Bittersweet Desire - Reloaded Love von x_Uka_Ageha_x ================================================================================ Kapitel 4: Shin --------------- Ich stehe am Fenster und warte, dass endlich die Sonne aufgeht. Leider ist es gerade mal fünf Uhr morgens. Hinter mir höre ich, wie jeden Morgen, leises und gleichmäßiges Atmen. Ich drehe mich um und setzte mich auf das Bett. So kann ich Haru beobachten, wenn er schläft. Es beruhigt mich. Haru ist erst heute Morgen um ein Uhr gekommen. Er hat sich samt seiner Klamotten gleich in das Bett geschmissen und muss eingeschlafen sein. Er hat so ein unschuldiges Gesicht. Ihm fielen einige Haarsträhnen ins Gesicht, er sieht so kindlich aus. Ich streiche ihm die Haarsträhnen aus dem Gesicht, in diesem Moment bewegt Haru sich. Ich hielt still. Haru kuschelt sich weiter unter die Decke. Kurz darauf kann höre ich ihn wieder ruhig Atmen. Solange ich Haru beobachten kann, denke ich weder an meinen Traum noch an Shinji. Um sieben Uhr gehe ich dann leise ins Bad um Haru nicht zu wecken. Ich dusche lange und ausgiebig. Föhne meine Haare in Ruhe und habe sogar die Zeit sie herzurichten. Ich strich mir über mein Kinn. Eine Rasur würde nicht schaden. Als ich schließlich fertig bin, ziehe ich noch eine Jeans und ein Shirt an. Zum Glück habe ich mir beides schon am Vortag ins Bad gelegt, sonst müsste ich jetzt wieder in das Zimmer und würde Haru wecken. Ich bin sogar mal früher wach als meine Schwester. Ich sehe auf die Uhr. In einer Stunde muss ich los. Ich mache mir in Ruhe zwei Semmeln mit Marmelade und noch einen Kaffee. Ich höre wie meine Schwester durch den Gang schleicht. Als nächstes höre ich die Dusche. Um Halb neun ist sie bereits fertig. Geschminkt, Haare frisiert, parfümiert, Gott weiß was noch. Ich habe ihr bereits was zum Essen gemacht und eine heiße Schokolade. Tama trinkt nie Kaffee, da sie ihn nicht ausstehen kann. „Fahren wir wieder gemeinsam?“, frage ich Tama beim Frühstücken. „Ja, ich wollte das von gestern nochmals in der Küche ausprobieren.“ Sie grinst mich an. Ja, das nicht so gut gewordene Essen. „Ok, dann lass uns langsam los fahren.“ Sie nickt und isst noch schnell auf. „Ach ja, du lernst ja heute diesen Neuen ein. Shin, oder?“, sagt Tama als wir gerade zur Tür raus gehen wollten. Stimmt. Shin. Wieder diese Gedanken an damals. Das kann heiter werden. „Ich mag den Typen nicht…“, sagt eine verschlafene Stimme hinter mir. Ich drehe mich um und sehe Haru. Er reibt sich gerade die Augen. Er kann so süß sein und er ist es auch. Ich gehe auf ihn zu und nehme ihn in den Arm. „Guten Morgen, Schlafmütze.“ Ich küsse ihn auf die Stirn, auf die Nase. Zum Schluss einen sanften Kuss auf den Mund. „Wehe der baggert dich an, dann…“ „Dann kratz du ihm die Augen aus und haust ihn mit deiner Handtasche?“, scherzt Tamako. Haru tut so als wäre er empört und ignoriert sie. „Keine Angst. Tama passt auf mich auf.“ Ich küsse Haru nochmals zum Abschied bis morgen früh. Ich weiß genau, warum Haru Shin nicht leiden konnte, aus demselben Grund, warum ich jetzt Angst habe in das Café zu fahren. Aber was soll man sonst machen? Im Café bereiten wir wie immer alles vor. Nach und nach treffen die anderen Mitarbeiter ein und zum Schluss Shin. Er kommt leicht aus der Puste in das Café gestürmt. „T-t-tut mir leid, aber…aber… der Bus… Er hatte Verspätung.“, keuchte Shin. Ich nicke. „Kann vorkommen. Aber bitte nicht nochmals. Ich habe die beim letzten Mal gezeigt, wo du deine Sachen ablegen kannst?“ Shin überlegt kurz und nickt dann. Während er sich umzieht, frage ich Tamako, ob sie den Nachnamen von Shinji noch weiß. Ein Nein. Sowas würde mir die Arbeit wirklich erleichtern. Zu wissen, ob er Shinji ist oder nicht. Ich werfe die Gedanken ab. Die ersten Gäste kommen. Wieder die Gruppe von älteren Damen um die sich Tamako kümmert. Shin kommt gerade aus dem Personalzimmer heraus, ich winke ihn gleich zu mir. Wir gehen hinüber zu dem Tisch mit dem Damen. Ich lege Tamako eine Hand auf die Schulter. „Dürfen wir? Ich würde Shin gerne zeigen wie er am besten arbeiten kann.