Khajiit Instinct von Tali-Zorah ================================================================================ Kapitel 1: Durch Schnee und Feuer --------------------------------- Ich schrieb diese Story, als ich vor Jahren zu diesem Spiel kam. Ich habe nun meinen Ordner durchgesehen und bemerkte, dass ich bereits einiges daran getan hatte und folglich entschied ich mich es hochzuladen. Nun wünsche ich viel Vergnügen damit ^^ Ein eiskalter Wind fegte über die schneeweißen Berge. Pfeifend zog er sich über die Felder, Wege, bis um die kahlen Bäume und über die Stadtmauern des Ortes Bruma hinweg. Es war Winterzeit. Obwohl es gerade erst Mittag war, schneite es bereits dicht. Hin und wieder fiel es einem schwer die Sicht beizubehalten. Das störte die Brumaeinwohner kaum, denn sie kannten dieses Schauspiel bereits von den vorigen Jahren. Bruma war schon immer eine verschneite und weiße Gegend. Der gemütliche Ort horchte auf, als die Torwache rief. »Macht das Tor auf!« Knarrend öffnete sich das hölzerne Gebilde und eine Khajiit-Frau schritt hindurch. Ihr brauner Wintermantel war völlig verschneit und stapfend trat sie an die Seite des Wachmanns. Die Khajiit selbst war selbst so schneeweiß wie die Umgebung und ihre silbernen Katzenaugen tasteten die Umgebung ab. Diese richteten ihr Interesse zum Wachmann, als er die Frau in der Stadt willkommen hieß. »Hallo Herrin. Willkommen in Bruma.« Ihr kaputzenbedecktes Haupt senkte sich respektvoll und sie erwiderte. »Vielen Dank Wachmann.« Schwerfällig schulterte sie ihr Gepäck. Blickend durchforstete sie die Schneestadt der Nord. Die Kriegszeit zwischen Thalmor und dem Kaiserreich hinterließ zu viele Narben im Land und in den Herzen. Es war erst 20 Jahre her, dass das Weißgold Konkordad abgeschlossen wurde und die Stadt sah aus, als wenn sie niemals berührt wurde. Ihr Lebensweg führte sie zu oft an blutige Orte und ein Pfad davon hatte sie erst vor kurzem hinter sich gelassen. Ihre Kräfte waren inzwischen erschöpft von ihrem letzten Auftrag. Folglich suchte sie das nächste Gasthaus auf. Das war auch schnell gefunden, denn es lag direkt neben dem Haupttor. Es war ein Haus, ganz nach Nord-Art gebaut. Das hängende Schild davor machte den Namen bekannt. `Tendras Bräu und Streu`. Als sie die Tür öffnete, strömte ihr der Geruch von Essen und Rast entgegen. Der Kamin brannte bereits und erfüllte den Raum mit einem warmen Licht und ebenso warmer Atmosphäre. Das Knistern des Kaminfeuers war das einzige Geräusch das man wahrnehmen konnte. Der Wirt, ein stämmiger Nord, schürte gerade das praselnde Geäst. Er vernahm das Eintreten des Gastes und begrüßte sie mit einem freundlichen Nordmannsgruß. »Hallo schöne Dame. Mein Name ist Tendras. Was kann ich euch denn Gutes tun?« Erst schüttelte sich die Weißpelzige den Schnee von ihrem Mantel und ihrer Kapuze. Daraufhin stülpte sie ihre Kopfbedeckung nach hinten und zum Vorschein kam ihr schneeweißes Gesicht, woraus ihre silbernen Augen hervorstrahlten. »Ich würde mich sehr gerne niederlassen. Eine warme Speise und ein heißes Getränk würden mir wohl auch nicht schaden.« »Sehr wohl. Ich habe eine Kammer frei. Einfach die Treppe rauf. Erste Tür rechts. Soll ich ihnen ihr Mahl auf ihr Zimmer bringen?« »Ich wäre ihnen dafür sehr dankbar. Natürlich werde ich sie entsprechend entlohnen.« »Also ich weiß nicht ob das bei euch Khajiits so üblich ist so dürr zu sein, aber erst mal kümmern wir uns darum, dass ihr wieder was auf die Rippen bekommt. Über Bezahlung reden wir später.« »Ich danke ihnen.« Mit diesen Worten ging sie an den viel größeren Mann vorbei und begab sich gleich in ihr Quartier. Dort angekommen, begutachtete sie erst mal diesen Raum. Es war eine simple Kammer. Nichts Großartiges. Aber es hatte ein Bett und die Decke schien sehr dick und wärmend zu sein. Der Mantel wurde ausgezogen und sie stand nur noch ihrer leichten Kampfkleidung dort. Die Schuhe wurden ebenfalls abgestreift, ebenso wie ihre dicken Handschuhe und ihren Rucksack packte sie auch bei Seite, worauf sie sich schnellstens ins Bett legte. Wie erwartet war das Bett wohlig und angenehm. Wärme machte sich schnell breit und so wie sie dort lag, kam binnen von 20 Minuten der Wirt an die Tür und klopfte an. »Ich habe euer Essen bei mir. Kann ich eintreten?