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Colours of Heaven

Ein Seto bekommt immer was er will
von

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Meet and Greet

Meet and Greet
 

Ein ganz normaler Tag in Domino City. Der Frühlingswind trug den Duft der Knospen durch die belebten Straßen. Der Schnee war schon lange von der Sonne gewichen und überließ dem Grün, auf den Wiesen den Platz. Die Eisdielen luden zu Erfrischungen ein und die Parks wurden durch Kindergelächter und Picknickbesuchern belebt.

Ein wenig abseits von Domino ragte ein großes Gebäude Empor. Viel zu groß für die wenige Anzahl der Einwohner, mit Ausnahme der bediensteten.

Ein großer Vorgarten durch den sich eine Einfahrt schlängelte und an einem großen schwarzen Tor endete, zierte die Villa, die in der Sonne wegen dem weißen Putz noch mehr leuchtete.

In der Villa verlief alles wie gewohnt, ausgenommen von dem kleinen Jungen der ständig aufgeregt hin und her lief. Sichtlich aufgeregt plapperte er munter weiter und konnte dabei nicht ruhig sitzen bleiben.

„Er kommt heute. Ich muss ihm so viel zeigen.“

In der Küche, indem eine Köchin und ein Dienstmädchen tüchtig arbeiteten, lief der kleine blonde Bursche von einer Seite der Küche auf die andere.

Schmunzelnd tauschten die beiden uniformierten Frauen blicke aus. Sie waren das verhalten, vom Sohn des Hauses mittlerweile gewohnt, wenn er aufgeregt war.

Genau in dem Augenblick, als der eben genannte Junge zwei eiserne Suppenkellen in die Hand nahm, um sich weiterhin zu beschäftigen, trat eine junge Frau in die große geräumige Küche und stütze die Hände in die Hüften.

„Lass sofort die Suppenkellen liegen, junger Mann.“

Ein schmollen bekam sie als Antwort.

„Tommy, leg die Küchenutensilien hin.“, wiederholte Sie erneut mit einem süffisanten Lächeln. Sie wusste, dass er es nicht zurücklegen würde, dafür war diese Herausforderung einfach zu verlockend.

Langsam ging er einen Schritt zurück, als würde er vor einem gefährlichen Raubtier zurückweichen. Doch anders, als bei einem Raubtier, hatte er keine Furcht.

Sein Lächeln wurde breiter.

Ein Schrei erhalte in der Küche, als Tommy sah, dass sein gegenüber Anlauf nahm.

Eine kurze Verfolgungsjagt war die Folge, bis die Schwarzhaarige den blonden eingefangen hatte. Lachend ließ er sich die zwei Kellen abnehmen, als Zeichen seiner Kapitulation. Nachdem das übergroße Besteck wieder auf der Anrichte lag, nahm die Gewinnerin ihre Beute über die Schulter und ließ sich von den halbherzigen Wiedersprüchen des Jungen nicht beeindrucken.

Nachdem die Küchentür hinter den beiden zufiel, genossen die zwei Bediensteten die Ruhe.
 

„Du hast dein Zimmer nicht aufgeräumt mein Freund.“

Die Frau setzte den Jungen in seinem Zimmer ab, in dem ein Chaos herrschte.

„Aber Iva, ich brauche das Spielzeug doch gleich sowieso wieder.“

„Willst du, dass dein Gast heute einen Schock bekommt? Glaub mir sowas ist mal meinem Cousin passiert. Durch den Schock muss er seitdem lispeln.“

Tommy sah seine Kinderfrau ungläubig an.

„Das hast du doch nur erfunden.“

Iva beugte sich zu dem 10 Jährigen runter.

„Willst du es heraus finden, wenn dein Freund heute vorbei kommt?“

Nach kurzem Grummeln gab der Blondschopf nach. Er fand es für doch angebracht sein Zimmer in Ordnung zu bringen, wenn sein Schulfreund vorbei kam.

Wie immer gewann sein Kindermädchen, welche nicht, wie die anderen Bediensteten eine Uniform trug.

Die Eltern des Jungen, die heute wieder auf Geschäftsreise waren, mussten sich erst mit der Idee anfreunden, dass das Kindermädchen unkonventionell war. Doch Tommy, welcher vor 3 Jahren noch ein Problemkind gewesen war, wollte niemand anderes als Kindermädchen haben. Im Endeffekt waren seine Eltern, die Bellwoods mehr als froh, als sie sahen welche Fortschritte Ihr Sohn machte. Und das dank Iva Nazumi, welche einen Draht zu Kindern hatte.

Tommys Vater war Abgeordneter und seine Frau war studierte Innenarchitektin, doch Mrs. Bellwood beschloss mit dieser Berufung etwas kürzer zu treten, um ihren Mann in der Politik zu unterstützen.

Ursprünglich kamen der Politiker und seine Familie, vor 6 Jahren aus England nach Japan.

Wahrscheinlich war auch dies der Grund für Tommys Verschlossenheit und seine ständigen Wutanfälle. Welches Kind würde es aushalten schon mit 4 Jahren aus seiner Umgebung weggerissen zu werden, in ein Land welche Sprache ihm völlig fremd war. Er war lernfähig und wurde der Sprache bald mächtig, doch dadurch, dass seine Eltern ihn vernachlässigten und er keine Freunde fand, sträubte er sich gegen jeden Befehl seiner Eltern.

Wenn seine Eltern ihn jetzt sahen, erkannten sie ihn nicht wieder. Doch auch seine Eltern hatten gelernt mehr Zeit mit Ihrem Sohn zu verbringen. Ob gute Nanny oder nicht, für seine eigenen Eltern gibt es keinen Ersatz und wird es auch nicht geben.
 

Nun stand Iva mit ihrem Schützling in seinem Zimmer und begutachtete die nun herrschende Ordnung.

„Sieht das denn nicht schon viel besser aus?“

„Ja.“, gab Tommy zu.

„Wann kommt denn dein Freund vorbei?“

„Er müsste gleich da sein.“, antwortete Tommy, während er seine Spielkonsole neben den Fernseher bereit stellte.

Kopfschüttelnd, darüber, dass er nichts als Computerspiele im Kopf hatte, schaute sie aus der Balkontür.

Stirnrunzelnd meinte sie: „Sag mal was ist denn mit Waston los?“

Ein Läuten an der Haustür ließ den Jungen aufschrecken. Aufgeregt lief er aus dem Zimmer, während Iva den Weg in den Garten einschlug um sich Ihren Hund genau anzusehen.

Waston wimmerte leicht, als er sich neben ein Geranienbeet legte.

Iva trat neben ihn und streichelte ihn sanft, erkennend, was sein Problem war. Der arme Hund hatte sich übergeben.

„Nicht schon wieder.“

Sie beschloss den Hund erst mal dort liegen zu lassen, damit dieser sich vollständig entleeren konnte.

Es war nicht das erste Mal, Waston hatte einen empfindlichen Magen. Nach etwas Trockenfutter würde es ihm wieder besser gehen.

Die junge Frau flitzte sofort zur Empfangshalle.

Noch bevor sie dort ankam fing sie schon an mit Tommy zu schimpfen.

„Tommy, was hast du Waston schon wieder gegeben. Mein armes Baby liegt im Garten und muss rückwärts Frühstücken.“

Erst als Iva vor Tommy stand bemerkte sie die Gäste.

Ein kleiner Junge, im Alter von Tommy und hinter ihm ein hochgewachsener junger Mann mit braunen Haaren und die azurblauesten Augen die sie je gesehen hatte.

„Oh sie sind schon aufgekreuzt wie schön.“, ihr lächeln verschwand, als sie sich wieder Tommy widmete. „War es schon wieder die Schokolade?“

„Er hat darum gebettelt.“, verteidigte sich der blonde.

„Tommy wenn du mich um irgendwas anflehst erfüll ich dir auch nicht jeden Wunsch.“

Ein grinsen machte sich auf Tommys Gesicht breit.

„Was du eigentlich tun solltest, da du mein Kindermädchen bist.“

Die junge Frau zog eine Braue hoch, stemmte die Hände in die Hüften und beute sich gespielt bedrohlich vor.

„Netter Versuch Freundchen.“

Schließlich ließ sie das Thema fallen und richtete sich wieder den beiden Besuchern, von denen einer eher missbilligend auf das vermeintliche Kindermädchen herab schaute. Und Iva kannte dieses Gesicht nur zu gut aus den Medien. Die schwarzhaarige ließ sich nicht beirren: „Wo sind meine Manieren.“ Sie reichte dem kleinen die Hand.

„Mein Name ist Iva Nazumi. Freut mich!“

Der Händedruck mit dem Herrn folgte, welcher sich zu Wort meldete.

„Sie sind das Kindermädchen, die auf die beiden heute aufpassen wird?“

Man hörte eindeutige Missachtung aus seinem kalten Ton heraus.

Iva lächelte nur unbeeindruckt, auch wenn sie im Innern gedroht war zu erfrieren.

Seine Worte und sein Blick ließen ihr eine Gänsehaut den Rücken runter laufen.

„Aber sicher.“, sie ließ mit Freuden seine Hand wieder los. Sie hatte die Befürchtung er könne sie beißen.

„Ich bin Mokuba Kaiba. Das ist mein großer Bruder Seto.“

Mit einer wedelnden Handbewegung fügte Iva hinzu: „Ach, ich weiß doch wer du bist. Aber du bist viel süßer, als im Fernsehen oder auf den Fotos.“

Verlegen kratze sich der Junge, mit den schwarzen Wuschelhaaren am Hinterkopf .

„Und wer Sie sind weiß ich doch auch.“

Der größere hob eine Augenbraue.

„Ich lese die Klatschzeitungen.“, ihr Lächeln schien unschuldig, doch Seto sah dies, als Beleidigung. Über ihn, Seto Kaiba, gab es so viele Dinge zu berichten – die neuen Errungenschaften seiner Firma, seine Siege, aufwendigen Turniere die er finanziert und geplant hatte. Und da las dieses Weib die Klatschzeitschiften in denen nur Lügen über sein Privatleben gedruckt wurden?

Ihm war sofort klar, dass er diese Frau nicht leiden konnte. Was aber auch nicht viel aussagte, denn die Liste der Leute die Seto Kaiba leiden konnte war ziemlich kurz.

Der junge Firmenchef wurde in seinen Gedankengängen unterbrochen, als sich sein kleiner Bruder zu Wort meldete.

„Waston, das ist ein komischer Name. Ist das dein Kind?“

Amüsiert wand sie sich an Mokuba.

„Was? Nein, ich habe noch keine Kinder. Nicht ohne ein Haus mit Vorgarten, einen attraktiven Mann und einen Ring um diesen Finger.“, mit ihrem linken Ringfinger schwenkend, lächelte sie Mokuba an.

„Waston ist mein Hund.“

„Oh wie toll, was für einer?“

„Ein Malteser. Ich habe ihn vor etwa einem Jahr von Tommy geschenkt bekommen.“

„Zum Geburtstag.“, bekräftigte Tommy nickend.

„Sag mal Mokuba ist deine Nanny nicht auch hier?“

„Nein, ihr geht es nicht gut. Sie ist krankgeschrieben.“

„Ach so, sonst setzte ich mich den Kindermädchen der Besucher in den Garten und unterhalte mich mit ihnen. Aber das macht nichts. Heute kommt eine Doppelfolge von Luxury and Love . Simone will sich von Keßler trennen.“, schwärmte Iva vor.

„Hä, die haben sich doch letzte Woche schon getrennt.“

Meldete sich Tommy.

„Du hast die letzten beiden Episoden verpasst. Da kamen die beiden wieder zusammen, sind nach Vegas durchgebrannt und wollten heiraten. Doch jetzt ist sie sich nicht mehr sicher und will mit ihm schlussmachen.“

„Frauen.“ Tadelte Tommy kopfschüttelnd.

„Tja wo du recht hast, hast du recht.“, gab seine Nanny schulterzuckend zurück.

Iva bemerkte, dass Mokuba amüsiert schien. Ein Gegensatz dazu war die Stimmung seines Bruders, der anscheinend gegen dieses sichtlich unqualifizierte Kindermädchen schien.

„Also ihr Rabauken. Was wollt ihr zuerst machen. Im Garten spielen gehen oder ins Zimmer Videospiele zocken?“

Beide aus einem Munde riefen sie freudig: „Videospieleeeeeee!!!“

Iva klang in den Jubel mit ein: „Jaaaaaaaaaa also soll es der Garten sein!“

Das Jubeln verschwand: „Oh man Iva…“ kam es grummelnd von dem Blonden.

„Ja ja ja. Iva hier, Iva da. Ab in den Garten mit euch. Ich komme sofort nach.“

Iva nahm Mokuba den kleinen Rucksack ab, bevor die beiden Jungs durch den Wohnraum in den Garten liefen.

Nun richtete Sie sich dem Mann zu der vor ihr stand. Sie musste den Kopf etwas in Nacken legen um ihm in die Augen sehen zu können.

„Ich bring sie zur Tür. Also sollen wir Mokuba nach Hause bringen oder wollen sie ihn lieber abholen?“

„Ich werde ihn abholen.“, kam es eisern von ihrem Nebenmann. Sein Mantel, welcher bestimmt ein Vermögen wert war wehte hinter ihm her, als er durch die Tür ins Freie ging.

„19 Uhr.“, fügte er kurz und knapp hinzu.

„19 Uhr dann. Auf Wiedersehen Mister Kaiba.“

Nachdem die Tür geschlossen war musste Iva sich erst mal schütteln. Was für ein eisiger Typ, dachte sie.

Aber gut aussehen tut er, gestand sich Iva.

Schnell schüttelte sie diese Gedanken ab, schließlich hatte sie jetzt zwei Rabauken und einen wimmernden Hund, welche Ihre Aufmerksamkeit brauchten.
 

Die beiden Jungs hatten sich mit dem Garten angefreundet und spielten länger, als sie es eigentlich vorhatten. Was anscheinend daran lag, dass Tommy sein eigenes Baumhaus hatte und dies, als wundervoller Spielraum für die beiden geeignet war.

Iva saß auf der Terrasse und schielte auf den Fernseher im Wohnzimmer. Die Terrassentür war offen und somit konnte sie genau verfolgen, wie Simone mit Keßler stritt und wie sie sich wieder versöhnten. Gleichzeitig hatte sie die Jungs auch im Auge, welche schon zu ihr gerannt kamen.

„Na, war die feindliche Übernahme auf die Burg von diesem Bösewicht erfolgreich?“

„Wir haben es ihm gezeigt“, schrien beide im Chor.

Iva klatschte in die Hände.

„Na super. Jetzt haben die beiden Krieger doch sicher hunger oder?“

„Jaaaa.“

Iva fand es lustig, dass sich Tommy und Mokuba die Sätze teilten. Das war einfach niedlich mit anzuschauen.

Nachdem das Essen verdrückt war, legten sich die drei auf das Sofa im Wohnraum und schalteten den Fernseher ein.
 

Unterdessen fuhr eine schwarze Limousine durch die Straßen Dominos.

Ein Junger Firmenchef saß grübelnd auf dem Rücksitz.

Er warf einen Blick auf einen beigefarbenen Kuvert, welcher neben seiner Aktentasche lag.

Er hatte heute die erste Stunde, die er in der Kaiba Corp. Verbrachte, dafür genutzt Daten über eine gewisse Person zu sammeln. Schließlich wollte er wissen, wer auf seinen Bruder aufpasste.

Er hatte genug Feinde und somit war er es gewohnt immer auf Nummer sicher zu gehen.

Die Frau kam ihm Suspekt vor. Und was er sich am meisten fragte war, wie solch eine unprofessionelle Person in die Dienste solcher Leute kam.

Die Limousine Fuhr in die Auffahrt der Bellwood Residenz.
 

„Da läuft nicht gutes im TV. Lass mich mal.“, meckerte Tommy.

Das hin und her Zappen ging ihm auf die Nerven. Nun wollte er etwas finden, dass die drei nicht gleich nach zwei Minuten wieder langweilte.

Iva saß zwischen den beiden Jungs und konnte nicht anders als schmunzeln. Was konnte schon großartiges an einem Mittwochabend im TV laufen?

Tommy und Mokuba machten große Augen, als sie bei einem Sender ankamen.

Monster Snatcher 3 ???“, kam es von Iva.

„Ja. Das ist super.“, Mokuba sah gebannt auf den Bildschirm.

Alle drei merkten nicht, dass eine Person hinter ihnen den Raum betrat. Der Butler hatte ihm den Weg gezeigt und nun stand er da im Türrahmen und besah sich die Szene an. Damit war nicht die Szene im Fernsehen gemeint, sondern die drei Personen auf dem Sofa, die um die Fernbedienung stritten.

Iva nahm sich die Gerätschaft zu Hand: „Also Jungs, das ist ja völliger Schwachsinn. Erstens, seid ihr viel zu jung für solch einen Film. Zweitens bekomme ich von der miserablen Verfilmung Magengeschwüre und drittens, find ich bestimmt etwas viel besseres. Also was haben wir denn da?“

Nach kurzen Zappen hielt sie bei einem Kultursender an in dem Don Giovanni lief.

„Oh das ist doch schön. Eine Oper!“

Geschrei überfiel die junge Frau von beiden Seiten, als die Jungs sich, wie unter Qualen auf dem Sofa hin und her wanden.

Lachend beschützte sie die Fernbedienung vor kleinen Händen, die wie wild versuchten der Folter zu entkommen und umschalten zu können.

„Wie könnt ihr das nicht genießen. Opern sind so wundervoll. Faust, Hannibal, die Zauberflöte…

„SETO!“, rief Mokuba.

„Also solch eine Oper kenne ich nicht.“

Verwirrt sah sie hinter sich, wo der Kleine, seinen großen Bruder begrüßte. Dieser wuschelte ihm durch das dichte schwarze Haar.

Iva schaltet den Fernseher aus und trat mit Tommy zu den beiden Kaibas.

„Mannomann sie sind aber Pünktlich.“

„Seto, Seto weißt du was. Tommy hat ein Baumhaus im Garten. Und wir haben unsere Burg verteidigt. Darf ich auch ein Baumhaus haben, Seto bitte, bitte.“

Ohne Luft zu holen plapperte Mokuba drauf los.

Seto sah verwirrt aus. So hatte er seinen kleinen Bruder noch nie gesehen. Er hatte mehr Farbe im Gesicht und ein solches Strahlen in den Augen.

„Und Seto…“ fuhr der kleine fort.

„Darf Tommy am Samstag zu uns kommen?“

„Ich weiß nicht ob das geht.“, kam Tommy dazwischen.

„Iva hat da ihren freien Tag. Darf ich denn ohne dich dahin Iva?“

Diesen Hundeblick kannte sie. Schon lange ließ sie sich nicht mehr davon beirren. Doch erlaubt hätte sie ihm diese bitte sowieso.

„Ich kann mitkommen. Diesen einen freien Tag kann ich sausen lassen.“

„Aber hattest du nicht ein Date mit diesem Doktor?“, fragte Tommy.

„Das hat sich schon längst erledigt.“

„Er war ein Looser oder?“, mitfühlend strich Tommy über Ivas Hand. Doch dieses Mitgefühl vermischte sich mit Ironie.

Iva schüttelte selbstsicher den Kopf.

„Ja.“, gab sie dann doch schmollend zu. „Er war ein Clown.“

„Wo hat er sich den lächerlich gemacht? Konnte er sich nicht erwachsen benehmen?“, fragte nun der kleine Kaiba.

„Nein, er war ein Clown.“

Iva starrte in fragende Gesichter.

„Er war ein Clown. Ein richtiger Clown. Er geht aufs Clowncollage. Kaum zu glauben, dass man dafür studieren muss. Er hat gelogen was seine Berufung angeht. Er ist ein sehr guter Schauspieler, aber seine Witze waren nicht gerade der Brüller. Er wird keinen großen Erfolg als Clown haben. Und das will schon heißen.“

Nach kurzer Stille prusteten Tommy und Mokuba los.

„Hört auf mich auszulachen.“

Iva nahm es mehr mit Humor und konnte nur über ihr eigenes Pech lächeln.

„Jetzt ist Schluss. Samstag geht klar. Jedenfalls für uns. Was sagen sie Mister Kaiba?“

Dieser sah zu seinem Bruder runter.

„Ich hab nichts dagegen.“

Und wieder verfielen zwei Stimmen im Chor.

„Juhuuu.“

„Toll, jetzt verabschiedet euch von einander. Mister Kaiba hat bestimmt noch zu tun. Ihr wollt hier doch keine Wurzeln schlagen?“

„Doooooooooch.“

„Ihr Witzbolde. Na los. Hopp Hopp.“

Zusammen begaben sich die vier zur Limousine.

Nachdem die beiden Freunde sich verabschiedet hatten kam Mokuba zu Iva.

„Tschüss Iva.“ Beide umarmten sich herzlich. „Und keine Angst, du findest bestimmt einen anderen Clown, der bessere Witze macht.“

Neckisch grinste er sie an, während Tommy fast lachend zu Boden fiel.

Die angesprochene stupste Mokuba an den Kopf.

„Vielen Dank. Aber weißt du was. Ich hoffe ich kriege nächstes Mal einen Straßenkomödianten. Der kennt sein Handwerk. Bye Mokuba.“

Daraufhin stieg er in den Wagen.

Iva stand dem großen Kaiba gegenüber.

„Samstag dann. 12 Uhr?“

„Perfekt.“

„Wunderbar. Schönen Abend noch.“

„Ebenso.“

Nachdem beide Kaibas eingestiegen waren fuhr der Wagen los.

Tommy nahm Ivas Hand, als sie den beiden nachsahen.

„Mokuba ist echt nett.“, gab Iva zu.

„Ja er ist ein guter Freund.“

„Wer will kutschiert werden?“ fragte Iva, als sie Tommy den Rücken kehrte und sich hinhockte.

„ICH!“ Tommy sprang auf und beide begaben sich zurück ins Haus.
 

Mokuba sah Tommy hinterher, wie er huckepack ins Haus getragen wurde. Neid überkam ihn, als er an sein Kindermädchen dachte. Yoko war schon fast 50 Jahre alt und bei weitem nicht so lustig und aufmerksam wie Iva.

Natürlich passte Yoko gut auf ihn auf, was aber eher bedeutete, dass sie ständig in seiner Nähe war und ihm alles verbot.

Seufzend legte sich der kleine auf die Sitzfläche und schloss die Augen. Er schlief schnell ein, was nach der heutigen Verausgabung nicht verwunderlich war.

Seto saß neben ihm. Er bemerkte die sehnsüchtigen Blicke seines Bruders. Er fragte sich, was dieses Kinderfräulein an sich hatte, was seinen Bruder so verzaubert hatte.

Gardens, Tea and Dinner

2. Kapitel
 

Gardens, Tea and Dinner
 


 

„Tommy das Essen wird noch kalt. Wo bleibst du?“

Gerade, als Iva in das, leider wieder unordentliche Zimmer eintrat legte der Blondschopf den Hörer auf die Station zurück. Er sprang mit einem breiten Grinsen vom Bett und lief auf die junge Frau zu.

Diese wusste schon, dass Tommy irgendwas wollte oder vorhatte.

Iva stemmte die Hände in die Hüften und sah in die bittenden Schokoaugen „Was willst du?“

„Iva ich hab dich so lieb!“ kam es zuckersüß von Tommy. Er ignorierte das Augenrollen von Iva und umarmte sie. „Darf ich bei Mokuba übernachten? Bitte, bitte, bitte, bitte, bittööö. Sein Bruder hat ihm erlaubt sich auch ein Baumhaus zu bauen und wir wollen das ganze Wochenende daran arbeiten. Von Freitag bis Sonntag.“

Iva befreite sich aus seiner fester werdenden Umarmung: „Tommy, also erstens werde ich deine Eltern fragen müssen, du weißt dass ich keine Probleme damit habe wo anders zu übernachten. Zweitens muss ich darüber ebenfalls mit Herrn Kaiba sprechen, hat er denn überhaupt ja gesagt? Und drittens, warst nicht du es der das Baumhaus gebaut hat sondern Rey. Du hast lediglich geholfen und hast ihm genau erklärt was du haben wolltest.“

Tommy sah auf den Boden: „Naja, da ist noch was worum ich dich bitten möchte.“

„Du willst, dass ich Rey frage ob er euch am Wochenende hilft!“, das war mehr eine Feststellung als eine Frage.

„Ich kann dir nicht versichern, dass Rey Zeit hat. Aber genug davon, geh jetzt Essen, deine Eltern warten auf dich im Esszimmer. Dann kannst du sie ja eigentlich direkt fragen, ob du bei deinem Freund schlafen kannst.“

Tommy ging langsam zur Tür, ganz zufrieden sah er nicht aus.

