Zu viel für ein Leben von SchwarzflammeDethora (Was kann ein Mensch alles ertragen?) ================================================================================ Kapitel 5: Trainingskampf ------------------------- Der Bericht war eingereicht, das Training verlief reibungslos. Mina hatte Raikas Vorschlag angenommen und ihr Training wurde heruntergestuft, nun kam sie damit zurecht. Raizens versuchte, wie Raika es ihm sagte, herauszufinden, welcher Sinn hinter den einzelnen Punkten stand. Er bewältigte so Punkt eins und gelangte zu Punkt fünf, der, wie er erfahren hatte, nicht einer der leichtesten war, und er konnte nur zustimmen. Sich an erfahrene Kämpfer heranzuschleichen, dabei seine eigene Deckung nicht aufzugeben und immer wachsam zu sein, war nie leicht und bedurfte Wissen über den Feind, über dessen Unachtsamkeit oder eben über bessere Kenntnisse der Umgebung, jedoch war das nicht alles. Solange man es wusste, konnte man im Vorteil sein, jedoch machte dieses Wissen nur die halbe Miete. Die Umsetzung war ein Problem, mit dem Raizens zu Kämpfen hatte. Mina jedoch hatte genau die gleichen kleinen Schwierigkeiten wie er, allerdings half es nichts, Raika deswegen Löcher in den Bauch zu fragen, sie konnte ihnen nicht mehr weiterhelfen. Beide trainierten eifrig und bei jeder kleinen Gelegenheit, dennoch waren die Aussichten auf Erfolg gleich null. Mina und ihr Kollege vergassen schlicht und ergreifend, dass sie sich nicht nur an die drei ihnen bekanten anschleichen konnten. Teil des Trainings war es, eben auch so etwas in Erfahrung zu bringen und Erfolge zu verbuchen. Raika trainierte indes mit einem bekannten die Waffenführung. Lucian meinte nie ohne Grund „Training ist das ganze Leben.“ Damit hatte er recht, so wie Raika immer wieder feststellen konnte. Wer nicht jeden Tag trainierte, konnte nicht besser werden oder rostete gar ein. Der Kampf von Raika und Lyzern ging nun schon etwa eine Stunde. Beide zeigten bereits die ersten Ermüdungserscheinungen, doch bevor nicht einer aufgab, würde dieser Kampf weitergehen, bis einer umfiel. Gerade parierte Raika mit ihrer aussergewöhnlichen Sense den Schwerthieb ihres Gegners. Dieser meinte: „Wenn du so weitermachst, werden wir vor Erschöpfung zusammenbrechen.“ - „Dann habe ich wenigstens nicht verloren.“ - „Aber auch nicht gewonnen.“ Raika lief los, schwang ihre Waffe in der rechten Hand über ihre Schulter, kam sogleich bei Lyzern an, ließ ihre Sense von der einen Hand in die andere gleiten und holte so statt von rechts oben von links unten aus. Lyzern konnte im letzten Moment parieren und die Sense mit seinem Schwert auf dem Boden fixieren. Doch Raika war zu nah an ihn herangekommen und konnte ihm mit der rechten Faust in seinen Magen schlagen. Sie hatte ihre ganze Kraft in den Schlag hineingelegt, was Lyzern nur zu gut spürte. Er beugte sich vor, holte tief Luft, um den Schmerz ausblenden zu können, doch dadurch gab er die Sense wieder frei und Raika konnte sie erst leicht nach links ziehen, um dann nach rechts zu stoßen. Lyzern blieb nichts anders übrig, als sich auf den Boden fallen zu lassen. Damit rechnete Raika und sie stieß die Sense, als wäre es eine flüssige Bewegung auf die Stelle, an der er lag. Ihr Kontrahent, rollte sich zur Seite und die Sense bohrte sich mit der gesamten Klinge in den Boden. Lyzern hatte sich von dem Schlag weitgehend erholt, sprang auf die Füße und holte mit dem Schwert aus. Er rechnete damit, dass Raika ihre Sense loslassen würde. Dem war nicht so. Stattdessen zog sie sich an dem Stab empor und stand nun auf der Sense. Lyzern, wirbelte herum und starrte sie an. „Wolltest du mich umbringen?