Wodka & Coffee von CrazyGirly ================================================================================ Kapitel 5: My second Part? -------------------------- → Suzie Hatcher Nachdem sich also zu den leeren Wodkaflaschen in unserem kleinen Versteck eine weitere vom Vorabend dazugesellt hatte, war das nächste das ich wahr nahm das laute Klingeln meines Handys. Verschlafen öffnete ich die Augen und blinzelte durch mein Zimmer, welches bereits von Sonnenlicht geflutet wurde. War heute nicht Sonntag? Hatte ich vergessen meinen Wecker abzustellen? Doch noch bevor ich mir länger Gedanken machen konnte, war mein Handy wieder verstummt. Mich durch die Kissen gewühlt, suchte ich das kleine Monster, das mich unsanft aus dem Traumland gerissen hatte. Kaum hatte ich es in die Finger bekommen, blinkte mir James Namen auf dem Display entgegen und lies mich das Gesicht fraglich verziehen: Guten Morgen mein Schatz, gut geschlafen? Ich hatte keine Lust mich bis Montag zu gedulden und dachte mir, ich melde mich jetzt schon einmal bei dir. Hast du heute schon was vor? Wir könnten was unternehmen. Mal ganz davon abgesehen, dass mich bereits das vierte Wort mächtig verwunderte, hatte ich generell dank der verkorksten Party meinen Standpunkt in Sachen James vergessen. Da konnte nur eine Person helfen. Bevor ich mich also ans Antworten machte, sprang ich im Schlafanzug aus dem Bett, lief aus meinem Zimmer und klaute mir ohne ein Wort zu verlieren unser Telefon. „Guten Morgen.“, vernahm ich die Stimme meiner Mutter, die mit meiner kleinen Schwerster an Frühstückstisch saß. Beide sahen mich neugierig an - man sah nahezu wie ihnen die Frage auf den Lippen brannte, wie es gestern Abend so war und was ich nun vorhatte. Ich ignorierte diese Vermutung jedoch, zwang mich zu einem flüchtigen Morgen und verschwand dann auch schon wieder hinter meiner Zimmertür. Jessys Nummer eingetippt und mich wieder auf mein Bett fallen lassen, lauschte ich dem monotonen Tuten und hoffte, sie würde bereits wach sein und abheben. „Hmm?“, grummelte sie zu meiner Überraschung ins Telefon, als ich auflegen wollte. „Ahh, du bist also wach, wunderbar!“, begrüßte ich sie freudig, steckte sie mit meiner Laune jedoch nicht an. „Jetzt bin ich es...was ist los? Es ist erst 11 Uhr.“ Jessy war eine Langschläferin durch und durch, wenn man sie weckte konnte man davon ausgehen, dass man ihr den Tag über bloß mit schlechter Laune begegnete. „Tut mir leid...ich brauche deinen Rat.“ „Ich hoffe sehr, dass es wirklich wichtig ist...also?“ „Wie war das doch gleich mit dem Daten von guten Freunden?“, rang ich mich leise zu der Frage vor und wartete ihre Reaktion ab. „Moment!“, jetzt klang sie plötzlich hellwach. „Wer datet hier wen?“ „Niemand datet irgendjemanden.“, wich ich ihr seufzend aus und hielt in meiner freien Hand den Grund für meinen Anruf. Gar so, also würde ich vermuten, dass ich mir seine SMS eingebildet hatte, überflog ich die Zeilen noch einmal. „Lüg mich nicht an! Was ist passiert?“, Jessy würde sich jetzt wohl kaum mehr abschütteln lassen, also konnte ich auch fortfahren. „Eigentlich ist es ja kein Date. Ich frage nur für den Notfall - falls es in weiter Zukunft mal soweit kommen sollte...“, setzte ich wieder zu sprechen an, doch sie unterbrach mich ungeduldig. „Es geht um James.“, stellte sie trocken fest. „Er will was unternehmen.“ - „Heute? Nach eurem Kuschelkurs der Extraklasse? Viel Spaß.“, die Ironie in ihrer Stimme verpasste mir nahezu eine Ohrfeige. „Aber vorher waren wir doch auch oft unterwegs.“, verteidigte ich James und drehte mich nachdenklich auf die Seite. „Wieso rufst du mich dann an, um dir einen Rat zu holen?