„Ich werde Rey versuchen zu überreden und den Rest kläre ich mit Herrn Kaiba ab.“

Mit einem Grinsen lief der Kleine nun schnell ins Esszimmer.

Wie sich herausstellte, waren seine Eltern entzückt von der Idee, dass ihr Sohn einen solch guten Freund gefunden hatte und noch dabei einen ´Kaiba´.

Das Telefonat mit Rey war auch ein Kinderspiel, da Rey dieses Wochenende keine vielen Termine, Aufträge oder Besprechungen hatte. Der Architekt war also zu haben und somit war diese Sache geklärt.

Iva saß auf ihrem Bett mit dem Hörer in der einen Hand und einem Zettel, mit Seto Kaibas Geschäftsnummer in der anderen. Sie versuchte das unwohle Gefühl in ihrem Magen zu ignorieren. Seto Kaiba mochte zwar ein reicher, einflussreicher und vor allem gutaussehender Mann sein, aber er konnte ihr ja wohl nicht den Kopf abbeißen, wenn sie ihn nur für fünf Minuten von der Arbeit abhalten würde.

Sie holte noch einmal tief Luft und wählte die Nummer. Sie räusperte sich, als das Tuten ertönte.

„Kaiba Corporation, Yakamara am Apparat. Was kann ich für sie tun?“

Iva musste über die helle, hochnäsige Stimme schmunzeln. Sie konnte sich seine Sekretärin nur zu gut vorstellen – Lange Haare, enganliegender Anzug mit einem zu großen Ausschnitt und einem zu kurzen Rock, rote künstlich Nägel und High-Heels.

Mit sicherer Stimme sagte Iva: „ Guten Tag, Iva Nazumi mein Name. Ich würde gerne mit Mister Kaiba sprechen.“

„Sind sie eine Geschäftspartnerin?“

„Nein“

Ein Schnalzen war zu hören.

„Schätzchen, was denken sie sich? Meinen Sie jede Frau die hier anruft wird einfach so zu Seto Kaiba durchgestellt?“

Völlig perplex sah Iva auf den Hörer, aus dem nur noch ein stetiges Tuten zu hören war.

Sauer wählte sie die Nummer nochmal.

Sie ließ sich viel erlauben, das war sie schon von den Snobs gewohnt, vor denen sie Respekt haben sollte. Aber sich von solch einer Tussie abwürgen zu lassen, war das letzte was sie über sich ergehen lassen würde.

„Kaiba Corporation, Yakamara am Apparat. Was kann ich für sie tun?“

„Hören sie Schätzchen . Ich rufe an, wegen Mokuba Kaiba, Seto Kaibas Bruder und dieser Anruf ist wichtig. Herr Kaiba erwartet diesen Anruf bestimmt schon. Also stellen sie mich schon durch!“

Nach kurzem Schweigen folge ein Zischen. Nach dem Zischen folgte ein tiefes Durchatmen, worauf Ihre Stimme folgte: „ Einen Augenblick bitte.“

Wartemusik drang aus dem Hörer. Die junge Frau tippte ungeduldig mit ihren Fingern auf den Knien rum, bis sich eine kühle bekannte Stimme meldete.

„Ja.“

„Guten Tag Mr. Kaiba, hier spricht Iva Nazumi, die Nanny von Tommy Bellw…“

„Ich weiß wer sie sind. Sie rufen an weil?“

„Wie sie vielleicht schon von Mokuba erfahren haben, haben die beiden Jungs vor, bei Ihnen im Haus zu nächtigen. Wissen sie davon?“

„Mein Bruder hatte so etwas erwähnt.“

„Nun gut. Ich wollte nur noch absprechen, ob es in Ordnung für sie ist, das ganze Wochenende zwei Hyperaktive Kinder im Haus zu haben, die außerdem krach im Garten machen werden. Wegen dem Baumhaus. Außerdem werde ich wohl oder übel ebenfalls bei Ihnen übernachten. Tommy ist noch zu klein um…“

„Das wird kein Problem sein.“ Unterbrach er sie mit schneidendem Ton.

Iva bemerkte, dass es doch keine so gute Idee war ihn bei der Arbeit zu stören. Er war überall bekannt, als Workaholic.

„Wegen des Baumhauses. Also die beinen Jungs können unmöglich ein Baumhaus alleine aufbauen. Dazu gehören Materiealien und jemand der sich mit Baumhäusern auskennt. Ich habe den Selben Architekten kontaktiert der Tommys Haus gebaut hat. Er würde mit vergnügen helfen.“

„Die nötigen Materialien sind schon geliefert worden. Wie ist der Name dieses Architekten?“

„Rey Akamura.“

Was Iva nicht wusste, war, dass Seto Kaiba den Namen notierte und sich alle Daten schicken lassen würde, die es über diesen Architekten gab.

„Sonst noch was?“, fragte Kaiba kühl.

„Nein das war alles. Einen schönen Tag noch Mr. Kaiba .“

Als sie den Hörer wieder auf die Station legte, fiel ihr ein Stein vom Herzen. Es war ihr äußerst unangenehm mit Seto Kaiba zu sprechen. Er hatte etwas Gefährliches an sich.

Doch das sollte Iva nicht mehr aus dem Konzept bringen. Sie hatte schon oft mit Männern zu tun, die sich hart und gefühllos gaben, doch im Endeffekt waren es auch nur Menschen. Also wieso sollte sie wegen ihm ein Fass aufmachen?
 

Am Freitag war Tommys Aufregung gar nicht mehr zu stoppen. Egal ob beim Frühstück oder in der Limousine auf dem Weg zur Schule.

Iva hatte während des Unterrichts Zeit alle Sachen zu packen. Ihre Eigenen sowie Tommys. Als die Taschen im Kofferraum verstaut waren stieg sie, bekleidet mit dunklen Jeans, einer weißen Bluse und schwarzen Pumps in die Limousine um Tommy von der Schule abzuholen. Ihre Handtasche legte sie neben sich auf den sitz. In Gedanken ging sie nochmal durch, ob sie auch alles eingepackt hatte. Iva hatte einen Hang dazu für Übernachtung etwas zu vergessen.
 

Als die Limousine vor der Schule zum Stehen kam, stieg Iva aus dem Wagen und zog sich ihre Sonnenbrille an. Die Frühlingssonne schien heute besonders gute Laune zu haben.

Neben dem Wagen blieb sie stehen und wartete.

Kinder liefen an ihr vorbei während sie sich ihre frisch lackierten Fingernägel besah. Quietsch Rosa war eine schöne Farbe für den Frühling. Und gleichzeitig gab es einen aufregenden Kontrast zu ihren dunklen Haaren.

Als sie aufsah, erblickte sie auch schon zwei plappernde Jungs.

Der Blonde winkte Iva fröhlich zu.

„Iva, darf Mokuba bei uns mitfahren? Ich hab ihm gesagt es ist in Ordnung.“

„Nun Mokuba, da muss ich mit dir aber erst einen Sicherheitscheck machen.“

Bei ihren Worten sah Mokuba besorgt zu Tommy.

„Also, hast du eine Allergie gegen Musik, Bewegung und Lachen während Autofahrten?“

„Ehm nein.“

„Reagierst du auf Sitzen entgegengesetzt der Fahrtrichtung, mit unangenehmen Zucken – Speziell dann, wenn Witze erzählt oder Grimassen geschnitten werden?“

Ivas ernster Ton ließ Mokuba erst eingeschüchtert werden, doch als er merkte, dass es nur Spaß war, entspannte er sich wieder.

„Nein, auch nicht.“

„Na dann kann es ja losgehen. Alle einsteigen bitte.“

Iva nahm den beiden ihre Rucksäcke ab und überließ ihnen den Vortritt.

Als sie sich dazu setzte und die Taschen in einer Ecke verstaute, meinte sie: „Mai oh Mai, was habt ihr alles in euren Schultaschen drin? Steine?“

Die beiden Jungs kicherten. Iva wendete sich an den Fahrer.

„Kenta? Alle Passagiere sind an Bord, wir können ablegen.“

„Jawohl Ma´m.“ kam es lächelnd vom Fahrer.

„So meine Lieben, jetzt gibt es dir erste Lektion in amerikanischer Kultur. Klassiker wie I Will Survive, California Dreaming oder A Whiter Shade Of Pale , gehören zu den bekanntesten Songs in Amerika.

Aber fangen wir mit Bill Haley an.“

Iva betätigte einen Knopf an der Decke der Limousine und suchte nach dem richtigen Titel.

Als die ersten Swing Töne erklangen, bewegten sich die Glieder wie von selbst. Nur Iva kannte den Text auswendig, aber das hielt die Jungs nicht ab, auch im Klang der Musik hin und her zu schwenken. Und nicht nur auf dem Rücksitz wurden, zu Rock Around The Clock die Köpfe geschwungen. Auch Kenta ließ sich von der guten Laune mitreißen und wippte fleißig mit.
 

Seto Kaiba hatte sich dieses Wochenende vorgenommen, die nötige Arbeit im Haus zu erledigen. Es gefiel ihm nicht, fremde Menschen in seinem Haus zu wissen. Doch wenn er damit seinem Bruder eine Freude machen konnte, ließ er es gerne zu.

Als er die Notizen, die er eben noch studiert hatte, in seinen Aktenkoffer verstaute, bemerkte er eine zweite Limousine hinter seiner, die ebenfalls seine Auffahrt hinauf fuhr.

Als der Fahrer ihm seine Tür öffnete konnte er die Musik nur zu deutlich hören.

Der bekannte Song drang laut aus der Limousine, die ein paar Meter weiter neben ihm zum Stehen kam.

Als sich die Hintertür öffnete, wurde der Lärm deutlicher.
 

Iva und die beiden Jungs ignorierten förmlich die zweite Limousine neben ihnen und tanzen munter weiter auf Chuck Berry´s Johnny B. Goode .

Iva kam als erstes aus dem Wagen getänzelt und bewegte sich sofort, wie der Fahrer zum Kofferraum um das Gepäck heraus zu holen. Kenta trug die beiden Taschen zum Haus, welches eher einem Palast glich. Ein sehr Moderner Palast. Diese Villa war bei weitem größer, als die Bellwood Residenz.

Als Iva an den tanzenden Jungs vorbei schaute bemerkte sie Seto Kaiba, der diese Szene beobachtete.

Sofort tänzelte sie sich zwischen den Jungs durch und beugte sich zum Rücksitz um die Musik auszuschalten, wobei Seto einen Ausblick auf einen wohlgeformten Hintern bekam.

Niemand bemerkte sein schiefes grinsen.

Als die Musik verstummte mussten Mokuba und Tommy erst mal durchatmen.

Iva nahm sich ihre Handtasche und die Schultaschen zur Hand und schloss die Autotür.

Grinsend betrachtete sie die hechelnden Zwerge.

„Kulturlektionen und körperliche Ertüchtigungen zur selben Zeit. Wenn das mal nicht eine produktive Fahrt war.“

Sie wand sich von den lachenden Zwergen ab und ging sicheren Schrittes auf Seto Kaiba zu.

„Guten Tag Mr. Kaiba. Tut mir leid wegen dem Lärm, aber ich habe sie bezüglich des Lärms ja gewarnt.“

„Seto. Wie war die Arbeit.“

Mokuba umarmte seinen großen Bruder.

„Wie immer kleiner. Wie war die Schule?“

„Wie immer.“, meinte der kleine Kaiba grinsend. „Gehst du sofort ins Büro weiter arbeiten?“

„Ja. Es gibt noch viel zu tun.“

„Wie immer!“ Mokuba zuckte mit den Schultern.

„Ich bleibe dieses Wochenende aber zu Hause.“

Mokuba strahlte seinen Bruder an.

„Guten Tag.“, kam es kleinlaut von Tommy der sich halb hinter Iva versteckte.

Sichtlich hatte er Angst vor dem Großgewachsenen Firmenchef mit blauen Augen.

„Hallo.“ Gab dieser kurz zurück.

Als sich alle auf den Weg zum Haus machten meldete sich Iva zu Wort: „ Mokuba, wo ist denn dein Kindermädchen, Yoko heißt sie nicht wahr?“

„Sie ist bestimmt schon in der Eingangshalle und wartet darauf, dass wir rein kommen. Sie ist nicht gerade eine gesellige Person.“, das letzte flüsterte Mokuba lieber, bevor Yoko es noch hören konnte.

Tatsächlich stand eine ältere Dame in einer hellbauen Uniform in der Eingangshalle, direkt neben einem Dienstmädchen, die Seto Kaiba seine Garderobe abnahm.

„Hallo Mr. Kaiba. Hallo Mokuba.“, kam es von der alten Dame.

„Hallo Yoko. Darf ich vorstellen, das ist Tommy und das ist Iva, sein Kindermädchen.“

Tommy bekam wieder nur ein schüchternes Hallo heraus. Iva reichte Yoko die Hand.

„Guten Tag, Iva Nazumi. Sie können mich Iva nennen.“

„Guten Tag. Ich habe gehört, sie werden das Wochenende ebenfalls hier nächtigen?“

„Das ist richtig.“

„Nun ich habe mir die Freiheit genommen Ihr Gepäck in ein Gästezimmer bringen zu lassen, welches direkt neben meinem Zimmer liegt. Ganz in der Nähe von Mokubas Zimmer.“

„Das ist toll. Danke.“

Das Kindermädchen nahm Iva die Schultaschen ab.

„Vielen Dank. Das wurde langsam schwer.“

Iva drehte sich um und stieß gegen eine harte Gestalt. Sofort wurde ihr klar, gegen wen sie gelaufen war.

„Verzeihung. Ich habe nicht aufgepasst.“, ihr wurde bewusst wie nah er ihr stand.

„Ich bin in meinem Arbeitszimmer.“, kam es etwas düster von dem Braunhaarigen.

Iva sah ihm kurz hinterher, wie er entschlossenen Schrittes die Treppe hinauf ging.

Dieser Mann ist und bleibt ein Mysterium. Doch sie wollte sich nicht mit ihm befassen. Das hatte sie sich fest vorgenommen. Wie viele Frauen waren schon seinem guten Aussehen verfallen gewesen. Sie würde nicht dazu gehören.
 

Das Wetter war einfach perfekt, um im Garten zu sitzen und einen Tasse Tee zu genießen.

Beide Nannys saßen an dem runden Tisch und beobachteten ihre Schützlinge wie sie auf und ab rannten. Beide kletterten auf die Bretter, die gestern geliefert wurden. Und es waren viele Bretter. Nicht mal so viele wurden bei Tommys Baumhaus gebraucht. Und ein großer Kasten mit Werkzeug und anderem Schnickschnack stand daneben.

An Materialien würde es nicht fehlen, dachte Iva und nahm einen weiteren Schluck Tee.

Viel konnte sich Iva nicht mit Yoko unterhalten. Sie war wirklich nicht gesellig. Kurz nachdem sie ihre zweite Tasse getrunken hatte, meinte sie, sie müsse noch weitere wichtige Dinge erledigen.

Iva war sich sicher, dass Yoko es wohl unnütz fände, dass gleich zwei Nannys anwesend waren.

Sollte Yoko doch gehen, das machte Iva nichts aus. Sie hatte die Racker schon unter Kontrolle.

„Das sieht ja verführerisch aus.“

Kam es von hinten.

Iva kannte diese Stimme nur zu gut. Rey kam mit einem Werkzeugkasten und einer Tüte auf sie zu.

„Der Tee ist auch sehr köstlich. Willst du eine Tasse?“

Er stellte seine Sachen ab und umarmte Iva, nur um sie dann wieder von sich zu schieben. Er legte beide Hände auf ihre Arme und hielt sie vor sich, während er sie betrachtete.

„Ich meinte viel mehr dich. Aber Tee hört sich auch gut an.“

Iva musste lachen.

„Spinner. Komm setz dich, bevor es mit der Arbeit losgeht.“

Sie nahm eine weitere Tasse vom Tablett und schenkte Rey ein.

Rey war ein alter Freund und früherer Nachbar gewesen.

Man müsste lügen wenn man meinte, dass die beiden es nicht versucht hätten, eine Beziehung zu haben. Aber nach einigen Wochen wurde schnell klar, dass die Freundschaft zwischen ihnen bei weitem mehr Spaß gemacht hatte.

„Wie geht es deiner Schwester?“

„Ganz gut. Sie kam vor kurzem aus dem Urlaub zurück.“, Rey nahm einen Schluck aus seiner Tasse.

„Der Tee ist wirklich Köstlich. Aber habt ihr nicht vielleiht doch ein Bier hier?“

„Rey, Tommy und ich sind selber nur zu Besuch hier. Wo war sie sie denn?“

„In Mexiko.“

„Uhhh... War sicherlich toll.“

„Das meinte sie.“, stimmte Rey ihr u.

„REY!“ Tommy lief Rey in die Arme.

„Hey du wilder. Wie geht’s dir? Hallo, du musst Mokuba sein.“

Der Architekt reichte dem angesprochenen die Hand.

„Dein Baumhaus wird Irre. Wenn ich die ganzen Bäume hier sehe, weiß ich gar nicht, welchen wir nehmen sollen. Oder hast du schon einen ausgesucht?“

„Nein, noch nicht.“

Rey ließ Tommy wieder auf seine Füße.

„Das musst du auch nicht. Bei dem Material, welches hier liegt, können wir gleich fünf Bäume benutzen. Das wird ein großen Baumhaus.“

„Jaaaa.“ Beide Zwerge verfielen wieder ins Jubeln.

„Dann sorge ich mal für Versorgung. Ihr Männer könnt ja anfangen. Aber bitte seit vorsichtig.“

Die Drei hörten ihr gar nicht mehr zu. Bretter wurden getragen und Pläne wurden geschmiedet.

Aber Iva konnte Rey blind vertrauen. Er war ein Fachmann in seinem Gebiet.

Also ging sie zum Haus und ließ sich den Weg zur Küche zeigen.

Ein Dienstmädchen Räumte in der geräumigen Küche das Geschirr ein. Iva Fühlte sich wie in einer Restaurantküche. Überall professionelle Geräte, Chrom und weiße Arbeitstische.

„Kann ich ihnen helfen?“, kam es zaghaft von dem Dienstmädchen.

„Ehm, ja. Ich bin Iva, das Kindermädchen von Tommy. Wir sind dabei im Garten das Baumhaus zu bauen. Ich wollte ein kleines Picknick im Garten veranstalten, falls die ´Arbeiter´ von der Arbeit hungrig werden.“

„Aber natürlich. Ich bereite alles vor.“

„Ich kann ihnen helfen. Da draußen wird so viel Testosteron versprüht, dass ich als einzige Frau keine schon habe.“

Das dunkelblonde junge Mädchen musste lachen.

Iva würde sich gut mit Ihr verstehen, so viel war sicher.

Tomomi, war schon seit einem Jahr bei den Kaibas beschäftigt und ihr gefiel die Arbeit sehr, fand Iva heraus.

Das Mädchen war 20 Jahre als, aber sah viel jünger aus. Iva hätte sie auf 17 oder 18 Jahre geschätzt.

Sie hatte vor kurzem einen Studienplatz erhalten. Das lag wohl daran, dass sie eine Klasse übersprungen hatte und sie, mehr als makellosen Noten hatte.

Ein Wunderkind also, das jetzt Medizin studieren wollte.

Und Iva behielt Recht, sie verstand sich prima mit Tomomi.

Sie war nicht nur belesen, nett und witzig. Sie hatte auch die selben Vorlieben in Sachen Musik und Filme.
 

Iva und Tomomi brachten das Essen in den Garten und die ´Arbeiter´ stürzten sich nur so auf das Essen. Mokuba aß langsam, Tommy schlang regelrecht das Essen hinunter und Rey bekam sein wohlverdientes Bier.

Weder Yoko noch Seto ließen sich Blicken.
 

Erst zum Abendessen erschienen beide im Esszimmer. Yoko verschwand sofort in der Küche.

Rey konnte nicht bleiben, da er noch einen Termin mit einem Ingenieur hatte.

Iva brachte ihn zu seinem Wagen, wo sie sich noch einige Minuten unterhielten.

Als Rey die Auffahrt hinab fuhr, ging Iva zurück ins Haus, auf direktem Weg zum Esszimmer.

Am Kopf des Tisches saß Seto Kaiba. Rechts von Ihm sein Bruder und direkt neben Mokuba saß Tommy.

An Setos Linken war für eine weitere Person gedeckt worden. Für Iva.

Sie verdrängte das verlangen, lieber in der Küche mit Yoko zu essen und gesellte sich zu der Gruppe.

Tommy und Mokuba sorgten für massig Gesprächsstoff und plapperten wie wild.

Über Pläne des neuen Baumhauses und wie es am besten aussähe.

Gerade, als sie über die Farbe für die Innenwände sprachen, meldete sich Iva zu Wort.

„Ich würde Rosa vorschlagen.“

„Iiiiiiii.“ Kam es von beiden.

„Das ist doch für Mädchen.“

Beide schüttelten den Kopf.

„Ja. Und ihr braucht eine kleine Kommode mit einem Spiegel.“

„Wofür.“, kam es von Tommy.

„Na was ist, wenn sich euer Mädchenbesuch frisch machen will?“, gab Iva amüsiert zurück.

„Iiiiiiii, Wir mögen keine Mädchen.“, kam es von beiden gleichzeitig.

„Und was bin ich? Eine Ente?“

„Nein. Du bist…“, sie sahen sich an.

Sie mussten lange überlegen um Iva einer Kategorie zuzuordnen.

„Wie ein Hund, der auf einen aufpasst.“

Iva zog eine Braue hoch, als beide anfingen zu Lachen. Sie sah zu Seto der sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte. Das war das erste Mal das sie ihn richtig grinsen sah.

Er hat ein so schönes grinsen, kam es Iva in den Sinn.

Schnell verdrängte sie diesen Gedanken.

„Also bin ich eine Art Blindenhund. Nur mit der Funktion auf kleine Zwerge aufzupassen?“

Tommy hob das Kinn: „Hey, wir sind nicht klein.“

„Nein sind wir nicht.“, stimmte Mokuba ihm zu.

Iva hob ihre Hände, ein Zeichen der Kapitulation.

„Na schön. Ihr seid groß. Und Mokuba du hast Glück, denn du hast die Selben Gene wie dein Bruder. Und schau dir an wie groß und stattlich er geworden ist.“, wies Iva mit einer Handbewegung zu Seto an.

Nun war Seto es, der eine Braue hob und zu Iva hinüber sah.

Diese Zuckte nur mit den Schultern: „Na sie müssen mir doch recht geben. Sie haben doch eine Spiegel, oder nicht?“

„Wenn dies ein Kompliment sein sollte dann bedanke ich mich.“, sagte er und nippte an seinem Wein.

„Es war eine Feststellung und ein Kompliment. Bitte sehr.“, auch Iva nahm sich Ihr Glas zur Hand. Es war wohl doch nicht so schwer mit Seto Kaiba zu sprechen. Jedenfalls solange er nicht bei der Arbeit gestört wird.

Das Glas in der Hand halten wand Iva sich an Mokuba.

„Mokuba, stimmt etwas nicht? Du isst so wenig. Heute Mittag hast du auch kaum etwas gegessen.“

„Ehm.“, der kleine Kaiba sah kurz zu seinem Bruder. „Ich hab keinen großen Hunger.“

„Hast du Bauchweh?“

„Nein, mir geht’s gut.“, meinte Mokuba unbeschwert.

„Bist du sicher, dass du dann nicht hungrig ins Bett gehen wirst, wenn du jetzt nichts isst?“

Mokuba nickte zögernd.

„Na dann. Ess nur so viel du willst.“

Mokuba sah zu Seto, der über etwas nachzudenken schien, dann blickte er wieder zu Iva.

„Wirklich?“

Iva verstand nicht ganz.

„Ja sicher. Was sollen wir denn machen, dich zwingen?“, ein kichern folgte ihren Worten, doch als sie Mokubas Blick richtig deutete, verstarb ihr kichern.

„Mokuba, sag mal besteht Yoko darauf, dass du alles aufisst?“

Ein langsames Nicken bestätigte Ivas Vermutung, dass er zu sehr bedrängt wurde und ihm dadurch jeglicher Appetit fehlte.

„Hmm.“, war alles was sie sagen konnte. Was sollte sie denn tun? Mokuba war nicht ihr Schützling und sie konnte nicht einfach in der Erziehung anderer hineinpfuschen.

Doch sie würde versuchen mit Yoko zu reden. Sie konnte es nicht ausstehen, wenn andere Leute Fehler in der Erziehung eines Kindes machten, weshalb sie selbst immer gut darauf achtete, alles richtig zu machen.
 

