Zukunft? von xXKikiXx (So könnte es einmal sein...) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Lächelnde, mitleidige Gesichter sehen mir entgegen. Manche nicken mir grüßend zu, andere sehen weg. Ich ignoriere sie alle. Mitgefühl ist nicht etwas, dass viele Menschen beherrschen, aber ich will auch kein Mitleid von ihnen. Sie können mir alle gestohlen bleiben. Die Fremden Gesichter, auch wenn ich einige schon –von Sehen her- kenne. Bin ich schließlich nicht das erste Mal hier. Komme ich doch öfter. So oft ich kann, auch wenn es in letzter Zeit nicht so oft möglich war, was mich betrübte. Das Leben hat mich wieder. Ein Leben das ich eigentlich nicht mehr führen wollte. Ein Leben, welches sinnlos geworden war. Ein Leben ohne dich… Die mitgebrachten Blumen stecke ich in die dafür vorgesehene Vase. Jetzt sitze ich bei dir, schweige… Es fällt mir schwer die passenden Worte zu finden. Wo fange ich an? Wie erkläre ich mein langes Fortbleiben? Ohne es zu wollen, automatisch, gleiten meine Finger der rechten Hand über meinen linken Unterarm. Die lange, hässliche Narbe wird auf ewig zu sehen sein, aber das stört mich nicht. Es ist gut so. Sie wird mich an vieles erinnern, und mir eine Warnung sein, oder ein Zeichen. Dann atme ich tief durch, hebe den Blick und sehe nach oben. „Es ist viel geschehen seit meinem letzten Besuch“, flüstere ich und zwinge mich zu einem Lächeln, das mir nicht gelingen will. In der Tat liegen inzwischen beinahe zwei Monate zwischen dem heutigen Tag und meinem letzten Besuch bei dir. Die Schuldgefühle hat diese Zeit nicht verringert. Eher verstärkt. „Takeshi und Daiki“, beginne ich schließlich, „Sie…sie scheinen glücklich. Es geht ihnen gut. Sie waren beide letzte Woche hier in Tokio. Sie leben ja nicht mehr hier. Takeshis Dad hat ein Haus gekauft, in der Nachbarschaft von Dai-chans Eltern. Ich kann mir den Namen des Nest´s nicht merken aus dem er stammt, aber Takeshis Dad ist mit seinem verlorenen Sohn dorthin gezogen. So können sie zusammen sein. Sein Vater scheint alles tun zu wollen um es Takeshi irgendwie leichter zu machen. Sein vergangenes Leben mein ich.“ Das Bild der beiden taucht vor meinem geistigen Auge auf. Takeshi hatte gelächelt als ich die beiden getroffen hatte, ein gutes Zeichen sollte man meinen. „Ich denke Takeshi kann es langsam echt fassen dass er nen Vater hat der sich um ihn sorgt. Noch dazu einer der ihn hat suchen lassen. Er hat echt Glück gehabt. Er verdient es denk ich, und Dai ist ohnehin happy. Er hat seine Eltern echt vermisst, und auch die haben ihn suchen lassen hat sich herausgestellt. Nur leider nicht mit dem Erfolg von Takeshis Altem. Aber jetzt sind sie glücklich. Ich denke auch sie sind zusammen. Sie sagen zwar nichts darüber, und ich frag auch nicht aber…wenn du sie gesehen hättest, wenn du Takeshi gesehen hättest. Ich hab ihn nie viel Lachen sehen, aber er strahlt, und irgendwie steht ihm das. Außerdem meinen sie ich seh` nichts wenn ich mal nicht direkt hingesehen hab. Aber ich hab gesehen wie sie sich an den Händen gehalten haben, und wie nicht nur Dai, sondern auch unser "Mister Gefühllos" Nähe gesucht hat. Scheinbar taut er auf. Der Kleine tut ihm gut. Ich denke, ja, ich freu mich für die beiden.“ Jetzt muss ich ehrlich Lächeln. „Außerdem geht Takeshi zur Schule. Er jammert zwar rum dass es schwer is aber, ich denke es macht ihm doch Spaß. Daiki gibt ihm Nachhilfe, und er meinte er stelle sich gar nicht so bescheuert an. Der Kleine is ohnehin kaum wieder zu erkennen. Ich hab noch nie so viel Liebe in einem paar Augen gesehen wie in denen von Dai.