Zwischenblut von Kouichi ================================================================================ Kapitel 48: Der Prinz des Eises ------------------------------- Der Prinz des Eises Cloud sah sich staunend um, denn er hatte nicht erwartet, dass sein Onkel und seine Tante in einer solchen Festung leben würden. Ein amüsiertes, leises Lachen brachte seine Aufmerksamkeit wieder auf Agathe und Siegfried. „Anscheinend gefällt es dir hier, Cloud! Ich möchte dich und natürlich auch alle anderen herzlich begrüßen. Hier in der Festung Helms Klamm!“, sagte Siegfried und breitete feierlich die Arme aus. Cloud kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Nacheinander umarmten sie sich zur Begrüßung und auch die Frau, die neben Agathe stand, stellte sich vor. Sie hieß Vanessa. Ihre blonden Haare fielen ihr bis zur Hüfte und in ihren Augen ruhten zwei blutrote Pupillen. Sie schüttelte jedem die Hand. Als sie bei Cloud angekommen war, musterte sie ihn von oben bis unten. Cloud reichte ihr die Hand und stellte sich vor. Sie tat so, als wenn sie seine Hand ergreifen würde, doch sie fuhr mit ihrer Hand an Clouds vorbei und drehte sich dann zu Thomas und Béatrice. Cloud kam ihr Verhalten ziemlich bekannt vor. Er sagte jedoch nichts, weil er die gute Stimmung nicht kaputt machen wollte. Léon fiel es natürlich auf und er fragte seinen Bruder in Gedanken: „Hey, was ist los?“ Cloud sah seinen Bruder kurz an und zeigte ihm im Geist, was gerade passiert war und was sonst niemand mitbekommen hatte. Er konnte Léons Ärger darüber spüren, sagte jedoch nichts dazu. Siegfried führte sie ins Innere der Burg und zeigte ihnen deren gewaltige Ausstattung. Sie übergaben ihre Koffer an ein paar Männer vom Personal und Siegfried führte sie dann alle in einen gewaltigen Speisesaal. Ein riesiger Tisch, an dem 50 Personen Platz gefunden hätten, stand in der Mitte des Raumes und er war gedeckt für 9 Personen. Auch Speisen waren schon aufgetragen worden und so setzten sie sich jeweils auf einen der Plätze und das Essen begann. Während sich jeder etwas auftat, sah sich Cloud nach dem Sauerkraut um und er sah es genau vor der jungen Frau Vanessa stehen, die ebenfalls eine Vampirin war. „Entschuldigen Sie. Könnten Sie mir bitte das Sauerkraut geben?“, fragte er die Frau höflich. Die Frau reagierte jedoch in keinster Weise auf seine Bitte und aß einfach weiter. Erst ein Räuspern von Agathe ließ sie aufmerken und sie reichte Cloud die Schüssel mit dem Sauerkraut. Bevor dieser jedoch die Schüssel fest in die Hand hatte, ließ Vanessa die Schüssel los und sie krachte auf den Rand von Clouds Teller, worauf der Rand abbrach und dazu noch den Teller entzwei teilte. „Oh, entschuldige. Ich dachte, du hättest die Schüssel in den Händen. Naja, aber unser kleiner Sonderjunge kann den Teller ja reparieren, wie durch Magie!“, sagte sie und ihre Stimme nahm einen solch falsch süßlichen Ton an, dass es Cloud den Magen umdrehte. Damit war natürlich die Aufmerksamkeit der Anderen auf die Situation gebannt und Cloud erwiderte ganz offen, da außer ihnen keine weitere Person im Speisesaal war. „Ich werde hier keine Magie anwenden. Ich bin ein Vampir mit einem magischen Talent. Das werde ich jedoch nur einsetzen, wenn man es mir erlaubt und die Situation angemessen ist!“, erwiderte Cloud und sah Vanessa sauer an. Siegfried räusperte sich und sagte: „Wofür ich dir auch sehr dankbar bin, Cloud. Ich lasse dir einen neuen Teller bringen!