Alte Fassung
Wundgeheilt
Die Leere hat den Schutz gespalten
Und unsern Hort dem Nichts gestiftet;
Das halbe Leben will erkalten,
Wenn weiße Weite es vergiftet.
Das Blut gerinnt am Wundenmunde,
Wie feindlich es die Welt umarmt!
Wie Glut erstickt es an der Stunde,
Die alles eiswindkalt umrahmt.
Die Einheit aber wird erhalten
Und roten Lebensfaden spannen,
Ein zartes Narbenrot entfalten,
Das Äußre gnadenlos verbannen.
Die Leere hat den Schutz zerschlagen,
Um leeren Sinn in uns zu spiegeln,
Wer hinsieht, wird es nicht ertragen,
Das Heil der Wunden wird’s besiegeln.
Neue Fassung
Das Fleisch hat seinen Schutz gespalten,
Um sich mit Weiten zu vereinen,
Die jenseits der Grenzen noch Wunder entfalten,
Die zeitlos entzückende Zauber verwalten,
Und doch so endlos Wahr erscheinen.
Das Blut gerinnt am Wundenmunde,
Wenn alle Hüllen friedlich fallen.
Die Hoffnung verendet nach einer Sekunde,
Ein Schaudern verliert sich im ewigen Grunde
Und lässt das Schweigen still erschallen.
Das lang Verschwieg'ne wird nicht weichen
Und rote Lebensfäden spannen,
Die jeden Versuch zu entkommen zerfleischen
Sie bleichen den Schrecken in rosige Zeichen,
Um freie Weiten zu verbannen.
Die Grenze hat mein Fleisch ummauert,
Den engen Horizont versiegelt,
Der tiefer im haltlosen Inneren lauert;
Die tiefste Beschränktheit der Schranken bedauert
Ein Ich, das sich in ihnen spiegelt.