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Gravitation

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Gravitation

Gravitation oder auch Schwerkraft genannt, konnte etwas sehr hässliches sein. Sie holte einen unbarmherzig wieder zurück auf den Boden der Tatsachen. Dieser war bekanntlich nicht sehr weich und bequem.
 

Jonathan Crane hatte dies gerade am eigenen Leib erfahren. Diese kleine, ungemein geringe Kraft hatte ihn auf den Erdboden gedrückt. Ein scheuendes Pferd über ihn erhoben, mit Hufen die gefährlich über seinen Kopf schwebten. Er sah die Nägel die in das Horn geschlagen waren, um die Eisen zu halten. Kleine Köpfe die ihn tödlich anblitzen und ihm seiner Zukunft verkündeten.

Tot in den Narrows, von den Auswirkungen seines eigenen Toxins gerichtet.
 

Er spürte den eisigen Luftzug und das Beben des Bodens. Wenige Millimeter neben seinem Kopf hatte das Metall sich in die Erde gepresst und tiefe Abdrücke hinterlassen. Seine Muskeln vibrierten und sein Atem quoll ungleichmäßig aus seinem Mund.

Die Augen weit aufgerissen starrte er auf das, was eben noch sein unausweichliches Schicksal gewesen war.
 

Der dampfende Tierkörper über ihn, der süßliche Geruch des Fells der seine Sinne betäubte aber vor allen das Geräusch der scharrenden Hufe neben ihm. Er konnte seine Augen nicht davon lassen. Stumm bewegten sich seine Lippen, ohne erkennbare Worte zu formen.
 

“Ein albernes Ende, mein kleines Vögelchen. Tot getrampelt von einen Klepper.“
 

Scarecrow lachte in seinen Inneren, über die Reaktion ihrer Körpers. Von Furcht fast paralysiert lag er da. Nicht mehr im geringsten Herr über sein Fleisch und Blut. Seine Lunge brannte von der Luft, die er viel zu schnell versucht hatte in sie hinein zu zwingen.

Jetzt als sich langsam begannen die Dunstwolken der Furcht zu klären, wusste er dass es in keinem Fall produktiv gewesen war. Die Überdosis an Sauerstoff, hatte ihn weder schneller reagieren, noch denken lassen. Es war ein sinnloser Akt, das sprichwörtliche greifen nach dem Strohhalm.
 

Scarecrow kicherte gehässig im Hintergrund seiner Gedanken.
 

„Ich dachte du magst Stroh? Oder bin ich nicht so was wie ein Strohhalm für dich gewesen?!“
 

Jonathan Crane wollte etwas sagen, ihn etwas Kluges erwidern, aber als er den Mund öffnete kam kein Ton aus seiner Kehle. Stattdessen schmeckte er den schalen Geschmack des Dunstes, der sich über alles legte. Ein Gemisch aus seinen bitteren Aerosol und dem verdampften Wasser, was nun langsam wieder an kalten Flächen kondensierte.
 

Erst jetzt realisierte er das seine Kleidung, oder besser gesagt das was davon übrig geblieben war, an seinen Körper klebte wie ein Kokon einer Raupe.
 

„Wie lange wollen wir eigentlich noch hier rum liegen?!“
 

Die kratzige Stimme, war unmissverständlich gewesen und zwang in aus seinen Gedanken zurück in die Realität.

Das Erste was ihm auffiel war, die Abwesenheit des Tieres über ihn. Der penetrante Geruch war verschwunden und auch die Hitze, welcher dieser Körper ausstrahlt hatte.

Immer noch benommen, rollte Jonathan seinen Körper zur Seite. Jede Faser in seinen Körper protestierte gegen die Bewegung. Am liebsten wäre er wieder in seine Ausgangslage zurückgekehrt und hatte so ausgeharrt bis alles vorbei war.
 

Aber stattdessen kämpfte er sich auf, bis er es schaffte zu knien. Für einen kurzen Moment wurde es besser. Doch dann begann die Welt sich um ihn zu drehen. Kalte Schauer krochen ihn über den Rücken und vor seinen Augen breitetet sich Finsternis aus. Wie ein einstürzendes Kartenhaus verabschiedeten sich seine Sinne, alle nach einander. Sein Atem beschleunigte und dann rebellierte sein Magen. In Wellen presste er seinen Inhalt nach oben.
 

Die beißende Säure bewegte sich durch die Peristaltik der Speiseröhre und füllte seinen Mund. Es kratze in seiner Kehle und es brannte an den empfindlichen Schleimhäuten in der Mundhöhle. Mit einen würgenden Geräusch landete sie, samt Inhalt des Magens auf den Boden vor ihm.
 

“Gut dass sie uns in Arkam nicht so gut versorgt haben. Sonst müsste ich fürchten, das dies hier noch länger dauern könnte.“
 

Der ehemalige Leiter des Asylums krümmte sich auf der Erde und würgte, während sein zweites Ego munter Ideen zur Verbesserung der Gesamtsituation einbrachte.

Hätte er nicht gewusste das es Scarecrows Art war sich um ihn zu kümmern und sicher zu stellen das es ihn gut ging, hätte man denken können das sein strohiges Selbst es genoss ihn zu quälen.
 

Mit den Handrücken wischte er sich über die Lippen, nach einen erneuten Auflehnen seines Magens. Mit tiefen Atemzügen zwang er sich zur Ruhe und presste zwischen den Zähnen hervor.
 

“Wie soll es nun weiter gehen? Wir haben alles verloren.“

Impuls

Impuls ist Kraft mal Zeit. Ein Impuls ist immer gerichtet, im Gegensatz zu einer bloßen Energieeinwirkung.

“Kling“ die rechte metallne Kugel traf auf die anderen in Ruhelage und dann bewegte sich die Kugel am anderen Ende.

“Kling“ die Kugel schwang zurück und traf die Verweilenden. Der Impuls wurde weitergegeben.
 

Er kniete immer noch auf der dreckigen Straße irgendwo in den Narrows. Das Gesicht leichenblass, die eisigen blauen Augen auf den Boden genagelt. Aber statt dem kaputten Pflaster sah er die Kugeln schwingen. Eine Erinnerung, er war immer fasziniert von dieser Spielerei gewesen, ein wenig Klischeehaft aber doch recht imposant.

Der Blickwinkel vergrößerte sich, ein Schreibtisch, ein bequemer Stuhl dahinter, einen Stapel mit Akten und vergilbten Heftern darauf. Alles das war Vergangenheit.
 

Natürlich war es damals einfach zu sagen gewesen. „Die Polizei kann uns nicht mehr aufhalten…“ Sie hatten ihn auch nicht in diese Lage gebracht, irgendwie in eine Gasse in dieses Ratten verseuchte Viertel der Stadt. Damit waren nicht nur die Nagetiere gemeint.

Es hatte alles anders laufen sollen, die Leute sollten schreien, beben vor Furcht, ihr animalisches Gesicht einander enthüllen. Zeigen was sie hinter ihrer Fassade waren, dressierte Affen die sich gegenseitig die Augen auskratzen.