Für den Abend, war Mokuba erleichtert nicht alles aufessen zu müssen und ging mit Tommy in sein Zimmer um sich Bettfertig zu machen.

Zurück blieben nur noch Iva und der Firmenchef.
 

Nach kurzem schweigen war er es, der die Stille unterbrach.

„Sie wissen jetzt wohl nicht was sie tun sollen oder? Sie haben mitbekommen, dass Yoko anscheinend einen Fehler begeht, wenn sie Mokuba zwingt zu essen. Andererseits wollen sie sie nicht in ihrer Autorität untergraben.“

Iva sah ihm direkt in die Augen.

„Das ist das erste Mal das sie richtige Sätze von sich geben.“

„Hmm. Ich rede nur wenn ich etwas zu sagen habe.“

Iva nickte: „Ja das ist eine weise Einstellung, weshalb sie aber immer als Kühl und – verzeihen sie – Arrogant beschrieben werden.“

„Ich gebe nichts um den Klatsch in der Presse.“

Aber umso mehr interessiert ihn sein Bruder, dachte Iva. Eine Eigenschaft, welche sie ihm zuschrieb und ihr gefiel.

Wieder nippte Iva an ihrem Wein.

„Köstlicher Wein. Aus Ihrem Privatkeller?“

Er nickte kurz.

„Hatte ich auch nicht anders erwartet.“

Sie ließ den Blick über den Raum schweifen, während sein Blick über sie glitt.

Die große Glasfront gefiel ihr. Bei Sonnenuntergängen war es sicher sehr schön hier.

Seto betrachtete Ihren warmen Gesichtsausdruck.

Er stellte sich viele Fragen über sie. Er fragte sich, was sie an sich hatte, das Kinder so mochten und ihr so gerne gehorchten. Er fragte sich, warum alle Menschen die Ihr begegneten ihre Freunde werden konnten. Und am meisten fragte er sich, warum er sie begehrte.

Sie war hübsch, ohne Zweifel. Und ihr Körper wäre eine Sünde wert. Ihr Lachen, während er sie mit den Jungs beobachtet hatte drang ungewollt tief in sein Unterbewusstsein, sodass er es im Stillen immer noch hören konnte.

Doch all das meinte er auch bei anderen Frauen gesehen zu haben. Vielleicht nicht alle Attribute in einer Person, aber Einige davon hatten seine Affären bestimmt gehabt.

Merkwürdig, dass er sich gerade kein Gesicht, seiner bisherigen Affären ins Gedächtnis rufen konnte, während er in ihres schaute.

Er verdrängte seine Gedanken nur schwer und ergriff wieder das Wort.

„Wie viel zahlen Ihnen die Bellwoods?“

Iva sah ihn Irritiert an.

„Verzeihen sie bitte?“

„Ihr Gehalt.“

„Ich glaube nicht, dass es richtige wäre über mein Gehalt zu sprechen. Ich kann ihnen nur sagen, dass es genug ist.“, gab sie Stirnrunzelnd zurück.

„Ich zahlte das doppelte.“, Seto wurde ernster.

„Ich versteh nicht ganz.“

„Egal wie viel Ihnen die Bellwoods zahlen. Ich zahle das Doppelte.“

Iva musste lächeln.

„Entschuldigen Sie. Wollte sie mich etwa abwerben?“

Er sah sie eindringlich an, was sie, als ´Ja´ deutete.

Ein Lachen hallte in dem großen Esszimmer.

„Mister Kaiba, das Angebot ehrt mich sehr, aber ich kann es leider ich annehmen.“

Seine Augen verengten sich zu schlitzen: „Wurden sie schon abgeworben?“

Sie Schüttelte den Kopf: „Nichts der Gleichen. Ich bin zufrieden, da wo ich bin.“ Und ich würde Tommy nicht einfach so im Stich lassen, dachte Iva.

Sie erhob sich: „Tja, das Essen war hervorragend. Ich wünsche Ihnen eine angenehme Nacht Mr. Kaiba.“

Mit diesen Worten verschwand sie aus dem Esszimmer.

Das gefiel Ihm nicht. Er wusste, dass sie perfekt, als Kindermädchen für Mokuba wäre. Er musste sie haben. Er ignorierte den Hintergedanken der ihm in den Sinn kam, dass er sie vielleicht nur als Kindermädchen wollte, weil er sie begehrte.

Es war ihm nur wichtig sie als Kindermädchen zu haben. Das war alles und mehr nicht, dachte er sich.
 

Als er an Mokubas Zimmer vorbei ging, hörte er wie Iva sanft auf Beide einredete, dass sie die Augen zu machen sollten.

Iva kam Rückwärts aus dem Zimmer und schloss die Tür.

Sie bemerkte Seto nicht weil sie ich gesehen hatte, sondern durch sein Parfüm. Er roch unglaublich gut.

Langsam drehte sie sich um, bewahrt darauf genug Abstand zwischen ihnen zu halten.

Seto entging ihr Unterfangen, Abstand zu halten nicht.

„Gute Nacht.“, sagte sie und ging ins Gästezimmer.

Auch Seto machte sich auf den Weg in sein Zimmer. Das würde eine lange Nacht werden.

Needles don´t hurt

Needles don´t hurt
 


 

Am nächsten Morgen wurde Iva von den ersten Sonnenstrahlen geweckt. Sie rollte sich noch einmal auf die andere Seite. Wie gerne würde sie noch einige Stunden hier in diesen weichen Lacken liegen wollen. Den Kopf tief in das Daunenkissen gelegt, die Sonne auf der Haut spürend und die Ruhe genießen können.

Doch diese Ruhe war nicht von Dauer. Sie kannte Tommys Schlafgewohnheiten und auch, dass er sehr früh zu aufstehen pflegte.

Sie könnte wetten, dass die beiden jetzt in Mokubas Zimmer Blödsinn machte oder sie sich Geschichten erzählten, weil sie noch nicht aufstehen und sich anziehen wollten.

Nach einem Seufzen setzte Iva sich auf und schaute sich genau um.

Gestern Abend war sie viel zu müde gewesen, um das Zimmer genau in Augenschein zu nehmen.

Umso mehr gefiel ihr dieser Anblick, der sich ihr jetzt bot. Das Zimmer mit dunkelroten Wänden und Naturbraunen Möbel. Die Kommode mit einem großen Spiegel, der kleine Schreibtisch in der linken Ecke, gleich neben der Terrassentür und dazwischen eine weitere Holztür, welche ins Bad führte.

Sie stand auf und streckte sich genüsslich, bevor sie zu den weißen Vorhängen ging und diese noch weiter auseinander zog, um die ganze Sonne hinein zu lassen.

Sie öffnete die Tür und trat hinaus. Es war angenehm warm und eine frische Brise zog ihr durchs Haar. Doch nur in einem Top und Boxershorts bekleidet, sollte sie sich nicht draußen blicken lassen. Sie trat wieder ein und schloss die Tür.

Eine Dusche würde jetzt gut tun.
 

Als Iva fertig angezogen vor Mokubas Zimmer stand, klopfte sie leise.

Es kam keine Antwort, also öffnete sie leise und vorsichtig die Tür. Die Vorhänge waren ganz zugezogen, auf dem Bett sah sie, dass Kissen und Decken fehlten. Ein Blick nach links zeigte ihr, dass Mokuba und Tommy sich ein Nachtlager auf dem Boden gebaut hatten. Überall lagen Kissen und die Decken lagen durcheinander zwischen ihnen. Vor dem Fernseher stand eine Spielekonsole auf dem Boden.

Wenn sich Iva nicht täuschte und das tat sie in dieser Hinsicht so gut wie nie, dann hatten die zwei Rabauken es sich erlaubt, die halbe Nacht wach zu bleiben, um Videospiele zu spielen.

Sie schaute auf ihre Armbanduhr. Es war noch viel zu früh fürs Frühstück, also schloss sie langsam die Tür hinter sich und ließ die kleinen schlafenden Wesen weiter dösen.

Schmunzelnd ging sie die Treppe hinab, um in die Küche zu gehen und sich einen Kaffee zu gönnen, als es an der Tür klingelte. Sie blieb auf der Stelle stehen und sah zur großen Haustür. Dann schweifte ihr blick nach rechts und links. Keiner war da und Schritte konnte sie auch keine hören. Sollte nicht jemand die Tür aufmachen?

Auf leisen Sohlen trat sie näher an die Tür. Dürfte sie die Tür öffnen? Schließlich war sie selbst nur ein Besucher.

Aber papperlapapp, es war niemand hier, wer sonst sollte die Tür öffnen, also warum sollte sie sich vorkommen wie eine Verbrecherin. Ihre leisen Schritte wurden sicherer und schneller bis sie an der Tür ankam und sie öffnete.

Das Vogelgezwitscher drang in die Eingangshalle noch bevor die Tür ganz offen stand.

Sie Blickte in zwei rauchgraue Augen, die sie musterten.

„Guten Morgen, Sir.“, begrüßte Iva den fremden Mann.

Er trug einen dunkelblauen Anzug und schwarze Italienische Lederschuhe. Seine Haare waren Rabenschwarz und ordentlich nach hinten gekämmt. Seine hohen Wangenknochen und sein markantes Kinn schrieben ihm Männlichkeit zu. Bei seinem Lächeln traten kleine Grübchen auf seinen Wangen hervor. Ein äußerst gut aussehender Mann, musste Iva zugeben.

„Guten Morgen junge Frau. Masao Yukata mein Name. Und mit wem habe ich das Vergnügen?“

Sie reichte ihm die Hand.

„Iva Nazumi. Freut mich.“

Er gab ihr einen kleinen Handkuss.

„Eine überaus freudige Überraschung an diesem Morgen.“

Iva musste einfach zurück lächeln.

„Was kann ich für sie tun?“

Er runzelte die Stirn, als er sie genauer betrachtete. Sie trug keine Uniform, also war sie keine Angestellte. Sie trug lediglich ein bordeaux rotes Oberteil, enge Shorts, die Ihr bis fast zu den Knien reichten und schwarze Pumps. Ihr kleines silbernes Fußkettchen fand er besonders reizend, welches Eins ihrer langen Beine schmückte.

„Nun, Ich würde gerne Seto Kaiba Sprechen.“

„Oh, es ist noch recht früh. Ich weiß nicht, ob er schon wach ist.“

Masao musste schmunzeln.

„Sie kennen ihn nicht allzu gut oder? Er ist sicherlich schon wach. Aber darf ich fragen wer sie sind? Sicherlich keine seiner Liaisons würde ich meinen?“

Erstaunt über seine Offenheit musste Iva los prusten.

„Danke, dass es ihnen aufgefallen ist. Sie haben Recht. Ich bin lediglich übers Wochenende hier. Mokubas Freund ist mein Schützling.“

„Schützling?“

„Ich bin die Nanny. Tommy Bellwoods Nanny.“

„Der Tommy Bellwood?“, fragte Masao skeptisch.

„Eben der.“

„Sie sehen gar nicht aus wie ein Kindermädchen.“

„Das sagen viele. Treten sie doch ein. Leider weiß ich nicht wo sich das Zimmer von Mister Kaiba befindet, aber ich werde einem jemandem Bescheid geben, dass sie da sind. Dann wird man sich um sie kümmern. Kommen sie doch fürs erste mit in die Küche.“

Er folgte ihr nur zu gerne.

Als sie dort ankamen stand Tomomi neben dem Butler und einer Köchin und half ihnen das Frühstück vorzubereiten.

„Guten Morgen.“, trällerte Iva.

„Guten Morgen, Miss.“ Kam es von den bediensteten.

„Kann ich ihnen helfen?“, kam der Butler ihnen steif entgegen.

„Ja, das ist Mister…“, sie musste überlegen. Ihr war tatsächlich sein Name entfallen.

„Yukata.“, half Masao ihr.

„Entschuldigung. Mister Yukata, er würde gerne mit Mister Kaiba reden.“

„Natürlich. Ich werde ihm Bescheid geben, dass sie auf ihn warten. Nehmen sie doch solange im Esszimmer Platz. Miss Nazumi wären sie so freundlich ihn dort hin zu begleiten?“, bot der Butler amüsiert an. Ihm wäre solch ein Fauxpas mit dem Namen nie passiert. Zum Glück war Iva kein Butler und musste sich alle Namen von Besuchern merken.

„Folgen sie mir.“, wand sie sich an Masao.

„Ach Tomomi, wärst du so nett und könntest du uns Kaffee vorbereiten?“

„Der ist schon fertig.“, antwortete das fleißige Dienstmädchen.

„Oh wunderbar, ich hole es dann gleich.“

Iva führte Mister Yukata ins Esszimmer und verschwand dann schnell wieder in der Küche.

Mit einem Tablett auf dem zwei Tassen und eine Kanne mit dampfendem Kaffee standen, kam sie zurück.

Sie stellte das Tablett auf den Tisch, nahm eine Tasse zur Hand und schenkte Masao Kaffee ein.

„Bitte sehr. Milch und Zucker stehen auch auf dem Tablett. Mister Kaiba wird sicherlich gleich hier sein.“, mit diesen Worten wollte sie sich abwenden.

„Wollen sie mir nicht Gesellschaft leisten, solange ich warte?“

Unsicher sah Iva zur Tür: „Nun ich… Ja warum nicht.“

Sie setzte sich zu ihm.

„Also, sie sind ein Geschäftspartner von Mister Kaiba?“

„Genau. Ich habe vor kurzem eine Firma gegründet. Die Kooperationen mit der KC laufen sehr gut.“

„Das freut mich. Und was ist das für eine Firma?“

„Yu Industries. Wir spezialisieren uns auf Gehäuse von Maschinen sowie auch Feinmotorik bei Maschinen und Robotern.“

„Wow. Scheint ein wirklich erfolgreiches Unternehmen zu sein.“, stellte Iva fest.

„Ich kann nicht klagen.“

Ganz im Gegenteil. Er hat es innerhalb weniger Jahre weit gebracht und seine Firma fast bis nach oben gebracht. Er war froh mit einer Firma zu kooperieren, die ganz an der Spitze der Marktwirtschaft in Japan stand. Der Kaiba Corp.!

„Und sie? Wie kommt eine so junge, attraktive Person zu solch einem Beruf?“

„Danke für das versteckte Kompliment. Aber ich denke es hat wenig mit dem Aussehen zu tun, sondern viel mehr mit der Einstellung zu Kindern.“, gab Iva süffisant zurück.

„Sie mögen Kinder?!“

„Würde ich sonst Kindermädchen sein?“, Iva Zuckte mit den Schultern.

„Es ist schön, dass sie Ihren Beruf mögen. Das können nicht viele von sich behaupten. Sie haben Glück.“

Iva nickst: „Ja das habe ich.“

Masao räusperte sich: „Hören sie. Nächstes Wochenende findet eine Benefizveranstaltung statt, die ich in meinem Haus gebe. Es ist eine Charity für Waisenkinder und Waisenhäuser in Japan. Da sie Kinder mögen und ich noch keine passende Begleitung gefunden habe, dachte ich mir, dass sie mich vielleicht begleiten könnten.“

Masao sah Iva direkt an.

Die junge Frau wusste nicht was sie sagen sollte. Einerseits würde sie gerne im Sinne der Kinder zu solch einer Veranstaltung gehen wollen, doch zum anderen wusste sich nicht ob es richtig wäre mit ihm hinzugehen. Aus irgendeinem Grund kam ihr diese Einladung nicht richtig vor. Was bestimmt daher rührte, dass sie eine Bedienstete ist und keine High-Society Dame.

„Oh. Das ist Furchtbar nett von ihnen, aber ich denke, dass es keine so gute Idee ist. Außerdem sind sie doch der Gastgeber. Sie müssen doch nicht unbedingt in Begleitung in ihrem eigenen Haus erscheinen, oder?“

Er lächelte sie bittend an.

„Sie würden mir damit eine große Freude machen und den Kindern auch.“

Sie schüttelte den Kopf: „Vielen Dank für diese Einladung, aber ich muss sie leider ablehnen. Ich hätte sowieso nichts Entsprechendes zum Anziehen.“

Was tat sie denn da? Ein verdammt gutaussehender, reicher Mann bat sie, ihn zu einer Charity-Veranstaltung zu begleiten. Ihre Mutter würde sie übers Knie legen, solch eine Chance zu verpassen. Sag ´Ja´ du Dummkopf, dachte Iva.

Die Tür zum Esszimmer ging auf und Seto kam festen Schrittes herein.

Er trug ein weißes Hemd und dunkle Jeans. Er war nun mal nicht in der Firma und konnte daher etwas gelassener in Erscheinung treten.

Iva erhob sich: „Nun, Freut mich sie kennen gelernt zu haben Mister Yukata. Ich wünsche ihnen noch einen schönen Tag.“

„Das wünsche ich Ihnen auch.“

Nach kurzem Händeschütteln ging Iva zur Tür.

„Guten Morgen Mister Kaiba.“

„Guten Morgen.“, antwortete der Braunhaarige.

Iva verschwand in der Küche, wo sie sich endlich eine Tasse Kaffee gönnte.
 

Am Mittag kam Rey vorbei und brachte einen Getto Blaster mit.

Mit Musik mache die Arbeit doppelt Spaß, meinte er.

Und er hatte Recht.

Tommy, Mokuba, Rey und Iva sangen, tanzten und trällerten während sie das Baumhaus Stück für Stück aufbauten. Noch sah es nicht ganz wie ein Baumhaus aus, doch das würde sich noch ändern.

Yoko saß auf der Terrasse, fernab des ganzen Lärms und schielte nur ab und zu hinüber um zu überprüfen, ob auch alles in Ordnung wäre. Sie fühlte sich recht fehl am Platz, da sie als Kindermädchen nicht gebraucht wurde. Einige Male hatte sie versucht Mokuba abzuhalten auf einen Baum zu klettern, da er ihrer Meinung nach gefährlich aussah. Doch Iva schaltete sich ein und meinte sie würde aufpassen, dass nicht passieren würde.

Als Iva Yoko ansprach, um über Mokubas Essverhalten zu sprechen, wollte Yoko nichts davon hören. Iva sei ja noch grün hinter den Ohren.

Die junge Frau konnte also leider nichts ausrichten, um Mokuba zu helfen. Vielleicht sollte sie mit Mister Kaiba sprechen. Er hatte schließlich die Zügel in der Hand.
 

„Sag mal Rey, warum bist du Architekt geworden?“, fragte Mokuba neugierig, als er ihm den Hammer reichte.

Rey hielt gekonnte die Balance auf den selbst installierten Sprossen am Baum, die als Leiter dienten und hämmerte auf ein Brett ein.

„Nun ja, als Kind habe ich immer mit Legosteinen Häuser, Gebäude und Städte gebaut und mit den Jahren habe ich das Skizzieren gelernt. Da war mir schon klar, dass ich eines Tages richtige Häuser bauen werde.“

„Wie toll.“, staunte der Kleine. Mokuba sah rüber zu Iva und Tommy die gerade fangen spielten. Ein schrilles Schreien ertönte, als Iva gefangen wurde.

Theatralisch schmiss sie sich auf das Gras und riss Tommy mit sich, der zu lachen anfing.

Iva hielt ihn fest umschlungen und kitzelte ihn zur Bestrafung.

Mokuba bemerkte seinen Bruder, als er hinter ihn trat und wand sich ihm zu.

„Ihr seid ja schon sehr weit gekommen.“, bemerkte der große Kaiba.

„Ja, das wird super.“, freute sich Mokuba.

„Lange wird es nicht mehr dauern und du kannst dich hier einrichten, wie es dir gefällt.“, meinte Rey, der sich noch ein Brett schnappte.

„Jaaaa.“

Ivas Stimme ertönte.

„Mokuba hiiiilfeeeee.“

Die junge Frau wurde von Tommy mit Kitzellattacken bearbeitet.

Mokuba kam schnell auf sie zu gerannt und schmiss sich auf die beiden drauf.

Doch anstatt ihr zu helfen, tat er es Tommy gleich.

„Nein, das ist unfair. Ahhhh.“

Hallendes Gelächter folgte.

„Sie kann sehr gut mit Kindern.“, meldete sich Rey, der kurz von seiner Arbeit aufsah und die drei beobachtete.

„Scheint so.“, murmelte Seto.

„Ich bin übrigens Rey Akamura.“, Rey wischte sich die Hände an seiner Hose ab und reichte sie Seto.

„Seto Kaiba.“

Die beiden Männer schüttelten sich die Hände, als Iva mit einem Jungen unter jedem Arm an getorkelt kam.

„Hat hier jemand zwei Gartenzwerge bestellt?“

Rey schüttelte den Kopf: „Also ich nicht.“, und wand sich wieder seiner Arbeit zu.

Seto meinte schulterzuckend: „Ich auch nicht.“

„Gut dann bring ich sie wieder weg.“

„NEEEEIIINNN.“, schrien bei im Chor.

„Na gut, dann geht mal da rüber und holt noch ein paar Bretter.“

Als die zwei losliefen musste Iva ihre Kleidung wieder richten.

„Puh… beim nächsten Mal ziehe ich Schutzkleidung an. Das wird blaue Flecken geben.“, meinte sie und rieb sich den Ellbogen.

„Und, was sagen sie Mister Kaiba?“

Iva stellte sich neben ihn und betrachtete das Bauwerk.

„Nicht schlecht.“

Es erstreckte sich über drei große Bäume.

Das Gerüst war stabil und die hälfe der Wände standen schon.

„Wir bräuchten noch eine Schaukel. Was meinst du Rey?“

„Das lässt sich einrichten. Da drüben wäre ein geeigneter Platz.“, er wies auf eine Stelle unter dem Baumhaus hin, wo ringsherum keine Äste oder Ähnliches die Schaukelfreiheit beschränken konnte.

Seto duckte sich, um ein Überbleibsel eines zurechtgesägten Brettes aufzuheben, die überall verteilt lagen. Er betrachtete das Stück Holz und dann das Bauwerk. Es würde wirklich ein gutes Baumhaus werden.

„Ich fang langsam an den Müll einzusammeln.“

Iva schnappte sich eine große Blaue Mülltüte und begann die Holzstücke aufzusammeln.

Aus der Musikanlage drang ein bekannter Titel.

„Du hast tatsächlich That´s Amore auf deiner CD?”, fragte Iva ungläubig.

„Natürlich.“

„Ich dachte du hasst Dean Martin.“

„Man kann doch wohl seine Meinung ändern.“, meinte Rey amüsiert und begann mit Iva den Text, in dem Selben Akzent des Sängers zu trällern.

„Geben sie her.“, meine Iva zu Seto. „Ich schmeiß es weg.“

Seto reichte ihr das Holzstück. Ungewollt nahm Iva ihm das Stück zu schwungvoll aus der Hand. Er zuckte nicht merklich, doch Iva sah an seinem Blick, was sie angestellt hatte.

Seto besah sich kurz seine linke Hand an, an dessen Zeigefinger jetzt ein Splitter steckte.

„Oh das tut mir leid, zeigen sie her.“, meinte Iva besorgt, als Seto die Sache nur mit einem schulterzucken würdigte.

Sie nahm seine Hand in beide Hände und betrachtete den Schaden.

„Das ist nicht gut, der steckt ziemlich tief drin. Haben sie einen Erste-Hilfe-Kasten?“

„Es ist nichts.“, versuchte er ihr wieder die Hand zu entziehen. Diese Berührung war ihm nicht geheuer. Ihre schmalen Finger waren so viel anders, als seine Eigenen. Er hatte große Hände und wenn sie ihre zarten Hände auf seine legte, fühlte es sich viel zu weich an, viel zu verführerisch. Er musste dem Drang wiederstehen seine Hände über ihre weiche Haut gleiten zu lassen.

„Reden sie keinen Quatsch. Männer mit ihrem Stolz. Rey passt du kurz auf die Jungs auf, wir sind kurz drinnen.“

„Jawohl.“

Seto ließ sich Iva ins Haus ziehen. Er fand einen Splitter im Finger nicht tragisch, doch sie machte deswegen gleich ein Drama.

„Leo, habt ihr hier einen Erste-Hilfe-Kasten?“, fragte Iva den Butler, als sie ins Wohnzimmer kamen.

„Sicherlich. Was ist geschehen?“

„Gar nichts.“, meldete sich Seto.

„Er hat sich einen Splitter eingefangen.“

„Oh, Sir, das ist ja schrecklich. Ich werde sicherheitshalber den Krankenwagen rufen, für den Fall das sie verbluten.“, meinte Leo amüsiert.

Leo war wohl der einzige Angestellte, der es sich leisten konnte solche Scherze zu machen. Er war schon lange bei den Kaibas angestellt und verrichtete ausgezeichnete Arbeit. Weshalb Seto wohl vertraulicher mit ihm umging, als mit allen anderen Bediensteten.