« Mit einer Kopfwende zur Tür hin antwortete sie »Natürlich. Treten sie ein.« Die Holztür öffnete sich und der Nord trat ein. In der rechten Hand hielt er einen Teller mit einem, noch dampfenden Mahl aus Fleisch, Reis und Soße, obendrein in einer großen Portion. In der anderen Hand hielt er einen Krug, den er auf den Nachttisch, welcher neben dem Bett stand, stellte. Aus dem Gefäß stiegen kleine Rauchschwaden auf. Das Essen hingegen überreichte er sofort der Khajiit und meinte. »Lasst es euch schmecken.« Die Weißpelzige nahm den Teller dankend entgegen und richtete sich dabei auf »Haben sie vielen Dank. Ich verhungere. Übrigens, das Getränk ist nichts alkoholisches, oder?« Kurz und knapp entgegnete Tendras. »Nein nein, aber es wird ihnen wieder Feuer in die Brust treiben.« Der stämmige Mann verließ dann den Raum und merkte noch beim Verlassen an. »Und schlafen sie gut.« Klackend schloss die Holztür und der Wirt war verschwunden. Endlich war es Zeit für Frieden und Ruhe. Gemächlich begann sie zu essen und es tat gut, etwas Warmes im Magen zu haben; sehr gut sogar. Jeder Happen schien sie zu stärken und ihre Ermattung schwand. Die Wärme des Bettes ließ sie zur Ruhe kommen und als sie satt war, von diesem großzügigen Mahl, nahm sie die Flasche vom Nachttisch und wollte alles mit einem kräftigen Schluck nachspülen. Sie öffnete das Behältnis und trank daraus. Leider war sie ein solches Getränk nicht gewohnt. Schmerzend und brennend drang die Flüssigkeit durch ihre Brust. Es schien so, als ob sich das Getränk ihre Speiseröhre runterbrennen würde. Hustend und schwer atmend klopfte sie sich gegen ihr Dekolleté. Als der Schmerz nachlies, fiel sie stöhnend ins Kissen. Eigenartig war, dass sie sich wirklich besser fühlte. Dieses Getränk schien einen positiven Effekt gegen Erschöpfung und Unterkühlung zu haben. Nach dieser letzten Anstrengung glitt sie wohl verdient in den Schlaf… Einige Stunden später: Abend Langsam kam sie wieder zu Bewusstsein und sie fühlte sich fast wie neugeboren. Ihre silbernen Augen sahen flüchtig an die Decke und sie ließ sich beim Aufwachen Zeit. Gemütlich richtete sie sich auf und rekelte sich genüsslich. Ja; das war genau das, was sie nach so einer Reise gebrauchen konnte. Die Decke wurde zur Seite geworfen und die Beine aus dem Bett gehievt. Sitzend betrachtete sie flüchtig ihre Kammer, stand auf, streckte sich noch einmal und begab sich zu ihren Klamotten. Unter ihrem, auf dem Boden liegenden Mantel, lagen ebenfalls ihre Schuhe. Großartig anderes musste sie sich nicht anziehen, da sie bereits mit ihrer Kleidung eingeschlafen war. Nachdem sie ihre Kammer verlassen hatte, ging es schreitend zum Treiben im Gasthaus. Es schien aber so, als ob Tendras viel zu tun hätte. Ein Nord und seine Frau hatten sich anscheinend betrunken und feierten ausgiebig den Feierabend. Dies steckte offenbar auch andere an, denn noch drei bis vier Leute schlossen sich noch der kleinen Feier an. Man sah aber nicht nur Nord, sondern auch ein zwei oder drei Kaiserliche und sogar den einen oder anderen Rothwardonen. Spielte aber keine Rolle, da Tendras wohl genug Zeit übrig hatte, um die Khajiit, die nichts tuend im Raum stand, anzusprechen. »Hey, auch endlich wach?« Eine Antwort folgte zwar nicht, aber dafür ein kurzes Ansehen, ein kurzes Nicken und der neutrale Gesichtsausdruck welcher irgendwie suchend wirkte. Sie begab sich zu den Tischen und setzte sich dazu. Auch wenn sie alle anderen ignorierte, schien die Gesellschaft im Raum sie zu mustern. Keiner aber sagte großartig etwas. Alle waren zu sehr mit ihrem Auskosten des Feierabends beschäftigt. Nach einigen Minuten begab sich Tendras zum weißen Katzenmädchen und fragte. »Kann ich irgendetwas für dich tun?