gingen unsere Hände auseinander. Doch während Miharus Hände auf ihren Schoß sanken, ging meine linke Hand zum Herzen und die rechte wies ihnen eine Geste. Würden sie in der Lage sein sie zu deuten. Meisterin zu sein, hieß streng zu sein selbst zu meinen Freunden. Etwas enttäuscht in meinem inneren stellte ich fest, das nichts passierte, wo Tomomi und Mayumi die Zeremonie doch kannten. Hielten sie sich mit Absicht zurück? Sie saßen hinter den anderen, also würde ihre Antwort auf die Geste wahrscheinlich ohnehin nicht gesehen werden. Gerade als ich die Hand jedoch zurück nehmen wollte, bemerkte ich im linken Augenwinkel wie Seto in den Dogeza ging. Der Ablauf im Tenshi- Clan entsprach nicht der chronologischen Reihenfolge der alltäglichen Teezeremonien, da es sich um eine Art Prüfung handeln sollte. Somit verbeugt sich der Gast, bevor die Meisterin es tut. Da sie sich aber nicht verbeugen darf, bevor nicht jeder Gast sich zumindest einmal im Dogeza befand, erbarmte sich Miharu und antwortete zumindest Seto, als er wieder aufrecht saß. Die anderen taten es ihm alle gleich. Ich durfte antworten. Rechts von mir sah ich wie meine Mutter die Augen müde senkte. Miharu hatte gegen die Regeln verstoßen. Sie würde sich nachher vor den Richtern verantworten müssen. Aber das würde nicht schwer werden. Als ältere durfte ich Verantwortung für sie übernehmen und konnte mit der Gütigkeit, als oberstes Prinzip argumentieren. Erleichtert darüber, dass Miharu Anzu das Dogeza damit erleichtert hat, konnte ich fortfahren. Während Männer die Hände nämlich gespreizt neben den Körper legen und sich verbeugen, ziemt es sich für eine Lady mehr die Hände gerade nebeneinander zu legen und weiter vom Körper weg zu strecken, um sich verbeugen zu können. Das wirkte edler und konnte als Pluspunkt angesehen werden. Ich merkte wie meine Fassade einige unruhig machte. Nur Seto blieb, außer Mayumi und Tomomi, locker. Dabei hätte ich vor allem bei ihm befürchtet, das er das verbeugen Verweigern würde, wo es doch Demut hieß. Ich beschäftigte mich also in aller Ruhe mit meinen von der Familie vorgegebenen Teeschalen und anderem. Hierbei stellte ich fest, dass meine Mutter sie kurz zuvor noch mal gewechselt haben musste. Von den verschiedensten Herstellern in Japan haben wir unterschiedliche Service, die außer für Teezeremonien für alles verwendbar sind, die mit Tee zu tun haben. Von den 36 Top-qualifizierten Sets hatte sie das beste ausgesucht. Normalerweise drückt die Familie durch die Entscheidung für das Set ihren ersten Eindruck aus und die Meisterin muss das beste daraus machen. Ihr Erscheinungsbild muss selbst darüber hinweg täuschen. Ob die anderen aus der Familie daher vielleicht schon etwas ahnten? Während dem gewohnten Ablauf der Teevergabe passierte nichts. Die Veränderung der chronologischen Reihenfolge schien nicht aufzufallen. Aber die Richter waren Meister der Fassade. Sie ließen sich nichts anmerken. Dann kam das letzte Schälchen. Ich konnte sehen wie Tomomi mich besorgt ansah. Es fehlte ein Fläschchen. Ich zog es aus meinem Beutel. Nicht nervös werden. Ich hätte meine Mutter bitten können ein weiteres hinzustellen, bevor die Gäste eintraten. Ich hatte mich dazu entschieden, also musste ich es auch durchziehen. Scheinbar erleichtert entspannten sich meine Gäste. Sie machten sich mehr sorgen um mich, als um sich. Süß. „Wollen doch mal sehen, ob ihr das hier überlebt.“, dachte ich und schob Seto seinen Tee zu. Mein Arm war nicht lang genug, aber Miharu durfte ihn nicht verlängern, sonst würde das Ritual auf sie übertragen. Sie hatte den zuvor verlängert. Was nun? Doch bevor ich mir darüber ernsthaft Gedanken machen konnte, nahm Seto ihn bereits entgegen. Wie praktisch, dass er so lange Arme hatte. Miharus rechte Hand wurde langsam zu einer kindlichen Faust, auf ihrem Schoß. Sie war nervös. Moment mal. Rechts? Während Miharu ein Gespräch begann und die Gäste darauf verwies, sie könnten nun jegliche Fragen stellen, die ihnen in den Sinn kamen, wenn sie das mochten, wanderte mein Blick zu Podium. Mein Vater hatte die Augen geschlossen. Meine Mutter auch. Und... Meine Großmutter hielt sie weit offen. Augen schließen, hieß Ruhe inne zu lassen, also die Entscheidung zu akzeptieren. Meine Mutter erzählte mir schon, dass meine Großmutter vielleicht etwas dagegen haben könnte, also was nun? Tomomi hatte es bereits einmal erwähnt. Seto war kein leichter Fang. Sie würde also jede Hilfe brauchen. „Super.“, sagte Jounouchi und ich versuchte meine Enttäuschung nicht zu zeigen. „Man sagt doch nicht „super“..., das ist ein Ritual!“, dachte ich mir und ärgerte mich leicht über Jou-san. „Dann kann ich euch ja endlich mal nach euren anderen unzähligen Hobbies fragen und warum ihr nie an einem Duellmonstersturnier teilgenommen habt.“ Anzu stieß ihm leicht in die Seite. Das war nicht höflich. „Um für die Firma das abzudecken, was meine Schwester nicht gelernt hat, besteht meine Freizeitbeschäftigung daraus, politische Diskussionen live zu verfolgen und mich in Wirtschaft und Sozialwissenschaften fortzubilden. Daraus habe ich das Hobby entwickelt in einem Streitschlichter Team tätig zu werden und mich als Klassensprecherin aufstellen zu lassen. Soviel zu meinen Firmenspezifischen Hobbies. Wie jedes normale Kind in meinem Alter habe ich aber auch andere Hobbies, wie Eislaufen, Skifahren, Bogenschießen, Ballett und wie du erwähnt hast auch diverse Kartenspiele. Ungewöhnlichere Hobbies wären dann wohl Shogi und Ikebana, was aber zu meiner sonst sehr geduldigen Ader beiträgt. Was über meine Hobbies hinausgeht ist meine Lehrgang als Patissierée an der extra dafür ausgelegten St. Marie Akademy und meine liebe zur Musik, welche ich in meiner Familie nach Herzenslust ausleben kann.“, berichtete Miharu worüber unsere Gäste jetzt erst mal staunen. Auch nicht unbedingt vorbildlich, wenn man an das klassische benehmen in einem Teehaus dachte. Ich wollte gar nicht zu erzählen beginnen. Hoffentlich hatte Miharu seine zweite Frage nicht vergessen. „An Turnieren nehme ich deswegen nicht Teil, weil ich kein Interesse an Titeln haben die nur mit Hobbies zu tun haben, die mir zum Zeitvertreib dienen und ich auch nur schwer die Zeit dafür aufbringen könnte.“ Sie nickt und gibt somit an mich weiter. „Wie meine Schwester bereits angemerkt hat, gibt es in unserem Konzern Bereiche die abgedeckt werden müssen, um den Fortbestand unserer Firmen sichern soll, auch wenn wir nicht hauptsächlich in ihren Arbeiterkreis einsteigen wollen. Wie man auch aus ihrer Antwort entnehmen kann, hab ich mich also für den Bereich Informatik interessiert und bin in ihn eingestiegen. Weitere Fächer denen ich mich zugewandt habe waren Geschichte, Philosophie, Psychologie und Pädagogik, da Erziehung in unserer Familie immer eine sehr zentrale Rolle gespielt hat und ich mich zumindest mal damit beschäftigt habe. Vor allem aber halte ich mich bereits jetzt in der Buchhaltung auf. Hobbies die nicht wirklich etwas mit meiner Familie oder der Firma zu tun haben, habe ich natürlich auch.“ Ich sehe schon wie Tomomi und Mayumi sich bemühen nicht die Köpfe hängen zu lassen. Durfte ich das abkürzen? „Ich gehe gerne ins Theater und auf Opern, lese unheimlich viel und unterschiedliches. Mein Herz liegt ebenfalls bei der Musik und bei Teesorten, weswegen ich mich immer wieder freue im Pavillon zu sitzen. Da ich neben meiner ruhigen und besonnen Persönlichkeit aber auch eine äußerst panische und leicht unzufriedene und aktive Persönlichkeit habe, die ich nur ungern zeige, habe ich einige diverse andere Hobbies, wie Rettungsschwimmen, Volleyball, Tennis, Ski, Bogenschießen, Schach und alles mögliche andere. Duellmonster spiele ich deswegen nur selten, weil ich neben so vielen Dingen die ich gerne mache keine Zeit finde und es auch mehr oder weniger untergeht. Es dient für mich nur der auseinander Setzung mit meiner jüngeren Schwester, die sich mir sonst in zu vielen Sachen unterlegen fühlt. Ich habe sie noch nie geschlagen, also bietet sich ein Turnier auch nicht unbedingt an.“ Kaum merklich atmen Tomomi und Miharu aus. „Warum interessiert man sich in eurem Konzern für Informatik? Hauptsächlich haltet ihr euch doch im Kleidungsdesign, Parfümiergeschäft und im Betrieb eurer Hotelreihen auf. Wie in jedem Betrieb gehe ich also davon aus, das auch hier eine Reihe von Ingenieure bereits eingestellt sind. Informatik wird hingegen außer im Zusammenhang mit der Mathematik, die du schon durch die Buchhaltung verdeutlicht hast, auch im Programmieren verwendet. Welches Interesse vertretet der Familienkonzern also in dieser Richtung?“, fragt Seto mit eiskaltem Blick. „Wen interessiert so was?“, fragt Jounouchi und bekommt nochmal einen schlag von Anzu, die ihm zuflüstert sich zu benehmen, da ihnen bereits gesagt wurde, sie müssten gehen, wenn die Meisterin ihren Aufenthalt nicht begünstigt. Woraufhin Jounouchi leise zurück argumentiert, was wir davon hätten, weil wir ja Freunde wären. Und Yugi versucht ihm ebenso leise klar zu machen, dass für die Familie ein wichtiges Unterfangen wäre und auch Freunde untereinander in Sachen Disziplin mal auseinander gehen können. Darüber schweigt Jounouchi nun erst mal. „Modeartikel gehen vor allem in den Bereich der handwerklichen Kunst, das Parfümieren in den der Chemie. Zur Hotelführung gehört sowohl die Gastronomie wie auch die Buchhaltung. In sofern ist deine Frage berechtigt. Zudem wir uns dazu noch gar nicht geäußert haben. Jedoch ist es so, dass Handwerk und Chemie in unserer Familie Pflichkenntnisse sind. Somit werden wir selber zu Ingenieuren ausgebildet, die den Konzern am Leben erhalten. Allerdings hat sich unser Betrieb selbstständig immer weiter entwickelt. Die Interesse an den unterschiedlichen Betrieben war zu Anfang gar nicht erkennbar und hat sich dann in meinem Vater und dessen Cousin geäußert, die erstmals vom Gastronomie betrieb abwichen und in Frauenartikel umstiegen, da die Teezeremonie aus Grund der fehlenden Frauen ausfiel. Um für weitere Ausweitungen in unterschiedliche Gewerbe bereit zu sein, lernen wir also unterschiedliches. Zudem wir ja auch fürs Verkleiden zuständig sind, beispielsweise von einem Vergnügungspark bei dessen Eröffnung, wofür Informatik sich anbietet. Bisher waren wir aber nur für die Ideen zuständig und wollen uns aber weiter Verselbstständigen. Eben weil Handwerk unser Hauptfach ist.“ Damit gibt sich Seto zufrieden und fragt nach meinen Hauptbeschäftigungen in meinem unzähligen Hobbies. „Musik, Bogenschießen, Fechten, Reiten und Schach.“, antworte ich schlicht. Eigentlich mache ich ja alles sehr häufig und lerne es besonders gut, aber auf Grund dessen, das sich vor allem diese Beschäftigungen im Rahmen des eigenen Anwesens ausführen lassen, kann ich es darauf beschränken. „Interessant. Wie kommt es, dass ich dich in noch keinem Schachturnier gesehen habe?“ „Wie du vielleicht weißt, spiele ich seit 13 Jahren unterschiedliche Musikinstrumente, habe aber nur an drei Concoursen teilgenommen. Ich bin zwar eigentlich ein Wettkampfcharakter, was sich vor allem darin zeigt, dass ich schon auf unzähligen Springwettkämpfen geritten habe und nicht wenige Turniere im Bogenschießen gewonnen habe. Die meisten Siege errang ich allerdings beim Fechten. Was sich daraus ergibt ist, dass ich weniger Siege habe in Angelegenheiten die mehr Konzentration erfordern, die auf pures denken ausgelegt sind. Die habe ich nämlich bereits in meinem Interessen Bereich wie Pädagogik und ähnliches. Um der Belastung aus dem Weg zu gehen, trete ich vor allem in Turnieren an, wo ich mein hitzigeres Gemüt abkühlen kann.“ „Aber während deinem Aufenthalt in Domino High, hast du doch kaum Sport machen können und müsstest doch daher viel lauter und aktiver sein.“, merkte Yugi an. Jounouchi widerspricht ihm allerdings. „Stimmt nicht. Ich habe sie im Duell mit ihrer Schwester gesehen. Da war sie sehr aktiv.“ Anzu schließt sich dem an. „Am Tag der Eröffnung war sie auch sehr aktiv. Sie hat mit Tomomi und Mayumi ein paar dieser unfreundlichen Mädchen ganz schön zusammen gestaucht.“ „Und sie hat Seto in der Cafeteria ordentlich eingeheizt.“, fügt Bakura bei, worauf hin erst alle zu ihm, dann zu Seto schauen. „Disziplin wird in unserem Verband als äußerst wichtig angesehen. Es neben Freundlichkeit und Güte zu vermitteln und seinen Kindern zudem die Möglichkeit zu geben sich Beschäftigungen auszusuchen, die ihren eigenen Trieben entsprechen ist sehr schwierig und erfordert einen vollen Terminkalender. Jeder aus der Familie muss sich aktiv am Familien leben beteiligen und die notwendige Adolesenz mitbringen.“, fängt Miharu an. „Was ist das?“, wirft Jounouchi allerdings ein. „Erwachsensein, was du nicht hast.“, gibt Seto Kontra. „Kaiba, du-“ „Jedenfalls ist es unmöglich dabei nicht Gefahr zu laufen den Willen des Kindes zu brechen. Immerhin bedeutet es fast immer an die Grenzen der Belastbarkeit zu stoßen und seine natürliche Triebe wie das wollen, fast komplett zu ignorieren. Ein Hobbie soll immerhin etwas sein was man gerne tut, dadurch das man allerdings die meiste Zeit in von der Familie als wichtig erachteten Künsten festhängt, hat man lieber mal komplett seine Ruhe. Clubs, Vereine sie alle schließen auch andere Mitglieder ein, was zu Folge hat, das man nie Bockig oder Ausgelassen sein kann. Daher wird es auch geduldet sich gegen etwas zu äußern, solange man es Begründen kann. Das fällt vor allem Kindern sehr schwer, da sie aber dazu erzogen werden Freundlich zu sein und das gute Vorbilder beansprucht, lernt man es gerne. Das bedeutet nämlich niemandem weh zu tun ohne es Verantworten zu können. Yuri-sama kann sich also sehr gut artikulieren, da sie momentan Hauptvorsitzende dieser Generation ist und bei allen größeren Reformen beiwohnen muss. Ich denke also, sich gegen Kaiba oder ungesittete Mädchen zu bewähren sollte kein Problem darstellen. Allerdings reden wir nur über benehmen. Yuri ist viel gefährlicher wenn sie Sauer wird und die Disziplin vergisst. Dann vergisst sie nämlich auch ihre Achtung. Achtung bekommt hier nämlich fast jeder. Selbst ein Kind, daher ist es manchmal gar nicht schlecht, wenn sie sie verliert. Dann kennt jeder seine Grenzen.“ Sie sieht herausfordernd zu Kaiba. Im exakt selben Moment ertönt der Gong, welcher die Teezeremonie beendet. Die Richter erheben sich also. „Die langweilige Einführung in die Familie in der ihr euch die nächsten drei Tage befinden werdet oder nicht ist vorbei.“, lächle ich freundlich, während Miharu ihre Beine zur Seite nimmt. „Wenn ihr Geschäftlich hier wärt müssten wir warten bis wir den Raum verlassen dürfen, aber da das eine eher private Angelegenheit war könnt ihr euch jetzt entspannen.“, gewährt Miharu woraufhin erst Mal allgemeine Erleichterung auftaucht und alle , außer Seto sich eine bequemere Sitzhaltung aussuchen. Ich bleibe natürlich auch so sitzen, weil ich es ja schon vom Bogenschießen und von unzähligen vorangegangenen Teeritualen gewöhnt bin. „Bevor die Meisterinnen ihr Urteil bekannt geben werden sich die Teilnehmenden vor den Richtern verteidigen.“, kündigt Großvater an und fängt an. „Miharu, warum antwortest du, auf eine Verbeugung, obwohl die Zeit dafür nach einer jeglichen Verbeugung deiner Gegenüber ist.“ „Zwei Verbeugungen wären in der Tat demütigend für unsere Familie gewesen, aber meine Schwester konnte genauso gut auf die anderen antworten. Außerdem ist es angemessen gewesen, das jemand der die Unterordnung persönlich ablehnt zu antworten, als Anerkennung dafür, dass er unsere Sitten akzeptiert, Richter. Akzeptanz verdient Respekt.“ Damit hätte ich nicht gerechnet. Ich hätte nicht besser argumentieren können. Großvater nickt, bleibt aber stehen. Was bedeutet, das er noch nicht zufrieden ist. Noch etwas liegt ihm auf dem Herzen, allerdings muss er warten, bis die anderen ersten Richter ihr anliegen hervorgebracht haben. „Jounouchis verhalten war an Ethiklosigkeit und kindischem Verhalten kaum von gleichaltrigen zu übertreffen.“, merkt Vater an. Jounouchi will sich rechtfertigen, Mayumi haut ihm aber noch rechtzeitig auf den Kopf. „Depp, sie sind deine Anwälte, du darfst nur reden, wenn sie dich direkt ansprechen.“ „Ich schätze dies Urteil beruht sich auf den Artikulationen wie „super“ und dem reinreden in den Redefluss einer Meisterin. Ich stimme zu, dass es nicht von Disziplin zeugt. Jedoch war sein wertender Ausruf weder von Ironie noch von Spott getränkt, was der Annahme es sei beleidigend zu verstehen also fern liegt. Das Reinreden zeugt von Respektlosigkeit in der Tat. Ich stütze mich jedoch auf die Behauptung, das keiner Perfekt ist und ordne die freundliche Verteidigung, die ich im folgenden nochmal wiederholen werde über das ungesittete Benehmen. Stimmt nicht. Ich habe sie im Duell mit ihrer Schwester gesehen. Da war sie sehr aktiv. Es hätte genauso eine Kritik an den stark auf Benehmen ausgelegten Clan sein können, der sich in der Öffentlichkeit anders verhalten könnte. Zumindest wenn es sich um ein Schulgelände handelt. Gemäß unserer Regelmäßigkeit verteidigt sich eine Meisterin nicht vor dem Richterspruch vor den Gästen. Somit freue ich mich mehr über freundliche Unterstützung.“ Das ganze Podium scheint sich auf einmal zu setzen. Nur meine Mutter und meine Großmutter stehen. „Seinem Nachbarn in die Seite zu schlagen ist ebenso ungesittet, selbst wenn es dazu dient ihn darauf aufmerksam zu machen, dass sein benehmen falsch ist. Warum also würdest du so etwas tun, Mademoiselle Anzu.“ Shit, denke ich mir. Anzu muss sich selber verteidigen. „Weil er ein Freund ist. Und wenn ich mich streng diszipliniert artikuliert hätte, wie es richtig gewesen wäre, hätte ich den Schwachpunkt eines Freundes ausgenutzt. Das liegt mir fern. Eine bessere Begründung habe ich nicht.“ „Freundschaft. Du hast allerdings erwähnt, dass Meisterin Yuri jemanden ich zitiere zusammengestaucht hätte. Eine ziemlich unschöne Ausdrucksweise, die auch als lästernde Zunge verstanden werden kann.“ Anzu schluckt. „Das war es nicht.“ Mehr sagt sie dazu nicht. Meine Großmutter sieht sie streng an. Begründe dich!!, denke ich und beginne fast zu zittern. „Ist das alles?“, fragt die Richterin noch einmal Scharf nach. „Aufrichtigkeit und einem kalten Blick stand zu halten ist eine Stärkere Begründung als jedes Wort wenn es um Prinzipien geht. Schweigen ist ein Argument, welches kaum zu widerlegen ist. Oder lässt sich das bestreiten.“, fällt Miharu rein und würdigt die Richterin keines Blickes. „Nein.“, antwortet diese und wendete sich an Kaiba. Miharu hat deutlich gemacht, das sie sich bereits für Anzu entschieden hat und keine Kritik mehr duldet. Damit übernimmt sie jegliche Konsequenzen, sollte in den drei Tagen etwas passieren, was Anzu verschuldet. „Warum bist du hier, Adoptivsohn Gozaburos. Mir ist nicht klar, warum jemand, der seinen Stolz über allem anderen sieht, sich zwischen Menschen aufhält, die Prinzipien wie Freundlichkeit, Ehrlichkeit und Freundschaft mehr Gewicht zuschreiben.