“ Ich greife in meine Hemdtasche und hole ein Bild heraus. „Das haben sie mir dagelassen.“ Es zeigt Daiki und Takeshi zusammen mit einem kleinen blonden Mädchen. Die beiden Jungs halten sie an den Händen und schaukeln sie in die Luft. „Daikis kleine Schwester. Scheinbar verbringen sie viel Zeit miteinander. Irgendwie logisch. Sie müssen die Zeit aufholen die sie verloren haben. Na wenigstens sind sie zusammen.“ Das Foto lehne ich an die Blumenvase. „Es war übrigens unser Franzose der von Takeshis Dad geschickt worden war. Du erinnerst dich vielleicht noch an Etienne?“ Meine Hände streichen durch mein Haar, ich bin nervös, weiß nicht warum. „Sein richtiger Name ist Joel. Er ist –war- ein Bulle. Hat versucht Seiji und Kerlen wie ihm das Handwerk zu legen. So kam er auf uns, wurde dann aber unehrenhaft entlassen –worüber er ungern spricht- und ich frag nicht viel nach. Keine Ahnung wie aber…Takeshis Dad heuerte ihn an um seinen Sohn zu finden. So kam es dazu das ihr gefunden wurdet und das ihr…das du…“ Tränen steigen mir in die Augen, ich wische sie weg. Es hilft nichts zu heulen. Tat es noch nie. „Egal!“ Meine Stimme klingt schon wieder besser. „Bevor sie euch fanden, dich, Takeshi, Daiki und Jess, nahm Joel mit Keiji Kontakt auf. Sie halfen sich irgendwie gegenseitig mit Informationen, und gingen gemeinsam gegen das Schwein Nagano vor. Mein großer Bruder meinte ja –und er tut es immer noch- er sie der einzige Kämpfer der ohne Hilfe auskommt. Aber von Joel ließ er sich helfen. War auch gut so. Immerhin ist Naganos Geschäft aufgeflogen, und Joel scheint auch so einen guten Einfluss auf unseren einsamen Rächer zu haben. Ich seh die beiden oft zusammen. Das Narbengesicht und der Killer scheinen einen guten Draht zueinander zu haben. Ob da mehr ist? Ich weiß es nicht, aber wenn, dann gönn ich`s ihnen. Keiji, weil er wohl vor langer Zeit das Glück und die Hoffnung verloren hat, und Joel, weil es ihm ähnlich ergangen ist. Ich weiß nicht worüber die beiden reden wenn sie zusammen sind, aber ich hab beide schon lächeln gesehen.“ Beim Gedanken an Joel schließe ich die Augen. Er hatte mir sehr geholfen in der Zeit nach dem Schuss. Er war es gewesen der es geschafft hatte mich am Leben zu halten als ich nicht mehr leben wollte. Als ich aufgegeben hatte. Er war der gewesen, der mein Selbstmitleid nicht akzeptiert hatte. Der mich gepackt, und mir den Kopf wieder gleichgerückt hatte, auch wenn das schmerzhaft gewesen war. „Er war ein Mitgrund für mein langes Fernbleiben“, flüstere ich und mache die Augen wieder auf. „Joel hat mir klargemacht das du es sicher nicht gewollt hättest, dass ich mich umbringe nachdem du für mich die Kugel kassiert hast, die für mich bestimmt war. Die Kugel, wegen der du hier liegst.“ Ich ziehe den Ärmel meines Hemdes zurück und zeige die Narbe. „Ich wollte es ihm dennoch nicht glauben. Ich hab es dennoch versucht. Ich wollte bei dir sein, also hab ich mir eine Rasierklinge beschafft, und eine Menge Alkohol und…habs getan.“ Die Erinnerung ist noch sehr deutlich. Der Schmerz als die Klinge in mein Fleisch schnitt, der Geruch des Blutes, die Kälte, dann die Dunkelheit… „Keiji hat mich gefunden, hat er mir später erzählt. Seinen Leuten habe ich es zu verdanken das ich noch am Leben bin, und ich hab ihn dafür verflucht. Ihn und alle die mir helfen wollten. Zu meiner eigenen Sicherheit wollten sie mich in ein Sanatorium bringen. Eine Klapsmühle! Aber Joel hat das verhindert. Er hat sich um mich gekümmert. Hat Keiji überzeugt und mich mitgenommen, mich…mich wieder hingebogen. Zumindest soweit, das ich nun verstehen kann das es stimmt. Du hättest nicht gewollt dass ich sterbe, sonst hättest du die Kugel ihren Weg gehen lassen. Aber auch wenn ich das jetzt weiß…ich wäre lieber an deiner Stelle gewesen.