« »Nein danke. Ist alles in bester Ordnung.« »Ich habe übrigens vergessen dich nach deinem Namen zu fragen.« »Und ich habe versäumt euch meinen zu nennen. Mein Name ist Kyara.« »Aha. Übrigens brauchst du nicht so förmlich zu sein. Du bist unter Nord. Wir sehen das alles nicht so eng.« »Das ist mir bekannt. Ich hab bereits viel Erfahrung mit Nord und ihren Bräuchen. Doch lieber ist mal einmal mehr höflich als einmal zu wenig.« »Das ist wahr. Trifft aber hier nicht zu.« »Solltest du dich nicht lieber um deine Gäste kümmern?« »Ach was… die meisten kenne ich sowieso schon länger als mir lieb ist. Somit kann ich sicher sein, dass jeder von denen mich schon fragen wird, wenn er oder sie was haben will.« »Du bist schon lange in Bruma? « »Fast 35 Jahre.« »Du warst zu Kriegszeiten in Cyrodiil?« »Natürlich. Ich habe selbst gegen die Thalmor gekämpft. Hätte mich fast mein Leben gekostet.« »Wie kam es dazu, dass du hier gelandet bist? Dir scheint es mit deiner Taverne gut ergangen zu sein.« »Das stimmt wohl. Diese Taverne ist älter als du vermuten würdest. Sie ist schon ewig hier. Den Namen habe ich fast original beibehalten.« »Zumindest etwas Gutes, was man aus dieser Zeit zu hören bekommt.« Langsam aber sicher, kamen die beiden richtig ins Gespräch. Über alles und nichts wurde gesprochen. Somit zog sich der Abend hin bis zur Nacht. Sogar bis in den frühesten Morgen. Dann war auch der trunksüchtigste Nord nach Hause gegangen, bis nur noch Kyara und Tendras im Gasthaus saßen. Er setzte sich erschöpft vor seinem letzten Gast hin und seufzte »Ach ja… was treibt dich überhaupt hier hin? So weit im Norden sieht man euch Khajiit so gut wie nie.« »Ich muss da etwas der Gräfin abliefern. Es hat höchste Priorität.« »Und was soll das sein?« »Das kann ich dir sagen, wenn ich es heute abliefere.« »Ja ja, schon gut. Ich frag ja schon nicht mehr. Nun, dann will ich auch mal das Bett hegen. So lange bleiben die normal nie. Ich brauch eine Pause davon. Gute Nacht Kyara.« »Gute Nacht.« Schlendernd verließ der Mann den Raum und zurück blieb eine ruhig sitzende Kyara, welche über vieles nachdachte. Nicht nur über ihre Mission, sondern über ihr Leben im Allgemeinen. Ihr Leben war schon immer bestimmt durch Wunder und Ereignisse, von denen viele noch nie gehört hatten und wenn überhaupt, dann nur aus Legenden und Sagen. Sie war bereits berüchtigt und es kam nicht selten vor, dass sie bereits von diversen Person erkannt wurde. Sie trug viele Namen: ‘Der weiße Tod‘, ‘Die Mörderin von Senchal‘, und noch viele andere, weniger stolze Titel, hingen an ihr. Und obwohl sie bereits weite Teile Tamriels erkundet hatte, empfand sie eine Leere. Tief in ihr lag diese Leere und weder Reichtümer, noch schöne Speisen oder diverse Götter schienen diese Leere füllen zu können. Wenn sie Gesellschaft hatte, ging es ihr meiste Zeit besser, doch diese Bekanntschaften begleiteten sie nur selten sehr lang. Eines ihrer größeren Leiden. Sowie sie dort saß und nachdachte, verging die Zeit rapide. Letztendlich wurde sie aus den Gedanken gerissen, als Vogelgezwitscher den Raum durchdrang. Verwundert begab sich Kyara zum Fenster und erkannte, dass der Himmel sich langsam erhellte. Leise sprach sie in sich. »Schon Sonnenaufgang…« Sie schätzte die Zeit auf ungefähr sechs Uhr. Auch wenn sie etwas früh war, so wollte sie sich bereits nach Draußen begeben. Nicht um ihre Mission zu erfüllen, sondern viel mehr um den Sonnenaufgang an diesem frischen Wintermorgen mitzuerleben. Schon war sie auf den Weg in ihr Zimmer. Dort angekommen nahm sie ihren Beutel und schulterte ihn. Mehr als das brauchte sie auch nicht, denn immerhin schneite es nicht mehr und folglich war der Mantel überflüssig geworden. Kaum war die Tasche auf den Rücken, ging sie eilends zur Ausgangstür und trat hinaus. Gleich darauf spürte sie die Frische des Morgens und wie ihr die saubere Bergluft über ihr Fell strich. Tief atmete sie ein und wieder aus. Der kühle Wind in ihren Lungen erfrischte sowohl Geist, wie auch Körper. Spazierend ging sie durch die Wege und traf hin und wieder eine patrouillierende Wache, die sie jedes mal ansprach mit den Worten »Guten Morgen Bürger.