Er hatte ihnen eine Dosis ihrer eigenen Medizin geben wollen, die die sie ihn Jahre lang hatten schmecken lassen.

Und jetzt-
 

Ein erneuter Würgereiz schüttelte seinen Körper. Er keuchte, doch sein Magen hatte schon alles Preis gegeben, was er hätte noch nach oben befördern können. Nur noch bittere Teile von Galle fanden den Weg in seinen Mund und schnürten ihn die Kehle zu.
 

“Jonathan. JONATHAN! Reiß dich zusammen, wir haben schon schlimmere Dinge erlebt. Oder erinnerst du dich nicht mehr an die unzähligen Male als sie uns getreten, geschlagen und ausgelacht habe?

Oh mein wunderbarer Jonathan, wir haben uns immer wieder aufgerichtet. Haben uns geschworen die Zeit und die Energie, mit der sie uns leiden ließen, ihnen zurück zu geben.“
 

Scarecrows Stimme hielt kurz inne und eine kleine Portion der Sinneseindrücke, die gerade durch Jonathans Körper strömten drang bis zu ihm durch.

Ein kratziges, raues Kichern ertönte im Inneren des Kopfs des Doktors.
 

„Hörst du sie schreien, riechst du ihre Angst? Die Luft ist voll davon. Wir haben nicht versagt. Wir haben es nur nicht zu ganz zu Ende gebracht. Wir haben ihnen eine kleine Kostprobe von unserem Können gegeben. Ist es nicht viel besser sie in der Furcht – das Wort flüsterte er mit vibrierender Intensität- zulassen, wir können das Widerholen!“
 

„Scarecrow?“
 

„Ja, mein kleiner Vogel.“
 

„Wir haben nicht versagt?“
 

„Nein, wie ich schon erwähnt, mein kluges Kranichküken. Wir haben es nur nicht zu Ende geführt. Lass Scarecrow dir den Weg zeigen. Ich passe auf uns auf, so wie ich es schon viele Male gemacht habe. Schlaf mein erschöpfter kleiner Vogel, es war ein anstrengender Tag.“
 

Die immer noch kniende Person nickte mit dem Kopf und schien sich für einen kurzen Moment zu entspannen. Was aber auch an der Tatsache liegen konnte, das ihr Magen sich nun langsam wieder beruhigte.

Mit einem Ruck, welche man ihr nicht mehr zugetraut hatte erhob sie sich. Mit einer Hand strich sich Jonathen Crane die schwarzen Haarsträhnen aus dem Gesicht und sog die Luft harsch ein.
 

„Stehen bleiben!“ Ein Ruf halte aus der Gasse, auf deren Boden der ehemalige Leiter des Arkham Asylums bisher gekniet hatte.
 

Langsam wand dieser sich der Quelle des Geräusches zu. Durch die Pfützen übersäte Gasse, die zugestellt war mit allerhand Unrat, bahnte sich ein Beamter des Gotham Police Departments seinen Weg. Die Waffe auf den Unbekannten gerichtet der eben aufgestanden war. Eine Stabtaschenlampe die er ebenfalls in der Hand hielt schwenkte über die Gegenstände, rechts und links seines Weges.

“Sir, Bitte bleiben sie stehen, warten sie bis ich bei ihnen bin.“
 

Unbewegt stand Dr. Crane im Halbschatten der Gasse, den Kopf leicht schief gelegt betrachtete er den Himmel. Zu mindestens hatte es den Anschein, aber in Wirklichkeit stand dort weder Dr. Crane, noch schaute er in den Himmel. Er lauscht, den Schritten, wie ein Raubtier was auf seine Beute lauerte.

Das Klirren einer Dose, auf die der Beamte getreten war. Das Patschen seiner Schritte auf dem nassen Pflaster, die näher kamen. Seine angespannte Atmung. Scarecrow leckte sich über die Lippen und setzte sein diabolischstes Grinsen auf.
 

“Sir, ist alles bei Ihnen OK?“
 

Keine Antwort
 

„Sir, sind sie unverletzt?“
 

Ein Funken Wahnsinn brannte in den Augen, die sich jetzt auf den Beamten richteten. Eisige, blaue Orbits durchbohrten ihn und ließen ihn erstarrten.

“Uns geht es soweit gut. Danke der Nachfrage.“ Wie immer wenn Scarecrow sprach, veränderte sich die Stimme von Dr. Crane. Sie wurde kratziger, rauer, gefährlicher.
 

“Kommen sie keinen Schritt näher!“

Die Stimme des Ordnungshüters zitterte bei den Worten. Er gehörte zum 2. Trupp der auf die Insel geschickt wurde, nachdem der Erste dem Furcht-Aerosol zum Opfer gefallen war.

Bevor der Einsatz begann hatten sie Instruktionen erhalten. Diese hatten auch einige Bilder mit als besonders gefährlich eingestuften Individuen enthalten.

Sie, hatten damals über den Namen gelacht, der dem recht feminin aussehenden Mann gehörte. Scarecrow, als ob es nichts grauenerregenderes gab, als so eine blöde Strohpuppe.
 

Nun sah er die Sache etwas anders. In einer dunklen Gase, alleine mit einer Person, aus deren Augen der blanke Wahnsinn leuchtete. Keine Skrupel, keine moralische Grenzen, völlige Freiheit verhieß dieser Blick.
 

“Wir wollen auch gar nicht näher kommen.“ Scarecrow grinste bei den Worten und sog die offensichtliche Furcht des Beamten ein. Das manische Lachen im Gesicht seines Gegenübers, lenkte der weilen den Mitarbeiter des Polizeidepartments von dessen Händen ab.
 

Wie selbst gesagt. Sie brauchten nicht näher zu kommen um diese kleine lästige Situation zu klären.

Die Wucht des Aufpralls riss dem Beamten die Taschenlampe aus der Hand. Mit einem dumpfen, metallischen Klappern fiel sie zu Boden und erlosch.

Einen Reflex folgend wand sich der Ordnungshüter nach dieser um. In dem Moment traf ihn ein zweiter Gegenstand am Kopf. Wie ein gefällter Baum, den man den letzten Schlag versetzte, sackte er in sich zusammen.
 

Mit einer Hand einen undefinierbaren Gegenstand in die Luft werfend und dann wieder fangend, schlenderte Dr. Jonathan – Scarecrow – Crane zu der am Boden liegenden Person. Er kniete sich vor sie und grinste noch mal über das ganze Gesicht.

Jonathan lehnte körperliche Gewalt ab, er bevorzugte es seinen Gegenüber durch die Kraft des Geistes zu bezwingen, in unwesentlicher Kombination mit seinem Furchttoxin. Scarecrow stand dem etwas anders gegenüber. Er wusste es zu schätzen einen Feind nieder zu strecken, auch wenn ihn durch ihren gemeinsamen Körper doch Grenzen gesetzt waren.
 

„Und David besiegt Goliat…“ Ließ der dunkelhaarige Mann von sich vernehmen, als seine schlanken Finger über die Uniform des Beamten wanderten. Nach wenigen Minuten hatte er alles zusammen was sich als nützlich erweisen konnte.

