Der Bund der Sieben von Niduan (Ein Bund aus sieben Freunden. Gegründet um den Frieden zu wahren...) ================================================================================ Kapitel 5: Das Land der Drachen ------------------------------- Sinata sprang mit ihrem Rucksack in der Hand aus dem Boot und warf den Rucksack an die Felsklippe, die keine zehn Meter vom Wasser entfernt war. Sinata ging zurück zum Boot und zog es an Land. Sie machte sich nicht die Mühe es zu verstecken und lehnte es an die Klippe. „Gut, was jetzt?“, überlegte Sinata, knabberte an einem Stück Käse herum und sah auf die Karte, „Heute schaffe ich nicht mehr viel. Ich werde als erstes die Klippe hinauf klettern und einen Platz für die Nacht suchen. Dann suche ich ein paar Beeren, oder Früchte, vielleicht finde ich ja welche. Mehr kann ich heute nicht machen.“ Sie schob den Rest ihres Käses in den Mund, steckte die Karte zurück und schulterte den Rucksack. Noch bevor Sinata die Klippe berühren konnte rief eine Stimme hinter ihr ihren Namen. Sinata drehte sich verdattert um. Es war Laren. Sie stemmte sich mit Mühe an Land und begrüßte Sinata freudig. „Was machst du den hier?“, fragte Sinata erstaunt und kam auf das Meermädchen zu. „Ich dachte mir, dass deine Essenvorräte schon etwas erschöpft sind. Darum habe ich im Wassergarten ein paar Früchte gesammelt.“, erklärte Laren und hob einen großen Beutel, aus Seetang geflochten, aus dem Wasser. „Was sind das für Früchte?“, fragte Sinata, als sie die blauen, faustgroßen Früchte mit roten Stacheln sah. „Die sind völlig ungefährlich!“, lachte Laren, die Sinata verstand, „Sie haben keine magischen Nebenwirkungen und schmecken wie Äpfel. Na ja, sie machen nur sehr satt und liefern viel Energie. Dieser Beutel reicht ungefähr fünf bis acht Tage, wenn du zwei oder drei Früchte täglich isst.“ „Danke Laren.“, meinte Sinata und packte den Beutel in ihren Rucksack. „Dann wünsche ihr dir viel Glück bei deiner Mission!“, lachte Laren, stieß sich zurück ins Meer und tauchte mit einem letzten Winken ab. Lächelnd erklomm Sinata die Klippe und suchte im Wald einen guten Unterschlupf. Sie fand auch einen, der sehr gut war. Ein riesiger, alter Baum mit einer Höhle zwischen den Wurzel war ideal. Bevor Sinata in die Höhle ging schnupperte sie etwas und als sie weder einen fremden Geruch, noch eine Tierfährte wahr nahm ging sie in die Höhle und richtete sich ein. Als sie Wasser holen wollte musste sie ziemlich lange suchen, bis sie einen Bach gefunden hatte. Aber sie fand einen und füllte ihre Flasche wieder auf und trank sich satt. Als die Sonne glutrot im Westen hinter dem Horizont verschwand, saß Sinata in der Höhle und konzentrierte sich darauf, einen Feuerball zwischen ihren Handflächen entstehen zu lassen. Es klappte auch fast. Es war kein Feuerball, sondern nur eine Flamme. Aber es war ein Fortschritt. Als es völlig dunkel war, legte Sinata sich zum schlafen, ließ aber ein Ohr wach um mögliche Geräusche von den Drachenwesen zu hören. Aber es blieb still in dieser Nacht. Das Getrappel von Hufen weckte Sinata am nächsten Morgen. Als sie sich auf setzte und die Augen öffnete sah sie einen großen Hirsch, der vor der Höhle stand. „Hallo du!