« Und Kyara grüßte natürlich mit einem Nicken und einem Lächeln zurück. »Guten Morgen Wachmann.« Zu der Zeit schienen auch die einheimischen Gemüter zu erwachen. Man hörte in einigen Häusern schon das morgendliche Treiben und wie sich die Bürger auf den Tag vorbereiteten. Freundlichkeit lag in der Luft und die Gewissheit eines neuen Tages erhellte das Wesen. Den ersten Bürger den Kyara traf war der Schmied. Er brachte gerade einige fertiggestellte Schwerter rein, die er zum Kühlen am gestrigen Abend rausgestellt hatte. Als Kyara an ihn vorbeiging, sah er rüber, hob grüßend seine linke Hand und verkündete. »Einen schönen guten Morgen wünsche ich.« Charismatisch entgegnete die weiße Khajiit. »Den wünsche ich ihnen ebenso.« In dieser Stadt war es wahrhaftig ein guter Augenblick um spazieren zu gehen. Im Laufe stellte sie jedoch fest, dass sie den Sonnenaufgang unter diesen Umständen nicht so genießen konnte, wie sie es eigentlich vor hatte. Denn leider waren die Stadtmauern sehr hoch. Ehrgeizig lief sie zu der höchsten Ebene der Stadt und suchte sich das höchstgelegene Haus. Dort blieb sie mit dem Rücken an der Wand stehen und fasste mit beiden Händen an das Ende des Daches. Sie benutzte all ihr Khajiittalent und stieß sich mit den Füßen nach vorn, während sie sich an dem Dachende festhielt. Geschickt schwing sie ihre Beine auf das Dach und zog ihren Oberkörper hinterher. Triumphierend stand sie auf der Schräge und schnaufte einmal höhnisch, wobei sie lächelte. »Das soll mir mal ein Argonier nachmachen.« Vorfreudig sprang sie auf die höchste Stelle des Daches und setzte sich an das oberste Dachende, welches in Richtung Sonnenaufgang ragte. Ja, die Mühe hatte sich wahrlich gelohnt. Der Anblick war atemberaubend. Eine Morgenröte, wie sie es nur selten gab. Lange saß Kyara dort oben, betrachtete den Horizont und genoss die frische Brise. Ihre silbernen Augen glänzten wie zwei funkelnde Glaskörper im Scheine der Morgensonne. Ein seltener Moment der Ruhe und des Friedens. Ja, dieser Moment bedeutete Freiheit. Keine Verpflichtungen, keine Aufgaben, keine Verantwortung. Nichts was einen noch abhängig von irgendetwas machen könnte. Der Kampf, den sie in ihrer Vergangenheit viel zu oft gesucht hatte, ließ zumindest für solche Momente von ihr ab und ein wenig mehr Frieden kehrte in ihr ein. Die Katzenfrau baumelte noch mit einem Bein hin und her, bis sie immer mehr Stimmen um sich herum vernahm. Überrascht sah sie nach unten und ohne Notiz davon zu nehmen, war die Stadt erwacht. Ein Hochelf brachte gerade einige Schriften, welche er unter den Arm trug, zu seinem Geschäft. Dabei ärgerte er sich, dass diese 'Wucherblätter' tatsächlich 50 Septime kosteten. Woanders trugen zwei Nord zwei Fässer in ihre Herberge. Schienen wohl Vorräte zu sein. Hingegen woanders ein Hauptmann über Vorkommnisse mit seiner Wache redete. Überall war etwas los. Jeder hatte was zu tun. Nun war es, dachte sich Kyara, wohl an der Zeit, dass auch sie ihren Part erledigte. Sie sprang vom Dach und landete neben einer Kaiserlichen, die sich natürlich zu Tode erschreckte. Kyara erhob sich aus ihrer Hocke und sprach mit einem neutralen Kopfnicken »Verzeihung.« Und ging weiter ihres Weges. Verblüfft sah die Frau im blauen Gewand ihr hinterher. Störte die Khajiit aber wenig. Sie hatte andere Pläne und ging zur Burg der Gräfin. Sie näherte sich dem Eingangstor, doch die zwei postierten Wachen grinsten sich kurz an und einer der beiden stellte sich demonstrativ vor die Khajiit »Halt. Wer seid ihr und was wollt ihr?