“ Sie hatte Recht...Wieso? Ich beantwortete ihre Frage mit einem tiefen Seufzen. „Verstoße niemals gegen die wichtigste aller Regeln!“ Diese Worte ließen mich nachdenken. Lebensregeln? Da vielen mir spontan bloß zwei ein: 1. Kein Sex mit dem Ex! - Das konnte sie jedoch nicht meinen, immerhin hatte ich vorher nie etwas mit James gehabt. 2. Habe niemals ungeschützten Geschlechtsverkehr! - Ob sie das meinte? Ich hoffte nicht. „Welche meinst du?“, gab ich also schließlich auf und wartete gespannt ab, was sie zu sagen hatte. „Die beste Freundin muss immer bestens informiert sein!“ Ich musste lachen. Ein erleichtertes Lachen. Wenn es bloß das war...kein Problem. „Daran halte ich mich sowieso.“, versicherte ich ihr. „Ich will es hoffen, meine Liebe. Und jetzt mach dich fertig und schnapp dir, was dir gut tut.“ Im ersten Moment fiel mir nicht ein, was ich dazu sagen sollte, also widersprach ich nicht. „Ich ruf dich heute Abend an.“, verabschiedete ich mich von ihr und legte sogleich auf, um mich bei James zu melden und mit ihm abzusprechen, dass wir uns in wenigen Stunden in der Stadt treffen würden. Als ich aus der Bahn stieg, zog ich meine Jacke enger um mich. Dafür, dass die Sonne schien, war es eindeutig viel zu frisch... Den schmalen Bahnhofsweg entlang geschlendert, biss ich mir unschlüssig auf der Unterlippe herum. Wieso fühlte sich das so komisch an? Es kam mir fast so vor, als würde ich jemanden treffen, den ich vorher noch nie alleine gesehen hatte. Eindeutig kein gutes Zeichen. Bereits nach der Hälfte der Strecke, erblickte ich James. Lächelnd kam er mir entgegen gerlaufen und nahm mich zur Begrüßung etwas zu lange in den Arm. „Freut mich, dass du Zeit hast.“, seine Stimme klang munter und keineswegs verunsichert. Nickend machte ich mich mit ihm auf den Weg durch die Straßen und stieg in alte Muster zurück. Wir begannen schnell wieder warm miteinander zu werden, sodass sich das mulmige Gefühl in mir legte und ich wie gewohnt mit ihm umgehen konnte...anfangs zumindest. → Unterdessen bei Jessica Baker. Während Suzie sich also schick machte, bewegte ich mich erst langsam aus dem Bett und schlenderte mit zerzaustem Haar und müdem Blick in die Küche, um mir einen Kaffee zu machen. Meine Eltern waren arbeiten, meine Schwester mit dem Hund draußen - was für mich bedeutete, dass ich einen Moment der Ruhe genießen und langsam wach werden konnte. Mich an den Küchentisch gesetzt und die warme Tasse mit dem heißen Inhalt mit beiden Händen umschlossen, erinnerte ich mich an die Zeit zurück in der wir James kennengelernt haben. Bereits als ich ihn das erste mal mit Suzie hatte sprechen sehen, war mir klar gewesen, dass die beiden zueinander finden würden. Oder zumindest, dass er heimliches Interesse für Suzie hegte. Stolz darüber, dass ich Recht behalten hatte, stand ich grinsend auf und bewegte mich mit meinem Kaffee in der Hand zurück nach oben in mein Zimmer. Wenn ich nun ohnehin bereits wach war, konnte ich auch meinen PC anschmeissen und auf die Schnelle meine Mails checken. Ohne eine böse Vorahnung gehabt zu haben, fiel mir mein Schicksal in den Rücken...wie ein paar Tage zuvor schon einmal. In meinem Posteingang wartete eine Nachricht von Rey auf mich: Du bist wirklich unglaublich...wieso hast du dich gestern Abend so aufgeregt, wenn du nun doch die Freundin von Casey spielst? Dir ist klar, dass ich mir umsonst den restlichen Abend seine Vorwürfe anhören durfte? Frauen... „Seine Freundin?!“, stieß ich laut und wütend aus und hatte gar nicht bemerkt, dass meine Schwester hinter mir im Türrahmen stand und nun erschrocken zusammenfuhr. „Wer ist wessen Freundin?