Kein Spiel von Bloodybutterflymilea (Wer mit dem Teufel Poker spielt...) ================================================================================ Kapitel 4: Dancing Night ------------------------ Kapitel 4 – Dancing Night Wind griff in schwarzes Haar, wirbelte und zwirbelte es. Spielte ein Spiel, dessen Regeln für niemanden begreifbar waren. „Die Zeit ist gekommen.“ Neongrüne Augen blickten auf die düsteren Straßen. Der Wind nahm keinen Einfluss auf das platinblonde Haar. „Mileas Menschlichkeit wird sich auflösen, wie Asche, vom Sturm fortgetragen.“ Die Schwarzhaarige antwortete nicht. Ein Zittern rannte durch ihren Körper. Sie drehte sich nicht zu der Sprecherin um. Wollte der Wahrheit nicht ins Gesicht sehen. „Sie werden herausfinden, was in dem Wald geschehen ist, Damian. Bring den Jungen fort von hier. Dich selbst magst du schützen können, aber Mileas Krallen wird er nicht entgehen.“ „Soll ich ihn einfach dem Tod überlassen?“ Die Stimme der Schwarzhaarigen, Damian, war schwer von Melancholie und Resignation. „Wo ich ihn doch gerade erst vor eben diesem bewahrt habe.“ Einen Moment glaubte sie, dass Finger über ihre Wange strichen, aber das war bloße Einbildung. „Léo wird bald bemerken, dass er nie im Reich der Toten angekommen ist. Deine Scharade war gut, aber sie wird bald auffliegen… wer soll eher sterben? Du oder er?“ Damian lachte leise. Ein hohles, leeres Lachen. „Warst du nicht immer die, die so viel von den Menschen hielt? Deiner eigenen Rasse? Aber anscheinend… tz, ich hab mich wohl in dir getäuscht.“ „Ich bin bloß realistisch, was wäre besser für ihn? Ein schneller Tod durch dich, oder ein Langsamer, Schmervoller durch Milea oder gar Kael? Du kennst die beiden besser als ich, nicht wahr… Jägerin des Schmetterlings?“ In einer fast schon hämischen Manier färbten sich die grünen Augen dunkelviolett. Damian wirbelte herum, doch dort, wo eben noch die Blonde gestanden hatte, war nur noch Leere. Sie war allein. Ganz allein. An ihrer Hüfte begann der Smiley schmerzhaft zu pochen. „Scheiße.“ Es war dunkel um ihn rum, aber da war ein Geräusch. Ein Wimmern. Nur ganz leise. Langsam ging er darauf zu. „Bitte nicht.“ Schluchzte eine Stimme, die er kannte. „Bitte… hör auf.“ Er streckte die Hände aus. Direkt vor ihm musste er sein. Er… „Skinny?“ Das Wimmern wurde lauter. Aus dem nichts entzündete sich eine Kerze. Seine Augen weiteten sich. Er befand sich in einem kleinen Raum, einer Zelle und dort in der Ecke, zusammengekauert, verdreckt, saß Skinny. Sein blondes Haar hing ihn in Strähnen ins Gesicht. Mit weit aufgerissenen Augen sah er in seine Richtung. Nein, er sah durch ihn hindurch. Er wandte den Kopf, wollte wissen, was hinter ihm lag. Da war eine Tür. Unterschied sich kaum von den dunklen Wänden, um sie herum. Knarzend und quietschend öffnete sie sich. Ein großer Mann trat ein. Vielleicht zweiundzwanzig. Rot-blondes Haar rahmte ein gebräuntes Gesicht ein. Einen Moment verschränkten sich die neongrünen Augen des Neuankömmlings mit den Seinen, dann trat dieser mitten durch ihn hindurch, auf Skinny zu. Schon bald rangen Schreie durch die Luft, gefüllt mit Schmerz und Angst. Und dann schrie er selbst. „Skinny!“ Heftig atmend und in Schweiß gebadet, schreckte Peter aus seinem Traum auf. Noch immer sah er Skinny vor sich. Unter diesem Typ, der ihm so ähnlich sah. Nur die Augen. So unmenschlich, grün leuchtend. Erschöpft, aber noch nicht bereit wieder ins Reich des Schlafes zurückzukehren, stand er auf. Er verließ sein Zimmer und betrat den Wohnraum der Wohnung, welche er sich mit Justus und Bob teilte. Mühelos fand er seinen Weg in die Küche und holte aus dem Kühlschrank eine Flasche Wasser. Es rann kühl seine Kehle hinab und riss ihn endgültig aus seinem Traum zurück in die Wirklichkeit. Dennoch, Skinnys vor Angst und Schmerz geweitete Augen wollten ihm nicht aus dem Kopf gehen. Sie hatten sich in sein Gehirn gebrannt. Ein Blick auf die Küchenuhr