“ „Ich antworte Menschen ,die mich in einem Satz mit diesem dreckigen Unmenschen nennen, aus Prinzip nicht.“ Dann setzte auch sie sich. „Seto, wenn ich dich beim vornamen nennen darf.“ Der Brünette sieht zu Mutter. Mir stockt der Atem. Er wendet sich ihr zu. Nicht nur den Kopf, sondern seine Haltung. Mein Herz klopft. „Du konntest die Geste meiner Tochter sehr wohl deuten. Warum habt ihr gewartet, bis sie dazu ansetzte die Geste zurück zu ziehen. Wenn ihr Demut doch ablehnt.“ „In dem Moment wo sie gedanklich aufgegeben hat, hatte ich den Sieg. Der Rest war Formalität.“ Im Podium kehrte Unruhe ein. Meine Mutter jedoch grinste. „Wie beim Schach?“ „Wenn der Spieler die Aufgabe des Gegners akzeptiert, obwohl noch alles offen ist, drückt er damit aus, das er Angst hat weiter zu spielen. In dem Moment ist es ein inoffizielles Patt. Also ja, wie im Schach. Ich akzeptiere kein Unentschieden.“ „Warum hast du dann nicht gewartet, bis die Hand unten war?“, hakt sie weiter. „Weil ich ihr Dogeza sehen wollte.“, antwortete er grinsend. In diesem Moment hätte ich ihn töten können. „Mit anderen Worten ich diente deiner Belustigung.“, fasste ich zusammen. „Exakt das.“ Stille. Der letzte Richter sitzt. „Die Entscheidung der Meisterinnen, bitte.“, hieß es. Miharu stand auf, verbeugte sich und setzte sich wieder. Dann sah sie zu mir. Ich zögerte kurz. Schloss die Augen. Erniedrigung, dachte ich, dann stand ich ebenfalls auf und verbeugte mich. Der Gong zum Ende ertönte und die Zeremonie war beendet. Kapitel 7: Nach dem Sturm keine Pause für Miharu ------------------------------------------------ Nach dem Sturm keine Pause für Miharu „Ha ha ha, ich fasse es nicht! Meine in Würde und Perfektheit nahe zu unübertreffliche Tochter nimmt eine Demütigung an. Ich kann nicht mehr. Yuri... ha ha ha.“ „Krieg Luft, Vater. Du drohst zu ersticken.“, entgegnete ich meinem Vater, der mir gegenüber am Esstisch saß. Ich nippte gerade an einer Tasse Tee und versuchte sich ihr Ärgernis nicht anmerken zu lassen. Das musste ich mir nun Wohl oder Übel anhören. „Jun, verschluck dich nicht an deiner Tasse Tee, die dir deine Tochter auf deinen Wunsch hin, freundlich wie sie ist serviert hat. Du weißt nicht, wann du deinen nächsten bekommst.“, erinnerte Frau Tenshino ihren Mann, der sich nun wirklich fast verschluckt hatte. „Zu Befehl, Frau Honoka.“, hustete er. Anzu die nach der Teezeremonie immer noch eingeschüchtert war, traute sich kaum etwas zu sagen, doch war es dennoch nicht schwer zu erraten, dass sie etwas scheinbar sehr beschäftigte. „Sprich Kind, wenn es etwas gibt, dass dich beschäftigt, die böse Großmutter ist weg.“, belächelte Michelle sie. „Pass auf, die böse Großmutter pflegt zu den ungünstigsten Momenten zu erscheinen.“, warnte Miharu ihn mit einem schelmischen Grinsen, woraufhin Michelle sie wie der böse Wolf das Rotkäppchen ansah und drohte sie zu fressen, würde sie nicht still sein. Trotz der taffen Zeremonie vermittelte diese Familie das Gefühl puren Zusammenhaltes. Sie waren offen und freundlich zueinander und selbst das jüngste Mitglied, Miharu hatte volles Mitspracherecht und wurde Respektiert. „Also, was ist Anzu?“, hakte mein Vater noch mal nach. „Ehm, nun ja...“, begann sie, brauchte dann aber doch noch mal etwas Zeit den Mut aufzutreiben, um zu fragen. „Was genau hat diese Zeremonie jetzt eigentlich zu Folge?“ „Hast du denn zu Beginn gar nicht zugehört?“, zischte Seto leicht verärgert. Jounouchi wollte sie schon in Schutz nehmen, kam aber nicht dazu, weil Seto bereits weiter redete. „Diese Zeremonie entschied in erster Linie darüber, ob sich jemand hier aufhalten darf oder nicht und in zweiter Linie enthüllte es nebenbei auch unsere Gesinnungen, die wir vielleicht hatten. Die Entscheidungen werden letztendlich von den Meisterinnen oder dem obersten Richterin getragen, ist es entschieden, dann ist die Teezeremonie in ihrer Gesamtheit zu ende.“ „Und was heißt das jetzt genau, du Schnösel?“, keifte Jounouchi zurück. „Bist du noch hier oder ist dein Gehirn sofern du eines hattest gestorben?“ „Ja und die Folgen!?“ „Es gibt keine.“, schritt ich ein um weiteren Streit zu vermeiden. „Am Ende der Zeremonie gehen die beteiligten außeinander und ist das Urteil gut ausgefallen, dann begegnen sie sich danach quasi wie zum ersten mal.“ „Und ist es gut ausgefallen?“, fragte Jou-san nocheinmal. Seto platzte bald der kragen. „Du bist doch hier, oder?“, fragte er und hielt sich den schmerzenden Kopf. „Jemand der Yuris Kopfwehmittel trinkt, kann Migräne kriegen? Das verwundert mich jetzt aber.“, amüsierte sich Michelle weiter. Für eine kurze Zeit trat stille ein, aber den Familienmitgliedern der Tenshino war klar, dass es dabei nicht bleiben würde. Es mussten einfach noch mehr Fragen auftauchen. „Entschudligung, ich will euch ja nicht zu nahe treten, aber angenommen ein Geschäftspartner taucht auf mit dem Ziel eure Firma zu übernehmen, denkt ihr, der würde euch die ganze Wahrheit erzählen. Kann er euch die ganze Teezeremonie über nicht auch einfach belügen?“, äußerte Tristan seine Gedanken nun frei und hoffte inständig uns damit nicht beleidigt zu haben. Meine Großmama hatte er ja nun schon kennen gelernt. Mehr wollte er auch glaube ich gar nicht von der geballten Redegewandtheit der Familie im negativen Sinne, erfahren. „Wieso setzen wir Mama und Seto nich nochmal in so eine Zeremonie und sehen uns das Spektakel an. Ich gebe ihn 15 Minuten bis er seine tiefsten Absichten an uns verrät. Ob bewusst oder unbewusst.“, stichelte Miharu, wohl wissend, das man sie dafür schelten wird. Der Brünette jedoch ging nicht auch nur im Ansatz auf ihre Sticheleien ein. Er hatte bereits einen groben Überblick über die Familienerziehung gewonnen und überließ es ihren Eltern sie dafür zurechtzuweisen. „Großzügig, Miharu. Das wäre doppelt solange wie sein Stiefvater durchgestanden hat.“ Kaiba wurde hellhörig und spitzte die Ohren. Was sollte das heißen „doppelt solange“ wie Gozaburo? Er war hier gewesen? Wieso denn? Was wollte er denn von den Besitzern einer Hotelreihe? „Dennoch, die Teezeremonie wurde bereits ausgetragen und du hältst dich nun etwas zurück. Du kannst ihn nieder Verbalisieren, sollte er deine Schwester auch nach der Teezeremonie noch einmal angreifen. Wir stellen um auf Zero.“ Ein scharfer Seitenblick moralisierte sie wieder. „Ja, Vater. Ich bitte um Vergebung.“ „Die solltest du nicht bei mir suchen.“ „Verzeihung, Seto.“, sagte sie, stand auf und ging in die Küche. Yuri sah ihr mitleidig nach. Sie hasste es, wie Miharu heute kritisiert wurde. „Was meinten sie damit? Wieso war mein Stiefvater hier?“, hakte er noch einmal nach. Ich stand ebenfalls von meinem Sitz auf. Miharu machte mir sorgen. Eigentlich sollten wir ja mit Proben anfangen, aber ihre Schwester machte ihr sorgen. „Er ist hier gewesen, das ist laaange her... Zu lange als dass ich mich an Details erinnern kann. Meine Mutter war seine Meisterin. Sie brachte in binnen 7 Minuten und 18 Sekunden zu Fall. Er kam in böser Absicht. Alles was ihn interessierte waren Checklisten. Anscheinend beherbergten wir Flüchtlinge. Mehr ist auch nicht von Interesse. Er versuchte lange Zeit uns zu stürzen. Für viele bist du das leichter zu tragende Los als Besitzer der Kaiba Corp. Du willst uns nicht ruinieren.“ Innerlich zog sich etwas in dem Firmenchef und in den Beteiligten zusammen, die Gozaburo bereits erlebt hatten und denen irgendetwas sagte, dass besagter ehemaliger Leiter der Firma ganz sicherlich nicht einfach durch die Tür spaziert war und offen nach den Checklisten gefragt hat. Und so lernten sie auch zugleich die Familie und ihre Ritualen noch mehr zu fürchten. Innerlich waren sie erleichtert, dass ich ihnen den wahren Schrecken und den Psychoterror, der in dem Pavillion herrschen konnten erspart habe. „Und nun entschuldigt mich bitte, wenn es nicht als all zu unhöflich gewertet wird, würde ich nun gerne ebenfalls noch einmal in die Küche gehen und meiner Schwester etwas Zuwendung bringen. Ich denke sie wurde ausreichend kritisiert. Ich empfand sie heute als sehr hilfreich und ihre Argumentationsweise sofern sie während der Teezeremonie zu Tage kam, als für ihr Alter sehr erwachsen. Ich selbst hätte nicht so gut argumentieren können. Und ich kann mich nicht erinnern, in ihrem Alter so gut gewesen zu sein. Zu mal ich den Eindruck habe Vater, du kritisierst an einem Thema, für das du nur als Zuschauer Erfahrungen gesammelt hast. Sollte Mutter mir da widersprechen, werde ich mir gerne Gedanken über mögliche Entschuldigungen machen. Bis nach her im Musiksaal an die Weiteren.“, verabschiedete ich mich schlussendlich. Mein Vater blieb mit leicht schockierten aber teils auch schuldbewusster Miene auf der Sitzbank zurück. Der Blick zu seiner Frau spendete ihm kein Trost, sie besah ihm nur mit Trauermine. „Es war keine Absicht sie so sehr zu kritisieren. Es ist mir noch nicht einmal aufgefallen.“ „Das sagst du den Falschen, Darling und Unwissenheit schützt vor Strafen nicht. Es mag ja sein, dass Yuri mit Kritik sehr gut umzugehen scheint, Spaß am lernen hat und als deine liebe und gut erzogene Tochter dir nie zu bedenken gegeben hat, aber du solltest Miharu vielleicht doch mehr als eigenes Mädchen betrachten. Yuri kann bei weitem nicht so guten Kuchen backen und alles was du ihr zu ihrem letzten gesagt hast war-“ „Um Himmelswillen, ich muss mich eben in Bewegung setzen.“, strebte Jun hoch und eilte ebenfalls aus dem Zimmer und ins nächste. „Was hat er denn gesagt?“, wollte Tomomi jetzt aber brennend wissen. „Das ihm Yuris Tee zur Kuchenstunde fehle.“ „Aua. Ist ja verständlich, dass er die Tochter, die gerade nicht im Haus umher wusselt-, ach nein vergiss das, Miharu war auch lange im Schulinternat der St. Marie Gakuen. Jun kann manchmal echt unsensibel sein, dass ist zwar höchst selten, aber noch seltener ist, das Yuri etwas gegen ihre Eltern sagt....“ „Sie wird Miharus Anwesenheit in der Teezeremonie sehr geschätzt haben, anders kann ich es mir auch nicht erklären. Und nebenher ist es ja auch so, das Miharu es auch nicht anders kennt, als Yuri zu verteidigen und nicht sich selbst. Sie unterstützen einander, wer sie zu kritisieren versucht, sollte Obacht halten, selbst mein Mann ist da keine Ausnahme, Tomomi.“ „Davon kann Seto uns ja mal ein Liedchen singen.“, ergänzte Bakura und kratzte sich leicht verlegen. Er hatte ja auch nicht schlecht gestaunt, als Yuri in der Mensa plötzlich laut geworden ist. Wahrlich ein Engel für die, die es verdient haben und ein Teufel für die, die es nicht anders verdient haben. Kaiba wurde das nun aber allmählich alles zu viel und zu bunt. Er zog sich auf sein zugeteiltes Zimmer zurück. Dort wollte er in aller Ruhe über ein paar Dinge nachdenken. Kapitel 8: Erinnerungen... und keiner weiß es --------------------------------------------- Erinnerungen... und keiner weiß es Draußen stand die Sonne schon im Zenit. Wann die Zeit so schnell vergangen ist, weiß Seto schon gar nicht mehr. Ob sie heute tatsächlich noch Proben vermochte er zu bezweifeln. Die Rollladen waren bereits halb von ihm runter gelassen worden und so fand nur wenig rötliches Licht Einlass in das gemütliche Gästezimmer. Er hatte es sich auf dem weichen Bett gemütlich gemacht, welches in einer Ecke, seitlich neben der Türe stand. Sein Rücken lehnte auf dem Kissen, welches er zuvor lieblos in eben diese Ecke geworfen hatte. Das schmälerne Licht zeigte nur noch einen Teil seines betrübten, nachdenklichen Gesichtes und dunkle Konturen, seines Körpers der bis über die Kante ging. Er saß in wenig aufrechter Position quer über der Matratze und war bereits in Gedanken zurück in die Vergangenheit gesunken... Woher hätte er auch wissen sollen, was ihn in der Oberstufe alles erwarten würde? Dabei war der erste Schultag diesen Jahres noch gar nicht so lange her... Er hatte keine große Lust gehabt Mokuba am Morgen auf wiedersehen zu sagen und in die Limousine zu steigen. Immerhin hieß das auf Wiedersehen auf lange Zeit. Selbst als er sich bereits auf dem Weg dorthin befand, fragte er sich noch, wozu er das überhaupt tat. Natürlich war ein Abschluss nichts schlechtes. Aber er hatte doch bereits eine Firma. Wozu brauchte er dann einen? Um im Notfall noch Alternativen zu haben? Er war doch ohnehin der völligen Überzeugung, dass sein Imperium niemals zu Grunde gehen würde. Es fiel ihm schwer, sich ein Seufzen zu verkneifen. Die ganze letzte Zeit hatte er sich im beständigen Kampf mit irgendetwas befunden. Mit Gozaburo Kaiba. Mit Maximilian Pegasus. Mit Dartz. Mit seiner Vergangenheit vor Fünftausend Jahren. Wann hatte er mal Zeit über etwas anderes als die Firma nach zu denken. „Aber Seto, du könntest dich ja mal nach einer Freundin umsehen. Zumindest das könntest du wie alle normalen Menschen tun. Diese Schicki-micki-damen von unseren ganzen Terminen in der Oberliga der Superreichen haben dich doch ohnehin nie interessiert.“, hatte er ihm zu denken gegeben. Dem hat er aber auch keinen weiteren Gedanken geschenkt. Eher hatte er sich gefragt, was er denn für ein Vorbild wäre. Würde er seinem kleinen Bruder erlauben seinen Abschluss nicht zu machen, da er ja auch alles direkt von ihm lernen könne? Mit Sicherheit nicht. Also würde auch er in die Schule gehen müssen. Und das bis zu seinem Abschluss. Aber über eine Freundin hatte er ja nun wirklich nie so wirklich nachgedacht. Wann hätte er denn auch mal Zeit für eine gehabt. Und für zwischen durch war er sich selbst zu Schade. Er hatte einen Ruf als strenger aber guter Geschäftsgeber. Seine Leute standen selbst dann noch zu ihm, als Dartz die Firma bereits übernommen hatte und da sah es alles andere als gut für ihn aus. Angestellte kamen also nie und nimmer in Frage... Und in ein Bordell war doch wohl wirklich nicht mal ein Gedanke wert... Aber würde er in 3-4 Jahren, wenn die Schule vorbei war und er wirklich sein ganzes Leben alleine vor dem Schreibtisch seiner Firma verbringen konnte, auch noch so denken? Er selbst vermochte es zu bezweifeln. „Eine Freundin? Ach, kleiner Bruder, dass sagst du so leicht. Und sicherlich denkst du auch, dass sollte gerade für mich kein Problem sein. Vermutlich denkst du das noch nicht ein mal zu unrecht. Aber da gehört doch auch Liebe dazu. Auch wenn ich mir nie groß Gedanken drüber gemacht habe, soll ich denn nur für Sex mit jemandem eine Beziehung führen?“ Er konnte das Erben produzieren auch Mokuba überlassen, aber wie sähe seine Zukunft dann aus. Ohne Frau, ohne Kinder. „Mache ich mir da nicht etwas zu früh Gedanken...?“ Er dachte das zwar. Aber vermutlich hatte jeder normale Mensch in seinem Alter sich zumindest einmal verliebt. Ganz dunkel konnte er sich zwar schon an so etwas in der Art erinnern. Das war aber vor langer Zeit, als seine Eltern noch lebten, da hatte er bei seiner ersten öffentlichen Aufführung mit dem Klavier ein Mädchen gesehen, dass einen rosafarbenen Blütenkimono anhatte. Sie trat mit einer Clarinette an. Aufgefallen ist sie mir in der vierten Runde als sie einer Brahms Sonaten spielte. Ich war völlig nervös gewesen , weil ich in der nächsten Runde ein Stück spielen sollte, dass ich nicht so gut konnte, aber ihr Spiel hat mich so verzaubert, dass ich sämtliche Angst vergessen konnte. Aber das ist nicht nur lange her, sondern war außerdem auch chancenlos. Weil ich mir zum einen nicht mal ihren Namen merken konnte, und das obwohl er nicht gerade selten aufgerufen wurde, weil sie es mit mir ins Finale schaffte und sie zum anderen nach dem Tod meiner Eltern völlig in Vergessenheit geriet. Die letzten Hausverkleidungen gingen an seinem Fenster vorüber und es ging in eine eher ländliche Gegend. Ein Zeichen dafür, dass sie bald in seiner Schule und für längeren Zeitraum „zu Hause“ ankommen würden. „Ein zu Hause wird das für mich auch in drei Jahren nicht... Wenn ich daran denke, dass ich mir mein Zimmer im schlimmsten Fall auch noch mit drei anderen Schnöseln teilen muss macht mich schon ganz fertig. Ich sag es nicht gerne, aber lieber Teile ich mir mein Zimmer mit Jouno, Yugi und Tristan. Auch wenn sie nerven, man kann ihnen noch die Meinung sagen ohne immer durchsehen zu müssen, welcher Anlage in der Stadt die jetzt angehören und auf welcher fachlichen Wellenlänge man ihnen erklären muss, dass man sie an den kältesten Fleck am Nordpol wünscht.“ Zu guter Letzt konnte er sich ein seufzen nicht mehr verkneifen. Vielleicht wollte er es aber auch gar nicht. „Auch wenn sich das naiv anhören mag. Hoffentlich gehen diese drei Jahre schnell vorbei.“ Das letzte bisschen der Fahrt war er dann damit beschäftigt möglichst an nichts zu denken, um seine Stimmung nicht noch mehr ins bodenlose zu ziehen. Als er dann schließlich und schlussendlich am Zielort angelangt die Tür aufgetan bekam, nahm er sein Gepäck entgegen, welches ihm vom Chauffeur aus dem Kofferraum geholt wurde. Ohne sich umzusehen ging er sofort zu einer der Empfangsdamen um sich den Zimmerschlüssel und ein Kärtchen abzuholen, auf dem dann der Grundriss seines Gebäudes gedruckt und der Weg eingezeichnet war. Seinen Koffer in der Hand marschierte er weiter Richtung Jungentrakt. Während er durch den Flur auf sein Zimmer zu ging, schnappte er einige für ihn sehr beruhigende Tatsachen auf, die so Thema unter den anderen vom männlichen Geschlecht waren. So etwas wie „Was stehen bei dir für Namen auf dem Zettel, vielleicht kenne ich wen.“, „Mist, dann sind wir nicht im selben Zimmer?“ und „Hab gehört bei den Mädchen gibt es dafür richtig Zulauf über ein drei viertel der Neuzugänge in der Schule sind weiblich.“ Das könnte dann ja bedeuten, dass er drei Jahre doch seine Ruhe hatte, denn auf seinem Zettel stand kein Name. Dafür dann am Ende des Flures an der Tür eine Person, die er kannte. Es war nicht weiter tragisch, aber ärgern tat es ihn dann doch. Wieso stand sein Name, denn nicht auf seinem Zettel? „Hallo, Seto. Hast du den Schlüssel bekommen? Für mich gibt es noch keinen, weil ich mich so spät erst für diese Schule hier entschieden habe.“ Quatsch. Schlüssel sollten doch von den Vorbenutzern alleine immer genug vorhanden sein. Darauf Schlüsseldienst zu spielen, hatte er nun wirklich keine Lust. „Pech gehabt Bakura, dass du keinen hast. Wieso gehst du nicht mal ins Sekretariat und fragst da nach einem? Oder glaubst du die haben die Schlüssel für jeden Schüler zum neuen Jahr anfertigen lassen und tauschen am Ende des Jahres die Schlösser aus?“, motzte er ihn an und sperrte auf. Aber hauptsächlich um seine Sachen los zu werden. „Danke.