« »Mein Name ist Kyara und ich habe eine wichtige Lieferung für die Gräfin.« »Seid ihr bewaffnet?« »Sicher mehr als ihr es seid.« Kam es schlagfertig entgegen. Das gefiel dem Wachmann gar nicht und er spielte weiter mit seiner Autorität. »Tut mir Leid, sie müssen all ihre Waffen abgeben.« Der andere Wachposten grinste schelmisch, doch Kyara ließ sich das nicht gefallen. »Gar nichts werde ich. Und ich habe auch keine Zeit für euren Mist. Also aus dem Weg.« Sie stieß die Beiden bei Seite und ging durch das Eingangstor. Erbost folgten ihr umgehend die Wachen in die Eingangshalle und ihr Ruf erhallte. »Halt! Keinen Schritt weiter!« Der Wachmann, welcher eben noch mit Kyara gesprochen hatte, fasste ihr von hinten an die Schulter, um sie aufzuhalten. Was er sich aber einfing, war ein äußerst gereizter Blick seitens der Khajiit. Sie sah über ihre Schulter und sprach so beherrscht wie es nur ging. »Lass sofort los…« »Oder was?« »Ich werde mich nicht wiederholen…« »Jetzt hör mal zu du Katzenvieh! Ich bin hier-« Ehe der Mann sich versehen konnte, zog die Weißpelzige seine Hand mit ihrer rechten Pfote nach vorn und mit der Linken schlug sie ihren Ellenbogen in seine Seite. Dorthin, wo seine Rüstung ihn nicht schützte. Bestimmend ließ sie von der Hand des konfusen Mannes nicht ab und ihre linke Hand fasste ihn an seine Achsel. Mit einem Hebel warf sie ihn nach vorn über, wonach er schreiend und krachend die Steintreppen der Eingangshalle hinunterstürzte. Alles ging so schnell, dass die zweite Wache gar nicht reagieren konnte und mit, vor sich haltenden Schild, die Angreiferin ansah. Gereizt sträubten sich ihre Haare, als sie die zweite Wache fragte. »Und? Willst du auch dein Glück versuchen?« Der Soldat rief alamierend durch die Halle »Alarm! Wir haben einen Eindringling!« Wenige Sekunden später sprangen die Türen der Schlosskaserne auf und von überall stürmten Wachen herbei. Sie umzingelten die Khajiit und richteten ihre Schwerter auf sie, wobei sie Ihres schon gezogen hatte. Mit ihrem Elfenkurzschwert gen Feinde gerichtet rief sie »Na los doch! Wer von euch kann es mit mir aufnehmen?« Doch eine Männerstimme im Hintergrund rief »Was ist denn hier los!?« Zum Vorschein kam Kolt, der Hauptmann der Wache. Er schritt zwischen den Wachenkreis durch und sah die Angreiferin. »Wer seid ihr Fremde? Erklärt euch jetzt.« »Ich könnte freier sprechen, wenn eure Männer ihre Schwerter senken würden.« Der Hauptmann hob seine Hand zur Seite und senkte sie wieder. Alle Wachen gehorchten und senkten ihre Waffen. Kyara sprach »Geht doch. Mein Name ist Kyara. Ich bringe etwas äußerst Wertvolles für die Gräfin.« Kolt überlegte eine Weile und erinnerte sich wieder »Ihr seid es! Ich wusste doch, dass ihr mir bekannt seid. Männer, wieder zurück auf eure Posten. Fehlalarm.« Sogleich verließen die gerüsteten Soldaten die Halle wieder und kehrten auf ihre Posten zurück. Zurück blieben nur noch Kyara, Kolt und noch die zwei anderen Wachen, wovon der eine immer noch bewusstlos war. Kolt fragte »Ihr hättet aber nicht gleich so einen Radau machen müssen. Was genau ist hier überhaupt geschehen?« Die Katzenfrau erwiderte »Ihre zwei Wachen dachten, sie könnten sich mit mir einen Spaß erlauben.« Kolt rieb sich die Stirn. »Bei den Acht… Wie auch immer. Um die beiden kümmere ich mich später. Wir bringen euch jetzt erst mal zur Gräfin. Sie wartet schon ungeduldig auf ihre Lieferung.« Beide schritten den Gang entlang, der durch die große Halle führte. Man konnte schon am Ende des Ganges den Thronsaal bzw. auch den Thron sehen. Bei dem blieben sie stehen und Kolt sprach zur Khajiit. »Nun wartet bitte hier. Die Gräfin kommt gleich.« Hastig war er entschwunden, um seine Herrin zu holen. Nach ein wenig Warten und ein wenig Zeitvertreib, kam die Kaiserliche in einem blauen Kleid die Treppen herunter und begrüßte ihren Gast. »Es ist wirklich schön euch wieder zu sehen, Kyara.