mit der LED-Leuchte, sagte ihm, dass es erst vier Uhr morgens war. Viel zu früh für seinen Geschmack, oder zu spät, wie man es nahm. Seufzend trottete er zurück in sein Zimmer und ließ sich auf sein Bett fallen. Die Wasserflasche stellte er neben das Bett. Angespannt fuhr er sich durchs Haar, dann fuhren seine Finger nachdenklich über eine Verbrennung an seiner Hüfte, knapp über dem Knochen auf der linken Seite. Er hatte die Form eines kleinen Smileys. Weder Justus, noch Bob hatten ihn jemals gesehen und Peter wollte auch, dass das so blieb. Er wusste nicht warum er nicht wollte, dass sie davon erfuhren. Es war sein Geheimnis, die einzig sichtbare Spur, die er von Milea zurückbehalten hatte. Es war seine Last, seine Bürde und er nahm sie freiwillig auf sich. Gleichzeitig war es eine Warnung. Peter würde sich immer an die Rothaarige erinnern und würde immer vorsichtig sein. Sie hatte ihn verändert. Nicht das äußere, sondern seinen Kern, sein Innerstes. Und es war unveränderbar. Milea strich wie ein Raubtier in ihrer Zelle hin und her. Sie war nicht nervös und auch nicht aufgeregt, nein. Es würde nicht zu ihr passen. Dennoch hatte eine gewisse Ruhelosigkeit sie erfasst. Mit jeder Sekunde die verstrich wurden ihre Bewegungen schneller, mit jeder Sekunde rückte der Augenblick näher. Schwaches Mondlicht fiel durch ihr Fenster. Es war so viel beruhigender als Sonnenlicht. Sonnenlicht brannte in den Augen und brachte ihren Kopf zum brummen. Ein lästiger Effekt, aber unvermeidbar. Ein Scharren ertönte und sie hielt in ihren Bewegungen inne. Vorsichtig drehte sie sich um, aber da war nichts. Keiner ihrer Sinne schlug Alarm. Einen Moment fragte sie, ob das gut war, dann entschied sie, dass es vollkommen egal war. Noch brauchte sie sie nicht wieder. Erst wenn sie hier wieder draußen war. Ihre Augen fielen auf das ungemachte Bett. Dort lag etwas. Sie trat darauf zu und hob es auf. Es war ein Messer. Schmal und klein. Komplett aus Metall. Es schmiegte sich angenehm in ihre Hand. Die Kühle war wohltuend und schaffte es ihre Ruhelosigkeit zu vertreiben. Sie setzte sich auf die harte Schlafstätte und hielt die Waffe ins Mondlicht. Es brach sich darauf und Lichtpunkte schimmerten an den Wänden. Sie drehte es zwischen ihren Fingern. Es war eben noch nicht dagewesen, das wusste sie. Aber es war das Zeichen, dass alles glatt lief. Das war gut, gut für sie. Dennoch, das Messer brauchte ein Versteck. Diese Waffe, egal wie klein und unscheinbar sie schien, hatte eine große Bedeutung. Sie konnte nicht riskieren, dass irgendein Wärter sie fand und ihr wegnahm. Nein, das durfte nie geschehen. Justus hörte seine beiden Freunde bereits reden, als er noch im Bett lag. Müde rappelte er sich auf und zog sich an. Er fand Peter und Bob am Küchentisch bei einer Tasse Kaffee und einem einfachen Cornflakes-Frühstück. Einer von ihnen hatte ebenfalls eine Schüssel und eine Tasse für ihn rausgestellt. Er hörte ihnen dabei zu, wie sie über Nichtigkeiten sprachen, während er beides füllte und anfing zu essen. „Was war das gestern eigentlich für eine Geschichte, zu der dich dein Chef gerufen hat?“ Fragte Justus schließlich zwischen zwei Löffeln an Bob gerichtet. „Oh, da ging es um einen toten Stripper. Erst hielt ich es für langweilig, es schien wie ein einfacher Selbstmord, Kopfschuss, Waffe noch in der Hand, halt ein Selbstmord. Dann konnte ich aber bei einem Gespräch zwischen zwei Polizisten hören, dass niemand einen Schuss gehört hat und dass es an der Schusswunde keine Schmauchspuren gab, was bei einem Selbstmord nicht sein kann.“ Justus nickte verstehend. „Also Mord?“ Der blonde Detektiv zuckte mit den Achseln. „Scheint so.“ Es war eine Weile still, jeder aß sein Frühstück in Ruhe. Dann hob Bob nochmal den Kopf. „Da fällt mir ein, wo du mich dran erinnerst. Der Stripper, ich hab ihn kurz gesehen, er hatte große Ähnlichkeit mit Skinny. Blond, vielleicht etwas größer als er, grüne Augen, sein Gesicht hatte ebenfalls ein paar gewisse Ähnlichkeiten.