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Vom Campus in die Welt

von

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Frühling, Sonne, Ferien. Was konnte es schöneres geben?

Die Erlaubnis vom Campus zu gehen, wenn man Lust hatte. Und genau dies fehlte Asato. Seine Eltern waren voll und ganz der Meinung, dass er nicht die Erlaubnis brauchte. Immerhin war er da zum lernen und nicht um sich die Landschaft anzuschauen.

Aber er hatte noch ein wenig Glück. Im Gegensatz von anderen Jungs hatte er zwei Freunde, die bei ihm blieben und nur dann gingen, wenn er absolut beschäftigt war mit lernen und das kam jetzt immer häufiger vor, da er im 6 Lehrjahr beweisen musste, dass er mit seinem Drachen umgehen konnte. Doch er hatte das Problem, dass sein Feuerdrache krank geworden war und niemand wirklich wusste was er hatte.

Schuppen färben sich heller, der Glanz in Augen, Schuppen und Flügeln war vollkommen verschwunden und bewegen tat er sich kaum noch. Santes, so hieß der Drache, konnte froh sein Asato als Partner und Freund zu haben. Drachen mussten wenigstens einmal im Monat richtig ausfliegen, damit die Muskeln sich entspannten und sie leben konnten, sonst verkrampfte sich das Herz.

Asato sorgte dafür, dass sein Drache jede Woche eine kleine Strecke flog um ihm die große zu ersparen und so konnte er wenigstens dafür sorgen, dass sein Drache nicht an Flugmangel starb.

Heute war auch wieder so ein seltsamer Tag. Der Jungencampus war vollkommen leer, man traf nur ab und zu einen Lehrer. Viele würden in der nächsten Woche nicht zurück kommen, diejenigen die es taten kamen erst spät und gingen früh schon wieder.

Doch konnte man es wirklich Jungencampus nennen? Immerhin gab es drei Mädchen hier doch gegenüber den 800 Jungen? Seltsam war, dass die ersten zwei sich eingekauft hatten durch ihre Eltern, doch sie hatten einfach nicht die Anlagen für diese Schule.

Die Dritte schon.

Als Asato zusammen mit Allen und Darren durch die Gänge streifte um zur Bibliothek zu kommen begegneten sie dieser jungen Dame.

Asato stieß mit ihr schmerzhaft zusammen und landete auf dem Hosenboden so wie sie, doch sie ließ gleichzeitig all ihre Akten fallen die sich über den gesamten Boden verteilten.

„Entschuldigung!“, brach sie gleich heraus und versuchte das größte Chaos zu vermeiden. Asato wurde von Darren wieder hochgezogen und begutachtete dann erst mal die Remplerin die vergeblich versuchte die losen Zettel wieder zu ordnen.

Sie sah nicht gerade ungewöhnlich aus. Lange weiße Haare, normale Figur mit schönen Rundungen, wahrscheinlich, würde sie diese nicht unter einem langen und weiten Pulli verstecken. Sie schien nicht gerade zu wollen das man sah, wie sie so gebaut war.

War ihm eigentlich auch ganz recht. Die anderen beiden zeigten mit tiefen Ausschnitten und viel zu kurzen Röcken immer mehr als man sehen wollte, fand er. Andere hechelten ihnen so immer hinterher und so hatten die Damen reichlich Beute.

Allen half ihr ein wenig, hielt dann aber inne. Er hatte eine blaue Akte in der Hand und las die erste Seite.

Blaue Akten beinhalteten nur Dracheninformationen und diese Akte hatte Infos über Lyra. Eine junge Drachendame ohne wirklichen Partner. Sie wurde meistens von irgendjemanden versorgt und schien auch ziemlich darunter zu leiden. Doch es gab einfach keine anderen Möglichkeiten sie zu versorgen.

„Lyra? Was hast du mit der Akte vor?“, fragte Allen sie und Asato und Darren sahen sie erstaunt an.

„Ich soll mich ein wenig um sie kümmern in den Ferien und da dachte ich, dass ich mich ein wenig über sie informieren sollte“, sagte sie schüchtern und nahm die Akte wieder an sich.

Auch die anderen hatte sie wieder aufgehoben und hielt sie fest. Sie schaute auf den Boden und man sah, dass sie sich nicht wirklich wohl fühlte.

„Noch mal Entschuldigung. Aber ich muss jetzt los“, sagte sie dann und rannte an ihnen vorbei. Die drei Jungs sahen hinter ihr her und Asato schnaubte verächtlich. Wenn sie so rannte sah man ihren Slip, denn sie trug keine Hose und ihr Pulli war so weit, dass er immer wieder hoch geweht wurde.

„Lasst uns endlich weiter gehen“, sagte Asato und Darren stimmte zu, doch Allen schüttelte den Kopf.

„Geht schon mal vor. Ich will nur noch mal kurz was gucken“, sagte er und ging in aller Ruhe davon.

Darren schnaubte. „Was ist?“, fragte Asato verwundert als Darren sich einhakte bei ihm und ihn mit zog.

„Er ist immer noch so ein Frauenheld wie eh und je. Doch bei Ashika Bakal hat er echt den kürzeren gezogen. Mindestens die Hälfte von den Kerlen hier auf der Schule wollten sie schon abschleppen und sind kläglich gescheitert. Sie ist sehr wählerisch und zurückhaltend und schreckt so die meisten ab“, erzählte er und Asato schnaufte wieder.

Irgendwie war ihm dieses Mädchen höchst unsympathisch. Auch wenn er eigentlich kein Wort mit ihr gewechselt hatte so konnte er sie trotzdem nicht leiden. Sie war so zurückhalten und einsam, jung, süß. Eigenschaften denen er einfach nichts abgewinnen kann.

Allen hoffte ja irgendwie immer noch damit, dass Asato vielleicht doch schwul war, doch der sagte strickt, dass er Männer noch furchtbarer fand als Frauen. Besonders wenn es um Beziehung oder Sex ging.

„Was meinst du denn, was sie mit den ganzen Zetteln vor hat? So weit ich gesehen habe, waren meistens Dracheninfos drauf. Welches Lehrjahr ist sie überhaupt?“, fragte Asato dann einfach mal und Darren überlegte kurz.

„Ich würde sagen... knapp drittes. Sie sah nicht sehr alt aus. Schauen wir doch einfach nach“, gab Darren dazu und trat mit ihm die Bibliothek und zur älteren Frau, die sie aufmerksam musterte.

„Das man euch auch mal wieder hier sieht“, gab sie gleich und Asato grinste verlegen.

„Ich bin noch nicht ganz fertig mit dem Buch. Deswegen...“, wollte er fragen doch sie winkte ab.

„Lass mal. Das Buch ist wirklich ziemlich schwierig. Wenn du jetzt noch nicht bei der Hälfte bist, ist es nicht mal außerordentlich schlimm. Such ihr etwas bestimmtes?“, fragte sie treffend und Darren nickte.