« »Es freut mich ebenfalls Gräfin Castias Ilva.« »Verzeiht, dass ich nun so voreilig bin, doch ich warte schon so lange auf dieses Artefakt. Konntet ihr es besorgen? Habt ihr mir mitgebracht, was ich so sehr ersehne?« Kyara nahm ihren Beutel und fasste hinein. Heraus holte sie ein wunderschönes und glänzendes Medaillon, welches an einer goldenen Kette hing. Ein Juwel war darin unsagbar fest eingebettet und die Verzierungen waren mit einer Liebe gefertigt, wie man sie heute nur noch selten antreffen würde. Gravuren und Schriften schmückten in einer uralten Sprache dieses Kleinod. Starrend und bewundernd wurde dieses Medaillon von der Grafin entgegengenommen. Fast schon unglaubwürdig betrachtete sie es. Sie wendete es hin und her. Jeden Ecke und jedes Detail prägte sie sich ein. Irgendwann musste Kolt sie mit einem Räuspern auffordern. » Gräfin…« Sie reagierte erst gar nicht. Er musste noch einmal anfangen »Gräfin Ilva.« Nun reagierte sie endlich und sah zu ihrem Hauptmann. Der jedoch wies mit einem Blick auf Kyara hin. Sofort sah Gräfin Ilva wieder ihren Gast an und entschuldigte sich »Bitte verzeiht mir meine Unhöflichkeit. Aber ihr wisst gar nicht, wie wertvoll das für mich ist. Das ist ein uraltes Medaillon aus den Zeiten des Reiches Akavir. Ich habe schon sehr viel darüber gelesen, doch ich hätte mir niemals träumen lassen, dass ich es jemals in der Hand halten würde.« Belustigt meinte Kyara »Also für den Aufwand, um dieses Ding zu kriegen, kann ich mir schon vorstellen, wie wertvoll es sein muss. Ich musste ganz Leyawin, Skingrad und Bravil auf den Kopf stellen um endlich rauszufinden, welcher Schwarzhändler es wohl hatte. Im Übrigen gab es auch ein oder zwei hässliche Situationen die aber, und das versichere ich euch, notwendig waren.« »Ich denke, so genau will ich das gar nicht wissen. Aber nun gut. Ich brachtet mir dieses Artefakt und habt euer Leben aufs Spiel gesetzt. Ihr habt den langen Weg von hier bis durch ganz Cyrodiil unternommen, damit dieses Medaillon sicher bei mir angelangt. Ich danke euch. Ihr sollt für euren Mut entlohnt werden. Und das großzügig genug. Da bin ich mir sicher. Kolt.« »Ja Herrin?« »Stellen sie ein Pergament im mit dem Wert von 10.000 Goldstücken aus, auf den Namen von Kyara.« »Was!? Aber, Herrin!« »Hauptmann Kolt! Sie haben eben ihre Befehle erhalten. Ich erwarte, dass diese ausgeführt werden. Dieses Medaillon ist auf dem Schwarzmarkt mindestens die Hälfte wert und der Aufwand dieser jungen, tapferen Frau ist allemal 5.000 Septime wert« »Aber... ja Herrin…« Die Khajiit konnte es selber kaum glauben. Dass dieses Amulett teuer war wusste sie. Aber 10.000 Septime? Das war wirklich eine mehr als nur angemessene Summe. Als Kolt das nächste mal wiederkam, hatte er ein Schreiben in der Hand, wo drauf der Wert der Belohnung stand und die Bürgung der Gräfin. Dies unterschrieb Gräfin Ilva noch und das Geschäft war getan. Freudig entgegnete sie »Es war mir eine Freude.« Und Kyara verabschiedete sich in aller Form »Mir ebenfalls. Auf Wiedersehen.« Sie kehrte den beiden Schlossbewohnern den Rücken und verließ das Anwesen. Gerade als sie rausgehen wollte, sah sie noch, wie sich die eine Wache aufrichtete und sich wandt vor Schmerzen. Immerhin fiel er die ganze Eingangstreppe runter. Beide sahen die Katzenfrau an und als sie an den beiden vorbeiging, zuckte sie einmal bedrohlich ihren Kopf zu den Wachen hin, sodass die beiden vor Schreck umfielen. Lachend verließ darauf den Saal durch das Tor und selbst nach dem Schließen des Tors, hallte ihr Lachen noch weit darüber hinaus. Nun stand sie da. Um 10.000 Septime reicher. Und keine Arbeit. Schlendernd fing sie an, durch die Straßen zu gehen. Sah sich die Leute an. Sah sich an, was gemacht wurde, wer wo arbeitete, was für verschiedene Rassen es hier alles gab, welche Berufe hier alle ausgeübt wurden, welche Geschäfte es alles gab, welche