“ Peter ließ den Löffel sinken, welcher bereits halb auf seinem Weg in den Mund gewesen war, sein Gesicht war unnatürlich blass geworden. „Smiley?“ Er entspannte sich ein wenig, als Bob verneinend den Kopf schüttelte. Auch Justus hatte sein Besteck sinken lassen, dafür aber angefangen auf der Unterlippe zu kauen. Immer noch leicht angespannt beobachteten seine beiden Freunde ihn, ehe Bob wieder das Schweigen brach. „Meinst du, dass hat was zu bedeuten?“ „Möglicherweise.“ War die karge Antwort. „Ich würde aber eher gern einmal bei Skinnys Wohnung vorbei schauen.“ „Ich kann erst am Nachmittag, ich hab heut ein Spiel.“ Brummte Peter und langsam nahm sein Gesicht wieder seine normale Färbung an. „Ich muss auch erst in die Redaktion, aber um… ich weiß nicht, vielleicht vier können wir uns treffen. Passt das für euch?“ Meinte dann auch Bob. Die anderen beiden Detektive gaben ihr Einverständnis und machten sich nach Abschluss ihres Frühstücks alle drei auf ihren Weg. Denn auch Justus wollte nochmal mit Cotta sprechen und sich anhören, ob es etwas Neues gab. „Du schon wieder.“ Brummte Damian übellaunig. Die Blonde zuckte bloß mit den Schultern. Ihre Augen, diesmal ein helles gelb, wanderten über die Blutspritzer an der Wand, dann auf die aufgeklebten Umrisse am Boden. Sie hatten Ähnlichkeit mit einem Körper, in dessen einen Hand sich eine Waffe befand. „Was wäre gewesen, hätte Kael dich gefunden?“ Damian ballte die Fäuste. „Warum kannst du mich nicht in Ruhe lassen damit?! Ja, ich war ein Jäger, ja, ich kenne Milea, und ja, begegne ich einem von ihnen, sterbe ich vermutlich einen grausamen Tod, aber das musst du mir nicht jeden Tag unter die Nase reiben!“ Abwehrend hob die Blonde die Hände. „Du bist besonders, einzigartig, selbst unter uns. So etwas darf man nicht verschwenden.“ Theatralisch verdrehte die Schwarzhaarige die Augen und wandte sich von der Blonden ab. „Kael hat keinen Smiley hinterlassen, es war also alles in seinem eigenen Interesse. Ich nehme an, dass er jemanden braucht, den er nageln konnte und da er eine seltsam starke Obssession gegenüber Skinny hat, hat er sich ausgerechnet Timmy ausgesucht. Wegen seiner Ähnlichkeit, und nicht, weil er mir auf der Spur war.“ Die Blonde gab ein nichtsagendes „Hmm.“ von sich und wollte sich gerade abwenden. Aber Damians Ausruf hielt sie zurück. „Ghost!“ Angesprochene drehte sich noch einmal um und zeigte damit, dass sie zuhörte. „Wann… wann wird Milea wieder…?“ Versuchte es die Schwarzhaarige mit zaghafter Stimme. „Wieder das Monster sein, als welches sie bekannt geworden ist?“ Beendete Ghost, da Damian anscheinend nicht die Kraft dazu hatte. Die Blonde lächelte traurig. „Leider allzu bald.“ Der Nachmittag kam und die drei Detektive versammelten sich vor Skinnys Wohnung. Ein Polizeisiegel klebte an der Tür und Justus hatte extra noch einmal beim Inspektor nach gefragt, ob sie es brechen durften. Er war zwar nicht begeistert darüber gewesen, dass Bob und Peter mit rein kamen, aber er kannte die drei gut genug, dass es später eh keinen Unterschied machen würde. Was der eine wusste, wussten die anderen kurz darauf auch. Außerdem meinte er, dass ihnen vielleicht etwas auffallen würde, welches der Spurensicherung entgangen sein könnte, und da Justus ja eh an dem Fall offiziell mitarbeitete, wäre es eigentlich nicht schlecht, wenn er da noch einmal vorbei schauen würde. Justus betrachtete abschätzend das Schloss, welches die Polizei hatte knacken müssen, da Skinny keinen Schlüssel bei sich gehabt hatte. Überhaupt hatte Skinny nichts bei sich gehabt, kein Ausweis, kein Schlüssel, kein gar nichts. Dummerweise war auch keine weitere DNS auf seinen Sachen gefunden worden. Es gab bisher keine Spur, außer der Smiley auf seiner Brust, zu welchem auch Cotta noch einmal die junge Frau befragen wollte. Neben Justus wurden Peter und Bob langsam ungeduldig. Sie standen seit