“ Mit diesen Worten schwang er ein kleines Glöckchen, das auf dem Teller stand und sofort öffnete sich die Tür und ein Dienstmädchen kam herein. Siegfried bat sie, Clouds kaputten Teller durch einen Neuen zu ersetzen. Das Dienstmädchen nickte und nahm den kaputten Teller von Cloud weg. Dieser bedankte sich bei der Frau, worauf diese ihn anlächelte. Es dauerte keine Minute, bis Cloud einen neuen Teller vor sich hatte und sich neues Essen darauf legte. Als Cloud sich wieder nach dem Sauerkraut umsah, reichte ihm seine Mutter die Schale und Cloud dankte ihr dafür. Das Essen dauerte noch eine gute Stunde und als sie alle fertig waren, fühlte sich Cloud satt und schläfrig. „Ich denke, dass unsere Jungs jetzt ins Bett gehen. Sie schlafen ja schon fast im Sitzen ein!“, sagte Thomas und sah zu seinen beiden Söhnen herüber, die beide ziemlich müde waren. Siegfried nickte und erhob sich. „Dann werde ich euch beiden zeigen, wo eure Zimmer sind!“, sagte Siegfried und verließ dann zusammen mit Cloud und Léon das Esszimmer, nachdem diese allen eine gute Nacht gewünscht hatten. Sie gingen durch die riesige Eingangshalle und einen schmalen Gang entlang. „Was da im Speisezimmer passiert ist, tut mir leid. Ihr müsst wissen, dass Vanessa mein Lehrling ist und sie anscheinend dich nicht besonders mag. Das ist jedoch keine Entschuldigung dafür, sich dir gegenüber so zu verhalten. Ich werde nachher noch ein ernstes Wort mit ihr reden!“, sagte Siegfried zu den beiden Brüdern und öffnete eine Tür am Ende des Ganges. Es zeigte ein gemütliches Zimmer mit Sitzpolstern und zwei angrenzenden Zimmern. Léon stürzte sofort in das Zimmer und sah sich überall um. Siegfried führte Cloud nur eine Tür weiter, gleich neben Léons Zimmer, und öffnete die Tür. Auch Clouds Zimmer war gemütlich eingerichtet und zwei weitere Räume grenzten an das Zimmer. Cloud wünschte seinem Onkel noch eine gute Nacht und betrat dann sein Zimmer. Er ging in eines der Zimmer, das sich als Bad herausstellte und sah sich um. Er sah, dass sein Koffer bereits mitten im Eingangszimmer stand und so holte er sich seinen Kulturbeutel heraus und machte sich fertig. Dann suchte er sich einen Schlafanzug heraus und ging ins Schlafzimmer. Er war sogar zu müde, sich über die großzügige Einrichtung zu freuen und legte sich sofort in sein Bett. Kurz bevor er einschlief, spürte er, wie Léon mit ihm in geistigen Kontakt trat. „Diese Vanessa hat doch einen Vollschuss! Sich so gegenüber dir zu benehmen ist doch voll daneben.“, sagte Léon entrüstet zu seinem Bruder in Gedanken. Cloud gähnte herzhaft und erwiderte: „So ist es aber, wenn du erst als Heimkind bekannt bist. Jeder behandelt dich wie Ungeziefer!“ Cloud konnte den Ärger seines Bruders spüren. „Du bist aber kein Heimkind mehr, sondern mein Bruder und wenn diese dumme Kuh das nicht akzeptiert, dann bekommt sie es mit mir zu tun!“, sagte Léon sauer und Cloud konnte sehen, was sich Léon vorstellte mit dieser Vanessa zu machen. Eine Idee gefiel Cloud sogar richtig gut. „Wie wärs, wenn du sie als Wischmob benutzt? Die passende Frisur hat sie ja schon dafür!“, erwiderte Cloud und grinste bei dem Gedanken schläfrig. Auch Léon musste bei dem Gedanken grinsen und er wollte noch etwas dazu sagen, doch er spürte, dass Cloud eingeschlafen war. „Sie hat dich zu akzeptieren und wenn sie das nicht tut, wird sie mich kennen lernen!“, schwor sich Léon, bevor auch er endlich einschlief. Am nächsten Morgen wurde Cloud durch eine Hand geweckt, die immer wieder über sein Gesicht strich. Langsam und verschlafen öffnete er die Augen und sah seine Mutter, die am Bettrand saß und ihn langsam weckte. Cloud gähnte und erhob sich aus dem Bett. „Mach dich fertig und komm dann zum Frühstück!