Khajiit Instinct von Tali-Zorah ================================================================================ Kapitel 6: Vergangenheit ------------------------ Ihre Freude hielt noch eine Weile und während sie in aller Ruhe der Straße folgten, kehrte schießlich die normalen Gespräche wieder ein. Die Zeit verging wie im Fluge und es war bereits Nachmittag, als sie an der Kreuzung von Kvatch ankamen. Tallia betrachtete das Schild und fragte ihre Meisterin. »Wollen wir nach Kvatch? Oder welche Pläne haben wir jetzt?« »Nein nein, nicht nach Kvatch. Ich hasse die Stadt.« »Wieso das denn?« »Jeder hat doch irgendeine Stadt die er oder sie nicht leiden kann. Bei mir sind es immer ein paar in den verschiedenen Regionen. In Cyrodil sind es Kvatch und Chorrol.« Peinlich berührt stubste Tallia mit ihrer Fußspitze auf dem Boden rum und musste nachfragen. »Ist es... wegen mir? Du weißt schon, wegen damals in der Taverne...« Kyara versuchte mit allen Mitteln sich das Lachen zu verkneifen. »Nun ja, es kommt ja auch nicht alle Tage vor, dass ein 16 jähriges Dunmermädchen drei Dirnen die Kleider versenkt und die dann halb nackt und kreischend durch die ganze Taverne rennen. Ich glaube selbst die Wachen haben das nicht so schnell vergessen. Und mein Geldbeutel auch nicht...« »Das ist jetzt ein Jahr her. Können wir das nicht einfach vergessen?« Die Khajiit stellte sich ganz nah vor ihre Schülerin, lehnte sich etwas vor damit ihre Gesichter ganz dicht voreinander waren und legte ihre Klaue auf den Kopf ihrer Schülerin. Diese wurde sofort rot auf den Wangen und ihr war diese plötzliche Gesichtsnähe zu ihrer Herrin äußerst peinlich. Während Kyara ihr in die Augen sah, sprach die Katzenfrau. »Nie und nimmer werd ich das vergessen. Will ich auch gar nicht, weil mir dein schockiertes Gesicht mir jeden Septim wert war, den ich der Wache dafür geben musste.« Es weiteten sich die großen, roten Augen des jungen Mädchens, als sie in die Katzenaugen ihrer Meisterin sah. Bevor sie diesen Moment überhaupt verstehen konnte, wandte sich ihre Freundin schon ab und ging bereits weiter in Richtung Anvil. Bevor sie weiterging, blieb sie noch einmal stehen, drehte sich kurz um und fragte. »Kommst du oder willst du den ganzen Tag dort mit offenem Mund stehen?« Erst jetzt bemerkte Tallia, wie doof sie wohl gerade ausgesehen haben musste. Umgehend lief sie ihrer Herrin hinterher und rief. »Ja, ich komme schon!« Beide liefen weiter und Tallia suchte Gespräche mit Kyara, damit sie nicht wieder anfing über ihre Gefühle nachzudenken. Sie hatte Angst davor, sich darüber Gedanken zu machen. Im Grunde ihres Herzens wusste sie bereits, dass da mehr war als nur Bewunderung und Freundschaft, doch sich diese Tatsache vor Augen zu halten erfüllte sie mit Scharm. Auf halber Strecke nach Anvil blieben sie stehen, da es bereits zu dunkel geworden war. Kyara zündete eine Fackel und forderte ihre Partnerin auf. »Sammle du schon mal Feuerholz. Ich stelle so lange das Zelt auf und gucke mal was unsere Ration noch hergibt.« Kurz genickt bejahte Tallia ihren Auftrag und nahm sich den Beutel mit der kleinen Axt. Sie ging in den Wald, der ringsherum war und verschwand zwischen den Bäumen. Langsam durchstöberte sie den Boden nach Ästen und Zweigen, womit man das Feuer entzünden konnte. Das führte sie tiefer und tiefer ins Dickicht. Nachdem sie vorerst genug gesammelt hatte, nahm sie noch einen letzten Ast auf. Plötzlich drang eine weibliche Stimme aus der Dunkelheit her. »Sie ist nicht immer das gewesen, was du nun siehst.« Der Schrecken ging Tallia durch Mark und Bein und instinktiv griff sie nach ihrem Stahldolch in ihrem Stiefel, den sie drohend umherschwing. Sie konnte aber niemanden zwischen den Bäumen erkennen. Das einzige was ihr überhaupt das Sehen ermöglichte war ihre Fackel und die erhellte nur bedingt. Tallia erkannte eine Silouette, die hinter einem Baum hervorkam. Sofort richtete sie ihren Dolch in die Richtung und sie drohte dieser Person. »Erklärt euch jetzt! Wer seid ihr!?« Ein hämisches Gekicher drang von dieser scheinbar weiblichen Person. Ihre Stimme ertönte erneut. »Deine Freundin, Kyara, sie ist nicht so unschuldig wie sie aussieht.