„Wir würden gerne über Ashika Bakal ein paar mehr Informationen einholen“ Sie überlegte kurz.

Dabei sah sie über ihre Brille hinweg zur Deck und hatte den Zeigefinger an ihr Kinn gelegt, den Arm um ihren Bauch geschlungen und stellte sich lässiger hin. Doch nach einiger Zeit sah sie im Computer nach und schüttelte dann mit dem Kopf. „Tut mir Leid, aber die Akten hat der Direktor gerade noch, wegen Lyra“, sagte sie dann.

Darren seufzte. „Können sie uns weniges sagen, welches Lehrjahr sie ist?“, fragte Asato und sah sie flehend an. Wieder stelle sie sich so hin.

„Lass mich mal überlegen. Sie ist jetzt 16 Jahre alt und normaler Weise wäre sie 3 Lehrjahr, aber wenn ich mich richtig erinnere hat sie das erste Lehrjahr komplett übersprungen.“

Die Jungs waren vollkommen überrascht. Ein Lehrjahr zu überspringen war hier absolut unmöglich und besonders Anfänger kamen selten richtig mit dem Stoff hinterher ohne die Älteren um Nachhilfe zu fragen.

„Wie hat sie denn das geschafft?“, fragte Darren perplex und Asato grummelte als er sich wieder gefangen hatte. Diese Göre hatte doch tatsächlich das erste Lehrjahr übersprungen? Er hatte sich damals abgerackert und hatte es auch fast geschafft, doch ihm hatte nur eine einzige Sache gefehlt. So musste er das Lehrjahr machen, auch wenn er die meisten Stunden nicht am Unterricht teilgenommen hatte.

„Ich weiß es nicht. Der Direktor kam gleich in der ersten Stunde herein und hat sie raus genommen und in meinen Kurs gesteckt vom zweiten Lehrjahr. Als ich ihn gefragte hatte, warum er dies machte, sagte er bloß so etwas wie,... das Schicksal hat es so bestimmt, oder so ähnlich. Ich weiß nicht was es bedeutete, aber es viel nicht auf, dass sie das erste Lehrjahr nicht gemacht hatte. Sie ist wirklich erstaunlich“, sagte die Bibliothekarin und Darren merkte, dass Asato langsam der Kragen platzte.

„Danke dir. Wir sollten uns jetzt endlich ausruhen und unsere Hausarbeit machen. Bis dann“, sagte Darren und zog Asato aus dem Raum und auf das Gelände des Campus.

Dort schrie der Brünette erst mal alles zusammen was ihm über den Weg lief und fackelte Bäume und Sträucher einfach ab. Darren stand nur in sicherer Entfernung und schaute ihm mit aller Ruhe zu. Was sollte er auch machen? Wenn Asato erst mal sauer war, war er nicht wieder zu beruhigen. Das würde sich mit der Zeit wie immer von allein erledigen.
 

Alles war währenddessen dem jungen Mädchen hinterher gestiegen und wunderte sich nun schon seit ein paar Minuten über ihr Verhalten.

Zuerst schien sie ziemlich ziellos in den Gängen herumgeirrt zu sein bis sie plötzlich vor der großen Flügeltür für den Vorplatz gelangt war. Von da aus ist sie schnurstracks zu den Drachenunterkünften gewandert und hatte sich Lyra offiziell vorgestellt und um ein persönliches Gespräch gebeten, welches Lyra festlegen konnte. Dieses liefe Morgen in aller frühe ab. Lyra würde heute noch Botengänge für den Direktor erledigen müssen und war deswegen verhindert. Doch Ashika hatte ihr versichert, dass ihr das sehr gut passen würde und so war es für beide Parteien beschlossene Sache.

Danach war die weißhaarige rund herum um die Gebäude am Waldrand entlang gewandert. Anscheinend ziemlich in Gedanken, denn sie hatte zwei Bäume und fünf Büsche übersehen und hatte sich mehr als einmal auf den Boden gelegt.

Nun saß sie hier auf dem Mensaplatz auf einer Bank, die Akten auf den Tisch liegend und den Kopf in die Hände gestützt.

Alles wollte gerade seufzend gehen, als sie sich wieder bewegte.

Ein zittern lief durch ihren Körper woraufhin sie kräftig einatmete und sich dann mit den Pulliärmeln über die Wangen wischte.

Sie weinte.

Allen faste kurzerhand einen Entschluss, trat aus seinem Versteck und ging auf sie zu. Eigentlich hatte er damit gerechnet, dass sie direkt reiß aus nehmen würde, doch die Jüngere bemerkte ihn erst, als er sich mit einem Seufzer neben ihr nieder lies.

Vollkommen erschrocken starrte sie ihn an und rührte sich eine Weile nicht, bis sich ihr Gehirn wieder einschaltete und sie sich fahrig über die nassen Wangen wischte.

„Alles in Ordnung bei dir“, fragte er und beobachtete wie sie vollkommen panisch ihre Haare zu ordnen schien, doch sie wollte nur die Blutergüsse am Hand verdecken.

Der erste Gedanke der Allen durch den Kopf schoss war, dass sie Knutschflecken verbergen wollte, doch als sie den Kragen kurz herunterdrückte um ihn neu zu drapieren sah er, dass es Würgemahle waren.

Nun sah er sich die zarte Gestalt vor ihm doch mal genauer an.

Die Stiefeletten die sie trug hatten schon lange ihre besten Zeiten hinter sich. Die Sohle löste sich überall, das Leder war abgegriffen und vorne sogar schon fast vollkommen durchgescheuert. Ausgeleihert waren sie und zeigten auch an den Knöcheln blutige Mahle, nur schienen die eher von einem Seil oder ähnlichem zu kommen. Über ihre Beine verteilten sich, unterschiedlicher Größe und Alters, blaue Flecken und Risse wie von Fingernägeln und scharfen Gegenständen. Der weite Pullover diente wahrscheinlich dazu andere Wunden nicht nur zu verstecken, sondern auch ein Reiben durch den Stoff aus dem Weg gehen zu können. Der Hals geschunden, die Wangen zerkratzt, die Lippen von Schlägen aufgeplatz gewesen. Ein blaues Auge war schon fast verschwunden.

Ungewollt hatte er dir Stirn gerunzelt und funkelte sie nun an, was sie in sich selbst zusammenschrumpfen ließ. Immerhin konnte die Gepeinigte ja nicht wissen, dass die Wut in seinem Blick nicht gegen ihren Körper gerichtet war.

„Was wurde dir angetan?“

Die Frage kam für sie unvorbereitet und überraschte sie über alle Maßen. Das Jungs sich ihr näherten und auf ein Date und eine schnelle Nummer hofften war nun wirklich nichts neues mehr. Eigentlich stand es schon an der Tagesordnung.