Eine geladene Waffe, Munition, Geld, Kreditkarten, ein Ausweis und die Polizeimarke, hinzu kam dann noch die Uniform. Es wäre unverantwortlich gewesen, solch eine Situation sich durch die Lappen gehen zu lassen. Die Kleidung saß leger an seine Körper und Scarecrow war sich fast sicher das Jonathan sie nur unter großen Wiederworten angezogen hätte, mit den Hinweis darauf das er es unhygienisch fände.
 

Er ließ den Officer gefesselt mit Draht, welchen er in den Abfällen in der Gasse gefunden hatte, zurück. Dumpf halten nun seine Schritte durch die Gasse, reflektiert von den Gebäuden die dicht an dicht gedrängt standen.

Mit gemächlichen Schritten bog er auf die größere Straße. Er wollte nicht den Eindruck erwecken in Eile zu sein oder sich auffallend viel Zeit zu lassen. Beides wäre verdächtig gewesen und das war eine der Sachen, die er vermeiden wollte.

Er hatte genug kriminal psychologische Gutachten erstellt, um so etwas zu wissen. Oder besser gesagt Jonathan hatte sie erstellt.
 

Es war nicht so, dass die Beiden von einander getrennte Persönlichkeiten waren. Sie beeinflussten sich gegenseitig und bildeten zusammen eine Einheit.

Wie die Kugeln auf dem Schreibtisch in seinen alten Büro. Eine äußere Kraft versetzte Beide in Bewegung, ein Impuls der immer wieder übergeben wurde bis er sich verlor.

Maskierung

A.d.A.: Unverhofft kommt oft, oder ich brauche Stress um kreativ zu sein.
 


 

Er musste geraume Zeit ohne wirkliches Bewusstsein auf den Boden der Gasse verbracht haben, nachdem das Pferd gescheut hatte, spekulierte der Strohmann.

Man hörte zwar immer noch die Angst erfüllten Schreie, die Wirkung seines Toxins. Doch wurden sie langsam weniger und waren weiter entfernt. Hinzu kam das vermehrte Auftreten von Polizeieinheiten, die ausschwärmten um für Ordnung zu sorgen.

Scarecrow unterdrückte ein Kichern. Ordnung in den Narrows, es war so als wollte man die Nadel im Strohhaufen finden.
 

Sein aufmerksamer Blick wanderte der weile die Straße entlang. Zurzeit zählte er 3 Einheiten die in verschiedene Richtungen sich fortbewegten. Mit einen kurzen Kopfnicken in seine Richtung grüßten sie einen vermeintlichen Kollegen.

Das Schaufenster, was die Ereignisse dieser Nacht auf wundersamer Weise, überlebt hatte, reflektierte das Abbild eines jungen schmächtigen Polizisten. Der in die Uniform wohl noch herein wachsen sollte. Wahrscheinlich wären genau das die Worte der Frau in der Kleiderausgabe gewesen, wenn sie Dr. Crane mit dieser Dienstkleidung ausgestattet hätte.
 

“Jonathan, wir sollten so etwas öfter tragen. Es steht uns.“ Scarecrow lachte bei dem ungewohnten Anblick. Und begutachtete mit Interesse ihr Spiegelbild, in dem schmutzigen Fenster vor sich.
 

Im Inneren blinzelte Jonathan Crane und erwachte nach seiner kurzen Ruhepause. Immer wenn er sich komplett zurückzog, brauchte er ein paar Momente, um sich zusammen zu reimen was passiert war.

Meistens stellte Scarecrow ihn die Erinnerungen daran zur Verfügung, was es um einiges einfacher machte.
 

Mit zusammen gekniffenen Augen betrachtete der Ex-Psychiater sein Erscheinungsbild. Unwillkürlich machte er einen Schritt nach Vorne, um seinen Sehfehler zu kompensieren. Er war fast nicht wieder zu erkennen. Die Schildmütze mit dem Logo der GPD verdeckte seine zerzausten schwarzen Haare. Darunter war ein leichenblasses Gesicht, was einige Kratzer aufwies. Und in mitten dessen strahlten 2 eisblaue Augen ihn entgegen, mit der Präsens von 2 verwandten Geistern.

Die dunkle Farbe der Kleidung machte es ihn schwer, Details zu erkennen. Aber die spürbaren Gewichte in verschiedenen Taschen, ließen keinen Zweifel daran das Scarecrow den ursprünglichen Besitzer bis aufs Hemd ausgeplündert hatte.

Jonathan tastete die Taschen ab, auf der Suche nach seiner Brille. Scarecrow mochte ohne sie zu Recht kommen, aber er zog es vor Personen und Objekte schon auf größere Distanz identifizieren zu können.
 

“Linke obere Jackentaschen. Du hättest mich auch einfach fragen können.“ Wisperte die raue Stimme in sein Ohr.
 

Mit einem Schnauben quittierte der Doktor den Kommentar und entfaltete die Bügel, um sich dann die Brille auf die Nase zu schieben. Sein Blick fiel abermals auf das Schaufenster, doch dieses Mal fixierte er die angepriesenen Waren hinter der Scheibe.
 

*
 

Mehrere Meilen entfernt knackte ein Funkgerät.
 

„Wir haben ihn bisher noch nicht gefunden Lieutenant Gordon. Dafür konnten wir einige andere wieder in Gewahrsam nehmen. Hier sieht es ziemlich schlimm aus, aber die Leute beruhigen sich langsam. Over.“
 

„Ok bringt sie hier her. Versucht die Insel so gut es geht zu sichern, wenn nächste Woche die Spezialisten vom Gefahrstoffräumdienst kommen, will ich keine Zwischenfälle. Over“
 

Am Rande es improvisierten Zeltlagers stand Jim Gordon und blickte auf das Funkgerät in seinen Händen. Die Operationszentrale der Gotham Police war hell erleuchtet und es herrschte geschäftiges Treiben. Hier lief alles zusammen, wurden Polizisten instruiert für ihren Einsatz in dem verseuchten Gebiet der Narrows und die Aufräumarbeiten gesteuert.
 

Der Einsatzleiter fuhr sich durch seine dunkeln Haare. Es waren noch nicht viele Stunden vergangen, seitdem er mit dem Thumber durch die Stadt gerast war.

“Eigentlich bist du für so was zu alt Jim.“ Sagte er zu sich selbst und wand sich wieder zum Zelteingang.

Als er eintrat herrschte in der Einsatzzentrale gerade eine hitzige Diskussion. Wütende Stimmen versuchten sich gegenseitig zu übertönen und ihre Argumente mittels Lautstärke zu untermauern.

„- als ob du ein Spezialist bist. Würde mich nicht wundern wenn du deine Marke bei der alljährlichen Verlosung-„

Ein scharfer Blick von Jim Gordon überließ den Rest des Satzes der Fantasie der Zuhörer, wo genau der Angesprochene seine Dienstmarke in Empfang genommen hatte.
 