“, lachte Sinata, die im ersten Moment ganz schön erschrocken war. Der rabenschwarze Hirsch stellte die Ohren auf und Sinata lächelte. Wie konnte sie vor einem Hirsch erschrecken? Sie packte ihre Sachen wieder zusammen und verließ vorsichtig die Höhle, um den Hirsch nicht zu erschrecken. Kaum hatte sie die Höhle verlassen, ging der Hirsch hinein. Sinata beschloss an der Klippe entlang zu gehen, bis sie zu der Stelle kam, an welcher der Fluss aus Suran ins Meer mündete. Vom dort aus würde sie bis zum nächsten Wald nach Norden gehen. Von dort aus lag in nordöstlicher Richtung Denar. Dieser Weg war der sicherste, damit sie nicht von den Drachenwesen entdeckt wurde. Sinata ging zur Klippe, holte eine von Laren’s Früchten aus ihrem Rucksack und begann sie zu essen. Sie schmeckten wirklich ähnlich wie Äpfel. Die Sonne ging als flammend roter Feuerball im Osten auf und warf ihr goldenes Licht über Elamar. „Dann mal los!“, dachte Sinata und folgte dem Verlauf der Klippe. Es war sehr kalt und Sinata musste ihren Umhang eng um ihren Körper schlingen, um die Kälte nicht in jedem Knochen zu spüren. Während sie ging, wanderte sie in Gedanken in der Zeit zurück und dachte an längst vergangene Zeiten. Sie erinnerte sich an ihre Kindheit, als noch niemand von einer Hochzeit gesprochen hatte. Wie oft hatte sie sich damals auf lange Reisen geträumt. Hatte in ihrer Fantasie mit gefährlichen Monstern gekämpft und am Ende immer ihre wahren Eltern gefunden. Aber das war ein Traum, einer die wohl nie wahr werden würde. Um Mittag herum konnte sie am Horizont die Küste von Suran sehen. Das war ihre letzte Station, jetzt zählte erst einmal der Jemand in Denar. Sinata setzte sich in die Sonne und verspeiste wieder eine Frucht. Sie sah hinaus auf das grenzenlose Meer, das weit unter ihr funkelte. Der dichte Nebel, der sich über dem Wasser gebildet hatte, verflog langsam und gab den Blick bis zum Horizont frei. Himmel und Meer schienen sich zu treffen und so nah zu sein, und waren doch so fern. Nachdem Sinata sich ein wenig ausgeruht hatte setzte sie ihren Marsch fort. Als sie am späten Abend einen geeigneten Schlafplatz gefunden hatte, war sie noch drei Tagesmärsche von der Mündung des Flusses in das Meer entfernt. Kurz vor dem Einschlafen entschied sie, dass sie sich ihre Vorräte etwas knapper einteilen sollte, um besser auszukommen. Sinata brauchte wirklich insgesamt vier Tagesmärsche, um die Flussmündung zu erreichen. „Dann geht es jetzt ins Land der Drachenwesen.“, dachte Sinata, als sie von dem klaren Flusswasser trank. In Gedanken verfolgte sie den Weg, den sie in den nächsten Tagen folgen musste. Am Waldrand entlang, ins Land hinein, quer über die Ebene in den Wald im Zentrum Nitals. Von dort aus waren es etwa zwei Tagesmärsche bis Denar. „Ich werde meine dämonischen Kräfte brauchen.“, dachte Sinata, als sie ihre Metallflasche und noch eine Lederflasche mit Wasser auffüllte, „Aber nur bis zum Wald in der Mitte dieses Landes, ab da nicht mehr.