Khajiit Instinct von Tali-Zorah ================================================================================ Kapitel 2: Tamriel wartet schon ------------------------------- Als beide ankamen und eintraten, war Tendras gerade dabei den letzten Tisch zu decken. Er sah die beiden an und begrüßte sie »Oh, hallo. Hab mich schon gefragt wo du gesteckt hast.« Die Khajiit sagte. »Ja, ich musste noch der Gräfin ihre Lieferung bringen. Hab dafür auch ordentlich was bekommen. Könntest du uns vielleicht Frühstück machen?« »Aber selbstverständlich. Wenn die Damen sich bitte setzen würden. Essen kommt gleich.« Der Aufforderung wurde Folge geleistet und die beiden setzten sich an einen Tisch. Das junge Mädchen hakte nach. »Das müssen sie wirklich nicht für mich tun. Ehrlich.« Doch Kyara beachtete diese Aussage gar nicht. Ihre silbernen Augen musterten die Blauhäutige wonach sie zur Frage ansetzte. »Du hast mir noch gar nicht gesagt, wie du heißt.« »Mein Name ist Tallia. Und dürfte ich nun den Namen meiner Retterin erfahren?« »Hab ich mich noch gar nicht vorgestellt? Entschuldige. Ich bin Kyara. Sag mal, hast du keinen Nachnamen?« »Ich sagte doch, dass ich meine Eltern nie kannte. Überall kennt man mich nur als Tallia. Und du hast ja gut reden. Deinen Nachnamen hast du mir nicht gesagt, obwohl du sicher Eltern hast.« »Na und? Namen sind Schall und Rauch. Ich wüsste auch nicht, wofür du ihn kennen müsstest.« »Reine Neugier.« »Davon scheinst du wohl zu viel zu haben. Schon in deinem Alter mit Zerstörungszauber zu hantieren ist gefährlich.« »Ja ja, ich kann es nicht mehr hören. Mir wird das wirklich von jedem vorgehalten. Ich bin 15 Jahre! Ich bin kein Kleinkind mehr.« »Naja, mir soll`s egal sein.« Das Gespräch wurde kurz von Tendras unterbrochen, welcher Käse, Brot, Schinken, Salat und eine gut gefüllte Obstschale auf den Tisch stellte. Seine maskuline Stimme ertönte. »Lasst es euch schmecken.« Er verließ die beiden wieder und kümmerte sich um andere Arbeiten. Die zwei Damen fingen an zu essen, während sie sich zwischendurch weiter unterhielten. Tallia hatte noch ein paar Fragen an die weißpelzige Khajiit »Was treibt dich überhaupt in diese Stadt?« »Ach, eine kleine Mission, die die Gräfing mir aufgab.« »Und was war das für eine?« »So viel zum Thema Neugier…« »Ja, tut mir leid. Mich interessiert es einfach.« »Im Grunde musste ich für sie ein Amulett besorgen. Ein recht wichtiges Amulett. Du weißt ja sicherlich, dass Gräfin Ilva eine Schwäche für Akaviri Dinge hat. Und dies war so ein Akaviri Amulett. War verdammt schwer aufzutreiben.« »Wo war es denn schließlich?« »Naja… nachdem ich in Leyawin und auch Skingrad war, wurde mir von einem Händler gesagt, dass er mal mit einem Typen aus Bravil über so etwas gehandelt habe. Also reiste ich nach Bravil und dort fragte ich nach dem Kerl. Als ich ihn fand, meinte er, ich solle mich nachts mit ihm in einem unterirdischem Versteck treffen. Als ich dort ankam, war er schon dort. Und er hatte noch ein paar Freunde eingeladen, die mich ebenfalls sehr herzlich begrüßt haben. Die wollten mir nur das Geld aus den Taschen nehmen und das Amulett für sich behalten. Aber die brauchen mehr als drei Orks und zwei Rothwardonen um mich unter zu kriegen. Die waren nicht schlecht, aber letztendlich doch nur einfache Söldner.« »Was!? Du hast fünf Söldner fertig gemacht!?« »Sechs, denn der Händler war später auch noch dran. Ich fand dann bei ihm eine Notiz, in der er den Weg durch dieses unterirdische Labyrinth aufgeschrieben hatte. Damit kam ich dann zum Versteck dieses Medaillons. Problem war nur, dass der verdammte Händler anscheinend ein paar mehr Männer engagiert hatte. Die kamen später hinterher und ich durfte mich mit vier weiteren Kerlen rumschlagen. Letztendlich hatte ich ja was ich wollte. Somit kehrte ich nach Bruma zurück.