„Sie haben ihn noch nicht gefunden.“ Eröffnete er der nun schweigenden Menge vor sich. Damit war niemand anders als Dr. Jonathan Crane gemeint, alias die Scarecrow. Schon kurz nach dem Adrenalinspiegel erhöhenden Teil dieser Nacht, hatte der neu ernannte Lieutenant veranlasst den ehemaligen Leiter des Arkham Asylums zu ihm zu bringen.

Doch wie so viele Andere war er entkommen, als das Toxin durch die Wasserverdampfung freigesetzt wurde.

Gordon verfluchte dies innerlich und konnte den Eindruck nicht ganz abschütteln, dass das Netz der Korruption in der Belegschaft der öffentlichen Einrichtungen weiter reichte, als er sich vorstellen konnte.

Crane hatte das Halluzinogen hergestellt und nach dem Zustand einiger seiner Patienten zu schließen, wusste er wie es exakt wirkte. Er konnte nicht verhindern das ein Schauer über seinen Rücken lief bei der Vorstellung, was der Doktor wahrscheinliche viele Jahre lang in Arkham praktiziert hatte. Mit einen kurzen kaum merklichen Kopfschütteln wischte er die Gedanken zur Seite und widmete sich wieder wichtigeren Fragen.
 

Würde das Halluzinogen sich zersetzten wenn es seine Aerosolform verlor?

Welche Produkte würden daraus entstehen oder könnte es danach wieder erneute verdampft werden?

Dies waren nur einige Aspekte, auf die er aufmerksam gemacht wurde und die der Einsatzleiter klären musste. Auch wenn sein Verständnis für Pharmazie und Chemie nicht über das eines Highschool Schülers hinausging. Noch ein Grund mehr Dr. Crane schnellst möglich ausfindig zu machen.

Auch wenn seine Chancen schlecht standen aus ihm irgendetwas Vernünftiges heraus zu bekommen. Mal abgesehen davon das der Psychiater völlig den Verstand verloren hatte, war er ihn nie sehr sympathisch gewesen.

Seine überhebliche Art, mit der er alle um sich herum behandelte, war ihm zu wieder. Die Zusammentreffen vor Gericht oder bei offiziellen Anlässen hatten Jim Gordon gereicht um den schmächtigen Mann mit den stechenden Augen, in die Kategorie Mensch einzuteilen, mit denen er so wenig wie möglich Zeit zusammen verbringen wollte.
 

„Lieutenant, was schlagen sie nun vor?“ Jim Gordon nahm die Brille ab und rieb sich mit einer Hand über den Nasenrücken, bevor er auf die Frage antwortete.
 

„Wir tun was wir immer tun. Wir versuchen den Schaden zu begrenzen.“ In Gedanken fügte er noch hinzu: „- um möglichst mit heiler Haut aus dieser Sache heraus zu kommen.“
 

„Wir setzten verstärkt die Suche nach Crane fort, geben sie Bilder und Beschreiben an alle Dienststellen. Ich will dass die Zufahrtswege nach Gotham überwacht werden. Beziehen sie alle Möglichkeiten mit ein. Wenn er hier noch irgendwo ist, werden wir ihn finden. Informieren sie mich halbstündlich über die Fortschritte auf der Insel, ich-„

Er wurde unterbrochen als sein Funkgerät wieder knackte.
 

„Lieutenant Gordon, bitte kommen.“
 

„Ja, ich höre.“ Er hatte die Hand in Richtung der Anwesenden als Zeichen gehoben, dass er gleich fortfuhr und sie die Störung bitte entschuldigen sollten.
 

„Sie wollten dass wir alle Abweichungen melden. Wir haben hier einen Code 5.3 Es wurde ein Officer seiner Uniform und Waffe beraubt. Er ist nicht bei Bewusstsein, aber stabil. Over“
 

Gordons Gedanken rasten und spielten alle möglichen Szenarien durch. Er musste den Teufel nicht an die Wand malen und gleich darauf schließen das Crane dafür verantwortlich war. Es gab mehr Personen die dafür verantwortlich sein konnten, wie den ehemaligen Leiter der Anstalt der an diesen Abend entkommen war und sich auf der Insel aufhielt. Aber sein Bauchgefühl projizierte das Bild des hageren Mannes mit den stechenden Augen in seinen Kopf.
 

*

Die Straße war dreckig, sogar im Vergleich zu den Anderen hier in den Narrows, wo Unrat die Begrünung ersetzte. Das kondensierte Wasser hatte auch hier Pfützen entstehen lassen, in denen sich ölige Schlieren abzeichneten.

Jonathan Crane bewegte sich gezielt auf den Hauseingang zu, der hinter einem großen Abfallcontainer verborgen lag.

Er hatte sich diesen Unterschlupf auserkoren aus mehreren wichtigen Gründen, welche er mit Scarecrow vorher erörtert hatte.

Er hatte einen funktionierenden Stromanschluss, zu mindestens wies das noch intakte Kabel darauf hin, eine gute Lage, Zugang zur Kanalisation und viele zwielichtige Gestalten. Da würde eine mehr oder weniger auch nicht auffallen.
 

„Du hast uns eben als zwielichtig bezeichnet?!“ Scarecrow amüsierte sich über die Wortwahl. „Was kommt als Nächstes, mein Vögelchen? Dürfen wir jetzt endlich auch Steuern hinterziehen und falsch parken?“

Der Strohmann hatte Dr. Crane immer damit aufgezogen, dass er zwar unmoralische Versuche an seinen Patienten durchführte aber immer brav seine Steuern zahlte und nie den Behindertenparkplatz benutze, der viel näher am Eingang zu seiner ehemaligen Arbeitsstelle lag.
 

Das Haus schien verlassen zu sein, wobei dies auch geringfügig an der Tatsache liegen könnte, dass die Bewohner sich entweder Gegenseitig ausgeschaltet hatten oder in Panik geflohen waren.

Die Tür leistete nur schwachen Widerstand, aber in einen Stadtteil wie den Narrows war es entweder ratsam einen gepanzerten Eingang zu besitzen oder eine Tür die sich so leicht öffnen ließ, dass der ungebetene Gast nicht zuviel Schaden beim Betreten anrichtete.

Dr. Crane fügte eine funktionstüchtige Tür als Punkt auf seiner Liste ein, gleich hinter der Aufreihung von Labor-Equipment und Substanzen was er beschaffen musste.

Scarecrow mochte zwar gut dafür sein Polizisten auszuplündern und den Bat-Man in Brand zu setzen, aber von der Notwenigkeit Dinge zu planen hielt er nicht viel.
 

Scarecrow kicherte mal wieder in Jonathans Kopf und machte Anstalten die Wohnungsbegehung mit liebreizenden Sprüchen zu garnieren, während Dr. Crane das verlassene und herunter gekommene Haus begutachtete.

Eine Wohnung in der ersten Etage schien noch bewohnbar zu sein. Im Stockwerk darüber hing das Dach gefährlich durch und entblößte seine nackte Holzkonstruktion an einigen Stellen. Das Erdgeschoss war völlig verwüstet, aber nicht erst seit dieser Nacht. Ein flaumiger Pelz der sich über den Unrat ausbreitete erzählte von einer längeren Verwahrlosungsperiode.
 