Doch das nun jemand neben ihr saß und anscheinend nicht nur ihre Gestalt, sondern auch die Wunden sah, war mehr als sie im Augenblick noch ertragen konnte.

Unvermittelt brach sie in Tränen aus, die sie vorher versucht hatte mit allen Mitteln zu verbergen, die sie sich nicht selbst hatte eingestehen wollen. Nun trat das Wasser aus ihren Augen ohne ihr auch nur die Chance zu lassen, sich wieder fangen zu können.

Während sie laut schluchzte und sich anscheinend in ihrem Pullover vergraben wollte, schlang Allen aus einem Impuls heraus seine starken Arme um ihren geschundenen Körper und merkte, wie dünn sie eigentlich war.

„Es tut mir leid... es tut mir so leid“, jammerte die Weinende und klammerte sich an den starken Körper an ihrer Seite und war froh, wenigstens für den Moment Halt gefunden zu haben.
 

Asato und Darren hatte es in der Zeit auf ihr gemeinsames Zimmer verschlagen. Der Jüngere hatte sich einmal ordentlich über dieses Mädchen ausgelassen und war dann hier her marschiert und werkelte jetzt in der kleinen Kochnische herum.

Darren liebte es, wenn sein kleiner Bruder zappelig vor Wut anfing zu kochen. Die Meisterstücke die dort herauskamen toppten jedes Nobelrestaurant bei weitem.

Die drei Jungs teilten sich eines der Sechs-Betten-Zimmer auf diesem Stockwerk. Dazu gehörten eine kleine Kochecke und eigenes Bad für jedes Zimmer. Und da die drei sich von Anfang an gut verstanden hatten, war diese Möglichkeit für alle die beste alternative gewesen.

Wo es doch sonst nur Einzel- Doppel oder 4-Mann-Zimmer gab. Mit Gemeinschaftsküche und -badezimmer.

„Ich hab damals auch davon gehört. Die Spekulationen ging bis dahin, dass der Direx ein direkter Verwandter sein soll“, meinte Darren gerade und sah über die Banklehne auf Asatos Rücken, der in einem Soßentopf herum rührte.

„Obwohl er seit Fünfzig Jahren impotent sein soll?“, fragte Asato schmunzelnd und probierte, war aber anscheinend nicht zufrieden. Leicht pikiert zog der Junge die Nase kraus und schnappte sich eins der vielen Gewürze auf den Regal an der Wand.

Darren staunte immer wieder, wie der Kleine sich immer genau entscheiden konnte zwischen den ganzen Dosen, wo die meisten nicht mal eine Beschriftung besaßen. Doch das musste sein kleiner Bruder wohl von ihrer Mutter geerbt haben. Immerhin war diese eine 5-Sterne Köchin. Und das heute noch.

„Wer weiß wie alt er in Wirklichkeit schon ist, oder ob an dem Gerücht überhaupt etwas stimmt?“

„Und wer weiß, ob das neue Gerücht, dass er sich nämlich lieber an kleinen Jungen vergreift, nicht eher stimmt? Weswegen er wahrscheinlich auch Direktor dieser Schule ist und nicht, weil er einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hat“, sinnierte Asato grinsend und sah kurz nach den Kartoffeln.

„Ach komm. Der und einen Pakt mit nem Dämon eingehen? Der hat doch schon vor den Staubsaugerverkäufern angst, die hier niemals her finden“, lachte Darren und schnupperte genüßlich. Was auch immer Asato da zusammen zauberte, es roch schon jetzt köstlich.

„Kannst Allen ne Nachricht schreiben. Ich bin in 10 Minuten fertig“, leckte der Koch den Löffel zum probieren wieder ab und legte ihn nickend neben die Herdplatten.

Der Schwarzhaarige zückte sein Handy und tippte kurz eine SMS welche auch prompt beantwortet wurde. Nur mit einem verwirrenden Ergebnis.

„Ich hoffe er beeilt sich. Ich hab Hunger“, motzte Asato und blieb dann mit den Tellern in der Hand stehen als er Darrens verwirrte Miene sah.

„Bin unterwegs. Essen zu viert“, las der Ältere vor und zog immer verwunderter die Stirn kraus.

Allen wusste, dass Darren ein Auge auf ihn geworfen hatte, hielt den anderen aber gern an der Stange und stieg bei jeder Gelegenheit den Mädchen nach, doch niemals hatte er eines mit in das gemeinsame Zimmer der drei gebracht.

Entweder war es nur ein Quicky oder aber er blieb bei den Damen, auch wenn er wesentlich Handzahmer geworden ist, seit Darren ihm mal ziemlich derbe deswegen übers Maul gefahren war.

Umso ungewöhnlicher war es, dass er nun anscheinend jemanden im Schlepptau hatte.

Und Asato betete darum, dass es nicht diese graue Maus von Bakal war.

„Vielleicht ist Arrow doch wieder aufgetaucht“, mutmaste Darren dann und half dem Jüngeren beim Tischdecken.

„Wäre ja nicht das erste Mal, dass der unangemeldet zum Essen da ist“, feixte Asato und sein Bruder streckte ihm die Zunge raus.

Arrow war der frühere Partner und Freund von Darren gewesen. Die beiden hatte ein ziemlich enges Band verbunden und war so auch ziemlich oft hier im privaten Bereich der drei aufgetaucht. Vorzugsweise immer dann, wenn es nach Essen roch.

Doch dann hatte er sich bei einer Kampfstunde eine ziemlich miese und hinterhältige Taktik gegenüber Allen erlaubt. Immerhin war es ihm als erstes Aufgefallen, dass auch Allen andere Blicke zu Darren warf und hatte deswegen alles so lange und ausdauerndern gedreht, bis sich die beiden im Ring gegenüber standen. Und hatte seine Chance genutzt. Wenn auch vollkommen falsch.

Anstatt mit Waffen oder bloßen Fäusten zu kämpfen, wie es aufgetragen war, hatte er Asato mit einem feurigem Faustschlaf der linke Schulter zertrümmert, dessen Magie sofort blockiert so dass der Hellhaarige sich nicht hatte wehren können und war dann ohne Kompromisse auf ihn losgegangen.

Darren war sofort dazwischen gegangen und hatte Arrow mit einem gezielten Schlag auf die Matte geschickt, doch das hatte die Beziehung der Beiden von Grund auf verändert.

Kurz darauf flog Arrow auf unbestimmte Zeit von der Schule.

„Stimmt schon, aber von meiner Seite aus, brauch er sich nicht so schnell mehr blicken lassen“, grummelte Darren dann und setzte sich wieder an seinen Platz am Fenster.
 

Asato füllte grade die Kartoffeln um, als Allen mit ernster Miene die Tür öffnete und Ashika Bakal mit in den Raum führte.