“ Meine Finger ziehen das Hemd wieder über die Narbe, und ich streiche mit fahrig über das Gesicht. „Rei hat mich fast totgeprügelt als ich außer Lebensgefahr war. Ich war grün und blau danach, und obwohl ich mir geschworen hatte sie nicht zu verletzten, hab ich das mit meinem Selbstmordversuch getan. Hab deshalb die Prügel über mich ergehen lassen. Inzwischen musste ich ihr, auf dich schwören, dass ich es nie wieder wagen würde. Auf dich, weil sie weiß dass du das einzige bist das mir so viel bedeutet um keinen falschen Schwur zu schwören. Sie meint, Familie belügt man nicht, man vertraut ihr. Und da ich zu ihrer Familie gehöre, muss ich mich wohl dran halten.“ Ein Lächeln huscht über mein Gesicht. „Dieses doofe kleine Schandmaul. Familie… Es ist wohl die seltsamste Familie die es gibt auf dieser schrägen Welt. Ich hab dir ja schon mal von ihnen erzählt, bei meinen früheren Besuchen hier. Keiji ist das Familienoberhaupt. Unser „großer“ Bruder. Rei hält sich für seine Stellvertreterin und hat den Nerv mich ihren „kleinen“ Bruder zu nennen. Da ich ihr solchen Kummer bereitet habe, lass ich es ihr aber durchgehen. Früher hab ich ihr deswegen auch Prügel angedroht. Auch wenn ich ihr nie was tun würde. Dazu mag ich sie zu -aber das muss ich ihr nicht auf die Nase binden- gern. Als kleine Schwester natürlich, und inzwischen sieht sie sogar schon wie ein Mädchen aus. Ihr Haar ist etwas länger, sie versteckt sich nur noch in normalen Klamotten und versucht nicht mehr unbedingt als Kerl durchzugehen. Ein Kleid wird sie aber wohl in hundert Jahren nicht anziehen, und wenn ich es ihr vorschlage, kann ich mich wohl wieder über ein Veilchen freuen. Man kauft ihr das Mädchen aber wirklich schon echt gut ab. Bis sie den Mund aufmacht, aber wär das nicht so, dann wäre sie eben nicht Rei, und es stört uns alle nicht. Mich nicht, Keiji nicht und auch die anderen nicht. Vor allem nicht Josh.“ Die Gedanken an den Sohn von James McKinnlay sind nicht mehr so wie sie vor einiger Zeit noch waren. „Der Bengel is schon schwer in Ordnung. Auch wenn er ein schreckliches Großmaul ist, dem ich ständig eine aufs Maul geben könnte. Aber der lernt es schon noch, und seine Prügel bezieht er ja ohnehin von Rei. Ich denke zwischen den beiden funkt`s gewaltig. Sie geben`s zwar nicht zu, aber man hat ja Augen im Kopf. Wahrscheinlich versucht die Kleine deshalb eher ihrem Geschlecht zu entsprechen, aber Josh mag sie –wie wir alle- so wie sie is.“ Die Gedanken sind wirklich merkwürdig. Josh und Rei…ein Paar. Aber der Gedanke ist nicht so erschreckend wie zuerst befürchtet. Inzwischen ertrage ich ihn sogar schon sehr gut. „Allerdings hab ich ihn mir schon mal zur Seite geholt und ihm klargemacht, wenn er Rei verletzt oder unglücklich macht, bekommt er die Prügel seines Lebens von mir. Immerhin muss man ja ein wenig auf seine kleine Schwester achten. Auch wenn die selbst gut auf sich aufpassen kann. Es geht dabei aber eher um Prinzipien. Josh hat es verstanden. War das erste Mal das keine blöde Antwort von ihm gekommen war. Nur ein Nicken. Wir verstehen uns da schon. Auf unsere Art eben. In Gegenwart von Rei beschimpfen wir uns lieber und treiben sie damit in den Wahnsinn. Das macht mehr Spaß als uns gegenseitig zu nerven, und wie gesagt…er is ja im Grunde ein netter Kerl, wenn man es ihm nicht sagt zumindest.