« »Ihr hört sofort auf über sie zu reden. Ihr habt kein Recht dazu. Nun strapaziert nicht weiter meine Geduld und sagt mir sofort wer ihr seid und was ihr wollt.« Tallia hatte bereits durch die Stimme und die Sillouette erkannt, dass es sich ebenfalls um eine Khajiit handeln müsse. Diese Vermutung bewahrheitete sich, als die unbekannte Frau in den Lichtkegel der Fackel schritt. Es war eine Khajiit die vom Aussehen her erschreckend viel Ähnlichkeit mit Kyara hatte. Nur war ihr Fell aschschwarz mit weißen Mustern und ihre Augen waren grausam gelb wie der Sommermond. Sie trug schwarze Kleidung und strahlte förmlich aus, dass sie eine Attentäterin war. Die Dunmer erkannte einen schwarzen Köcher mit Ebenerzpfeilen auf ihrem Rücken und einen rot-schwarzen Bogen der daran heftete. An ihrer Hüfte waren gebogene Dolche, die scheinbar aus dem gleichen Material bestanden, wie ihr Bogen. So etwas hatte sie noch nie gesehen und allein der Anblick dieser Waffen, ließ sie den Tod erahnen, der bereits durch diese unheilvollen Gegenstände vermittelt wurde. Beeindruckt von dieser bedrohlichen Aufmachung, gaffte Tallia an dieser Frau entlang und vernachlässigte ihre Deckung. Die Attentäterin entwaffnete das Dunmermädchen mit nur einem einzigen Klingenhieb ihres Dolches und bevor Tallia in der Lage war das zu registrieren, spürte sie eine Klinge an ihrer Kehle und sah in die furchteinflößenden, gelben Augen der Katzenfrau. Angst erfüllt dachte Tallia, dass nun ihr Tod kommen würde und sie wagte es sich nicht auch nur eine einzige Bewegung zu machen. Ruhig führte die Khajiit ihre Aussage fort. »Du bist wirklich hübsch meine Süße. Da hat sich Kyara aber wirklich ein Prachtstück zugelegt. Um deine Frage zu beantworten, mein Name ist Nor‘Jai. Ehemalige Assassine der dunklen Bruderschaft, aber ich hab mich schon vor sehr langer Zeit selbstständig gemacht.« Scheinbar versuchte diese Frau gar nicht Tallia umzubringen. Zumindest vorerst nicht. Als das dem Dunmermädchen klar wurde, fing sie ein Gespräch an. »A...aber was willst du von mir?« Schmunzelnd kam Nor‘Jai mit ihrem Mund an die blaue Wange der Dunkelelfin. Sie setzte ihre Zunge an und leckte bis zur Schläfe hoch. Beschämt und geschockt über diese Tat starrten die blutigen Augen von Tallia vor sich hin und sie hörte weiterhin was Jai ihr sagte. »Mmmhh... du bist köstlich meine Süße. Ra’Jinay hatte sicher schon viel Spaß mit dir. Fast schon beneidenswert. Sie hatte schon immer ein Talent dafür die jungen, unschuldigen Dinger rauszusuchen.« Errötet von diesem Kommentar stammelte Tallia nur unverständlich vor sich hin. Davon ungestört sprach Jai weiter. »Ich bin nur hier weil ich mir die neuste Anschaffung meiner alten Partnerin ansehen wollte.« »P-Partnerin?« Konfus stand Tallia dar und wurde langsam spitzöhrig. »Wie ich schon gesagt habe mein Kirschchen. Deine achso geliebte Ra’Jinay, oder Kyara wie sie sich heute nennt, war nicht immer das, wofür sie sich heute ausgibt. Du solltest aber geehrt sein, mit so einer Legende reisen zu dürfen. Ihr beiden seid wirklich goldig. Ich beobachte euch schon eine Weile und ich find es amüsant wie verliebt du doch bist. Du solltest aber Sex nicht mit Liebe verwechseln, Goldstück.« Wütend darüber, dass diese Fremde es wagte den Namen ihrer Herrin in den Schmutz zu ziehen, wurde Tallia langsam patzig. »Wie kannst du es wagen so über meine Meisterin zu sprechen? Sie lehrt mich nur das Kämpfen, sonst nichts. Und eine Mörderin ist sie auch nicht!« Überrascht erwiderte Jai. »Oh. Ach was ist das süß. Sie hat dich noch nicht rumgekriegt? Wie ungewöhnlich. Dabei müsst ihr doch schon seit mindestens einem Jahr miteinander reisen. Ich hab euch nämlich seit eurem Aufenthalt in Rifton zum ersten mal zusammen gesehen.« »Zwei Jahren und ich weiß nicht wovon du redest. Sie will mich nicht ‚rumkriegen‘ und mit Leuten wie dir hatte sie sicher nie zu tun.« Die schwarze Katzenfrau brach in Gelächter aus und musste umgehend ihre Meinung kund geben. »Hahaha! Wie naiv du doch bist Kirschchen. Wenn du mir nicht glaubst, dann frag sie doch mal selber über ihre Vergangenheit. Ich wette mit dir, dass sie noch kein einziges Wort über ihre Vergangenheit fallen gelassen hat. Sprich sie mal mit ihrem richtigen Namen an und sieh mal wie sie reagiert.