„Gemütlich und gleich mit Haustieren. Vielleicht schaffst du es ja, dass sie Dinge von alleine in den ersten Stock bewegen.“ Kommentierte die Stimme im Kopf des Ex-Psychiaters ihre neue Wohnstätte samt Pilzkulturen im Untergeschoss und anderen Dingen die noch nicht zum Vorscheinen gekommen waren.

“Ich habe nicht vor mich länger als nötig hier aufzuhalten.“ War Jonathans kühle Antwort, wobei er damit offen ließ ob er die untere Wohnung oder den Unterschlupf generell meinte. Müde schleppte sich Dr. Crane wieder die Stufen hoch, in den bewohnbaren Teil.
 

Sein letzter Weg des Tages führte ihn in das verdreckte Bad. Vor einen fast blinden, verschmierten Spiegel blieb er stehen. Suchend sah er sich in den kleinen Raum ohne Fenster um, bis er endlich die Tüten entdeckte die er vorhin in der Badewanne abgestellt hatte. Oder besser gesagt in dem großen Gefäß mit einer dicken Dreckkruste. Zwischen getrockneten Lebensmitteln in Tüten und Konserven räumte er allerlei andere Dinge auf den Fußboden, bis er eine kleine rechteckige Packung in den Händen hielt.

“In das ungewaschene, trockene Haar einmassieren. 45 Minuten einwirken lassen und dann auswaschen.“ Er lass den Text leise murmelnd vor und blickte noch mal in den Spiegel.
 

*
 

„Sie können mir nicht erzählen, dass es so schwierig ist einen Mann auf einer komplett abgeriegelten Insel wieder zu finden.“ Eine Faust kollidierte mit dem massiven Holz eines Tisches.

“Das letzte Mal als er gesehen wurde, hat er unwirsches Zeug von einer Vogelscheuche von sich gegeben. Hätte nur noch gefehlt das er Dorothy und Häuser die von Wirbelstürmen weggetragen werden, erwähnt hätte. Finde sie Ihn! Er kann sich nicht in Luft aufgelöst haben!“

Dieses Mal musste ein Aktenstapel daran glauben und als Gegenspieler zur Faust von Commissioner Loeb herhalten. Erfurchtsvoll erzitterten die Dokumente vor der geballten Übermacht des Polizei Apparates in Gotham.

Lieutenant Gordon senkte den Kopf und unterdrückte den Drang, etwas zu sagen. Als ob es so einfach wäre. Man konnte nicht einfach einer gelben Backsteinstraße folgen und dann war man am Ziel.

Stattdessen rang er sich ein Lächeln ab und nickte, als Zeichen dafür dass er seinen Vorgesetzten verstanden hatte und brachte das zur Sprache warum er eigentlich im Büro des Commissioners der Gothamer Polizei erschienen war.

“Wir machen Vorschritte bei der Ergreifung der anderen Insassen des Asylums. Ich schätze noch 1-2 Tage und wir können die Sicherheit auf der Insel so weit gewährleisten, dass der Räumdienst sich an die Arbeit machen kann. Bisher ist das Asylum immer noch Sperrgebiet. Die Labortests sind noch nicht abgeschlossen und bis dahin wird es unter der höchsten Quarantänestufe geführt.“

Aggregatzustände 1

Ich habe das Kapitel geteilt, es handelt sich hierbei also nur um den ersten Teil davon. Ich hoffe das ich den anderen Part in kürze dann auch beendet habe um ihn zu ergänzen.
 

Aggregatzustände, Kennzeichen des Energiegehaltes eines Systems und Beweglichkeit seiner Moleküle und Atome.

Wenn man Gotham einordnen sollte, läge es wohl im Tripelpunkt. Was soviel hieß, dass alle Zustände zur gleichen Zeit existierten, durch eine Mischung aus erhöhter Temperatur und Druck von außen, auf das System.
 

Nebel, war Wasser was fein in einer Gasphase verteilt vorlag. Genau solch ein Dunst lag jetzt über der Insel vor den Toren von Gotham. Weiße Schwaden, bewegten sich wie von Geisterhand geführt durch die runtergekommenen Straßenzüge der Narrows und kondensierten an kühleren Flächen.

Durch die tief hängende Wolkendecke versuchte sich die Sonne zu kämpfen. Aber ihr Vorhaben war zum Scheitern verurteilt. Es würde den ganzen Tag trübe und bewölkt bleiben, das stand an diesem Morgen unausweichlich fest.
 

Trotz der frühen Stunde herrschte geschäftiges Treiben in der improvisierten Einsatzzentrale der GPD am Rande von Gotham.

In den letzten Tagen und Stunden waren immer mehr Zelte dazu gekommen und das Lager erstreckte sich nun fast bis zur Verbindungsbrücke zu den Narrows.
 

Der klebrige Dunst des Morgens schlug sich auch hier überall nieder und benetzte Ausrüstung, Unterstände und Menschen.

Wie in einen Ameisenstaat wuselten Uniformierte und Personen in zivil hin und her. Sie beluden Fahrzeuge, machten Haken auf Listen oder bewegten sich wie es schien planlos durch die Landschaft.

Ein Funkgerät knackte.

“Wir wären dann so weit.“ Teilte die Stimme mit.

Der Besitzer des Gerätes nickte nur kurz und murmelte dann etwas in das Mikrophon. Es klang wie eine Abfolge von Zahlen und Buchstaben.
 

Eine jüngere Frau in zivil gesellte sich zu dem Träger des Funkgerätes und hielt ihm einen Kaffee hin.

“Denken sie wirklich, dass es schon sicher ist?“ Sie machte dabei eine Bewegung mit dem Kopf in Richtung der Insel und sprach dann weiter. „Ich meine wir haben nicht mal 1/3 von denen wieder geschnappt.“
 

Der Mann neben ihr nahm den Kaffee dankend an und starrte einen Moment auf die Männer vor ihnen, die sich nun langsam um die beladenen Fahrzeuge sammelten.

Er seufzte.

Er hatte zwar Commissioner Loeb vor ein paar Tagen erzählt, das sie gute Fortschritte machten, aber es war nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Außerdem wollte sein Vorgesetzter nichts von Problemen hören sondern von abgeschlossenen Fällen mit guter Publicity für sein Department.

Nach einen erneuten, konsultierenden Blick in seinen dampfenden Kaffees erwiderter er dann: „Wir haben keine andere Wahl. Auch wenn ich den Zeitpunkt noch etwas für verfrüht halte.“
 

Er rührte mit dem Plastikspatel im Kaffee, bevor den Pappbecher zum Mund führte und etwas von der heißen, bitteren Flüssigkeit trank.

“Danke noch mal für den Kaffee.“

Sie zuckte nur mit den Schultern und zog dann ihre Jacke ein wenig enger an den Körper, um der Feuchtigkeit weniger Angriffsfläche zu bieten und fügte hinzu.

„Das Gute am frühen Aufstehen, ist das man mehr Kaffee trinken kann.“

Ein kurzes Lächeln huschte über das Gesicht ihres Vorgesetzten.

