Nightmares of this day von DreamingAngel (-make me wanna see your smile-) ================================================================================ Kapitel 9: Unfähig zu zeigen wie ich bin... ------------------------------------------- Unfähig zu zeigen wie ich bin... …als ich sie anschließend auf der Parkbank sitzen sah, erinnerte ich mich an das Mädchen mit der Clarinette und an ihren Namen. Yuri. Das Ich meiner Gegenwart senkte seine Lider . Immer noch fühlte ich mich außerstande nach zu prüfen, ob wir heute wirklich nichts mehr machen würden, stattdessen schnappte ich mir das Kissen hinter meinem Rücken und ließ mich damit im Arm auf das kuschelige Bett fallen. Die Schuhe schüttele ich noch von den Füßen. Irgendwie ist mir so gar nicht nach aufstehen zu mute. Ich hatte Kopfschmerzen und mir war nicht vollends klar, ob ich sie hatte, weil Jounouchi mir so auf den Senkel gegangen war oder ob es an diesem Meer an Erinnerungen lag. Wie ich mir so Gedanken machte, fiel mir ein, dass ich mich damals angelogen hatte. Auch wenn ich es versuchte zu verdrängen. Yuri war mir nämlich nicht nur auf diesem Concours begegnet, aber letztere Begegnung hatte ich dann scheinbar doch gänzlich verdrängt... Das Ich meiner Erinnerungen wusste dies zu jener Zeit jedoch noch nicht. Ihre Haare waren wirklich um einiges länger geworden und Locken hatte sie auch. Wie sie einsam und scheinbar in Gedanken auf dieser Bank saß wirkte sie fast schon zerbrechlich. Zuerst merkte ich nicht, dass ich mich ihr unwissentlich näherte. Nichts äußeres hätte mich aus meiner Trance reisen können, nichts außer der sich schnell nähernde Bedrohung. Mein Körper wandte sie wie automatisch ab. Und erst als ich das angeflogene Objekt in meiner Hand hielt wurde mir bewusst, wo tatsächlich ich mich befand. Ich stand bereits hinter der Bank und große orange- bis nußbraune Augen, deren Lichtreflexe deutlich erkennbar waren, funkelten mich an. Sie reflektierten mein Bild und schienen es zu absorbieren. Irgendwie wirkte sie tranciert. Vermutlich brauchte es weniger als einen Atemzug, einen Wimpernschlag oder einen Augenblick bis ich nicht mehr in der Lage war zu sagen wie viel Zeit tatsächlich vergangen war. Stand ich ihr nun tatsächlich erst eine Sekunde gegenüber und besah diese wunderschönen Augen, díe ich bald als gold-braun empfand oder doch schon einige Stunden? Mein Körper wurde erfüllt von einer ruhenden Stille und Wohltat. Er war erfüllt von unendlicher Zufriedenheit, als er nur in der Lage war diese Augen zu sehen. Erst als ihre Augen feucht wurden und ich dachte, dass sie jeden Moment anfing zu weinen, erst dann öffnete ich meine Hand und sah ebenfalls erstmals, dass es eine Eichel war. Ich hielt sie ihr entgegen. Dieses eigenartige Gefühl hinter meinem Brustkorb war so furchtbar... Nein, es war fremd und das machte es furchtbar. Sie machte mich schwach. Da alles was fremd war bei Menschen zunächst einmal auf Ablehnung stieß und ich sowieso nichts mit solcherlei Gefühle am Hut hatte, wollte ich mich zurück ziehen, doch schon nach einigen Schritten... „W-warte!“ Etwas in mir versetzt mir einen unnatürlichen Schlag und reduziert meine Bewegungsmöglichkeiten auf Null. Was was es gewesen? Was hatte mir diesen Schlag versetzt? Ich wandte mich Yuri noch einmal zu. Was kam nun? „Ich...“ Erneut schien es, als würden sich ihre schönen leuchtenden Augen mit Wasser voll saugen. „Danke.“ Es war das natürlichste von allem was sie hätte sagen können. Was hatte ich auch anderes erwartet. Nichts hatte ich erwartet! „Streng dich nicht an. Ich halte nicht viel von meinen Mitmenschen, ich fand es nur hinterhältig sie von hinten zu werfen.