Misery in the Dusk von Kouichi-chan (Das Elend der Dämmerung) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Misery in the Dusk Lügner. Aoi drehte sich ein letzte Mal um und sah in den großen Raum, der so lange sein Zuhause gewesen war. Er schluckte ein paar mal, als die Erinnerungen wieder auf ihn einströmten. Die Zeit war damals so unheimlich schnell vergangen und sie waren so gereift. An Erfahrung. An Wissen. Und vor allem an ihrer Musik. Er hatte so viel mit ihnen allen durchgemacht. Er hatte sie alle so lieb gewonnen. Und nun schien alles im Chaos zu Enden. Letztlich, war ihre persönliche Apokalypse doch eingetreten. Er hatte irgendwie nicht damit gerechnet. Es war regelrecht absurd. Gerade sie. Dass sie sich trennen würden und dass das alles so schnell gehen würde. Damit konnte doch keiner Rechnen. Und alles nur wegen einem einzigen kleinen Umstand. Lüge. Er seufzt laut, während er sich die Tasche umhängte, in der er seine letztes Hab und Gut aus dem Proberaum gelagert hatte. Ein wenig musste der Braunhaarige jetzt doch schmunzeln. Wenigstens hatte er kein Instrument, das er raus zu schaffen hatte. Der Raum wirkte kahl und klamm. Er war so leer, obwohl er noch vor einiger Zeit so mit Leben gefüllt gewesen war. Ich weiss, dass du etwas gegen Plaudern hast, aber Elend ist Düsterkeit, dein Zittern muss hier nicht enden. Du bist ein durchtriebener Mensch, der von sich selbst sagt, unbeholfen zu sein. Seufzend lehnte sich der junge Japaner gegen den Türrahmen. Er hatte nie gemerkt, dass der Putz hinter dem Sofa bröckelte. Es war unwichtig gewesen. Ja, gewesen.. Die Couch wirkte alt und müde unter der Last, die sie immer getragen hatte, wenn sie sich zu fünft darauf geworfen hatten, um an die Chipstüte von Yumehito zu kommen. Lügner. Aoi senkte den Blick, biss sich auf die Unterlippe. Und während er so auf zwei Flecken auf dem Boden starrte, ging er langsam in die Knie. Er wollte die Zeit nicht hinter sich lassen. Er liebte seine Band und diese vier Vollidioten. Aber so weitermachen als wäre nichts gewesen? Das schaffte er niemals. Seine schlanken Finger glitten vorsichtig über einen der Flecken. Angetrocknet. Er lächelte. Eindeutige Überreste ihrer 'Kenzo badet heute im Honig'-Schlacht. Er hob den Blick wieder und richtete ungewollte seine Augen auf den ausgefransten Teppich, der verstaubt noch immer dort auf dem Boden lag und dessen umgeknickte Ecke. Oh ja, wie oft Takehito doch darüber gefallen war. Unglaublich. Er hatte es nie verstanden – und vor allem nie geschafft, seine Füße zu heben. Lüge. Langsam und tranceähnlich erhob er sich wieder, sah sich noch einmal um. Er wollte nichts vergessen. Er wollte jede Erinnerung in sich aufsaugen wie ein Schwamm. Noch einmal betrat er den geliebten – aber auch den verhassten Raum. Inmitten eines quadratischen Zimmers, auf einem quadratischen Tisch, einen quadratischen Zettel geöffnet, der Ausdruck eines Avantgarde Gemäldes. Er hob den Brief hoch, den er eigentlich schon längst in den Unweiten seiner Tasche hatte verstauen wollen und schluckte unwillkürlich. Es tat so weh. Jeden Tag, jede Stunde, jede Minute. Warum hatte er das getan? Warum hatte alles so enden müssen? Jede Zeile der fein säuberlichen Schrift brach ihm das Herz. Warum? Es hatte niemals so sein sollen. Sie wussten das. Sie alle. Und doch waren sie gegangen. Und er stand hier. Mit nichts als einem Haufen voll Erinnerungen. Vorsichtig löste er sich von den Schriftzeichen auf dem Zettel. Lügner. Die Tasse auf dem Fensterbrett. Sie lächelte ihm warm und gelb entgegen, hatte ein breites Grinsen und eine Knubbelnase. Er hatte sie Yumehito geschenkt, als er wieder aus seinem Amerika-Urlaub zurück gekommen war. Stehengelassen. Zurück gelassen, wie einen räudigen Hund. Ausgesetzt. Wie ihn. Lüge Er biss sich erneut kurz, allerdings schmerzhaft und fest auf die Unterlippe. Bloß nicht heulen! Das war das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte. Es machte alles nur noch schlimmer. Langsam griff Aoi nach der Tasse, hob sie an und betrachtete das Gesicht. Mit dem Daumen strich er über die geformte Nase. Er wollte das alles nicht hinter sich lassen. Es gab noch so viel zu entdecken. Das konnte nicht das Ende sein. Langsam fiel der Pony seines dunkelbraunen Haares über seine Augen. Lügner. ...Nein, kein Lügner. Ich verzeihe dir. Irgendwann, verzeihe ich dir. Wenn die Zeit dafür gekommen ist und ich in eine bessere Zukunft sehen kann. Bestimmt. Mein Herz wird verkraften was geschehen ist. Ich wünsche euch alles Glück der Welt. In der Welt, in der ich keinen Platz mehr an eurer Seite habe. Es tut mir leid. ...Aber "ich will dich noch einmal treffen!" - Das ist doch wohl okay, oder? Könnte es sich als unmöglich erweisen? Beim Führen der Hand zum Herz ist das Zurückbleiben des Schmerzes... ...dass in dieser Gegend ein Liebeslied erscheint? Beim Führen des Fingers in den Mund.. aufkommende Nervosität. Sag zu mir irgendwas... Der Raum war leer. Es war still und kalt. Die Türe fiel ein letztes Mal ins Schloss. Zurückbleibend... eine Tasse, ein Brief, ein ausgefranster Teppich inmitten des Raumes. Eine Couch, darauf eine leere Chipstüte. Eine weiße, kaputte Tapete. ...das Leben der Erinnerungen. Anmerkung: Text: Ayabie – misery in the dusk (Fehler der Übersetzung vorbehalten.) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)