“ Tama sieht an mir vorbei zu Shin. „Ich kann das auch übernehmen, dann kannst du dich um die nächsten Gäste kümmern. Weil ich gerade wieder ein super Rezept bekomme.“ Ich stimme dem zu und wende mich anderen Gästen zu. Während ich andere Gäste bediene, bleibt Shin bei meiner Schwester. Ich beobachte ihn die ganze Zeit. Ich hoffte, er würde sich verraten. Bisher, Fehlanzeige. Zeitweise ist ein bisschen unsicher. Tollpatschig. Aber er kann mit den Gästen umgehen, ist freundlich und höflich. Seine blonden Haare fielen ihm immer wieder in Gesicht, was ihn wirklich süß aussehen ließ. Als er einmal zu mir blickt, kann ich seine Augen direkt sehen. Sie waren hellblau und strahlen irgendetwas aus. Ich bin von seinen Augen fasziniert. Und wieder fallen ihm Strähnen ins Gesicht. Nervös streicht er sich diese weg und schaut verlegen zu Boden. „Boss! Boss! Kyo!“ Ich werde aus meinen Gedanken gerissen und drehe mich um. Vor mir steht ein Tablett mit Essen. „Äh, Danke…“ Ich nehme es und bringe das Tablett schnell den Gästen. Ich darf mich nicht von ihm ablenken lasse, allein Haru schon zu liebe. Als ich endlich Mittagspause machen kann, bin ich wirklich mehr als froh darüber. Heute war es besonders schön, Sonne pur, so dass wie viele Kunden hatten. Ich gehe in mein Büro und suche die Akte über Shin heraus. Besser gesagt, seine Bewerbungsmappe. In der Hoffnung ich würde mehr über ihn erfahren, überfliege ich die Mappe erneut. Nichts. Keine vorherigen Schulen. Nur die Uni, die er zurzeit besucht. Ich seufze und lege die Mappe zurück zu den anderen Unterlagen. Ich höre etwas vibrieren. Es kommt aus meiner Tasche. Vier verpasste Anrufe. Ich sehe nach, wer mich angerufen hat. Vier Mal dieselbe Nummer. Ich erkenne sofort die letzten Ziffern. Sowas konnte ich schon immer, ich konnte mir Nummern anhand der letzten Ziffern besser merken und sie den Personen zu ordnen. Ich gehe schnell raus zu meiner Schwester, zum Glück ist sie gerade nicht beschäftigt. „Tamako!“, flüstere ich ihr zu. „Sieh dir bitte die Nummer an. Erkennst du sie wieder?“ Ihre Augen weiten sich sofort, als sie die Nummer sah. „Aber.. aber.. das ist doch…“ Ich nicke. „Aber was will er von dir? Jetzt nach DREI Jahren!?“, fragt sie leicht hysterisch. „Ich weiß es nicht!“ Ich sehe auf die Uhrzeit, wann ich angerufen wurde. Verteilt über den ganzen Vormittag. Ich blicke zu Shin, der gerade eine Bestellung aufnimmt. „Du glaubst doch nicht etwa, dass ER Shinji ist?“ ich blicke wieder zu Tama. „Erinnerst du dich noch an Haru heute Morgen? Was wenn Haru ihn erkannt hat?“ Tamako schüttelt den Kopf. „Du wirst paranoid..“ „Sicher? Schau ihn dir an! Sie sehen sich so ähnlich!“, fauche ich sie böse an. „Ähm…Entschuldigung…“ Tama und ich schauen erschrocken zu Shin, der mittlerweile vor uns steht. Ich wende mich von ihm ab und werfe nochmals einen Blick zu Tamako, die nur die Augen verdreht. Sauer gehe ich zurück in mein Büro. Ich laufe auf und ab. Das Handy auf meinem Schreibtisch. Immer wieder werfe ich einen Blick darauf. Ich könnte die Nummer zurück rufen. Dann vibriert es erneut. Ich schnappe mir das Handy. Wieder die Nummer. Ich gehe ran. „Ja?“ Ich höre wie jemand erschrocken die Luft einzieht und dann auflegt. Ich gehe erneut vor zu Tamako, Shin ist nicht zu sehen. „Wo ist Shin?“, frage ich Tama leise. „Personalraum. Wieso?“ „Er hat wieder angerufen, gerade eben.“ Tama sieht mich verwirrt an. Dann zu Shin, der gerade aus dem Personalraum kommt. Ich gehe zu ihm hin, Tamako wollte mich noch aufhalten. Zu spät. „Ich muss mit dir reden.“ Sage ich zu Shin und gehe in das Personalzimmer. Shin folgt mir leicht verängstigt. „Ha-ha-habe ich etwas falsch gemacht?“ „Hast du ein Handy dabei?“ Shin sieht mich ängstlich und zugleich verwirrt an. Er schüttelt den Kopf und zeigt mir seine Tasche, die er dabei hat. „Ne-ne-nein.. Es liegt zu Hause. Wieso?“ Es liegt zu Hause? In seiner Tasche ist es wirklich nicht. „Gut.