“ Ich erinnere mich an den Vater von Josh. James -das kranke Arschloch- McKinnlay. Immer noch bekomme ich eine Gänsehaut wenn ich an ihn denke, und die Erinnerungen schwappen in mir hoch wie die Wellen am Strand bei schlechtem Wetter. Er ist zwar tot aber… Es lässt sich nicht abschalten, es wird wohl ewig ein Teil von mir bleiben, aber das ist auch gut so. Zu vergessen, zu verdrängen, würde alles in den Schmutz ziehen was für uns getan wurde, von Menschen die helfen wollten, und es –zum Teil- auch konnten. Deshalb verschließe ich die schlechten Erinnerungen weiterhin tief in mir. Ich weiß dass sie da sind, sie holen mich immer wieder ein, aber ich lerne damit zu leben. Wie ich es früher auch getan habe. „Josh hat Ähnlichkeit mit Jess. Die gleiche große Klappe.“, fahre ich nun fort und lächle erneut. „Dieses spanische Arschloch gehört auch zur Familie. Naja, auch er is im Grunde ein „netter“ Kerl. Muss ich zugeben. Er kennt Keiji schon länger als ich. Ich weiß er kann nichts dafür, wurde dazu durch die Droge gezwungen aber…als ich erfahren habe was er mit dir gemacht hat, hat er Sterne gesehen. Allerdings muss ich sagen dass er gut zurückschlagen kann, aber ich hätte ihn am liebsten umgebracht als ich erfahren habe das er dich…“, mein Mund ist trocken, ich schlucke die aufsteigende Wut wieder hinunter, schüttle den Kopf. „Keiji und Hiro haben uns getrennt, bevor wir uns die Köpfe einschlagen konnten. Wer Hiro ist? Der Kerl ist auch ein Teil von Keijis Unterstützung gewesen. Er und noch ein hübsches Mädchen. Yumi. Heiße Braut, und die hat erst was drauf. Sieht man ihr gar nicht an. Hat zumindest meine Meinung über Frauen geändert. Gut. Das hat Rei auch aber…das ist eine andere Geschichte. Yumi und Hiro sind Freunde von Jess. Von Jess und seinem Freund. Kyra. Hübscher Junge. Gut das Seiji ihn nie in die Finger bekommen hat. Der wäre draufgegangen. Ein Typ der Daiki sehr ähnlich ist. Großes Herz, weiche Schale, hübsches Gesicht. Aber er hat dennoch genug mitmachen müssen. Jess hat es mir –nachdem ich mich entschuldigt hatte, und wir normal miteinander reden konnten- erzählt. Er war ein Junkey. Dank Keiji und seinen Leuten ist er es nun nicht mehr. Sie konnten helfen, und Kyra lebt mit Jess bei seiner Mutter, die den Vater von Jess geheiratet hat. Tja…seltsame Verwirrungen ich weiß aber…so is scheinbar das Leben. Nicht immer leicht, aber scheinbar sind Happy Ends möglich. Zumindest bei den meisten." Meine Stimme versagt beinahe, wird sehr ruhig. „Nicht bei uns wie es scheint.“ Wieder verscheuche ich die trüben Gedanken. Wische sie imaginär beiseite. Mir fällt noch etwas anderes ein das ich erzählen muss: „Ich hab jetzt nen Job“, sage ich voller Zuversicht. „Also..nen Nebenjob, ich muss ja die Schule zu Ende bringen. Bedingung von Keiji. Idioten gibt es genug auf der Welt. Er will das wir was lernen. Josh triumphiert weil er früher Privatunterricht hatte und eigentlich ne fertige Schulbildung hat, aber Jess, Rei und ich müssen da durch, und der kleine McKinlay gibt Nachhilfe, wenn er nicht für die Uni lernen muss. Er kanns sich ja leisten. Als Haupterbe seines alten Wichsers von Vater. Aber dann war der alte Dreckskerl wenigstens zu was gut. Man muss es positiv sehen, sagen immer alle. Ich weiß nicht ob ich das Zeug zu nem Optimisten habe, aber ich gönn dem Großmaul seine Moneten. Besonders da er damit Keiji und seine Sache