Wodka & Coffee von CrazyGirly ================================================================================ Kapitel 11: Ever fallen in Love...? ----------------------------------- → Suzie Hatcher Als ich die Augen öffnete, blinzelte ich Sonnenstrahlen entgegen. Nachdenklich und noch immer müde war ich im Bett liegen geblieben und hatte Löcher in die Decke gestarrt. Ich musste einen Entschluss fassen! James war Geschichte. Noch länger durfte ich mir von ihm einfach nicht die Laune vermiesen lassen...mittlerweile war es nämlich mal wieder so weit. Ich war an einem Punkt angekommen, an dem mich meine eigene Stimmung nervte...ständig saß ich rum und wusste nichts mit mir anzufangen. Meine Gedanken drehten sich seit Wochen um dasselbe Thema, dass ich tief in meinem Inneren noch immer nicht hatte abschließen wollen. Jetzt war es soweit! Mich aufgesetzt, schob ich entschlossen die Bettdecke zur Seite und kletterte aus meinem Bett. Mein Blick fiel auf den Kalender auf der anderen Seite des Zimmers - dieses mal sprach die Zeit für mich. Bloß noch eine Woche, dann standen bereits die Ferien an...das erste halbe Jahr an der neuen Schule war also fast geschafft. Und es war eine Katastrophe gewesen. Blieb zu hoffen, dass es nicht noch schlimmer wurde... Unter die Dusche gesprungen und mir etwas Frisches übergezogen, warf ich eigentlich bloß beiläufig einen Blick auf mein Handy. Und schon folgte die nächste imaginäre Ohrfeige meines Schicksals...James hatte versucht mich zu erreichen? Herrje...wenn er sich weiterhin solche Mühe gab, würde ich nicht standhalten und ihn aus meinem Kopf jagen können. Seufzend löschte ich diese Beweise, sodass ich seinen nicht empfangenen Anruf in meiner Anrufliste nicht mehr fand und entschied mich dazu, den restlichen Samstag zu genießen - falls das möglich war. Doch während ich mein Handy in der Hand hielt und überlegte, kam mir sofort ein Name in den Sinn, eigentlich zwei - Seth und Jenny. Jenny kannte ich bereits seit ich Laufen konnte. Sie hatte vor kurzem ihren Führerschein gemacht und war genau 2 Jahre älter als ich. Seth wiederum war einer ihrer besten Freunde und dadurch auch ein sehr guter Freund von mir. Ich tippte schnell eine knappe SMS und ließ mich kurz darauf von den beiden abholen. Wir verbrachten einen lockeren Tag im Einkaufszentrum, bummelten und waren in Ruhe Kaffee trinken. Keiner der beiden wusste von der Geschichte mit James. Zwar erzählte ich ihnen sogut wie alles, doch dafür hatte ich bisher weder Zeit noch Motivation gefunden. „Dich bedrückt was, meine Süße.“, stellte Seth fest, als er einen Schluck seines Kaffees nahm und sich neben mich setzte: „Sonst bist du nicht so still.“ Ich wollte die lockere und aufmunternde Stimmung zwar nicht mit dem alten, abgestanden Thema belasten, doch packte ich schnell mit der Geschichte aus. Es tat gut mit den beiden zu reden. Jenny wusste immer, was in mir vorging und was gut für mich war - manchmal schien sie mich besser zu kennen, als ich es selbst tat. Es war anders mit ihr zu reden als mit anderen Freunden. Man konnte sagen, was man wollte, doch spürte man den Unterschied der Jahre die man bereits miteinander geteilt hatte - Ob es nun 14 waren oder 8...es machte wirklich etwas aus. Und Jennys und meine Freundschaft hatte bereits die stolzen 14 Jahre geknackt. „Seit wann ist das schon aktuell und wie kommt es, dass ich es erst jetzt erfahre?“, Jenny sah mich beinahe vorwurfsvoll an und stellte ihren Becher kurz ab. „Ich wollte mit dem Thema nicht am Telefon rausrücken...du hast viel um die Ohren gehabt, da dachte ich, ich warte auf einen passenden Zeitpunkt.“ Mit den Schultern gezuckt, nahm ich selbst noch einen Schluck, als ich plötzlich Seths Hand an meiner Schulter spürte. „Schätzchen...du musst mit ihm sprechen. Der arme Kerl bemüht sich wirklich, du hast ihn genug zappeln lassen. Es wird Zeit ihm dein Herz auszuschütten.“ Ich lachte über die Leichtigkeit mit der er diese Worte über die Lippen brachte. „Seth hat Recht. Vielleicht ist er ja der Richtige...es wird Zeit, dass du mal anständige Beziehungserfahrungen sammelst.“, Jenny war schon immer der Meinung gewesen, dass ich viel zu schlecht über Beziehungen und die Liebe dachte. Dabei war sie, bevor sie Tony getroffen hatte, mit dem sie nun fast 5 Jahre zusammen war, nicht anders gewesen. Ständig hatte sie Kerle abserviert, die sie eigentlich gewollt hatte...und irgendwann war sie Tony begegnet. Nie hätte sie gedacht, dass es mit ihnen beiden so weit hätte kommen können, doch das tat es. Sie waren wohl das, was man ein perfektes Pärchen nannte...vielleicht auch gerade, weil zwischen ihnen nicht immer alles perfekt war. Sie stritten und zankten, wie sich das gehörte. Doch nie fehlte es an einer Aussprache und der folgenden Versöhnung. „Ihr habt leicht reden...“, seufzte ich wehleidig. „Das hättest du auch! Ihr wart doch Freunde. Du solltest offen mit ihm sprechen können.“ „Das kann ich ja...nur nicht darüber...“ „Wieso nicht? Weil es eure Freundschaft kaputt macht? Das hat es doch schon längst...was hast du also zu verlieren?“ Es stimmte, was sie sagten. Doch fiel es mir schwer alles einzugestehen. Abends hatte ich mich von den beiden wieder Heim fahren lassen. Ich war früh zu Bett gegangen und schlief unruhig. Mein Wochenende war mal wieder eine Berg und Talfahrt gewesen...ich wusste, wie sich alles ändern ließ. Und ich wusste, dass ich es in Angriff nehmen musste. Diese Ungewissheit war zum Haare raufen. Ich brauchte ein Machtwort von ihm...entweder ein klares Ja, lass es uns versuchen oder ein Nein, ich habe absolut keine Gefühle für dich. Solange ich keinen dieser Sätze von ihm persönlich hören würde, würde ich nicht zur Ruhe kommen...und somit war der Plan der ewigen Ignoranz bis ich ihn vergessen hatte gescheitert. → Let‘s take a look at Jessy. Auch mein Restwochenende verflog weiterhin unspektakurlär. Nach dem Abend bei Percy hatte ich eine Menge Schlaf nachgeholt und wurde nachmittags von meiner Schwester unsanft aus meiner Traumwelt gerissen, um mit dem Hund eine Runde zu gehen. Sie hatte keine Lust die Arbeit ständig selbst machen zu müssen - Ja, ich kümmerte mich weniger um den Hund als sie. Aber ich hatte als ältere Schwester jawohl eher das Recht dazu, öfter mit Freunden um die Häuser zu ziehen als sie, oder? Schlecht gelaunt kroch ich aus meinem Bett, während Suzie schon längst auf Achse war, davon wusste ich jedoch nichts. Dem kläffenden Köter die Tür geöffnet trottete ich ihm gelangweilt nach - ab in den Wald. Nach einer guten halben Stunde war ich zurück. Es zog mich zu einem ausgiebigen Frühstück in die Küche, meine Laune war noch immer nicht gerade glänzend. Es wäre also besser gewesen, mir aus dem Weg zu gehen, doch Julie fing mich gleich wieder ab. Zu meiner Verwunderung war auch sie nicht gut drauf. „Ich war mit dem Hund, zufrieden?“, giftete ich sie an, da ich vermutete, dass sie noch immer von meiner Wochenend-Faulheit genervt war. „Darum geht es nicht, halt die Klappe!“, fauchte sie zurück und setzte sich zu mir an den Tisch, während ich mein Toast verspeiste. Ich machte nicht den Anschein etwas sagen zu wollen, bis ich aufgegessen hatte. Den Teller schließlich jedoch weggeschoben und meine Tasse Kakao gegriffen, musterte ich ihr Gesicht: „Was ist los?