“, antwortete ich ihr noch, dann entschied ich mich aber doch endlich zu gehen. Was würde man von mir denken, wenn man sah wie viel Zeit ich mir mit diesem Mädchen, mit Yuri ließ? Und dennoch konnte ich dieses seltsame Gefühl von vor einigen Sekunden nicht mehr deuten und auch nicht mehr fühlen. Stattdessen spürte ich nur noch einen tiefen unvergleichbaren Schmerz. Es glich dem Gefühl des Verrates. Wen hatte ich den Verraten. Etwas in mir vermittelte mir dieses unbezwingliche Empfindung etwas in mir stürbe gerade. So sehr ich mich auch bemühte dieses Gefühl abzuschütteln oder einfach nur zu vergessen, in Arbeit zu ertränken oder hinweg zu duschen, dieses Gefühl bestieg alle Versuche, ertränkte jeden Bemühung zu vergessen und duschte sie hinweg. Schlussendlich war es also unmöglich mich auf etwas zu Konzentrieren. „Seto, gehst du auch?“ Mit meinem kältesten Blick besetzte ich Bakura, der es wagte mit mir zu sprechen, wo ich doch bloß meine Ruhe wollte. War selbst das zu viel für ihn? „Zur Begrüßungsfeier, meine ich, als Firmenrepräsentant wäre das sicherlich nicht mal für jemanden, der unter Umständen nicht mal mehr neue Geschäftspartner braucht nicht verkehrt.“, führte er weiter aus, ohne das ich ihn aufgefordert hätte. Eher das Gegenteil, doch das schien ihn nicht zu kümmern. Er schritt lediglich an mir vorbei und war durch die Tür verschwunden. Der Eröffnungsball jedoch schien mir doch nach einer guten Idee. Mokuba hatte ohnehin gewollt, dass ich zu ihm gehe und er würde gewiss auch danach fragen, also wieso sollte ich nicht hingehen. Arbeiten konnte ich sowieso nicht, dass hatte ich schon versucht und zum schlafen gehen war es noch zu früh. Also zog ich mich entsprechend an und verließ das Apartment um in der Masse Ablenkung zu finden. Auf dem Flur entlang schreitend, sah ich wie vor mir jemand aus seinem Zimmer kam. „Weißt du, was mit Yuri ist?“, fragte ein blauhaariges Mädchen ihre brünette Freundin. Aus Anzus Erzählung, die er unfreiwillig gelauscht hatte, konnte ich die beiden als Mayumi und Tomomi identifizieren. „Mm, tut mir Leid, Mayu-chan. Wenn sie nichts sagen will, dann frag ich sie auch nicht. Yuri tendiert dazu zu weinen, wenn man sie auf etwas anspricht, über dass sie nicht reden will oder kann. Was hätte ich davon?“ „Recht hast du. Aber wehe jemand hat sie bedrängt oder verletzt!“, knirschte Mayumi. Irgendwas in ihrem Auftreten wollte so gar nicht zu ihrem nicht schlecht aussehenden Ballkleid passen. Es war sowohl leicht poppig, als auch idyllisch. Eine Mischung wie er sie noch nie gesehen hatte. Irgendwie konnte ich mir denken, warum das Publikum sie auf der Bühne liebte und sie schnell Aufmerksamkeit bekam, sie verstand es sich in Szene zu setzen und das Bild von sich zu geben, dass Interesse weckte, aber ihr Charakter war etwas anderes. „Wir hätten sie nicht alleine lassen sollen...“, gab Tomomi zu bedenken. Sie konnte in Schönheit und Grazie um Längen mit Mayumi mithalten. Ihr Kleid war weiß und genauso schlicht gehalten wie Anzu es anmerkte, aber Klamotten von besonderem Schnitt oder Klasse würden ihre natürlich unterstrichene Formvollendung in eine falsche Szene setzen und ihren angenehmen Liebreiz vielleicht sogar vollkommen zerstören. Wenn sie sich halb zu Mayumi drehte, sah man, dass sie kein Make up trug. Sie war von Natur aus Anmutig und gut anzusehen. Etwas an ihr erinnerte ihn an die kleine Yuri von damals. Als sie noch nicht so lange Haare hatte, waren sie auch eher eben als kraus gewesen. Und als er sie heute Nachmittag gesehen hatte, da trug auch sie keine Schminke. „Überleg doch mal, Yuri ist ein starkes Mädchen. Sie mag sensibel sein und nimmt irgendwo auch leicht die Meinung anderer an, aber sie ist dennoch nicht schwach. Wenn sie nicht gewesen wäre, dann wäre ich heute immer noch unglücklich und Pokalorientiert. Yuri wird damit auch ganz alleine fertig und im Notfall redet sie mit ziemlicher Gewissheit mit Miharu.