“, wollte sie von mir wissen, ich kam jedoch nicht zu einer Antwort...wenn ich das nun erklären musste, würde ich explodieren. „Spätestens morgen in der Schule ist er tot!“, fuhr ich meinen PC an und machte mich bereit Casey eine letzte Mail zu schreiben, in der ich all meinen Frust hemmungslos auslassen konnte...und wollte: [Folgender Inhalt ist leider nicht für Leser unter 18 Jahren geeignet.] „Lass dir das eine Lehre gewesen sein und sprich bloß nie wieder mit mir!“ → Back to Suzie Hatcher Mit einem Kaffee in der Hand schlenderte ich durch einen gemütlichen Laden an vollen Bücherregalen vorbei. Hier und dort blieb ein Blick an einem auffallenden Titel hängen. „Willst du was kaufen?“, nahm ich plötzlich James Stimme hinter mir wahr und merkte, wie seine Hände meine Hüften vorsichtig hinauf schlichen und mich leicht an sich drückten. Sein Atem streifte meinen Nacken, mein Blick war nervös auf das Regal gerichtet. Immer wenn ich über James und mich als Pärchen nachdachte, baute sich in mir automatisch eine gewisse Abwehr auf...wir waren gute Freunde - so etwas setzte man nicht aufs Spiel! Wieso ich nicht davon ausging, dass es mit ihm ernst sein und mich glücklich machen könnte? Nun, wie bereits erwähnt. Ich war noch nie wirklich verliebt gewesen [Im Nachhinein ist man immer schlauer.] und eigentlich glaubte ich auch nicht an das mysteriöse Gefühl, dass Menschen aus heiterem Himmel durchdrehen ließ. Den Kopf geschüttelt, machte ich ein paar Schritte auf die Seite und befreite mich somit aus der sanften Nähe ohne ihn anzusehen. Seufzend schob er die Hände in die Hosentaschen, ich spürte wie er mich nachdenklich ansah, doch nippte ich bloß gespielt nichts ahnend an meinem warmen Kaffee. Ohne großartig weitere Worte zu verlieren, verließen wir den Laden wieder - und schon war die anfängliche Unsicherheit zurückgekehrt. Doch schien sie diesmal nicht bloß mich überfallen zu haben. Mittlerweile war es etwas wärmer geworden und in der schmalen Einkaufsstraße tummelten sich immer mehr Leute, die das Ende ihres Wochenendes genießen wollten. „Weißt du...“, setzte James leise zu reden an und zwang mich so, kurz zu ihm hinüber zu sehen, doch diesmal sah er mich nicht an. „...es gibt da so ein Mädchen...ich glaube, sie würde perfekt zu mir und meinem Leben passen und mich ein wenig aus meinem Alltagstrott herausziehen.“, wir steuerten auf eine Bank zu, während ich ihm gezwungen zuhörte und mir für den Notfall einen Fluchtweg zusammenbraute. Als wir kurz vor der Bank anhielten, stieg ich auf den breiten Holzbalken, der die Sitzfläche darstellen sollte und missbrauchte anstatt diesen die Kante der Rückenlehne als Sitzplatz. James Stimme war in meinen Gedanken fast völlig untergegangen, erst als er mich direkt ansprach, blickte ich wieder auf: „Hörst du mir überhaupt zu?“, nun klang er sogar etwas beleidigt. „Natürlich höre ich dir zu!“, entgegnete ich ihm sogleich und ließ ihn nicht mehr zu Wort kommen, da ich die Feigheit siegen ließ und mich vor einer möglichen, weiteren Beziehungskrise retten wollte: „...du brauchst einfach eine Freundin. Wer ist denn das Mädchen, an das du denkst? Sicher eine aus dem Training, hm?“, ich wusste, dass ich ihm den Mut nehmen konnte mich zu nennen, wenn ich ihm klarmachte, dass ich eigentlich nicht auf der Suche nach einer Beziehung war und ihn einfach auf ein anderes Mädchen schubste. Zufällig war mir auch bekannt, dass er mit seinen Jungs in den Ferien gerne einmal seiner Leidenschaft, dem Sport, nachging und sie dazu für ein paar Wochen zusammen in eine Art Trainingslager fuhren, um ihr Hobby zu teilen und einen drauf zu machen - und letztes Jahr waren die Herren nicht unter sich geblieben. Frauen waren bei Männern nunmal genauso ein Gesprächsthema, wie andersrum. „Ähm...nein, eigentlich kommt von denen keine in Frage. Du hast mir doch nicht zugehört.