“, sagte Béatrice und lächelte ihren Sohn an. Cloud nickte und stand aus dem Bett auf, nachdem seine Mutter sich von der Bettkante erhoben hatte. Cloud ging hinüber zum Bad und machte sich fertig. Nachdem er gewaschen und angezogen war, verließ er das Zimmer und ging den Gang entlang zu dem Speisezimmer, in dem er bereits am Tag zuvor mit seiner Familie gegessen hatte. Dort waren auch schon alle anderen anwesend. Er wünschte allen einen guten Morgen und jeder wünschte ihm ebenfalls einen guten Morgen. Jeder, außer Vanessa, die ihm nicht antwortete und einfach nur missbilligend die Nase rümpfte. Cloud ignorierte dies jedoch und setzte sich neben Léon und so begann das Frühstück. Während des Frühstücks besprachen sie, was sie vorhatten und Cloud und Léon baten um Erlaubnis, sich die Festung einmal genau anzusehen. Siegfried und Agathe stimmten zu und als das Frühstück endete, standen sie auf und Cloud wollte schon damit anfangen, die Teller aufeinander zu stapeln, als Siegfried sagte: „Nicht Cloud! Du bist hier zu Besuch und um das benutzte Geschirr wird sich das Dienstpersonal kümmern.“ Cloud nickte und grinste verlegen. Zusammen mit Léon verließ er den Speisesaal und sie gingen nach draußen auf den Burghof. Zu ihrer rechten führte ein Durchgang durch eine Mauer auf ein Stück Feld, durch dass ein kleiner Bach floss. Sie gingen zu diesem Stück Wiese und erblickten einen Reitstall. „Hast du Lust zu reiten?“, fragte Léon seinen Bruder. Cloud nickte sofort und gemeinsam betraten sie den Reitstall. Sie hatten bereits bemerkt, dass sie in dem Stall nicht allein waren, denn sie konnten das Schlagen eines menschlichen Herzens hören. Sie gingen an den vielen Pferdeboxen vorbei und fanden an einer offenen Box einen jungen Stallburschen. Der Junge war ungefähr in ihrem Alter und hantierte wütend mit einer Mistgabel herum. Cloud und Léon beobachteten ihn eine kurze Zeit, bevor sich Cloud räusperte und so den Jungen auf sich und Léon aufmerksam machte. Dieser drehte sich um und sah sich etwas genervt nach dem Störenfried um. Als er Cloud und Léon erblickte sah er sie misstrauisch an und fragte: „Seid ihr die neuen Stallburschen, die ich einarbeiten soll?“ Cloud und Léon sahen sich verblüfft an und wandten sich dann wieder dem Jungen zu. Dieser seufzte und sagte: „Auch gut. Schnappt euch jeder eine Mistgabel und dann mistet ihr jeder eine Box aus. Ihr habt 10 Minuten dafür!“ Er deutete auf zwei Mistgabeln, die an der Wand lehnten. Cloud und Léon tauschten einen Blick und schmunzelten. Aber sie schnappten sich jeweils eine Mistgabel und fingen an jeweils eine eigene Pferdebox auszumisten. Nach 5 Minuten waren sie fertig und wandten sich dann wieder an den anderen Jungen. „So, fertig. Und jetzt?“, fragte Léon und stützte sich auf seine Mistgabel. Der Junge drehte sich ungläubig um und sah sie an. „Dann macht die nächsten Boxen!“, erwiderte er und Cloud und Léon säuberten in Windeseile die anderen Boxen. Als sie fertig waren, sahen sie, wie der Junge seine Mistgabel voller Wut in einen Heuhaufen stieß. „Warum so wütend? Wir haben doch alles sauber gemacht?“, sagte Cloud und sah den Jungen an. Dieser stieß ein Seufzen aus und erwiderte: „Deshalb bin ich nicht sauer, sondern wegen dieser Frau!“ Noch bevor Cloud oder Léon etwas sagen konnte, waren Schritte zu hören und Cloud wusste sofort, wem diese klackenden Schuhe gehörten. Er zog Léon in eine Box und hörte dann, wie Vanessas Stimme gebieterisch und arrogant ertönte: „Bist du immer noch nicht fertig? Du bist ein absoluter Nichtsnutz. Ich werde dafür sorgen, dass du entlassen wirst! Aber davor mach mein Pferd fertig, ich werde ein wenig reiten!