Ivas musste lachen: „Ein Erste-Hilfe-Kasten und eine Pinzette wird reichen, danke.“

Sie setzten sich auf die gemütliche Couch, als der Butler das Zimmer verließ.

„Das ist doch Unsinn. Es ist nur ein Splitter.“

„Dann tun sie mir den gefallen sich von mir behandeln zu lassen. Ich bin es schließlich schuld und damit sind wir wieder quitt, wenn ich ihnen den Splitter rausnehmen darf.“

Sie nahm sich wieder seine Hand, um sich nochmal sie Wunde anzusehen.

„Sie haben wirklich große Hände.“, um zu demonstrieren wie klein ihre im Vergleich waren, legte sie Ihre Hand auf seine Handfläche. Der Kontrast war nur zu deutlich sichtbar – Seine groben Hände und ihre rosa lackierten Nägel.

Sie musste kurz vergnügt kichern, als ihr jedoch klar wurde was sie da tat – mit einem Seto Kaiba – ließ sie von seiner Hand ab.

Leo kam herein und legte die nötigen Utensilien für die ´Operation´ auf den kleinen Wohnzimmertisch.

„So, dann wollen wir mal. Sagen sie Bescheid, wenn ich ihnen wehtue.“

Das hörte sich merkwürdig an, dachte Iva. Wie könnte so einem Kerl, mit einer Nadel und einer Pinzette wehtun?

Iva legte ihre offenen Haare auf die andere Schulter, so dass sie freien, ungestörten Blick auf seine Hand hatte.

Mit einem Tuch und einem Spray, desinfizierte sie die Nadel und die Pinzette und wischte sich ebenfalls ihre Hände ab.

Mit sehr viel Feingefühl schabte sie die Haut ein wenig auf, um an den Splitter zu gelangen.

Iva war so in ihrer Aufgabe vertieft, dass sie nicht bemerkte, wie Seto ihre Bewegungen, ihren Gesichtsausdruck und ihre zarten Berührungen studierte.

Ungewollt faszinierte sie ihn.

Sie schnappte sich die Pinzette.

„Das könnte jetzt etwas wehtun.“, murmelte sie.

„Mhm.“, gab er abwesend zurück.

Nach einigen Versuchen gelang es ihr endlich den Störenfried zu entfernen.

„So, das war´s.“

Sie nahm das Desinfektion Spray und sprühte seine Hand kurz ein.

Er betrachtete seine Hand.

„Jetzt können sie wieder stundenlang ungestört auf ihren Computer rumtippen.“

Sie packte alles ordentlich in den kleinen Kasten und erhob sich wieder.

„Ich geh dann mal wieder raus, sonst werde ich noch vermisst.“

Als Iva wieder in den Garten ging, bildete sie sich ein, dass es keine Flucht gewesen war, als sie so schnell wieder in den Garten gehen wollte. Es war einfach ungewohnt, ihm direkt gegenüber zu sitzen.
 

Während Seto den Rest des Tages in seinem Arbeitszimmer verschwand, hielten die anderen ein Picknick auf dem halb fertigen Baumhaus.

Doch leider musste Rey schon früh am Abend wieder los. Und somit saßen die beiden Jungs und Iva alleine auf dem Gerüst.

„Iva, können wir hier nicht Zelten?“, meldete sich Mokuba.

„Au ja, das ist eine super Idee.“, freute sich Tommy.

„Ihr wollt dass ich in einem ungemütlichen, engen Schlafzack die Nacht verbringe? Niemals.“

„Och bitte. Du musst ja nicht auch hier schlafen. Mokuba und ich passen schon auf.“

Eigentlich war das keine schlechte Idee. Das würde den Beiden sicher Spaß machen.

„Na gut. Aber nicht hier in dem halb fertigen Baumhaus. Sondern auf sicherem Boden.“
 

In dieser Nacht schliefen die Jungs früher ein, da die Müdigkeit sie überrannte.

Iva überprüfte aus Sorge vier bis fünf Mal, ob alles in Ordnung war. Auch wenn es keinen Grund zur Sorge gab, schließlich schliefen sie im Garten. Dennoch wollte sie sicher gehen und überprüfte die Lage.

So wie gerade, schlich sie auf leisen Sohlen über den Flur, auf den Weg zum Garten.

Sie zog sich unterwegs ihren Frotteemantel an, der ihr bis zu den Knien ging.

Als sie durch das Wohnzimmer auf die Terrasse ging, hörte sie nichts als Stille. Überzeugt davon, dass alles in Ordnung war, schloss sie wieder die Tür und setzte sich kurz auf die Couch.

Es würde ihr besser gehen, wenn sie hier schlafen würde, dann müsse sie nicht immer vom Schlafzimmer hinunter gehen und wieder rauf.

Also bettet sie ihren Kopf auf die kleinen Kissen, die als Zierde dienten und fiel gleich darauf in einen tiefen Schlaf.

Nanny vs. Nanny

Nanny vs. Nanny
 


 

Am Nächsten Tag hatte Iva Nackenschmerzen, doch ließ es sich nicht anmerken. Sie war am Morgens, als erstes wach und konnte unbemerkt wieder in ihr Zimmer gehen, bevor jemand gemerkt hatte, dass sie im Wohnzimmer geschlafen hat.

Während die Köchin Hiroko, Leo, Tomomi und Iva das Mittagessen bereiteten, waren die drei ´Arbeiter´ am Baumhaus beschäftigt. Es sollte heute fertig werden.

Als Iva wieder ihren Kopf bog und ihren Rücken streckte, konnte Tomomi nicht mehr hinsehen: „Iva, was ist los mit dir? Dir tut doch irgendetwas weh!“

„Ach quatsch, ich hab nur unruhig geschlafen letzte Nacht, das ist alles.“

„Das würde ich auch, hätte ich mich entschieden die nacht auf der Couch zu verbringen.“, meldete sich Leo belustigt.

Iva erschrak.

„Wie?“

„Miss Nazumi, ich bin schon seit vielen Jahren hier und kenne die Nächtlichen Geräusche im Haus. Mir entgeht nichts.“, lächelnd wand sich Leo dem polieren der Gläser zu.

„Ah, das erklärt einiges.“, kicherte Tomi.

Iva konnte nur den Kopf schütteln: „Kann ich mal das Messer haben?“, fragte sie Tomomi.

„Ja hier. Wie sieht das aus? Ich habe mir besonders Mühe bei der Schokotorte gegeben.“

Iva betrachtete das Meisterwerk aus Schokolade und den Erdbeeren als Verzierung, mit den kleinen Sahnehäubchen.

„Heilige Maria, das sieht zu gut aus um es zu essen.“

Fröhlich kichernd stellte Tomomi die Torte zur Seite.

„Du meine Güte, was ist denn das?“

Beide Frauen drehten sich um. Yoko stand mit den Händen in die Hüften gestemmt und starrte auf die Torte.

„Ist das nicht toll. Das ist meine eigenes Rezept.“, flötete Tomomi munter.

„Und was sollen wir bitte damit machen. Die Kinder können so ein Zeug doch nicht essen. Da fallen einem die Zähne schon nur beim Ansehen ab.“ Mit einem verächtlichen Schnauben ging Yoko wieder aus der Küche.

Ungläubig starrte Iva zur Tür, bis sie bemerkte, dass Tomomi niedergeschlagen auf den Boden sah und kurz vorm schluchzen war.

„Tomi, ist schon gut. Schon gut.“, meinte Iva kurz und folge Yoko schnellen Schrittes.

Sie holte sie vor der Treppe ein: „Mrs…. Mrs. Yoko. Kann ich sie kurz sprechen?“

„Was kann ich für sie tun?“, meinte Yoko nüchtern.

„Nun ja, ich denke – nein ich weiß –, dass sie mit dem, was sie gesagt haben Tomomis Gefühle verletzte haben. Ich bin mir ebenfalls sicher, dass es ihnen klar war wen sie mit ihrer Äußerung angreifen wollten – sie hatten es wohl eher auf mich abgesehen und nicht auf die arme Tomi. Also warum gehen sie nicht wieder in die Küche und entschuldigen sich bitte bei ihr?!“

„Meinen sie, ich wüsste nicht was sie vorhaben?“, Yoko strafte die Schultern.

Iva sah irritiert aus: „Ich wusste bis gerade nicht, dass ich überhaupt etwas vorhabe.“

„Sie glauben hier antanzen zu müssen und nur für ein Wochenende die liebe, geduldige Nanny spielen zu müssen, nur um aller Welt – und besonders Mr. Kaiba – zeigen zu müssen wie toll sie sind. Unterbrechen sie mich nicht.

Es bedarf mehr, als nur das spielen im Garten um ein Kind zu erziehen. Es bedarf Strenge und Disziplin, damit das Kind weiß, wie es im Leben vorankommt. Nur ein zwei Tage so zu tun, als würde ihnen was an den beiden Kindern liegen, soll wohl den Herrn des Hauses Imponieren. Unterbrechen sie mich nicht, ich bin noch nicht fertig.

Sie maßen sich an, mir sagen zu müssen, wie man die Essgewohnheiten eines Kindes kontrolliert. Ich bin schon seit vielen Jahren Kindermädchen und habe eine anständige Ausbildung als Krankenschwester genossen. Und was haben sie vorzuweisen?“

Das saß.

Iva atmete tief durch um nicht ihre Stimme zu verlieren. In all den Jahren musste sie schon mit Zweiflern umgehen, die meinten, sie könne den Job nicht ausüben. Und immer wusste sie sich zu verteildigen, doch noch nie wurde sie so dermaßen unter die Mangel genommen.

„Bei allem Respekt Yoko, ich mag vielleicht nicht eine Ausbildung, als Krankenschwester oder sonst was gehabt haben und mir fehlen wirklich die vielen Jahre Erfahrung, die sie haben. Aber dennoch weiß ich was ich tue.“ Ivas Zorn und Missachtung wuchs mit jedem Wort. Und in solchen Situationen gab sie sich besonders Arrogant und der anderen Partei gegenüber klar zu machen, dass diese keine Chance hatte.

„Es ist nicht, wie sie sagen, ein Zeitvertreib für ein Wochenende. Und schon gar nicht will irgendjemanden mit meinem ´Verhalten´ imponieren, meine Teuerste. Dafür habe ich nämlich meinen Körper, der schon genug Blicke auf sich ziehen kann. Unterbrechen sie mich nicht.“ Iva lächelte teuflisch. „Ich bin noch nicht fertig.

Ich bin schon seit drei Jahren Tommys Nanny. Damit hat sich ihre Vermutung, ich würde es nicht ernst mit diesem Job meinen, nicht bestätigt. Ich bin außerdem sehr wohl im Stande ein Kind zu erziehen, ohne drastische Mittel einsetzten zu müssen.

Lassen Sie Mokuba doch Leben, er wird nur einmal ein kleiner Junge sein. Er sollte Abenteuer erleben, Schokolade essen können und mit Freunden auf Bäume klettern.

Nur weil sie zu müde sind, um mit ihm zu spielen, muss er doch nicht auch in einem Schaukelstuhl sitzen und Tee schlürfen. Er ist 10 Jahre alt, Herr Gott noch mal. Unterbrechen sie mich nicht.

Ein Kind braucht außer einer führenden Hand, Zuneigung und Liebe. Das Kind muss wissen, dass es jemanden gibt, der ihm ohne zu schimpfen zu hören kann, egal was es angestellt hat. Und auch wenn ich keine Ausbildung genossen habe, dann kann ich doch wenigstens Eines vorweisen – einen glücklichen Jungen!

Einen Jungen der ausgeglichen, ausgelassen, fröhlich, diszipliniert und gut erzogen ist. Und ohne ihnen nahe treten zu wollen, bin ich der bescheidenen Meinung, dass sie es bei Mokuba verbockt haben. Denn wenn sie es richtig angegangen wären, dann würde der Junge von sich aus viel essen, ohne Bauchschmerzen oder Verdauungsprobleme zu bekommen.“

Beide Frauen standen sich wütend gegenüber und sahen sich an.

Ivas Blickfeld erhaschte Seto Kaiba, der auf dem Geländer gestützt war. Wie lange er dort stand wusste sie nicht. Doch um weitere Unannehmlichkeiten zu vermeiden meinte sie zu Yoko: „Entschuldigen sie mich.“, und schritt davon.
 

Als sie in die Küche trat, zog sie die Blicke der drei Beschäftigten auf sich.

Die Köchin widmete sich schnell wieder der Suppe, Leo Polierte die Gläser weiter und Tomi war kurz davor etwas zu sagen, doch Iva gab ihr mit einer kurzen Handbewegung zu verstehen, jetzt lieber nichts zu sagen.

Iva schnappte sich das Messer und dreschte auf das Grünzeug ein.

Ihre Nackenschmerzen wurden nun von Kopfschmerzen begleitet.
 

Den Rest des Tages hatte Iva bemerkt, wie Yoko jede halbe Stunde in den Garten kam, um zu überprüfen, ob auch alles in Ordnung sei. Die letzten beiden Tage schien es für sie nicht wichtig gewesen zu sein, ob alles gut ging.

Das tut sie nur wegen dieser Auseinandersetzung von heute Mittag, murrte Iva vor sich her, als sie half die Schaukel zu befestigen.

Yoko musste Iva genau vor Augen setzten, dass sie ihr nicht vertraute.

Im Moment fragte sie sich, wer hier das Kind war.

Mokuba und Tommy liefen im Baumhaus umher und spielten fangen. Sie mussten den neuen Raum einweihen, der ihnen nun zur Verfügung stand.

Als die Schaukel hing, überprüften Rey und Iva genau, ob noch lose Nägel, Bretter oder Ähnliches an den Wänden zu finden war, was die Sicherheit gefährden könnte.

Alles war in top Form. Nur um die Einrichtung müsse Mokuba sich noch kümmern.

Rey kam gerade die Leiter runter als Iva sich bedanken wollte.

„Rey, du hast dich selbst übertroffen. Die Größe, die Höhe, die Schaukel, die Tür die man von Innen und Außen abschließen kann. Vielen Dank. Du hast was bei mir gut.“, Iva reichte ihm nach einer herzlichen Umarmung einen Umschlag.

Rey begutachtete das Kurvet in Ihrer Hand: „Willst du mich beleidigen?“

„Ach komm schon. Ich verspreche dir, es ist auch nicht viel.“, sie drängte ihm den Umschlag auf.

„Liebes, wenn du so weiter machst muss ich dich übers Knie legen. Ich nehme kein Geld von Freunden. Du verletzt damit nicht nur meinen Stoltz sondern auch mein Herz.“

„Aber…“

Rey unterbrach Iva und nahm ihr Gesicht in beide Hände: „Nichts aber. Irgendwann werde ich in einer misslichen Lage stecken und bestimmt Hilfe brauchen. Und ich weiß dann auch schon, wen ich anrufen werde. Also steck den Umschlag weg!“

Iva wusste, dass es sinnlos wäre ihn überreden zu wollen, also nickte sie einfach.

„Guten Tag Mr. Kaiba!“, rief Rey und ließ von ihr ab.

Iva drehte sich um und sah den Herrn des Hauses auf sie zu kommen.

Unwillkürlich krampfte sich ihr Magen zusammen.

Sie hatte ihn seit dem Vorfall mit Yoko nicht mehr gesehen. Was ihr auch lieb war.

Am besten sollte sie so tun, als wäre nichts passiert.

„Na, was halten sie von Mokubas neuem Reich?“, ihre Stimme klang, zu ihrer Erleichterung heiter.

„Nicht schlecht. Überrascht mich, dass es so schnell ging.“

„Rey ist eben ein Meister in seinem Gebiet. Und flink obendrein.“

„Mach so weiter und mein Ego wächst ins Unermessliche.“, alberte Rey. „Naja, jetzt muss ich aber los. Ich ruf dich an.“, er gab ihr einen Kuss auf die Wange.

„Mach das. Und viel Spaß bei deinem Date.“, Iva sah ihn amüsiert an.

„Ich hätte dir nicht von ihr erzählen sollen.“, meinte Rey Kopfschüttelnd, als er die letzten Werkzeuge in seinem Kasten verstaute.

„Doch, das war ganz gut so. Jetzt kann ich dich zwingen mir alle Einzelheiten zu erzählen, da ich ja eh schon davon weiß.“

„Natürlich. Ich verabschiede mich dann mal bei den Jungs.“

Rey stieg ins Baumhaus.

„Mister Kaiba, ich wollte mich für ihre Gastfreundschaft bedanken. Tommy und Mokuba hatten ein schönes Wochenende.“

„Hm.“, erwiderte Seto kühl.

Und wieder stand Iva neben einem Eisblock. Sie dachte er würde nur bei der Arbeit den Eisblock simulieren.

Falsch gedacht.

Er hatte wohl nur selten seine netten Momente, aber zum Glück würden sie und Tommy heute noch abreisen.

Rey kam zurück mit Mokuba und Tommy im Schlepptau.

„Seto Seto Seto, ist das nicht toll?“, rief Mokuba.

„Großartig.“, Seto tätschelte seinem Bruder den Kopf.

„Tommy, wir müssen uns langsam fertig machen. Es ist schon spät.“

Iva sah in die tieftraurig schmollenden Gesichter. Darauf konnte sie nur die Augen rollen und mit theatralisch dramatischen Gesten die Situation runter spielen: „Oh Gott, wie furchtbar. Ein Weltuntergang, die Polarkappen schmelzen nun schneller, die Erde hört auf sich zu drehen, die Sonne wird nie wieder scheinen, der Mond zerspringt und alles ist dem Untergang geweiht, weil Mokuba und Tommy sich erst wieder morgen in der Schule sehen werden.“ Sie hielt sich die Hand aufs Herz.

„Genau.“, bestätigte Mokuba und fiel mit Tommy auf die Erde, als wären sie Tod: „Wir können… können uns nicht mehr... bewegen.“, Augen flatterten, die Hände vielen schlapp aufs Gras und das Murren erstarb.

„Ach herrje. Was machen wir denn da nur? Das ist ja schrecklich.“

Iva wandt sich einfach um und ging langsam auf das Haus zu.

„Dann werde ich den Rest der Leckeren Torte von Tomomi ganz alleine aufessen.“, bemerkte sie wie ganz nebenbei. Sofort wurde sie von zwei kreischenden Zwergen verfolgt. Selbst um ihr Leben schreiend lief sie ins Haus.

Rey ging lachend neben Kaiba ins Haus.
 

Nachdem Iva die Kinder in der Küche mit Kuchen versorgte ging sie zur Eingangshalle um Rey zu verabschieden, doch sie fand nur einen Kaiba vor, der gerade wieder ins Haus kam und die Tür hinter sich schloss.

„Ist Rey etwa schon weg?“

„Er ist gerade gefahren.“

„Ach so. Er hätte warten sollen. Naja…“

Seto legte lässig die Hände in die Hosenasche seiner Jeans und betrachtete Iva.

In ihrem weißen Sommerrock und ihrem dunkelbauen, enganliegendem Shirt sah sie gerade zu unschuldig aus. Besonders jetzt, wo sie unbeholfen nach rechts und links sah.

Sie schien von seiner Anwesenheit eingeschüchtert zu sein. Ein schiefes Grinsen stahl sich auf seine Lippen.

„Was amüsiert sie denn so?“, wollte Iva wissen.

„Nichts weiter.“, er fuhr mit der Hand durch sein braunes Haar. Ein paar Strähnen bahnten sich wieder vor sein Gesicht: „Es ist nur erstaunlich, dass sie in der Lage sind jede nur erdenkliche Situation mit zwei kleinen Rabauken zu meistern, aber bei einem ausgewachsenen Mann scheinen sie sich hilflos vorzukommen.“

Iva zog eine Braue hoch.

„Tatsächlich? Wie kommt ihnen denn solch ein Gedanke?“, fragte die junge Frau interessiert.

Seto beugte sich etwas vor.

„Dazu muss man nur in ihr nervöses Gesicht sehen.“

„Ich meinte nicht meine Unbeholfenheit.“ Iva streckte sich ihm etwas entgegen: „Sondern, dass sie davon ausgehen, sie wären schon ein ausgewachsener Mann.“

Nun war es Iva die grinste. Sie beugte sich wieder zurück und Seto tat es ihr gleich. Wie gerne würde sie jetzt wissen was er dachte. Sein Gesicht ließ keine Schlüsse darauf ziehen. Sauer schien er nicht zu sein. Doch um keine schlafenden Hunde zu wecken, musste sie sich lieber verziehen.

„Endschuldigen sie mich. Ich muss noch ein paar Sachen packen.“

Zielstrebig und ohne zurück zu sehen ging sie an ihm vorbei, die Treppe hinauf.

Setos breiter werdendes Grinsen bemerkte sich daraufhin nicht mehr.
 

Tatsächlich fiel es den beiden Freunden schwer sich zu trennen.

Als die Limousine ankam, wurde das Schmollen größer.

Iva musste auch bemerken wie leid es ihr tat, dass sie ihnen nicht noch ein paar Tage geben konnte, als sie zusah, wie Tommy winkend nach hinten zu Mokuba sah, bis die Limousine aus der Einfahrt fuhr.
 

„Mami!“, reif Tommy fröhlich aus und lief in die Arme seiner Mutter.

„Oh ich hab dich vermisst. Wie war es denn mein Schatz.?“

Mrs. Bellwood drückte ihren Sohn fest an sich, als hätte sie ihn einige Monate nicht gesehen.

„Toll…“ und schon fing der Kleine an, ohne Punkt und Komma zu plappern.

Seine Mutter musste lachen: „Hallo Iva, ging alles gut?“

„Alles großartig. Tommy hatte sehr viel Spaß und er hat sich sehr vorbildlich benommen.“, meinte Iva, als sie das Gepäck aus dem Kofferraum Hob.

„Danke Mike, ich trage meine Tasche schon selber.“

Der Butler nahm Tommys Tasche und trug sie hinein.

„Ach ja, Iva, da ist ein Paket für dich gekommen.“, meinte Mrs. Bellwood verheißungsvoll.

„Ich musste mich stoppen es nicht selbst zu öffnen.“

„Ein Paket? Von wem.“, fragte Iva, als die Drei in der Eingangshalle standen.

„Ein genauer Adressat stand nicht drauf. Nur die Aufschrift am Paket, lässt schließen, was darin sein mag. Es liegt in Ihrem Zimmer. Ich will als Erste erfahren, um was es sich handelt.“

Mit einem Augenzwinkern ging sie mit Tommy ins Wohnzimmer, um den Herrn des Hauses zu begrüßen.
 

Als sich Iva in ihrem Zimmer das Paket ansah, wusste Sie was Mrs. Bellwood mit der Aufschrift meinte.

Ein kleines Emblem zierte eine schwarze Schleife, welches um ein großes blassrosa Paket mit schwatzen Kannten gewickelt war.

Ein Geschenk?

Sie berührte das kleine goldene Emblem mit ihren Fingern, um zu realisieren, ob es wirklich ´Dior´ war, was sie da las.

Die Spannung nicht mehr aushalten, löste sie die Schleife und öffnete das Packet. Darrinnen befand sich ein weiteres, kleines Karton, neben weißem Seidenpapier. Iva schob das Papier zur Seite und hob ein Kleid heraus.

Es war blassgold mit vielen schwarzen Steinen versehen, die wie tropfen auf der Seide glänzten. Das Kleid hatte etwas Märchenhaftes an sich.

Sie sah zu dem kleinen Karton und wusste schon was darin zu finden sein würde.

Die passenden Schuhe.
 

Ein kleines Rotes Kärtchen machte sich zwischen dem Seidenpapier bemerkbar.

Darin stand:

Ich wäre untröstlich dieses Kleid wieder zurück schicken zu müssen. Bitte nehmen sie meine Einladung an. Ich hole sie am Samstagabend um halb 6 ab.

Bis dahin

Alles Liebe
 

M. Yukata
 

Da konnte wohl jemand kein ´Nein´ Akzeptieren.

Party, Ballgowns and other Crisis

Es hat diesmal etwas länger gedauert. Sooooorry. Aber ich musste mit einer kleinen Schreibblockade kämpfen. Aber jetzt gehts weiter :)
 

Vielen dank für die lieben Kommies :)

hab mich echt gefreut.
 

Viel Spaß mit den nächsten Kapi.
 

Party, Ballgowns and other Crisis
 

„Du hast sie ja nicht mehr alle.“

Seit geschlagenen zwei Stunden versuchte Noriko, Iva umzustimmen.

Wer hatte denn schon die Chance zu solch einer feinen Gesellschaft eingeladen zu werden. Wer konnte von sich behaupten ein Kleid von ´Dior´, an solch einem Abend tragen zu können – mit den passenden Schuhen noch dazu.