« »Woooooow! Ich wünschte ich könnte so ein Leben führen wie du!« »Wieso? Deins ist doch auch nicht schlecht. In eurem Magierhaus bist du gut aufgehoben.« »Ja schon aber… Es ist hier einfach zu langweilig. Du als Abenteurerin hast es viel besser. Du bist an nichts gebunden. Du reist wohin du willst, du machst was du willst, du lässt was du willst. Einfach ein freies Leben führen.« »So toll ist es auch wieder nicht. Immerhin hast du einen festen Platz wo du hingehörst.« »Ich bin mir aber sicher, wenn ich alt genug bin und genug zusammen habe für eine Reise, dann werde ich auch Abenteurerin. Durch die Welt ziehen und frei sein.« »Ich warne dich aber. Die Welt kann gefährlich sein. Wenn du dich nicht wehren kannst, dann wirst du als Leiche in irgendeinem Wald enden. Es gibt Dinge in dieser Welt; von denen du vermutlich niemals hören wirst und deine Pfade können dich an dunkle Orte führen.« »Dafür lerne ich ja jetzt schon Zerstörungszauber. Damit ich mich auch wehren kann.« »Zerstörungszauber sind schon nicht schlecht. Du solltest aber auch noch etwas anderes können.« »Wieso das denn?« »Stell dir mal vor, du kommst an einen Feind, der eine verzauberte Rüstung hat. Eine, die ihn vor Zaubern schützt.« »So etwas gibt es!?« »Aedra, steht mir bei… du lebst nur unter Magiern und weißt so etwas nicht?« »Nun ja, ich muss gestehen, ich höre nicht immer zu, wenn die Theorie gefragt ist. Ich mag lieber die Praxis.« »Tja, und genau deswegen verbrennst du die halbe Stadt.« Tallia seufzte »Jaaaaaa, halt mir das noch weiter vor…« Lächelnd vergnügte sich Kyara daran, wie Tallia sich darüber ärgerte. Gleich darauf war ihr Frühstück beendet und die Khajiit bezahlte den Wirt für den ganzen Aufenthalt samt Verpflegung und Trinkgeld. Tallia und Kyara standen nun voreinander und die Dunmer bedankte sich. »Vielen Dank für das Essen. Das war wirklich sehr nett von dir. Ich hoffe wir sehen uns noch.« Lächelte das schwarzhaarige, kleine Mädchen. Doch als Tallia gerade gehen wollte, fasste Kyara ihr an die Schulter und sagte »Nicht so schnell« Tallia sah sich über die Schulter. »Hm?« »Komm mal mit.« Die weißpelzige Khajiit ging zu ihrem Zimmer und verwundert folgte ihr das Mädchen. Als beide im Zimmer standen, stellte sich Kyara in die Mitte des Quartiers und zog ihr Elfenkurzschwert. Es wirkte so golden und so hell. Vor allem für die kleine Dunkelelfin. Sie war wie hypnotisiert von dieser Klinge. Nicht allein von der außergewöhnlichen Elfenschmiedekunst, sondern viel mehr von der Aura die davon ausstrahlte. Sowie Kyara es in die Hand nahm, sah sie sich selbst das gute Stück noch einmal an und es wirkte, als ob diese Waffe bei ihr viele Erinnerungen weckte. »Dieses Kurzschwert besitze ich schon seit meiner Kindheit.« Sie blieb stehen und hielt die Klinge vor sich während ihre silbernen Augen dieses Meisterstück der elfischen Schmiedekunst fixierten. Das Antlitz Kyaras veränderte sich. Es wurde trist und sie wirkte kurzzeitig abwesend. »Diese Waffe nahm ich an mich, als es noch zum Kampf bestimmt war. Doch ich sorgte dafür, dass niemals wieder jemand damit kämpfen sollte...« Kyara fasste ihren Rucksack, der auf den Boden lag und griff mit ihrer Hand hinein. Sie holte einen silbernen Dolch heraus, der Inschriften in der Sprache des Ta'agra trug. Es war eine alte Klinge, schien aber noch gut erhalten zu sein. Kyara drehte sich zu Tallia und reichte ihr den Dolch. »Bitte sehr. Dies hier ist für dich. Ich benötige es nicht mehr.