Themen besprochen wurden und allerlei derartige Dinge. Kyara unterhielt sich gerade mit einer Kaiserlichen vor der Kapelle. Sie standen bei der Statue auf dem Hauptplatz, welche zentral in Bruma stand. Sie redeten über Dieses und Jenes, als plötzlich das Geschrei eines Mädchens die Wege durchhallte. Ebenfalls hörte man zwei Männer am schimpfen. Der Lärm kam näher und der Tumult erreichte wenige Momente später auch den Hauptplatz. Eine Wache fasste ein Dunmermädchen an der Hand und zog sie hinter sich her. Darauf folgte ein äußerst verärgerter Hochelf, der fluchende Kommentare dem Dunmermädchen hinterherwarf. Kyara erkannte diesen Hochelfen. Es war derselbe, der sich heute morgen über seine überteuerten Schriften geärgert hatte. Das blauhäutige Mädchen beteuerte die ganz Zeit. »Ich sagte doch, es tut mir Leid!« Maulend entgegnete der gelbliche Mann. »Na und? Davon kriege ich meine Schriften auch nicht ersetzt! Die hab ich erst heute Morgen bekommen!« Dabei zeigte er drei halb verbrannte Pergamente und zwei angesengte Bücher. Die Wache musste dem Hochelfen leider zustimmen. »Tut mir leid Kleines, aber wir hatten dich gewarnt das bleiben zu lassen. Nun kannst du nicht zahlen und dafür musst du ins Kittchen.« Und wieder schrie die Dunkelelfin. »Nein! Nein bitte nicht!« Kyara konnte sich das nicht mit ansehen und mischte sich ein. Sie ging auf das Trio zu und sprach die Wache an. »Was geht hier vor sich?« Patzig kam es seitlich vom Hochelfen. »Das geht dich nichts an Khajiit! Geh und bürste dir dein Fell anstatt den guten Wachmann von seiner Arbeit abzulenken.« Drohend erwiderte Kyara »Ich wäre vorsichtig, mit dem was du sagst, Hochelf. Deine Arroganz wird dir nichts nützen, wenn ich meine Krallen in deine Kehle schlage…« Umgehend verstummte der eben noch lautstarke Gelbling. Die Wache hingegen tat so, als ob er es nicht gehört hätte und antwortete. »Diese kleine Dunkelelfin spielt ständig mit Zaubern rum. Nun hat sie einen Feuerzauber auf die Schriften vom Herrn Benaas gewirkt. Diese brannten natürlich auf. Nun kann sie die Strafe aber nicht zahlen. Ebenso wenig die Schriftstücke.« Die kleine wiederholte sich. »Es war doch ein Versehen. Tut mir doch leid.« Erneut funkte der Hochelf dazwischen. »Das bringt mir meine Sachen auch nicht wieder! Sperrt sie weg. Dieses Gesindel braucht die Stadt nicht. Typisch, so sind doch alle Dunmer. Zurückgebliebene Wilde. Genau so schlimm wie Orks.« Es war wohl davon abzusehen, dass sich der arrogante Gelbling wieder einen messerscharfen Blick der Khajiit einfing, worauf er erneut verstummte. Kyara wandte sich wieder der Wache zu. »Wie hoch ist die Strafe?« »Für Sachbeschädigung und Gefährdung anderer beträgt die Strafe 10 Septime.« Meinte der Soldat Lauthals verkündete der Hochelf. »Plus den 75 Goldstücken für meine geliebten Schriften!« Nun war er zu weit gegangen. Kyara stellte sich direkt vor ihn hin und sah zu ihm auf. »75 Septime, hm?« »Ja, ganz genau Khajiit. 75 Septime haben die gekostet!« »Ehrlich? Ich könnte schwören, dass sie heute morgen noch 50 Septime kosteten.« Der Hochelf schrak zurück. Doch Kyara kam wieder einen Schritt näher, packte ihn am Kragen, zog ihn runter und flüsterte. »Jetzt hör mal zu du aufgeblasener Hochelfenverschnitt. Entweder du nimmst nur 40 Septime dafür und bezahlst 10 Septime für die Strafe, oder du beharrst auf deine 75 und ich bezichtige dich des Betrugs. Dann bist du hier überall als Betrüger vorgemerkt und dann kannst du deinen Laden dicht machen. Haben wir uns verstanden? Wenn nicht, können meine Krallen nachhelfen. Du wärst nicht der erste arrogante Bastard deiner Art, den ich meine Krallen in die Kehle schlagen würde… Und deine dreckigen Thalmor Freunde können dich auch nicht vor mir beschützen, das versichere ich dir. Klar so weit?« Sie ließ ihn wieder hoch und sein gelblicher Teint verblich vor Angst. Die einzigen Worte die er noch zu sprechen vermochte, waren. »Ist… ist schon gut Wachmann. Ich will nur 40 Septime. Mmehr w-will ich nicht.