“, ermutigt Mayumi ihre Freundin, die darauf hin ein Lächeln probiert. Sie war wirklich schön. Yuri hatte da zwei außergewöhnliche Freundinnen, die sich sowohl um sie sorgen sowie sie ihr vertrauen konnten. Vor dem Jungentrakt angekommen, verabschieden sich die beiden und schließlich suche auch ich mir einen eher menschenruhigen Ort nicht weit vom Treiben meiner Mitschüler, um mich von der Kulisse nicht stören ließ, aber sehr wohl ihr die Chance gab meine Gedanken von Yuri und alles was mit ihr zu tun hatte abzulenken. Mein Augenmerk fiel auf einen in Blüte stehender Kirschbaum unter den ich mich lehnte und mich fragt über was ich mir Gedanken machen sollte oder was ich tun konnte. „Ich habe überhaupt keine Lust mich unter die Menschen zu mischen. Weder in dem ich ans Buffet gehe, noch indem ich jemanden anspreche. Aber wie lenke ich mich sonst von allem ab?“ Erschöpft schloss ich die Augen und gestand mir ein, dass seine Distanzhaltung ihn manchmal vereinsamte und vielleicht sogar seine größte Schwäche war. Es war ihm noch nie zuvor passiert, dass ihn zu Arbeiten nicht ablenkte. Und was blieb ihm, wenn er nicht mehr arbeiten konnte? Sein Bruder war nicht hier und ihn anzurufen am ersten Tag würde eventuell dazu führen, dass der kleine ihn noch mehr vermisste und sich nach ihm sehnte. Denn auch wenn er es zu verstecken versucht hat, hatte ich die Tränen in seinen Augen doch gesehen gehabt. Ich lauschte folglich auf die Themen, die in meiner Umgebung zur Sprache wurden. Modeartikel, Qualität gleich sündhaft teure Preise, Jungs, Mädchen, Prozereien darüber welcher Familie und welchem Konzern man angehörte. Bald schon fand ich diesen Ort als doch keinen geeigneten und war über mich selbst verärgert etwas anderes erwartet zu haben. Schließlich empfand ich die Kindergartentruppe dann doch fast am Interessantesten. „Ach so und soll ich dir erzählen was anschließend passiert ist?“ „Erzähl doch Anzu, erzähl!“, ermutigte sie Mayumi. „Okay, aber zu erst sagst du mir, wie du Tomomi und Yuri kennen gelernt hast!“, forderte die Brünette. Wieso wunderte es mich nicht, dass ich das interessanter fand als Modeartikel... Schon wieder Yuri? Ach, es war Kindergartengeschwätz! Aber es war dass einzige, dass mich nicht nur schier langweilte oder gar ärgerte. Für heute, aber nur für heute, ließ ich sie Teil meiner Gedankenwelt sein, indem ich ihnen zuhören würde. Aber das würden sie ohnehin nie erfahren. Und es würde eine Ausnahme bleiben. „Ich habe Yuri gehasst, ehrlich gestanden.“, fing sie an und irgendetwas in mir stritt diesen Gedanken vehement ab. Yuri hassen? Das ging nicht. „Ich traf sie zum ersten mal in einer Bar. Wie ich später erfuhr, kam sie auf dem Weg von der Schule dort vorbei. Sie war deprimiert gewesen darüber, dass sie es wieder nicht geschafft hatte sich an einem Gespräch ihrer Klassenkameraden zu beteiligen. Nicht das sie unbeliebt gewesen wäre, aber mit ihr redete man nur über Mode oder ob sie auch Kontakt zu ein paar Stars hatte. Als ich in die Bar eintrat saß sie am Flügel und spielte einige Takte. Die Melody war so traurig gewesen, dass einige der anwesenden Zuhörer begannen die eine oder andere Träne zuzulassen. Es war die Bar, die ich dazu genutzt hatte meinen Gesang zu proben und mehr über die Reaktion der Leute in Erfahrung brachte. Aber durch sie geriet ich ins nichts. Niemand beachtete meinen Gesang mehr. Zuletzt sollte ich zu ihrem Stück singen. Katastrophe erzähle ich euch. Man hörte mich gar nicht!“ „Hättest du nicht lauter singen können oder ihr sagen, sie solle leiser spielen.“, hakte Jounouchi nach. „So meinte ich das nicht. Ich meinte, dass mich keiner beachtete. Sie war im Wirbel der Aufmerksamkeit. Yuri und Musik ist etwas dem man nicht gleich kommt. Du könntest sagen, die Musikinstrumente lieben sie. Sie ist im Stande den Instrumenten eine Möglichkeit zu geben, in den bestmöglichen Tönen zu klingen, die sie von sich geben konnten.