fast schon zehn Minuten vor dieser Tür und der Schwarzhaarige, da er immerhin für die Polizei arbeitete und daher einen Ausweis hatte, hatte eben dieses Stück Holz immer noch nicht geöffnet. Bob stieß ihn schließlich an und Justus bewegte sich dazu, die Wohnung zu betreten. Es war unaufgeräumt. Briefumschläge mit Rechnungen lagen auf einem wackligen kleinen Tisch nahe der Tür. Ein paar Schuhe lagen darunter. Es ging ähnlich weiter. Ein leerer Pizzakarton lag bei einer alten Couch, in der kleinen Küche türmte sich zwar kein Geschirr aber ein wenig stand doch rum. Das Bad war relativ sauber, während im Schlafzimmer, wie der Rest der Wohnung auch recht klein, lagen einige Kleidungsstücke auf dem Boden, das Bett war ungemacht. „Wir sollten uns getrennt umsehen, wenn einer was findet, was von Wichtigkeit sein könnte, soll er rufen.“ Meinte Justus, ehe er begann sich im Schlafzimmer umzusehen. Bob nahm sich das Wohnzimmer, wenn man es denn so nennen konnte, vor, während Peter die übrig gebliebenen Räume untersuchte. Eine Weile fiel keinem von ihnen etwas auf, ehe Bob nach seinen Kollegen rief. Justus und Peter waren fast sofort bei ihm, neugierig, was der Blonde gefunden hatte. „Was ist los, was hast du gefunden?“ Ein Zettel wurde hoch gehalten und sofort entzifferten die beiden anderen, was darauf stand. Dancing Night, Kitt und eine Telefonnummer. „Warum ist das interessant?“ Fragte Justus skeptisch. Er konnte mit den Infos nichts anfangen. „Dancing Night ist der Club, in dem der tote Stripper gearbeitet hat. Der, von dem ich euch erzählt hab, aus L.A.“ Erklärte Bob mit ruhiger, ernster Stimme. Peter wusste nicht genau, was ihn dazu getrieben hatte Justus Vorschlag, dem Club einen Besuch abzustatten, zu zustimmen. Auf jeden Fall fand er sich an eben diesem Abend vor dem Dancing Night wieder. Bob sah aus, als ob er sich die gleichen Gedanken gemacht hätte, als er zusammen mit Justus zu Peter stieß. Einen Moment war eine Art peinliche Stille, ehe sie sich dazu durchrangen, den Club zu betreten. Der Türsteher war ein schmaler, schlaksiger, aber attraktiver Kerl, dessen hellbraune Augen stark mit Kajal umrandet waren. Ebenfalls braunes Haar stand stachelig vom Kopf ab und ragte unter einem grauen Hut hervor. Der Hut passte farblich zu der Weste, die einen Streifen des flachen, gut gebräunten Bauches freigab, ehe er in der engen, tiefsitzenden, schwarzen Jeans verschwand. Er musterte die drei Detektive abschätzend. „Ich hab euch hier noch nie gesehen.“ Lächelte er ein strahlendes Lächeln. „Das ist kein Wunder.“ Brummte Peter. Der Braunhaarige lachte. „Was macht ihr dann hier?“ Justus zögerte, aber es wäre einfacher, wenn ihnen jemand helfen könnte. „Wir suchen jemanden.“ „Wen denn? Vielleicht kann ich euch helfen.“ Bot der Türsteher an. „Kennen sie jemanden namens Kitt?“ Fragte Bob. Der Türsteher lächelte geheimnisvoll und nickte. „Wenn ihr für den Eintritt bezahlt, kann ich sie euch zeigen.“ Die drei Jungen reichten dem Türsteher einige Dollar, doch ehe sie eintreten konnten, hielt der junge Mann sie noch auf. Er drehte sich selbst um und rief nach jemandem namens Toni. Dieser stellte sich als ein ebenfalls junger Mann heraus, welcher ein ähnliches Outfit wie der Türsteher trug. Der Braunhaarige, Toni nannte ihn Shawn, überließ Toni seinen Posten, ehe er die drei Jungen ins Innere führte. Es war ein edel eingerichteter Club. Eine Bühne mit Stange lag der Bar gegenüber, zu der Shawn sie führte. Runde Tische waren überall im Raum angeordnet, an den meisten saßen bereits Leute, beobachteten wie eine Tänzerin sich langsam und lasziv entkleidete. Shawn stellte sich hinter die Bar. Meinte kurz, dass er eigentlich Barkeeper und nur für jemanden eingesprungen sei. „Was ist jetzt mit Kitt?“ Fragte Justus ungeduldig. Hinter ihnen ertönte Applaus, ein klaren Zeichen dafür, dass die Stripperin mit ihrem Auftritt durch war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)