“Dann sollten wir aber eindeutig besseren Kaffee haben und nicht dieses braune Wasser.“
 

Nun grinste sie auch und deutet auf die Wagen vor ihnen.

“Sind das alle? Ich dachte es sollten Spezialisten aus allen Teilen des Landes eingesetzt werden?“

Lieutenant Jim Gordon nahm noch einen Schluck von seinem „braunen Wasser“ bevor er antwortete.

“Heute Nachmittag kommt der Rest. Das sind erstmal nur unsere Leute oder aus dem Umkreis von Gotham. Sie bereiten die Zweite Einsatzzentrale in den Narrows vor und transportieren die Ausrüstung.“
 

*

Hinter einem Fenster, auf der Seite der Narrows, bewegte sich etwas. Jemand trat zurück in die Schatten und ließ ein kleines ausziehbares Objekt, in einer seiner Taschen der Hose verschwinden.

„Perfekt sie fangen endlich an.“

Von seinen jetzigen Standort aus sah er wie die Brücke zur Insel herunter gelassen wurde und die Kollone von Fahrzeugen sich in Bewegung setzte.
 

Er hatte sich schon ernsthaft gefragt, ob sie überhaupt noch kommen würden. Er führte es auf Gordon zurück, der wie es schien das Kommando hatte, das die ganze Sache nur so schleppend anlief.

Die Schatten ließen sein Gesicht noch mannischer wirken, bei seinem anschließenden Grinsen.

Der gute Inspektor Gordon, so besorgt um seine Mitmenschen und immer so umsichtig. Kein Risiko eingehen wenn es nicht noch eine sicherere Lösung gab. Einen kurzen Moment schwelgte er noch in Erinnerungen, an die wenigen Treffen mit dem Mann der mit dem Bat-man zusammen alles ruiniert hatte.
 

Er trat wieder zurück ans Fenster und beobachtete den Einsatz. Bald waren genug unbekannte Fachkräfte auf der Insel, dass er sich wieder freier bewegen konnte. Er sah auf seine Hose herab und auf seine Schuhe. Beide waren nass und verströmten einen unangenehmen Geruch. Der Preis ungesehen von einem Ort zum anderen zu kommen. Auch sonst war es schwer die Person, die bis eben noch die GPD ausgespäht hatte, als ehemaligen Leiter des Arkham Asylums zu erkennen.
 

Sein Haar war nicht mehr schwarz, sondern hellbraun. Das sonst so glatte Gesicht zierte jetzt ein Drei-Tage-Bart und die Kleidung, hätte man eher an einen Hinterhof-Möchtegern-Rapper erwartet als an Dr. Jonathan Crane.

Er grinst als er in der spiegelnden Scheibe sich selbst fixierte.

“Kleider machen Leute.“

Sein Blick glitt wieder zu der Hose und der Tatsache, dass es die des Officers war, der von Scarecrow niedergestreckt wurde. Er hatte sich nicht mit den anderen anfreunden können, die er in der Wohnung gefunden hatte, auch wenn sie wahrscheinlich eher seiner Konfektionsgröße entsprochen hätten.
 

Ihm war der Sinn von Hosen nicht klar, die bis zu den Kniekehlen hangen und in denen man sich genauso gut bewegen konnte wie in einer Zwangsjacke.

Außerdem hatte dieses Kleidungsstück hier, viele sehr praktische Taschen.

Mit diesen Gedanken machte er sich auf den Weg zurück, zu seiner Unterkunft. Er hatte noch ein paar Dinge zu erledigen und vorzubereiten, bevor es losgehen konnte.
 

*

„Haben sie schon gesehen, dass heute der Zweite Teil, der Aufräumaktion in den Narrows startet?“ Alfred nahm die Zeitung vom Frühstückstablett und hielt sie einen sehr verschlafen drein blickenden Bruce Wayne hin.
 

„Lieutenant Gordon scheint gute Arbeit zu machen.“ Fügte der Butler hinzu, als seine offerierte Quelle von neuen Informationen missachtet wurde. Vorsichtig stellte er das Tablett mit dem Frühstück auf dem Nachtschrank ab. Danach spielte seinen letzten Trumpf aus, um die Aufmerksamkeit seines Arbeitsgebers von den Kissen in seinem Bett weg zu lenken.
 

“Miss Daws hat angerufen.“
 

„Rachel?!“ Bruce hatte augenblicklich seinen Kopf aus der weißen Masse erhoben, die am oberen Teil seines Bettes lagen.

Der alte Butler lächelte still in sich hinein bei der Reaktion und antwortete in einen neutralen Ton.

“Sie würde heute Nachmittag – er sah auf die Uhr an seinem Handgelenk und revidierte sich zu – nachher, Ihnen gerne einen Besuch abstatten.“
 

Bruce ignorierte die leichte Kritik an seinen Schlafgewohnheiten und griff nach der Tasse auf dem Tablett.

Kein Kaffee, musste er feststellen.

Alfred war wahrscheinlich der Meinung, dass sein Lebensstill schon gesundheitsgefährlich genug war, sodass er nicht auch noch die bittere Flüssigkeit zu sich nehmen sollte. Stattdessen erwartet ihn ein auf die Minute perfekt gezogener grüner Tee. Während er trank überflogen seine Augen die Überschritten auf der Titelseite der Zeitung. Als er die Tasse wieder absetzte wandte er sich an Alfred.

“Hat sie gesagt warum es geht?“ Danach nahm er noch ein paar Schlucke von der warmen Flüssigkeit, bis er sie ausgetrunken hatte.
 

Der ältere Mann verneinte mit einen Schütteln es Kopfes und deutete auf die Zeitung. „Vielleicht hat es damit etwas zu tun?“ Damit wandte er sich zum Gehen und fügte dann noch hinzu.

“Mit nachher meinte ich in 20 Minuten.“ Und verließ den Raum.
 

*

Die Sonne hatte ihren Kampf mit den dicken, schweren, grauen Wolken über Gotham noch nicht aufgegeben. Auch wenn es sinnlos schien bei der Übermacht an verdunsteten Wasser, welches unruhig über den Himmel trieb. Die einzelnen Moleküle ständig in Bewegung, kollidierend mit andern Teilchen.

Wenn man philosophisch veranlagt war, konnte man den Kampf der Sonne gegen die dunklen Wolken auf den dunklen Ritter der Stadt übertragen, der sich auch gegen eine Vorherrschaft zur Wehr setzte.
 

Eher praktischere Gemüter sahen darin ein Zeichen für Regen. So auch Lieutenant Gordon der, mit seinem fünften Kaffee des Tages, den Aufbruch der restlichen Spezialeinheiten in die Narrows beobachte und mit seinem Funkgerät koordinierte.
 

Irgendetwas machte ihn leichte Magenschmerzen, als sich die Brücke hinter den letzten Wagen der Kollone wieder hob.

Es konnte der Kaffee sein, die Tatsache dass er zu wenig Schlaf bekam und auch so an der Belastungsgrenze seines Körpers lief. Es gab vielerlei Gründe anzubringen, warum er so ein seltsames Gefühl im Bauch verspürte.
 