unterstützt. Wie gesagt. Joshilein is kein übler Kerl…wenn er mal die Klappe hält. Aber ich hab ja von meinem Job erzählt. Ich bin Aushilfskellner im Millennium. Inzwischen bin ich alt genug dafür, sogar für das Gesetz. Jess ebenso. Da der Schuppen ja Keiji gehört war es auch nicht so schwer an die Jobs zu kommen, aber etwas eigene Kohle schadet nicht. Außerdem meint Keiji dass Arbeit den Charakter formt. Keine Ahnung warum er deshalb gerade mich und Jess ausgesucht hat für die Jobs aber bitte. Es blickt sowieso keiner hinter Keijis Absichten oder ahnt was er so im Schilde führt. Das macht ihn so einzigartig, unseren „großen Bruder“. Auf jeden Fall hab ich eben nen Job, und ich hab Shinji wiedergetroffen. Der Kerl dem Takeshi damals in den Wagen gelaufen ist, und durch den so vieles erst begonnen hatte. Die Welt ist eben sehr klein, und Tokio scheint ein Dorf zu sein. Es hat mich nicht gewundert dass der Typ einer von Keijis Angestellten ist. Irgendwie scheint Keiji der Held unserer verdrehten Story zu sein, und ich bin ganz froh darüber. Shinji ist Pianist im Millennium, und Vollzeitkellner. Außerdem is er der feste Lebenspartner von Masao, dem Geschäftsführer. Die beiden machen kein Geheimnis daraus. Is denk ich auch ganz gut so. Die Zeiten des Versteckens scheinen für viele vorbei zu sein. Allerdings ist es schwierig das offensichtliche Geturtel der beiden zu übersehen. Sie wirken so…verliebt, auch wenn ich die Bedeutung dieses Wortes noch immer nicht verstehen kann. Aber sie scheinen auch glücklich zu sein. Klar, sie fetzen sich auch mal, aber das stört seltsamerweise nicht den Betrieb. Da sind sie ganz professionell. Von den beiden kann man echt was lernen. Ich zumindest tu es, was Arbeitsmoral und so angeht. Das Gefühlsleben der beiden interessiert mich nicht, und meines, geht niemanden etwas an.“ Ich fühle in mich hinein. Habe ich überhaupt noch Gefühle? Hatte ich je welche? Automatisch komme ich bei diesen Gedanken auf einen einzigen Namen. „Seiji ist weiterhin verschwunden“, flüstere ich nun. „Man munkelt er sei geschnappt worden, und selbst schon Fischfutter, aber das ist nur Mediengewäsch. Ich weiß er hat sich abgesetzt. Und auch Keiji und Joel wissen das. Er ist untergetaucht. Zusammen mit seinem Partner. Kazuya Iwaki. Beide stehen angeblich auf der Liste der meistgesuchten Schwerverbrecher der Welt. Ich frage mich nur, weshalb sie keiner finden und bestrafen kann? Ich denke, es ist das Geld und ihre Macht, die sie immer noch haben. Sie mögen Japan verlassen haben aber…sie sind da noch irgendwo. Irgendwo da draußen sind sie und lachen über uns. Ich wollte immer so sein wie Seijiro Nagano, bis ich begriff dass dieses Leben falsch ist. Bis ich begriff das ich dagegen etwas unternehmen musste. So kam ich auf Keiji, und ich bereue es nicht ihm geholfen zu haben. Außer in einer einzigen Sache…“ Mein Blick schweift durch dein Zimmer. Es ist so still. Das einzige Geräusch sind die piepsenden Maschinen die deine Vitalwerte kontrollieren. Deinen Herzschlag, deine Atmung. Du atmest selbstständig. Dein Gehirn funktioniert. Du bist noch am Leben. Die Ärzte sagten, du liegst im Koma, aber sie wissen nicht wann, oder ob du jemals wieder aufwachen wirst. Daran zerbrach ich Anfangs. Deshalb trage ich nun diese Narbe am Handgelenk. Weil ich dachte ich hätte dich für immer verloren. „Ich konnte dich nicht retten. Ich seh es immer noch so deutlich vor mir. Als wäre es gestern gewesen.