“ Warum nur zweifelte ich nicht an diesen Worten? Yuri hatte damals zwar gegen mich verloren, aber auch nur, weil ihre Musik mir Mut gemacht hat. Als ihr Konkurrent habe ich sie bewundert. „Aber sie war doch voraussichtlich nur einen Tag dort, konntest du sie nicht ignorieren und an einem späteren Tag wieder kommen?“, entgegnete Yugi. „So war ich damals nicht. Meine Eltern waren gegen meine Neigung zum Tanzen und der Idee beruflich erfolgreich zu werden, indem ich ein berühmter Star werde. Sie hatten mir das Tanzen und den Gesangsunterricht verboten und mich davor abzuhalten versucht, indem sie diese Kurse nicht mehr zahlten. Ich bezog mein Geld dafür aus diesem Job und war darüber hinaus bemüht Pokale zu gewinnen. Auch wenn ich es verbarg und meine damalige Situation streng geheim war, so war ich Erfolgsorientiert und hatte nicht einmal gemerkt, dass der Spaß sich vollkommen in meiner Zwickmühle verlor. Ich trimmte mich selbst auf Erfolg, um meinen Traum nicht aufzugeben und verlor jeglichen Spaß. Das ich jeden anderen Beruf hätte aussuchen können, wenn der Spaß daran nicht das wichtigste war, sondern der Erfolg, dass kam mir nie in den Sinn. Sie war eine Konkurrentin und als jene wollte ich sie vernichten. Ich dachte damals, wenn ich sie nicht schlagen könnte, wie würde ich später bestehen? Konkurrenz ist in dem von mir ersehnten Beruf die schwerst zu nehmende Hürde. Als solche verachtete ich sie und bald wurde mir bewusst, dass sie auf meine Schule ging und ein verwöhntes und reiches Gör war... Haha, Gott mir kommen die tränen, wenn ich daran denke, dass ich das gedacht habe. Dabei konnte nichts weniger auf sie zutreffen. Auf unsere engelsgleiche Yuri. Ich stieß beabsichtigt eine Blumenvase vom Fensterbrett der Bank, damit sie Angst bekam.“ „So etwas ekliges hast du getan? Sie hätte verletzt werden können!!“, entfuhr es Anzu, die glaubte sich verhört zu haben. „Nicht nur... weil sie sich von allen Lokalen der Stadt meines aussuchte... Sie hätte überall spielen können. Bald erfuhr ich, dass die Musiksäle renoviert wurden und sie deswegen einfach das Lokal, welches am nächsten an der Schule lag ausgesucht hatte. Aber darüber durfte ich mich nicht irritieren lassen. Ich brauchte diesen Job und Zeit war kostbar. Ich legte ihr falsche Notenblätter hin und wollte, dass sie die falschen Stücke spielte, aber sie konnte sie bereits auswendig und lächelte lediglich müde über den Versuch. Ich beschimpfte sie in der Umkleidekabine und schlug ihr halb meine Tasche ins Gesicht. Aber sie...“ An dieser Stelle öffnete ich für kurze Zeit die Augen, weil sie aufgehört hatte zu erzählen. Sie hatte sich die Hand vor den Mund geschlagen und angefangen zu erzählen. Was könnte Yuri gemacht haben? „Ich sah sie beim tanzen an der Seite stehen und dachte mir, was sie denn noch wollte, warum sie nicht einfach verschwand und mich in Ruhe ließ und ob sie nicht verstanden hätte, dass ich sie verachtete. Nach dem Kurs ignorierte ich sie und hoffte inständig, sie würde mich verschonen. Doch sie lief mir nach. Als sie gemerkt haben musste, dass ich mich nicht umdrehen würde, entschuldigte sie sich ohne meinen Blick weiter zu suchen. Sie hatte sich tief verbeugt und war in Demut gefallen. Damals fragte ich mich zum ersten mal: Warum sie? Hat sie etwas falsch gemacht? Erst als sie weg war, fiel mir auf, dass sie die Noten nicht 1:1 wie auf dem Papier gespielt hatte. Mein Gesang wirkte falsch, als jemand anderes spielte. Sie hatte die Noten versetzt, so wie sie meine Stimme am besten unterstützten. Auch ich war zu ihrem Instrument geworden, welches ihre bestmöglichen Töne von sich gab. Und