« Staunend nahm die Kleinere das Geschenk entgegen und sah wie gebannt auf dieses glitzerne und meisterlich gefertigte Stück der Schmiedekunst. Ihre roten Augen sahen wieder zur Khajiit hoch und sie sagte. »Aber das kann ich doch nicht annehmen.« »Natürlich kannst du das. Dieser Dolch steht für einen Abschnitt in meinem Leben. Einen Abschnitt, mit dem ich abgeschlossen habe. Ich hoffe, dass dir dieser Dolch ebenso helfen wird wie mir.« »Ich weiß gar nicht wieso sie das alles für mich tun.« Ein müdes Lächeln brachte Kyara dem Magiermädchen entgegen. »Na weil du mich an mich selbst erinnerst, als ich so alt war wie du.« »Ehrlich?« »Ja. Nur, dass ich die Leute gerne mit Pfeilen getroffen habe, anstatt mit Feuerzaubern.« »Heißt das, wir sind Freunde?« »Etwa nicht?« zwinkerte sie. Verdutzt sah die Kleinere hoch und antwortete noch rechtzeitig. »Doch doch! Nur… Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll…« Ihre blauen Wangen wurden röter und verlegen sah sie auf dieses großzügige Geschenk in ihren Händen. »Am besten gar nichts. Wie ich gerne sage: Genieße und schweige. Und jetzt komm. Ich will noch ein wenig in der Stadt rumgucken.« »Okay.« Beide verließen die Herberge und Tallia zeigte Kyara vieles von der Stadt. Kleidergeschäfte, Gemischtwarenhändler, Waffen- und Rüstungsschmiede, die Handelsgilde, die Kapelle, ihre Belegschaft und noch vieles mehr. Es gab so viel zu sehen und so viele Personen, mit den man sprechen konnte. Der Tag ging vorrüber und Stunden vergingen wie Minuten. Erst als die Sonne anfing unterzugehen, bemerkten sie, wie spät es wahr. Dabei standen sie gerade vor der Kapelle und Tallia verlieh ihrer Überraschung Ausdruck. »Was? Schon Abend?« »Wie die Zeit vergeht« Musste auch Kyara sich eingestehen. Aber genau dann kam Kyara ein Einfall. Sie zog Tallia hinter sich her und ging wieder zum höchsten Haus auf der höchsten Ebene. Als sie stehen blieben fragte die Dunmer »Hey, was hast du vor?« »Wirst du dann schon sehen.« Der gleiche Trick wie heute morgen wurde angewandt und als Kyara gerade auf dem Dach stand, staunte das dunkelblaue Mädchen voller Begeisterung. »Wie hast du das denn gemacht!?« Zwinkernd antwortete die weiße Khajiit. »Wir Khajiits sind berühmt dafür. Und nun gib mir deine Hand.« Tallia streckte sich hoch und wurde mit einem Ruck hinaufgezogen. Letztlich standen beide Freundinnen auf dem Dach und der gleiche Platz wurde aufgesucht, wie der, wo Kyara heute morgen saß um den Sonnenaufgang mitzuerleben. Sie setzten sich hin und machten es sich bequem. Ihre Augen richteten sich gen Horizont und sie sahen dem Sonnenuntergang zu. Leise murmelte die Schwarzhaarige. »Das ist wirklich wunderschön…« »Du sagst es. Dafür lohnt es sich jeden Tag aufzustehen.« Nun war für Tallia der Moment gekommen, an den sie die absolute Freiheit spürte. Ein Gefühl, welches Kyara nur zu gut kannte, aber für Tallia war es etwas völlig Neues. Schon dort wusste die Dunkelelfin, dass sie diesen Augenblick nie mehr vergessen würde. Es gab nichts zu sagen oder zu tun. Es war einfach ein Moment der Freiheit. Als aber die Sonne langsam am Horizont zu verlöschen drohte, drängte sich dem Dunmermädchen eine Frage auf. »Kyara?« »Hm?« »Kann… kann ich mit dir kommen?« »Du willst was?« »Mit dir kommen. Ich möchte nicht mehr hier bleiben. Hier mögen mich die meisten auch nicht. Hier ist es auch zu langweilig und Ärger mit den Wachen werde ich sowieso wieder bekommen. Abgesehen mal davon hält mich hier nichts mehr.