*
 

Weiße Zelte erhoben sich gegen den trüben Himmel. Die behelfsmäßige Unterkunft des Gefahrmittelräumdienstes, glich dem Lager der GPD hinter der Brücke. Nur einen Unterschied gab es, die Unterstände hier schmiegten sich dicht an die Mauern des Arkham Asylums. Der Hof des Irrenhauses war zur Kommandozentrale umgestaltet wurden.

Hinter den Außenmauern die den Platz umgaben, verbarg sich nun Wesen die aussahen als sein sie auf einen fremden Planeten gelandet. Unförmige, weiße Gestalten, die so stark verhüllt waren, das nur noch ihre Augen hinter einen Gesichtsschild zu erkennen waren. Vor den Eingang des Asylums standen noch ein paar vereinzelte Zelte, welche von einem Beamten der GPD bewacht wurden und als Umkleiden und Schleusen für die Spezialisten dienten.
 

Am Eingang einer dieser behelfsmäßigen Gebäude blickte ein Officer auf seine Uhr und seufzte. Er hatte schon seit gut 5 Minuten Dienstschluss und seine Ablösung war noch nicht zu sehen.

Er mochte seinen Job und er nahm ihn auch sehr ernst, nur nach 8 Stunden auf einen Fleck stehen, bekam selbst der pflichtbewusst Polizist Sehnsucht, nach einem bequemen Sessel und der Möglichkeit die Beine hochzulegen. In Gedanken befand sich auch schon an diesem Ort, er sah sich mental schon nach der Fernbedingung greifen und sich langsam von den Stimmengewirr ins Reich der Träume tragen.

Er schreckte auf als ihm jemand die Hand auf den Arm legte. Mit schreckgeweiteten Augen sah er sein Gegenüber an.
 

“Jag mir nie wieder so einen Schrecken ein, Junge! Ich habe dich gar nicht kommen gehört. Bringen sie euch das auf der Polizeischule bei, sich so anzuschleichen?! Dann sollten sie euch davor erstmal Pünktlichkeit lehren! “

Vorwurfsvoll blickte er in der Gesicht des jungen Officers mit den hellbraunen Haar und den eisig blauen Augen.

“Tschuldigung“ Der junge Mann sah verlegen zu Boden, oder zu mindestens hatte es den Anschein. Wenn man genau hinsah hätte man erkannt, dass er versuchte ein Grinsen zu unterdrücken.
 

Es war so einfach wenn man sich so verhielt wie es die Leute erwarteten. Es kam nicht so sehr darauf an, welche Referenzen man hatte und ob man wirklich so gut war wie man sich verkaufte. Es kam auf den äußeren Eindruck an und der Großteil der Leute war nur zu gewillt so etwas Glauben zu schenken. Eine Tatsache die er schon sehr früh, während seines Studiums der menschlichen Psyche beobachtet hatte.

Es war sehr hilfreich wenn man andere beeinflussen wollte.

Tu so als würdest du genau die Position bekleiden, die du vor gibst inne zu haben und niemand wird dich anzweifeln. Wenn man das hinbekam konnte man sogar den Leuten Glas für Diamanten verkaufen. Und so auch hier.
 

„Hast einen ruhigen Abend vor dir! Heute Morgen war hier die Hölle los.“ Der Officer der die ganze Zeit das Zelt bewacht hatte ließ geräuschvoll seinen Rücken knacken, als er sich nun bewegte.

“Deine erster Abend hier auf der Insel, Junge?“

Der junge Officer lächelte verlegen und nickte nervös.

“Keine Angst, die wirklich gruseligen Typen trauen sich nicht bis ran. Ist wie bei den wilden Tieren und dem Feuer.“

Er lachte fröhlich, dass er dem Jungspund noch ein paar gute Tipps mit auf den Weg geben konnte. Die Meisten von denen waren nur arrogante Wichtigtuer die nichts übrig hatten für Rat von erfahrenen Kollegen.
 

„Leider musst du wohl die meiste Zeit stehen oder du organisierst dir eine Sitzgelegenheit. Er deutete verschwörerisch ins Innere des Zeltes. Warte aber bis die vom Räumdienst weg sind, ich glaube die sehen es nicht gerne, wenn ihre Ausrüstung zweckentfremdet wird.“ Er zwinkerte ihm verschwörerisch und fügte dann noch hinzu.

“Vor 2 Minuten ist noch einer rein zum Umziehen, ich schätze in 15 min hast du deinen Stuhl.“ Er lachte wieder und klopfte den jungen Polizisten auf die Schulter.

“Falls was sein sollte, ruf die Jungs über Funk! Ansonsten dürfte gegen 18.30 Uhr der Einsatz im Gebäude erstmal beendet sein. Ab da an wirst du wohl wieder stehen müssen.“ Der Beamte der nun endlich seine Schicht beenden konnte streckte sich noch mal und schüttelte seine steifen Glieder.

“Und morgen bist du pünktlich, Junge!“ Mahnte er seinen unerfahrenen Kollegen, der auch brav und voller Schuldgefühle nickte.
 

Ein netter Junge, dachte sich der Officer als er sich langsam entfernte und Richtung Sammelpunkt bewegte, wo man wahrscheinlich schon auf ihn wartete. So folgsam und auch ein wenig nervös. Das erinnerte ihn an seinen ersten „heißen“ Einsatz, der schon viele Jahre zurücklag.

Wahrscheinlich hätte er über den jungen Mann ein wenig anders gedacht, wenn er dessen mannisches Grinsen gesehen hätte und ihm die Tatsache bekannt gewesen wäre, das seine wirkliche Ablösung mit einer schweren Kopfwunde, gefesselt in einem der runter gekommenen Gebäude in der Nähe sein Dasein fristete.
 

Scarecrow grinste noch immer als sie das Zelt betraten und flüsterte. „Also die gruseligen Typen sind hier, nur haben sie keine Angst mehr vor dem Feuer…“ Jonathan schüttelte den Kopf zu dem Kommentar und zog sich ein wenig aus seinem Bewusstsein zurück. Er mochte keine rohe Gewalt und hätte lieber auf etwas Eleganteres zurückgegriffen, doch leider war das außerhalb seiner Reichweit zurzeit. „Denk dran, Gesicht, Hände und Vorderseite sollen noch intakt sein!“ Mahnte er seinen Begleiter und ging dann dazu über den Plan noch mal zu durchdenken, während Scarecrow den nächsten Teil ihres Vorhabens realisierte.
 

Mit den Rücken zu ihm gedreht stand ein älterer Mann, nur mit einer Unterhose bekleidet und war gerade damit beschäftigt sich in einen einteiligen weißen Overall mit integrierter Kapuze zu zwängen.

Der Stoff glänzte seltsam synthetisch und leistete erbitterten Widerstand.

“Sir, alles Ok bei ihnen?“ Scarecrow ahmte eine besorgte Stimme nach und blickte sogar etwas mitleidig, als sich der Mann zu ihnen drehte und fast dabei das Gleichgewicht verlor.