ausgerechnet sie hatte sich entschuldigt? Fast von unsichtbaren Fäden war ich dazu gezwungen gewesen sie zu beobachten. Sie war stets freundlich, unbeholfen mit anderen Gespräche anzufangen oder aufzubauen. Manchmal ließ sie sich ausnutzen, wenn Mitschüler Mitschriften wollten oder es an eine Gruppenarbeit ging. Aber sie meckerte nie. Tomomi war soweit ich denken kann immer an ihrer Seite. Sie sagte nichts. Wenn sie dazu ansetzte, würde Yuri sie unterbrechen und alle Schuld auf sich nehmen. Ich bemerkte wie sie mir fortan aus dem Weg ging. Aber ich war nicht die einzige, die dies bemerkte.“ Sie lächelte wieder, aber dass sah ich nicht, da ich die Augen wieder geschlossen hielt. Doch von diesem Moment an, konnte man annehmen, dass sie häufiger lächelte, denn ihre Stimme nahm einen verliebten Ton an. „Auch Tomomi merkte die Spannungen und das war gut so. Denn damals geriet etwas ins rollen, das niemand mehr aufhalten konnte. Auf einem einsamen Flur fing sie mich ab. „Was hast du ihr getan, rede!“, wollte sie wissen und „Wenn ich mich nicht täusche, dann bist du es doch auch gewesen, die den Topf hat angestoßen.“, fuhr sie fort. Und als ich den Mund nicht mehr aufbekam, fuhr sie fort. „Es sieht mir nicht ähnlich in anderer Angelegenheiten einzumischen und ich spreche diese Dinge auch nicht häufig an, aber ich habe dir keine böse Absicht unterstellt und Yuri auch nicht, obwohl du dich nie entschuldigt hast. Doch wenn es dabei geblieben wäre, würde sie nicht mit einem traurigen Blick aus dem Fenster sehen, wenn du gerade das Gebäude verlässt oder sie dich irgendwo stehen sieht. Sie meidet dich, du machst sie traurig. Wenn du ihr etwas zu leide getan hast oder das willst, dann Gnade dir Gott, aber du wirst mich kennen lernen. Yuri hat dir nie und nimmer etwas getan!“ Gott, ich war so fertig, ich konnte meine Tränen an Ort und stelle nur noch schwer halten. Sie und mir etwas getan? Nein, Yuri tat wirklich nie jemandem etwas. Ich war grausam gewesen. Tomomi ging wieder, ehe ich etwas sagen konnte. Zwei Tage darauf war ich soweit, dass ich nicht mehr tanzen konnte, meine Kehle versagte mir den Dienst. Ich ging zu ihrem Klassenzimmer, wollte mich entschuldigen. Als ich sie dann aber an einem etwas entfernten Tisch sah, wie sie sich unterhielten, wie Yuri lächelte, da dachte ich mir, sie ist besser ohne mich dran. Sie wird mich vergessen und sich anderen Dingen widmen. Ich bemerkte nicht, wie ihr Blick auf mich fiel, als ich ohne ein Wort wieder zur Türe raus bin. Am selben Tag drohte mein Chef mich zu feuern, wenn ich so weiter machen würde. Ich konnte nichts erwidern und war bereit aufzugeben, als diese beiden durch die Türe kamen. Yuri, die vorher nie mehr Worte mit mir gewechselt hatte, als diese Entschuldigung, begann nun endlich in meiner Gegenwart zu sprechen und es schien so, als wolle sie gar nicht mehr aufhören. Sie so etwas wie „Dein Talent ist hier ohne hin verschwendet.“ Jemand so undankbares hätte meine Stimme nicht verdient und das Instrument sollte meinen Ton unterlegen und nicht mich zwingen in einer Mol zu singen, die meinem Wesen widerspricht und dem Lied, die meine Lippen trugen. Sie zog alle Aufmerksamkeit von mir weg und erntete Kritik die nicht mehr schön war. Sie solle diese Art von Ratschlägen für ihre reiche Welt aufheben, die sich Mozart hätten kaufen können. Der Mann, der ihr Spiel bewundert hatte und sich gerne an ihn erinnerte, begann sie genauso zu verachten wie ich davor. Als sie das Lokal verließen war ich es dann, die ihnen folgte. Ich wollte eine Erklärung, doch alles was ich bekam war dieser Satz von Tomomi: Ein Engel für die, die es Wert sind, doch ein Teufel für jene, die es nicht anders verdient haben. Doch wo hatte ich einen Engel verdient. Ich wollte es wissen. Ich war begierig darauf