“ Sinata gebrauchte am nächsten Morgen ihre katzenhafte Schnelligkeit. Sie ging nicht normal, sondern lief mit zur Seite gestreckten Armen, die auch leicht nach hinten gestreckt waren. Ihr Umhang wehte hinter ihr her, ebenso ihr Katzenschwanz. Sie hatte diese Fähigkeit seit ihrer Ankunft nicht verwendet, da sie befürchtete, dass die Drachenwesen sie hätten spüren können. Gegen Mittag erreichte Sinata die Ebenen und konnte am Horizont auch schon den Wald sehen, ihr Ziel. Sinata hatte Zeit aufgeholt, aber sie musste damit rechnen, dass Leute auf den Ebenen unterwegs waren. Also gebrauchte sie ihre Fähigkeiten nicht und ging wieder normal, vielleicht etwas schneller. Sie veränderte während einer Pause in der sie aß auch ihr Äußeres. Ihre Katzenaugen mit den senkrechten Schlitzpupillen wurden zu menschlichen mit runden Pupillen. Ihre Ohren verbarg sie unter einem Haarband, dass sie über die Ohren band. Ihren Schwanz musste sie unter dem Umhang verbergen und hoffen, dass ihn niemand bemerkte. Sinata ging mit festem Schritt und entschlossenem Blick in Richtung des Waldes vor Denar. Gegen Abend suchte sie einen Ort, an dem sie die Nacht über sicher war. Sie fand schließlich einige große Felsen die aus der grasbewachsenen Ebene ragten. Einige waren so aneinander gelehnt, dass sich eine kleine Höhle bildete. Sinata kroch in diese Höhle und richtete sich für die Nacht. Die Höhle war höchstens einen Meter hoch und zwei Meter lang. Sinata konnte sich nur mit Mühe darin umdrehen. Der Boden war hart und die Steine knackten immer wieder. Es war nicht verwunderlich, das Sinata am nächsten Morgen hundemüde war, da sie sehr unruhig geschlafen hatte. Die nächsten drei Tage sah Sinata nichts anderes als die weite Ebene und den Wald, auf den sie zuging. Nur am dritten Tag sah Sinata etwas besonderes. Der Wald war noch etwa einen halben Tagesmarsch von ihr entfernt, als plötzlich ein gigantischer Schatten über sie hinweg segelte. Sinata schluckte und sah langsam in den Himmel hinauf. Ein riesiger Drache flog dort oben. Sinata konnte nicht viel erkennen, aber er hatte einen langen Schwanz, vier Füße, zwei große Flügel und spie immer wieder dunkelrote Flammen. Er selbst war fast schwarz. „Hoffentlich ist der neutral!“, dachte Sinata hoffnungsvoll und steuerte wieder auf den Wald zu. Der Drache musste wirklich neutral sein, denn er flog seine Bahnen und ließ Sinata in Ruhe. Die war dafür sehr dankbar und froh. Gegen Abend kam Sinata in den Wald. Sie suchte wieder einen geeigneten Schlafplatz und versank in Alpträumen. Sinata war richtig froh, als sie am nächsten Morgen noch vor Sonnenaufgang erwachte. Sie schlang eine Frucht hinunter und lief am Waldrand entlang, als wollte sie ihrem Alptraum davon laufen. Noch vor Mittag erreichte Sinata die andere Seite des Waldes und sah in der Ferne im Norden einen schwarzgrünen Wald. Davor war ein kleiner rötlicher Fleck, wahrscheinlich Denar. „Ich bin nahe an dem nächsten Mitglied des Bunds der Sieben dran. Hoffentlich komme ich in die Stadt hinein!“, überlegte Sinata, als sie ihre Wasserflasche an der Quelle am Waldrand auffüllte. Jetzt begann sie sich Sorgen zu machen. Wie würde sie den anderen erkennen, oder würde er sie erkennen? Wusste er schon Bescheid? Was passierte, wenn irgendjemand heraus fand, dass sie ein Halbdämon war? Diese Fragen wanderten ihr während des gesamten Weges bis zum Abend im Kopf herum. Sie schlief wieder unter einigen Felsen, die aus der Ebene ragten. „Morgen gegen Mittag werde ich Denar erreichen.“, dachte Sinata schaudernd, als sie sich unter ihrem Umhang zusammen kauerte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)