Noriko war die älteste und beste Freundin von Iva. Als Kinder stritten sie sich immer über die belanglosesten Dinge. Und mit ´Streiten´, waren keine Wortgefechte gemeint. Eingesetzt wurden Krallen, Tritte gegen das Schienbein, das Ziehen an den Haaren und hiebe mit der Faust. Mit zerrissener Kleidung kamen die Kinder wieder nach Hause, heulten sich aus und am nächsten Tag vertrugen sie sich wieder.
 

So wie jeden Monat trafen sich Iva und Noriko im Beauty-Hana-Salon.

Ai, die Besitzerin des Salons, zählte auch schon zu Ihren Freunden. Verständlich, wenn man bedachte, wie oft die Beiden sich im Salon verwöhnen ließen und über Persönliches schwatzten.

Nun lagen die Beiden wieder auf den rosa Liegestühlen und genossen die Torturen an Händen, Füßen, Gesicht und Haaren.

Ai kam mit einer Nadelfeile zu Noriko, um sich um ihre Nägel zu kümmern.

„Also wenn ich das richtig verstehe: ein reicher, gutaussehender Geschäftsmann bittet dich ihn zu einer Charity Veranstaltung zu begleiten? Du sagtest ´Nein´.

Er schickt dir eine ´Dior´-Garderobe, aus der neuesten Collection. Und du sitzt hier und sagst ´ich weiß nicht was ich tun soll´? Was zum Teufel ist los mit dir?“

„Ich rede mir schon seit Stunden den Mund fusselig, dass sie hingehen soll. Wo liegt das Problem? Bekommst du an dem Abend etwa nicht frei?“, beschwerte sich Noriko.

Iva seufzte auf: „Die Bellwoods sind auch eingeladen. Und da es an dem Abend um Kinder geht, sind die Kinder der Gäste ebenfalls eingeladen.“

„Hallo? Das ist perfekt. Du musst hingehen. Sag das du hingehen wirst!“

Noriko und Ai verfielen in ein murren, als Iva unschlüssig in die Luft starrte.
 

Warum sollte sie nicht hingehen? Hatte sie solche Angst von den Snobs auseinander genommen zu werden, dass sie sich lieber im Kaninchenbau verkriechen wollte?

Hatte sie Angst sich zu blamieren?

Was dachte sie denn da? Sie hatte schon viele Erfahrungen mit solchen Leuten sammeln können. Schließlich arbeitete sie für solche Leute.

Warum also noch lange überlegen?

Iva holte tief Luft: „Ai, ich glaube du musst mir dann meine Haare machen.“

Sofort sahen ihre Freunde auf. „Du gehst also hin?“

Iva nickte.

Das Kreischen konnte man noch draußen auf der Straße hören, welches die Mädels freudig von sich gaben.

Sofort mussten Frisuren gesucht, die Schminke angepasst und der Nagellack gewählt werden.
 

Samstag würde ein langer Tag werden, dachte Iva, als sie aus dem Salon trat, um Tommy von der Schule abzuholen.

Immer noch konnte sie das Geschwätz der Beiden hören.

Ja, es sollte ein langer Samstag werden.
 

Und das wurde es auch.

Nachdem Iva geholfen hatte Tommy einen Anzug mit passendem Hemd und Krawatte auszusuchen, kamen auch schon Noriko und Ai vorbei.

Die Beiden schienen aufgeregter zu sein, als Iva selbst.

In Ivas Zimmer saß nun die junge Frau und ließ sich die Fingernägel in einem hellen Hautfarbton lackieren. Ihre Haare wurden lockig aufgedreht und anschließend zu einem Nackenknoten gebunden, während vorne einige lockige Strähnen ihr Gesicht umrahmten.

Das Make-up war dezent und hob ihre großen Augen und ihre Wangenknochen hervor.

Zufrieden mit ihrem Werk, halfen Ai und Noriko ihr ins Kleid.

Als Iva vor dem Spiegel stand, war sie so begeistert, dass sie in das Gekicher ihrer Freundinnen mit einfiel.

„Oh Gott sei Dank habe ich euch.“, meinte Iva als sie eine nach der anderen umarmte.

Wieder musste sie in den Spiegel sehen.

Das Kleid war schulterfrei, die schwarzen, glänzenden Steine waren am oberen Saum ganz dicht aneinander genäht und gingen mit jedem Zentimeter tiefer am Kleid auseinander, bis ganz unten am Saum nur noch die blassgoldene Seide zu sehen war.

Iva ließ die Hände über das eng Taillierte Kleid schweifen, bis zu ihren Hüften, wo dann der Stoff locker hinab fiel.

Die Schuhe waren mehr als nur bequem. Qualität zahlt sich eben aus.

Gerade kam Mrs. Bellwood rein. Ihre Roten Locken waren sorgfältig zu einer Hochsteckfrisur geformt worden. Ihr schwarzes enganliegendes Kleid erinnerte an Audrey Hepburn in „Breakfast at Tiffany´s“.

Beide herausgeputzten Damen ließen gleichzeitig ein Staunen hören, als sie sich ansahen.

„Meine Liebe, das ist ja wunderschön.“, meinte Mrs. Bellwood.

„Das Kompliment gebe ich nur zu gerne zurück.“

Die Rothaarige trat auf Ai zu.

„Entschuldigen sie bitte, aber ich bin verzweifelt. Mein Visagist ist viel zu spät dran und Paolo, der mir das Haar gemacht hat, kann leider nicht viel mit schminke anfangen. Wären sie vielleicht so freundlich?“

„Aber sicher. Wir sind hier eben fertig geworden.“

„Wunderbar, am besten wir gehen in mein Zimmer.“

Mrs. Bellwood ging voraus aus dem Zimmer.

Ai sah überrascht zu den anderen beiden.

„Oh.mein.Gott. Mrs. Bellwood, will meine Hilfe? Ich werd nicht mehr. Wir sind hier fertig oder?“, wollte Ai wissen.

„Aber klar, geh schon. Und schnapp dir eine neue Stammkundin!“

Nach einer kurzen Umarmung und einem ´Toi Toi Toi´, verschwand auch Ai.
 

Norikos Uhr zeigte schon 17uhr20 an.

„Iva, ich will dich ja nicht stressen, aber du solltest dich beeilen und deine Handtasche packen.“

Iva sah sich um. Wo war ihre Tasche?

Sie konnte sich daran erinnern, wie sie die Tasche aus ihrem Schrank gekramt hatte. Eine kleine Schwarze Cocktailtasche.

Die beiden suchten überall, im Bad, im Schrank, auf und in der Kommode, auf dem Bett, aber die Tasche war nicht aufzufinden.

Das Läuten der Haustürklingel brachte die Suchenden in Panik.

Jetzt wurde es knapp.

„Hast du nicht noch eine kleine Tasche, die zu deinem Outfit passen würde?“, flüsterte Noriko panisch.

Iva flüsterte zurück: „Das ist meine einzige schwarze Cocktailtasche. Die anderen sind zu groß oder haben eine unpassende Farbe.“

„Verdammt, bist du sicher, dass du mit der Tasche heute nicht aus deinem Zimmer gegangen bist.“, fragte Noriko.

„Nein, ich habe sie aufs Bett gelegt. Aber da liegt sie nicht mehr.“, antwortete Iva.

Noriko sah sich nochmal um und flüsterte weiter: „Scheiße man… das Mistding muss doch irgendwo liegen?“

„Wieso flüstern wir eigentlich?“, meinte Iva.

Noriko blinzelte verwirrt.

„Keine Ahnung.“

Ihre Stimmen nahmen wieder normale Zimmerlautstärke an.

„Such weiter!“, befahl Iva.

Nach einigen ausgesprochenen Flüchen und angestoßenen Zehen, kam Mike herein, um Bescheid zu geben, dass Mr. Yukata bereits warten würde. Ein krächzender Schrei drang aus Ivas Hals: „Verdammt, das ist so klischeehaft, wenn der Mann auf die Frau warten muss.“

Noriko sah unter dem Bett nach und brachte das gesuchte Objekt mit einem siegreichen „Aha!“ hervor.

„Schnell, schnell, schnell!“

Und schnell war das richtige Wort. Innerhalb von Sekunden wurde der nötige Kram in die Tasche geschmissen und beide machten sich sofort auf den Weg nach unten.

Bevor Iva jedoch die Treppe hinunter stieg, überprüfte Noriko noch schnell, ob alles an Ivas Outfit saß.

Mit einem Zwinkern wünschte sie ihr viel Spaß und viel Glück.

Iva dachte, dass es etwas von einer Hochzeit oder einer sehr wichtigen Verabredung hatte, so wie sie sich eben sorgten und vorbereitet hatten.

Die junge Frau stieg die Treppe hinunter und sah auch schon Mr. Yukata in einem schwarzen Frack. Als er sie erblickte huschte ein breites Grinsen über sein Gesicht.

Egal, ob es nun eine wichtige Verabredung war oder nicht, ob Iva diesen Mann gern hatte oder auch nicht, sie würde diesen Abend in vollen Zügen genießen.

„Mir würden jetzt so viele Worte und Komplimente einfallen, doch ich habe meinen Verstand verloren, als ich sie eben gesehen habe.“

Iva gab ihm die Hand zur Begrüßung, welche er an seine Lippen führte und ihr einen sanften Handkuss aufdrückte.

„Das ist Kompliment genug. Vielen Dank.“

„Ich muss danken. Ich hatte schon befürchtet, sie würden sich meiner Einladung entziehen.“

„Das hatte ich wirklich vor. Aber dann habe ich mich doch um entschieden.“

„Ich bin froh, dass sie es getan haben. Das Kleid steht ihnen perfekt.“

„Woher kannten sie eigentlich meine Größe?“, fragte Iva neugierig.

„Ich habe Augen im Kopf. Und lassen sie das ´Sie´. Für heute Abend bist du meine bezaubernde Begleitung und jeder soll vor Neid Platzen, wenn sie sehen, welche Dame neben mir steht.“

Iva konnte nicht anders als Lächeln. Süßholz raspeln konnte er, das stand schon mal fest. Ihr blick richtete sich auf seine Krawatte.

„Eine goldene Krawatte. Wie passend.“

Iva strich mit den Fingern über die edle Seide und der schwarzen Krawattennadel, welche einen schwarzen Edelstein zierte.

„Ich wollte mich anpassen.“, meinte er, hakte sie bei sich unter und führte sie hinaus.

„Was wäre, wenn ich ihrer Einladung nicht entgegen gekommen wäre?“

Er half ihr in die Limousine.

„Ich hatte gebetet, dass dem nicht so ist. Und ich bin glücklich, dass sich mein Optimismus ausgezahlt hat.“
 

Die Fahrt verlief ruhig und Iva musste zugeben, dass Masao äußerst charmant und unterhaltsam war.

Nicht so wie manch anderer Geschäftsmann mit einem Eiskristall in der Brust.
 

Als sie ankamen staunte Iva nicht schlecht.

Sein Haus oder eher Villa war im Viktorianischem Stil gebaut, mit dem Unterschied, dass es viel größer war, als man vom Viktorianischem Stil gewohnt war.

Ein roter Teppich führte zur großen Haustür, die offen stand.

An den Seiten zierten große Pflanzen den Eingang, an dem sich auch die Security und der Empfangsmann aufhielten.

Einladungen wurden vorgezeigt und der Empfangschampagner ausgeteilt.

Der Kronleuchter warf ein warmes goldenes Licht in den Ballsaal, aus der schon ruhige Musik erklang – Billie Holiday, wenn sich Iva nicht irrte.
 

So viele Menschen wurden ihr noch vor dem Essen Vorgestellt und es sollten noch mehr werden.

Und trotz dem ständigen Händeschütteln und dem sich immer wiederholenden Gesprächen, hatte Iva Spaß.

Masao wich ihr nie von der Seite, außer als er kurz auf die Bühne musste um eine kleine Ansprache zu halten. Er redet davon, wie wichtig die Zusammenarbeit der verschiedenen Konzerne wäre und wie dankbar er sei, Kindern helfen zu können und, dass es so viele Menschen gab die gerne Halfen.

Danach wurde das Büffet im Speisesaal eröffnet.

Die vielen Kinder, die mitgebracht wurden, sei es von den Eltern, den Geschwistern oder den Verwandten, hatten einen eigenen Raum mit Betreuern, in dem sie sich austoben konnten, wenn sie Lust hatten.

Die Stimmung schien perfekt für solch einen Abend. Anregende Gespräche wurden geführt, es wurde getanzt, gegessen und die Kinder liefen vergnügt umher, wenn sie dachte, dass ihre Eltern nicht zusahen.
 

Iva erhob sich von Ihrem Platz und entschuldigte sich, um zur Damentoilette zu gehen.

Sie musste immer wieder erstaunt feststellen, was für einen guten Geschmack Masao hatte. Die Einrichtung, die Dekoration, Alles an diesem Haus war faszinierend.

Abgelenkt von ihren Gedanken und ihren bewunderten Blicken, stieß sie gegen jemanden und stolperte ein wenig zurück.

Mit hastigen Entschuldigungen erkannte sie den jungen Mann im nachtblauen Anzug und verstummte sofort.

Seto Kaiba ließ seine Verwunderung, sie hier anzutreffen nicht anmerken und musterte Iva von Kopf bis Fuß.

„Guten Abend Mister Kaiba.“, meinte Iva.

„Guten Abend.“, gab er knapp zurück. Iva bemerkte eine junge Brünette neben ihm, die ein enges bordeauxrotes Kleid trug. Diese Dame stellte sich ihr weder vor, noch begrüßte Iva.

Also würde Iva auch nicht das Wort an sie richten, denn die rotgekleidete Frau schien vor Übermut und Eitelkeit nur so überzuquellen.

„Iva!“, meldete sich Mokuba, der in einen ebenso dunkelblauen Anzug gesteckt wurde.

„Das ist doch nicht Mokuba oder?“

Der kleine nickte nur schüchtern.

„Nein, niemals. Mokuba sieht doch nicht so elegant und erwachsen aus.“

„Doch, das bin ich.“, brach der Kleine lachend heraus.

Iva kam zu ihm runter. Sie drapierte ihr Kleid so gut es ging, um nicht drauf zu treten und machte sich an Mokubas Fliege zu schaffen, die etwas schief saß.

„So ist es besser. Jetzt siehst du genauso stattlich aus wie dein Bruder.“

Mokuba lächelte über das Kompliment. Er mochte es, dass er seinem Bruder ähnlich sein konnte.

Iva erhob sich wieder.

„Du siehst so schön aus Iva.“, komplimentierte Mokuba zurück.

„Danke.“

„Bist du mit Tommy hier. Ist er hier?“

„Nein nicht ganz. Aber Tommy ist da. Ich habe ihn schon gesehen. Er ist noch bei seinen Eltern, glaube ich.“

Mokuba sah sie fragend an: „Bist du ganz alleine hier?“

Iva musste lachen: „Nein, ich bin… mit einem Freund hier.“

„Mit dem Clown?“

„Nein Spätzchen. Ich habe mich von solchen Clowns abgewendet. Jetzt muss ich aber weiter. Viel Spaß noch.“

Iva richtete sich an Seto: „Einen schönen Abend noch.“

Als Iva ging, konnte Seto nichts mehr zurückgeben, da er schon von einem älteren Herrn begrüßt wurde, der ihn vereinnahmte.
 

Iva hatte gewusst Seto Kaiba hier anzutreffen, aber dass er so gut aussehen würde? Ihr war schon klar, dass er ein gutaussehender Mann war, aber dass er solch eine Integrität und Selbstsicherheit ausstrahlen konnte war einfach nur sexy.

Iva sah in den Spiegel in der Damentoilette.

Aber über seine Begleitung musste sie schmunzeln. Sicher, sie war eine sehr schöne frau, mit langen Beinen und vollen Lippen, aber irgendetwas an ihr war falsch.

Sie war falsch. Sie roch nach Intrigen und Habgier.

Iva schüttelte den Kopf. Was sollte es ihr ausmachen mit wem sich Seto abgab.

Er ist ein erwachsener Mann, dachte Iva, als sie wieder in den Speisesaal trat und auf den runden Tisch zuging, an dem eine aufregende Unterhaltung im Gange war.

Die eben noch leeren Stühle, die ihr schräg gegenüber standen, wurden nun von Seto Kaiba und seiner Begleiterin besetzt.

Masao stand auf und rückte ihr den Stuhl zurecht – ganz Gentlemen-like.

„Ich dachte schon ich muss einen Suchtrupp nach dir losschicken.“, meinte Masao amüsiert.

Iva konnte Seto ansehen, dass er überrascht war, dass ausgerechnet Masao ihr Begleiter war.

Sie fühlte sich ein wenig überlegen, weil sie es geschafft hatte Seto Kaiba zu überraschen.

Der Übermut gebot ihr Seto anzulächeln, welches ihm zeigen sollte – ´das hättest du nicht gedacht oder?´.

Der Wein wurde nachgeschenkt und die Tischgespräche gingen weiter.

Seto ließ sich nicht oft in ein Gespräch verwickeln, doch wenn er es tat, waren seine Ansichten und Meinungen so gut von ihm vertreten worden, dass es sich niemand heraus nehmen würde, Diese in Frage zu stellen.

Iva musste wieder zugeben, dass es eine weitere Eigenschaft an ihm war, die ihr gefiel.

Masao war anders. Er war sich seiner Meinungen sicher und konnte diese auch gut vertreten, doch sie hatten nicht die selbe Stabilität, wie Setos Aussagen.

Außerdem hielt Seto sich zurück. Nicht nur was überflüssige Gesprächsthemen anging, sondern auch was seine Begleiterin anging. Sie war es wohl gewohnt von ihm abgewiesen zu werden, das sah man ihr an. Er war nicht derjenige, der sich auf Tischgeflüster einließ.

Wobei Masao dies, als Lieblingsbeschäftigung sehen musste, dachte Iva.

Jede Gelegenheit nutze er, um Iva irgendwas ins Ohr zu flüstern, seien es die Namen und Ränge der Gäste die ihn Begrüßten oder Nebenkommentare, sowie Komplimente. Und dabei legte er immer eine Hand auf ihren halb freien Rücken.
 

Als Frank Sinatra aus dem Ballsaal ertönte erhob sich Masao.

„Entschuldigen sie uns bitte. Aber dieses Lied zu versäumen, ohne getanzt zu haben, wäre eine Schande.“

„Wie?“, meinte Iva irritiert.

Er reichte Iva eine Hand und half ihr aufzustehen.

Ehe sie sich versah stand sie schon im Ballsaal auf der Tanzfläche und wurde von Masao geführt.

Die Musiker waren wahrlich begabt, denn die Musik war fantastisch.

„Habe ich sie mit meiner Tanzeinladung überrumpelt?“

Masao beobachtete Ivas Gesichtsausdruck.

„Nein, ich war nur überrascht. Ich tanze sonst nicht. Ich meine nicht so.“

„Wie denn?“

Iva musste verlegen lächeln.

„In Clubs oder auf Partys, bei denen es ein wenig schwungvoller hergeht.“

Masao musste lachen.

„Sie tanzen wundervoll. Also sollten sie sich darüber keine Gedanken machen.“
 

Und sie tanze viel an dem Abend. Sie war froh Schuhe zu tragen die zwar hohe Stöckel hatten, aber gemütlich waren.

Ihr wurde ein Glas Champagner von Masao in die Hand gedrückt, als sie wieder ein Kompliment für ihre Schönheit und ihr Outfit bekam.

Sie stand mit einer Frau am Rande der Tanzfläche und unterhielt sich mit ihr.

Masao wurde wieder zu einer anderen Gruppe von Leuten gerufen, doch Iva entschied sich noch kurz mit der netten Dame zu reden, die ein eigenes Label hatte.

Minami war eine angenehme Person. Sie hatte schon kleine Fältchen, doch ihr Lächeln zeigte welche Vitalität in ihr steckte.

Masao wollte Iva ungern von ihrer Gesprächspartnerin trennen und ging hinüber zu den anderen.

Bei der Unterhaltung merkte sie, wie der Champagner schon langsam seine Wirkung zeigte.

Dies würde mit Sicherheit ihr letztes Glas gewesen sein, als sie es auf ein Tablett zurück stellte.

„Iva, ich bin untröstlich, aber ich muss wieder zu meinem Mann. Der kann es einfach nicht lange genug ohne mich aushalten. Männer sind manchmal schlimmer, als Kinder.“

Ein wahres Wort.

Iva deutete ihr, dass es absolut kein Problem war.

Auch sie machte sich auf die Suche nach ihrem Begleiter.

Gerade, als sie Masao zwischen dem Menschengewirr entdeckte wurde sie am Arm gepackt und Richtung Tanzfläche geführt.

Noch bevor sie etwas erwidern konnte, legte sich eine Hand auf ihr Kreuz und nahm sie enger in besitz.

Tiefblaue Augen sahen auf sie herab und für einen Moment blieb ihr alles, was sie hatte sagen wollen im Halse stecken.

Sie strafte die Schultern und fing sich wieder.

Unsicher sah sie zu der Menschenmenge links und rechts.

„Mister Kaiba?“

„Hm?“, meinte er, während er sich gelassen im Raum umsah.

„Was tun sie da?“

Er sah sie wieder an: „Ist das nicht offensichtlich? Wir tanzen.“

„Nun das weiß ich. Aber ich frage mich wieso? Anstatt mich einfach zu fragen entführen sie mich einfach auf die Tanzfläche?“

„Das schien mir am passendsten.“

Iva musste kurz überlegen, ob sie das verstehen musste.

Als Seto ihre fragende Miene sah, meinte er: „Ihr Begleiter weicht ihnen nicht von der Seite. Also wie hätte ich sie sonst zum Tanzen bewegen können, damit wir uns unterhalten können?“

Jetzt war sie erst recht verwirrt.

„Unterhalten? Worüber denn?“

Seto war ein sehr guter Tänzer. Jetzt wo sie den Vergleich zu Masao ziehen konnte, war sie sich ganz sicher, dass Seto ein viel besserer Tänzer war. Er führte ganz anders und es war einfacher mit ihm über die Tanzfläche zu schweben.

„Über mein Angebot.“

„Ihr Angebot?“, fragte Iva.

Sie musste noch einige Sekunden in ihrem Kopf nach der Antwort suchen. Was meinte er?

Iva runzelte die Stirn.

Bis es klick machte.

„Mister Kaiba, Ich habe ihnen schon meine Antwort darauf gegeben und an meiner Antwort hat sich nichts geändert.“

„Sind sie sicher?“

Er wirbelte sie schwungvoll zur Seite.

„Ja das bin ich.“

„Hm.“

Um das Thema zu wechseln meinte Iva schließlich: „Sie sind ein wundervoller Tänzer.“

Er zog eine Augenbraue hoch.

„Versuchen sie mich mit Komplimenten zu trösten?“

„Ganz und gar nicht. Sie werden meine Antwort überleben, da bin ich sicher. Und das Kompliment ist eine Tatsache.“

Als er nichts darauf antwortete, ergriff Iva wieder das Wort: „Doch, wenn mein Kompliment ein Beschwichtigungsversuch gewesen wäre, hätte es denn funktioniert?“

Er überlegte: „Dafür müsste ich noch einen weiteren Tanz von Ihnen bekommen.“

Die junge Frau musste amüsiert grinsen.

„Sie sind gar nicht so ein Eisklotz, wie sie immer tun.“

Hatte sie das laut gesagt? Sie musste sich räuspern.

„Ich meine, sie stellen sich immer als erbarmungslos und kalt dar. Dabei können sie auch nett sein.“

„Ich stelle mich nicht dar. Ich werde von anderen dahin gestellt und beschrieben wie sie mich sehen.“

„Hm… das stimmt auch wieder.“

Sie blickte umher in die Menge und zu den anderen Paaren.

„Wo ist ihre Begleitung? Sie wird sie vermissen.“

Er gab wieder keine Antwort. Das würde ihr immer auf die Nerven gehen. Immer dieses Schweigen, obwohl man ihm eine Frage stellt.

Iva sah Tommy der bei seiner Mutter stand.

Irgendwas stimmte nicht.

Mrs. Bellwood sah besorgt zu ihrem Sohn. Torkelte Tommy etwa?

Sorge schnürte sich um Ivas Kehle.

Iva unterbrach den Rhythmus in dem sie sich mit Seto befand.

„Entschuldigen sie bitte. Ich muss mich kurz um etwas kümmern. Es tut mir wirklich leid.“

Zusammen gingen sie wieder von der Tanzfläche runter.

Mrs. Bellwood war nicht mehr zu sehen.

Schnell umging sie einige zusammenstehende Gruppen. Seto war nicht mehr an ihrer Seite, was wohl auch besser war. Sie wollte sich nicht nochmal entschuldigen müssen, dass sie so unhöflich weggegangen war.