Der Junge ließ fast den Topf fallen so überrascht war er, doch Darren war eher alarmiert. Denn es sah eher so aus als wenn der Hellhaarige das Einzige wäre, was das junge Mädchen noch aufrecht hielt.

„Was ist passiert?“

Darren sprang von der Bank auf und eilte zu ihnen um Allen seine Tasche und die Akten, die er ebenfalls trug, abzunehmen, während dieser seine Begleiterin zu seinem Bett bugzierte und sie dort sich setzten ließ.

„Uns ist nichts weiter passiert. Zumindest nicht auf den Weg hier her. Asato, kannst du mir eine deiner Trainingshosen für unsere Kleine leihen?“

Den Blick den er für die Frage bekam stellte ihm die Nackenhaare auf, doch der Asato ging stumm zum Schrank und warf ihm nach einem kurzen, suchenden Augenblick eine seiner liebsten Hosen zu.

Sie war Blassblau, lang und unglaublich weich. Geradezu kuschelig.

Ashika nahm sie dankend an und stieg ungeschickt hinein. Weniger weil sie Angst hatte etwas zu zeigen, es sah eher so aus, als wenn es ihr Schmerzen bereiten würde sich zu beugen.

Allen setzte sich neben sie und nahm sie wieder in den Arm woraufhin sie sich an seine Schulter sinken ließ und ein leises „Danke“, flüsterte.

„Schlaf ne Runde. Hier bist du erstmal sicher“, flüsterte Allen zurück, ließ sie sich hinlegen und kuschelte sie in seine extra warme Decke.

Dann setzten sich die drei Jungs an den Esstisch und aßen in Ruhe während Ashika von der Ruhe um sie herum und der Normalität hier im Raum eingeschläfert wurde.
 

„Also, was sucht sie hier?“, zischte Asato als er sich die nächste Portion auftat.

Allen seufzte und legte sein Besteck auf den Teller. Irgendwie verging ihm gerade mal wieder der Appetit.

„Ich wollte sie nicht heulend draußen sitzen lassen“, war die Knappe Antwort und die anderen zwei sahen ihn verwundert an.

„Die ganze Geschichte bitte“, grummelte Darren und schaufelte sich die nächste Ladung in den Mund während Allen kurz seine Gedanken ordnete.

„So groß viel mehr weiß ich auch nicht. Nur, dass sie von ihren Klassenkameraden und einigen aus den Oberen nicht einfach nur schikaniert wurde. Die Wunden an ihrem Körper deuten auf eine schwergradige Misshandlung hin, die schon über Monate andauert.“

Das ließ er erst einmal sacken. Asato setzte sich mit erschrockenen Blick auf die ruhige Gestalt im Bett zurück auf seinen Platz und Darren stellte das Essen ganz ein.

„Sie hat mir nichts weiter gesagt, sich nur ständig entschuldigt und an mich geklammert, als wenn sie sonst in einen Abgrund gestürzt wäre, aus dem sie nicht entkommen wäre. Ich weiß, dass wir eigentlich niemanden hier haben wollen, aber ich bitte euch. Lasst sie hier bleiben, wenigstens so lange, bis sie mit Lyra gesprochen hat morgen früh. Asha braucht die Ruhe“, flehte Allen und Asato nickte wie in Trance und auch Darren war seines Bruders Meinung.

„Sollte sich deine Eingebung als richtig erweisen, und ich denke leider, dass sie das wird, dann sollte die Kleine gleich hier einziehen und wir wollten sie unter unseren persönlichen Schutz nehmen.“

„Ich hätte nie gedacht... dass sie...“

Asato war vollkommen von der Rolle und Darren erkannte die Situation seines Verwandten sofort, stand auf, setzte sich zu ihm und nahm ihn in seine starken Arme.

Der junge hatte im ersten Jahr eine ähnlich schlimme Erfahrung machen müssen. Da Allen und Darren zwar einen gewalttätigen Namen an der Schule hatten, der aber im ersten Ausbildungsjahr noch nicht registriert wurde, hatte man Asato als Zielscheibe für alles genommen.

Das ging so weit, dass sie ihm eines Abends aufgelauert hatten, als er aus der Bibliothek kam und ihn in einen alten Geräteschuppen zerrten um ihn zu vergewaltigen.

Er danke noch heute seinen Göttern dafür, dass Allen gerade durch das Schultor gekommen war von einem seiner Liebsschaften und seinen Hilferuf aufgeschnappt hatte. Nachdem der von Darren erfahren hatte, dass das Gruppenmitglied nicht bei ihm sei, sind beide von ihrer jeweiligen Position sofort losgerannt und hatten zusammen die Gruppe gefunden.

Asatos Angst war für den Halbdrachen Allen mehr als nur fühlbar gewesen. Er hatte sie fast greifen können.

Die beiden großen hatten drei der Halbwüchsigen intensivreif geschlagen, der Rest landete mit schweren Brüchen und absolut blockierter Magie zwar auf einer normalen Station, doch in der Schule hatte man sie nie wieder gesehen.

Nachdem Asato sich nach einer Woche wieder in der Klasse blicken ließ, traten ihm alle mit dem größten Respekt entgegen. Niemand kannte die wahre Geschichte. Alle spekulierten und stets stand Asato als Retter der Gruppe vor seinen wild gewordenen Freunden da. Das er der eigentliche Grund gewesen war, warum die beiden überhaupt so ein Blutbad angerichtet hatten, sah zum seinem persönlichen Glück niemand.

Das Ashika anscheinend das gleiche Schicksal ereilt hatte nur ohne Rettung machte ihn fertig. Vor allem aber taten ihm seine Gedanken und Worten ihr gegenüber leid.

„Alles gut Kleiner. Sie steht jetzt wie du damals unter unserem Schutz“, flüsterte Darren und drückte dem zitterndem Etwas in seiner Umarmung einen Kuss auf die Stirn.

„Allen? Kannst du zu Lyra gehen und mal schauen, ob du vielleicht den Termin auf unbestimmte Zeit verschoben bekommst? Wir müssen erst mal dafür sorgen, dass sie selbst wieder hoch kommt, so wird Lyra sie nie akzeptieren“, flüsterte Darren eindringlich und sein Gegenüber nickte.

„Sobald sie wieder da ist, mach ich mich auf den Weg.“
 

Der Abend brach herein und sandte sanfte Strahlen durch die deckenhohen Fenster in das große Zimmer der angewachsenen WG.

Allen war im Badezimmer und Darren hockte vorm PC und schrieb an der Hausarbeit weiter, die bald fällig war, während Asato bei seinem kranken Drachen nach dem Rechten sah.

Das neuste Mitglied schlief immer noch und rührte sich kaum. Eingekuschelt und sie einer Kugel zusammengezogen lag Ashika unter der Decke und war fast vollkommen vor Blicken verborgen. Sie schien eine Menge an Erholung nachholen zu müssen.

