Ich hasse dich, verlass mich nicht von Galenhilwen (Lavi x Yuu) ================================================================================ Kapitel 4: Nackte Angst ----------------------- Es war bereits Abend und dämmerte, als Lavi und Yuu durch die Gänge des Ordens marschierten. Ganz nach Komuis Anweisung hatten sie gewartet, bis sich der Betrieb gelegt hatte und der Schwarzhaarige nicht sofort mit zig möglichen Dingen in Kontakt kam, was ihn möglicherweise mit zu vielen Erinnerungen auf einmal konfrontiert hätte. Zumindest, dachte Lavi, hatte der Schwarzhaarige sich mit dem Gedanken angefreundet, dass er Yuu Kanda hieß und dass die beiden Freunde waren. Auch die vorläufige Ausrede, er habe durch einen Unfall sein Gedächtnis verloren, stimmte den Japaner vorerst ruhig. Noch immer in dem unmöglichen Krankenhaushemdchen gekleidet, und ungeschickt seinen Hintern zu bedecken versuchend, seufzte Kanda: „Das ist alles so fremd hier...“ Lavi sah erschrocken auf. Erst jetzt fiel ihm auf, wie ausgiebig er hinter dem Schwarzhaarigen hergelaufen war und seinen Blick einfach nicht von dessen teils entblößten Hintern nehmen konnte. Um einigermaßen auf klare Gedanken zu kommen, legte er Yuu kurzerhand seinen Mantel über die Schultern, schloss auf und lächelte ihn aufmunternd an: „Keine Sorge, Yuu-chan. Das wird schon wieder. Ich bringe dich auf dein Zimmer, da wirst du dich sicher wohler fühlen.“ Yuu nickte und lief schon wieder rot an: „Danke... auch für den Mantel.“ Irgendwie war dem Rotschopf dieser neue Kanda unheimlich. Der war ja richtig.... nett! Und unverschämt niedlich! Zurückhaltend. Dankbar. Und mit einem verboten knackigen Hintern. Erleichtert stellte Lavi fest, dass sie ihr Ziel erreicht hatten und blieb stehen. Yuu stoppte ebenfalls und sah ihn fragend an: „Hier ist also mein Zimmer?“ Grinsend nickte der Rothaarige: „Jawohl, dein ganz persönliches Reich.“ Unentschlossen blickte Kanda zwischen Lavi und der Tür hin und her. Mit zittrigen Fingern legte er die Hand an die Klinke und drückte sie hinunter. Mit einem leisen Knarzen öffnete sich die Tür und Yuu tapste vorsichtig einen Schritt hinein. Eine ganze Weile passierte nichts und Lavi fragte sich bereits, was der Japaner da bloß im Halbdunkel machte, bis er diesen hilflos fragen hörte: „Bitte lach jetzt nicht, aber... Weißt du zufällig, wo der Lichtschalter ist?“ Leise schmunzelte der Rothaarige, stellte sich hinter Yuu und griff beherzt an ihm vorbei. Sich nach vorne beugend ertastete er den Lichtschalter und legte ihn um. Im Licht sah er, wie er sich an Kandas Rücken gepresst hatte, ganz vergessend, dass dieser noch dieses Hemd trug, das seinen Hintern... Der Rothaarige trat einen Schritt zurück und grinste das sich zu ihm drehende und errötete Gesicht breit an: „Tut mir Leid, ich wollte nicht aufdringlich werden, war keine Absicht.“ Und dann tat der Japaner etwas, das Lavi den letzten Verstand raubte: er lächelte ihn mit rosa gefärbten Wangen schüchtern an und hauchte: „Schon okay.“ Der Rothaarige spürte, wie ihm das Herz bis zum Hals schlug. Seine Wangen glühten und er kämpfte gegen den Drang, diese Schönheit vor sich in seine Arme zu schließen. Oder mehr... Wie so oft schon. Und wie ebenso oft siegte wieder die Angst. Er kannte seinen Yuu-chan lange genug, um zu wissen, dass dieser Wunsch völlig absurd war. Kanda wusste es nur nicht mehr, dass er alles und jeden hasste, das war alles. Und alles, was Lavi nun tun würde, von dem er wusste, dass der Schwarzhaarige es nicht nur angeblich hasste, sondern mit Haut und Haaren verabscheute, würde ihn einen Kopf kürzer werden lassen. Zumindest sobald Yuu sich erinnerte. Also grinste Lavi mal wieder: „Dann schau dich mal um, Yuu-chan.