“, hakte ich also doch nach, da ich vermutete, dass sie darauf brannte mir zu erzählen, was sie bedrückte. „Wir gehen die Ferien nach Thailand. Zu Dad...er hat die Tickets schon gekauft.“, platzte es ihr heraus und ich verschluckte mich fast. Was? Unser Vater hatte sich gemeldet? Ihr müsst wissen...unsere Eltern sind schon Jahre lang getrennt und mein Dad war damals nach Thailand ausgewandert - das Land aus dem meine Mom kommt. Dort hatten sich die beiden kennengelernt. Sein leben hier in Deutschland hatte mächtig zu wünschen übrig gelassen, und da ihm dort drüben der Erfolg und die junge Frauen zuzufliegen schienen, konnte ihn hier nichts mehr halten. Er meldete sich nicht oft und verhielt sich eigentlich auch nicht so, wie sich ein Vater verhalten sollte...oft genug meckerte er an uns herum. Ob nun an unseren Charakteren oder daran, dass wir ihm nicht hübsch genug waren. Ja, stellt euch vor...er hat und sogar schon einmal Schönheits- Op’s angeboten, seitdem er dort drüben in Geld badete...deprimierend, hm? Daher hatte er auch nicht gerade die beste Stellung in unserem Leben...nicht mehr. Damals war er immer mein Held gewesen. Vielleicht war er das jetzt auch noch, doch das war schwer zu beurteilen nach solch einer langen Zeit in der ich nichts von ihm gehört hatte. „Ich will nicht nach Thailand...“, jammerte ich. Ich wollte meine Zeit hier verbringen. Mit Freunden und vorallem Suzie...durch die Schule sahen wir uns meiner Meinung nach bloß noch viel zu selten alleine. Und ein Partyabend mit reichlich Alkohol konnte man wohl kaum zu einem netten Abend mit der besten Freundin zählen. „Glaubst du ich? Ich hatte auch besseres vor, aber es ist beschlossene Sache...“, missmutig erhob sich Julie und vergrub sich den Rest des Tages mit dem Telefon in ihrem Zimmer. Wahrscheinlich klagte sie ihren Freundinnen einer nach der anderen ihr Leid. Und auch mir war danach...doch konnte ich Suzie nicht erreichen. Nachdem ich unzählige Male versucht hatte, sie zu erreichen, hatte ich aufgegeben und mich an den PC gesetzt, um zu warten bis sie online kam. Nebenbei erledigte ich aus Langeweile restliche Hausaufgaben und übersah dabei für einen Moment, dass nach mir verlangt wurde. Mein Kopf hob sich an und ich glaubte meinen Augen nicht trauen zu können - Patrick! Mein Herz machte einen freudigen, naiven Hüpfer ehe ich seine Nachricht gelesen hatte. Wir verfielen in lockeren Smalltalk und erzählten uns von unserem Wochenende, wobei ich ihm meinen Absturz jedoch verschwieg...er musste ja nicht alles wissen. Noch nie hatte sich Smalltalk so gut angefühlt! „Du warst also ein bisschen mit Freunden feiern? Wir sollten auch mal abends zusammen um die Häuser ziehen, wäre sicher lustig.“ - Natürlich war mir nichts lieber als das! Und meine Hoffnungen wuchsen mit jedem Wort weiter... „Am Anfang der Ferien macht der Club in der Stadt neu auf. Wäre cool, wenn man sich dort treffen würde.“- und schon hatte ich meine Zustimmung eingetippt und abgesendet. Vor lauter Vorfreude, hatte ich völlig vergessen, dass Thailand rief... In meinem Übermut hatte ich sogar vergessen es Suzie zu erzählen, sodass sie die Neuigkeit erst erfuhr, als sie mich auf die bevorstehenden Ferien ansprach. → Suzie wants you back! Ich hatte mich in der Pause nach James umgesehen. Mal wieder. Die letzten Tage hatte ich ihn einfach nicht zu Gesicht bekommen. Jessy war noch immer schlecht auf ihn zu sprechen, daher erzählte ich ihr vorerst nichts von meiner Idee einer Aussprache und einer möglichen Versöhnung. Zum verrückt werden...immer wenn man jemanden brauchte, schien diese Person wie verschollen. Und wenn man jemanden meiden wollte, lief man ihm oder ihr ständig über den Weg. Leise seufzend gab ich auf und wand mich Jessy zu. „Bloß noch ein paar Tage, dann habe wir zwei Wochen Ruhe. Was steht in den Ferien an?“ ,und dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Jessy fing aufgeregt an wie ein Wasserfall zu plappern. Sie erzählte mir, dass ihr Vater sie und Julie nach Thailand zitierte ohne gefragt zu haben, ob sie überhaupt wollten oder gar konnten. „Die gesamten Ferien?“, wollte ich wissen. Das gefiel mir gar nicht. „Ja...ich komme am letzten Freitag der Ferien abends zurück.“, murmelte sie geknickt. Ihre Laune schien nach dem Motivationsschub, den Patrick freigesetzt hatte von diesem Thema gewaltig in den Keller gedrängt zu werden. Und nun saß die eigentliche Freude auf das mögliche Glück in der Liebe alleine und verlassen wie ein kleines Kind in einem dunklen, staubigen Raum unter der Erde und wurde von der Dunkelheit, die aus Familienproblemen bestand fast restlos erdrückt. „Ach, wir haben auch nach den Ferien noch ne Menge Zeit. Vielleicht wird’s ja lustig.“, versuchte ich sie aufzumuntern - vergebens, also ließ ich das Thema lieber unbeachtet unter den Tisch fallen. Ich schien sie nicht aus diesem Loch ziehen zu können, Patrick hingegen schaffte es...mit einem einfachen Lächeln und einem freundlichen Hallo, das er im Vorbeigehen an sie richtete. Und schon strahlte Jessy wieder. Die letzten Schultage verflogen schnell und schmerzlos. Es tat mir nicht einmal Leid, meine Klasse zwei Wochen lang nicht zu sehen. Obwohl ich die Leute lieb gewonnen hatte und wir viel gemeinsam lachten, hatten sie sich noch keinen tiefgründigeren, wichtigen Platz in meinem Herzen erkämpft - außer vielleicht Tia, die ich vorhatte in den Ferien das ein oder andere Mal zu treffen. Bevor Jessy zum Flughafen aufbrach, hatten wir ein letztes Mal ausgiebig telefoniert. Sie versprach mir zu schreiben und mich von dem Telefon ihres Vater aus anzurufen: „Ist mir egal, wie viel er dafür zahlen darf - selbst schuld!“, hatte sie geschimpft. Tja, und dann legte ich auf und pflanzte mich vor den Fernseher. Es war bereits Abend und ich hatte mir vorgenommen etwas Geld zu verdienen. Meine Mutter hatte Nachtdienst und arbeitete von zuhause aus. Sie vermietete Autos und kümmerte sich um Unfälle...all der Stuss, der nunmal anstand, wenn man in einer Autovermietung arbeitete. Und wenn sie Nachtdienst hatte und genug los war, konnte ich später Aufträge für sie in den PC eingeben und abschicken. So kam man schnell und einfach an kleines Geld, besser als nichts. Allerdings sah es nicht sonderlich gut für mich aus...das Telefon klingelte wenig und auch das Faxgerät schien scheintot. Also machte ich mich auf den Weg in mein Zimmer. Ich würde im Gegensatz zu Jessy meine Ferien Zuhause verbringen... Und während sie auf ihren Flieger wartete und mit ihrer Schwester den Flughafen unsicher machte, machte ich mir in Ruhe die Nägel, drehte die Musik auf und fuhr den PC hoch. Der stimmige Rhythmus wurde jedoch von einem unpassenden Ton unterbrochen. Ich hatte eine Nachricht bekommen, kaum dass ich online gegangen war...und wer hätte es gedacht - James. Ausgerechnet jetzt, wo ich nicht auf Jessys heimliche Unterstützung bauen konnte...das konnte ja was werden. Und ausgerechnet jetzt warf er mir Worte entgegen, die ich hören wollte und die mich beinahe auf der Stelle schwach werden ließen: „Ich vermisse dich. Jeden Tag.