« Erstaunt klärte der Wachmann weiterhin die Situation. »Eh… na gut. Also ich weiß nicht wie ihr euch vereinbart habt, aber so lange alles bezahlt wird geht mich der Rest nichts an. Jedoch bezweifle ich, dass die Kleine 40 Septime für die Schriften und noch 10 für die Strafe hat.« Die Khajiit wusste auch darauf eine Antwort. »Das ist kein Problem. Ich komme für die 40 Septime auf. Die 10 würde der gute Herr selbst zahlen.« Die Wache fragte nach. »Stimmt das?« Bejahend nickte der hochgewachsene Gelbe. Der kaiserliche Soldat verkniff sich mit aller Kraft sein Grinsen. Nur ein unterdrückter Lacher stieß aus ihm, als er kommentierte. »Na wenn das so ist.« Kyara überreichte die 40 Septime und die Sache war geklärt. Der Wachmann ließ die Dunmer los, welche erstaunt zur Khajiit blickte. Das Trio löste sich auf. Der Hochelf ging wieder zu seinem Laden und die Wache ging wieder auf Patrouille. Folglich standen nur noch die Khajiit und das Dunkelelfenmädchen dort. Die Kleine fragte. »Wieso haben sie das gemacht?« Mit hochgezogener Augenbraue entgegnete die Khajiit. »Gern geschehen.« Und drehte sich um. Gerade als sie weiterlief, folgte ihr umgehend die kleine Dunmer und stellte sich vor ihre Retterin. Dabei verneigte sie sich schnell. »Vielen Dank, dass sie mich vor dem Gefängnis bewahrt haben.« »Schon gut Kleines. Pass das nächste mal einfach auf wenn du zauberst.« »Ja, das werde ich ganz bestimmt.« »Sag mal, sagen deine Eltern da gar nichts zu? Immerhin müsste die Wache dich doch zu denen bringen und dich nicht gleich ins Kittchen werfen, oder?« »Nein, das ist was anderes bei mir. Denn, ich habe keine Eltern.« »Wie du hast keine Eltern?« »Ich habe einfach keine. Ich lebe seitdem ich denken kann in der Magiergilde.« »Magiergilde? Die wurde doch schon vor langer Zeit aufgelöst.« »Stimmt wohl, aber die meisten dort nennen es immer noch so. Das ist wohl so eine Gewohnheitssache. Auf jeden Fall lebe ich dort mit vielen anderen Magiern und wir bekommen immer noch Unterricht.« »Alte Leute, die noch an veralteten Werten hängen. Nun gut. Trotzdem hätte dich der Wachmann zu einer zuständigen Person überstellen müssen.« »Normalerweise schon, aber ich wollte das nicht. Ich will nicht noch mehr Ärger nach Hause bringen. Wallanur schimpft immer mit mir, wenn ich was anstelle. Und das letzte mal wurde er richtig laut. Ich bekam so viel Arbeit, dass ich die Septime noch heute abarbeite. Da konnte ich doch nicht schon wieder mit einer Strafe nach Hause kommen« »Ja, wäre weniger lustig… Und was machst du nun?« »Ich weiß es noch nicht. Wenn ich nicht zaubern kann, langweile ich mich sowieso die meiste Zeit.« Schlagartig ertönte ein grummelndes Geräusch. (Brrrgrrrmmm) Beschämt sah das Mädchen an sich runter und hielt sich den Bauch. Mit einem peinlich berührten Lächeln blickte sie zu der Frau vor ihr. »Oh, ich scheine noch gar nichts gegessen zu haben.« Die weiße Khajiit sah sie an und sprach. »Willst du mit mir was essen gehen? Ich wohne gleich hier in Tendras Bräu und Streu.« »Nein nein, ist schon gut. Ich möchte ihnen nun wirklich nicht noch mehr zur Last fallen. Abgesehen mal davon, gibt’s auch in der Magiergilde gewiss gleich was zu essen.« »Das heißt, du lehnst meine Einladung ab?« verschränkte die weiße Katze die Arme. Aufgeregt versuchte die Blauhäutige sich zu erklären »Eh… nein! So war das nicht gemeint! Es war wirklich nett von ihnen, aber ich kann ihnen doch nicht noch mehr abverlangen. So meinte ich das. Ich finde sie ja sehr nett und ich würde auch gerne mit ihnen was essen gehen, aber-« »Na dann sagt das doch alles. Komm mit. Jetzt essen wir zusammen etwas.« »O... okay…« Drehend wandte sich Kyara in Richtung des Gasthauses und machte sich mit ihrer neuen Bekanntschaft auf den Weg dort hin. Ende des Kapitels Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)