“ Fast ehrfürchtig und nicht weniger grazil schritt der Schwarzhaarige langsam in das Zimmer, blickte sich wie ein scheues Reh genau um. Lavi flitzte derweil an ihm vorbei und öffnete kurzerhand den Kleiderschrank. Er musste Yuu einfach etwas anderes zum Anziehen geben, sonst würde er noch über diesen herfallen. Von dem Japaner ungesehen raufte er sich die Haare. In was war er nur geraten. Hatte er vorhin bereits gedacht, Yuu sähe göttlich aus, so war er sich nun sicher: irgendwie WAR er es auch. Dieser Hintern alleine... Die, Kanda nicht störenden, offenen wunderschönen und betörend duftenden Haare. Diese Haut, schimmernd wie reiner Alabaster. Dieser leichte Rotschimmer auf seinen Wangen. Und diese filigranen Lippen, deren Lächeln Lavi niemals wieder vergessen konnte oder wollte. Den Kopf schnell schüttelnd griff er rasch nach einem weißen Hemd, einer schwarzen Hose und ein Paar Shorts. Das würde helfen. Ganz sicher. Er schloss den Schrank rasch wieder und blickte vorsichtig zu Kanda hinüber, als ihm das Blut in den Adern zu gefrieren drohte, er die Kleidung achtlos zu Boden fallen ließ vor Schreck. Yuu stand vor ihm, starrte ins Nichts und zitterte nicht nur einfach, er bebte am ganzen Leib. Seine Augen waren weit aufgerissen und in ihnen war etwas deutlich zu erkennen, das Lavi wieder noch nie bei dem Schwarzhaarigen gesehen hatte: Angst. Die pure Panik stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Yuu-chan...“ keuchte er, trat vorsichtig an den Japaner heran und stellte sich vor ihn. Besorgt packte er ihn bei den Schultern und versuchte ihm in die Augen zu sehen. „Yuu-chan, was ist mit dir?“ Keine Antwort, kein Blickkontakt. „Yuu?“ Nichts. „YUU!“ Er schüttelte ihn ein wenig. Lavi bekam allmählich Angst, doch nichts. „YUU-CHAN! WAS IST?“ Der Rotschopf beobachtete, wie sich langsam ein trüber Schleier über die Panik in den Augen seines Freundes legte. Wie ein Nebel ergrauten seine Pupillen. Er blickte in Lavis Richtung, halb anwesend, halb fern von allem. Noch immer zitterte sein Körper wie Espenlaub. Dann, für Lavi nach einer gefühlten Ewigkeit, wisperte Yuu: „Dieser Ort ist so kalt...“ Innerlich raufte der Rotschopf sich die Haare. Was sollte das jetzt heißen? War Yuu einfach kalt? Aber wieso dann dieses Entsetzen in Kandas Gesicht, das ihm selbst den Magen herumdrehte? Verzweifelt legte er einfach die Arme um seinen Gegenüber, der langsam weniger zitterte. Lavi atmete erleichtert auf. Und doch war ihm das ganze hier unheimlich. Nur leise hörte er die zittrige und brüchige Stimme des Schwarzhaarigen: „Bitte... bring mich aus diesem schrecklichen Zimmer...“ Lavi löste sich leicht von ihm und vergaß sämtliche Angst vor den möglichen Auswirkungen, die das ganze nach sich ziehen könnte, sobald aus diesem Häufchen Elend wieder Yuu Kanda werden würde. Er legte eine Hand sanft auf die hell schimmernde Wange und lächelte aufmunternd: „Aber es ist doch dein Zimmer, was ist so schrecklich daran?“ Und plötzlich bekam es Lavi selbst langsam mit der Angst zu tun. Eine silberne Träne erreichte seinen Daumen, der beruhigend über Yuus Wange strich. Und dann noch eine. Und noch eine... Immer mehr... Flehend sah der Schwarzhaarige auf und schüttelte leicht den Kopf: „Hier ist es nur kalt und man spürt überall den Tod, merkst du das nicht? Ich mag es hier nicht...“ Wortlos nickte Lavi und lächelte den Kleineren warm an. Äußerlich. Innerlich war der Rotschopf mehr als aufgewühlt. Kanda mochte sein heiliges Zimmer nicht? Fand es schrecklich? Er musste morgen dringend mit Komui darüber sprechen. Doch nun, in diesem Augenblick, war nur eines wichtig: er musste sich um seinen Yuu-chan kümmern. Rasch hob er die Kleidung auf und schob den Japaner lächelnd auf den Flur: „Dann komm mit, ich bringe dich auf mein Zimmer, vielleicht gefällt dir das besser.“ Er machte das Licht aus, schloss die Tür und sah seinen Freund an. Dieser hatte endlich aufgehört zu zittern und tat es doch glatt schon wieder: er lächelte. Dankbar. Warm... Und er hauchte: „Danke, Lavi.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)