« »Ich würde dich gern mitnehmen, aber…« »Aber was? Wäre ich dir eine Last? Das muss ich nicht sein. Ich kann auch dein Gepäck tragen. Du zeigst mir auch einfach wie man gewisse Dinge macht. Dann kann ich dir auch bei anderen Sachen helfen. Ich kann auch kochen. Anspruchsvoll bin ich auch nicht. Ich brauche nur ein wenig Essen und meinen Schlaf. Ich würde wirklich alles tun, so lange ich mit dir mitreisen dürfte.« »Tallia… ich wünschte wirklich, dass ich dich mitnehmen könnte. Doch es ist so, dass ich mit vielen gefährlichen Dingen zu tun habe. Von Waldkreaturen, bis Höhlenbestien, bis hin zu den üblichen Leuten die mich umbringen wollen und den restlichen Abschaum, mit denen du besser nichts zu tun haben solltest. Vertrau mir, es wäre viel zu gefährlich.« »Aber ich kann mich schon alleine wehren. Ich brauche keine Beschützerin.« »Und warum gehst du dann nicht selbst los? Immerhin brauchst du mich dann ja gar nicht.« Schmollend und auch ein wenig nachdenklich meinte Tallia »Nein… ich will auch nicht alleine sein.« »Als Abenteurerin musst du dich aber daran gewöhnen für lange Zeit allein zu sein. Auf Reisen kommen nur selten welche mit. Und die Reisen sind lang und die Nächte des Rastens noch länger. Sehr oft lag ich allein unter dem Sternenzelt.« Erneut kniffen sich ihre Augen etwas zu und verträumt murmelte Kyara. »Naja, zumindest... eine Zeit lang...« »… das könnte ich nicht. Ganz allein… niemand da, nur ich.« Kyara konzentrierte sich wieder aufs Gespräch und schüttelte ihre vorigen Gedanken ab. »Dann solltest du diese Sache vielleicht noch einmal überdenken.« »Hmm…« Langsam war die Sonne hinter den Bergen verschwunden und es wurde dunkel. Das war Kyaras Stichwort. »Es wäre glaube ich ein guter Zeitpunkt, dass du jetzt nach Hause gehst.« Nur ein leiser Seufzer von Tallia bestätigte diese Aussage. Gezwungenermaßen stand sie ebenfalls auf. Kyara sprang einfach so runter, währenddessen Tallia langsam runterkletterte. Als sie unten ankamen, setzten sie ihren Weg fort um Tallia nach Hause zu bringen. Kyara konnte das betrübte Gesicht von der Dunmer nur schwerlich ertragen. Tallia begann erneut ein Gespräch. »Wie lange wirst du denn hier bleiben?« »Das hatte ich mir noch gar nicht überlegt. Aber normal bis morgen Mittag. Danach gehe ich weiter Richtung Süden. Wahrscheinlich Anvil.« »Werde ich dich zumindest wiedersehen?« »Na daran besteht doch gar kein Zweifel. Mich wird es wieder hier hin verschlagen. Ganz sicher.« »Na gut, ich nehme dich beim Wort. Aber…« »Aber was?« »… es wäre trotzdem ganz schön, wenn du mich mitnehmen könntest. Ich will hier nicht mehr sein.« »Ich wünschte es wäre so einfach Tallia. Ich war dem Tod öfter nahe als ich zählen kann. Ich weiß nicht ob du das schaffen könntest und ich will nicht für den Tod eines kleinen Mädchens verantwortlich sein.« Es folgte keine Antwort seitens der Schwarzhaarigen. Ich blutroten Augen sahen nur betrübt auf den Boden vor sich. Als sie an der Türschwelle der Magierunterkunft ankamen, hob Kyara das Kinn von der betrübten Dunkelelfin hoch und sah ihr ins Gesicht. »Hey, deine Zeit wird noch kommen. Wenn du stark genug bist, werde ich dich auch mitnehmen, okay?« Umgehend hoben sich die Mundwinkel Tallias. »Okay. Ich werde auch trainieren bis ich umfalle und wenn du wiederkommst, dann werde ich bereit sein!« »Aber kein Eigentum oder Personen in Asche setzen, klar?« »Ich? Niemals.« Lächelte sie ironisch. Während sie voneinander Abschied nahmen, bemerkten die beiden gar nicht, dass sie von zwei Männern beobachtet wurden. Es waren die zwei Wachen, die die Burg bewacht hatten. Sie flüsterten sich zu. »Elendes Miststück. Sie hatte nur Glück, weiter nichts. Aber nun ist vorbei mit lustig.