“, meinte er als er seinen Koffer auch schon mal rein stellte, genauso wie „Und hätte ichauch selbst drauf kommen können, dass ich einfach mal ins Sekretariat gehen kann, wenn die Empfangsdame keinen für mich hatte. Die haben den formalen Kram mit dem Briefumschlägen für jeden bestimmt schon Wochen vorher erledigt gehabt und deswegen war für mich keiner dabei.“ „Schön für dich, dass du es geschnallt hast“, dachte ich mir nur und war froh, als er durch die Tür auch wieder raus war. Zu meiner Erleichterung stellte ich zudem dann auch noch fest, dass dieses Doppelzimmer groß genug war um sich aus dem Weg zu gehen. Der Raum in den man hineinkam war quasi der Aufenthaltsraum. In ihm befand sich eine eigene Küchenzeile , wenn man etwas weiter ging direkt rechts noch an der selben Wand, ein Sofa sowie ein Tisch in der Mitte, eine Glastür hinaus zum Balkon und zwei, die nebeneinander in zwei gleichgroße Zimmer führten. In beiden ein Kleiderschrank, ein Bett und ein Schreibtisch mit Stuhl. Er würde es in den nächsten Tagen noch etwas dekorieren müssen, aber das war für ihn kein Problem. Interessanter war dann doch das Bad. Es verfügte lediglich über eine Dusche, nicht über eine Wanne. Und die Toilette war im selben Raum. Des weiteren hatte es kein eigenes Fenster und war alles in allem auch eher eng. Besonders überzeugen tat es ihn nicht, zumal er keine Waschmaschine entdecken konnte. „Na toll. Ganz aus meinem Leben raus halten kann ich die anderen wohl nicht, damit werde ich leben müssen.“, gestand ich mir ein. Doch dann beschloss ich, dass ich noch nicht einräumen würde, sondern nach der langen Fahrt und weil ich später sicher nicht vor hatte zu kochen, in die Mensa zu gehen. Hätte ich gewusst was mich dort erwartet, wäre ich dann hingegangen? Mit Sicherheit nicht um Anzus Gequassel zu vernehmen, aber doch wohl um zu erfahren, wer ab heute für drei Jahre noch mit mir auf diese Schule gehen würde. „Leute, ihr glaubt gar nicht, wenn ich eben wieder getroffen habe. Mayumi Tsukino eine meiner besten Mittelschulfreundinnen und sie war in Begleitung zweier Mädchen. Die sahen beide echt friedlich aus, aber die eine ist echt gruselig. Die hat einen gefährlicheren Blick als der von Kaiba.“, quatscht sie drauf los. „Einen gefährlicheren Blick als Kaiba, ein Mädchen? Da wird sich unser reicher Pinkel aber anstrengen müssen, wenn er seinen miesen Ruf behalten will. Waren sie denn hübsch?“, fragt Jounouchi und sieht seine Freundin abwartend an. „Ja und wie. Mayumi war in unserem Tanzclub immer die hübscheste. Sie wurde immer zum vortanzen gerufen und das Publikum liebte sie. Ich glaube sie singt auch. Ihre beiden Freundinnen hatten hellbraunes Haar und ich glaube auch die selben Augen. Die gefährlichere hat langes gelocktes Haar. Ein bisschen wie ein Engel, aber-“ Soweit hatte ich die Unterhaltung mitgehört und es hatte gereicht, um bei mir einen Schalter umzulegen. Langes braun-gelocktes Haar, braune Augen und sieht engelsgleich aus... Ich hatte mich heute schon mal an sie erinnert, aber sicher war ich mir nicht. Warum ich im Anschluss in der nähe des Schulgebäudes herum spazierte, weil man zu 90% durch den Haupteingang ging, wenn man aus dem Direktorat kam, wusste ich nicht. Aber als ich sie anschließend auf der Parkbank sitzen sah, erinnerte ich mich an das Mädchen mit der Clarinette und an ihren Namen. Yuri. Kapitel 9: Unfähig zu zeigen wie ich bin... ------------------------------------------- Unfähig zu zeigen wie ich bin... …als ich sie anschließend auf der Parkbank sitzen sah, erinnerte ich mich an das Mädchen mit der Clarinette und an ihren Namen. Yuri. Das Ich meiner Gegenwart senkte seine Lider . Immer noch fühlte ich mich außerstande nach zu prüfen, ob wir heute wirklich nichts mehr machen würden, stattdessen schnappte ich mir das Kissen hinter meinem Rücken und ließ mich damit im Arm auf das kuschelige Bett fallen. Die Schuhe schüttele ich noch von den Füßen. Irgendwie ist mir so gar nicht nach aufstehen zu mute. Ich hatte Kopfschmerzen und mir war nicht vollends klar, ob ich sie hatte, weil Jounouchi mir so auf den Senkel gegangen war oder ob es an diesem Meer an Erinnerungen lag. Wie ich mir so Gedanken machte, fiel mir ein, dass ich mich damals angelogen hatte. Auch wenn ich es versuchte zu verdrängen. Yuri war mir nämlich nicht nur auf diesem Concours begegnet, aber letztere Begegnung hatte ich dann scheinbar doch gänzlich verdrängt... Das Ich meiner Erinnerungen wusste dies zu jener Zeit jedoch noch nicht. Ihre Haare waren wirklich um einiges länger geworden und Locken hatte sie auch. Wie sie einsam und scheinbar in Gedanken auf dieser Bank saß wirkte sie fast schon zerbrechlich. Zuerst merkte ich nicht, dass ich mich ihr unwissentlich näherte. Nichts äußeres hätte mich aus meiner Trance reisen können, nichts außer der sich schnell nähernde Bedrohung. Mein Körper wandte sie wie automatisch ab. Und erst als ich das angeflogene Objekt in meiner Hand hielt wurde mir bewusst, wo tatsächlich ich mich befand. Ich stand bereits hinter der Bank und große orange- bis nußbraune Augen, deren Lichtreflexe deutlich erkennbar waren, funkelten mich an. Sie reflektierten mein Bild und schienen es zu absorbieren. Irgendwie wirkte sie tranciert. Vermutlich brauchte es weniger als einen Atemzug, einen Wimpernschlag oder einen Augenblick bis ich nicht mehr in der Lage war zu sagen wie viel Zeit tatsächlich vergangen war. Stand ich ihr nun tatsächlich erst eine Sekunde gegenüber und besah diese wunderschönen Augen, díe ich bald als gold-braun empfand oder doch schon einige Stunden? Mein Körper wurde erfüllt von einer ruhenden Stille und Wohltat. Er war erfüllt von unendlicher Zufriedenheit, als er nur in der Lage war diese Augen zu sehen. Erst als ihre Augen feucht wurden und ich dachte, dass sie jeden Moment anfing zu weinen, erst dann öffnete ich meine Hand und sah ebenfalls erstmals, dass es eine Eichel war. Ich hielt sie ihr entgegen. Dieses eigenartige Gefühl hinter meinem Brustkorb war so furchtbar... Nein, es war fremd und das machte es furchtbar. Sie machte mich schwach. Da alles was fremd war bei Menschen zunächst einmal auf Ablehnung stieß und ich sowieso nichts mit solcherlei Gefühle am Hut hatte, wollte ich mich zurück ziehen, doch schon nach einigen Schritten... „W-warte!“ Etwas in mir versetzt mir einen unnatürlichen Schlag und reduziert meine Bewegungsmöglichkeiten auf Null. Was was es gewesen? Was hatte mir diesen Schlag versetzt? Ich wandte mich Yuri noch einmal zu. Was kam nun? „Ich...“ Erneut schien es, als würden sich ihre schönen leuchtenden Augen mit Wasser voll saugen. „Danke.“ Es war das natürlichste von allem was sie hätte sagen können. Was hatte ich auch anderes erwartet. Nichts hatte ich erwartet! „Streng dich nicht an. Ich halte nicht viel von meinen Mitmenschen, ich fand es nur hinterhältig sie von hinten zu werfen.“, antwortete ich ihr noch, dann entschied ich mich aber doch endlich zu gehen. Was würde man von mir denken, wenn man sah wie viel Zeit ich mir mit diesem Mädchen, mit Yuri ließ? Und dennoch konnte ich dieses seltsame Gefühl von vor einigen Sekunden nicht mehr deuten und auch nicht mehr fühlen. Stattdessen spürte ich nur noch einen tiefen unvergleichbaren Schmerz. Es glich dem Gefühl des Verrates. Wen hatte ich den Verraten. Etwas in mir vermittelte mir dieses unbezwingliche Empfindung etwas in mir stürbe gerade. So sehr ich mich auch bemühte dieses Gefühl abzuschütteln oder einfach nur zu vergessen, in Arbeit zu ertränken oder hinweg zu duschen, dieses Gefühl bestieg alle Versuche, ertränkte jeden Bemühung zu vergessen und duschte sie hinweg. Schlussendlich war es also unmöglich mich auf etwas zu Konzentrieren. „Seto, gehst du auch?“ Mit meinem kältesten Blick besetzte ich Bakura, der es wagte mit mir zu sprechen, wo ich doch bloß meine Ruhe wollte. War selbst das zu viel für ihn? „Zur Begrüßungsfeier, meine ich, als Firmenrepräsentant wäre das sicherlich nicht mal für jemanden, der unter Umständen nicht mal mehr neue Geschäftspartner braucht nicht verkehrt.“, führte er weiter aus, ohne das ich ihn aufgefordert hätte. Eher das Gegenteil, doch das schien ihn nicht zu kümmern. Er schritt lediglich an mir vorbei und war durch die Tür verschwunden. Der Eröffnungsball jedoch schien mir doch nach einer guten Idee. Mokuba hatte ohnehin gewollt, dass ich zu ihm gehe und er würde gewiss auch danach fragen, also wieso sollte ich nicht hingehen. Arbeiten konnte ich sowieso nicht, dass hatte ich schon versucht und zum schlafen gehen war es noch zu früh. Also zog ich mich entsprechend an und verließ das Apartment um in der Masse Ablenkung zu finden. Auf dem Flur entlang schreitend, sah ich wie vor mir jemand aus seinem Zimmer kam. „Weißt du, was mit Yuri ist?“, fragte ein blauhaariges Mädchen ihre brünette Freundin. Aus Anzus Erzählung, die er unfreiwillig gelauscht hatte, konnte ich die beiden als Mayumi und Tomomi identifizieren. „Mm, tut mir Leid, Mayu-chan. Wenn sie nichts sagen will, dann frag ich sie auch nicht. Yuri tendiert dazu zu weinen, wenn man sie auf etwas anspricht, über dass sie nicht reden will oder kann. Was hätte ich davon?“ „Recht hast du. Aber wehe jemand hat sie bedrängt oder verletzt!“, knirschte Mayumi. Irgendwas in ihrem Auftreten wollte so gar nicht zu ihrem nicht schlecht aussehenden Ballkleid passen. Es war sowohl leicht poppig, als auch idyllisch. Eine Mischung wie er sie noch nie gesehen hatte. Irgendwie konnte ich mir denken, warum das Publikum sie auf der Bühne liebte und sie schnell Aufmerksamkeit bekam, sie verstand es sich in Szene zu setzen und das Bild von sich zu geben, dass Interesse weckte, aber ihr Charakter war etwas anderes. „Wir hätten sie nicht alleine lassen sollen...“, gab Tomomi zu bedenken. Sie konnte in Schönheit und Grazie um Längen mit Mayumi mithalten. Ihr Kleid war weiß und genauso schlicht gehalten wie Anzu es anmerkte, aber Klamotten von besonderem Schnitt oder Klasse würden ihre natürlich unterstrichene Formvollendung in eine falsche Szene setzen und ihren angenehmen Liebreiz vielleicht sogar vollkommen zerstören. Wenn sie sich halb zu Mayumi drehte, sah man, dass sie kein Make up trug. Sie war von Natur aus Anmutig und gut anzusehen. Etwas an ihr erinnerte ihn an die kleine Yuri von damals. Als sie noch nicht so lange Haare hatte, waren sie auch eher eben als kraus gewesen. Und als er sie heute Nachmittag gesehen hatte, da trug auch sie keine Schminke. „Überleg doch mal, Yuri ist ein starkes Mädchen. Sie mag sensibel sein und nimmt irgendwo auch leicht die Meinung anderer an, aber sie ist dennoch nicht schwach. Wenn sie nicht gewesen wäre, dann wäre ich heute immer noch unglücklich und Pokalorientiert. Yuri wird damit auch ganz alleine fertig und im Notfall redet sie mit ziemlicher Gewissheit mit Miharu.“, ermutigt Mayumi ihre Freundin, die darauf hin ein Lächeln probiert. Sie war wirklich schön. Yuri hatte da zwei außergewöhnliche Freundinnen, die sich sowohl um sie sorgen sowie sie ihr vertrauen konnten. Vor dem Jungentrakt angekommen, verabschieden sich die beiden und schließlich suche auch ich mir einen eher menschenruhigen Ort nicht weit vom Treiben meiner Mitschüler, um mich von der Kulisse nicht stören ließ, aber sehr wohl ihr die Chance gab meine Gedanken von Yuri und alles was mit ihr zu tun hatte abzulenken. Mein Augenmerk fiel auf einen in Blüte stehender Kirschbaum unter den ich mich lehnte und mich fragt über was ich mir Gedanken machen sollte oder was ich tun konnte. „Ich habe überhaupt keine Lust mich unter die Menschen zu mischen. Weder in dem ich ans Buffet gehe, noch indem ich jemanden anspreche. Aber wie lenke ich mich sonst von allem ab?“ Erschöpft schloss ich die Augen und gestand mir ein, dass seine Distanzhaltung ihn manchmal vereinsamte und vielleicht sogar seine größte Schwäche war. Es war ihm noch nie zuvor passiert, dass ihn zu Arbeiten nicht ablenkte. Und was blieb ihm, wenn er nicht mehr arbeiten konnte? Sein Bruder war nicht hier und ihn anzurufen am ersten Tag würde eventuell dazu führen, dass der kleine ihn noch mehr vermisste und sich nach ihm sehnte. Denn auch wenn er es zu verstecken versucht hat, hatte ich die Tränen in seinen Augen doch gesehen gehabt. Ich lauschte folglich auf die Themen, die in meiner Umgebung zur Sprache wurden. Modeartikel, Qualität gleich sündhaft teure Preise, Jungs, Mädchen, Prozereien darüber welcher Familie und welchem Konzern man angehörte. Bald schon fand ich diesen Ort als doch keinen geeigneten und war über mich selbst verärgert etwas anderes erwartet zu haben. Schließlich empfand ich die Kindergartentruppe dann doch fast am Interessantesten. „Ach so und soll ich dir erzählen was anschließend passiert ist?“ „Erzähl doch Anzu, erzähl!“, ermutigte sie Mayumi. „Okay, aber zu erst sagst du mir, wie du Tomomi und Yuri kennen gelernt hast!“, forderte die Brünette. Wieso wunderte es mich nicht, dass ich das interessanter fand als Modeartikel... Schon wieder Yuri? Ach, es war Kindergartengeschwätz! Aber es war dass einzige, dass mich nicht nur schier langweilte oder gar ärgerte. Für heute, aber nur für heute, ließ ich sie Teil meiner Gedankenwelt sein, indem ich ihnen zuhören würde. Aber das würden sie ohnehin nie erfahren. Und es würde eine Ausnahme bleiben. „Ich habe Yuri gehasst, ehrlich gestanden.“, fing sie an und irgendetwas in mir stritt diesen Gedanken vehement ab. Yuri hassen? Das ging nicht. „Ich traf sie zum ersten mal in einer Bar. Wie ich später erfuhr, kam sie auf dem Weg von der Schule dort vorbei. Sie war deprimiert gewesen darüber, dass sie es wieder nicht geschafft hatte sich an einem Gespräch ihrer Klassenkameraden zu beteiligen. Nicht das sie unbeliebt gewesen wäre, aber mit ihr redete man nur über Mode oder ob sie auch Kontakt zu ein paar Stars hatte. Als ich in die Bar eintrat saß sie am Flügel und spielte einige Takte. Die Melody war so traurig gewesen, dass einige der anwesenden Zuhörer begannen die eine oder andere Träne zuzulassen. Es war die Bar, die ich dazu genutzt hatte meinen Gesang zu proben und mehr über die Reaktion der Leute in Erfahrung brachte. Aber durch sie geriet ich ins nichts. Niemand beachtete meinen Gesang mehr. Zuletzt sollte ich zu ihrem Stück singen. Katastrophe erzähle ich euch. Man hörte mich gar nicht!“ „Hättest du nicht lauter singen können oder ihr sagen, sie solle leiser spielen.“, hakte Jounouchi nach. „So meinte ich das nicht. Ich meinte, dass mich keiner beachtete. Sie war im Wirbel der Aufmerksamkeit. Yuri und Musik ist etwas dem man nicht gleich kommt. Du könntest sagen, die Musikinstrumente lieben sie. Sie ist im Stande den Instrumenten eine Möglichkeit zu geben, in den bestmöglichen Tönen zu klingen, die sie von sich geben konnten.“ Warum nur zweifelte ich nicht an diesen Worten? Yuri hatte damals zwar gegen mich verloren, aber auch nur, weil ihre Musik mir Mut gemacht hat. Als ihr Konkurrent habe ich sie bewundert. „Aber sie war doch voraussichtlich nur einen Tag dort, konntest du sie nicht ignorieren und an einem späteren Tag wieder kommen?“, entgegnete Yugi. „So war ich damals nicht. Meine Eltern waren gegen meine Neigung zum Tanzen und der Idee beruflich erfolgreich zu werden, indem ich ein berühmter Star werde. Sie hatten mir das Tanzen und den Gesangsunterricht verboten und mich davor abzuhalten versucht, indem sie diese Kurse nicht mehr zahlten. Ich bezog mein Geld dafür aus diesem Job und war darüber hinaus bemüht Pokale zu gewinnen. Auch wenn ich es verbarg und meine damalige Situation streng geheim war, so war ich Erfolgsorientiert und hatte nicht einmal gemerkt, dass der Spaß sich vollkommen in meiner Zwickmühle verlor. Ich trimmte mich selbst auf Erfolg, um meinen Traum nicht aufzugeben und verlor jeglichen Spaß. Das ich jeden anderen Beruf hätte aussuchen können, wenn der Spaß daran nicht das wichtigste war, sondern der Erfolg, dass kam mir nie in den Sinn. Sie war eine Konkurrentin und als jene wollte ich sie vernichten. Ich dachte damals, wenn ich sie nicht schlagen könnte, wie würde ich später bestehen? Konkurrenz ist in dem von mir ersehnten Beruf die schwerst zu nehmende Hürde. Als solche verachtete ich sie und bald wurde mir bewusst, dass sie auf meine Schule ging und ein verwöhntes und reiches Gör war... Haha, Gott mir kommen die tränen, wenn ich daran denke, dass ich das gedacht habe. Dabei konnte nichts weniger auf sie zutreffen. Auf unsere engelsgleiche Yuri. Ich stieß beabsichtigt eine Blumenvase vom Fensterbrett der Bank, damit sie Angst bekam.“ „So etwas ekliges hast du getan? Sie hätte verletzt werden können!!“, entfuhr es Anzu, die glaubte sich verhört zu haben. „Nicht nur... weil sie sich von allen Lokalen der Stadt meines aussuchte... Sie hätte überall spielen können. Bald erfuhr ich, dass die Musiksäle renoviert wurden und sie deswegen einfach das Lokal, welches am nächsten an der Schule lag ausgesucht hatte. Aber darüber durfte ich mich nicht irritieren lassen. Ich brauchte diesen Job und Zeit war kostbar. Ich legte ihr falsche Notenblätter hin und wollte, dass sie die falschen Stücke spielte, aber sie konnte sie bereits auswendig und lächelte lediglich müde über den Versuch. Ich beschimpfte sie in der Umkleidekabine und schlug ihr halb meine Tasche ins Gesicht. Aber sie...“ An dieser Stelle öffnete ich für kurze Zeit die Augen, weil sie aufgehört hatte zu erzählen. Sie hatte sich die Hand vor den Mund geschlagen und angefangen zu erzählen. Was könnte Yuri gemacht haben? „Ich sah sie beim tanzen an der Seite stehen und dachte mir, was sie denn noch wollte, warum sie nicht einfach verschwand und mich in Ruhe ließ und ob sie nicht verstanden hätte, dass ich sie verachtete. Nach dem Kurs ignorierte ich sie und hoffte inständig, sie würde mich verschonen. Doch sie lief mir nach. Als sie gemerkt haben musste, dass ich mich nicht umdrehen würde, entschuldigte sie sich ohne meinen Blick weiter zu suchen. Sie hatte sich tief verbeugt und war in Demut gefallen. Damals fragte ich mich zum ersten mal: Warum sie? Hat sie etwas falsch gemacht? Erst als sie weg war, fiel mir auf, dass sie die Noten nicht 1:1 wie auf dem Papier gespielt hatte. Mein Gesang wirkte falsch, als jemand anderes spielte. Sie hatte die Noten versetzt, so wie sie meine Stimme am besten unterstützten. Auch ich war zu ihrem Instrument geworden, welches ihre bestmöglichen Töne von sich gab. Und ausgerechnet sie hatte sich entschuldigt? Fast von unsichtbaren Fäden war ich dazu gezwungen gewesen sie zu beobachten. Sie war stets freundlich, unbeholfen mit anderen Gespräche anzufangen oder aufzubauen. Manchmal ließ sie sich ausnutzen, wenn Mitschüler Mitschriften wollten oder es an eine Gruppenarbeit ging. Aber sie meckerte nie. Tomomi war soweit ich denken kann immer an ihrer Seite. Sie sagte nichts. Wenn sie dazu ansetzte, würde Yuri sie unterbrechen und alle Schuld auf sich nehmen. Ich bemerkte wie sie mir fortan aus dem Weg ging. Aber ich war nicht die einzige, die dies bemerkte.