“ Cloud glaubte seinen Ohren nicht. So sprach diese Vanessa also mit den Angestellten von Agathe und Siegfried. Da kam Cloud eine Idee und er versuchte mit Agathe in geistigen Kontakt zu treten. Nach wenigen Augenblicken ließ sie ihn durch ihre geistigen Schutzwälle und er erzählte ihr, was sich hier ereignete. Einen Moment später konnte Cloud ihre kleinen Schritte und ihren Stock hören, auf den sie sich immer stützte und sie kam um die Ecke gebogen. „Was ist hier los?“, fragte sie mit ihrer strengen und gebieterischen Stimme. Sofort drehte Vanessa sich zu ihr um und erwiderte: „Ich haben diesen Stallburschen dabei erwischt, wie er während seiner Arbeitszeit geschlafen hat!“ Der Junge wollte etwas einwenden, doch auf eines zornigen Blicks von Vanessa hin, hielt er inne. Da traten Cloud und Léon aus ihrer Box. Vanessa sah sie überrascht an und ihre Augen verengten sich sofort. „Komisch aber, dass er die ganzen Boxen selber sauber gemacht hat!“, sagte Cloud und ihm gelang es nicht, seinen gereizten Unterton zu verbergen. Agathes Blick wanderte abwechselnd von Cloud zu Vanessa, die ganz rot im Gesicht wurde und anschwoll wie ein Ochsenfrosch. „Willst du damit andeuten, dass ich lüge?!“, presste sie zwischen den Zähnen hervor. „Ja, das will ich!“, sagte Cloud. „Wir haben es beide selbst gesehen!“, wandte Léon ein. Agathe stützte sich weiter auf ihren Stock, den sie immer bei sich trug und sagte: „Nun, ich denke hier wäre keine Entlassung, sondern eher eine Lohnerhöhung angebracht. Ich möchte, dass du nachher in mein Büro kommst, Bill!“ Sie sah sich reihum und verließ dann den Stall. Vanessa kochte vor Wut, doch das interessierte Cloud nicht. Er konnte sich ihr gegenüber ein Grinsen nicht verkneifen und als diese sich umdrehte und den Stall verließ, konnte er es sich nicht verkneifen, ihr hinter ihrem Rücken noch den Mittelfinger zu zeigen. Léon brach als erstes in Lachen aus, dann folgten Cloud und Bill. „Dieser alten Schrulle habt ihr es gezeigt!“, japste Bill und wischte sich die Lachfalten aus dem Gesicht. „Ist die immer so?“, fragte Léon, als er sich wieder beruhigt hatte. Bill nickte und erwiderte: „Ja, leider. Sie war es auch, die uns Angestellten das Reiten verboten hat. Früher durften wir das.“ Cloud schüttelte nur den Kopf. „Seid ihr eigentlich die neuen Stallburschen? Ihr habt viel zu teure Klamotten an dafür?!“, sagte Bill und sah die beiden Bruder an. Cloud und Léon sahen sich kurz an, schüttelten dann aber die Köpfe. „Agathe und Siegfried sind unsere Tante und unser Onkel. Wir sind ihre Neffen!“, sagte Léon und lachte, als er Bills verblüfftes Gesicht sah. Dieser kratzte sich verlegen und sagte dann: „Ups, dass hab ich nicht gewusst. Soll ich euch die Pferde satteln?“ Cloud und Léon sahen sich an und Léon erwiderte dann: „Du kannst uns zeigen, wie man die Pferde sattelt und danach können wir gemeinsam reiten!“, Bill sah ihn einen Augenblick verdutzt an, doch dann hellte sich seine Miene auf und er machte sich sofort daran alles zusammen zu suchen. Er zeigte den beiden Brüdern drei geeignete Pferde und zeigte ihnen, wie sie alles genau an den Pferden befestigten, so dass sie den Pferden keine Schmerzen bereiteten und trotzdem sicher auf ihnen saßen. Als sie fertig waren, führten sie die Pferde aus den Ställen und auf die Koppel. Dort stiegen sie unter Bills Anleitung auf die Pferde auf und fingen im Schritttempo an zu traben. Cloud und Léon wurden immer sicherer und als sie einige Runden in der Koppel gedreht hatten, stiegen sie wieder von den Pferden ab und brachten die Pferde wieder zurück in ihre Boxen. Die Sättel und das Zaumzeug hängten sie wieder an deren Platz und gemeinsam verließen sie den Stall. Sie machten sich gemeinsam auf den Weg zurück zur Festung und betraten diese durch den Mitarbeitereingang. Sie folgten Bill durch die vielen Gänge und fanden sich dann im großen Wohnzimmer wieder. Dort saßen bereits Agathe, Siegfried, Thomas und Béatrice und unterhielten sich. Als die drei Jungen eintraten, wandten sich alle zu ihnen herum und Agathe sagte: „Ah, da seid ihr ja! Bill, ich möchte, dass du mir folgst!