Als Allen das Wasser der Dusche im Bad abstellte hörte Darren den Schlüssel für die Eingangstür als Asato zurück kam und er hörte schon an dessen Gang, dass es mal wieder keine guten Neuigkeiten gab. Von dem Schluchzen mal ganz abgesehen.

Deswegen speicherte Darren sein Geschriebenes und ging in den Flur wo Jacken und Schuhe der Jungs in einem typischen Junggesellenchaos vor sich hin einstaubten.

Asato streifte sich gerade die Schuhe ab und ging dann so lange gradeaus bis er gegen Darren stieß und an seiner Schulter gelehnt stehen blieb und um Luft für Worte rang.

„Santes ist tot.“

„Santes ist tot“, quetschte er heraus und klammerte sich verzweifelt an seinen großen Bruder fest der ihn noch fester an sich drückte um ihm Trost zu spenden. Darren hatte zwar gehofft, dass Santes überleben würde, doch es hatte alles dagegen gesprochen.

Da kein Drachenarzt wusste was los war, noch Santes selbst hatte sagen können, warum es ihm so schlecht ging, war eine Diagnose nicht möglich gewesen. Sato hatte alles ihm zur Verfügung stehenden Wissen zur Rate gezogen und für den jungen Drachen alles getan was ihm eingefallen war, doch geholfen hatte es letztendlich nichts.

Für die jungen Studenten waren die Drachen auf den Campus zwar eigentlich nur für Übungszwecke gedacht, doch jeder baute trotzdem eine tiefe emotionale Bindung zu seinem Begleiter auf. Sie wurden Freunde und der Schmerz, wenn es um einen Abschied ging, vor allem um einen solchen, war enorm.

Eine geraume Weile standen sie so zusammen im Flur, Darren leise murmelnd, er konnte später nicht mehr sagen, was er eigentlich von sich gegeben hatte und Sato immer leiser schniefend.

„Komm Kleiner. Geh ne Runde Baden oder so. Versuch deine Energie zu beruhigen. Du verwirbelst ganz schön viel“, riet der Größere von beiden irgendwann und sah seinen Schützling an, doch der Schüttelte nur den Kopf und wischte sich über Augen und Wangen.

Heute war einfach nicht Satos Tag.

„Ich muss an den Direktor schreiben und...“, schniefte er: „für ein gutes Begräbnis sorgen.“

„Musst du nicht Sato.“

Allen war dazu gestoßen, ein Handtuch um die Hüften geschlungen und mit tropfendem Haar stand er im Türrahmen zum Zimmer und sah den Kleinen ein wenig Mitleidig an.

„Der Direktor ist informiert und bei dem Begräbnis haben Menschen nur selten was zu suchen, dass weißt du doch. Die Anderen aus dem Hort werden sich um ihn kümmern und dich einladen, wenn es so weit ist.“

Der Junge nickte wie in Trance und ließ sich dann von seinem großen Bruder zu seinem Bett bringen, wo er hingesetzt wurde und stumme Tränen wieder hervortraten.

Darren's PC gab einen leisen Ton von sich, der verkündete, dass eine neue Mail eingegangen war, doch er brauchte diese nicht aufzurufen um zu wissen, was dort drin stand. Solch ein Verlust wurde sofort bekannt gegeben und das über alle möglichen Wege.

„Ein Unglück kommt selten allein, oder?“, fragte Allen als er sich eine Hose überzog und anfing, seine nassen Haare mit dem Handtuch trocken zu rubbeln.

Der Jüngste schüttelte betrübt den Kopf.

„Das es unbedingt Santes getroffen hat ist merkwürdig. Er war jung und unter seinen Altersgleichen mit einer der Stärksten. Diese „Erkrankung“ kam unverhofft, plötzlich und ohne das wir selbst jetzt sagen könnten, was es war“, rätselte Darren und rief seine angelegte Datei auf wo er den Krankheitsverlauf des Jungdrachen festgehalten hatte.

Mit ein paar kurzen Tastenschlägen schrieb er das Todesdatum dazu und überflog noch mal seine Informationen.

„Unverhofft kommt oft. Was, wenn das, was ihn... naja... auch die anderen betreffen könnte?“, fragte Allen und schaute kurz verstohlen zu ihren heulenden Sorgenkind hin als er die Worte „dahin gerafft hat“ vermied.

„Das bereitet mir schon lange Sorgen. Vor allem da ich denke, dass die ersten Symptome nicht bei Sato aufgetreten sind.“

Darrens Blick war dunkel. Er machte sich viele Gedanken, zu viele für Allen's Geschmack.

„Was meinst du damit? So weit ich mich erinnern kann ist das alles erst nach Monaten bei Sato aufgefallen. Die plötzliche Flugunlust. Danach das herabsinken der Schuppenqualität. Welche Symptome meinst du denn, sollen schon vorher da gewesen sein? Amien war ein unglaublich guter Pfleger gewesen“, grummelte Allen.

Er wusste schon jetzt, worauf dieses Gespräch hinauslaufen würde und wappnete sich schon damit, seinen damaligen Geliebten, seinen Ersten an diesem Campus, wieder heftig in Schutz nehmen zu müssen.

„Das bezweifle ich auch nicht. Aber Amien war schon ein Jahr bevor er Selbstmord begangen hat nicht mehr in Höchstform. Denk dran, dass wir wegen ihm 2 Jungdrachen und 1 Ei verloren haben, weil er falsch gehandelt hat und das bei grundpflegerischen Fragen.

Santes wird wahrscheinlich kleine unscheinbare Dinge gehabt haben, ohne das irgendwer drauf geachtet hat.“

Darren sah Allen intensiv in die Augen und das nicht nur um den unsicheren Blick zu bemerken oder das traurige Abschweifen bei dem für seinen Freund heiklem Thema.

Nein.

Er war schon wieder 5 Schritte weiter und suchte an dem Hellhaarigen Anzeichen von Wissen. Wissen, dass er nicht teilen durfte, dass er aufgeschnappt und nicht weitergegeben hatte aus Angst seinem damaligem Schatz an den Karren zu fahren.

Doch Allen hatte auch keinen weiteren Hinweis parat und so stützte Darren sich seufzend auf seinen Armen auf dem Tisch ab.

„Irgendetwas haben wir übersehen“, knirschte er dann mit den Zähnen und zog seinen Bürostuhl unter dem Schreibtisch wieder hervor um sich hinzusetzten.

Nach nur 10 Minuten hatte er sich erfolgreich ins Schulsystem eingehackt. Allen grinste frech.

„Mal wieder dabei ein paar Regeln zu brechen?“

„Seit ich dich kenne, gehört das ja zur Tagesordnung“, nuschelte Darren in Gedanken und scrollte sich durch die Akten der Campusdrachen.