sie nicht eher gehen zu lassen. Niemals hätte ich jedoch damit gerechnet, dass sie mir sagen würde, dass sie meinen Gesang geliebt hatte und ursprünglich nur einmal vor hatte zu kommen. Sie war deprimiert gewesen und wollte nicht warten, bis sie ihren Flügel zu Hause in Anspruch nehmen konnte. Doch jeder weitere Tag war, um meine Stimme zu hören. Als sie gingen kniete ich in einer kalten Herbstnacht und war verbittert und traurig. Meinen Spaß fand ich erst wieder, als sie mir anbot für sie im Musikzimmer zu singen. Ich hatte kein Publikum, aber das war nicht mehr wichtig. Es machte mir Spaß. Und das Gerücht von Stimmen nach 17 Uhr aus dem Musikzimmer machte seine Runden im Schulgebäude. Wir flohen aufs Dach und ich sang zu ihrer Violine, als sie begannen die Schule nachmittags aufzusuchen um dem Gerücht auf die Schliche zu kommen oder in die unbenutzten AG-räume. Bald führten wir am Bahnhof unser können auf und ich tanzte da, wo ich Straßenkünstler antraf. Es war eine neue Welt, für die ich kein Geld verdienen musste, sondern lediglich Spaß mitbringen sollte. Tomomi und Yuri wurden mir mit mehr Zeit das wichtigste auf der Welt. Sie sind meine größten Schätze und niemals will ich sie mehr missen müssen. Und so lernte ich sie kennen.“ Der Blick aller beteiligten, selbst der meine für kurze Zeit hing auf Tomomi, die gerade ihren Kopf quer legte, um einem Weinglas auszuweichen, der für immer ihr schönes Kleid ruiniert hätte und war einige Schritte zurück gegangen, um auch keine Flecken abzubekommen. Ein diabolisches Grinsen, dass einem das gruseln lehrte verfinsterte ihr Gesicht und wenige Sekunden darauf, hatte ihre ausgestreckte Hand die Schuldige gefunden, sie über ihren eigenen Körper geschwungen und auf den Rücken aufs Asphalt gelegt. Anschließend riss sie das arme Mädchen am Arm herum, fixierte sie mit einem Knie und drückte ihr Gesicht mit flacher Hand hinunter und riet ihr mit scharfer Stimme: „Das solltest du in Zukunft lieber lassen!“ „Mayumi sollten wir sie nicht aufhalten?“, hörte ich Yugi fragen, als ich die Augen auch schon wieder schloss. „Wenn du sterben willst, dann versuch es.“ Gleich darauf unterlegte ein sanfter und bekehrender Violinenton, dem Geschehen einen Friede bringenden Touch. So leise, dass kaum jemand ihn hören konnte. Jemand strich liebevoll über die Seiten des Instrument, als streichelte er den Kopf eines Neugeborenen. Kein überschwelliger Ton reizte das Ohr und alles in der Umgebung verlor sich. Auch Tomomi entschied sich dazu ihr Opfer wieder gehen zu lassen. Dieser Klang wurde wahrlich zutreffend von ihrer blauhaarigen Freundin beschrieben. Ihre liebe war deutlich zu hören und zu spüren. Es war problemlos möglich den gegenwärtigen realen Platz zu vergessen und sich in eine andere Welt begleiten zu lassen. Ich folgte dem Ton in eine Zeit, in der ich völlige Ruhe empfunden hatte. Auf eine Picknick-decke auf der ich mit meinen leiblichen Eltern und dem Baby Mokuba dinierte. An den Flügel auf dem ich spielte, weil ich es liebte. Hinter einem roten Vorhang, von dem aus ich ihr schon einmal zuhörte. Und diesen Ort verließ ich nicht mehr. Ich sah ihr beim hin und her wippen zu, als sie fröhlich und munter ihre Klarinette spielte. In einem Kimono. Innerlich lächelte ich. Innerlich war ich glücklich, dass es einen Menschen gab, der mir das Glück zumindest in meinen Erinnerungen wiedergab und erst als der Klang aus dieser Welt verschwand und wieder das laute Geschnatter nerviger Mitschüler zu mir durchdrang und mich in die Realität holte. Genervt stieß ich mich von dem Kirschbaum ab und empfand, dass ich lange genug in der Gegend Stand und das zu nichts geführt hatte, weil ich nicht anders konnte, als an sie zu denken. Zielstrebig ging ich auf den Eingang der Jungenschlafräume. Nur einige