„Mrs. Bellwood!“

Iva sah wie sich Mr. und Mrs. Bellwood zur Tür begaben.

Mr. Bellwood hielt Tommy in den Armen.

„Was ist passiert?“

„Iva.“, kam es gequengelt von Tommy.

„Er hat sich einen Brandy und eine Zigarre erlaubt.“, meinte Mrs. Bellwood kopfschüttelnd.

Ungläubig sah sie den kleinen an: „Wie bitte? Aber wie…“

„Wir gehen jetzt besser nach Hause. Bleiben sie ruhig und genießen sie den Abend. Wir kümmern uns schon um diesen Frechdachs.“

Iva konnte nicht glauben, dass der kleine Tommy so unvernünftig sein könnte.

Nein, das stimmte nicht. Er war 10 Jahre alt. In diesem Alter machten Jungs immer dumme Sachen. Als Erwachsener kann man die Kinder nicht immer vor allem bewahren, doch sie konnten ihnen helfen aus ihren Fehlern zu lernen.

Das würden Tommys Eltern tun. Iva dachte sich schon, dass die beiden sich etwas einfallen lassen würden, um Tommy Zigarren und Alkohol abzugewöhnen.

Plötzlich überfiel sie ein anderer Gedanke.

Sie lief den Bellwoods hinterher.

„Warten sie. Tommy?“, Iva nahm Tommys Hand „Tommy war Mokuba bei dir?“

„Hm?“

„Hör mir zu, hat Mokuba auch etwas getrunken. Wart ihr zusammen?“

„Ja.“, murmelte er.

„Wo ist er? Tommy nicht einschlafen, wo ist Mokuba?“

„Weiß nicht.“

Das hatte keinen Sinn. Tommy würde sich jetzt sicher nicht erinnern können wo sein Freund war.

Sie ließ die Bellwoods nach Hause fahren und machte sich auf die Suche nach Mokuba.

Nachdem sie den halben Saal abgeklappert hatte und leider Gottes auch in der Herrentoilette nachsah, ging sie auf die Terrasse. Es war schon dunkel geworden und das Licht des Saals fiel schwach durch die Scheiben nach draußen.

Dort war niemand zu sehen. Sie ging weiter in den Garten hinein, bis sie ein Stöhnen hörte.

Der kleine Mokuba saß angelehnt, an einer großen Dekovase aus Ton.

Sie hockte sich zu ihm runter und nahm sein Gesicht in beide Hände.

Sie rümpfte die Nase. Er roch nach Brandy und Rauch.

„Mokuba, kannst du mich hören? Mein Gott, wie viel habt ihr den gepafft und getrunken?“

Ihr blieb nichts anderes übrig, als ihn hochzuheben.

Doch anstatt mit ihm hinein zu gehen setzte sie sich mit ihm auf eine Bank, die in der Nähe stand und wiegte ihn auf ihrem Schoß.

Nach etwa einer viertel Stunde wusste sie, dass sie wohl oder übel mit ihm hinein gehen musste. Also hob sie ihn auf ihre Arme und trug ihn zur Terrasse.

Masao kam ihr entgegen.

„Da bist du ja, ich habe mich schon gefragt… Was ist passiert?“

„Gott sei Dank treffe ich dich hier. Ich brauche deine Hilfe. Kann ich in ein ruhiges Zimmer oder so, wo er sich ausruhen kann.“

„Aber selbst verständlich. Folge mir.“

Zusammen gingen sie nicht weit von dem Ballsaal entfernt in ein Zimmer in dem eine Braune Ledercouch stand.

Vorsichtig setzte sie ihn hin.

Masao verließ kurz den Raum und kam mit einem Glas Wasser zurück.

„Oh das kommt gerade recht.“

Sie nahm dankend das Glas entgegen, doch anstatt es dem Jungen zum Trinken zu geben, tauchte sie ihre Finger in das Glas und spritze Mokuba das Wasser ins Gesicht.

Nur ein murmeln war zu hören.

„Das nützt nichts. Er muss nach Hause!“

Sie Hob Mokuba wieder auf die Arme.

„Gott, Moki du wirst immer schwerer.“

„Ich trage ihn.“, bot Masao an.

„Nein, das ist nicht nötig. Aber du kannst mir einen riesen Gefallen tun. Wärst du so lieb und könntest du Mister Kaiba sagen, dass ich mit seinem Bruder draußen vor der Tür stehe?“

„Aber sicher.“
 

Als Iva mit Mokuba auf ihrem Schoß auf der Treppe saß kam er wieder ein bisschen zu sich.

„Iva?“

„Ja mein Kleiner, ich bins.“

Sie strich ihm übers Haar.

Wieder musste er sich das Bäuchlein halten: „Mir ist so schlecht.“

Iva musste lachen: „Ja das ist verständlich, bei dem was du gerade getan hast. Wie viel habt ihr denn getrunken?“

„Es war Tommys Idee.“

„Natürlich war es Tommys Idee. Und er hat dich bestimmt auch gezwungen die Zigarre zu paffen und den Brandy in dich hinein zu kippen.“

Iva war nicht sauer, sie war ruhig und auch ein wenig belustigt.

Zwar war es gefährlich, was die beiden angestellt hatten, aber dennoch hatte es seine Witzigen Seiten.

„Es tut mir so leid.“, murmelte Mokuba vor sich hin. Iva konnte Schritte hinter sich hören die schnell in ihre Richtung kamen.

Seto war vor ihr angekommen und kniete sich zu den Beiden.

„Mokuba? Was ist passiert?“, er sah ernst zu Iva.

„Er hatte die tolle Idee das Rauche und das Trinken anzufangen. Mit reichlich Kubanischen und Brandy. Wenn mich der Geruch nicht Täuscht war nicht nur Brandy im Spiel, sondern auch Whiskey.“

Erleichtert atmete er aus. Seto hatte schon gedacht es wäre ein Anschlag auf ihn verübt worden oder jemand hätte ihm was angetan.

Natürlich war er nicht davon begeistert, dass sein Bruder so etwas Dummes getan hatte.

Seto nahm Mokuba auf den Arm.

Jetzt hatte die Blutzirkulation in ihren Armen wieder freie Bahn.

Masao gesellte sich zu Ihnen.

„Danke für die Einladung Masao. Ich muss jetzt leider nach Hause.“, bemerkte Seto.

Er hatte Roland schon an gepiepst und dieser fuhr gerade vor.

„Iva.“, murmelte Mokuba. „Iva?“

Seto drehte sich um.

Iva kam auf die beiden zu.

„Ja? Was ist?“

„Kommst du mit?“

„Ich…“, sie sah zu Masao, der noch immer auf sie wartete.

„Bitte.“, bettelte er.

Iva sah Seto an, der ihr zu verstehen gab, dass sie einsteigen könne.

Sie überlegte kurz. Es wäre unhöflich Masao gegenüber, wenn sie jetzt einfach in den Wagen steigen und seine Party verlasen würde. Doch andererseits, wenn sie den kleinen Jungen so hilflos sah, konnte sie nicht anders.

„Ich komme gleich nach.“

Seto stieg mit Mokuba in den Wagen während Iva zu Masao ging.

„Es tut mir so leid…“

„Sag nichts, ich weiß schon. Der Kleine hat deine Gesellschaft jetzt nötiger, als ist. Aber traurig darüber bin ich schon.“

Er strich Ihr über die Oberarme.

„Danke. Für Alles. Der Abend war großartig.“

Er gab ihr einen langen Kuss auf die Wange.

„Ich habe zu danken.“

„Auf wiedersehen.“

„Wiedersehen.“

Iva ging zur Limousine und setzte sich hinein. Nachdem sie die Tür geschlossen hatte fuhr der Wagen los, in Richtung ´Villa Kaiba´.

Hangover

Soooooooooo, diesmal (völlig Schreibblockadenfrei) ging das mit dem nächsten Kapi etwas schneller :)
 

Danke nochmal an alle tollen Kommies :D
 

Viel Spaß beim Lesen!!!
 


 

Hangover
 

Die ganze Fahrt über, lag der kleine Mokuba mit seinem Wuschelkopf auf Setos Schoß. Dieser musste seufzen, als Mokuba wieder ein murren von sich gab.

Seto fuhr mit dem Daumen und Zeigefinger zur Nasenwurzel, um die aufsteigenden Kopfschmerzen zu unterdrücken. Da hatte die Betreuung in den Kinderräumen wohl ordentlich versagt. Wobei er sich selbst auch vorwürfe machte. Schließlich war es sein Bruder und seine Verantwortung.
 

Die Limousine fuhr die Auffahrt zur Kaiba Villa hoch. Mokuba wurde von seinem großen Bruder ins Haus getragen. Iva lief ihnen hinterher. Leo war überrascht die Herrschaften, mit Iva im Schlepptau so früh am Abend anzutreffen.

Sofort wurde Mokuba die Treppe hochgetragen.

Iva rief Seto hinterher: „Sorgen sie dafür, das er aufwacht. Er darf bloß nicht einschlafen. Ich komme gleich nach.“

Zusammen mit Leo verschwand sie in der Küche. Der Butler konnte seine Neugier nicht mehr unterdrücken.

„Wenn ich mich nicht irre sah der kleine Herr nicht gesund aus. Was ist passiert?“

„Wie oft ich diesen Satz heute schon hören musste.“, bemerkte Iva, als sie aus dem Gefrierschrank einen Beutel mit Eiswürfeln raus nahm und in eine Schüssel gab.

„Er hat heimlich etwas getrunken und geraucht. Zusammen mit Tommy.

Leo sie haben letztes Wochenende davon gesprochen, dass sie Melasse im Hause hätten. Könnte ich ein wenig davon haben?“

„Sicherlich.“, sagte Leo und duckte sich zu einem Regal runter, um eine Tupperware Box mit einem dunkelbraunen Inhalt heraus zu holen.

„Nun, Tommy ist jetzt zu Hause und wird von seinen Eltern versorgt. Und der kleine Mokuba kriegt meine medizinische Versorgung.“

Iva füllte die zähe Flüssigkeit in eine andere kleine Schüssel und nahm sich einen sauberen Teelöffel aus der Schublade.

Mit zwei Schüsseln und eine Löffel bewaffnet wünschte sie Leo noch eine gute und erholsame Nacht und machte sich auf den Weg in Mokubas Zimmer.

Dort fand sie Seto vor, der vor dem Bett vor Mokuba hockte und ihn wach hielt.

Doch er wollte immer wieder zurückfallen und sich ins Bett legen.

Setos Hände hielten ihn davon ab.

Iva stellte die Utensilien auf den Nachttisch: „Das scheint wohl nicht zu funktionieren. Darf ich?“

Seto machte ihr etwas Platz. Sie schüttelte Mokuba kurz. Als dies keine Wirkung zeigte, gab sie ihm einen Klapps auf die Wange.

„Keine Sorge. Im Moment spürt er sowieso nicht viel.“, versicherte sie Seto.

Nochmal schüttelte sie ihn, diesmal nur kräftiger: „Mokuba wach auf!“, befahl sie barsch.

Endlich öffnete der Kleine seine Augen.

„Hm?“

„Na Kleiner, geht’s dir gut?“

Er verzog das Gesicht.

„Halten sie ihn mal fest.“, meinte sie zu dem Älteren.

Iva füllte den Teelöffel mit Melasse und führte ihn an Mokubas Mund.

„So mein kleiner Alkoholiker Mund auf! Doch, Mund auf!“

Er wehrte sich: „Will nicht.“

„Doch, doch, doch. Dann wird es dir besser gehen. Nicht einschlafen. Hier, Mund auf!“

Benommen öffnete er den Mund und schluckte das Zeug. Wieder verzog er das Gesicht, doch gleich darauf entspannte er sich wieder.

„Was ist das?“, wollte Kaiba wissen.

„Melasse.“, antwortete Iva mit einem Lächeln, denn nun war es Seto der sein Gesicht angewidert verzog.

Melasse hatte einen unangenehmen Geruch. Man konnte es fast mit Zuckerrübensirup vergleichen. Die braune, honigartige Flüssigkeit, war Abfall von Zuckerproduktionen, doch hatte immer noch seinen Nutzen. Es war gesund, wenn man es nicht in Mengen zu sich nahm und reinigte auf natürliche Weise den Magen, wenn man eine Spezielle Diät machte.

Natürlich wussten nicht viele von der Wirkung oder den positiven Eigenschaften von Melasse, aber es gab noch einige Familien die diese Tradition weiterführen.

Nachdem Iva dem kleinen jungen den dritten Löffel verabreichte ließ sie ihn sich hinlegen. Er schien endlich Frieden zu finden und entspannte sich völlig, als er sich zusammenkauerte.

„So, jetzt heißt es warten.“, meinte die Iva, während sie Mokuba die Haare mit einem ihrer Haargummis, aus ihrer Tasche zusammen band.

„Was soll das bewirken? Jetzt schläft er.“, bemerkte Seto.

„Nicht mehr lange.“

Iva nahm die Schüssel mit den Eiswürfeln und brachte es in das anliegende Badezimmer, um es dort vorsichtig abzustellen.

Sie kam zurück ins Zimmer und streifte sich die Schuhe ab. Einen nach dem anderen. Sobald ihre Füße wieder normale Form auf geraden Boden annahmen stöhnte sie erleichtert auf.

„Ob Markenschuhe hin oder her. Es ist eine Qual.“

Sie legte die Schuhe neben das Bett, hob Ihr Kleid etwas an und stieg auf Bett um sich neben Mokuba zu setzten. Seto saß auf der anderen Seite von Mokuba.

„Mister Kaiba, sie können ruhig schlafen gehen. Ich kümmere mich schon um alles.“

Ein Kopfschütteln war die Antwort.

„Wie sie wollen.“, Iva seufzte auf: „Ein schöner Abend, nicht wahr? Abgesehen von den Trinkeskapaden ihres Bruders.“

„Ja, ein erfolgreicher Abend.“

„Meinen Sie es wurde viel Geld gesammelt?“

„Da bin ich mir sicher.“

„Es war erstaunlich ruhig. Ich hatte gedacht, dass bei solch einem Ansturm von Prominenten, Paparazzis nicht weit sein können.“

„Bei solch einer Veranstaltung ist Diskretion das wichtigste. Es wurden Vorkehrungen getroffen. Kein einziger Reporter hat es in das Haus geschafft.“

Wie viel solch Vorkehrungen kosten würden, wollte sich Iva gar nicht vorstellen. Solche Leute wie er schwimmen nur so in Geld, dachte Iva, als sie Seto ansah. Sie bemerkte nicht mal, dass sie den Mann vor sich beobachtet hatte, bis er ihren Blick erwiderte.

„Sehe ich so gut aus?“

Das war wohl das erste Mal, dass Iva ihn schmunzeln sah.

Sie lächelte ihn an: „Aber sicher…“, fing sie Ironisch an. „Ihre Haare, Ihr Gesicht und die Augen erst. Aber die Größe. Tja… ich sagte ja sie sind noch kein ausgewachsener Mann.“

Noch während sie es sagte, wusste sie, dass es eine Lüge war.

Er überragte sie um einiges. Er hatte lange Beine, breite Schultern und sie war sich sicher, dass sich unter seinem Hemd ein Muskulöser Körper verbarg. Alles in einem eine Gefährliche Mischung.

Sie sah wieder zu Mokuba, um seinem Blick auszuweichen, dabei fuhr sie sich mit der Zunge über die Lippen. Sie konnte nicht wissen, dass er ihr fasziniert zusah.

Auf den eben begonnenen Scherz folgte Stille.

Iva atmete tief ein und ließ ein seufzen aus: „ Masao hat wirklich ein schönes Haus. Viktorianisch. Es hat was von den Romanen von Jane Austen.“, meinte sie verträumt.

Seto schluckte den Ärger darüber, dass sie ihn so vertraut beim Vornamen nannte runter.

„Mhm.“

„Haben sie auch fleißig gespendet?“, fragte sie neckisch, um die Stimmung etwas aufzuheitern.

„Hm.“

War das ein ´Ja´ oder ein ´Nein´?

Sie hätte nicht gedacht, dass Seto geizig wäre. Aber wie sie schön letztes Wochenende bemerkt hatte, war Seto Kaiba ein Mysterium für sich.
 

Noch etwa eine viertel Stunde unterhielten sich die Beiden, über den Erfolg des Abends, bis Mokuba anfing zu quengeln. Er krümmte sich zusammen und hielt sich den Bauch.

Bis er plötzlich aufsprang und torkelnd ins Badezimmer lief.

„Jetzt geht’s los.“

Iva erhob sich und folgte Mokuba. Seto war direkt hinter ihr.

Der schwarzhaarige lehnte über der Toilette und übergab sich.

Doch es war viel mehr ein würgen, als das eigentliche Übergeben. Mokuba wehrte sich mit allen Kräften.

„Lass es raus mein Kleiner.“, versuchte Iva beruhigt auf ihn einzureden.

Sie strich ihm übers Haar.

Doch das würgen brachte nichts hervor.

„Nein, stell dich hin. Du darfst nicht sitzen. Ich helfe dir.“

Iva hielt Mokuba sicher auf den Beinen, damit er sich weiter vorbeugen konnte.

Endlich brachte es was, doch Iva schien nicht zufrieden zu sein.

„Versuch es nochmal!“

Tränen rannen dem Kleinen über die Wangen.

„Es tut weh.“, jammerte er.

Iva nahm etwas Papier und reichte es Mokuba, damit er sich den Mund abwischte.

„Oh, ich weiß, mein Engel.“

Mokuba setzte sich auf ihren Schoß und weinte. Er schien nun wach zu sein, auch wenn er etwas unkoordiniert und benommen war.

Iva nahm einen Eiswürfel aus der Schüssel.

„Hier. Lutsch das!“

Er gehorchte ihr und saß brav da, während er den Eiswürfel aß.

Seto setzte sich an den Rand der Badewanne: „Mokuba, wie kamst du denn zu dem Brandy und den Zigarren? Wieso hast du so etwas Dummes tun können?“

„Das stand bei den Getränken und Tommy hat die Zigarren geholt.“

Bei der Erinnerung von den Zigarren musste er wieder würgen.

Iva schnalzte mit der Zunge: „Dummer Junge.“

Sie zog ihn noch enger an sich und umarmte ihn ganz fest. So als würde es helfen, ihm seine Schmerzen und sein Schamgefühl zu nehmen.

Langsam wiegte sie ihn, wie sie es auf der Bank im Garten oder auf der Treppe, vor der Tür getan hatte.

„Schätzchen ich weiß das du es nicht hören willst, aber du musst es nochmal versuchen.“

Er jammerte wieder, doch ließ sich von Iva wieder hinstellen.

Es gelang ihm einfach nicht sich zu überwinden.

Er litt, das konnte Iva, sowie auch Seto sehen. Die Magenkrämpfe und die Übelkeit würden ihn die ganz Nacht nicht schlafen lassen und die Melasse, die er nun im Magen hatte, würde das alles noch verschlimmern.

Iva seufzte tief auf: „Mister Kaiba, sie sollte jetzt das Bad verlassen.“, schlug sie ihm vor, wobei es mehr den Ton eines Befehls hatte.

Der Firmenchef aber zog eine Braue hoch.

„Vertrauen sie mir. Am besten sie holen ein Glas Wasser für Mokuba. Am besten stilles.“

Nachdem Seto immer noch nicht gegangen war, sah Iva ihn flehend an: „Bitte.“

Er verließ das Bad und schlenderte in die Küche. Wieso hatte er das Badezimmer verlassen sollen? Aber viel mehr noch, wieso vertraute er ihr nur so sehr? Es war sein Bruder, dem es da oben schlecht ging und er konnte mit einem guten Gewissen nach unten in die Küche gehen und ihn mit dieser Frau alleine lassen.

Kopfschüttelnd ging er wieder in Mokubas Zimmer.

Als er wieder ins Bad kam, lag der murmelnde Mokuba mit dem Kopf auf Ivas Schoß und ließ sich von ihr Streicheln.

„Iva… du bist eine weise Frau.“, nuschelte er mit einem erhobenen Finger, um seine Aussage damit zu bekräftigen.

„Ja, danke Mäuschen. Mit diesen Dingen kenne ich mich aus.“, meinte Iva amüsiert.

„Aus erster Hand vermutlich.“, meinte Seto.

Sie sah auf.

„Sie haben ja keine Ahnung. Als ich 18 wurde ging das Nachtleben so richtig los.“

Iva musste lachen, als sie sich wieder an die Zeit erinnerte, an dem sich jedes Wochenende einer ihrer Freunde betrank. Alkohol war für die jungen Leute Neuland und musste studiert werden. Sie selbst war oft genug angetrunken oder betrunken gewesen. Stolz war sie nicht drauf, doch seine Erfahrungen musste man machen. Das gehörte zum Erwachsenwerden.

Weiterhin streichelte Iva Mokubas Kopf.

Dann erhob er sich wieder und konnte sich ohne Schwierigkeiten übergeben.
 

Nachdem er sich ein wenig die Zähne geputzt und das Glas Wasser unfreiwillig getrunken hatte, wurde er von Seto ins Bett gelegt wo er sofort einschlief.
 

„Sie schlafen in dem Zimmer, in dem sie letztes Wochenende untergebracht waren.“, meinte Seto, als sie das Kinderzimmer verließen.

Eigentlich hatte Iva vor sich ein Taxi zu rufen, doch die Müdigkeit hatte sie eingeholt. Außerdem war ihre Versorgen für Mokuba noch nicht vorbei.

„Danke… Mister Kaiba warten sie kurz.“, meinte sie, als er sich schon abwand.

„Ich würde sie gerne um etwas bitten. Morgen früh würde ich mich gerne um Mokuba kümmern. Ich hätte da eine Idee wie man ihn dazu bringen könnte, für eine sehr lange Zeit kein Alkohol mehr zu trinken.“

Seto musterte sie eindringlich.

Iva versuchte ihren schneller werdenden Puls zu ignorieren. Das ist bestimmt die Müdigkeit, versuchte sie sich einzureden.

„Tun sie was sie für richtig halten. Gute Nacht.“ Mit einem merkwürdig sanften Tonfall, den Iva von ihm nicht gewohnt war, ging er schließlich in sein Zimmer.

Er ist wohl auch schon übermüdet, redete sich Iva ein.
 

„Ja, das stimmt. Schläft er noch?“

Iva saß am Tisch im Esszimmer und Telefonierte mit Mrs. Bellwood.

Die warme Morgensonne schien durch die Glasfront auf den Marmorboden.

„Er ist eben aufgestanden. Gleich kommt er runter, dann kann die Folter losgehen.“ , drang die Stimme von Mrs. Bellwood aus dem Hörer.

„Mhm, Mokuba wird sicher auch nicht mehr lange schlafen. Die beiden Jungs werden nie wieder so leichtsinnig sein.“

„Das will ich hoffen. Aber meine Liebe, sie haben ja gar keine Sachen mitgehabt. Tragen sie immer noch das Kleid?“

„Nein, Tomomi hat mir eine Sporthose und ein Top geliehen.“, meinte Iva, als sie an sich runter sah. Zum Glück hatten beide Frauen fast die selbe Größe. Sie war Barfuß, denn sie wollte nicht schon am frühen Morgen auf hohen Hacken laufen.

„Wie nett von ihr… Oh da kommt er ja. Ich muss auflegen.“

„Ist gut, ich werde bald zu Hause sein.“

„Lassen sie sich Zeit. Bis dann.“

Das tuten drang aus dem Hörer und Iva legte ihr Handy wieder auf den Tisch. Sie nahm gerade einen Schluck Kaffee aus ihrer Tasse, als der Herr des Hauses ins Esszimmer kam. Er trug eine schwarze Faltenhose und ein schwarzes Hemd. Er sah wie immer gut aus.

„Guten Morgen. Sie sind aber früh dran.“, begrüßte sie ihn.

„Der frühe Vogel…“, fing Seto an.

„…fängt den Wurm.“, beendete Iva den Satz. „Ich kann mit dem Sprichwort nicht viel anfangen. Ich bin ein Morgenmuffel, bevor ich meinen Kaffee getrunken habe.“

Iva schenkte ihm ebenfalls eine Tasse ein.

Leo kam gerade aus der Küche, um ihm seine Zeitung zu geben und das Frühstück zu servieren.

Es war still. Seto widmete sich seiner Zeitung. Er aß nicht besonders viel.

Iva las ihr Frauenmagazin. Beide waren mit ihrer Lektüre und ihrem Kaffe beschäftigt, als Mokuba reinkam.

Sein Haar war zerzaust. Er trug immer noch sein Hemd und die Faltenhose. Langsam tapste er mit nackten Füßen auf den Tisch zu.

„Da is er ja.“, meinte Iva mitleidend.