“ Mehr musste er nicht sagen, damit ich mich bereitwillig meldete und mit ihm ins Gespräch kam. Wir schrieben nicht viel...ich hörte mir lediglich seine ellenlangen Entschuldigungen an und ließ mich schließlich sogar zu einem Treffen breitschlagen. Und soll ich euch noch etwas verraten? Ich freute mich ihn zu sehen...wirklich. Jessy würde mich für meine Nachgiebigkeit ohrfeigen, doch in einigen Stunden würde sie beinahe am anderen Ende der Welt sitzen...also ging das schon okay, oder? Außerdem, war es doch bloß ein kleines Treffen und eine ruhige Aussprache, oder? Nicht besonderes...das würde ich schon meistern. Und so kam es dazu, dass ich mich in der ersten Ferienwoche nicht nur mit Freunden traf und mit Seth oder Jenny unterwegs war, ich traf auch James. Anfangs war unser Verhältnis angespannt gewesen. Er erschien mir vorsichtig und zurückhaltend, doch da ich den alten, lockeren James vermisste, nahm ich seine Entschuldigung schließlich an und gab mein bestes mit ihm umzugehen wie vorher. Wir fingen schnell wieder an zu lachen und ausgelassener zu Sprechen. Sogar über Gina sprach er mit mir...darüber, dass er sie nicht wollte. Dass er sich in ihr geirrt hatte und sie ihm doch nicht genug bedeutete - nicht so viel wie ich es tat. Doch es blieb bei diesen Worten, etwas Festes entwickelte sich über die Ferien nicht aus uns. Doch somit blieb es nicht bei einem Treffen...ich sah ihn beinah regelmäßig. Und wenn wir uns nicht sahen, meldete er sich abends entweder mit einer süßen SMS oder einem Anruf. Meine Sorgen und meine Wut waren völlig verflogen...Gina kam mir nicht mehr in den Sinn. Ich schien freie Bahn zu haben, doch wenn ich ehrlich war brauchte ich keine feste Beziehung...so wie es jetzt war gefiel es mir. Ana sah ich ebenfalls oft, gelegentlich trafen wir uns sogar zu dritt, da auch sie sich bestens mit James verstand und sogar eine mögliche Beziehung befürwortete. Ob Jessy das auch so leicht hinnehmen würde? → Let‘s take a closer look at Jessys Holidays. (Written by Jeychan - einmalig und nur für euch!) Beinahe verloren standen meine kleine Schwester und ich am Flughafen in Bangkok, warfen uns überforderte Blicke zu und hofften inständig auf ein Wunder – in diesem Fall, dass unsere VIP- Kraft mal schneller machte und hier aufkreuzte. [Tja, habt ihr euch schon gewundert, warum Fräulein Hatcher nicht erzählt? Haha! Ihr habt nun das ehrwürdige Privileg einen Einblick in Jessica Bakers Leben zu gewinnen, wenn sie nicht gerade bei ihrer besseren Hälfte ist!] „Ich hab gar keine Lust Dad zu sehen…können wir nicht wieder ins Flugzeug einsteigen und zurückfliegen?“, Julie war ziemlich pampig, seit unser Vater damals auf ihrem Emo-Style rumgehackt und sie als Lesbe abgestempelt hatte. Um euch unser Leben mal ein wenig näher zu bringen: Warum wir gerade in Thailand auf dem Flughafen verharrten? Nun, unsere Mutter kam ursprünglich aus dem Land der aufgehenden Sonne [Natürlich gehört dieser Beiname nicht zu Thailand, aber ich würde mich schlecht fühlen, es auf den Punkt zu bringen und es ‚Land, in dem man alles mit Geld kaufen kann’ nennen würde.] und wie jede asiatische Frau aus diesem Bereich, hatte sie sich einen reichen Europäer gesucht, ihn geheiratet, Kinder gekriegt, sich von ihm scheiden lassen, weil ihr irgendetwas nicht gepasst hatte und dann eine Menge Unterhalt verlangt. Was hatte unser Vater dagegen unternommen? Seine 7 Sachen gepackt und in das Land ausgewandert, aus dem unsere Mutter kam. Wie man auf so eine Idee kam? Das weiß ich bis heute nicht. „Jetzt mecker nicht rum…sind doch nur 2 Wochen.“ Um es Mal ausgesprochen zu haben: Ich hatte genauso wenig Lust auf diesen ‚Urlaub’, wie meine Schwester. Das hatte einen simplen Grund – morgen würde es bei uns in der Nähe eine Abi-Party geben und so schlau, wie ich nun mal war, hatte ich Patrick darauf angesetzt, Freunde zusammenzutrommeln und dorthin zugehen…mein Lockmittel? Na, meine Anwesenheit! Okay....vielleicht war das nicht der Grund, warum er zugesagt hatte, aber die Hoffnung saß tief in mir verankert und die Tatsache, dass ich mich auf einem ganz anderen Kontinent befand, während der Kerl meiner Träume in einem Club auf mich wartete…ihr wisst schon. Um es milde auszudrücken: Ich hätte Kotzen können. Eine etwas dicklichere Frau mit Brille, komplett in lila gekleidet, kam uns entgegen und sammelte uns ein, um uns zu unserem Vater zu begleiten. Normalerweise hätte es Stunden gedauert, bis wir durch die Passkontrollen gekommen wären [Wenn wir überhaupt den Weg dorthin gefunden hätten.], doch wer einen Dad hatte, der sich VIP-Service leisten konnte…der war eindeutig im Vorteil, denn die Zeit, die wir am Flughafen verbrachten, lag genau bei 10 Minuten. Und 4 Minuten davon war die Frau in lila zu spät gewesen. „Hey…fängt doch mal gar nicht so schlecht an.“, wand ich mich Julie grinsend zu, die allerdings noch keinen Deut besser gelaunt zu sein schien. Kaum hatten wir den Landebereich verlassen und waren bei den wartenden Menschen gelandet, die alle sehnsüchtig auf ihre Lieben warteten, fiel uns sofort unser Dad auf. Nicht, weil er ein Europäer war und in der Masse von Asiaten herausstach, nein, vielmehr erregte die Anwesenheit seiner Begleiterin unsere Aufmerksamkeit. „…Jessy…seine Freundin…“ – „Sag’s nicht…“ Sie sah nicht viel älter aus als ich. [Zur Erinnerung: Ich bin frische 17.] „Oh Happy Day…“, Julie schritt voran und ließ sich von unserem Dad in den Arm nehmen. Ich wurde gleich danach begrüßt und schon begann die Vorstellungsrunde. Als hätten wir es nicht geahnt – die Freundin unseres Dads war gerademal 21, damit 4 Jahre älter als ich und volle 30 Jahre jünger als der gute Mann, der gerade unsere Koffer für uns ins Taxi hob. „Und? War der Flug in Ordnung?“, fragte mein Dad mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen. Im Gegensatz zu uns, hatte er sich in den letzten 3 Jahren nicht sonderlich verändert. Er war nichtmal braun geworden. Meine Schwester hatte es geschafft, ihn die ganze Fahrt über gekonnt zu ignorieren und begutachtete die Autobahnlandschaft Bangkoks, während ich Smalltalk mit ihm und seiner Freundin hielt. Das Eis war weder gebrochen, noch schien es schmelzen zu wollen, aber was tat man nicht alles für seine Eltern? Das Taxi fuhr in eine Einfahrt, die meinen Mund aufklappen ließ – und selbst das Schweigen meiner Schwester brach. „WOW!“ Nicht, dass sie sich gleich aus dem Fenster lehnte. Wir waren direkt in eines der Viertel gefahren, in dem nur die Leute wohnten, die es sich auch leisten konnten. Das Haus unseres Vaters hatte eine endlos lange und vor allem breite Einfahrt, die hinter einem riesigen Tor versteckt lag, die von Security bewacht wurde. Der Taxifahrer ließ uns aussteigen und schon stürmte meine Schwester auf die massive Eingangstür zu. „Jessy…! Jessy!“, rang sie nach Worten. Mir ging es nicht anders, nur dass ich erst gar nicht versuchte, zu sagen, was ich gerade dachte. Unser Dad schien das mehr als Stolz zu machen. Vor genau 2 Jahren hatten wir ihn das letzte Mal zu Gesicht bekommen und da hatte er nicht in einem Haus gewohnt, sondern in einer Einzimmerwohnung mit seiner damaligen Freundin [Und die war damals 24 gewesen.] „Tja, da staunt ihr. Hereinspaziert.“ Er öffnete die Tür und ließ uns eintreten. Der Eingangsbereich war so groß, wie die Einfahrt, weiß gefliest und bot eine Meeeenge Stauraum für Schuhe – und von denen hatte ich in der Regel nicht wenige. Links führte eine Treppe nach oben. Rechts führte ein Weg zur Küche, dem Essensbereich mit Bar und zum Wohnzimmer…das auch mit einer Bar ausgestattet war. Was mich viel mehr interessierte, war aber der riesengroße Spiegel, der im Eingangsbereich eine ganze Wand ausfüllte und – wie ihr später vielleicht merken werdet – zu meinem besten Freund wurde. „Euer Zimmer ist ganz oben“, erklärte unser Dad, „Die Koffer bringt ihr am besten gleich hoch. Zieht euch hübsch an, dann gehen wir aus.