“ Sie lächelte wieder, aber dass sah ich nicht, da ich die Augen wieder geschlossen hielt. Doch von diesem Moment an, konnte man annehmen, dass sie häufiger lächelte, denn ihre Stimme nahm einen verliebten Ton an. „Auch Tomomi merkte die Spannungen und das war gut so. Denn damals geriet etwas ins rollen, das niemand mehr aufhalten konnte. Auf einem einsamen Flur fing sie mich ab. „Was hast du ihr getan, rede!“, wollte sie wissen und „Wenn ich mich nicht täusche, dann bist du es doch auch gewesen, die den Topf hat angestoßen.“, fuhr sie fort. Und als ich den Mund nicht mehr aufbekam, fuhr sie fort. „Es sieht mir nicht ähnlich in anderer Angelegenheiten einzumischen und ich spreche diese Dinge auch nicht häufig an, aber ich habe dir keine böse Absicht unterstellt und Yuri auch nicht, obwohl du dich nie entschuldigt hast. Doch wenn es dabei geblieben wäre, würde sie nicht mit einem traurigen Blick aus dem Fenster sehen, wenn du gerade das Gebäude verlässt oder sie dich irgendwo stehen sieht. Sie meidet dich, du machst sie traurig. Wenn du ihr etwas zu leide getan hast oder das willst, dann Gnade dir Gott, aber du wirst mich kennen lernen. Yuri hat dir nie und nimmer etwas getan!“ Gott, ich war so fertig, ich konnte meine Tränen an Ort und stelle nur noch schwer halten. Sie und mir etwas getan? Nein, Yuri tat wirklich nie jemandem etwas. Ich war grausam gewesen. Tomomi ging wieder, ehe ich etwas sagen konnte. Zwei Tage darauf war ich soweit, dass ich nicht mehr tanzen konnte, meine Kehle versagte mir den Dienst. Ich ging zu ihrem Klassenzimmer, wollte mich entschuldigen. Als ich sie dann aber an einem etwas entfernten Tisch sah, wie sie sich unterhielten, wie Yuri lächelte, da dachte ich mir, sie ist besser ohne mich dran. Sie wird mich vergessen und sich anderen Dingen widmen. Ich bemerkte nicht, wie ihr Blick auf mich fiel, als ich ohne ein Wort wieder zur Türe raus bin. Am selben Tag drohte mein Chef mich zu feuern, wenn ich so weiter machen würde. Ich konnte nichts erwidern und war bereit aufzugeben, als diese beiden durch die Türe kamen. Yuri, die vorher nie mehr Worte mit mir gewechselt hatte, als diese Entschuldigung, begann nun endlich in meiner Gegenwart zu sprechen und es schien so, als wolle sie gar nicht mehr aufhören. Sie so etwas wie „Dein Talent ist hier ohne hin verschwendet.“ Jemand so undankbares hätte meine Stimme nicht verdient und das Instrument sollte meinen Ton unterlegen und nicht mich zwingen in einer Mol zu singen, die meinem Wesen widerspricht und dem Lied, die meine Lippen trugen. Sie zog alle Aufmerksamkeit von mir weg und erntete Kritik die nicht mehr schön war. Sie solle diese Art von Ratschlägen für ihre reiche Welt aufheben, die sich Mozart hätten kaufen können. Der Mann, der ihr Spiel bewundert hatte und sich gerne an ihn erinnerte, begann sie genauso zu verachten wie ich davor. Als sie das Lokal verließen war ich es dann, die ihnen folgte. Ich wollte eine Erklärung, doch alles was ich bekam war dieser Satz von Tomomi: Ein Engel für die, die es Wert sind, doch ein Teufel für jene, die es nicht anders verdient haben. Doch wo hatte ich einen Engel verdient. Ich wollte es wissen. Ich war begierig darauf sie nicht eher gehen zu lassen. Niemals hätte ich jedoch damit gerechnet, dass sie mir sagen würde, dass sie meinen Gesang geliebt hatte und ursprünglich nur einmal vor hatte zu kommen. Sie war deprimiert gewesen und wollte nicht warten, bis sie ihren Flügel zu Hause in Anspruch nehmen konnte. Doch jeder weitere Tag war, um meine Stimme zu hören. Als sie gingen kniete ich in einer kalten Herbstnacht und war verbittert und traurig. Meinen Spaß fand ich erst wieder, als sie mir anbot für sie im Musikzimmer zu singen. Ich hatte kein Publikum, aber das war nicht mehr wichtig. Es machte mir Spaß. Und das Gerücht von Stimmen nach 17 Uhr aus dem Musikzimmer machte seine Runden im Schulgebäude. Wir flohen aufs Dach und ich sang zu ihrer Violine, als sie begannen die Schule nachmittags aufzusuchen um dem Gerücht auf die Schliche zu kommen oder in die unbenutzten AG-räume. Bald führten wir am Bahnhof unser können auf und ich tanzte da, wo ich Straßenkünstler antraf. Es war eine neue Welt, für die ich kein Geld verdienen musste, sondern lediglich Spaß mitbringen sollte. Tomomi und Yuri wurden mir mit mehr Zeit das wichtigste auf der Welt. Sie sind meine größten Schätze und niemals will ich sie mehr missen müssen. Und so lernte ich sie kennen.“ Der Blick aller beteiligten, selbst der meine für kurze Zeit hing auf Tomomi, die gerade ihren Kopf quer legte, um einem Weinglas auszuweichen, der für immer ihr schönes Kleid ruiniert hätte und war einige Schritte zurück gegangen, um auch keine Flecken abzubekommen. Ein diabolisches Grinsen, dass einem das gruseln lehrte verfinsterte ihr Gesicht und wenige Sekunden darauf, hatte ihre ausgestreckte Hand die Schuldige gefunden, sie über ihren eigenen Körper geschwungen und auf den Rücken aufs Asphalt gelegt. Anschließend riss sie das arme Mädchen am Arm herum, fixierte sie mit einem Knie und drückte ihr Gesicht mit flacher Hand hinunter und riet ihr mit scharfer Stimme: „Das solltest du in Zukunft lieber lassen!“ „Mayumi sollten wir sie nicht aufhalten?“, hörte ich Yugi fragen, als ich die Augen auch schon wieder schloss. „Wenn du sterben willst, dann versuch es.“ Gleich darauf unterlegte ein sanfter und bekehrender Violinenton, dem Geschehen einen Friede bringenden Touch. So leise, dass kaum jemand ihn hören konnte. Jemand strich liebevoll über die Seiten des Instrument, als streichelte er den Kopf eines Neugeborenen. Kein überschwelliger Ton reizte das Ohr und alles in der Umgebung verlor sich. Auch Tomomi entschied sich dazu ihr Opfer wieder gehen zu lassen. Dieser Klang wurde wahrlich zutreffend von ihrer blauhaarigen Freundin beschrieben. Ihre liebe war deutlich zu hören und zu spüren. Es war problemlos möglich den gegenwärtigen realen Platz zu vergessen und sich in eine andere Welt begleiten zu lassen. Ich folgte dem Ton in eine Zeit, in der ich völlige Ruhe empfunden hatte. Auf eine Picknick-decke auf der ich mit meinen leiblichen Eltern und dem Baby Mokuba dinierte. An den Flügel auf dem ich spielte, weil ich es liebte. Hinter einem roten Vorhang, von dem aus ich ihr schon einmal zuhörte. Und diesen Ort verließ ich nicht mehr. Ich sah ihr beim hin und her wippen zu, als sie fröhlich und munter ihre Klarinette spielte. In einem Kimono. Innerlich lächelte ich. Innerlich war ich glücklich, dass es einen Menschen gab, der mir das Glück zumindest in meinen Erinnerungen wiedergab und erst als der Klang aus dieser Welt verschwand und wieder das laute Geschnatter nerviger Mitschüler zu mir durchdrang und mich in die Realität holte. Genervt stieß ich mich von dem Kirschbaum ab und empfand, dass ich lange genug in der Gegend Stand und das zu nichts geführt hatte, weil ich nicht anders konnte, als an sie zu denken. Zielstrebig ging ich auf den Eingang der Jungenschlafräume. Nur einige Schritte vorher blickte ich schlussendlich nach oben, von daher ich mich beobachtet fühlte. Und tatsächlich verlor ich mich aus der Entfernung erneut in zwei gold-braune Augen. Zur selben Zeit wandte ich mich wieder ab. Dieses Mädchen. Was machte sie für mich zu etwas so besonderem, dass sie Teil meiner Gedanken wurde und mein Kopf sie scheinbar nicht loslassen will. Ich schlenderte die Treppen hoch bis auf dem Gang auf dem meine Zimmertür lag. Auf dem Weg dorthin ging erneut diese Tür auf. Nur dieses mal trat jemand heraus der mich spöttisch daran erinnerte, dass ich Tomomi als Ausdruck von Schönheit empfunden hatte. Das mochten viele so denken und es wäre wahr. Aber meine Verkörperung von Schönheit hatte eben erst das Zimmer in einem wunderschönen blau weißen Rüschenkleid. Ihre langen und natürlich gelockten Haare schmückten es zusätzlich. Es erinnerte mich daran, dass dies meine Lieblingsfarben waren. Die Farben meiner Lieblingskarte – dem Weißen Blauäugigen Drachen. Ich schritt an ihr vorbei. Und als ich nicht sagen wollte, wie wunderschön sie aussah, suchte ich nach etwas vergleichbaren. Wieso wollte ich nicht einfach nichts sagen. „Du spielst gut.“ Ich hatte nicht auf ihre Reaktion gewartet, sondern war in mein Zimmer gegangen, doch als ich mich wie erwartet nicht konzentrieren konnte, verließ ich es wieder um auf dem Gang aus dem Fenster zu sehen und die Wellen zu beobachten die im Vollmondschein auf die Brandung trafen. Nur so lange wie die Feier draußen im vollen Gange war, genoss ich die Stille. „Ich muss mir wohl eingestehen, dass du mich beeindruckt hast, Yuri. Auch wenn ich es mir nicht erklären kann, aber ohne es zu wollen, habe ich dich bereits als mir ebenbürtig eingestuft. Du bist nicht so falsch wie andere Menschen, die ich mit Ausnahme meines kleinen Bruders immer als Feinde oder Beteiligte meiner Projekte gesehen habe und sie in diesen zwei Schubladen verteilt habe. Du bist eine neue Schublade.“ Erst als erneute Schritte mir davon berichteten, dass sich die Feier dem Ende näherte, ging ich wieder in mein Zimmer und legte mich hin. Viel zu früh für meine Verhältnisse und so wachte ich auch vergleichsweise sehr früh auf. In der Kantine war ich der erste. Genauso wie ich der erste im Klassenraum war. Bis die anderen kamen, beschloss ich ein Buch zu lesen, um wenigstens etwas zu tun zu haben und im Fall der Fälle auch eine Barrikade zwischen mir und wer immer versuchen wollte mich anzusprechen. Irgendwie wusste ich bereits bevor ich hingesehen hatte, dass sie es war, die eingetreten war. Oder hoffte ich einfach nur, dass sie es wäre. So ein Blödsinn würde niemals stimmen. An meinem Tisch angekommen machte sie ein leises „Uhm...“ und verstummte gleich wieder. Das erinnerte mich daran, dass sie bei ihrer ersten Begegnung gestern Nachmittag auch so herum gedruckst hatte. Unweigerlich dachte ich, dass sie mich schon wieder so behandelte. Sie redete mit mir! „Was willst du? Siehst du nicht, dass ich beschäftigt bin?“ Gerade damit das nicht passierte, hatte ich dieses Buch doch, also wieso überschritt sie diese Barriere zwischen uns einfach und redete mit mir? Sie war vielleicht ein Mensch, den ich nicht als Bedrohung einstufte oder als nervig, aber sie wurde nervig, wenn sie mehr als notwendig in meine Privatsphäre eindrang. Das tat sie schon, weil es sie nur gab und ich deswegen ständig an sie dachte. Innerlich hoffte ich, sie würde es dabei belassen, ich wollte mich nicht ganz alleine mit ihr unterhalten. „Entschuldige mal, ich wollte dich nur fragen, ob du etwas dagegen hättest, wenn ich mich neben dir niederlasse oder sollte ich nicht fragen? Dann setzte ich mich hier einfach hin.“, kündige sie an und bevor ich noch etwas erwidern konnte, saß sie bereits neben mir. Aber wieso sollte ich auch etwas dagegen sagen. Das würde meiner Mir-ist-alles-egal-Haltung widersprechen, die ich immer versuchte zu vermitteln, damit ich mich mit so wenig unnötigem Kram herumschlagen musste wie möglich. Als ich nach dem dritten mal, dass ich nun schon den letzten Satz laß, dann aber merkte, dass ich ihn immer noch nicht aufgenommen hatte, brachte ich es damit in Verbindung, dass sie mich dabei beobachtete. „Macht es Spaß mich zu beobachten.“, fragte ich sie und vernehme wie sie sich ertappt fühlt und leicht zusammen zuckt. „Mein Name ist Yuri, freut mich.“, antwortete sie lediglich. Weil ich das nicht erwartet habe ziehe ich eine Augenbraue hoch. Danach hatte ich doch gar nicht gefragt, warum erzählte sie mir das? Das wusste ich doch ohnehin schon. „Weil ich dir aber eh egal bin, nenne ich dich einfach Seto.“, erkannte sie richtig, aber die Konsequenz, die sie daraus zog gefiel mir absolut nicht. Ich legt das Buch zugeschlagen auf den Tisch und sehe sie bedrohlich aus dem Augenwinkel an. „Das würde ich mir noch mal überlegen.“, zischte ich. Anschließend geht die Tür geht auf und jemand kommt herein. Es ist Tomomi, die ihre Tasche auf den Tisch hinter uns fallen lässt. „Ich denke nicht, dass sich Yuri-chan von dir bedroht fühlen muss Kaiba-kun, oder sagst du mir, das du dich an Mädchen vergreifst, das wäre weder nobel, noch gut für dich. Yuri hat dir nämlich dezent ihren Nachnamen verschwiegen.“ Auch sie spricht mich mit einem der vertrauten suffixen, mit -kun an, was mir gar nicht behagen will. Die zwei sind seltsam. Anders seltsam als der Kindergarten, aber trotzdem noch nervig. Sie schätzen meine Privatsphäre genauso wenig. Weil ich aber nicht nachfragen will,wie sie denn nun mit Nachnamen heißt, warte ich einfach bis zu Anwesenheitskontrolle und hoffe, dass sie mich von nun an bis es so weit ist in Ruhe lassen. „Tenshino Yuri?“, wird aufgerufen und das Mädchen neben mir steht auf. Tenshino- Dieser Name erweckte in mir ein Gefühl von Nostalgie. Vor meinen Augen entsteht ein déjá vu. Eines das ich nie wieder haben wollte. Von etwas, dass ich nicht sehen wollte. Nie wieder. Dem Todestag meiner Eltern. Passierte das nicht schon einmal. Tenshino, dass war der Nachname des Paares, was damals auf mich und meinen Bruder zu kam. Ich hatte sie vor nicht all zu langer Zeit noch einmal wieder gesehen. Ist sie etwa- „Sag mal, deine Eltern haben Kaibaland für die Eröffnung verkleidet, kann das sein?“, vergewisserte ich mich. Sie nickte. Den Rest hörte ich schon gar nicht mehr. „Jetzt weiß ich es wieder. Wo ich dich schon einmal gesehen habe...“, dachte ich lediglich und erinnerte mich wo ich diese gold-braunen Augen schon einmal gesehen habe. Damals waren sie schreckensweit gewesen. In der Gegenwart lag ich immer noch auf meinem Bett. Inzwischen war ich eingeschlafen und merkte nicht das Yuri angeklopft hatte und die Tür einen Spalt breit geöffnet hatte. Ich lag mit dem Kopf halb auf der Matratze und hatte die Hände um das Kissen geschlungen. Zugedeckt war ich nicht, weswegen sie los eilte, um eine andere zu holen, die sie mir überwerfen konnte und mir ein „Gute Nacht, meine große Liebe.“ zu hauchte. Hätte ich mir doch früher eingestanden, dass sie in die Schublade zu meinem Bruder, nämlich in die Schublade „Wichtigste Menschen meines Lebens“ gehörte oder hätte ich mich doch mit den Worten geäußert die ich meinte und nicht mit denen, die meine Distanz wahren sollten, hätte ich nur gedöst und diese Worte vernommen, es wäre uns ein noch sooo langer Weg erspart geblieben. Liebe Grüße DreamingAngel P.S.: Ich dachte mir, es wäre für den gesamten weiteren Verlauf von Vorteil, wenn wir doch mal einen Einblick in das bekämen, was Seto eigentlich über die ganze Zeit gedacht und gefühlt hat. Kapitel 10: Sie wissen Bescheid ------------------------------- Kapitel 10: Sie wissen Bescheid Wenn ich Pech hatte, dann hatte er diese zwei alles auf deckenden Worte gehört, lange bevor der richtige Moment gekommen war. Und dennoch hatte ich sie mir nicht verkneifen können. „Geliebte Person“ hatte ich gesagt. Und es war die Wahrheit gewesen, die ich unter Herzklopfen nicht in der Lage war unausgesprochen zu lassen. Wie ich ihn mit schlafendem Gesicht sah. Süß, unschuldig. Unfähig sein wahres Ich zu verbergen. Seine entspannten und freundlich wirkenden Gesichtszüge zu verstecken. Mir war so, als war all das was er gesagt hatte, um die Menschen von ihm fern zu halten eine Lüge gewesen. „Und kommt er?“, hakte Tomomi nach, die auf dem Sofa gesessen hatte und einen Anime ansah. „Ehm, ich... ich hab nicht gefragt.“, gab ich zu und kniff die Augen zusammen. „Ach so? Soll ich hoch gehen?“, bot sie unwissend an und war bereits im Begriff aufzustehen. „N-nein!“, stieß ich hervor und fuchtelte ablehnend mit den Händen vor meinem Körper. „S-seto- sama schläft.“, erklärte ich schlussendlich und wusste genau, dass mein Gesicht nun rot war. Ich konnte mir nicht verbieten an sein schlafendes Gesicht zu denken. „Kawai-“,flüsterte Tomomi und sie und Mayumi dachten sich: „Dumm sind all die, die Yuris Liebe zu Kaiba nich sehen können.“ Und bald darauf: „Wieso nennst du ihn eigentlich bei dem Suffix -sama?“, entfleuchte es Jounou. Irgendwie hätten sie sich das denken können und trotzdem schlugen sie sich die Hand auf die Stirn und schüttelten den Kopf. „Wie? Also, naja, weil-“, begann ich, doch die Erklärung ließ auf sich warten. Stattdessen verbot ich jedem den Blick auf meinen Rotschimmer, indem ich den Kopf wegdrehte und verlegen zur Seite blickte. Konnte man es sehen? „Weil...“ Mayumi seufzte. „Weil sie Kaiba eben sehr schätzt, einmal weil er sich bei diesem dummen Projekt mit eingespannen hat lassen und dann zur Versöhnung, weil sie ihn Seto nennt und er rein gar nichts gegen ihren Sturkopf machen kann. Und ehrlich gesagt Seto klingt viel angenehmer als Kaiba. Er sagt auch Yuri und nicht Tenshino.“, verteidigte die Blauhaarige mich. Das war mir eigentlich nie aufgefallen, aber da hatte sie recht. „Und wieso macht er das?“ Langsam gingen Mayumi seine Fragen auf die Nerven. Wieso wollte er das denn alles wissen? „Weil die zwei sich von früher kennen.“, fuhr nun meine Mutter mit dem unschuldigem Lächeln eines Engels dazwischen und ich wusste nicht, ob ich ihr danken sollte oder ob das jetzt der Freistoß für noch mehr unangenehme Fragen war. Sie war jedenfalls mit einem Blech Keksen von Miharu rein gekommen, in dem Vorhaben es uns auf den Glastisch zu stellen. „Von früher?!“ Unübersehbar schrak ich so zusammen als erwarte ich eine Lawine oder einen Erdrutsch und ducke mich gleichzeitig weg. „Ewww, warum denn gleich alle auf ein mal?“, weinte ich und hoffte, dass sie Seto nicht aufgeweckt hatten. „Was soll das heißen von früher?“, fragte der Blonde mich erpicht auf eine Antwort. Ausreden brachten hier absolut nichts mehr. „Ja, ja, schon gut. Ich erzähle dir alles. Pscht!“, gebot ich ihm Stille, bevor hier wirklich noch ein Donnerwetter über uns herein brach. „I-ich habe Seto schon einmal gesehen, vor 4 Jahren... na ja, beim Todestag seiner Eltern...“, begann ich, doch nach meiner Erzählung, war es überraschender Weise Mayumi gewesen, die sich damit nicht zufrieden gab. „Das erklärt trotzdem nicht ausreichend genug, warum er dich Yuri nennt. Er sollte deinen Namen doch noch nicht einmal gekannt haben. Und eine Beziehung baut man dadurch auch nicht auf... Das ist eher tragisch.“ So gesehen hatte sie recht. Aber was anderes fiel mir auch nicht ein, wieso er Yuri sagte... „Eigentlich liegt ihr erstes Aufeinandertreffen noch mal um einige Zeit zurück. Nämlich um 10 Jahre.“, wandte Mama erneut ein und platzierte Miharus Desserts nun tatsächlich an ihren gewünschten Platz. „Häääää!?!?!?“ Dieses mal war ich es, die nicht ganz verstand und meinen Ohren nicht glaubte. „Z-z-zehn Jahre! Aber- aber Mama, da war ich 6. Damals kannte ich Seto doch nicht, oder?