Schritte vorher blickte ich schlussendlich nach oben, von daher ich mich beobachtet fühlte. Und tatsächlich verlor ich mich aus der Entfernung erneut in zwei gold-braune Augen. Zur selben Zeit wandte ich mich wieder ab. Dieses Mädchen. Was machte sie für mich zu etwas so besonderem, dass sie Teil meiner Gedanken wurde und mein Kopf sie scheinbar nicht loslassen will. Ich schlenderte die Treppen hoch bis auf dem Gang auf dem meine Zimmertür lag. Auf dem Weg dorthin ging erneut diese Tür auf. Nur dieses mal trat jemand heraus der mich spöttisch daran erinnerte, dass ich Tomomi als Ausdruck von Schönheit empfunden hatte. Das mochten viele so denken und es wäre wahr. Aber meine Verkörperung von Schönheit hatte eben erst das Zimmer in einem wunderschönen blau weißen Rüschenkleid. Ihre langen und natürlich gelockten Haare schmückten es zusätzlich. Es erinnerte mich daran, dass dies meine Lieblingsfarben waren. Die Farben meiner Lieblingskarte – dem Weißen Blauäugigen Drachen. Ich schritt an ihr vorbei. Und als ich nicht sagen wollte, wie wunderschön sie aussah, suchte ich nach etwas vergleichbaren. Wieso wollte ich nicht einfach nichts sagen. „Du spielst gut.“ Ich hatte nicht auf ihre Reaktion gewartet, sondern war in mein Zimmer gegangen, doch als ich mich wie erwartet nicht konzentrieren konnte, verließ ich es wieder um auf dem Gang aus dem Fenster zu sehen und die Wellen zu beobachten die im Vollmondschein auf die Brandung trafen. Nur so lange wie die Feier draußen im vollen Gange war, genoss ich die Stille. „Ich muss mir wohl eingestehen, dass du mich beeindruckt hast, Yuri. Auch wenn ich es mir nicht erklären kann, aber ohne es zu wollen, habe ich dich bereits als mir ebenbürtig eingestuft. Du bist nicht so falsch wie andere Menschen, die ich mit Ausnahme meines kleinen Bruders immer als Feinde oder Beteiligte meiner Projekte gesehen habe und sie in diesen zwei Schubladen verteilt habe. Du bist eine neue Schublade.“ Erst als erneute Schritte mir davon berichteten, dass sich die Feier dem Ende näherte, ging ich wieder in mein Zimmer und legte mich hin. Viel zu früh für meine Verhältnisse und so wachte ich auch vergleichsweise sehr früh auf. In der Kantine war ich der erste. Genauso wie ich der erste im Klassenraum war. Bis die anderen kamen, beschloss ich ein Buch zu lesen, um wenigstens etwas zu tun zu haben und im Fall der Fälle auch eine Barrikade zwischen mir und wer immer versuchen wollte mich anzusprechen. Irgendwie wusste ich bereits bevor ich hingesehen hatte, dass sie es war, die eingetreten war. Oder hoffte ich einfach nur, dass sie es wäre. So ein Blödsinn würde niemals stimmen. An meinem Tisch angekommen machte sie ein leises „Uhm...“ und verstummte gleich wieder. Das erinnerte mich daran, dass sie bei ihrer ersten Begegnung gestern Nachmittag auch so herum gedruckst hatte. Unweigerlich dachte ich, dass sie mich schon wieder so behandelte. Sie redete mit mir! „Was willst du? Siehst du nicht, dass ich beschäftigt bin?“ Gerade damit das nicht passierte, hatte ich dieses Buch doch, also wieso überschritt sie diese Barriere zwischen uns einfach und redete mit mir? Sie war vielleicht ein Mensch, den ich nicht als Bedrohung einstufte oder als nervig, aber sie wurde nervig, wenn sie mehr als notwendig in meine Privatsphäre eindrang. Das tat sie schon, weil es sie nur gab und ich deswegen ständig an sie dachte. Innerlich hoffte ich, sie würde es dabei belassen, ich wollte mich nicht ganz alleine mit ihr unterhalten. „Entschuldige mal, ich wollte dich nur fragen, ob du etwas dagegen hättest, wenn ich mich neben dir niederlasse oder sollte ich nicht fragen? Dann setzte ich mich hier einfach hin.