“ Okay, jetzt stellt euch eine Treppe vor, die vom Erdgeschoss in den 4. Stock führt und in jedem Stock noch eine Zwischenetappe beherbergt…wir hatten wirklich 15 Minuten gebracht unsere doch sehr schweren Koffer hochzubringen. Mit hübsch machen war da nicht mehr viel. Irgendwie hatten wir es dann aber doch geschafft, uns mindestens kurz abzuduschen und in Klamotten zu schlüpfen, die keinen 12- Stundenflug überdauert hatten. „Dad…du willst uns verarschen!“, meckerte Julie und warf sich halb über den Esstisch, der so lang war, dass locker 18 Leute daran Platz nehmen konnten. „Wetten, du hast einen Aufzug versteckt, den du nimmst, um in den 3. Stock zu kommen? Wie schaffst du das?“ „Er schläft immer auf der Couch, so schafft er das.“ Mai, die Freundin unseres Dads, lachte kurz [Um euch auch hier vor Verwirrung zu schützen: Sie sprach stets in einem gebrochenen Englisch- Thai]. „Das erklärt so einiges.“, meinte ich lachend. An dieser Stelle schien das Eis gebrochen. Und auch beim Abendessen war die Stimmung um einiges besser. Was danach kam, schaffte es, meine Schwester wieder ihre giftige Abwehrhaltung einnehmen zu lassen. Unser Dad hatte uns in seine Stammbar geschleppt, mir einen Jackie-Cola in die Hand gedrückt und selber mit seinen Arbeitskollegen einen gehoben. Julie, die strikt gegen Alkohol war [Sie hatte all das, was ein normaler 17-Jähriger unternahm bereits im Alter von 11 ausgelebt und mittlerweile gehörig die Schnauze voll davon], hatte sich in eine Ecke zurückgezogen und geschmollt. Mit dem Jackie fühlte ich mich gänzlich unwohl – ihr könnt euch den Grund sicher denken. Ich sag nur: Jessy’s gelungene 2-Mann Geburtstagsparty! Nach dem 3. Glas ließ ich mich vom Wirt bereitwillig dazu überreden, ein Wetttrinken gegen den Mitbewohner und Geschäftspartners Nr. 1 unseres Dads zu bestreiten. Und wer hatte weder Erwarten gesiegt? Ich. [Fragt mich nicht, wie ich das geschafft habe…immerhin wisst ihr ja mittlerweile, dass ich nicht sonderlich viel vertrage.] „Wow, den hast dus gegeben. Long Island Icetea für Seymour-Junior aufs Haus!“ Seymour war der Name meines Dads, den ich am heutigen Abend so oft hören durfte, dass ich mich langsam fragte, ob er nur hier war, weil hier jeder mit oder über ihn sprach. Den Long Island Icetea schob ich recht schnell bei seinem Geschäftspartner ab, da ich nicht sonderlich der Fan dieser Seifen-Mischung war. Und kaum war der stockbesoffen, schaltete meine Schwester sich ein, setzte sich gegenüber von ihm und fing an, mit ihm sein Leben auszudiskutieren. Und das nicht auf eine nette Art und Weise. Der Abend ging in die Geschichte der Bar ein. Der Abend, an dem Rolph von einer 14- Jährigen vor allen anderen gedemütigt und fertiggemacht wurde, bis er entrüstet das Gebäude verließ, um sich woanders ins Delirium zu saufen. Dad versicherte uns, dass er morgen Mittag wieder bei ihm zuhause aufkreuzen würde…immerhin wohnte er schon eine Weile bei ihm, nachdem seine Frau ihn verlassen hatte. Den Rest des Abends verbrachte ich damit, mit Mai Pool zu spielen. Naja, wir versuchten es zumindest. So angetrunken, wie wir beide waren, konnte keine von uns mehr einen Ball treffen, ohne ihn durch die ganze Bar zu feuern. Der nächste Morgen war alles andere, als angenehm. Es war halb 9, als Dad uns mit einem Jetlag aus dem Bett schmiss und uns dazu nötigte, zu frühstücken, nur, um sich gleich danach wieder im Wohnzimmer hinzulegen und bis Mittags zu schlafen, um dann zu arbeiten und Abends wieder einen draufmachen zu gehen. Dass er und Mai nach unserem Barausflug noch in ein paar Discotheken vorbeigeschaut hatten, schockierte mich geradezu. Kein Wunder, dass er dann den halben Tag verpennte. Julie hatte sich 4 Stühle vom Esstisch zusammengeschoben und darauf ein Nickerchen gemacht, während Rolph, der sich an sogut wie nichts mehr vom Vorabend erinnern konnte, an seinem Laptop arbeitete und Mai und ich damit beschäftigt waren, uns anders zu unterhalten. Sie hatte mir den Arbeitslaptop meines Dads aus dem Schlafzimmer stibitzt und so saßen wir nun an dem Flimmerkasten und durchforsteten das World Wide Web. Und siehe da – wer meldete sich denn bei mir? Das Anzeigebild eines roten Schopfes sprang mir entgegen und ich seufzte kurz verträumt, während ich den Inhalt seiner Nachricht an mich sorgfältig durchlas.Hey! Du kommst doch heute Abend? Ich freu mich auf dich! „Was ist?“, Mai lehnte sich über meine Schulter. „Oh! Der ist ja süß!“ Sie grinste breit, während sie den Inhalt zu lesen versuchte, allerdings kein einziges Wort verstand. „Das ist…jemand besonderes.“, erklärte ich, blickte dann aber eher bedrückt drein. „Wir wollten uns heute Abend in einem Club treffen…aber ich bin hier. Nichts mehr mit Club, hm?“ Ich setzte mich ein wenig enttäuscht ans zurücktippen. Hey…ehm, nee, mir ist da was dazwischengekommen…befinde mich gerade auf einem anderen Kontinent. Die Antwort danach kam rasend schnell. Auf einem anderen Kontinent? Was zur Hölle machst du da?! – Familiäre Gründe…Ich mach das wieder gut. Soll ich dir was mitbringen? – Hmm…Okay, bring mir was schönes mit. Überrasch mich. PS: Muscheln find ich cool. Als mir angezeigt wurde, dass er sich ausgeloggt hatte, war ich gerade dabei deprimiert zu sein. „Weißt du was…?“ Mai sah mich aufmunternd an. Sie hatte mich die ganze Zeit über aufmerksam beobachtet und mitgekriegt, wie mir das zu Schaffen machte. „Wir gehen heute Nachmittag Shoppen. Das muntert immer auf.“ Und wie Recht sie da hatte. Als ich in der riesigen Halle stand, in der es um die 200 Stände mit verschiedensten Waren von Dessous, bis hin zu Kuscheltieren und Obst, hatte ich meinen Kummer vergessen und mich von Stand zu Stand gekämpft. Meine Schwester hatte es mir gleichgetan und da unser Dad nicht gerade geizte, fuhren wir als es bereits dunkel war, mit ganzen 2 Taxis zurück, weil eins nicht mehr gereicht hätte. „Ich hab sie nicht gefunden…“, jammerte ich, während ich auf der Rückbank inmitten von vollgestopften Einkauftüten hockte und über den Rückspiegel Blickkontakt mit meinem Dad suchte, der nur seufzte. „Ich hab dir gesagt, hier gibt es keine Muscheln. Warte bis in 2 Tagen ab, da fahren wir nach Phuket an den Strand und gut ist. Da gibt’s Muscheln, die kannst du schon gar nicht alle einpacken. Wozu brauchst du die überhaupt?!“ Ich seufzte ebenfalls und verschränkte die Arme. „Nur so.“, gab ich bissig zurück. Wenn ich zurückkam und Patrick keine Muscheln mitbrachte…dann konnte ich mich auch gleich erhängen. Zuhause angekommen, hatte ich schon gar keine Lust mehr meine neuen Klamotten anzuprobieren und mit Mai und Julie Modenshow vor dem Spiegel in der Eingangshalle zu spielen. Stattdessen setzte ich mich ins Fernseherzimmer zu meinem Dad, der wieder auf der Sofa eingenickt war, und studierte den Wetterbericht, der zwischen der ein oder anderen Asian-Drama-Soap gelaufen war. Es würde regnen – nonstop. Damit wäre dann der Urlaub nach Phuket gelaufen. „Dad….Dad!