Der Dämon und die Priesterin von Sango-Chan (Sesskag) ================================================================================ Prolog: Der Schmerz, der mich nicht mehr loslässt ------------------------------------------------- Sie rannte durch das Dickicht so schnell sie ihre Beine nur trugen. Der kalte Regen prasselte von oben auf sie herab und durchnässte ihre Kleidung. Der Regen war kalt. Sehr kalt. Sie spürte die Kälte bis in ihre Knochen dringen. Ihre Arme und Beine waren an den Seiten aufgerissen, da sie sich von Ästen und Dornen nicht abhalten ließ. Schmerz. Das alles schmerzte, doch sie spürte diesen Schmerz nicht. Es war nichts im Vergleich zu dem Schmerz, den ihr Herz fühlte. Wie tausend Stiche fühlte er sich an. Stiche, die ihr armes Herz auseinander rissen. Tränen flossen ihre Wangen hinunter, als sie sich die Szene von vorhin unwillkürlich wieder in Erinnerung rief. Nein! Bitte nicht! Ich will das nicht sehen! Sie kämpfte dagegen an doch die Bilder wollten nicht aus ihrem Kopf verschwinden. Inu Yasha und Kikyou… Mit einem Mal stolperte sie über eine Wurzel und fiel hart zu Boden. Der Aufprall auf den nassen, matschigen Boden war so schmerzhaft und so überraschend, dass ihr die Luft aus der Lunge entwich. Kagome wischte sich den kalten Schlamm aus dem Gesicht und versuchte aufzustehen, um weiter zu rennen. Weg. Sie wollte einfach nur weg. Wohin war egal, Hauptsache weit weg. Doch sobald sie mit ihrem Fuß auftrat, spürte sie einen neuen stechenden Schmerz. Der Knöchel war wohl verstaucht. Fluchend hievte sie sich zum nächsten großen Baum und nahm unter ihm Platz. Es regnete immer noch in Strömen auf sie hinab. Kagome zog die Beine an und legte ihre Arme darum. Jetzt wo sie nicht einmal mehr weiter laufen konnte, gab es auch nichts mehr, was sie ablenken konnte. Die Erinnerungen gingen ihr durch den Kopf. Inu Yasha und Kikyou. Kagome war an diesem Tag früher aus ihrer Welt, 500 Jahre in der Zukunft, gekommen, um Inu Yasha und den anderen eine Freude zu machen. Auf dem Weg sah sie jedoch etwas, was für die Augen von niemanden bestimmt war, außer derer, die es betraf. Es war kein Kuss. Kaum eine Berührung. Doch das, was Inu Yasha zu Kikyou sagte, zerriss ihr Herz mehr als alles Andere, was sie sich vorstellen konnte. Sie standen sich gegenüber und sahen sich tief in die Augen. Beide sahen sich voller Kummer, Verlangen und Sehnsucht an. Und dann machte Inu Yasha ein Versprechen, dass Kagomes ganze Welt zerstörte. „Kikyou, ich weiß, dass wir viel durchmachen mussten. Aber ich verspreche dir, sobald das alles vorbei ist, komme ich zu dir. Ob tot oder lebendig…. Und dann können wir endlich für immer zusammen sein….“ Für immer. Das ging Kagome nicht mehr aus dem Kopf. Diese zwei harmlosen Worte verfolgten sie, wie ein Schatten, den sie niemals loswerden konnte. Das war der Moment, an dem Kagome Hals über Kopf davon rannte, ohne zurück zu blicken. Der Regen ließ langsam nach und der Himmel klärte sich ganz allmählich auf. Sie blickte zu ihm empor und sah wie kleine, dunkelblaue Stellen zum Vorschein kamen. Die letzten Tropfen Regen liefen ihr Gesicht hinab und nahmen auch die letzten Tränen mit sich. Ihr Herz schrie, doch Ihre Augen waren mittlerweile trocken. Tief in ihrem Inneren wusste sie, dass es so kommen würde. Sie wusste wie Inu Yasha zu Kikyou stand und dass er neben Bedauern und Schuldgefühlen