Er schaute undefiniert mal hier und mal da, kritzelte sich einige Notizen auf und schien nicht wirklich auf was zu achten. Allen sah sich alles über seine Schulter hinweg an, gab aber nach ein paar Minuten auf.

Sein Angebeteter schien selbst noch nicht zu wissen, was er machen sollte und der Hellbraune wusste aus Erfahrung, dass man das einfach nur abwarten konnte. Er sah sich lieber zu dem Häufchen Elend um, welches immer noch um Fassung bemüht auf dem Bett hockte und sich mit den Ärmeln seines hellblauen Schulhemdes die Wangen abwischte.

Alles ging zu Sato und hockte sich vor ihm hin. Die Hände auf seine Knie gelegt und den Blick auf die traurigen blauen Augen gerichtet suchte er nach Worten, doch merkte er ziemlich schnell, dass das keinen Sinn hatte.

Man konnte einen Verlust nicht mit Worten aufwiegen, es gab einfach keine, die so etwas vermochten.

„Santes muss eingeschlafen sein“, schniefte der Jüngere und Allen setzte sich neben ihn aufs Bett und legte einen Arm um die bebenden Schultern. „Er lag vollkommen ruhig in seinem Nest. Ich dachte zuerst, er schläft wirklich nur, doch dann hab ich gesehen, dass er nicht atmet.

Ich hab versucht ihn zu wecken, ihn gerüttelt, geschlagen und geschreien, was die anderen Drachen natürlich auf den Plan gerufen hat. Feloin hat mich dann von ihm weggenommen. Er sagte... er sagte, dass Santes Leid durch meine Tränen nur größer würde und ich jetzt stark sein müsste.“

Alles lauschte den leisten Erzählungen und war froh, dass der Hortführer selbst anwesend gewesen war. Feloin war weise und alt. Er kannte die Menschen gut und wusste um die Bemühungen von Sato seinem Freund zu helfen.

„Er hat dich auch hier her geschickt, oder?“

„Ja. Er meinte, ich solle Trost bei... bei meiner Familie suchen“, brach Sato wieder in Tränen aus. Der alte Drache hatte echt einen ziemlich feinen Riecher in solchen Dingen.

Allen hatte schon seit einiger Zeit das Gefühl entwickelt in eine Mutterrolle geschlüpft zu sein. Er sorgte für saubere Wäsche und räumte auf, wenn er konnte. Neben dem Studium einen Haushalt zu führen und Darren ebenfalls die nötige Aufmerksamkeit zu schenken um ihn vielleicht doch noch rum zu bekommen hatte sich am Anfang als schwer erwiesen.

Doch nach und nach war es besser geworden. Es gab sogar so was wie einen ungeschriebenen Plan, an den sich alle hielten.

Die Wäsche zum Waschen wurde auf einen Haufen geworfen und dort von Allen dann weiter gereicht an die Waschküche. Danach sah er sich alles durch und richtete 2 Haufen. Den einen legte Darren zusammen, während sich Sato mit Nadel und Faden dem anderen widmete.

In der Küche gab es eine strenge Herrschaft, geführt vom Jüngsten. Sato ließ niemanden an seine Töpfe heran, außer er war nicht da. Es gab eine Einkaufsliste für Essen und eine für andere Dinge. Allen achtete auf beide Listen und ging mit Darren einmal wöchentlich in das kleine Dorf für die Besorgungen. Meistens wenn Sato gerade in Drachenkunde saß.

Sie hatten sich zusammen gerauft.

Ja. Sie waren wirklich eine Familie geworden. Wenn auch eine ziemlich ungewöhnliche.
 

Mitten in der Nacht saß Darren immer noch vor seinem Computer, allerdings hatte er in den letzten Stunden einiges Geschafft.

Zuerst hatte er einfach nur herum gewühlt, dann waren ihm aber Gemeinsamkeiten aufgefallen.

Amien hatte in Santes Akte vermerkt, dass der junge Drache immer weniger zu sich nahm, es ihm aber anscheinend nicht schaden würde. Er wollte es weiter beobachten, doch das Datum war auf 5 Tage vor seinem Todestag datiert. War wohl nicht viel gewesen, mit „Ich werde es weiter verfolgen“.

Diese Aussage hatte er bei weiteren 3 Drachen gefunden. Es waren die neusten Einträge, deswegen war es so offensichtlich gewesen.

Außerdem schien es einigen aus dem Hort schwer zu fallen, die Flügel ganz zu strecken. Und den Erddrachen schienen die Krallen einzureißen.

Es waren kleinere Übel. Dinge die auf falsche Pflege hinwiesen und mit ein wenig mehr Aufmerksamkeit leicht zu beheben waren. Die Drachen hatten sich so an die Betütelung gewöhnt, dass sie nur schwer wieder an die Alternative, nämlich sich selbst zu versorgen, heran zu bringen waren. Vor allem die Jungen, die hier in der Akademie aufgewachsen waren.

„Und es werden immer mehr“, flüsterte Darren in seine Hand, die er als Kopfstütze verwendete und dessen Finger vor seinem Mund lagen.

Ohne Santes waren nur noch 2 Drachen wirklich als „Krank“ Diagnostiziert, allerdings nur mit einer leichten Erkältung und sie waren noch jung, dass war fürs Immunsystem ein Aufbaueinsatz.

Doch nahm Darren alles zusammen und nahm jede noch so kleine Unregelmäßigkeit hinzu, kam er auf 57 kranke Drachen von den knappen 600 die in und rund um die Uni lebten.

Die kranken bezogen sich auf die im Unihort, in dem nur 83 Drachen ihr Nest hatten, vor allem die 4 um Santes zeigten viele Kleinigkeiten auf, die für gesunde Drachen harmlos waren.

Das machte Kopfschmerzen.

„Du solltest ins Bett gehen Darren. Ich denke mor... ne heute läuft ne wichtige Prüfung?“, frage Allen verschlafen von der Couch wo er sich hingelegt hatte, weil sein eigenes Bett ja belegt war. Ihre neue schlief immer noch vollkommen ruhig.

„Kann ich eh nich, dafür bin ich zu aufgewühlt“, nuschelte der Schwarzhaarige und las sich eine ältere Akte durch ohne Auffälligkeiten aus einem anderen Hort auf dem Gelände.

Allen streckte sich genüßlich, setzte sich dann auf und sah sich verpennt um bis er seine Zigaretten neben dem geöffneten Balkonfenster liegen sah.

„Kommste mit?“, fragte er dann als er aufstand und zum Balkon schlenderte. Er fragte nur aus Höflichkeit und war deswegen mehr als überrascht als Darren sich vom Schreibtisch erhob und wirklich nicht nur mit ihm raus ging, sondern auch mit ihm rauchte.