“ Die Worte verlassen heiser geflüstert meinen Mund. Ich nehme deine Hand, die leblos und etwas kühl auf dem weißen Bettlacken des Krankenhauses liegt, wie ich es immer tue wenn ich bei dir bin. „Ich sehe die Waffe, den Lauf…ich höre den Schuss…“ Mir wird übel bei dem Gedanken. „Deine Augen…sie wurden trüb und leer. Ich sehe das heute noch in meinen Alpträumen. Ich dachte du bist tot. Das viele Blut…“ Ich erinnere mich daran wie ich zum ersten Mal hörte du seist in ein Schockkoma gefallen. Für mich warst du tot, und ich war daran schuld. „Aber jetzt weiß ich…“, ich drücke deine Hand. „Das du nicht tot bist. Du schläfst nur. Du lebst! Du versteckst dich vor der Welt die auf dich wartet, und keiner kann das besser verstehen als ich. Für alle gibt es ein gutes Ende in dieser absolut irren Geschichte die wir „Leben“ nennen. Für alle… Nur nicht für uns. Noch nicht.“ Ich rücke näher an das Bett heran. Setze mich auf den Rand, berühre mit der freien Hand dein Gesicht. Du siehst so friedlich aus. So zufrieden. „Ich konnte dich nicht retten, aber ich hab es so sehr gewollt. Dann kamst du und rettetest mich. Ich wollte sterben, aber ich begreife erst jetzt, dass ich nicht sterben kann. Das ich schon tot bin, wenn du nicht bei mir bist. Ich bin allein. Nicht was meine Gesellschaft angeht. Da sind viele bei mir. Meine Familie. UNSERE Familie. Du bist ein Teil davon! Du wirst ein Teil davon sein wenn du aufwachst. Ich bin umgeben von Freunden, aber dennoch bin ich allein. Weil mir der eine Mensch fehlt der mich verstehen kann, und ich begriff erst als es zu spät war, das DU dieser eine Mensch bist, ohne den ich auf ewig einsam sein werde.“ Meine Finger streicheln durch dein dunkles Haar. „Ich bin egoistisch ich weiß. Aber ich will nicht weiter hier sein ohne dich. Also werde ich warten. Ich werde warten bis du genug geschlafen hast. Ich werde warten, bis du zurückkommst. Ich weiß nicht was passieren wird wenn es einmal so sein wird. Denn ich ertrage Berührungen kaum bis gar nicht. Ich kann nicht lieben. Ich kenne das Wort und seine Bedeutung nicht. Ich kann nicht sagen „Ich liebe dich“, weil ich nicht sicher bin ob ich das fühle, was man in einem solchen Moment fühlen soll. Aber ich weiß…ich brauche dich. Ich konnte dich nicht schützen. Das will ich wieder gut machen. Ich will dich lachen sehen. Ich will dass du mit denselben schrägen Typen unserer Familie lachst und dich über sie ärgerst. Ich will dich in ihrer Mitte sehen. Erst dann werde ich wohl glücklich sein können, falls es das für mich gibt, und bis es soweit ist, werde ich warten.“ Ich beuge mich etwas vor, küsse deine Stirn, weiche etwas zurück um dich ansehen zu können. „Und wenn es Jahre dauert, warte ich. Wenn es Jahrzehnte dauert…ich werde hier sein. Bei dir, und geduldig darauf warten endlich wieder in deine sanften Augen sehen zu können. Weil ich denke, dass du mich lehren kannst zu lieben. Weil ich lernen möchte dich zu lieben mein Freund.“ Sanft lege ich meine Lippen auf die deinen, fühle die weiche Haut, schmecke dich. Wünsche mir dass du aufwachst, so wie jedes Mal davor. Immer noch halte ich deine Hand. Auch noch als ich mich von dir löse, um wieder neben dir Platz zu nehmen. Ich werde warten. Ich werde nicht mehr aufgeben, nicht mehr davonlaufen. Ich werde warten, und wenn es die Ewigkeit des Seins andauern wird, werde ich hier sein. Hier an deiner Seite, weil ich dein Freund bin. Weil du meine Familie bist. Und wie sagt Rei immer? »Weil die Familie das wichtigste ist.« Deshalb werde ich hier sein. Für immer…für dich Hayato… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)