“ Meine Mutter musste leicht schmunzeln. „Ach ja, du wirst dich vermutlich nicht mehr so daran erinnern. Du warst ja auch viel zu sehr damit beschäftigt, dass du Lampenfieber hattest und dich nur auf spielen konzentrieren wolltest, aber Set-Chan hat den ersten Konkurs an dem du teilgenommen hast, um eine Bahnbreite gewonnen. Und du warst zudem auch noch vor ihm dran. Denn Kaiba hieß er damals noch nicht, wenn du dich mal dran erinnern magst.“ Mir klappte der Kiefer runter und ich sah sie ungläubig an. „Echt?“ „Ich hab noch ein Video davon, wenn du magst. Aber erzählt dem Süßen davon ja nichts. Ich mag ja nicht, dass er dann doch lieber wieder geht und uns auf Lebzeiten hasst.“ Ersteinmal herrschte einvernehmliche Stille bis dann aber doch jeder nickte. „Seto kann sich also noch an mich erinnern...“, schoß es mir durch den Kopf. „Wow, damals saßt du ja ganz anders aus. Du hattest keine Wellen in den Haaren und der Kimono!“, schwärmte Tomomi, die mich mit Abstand am längsten kannte, sich mich aber auch nicht so vorgestellt hatte. „Welcher kleine unter zehnjährige Junge wäre nicht auf dich aufmerksam geworden. Du bist so was von knuddelig gewesen. Wie eine kleine Prinzessin.“, kicherte Mayumi gehässig. „Seto bestimmt nicht!“, protestiere ich. „Und ihr werdet ihm auch nicht sagen, dass wir das hier gesehen haben, ok!?“ Alle nickten als wäre es selbstverständlich, aber vom Bildschirm löste sich nicht ein einziger Blick. Wieso beschlich mich nur das Gefühl, dass das keine so gute Idee war? Ich hatte heulen können. Mama hatte zu viel vertrauen in sie. Zumindest Jounouchi verquatschte sich auf jeden Fall irgendwann. Wieso nur? Seto und ich hatten uns eben erst wieder versöhnt und reden wieder mit einander. Ich hätte heulen können. Mit einem seufzen verließ ich die Wohnstube und schlich mich auf einen der Pavillons unseres Anwesens. Dieses mal verschlug es mich in den Kieselgarten, wo ich zusehen konnte wie ein Farben wechselnder Springbrunnen das Kies besprenkelte. Früher da habe ich so was einmal für normal gehalten und in seiner Schönheit nicht begriffen. Wenn ich so darüber nach dachte... Ich konnte so vieles und das schon in jungen Jahren. Vielleicht war ich Seto einmal ähnlich. Und zwar genau so lange bis ich diesen schrecklichen Unfall gesehen hatte. Etwas in mir zog sich bei diesem schrecklichen Gedanken immer wieder zusammen. Es hätten meine Eltern sein können. Wenn ihr Auto nicht dazwischen gefahren wäre, dann wären meine Eltern jetzt... „Ach, Seto.“ So wie ich die Augen geschlossen hatte, flossen auch schon ein paar Tränen über meine Wange. „Ich war wohl schon eine ganze Weile in dich verliebt. Denn ich kann dich nicht aus meinen Gedanken verscheuchen, nicht auch nur für eine Sekunde. Nicht ein mal im Traum.“ Die Tränen wollten nicht mehr aufhören. „Ich liebe dich. Über alles in der Welt. Wieso nur will mein Herz nicht aufhören zu schmerzen. Ich dachte immer es sei Mitleid, aber inzwischen weiß ich es besser. Ich war schon so lange in dich verliebt...“ Wenn ihn gesehen hatte, wie er auf dem Bildschirm unseres Fernsehers Duelle bestritt, mit selbstbewusster und starker Stimme Pressekonferenzen abhielt oder ich von Kaiba Land und den viel zu niedrigen Preisen hörte... Alleine die Tatsache, dass du den Mann besiegt hattest, alleine, vielleicht mit Hilfe deines Bruders, den unsere ganze Familie nicht im Stande war zu stürzen. Von Beginn an habe ich dich bewundert, wie du dich alleine so hoch gekämpft hast. Eingebüßt hast du damals nur dein Lächeln, dass du scheinbar mit deinen Eltern begraben hast. Warst du eigentlich jemals an ihrem Grab? Weißt du noch, dass es hier in diesem kleinen Dorf ist? Vielleicht weißt du nicht ein mal, dass ich sie jedes Jahr besuche. Nein, eigentlich sogar öfters und ihnen jedes mal von dir erzähle. Jedes mal sehe ich ihr Grab, wie es von einem Angestellten bearbeitet wird und rede mit ihm. Diese wundervollen Menschen werden nicht besucht? Seto? Leidest du vielleicht noch unter ihrem Tod? So sehr, dass du ihm bislang noch nicht in die Augen sehen konntest? … Ohne dass ich es bemerkt hatte, hatte ich Gesellschaft bekommen. Meine brünette Freundin hatte sich zu mir gesellt und von hinten zum Trost ihre Arme um mich geschlungen. „Yuri? Alles in Ordnung?“, hauchte sie mir fragend ins Ohr. „Ja. Mehr denn je verspüre ich den Wunsch. Diesen einen, der mich nicht mehr los lässt.“ „Darf ich dich etwas fragen?“ „Frag ruhig...“ „Die Rosentropfen?“ Ich nickte. „Was ist damit?“ „Nun ja...“ Ehe sie fragen konnte, waren wir bereits nicht mehr alleine auf dem Pavillon, denn zu uns gesellten sich Mayumi, die sich wunderte, dass auch Tomomi gegangen war und Anzu die nicht als einziges Mädchen zurück bleiben wollte. „Was bedeuten diese Tropfen? Es sieht dir niemals ähnlich einen Fehler zu machen.“ Ich musste Lächeln. Dabei war ich mir doch so sicher gewesen, es würde niemanden auffallen. Nun die Tatsache das Seto sie bekam, war wohl unbeachtet geblieben, aber nicht das es ein Fläschchen zu wenig gab. „Oh, nun, eigentlich habe nicht ich sie raus gelegt,-“, begann ich. „Ja, klar, dass war Miharu gewesen. Und eigentlich habe ich mir nichts dabei gedacht, weil dein Vater sie ohne hin kritisiert hat, aber nachdem du sie heute so aufbrausend beschützt hast, dachte ich mir, konnte sie keinen so schwer wiegenden Fehler begangen haben. Und wenn du einen Ersatz bei dir tragen würdest, dann doch nicht einen mit einem anderen Inhalt, den ihr in eurem Zeremonien anbietet. Du sagtest es doch selbst ein mal, dass es nur diese Tropfen gibt. Ahorn, Aloe, Butterblume, Erdbeerblüte, Lavendel, gelbe Nelke, Orangenblüte, Pfirsischblüte und Veilchen.“, zählte Tomomi mit einer wegwerfenden Handbewegung auf und entfernte sich dafür aus der Umarmung. „Ahorn steht für die Dankbarkeit, Aloe für die Betrübnis.“, versuchte sich Mayumi an den ganzen Bedeutungen und tat sich bereits hier schwer, weswegen Yuri übernimmt. „Die Butterblume für ein klares nein von beginn an, die Erdbeerblüte für ein klares ja.“ „Lavendel für Misstrauen, gelbe Nelke für Verachtung der Meisterin gegenüber der Gäste oder wenn es nur einer ist des Gastes gegenüber. Die Blume die Mama Gozaburo Kaiba gegeben hat. Und schließlich die Orangenblüte als Zeichen für das Gericht Rücksicht zu nehmen, fanden Miharu und ich seeeehr passend! Haben aber doch die Pfirsichblüte genommen, die als Bezauberung gilt, und ausdrückt, wie glücklich die Meisterin ist, euch in ihrer Zeremonie begrüßen dürfen. Inzwischen wird sie fast immer bei der ,Vernehmung' von freunden benutzt. Und als letztes die Veilchenblüte mit der Bedeutung Bescheidenheit. Auch sie drückt Freude der Meisterin in einer anderen Hinsicht aus.“ Erstaunt hatte mich an dieser Stelle Tomomi, die alle Blumen noch aufzählen konnte, wobei ich ihr die Tropfen nur einmal in der Schule gezeigt hatte, als wir uns zusammen den Teekurs angesehen haben. Anzu staunte darüber allerdings noch mehr als ich. „Also keine Rosentropfen.“, fasste sie noch einmal zusammen. Dann überlegte sie laut. „Die rote Rose steht doch für Liebe.“ Tomomi und Mayumi scheint das keines Wegs entgangen zu sein. „Schätze sie hat mich. Aber warum habt ihr zwei gefragt?“, gestehe ich und bin gespannt worauf sie nun tatsächlich hinaus wollten. Es konnte unmöglich sein, dass sie die Bedeutung dieser Blüte nicht kannten. Also warum? „Welche Bedeutung hat sie im engeren Umfeld. Du hast sie nicht erwähnt und außerdem auch wenn sie passend ist, … Darf ausnahmslos immer nur eine Blüte in einer Zeremonie verwendet werden.“, fasste Tomomi zusammen. „Also dachten wir uns, wenn es eine Ausnahme gibt, dann auch eine gute Begründung.“, ergänzte Mayumi. Denen entging aber auch gar nichts. „Zudem ist es scheinbar der Tropfen gewesen, den du dir zur Versicherung eingesteckt hattest und nicht die Pfirsischtropfen. Also mit dem Vorsatz die Regel zu brechen.“, überlegte Tomomi noch ein mal. „Schluss, ich erzähle es euch. Hört auf zu spekulieren!“, unterbrach ich und sah gehen Himmel den vereinzelte Sterne zierten. „Die Rosentropfen sind das versprechen diesem Menschen in der Liebe immer Treu zu bleiben und im Falle dessen, dass er dich niemals heiratet für immer unverheiratet zu verweilen oder aus der Familie ausgeschlossen zu werden.“ So rückte ich dann doch endlich mit der Sprache raus und konnte in die erschrockenen Gesichter drei Freundinnen sehen. „Mit anderen Worten: Seto oder Keiner.“, wie Anzu dies zusammen fasste, passierte etwas unerwartetes und hinter der Wand auf dem Flur fielen unzählige Klassenkameraden hervor, die uns unschuldig ansahen. Yugi. Jounouchi, Tristan und Bakura. Kapitel 11: Glück und Freude ---------------------------- Kapitel 11: Glück und Freude Mit dem Gefühl das nun nicht nur ihre Familie, sondern auch alle ihre Freunde hinter ihr standen konnte sie letztendlich in Frieden einschlafen und ersehnte bereits den nächsten Morgen. Sie wussten Bescheid und würden sich alle erdenkliche Mühe geben, um Yuri das Glück in der Liebe zu ermöglichen. Aber eines würde sie sich für den nächsten Tag als Ziel machen und es hoffentlich auch erreichen. Seto musste ein einziges mal an das Grab seiner Eltern. Ob er sie danach hassen würde oder sich erleichtert fühlte war nicht abzusehen und dennoch, es war wichtig. Würde er es als „Einmischen in seine Privatsphäre“ deuten und nichts mehr mit ihr zu tun haben wollen. Beim letzten mal wo sie ihm gesagt hatte, dass sie ihm sein Lächeln zurück bringen wollen würde, da war er maßlos sauer geworden und dieser Wut hielt einige Zeit an. Der nächste Morgen rollte in den Tag und wir wurden alle bereits um 5 Uhr 30 aus dem Bett gefegt, wie es sich keiner wünschen würde. Michelle war von Zimmer zu Zimmer geeilt und hatte sie unsanft geweckt. Bei Michelle hieß wecken nämlich: Decke und Kissen kommen weg und wer nach einem „guten Morgen“ nicht aufstehen wollte, dem wurde die Blumenvase über dem Kopf ausgeschüttet und er durfte das Bett neu beziehen, bevor er zum Frühstückstisch eilte. Diese Methode bekamen Jounouchi und Tristan zu spüren und ihr Geschrei weckte Bakura rechtzeitig aus. Tomomi hatte übelst schlechte Laune als sie davon wach wurde und sich denken konnte, dass was ich ihr erzählt habe war sein musste und sie rüttelte schnell an Mayumi und Anzu. Noch mehr Geschrei und sie würde an die Decke gehen. Aber das machte mir weniger sorgen, wie wenn Seto-sama an die Decke ging. Zugegeben war Tomomi gefährlich, aber nichts war gefährlicher als Kaiba und so huschte ich noch im Pyjama aus dem Zimmer und an Miharu vorbei die Gähnend vor ihrem Zimmer stand und mich mit süßen Kulleraugen ansah. „Gut geschlafen, nee-chan?“, fragte ich und wuschelte ihr durch die Haare. Sie nickte, bevor sie sich auf ins Bad machte. An Setos Zimmer angekommen, atmete ich noch einmal durch und dachte mir, dass keine Zeit zum zögern bliebe. Also öffnete ich die Tür zunächst ein mal einen Spalt breit und lukte. Erleichtert atmete ich auf, als ich feststellte, dass er nicht mehr im Bett lag. „Ja?“, kam es aus dem Zimmer und erschrocken ließ ich den Türgriff los, woraufhin die Tür etwas weiter aufschwang. Seto stand vorm Spiegel. Seine Haare waren feucht und zerzaust. Und er war gerade damit bemüht sie sich trocken zu rubbeln. Sein Oberkörper war noch unbekleidet und der Hosenstall war unverschlossen. „Uhm, ich wollte nur nicht, dass mein Onkel dich weckt. I-ich dachte du schläfst um die Uhrzeit noch.“, stammelte ich und machte mich für die Schellte bereit. „Nein, der war nicht hier.“, erwähnte er nüchtern und sah mich dabei verschmitzt an. WIE!? „S-seto du lächelst!!!“, rief ich und er kann sich einen Lachanfall kaum noch mit aufgeblasenen Wangen und vorgehaltener Hand verkneifen. „Und du siehst mich verträumt und rot im Gesicht an, während dein Hemd halb unter deinen BH hängt, Yuri-chan!“ Kreischend und nicht bemerkend, dass er eben -chan gesagt hatte, klatsche ich die Türe wieder zu und renne zurück in mein Zimmer, wo ich hinter der Türe zusammen sinke. „E-er hat fast gelacht!“, flüstere ich außer Atem und kann die aufkommenden Freudentränen nicht verkneifen. Am Frühstückstisch werde ich dann gefragt, wieso ich denn geschrieben habe, da Michelle ihnen versicherte, dass er noch nicht bei mir war. „S-seto ist ein Perverser!!!!“, erwidere ich daraufhin und alle bis aus Seto verlieren ihren Kaffee wieder oder verschlucken sich an ihren Sandwichs. Besagter junger Mann nickte aber völlig unberührt an seinem Getränk und machte keine Anstalten darauf zu reagieren. Nach einem Seitenblick zu mir jedoch lächelte er dann noch ein mal und konterte auf die Blicke der anderer nur: „Das sagst gerade du, nachdem du ohne zu klopfen in mein Zimmer guckst, als ich gerade aus der Dusche kam?“ Ich, die ich mich gerade auf meinen Stuhl setzen wollte, falle mit samt dem Stuhl beinahe um. Gut das Tomomi und Mayumi mich rechtzeitig mitsamt dem Stuhl stabilisieren. „I-ich hatte nichts gesehen, bis du ,herein' gesagt hast!“, verteidige ich mich. Die anderen sehen nur noch verdutzt hin und her. „Du wirst schon wieder rot, Yuri- chan.“ Ertappt und teils wütend beiße ich in meinen Sandwich und beruhige mich erst wieder, als sich Jounouchi nach dem -chan erkundigt. „Jetzt nicht nur Yuri, sondern auch -chan?“ Ich verschlucke mich nun auch fast an meinem Essen und sehe ihn mit Tränen in den Augen an. Krümmel in der Lunge, wie eklig. „Das ist die Schuld ihrer Mutter, die nennt mich Set-Chan.“ „Woher weißt du das denn?“, wollte ich wissen, während ich mir meine Tränen wegwischte. „Na, weil sie mir heute das Handtuch ins Zimmer gebracht hat.“ Ich überlegte kurz. Dann hatte Mama also die selbe Idee wie ich und wollte nicht, dass Michelle diese Arbeit erledigte. Klar wer außer Jounou wollte das schon, der sich nach Herzenslust danach hätte über ihn lustig machen können. „Dann nenn doch Mama Honoka- chan! Sonst versuche ich mich auch an deinem Namen!“, drohe ich ihm, worauf er mich mit diabolischem Grinsen bedeckt und herausfordert. „Wieso probierst du es nicht?“ Der unterschätzte mich, wenn er dachte das ich mich einschüchtern ließ. „S-set- chama!!“ Nun legen die anderen endgültig ihr Frühstück zur Seite, um vorzubeugen sich letzten Endes doch noch zu ersticken. Setos Kaffee zittert leicht in der Hand. „Mutig Yuri. Äußerst mutig.“ Ich sehe ihn mit zittriger Augenbraue an. „Das klingt so scheiße. Ich bleibe bei Set-Chan. Das klingt viel knuffiger.“ Nun bebten etwas in seinem Gesichtsausdruck aber deutlich und ich kriege es vielleicht ein bisschen mit der Angst zu tun. Als meine Schwester mir aber zur Hilfe kommt. „Yuri-nee-chan, Seto-nii-chan möchte vielleicht lieber Darling oder so von dir genannt werden.“ Zunächst einmal herrscht Stille in der sich Miharu und Seto beide vernichtende Blicke zuwerfen. „Irgendwie glaube ich, dass Miharu Seto nicht ausstehen kann.“, wirft Anzu ein und erntet einen fragenden Blick meinerseits. „Wie? Niemals, eigentlich mag sie ihn sogar sehr gerne. Miharu hat ihn immerhin durch die Zeremonie gelassen. Und das mit Sicherheit nicht nur euretwegen.“ „Ach was, dann hat sie nicht mit Absicht ein Gläschen hingestellt?“, konterte Seto. „Nö, dass war ich gewesen. Ich hab es wegnehmen lassen.“ Mit dieser Antwort hatte nun niemand gerechnet und sie sahen alle gespannt zu Kaiba. Was für eine Rechtfertigung sie jetzt nun von mir erwarteten. „Ich hatte ursprünglich geplant gehabt euch die Tropfen der Orangenblüte zu geben, die wir als passender empfunden haben und wollte sie deswegen Austauschen, aber dann dachte ich, dass Miharu sich bestimmt etwas gedacht habe und die Pfirsichblüten waren auch nicht verkehrt, außerdem war ich da bereits zu spät, also bin ich unter Zeitdruck zurück und hab dabei das Fläschchen was ich schon in der Hand hielt nicht mehr hingestellt.“ „Und wieso hast du es nicht einfach wieder mitgenommen?“, hakte Seto weiterhin nach. „Weil ich es beim austeilen gemerkt habe und da hatte ich es bereits in der Umkleide gelassen. Die Rosentropfen sind die einzigen, die eine Meisterin immer dabei hat. Sie sind die Ausnahme Tropfen.“ „Für welche Ausnahme?“ Langsam bildete sich Schweiß auf den Gesichtern der anwesenden. Nur Miharu und Michelle genossen entweder genüsslich ihr Frühstück oder wuschen Geschirr. Michelle wagte sogar ein Grinsen. „Welche Ausnahme? Eine gute Frage um ehrlich zu sein. Es ist normal verboten verschiedene Tropfen in einer Teezeremonie zu verwenden. Und gelbe Rosen heißen Versöhnung, die traf gut auf dich!“ Ich war mir sicher das Fläschchen so gehalten zu haben, dass das Bild darauf nicht erkennbar war. „Und da hattest du ausgerechnet gelbe dabei?“ „Ich hatte sie alle dabei. Eins in je einem Ärmel und die weiteren in dem Tuch, dass um die Taille geschwungen ist. Zufrieden?“ Damit gab er sich letztendlich zu Frieden. Und alle außer zuvor erwähnte Personen versuchten sich die Erleichterung nicht anmerken zu lassen. Andernfalls bedeutete die gelbe Rose auch, dass es trotz der Versöhnung aus ist, in der Liebe. Wenn er sie im Internet nachschlug, dann würde er das herausfinden und sich was falsches denken. Nicht das ich glaubte, dass es ihn störte, aber es machte die Dinge für mich wesentlich komplizierter. „Allerdings. Möchte ich dich darum bitten die weitere Bedeutung außer acht zu lassen. Da es immer noch eine Rose ist, steht sie nebenbei auch für die Versöhnung nach einem Streit in der Liebe und zudem den Verlust der vor dem Streit vorhandenen Liebe, das konnte ich schlecht vermeiden. Es passte dennoch um einiges besser als leidenschaftliche Liebe und ähnliches. Immerhin sind diese Tropfen auch immer ein Zeichen an das Podium, da konnte ich schlecht was anderes probieren.“ Das verstand selbst er. Dennoch hatte ich das bedenken, dass er mir nicht glaubte und trotzdem dachte ich, dass es besser so war. „Na gut, wollen wir dann mal auf zum Tonstudio. Ich muss euch ja noch was beibringen.“, erinnerte uns Michelle und zwinkerte Seto zu, was ihm einen eiskalten Schauer über den Rücken laufen ließ. „Michelle! Lass dass, er ist doch nicht schwul!“, wies ich ihn zurecht, was uns allen ein Lachen kostete. Nebenbei fiel mir auf, dass Seto heute schon viel gelächelt hatte und dennoch hatte ich mein Ziel noch nicht erreicht, wo ich ihm doch eigentlich die roten Tropfen gegeben hatte. Um sieben Uhr waren wir schlussendlich im Studio und konnten zu proben anfangen. Mit wir waren Tomomi, Mayumi, Seto, Anzu und ich gemeint, da die anderen mit Mama im Wintergarten die theaterrelevanten Aspekte probten. „Also Mayumi braucht etwas auffrischenden Gitarrenunterricht, während sämtliche Klänge ihrem Gesang angepasst werden sollten und Tomomi..., dass ist die Frage. Wollt ihr nun mit drei oder zwei Keyboards spielen. Ich war mir sicher, dass Yuri und Seto das übernehmen würden.