“ Wie Recht er doch hatte...doch das würde ich mir jetzt sicher nicht anmerken lassen, erstrecht nicht jetzt, wo er mir mehr und mehr zu denken gab. „Ich glaube ja eine von ihnen wäre perfekt. Ich meine...das selbe Hobby habt ihr dann immerhin auf jeden Fall. Außerdem würdet ihr zusammen ins Trainingslager fahren.“ Ob ich auch nur eine Minute daran gedacht hatte, dass es dämlich war, ihn auf eine andere scharf zu machen, weil ich ihn genauso hätte wollen können, wie er mich? Nein, wie ihr seht habe ich das nicht. „Geh sie doch in Gedanken einfach noch einmal in Ruhe durch. Es ist sicher eine dabei, die dir gefallen könnte - der du auch gefällst.“ Ich für meinen Teil ging in meinem Plan vollsten auf und lächelte ihn aufbauend an, doch leider schien ich ihn wenig überzeugen zu können, da er sich dicht vor mich stellte und meine freie Hand griff. Grinsend schüttelte er den Kopf und fuhr mit den Fingern langsam über die warme Haut meiner Handfläche. Und obwohl in meinem Kopf bereits die Alarmglocken angesprungen waren, blieb ich ruhig sitzen und gab mir alle Mühe locker zu wirken. „Nein, wohl kaum. Ich weiß, dass ich keine von ihnen will.“ Als er seinen Kopf anhob und mich direkt anschaute, sagte keiner von uns etwas. Ich für meinen Teil wagte mich kaum zu atmen und schluckte schwer. Was machte ich hier? Und vor allem...was machte er hier? Verfolgten Männer nicht die Regel, dass man die Finger von guten Freundinnen lassen sollte? → Schauen wir vorerst noch einmal bei Jessica Baker vorbei. Ich war trotzig und vor mich her schimpfend ins Bad gelaufen und hatte mich zu einer kühlen Dusche entschlossen. Meinem PC wollte ich von nun an auf ewig den Rücken kehren, das Teil schubste mich immer und immer wieder ins Verderben! Mich viel zu lange im Bad aufgehalten und meine Schwester immer wieder von der Tür weggescheucht, kam ich frisch und putzmunter erst gefühlte Stunden wieder hervor. „Ich muss auch duschen! Ich hab dir gesagt, dass ich weg wollte...wegen dir komm ich viel zu spät!“, meckerte Julie mich beleidigt an, ich streckte ihr jedoch bloß uninteressiert die Zunge raus. Die Idee zu Duschen hatte mich zwar wieder in einen zivilisiert aussehenden Menschen verwandelt, doch meine Wut hatte ich nicht abwaschen können. Seufzend war ich zurück in mein Zimmer gegangen und ließ mich aufs Bett fallen. Zu gerne hätte ich nun Suzie angerufen, doch die hatte im Moment besseres zu tun, als sich meine Laune anzuhören...und wo ich mit den Gedanken schon bei Suzie war...wie es ihr wohl erging? Ob James bereits zugegeben hatte, dass er sie auserkoren hatte? Noch bevor ich länger hatte darüber nachdenken können, leuchtete mein Bildschirm auf. Wer meldete sich denn nun? Ich rechnete mit dem Schlimmsten, zog ein Kissen an mich heran und vergrub meinen Kopf darin, um einen lauten Schrei loszulassen, den niemand anderes zu Ohren bekommen sollte. Doch es half ja alles nichts...also zwang ich mich dazu aufzustehen und nachzusehen, wer es wagte meine Nerven zu strapazieren. Allerdings war das, was ich sah das Letzte, womit ich gerechnet hatte... jemand ganz anderes hatte sich bei mir bemerkbar machen wollen - zu meiner Freude. Das erste, was mir auf dem Bild seiner Seite einer Online Community aufgefallen war, waren seine unverwechselbaren, gepflegten Haare. Na, wisst ihr, um wen es sich handelt? Ganz genau, der nette Herr in den ich blind links reingerannt war. „Hey. Bist du nicht die Kleine, die unachtsam Menschen umrennt? Wir gehen, wie es aussieht, auf die selbe Schule, hoffentlich sehen wir uns noch mal - würde mich wirklich freuen. Außerdem scheinst du einen netten Musikgeschmack zu haben, ich hab mich auf deiner Seite ein wenig umgeschaut.