“ Ich stupste ihm mit einem Kugelschreiber, der auf dem Couchtisch gelegen hatte, in die Wange. Er schnarchte kurz wütend und drehte sich um. „Menno…“ Deprimiert ließ ich mich in den Sessel sinken und schaute mir doch noch eine der Soaps an. Manchmal fühlte man sich selber, wie als wäre man Teil einer Soap. Ich wusste, wie sich die Protagonistin gefühlt hatte… Als hätte ich es nicht gewusst gehabt. Da unser Ausflug an den Strand wegen des Wetters gecancelt war und sogar unser Ausflug in den Freizeitpark darunter leiden musste, waren die Tage so verstrichen, wie wir es geahnt hatten. Schlafen, morgens früh raus nur um zu frühstücken, vor sich hinvegetieren, mittags was essen, nachmittags bis abends shoppen und anschließend ging es dann wieder in irgendeine Bar und danach wieder nach Hause. Während wir den ein oder anderen Koffer zusätzlich kaufen mussten, weil unsere Schränke geradezu überqollen, konnte ich von meiner Laune nicht unbedingt behaupten, dass sie gerade vor Euphorie überströmte. Ich hatte sogut wie jeden Laden in Bangkok durchforstet (und war stattdessen in haufenweise Merchandising-Laden gelandet, in denen ich mein Taschengeld verprasste…), aber kein einziger Verkäufer hatte mir sagen können, wo ich Muscheln fand. Irgendwann mittags hatte ich mich an den Esstisch gesetzt und geschmollt, als mein Dad fuchsteufelswild die Treppe runtergestapft kam. „Sie ist immer noch nicht da! Ich wette die zieht sich jetzt wieder irgendeinen kranken Scheiß rein und macht sich das Leben kaputt! Ich hab sie gewarnt! Wenn sie hier noch einmal unter Drogeneinfluss reinkommt, werf ich sie raus!“ Rolph und Julie blickten von den Notebooks. „Drogeneinfluss?“ Meine Schwester zog die Augenbrauen zusammen. „Bestimmt nicht.“ Ja, unser Bild von Mai war mittlerweile mehr als gut gewesen. Sie verhielt sich zwar nicht wie eine Mutter, jedoch war sie für uns wie eine sehr, sehr gute Freundin gewesen. Und wie aufs Stichwort öffnete sich die Haustür und reingestolpert kam eine völlig fertige Mai. Sie sah aus, als hätte man sie gezwungen 48 Stunden wach zu bleiben. Ihr Gesicht war kreidebleich gewesen und ihre Augen wirkten irgendwie ungesund. Außerdem zitterte sie und von normal reden war nicht mehr die Rede. Dad nahm sie sich gleich zur Brust und zog mit ihr nach oben ab. Julie warf mir einen ungläubigen Blick zu. Von oben hörte man Brüllen, lautes Weinen und dann plötzlich wie ein harter Gegenstand gegen die Wand flog und zerbrach. Wer sein Handy liebgewonnen hatte, wusste, dass gerade Handys durch die Gegend geflogen waren. Was danach kam, war eine aufgerissene Tür und lautes Poltern. Dad schob Mai vor sich her und zog einen Koffer die Treppe runter. Die Haustür flog auf und beide flogen raus. Koffer und Mai. „Dad…Dad, was machst du?!“ Julie schaltete sich gleich ein. „Ich hab ihr die Bedingungen klar und deutlich gesagt. Drogen und sie fliegt raus! Ich kann dieses ganze Jabba & Ice Zeug zum Tod nicht ausstehen!“ Gut, Crystal Meth war wirklich keine Alternative gewesen, mal davon abgesehen, dass ich nicht verstand, warum Mai Drogen konsumierte, aber irgendwie mussten wir uns für sie stark machen. Es hatte 2 Stunden dauerhaftes Einreden gebraucht, bis wir unseren Vater soweit hatten, Mai wieder ins Haus zu lassen, damit die beiden sich aussprechen konnten und 3 Tage, bis er ihr verziehen hatte und ihre eine Chance gab [An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass sie bis heute die Finger von dem Zeug gelassen hat]. Zu meinem Glück, wenn man es so betrachtete…denn sonst wäre folgendes nicht passiert: Die 2 Wochen vergingen wie im Flug und am vorletzten Tag hatte ich immer noch kein Geschenk für Patrick auftreiben können. Die letzte Hoffnung war deshalb der Nachtmarkt in Sukhumvit gewesen. Also hatte ich mich ein weiteres Mal dazu überwinden können hinzugehen. Nichts gegen Nachtmärkte – nein, ich liebte sie sogar! Aber der in Sukhumvit war mir aus 2 Gründen absolut unsympatisch. 1. Er war total überteuert und 2. waren mir die Leute dort absolut suspekt. Warum? Das werdet ihr jetzt erfahren. Der Nachtmarkt in Sukhumvit war riesig und normalerweise fand man dort sogut wie alles, was man suchte. Von Klamotten, Koffern, Souveniers, bishin zu Taschenmessern, andere Waffen und Pornos. [Nicht, dass ich mich für irgendetwas davon interessierte. Ich war keine durchgedrehte Massenmörderin! Oder…Perverse!] Die Stände standen dicht an dicht aneinander, was nicht unbedingt viel Raum zum Gehen oder Stehen bei dem Andrang ermöglichte. Dad und Julie torkelten uns gemütlich hinterher, Mai und ich bildeten die Sturmfront in dem Gedränge. „Jessy, mir fällt gerade was ein…wir haben noch nichts, was wir Fab und Colin mitbringen können…“ Fabian und Colin waren unsere Stiefbrüder. „Und das fällt dir jetzt ein? Na super.“ Das hieß also, ich musste nicht nur nach Muscheln Ausschau halten, sondern auch nach passenden Geschenken für die beiden? Seufzend blieb ich an einem T-Shirt-Stand stehen. „Wir bringen ihnen am besten ein paar T-Shirts mit, die ihnen gefallen könnten.“, schlug ich vor und durchforstete den Stand nach ein paar Motiven von Harley Davidson, die eventuell Colin gefallen könnten. „Entschuldige…“ Ein Kerl, der mindestens 30 Jahre älter war als ich, lehnte sich neben mir an dem Stand an und grinste mich an. „Kann ich dich zu einem Drink einladen?“, fragte er unverhohlen und machte keine Anstalten zu gehen, als ich ihn ignorierte. Und Leute, das lag nicht nur an dem Turban, den er aufhatte oder dem extrem vollen Bart. „Hey, ich hab dich was gefragt!“ Langsam wurde er ungemütlich, als drehte ich mich zu ihm und setzte ein Lächeln auf. „Nein danke und wenn sie keine Anzeige wegen Sexueller Belästigung einer Minderjährigen am Hals haben wollen, gehen sie jetzt lieber.“ Sein Grinsen fiel ihm aus dem Gesicht und schon wurde er wütend. „Du Mist-“ „Nanana…“ Mein Dad baute sich hinter mir auf und der komische Kerl von eben suchte schnell das Weite. „Mit so Kerlen solltest du erst gar nicht reden.“, tadelte Dad mich und zog mich von dem Stand weg, um weiterzugehen. So, nun wisst ihr, warum ich Sukhumvit nicht wirklich leiden kann. Der Kerl war nämlich kein Einzelfall. Während wir auf der Suche nach Geschenken waren, war mir nicht ein einziger Stand aufgefallen, der die passenden Waren verkaufte. Ich sah mich gerade erneut in einem T-Shirt-Stand um, als ich Mais Ellbogen in meinen Rippen spürte. „Ouch!“, machte ich und verzog das Gesicht. Mai zeigte ein paar Stände weiter vor. Da saß ein Kerl, der etwa in meinem Alter sein sollte. Er sah unverschämt gut aus, wie er da in seinem offenen Hemd auf dem Hocker saß und am Strohhalm seiner Softdringpackung nickte. Mich brachte vor allem diese perfekt sitzende Frisur zum staunen, die ihn wie einen asiatischen Boygroubsänger aussehen ließ. „Vergiss deinen Freund in Deutschland, der hier ist doch viel besser.“ Mai kicherte leise und zog mich in seine Richtung. Kaum hatte er uns erblickte, grinste er uns frech entgegen. Ich blieb sofort stehen. „Nein, lassen wir das.“, meinte ich hektisch und da schaltete sich erneut mein Dad ein. „Geht weiter. Ich hab keine Lust mehr auf Shopping.“ Grummelnd zog er mit Julie an uns vorbei und so blieb mir nichts anderes, als den beiden mit Mai im Gefolge hinterherzugehen. An der nächsten Straßenecke, blieben wir dann stehen. „Julie, wir gehen jetzt zusammen zum Biergarten dadrüben. Mai, du gehst mit Jessy weiter nach diesem blöden Zeug suchen. Okay?