« Der andere meinte besorgt. »Bist du sicher, dass wir das machen sollen? Ich meine, wir sind doch Wachen, keine Mörder.« »Ach halt die Schnauze. Die hat mich vor meinen ganzen Kameraden blamiert. Und außerdem, sieh sie dir mal an. Die provoziert doch sicher überall nur Ärger. Die Welt wäre eine bessere ohne sie.« Er spannte einen Pfeil in die Sehne seines Bogens und zielte auf die Khajiit, die sich noch im Gespräch mit ihrer kleinen Freundin befand. Obwohl es so dunkel war, bemerkte Tallia etwas in der Ecke. Sie sah dort etwas blitzen im Licht der Sterne und des Mondes. Sie erkannte die Spitze eines Pfeiles. Kyara fragte nach. »Wonach guckst du denn so ernst?« Sofort zog Tallia ihre Freundin zu sich hin. Gerade im richtigen Augenblick, da man schon das Schwirren des Pfeiles hörte, welcher an den beiden vorbeisauste. Kaum war Kyara auf die Schwelle gefallen, ließ die Dunmer umgehend einen Feuerball in die Richtung des Schützen fliegen. Die ganze Nachbarschaft bekam den Schrei des Wächters mit. »AAAH!! Scheiße tut das weh! Dieses Miststück hat mir die Hände verbrannt!« Er sah an sich runter und merkte, dass sogar seine Uniform brannte »Ich brenne! ICH BRENNE!!!« Er wälzte sich im Schnee hin und her und sein Kamerad versuchte ihn zu löschen. Als die Flammen endlich aus waren, stand bereits das Duo vor ihnen. Die Khajiit setzte einen Ebenerzdolch an den Hals der einen Wache, hingegen Tallia einen weiteren Feuerball drohend in der Hand hielt. »Erklärt euch! Jetzt!« Tallia drängte den anderen, indem sie den Feuerball noch heller lodern ließ. Er jedoch schwieg weiterhin. Kyara bat ihre Freundin um ihre Überredungskünste. »Tallia, würdest du bitte?« Die Angesprochene hielt ihre lodernde Hand näher an die beiden Wachen. Drohend wirkte das rote Licht von dieser feurigen Kugel. Erst jetzt erkannte Kyara die Unholde, die ihr Leid zufügen wollten. Das Licht des Feuers zeigte ihr das Gesicht ihres Gegenübers und sie schrie ihm entgegen. »Du!« Erstaunt fragte Tallia nach »Du kennst ihn?« »Ja! Und ob ich ihn kenne! Das ist dieser Wichtigtuer, der mich erst nicht ins Schloss lassen wollte. Den hab ich heute die Treppe runterkullern gelassen.« »Kein Wunder, dass der hinter dir her ist.« »Na dann gibt es ja nur eines, was wir mit Leuten wie euch tun können.« Sie packte den Mann beim Kragen und schubste ihn vor sich mit den Worten . »Los! Nun mach schon! Wir statten der Gräfin einen kleinen Besuch ab.« Auch Tallia folgte mit ihrer Geisel. Die vier gingen hoch zum Schloss und traten ein. Die Gräfin saß gerade auf ihren Thron und las ein Buch, unterbrach ihr Treiben aber als Kyara und Tallia, die beiden Männer vor die Thronschwelle hinschubsten. Die anderen Wachen kamen sofort hinzu und drohten bereits mit ihren Schwertern. Ilva aber befahl ihnen sofort. »Haltet ein Wachen! Kyara, was geht hier vor sich?« Die weißpelzige Khajiit sah zur Gräfin auf und sagte. »Diese beiden Männer haben versucht mich umzubringen!« »Was?« »So ist es. Es sind die beiden Männer, die mich schon heute Morgen belästigt haben, als ich zu euch wollte.« »Ist das wahr?« Die kniende Wache vor Kyara sagte. »Das ist eine Lüge!« Leider fing er sich dabei einen Schlag auf den Hinterkopf ein, da sich die Katzenfrau von so einem Widerling nicht auch noch als Lügnerin bezichtigen lassen wollte. »Halts Maul! Gräfin Ilva, falls ihr einen Beweis braucht, dann seht an dem Gebäude neben der ehemaligen Magiergilde nach. Dort muss noch der Pfeil stecken, den er nach uns schoss.« Sofort ordnete Ilva an. »Wachen, prüft das.« Zwei andere Wachen erwiderten sofort. »Jawohl Herrin.