“, überlegte Michelle laut, als ich ihm dann jedoch erklärte, dass ich zu Mayumis Gitarre Bass spielen wollte, da es einfach besser aussehen würde und Anzu die ja auch mehr Musikinstrumente spielen muss, um auf eine gute Note zu kommen, dann etwas übernimmt, was uns jetzt noch einfällt. Michelle war doch gut in so was, ihm musste was einfallen! „Anzu, welche Instrumente spielst du normal?“ „Flöte und Klavier, aber letzteres nicht sonderlich gut.“ Flöte... „Hmm, gut, dann lass mal sehen! Wie viele Jahre?“ „3...“ In den Übungsphasen bekomme ich erst mal ganz schön viel Kritik. Eigentlich die meiste von allen. Außer der Hafe, der Leier und meinen Streichinstrumenten habe ich nämlich nie etwas mit Seiten gespielt und bin sichtlich überfordert. So schnell dass ich es in ein bis zwei Tagen lerne bin ich dann doch nicht und irgendwann kommen mir dann auch die ersten Tränen, worauf hin ich auf Violine umsteigen soll, dass passt mir aber nicht und Seto versucht mich einfach mit dem Synthesizer zu unterstützen indem er mir ein Paar Töne abnimmt. „Nach wie vor, auch wenn du nur noch die Basisakorde spielen musst. Dir fehlt die Performance Yuri. Dein Körper ist zu steif. Versuch mehr in die Musik zu gehen, beweg dich dazu. Uhm, komm mal her!“, weist er mich an und so lehne ich jetzt gegen die Wand und kann ihnen zu sehen. Mayumi beeindruckt durch ihre Begabung blind spielen zu können und dabei jeden Ton zu treffen. Sie entlastet Tomomi damit ungemein, der mehr von den Effektknöpfen erspart bleiben. Beide wippen mit dem Füßen im Takt. Tomomis Finger tanzen auf den Tasten. Für mich sieht es erst wie unnötige Bewegungen aus, aber mit dem zweiten Blick sehe ich es als sehr entspannend. Man gleitet in die Musik ein. Mayumi bewegt ihren Kopf weiter zu den Tönen, während sie dabei leidenschaftlich alles ins Mikrofon singt. Anzu kann nicht still mit der Flöte spielen. Sie benutzt ihre Füße um zu der Musik zu tanzen. Sie dreht sich und schwingt ihren kompletten Körper komplett zur Musik. Am meisten bewundere ich aber Seto, dem ich verträumt dabei zu sehe wie er sämtliche fehlenden Effekte ergänzt. Er spielt verzerrt einige Flötentöne, die Anzus Basisspiel verstärken und ergänzend mein fehlendes Bass. Und da wir gerade keinen Schlagzeuger haben spielt er die auch noch. Während er mit der einen Hand über die Effektfelder rennt spielt die andere seinen Teil. … Man sieht, dass er begabt ist. Auch seine Performance stimmt. Hin und wieder schließt er die Augen, sein Körper zuckt zur Melodie. Seine Füße wippen. Er hat sich einen zweiten Synthesizer an den ersten gestellt, so dass sie jetzt zueinander laufen. So kommt er an die alle Töne um sich groß zu verkrümmen. „Wahnsinn. Dabei spielen wir mit Anfängern.“, flüstere ich. „Seto ist sehr gut, er sollte vielleicht sogar mitsingen.“ Sobald das Lied zu ende nimmt, seufzt er und blickt in unsere Richtung. „Und das zu dem Aspekt, dass die grafischen Aspekte noch nicht ausgearbeitet sind?“ „Naja, wir wollten ja das anziehen, was Mama sich nun ausgedacht hat und wenn du nicht singen willst, können wir auch auf nen männlichen Vokalisten verzichten.“, starte ich einen Beschwichtigungsversuch auf den er eingeht und sich davor drückt. In unserer Pause versuche ich mich dann an meiner fehlenden Performance, was sich aber als schwierig gestaltet. Als mich mein Onkel daraufhin zur Erholung nach draußen schickt, merke ich wie mir gar nicht aufgefallen war, dass es bereits so spät geworden ist. Es ist 19:37. An der frischen Luft erinnere ich mich dann daran, dass ich ja noch das Grab von Setos Eltern besuchen wollte und daran, dass es gar nicht so weit weg war. Also machte ich mich auf den Weg dahin. * Nachdem ich nach einiger Zeit dann immer noch nicht zurück war, regte sich etwas in meinem Onkel, nämlich sorge und er dachte bereits darüber nach, mich suchen zu gehen, als knurrende Mägen ihn ablenkten. „Ah, außer der kleinen Pause hattet ihr nicht wirklich Zeit was zu essen.“, merkte er. Wir hatten uns Pizzas ins Studio liefern lassen, aber das war nun schon etwas her und in Anbetracht dessen, dass wir schon über 12 Stunden am Stück probten, wenig. „Einverstanden. Seto du gehst Yuri suchen, sie hat sich in ihrem Zustand vermutlich irgendwo versteckt und wir anderen suchen uns ein schönes Lokal aus, bevor ich mit Honoka und Jun ausmache, dass wir uns mit dem Rest treffen und uns etwas erholen. Morgen geht es dann weiter.“ Seto fragte gar nicht erst warum ausgerechnet er, denn wie ich richtig vermutet hatte und ohne dass ich es wusste, ist ihm die löchrige Erklärung doch Spanisch vorgekommen und diese Rosentropfen hatten etwas anderes anderes zu bedeuten. Es war die Wahrheit, die er vielleicht kannte und die ihn etwas fröhlich stimmte. Denn die Nacht über hatte er einen wunderschönen Traum. Einen, in dem ich ihm meine Liebe gestand. Er wusste nicht, dass es nur zur Hälfte ein Traum war und deswegen hatte er noch daran gezweifelt, als er unter der Dusche stand und sich versuchte wieder zu fangen. Doch wie ich dann vor ihm stand und mein Gesicht eine andere Farbe annahm, da glaubte er plötzlich etwas zu wissen. Er hatte meine Blicke auf sich gespürt, als ich ihm beim Spielen zusah. Unsicherheit wie auch ein Glücksgefühl hatten sich in ihm breit gemacht und ihn zu noch mehr angespornt. Suchend blickte er nun durch die Gassen und Wege, während die Sonne orange-rote Strahlen entsandte um den Himmel zu spalten, während sie unterging. Sie sagte den Menschen die zu dieser Zeit noch auf der Straße waren gute Nacht. Ein nostalgisches Gefühl machte sich in ihm breit, denn er wusste, er war schon ein mal hier. Erinnerungen, die er längst verdrängt hatte, wurden wach und trieben ihn ahnungslos voran. Er wusste was ihn am Ende seines Weges erwarten würde. Nur mit mir hatte er nicht gerechnet. Und nicht damit, dass ich mich vor dem Grab seiner Eltern hinknien würde und unter Tränen ein Gebet sprechen würde. „Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass ich sein Engel sein kann. Dem Mann den ihr zur Welt gebracht habt und den ich so sehr -“ Reflexartig versteckte er sich hinter einem der herumstehenden Bäume. Das letzte Wort wollte er trotz seines Verdachtes nicht glauben. Er lehnte dort und wartete einige Minuten. Denn obwohl er nun die Wahrheit wusste, empfand er sich nicht im Stande dazu mich damit zu konfrontieren. Zumal er sich erst recht nicht dazu durchringen könnte, mir zu sagen wie er darüber dachte und was er fühlte... Hätte ich damals zu reagieren gewusst. Vermutlich nicht. Und so wartete dieses Gespräch auf einen anderen Zeitpunkt. Nun lauschte er zunächst einer ahnungslos weiter betenden Yuri, mir. „Ganz egal was es mich kosten mag, auch wenn ich vielleicht niemals heiraten werde, ich werde es nie bereuen ihm die roten Tropfen gegeben zu haben. Mit dem Versprechen ihn oder keinen zu heiraten möchte ich mich ihm nähern, wenn ihr es mir in der Zukunft gestattet. Und irgendwann...“ Etwas in seiner Brust hat sich vielleicht zusammen gezogen. Etwas verunsicherte ihn vielleicht noch mehr. Etwas hatte ihn vielleicht so stark angestupst, dass er hinter dem Baum hervor kam und sich auf das Pflaster stellte. Er wartete bis meine Worte mit einem Amen geendigt und ich mich erhoben hatte. „Yuri.“, sprach er mit weicher und sehr leiser Stimme. Doch sie war laut genug für mich um sie zu vernehmen. Erschrocken fuhr ich herum. Mein Körper bebte vor Angst und meine Knie gaben beinahe unter dem Schock nach. Nur mit viel Mühe konnte ich einen Schritt zurück wagen. Ich wollte fliehen. Dieser ungewollten Situation entfliehen. Wie würde er reagieren? Wie könnte ich reagieren? „Du bist nicht wie die anderen. Nicht wie die, die ich dachte ausnahmslos auf Domino High zu treffen. Weder bist du oberflächlich noch eingebildet. Sondern ehrlich und aufrichtig. Und trotzdem hätte ich niemals gedacht, dass du so weit gehen würdest!“ Einige stille Tränen wichen von meinen Wangen. Ich blieb stumm. „Was wirst du tun, wenn ich dich nicht...“, fragte er. „Du hast deine Zukunft vielleicht ein für alle mal weggeworfen.“ Ich schloss die Augen. Gewährte den letzten Tränen den Weg über meine Wangen, bevor ich ihn entschlossen ansah. „Ich werde diese Entscheidung niemals bereuen. Ich liebe dich! Mehr als alles andere. Und egal was passiert, den Wunsch dich glücklich zu machen, er wird immer in meinem Herzen bleiben. Denn das heißt liebe. Und wenn du glücklich mit wem anders wärst, dann würde ich es akzeptieren, aber mein Herz würde nie aufhören dich zu lieben. Wenn es sein muss warte ich auf dich. Bis zum meinem Tod!!“, gestand ich. Ich wandte mich erneut diesem Grab zu. „Einmal dachte ich, dass ich dich glücklich machen wollte, weil ich Mitleid hatte, dann weil ich mich verfluchte, weil ich als einzige mein lebenlang unfähig geblieben war, jemanden glücklich zu machen, während mir alles zufiel. Dann aber wurde mir irgendwann klar, dass dies alles nicht stark genug war. Es gab andere Gründe, dich glücklich machen zu wollen. Als ich dir begegnet war und deine Augen sah, da wusste ich es. Ich bewundere den Mann, der so stark blieb. Den der alles erreichen konnte, was er wollte. Dich Seto, ich bewundere dich dafür dass du stark bliebst und dabei dein Herz nie verloren hast. Vielleicht vergräbst du es unter deinem Leid und deiner Enttäuschung, aber du fühlst dich dennoch dazu verpflichtet, anderen zu Helfen, die unter Gozaburo gelitten haben.“ Mit diesen Worten und einem breiten Grinsen wandte ich mich ihm zu. „Du bist du. Und du bist perfekt, genau so wie du bist. Deine Art arrogant und unnahbar, vielleicht sogar unfreundlich zu wirken, selbst die finde ich einfach nur wunderbar, denn hinter ihr versteckt sich jemand, der durch das ganze Leid ging ohne dabei sein Liebe zu verlieren. Du bist nicht wie er. Du bist nicht wie Gozaburo Kaiba. Denn du kannst noch lieben. Deinen Bruder! Und bestimmt auch viele andere Leute.“ Ich hegte keinen Zweifel an meinen Worten. Nicht einen. Und wie ich die Augen noch einmal schloss, um den Mut zu suchen um weiter zu machen, um vielleicht anzubieten zurück zu gehen - um die Stille einmal mehr zu brechen - schlangen sich zwei lange Arme um meinen Körper, die mich an seinen Oberkörper drückten. „Ai shite iru yo..., wenn ich darf, dann will ich die Bedeutung dieser Worte mit dir lernen. Ich will sie kennen lernen, so wie du sie kennst. Niemand käme dir je gleich.“ Meine Augen weiteten sich und als ich zu ihm nach oben schauen wollte, so langen seine Lippen bereits auf meinen. Ich könnte nie sagen, wie lange der Kuss nun tatsächlich war. Doch angefüllt hat er sich wie die Ewigkeit selbst. Die Ewigkeit, die von vielen kleinen Glühwürmchen beobachtet und umtanzt wurde. „Man wird die Möglichkeit bekommen, eine große Freundlichkeit zu erweisen, die sich für einem später sehr bezahlt machen wird.“ Fragenden Blickes sah ich ihn an. „Das ist die Bedeutung von Glühwürmchen in Europa.“ Lächeln entgegne ich ihm. „Die kommen zu spät.“ Auch er musste grinsen. „Vielleicht tun sie das für dich, denn ich habe alles an Freundlichkeit bereits von dir bekommen und dennoch, habe ich dir noch nichts von allem wiedergegeben.“ „Du hast dich an mich erinnert. Über 10 Jahre.“ „Woher-“ „Du nanntest mich ,Yuri'.“ Mit einem schmollendem Blick besetzte er mich. „Und du hast gelogen, was die Rosentropfen angeht. Und das nicht besonders gut.“ „Kann auch nicht sagen, dass es eines meiner Talente wäre.“ Er drückte mich fester an sich. „Yuri, irgendwann bin ich bestimmt in der Lage dazu so etwas zu zeigen oder zuzugeben. Aber bitte,-“ Fortsetzung folgt... Na, seid ihr schon gespannt? Die Fanfiction ist geschätzt vielleicht noch nicht ein mal bei der Hälfte :D. Kapitel 12: Amitié étroite -------------------------- Anmerkung: Dieses Kapitel widme ich dir LilLuna und hoffe inständig du freust dich darüber. Denn ich habe speziell für dich einige Änderungen darin vorgenommen, als dass ich ein bestimmtes Pairing erst viel später shippen wollte, das jetzt aber erstmal Vorrang bekommt. Kapitel 12: Amitié étroite „... lass es unser Geheimnis bleiben, mon petitée amie.“, hatte es geheißen und kurz darauf hatte sein Handy geklingelt und Michelle verriet uns in welchem Restaurant wir uns also treffen würden. Gerade liefen wir den Fluss entlang, an dem ich den Tanz der kleinen Leuchtkäfer auf Paarungssuche noch mehr bewundern konnte. „Wie romantisch.“, hatte ich gesagt und mein Gesicht sich zudem erhellt, als Seto meine Hand ergriff und sie fest in seinen hielt. „Bis wir wieder in dem bewohnten Teil des Dorfes sind.“, flüsterte er und sah in die andere Richtung. Ich hatte Seto noch nie mit einem so durchblutetem Ohr gesehen. „Suki...“, hauchte ich mitsamt eines Kusses auf die Wange. „Muss dass sein?“, fragte er ebenso leise und konnte mich immer noch nicht ansehen. „Aber in der Schule und bei unseren Freunden...“ „Du hast recht.“, gestand er und fuhr mit seiner anderen Hand sanft unter mein Kinn. Die Welt ist wunderschön wenn man lebt, dachte ich noch, wie er mir einmal mehr einen Kuss auf meine Lippen gibt. * Das Restaurant war eines der einzigen Lokale, dass noch nach Mitternacht aufhatte. Denn es war inzwischen nach 23 Uhr und es sollte sich lohnen. „Na, ihr zwei! Habt ihr es also doch endlich hier hergeschafft.“, schrie Jounouchi, der mit zwei Fleischkeulen in der Hand aufgestanden war und ein Bein auf dem Stuhl abgestellt hatte. Eine seiner Keulen stopfte er dabei in den Mund und die andere zeigte auf uns. „Kannst du dich nicht wie ein zivilisierter Mensch benehmen?“, fuhr Seto ihn an und hatte bereits wieder Migräne. Mir blieb nur ein etwas entrüstetes Lachen. Jounouchi. Das war so typisch für ihn, aber meiner Mutter schien es zu gefallen. Sie ermutigte ihn, indem sie zu ihm klatschte und fröhlich war. „Vater! Du weißt genau Mama verträgt nicht einen Schluck Wein!!“, fuhr ich ihn an. Seto glaubte das nicht. „Sie ist...?“ „Ja. Auf jeden Fall.“, weinte ich und zuckte machtlos mit den Schultern. „Wieso machen wir das eigentlich?“, hakte Seto nach und hielt sich eine Hand an den Kopf. „Na, weil ihr Montags um 1 Uhr in der Früh abfahrt und demnach morgen den ganzen Tag durchmacht. Wann sollen wir euch also verabschieden? Und jetzt setzt euch!!“, befiehl Papa Jun, als er fertig erklärt hatte. Wir taten wie ihm geheißen und setzten uns auf die zwei freien Plätze, die nebeneinander standen. Ewwww. Ich wurde wieder rot. „Yuri! Ess auch was, es ist echt herrlich!“ „Iss!“,fuhr Seto den Blonden an. „Was!?“ „Es heißt iss und nicht ess!!“ Die beiden stritten schon wieder. „Was sich liebt das neckt sich, macht weiter!“, lallte meine Mutter. „Sonnaaaaaaa...“, entfleucht es mir und ich fühlte mich von einem Schamgefühl überwältigt. „Papa, dai kirai. Miharu, hast du sie nicht aufgehalten?“ „Bevor du das sagst, sag mir mal, wie du die beiden aufhältst.“, konterte sie ebenfalls seufzend. „Muri...“, jammerte ich und wir versuchten uns damit zu trösten, dass das essen wirklich gut schmeckte. „Ihr habt eine wirklich verrückte Familie.“, merkte Seto nicht als einziger an. Schulter zuckend und Kopfschüttelnd ließen wir unkommentiert, dass Michelle sich an Tristan kuschelte und ihm einen Wein anbot. Dieser wies es zunächst freundlich zurück, tauschte aber schließlich den Platz mit Miharu, die zuvor neben mir gesessen hatte. Auf der anderen Seite konnte Miharu einen flüchtig vernichtenden Blick Setos auf den anderen Brünetten beobachten und musste schmunzeln. „Miharu, magst du einen Schluck mit mir trinken?“, bot Michelle ihr nun an. Doch bevor Miharu irgendetwas erwidern konnte, hatte Mama, die neben Seto saß die Hand über den Tisch gestreckt und ihm die Flasche abgenommen. „Niee!“, lallte sie und zeigte ihm die Zähne. Dann wollte sie die ganze Flasche trinken und mein Vater musste sie ihr abnehmen, weswegen sie beleidigt auf dem Tisch lag und kreise auf ihm malte, während sie nuschelte, Jun hätte sie nicht mehr lieb. Miharu und ich brachen daraufhin in schallendes Gelächter aus, weil Seto sie mit hochgezogenen Augenbrauen und skeptischem Blick musterte. „Schatz, ich hol dir ein Glas Wasser. Seto pass doch bitte mal auf sie auf.“ „Deine Eltern sind echt cool, Yuri.“, lachte Jouno sein essen genießend, wenn man das denn noch so nennen konnte. „Ich weiß. Deshalb lieben wir sie auch so sehr. Richtig, Mi-chan?“ Miharu lachte und sah mich grinsend an. „Klar. Sie sind toll. Deswegen sind wir doch heute so!“ Daraufhin wollen nun erst mal alle wissen, was wir damit meinten. „Na ja. Trotz allem Pflichtbewusstsein, Intellektuellem Pflicht Grundwissen und zeitlichem Freizeitmangel sind wir locker, aufgeschlossen und meistens happy.“, wandte Mi-chan ein, woraufhin Jounou etwas entgegnete, was er besser für sich behalten hätte. „Ach so, dass ist dann wohl auch der unterschied zwischen euch und Kaiba!“ Zunächst kehrt einmal absolute Stille ein und keiner wusste, was er sagen sollte, als Tomomi ihm jedoch einen Klaps auf den Hinterkopf verpasst, weil sie gerade neben ihm sitzt. „Musst du eigentlich immer auf streit aus sein?“ „Wieso? Stimmt doch!“ „Weil dich die Erziehung anderer und deren Verhalten dich rein gar nicht angeht! So was ist ein Tabuthema, kapiert? Sonst komm ich mit meinem Bogen zurück.“ Daraufhin funkelte sie ihn nochmal durch warme Rehaugen bedrohlich an und er nickt verängstigt. „Gut so, glaub mir, mit Tomomi magst du nicht streiten.“, wandte Mayumi mit einem grinsen ein. „Das weiß ich von der Eröffnungsfeier noch.“, entgegnete er mit einem gezwungenen Lächeln. „Ich kann noch viel mehr.“, gab sie verschmitzt von sich. „Hi hi, frag sie mal, wieso sie bei dem Thema so aggressiv werden kann, vielleicht verrät sie dir was.“, rate ich ihm. „Wieso?“, fragte er und sah sie neugierig an. „Hm, ich bin der Ansicht, das Erziehung nen Thema ist, dass jeder anders sieht. Du kannst den Charakter eines Menschen nicht auf seine elterliche Erziehung beschränken und außerdem, ich zum Beispiel will so was nicht gesagt bekommen. Wenn mir einer sagt, ich sei so wie ich bin, weil meine Eltern sich immer streiten, dann werde ich auch wütend, weil es einfach niemanden was angeht. Was ist mit dir Jounou bist du so wie du bist, weil deine Eltern sich geschieden haben?“ Jounou verzog sein Gesicht. „Du hast recht, das ist nen ekliges Thema. Darüber will ich auch nicht immer reden und stimmen tut es zum Teil auch nicht. Die Eltern haben manchmal auch gar keinen Einfluss auf den Charakter.“ „Und letzteres ist meines Erachtens nach genau das, was auf Set-chan zutrifft. Ihn und seinen Stiefvater trennen Welten. Selbst wenn sie sauer sind.“, fügt meine Mama ein die gerade ihr Glas Wasser gekriegt hat. „Weiß ich doch. Kenne ihn ja immerhin. Ich wollte ihn ja auch nur ein bisschen ärgern.“, gab Jounou beschämt zu. „Pfff.“, machte Kaiba, der gar nicht so gerne Gesprächsthema ist, wenn es darum geht. „Ihr kanntet ihn auch?