“ Julie nickte, anscheinend war ihr die Lust aufs Einkaufen ebenfalls vergangen. „Okay, dann los.“ Mai packte mich an der Hand und zog mich wieder in das Einkaufsgetümmel. Dad und Julie waren längst nicht mehr zu sehen, als ich mich nach ihnen umdrehte. Als ich mich wieder in Blickrichtung drehte, stand mir ein großgewachsener, dunkelhäutiger Amerikaner gegenüber, in den ich fast hineingerannt war. Er blickte mit einem strahlendweißen Lächeln auf mich hinab. „Hey Süße.“ Und schon vorbei. Er war mir unsympatisch. Ich zog den Kurzarmbolero über meinem hellblauen Top ein weniger weiter zusammen, um von da oben nicht zu viele Ausschnitteinblicke zu ermöglichen. Mai zog mich schnell von dem Kerl weg. „Du scheinst die hier echt anzuziehen.“, meinte sie allmählich genervt, „Ich werde nicht halb so oft, wie du, hier angemacht.“ Ich zuckte entschuldigend mit den Schultern und hakte mich bei ihr ein, damit wir uns nicht verloren. „Wo wir jetzt alleine sind…wollen wir wieder zu dem Typen von eben?“, fragte Mai aufgeregt und sah mich erwartungsvoll an. „Lieber nicht. Dad will nicht, dass ich mir einen Freund hier zulege.“, versuchte ich das Thema vom Tisch zu räumen, aber sie ließ nicht locker. „Wir müssen es Seymour ja nicht sagen…ich will dich mit ihm verkuppeln, das wäre echt süß! Meine kleine Schwester habe ich auch mit ihrem jetzigen Freund verkuppelt, aber da war das nicht so lustig, du bist viel hübscher, da hat man mehr Auswahlmöglichkeiten.“ Ich sah Mai mit einem entsetzten Blick an. „Wow, ich fühl mich wie ein Stück Fleisch, mit dem du Hunde anlocken willst.“ Sie lachte kurz darüber und beließ es dabei, aber ich merkte schon, dass sie weiterhin nach gutaussehenden Kandidaten Ausschau hielt. Mich tippte jemand von hinten an und stand im nächsten Augeblick bereits neben mir. „Hey Süße, Lust ein wenig zu plaudern?“ Der Amerikaner meldete sich zurück zum Dienst. Ich schüttelte rasch den Kopf und versuchte ihn zu ignorieren, da wurde Mai auf einmal richtig wütend. „Alter, lass sie in Ruhe, ja! Wenn du meine Tochter noch einmal anmachst, dann hast du ein Problem!“, fuhr sie ihn an und er schaute sie genauso geschockt an, wie ich. „Lass uns gehen!“ Mai lief ihm Schnellschritt weiter und zog mich neben ihr her. „Das gibt’s nicht…der lässt nicht locker.“ Mir kurz über die Schulter geblickt, sah ich, wie der Kerl uns folgte. „Ohman…“ Die nächsten 3 Straßen war er uns gefolgt und so war es nicht besonders einfach gewesen, nach T-Shirts zu gucken, weil er bei jedem Stand ebenfalls anhielt, um mir wieder und wieder dieselbe Frage zu stellen. Wir waren längst wieder auf dem Rückweg, ohne jegliche Ausbeute, das hatte der Kerl gut zu verhindern gewusst, als mir der Geduldsfaden riss und ich ihn beinahe lauthals anbrülllte. „Jetzt hör mir mal zu! Ich-bin- vergeben! Lass mich bitte in Ruhe! Danke!“ Ich blieb vor einem weiteren Stand stehen, an dem es T-Shirt zu kaufen gab und griff nach einem x-beliebigen, als er mich an der Schulter packte und mich zu sich umdrehte und mich weiterhin angrinste. „Mir ist egal, ob du einen Freund hast oder nicht. Wir können auch einfach nur befreundet sein…lass uns nur ein wenig…reden.“ Mai funkelte ihn wütend an, da fasste mich jemand am Handgelenk und zog mich von ihm weg und zu sich. Mein Gesicht wurde auf einmal gegen eine gutgebaute Brust gedrückt und ein Arm lag fest um mich. Ich blickte in die geschockten Gesichter von Mai und dem Amerikaner, als die Person anfing zu reden, die mich im Arm hielt „Lass die Finger von meiner Freundin, verstanden?“ Unsicher blickte ich hinauf in das Gesicht des Typens, mit dem mich Mai verkuppeln wollte. Sie hatte uns also wieder hierher gelotst? Gerade dankte ich ihr innerlich dafür. Der Amerikaner winkte sogleich mit den Händen ab. „Okay, tut mir sehr leid, kommt nicht wieder vor!“, versprach er und verzog sich schnell. Kaum war er weg, drückte ich mich von meinem Retter weg. „D-Danke.“, stotterte ich und stotterte rücklings über einen Schlauch, der mitten im Weg lag, doch bevor ich hinfliegen konnte, hatte mein Retter mich schon am Handgelenk gepackt und zurückgezogen. Na toll, jetzt hatte er mich schon ganze 2 Mal gerettet. „Ich muss dann…los!“ Ich zog die Hand zurück, drehte mich um und eilte davon, mitten ins Gemenge, nur um von ihm wegzukommen. Ein paar Stände weiter, blieb ich stehen. Ich war außer Sichtweite, doch Mai hatte mich gerade noch zwischen all den Leuten sehen können. „Jessy! Was soll der Mist?!“ Sie hatte mich bereits erreicht und stemmte vor mir die Hände in die Hüften. „Er hat dich gerettet! Du hättest ihm wenigstens sagen können, wie du heißt!“, meckerte sie, doch ich schüttelte rasch den Kopf. „Nein, hätte ich nicht…das war…eine totale…Blamage.“ Mit der Situation war ich einfach absolut überfordert gewesen. Das kam mir mehr vor, wie in einer dieser Liebeskomödien oder so. Total kitschig und total unreal. Umso erschreckender war es, dass es sowas tatsächlich gab. „Wir gehen zurück.“, entschied Mai und ich nickte. „Ja, gehen wir zu Dad und Julie zurück.“, stimmte ich ihr zu, nur hatte ich sie leider missverstanden. „Nicht zu den beiden…zu ihm!“ Ich lachte, als hätte Mai gerade einen Witz gemacht. „Ähh…nein. Lassen wir das. Das wird einfach nur peinlich.“ Im Grunde wäre ich gerne hingegangen, aber ich sah meine Chancen bereits als vertan an, da ich mich vorhin einfach nur total daneben verhalten hatte. Mai schüttelte seufzend den Kopf und zog mich einfach durch das Gedränge zurück zu dem Stand, an dem mein Retter mich vorhin vor dem Amerikaner beschützt hatte. Er saß wieder lässig auf seinem Hocker und sprach mit einem Jungen, der ihn ziemlich ähnlich sah, nur hatte der blond gefärbte Haare. An dem Stand gegenüber blieb Mai stehen und sah sich eines der T-Shirts an. „Leg das weg…“, zischte ich ihr zu. „Das ist total hässlich…am Ende denkt er noch, wir hätten keinen Geschmack.“ Mai schenkte mir einen ‚Du-bist-so-ein-Anfänger’-Blick. „Er wird sich wohl kaum für das T-Shirt interessieren.“ Ein älterer Herr gesellte sich zu uns. „Die T-Shirts kosten 80 Baht pro Stück.“, fing er das Gespräch mit uns an. „Wir sind nicht wegen den T-Shirts hier.“, erklärte Mai und warf einen Blick über ihre Schulter, um dem Mann zu signalisieren, dass wir wegen dem Jungen in dem weißen Hemd da waren. „Ahh…soll ich ihn herholen?“, fragte der Mann, der nun ein herzliches Lächeln auf den Lippen hatte. „Nein!“ „Ja!“ Unsere Antworten kamen zeitgleich, doch Mai schickte den Mann sofort los. „So, Liebes. Egal was passiert…du nimmst seine Nummer, nicht er deine. Viel Glück.“ Und weg war sie. Mein Retter stellte sich direkt neben mich, während ich beschämt die Shirts vor mir inspizierte. „Hey.“, begrüßte er mich und als ich ihm einen Blick zuwendete, sah ich, dass auch er zu den Shirts runterschaute. Er lächelte breit und irgendwie ermutigte mich das. „Hi.“, erwiderte ich und lächelte, da blickte er auch mir entgegen. „Deine Mom ist echt lustig.“, fing er an. Ich wollte ihm widersprechen, dass Mai nicht meine Mutter war, doch ich beließ es dabei. Sollte er eben denken, dass sie es war. „Achja…warum?“, fragte ich ihn daraufhin und er lachte kurz. „Naja…sie versucht dich mit mir zu verkuppeln, dass ist dir schon klar?“ Ich wurde schlagartig rot und sah schnell weg. „Naja…sie macht manchmal was sie will. Ich hab sie nicht drum gebeten.