« Und entschwanden, währenddessen noch mehr Wachen eintrafen, um die Beschuldigten in Gewahrsam zu nehmen. Als die beiden abgeführt wurden, ließ sich Ilva erneut in ihren Thron gleiten und hielt sich ihre Finger an die Stirn. Erschöpft entschuldigte sie sich. »Kyara, wie kann ich das nur wieder gut machen? Meine eigenen Wachen... Es beschämt mich so sehr, dass ihr euer Leben hättet verlieren können, nur weil ich diese zwei unter meinen Wachmännern hatte.« »Bitte, auch der Hund eines Schäfers kann ein Schaf reißen. Dafür könnt ihr aber nichts.« »Und dennoch! Sagt mir, wie ich das wieder gut machen kann.« »Ich sagte euch, dass es nichts wieder gut zu machen gäbe. Sorgt einfach dafür, dass diese beiden dafür bezahlen.« »Das steht außer Frage. Aber ich, als die Gräfin von Bruma, bestehe darauf, dass ich euch das irgendwie entgelte. Ihr habt einen Wunsch bei mir offen. Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um euren Wunsch Folge zu leisten.« »Daran werde ich denken, wenn es so weit ist, Gräfin. Ich danke euch.« Somit verschwanden Tallia und Kyara aus dem Thronsaal und gleich danach auch aus dem Schloss. Als beide auf der Türschwelle zum Schloss standen, sahen sie zum Sternenzelt hinauf, wobei Tallia einmal tief ein und aus atmete. Versunken in den Sternen fing Kyara an zu reden »Du, Tallia…« »Hm?« »Du hast mir eben das Leben gerettet.« Verlegen schmunzelte sie. »Japp. Damit wären wir wohl Quitt, was?« Mit ernster Mime sah Kyara ihre Freundin an. »Nein. Du verstehst das nicht. Ich habe ausnahmsweise keine Rüstung getragen und der Pfeil hätte schrecklichen Schaden anrichten können. Ich war nachsichtig und du hast mir verholfen, dass ich das überlebe.« »Ach was, lass gut sein.« Die Augen ruhten noch eine Weile auf dem 15 jährigen Mädchen, bis sich beide letztlich zum Anwesen der Magier aufmachten. Nachdenklich stapfte Kyara mit ihrer Freundin durch den Schnee. Als sie an dem Magierhaus ankamen, verabschiedete sich Tallia. »Vielen Dank für den schönen Tag heute.« Schon eigenartig. Ein solches Gefühl war für die ach so erfahrene Abenteurerin etwas völlig Neues. Sie hatte oft den Beischlaf mit vielen Frauen, doch dieses Gefühl mit Tallia war etwas anderes. Es ging nicht um Lust oder Leidenschaft. Bevor Kyara darüber weiter nachdachte, ließ Tallia bereits los und verschwand hinter der Tür des großen Hauses. Fast fünf Minuten lang stand sie noch dort. Konfus über das eben Geschehene. Danach murmelte sie. »Gute Nacht… Tallia…« Schweren Herzens verließ sie die Türschwelle und machte sich auf den Weg zurück nach ‘Tendrass Bräu und Sträu‘. Sie ging hinein und ersuchte ohne Umwege ihr Quartier. Sie legte sich auf ihr Bett und dachte nach. Tallia schien Kyaras Leben mehr in Aufruhe gebracht zu haben, als sie sich jemals hätte erträumen können. Als sie sich ihre Situation reiflich überlegte, fasste sie optimistischerweise einen Entschluss. Vorfreudig ließ sie sich in ihren Träumen nieder. Der nächste Morgen Am nächsten Morgen hörte man im Haus der Magier ein Rumpeln und das Geräusch von ausräumenden Schubladen. Es kam aus Tallias Zimmer. Die kleine Dunmer wachte langsam auf und sah verschwommen auf eine schneeweiße Person, die gerade ein paar Kleider und Nahrung in einen Rucksack packte. Danach verschwand sie wieder aus dem Zimmer und man hörte, wie der Hausbesitzer Wallanur mit jemanden redete. Scheinbar in einem schimpfenden Ton. Tallia rieb sich die Augen und konnte endlich klar sehen. Sie sah einen gepackten Rucksack mitten in ihrem Zimmer. »Huh? Was ist denn hier los?