Er wirkte erschöpft, doch der Hellhaarige viel auch auf, dass er komplett verspannt war. Die Schultern waren leicht angezogen, die eine Hand in der Hosentasche zur Faust geballt stand er steif an der Brüstung gelehnt da und steiß den Rauch in den sternenreichen Himmel.

Allen hatte das Gefühl in seiner Haltung zu lesen, wie in einem offenen Buch.

„Wir haben hier also ein echtes Problem, dass sich schon ausgebreitet hat“, schlussfolgerte er und seufzte tief als Darren nickte.

„Knappe 60 Drachen könnten erste Anzeichen zeigen und wer weiß, wie viele sich infiziert haben. An eine Blutprobe kommen wir niemals heran und wir haben keine Ahnung woher es kommen könnte oder wie wir es aufhalten.

Es scheint Rassentechnisch nur andere Anfangszeichen zu haben, ansonsten gleichbleibend schleppend und unauffällig durch zu gehen.“

Allen zog noch mal an der Zigarette und überlegte.

Es stimmte. Drachen gaben keinen Tropfen Blut her, selbst dann nicht, wenn ihre gesamte Existenz davon abhing und er musste es wissen. Immerhin war er ein Drache.

„Hast du Felion davon unterrichtet?“

Sein Gegenüber schüttelte den Kopf.

„Keinen Sinn. Ich habe keinen einzigen handfesten Beweis für diese Theorie. Die Parallelen lassen sich alle irgendwie anders erklären. Außerdem, warum sollte man gerade die Drachen hier an der Uni infizieren?“

„Weil sie als Botengänger gut taugen“, flüsterte Allen und war plötzlich in höchster Alarmbereitschaft.

Jeder Drache hier hatte irgendwo eine Familie oder Bekanntschaft, welche wiederum andere Bekanntschaften hatten. Gehe man davon aus, dass diese Krankheit von hier anfing, konnte sie sich binnen Woche über die ganze Welt ausbreiten. Und das für sehr lange Zeit vollkommen unbemerkt. Und vor allem... vollkommen tötlich.

Darren sah ihn mit großen Augen an. Er war zu dem selben Schluss gekommen und konnte es nicht glauben.

„Niemand hier wäre in der Lage einen Drachen so zu...“, stockte er und schüttelte dann den Kopf. „Selbst wenn es nicht von hier ausgehen würde, so hat es die gleiche Wirkung. Wir müssen etwas unternehmen!“

Allen raufte sich die hellen Haare und lief hektisch und desorientiert auf den Balkon herum und versuchte sie herum tanzenden Gedanken zu beruhigen. Seine Familie. Seine Freunde. Alle waren in Gefahr.

„Wir... Felion... dann...“

Seine Sprache war so verwirrt wie er selbst. Kein klarer Satz, doch dafür war er bekannt. Kopflos durch und durch vor allem in Situationen wo ein Ausweg kaum zu sehen war.

„Du hast recht. Wir müssen Felion davon unterrichten. Auch wenn es keine Beweise gibt so ist es ein ziemliches Problem und muss eingeschränkt werden, so lange bis das Gegenteil bewiesen ist“, sagte Darren und ging hinein. Sein Kumpel folgte ihm sofort.

„Warte! Wenn Felion dir zwar glaubt, es sich später aber nicht als richtig heraus stellt werden sie dich...“

„EGAL!“

Allen blieb erschrocken stehen bei diesem Ausruf. Sie hatten sich schon öfter gestritten und auch angeschrien und sich sogar geprügelt und bekämpft. Doch dieses Mal war es anders. Es traf Allen tiefer als die Kabbeleien. Sehr viel tiefer, weil es nicht gegen ihn, sondern um ihn ging.

„Allen denk doch mal nach. Wenn auch nur die Möglichkeit besteht, dass jemand erfolgreich dabei ist die Drachen auszurotten wie eine überflüssige Tierrasse wird es früher oder später auch dich betreffen!“

Stimmte. Der Überraschte sah sein Gegenüber an wie ein Reh auf dem mit Blendlicht ein Laster zuraste.

Das hatte er vollkommen verdrängt. Es betraf die Drachen. Seine Familie, aber vor allem auch ihn selbst. Er war Drache. Selbst wenn er als Mensch herum lief war er immer noch einer von den Anderen. Er konnte sich ebenfalls anstecken.

„Ich geh zu Felion. Du bleibst bitte hier bei den beiden Kleinen und sagst ihnen ebenfalls bescheid. Sato muss es wissen, sonst geht er kaputt an Santes Tot.“

Damit war er verschwunden und Allen stand vollkommen von der Rolle allein im Gang und starrte die Tür an.
 

Darren stapfte durch die Dunkelheit und achtete nur wenig auf seine Umgebung, so sehr kreisten seine Gedanken durch seinen Kopf und kamen einfach nicht mehr zur Ruhe.

Allen hatte recht. Wenn er jetzt die Pferde scheu machte und sich dann heraus stellte, dass nichts war, würde er nicht nur ziemlichen Ärger bekommen. Felion war ein vielleicht alter und auch recht gutmütiger Drache, doch Darren würde gerade von ihm eine Strafe bekommen, die er sich lieber nicht ausdenken wollte.

Man hatte Schüler aus seiner Höhle gezogen ohne sichtbaren Verletzungen, dafür waren sie entweder komplett Wahnsinnig oder sahen keine Drachen mehr und konnten sich auch nicht mehr an sie erinnern, aber sie spürten die Leere in ihrer Seele die das Fehlen der Wesen verdeutlichte.

Was im Endeffekt bestenfalls mit dem Wahnsinn endete, schlimmstenfalls mit Suizid durch schwere Depressionen.

Egal wie es ausging, es war meistens nicht gerade angenehm für die Betroffenen.

Noch während er sich eine überzeugende Rede zurechtlegte kam er an der Höhle an und Felion lag davor und sah ihn an. Nicht überrascht, eher abwartend.

Darren ging vor ihm auf die Knie und legte sich die rechte Hand aufs Herz während er den Kopf senkte. Respekt war in einer solchen Angelegenheit etwas sehr entscheidendes.

„Darren Kalani. Ich dachte mir, dass du mich noch mal aufsuchen würdest. Allerdings habe ich nicht zu solch einer Späten Stunde mit dir gerechnet“, grollte der Drache ruhig und verlagerte das Gewicht ein wenig, ließ Darren allerdings nicht aus den Augen.

„Felion. Es tut mir leid dich gerade jetzt stören zu müssen.“

Der Alte horchte auf und seine so entspannten Gesichtszüge wurden etwas härter.

„Mir scheint, dass nicht die Trauer deines Bruders dein Kommen bestimmt.“

Darren stand wieder auf. Er hatte es lieber Auge in Auge mit dem Hortführer zu sprechen, wenn sein Leben eh schon auf den Spiel stand.