“, versuchte ich mir rauszureden. „Achso ist das. Schade…ich dachte, du könntest mir vielleicht deine Nummer geben und wir schauen, was draus wird.“ Er hatte immer noch ein zuversichtliches Lächeln auf den Lippen. „Weißt du was?“ Ich sah ihn wieder direkt an. „Vielleicht hat meine Mom ja recht. Aber…du gibst mir deine Nummer, einverstanden?“ Er sah mich zuerst verunsichert an, rief seinem Sitzpartner von eben aber sofort zu, ihm einen Stift und Papier zu organisieren. Als es ein wenig länger dauert, wurde er nervös und machte Hektik. „Ähm…mein Bruder kommt gleich. Hab ein wenig Geduld.“ Ich lachte kurz auf und schüttelte nur den Kopf darüber. „Du hast wohl Angst, dass ich dir weglaufe.“ Er wollte noch etwas erwidern, doch da kam sein Bruder schon und er schrieb mir schnell seine Nummer auf einen Zettel, den er mir dann übergab. „Ruf mich an, ja?“, flüsterte er mir noch zu und lehnte sich vor, dann ging er aber wieder zu seinem Bruder rüber und ließ mich alleine stehen. Ich suchte auch recht schnell wieder das Weite und wurde von einer aufgeregten Mai abgefangen. „Uuuuuund? Wie ist es gelaufen?“, wollte sie gleich wissen und ich hielt ihr den Zettel triumphierend lächelnd entgegen. Sie quietschte kurz auf und umarmte mich stürmisch. „Mach den Zettel auf, ich will wissen wie er heißt.“, drängte sie mich und ich tat, wie mir befohlen. „Du…Mai…“, fing ich an. Mir war die ganze Freude aus dem Gesicht gefallen. „Was denn?“, fragte sie mich verunsichert. „Ich glaube…er hat mich verarscht.“ Mais Gesicht spiegelte Entsetzen wieder. „Wieso?“, wollte sie wissen. „Über der Nummer steht Joke.“, antwortete ich geknickt. Mai seufzte, schüttelte den Kopf und gab mir dann eine Kopfnuss. „Das ist sein Name, du Nuss.“ Mir fiel es wie Schuppen von den Augen. Das war sein Name? „Wir rufen ihn an! Heute Abend noch!“ Und wie wir das tun würden. Wir saßen mit Julie zusammen auf meinem Bett. „Ey, ein Wunder, dass Dad davon nichts mitbekommen hat.“, meinte Julie und lehnte sich gegen das Kopfstück des Bettes und begutachtete die Nummer in ihren Händen. „Er heißt echt Joke?“ Ja, ich konnte das auch noch nicht so wirklich glauben. „Mai, darf ich ihn von deinem Handy aus anrufen?“, fragte ich sie und sie warf mir ihr Handy zu. Da Dad ihr altes durch die Gegend geworfen hatte, war Mai jetzt im Besitz eines ganz neuen Models. Damit klarkommen tat sie trotzdem noch nicht. „Machs nur nicht kaputt.“ Mir die Nummer von Julie zurückgeholt tippte ich sie ein und drückte auf das grüne Zeichen. Es gab ein Freizeichenton…und noch eins. Als dann keiner abnahm, legte ich auf und seufzte. „Ich glaube, er hieß doch nicht Joke.“, meinte ich und ließ den Kopf resigniert hängen. „Nein, er ist bestimmt einfach nur beschäftigt oder so.“, versuchte mich Mai aufzumuntern, da klingelte das Handy auf einmal. Vor Schreck warf ich es weg von mir und quietschte kurz auf, Mai quietschte ebenfalls, aber mehr, weil sie ihr Handy vor dem sicheren Sturz retten wollte. Es aufgefangen, drückte sie es mir in die Hände „Nehm ab – und werf es ja nicht wieder durch die Gegend!“ Ich nickte eifrig und nahm ab, „Hallo?“, sprach ich unsicher in den Hörer. „Hey…bist du die Kleine von heute Abend?“, fragte die Stimme am anderen Ende. Ja, das war Joke gewesen. „Japp, du bist genau richtig.“, antwortete ich und musste kurz lachen, wenn auch mehr aus Nervosität. „Gut, verrätst du mir deinen Namen?“ „Jessica. Aber du kannst mich Jessy nennen.“ Joke lachte kurz. „Jessy also. Hübscher Name. Wie alt bist du?“ Mir war klar gewesen, dass die Frage früher oder später kommen würde. Aber ich wollte zuerst wissen, wie alt er war. „Für wie alt hältst du mich denn?“, stellte ich also als Gegenfrage und er überlegte kurz. „21? So im Dreh.“ 21…?! Hatte der Tomaten auf den Augen gehabt? „Ich glaube ich bin doch nicht die von heute Abend…wieso 21? Ich bin nicht 21. Ich bin 17!“, gab ich entrüstet von mir. „17? Ich hab dich für älter gehalten! Ohman…ich bin 25.“ Mir fiel fast das Handy aus der Hand. „25…? Ich hab dich für wesentlich jünger gehalten.“ Darüber lachten wir jetzt beide. Und trotz des Altersunterschieds, unterhielten wir uns noch eine halbe Ewigkeit über alles mögliche. „Wie lange bleibst du noch hier?“, fragte er mich schließlich. „Nicht mehr lange…morgen ist der letzte Tag.“ „Morgen schon? Das ist ja blöd…hast du Lust Morgen den Tag dann noch mit mir zu verbringen?“, fragte er dann und ich hörte, wie erwartungsvoll er war. „Ähm…“ Ich überlegte und wollte ihm zustimmen, da piepte das Telefon urplötzlich und schaltete sich ab. „Nein! Verdammt!“, fluchte ich und blickte auf den schwarzen Display. „Mai! Dein Handy! Der Akku! Ich brauch ein Aufladekabel!“ Mai und ich stürzten zeitgleich aus der Tür und rannten die Treppen runter zu ihrem Schlafzimmer, um dort ein Aufladekabel aufzutreiben. Das Handy angesteckt, ging es wieder an und ich tippte schnell wieder Jokes Nummer ein. Julie war in der Zwischenzeit auch in das Zimmer eingetrudelt. Ein Freizeichenton, bis mir jemand etwas ins Ohr faselte. „Ihr Guthaben beträgt 0 Baht und…“ Aufgelegt, warf ich Mai einen grimmigen Blick zu. „Dein Guthaben ist leer.“ „Oh…mist. Dann müssen wir schnell eine neue Handykarte kaufen. Blöd, dass ich kein Geld mehr habe.“ Mai überlegte. „Frag einfach Dad nach Geld.“, schlug Julie vor. „Ich geh ihn fragen. Mai gibt er seit der Sache vor einer Woche kein Geld mehr.“ Und so sollte es sein. Ich schlich mich die Treppe runter ins Fernsehzimmer und piekste Dad mal wieder in die Wange. „Dad.“, zischte ich ihm zu. „Dad…ich brauch Geld.“ Er grummelte, öffnete dann aber ein Auge und kramte in seiner Tasche nach seinem Geldbeutel. Einfach nach Geld gegriffen, hielt er mir 500 Baht entgegen. „Hier. Und jetzt lass mich schlafen.“ Ihm das Geld abgenommen, freute ich mir bereits ein Loch in den Bauch. „Dankeschön.“ Grinsend huschte ich wieder hoch in den 4. Stock zu Julie und Mai, das Geld siegreich in den Händen haltend. „Lasst uns los, ich brauche Geld um Joke anzurufen!“, verkündete ich. „Ich bleib hier, fahrt ihr nur ruhig.“ Julie räkelte sich genüsslich auf dem Bett. „Wenn ich mitkomme, muss ich sonst wieder die 4 Stockwerke hier hoch…“ Wir lachten und huschten durch das Treppenhaus. Uns auf Mais Motorroller geschwungen, fuhren wir zum nächsten 7-Eleven um dort die Handykarte zu kaufen. „Wir haben mehr als genug Geld…kaufen wir noch irgendwas Süßes oder Chips.“, schlug Mai vor und schob mich in das Süßwarenabteil. „Ich geh vorne Zigaretten für Seymour kaufen, dann steh ich ein wenig besser bei ihm.“ Ihr zugenickt, widmete ich mich den Süßigkeiten. Auf Chips hatte ich nicht wirklich Lust. Mir eine Packung Pockys aus dem Regal gezogen, musste ich unwillkürlich an eine gewisse Person denken. Patrick. Ich hatte ihn völlig vergessen. Ich hatte kein Geschenk und war drauf und dran meinen letzten Tag mit jemand anderen zu verbringen mit völlig falschen Gedanken im Hinterkopf. Mir einen Einkaufskorb geholt, stopfte ich so viel Süßkram in ihn, wie es nur ging und kam mit dem Korb vor an die Kasse, wo Mai schon auf mich wartete. „Warum um alles in der Welt hast du so viel Süßzeug geholt?“ Sie sah mich verwundert an. „Die sind für…Patrick.