« Die aufgebrachte Stimme von Wallanur kam näher und als Tallias Zimmertür aufging, kam Kyara mit Wallanur im Schlepptau. Dieser schimpfte in aller Wut. »Das ist ungeheuerlich! Tallia gehört zur Magiergilde und ist eine Schülerin. Das heißt, sie kann hier nicht weg. Sie ist dem Leben der Magie verschrieben. Und dies findet hier statt und nicht in der Wildnis, zwischen Stock und Stein!« All dies ignorierte Kyara und packte weiterhin die Sachen. Als Kyara gerade beim Rucksack kniete und noch letzte Nahrungsmittel einpackte, stellte sich Wallanur wieder daneben und demonstrierte dagegen. »Lassen sie das bleiben! Sie werden Tallia hier nicht wegkriegen!« Wütend entgegnete die Khajiit, wobei sie aufstand und dem Kaiserlichen ins Gesicht sah »Sie wird bei mir besser aufgehoben sein, als sie jemals hätte bei euch aufgehoben sein können!« »Aber mit welchen Recht maßt ihr euch an, dieses Kind mitzunehmen!?« Dabei holte die Weißpelzige ein Schreiben heraus und zeigte es dem Magier vor. »Das ist ein Schreiben von der Gräfin Ilva selbst, die mich dazu bemächtigt, diese Person mit mir zu nehmen. Ich werde euch für eure Dienste, die ihr für die Ausbildung Tallias aufgewendet habt, sicherlich entlohnen. Aber nun steht sie unter meiner Erziehung. Und da ihr nicht mit Tallia verwandt seid, habt ihr auch keine volle Bemächtigung über sie. Abgesehen mal davon, ist sie bei mir wesentlich besser aufgehoben, als bei euren Taschenspielerzaubereien. Ihr seid keine Magiergilde mehr und das wisst ihr ganz genau. Also hört auf euch wie eine aufzuspielen. Die Magiergilde wurde schon längst aufgelöst. Das heißt das Einzige, was ihr seid ist nichts weiter als ein Privatlehrer.« »Was fällt ihnen ein!« »Was mir einfällt? Fragen sie das Gräfin Ilva. Hier, unter dem Schreiben steht ihr Wappen und ihre Unterschrift. Bitte sehr.« Sie reichte es ihn in die Hand und er las sich zornig das Pergament durch. Er wusste bereits, dass er geschlagen war. Er konnte gegen dieses Schreiben nichts sagen. Es kam von der Gräfin selbst und war somit Rechtens. Er als ‘Nichtverwandter‘ hatte keine Macht mehr über Tallia. Kyara bemerkte erst jetzt, dass die Dunkelelfin wach war. Das Antliz der Khajiit verzog sich zu einer freundlichen Erscheinung und sie ging zum Bett der Schwarzhaarigen hin mit den Worten. »Hey, morgen Kleines. Na? Gut geschlafen?« »Ja, schon, aber... Kyara, was geht hier vor?« »Du kommst mit mir. Wir reisen noch heute ab. Ich war so frei deine Sachen schon zu packen.« »Das heißt, ich darf mit dir kommen?« »Ganz genau.« Freudig sprang sie aus dem Bett und umarmte die Khajiit mit einem freudeerfüllten Ausruf. Selbst die weißpelzige Khajiit legte ihre Arme um die Dunmer und konnte sich ihr Grinsen nicht verkneifen. Als Tallia wieder in das Gesicht der Katzenfrau blickte, fragte sie. »Und dieses Schreiben? Wo hast du das her?« »Du weißt doch, dass mit die Gräfin einen Gefallen geschuldet hat. Ganz egal welchen.« »Und den hast du für mich geopfert?« »Natürlich. Also? Willst du dich nun fertig machen oder hier weiter Fragen stellen?« »Bin schon unterwegs!« Das enthusiastische Mädchen sprang umgehend aus dem Bett und suchte ihre wichtigsten Dinge zusammen. Als sie alles in ihre Tasche verstaute, ging sie zu Wallanur hin und schob ihn aus ihrem Zimmer. Er patzte nur. »Hey hey! Tallia! Was, was tust du denn? Hör auf zu schubsen!« (Klack!) Schon war die Tür geschlossen und verschlossen. Der stänkernde Wallanur wurde überhaupt nicht mehr zur Kenntnis genommen und die Schwarzhaarige begab sich sofort zu ihren Kleiderschrank. Schnell umgezogen und abzugsbereit stand sie dar und sprach. »Jetzt bin ich fertig.« Dabei lächelte sie als ob sie jeden Moment etwas Süßes bekommen würde. Doch Kyara musste noch was anmerkten. »So kannst du nicht rausgehen. Es ist eiskalt und es schneit. Verdammt windig noch dazu. Hier, den hab ich dir mitgebracht. Hab ich heute von diesem Laden Nordwinde bekommen.