“ Ich konnte mich genau an das Gefühl erinnern, das er in mir ausgelöst hatte, als sich unsere Blick das erste mal getroffen hatte...und selbst wenn ich vergessen hätte, wie es sich angefühlt hatte, mit der Tatsache, dass er sich wohl hatte bei mir melden wollen und ich genauso Eindruck auf ihn hinterlassen hatte, wie er auf mich, rief beinahe alles wieder auf. Natürlich hätte es mich viel eher beeindruckt, noch einmal seine Stimme zu hören und ihn lächeln zu sehen...doch fürs erste langte mir diese Geste. Jetzt war meine Wut vergessen - völlig. Und es schien so, als würde nicht nur Suzie bald glücklich werden! → Doch so einfach sollte Suzie Hatcher es nicht haben. Noch bevor James mir zu nahe kommen konnte, hatte ich meine Hand weggezogen. „Nun...wie du meinst. Ich finde trotzdem, du solltest einem dieser Mädchen die Chance lassen, sich dir zu beweisen.“, irritiert über meine Worte verzog James das Gesicht und als ich aufstand und meinen Becher leerte, schien ich ihn nicht glücklicher zu machen. „Ich glaube, ich nehme die nächste Bahn. Ich muss Zuhause noch ein bisschen was erledigen, aber es war wirklich schön dich heute zu sehen.“ Ein munteres Lächeln aufgesetzt, nahm ich ihn kurzer Hand schwach in den Arm und wand mich zur Flucht um. „Und denk dran, du kannst dich immer bei mir melden. Ich bin jeder Zeit für dich da, ja?“, doch brachte er nicht mehr als ein überfordertes Ähm über die Lippen und sah mir ungläubig nach. Kaum hatte ich ihm den Rücken zugedreht, fiel mir das Lächeln aus dem Gesicht. Hatte ich da gerade wirklich James stehen lassen, weil ich davon ausging, dass er unsere Freundschaft ins Unglück stützen wollte? Herrje. Der Rest des Tages verlief viel zu langsam. Es kam mir vor, als würde die Zeit gegen mich arbeiten und einfach nicht vergehen wollen, nur damit ich mehr und mehr Gedanken an meine Gefühlslage verschwendete. Auch bei Jessy meldete ich mich nicht mehr, doch zu meiner Verwunderung ließ auch sie nichts von sich hören. Vielleicht war es jedoch besser so... immerhin musste ich so nicht den ganzen Mittag in Form einer ausführlichen Erzählung Revue passieren lassen. Es genügte schon, dass ich ihr alles am nächsten Morgen in der Schule erzählen durfte. Zur Überraschung von uns beiden kam ich jedoch nicht mit meiner ach so spannenden Story durch, da uns jemand in die Quere kam. „Kaum zu glauben, dass ihr auf einmal ausgeht...“, sprach Jessy grinsend und ließ mich seufzen. Wie recht sie doch hatte, ich glaubte es auch kaum. „Und das schlimmste ist, dass ich nun anfange deinen Worten zu glauben.“ „Welche Worte genau meinst du?“, wollte sie wissen, doch wurde ich unterbrochen, als ich zur Antwort Luft holte. „Jessy?“, sprach sie eine männliche Stimme an, die mir bloß flüchtig bekannt kam. Doch das Gesicht dazu erkannte sich sofort. Mr. Redhead? Was wollte der denn? Doch mein verwunderter Gesichtsausdruck wurde bei weitem von Jessys übertroffen, die sich überrascht umgedreht hatte und ihn nun verträumt und überfordert zugleich anblickte. Was hatte der Kerl mit ihr gemacht? Nicht alles, dass sie anfing zu sabbern. „Ja?“, antwortete sie mit viel zu hoher Stimme und wand den Blick gar nicht mehr von ihm ab. Höflich lächelnd zog er einen Stick aus seiner Hosentasche und hielt ihn ihr entgegen. „Das dürfte dir gefallen. Ein bisschen Musik, die deinem Geschmack entsprechen sollte.