“Ja, ja alles Ok… nur diese verfluchten Anzüge! Sein sie froh das sie –„ Weiter kam er nicht, der Schafft der Dienstwaffe der GPD traf ihm am Hinterkopf und erzeugte ein unschönes splitterndes Geräusch.
 

“Ich liebe es sie vorher erst in Sicherheit zu wiegen und dann zuzuschlagen, wenn sie es nicht mehr erwarten.“ Scarecrow kicherte und machte sich daran seine Sachen der niedergeschlagenen Person anzuziehen. Dann postierte er diesen so, das man ihn zwar von außen sehen konnte, aber den Eindruck erlangte das er nur ein kleines Schläfchen hielt. Und er würde ein Schläfchen halten. Er kramte in seinen Taschen und holte vorsichtig eine Spritze hervor, die mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt war. Er hatte zwar kein Sedativum, aber etwas Schlafmittel tat es auch, wenn die Person erstmal bewusstlos war, bis der Wirkstoff seinen Dienst aufnahm.

Er hatte an den Tagen zuvor einige Schlaftabletten in einen improvisierten Mörser (eine Tasse und der Griff eines Messers) gemahlen und dann mit abgekochtem Wasser aufgelöst. Die entstandene Flüssigkeit landete dann in der Spritze und nun zu guter Letzt in der unglücklichen Person, die einfach zur falschen Zeit am falschen Ort war.
 

“Jonathan, dein Part! “ Scarecrow verbarg sich wieder in den tiefen des Bewusstseins von Dr. Crane, immer bereit hervor zu springen, falls sein geliebtes Vögelchen in Gefahr war. Wobei bei dessen ersten Handlung wenig Grund zur Sorge bestehen konnte, denn er setze sich nur seine Brille auf, die er zuvor in der Kleidung verborgen hatte.
 

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Die Glas für Diamanten-Sache stammt vom Hauptcharakter des Scheibenweltromans „Ab die Post“ Feucht von Lipwig, ein sehr begabter Schwindler und Betrüger. Ich denke Crane würde in den gleichen Parametern denken. Weil auch Lipwig die Menschen um sich herum sehr gut durchschauen kann.
 

Don`t try this at home, mit den Schlaftabletten! Nach dem Lösen muss die Lösung noch sterilfiltriert werden und man verwendet auch kein abgekochten Wasser, sondern speziell gereinigtes. Also es löst sich und es wird wirken… aber die Gefahren für die Gesundheit sind nicht abzuschätzen!

Und es hat mich einiges Kopf zerbrechen gekostet bis ich auf die Idee gekommen bin. Nun noch die Erklärung warum er ihn nicht die Tabletten gegeben hat. Ganz einfach, weil er bewusstlos war und da nicht viel mit Schluckreflex ist. Wo hat er die Schlaftabletten her?

Entweder hat er sie aus den Geschäft was er ausgeräumt hat zu Beginn, hat sie in der Wohnung gefunden oder in einer anderen Wohnung während seiner geheimen Streifzüge. Ist nichts so außergewöhnliches und ich kann mir irgendwie vorstellen, das viele in den Narrows Schlaftabletten brauchten um wenigstens mal ein bisschen Schlaf zu bekommen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Von: haki-pata
2011-05-29T15:53:56+00:00 29.05.2011 17:53
Ich sitze vor meiner Tatstatur und weiß nicht, wie ich beschreiben soll, was ich empfinde.
Versuchen kann ich es ja:

Du bist genial!
Ich bin begeistert.
Von:  --Ricardus--
2011-05-07T15:50:10+00:00 07.05.2011 17:50
Und ich hab´s auch endlich geschafft, bzw. endlich bemerkt XD Und endlich abonniert. So! Kommentiert, füge ich dieser Liste nun hinzu.
Ich bin bodenlos begeistert! Was wohl daran liegt, dass ich dermaßen auf Gordon abfahr (Top 10 Batman chars (noch unbedingt in richtiger reihenfolge, da sie eigentlich sowieso alle gleichrangig sind): Joker, Gordon, Alfred, Riddler, Batman.
Was auch nicht unbeträchtlich daran liegen mag, dass ihn im Film Gary Oldman spielt.
Es liegt auch an deiner Art die Dialoge zu schreiben. Authentisch. Passend zum Charakter und damit hast du auch erfüllt, was zu erfüllen ist. Richtige Sprechweise--> richtige Bilder im Kopf. Dennoch unterstützt du meine Bilder noch mit dieser wunderbaren gestik, die du einstreust. Diesen fließenden Witz, der wie beiläufig die Dunkelheit gothams auflockert (und den ich zweifelsohne auch einsetzten werde, wenn es meiner geschichte iwann erlaubt ist, witzig zu sein).
Ich mag es wie du das Kapitel einteilst. Die Schritte sind von der Länge her so, das sie nicht langweilig sind und dass sie an den richtigen Stellen rausgehen und wieder reingehen.
Und: Du hast weniger rechtschreibfehler in dem Kapitel, als ich in diesem Kommentar XD Also keine Panik!
Der einzige Kritikpunkt: Das urplötzliche Ende. O_O
P.S.: scarecrows Witz ist echt sehr charmant XD Dieses Dr.jekyll, Mr.Hyde Ding gefällt mir sehr. Du darfst nur Twoface nicht zu ähnlich werden.
Von: haki-pata
2011-05-07T14:50:31+00:00 07.05.2011 16:50
Klasse!
Einfach nur klasse!
Spannend und ich bin schon ganz kribbelig.

Ich weiß um Jonathan Cranes Geisteszustand, aber... Irgendwie wünsche ich ihm, die Flucht möge gelingen.
Von:  --Ricardus--
2011-05-05T21:10:54+00:00 05.05.2011 23:10
So!
Du hilfst mir sehr weiter, was das verständnis dieses Charakters angeht. Ich weiß nich genau ob Crane an Shizophrenie leided oder Scarecrow einfach als sein wahres Ich erkennt. Aber so gefällt es mir auch sehr gut. Scarecrow erklärt dann auch seine fähigkeit zum violent dancing... *grübbel*
Sehr bildlich geschrieben. Du lieferst intensive einblicke in die Person und man nähert sich dem Denken an. Die Mimik passt immer hervorragend zur Situation. Du legst den Schwerpunkt auf den Protagonisen und es gelingt dir ihn perfekt zu zeichnen.
Die kleinen Rechtschreibfehler sind schade, aber das ist jetzt kein Hindernis. ^_^ Yeah! Konfrontier ihn mal in einer geschichte mit anderen Charakteren und versuch mal den Schwerpunkt ein wenig von ihm zu nehmen. Eine Blick eines anderen Charakters auf ihn, bringt vielleicht noch mehr Antworten.
Von: haki-pata
2011-04-09T11:53:21+00:00 09.04.2011 13:53
Whoa!
Ich bin wirklich gespannt, was noch kommt.
Von: haki-pata
2011-04-02T15:33:26+00:00 02.04.2011 17:33
Es ist immer wieder bewundernswert, wie du Jonathan Crane UND Scarecrow darstellst. Und dann als zwei gänzlich unterschiedliche, voneinander gelöste Persönlichkeiten!
Whoa!


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