„Da hast du recht. Ich bin wegen dem hier, was Santes getötet hat. Ich habe mir die Akten der Drachen auf dem Campus angesehen und seit ungefähr 3 Monaten häufen sich auffällig viele Kleinigkeiten an Krankheiten. Allen und ich hegen die Befürchtung, dass jemand dabei ist, die Drachen auszurotten.“

Darren hielt die Luft an während er die Worte in der Luft hängen ließ und sein Gegenüber sich nicht regte.

Doch dann traf genau das ein, was er gehofft hatte, dass es nicht passiert. Felion brach in Gelächter aus. Aber es war verhalten. Das Grinsen in seinem Gesicht bekam er trotzdem nicht weg als er den Jüngeren wieder anblickte.

„Uns ausrotten? Das haben schon viele versucht und nie geschafft.“

„Die Krankheit verläuft von Drache und Rasse abhängig unterschiedlich und äußerst schleppend!“, behaarte Darren und sah den ersten Zornfunken in den alten Augen aufblitzen, ließ sich davon allerdings nicht abschrecken.

„Also kannst du diese Aussage belegen mit Resultaten?“, grollte der Drache herausfordernd und der Schwarzhaarige schluckte hörbar.

„N-Nein. Nicht direkt. Dafür blieb mir bisher keine Zeit.“

„Also stehst du hier mit nichts vor mir, außer deinen paar Informationen?“

„Ich würde hier nicht vor dir stehen, wenn ich mir nicht sicher wäre, dass etwas nicht stimmt, Felion!“, brüllte Darren selbst von Wut gepackt und ging schon fast in Angriffsstellung. Doch so weit konnte er sich gerade noch beherrschen, wenn auch mit geballten Fäusten.

„Vergiss nicht, vor wem du stehst, Kalani!“, drohte Felion und neigte den Kopf etwas.

„Soll das heißen, du würdest lieber euer aller Leben gefährden als wenigstens meine Theorie zu überprüfen?“

Darren war fassungslos. Das er Felion überreden musste war klar gewesen. Das er allerdings noch nicht mal wirklich eine weit ausschweifende Krankheit in Betracht zog hatte der Nervöse nicht erwartet.

„Deine so genannte Theorie basiert auf den Tod des Drachen deines Bruders, der allen Anschein nach keine Ahnung von der Pflege und dem Leben von uns hat. Sato hat eindeutig...“

„Schieb das nicht meinem Bruder in die Schuhe!“, fuhr Darren ihm ins Wort. Jetzt war er wirklich angepisst. „Satoshi hat alles richtig gemacht und jeder hier auf dem Campus hat von Santes Krankheit gewusst. Niemand von euch hat auch nur den Versuch unternommen ihm zu helfen. Jeder hier im Hort ruht sich auf seinem geschuppten Arsch aus und wartet darauf, dass wir ihnen das Essen bringen!“

„Mäßige deinen Ton!“, brüllte nun Felion und der Boden erzitterte. Darren klingelten die Ohren von der Lautstärke und er kniff die Augen zusammen, doch zurückweichen tat er kein Stück. „Ihr Menschen habt uns hierher gebracht und uns eure sogenannte Fürsorge aufgezwungen. Seitdem haben wir fast Täglich mit jemanden zu Kämpfen, der unser Leben zerstören will. Sei es ein aufdringlicher Pfleger oder aber die Drachentötergilde. Wir leben hier wie auf dem Präsentierteller, damit ihr eure Lehrjahre absolvieren könnt und unsere schwächeren Freunde von euch beschützt werden!

Santes hat uns das Einmischen verboten aufgrund der Annahme, dass wir uns anstecken könnten. Aber niemand fühlt sich Krank. Niemand ist Krank, Kalani. Also hör von Dingen zu reden, von denen du keinen blassen Schimmer hast!“

Darren sah Felion entsetzt an. Die Erkenntnis hatte ihn gerade mächtig überrollt.

Er wusste Bescheid. Doch nicht nur das. Er hatte es mit angezettelt. Felion wusste was los war unter den Drachen und hatte wahrscheinlich dafür gesorgt, dass Santes nicht behandelt werden wollte.

Darren trat mit geschockt aufgerissenen Augen zurück.

„Du wusstest es...“

Felion rührte sich nicht, doch Darren spürte die plötzlich um ihn herum aufwallende Magie.

„Fuck!“, fluchte er und sein Gehirn stellte sich von allein in den Kampfmodus um. Er ging in die Knie und griff an seine Hüfte wo sonst immer sein Schwert hing. Aber das hatte er abgenommen. Immerhin ging man nicht bewaffnet zu einem Gespräch wo man hofft erhört zu werden. Jetzt bereute er es.

„Mickriger Mensch“, grummelte Felion und in seinen Augen sah Darren die alten mächtigen Zauber aufblitzen. Das würde nicht leicht werden.

Doch er war nicht ohne Grund der beste Kämpfer auf dem Gelände.

Er schaltete das Denken ab und reagierte nur noch mit den antrainierten Instinkten während er Felion kaum aus den Augen ließ.

Der alte Drache hatte einen Kreis um Darren gelegt aus dem er nicht entkommen konnte und bombardierte ihn geradezu mit tötenden Zaubern. Auswichend tänzelte Darren in dem kleiner werdendem Gelände herum das ihm noch blieb, doch ohne Strategie wurde das nichts.

Als ein Stromstoß ihm die linke Schulter aufschlitze wirbelte er herum und formte einen Schild mit der Hand, sprang und nahm die Schildhand als stütze um über die Barrikarde zu kommen. Mit den Füßen schlug er gegen die Zauber und ließ diese explodieren als seine eigenen dagegen prallten. Knapp waren die Abstände der Magie um durch zu schlüpfen, doch Darren war in so was geübt und machte sich wenig aus Wunden die nicht tief genug waren um lebensbedrohlich zu sein.

Felion war zwar alt und weise, aber auch langsam Aufgrund seiner Jahrelangen Erfahrung. Seine Zauber waren präzise aufeinander abgestimmt und hatten ein genaues Muster. Er war sich seiner Sache einfach zu sicher.

Was Darren skrupellos ausnutze. Ohne Waffe konnte er dem schuppigem Wesen nichts entgegen setzten, doch er dachte auch nicht darüber nach Felion zu töten. Sollte diese Seuche wirklich umgreifen und alle Drachen betreffen, würde der Alte wahrscheinlich als einer der Ersten vor die Hunde gehen.

Stattdessen schleuderte Darren dem Alten einen Blendzauber auf die Schnauze und rettete sich in den kleinen Wald der um die Höhle lag. Im gestrecktem Galopp rannte er um die Bäume herum und achtete nicht auf seine Lautstärke.

Mit dem feinem Geruchssinn des Drachen war seine Spur sowieso leicht zu finden und er musste jetzt erstmal dafür sorgen, dass die anderen informiert wurden, was hier geschah.

„Das kann doch einfach nicht wahr sein.“



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