“, fragte er. „Möglich“, antwortete Raika. Lyzern schüttelte den Kopf, ein Fehler, den Raika zu nutzen wusste. Sie sprang behände vom Stab der Sense, zog die Klinge derselben aus dem Boden und schwang sie mit beiden Händen über ihren Kopf. Lyzern hörte, wie die Klinge aus dem Boden gezogen wurde, und konnte deswegen ausweichen, jedoch musste Raika nur eine Hand vom Stab der Sense lösen, um Lyzerns Bewegung zu verfolgen. Sie traf ihn am Rücken, er schrie auf, sie lachte. Raizens, der sein Training kurzerhand unterbrochen hatte, um dem Kampf beizuwohnen, staunte nicht schlecht. Er war Stratege und sah somit, dass keiner der beiden sich etwas schenkte, wobei dies ein Freundschaftskampf sein sollte. Raika war seiner Meinung nach impulsiv am Werk, während Lyzern mit Bedacht Kämpfte. Es faszinierte ihn so sehr, dass er sein eigenes Training komplett vergass und nicht einmal damit rechnete, dass ihn jemand ansprechen könnte. „Und wie läuft dein Training?“, fragte eine Stimme. Raizens, erschrak so sehr, dass er herumwirbelte und mit dem Hintern dem Boden guten Tag sagte. „Verdammt. Erschreck mich doch nicht so!“, rief er. „Du bist nicht bei der Sache. Dass du dich erschrickst, sollte dir nie wieder passieren. Das nächste Mal könnte es deinen Tod bedeuten“, sagte die Stimme wieder. „Ja, ich weiß“, beteuerte Raizens. „Also?“, hakte die Stimme nach. „Ich versagte beim Training, wie man bemerkt“, gab Raizens, von sich selbst beschämt, zur Antwort. Er wusste, was Punkt fünf genau bedeutete, und daher wurmte es ihn umso mehr, dass er schon wieder versagt hatte. Er ab seine Niederlage zu und das war gut so. Somit wusste Lucian, der die andere Stimme besass, wie er Raizens helfen konnte. Nur würde er ihm nicht helfen. Wie auch? Es lag an Raizens, dass er immer wieder den gleichen Fehler beging. Mina hatte sich versteckt, war jedoch genauso von dem Kampf gebannt wie ihr Kollege. Jedoch sah sie, anders als Raizens, nicht den technischen Aspekt sondern die Eleganz, Leichtigkeit und Kraft, mit der Raika kämpfte. Lyzern war in ihren Augen weniger imposant, ja schon fast langweilig wie er immer wieder von Raika bedrängt wurde. Raika kämpfte ihrer Ansicht nicht, sie tanzte. Angriff von rechts, erst der ganze Körper nach vorne. Um weniger Angriffsfläche zu bieten, drehte sich Raika zudem zur Seite und greift dann mit ganzem Schwung an. Für Mina war es, als würde Raika nicht mit dem Gegner kämpfen, sondern mit ihrer Sense tanzen. Respekt machte sich bei ihr breit, Bewunderung für eine Person die einen Kampfstil hatte, den sie selbst nicht für möglich gehalten hätte. „Einfach unglaublich“, flüsterte sie in das Blattwerk, das ihr Versteck sein sollte. „Nicht wahr? Sie hat sich das selbst antrainiert. Leider hat auch dieser Kampfstil ein großes Problem“, bemerkte Lucius. Mina zuckte zusammen, stand auf und drehte sich hastig um. „Lucius!“, rief sie. „Ja. Hallo“, scherzte er und deutete ihr dann, mit ihm zu kommen. Die Beide gesellten sich zu Lucian und Raizens. „Und?“, fragte Lucius. „Er war wie sie“, antwortete Lucian, „Das heisst, die beiden trainieren heute länger?