“, antwortete ich und übergab dem Kassierer das ganze Zeug. Mit den Tüten bewaffnet fuhren wir wieder zurück und nachdem Mai ihr Handy aufgeladen hatte, konnte ich Joke endlich anrufen und ihm antworten. Ich lehnte zwar ab, meinen letzten Tag mit ihm zu verbringen, jedoch nahm er mir das Versprechen ab, ihn in den nächsten Ferien zu besuchen und damit ich ihn ja nicht vergessen würde, schickte er mir noch ein paar Fotos auf mein Handy rüber. Im Austausch dafür bekam er auch eins von mir, was er als letzten Anlass sah mich anzurufen und mir erneut das Versprechen abzunehmen. → Let‘s stay with Jessy - But now it‘s CrazyGirlys work again. (An dieser Stelle noch einmal Danke an Jeychan. Gute Arbeit! Ich hoffe euch hat die kleine Überraschung so gefallen wie mir.) So groß die überraschende Wende unseres Urlaubs auch gewesen war, ich war heilfroh endlich wieder Zuhause zu sein. Und auch Julie ging es nicht anders. Sie war gleich nach oben in ihr Zimmer gestürmt und verbrachte ihre Zeit mal wieder damit, die Telefonrechnung in die Höhe zu treiben. Meine Gedanken kreisten ebenfalls darum Suzie anzurufen und ihr alles zu erzählen. Außerdem wollte ich wissen, wie es ihr ergangen war. Doch leider war es bereits 22 Uhr und ich erreichte sie nicht... vielleicht war sie feiern. In 3 Tagen würde es nämlich bereits Goodbye Ferien und Nice to see you again Schulalltag heißen...deprimiert und irgendwie auch verärgert darüber, dass Suzie zwar wusste, dass ich bereits zurück sein musste, sich aber nicht bei mir meldete, kippte ich meinen Koffer auf meinem Bett aus und warf einen Blick auf den Berg aus neuen Klamotten. Ein Wunder, dass ich alles hatte einpacken können. Kaum schubste ich den Koffer wieder vom Bett, landete er mit einem lauten Klappern auf dem Holzboden und dann klingelte mein Handy plötzlich. Ich zuckte erschrocken zusammen. Innerlich betete ich, dass Suzie doch an mich gedacht hatte...und so war es. Ihr Name leutete auf dem Display und dann hörte ich auch schon ihre muntere Stimme: „Su!“, stieß ich mit ungehaltener Freude aus. Zwar hatte ich ihr eine nette Postkarte schreiben können, doch telefoniert hatten wir nicht einmal...anders als versprochen. Irgendwie hatte es nie funktioniert...entweder hatte ich keine Zeit gefunden, oder sie war nicht zu erreichen gewesen. Daher war ich nun umso glücklicher ihre Stimme zu hören, doch bevor ich zu plappern began,n ergriff sie das Wort: „Komm mal raus.“, ich stockte erstaunt. Raus...? War sie etwa...? „Du bist hier?!“, rief ich überrascht aus und wartete auf eine Antwort. „Leg endlich auf und tu, was ich dir sage!“, lachte sie am anderen Ende und schon hatte ich das Handy weggeschmissen und war die Treppe heruntergestürmt. Meine Mutter war mit auf dem Flur begegnet und sah mir irritiert nach. Doch ohne sie zu beachten, schlüpfte ich in meine Schuhe und riss die Tür auf. Der Vorgarten lag in völliger Dunkelheit und als der Hund aufgeregt an mir vorbei stürmte und freudig bellte, vernahm ich Suzies Stimme. Kaum hatte sie einen Fuß auf den Rasen gesetzt, sendeten der Bewegungsmelder ein Signal und die schwachen Lampen erleuchteten. Sie war tatsächlich hier! „Suzie!“, ungehemmt stürmte ich auf sie zu und stolperte dabei beinahe über meine eigenen Füße. Im Augenwinkel erblickte ich auch Percy, der sie wohl hergefahren hatte...doch für diesen Moment war er bloß Nebensache. Ich nahm meine beste Freundin fest in den Arm, gar so als wäre ich Jahre lang von ihr getrennt gewesen. Lachend hatte sie mich abgefangen und begrüßte mich ebenso herzlich. Am liebsten hätte ich vor Freude geweint - okay, um ganz ehrlich zu sein...Tränen hatte ich in den Augen: „Ich dachte schon, du hast mich vergessen...bei dir Zuhause ist die ganze Zeit über niemand rangegangen. Und Julie hat schon fast alle ihre Freunde durchtelefoniert. Ich wollte als erstes dich erreichen.“, plapperte ich los und konnte die gelungene Überraschung noch immer kaum glauben. „Als ob ich dich vergessen würde.“, erneut schloss Suzie mich kurz in ihre Arme, dann meldete sich Percy schief lächelnd zu Wort. „Hey Ladys...nur dank mir seht ihr euch heute Abend.“, wieder stimmten Suzie und ich in ein ansteckendes Lachen an und dann nahm ich auch Percy endlich in den Arm, jedoch bei Weitem nicht so übermütig wie Su. Ohne zu zögern nahm ich die beiden mit rein und führte sie gleich in mein Zimmer, wo ich als erstes in dem Chaos die Geschenke für Suzie heraus suchte. Ich hatte an natürlich auch an sie gedacht und immer brav alles gegriffen, was ich mit ihr verband. Highheels, Oberteile, eine Tasche und sogar ein sexy Nachthemd hatte ich ihr mitgebracht. Freudig nahm sie ein Mitbringsel nach dem anderen an und begutachtete sie stolz und zufrieden. „Du bist ein Schatz!“ - das konnte ich nur zurückgeben. Ich muss sicher nicht erwähnen, dass der Abend sehr lang wurde und Suzie so lange wie nur irgend möglich bei mir blieb. Gegen 3 Uhr morgens bestand Percy jedoch darauf, sie endlich wieder nach Hause zu fahren, da er selbst müde wurde und bei unserem Gequatsche ohnehin kaum zum Wort kam und bloß gelangweilt auf meinem Schreibtischstuhl saß. So wurde ich also meine Erzählungen über den Urlaub endlich los. Suzie erzählte mir auch von ihren Ferien - jedoch verschwieg sie mir das wohl wichtigste. Dahinter kam in erst am Abend darauf, als ich mich kurzfristig dazu entschied bei ihr zu übernachten. Wir hatten zusammen bis spät in die Nacht vorm Fernseher gesessen und uns die neusten Filme zusammen angeschaut, wie wir es beinahe regelmäßig taten - wenn wir Zeit fanden. Kaum war der Fernseher wieder aus, saßen wir auf ihrem Teppich und wickelten uns beide in unsere Decken ein. Endlich konnte ich ohne Mithörer mit ihr sprechen...natürlich kamen wir auf James und Patrick zurück und kurz darauf ließ sie die Katze endlich aus dem Sack: „James und ich...wir treffen uns wieder regelmäßig und verstehen uns echt gut. Ich würde schon fast sagen besser als vorher.“, mir rutschte beinahe alles aus dem Gesicht. Hatte ich richtig gehört? Ihre Wut und die Entschlossenheit sich einen Kerl zu suchen, der anständig mit Frauen umging und ihr gewachsen war, schien wie weggeblasen. „Und das erzählst du mir erst jetzt?! Wie kam es dazu?!“, wollte ich schockiert wissen und setzte mich völlig auf, um sie besser ansehen zu können. „Er hatte sich noch einmal bei mir gemeldet...er hat mich vermisst und du weißt, dass ich auch ihn vermisst habe. Das war alles nicht ganz so leicht, wie ich immer gesagt habe. Außerdem habe ich ziemlich lange mit Jenny und Seth darüber geredet, sie waren auch dafür, dass ich ihn nicht länger strafen soll, da er seine Lektion wohl bereits gelernt hat.“, sie zuckte gleichgültig mit den Schultern. Ich wollte, dass sie glücklich war und meiner Meinung nach hatte James bewiesen, dass er sie nicht glücklich machen würde...doch wusste ich auch, dass ich ihn ihr nicht ausreden konnte. Also nahm ich die Neuigkeiten hin und entschied mich dazu, ihr nicht in ihre Entscheidung reinzureden. „Ich halte trotzdem nichts mehr von ihm...“, waren meine einzigen Worte, doch etwas anderes schien sie nicht erwartet zu haben. Ob ich wütend war, dass sie es mir verschwiegen hatte? Irgendwie schon, ja. Doch war ich mir auch sicher, dass ich es wohl kaum weiterhin so streng betrachten würde, wenn ich diese Überraschung verdaut hatte...falls man es Überraschung nennen konnte... Und wie sich herausstellte, musste ich meinen Groll auf James sogar schneller loswerden, als noch am selben Abend vermutet. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)