“, kam es nun von mir und ich sehe Seto an. Dieser seufzt und erzählt stumpf von seinem Stiefbruder und dessen Versuch sich Setos Körper zu rauben, weil er mit ihm dem Cyper Space entkommen und die Kaiba Corp erneut übernehmen wollte und das eins zum anderen und schließlich zu dem Wiedersehen mit seinem Stiefvater führte. „Schrecklich.“, entwich es mir daraufhin nur und Mutter blickte ihn mit diesen undefinierbaren Augen an, die vermutlich nur ich zu 100% deuten konnte. Gozaburo hatte Mutter wirklich getroffen. Sie hatte ihn bei der Zeremonie angehört und ihn in seinen vollen Facetten gesehen. Sie kannte ihn vielleicht besser als jeder andere. Und so jemand hatte Seto erzogen. Angewidert blickte sie in ihr Teeglas. „Gozaburo Kaiba. Der Mann den ich kennen lernte, machte mir Angst. Und das obwohl ich oben auf dem Podium saß.“, erzählte ich. „7 Minuten.“, flüsterte Seto. „Ich wüsste wirklich gerne, wie deine Mutter das vollbracht hat.“ Auf diese Wort hin schloss meine Mutter die Augen, hob ihren Kopf in ihre Richtung und öffnete sie langsam wieder. Und mit jedem Millimeter, den sie sie öffnete wurde unseren Freunden mulmiger. Sie erlaubten keine Lügen. Sie waren stark violett und schienen geradewegs in die Seele zu gucken. Sie sahen in die tiefe, in das verborgene eines Menschen. „Gozaburo Kaiba war skrupellos und nicht einmal Leben war für ihn so viel Wert, dass er ein einzelnes geschätzt hätte. Als er mir gegenüber saß, sah er in diese Augen mit all seiner Oberflächlichkeit. Ihn umgab eine Schicht aus Dunkelheit und Respektlosigkeit allem und jedem Gegenüber und er amüsierte sich über diese Augen und verspottete sie, in dem er sie belog. Er hatte die Perfektion dessen erlernt. Nicht ein einziger Muskel kniff zusammen, log er. Er guckte nicht weg, er log in meine Augen. Weder zitterte er, noch ließen seine Augen einen Blick in sein inneres zu. Aber eines wurde ihm doch zum Verhängnis. Ihn umgab nichts menschliches mehr. Jegliches Gefühl war von ihm gewichen. Es existierte einfach nicht mehr. Weder Reue noch Angst. Aber ein Gefühl konnte ich ihm doch geben. Unbändige Wut wie ich ihn nachdem ich sieben Minuten nicht einem seiner Worte lauschte, ihn stattdessen ansah, mit den selben Augen. In diese Augen.“ Sie waren kalt, gefühllos. Vielleicht Resigniert, aber eigentlich auch einfach nur so voller Mitleid, dass es auf Dauer schwer viel, ihnen stand zu halten. Jemand der sein Leben lang versuchte alle seine Gefühle zu begraben und zu vernichten, ja so jemand würde sich darüber aufregen, sieben Minuten lang in diese Augen zu sehen. Nicht nur die anderen, selbst Seto hatte den Blick bereits abgewandt. „Seto hat nicht einen Krümmel mit ihm gemein. Er ist nicht abgestumpft. Merk dir das, Jounou. Dieser Mann war fürchterlich und als er ging. Sah er mich nicht mehr an. Ich suchte seinen Blick. Suchte nach Hoffnung. Aber stattdessen blickte er nicht ein einziges mal zurück. Nur eine sah er an.“ „Damals blickte er mich an, mit diesen alles erdrückenden kalten Augen, die sagen sollten, ihr seit Abschaum, ihr seit mir und meiner Firma nicht gewachsen. Ich vernichte euch.“, ratterte Yuri resigniert runter. „Er hasste sie zu beginn, weil sie meine Tochter war, aber eben dass wurde ihm zum Verhängnis. Er sah in die Augen meiner damals 4 Jährigen Tochter, damals als Miharu noch nicht geboren war und versank in weder Furcht noch Ehrfurcht. Sie sah ihn an mit den Augen eines Kindes das Trauer empfand.“ „Ich habe nur auf Mutters Blick reagiert, die ihn mit eben diesem Blick angesehen hatte. Ich dachte er muss untergehen. Er muss verlieren. Deswegen sah ihn meine Mutter so an. Also sah ich ihn auch so an.“ Bis auf die anderen Gäste drang zunächst einmal nichts an mein Ohr. Erst als ein Kellner fragte, ob wir was zu trinken haben wollten, gingen wir wieder ins gesprochene Wort über. „He, dass ist unsere Yuri.“, nuschelte Mayumi, ehe sie anfing laut los zu lachen. „Du hättest es fertig gebracht und ihn bemitleidet, obwohl er dir Angst gemacht hat. Ha, ha, du hast vermutlich echte Sorge getragen.“ „Jemandem der so grausam war, konnte nur etwas so schlimmes passieren. Es gibt immer jemanden der besser ist. Er ist eben mit seinem Hochmut an Seto geraten, sein Pech, dass er so Stolz war.“, entgegnete ich ihm und musste ebenfalls grinsen. „Richtig, von einem 12-jährigen.“, lachte Vater und musste sich die Hand vor den Mund halten, um die anderen Gäste nicht zu übertönen. Plötzlich lachten wir alle und Seto wusste nicht wie ihm geschieht. „Gut gemacht, Seto, ich hab ihn echt nicht ausstehen können.“, entgegnete Michelle und zeigte ihm den großen Daumen. „Pff.“ „Dir ist auch gar nichts recht, Kaiba, jetzt lach doch mal, Yuri zu liebe!!“, stichelte Jounou ihn. „Hey!“, stieß ich auf und versuchte böse zu gucken, schmollte aber eher. Seto seufzte. „Sag mir worüber.“ „Hmm, lass mich mal überlegen. Worüber könnte man lachen.“, dachte Jounou laut. „Vielleicht darüber, dass du noch nicht herausgefunden hast, dass es Servietten gibt und du dein essen nicht am Ärmel abschmieren musst.“, seufzt Bakura. Daraufhin bekommt Setos Gesichtsausdruck tatsächlich ein diabolisches Grinsen. „Hey, Yuri, hier gibt es doch ne Tanz- und Bühnenfläche mögt ihr es da nicht mal versuchen. Wie ihr ankommt?“, schlägt Miharu vor und geht los um zu tanzen. „Lasst ihr sie jetzt etwa alleine tanzen? Anzu und Mayumi brauchen wir, Jounou, Bakura, Tristan, Yugi, ihr müsst auch tanzen!“, schlage ich vor und zerre Jounou mit. Anzu nimmt sich Yugi, Tomomi Bakura und Tristan folgt auch so. „Amitié étroite...“, kommentiert mein Onkel. Das hieß so viel wie innige Freundschaft auf Französisch. Auf der Bühne ärgerte Seto sich über den fehlenden Synthesizer und musste sich mit dem Keyboard zufrieden geben. Anzu hatte ihre Flöte ja dabei und Mama reichte mir meine Violine. Kann ja hier nichts spielen, was ich noch nicht gut genug kann. Mayumi nahm sich die Gitarre. Und Tomomi bekam aufgrund der fehlenden Instrumente die Möglichkeit mit Bakura zu tanzen, der sie danach fragte. Miharu tanzte mit Mama. Tristan und Jounouchi irgendwo in einer freien Ecke und brachten sichtlich viele Menschen zum lachen. „D-du tanzt gut.“, bemerkte Bakura. „Danke, aber eigentlich bist du ja der der führt und du machst das echt gut. Ich kann nur dass, was Mayumi uns mal im Sport beigebracht hat.“, entgegnete Tomomi. Wenn Yuri sich nicht irrte, dann sah sie ihre beste Freundin zum ersten mal in Verlegenheit. Zumindest gegenüber eines Mannes. „Danke auch. Tomomi, wir haben uns ja eigentlich nie richtig unterhalten, dass bereue ich ein wenig. Ich weiß quasi nichts über dich.“ „Ach was, wieso bereuen, ich kann dir auch einfach jetzt was von mir erzählen.“, bot sie lächelnd an. „Na ja, zum Beispiel welche Hobbies du hast, wüsste ich gerne.“ „Hm, Reiten, Karate und Bogenschießen.“, zählte sie auf, woraufhin Bakura etwas gerne wüsste, aber es nicht ganz hinkriegt. „Spielst du..., äh, na ja...“ „Duel Monsters?“, riet Tomomi und war sich ziemlich sicher, dass er darauf hinaus wollte. „Ja, ich dachte, vielleicht haben wir ja wenigstens ein gemeinsames Hobby. Du hast so viele eher ungewöhnliche Hobbies. Also, nicht wirklich, aber eben für Japan. Hier reiten halt eher weniger. Und Mädchen die Karate machen, kenne ich auch eher keine.“ „Stimmt, aber mir gefällt es halt. Also ich habe es nie aktiv gespielt, aber ich kann es. Und mein erstes Duell gegen einen, der im Halbfinale des damaligen Wettbewerbs, du weißt schon, der vor dem Königreich der Duellanten, in dem Rex Raptor und Weevil Underwood sich gegenüber standen, jedenfalls einen der Halbfinalisten habe ich geschlagen.“ „Was echt? In deinem ersten Duell?“ „Ja, aber knapp, ich hab fast verloren, weil ich meinen Zug beenden wollte ohne anzugreifen und Yuri ist eingeschritten. Sonst hätte ich verloren. Eben weil ich es selten spiele. Ich sehe den Menschen lieber dabei zu. Das macht mehr Spaß.“ „Ach so? Und... also und Archäologie? Was hältst du davon?“, stotterte er und ließ sie eine Umdrehung machen. Irgendwie hatte er die Vermutung, dass sie das langweilig und doof finden würde. Innerlich seufzte er schon. „Finde ich sehr interessant. Neben dem Dolmetscher Kursen steht es mit unter als die Studiengänge, die ich vielleicht mal studiere.“ „Wirklich?“, entfuhr es ihm ungläubig und er sah ihr tief in die Augen. „Jup. Ich finde es eigentlich sehr interessant.“ „Mein Vater ist Archäologe und ich interessiere mich sehr dafür.“, gestand er nun ehrlich. „Cool, dann kannst du mir ja mal was darüber erzählen. Außer die ganze Mythologie und einzelne Funde in Ägypten fehlt mir etwas das Wissen darüber.“ Nach einigen Stücken, die wir gespielt haben und das scheinbar erfolgreich, gehen auch Anzu und Mayumi zum tanzen über und ernten dafür viel Applaus. Eigentlich wollte ich auch mit Seto tanzen, aber dann dachte ich, dass er dazu sicher keine Lust hätte vor den anderen und ich senkte leicht traurig den Blick. Selbst meine Mutter und Vater tanzten. Vielleicht könnte ich Jouno oder Tristan fragen? Alleine wollte ich nicht tanzen. Anzu hatte gerade Yugi in einer Ecke stehend gefunden und hinter sich her gezerrt. Mayumi stand alleine irgendwo. Vielleicht sollte ich auch mit ihr tanzen? Wie ich darüber nachdenke, höre ich neben mir ein räuspern und er streckt mir eine Hand entgegen, während er in eine andere Richtung sah. „Ich erzähle ihnen, deine Mutter hätte mich drum gebeten.“ Ich sah zu Mama, die ihn mit ihren Augen angesehen hatte. „Hi hi, danke, Seto!“ „Lass das!“, entgegnete er nur und wurde rot. „Sonst merkt es noch wer.“, flüsterte er und ich nehme seine Hand. „Magst du eigentlich Süßigkeit?“ Über mein Ohr gebeugt flüstert er mir was ins Ohr, bei dem ich knall rot werde und am liebsten weglaufen möchte. „Nur wenn du sie für mich machst.“ Fortsetzung folgt.... P.S.: Hoffe es hat die gefallen und ich werde dich jetzt öfter mit Bakura miteinbringen :D Kapitel 13: Das, was nicht gesagt werden muss --------------------------------------------- Kapitel 13: Das, was nicht gesagt werden muss Der Abend war ein voller Erfolg gewesen, mit der Folge, dass wir erst einige Minuten nach drei Uhr in der Früh nach Hause kamen und das Studio bereits um wieder sieben Uhr gemietet war. Doch bereits am Dienstag war der Tag der Offenen Tür und am Donnerstag darauf der besagte Elternabend. Wann also würden sie den Schlaf aufholen. „Ach ja.“, seufzte mein Vater. „Michelle, lass sie wenigstens acht Stunden schlafen. Brauchen sie denn noch viel Übung?“ „Außer deiner Tochter mit der Gitarre eigentlich nicht mehr sooo viel. Zwölf Stunden am Stück können sehr viel bringen. Und sie haben ja nicht bei Null angefangen.“ „Dann wecken wir euch um 12 Uhr. Das sind bis ein Uhr in der Früh nochmal zwölf Stunden, dass sollte reichen. Wenn sie dann noch keine Bestbewertung bekommen, obwohl Seto und Yuri daran beteiligt sind, hetze ich die Konkurs Jury auf die Notenvergeberin.“, denkt sich Vater laut. „Stimmt, Yuri spielt ja nicht überall Gitarre.“ „Onkel Michelle-kun, ich werde sie morgen besser spielen!!“, protestierte ich. Auch wenn es keine Absicht von ihm war, doch seine Kritik verletzte mich, also schmollte ich. Als dann alle in ihrem Zimmer verschwunden waren, stand ich noch auf dem Flur und wusste nicht so recht wohin mit mir, da ging eine Türe auf und Seto stand mit einem mal im Flur. Abwartend blickte er mich an und eine leichte Röte befiehl mich erneut. Was wollte er denn? Er schloss die Tür hinter sich und kam auf mich zu. Vor mir beugte er sich zu mir hinunter und flüsterte mir etwas ins Ohr. „Wir sind eh Diejenigen, die zuerst aufstehen, da kann ich dich vermutlich auch heute Nacht heimsuchen.“ Über meinem Kopf rauchte es plötzlich, doch das ignorierte er und schob mich stattdessen in mein Zimmer. „D-das ist mir aber peinlich.“ „Wieso, welche Farbe hat dein BH denn? Immer noch der hellblaue mit den vielen Rüschen von heute Morgen?“ Reflexartig umschlang ich meine Brust, indem ich schützend die Arme davor überkreuzte. „So weit bin ich noch nicht, Seto, raus!“, befahl ich. „Ich tu dir schon nichts.“, antwortete er lediglich, umarmte mich und ließ sich samt mir ins Bett fallen, wo er mich festhielt und einfach einschlief. Wenn ich nicht so verdammt müde gewesen wäre, hätte ich vermutlich die ganze Nacht wach gelegen, so aber bin ich sofort weg gepennt. Der Tag war wirklich viel zu anstrengend. Spielt ihr doch mal zwölf Stunden und morgen das ganze noch mal. Geträumt habe ich dann von einem Friedhof und vielen Glühwürmchen und meinem aller ersten Kuss mit Kaiba. * Morgens wurde ich dann sanft gegen halb Zehn von Seto geweckt, der es nicht gewohnt war mehr zu schlafen. Er hatte mir einen Kuss in Nackengegend, genauer hinter mein Ohr gehaucht und sein warmer Atem jagte mir dabei einen Schauer über den Rücken. Mit geröteten Wangen sah ich ihn an und er lächelte. „Ich träume immer noch.“, flüstere ich. „Seit gestern Abend schon. Vermutlich bin ich irgendwo gestürzt und habe mir den Kopf gestoßen oder bin sogar schon Tod.“, mutmaßte ich und durfte einen schmollenden Seto sehen. Das war so was von unüblich für ihn und zugleich so süß. „Komm, hoch. Du suchst die Gitarre und ich mach das Frühstück. Ich bringe dir dann ein bisschen was bei.“ Ich nickte. Und wollte aus dem Bett krabbeln, wurde aber zurück gehalten, weil mich jemand nicht los lassen wollte. „Seto, ich kann meine Gitarre nicht suchen gehen.“ „Und wieso das nicht?“ „D-du hältst mich fest.“ Darauf hin ließ er mich schließlich los. Ob er sich vielleicht noch etwas anderes erhofft hatte? „S-seto?“ Er sah beinahe leicht säuerlich aus dem Fenster. „Hör zu, ich bin das ganze nicht gewohnt. Kein bisschen. Weder weiß ich wie eine Beziehung funktioniert, noch weiß ich irgendetwas, wenn es über Frauen geht.“, murmelte er. „Aber du bist genau richtig, so wie du bist. Das ist kein Problem für mich. W-wenn es ein Problem für dich ist, sag mir einfach, was dich belastet. Ich suche dann nach einer Lösung für uns. Beziehung heißt nichts anderes als Kommunikation!“ Damit gab er sich zufrieden. Er stand also auf und sah mir noch einmal in die Augen. „Uhm... ich, also darf ich dich was fragen?“, druckste ich heraus, woraufhin er abwartend die Augenbraue hob. „Seto. … Darf ich in dich verliebt sein?“ Über diese Frage weiten sich nun erst mal seine Augen und er sieht mich überrascht an. „Kann man so was verbieten?“, fragte er zurück. „Du darfst mir alles sagen. Weil ich dich liebe, will ich alles über dich wissen. Es ist in Ordnung, wenn du mir einfach sagst, was von mir erwartet wird. Ich will dir zeigen, was meine Liebe ist. Aber wenn dich das verunsichert, dann sage ich vielleicht gar nichts mehr... “ Er sah mich an. Habe ich ihn verärgert? Schließlich wandte er seinen Blick ab und als ich den meinen senken wollte, blickte er aus dem Fenster und begann zu sprechen. „Es ist nur so, dass ich nicht aufhören kann. Seit dem deine Augen meine zum ersten mal wieder kreuzten, denke ich an dich.“ „D-du auch!?“, entfuhr es mir und ich sah ihn wieder an. Genau so wie an jenem Tag. „Egal ob du wütend auf mich warst, ob du Musik spieltest oder bloß versucht hast mich zu ärgern. Ich musste an dich denken. Und es kam mir wie ein Fluch vor. Ich kann nicht arbeiten und nicht einfach schlafen, ohne dass ich an dich denken muss. Stunden lang. Ich will nicht dass du verschwindest. Aber diese Angst habe ich nun mal.“, gestand er und dieses mal sind es meine Augen die sich weiten. „Aber wieso sollte ich verschwinden? Mein Platz ist neben dir.“, beruhigte ich ihn oder versuchte es zumindest. „Ist es in Ordnung, wenn ich es noch nicht sagen kann? Ich weiß wie unsicher ich war, als ich dich diese Worte noch nicht sagen hörte...“, flüsterte er. „Ich habe mich entschieden. Dafür vielleicht sogar ein Leben lang darauf zu warten. Es ist nicht mehr wichtig. Du bist hier.“ In meinen Augen bildeten sich Tränen und als er sich mir zuwandte und sie sah, beugte er sich hinunter, um sie hinweg zu küssen. Auch wenn er es nicht sagte, gab es keine Sekunde seit diesem Kuss mehr, in der ich an seine Liebe zu mir zweifelte. Wenn er denn Mund auf machte, dann spürte ich seine Wärme zu mir. Ich konnte ihn nur ansehen und bewundern. So wie ich ihn immer bewundert habe. Und lieben, wie ich ewig in ihn verliebt war. Wir standen vielleicht viel zu lange da. Wann würden die anderen aufstehen? „Wenn wir noch lange hier stehen, dann musst du für die anderen auch gleich Frühstück machen.“, kicherte ich. Er seufzte. „Dann bleibt mir keine Zeit mit dir alleine. Denn nachdem du sagtest, dass im Beisein deiner Freunde -“ „Unserer. Auch wenn du es vielleicht noch nicht so siehst, aber Jounou und die anderen haben dich wirklich sehr gern.“ „Wie dem auch sei, auch wenn wir da verschiedener Meinungen sind, und ich mir sicher bin mich nie mit Jounouchi verstehen zu können, in ihrem Beisein und in dem Beisan unserer Schulkameraden, werde ich dir nicht näher kommen können, ohne einen riesigen Medienrummel zu verursachen und Getratsche anzukurbeln. Im Moment wäre mir das einfach nicht lieb, aber das stiehlt uns so viel gemeinsame Zeit, die ich nur mit dir verbringen könnte. Dann bleibt mir wieder nur dieses unschöne und verzehrende Gefühl.“ „Ich finde dieses Gefühl aber unsagbar schön.“ Er sah mich erneut mit diesen verwirrten Augen an. Mit seinen blauen schönen Augen. „Na ja, mit dir zusammen sein ist das aller schönste, aber auch die Sehnsucht die ich nach einem Menschen empfinden darf ist so unsagbar schön. Ich darf mich nach dir sehnen können und meinem Herzen lauschen, dass mir erzählt wie sehr es in dich verliebt ist. Irgendwann würde es so viel Sehnsucht angestaut haben, dass ich es dir noch eindringlicher sagen können werde.“ „Wenn das passiert, dann verliere ich vielleicht das Gleichgewicht. Denn wenn du mich noch mehr lieben könntest, würde ich es irgendwann nicht mehr aushalten können.“, gestand er. Und nach einiger Zeit die wir uns noch ansahen und Mut ansammelten um uns nach einem Kuss zu trennen, suchte ich dann doch meine Gitarre. Ich setzte mich ins Wohnzimmer, wohin auch Seto wenige Zeit später kam und ein Tablett mit zwei Tassen warmen Tee, einigen Apfelstückchen und zwei Tellern mit je zwei Sandwichs auf den Tisch platzierte, ehe er sich zu mir setzte und mir zunächst einmal nur zuhörte. „Was genau fällt dir denn schwer, wenn du Harfe spielen kannst, dann ist das doch kein Problem für dich.“ „Na ja. Aber das Bass hat dickere Saiten. Ich soll ja eigentlich nur die Noten vom Blatt abspielen, aber dann finde ich sind sie zu tief für Mayumis sanfte Stimme aber höhere Töne gibt das Bass nicht von sich.“ „Du sagtest immer Gitarre. Das ist ein Bass oder?“ „Ja. Ist ein Bass nicht auch eine Gitarre?“ „Baka...“, sagte er und hielt sich den Kopf fest. „Du bist nur gut in klassischer Musik.“, sagte er und lachte. „Warum lachst du? Lass das, oder ich bin beleidigt!