“ Lucius nickte. Er und Lucian hatten sich darauf geeinigt, dass, wenn ihre Schüler abgelenkt wurden, sie bis spät nachts trainieren mussten. Mina stand neben Raizens und hatte gehört, was ihnen blühte, doch ihr Kollege war zu sehr auf den Kampf fixiert, um überhaupt etwas mitzubekommen. Es klirrte und schepperte, als wären Töpfe umgeschmissen worden. Der Kampf war immer noch nicht vorbei. Raika hatte einige Schrammen und Stichwunden davongetragen. Lyzern war jedoch nicht verschont geblieben: Ihn zierte eine Stichwunde am Bein, drei Schnittwunden an der linken Flanke und eine weitere auf dem Rücken und doch hielt er sich immer noch. „Gib auf, oder du stirbst uns hier weg“, rief ihm Raika zu. Er entgegnete: „Ach was. Mina ist doch Heilerin.“ „Ja, aber keiner perfekte“, antwortete das Mädchen. „Blödsinn, das wird reichen“, meinte er daraufhin. Die beiden keuchten und schnauften beim Reden oder besser beim Schreien. Sie standen zwei Meter voneinander entfernt. „Sei nicht dumm!“ - „Wie viel Zeit ist rum?“ Raika verstand nicht, was Lyzern meinte, und schaute zu den anderen vier Leuten. Lucian zuckte die Schultern. Er konnte ihr demnach auch nicht weiterhelfen. Raika sah wieder zu ihrem Gegner, der bedrohlich zu schwanken angefangen hatte. „Lyzern! Gib auf!“, schrie sie ihn an. „Warum?“, fragte er. „Weil du zu viel Blut verloren hast!“, antwortete sie. Lyzern, der sich auf seinen Knien abgestützt hatte, sah zu Raika auf. Sein Blick wurde trüber, er ignorierte es und stand wieder aufrecht. „Was redest...“ weiter kam er nicht, denn er sackte auf die Knie runter. Raika ließ ihre Sense fallen und war bei ihm, bevor er den Boden ganz berührte. „Verdammt“, rief sie. Mina rannte los, um den beiden zu helfen, jedoch kam sie nicht als Erste an. Vor ihr waren Lucian und Lucius schon dort, um Raika Lyzern abzunehmen und ihn auf den Rücken zu legen. „Nicht hinlegen!“, befahl Mina aufgebracht und in Sorge. Die drei sahen sie fragen an. „Die Verletzungen am Rücken sind mit die schlimmsten. Wenn dort Sand hineinkommt, ist die Chance einer Infektion sehr hoch“, erklärte sie. Lucian zog seinen Mantel aus und breitete ihn auf dem Boden aus. Somit konnte Lyzern, daraufgelegt werden. Also konnte Mina den Rest erledigen und alle anderen hatten die Gelegenheit, sich etwas zu entspannen. Raizens musste nun erstmal etwas loswerden: „Geiler Kampf, ich hätte nicht gedacht das er so läuft“, Sprach er begeistert, „Die Analyse hat ergeben, dass Raika im Vorteil war und dennoch hat sie einigen Schaden genommen, viel mehr als nötig gewesen wäre.“ Raika sah ihn verblüfft an. Sie wusste, dass er ein guter Stratege war, aber dass seine Analysen so gut waren, hatte sie nicht gewusst. „Soll das heißen, du hast dich zurückgehalten?“ Raika nickte nur auf die Frage von Lucius, der nicht verstehen konnte, warum sie so gehandelt hatte. Dies verstand jedoch keiner und auf die Frage "Warum?" würde sie keine Antwort geben. Raizens fragte jedoch danach und bekam ein Schulterzucken als Antwort. Damit konnte man nichts anfangen und Raizens würde somit nicht noch einmal fragen. Raika drehte sich um und blieb stehen. „Mina, alles klar?“ - „Alles bestens, deine Verletzungen werde ich mir auch noch ansehen.“ - „Nicht nötig.“ Damit ging sie zu ihrer Sense, hob diese auf und ging einfach weg. Lucius seufzte theatralisch. „Sie macht mich krank.“ - „Das bist du bereits.“ - „Glaubst du?“ - „Durchaus.“ Lucian schickte Raizens wieder zum Training, was dieser murrend tat, und wartete auf Mina, bis diese alles erledigt hatte. Dies war eine Viertelstunde später der Fall. Lyzern konnte also davon getragen werden. Mina schwor nach einer kleinen Pause, weiter zu trainieren: Sie wollte Raizens in nichts nachstehen und deshalb trainierte sie genauso hart wie er, um eines Tages mal an Raika heranzukommen. Doch wusste sie, dass bis dahin eine Menge Zeit vergehen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)