“ Agathe erhob sich und verließ gefolgt von Bill das Wohnzimmer. Cloud und Léon setzten sich zu ihren Eltern und Thomas fragte seine Söhne: „Na, wie wars?“ Cloud und Léon stürzten sich in ihre Erzählungen und sie ließen auch Vanessa nicht aus, wie sie sich Bill gegenüber verhalten hatten. Als sie fertig waren, fragte Cloud seinen Onkel: „Hast du etwas dagegen, wenn ich mich ein wenig umsehe?“ Siegfried schüttelte den Kopf und so erhob sich Cloud und verließ das Wohnzimmer. Er streifte durch die Gänge und erkundete die Festung. Als er am Ende eines Ganges durch eine Tür trat, fand er sich in einem kreisrunden Pokalzimmer wieder. Überall standen Vitrinen mit Pokalen, Medaillen und Bildern herum. Cloud sah sich die Bilder an und staunte nicht schlecht, denn auf den meisten Bildern war sein Bruder zu sehen, wie dieser eine Medaille oder einen Pokal hielt, den er gewonnen hatte. Eine Tür auf der anderen Seite des Raums öffnete sich und jemand trat hinein. Schon allein an der Art wie diese Person ging, wusste Cloud, dass es sich bei der Person um Vanessa handelte. Er drehte sich zu ihr um und nickte ihr zur Begrüßung zu, doch sie verengte die Augen und zischte: „Sag mir eins! Wie hat ein Junge aus der Gosse wie du es geschafft in die höchsten Adelskreise der Vampire zu kommen?“ Sie sah Cloud angriffslustig und wütend zugleich an. Cloud verschloss seinen Geist, damit sie nicht sehen konnte, wie es ihn in seinem Inneren ärgerte. Dann erwiderte: „Du hast ja keine Ahnung. Dass ich Léon begegnet bin, war das Beste, was mir in meinem ganzen Leben passiert ist! Ich habe ihm geholfen und er hat mich dafür in einen Vampir verwandelt und mich noch dazu in seine Familie aufgenommen!“ Vanessa rümpfte abschätzig die Nase und sagte: „Vielleicht ist es so, aber trotzdem bleibst du immer noch ein mieser kleiner Straßenjunge! Du wirst niemals ein Prinz sein und das werde ich dir jetzt beweisen!“ Sie formte ihre Hände zu Klauen und ihre Fingernägel verlängerten sich. Sie griff Cloud an. Dieser wich ihr aus und wieder war er froh darüber, dass Wiki und Nurarihyon ihn immer so gedrillt hatten, denn Vanessa kam ihm unnatürlich langsam vor und so machte es im keine Schwierigkeiten ihr auszuweichen. Sie brachten ein paar Schritte wieder zwischen sich und Vanessa hob ihre Hand. Cloud sah, dass ihre Fingernägel anfingen zu leuchten und mit einer schnellen Bewegung ihrer Hand schleuderte sie etwas auf Cloud. Sofort bildete sich um Cloud wieder ein eisiger Schutzwall und die Temperatur im Raum fiel auf den Gefrierpunkt. Vanessas Geschosse prallten an Clouds Schutzwall ab. Sie knirschte mit den Zähnen. Dies nutzte Cloud für sich und verschwand in dem Schatten, den sein Schutzwall auf den vereisten Boden warf. Aus dem Schatten heraus erschuf er mehrere Abbilder aus Eis von sich selbst und ließ sie überall in dem Raum wieder auftauchen. Er selbst erschien unter seinen Ebenbildern und sie zogen alle auf ihren Händen ein Artriculum, wobei es sich nur bei Clouds um ein echtes handelte und bei den Abbildern nur um Kopien. Vanessa sah die Kopien von Cloud nun hasserfüllt an und schrie: „Das wird dir nichts bringen! Ich zerstöre jede Kopie, bis ich dich gefunden habe!“ Mit diesen Worten griff sie jede Kopie an und als sie dann bei dem echten Cloud angekommen war, umschloss sie eine Wand aus Wasser. Cloud spürte sofort, dass Léon dahinter steckte und er suchte sofort die geistige Verbindung zu ihm: „Nicht! Das ist mein Kampf! Ich muss ihr zeigen, dass ich kein Straßenjunge mehr bin!