“ „Bist du doch auch jetzt schon. Und eine Frage hätte ich.“ „Ja? Was denn?“ „Ist ein Kontrabass das selbe wie eine Violine?“ Ich sah ihn mit großen Augen an. „Ehh. Nein. Klar sie sind beides Streichinstrumente, und das E-Bass und die E-Gitarre gehören zu den Gitarrenarten, oder?“ „Also ein E-Bass, ist eigentlich dem Kontrabass sehr ähnlich, es ist ja auch nur eben elektrisch. Und wie du sagtest viel tiefer, als die Gitarre. Und ja, die tiefen Töne unterstützen nicht die Stimme von Mayumi, dass heißt, wenn man sie zu langsam spielt. Du hast in den Proben gestern den Rhythmus nicht getroffen, weil du ihn nicht aufgenommen hast. Versuch doch mal dran zu denken, wie die anderen gespielt haben.“ „Du hast recht. Ich verstehe mich tatsächlich nur mit klassischer Musik, dass ist zu viel für mich. Ich sehe gar keine Fehler, die ich gemacht haben soll.“, meckerte ich. Was soll ich denn auch groß so falsch gemacht haben. Ohne ein Wort ging Seto hoch. Ich dachte erst, er wäre sauer gewesen und käme nicht mehr zurück. Doch dann brachte er mir meine Violine und wollte von mir, dass ich sie spielte. Nightcore auf Violine. Es machte Spaß und klang gut. Vermutlich hätte es besser geklungen, als das doofe Bass. …. „AH!“, schrie ich und hatte wahrscheinlich das halbe Haus geweckt. Ich nahm das Bass zur Hand. Ich Idiot!! Das doofe Bass? Ich hab mich von vornherein überanstrengt gefühlt. Nach dem ganzen Stress mit verschiedenen Instrumenten die letzten Tage und dem Zeitdruck hatte ich mich nur noch auf die Noten beschränkt und mich in keinster Weise mehr in das Instrument versetzt. Das Bass in meinen Händen würde nur so gut sein wie ich es spielte. Also spiele ich es. Und zwar so wie eine Yuri Tenshino es spielen würde. Nämlich genau so, dass es Spaß machte. „Das Bass ist tief. Was unterstützt das Bass? Das Bass setzt Akzente an manchen stellen.“ „Und obwohl die Nightcore Musik eher High Pitched ist, ist das Bass mit seinen tiefen Tönen trotzdem für das gesamte Wichtig. Versuch sie richtig zu spielen. Stell dir vor, das Bass setzt die Beats, zu denen Mayumi tanzen wollen würde.“ „Die Beats? Ich glaube damit kann ich etwas anfangen. Ich hatte anfangs keine Lust das Bass zu spielen. Ich dachte es wäre das sinnvollste und sähe am besten aus. Aber nachdem ich schon so viele unterschiedliche Instrumente in der Hand hatte und so viel und immer wieder umstellen musste, fühlte ich mich insgeheim überfordert und jede Kritik machte das ganze nochmal schlimmer." Doch jetzt könnte ich spielen. Ab jetzt würde Musik wieder Spaß machen. Kapitel 14: Tag der offenen Tür ------------------------------- Kapitel 14 : Tag der offenen Tür Der Montag war alles andere als leicht gewesen, nachdem wir den ganzen vorherigen Tag geprobt haben und ich im Auto nicht schlafen konnte, weil ich Reisekrank wurde. Wir hatten zu allem über Fluss auch noch Sport, der sich so gestaltete: „Wir spielen heute Volleyball, also findet euch in dreier Gruppen zusammen. Da wir allerdings nur sieben Mädchen in dieser Sportart sind, spielen wir es mit den Jungs zusammen.“ Alle anderen Mädchen hatten entweder den Tanzkurs, den Athletik- und Turnkurs, den Schwimmkurs oder den Selbstverteidigungskurs belegt. Darunter leider auch Mayumi und Anzu, die wen wundert es den Tanzkurs belegt haben und Tomomi, die sich für den Athletik- und Turnkurs entschieden hat. Bisher hatten wir allerdings nur Spiele in denen ich noch alleine Spielen konnte. Tennis einzeln. Wie konnte man dass denn auch einen Kurs nennen? Aufgrund der ungeraden Zahl und den wenigen Mitgliedern fielen doch so gut wie alle Mitglieder weg und übrigens Madame ist sieben auch nicht doch 3 teilbar. Ich stand also alleine da. War ja schon immer mein Problem. Eingliederungsschwierigkeiten. Bevor ich mich aber bemerkbar machen konnte und die Situation unangenehm für mich geworden wäre, wenn ich eingeteilt wurde oder so, hörte ich stimmen vom Flur. Ein streitender Seto und und ein Blondschopf betraten die Halle und hörten nicht damit auf, bis sie mich alleine in der Gegend herum stehen sahen. „YURI!!!“, rief Jounouchi und sah mich eindringlich an. „Ja!“, antwortete ich und zuckte zusammen. „Seto, dieser Trottel hat unseren Lehrer so provoziert, dass wir jetzt alleine ein Team gründen sollen. Sonst hätte nämlich Tristan mit uns gespielt, aber jetzt meint Herr Todou, dass wir unbedingt lernen sollten mit einander zurecht zu kommen.“ „Und warum erzählst du ihr das, du Idiot?“ „Nenn mich nicht so, du- du!!“ In diesem Moment kam auch besagter Herr Todou in die Halle. „Ihr zwei seid eine Katastrophe. Werdet ihr wohl aufhören. Und belästigt mir die Yuri damit nicht. Wir werden in nächster Zeit Sport nämlich ohne Geschlechtsverteilung haben.“ „Super!!“, entwich es mir. Worüber mich alle verblüfft mustern und einige Mädchen, die sich nun um ihre Note fürchteten sogar abschätzig. Mir doch egal, in Europa haben sie es auch nicht anders! „Ich würde mich diesen beiden Streithähne unglaublich gerne anschließen, es ist besser als ein zweier und ein vierer Team zu haben und mit mir im Team hören sie vielleicht auf zu streiten. Hab ich recht?“ Ich sehe die beiden mit einem nicht sofort erkennbarem flehen an, aber das war scheinbar komplett unnötig. „Darauf wollte ich doch heraus, wenn ich Yuri in mein Team kriege, interessiert mich Kaiba nicht mehr. Yuri!!“, rief Jounou und kommt auf mich zu um mich zu umarmen. „Du hattest es bisher bestimmt schwer. Jetzt sind wir ja da.“, flüstert er mir noch ins Ohr. Gerade mal so laut, dass es nur noch Seto von den anderen hören konnte, weil er Jounou direkt gefolgt ist. „He he.“ „Dann ist dass ja entschieden.“, wollte sich Herr Todou bereits zufrieden geben. „Das ist aber unfair! Yuri kriegt so schon die besten Noten, wieso soll dann ausgerechnet sie auch noch im Team von Kaiba spielen, der drüben der beste ist und zu dem auch noch mit zwei Jungs. Das ist nirgends wo fair.“, beschwert sich eines der Mädchen. Seto sah sie abwertend und finster an. „Hör mal gut zu, auf deinen Kindergarten hat hier keiner Lust. Hier wird im Ideal- und Normalfall jeder für speziell seine Leistungen bewertet und wie er sich in der Gruppe mit einbringt. Ganz besonders im Volleyball hat jeder seinen Posten und durch Rotation steht dann auch Yuri mal mit dem Rücken zum Netz und muss den Ball annehmen oder später auch wieder ins Spiel einwerfen. Dafür kriegt sie ihre Note und nicht dafür, dass irgendwelche Jungs in ihrem Team sind. Außerdem kann ich keine doofe Zicke neben Katzuya gebrauchen. Yuri kann wenigstens die Klappe halten und genauso kann sie sich angemessen Artikulieren und einen Streit schlichten oder ihn gar abwenden. Sie ist eben KLASSEN besser als ihr.“ Den letzten Satz hätte er sich sparen können, dachte ich. Eben dieses Wort war es doch, was mich von meinen normalen Mitschülern trennte. Das dachte ich, bis er und Jounou spöttisch zu lachen anfingen. „Warum lacht ihr so?“, frage ich kaum hörbar. „Hast du nicht gehört? Klassen... hahahaa!!“, prustete Jounouchi. Ich fand das nicht witzig. „Eigentlich bist du 2 Jahre jünger und wärst ein paar Jahre jünger und trotzdem bist du reifer als die! Und außerdem benimmst du dich kein bisschen so wie die Puten aus den oberen Schichten, die würde unser Kaiba gar nicht als klasse bezeichnen. Aber dich, Yuri. Du bist klasse. Da sind wir uns einig und das ist wahrscheinlich das einzige worin wir uns einig sind. Deshalb gehörst auch du in unser Team und keine sonst!“, gibt Jounouchi Seto recht und mir huscht ein kleines Lächeln über die Lippen. * Dienstags saß ich vormittags auf meinem Bett und sah aus dem Fenster. Schule fand heute keine statt. „Yuri, kommst du?“, fragte Tomomi, die gerade die Türe zu meinem Zimmer geöffnet hatte. „Es findet bald eine Anwesenheitskontrolle statt. Du weißt doch hoffentlich, dass alle Schüler dazu verpflichtet sind, bei dem Tag der offenen Tür anwesend zu sein.“ „Alle nicht reichen Schüler, Tomomi. Die anderen werden irgendeinen Wisch von ihren Eltern auf den Tisch legen und nicht kommen...“, murmelte ich. „Bist du denn genauso. Ich wette es kommen trotzdem viele. Ich weiß von Bakura, dass Kaiba da sein wird.“, entgegnete Mayumi, die an Tomomi vorbei ins Zimmer gekommen war und mich vom Bett zog. „Komm jetzt, du Morgenmuffel musst jetzt mitkommen. Oder ich lass mir was einfallen.“, drohte sie mir. „Musst du nicht. Elliot kommt heute vorbei, weil er zum Elternabend ja nicht kommen kann. Du weißt schon eben nur Eltern. Glaube Miharu kommt auch heute, weil sie übermorgen nicht darf.“ „Warum sitzt du dann noch hier rum?“, fragte die Blauhaarige. „Hast recht. Los!“ Draußen bestaunten schon die ersten Menschen die riesige Anlage, die selbst mich jeden Tag aufs neue Überwältigte. Man konnte genaustens differenzieren, wer aus der normalen und welche aus der gehobenen Schicht kamen. Letzteren beachteten die wunderschöne Lage noch nicht ein mal, bis auf einige wenigen. Darunter Elliot und Frau und Miharu. Da fiel mir ein. Begrüßte unsere Gäste keiner? „Willkommen auf Domino High. Wir wünschen allen einen wunderschönen Tag und das sie die Abendvorstellung unseres Theater Clubs genießen, die Wochen im voraus geprobt haben.“, verbreitete ich mit weit ausgestreckten Armen. Dafür bekomme ich erst einmal Gelächter von hinter mir. „Mich wundert gar nicht mehr, wieso nie einer drauf kommt, dass du einer der vermutlich reichsten Töchter dieser Schule bist. Du verhältst dich rein gar nicht so!“, lachte Kaiba, der es zu Anfang ja auch nicht wusste. Ich grummelte leicht vor mich hin. „Yuri, Kleines. Schön dich zu sehen. Es ist schade, dass ich dich und Miharu so selten zu Gesicht bekomme.“ „Hallo, Elliot. Mir tut es Leid, dass ich dir anders als meine Schwester nicht ausreichend Maile. Du kennst mich ja, ich hab meinen Kopf immer irgendwo anders. Im mich melden bin ich nie gut gewesen. Verzeih mir bitte, wenn du kannst.“ Elliot war ein großgewachsener junger Mann und der Cousin meines Vaters. Er kam aus einer Familie der normalen Schicht und war des öfteren mein und Miharus Babysitter gewesen, wenn Mama und Papa keine Zeit finden konnten. Er war sogar mit uns auf Urlaub gewesen. Eben so wie mein Vater sah er wahnsinnig Jung aus, aber vielleicht sah man auch einfach noch so aus, wenn man 27 war. Er hatte rosa Haare und eine Brille auf der Nase. Sein Körperbau wahr ansehnlich, aber dass wunderte keinen, der wusste, dass er vorher im Liefergeschäft gearbeitet hatte. „Warum dutzt du ihn? Ich dachte du redest alle deine Verwandten förmlich an.“, unterbricht Kaiba meinen Gedankengang. „Ja, aber nicht weil ich muss. Eigentlich nur, wenn meine Großeltern da sind oder eher meine Großmutter, die legt da Wert drauf. Und Elliot gehört eigentlich nicht zum näheren Verwandten Kreis. Oma nennt ihn sogar einen Bettler, weil er so oft bei uns zu Hause ist. Ich nenne ihn Elliot-san und Miharu sogar Elliot-nii-chan. Ha ha. Elliot ist eben der beste.“ Besagter Onkel ist gerade rot geworden und kratzt sich am Hinterkopf. „Yuri, lass das doch.“, murmelte er. Seine Frau lächelt ihn aufmunternd an. „Vielleicht zeigt er dir ja auch mal seine Seifenblasenmischung. Die ist echt toll. Miharu und ich lieben sie. Oder er wirft sich schützend vor dich, weil ein kleiner Welpe dich anbellt und dir dabei vor Schreck das Eis von der Waffel fällt. Ich hab Sturzbäche geweint, bis er mir tröstend den Mund abgewischt hat und mir seines Anbot.“, lachte ich und mein Onkel wurde noch roter. Ich wusste genau wie sich das für alle anderen anhörte. Als sei Elliot ein tollpatschiger Nichtsnutz, aber eigentlich ist er ein hart arbeitender junger Mann mit dem Herzen am rechten Fleck. „Ich würde mich nicht wundern, wenn deine Oma das gesehen hat und ihn deswegen für einen Taugenichts hält.“, äußerte Kaiba und wurde von Miharu in seine Schranken gewiesen. „Hm, meinst du? Also mich hat er gerettet.“ „Das reicht jetzt. Miharu, Yuri! Schluss jetzt.“ Er sah uns beide eindringlich an. „Haiiiiiii, Elliot-sama!“, rufen wir beide im Chor. Der Rosahaarige seufzte und blickte uns besänftigend an. „Ich bin ja froh, dass ihr mich in Schutz nehmt und so, aber könntet ihr das kürzer und bündiger und nicht so negativ und vor allem nicht die Stelle, die Miharu gerade ansprechen wollte. Dieses Ereignis habe ich aus meinem Gedächtnis gestrichen.“ Miharu und ich sahen uns an. Dieses Ereignis. „...“ Miharu sah zu den Blumenbeeten und schlenderte mit Bao in den Händen dort hin. „He, Yuri.“, lenkte seine Frau die Aufmerksamkeit auf sich. „Ach ja, dass ist übrigens Julia, meine F-Fr...“ „Ehefrau. Ich weiß. Wie kann ich ihnen helfen?“ „Du erzählst mir später was gemeint war, ok?“ Über mein Gesicht legt sich ein weiträumiges Lächeln. „Lass es mich so sagen. Miharu wurde auf ihrem nach Hause weg einmal fast entführt. Und nachdem ich da schon genug böse Erlebnisse gemacht habe, hat Elliot diesen hier sofort unterbunden. Damals war er gerade mal 19. Und die Typen waren bewaffnet.“ Elliot hatte versucht nicht hin zu hören. Das sah ihm ähnlich, seine Heldentaten nicht zu rühmen und seine Tollpatschigkeit ohne wenn und aber zuzugeben. „Wie das denn?“, wollte Seto jetzt neugierig wissen. Ich griff in Elliots Hemd und flippte mit einem Handgriff zwei Knöpfe auf, die er geschwind wieder zu machte. Aber nicht schnell genug. Seto hatte die Narbe knapp über dem Zwerchfell gesehen. „Von diesen Narben hat er noch eine am rechten Oberarm und im linken Oberschenkel plus die an seiner Schläfe da oben. Wir dachten alle er müsse sterben. Knapp war damals untertrieben, aber Miharu hatte keinen Kratzer.“ Seto schluckte und bedauerte seine Bemerkung von eben. „Wollen wir den Tag genießen, Yuri. Ich wäre froh etwas von deinem jetzigen Umfeld zu sehen. Immer noch Anbindungsprobleme?“, wollte er knapp wissen, während er mich und Julia Richtung Türe schob. „Miharu- chan, kommst du auch mit, Süße?“, rief er ihr noch herüber. „Nennt er euch immer so? Yuri Kleines und Miharu Süße?“, hakte Seto nach. „Jaaa, schon seit Jahren. Seto, hör mal. Miharu ist immer noch nicht ganz mit der Situation zufrieden. Irgendwas macht sie in deiner Nähe seltsam. Auch wenn ich gegen Stein rede, wenn ich dich um was bitten will, aber kannst du dass vielleicht weg machen?“, flüstere ich ihm zu. „Auf Stein...“ murmelte er beleidigt und ließ sich zurück fallen. Im inneren der Schule stellte ich ihm zunächst einmal alle meine Klassenkameraden vor. „Yugi, Jounouchi und Kaiba hast du bestimmt alle schon mal gesehen. Sie kamen in unseren letzten gemeinsamen Ferien im Fernsehen im Rahmen des Battle City Turniers. Vor allen Dingen aber Letzteres kennst du, weil er oft im Fernsehen kam. Anzu ist gut mit Mayumi bekannt, vielleicht erinnerst du dich ja noch an Mayumi. Sie hat mich damals zum Flughafen gebracht. Tomomi muss ich nicht mehr Vorstellen. Tristan und Bakura gehören einfach mit in den Freundeskreis, was sollte ich dir mehr über sie und alle erzählen, als das sie sehr zuverlässig und freundlich sind.“ „Kaiba und freundlich?“, hakte Jounou höhnisch nach. „Außer das die beiden immer streiten, also nicht beachten und auch nicht versuchen ihnen das ausreden zu wollen. Kaiba ist ein Haifisch und Jounouchi, Achtung Zitat, ein räudiger Köter, dem ein Maulkorb angelegt werden müsste.“ „Yuri! Von dir hätte ich nicht gedacht, dass du das sagen würdest!“, platzte es aus dem Blondschopf heraus, ich sehe ihn verwirrt an. „Katzuya, du Trottel. Sie sagte sogar noch, dass er ein Zitat war, Idiot.“ „Was weiß ich was ein Kitat ist!“ „Jetzt wundert mich schon mal nicht, warum du im Fach Japanisch immer so schlechte Bewertungen kriegst.“ „Benutzt man denn jetzt schon Beleidigungen in jedem Satz?“, fragte Elliot kopfschütelnd und seufzend. Miharu und ich mussten breit grinsen. „Vielleicht spielen wir mit ihnen ja auch mal Simon sagt oder Wetten das.“, lachte ich und Miharu sah mit breiten Grinsen, dass sie versuchte zu verstecken weg. „Bitte?“, fragte Seto und hob eine Augenbraue hoch. „Ach, na ja.“ Vor meinem inneren Auge gingen wie in einer Diasshow viele Erinnerungen an meinem Bewusstsein vorbei. „Damals, als ich und Elliot, der gerade mal 14 war, uns zum ersten mal trafen, da habe ich so sehr geweint wie noch nie, weil ich nicht begreifen mochte, dass meine Eltern weg mussten. Ich hab so viel geweint, dass ich damit einen ganzen Teich hätte füllen können. Und er stieß mit Süßigkeitenversprechungen an die Grenze des möglichen. Aber dann begann er Klavier zu spielen um mich zu beruhigen. Er spielte mich damals in den Schlaf und genau deswegen spiele ich heute Musik. Ich habe es geliebt. Als Mama und Papa zurück kamen, da fragte ich ,Wann kommt Elliot-nii-san zurück?' Er kam von da an immer, wenn sie mich sonst alleine lassen mussten und brachte mir das Klavier spielen bei. Aber nur so Sachen Funkel funkel kleiner Stern, was anderes konnte er selbst nicht. Und um ihn zu Trösten, wenn Oma ihn geärgert hat, habe ich Flöte angefangen und für ihn gespielt. Aber Benehmen habe ich und später auch Miharu mit Simon sagt beigebracht bekommen. Das Spiel geht so. Wenn Simon etwas sagt, dann wird das auch gemacht. Miharu kannte ihn ja quasi seit ihrer Geburt als Aufpasser und hat ihn folglich noch mehr geliebt als ich. Als sie drei war ist dieser Vorfall passiert. Elliot hatte sich vielleicht fünf Minuten verspätet und Miharu beschloss alleine vor das Tor zu gehen und ihm entgegen zu kommen. Elliot kam gerade um die Ecke und hat das mit beobachtet. Weil sie danach immer geweint hat und sagte sie habe Elliot-nii-chan umgebracht, hat er ihr Bao geschenkt und gesagt, wenn sie sich wirklich dafür entschuldigen wollte, dann würde sie gut auf ihn aufpassen. Damals hat er dann, Wetten das eingeführt. ,Wetten das, ich schneller Gesund bin, als du dir einen süßen Namen für das Plüschtier ausgedacht hast'. Oh mein Gott, habe ich diese Spiele geliebt.“ Auch in Elliot schwenkt Nostalgie mit hoch. Er konnte sich auch gut darin erinnern, wie zwei süße kleine Mädchen ihn mit großen Puppenaugen angesehen hatten und Nii-san oder Nii-chan riefen. Zu Hause hatte er nur eine rotzfreche kaum jüngere Schwester, die ihn immer einen Feigling und Nichtsnutz genannt hat, der alles falsch machte. „Dagegen waren diese beiden immer zuckersüß.“, dachte er sich. „Egal, was wollen wir bis heute Abend denn noch machen, jemand nen Vorschlag?“, warf Miharu ein. Fortsetzung folgt... P.S.: Ja, ja ich weiß. Noch ein Familien Mitglied, aber das hat so seine Berechtigung. Ich fragt euch bestimmt. Wie viele will sie uns denn noch vorstellen und das wird doch langsam öde. Aber diesen einen wollte ich euch trotzdem noch zwingend darbieten. Aus mehreren Gründen. Und jetzt widmen wir uns übergreifend einem anderen Pairing, bevor es in die heiße und spannende Phase dieser Fanfic geht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)