“ Ich wollte gerade aus dem Zimmer gehen, als mich Shin am Arm festhielt. „Wieso wollten Sie das wissen? Ist es verboten sein Handy mitzunehmen?“ Super, was soll ich dem Kleinen denn jetzt sagen? „Nein. Du kannst es immer dabei haben, aber eben nur hier in der Tasche. Also nicht in der Hosentasche.“ Ich muss zumindest nicht Lügen. „Und da du deins eh nicht dabei hast passt alles. Mir ist nur eben eingefallen, als mein Handy im Büro geklingelt hat.“ „Oh.. Achso. Ok, danke.“ Ich lächele ihn an und er mich. Auf einmal sah ich Shinjis Gesicht vor mir, wie er mich früher angelächelt hat. „Shinji…“, sage ich leise und gedankenverloren. „Wie bitte?“, fragt mich Shin. Ich schüttele den Kopf und versuche die Gedanken abzuwerfen. „Schon gut nichts. Doch. Du kannst Du zu mir sagen.“ Danach sehe ich ab und zu mal auf mein Handy. Doch angerufen wurde ich nicht mehr. Komisch. Aber Shin konnte es wirklich nicht gewesen sein. Wo hätte er denn sein Handy haben sollen und war er nicht die ganze Zeit beschäftigt gewesen? Nichts desto trotz, lasse ich ihn ab da nicht mehr aus den Augen. Nicht wegen des Handys. Sondern weil er so ähnlich aussieht wie Shinji. Er könnte sein Ebenbild sein, sein Bruder oder sogar sein Zwillingsbruder. Aber womöglich hatte Tamako recht. Ich werde paranoid. Die Nächte schaffen mich echt. Als endlich die letzten Gäste gegen Abend gehen, räumen wir noch alle gemeinsam auf. „Zum Abschluss des Tages, Shin, trinken wir immer noch gemeinsam einen Kaffee.“ Die Köche kommen gerade aus der Küche, während Tamako und ich den Kaffee vorbereiten. „Auch besprechen wir danach zum Bespiel Mottotage. Wie nächstes Wochenende einer ist. Wir haben dann abends länger auf und es kommt ein Barkeeper und hilft Kyo beim Getränke mixen. Am nächsten Samstag heißt das Motto „Beach Party“, da haben wir Vormittag bis Mittag auf. Schließen dann um zwei Uhr. So kann sich jeder noch einmal für eine Stunde eine Pause gönnen. Aber wie es genau ablaufen wird, wirst du ja nächste Woche sehen.“, erklärt Tamako Shin während wir unseren Kaffee trinken und Tamako ihre Schokolade. „So, abwaschen tun wir morgen, aber jeder spült seine Tasse aus!“, rufe ich denjenigen in der Küche zu. „Shin, komme bitte nochmals ganz kurz in mein Büro.“ Shin folgt mir und hinter uns schließe ich die Tür. „Es ist nur eine Kleinigkeit. Hier ein Zettel. Ich brauche noch eine Kontonummer von dir, damit ich weiß, wo ich das Geld hin bezahlen soll.“ Shin nickt und sieht auf den Zettel. „Auch ist da gleich dein Plan, wie du arbeiten musst. Wenn du eine Prüfung hast, kannst du mir das sagen. Ich gebe dir dann an diesem Wochenende frei.“ „Das geht? Einfach so?“ „Wenn es rechtzeitig ist. Ja. Ich stehe ungern zwischen dir und deinen Prüfungen. Habe das ganze selber hinter mir. Also, schau nach, wann du deine Prüfungen hast und schicke sie mir dann per E-Mail. Steht auch mit da drauf.“ Er lächelt. Er scheint glücklich zu sein. „Danke schön.“ Shinji. Wieder sehe ich Shinji. Wieso? Vibrieren. Ich traue mich nicht auf das Handy zu schauen. Wieder vibrieren. „Einen Moment.“ Ich nehme es. Ich atme erleichtert auf. „Haru. Hey. Hast du Pause? … Ja? Ok, ich rufe dich in 10 Minuten wieder an. Ich muss noch etwas besprechen. … Ok? … Gut, dann bis gleich. … Ich liebe dich auch…“ Ich richte mich wieder zu Haru. „Tut mir leid für die Störung. Hast du noch Fragen? Oder irgendetwas anderes? Hat das mit der Arbeit gepasst?“ „Nein, also Ja… Also ich meine. Keine Fragen mehr und.. es hat alles gepasst.. Danke..“, stammelt Shin vor sich hin. „Alles in Ordnung?“ Shin nickt. „Ich muss jetzt gehen, mein Bus.. ich verpasse ihn sonst. Tut mir leid. Auf Wiedersehen. Bis Morgen.“ Shin rannte zu Tür raus. Ich gehe zum Tamako, die schon am Auto auf mich wartet. „Haru kommt heute eher. Im Restaurant ist irgendetwas passiert, deshalb holen wir ihn gleich ab.“ Tamako nickt und steigt in den Wagen. „Was hast du mit Shin gemacht? Der ist verstört aus dem Café gerannt.“ Ich sehe sie verwundert an. „Nichts.“ Ich habe doch nichts gemacht, oder? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)