“ Er spürte Léons Missfallen, doch einen Moment später fiel die Wasserwand in sich zusammen und Vanessa hustete und prustete, um das Wasser aus ihren Lungen zu bekommen. „Was war das? Ach, egal! Ich werde dir zeigen, dass du es nicht wert bist, ein Vampir zu sein!“, stieß sie fauchend aus. Cloud sah sie grimmig an und erwiderte: „Ich bin Vampir durch und durch und nichts wird das ändern!“ Vanessa stieß ein hysterischen Lachen aus und griff ihn dann wieder an. Cloud wehrte ihren Angriff mit seinem Artriculum ab und sofort bildete sich an der Spitze des Artriculums eine lange Klinge aus Eis, so dass das Artriculum aussah wie ein Speer aus Eis. „Es reicht mir jetzt mit dir! Es ist Zeit, diese Auseinandersetzung zu beenden!“, sagte Cloud und stieß die Spitze seines Artriculum direkt in den Boden. Sofort bildete sich eine dicke Eisschicht von der Einstichstelle und breitete sich im ganzen Raum aus. Als das Eis Vanessa erreichte, kroch es ihre Beine hoch und zog sich ihren ganzen Körper hinauf. Sie schrie und keifte: „Was tust du? Das wirst du noch bereuen!“ Cloud konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er antwortete: „Ich setze dein heißes Mundwerk auf Eis. Ist doch mal eine andere Form von Gefrierbrand!“ Ihre Augen weiteten sich, doch es war bereits zu spät für sie um noch etwas zu sagen, denn das Eis umschloss ihren Mund und dann den Rest ihres Kopfes. Cloud ließ sein Artriculum wieder in seiner Hand verschwinden und ging dann zu der im Eis eingeschlossenen Vanessa herüber. „Ich weiß, dass du mich hören kannst! Ich mag früher ein Straßenjunge gewesen sein, aber das ist lange vorbei. Ob es dir gefällt oder nicht. Ich bin zusammen mit Léon einer der Prinzen des deutschen Vampirordens und noch dazu der Prinz des Eises! Merke es dir, bevor du mich noch einmal angreifst!“, sagte Cloud und ging zur Tür herüber, die noch immer eingefroren war. Er griff nach der Klinke und das Eis an der Tür verschwand sofort. Er stieß die Tür auf und stand seinen Eltern gegenüber, die vor der Tür im Gang standen und darauf gewartet hatten, dass die Auseinandersetzung beendet war. Cloud warf einen Blick zu seinen Eltern und als er sah, wie zornig sie waren, verließ ihn sofort sein Selbstvertrauen, dass er gegenüber Vanessa gezeigt hatte. Seine Eltern sahen jedoch nicht ihn an, sondern Vanessa, die immer noch eingefroren im Raum stand. Dann sahen sie zu ihrem jüngsten Sohn herab und sofort wurde ihr Blick weicher. „Cloud, Liebling! Wie geht es dir? Bist du verletzt?“, fragte Béatrice ihren Jüngsten und musterte ihn von oben bis unten. Cloud schüttelte den Kopf und erwiderte: „Nein, bin ich nicht, aber das Pokalzimmer ist ruiniert. Tut mir leid!“ Siegfried, der zusammen mit Agathe hinter Thomas und Béatrice stand, schüttelte den Kopf und winkte ab. Da mischte sich Léon ein, denn er schäumte vor Wut und wollte sich an seinem Vater vorbei ins Pokalzimmer drängeln. Doch Thomas hielt ihn mit einem mahnenden Blick zurück. Dann wandte er sich Cloud zu und sagte: „Ich bin froh, dass du unverletzt bist! Jetzt entferne bitte das Eis!“ Cloud nickte und durch seine Aura zog sich das Eis zurück und verschwand. Auch das Eis, dass Vanessa eingeschlossen hatte, war verschwunden und sie sank zitternd vor Kälte auf den Boden. Ihre Zähne klapperten so stark, dass es ihr nicht mehr möglich war etwas zu sagen. Thomas trat auf sie zu und sie hob den Kopf und sah ihm direkt in die Augen. „Sie wissen, was Sie getan haben?