“ Moment...! Woher kannte er ihren Musikgeschmack? Und wieso machte er sich überhaupt die Mühe? Hatte ich etwas verpasst? Mein Mund klappte gleichzeitig mit Jessys auf - jedoch aus einem wohl anderen Grund. „Danke, ich höre mal rein und gebe dir den Stick morgen wieder.“, er nickte und verschwand dann auch so schnell wieder, wie er erschienen war. „Jessy? Was sollte das denn? Musst du mir was erzählen?“, doch leider war keines meiner Wörter zu ihr durchgedrungen, noch immer starte sie ihm benebelt nach. „Er ist perfekt!“ Meine Hand angehoben winkte ich mit dieser vor ihrem Gesicht herum. „Erde an Jessy? So toll ist er gar nicht, was hat er dir eingepflanzt?“ „Nichts. Er hat sich bloß gestern bei mir gemeldet.“, erst jetzt sah sie mich wieder an und grinste stolz. Wie ein Kind, dass gerade von seinen neuen Geburtstagsgeschenken erzählte. „Einfach so?“, das war wirklich eine Überraschung. Nun sah auch ich in die Richtung, in die er gegangen war. Ihn bekam ich jedoch nicht mehr unter die Augen. „Ja, einfach so!“, erneut eine Aussage puren Stolzes. Es schien ganz so, als könnte sie nun nichts mehr erschüttern - doch ich irrte. „Guten Morgen Ladys.“, hallte uns unerwartet Caseys Stimme entgegen. Und schon rutschte Jessy der Stolz aus dem Gesicht. „Verzieh dich du Vollidiot!“, holte sie zum ersten verbalen Schlag aus. „Huh? Was ist los?“ - „Was los ist?! Du nervst mich halb zu Tode, das ist los!“ Caseys Blick wich zu mir herüber und suchte Schutz, ich jedoch drehte mich schnell weg und sah daher James auf mich zukommen...das war genau so schlecht, also ließ ich den Blick auf meine Füße sinken. So konnte ich keine unangenehmen Situationen erblicken. „Wieso erzählst du, dass ich deine Freundin bin? Als würde ich mit jemandem wie dir zusammen sein wollen! Was auch immer du nimmst, nimm weniger davon!“ Und damit war für sie alles gesagt und Casey schien vor allen Leuten, die in unserer Nähe standen blamiert, da Jessy sich nicht die Mühe gemacht hatte leise zu sprechen. „Wieder Ehekrieg, hm?“, mischte sich James mutig ein, als er neben mir angekommen war. „Ehekrieg?! Von wegen! Bekomm du erstmal selbst auf die Reihe, was du willst...dann misch dich in meine Angelegenheiten ein, die dich aber eigentlich ohnehin nichts angehen!“, bekam er nun das Nachbeben ab, und als ich aufblicken wollte hatte Jessy mich bereits am Arm gepackt und mitgezogen. „Kaum zu glauben...“, schimpfte sie vor sich hin, als wir die Treppe zu unseren Klassenräumen hinauf stiegen. „Der wird schon sehen, wessen Freundin ich bald bin!“, jetzt musste ich lachen. Jessy schien sich ihrer Sache ziemlich sicher. Hoffentlich fiel sie nicht auf die Nase, denn wie sagte man so schön? Hochmut kommt vor dem Fall. „Weißt du was wir dieses Wochenende machen, Su? Wir gehen feiern.“ „Schon wieder Alkohol? Das überlebe ich nicht Jessy.“ „Kein Alkohol Dummerchen. In der Stadt steigt ne kleine Feier. Da treten unbekannte Bands auf. Unteranderem von Leuten unserer Schule. Da gehen viele hin...und wir auch.“ „Was heißt viele? Mr. Redhead auch?“, natürlich. Woher sonst sollte diese Idee stammen? „Klar kommt er auch. Und du nimmst James mit! Er freut sich sicher.“, mir zugezwinkert ließ sie mich los und begab sich auf den Weg in ihre Klasse. Ich sollte James mitnehmen? Natürlich...hatte sie mir überhaupt zugehört? Ich war geflüchtet bevor er anständig hatte zu Wort kommen können. Außerdem wollte ich nichts von James...oder? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)