Sie kam zu ihm und legte ihm tröstend einen Arm um die Schultern.

„Du armer kleiner Spatz. Dir muss es ja schrecklich gehen.“, mit übertriebenem Mitleid, half sie ihm sich zu setzten.

„Mein Kopf dreht sich.“, meinte Mokuba.

„Keine Sorge, ich hab etwas, dass dir helfen wird.“

Sie nahm die Fernbedienung und schaltete den Plasmabildschirm an, der an der Wand hing.

Sofort ertönten Musiktöne. Iva hatte vorher einen Musiksender rausgesucht.

Die Musik schien für ihn viel zu laut zu sein. Er hielt sich den Kopf.

Iva verschwand in der Küche und kam mit einer Bratpfanne und einer Kelle wieder raus.

„Oh ist die Musik etwas zu laut?“

Sie schaltete den Ton etwas leiser und kam um den Tisch herum.

Als sie neben ihm stand, schlug sie heftig mit der Kelle auf die Bratpfanne ein.

Mit beiden Händen hielt sich Mokuba die Ohren zu und jammerte, dass sein Kopf wehtue.

„Das hier wird deine Stimmung heben.“, sagte sie, als sie ihm die glibberigen Rühreier, aus der Pfanne in den Teller legte.

Mokubas Magen schien sich umzudrehen.

„Guten Appetit.“

Trällernd verschwand sie in der Küche, um die Bratpfanne zurück zu bringen.

Seto sah seinen Bruder an.

Mokuba saß wie ein Häufchen Elend da und schien es bereut zu haben, was er getan hatte.

Iva kam wieder ins Esszimmer und setzte sich auf ihren Platz.

„Iss!“, drängte sie Mokuba.

Der Wuschelkopf verzog das Gesicht.

„Muss ich?“, fragte er.

„Aber ja.“

Langsam nahm er einen Happen. Er war mehr als nur angewidert, doch er zwang sich noch einen Bissen zu nehmen.

Die junge Frau währenddessen zündete sich eine Zigarette an, nahm einen kräftigen Zug und pustete die blaue Rauchwolke in Mokubas Gesicht.

Seto beobachtete interessiert die Wirkung des Rauchs auf seinen Bruder.

Auch wenn Seto überrascht war, dass Iva anfangen würde zu rauchen.

„Bitte…“, jammerte er.

„Was denn?“, wieder zog sie genüsslich den Rauch ein, um ihn wieder in Mokubas Gesicht zu schleudern.

Der Kleine hustete. „Es tut mir leid. Ich werde nie mehr rauchen oder trinken.“

„Das ist doch mal ein Wort.“, wand sie sich an Seto.

Sie drückte die Zigarette im Aschenbecher aus, den sie vorher dort hingestellt hatte.

„Mokuba…“, ihr Ton wurde wieder ernst.

„Es geht nicht nur darum, dass es ungesund ist was ihr getan habt. Besonders für jüngere Menschen, wie für dich, ist das sehr ungesund und gefährlich. Du wächst noch und dein Körper und deine Knochen können nicht mehr so wachsen, wenn du Alkohol zu dir nimmst oder rauchst. Wenn erwachsene Menschen das machen ist es auch ungesund, nur mit dem Unterschied, dass sie schon alt genug sind, um selbst zu entscheiden, ob sie gesund leben wollen oder nicht. Du willst doch sicher mal so werden wie dein großer Bruder oder?“, sie sah zu Seto, welcher der Unterhaltung zuhörte, dann sah sie wieder zu Mokuba, der ganz offensichtlich Schuldgefühle hatte.

„Dein Bruder hat sicher nicht geraucht oder getrunken, als er so alt war wie du. Und das hat sich ausgezahlt. Er ist jetzt ein erwachsener und… ausgewachsener Mann.“, Iva sah schmunzelnd zu Seto.

Sie lächelte: „Findest du nicht Mokuba?“

Der kleine sah seinen großen Bruder an.

„Es tut mir leid.“

„Tu das nie, nie wieder.“, meldete sich Seto zu Wort.

Der schwarzhaarige nickte.

Zufrieden nahm Iva den Teller mit den Eiern wieder vom Tisch und ging in die Küche, als sie wieder rauskam fragte sie Mokuba was er essen wolle. Es überraschte sie nicht, dass er keinen Appetit hatte.
 

Yoko betrat das Esszimmer und wünschte allen einen guten Morgen. Plötzlich blieb sie stehen und rümpfte die Nase.

„Hat hier jemand geraucht?“, meinte sie schockiert.

„Japp.“, antwortete Iva gelassen und nahm einen Schlug Kaffee.

„In diesem Haus? Und noch dazu vor dem Jungen?“

Iva rollte die Augen und stand auf. Das letzte was sie wollte, war ein Streit am Morgen.

„Ich sollte mich wohl verabschieden. Danke für die Gastfreundschaft.“

Sie ging um den Tisch herum und gab Mokuba eine Umarmung.

Ohne Worte schritt sie an Yoko vorbei in die Küche.

Dort verabschiedete sie sich von Leo und Tomomi und nahm den Kleiderbeutel mit ihrem Kleid mit.

Bepackt mir den Kleiderbeutel und ihrer Handtasche, ging sie auf den Dior-Schuhen aus der Haustür. Sie wollte auf das Taxi, welches sie schon vorher bestellt hatte zugehen, als jemand sie am Arm packte.

„Ihre Dienste werden nicht mehr benötigt.“, rief Seto zu dem Taxifahrer.

Dann sah er zu Iva runter: „Was glauben sie wo sie hingehen?“, fragte er ruhig.

„Ehm… ich wollte nach Hause fahren.“, berichtete sie ihm.

„Ich fahre sie.“, waren seine knappen Worte, als er sie mit sich in die große Garage zog.

Roland hatte an diesem Sonntag frei, also fuhr Seto selbst. Was ihm nicht viel ausmachte, denn er hatte eine stolze Ansammlung von Luxuriösen Automobilen.

Seto führte Iva zielstrebig zu seinem schwarzen Porsche.

„Netter Wagen.“, staunte Iva.

„Danke.“

Seto hielt ihr die Tür auf.

Als beide saßen meinte er noch: „Anschnallen!“

Und schon fuhren sie los. Der Wagen flog förmlich durch die Straßen. Er war wendig und schien die Luft nur so zu zerschneiden. Das Leder war angenehm weich und roch nach Lederreiniger.

„Sie hätten mich nicht fahren müssen. Das Taxi hätte es auch getan.“

„Hm.“, gab er zurück.

„Also wieso wollten sie mich fahren? Wollen sie sich wieder mit mir unterhalten?“, meinte sie sarkastisch. Denn nur zu gut konnte sie sich an ihren gemeinsamen Tanz erinnern, von dem er meinte, es sei ein Vorwand zum Reden gewesen.

Aber worüber sollten sie sich denn diesmal unterhalten.

Da ging ihr ein Licht auf. Hämisch grinste sie ihn an.

Er hielt den Blick auf die Straße gerichtet bis er ihr grinsen Bemerkte. Nach einigen Seitenblicken zu ihr, meinet er: „Was?“

„Sie wollen sich bei mir bedanken, nicht wahr? Seto Kaiba, der jüngste und erfolgreichste Firmenchef Asiens, der unangefochtene ´Sexiest man´ in den Schlagzeilen will sich bei mir bedanken.“, sie lachte kurz auf und wurde wieder in den Sitz gedrückt, als Seto das Tempo erhöhte.

„Regen sie sich ab.“, meinte sie ruhig, dann gab sie ihm einen freundschaftlichen schlag auf die Schulter: „Ich mache doch nur Spaß. Sie müssen sich nicht bei mir bedanken. Ich weiß, dass sie mir dankbar sind, also brauchen sie die Worte nicht über die Lippen zu bringen. Ich erspare ihnen die Pein.“

„Danke.“

„Wie?“

„Danke.“, wiederholte er.

Danke , dass ich ihnen die Pein ersparen wollte oder Danke , dass ich ihnen geholfen habe?“

„Beides.“

Sie musste lächeln. Das hätte sie nicht erwartet, vor allem nicht so ein ehrliches Danke zu hören.

„Gern geschehen.“
 

Seto Kaiba war ein faszinierender Mann und je mehr Iva versuchte ihn aus ihrem Gedächtnis zu verbannen, umso mehr plagte er sie.

Er ist nur ein Mann, rief sie sich in den Kopf, als sie auf ihr Zimmer ging.

Sie war froh endlich ihre Klamotten tragen zu können. Tomomis Sachen würde sie, nachdem sie gewaschen worden waren zurückbringen.

Als sie auf der Suche nach Tommy von Mr. und Mrs. Bellwood ins Arbeitszimmer gebeten wurde, machte sie sich schon Sorgen.

Was wollten sie wohl?

Beide standen vor ihr. Mrs. Bellwood sah fröhlich aus.

„Was ist los?“, wollte Iva endlich wissen.

Mr. Bellwood räusperte sich.

„Nun, …setzte sie sich bitte Iva.“

Sie nahm auf einem der Lederstühle Platz.

„Es gibt wichtige Neuigkeiten.“

Die Spannung nicht mehr aushalten, sah Iva abwechselnd zu Mr. dann zu Mrs. Bellwood.

Bis Mr. Bellwood grinsend das Wort ergriff.

„Wir gehen zurück nach England.“

Tabloids, Tears and Goodbyes

Sooooooooooooooooooo....

Meine Lieben, leider ist in diesem Kapi Seto so gut wie nicht vorhanden. Dennoch ist das kapi wichtig zum übergang.

Hoffe ihr habt spaß beim Lesen :)
 

Ich bedanke mich wiedermal ganz herzlich für eure Kommies :D
 

los gehts!
 

Tabloids, Tears and Goodbys
 

„Noriko, da bist du ja.“, gab Iva panisch von sich.

Sie stand auf dem Balkon und kam ins Zimmer rein, als Ihre Freundin die Zimmertür hinter sich schloss. Ungeduldig hatte Iva auf Noriko gewartet, seit sie sie angerufen hatte.

„Also Iva.. wirklich. Du musst mir unbedingt Einzelheiten erzählen. Ich kann es kaum glauben. Das ist ja so aufregend.“, plapperte Noriko drauf los.

Iva sah sie verständnislos an. Sie hatte ihrer Freundin noch nichts von der England-Sache erzählt.

„Noriko, mach mal halb lang.“

„Wie bitte? Findest du das denn nicht cool. Ich habe mir für heute Mittag freigenommen. Die Vorbereitungen in der Küche können die auch ohne mich treffen. Ich bin sofort los, als ich es gelesen habe.“

„Ist es etwa schon in den Zeitungen?“

„Ja natürlich. So etwas lassen sich die Klatschreporter doch nicht entgehen. Es hat sich heimlich ein Reporter in die Charity Veranstaltung geschlichen.“, verschmitzt lächelte Noriko Iva an und hielt ihr eine Klatschzeitschrift vor die Nase.

Iva nahm es genervt aus ihrer Hand und schmiss es auf ihrem Schreibtisch, bevor sie wieder auf ihren Balkon ging.

Sie zündete sich eine Zigarette an. Die Zigaretten hatte sie immer noch von heute Morgen. Leo war so nett um ihr welche zu besorgen. Wer hätte gedacht, dass diese Dinger nochmal gebrauch finden würden.

„Was ist daran denn bitte so interessant. Hier geht es ja nicht um die Unterwäsche von irgendeinem Celebrity.“

„Seit wann rauchst du wieder?“, fragte Noriko schmollend.

„Ich bin mit den Nerven etwas am Rande eines Zusammenbruchs, deswegen gönne ich mir eine.“

„Wieso Zusammenbruch? Das ist doch eine geile Sache.“

Mit großen Augen sah Iva die Blonde an. „Wie bitte? Wie kannst du das geil findet verdammt. Ich weiß nicht was ich machen soll. Die Bellwoods wollen mich unbedingt mitnehmen, wegen Tommy. Aber ich kann nicht einfach meiner Heimat den Rücken kehren, meinen Freunden, meiner Familie, meiner gewohnten Umgebung. Aber was wird dann aus Tommy?“

Iva lief hysterisch auf und ab, zog an ihrer Zigarette und fand, dass es ihre Nerven gar nicht beruhigte.

„Mitnehmen wohin. Wovon sprichst du denn?“

Noriko verstand gar nichts mehr.

Iva lehnte sich an das Balkongerüst und sah Noriko an.

„Na die Bellwoods gehen nach England zurück und wollen mich mitnehmen. Davon sprechen wir doch.“

„Bitte was?“, rief Noriko aus.

„Mitnehmen? Wie sind die denn Bitte auf solch eine Schnapsidee gekommen. Dich mitnehmen. Ich hoffe du hast ihnen die Meinung gesagt. Du kannst doch nicht einfach weggehen.“

Iva sah Noriko schuldbewusst an.

„Oh mein Gott. Du hast doch nicht etwas ja gesagt?!“

„Nein. Ich meinte, dass ich es mir noch mal überlegen werde.“

„Was gibt’s da zu überlegen. Iva, willst du wirklich weg von hier, weg von uns?“

„Nein natürlich nicht. Aber Tommy wird…“

„Tommy wird wieder zu Hause sein. Da sind seine ganzen Freunde, seine Verwandten.“

„Er hat dort keine Freunde und wenn erinnert er sich nicht mehr an sie. Ein paar seiner Verwandten kamen mal zu Besuch her, aber das heißt nicht, dass er sich bei ihnen wohlfühlen wird. Das hier ist zu seiner gewohnten Umgebung geworden. Wenn er hier einfach so rausgerissen wird… Wer weiß was mit ihm passiert.“

Iva nahm noch einen Zug und stieß den Rauch frustriert aus.

Noriko gesellte sich zu ihr und Lehnte sich ebenfalls an das Gerüst.

„Iva, du denkst mal wieder nur an andere. Nur nicht an dich. Das ist falsch von dir. Tommy wird wieder zu Hause sein und es wird ihm gut gehen.“

„Und was wenn nicht?“

„Willst du denn wirklich nach England, bis er erwachsen ist?“

„Ich weiß nicht. Ich muss mir was einfallen lassen.“

Iva drückte die Zigarette in einer Topfpflanze aus und ließ sie dort stecken.

Noriko nahm sie in den Arm. „Egal wie du dich entscheidest, wir sind für dich da.“

„Danke“, meinte Iva und strich ihr über den Arm.

Gemeinsam seufzten sie auf.

„Aber Noriko, ich habe eben von den Bellwoods geredet. Was meintest du die ganze Zeit? Was steht denn in der Zeitschrift?“

Noriko ging die Sache mit England so sehr ans Herz, dass ihr die andere Sache für einen Moment belanglos erschien.

„Ach so, da ist ein Foto von Seto Kaiba und dir, wie ihr auf dem Ball zusammen tanzt.“

Geschockt sah Iva ihre Freundin an, bis Noriko ihren Blick erwiderte.

Die Sache mit England und dem Auswandern war vergessen. Zusammen stürzten sie ins Zimmer, griffen nach der Zeitschrift und suchten nach dem Artikel.

Iva riss die Augen auf.

Da war sie, in dem Diorkleid, während sie dem berühmten Firmenchef Seto Kaiba in den Armen lag und eng an ihn gedrückt mit ihm Tanzte.

„Ich sehe ja richtig gut aus, auf dem Foto.“, war Ivas erste Reaktion.

Bis sie die Schlagzeile las. Unbekannte angelt Firmenchef

„Wie können die nur. Ich hab mir niemanden geangelt.“

„Das führt mich zu meiner Frage. Wie kam es dazu, dass ihr getanzt habt. Du warst doch mit diesem Yukata dort. Es gibt kein Bild von euch beiden da drin.“

Iva erklärte ihr wie es dazu gekommen ist und auch was Tommy und Mokuba angestellt hatten.

Beide Frauen lagen auf dem Bett. Iva musste sich den Artikel mehrmals durchlesen.

In dem Bericht wurde darüber spekuliert, ob dies der Anfang einer aufkeimenden Liebesbeziehung wäre.

Seto Kaiba tanzte selten und wenn er es tat, dann nur mit seiner Begleiterin. Doch laut des Reporters, war seine Begleitung eine andere Dame in Rot gewesen. ´Wer war also die andere Frau´? – stand es in Großbuchstaben neben dem Bild.

„Die vergleichen das ja schon fast mit einer Cinderella-Story.“, murrte Iva.

Noriko drehte sich auf den Bauch und sah Iva an.

„Naja, genau genommen, liegen die ja nicht mal falsch. Ich meine, du bist ein Kindermädchen, die ein Kleid geschenkt bekommen hat. Du wurdest zwar begleitet von jemanden, aaaaber ein anderer Mann - Der Prinz – bittet dich um einen Tanz, bis du plötzlich von der Tanzfläche fliehst.“

Iva sah ihre verträumte Freundin missmutig an.

„Ganz so war es nicht. Er hat mich nicht gebeten, es war mehr ein Befehl.“

„Trotzdem finde ich das romantisch. Und dann bleibst du auch noch die Nacht bei ihm.“, rief Noriko entzückt aus.

Iva stieß ein Heulen aus und legte sich die Zeitschrift aufs Gesicht.

„Das ist furchtbar. Erst die Aufregung um den Ball, dann die betrunkenen Kinder und deren Kater. Und als ob es nicht schon reichen würde, dass ich mir jetzt Gedanken machen muss, wo ich in Zukunft leben werde, kommt dieser Klatschreporter daher und schreibt so einen Mist. Er macht aus einem kleinen Tänzchen sofort eine Lovestory.“

„Du kennst doch solche Reporter, für die ist nichts genug. Immer muss noch was dazu gelegt werden, um es spannender zu machen. Das ist ihnen gelungen. Seit Jahren versuchen die schon Seto Kaiba in eine neue Liebesaffäre zu erwischen. Wie damals, als er dieses Model gedatet hat. Weißt du noch?“

„Murakawa?“

„Genau die. Die beiden wurden Fotografiert, als sie Essen waren. Danach haben sich die Auflagen verkauft wie verrückt. Das ist jetzt…. Ich glaube zwei oder drei Jahre her. Seit dem müssen sich die Reporter irgendwas aus den Fingern saugen. Ich will gar nicht wissen wie sich die Auflage jetzt verkauft.“, meinte Noriko und nahm die Zeitschrift von Ivas Gesicht. Sie musste sich den Artikel nochmal genau ansehen.

„Das kann doch nicht wahr sein.“, seufzte Iva auf.

„Sieh das doch mal von der positiven Seite, du bist berühmt Iva.“

„Da steht noch nicht mal mein Name. Ich bin nicht berühmt.“, versicherte sie ihrer Freundin.

„Dann werden sie den Namen wohl bald herausfinden wollen.“

Geschockt sahen sich die beiden Frauen an.

Während Noriko nur schadenfroh lachte, rollte Iva sich jammernd zusammen.

Konnte es denn noch schlimmer kommen?
 

Und das Universum entschied – es war noch nicht schlimm genug.

Nachdem Iva sich einigermaßen wieder beruhigt hatte und Noriko gegangen war, konnte sie das heulen in der Eingangshalle hören.

Sie ging ins Wohnzimmer, wo Mrs. Bellwood ihrem Sohn das unvermeidliche versuchte zu erklären.

Als Iva die Tränen im Gesicht dieses Engels sah, zerriss es ihr das Herz. Zu gerne wollte sie ihm sagen, dass es nicht stimmte, was seine Mutter eben gesagt hat. Sie würden alle hierbleiben. Alles würde bleiben wie es war.

Doch all das half nichts. Es war entschieden. Und auch sie musste sich entscheiden.

Mit trauriger Miene sah sie auf Tommy, der sie heulend ansah.

„Iva… I..Ich will nicht gehen o.. o..ohne dich.“

Seine zittrige Stimme löste etwas in ihr aus. Sie konnte es nicht ertragen. Iva presste die Lippen zusammen und ging auf ihn zu.

Als sie ihn auf den Arm nahm und sich neben seine Mutter setzte, war die Entscheidung für sie schon getroffen.
 

Iva knetete nervös ihre Hände, als sie im Lift stand.

Sie musste ihrer Mutter einiges erklären.

Mit einem ´Ding´ öffnete sich die Tür und sie schritt den Gang entlang.

Die Wände waren neu gestrichen. Das bemerkte sie sofort. Der Flur war früher einmal grün. Hässlich grün, hatte sie es als Kind immer genannt.

Jetzt war es ein Sandfarbener Flur, der Wärme ausstrahlte. So gefiel es ihr besser. Doch das machte es nicht leichter an die Tür ihrer Mutter zu klopfen. Sie war seit einigen Wochen nicht mehr hier gewesen.

Automatisch fuhren ihre Hände nach oben und klopften an.

„Schätzchen.“, schrie ihre Mutter auf, als sie die Tür aufriss.

In stürmischer Umarmung zog die ältere Frau ihre Tochter in die Wohnung.

Sie trug einen roten Jumpsuit, der mehr zum Sommer, als zum Frühling passen würde. Ihre Haare hatte sie noch in einem Handtuch, zum Trocknen eingewickelt.

Sie war eine schöne Frau. Kleine Fältchen zierten ihr Gesicht, doch ihr Lachen war Jugendlich. Ihre ganze Art, von ihrem Aussehen, bis hin zu ihren Bewegungen waren Damenhaft.

Die Wohnung war renoviert worden, Wände eingerissen und eine neue, moderne Einrichtung glänze vor Ivas Augen.

„Mom?“

„Ja mein Schatz. Willst du was trinken?“

Misaki hatte schon ein Glas mit einer braunen Flüssigkeit in der Hand.

Iva sah auf die Uhr. Es war definitiv zu früh, um zu trinken.

Iva fiel das Diamantenbesetzte Armband auf.

Stirnrunzelnd fing sie an: „Mom, hast du einen Neuen?“

Misaki schluckte schnell runter, bevor sie sprach.

„Wie ist dir das aufgefallen?“

„Naja.. es könnte an der teuren Einrichtung liegen, an den Renovierungsarbeiten, die allem Anschein nach erfolgreich waren. Und vielleicht auch an deinem neuen Schmuckstück.“, sie zeigte auf das Armband.

Ihre Mutter streifte mit ihren Fingerspitzen kurz die Diamanten entlang.

„Ja. Ja, daran könnte es dir aufgefallen sein.“

„Mom, wenn der ´Neue´ so viel Geld hat wieso hat er dir nicht direkt eine neue Wohnung gekauft?“

„Bist du verrückt, so anmaßend würde ich niemals sein.“

In Wirklichkeit – und das wusste Iva, war es die Gewohnheit hier zu leben, die ihre Mutter nicht aufgeben wollte. Es ängstigte sie wo anders zu leben als hier. Misaki konnte das natürlich verleugnen, aber ihre Tochter wusste es besser.

Ivas Vater, hatte nie die Gelegenheit gehabt seine Tochter kennenzulernen. Er starb noch vor ihrer Geburt bei einem Autounfall.

Die Einsamkeit war es, welche Misaki immer in die Arme die nächstbesten trieb.

„Mom, ich muss dir was sagen.“, begann Iva endlich.

„Oh, das glaube ich auch. Weißt du ich hatte schon erwartet das du herkommen wirst.“

„Ach ja?“

„Natürlich, ich habe es doch schon gelesen. Also erzähl, seit wann geht das mit euch beiden denn so?“

„Mom…“, begann Iva entnervt: „Das ist nur ein flüchtiger Tanz gewesen, mehr nicht. Es läuft nichts zwischen uns.“

„Oh… das ist ärgerlich. Ich war ziemlich überrascht, dass du bei dieser Veranstaltung zugegen warst. Und dann auch noch mit Seto Kaiba.“

„Ich war nicht mit Seto Kaiba dort.“, unterbrach sie ihre Mutter.

„Ist doch auch egal, vergessen wir das. Ich muss dir etwas Wichtiges sagen.“

„Ja mein Schatz.“, meinte sie leichthin und setzte sich ihrer Tochter, an dem Küchentisch gegenüber.

„Ich werde nach England gehen.“

Misaki musste kurz auflachen, bis sie den ernsten Ausdruck in Ivas Gesicht sah.

„Wie bitte?“

„Die Bellwoods gehen zurück nach England und Tommy wird völlig verloren sein, in dem neuen Land und der fremden Umgebung.“

„Aber er ist doch dort geboren. Das ist seine Heimat. Wozu braucht er denn dich?“

Iva glaubte einen leichten Anflug von Panik in Misakis Stimme zu hören.

„Ich werde ja nicht für immer bleiben. Nur so lange sich der Junge eingelebt hat. Vielleicht ein Jahr, nicht länger.“

Misaki musste tief durchatmen.