« Neugierig holte sie einen hellbraunen, gefütterten, dicken Stoffmantel raus. Speziell für kalte Zeiten angefertigt. Genau so einen, wie Kyara auch hatte. Dazu gab es natürlich auch die passenden Stiefel und Handschuhe. Staunend und wissend darüber wie viel so ein Mantelset kostete, starrte die Dunmer ihr neues Winterequipment an. »Ooooh… Das war doch alles bestimmt teuer, oder?« »Ach was, ich bin gut im Feilschen. Hab mir vieles von so einem Kerl in der Kaiserstadt abgeguckt. Er ist zwar ein Halsabschneider, doch er weiß immerhin wie es geht.« Zwinkerte sie. Noch einige Zeit später lauschte Wallanur an der Tür, bis sie aufgezogen wurde und der Magier fast in den Raum fiel. Er richtete sich noch mal auf, kurz bevor er von der Khajiit beiseite gestoßen wurde. Im Schlepptau war die kleine Blauhäutige. Beide gingen geradezu demonstrativ hinaus und verließen somit das alte Magierheim. Kurz bevor sie die Tür des Magierhauses schließen konnten, hallte die Stimme des Magiers ihnen hinterher. »Tallia, wenn du jetzt gehst gibt es für dich kein Zurück mehr!« Tallia blieb stehen und drehte sich dem Magier entgegen. Kyara sah ebenfalls den Magier an und wartete auf Tallias Reaktion. Eine Weile standen die beiden gleichgekleideten dort, bis die Dunmer die Tür einfach zuschlug und diesem Mann keinen einzigen Ton mehr würdigte. Nicht mal ein Wort verschwendete sie an diesen Ort. Einmal atmete sie tief ein und wieder aus. Die Rauchschwaden entwichen ihrem Mund in die kalte Morgenluft. Der Schnee rieselte auf sie hernieder. Die Khajiit fragte langsam und bedächtig. »Brauchst du noch einen Moment?« Eine kurze Pause hielt die Schwarzhaarige ein, senkte den Blick und sah weiterhin die Tür an. Es schien ihr doch sehr nahe zu gehen, den Ort zu verlassen, an den sie aufwuchs. Und auch wenn sie diesen Ort nicht leiden konnte, so hing er ihr immer noch ein wenig am Herzen. Alle Erinnerungen streiften durch ihre Gedanken. Letztendlich antwortete sie ihrer Freundin. »…Ja. Ich bin bereit. Wir können jetzt gehen.« Ein gedankenerfülltes Schmunzeln zierte ihr blaues Antlitz als sie sich zu Kyara drehte. Ihre glutroten Augen waren noch in Erinnerungen vertieft. Die Khajiit konnte es ihr ansehen und nickte verständnisvoll. Kyara legte einen Arm über die Schulter der Dunmer und tröstete sie mit Hoffnung. »Komm. Deine Zukunft hat angefangen.« Das blaue Gesicht von Tallia erhob sich um der Weißpelzigen in die Augen zu sehen. Umgehend lächelte Tallia aus voller Überzeugung. »Ja, du hast Recht. Und ich freue mich schon darauf.« Ohne noch weitere Worte auszusprechen, setzten die beiden ihren Weg fort. Über den Steinweg hinweg, der belegt mit dem Schnee war, bis über den Platz an der verschneiten Statue vorbei. Sie erreichten das Haupttor und Kyara sprach zur Wache. »Wachmann, wir würden gerne Bruma verlassen.« Die Wache sah die beiden flüchtig an und sprach »Jawohl, Herrin. Öffnet das Tor!« Das große Holztor öffnete sich und beide schritten hindurch mit dem Wunsch der Wache. »Und eine sichere Reise. Mögen die neun... eh, ich meine acht Göttlichen bei euch sein.« Die Khajiit und die Dunmer gingen weiter, bis sie aus dem Steintor hinaustraten. Genau dann hörten sie hinter sich das Schließen des Tores. Dies war der Punkt für Tallia, an dem das Abenteuer für sie beginnen konnte. Bestätigend wandte sich die Katzenfrau ihrer neuen Begleiterin zu. »Nun kann es ja anfangen.« »Ja. Nun fängt es an.« Aufgeregt schritten sie ins Abenteuer. Ende des Kapitels Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)