“, kündige sie an und bevor ich noch etwas erwidern konnte, saß sie bereits neben mir. Aber wieso sollte ich auch etwas dagegen sagen. Das würde meiner Mir-ist-alles-egal-Haltung widersprechen, die ich immer versuchte zu vermitteln, damit ich mich mit so wenig unnötigem Kram herumschlagen musste wie möglich. Als ich nach dem dritten mal, dass ich nun schon den letzten Satz laß, dann aber merkte, dass ich ihn immer noch nicht aufgenommen hatte, brachte ich es damit in Verbindung, dass sie mich dabei beobachtete. „Macht es Spaß mich zu beobachten.“, fragte ich sie und vernehme wie sie sich ertappt fühlt und leicht zusammen zuckt. „Mein Name ist Yuri, freut mich.“, antwortete sie lediglich. Weil ich das nicht erwartet habe ziehe ich eine Augenbraue hoch. Danach hatte ich doch gar nicht gefragt, warum erzählte sie mir das? Das wusste ich doch ohnehin schon. „Weil ich dir aber eh egal bin, nenne ich dich einfach Seto.“, erkannte sie richtig, aber die Konsequenz, die sie daraus zog gefiel mir absolut nicht. Ich legt das Buch zugeschlagen auf den Tisch und sehe sie bedrohlich aus dem Augenwinkel an. „Das würde ich mir noch mal überlegen.“, zischte ich. Anschließend geht die Tür geht auf und jemand kommt herein. Es ist Tomomi, die ihre Tasche auf den Tisch hinter uns fallen lässt. „Ich denke nicht, dass sich Yuri-chan von dir bedroht fühlen muss Kaiba-kun, oder sagst du mir, das du dich an Mädchen vergreifst, das wäre weder nobel, noch gut für dich. Yuri hat dir nämlich dezent ihren Nachnamen verschwiegen.“ Auch sie spricht mich mit einem der vertrauten suffixen, mit -kun an, was mir gar nicht behagen will. Die zwei sind seltsam. Anders seltsam als der Kindergarten, aber trotzdem noch nervig. Sie schätzen meine Privatsphäre genauso wenig. Weil ich aber nicht nachfragen will,wie sie denn nun mit Nachnamen heißt, warte ich einfach bis zu Anwesenheitskontrolle und hoffe, dass sie mich von nun an bis es so weit ist in Ruhe lassen. „Tenshino Yuri?“, wird aufgerufen und das Mädchen neben mir steht auf. Tenshino- Dieser Name erweckte in mir ein Gefühl von Nostalgie. Vor meinen Augen entsteht ein déjá vu. Eines das ich nie wieder haben wollte. Von etwas, dass ich nicht sehen wollte. Nie wieder. Dem Todestag meiner Eltern. Passierte das nicht schon einmal. Tenshino, dass war der Nachname des Paares, was damals auf mich und meinen Bruder zu kam. Ich hatte sie vor nicht all zu langer Zeit noch einmal wieder gesehen. Ist sie etwa- „Sag mal, deine Eltern haben Kaibaland für die Eröffnung verkleidet, kann das sein?“, vergewisserte ich mich. Sie nickte. Den Rest hörte ich schon gar nicht mehr. „Jetzt weiß ich es wieder. Wo ich dich schon einmal gesehen habe...“, dachte ich lediglich und erinnerte mich wo ich diese gold-braunen Augen schon einmal gesehen habe. Damals waren sie schreckensweit gewesen. In der Gegenwart lag ich immer noch auf meinem Bett. Inzwischen war ich eingeschlafen und merkte nicht das Yuri angeklopft hatte und die Tür einen Spalt breit geöffnet hatte. Ich lag mit dem Kopf halb auf der Matratze und hatte die Hände um das Kissen geschlungen. Zugedeckt war ich nicht, weswegen sie los eilte, um eine andere zu holen, die sie mir überwerfen konnte und mir ein „Gute Nacht, meine große Liebe.“ zu hauchte. Hätte ich mir doch früher eingestanden, dass sie in die Schublade zu meinem Bruder, nämlich in die Schublade „Wichtigste Menschen meines Lebens“ gehörte oder hätte ich mich doch mit den Worten geäußert die ich meinte und nicht mit denen, die meine Distanz wahren sollten, hätte ich nur gedöst und diese Worte vernommen, es wäre uns ein noch sooo langer Weg erspart geblieben. Liebe Grüße DreamingAngel P.S.: Ich dachte mir, es wäre für den gesamten weiteren Verlauf von Vorteil, wenn wir doch mal einen Einblick in das bekämen, was Seto eigentlich über die ganze Zeit gedacht und gefühlt hat. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)