ihr gegenüber auch noch romantische Gefühle für sie hegte. Doch naiv wie Kagome war, hatte sie immer gehofft, dass er eines Tages ihre Gefühle erwidern würde. Doch es nützte nichts. Egal wie viel sie von sich auch gab. Es war einfach nie genug. Kikyou würde immer an erster Stelle stehen… Stunden vergingen. Mittlerweile war der Mond aufgegangen. Kagome empfand eine seltsame Leere. Als hätte man ihr den Lebensinhalt genommen und den Boden unter den Füßen weggerissen… Am liebsten würde sie einfach nur sterben. Ein rascheln ließ sie aufschrecken, doch sie überkam keine Angst. Nichts konnte sie mehr ängstigen… Kagome sah einen Schatten auf sich zukommen. Mit jedem Schritt begann ihr Herz mehr und mehr zu zerreißen. Silbernes Haar leuchtete im Mondschein und seine goldenen Augen starrten in ihre Richtung. Diese Augen. Genau wie seine. Und doch nicht. Sie sahen sich so ähnlich und doch waren sie so anders. So ganz anders... Er blieb in majestätischer Haltung einige Meter vor ihr stehen und bedachte sie eines eiskalten Blickes. Sein weißer Pelz umgab seine Kleidung wie eine Rüstung. An seiner Seite hingen zwei Schwerter. Das fast unzähmbare Toukijin und das lebenspendende Tenseiga. Sesshoumaru.. Sie sah ihn ebenfalls an. Sein Blick verhieß nichts Gutes, genau so wenig wie seine Präsenz an diesem Ort. Sie wusste nicht ob er sie ignoriert oder sie tötet. Es war ihr auch gerade egal. Alles war ihr egal… „Mensch“, sprach er plötzlich zu ihr. Seine Stimme, kalt wie Eis und doch samtweich, ließ sie zittern wollen. Doch sie beherrschte sich. Sein Blick drohte sie gleich auf der Stelle zu töten. Es war ganz klar nicht seine Absicht gewesen, dieselbe Luft mit ihr zu teilen. „Wo ist das Halbblut?“ Mehr fragte er nicht. Ihr Blick wanderte zu seinem leeren Ärmel. Tessaiga… er wollte das Schwert seines Vaters immer noch. Und dafür war er bereit seinen verhassten Halbbruder zu töten. „Ich weiß es nicht“, antwortete sie schließlich. Sie wollte auch gar nicht wissen wo er war. Sesshoumaru dachte nach und stand dann mit einem Mal vor ihr. Sein Gesicht gefährlich nahe an ihrem. All ihre Sinne sagten ihr, sie solle davon laufen, doch sie rührte sich nicht. Sesshoumaru hob seine Hand aus dessen Krallen Gift strömte und kam mit dieser ihrem Hals immer näher. „Willst du mich töten?“, fragte Kagome. Ihre Augen leer. Sesshoumaru sah sie nur kalt an und gab keine Antwort. „Ich wünschte, du würdest es tun“. Stunden vergingen so kam es ihr vor bis er schließlich seine Krallen zurückzog. Ohne auch nur ein einziges Wort zu sagen drehte er ihr den Rücken zu und ging. „Warum hast du mich nicht getötet?“, rief Kagome ihm nach. Ihre Stimme genau so leer wie sie sich fühlte. Sesshoumaru hielt inne und schien erst zu überlegen, ob er ihr tatsächlich antworten sollte. Als Kagome schließlich schon dachte, dass sie keine Antwort bekäme, sagte er ohne sich um zu drehen: „Weil es das ist, was du wolltest. Ihr Menschen seid so schwach.“ Mit diesen Worten verschwand er in der Nacht. Sein glänzendes, langes Haar war das letzte was sie von ihm sah, bevor er sie zurückließ. Kagome schaute zum Himmel empor. Es war Vollmond. Und irgendwie war sie jetzt einsamer als zuvor. Sie schluckte ein letztes Mal ihre Tränen hinunter, bevor sie im Schutz der Bäume in einen unruhigen und kurzen Schlaf fiel. Hosted by Animexx e.V. 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