“, fragte Thomas Vanessa und seine Stimme zeigte nur zu deutlich, was er von ihrem verhalten hielt. Vanessa richtete sich so gut es ihr ging auf und fing dann an, Thomas zu erzählen, dass Cloud an allem Schuld war. Cloud wurde daraufhin ziemlich sauer und erzählten seinem Vater, wie es aus seiner Sicht zugetragen hatte. Darauf schrie Vanessa vor Panik: „Glaubt ihm ja nicht! Er lügt!“ Cloud wollte schon etwas erwidern, doch Thomas hob eine Hand und so verstummten alle. Dann sagte er: „Als Vater bin ich geneigt, meinem Sohn zu glauben. Aber als König muss ich beide Seiten prüfen, um ein gerechtes Urteil zu fällen. Deshalb werde ich mir alles in Ruhe ansehen!“ Er legte den Daumen und den Zeigefinger seiner rechten Hand an die Nasenwurzel und schloss die Augen. Nur einen Moment später erschienen durchsichtige Abbilder von Cloud und Vanessa. Die Abbilder unterhielten sich zuerst und auch das konnte man hören, auch wenn es sich so anhörte, als wenn es von ganz weit entfernt kommen würde. Dann griff die durchsichtige Vanessa den durchsichtigen Cloud an und alle konnten nun den Kampf zwischen Cloud und Vanessa live verfolgen. Als der Kampf vorbei und die durchsichtige Vanessa in Eis eingeschlossen war, verblassten sie und das Pokalzimmer sah wieder so aus wie vor dem Kampf. Thomas drehte sich zu Vanessa herum und sein Blick ließ sie zurück weichen. „Sie haben meinen Sohn nicht nur beleidigt, sondern auch angegriffen, obwohl Sie wussten, wer er war und welchen Vergehens Sie sich strafbar machten. Sie sind lange genug ein Vampir, um zu wissen, was Sie tun und noch dazu haben Sie die Gesetze der Gastfreundschaft verletzt. Was haben Sie zu Ihrer Verteidigung zu sagen?“, sagte Thomas und sah Vanessa streng an. Diese stieß ein Wimmern aus, erwiderte jedoch nichts. Ein Räuspern ertönte und alle wandten sich zu Siegfried herum. „Ich muss mich als Hausherr für diesen Vorfall entschuldigen. Selbstverständlich wird es deshalb zu einem Prozess kommen, dessen Ausgang jetzt schon allen klar sein wird. Ich werde dafür sorgen, dass sie bis dahin in die Untersuchungshaft in Eichenstein kommen wird!“, sagte er und sah Vanessa streng an. Diese stieß wieder ein Wimmern aus, erhob sich jedoch dann, straffte die Schultern und verließ gefolgt von Siegfried und Agathe das Pokalzimmer. Cloud atmete erleichtert aus und wollte etwas sagen, als ein lautes Knurren seines Magens ihn unterbrach. Sein Vater schmunzelte ihn an und sagte: „Da hat wohl jemand Hunger! Wie wäre es, wenn du und Léon zusammen mit Wiki und Nurarihyon in die Stadt hinunter geht und etwas zu euch nehmt!“ Cloud und Léon stimmten begeistert zu und so war es abgemacht. Die beiden Brüder gingen in ihre Zimmer und zogen sich Schuhe und Jacken an und trafen sich dann mit Wiki und Nurarihyon vor der Haustür. Sie verließen gemeinsam das Haus und machten sich auf den Weg hinunter in die Stadt. Dort angekommen gingen sie durch die engen und unbekannten Straßen und fanden immer wieder Leute, von denen sie hätte trinken können, jedoch waren sie meist an Plätzen anzutreffen, die zu öffentlich lagen und so gingen sie weiter. In einem versteckten Hinterhof fanden sie zwei junge Männer, die sich eine improvisierte Bowlingbahn aufgebaut hatten und ein wenig auf dieser Bahn spielten. Als die beiden Männer Cloud und Léon bemerkten, drehten sie sich zu ihnen herum und wollten schon etwas sagen, doch sie hatten den beiden Jungvampiren bereits in die Augen gesehen und waren in Trance gefallen. Cloud und Léon sahen sich noch einmal um, ob sie beobachtet wurden, doch keine Menschenseele war in ihrer Nähe. So bissen sie zu und tranken ihr Blut. Danach lehnten sie die Männer gegen eine Wand und verschwanden. „Das tat richtig gut. Aber irgendwie hab ich jetzt Hunger auf ein großes Eis!