« Jai steckte den Dolch wieder weg und ging rückwärts in die Dunkelheit zurück und während sie wieder zwischen den Bäumen verschwand sagte sie. »Wenn du alles wissen willst, dann triff mich in Anvil im verlassenen Haus um Mitternacht im ersten Stock. Komm durch die Hintertür.« So schnell sie gekommen war, so schnell war sie auch wieder verschwunden und aufgelöst stand die Dunmer im Nirgendwo. Perplex griff sie nach ihrer Tasche voll Holz und der Axt und ging im Eiltempo zurück. Ihr Herz pochte und ihr Stresspegel stieg und war kaum noch messbar. Ihre Nervosität legte sich erst als sie das Licht des Lagers an der Straße sehen konnte. Die Bäume lichteten sich und sie blieb hastig am Straßenrand stehen, wovon sie runter sah und die zwei Zelte erkannte, wovor Kyara das Gestell für den Kochtopf bereits errichtet hatte. Sie legte noch den letzten Stein in den Steinkreis, worin das Feuerholz kommen sollte, bis sie zu ihrer gehetzten Freundin hochsah und belustigt sprach. »Na sieh einer an. Dafür, dass du so gehetzt aussiehst hast du dir aber ganz schön Zeit gelassen. Ist irgendetwas passiert?« Kindlich schüttelte Tallia den Kopf und wusste nicht einmal, wieso sie log. Ehe sie sich dazu äußern musste, sprang sie den kleinen Absatz runter und legte eifrig das Feuerholz in den Steinkreis. Besorgt sah sich Kyara ihre verschreckte Freundin an und hakte nach. »Tallia? Hey, Kleines. Sprich mit mir. Tallia? ... Tallia?« Kyara griff nach der Hand ihrer Schülerin und sah ihr ins Gesicht. »Tallia!« Die Frauen sahen sich an und mit einer etwas sicheren Stimme antwortete Tallia »Es ist nichts. Ich dachte nur ich hätte da was im Wald gesehen.« Beruhigt fragte Kyara nach. »Ist es wegen dem Lichkönig? Tallia, wie oft soll ich es dir noch sagen? Gespenster gibt es nur in Gräbern oder auf Friedhöfen. Ausnahmeregelungen gibt es nur für alte Schlachtplätze und Totenbeschwörer, sonst nicht.« Tallia erinnerte sich wieder an all die Zeit und die Lehrern ihrer Meisterin. Sie erinnerte sich daran, dass sie ihre Herrin doch kannte und egal was sie vorher gewesen war, nun war sie eine andere. Eine freundliche, gütige Frau, die wunderschön, geschickt und das Beste war, was Tallia widerfahren konnte. Beruhigt entgegnete die Dunmer. »Ja. Tut mir leid, das vergesse ich manchmal.« Das freundliche Grinsen von Kyara ließ die Aufregung verschwinden und die weiße Hand legte sich auf das pechschwarze Haar. »Nun leg dich besser hin. Ich kümmere mich um alles weitere. Du solltest dich von deinem Schreck erholen. Nicht, dass du mir noch umkippst.« Schmollend sah Tallia ihrer Herrin ins Gesicht, doch überraschenderweise setzte Kyara ihr einen Kuss auf die Stirn und strich ihr über den Kopf. »Jetzt weg mit den Geistergeschichten und her mit dem Essen. Ich mache Eintopf. Du machst so lange das Feuer an.« Sofort stand die Khajiit auf und holte alle Ingredienzien raus, während sich Tallia völlig verlegen daran machte, sich auf ihren Feuerzauber zu konzentrieren. Ihr schwirrte immer noch der Kuss durch den Kopf. Mit aller Mühe bekam sie noch den Zauber hin und fachte das Feuer an. Kyara platzierte das Gestell für den Topf und bereitete ihren Eintopf vor. Der Abend ging schnell vorbei und als Tallia im Zelt lag und die schlafende Kyara neben sich liegen sah, dachte sie darüber nach was diese Fremde im Wald gesagt hatte. - Kenne ich Kyara wirklich? Ist sie nicht die gütige Meisterin? Aber sie hat sich all die Zeit so verhalten. Waren diese zwei Jahre nur gespielt? Das glaube ich nicht. Viel anders kann Kyara doch nicht gewesen sein. Ich muss es aber wissen. Was weiß ich denn schon über sie? Sie hat niemals über ihre Vergangenheit gesprochen. Genauso, wie es diese Fremde gesagt hat. Ich werde dort hingehen. Selbst wenn es nur ein übler Scherz sein soll. Ich will Klarheit. – Mit den letzten Gedanken an diesem Mysterium, schob sich Tallia an ihre Herrin und kuschelte sich fest an ihr. Ende des Kapitels Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)