“, sagte Cloud und sah sich nach einer Eisdiele um. Hinter ihm ertönte ein Kichern und er drehte sich zu seiner Tante um. „Das klingt ja fast wie ein schlechtes Wortspiel. Unser kleiner Eisprinz hat Hunger auf ein Eis!“ sagte sie und sie alle brachen in schallendes Gelächter aus. Als sie sich wieder beruhigt hatten, sah sich Cloud wieder nach einer Eisdiele um und fand auch eine sehr schöne am Rand einer kleinen Straße. Sie steuerten darauf zu und betraten die Eisdiele. Sie stellten sich in die Schlange an und warteten darauf, dass sie dran waren. „Was meinst du? Sollen wir Mama, Papa, Agathe und Siegfried auch ein Eis mitbringen?“, fragte Cloud seine Tante. Diese schüttelte den Kopf und erwiderte: „Lieber nicht, denn bevor wir wieder oben angekommen sind, ist das Eis schon geschmolzen und außerdem sind die vier keine besonderen Eisfans.“ Cloud nickte und als sie an der Reihe waren, bestellten sie sich jeder ihre Eissorten. Cloud konnte es sich nicht verkneifen und nahm ganze vier Kugeln. Léon, der ihn übertrumpfen wollte, nahm doppelt so viel und als er der Frau hinter der Theke seinen Wunsch nannte, fielen der fast die Augen aus. Aber Léon bekam seine acht Kugeln und futterte diese glücklich auf. Auch Wiki und Nurarihyon nahmen jeweils vier Kugeln und diesmal bezahlte der Dämon für sie. Sie verließen die Eisdiele und bedankten sich alle bei ihm. Während sie gemeinsam die Straße entlang gingen, schleckten sie genüsslich ihr Eis. Sie gingen langsam die Hauptstraße zum Stadtrand entlang. Sie folgten dem Weg weiter bis zur Festung und hatten fast alle ihr Eis aufgegessen, als sie an der Festung angekommen waren. Nur Léon kämpfte noch mit seinem Eis und er hatte noch drei Kugeln übrig. Sie betraten die Festung und gingen wieder in ihre Zimmer, um sich umzuziehen, denn es war draußen ziemlich heiß gewesen und Cloud sprang auch kurz unter die Dusche, um sich abzukühlen. Danach trocknete er sich ab und zog sich frische Sachen an. Er verließ sein Zimmer und machte sich auf den Weg zu seinen Eltern, die zusammen mit Agathe und Siegfried im Wohnzimmer saßen und sich unterhielten. Als Cloud eintrat, sahen alle auf und Siegfried bat seinen Neffen mit einer Handbewegung sich in den freien Sessel neben ihm zu setzen. Cloud folgte seiner Bitte und sofort spürte er, wie Siegfried seine Hand auf seine Eigene legte. Er sah seinem Onkel in die Augen und sah, dass sich dort Bedauern, aber auch Dankbarkeit zeigten. „Cloud, ich wollte noch mit dir über etwas sprechen. Ich bin nie dazu gekommen, mich bei dir für meine Rettung aus dem Ministerium zu bedanken. Das wollte ich jetzt nachholen und dir dafür danken. Auch muss ich mich für Vanessas Verhalten entschuldigen, denn ich hätte sie besser darauf vorbereiten müssen.“, sagte Siegfried und sah Cloud weiter direkt in die Augen. Cloud schüttelte leicht den Kopf und erwiderte: „Wenn Léon mich im Ministerium nicht auf dich aufmerksam gemacht hätte, hätte ich dich nie bemerkt und was diese Vanessa angeht, so ist die doch alt genug, um selbst für sich entscheiden zu können. Also bist du an nichts Schuld!“ Siegfried tauschte einen Blick mit Thomas und Béatrice und drehte sich dann wieder zu Cloud herum. Dieser sah, dass sein Onkel ihn anlächelte: „Schon deine Mutter hatte diese entwaffnende Herzlichkeit!“ Cloud grinste verlegen und sah kurz zu seinen Eltern herüber, die ihm zunickten. Agathe erhob sich und erwiderte: „Du bist schon genau richtig, wie du bist. Ich schau jetzt mal, was das Essen macht!“, sagte sie und verließ das Wohnzimmer. Ende des 48 Kapitels Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)