„Schatz, hast du dir das auch wirklich überlegt? Du kannst nicht dein ganzes Leben an andere denken und auf fremde Kinder aufpassen. Ich dachte, dass du endlich zur Vernunft gekommen bist, als ich den Artikel gelesen habe. Und jetzt muss ich so etwas hören. Willst du denn nicht deine eigene Familie haben?“

„Mom.“, Ivas Stimme wurde ungewollt lauter. Sie nahm sich zeit ihre Stimme wieder zu mäßigen.

„Über mein Leben entscheide ich. Und ich habe mich entschieden. Du kannst mich jetzt zur Hölle schicken oder mir eine gute Reise und eine sichere Heimfahrt wünschen. Wobei ich hoffe das es das zweite sein wird.“

Iva stand auf, stellte sich hinter den Stuhl ihrer Mutter und legte beide Arme um sie.

Wieder wurde ihr klar, wie lieb sie Ihre Mutter hatte.

„Mom… bitte. Es ist nur für ein Jahr. Sieh es wie ein Auslandaustausch, den du mir früher nie erlaubt hast.“

Als Iva das seufzen ihrer Mutter hörte, wusste sie, dass sie nachgab.

„Schatz, es ist deine Entscheidung und ich werde dich dabei unterstützen.“

Ihr griff wurde fester: „Danke Momi.“

„Momi! So hast du mich zuletzt genannt, als du noch ein ganz kleines Mädchen warst.“

Beide mussten lachen. Iva würde ihre verrückte Mutter vermissen.

„Bleibst du zum Essen?“, fragte Misaki.

„Ja warum nicht.“
 

Der Abschied viel allen schwer.

Doch nie hätte Iva gedacht, dass es so schwer sein würde zwei Freunde zu trennen.

Eine Woche war vergangen und das Gepäck wurde schon zum Flughafen geschickt.

Die frühere Bellwood Residenz schien leblos. Möbel wurden von weißen Laken verdeckt. Die Schränke waren leer, die Kommoden ausgeräumt und in den Fluren hörte man keine Schritte mehr. Die Nachmieter würden wieder Leben in dieses Haus bringen.

Iva stand nun vor der Schule, um Tommy abzuholen.

Der Flieger ging in zwei Stunden und sie standen unter Zeitdruck.

Doch sie wollte die beiden engumschlungenen Kinder nicht auseinander reißen.

Sie wiederholten immer wieder, wie gern sie sich hatten und dass sie auf ewig Freunde blieben. Jeden Tag würden sie Telefonieren und jeden Tag schreiben. Und Besuche waren unerlässlich.

Kenta hupte noch einmal, um zu signalisieren, dass sie sich beeilen sollten. Iva schaute über die Schulter und wies ihn an geduldig zu sein.

„Tommy, Mokuba. Es wird Zeit.“

Mit großen traurigen Augen sah Mokuba sie an: „Kommst du wieder?“

Sie nickte nur stumm.

Mokuba umarmte sie stürmisch und sie wäre beinahe gefallen.

„Ich hab dich lieb kleiner Fratz.“, Iva bemühte sich eine feste Stimme zu bewahren.

Sie drückte Mokuba einen Kuss auf die Stirn.

„So, jetzt müssen wir aber los.“

Sie nahm Tommy bei der Hand und ging auf die andere Straßenseite. Mokuba lief zur Limousine und winkte noch zum Abschied.

Ivas Blick führte zu dem Mann der bei der offenen Wagentür stand.

Seto Kaiba hatte eine Sonnenbrille aufgesetzt und starrte auf die andere Straßenseite – in ihre Richtung.

Iva half Tommy in die Limousine, in der Kenta schon ungeduldig wurde.

Sie wand sich um und schirmte mit einer Hand ihre Augen, vor der Sonne ab.

Zum Abschied winkte sie ihm kurz zu.

Iva hatte nicht erwartet, dass er zurückwinken würde, also machte es ihr nichts aus, dass er sich nicht rührte.

Sie stieg ein und als die Tür zufiel fuhren sie schon los.

Trösten legte sie einen Arm um Tommy.
 

Am Flughafen wurden sie schon von Mr. und Mrs. Bellwood erwartet.

Tommy beruhigte sich langsam wieder, als sie vor dem Sicherheitscheck standen.

Doch Iva wurde immer unruhiger. Das Fliegen bekam ihr nicht sonderlich gut. Im Gegenteil, wenn sie keine Tabletten zur Beruhigung geschluckt hätte, wäre so schon längst hysterisch geworden.

„Iva!“, die Stimme ihrer Freundin hallte im Flughafen wider.

Iva drehte sich um und fand sich in den Armen ihrer besten Freundin wieder.

„Was machst du denn hier.“

Völlig aus der Puste fing sie an: „Meinst du ich lasse dich gestern Abend einfach nach dem Abschiedstreffen gehen und verabschiede mich nicht richtig von dir. Am Flughafen muss es immer so eine Szene geben, mit Tränen und all dem quatsch. Also lass es und hinter uns bringen.“

„Oh Noriko, du dumme Nuss… du wirst mir so fehlen.“, ohne es zu merken liefen ihr schon Tränen ihre Wangen runter.

Es war bei Noriko nicht anders.

„Du schreibst mir… nein Quark, wer schreibt denn heute noch. Wir mailen uns und Telefonieren jeden Tag.“

„Ja das machen wir.“, bestätigte Iva.

„Ach noch was.“ Noriko kramte aus ihrer Tasche ein großes, braunes Kuvert aus.

„Das ist jetzt fies von mir, aber es ist die Macht der Gewohnheit. Hier!“

Iva nahm den Umschlag an sich und wollte ihn öffnen.

„Nein, nein… ich würde gern dein Gesicht sehen, wenn du das siehst, aber es ist besser wenn du es im Flieger öffnest. Das lenkt dich vielleicht ab.“

„Danke.“

Sie umarmten sich stürmisch.

„Ich hab dich lieb. Grüß die anderen von mir.“

„Mach ich. In einem Jahr werde ich wieder hier stehen und dich abholen.“
 

Noriko stand vor dem Eingangscheck, bis sie Iva nicht mehr sehen konnte.

In Ihr machte sich eine Leere breit, so als würde sie ihre bessere Hälfte verlieren.

Iva erging es nicht anders. Sie musste sich zusammen reißen. Es war doch nur ein lausiges Jahr, dann würde sie wieder da sein.

Als der Flieger in der Luft war, konnte Iva die Spannung nicht mehr ertragen und öffnete das Kuvert.

Sie holte eine Zeitschrift raus, auf dem ein weißes Blatt lag. Es war Norikos Handschrift darauf.

Ich sagte doch. Du bist berühmt!

Stirnrunzelnd legte sie das Blatt beiseite und hörte auf zu atmen.

Die Schlagzeile zierte eine Bild von ihr, wo sie auf der Straße entlang ging.

Wo haben die das Foto her, fragte sich Iva. Sie erkannte das Foto. Es muss vor zwei Tagen geschossen worden sein, als sie noch letzte Besorgungen für die Reise gemacht hatte.

Ein Bild von Seto war ebenfalls darauf und natürlich das Bild von den Beiden beim Tanzen.

Cinderella auf der Flucht? , war die Schlagzeile.

Cinderella, Iva Nazumi flieht nach England. Wurde ihr die Beziehung zu ernst oder zu anstrengend?

Iva konnte es nicht fassen. Diese verdammten Reporter - Noriko, das wirst du mir heimzahlen, fluchte Iva in Gedanken. Doch eigentlich war sie gerührt von der Geste ihrer Freundin. Noriko fand es immer amüsant Iva zu ärgern. Die Macht der Gewohnheit, hatte sie am Flughafen gesagt.

Iva lächelte, auch wenn es ihr widerstrebte, Cinderella zu sein, so konnte sie doch über Norikos Abschiedsgeschenk lächeln.

Sie sah aus dem Fenster und sagte Japan für eine lange Zeit Lebewohl.

Not with a Fizzle, but with a BANG

Laaaaaaaaaaaaaaange ist her XD

Ich entschuldige mich für die Verzögerung.

Doch jetzt geht es weiter.

Hoffe ihr habt Spaß am lesen.
 

Vielen Lieben Dank nochmal für die tollen Kommis. Es freut mich jedes Mal, wenn ich welche bekomme :DDDD also nochmals Danke :*

Der Titel des neuen Kapis ist nicht von mir. Wer den Film "Einfach zu HAben" (Im originalen ´Easy A´) gesehen hat, weiß, dass es nicht von mir ist. Doch der Titel passt zu diesem Kapi, also hoffe ich dass der Drehbuchautor mir vergeben wird.

(Apropos... der Film "Einfach zu haben" mit Emma Stone, ist einfach ein Knaller. Den muss man sehen. Der kommt bald als DVD raus ;)Nur mal so, als kleine Schleichwerbung nebenbei.)
 

Jetzt gehts los!
 

Viel Spaß mit:
 

Not with a Fizzle, but with a BANG
 

Nervös und mit einem grummeln im Magen saß Iva auf ihrem Sitz, der ersten Klasse im Flieger. Sie hasste das fliegen, doch Gott sei Dank gab es Pillen dagegen.

Watson saß in seinem Täschchen zu ihren Füßen. Bei Ihrem letzten Flug vor einem Jahr wurde er in ein spezialkäfig gesteckt und so musste der arme kleine Hund den ganzen Flug bis nach England im Käfig sitzen.

Kaum zu glauben, dass schon ein ganzen Jahr um war. Zu Erst dachte sie, die Zeit würde gar nicht vorbei gehen, doch letztendlich war das Jahr für sie eine tolle Erfahrung gewesen. Tommy hatte sich schnell an seine Umgebung gewöhnt. Er gehörte schon immer mehr nach England als nach Japan. Den Kontakt hatte er mit Mokuba weiterhin gehalten. Die ersten Wochen telefonierte er jeden Tag mit Ihm, bis die Telefonate sich immer mehr verringerten. Und jetzt sind es nur noch Emails und Chats, bei denen sie sich austauschen. Selbst die aller jüngsten dieser Generation konnten einen Computer ohne Schwierigkeiten bedienen. Das frustrierte die junge Frau, wenn sie nur daran dachte wie viele Schwierigkeiten sie mit Ihrem PC hatte.
 

Iva freute sich auf ihr Heimatland. Sie mochte England, doch nichts ging über ihr zu Hause. Oft hatte sie mit Noriko telefoniert um zu fragen wie es liefe. So wie es scheint, war alles in bester Ordnung gewesen. Mit der Ausnahme, dass Noriko keinen Urlaub bekam, damit sie Ihre beste Freunde besuchen konnte. Doch all das war ihr nicht mehr wichtig.

Ich bin wieder zu Hause, dachte Iva, als sie aus dem Fenster sah und die Landschaft betrachtete, über der sie flog.
 

Noriko stand seit einer geschlagenen Stunde am Flughafen und wartete drauf, ihre Freundin wieder in den Arm nehmen zu können.

Wieder kam ein Schwall von Menschen auf sie zu. Familien, die die Osterferien im Ausland verbracht haben und daneben einige Geschäftsleute, die zielstrebig mit schnellen Schritten zur Gepäckausgabe gingen.

Das hätte eigentlich Ivas Flug gewesen sein sollen, dachte Noriko stirnrunzelnd.

Sie sah zur Gepäckausgabe, um sicher zu gehen, dass ihre Freundin auch nicht an ihr vorbei gelaufen war. Hinter der Absperrung vom Sicherheitscheck fühlte sie sich so hilflos. Wo blieb sie nur.

Wieder sah sie hoffnungsvoll zum Tunnel und da sah Noriko die Schwarzhaarige Frau.

Sie trug eine enge, schwarze Hose, einen Roten Rolli und ihr Haar war hochgesteckt. In ihrer braunen Tasche sah ein kleines weißes Köpfchen raus. Watson blieb ganz ruhig und genoss das Gefühl nicht mehr im Flieger zu sein.

Iva hatte Noriko sofort erkannt. Mit einem strahlenden Lächeln winkte sie der Blonden zu.

Das Warten auf ihr Gepäck machte Iva nervös. Sie hatte zwei Koffer und drei sollten noch aus England nachkommen. Was ihr Gepäck anging war sie einfach viel zu sehr Frau.

Mit Mühe und Not rollte sie die beiden Koffer zu Securityabsperrung, um ihren Pass vorzuzeigen.

Sobald sie den Check überquerte fand sie sich schon in den Armen von Noriko wieder.

„Ich hab dich so vermisst.“, schluchzte Noriko.

„Es tut mir so leid, dass ich keinen Urlaub bekommen konnte. Dafür habe ich jetzt eine Woche Urlaub. Das heißt ich habe gaaaaanz viel Zeit für dich.“

„Also erst mal – ich hab dich auch ganz doll vermisst.“, Iva drückte Noriko bis sie keine Luft mehr bekam.

„Ich bin so froh wieder hier zu sein.“, seufzte Iva.

„Und nicht nur du. Ich habe die Tage gezählt. Es waren genau 13 Monate, zwei Wochen und 5 tage. Die Stunden und Minuten lasse ich mal weg.“

Iva musste lachen. Wie sehr hatte sie die witzige und störrische Art von Noriko vermisst.
 

Zusammen verließen sie den Flughafen. Jede von Ihnen trug einen Koffer.

Noriko führte sie zu einem beige glänzenden Fiat mit rotem Dach.

„Schicker Wagen.“

„Danke.“, meinte Nokiro, als sie die beiden Koffer im Wagen verstaute.

„Habe ich vor zwei Monaten gekauft.“

„Das sparen hat sich gelohnt meine Liebe.“

„Ja, nicht wahr.“
 

Auf dem Weg zu Norikos Wohnung plapperten beide fröhlich weiter. Über Erlebnisse, die am Telefon nicht besprochen wurden, über Pläne für die kommende Woche, in der Noriko Urlaub hatte, über die Job- und Wohnungssuche für Iva. Wobei Noriko beleidigt war, dass Iva so schnell wie möglich eine eigene Wohnung finden wollte. Schließlich half Noriko ihrer Freundin gerne und sie konnte bei ihr Leben so lange sie wollte.
 

Norikos Wohnung war unerwartet Ordentlich. Iva wunderte sich wie solch eine Chaotische Person, so ordentlich sein konnte.

Die Wohnung strahlte Wärme und Behaglichkeit aus. Die Wände waren überall in einem Starken Farbton gestrichen. Das Wohnzimmer war in einem Bordeauxrot gehalten, der Flur strahlte im hellen Apricot, das Badezimmer schimmerte in Blautönen und das Schlafzimmer begrüßte jeden Besucher mit lila und rosa Farbspielen an den Wänden.
 

„Also Iva, erst auspacken, dann Essen? Oder erst essen und dann auspacken?“

„Wie wäre es mit – in die Stadt fahren uns einen schönen Tag mit essen, bummeln und Spaß haben machen?“

„Ich liebe deine Ideen. Also los!“

Unachtsam ließen sie die Koffer im Flur stehen, nahmen ihre Handtaschen und verließen mit Watson, weiter plappernd die Wohnung.
 

Der Tag hätte nicht perfekter sein können. Zwei Freundinnen, die sich eine Ewigkeit nicht mehr gesehen hatten, spazierten in der Sonne durch die Stadt quatschen, aßen Eis und bummelten durch die Geschäfte. Die Beiden waren sogar so gut gelaunt, dass sie einen kurzen Abstecher zu Ivas Mutters unternahmen. Nach einer Tasse Kaffee war der Besuch auch schon vorbei. Das war Iva aber auch recht. Sie freute sich, dass es ihrer Mom immer noch gut in ihrer Beziehung mit ihrem reichen Typen ging. Doch keine Minute saßen sie am Tisch, da fing ihre Mutter schon an, ihr von vielversprechenden Männern zu erzählte, die sie kennen lernen sollte.

Verkupplungsversuche war Iva gewohnt und hatte ihre eigene Methode dem zu entgehen – seltener bei ihrer Mutter vorbei schauen.
 

Am Abend kochten sie gemeinsam und überlegten, was sie noch in den nächsten freien Tagen unternehmen sollten.

Noriko bestand darauf am nächsten Wochenende feiern zu gehen. Alle anderen Freunde würden dabei sein. Das hieß eine Disco unsicher machen, tanzen, Alkohol und Spaß haben. Die perfekte ´Willkommen zurück´- Party.
 

Als Iva am nächsten Morgen wach wurde viel sie fast vom Sofa. Das letzte Jahr wurde sie mit einem riesen Bett mit Seiden Bettwäsche verwöhnt. An ein Sofa musste man sich dann erst gewöhnen.

Natürlich hat Noriko vorgeschlafen zu zweit auf dem Bett zu schlafen, doch Iva kannte Norikos Schlafgewohnheiten. Sie Konnte einfach mit jemandem im Bett schlafen. Sie würde keine Ruhe finden und nicht vernünftig schlafen können, wenn ihr irgendjemand den Platz wegnahm. Außerdem schnarchte Noriko manchmal und schlug gerne mit ihren Armen um sich wenn sie schlief. Iva war also ganz gut mit dem Sofa bedient.

Die Küche war, wie erwartet von einer Su-Chefin, geräumig, sauber und geordnet. Ihre Mixer, Kaffeemaschine und andere Geräte standen alle auf einem geeigneten Platz. Man könnte diese Küche für ein Katalog Fotografieren, dachte Iva, als sie den Kaffee aufsetzte.

Es war schon 11 Uhr, so lange hatte die junge Frau schon lange nicht mehr geschlafen. Das erging Noriko wohl genauso. Sie schlief immer noch tief und fest in ihrem Bett, die Vorhänge waren zugezogen. Leise schloss Iva wieder die Tür. Watson war schon lange wach und signalisierte Iva, dass er mal musste. Also Zog Iva sich an und nahm die Leine zur Hand. Sofort wedelte der Hund wild mit dem Schwänzchen. Der Spaziergang tat gut, für beide beteiligten. Der kleine Malteser war es nicht gewohnt in einer Wohnung zu hocken. Die Gärten auf den Anwesen, wo er sonst gelebt hatte, fehlten ihm.

Nach dem Spaziergang, nahm Iva die Post mit hoch.

Mit einem ganzen Stapel kam sie wieder in die Wohnung und legte die Post auf die Kommode im Flur. Die Zeitung nahm sie sich mit in die Küche.

Im anliegenden Wohnzimmer stand auf einem Glasregal eine Musikanlage, die Iva natürlich benutzen musste. Sie suchte sich ruhige Musik aus und stellte die Anlage absichtlich ganz leise, so dass man Lisa Gerard und Patrick Cassidy nur wie ein Flüstern wahrnehmen konnte. Watson währenddessen machte es sich wieder neben der Couch, auf dem Teppich bequem.

Gerade als Iva sich eine Tasse Kaffee einschenkte hörte sie schon das Gähnen im Flur. Sofort nahm sie eine zweite Tasse raus und schenkte Noriko ebenfalls eine Tasse ein.

Noriko kam in die Küche getorkelt, die Augen halb geschlossen, die Haare zerzaust und mit Hasenpantoffeln.

„Morgen Sonnenschein.“, flötete Iva und reichte Noriko die Tasse. Diese setzte sich an den Tisch und goss sich Milch dazu.

„Morgen.“

„Seit wann bist du ein Morgenmuffel?“

„Seit ich mehr als 7-8 Stunden geschlafen habe.“

„Hm… Ja das stimmt. Wenn man länger schläft ist man am nächsten Morgen nicht so fit.“

Nach ein paar Schlucken Lief das Gehirn wieder auf Hochtouren.

„Willst du was essen?“, fragte Iva.

Noriko schüttelte den Kopf: „Ist das die Zeitung von heute?“

„Japp. Die Post liegt auf der Kommode.“

„Oh… du bist ein Schatz.“

Noriko stand auf und kam mit dem Stapel Umschlägen wieder zurück.

„Rechnung, Werbung, Rechnung, Werbung, Rechnung…. Nein, das ist keine Rechnung.“, die Blonde inspizierte einen großen gelben Kuvert.

„Jetzt mal im ernst was ist das?“, fragte sie und öffnete den Umschlag, der schwerer war als alle anderen.

„Bestimmt Werbung.“, vermutete Noriko.

Sie entnahm dem gelben Kuvert einen weiteren großen Kuvert, der diesmal weiß war.

„Ein Umschlag im Nächsten, was soll der scheiß.“, schimpfte Noriko.

Als sie die Rückseite besah runzelte sie die Stirn.

„Hä.“

„Was denn?“, wollte Iva wissen.

Noriko reichte ihr den weißen Umschlag.

„Der ist für dich!“

„Hä?“, kam es jetzt von Iva.

Noriko sah nochmal auf den Umschlag und als sie den Absender las, wich jede Müdigkeit aus ihrem Körper. Nervös hüpfte sie hin und her.

„Mach auf! Mach auf! Mach auf! Mach auf!“, drängte sie Iva.

„Was ist denn?“, Iva nahm sich den Umschlag und sah auf den Absender.

„Oh.“, war alles was Iva sagen konnte.

Ihre Freundin stand gespannt hinter ihr, um über ihre Schulter zu schauen.

„Heißt KC das was ich denke was es Heißt?“

Iva öffnete den Umschlag: „Ich denke schon.“

Ein zusammen gehefteter Arbeitsvertrag über mehreren Seiten kam heraus, mit einem weiteren kleinen Umschlag.

„Oh mein Gott.“, kam es hinter Iva hervor.

„Allerdings. Und ich dachte ich müsse noch nach einem neuen Job Ausschau halten.“

„Hast du dich etwa nicht schon bei ihm beworben?“

„Natürlich nicht. Ich dachte Mokuba hat schon längst ein neues Kindermädchen. Wofür sollte ich mich da dann bewerben?“

„Heißt das, dass Seto Kaiba und ich wiederhole SETO KAIBA, dir eine Stelle als Kindermädchen anbietet ohne, dass du dich bei ihm beworben hast?“

„Sieht ganz so aus.“

Noriko musste laut auflachen: „Cool! Und ich dachte ich muss dir bei uns in der Küche eine Job als Tellerwäscher besorgen.“

„Das ist nicht lustig und auch nicht cool. Das ist ja schrecklich.“, meinte Iva panisch. Da bekam sie auch schon einen Schlag auf den Hinterkopf.

„AU!“

„Schrecklich? Was ist denn da bitte schrecklich dran?“

„Überleg doch. Wie soll ich jetzt den beiden nach so langer Zeit gegenüber treten. Ich hab mich nicht mal beworben und schon habe ich einen Job bei Seto Kaiba, ich wiederhole SETO KAIBA. Und nach dem was in den Zeitungen stand…“

„Aber Iva das ist doch schon lange Schnee von gestern. Nachdem du nach England geflogen bist gab es nur noch einige kleine Artikel und die wurden immer kleiner, bis sie völlig verschwunden waren. Du willst dir solch einen tollen Job entgehen lassen, nur weil du dir Sorgen um die Medien machst?“

Iva seufzte. Noriko hatte recht.

Sie mochte Mokuba und es war sicherlich das beste Jobangebot, welches sie je bekommen würde.

Sie öffnete den beiliegenden Umschlag.

Sehr geehrte Frau Nazumi,

mit Abgabe des beiliegenden Arbeitsvertrags, wird ihnen hiermit die freie Stelle, als Kindermädchen im Hause Kaiba angeboten. Der Vertrag gewinnt an Gültigkeit, sobald sie sich bereit erklären diesen zu Unterschreiben. Ein Vorstellunggespräch wird nicht nötig sein, da man von ihren Qualifikationen schon überzeugt wurde.

Bei Einwilligung, beginnt ihr erster Arbeitstag am Samstag den 04.06.11, bei den Geburtstagsfeierlichkeiten von Mokuba Kaiba, im Hause Kaiba.
 

Um Rückmeldung und Antwort wird gebeten.

Darunter standen noch Telefon- und Faxnummern, unter denen Iva sich melden konnte.

Mokubas Geburtstag???

„Dieser Scheißkerl!!!“, schrie Iva auf.

„Was denn?“

„Wie kann er nur? Das ist ein gemeiner Trick. Mich zu Mokubas Geburtstag vorzuladen. Wenn ich jetzt das Angebot nicht annehmen würde, würde Mokuba am Boden zerstört sein. Damit hat mir dieser Kaiba eine gemeine Falle gestellt. Er Appelliert verdammt noch mal an meine fürsorgliche Seite. Dieses Schwein.“

Iva lief in der Küche auf und ab.

Noriko war verwirrt: „Heißt das du willst das Angebot gar nicht annehmen?“

Iva war sauer: „Natürlich will ich das Angebot annehmen. Aber jetzt sieht es so aus, als hätte Seto Kaiba, durch seine Überlegenheit gewonnen. Dabei ist es gar nicht so. Ich bin gerne Kindermädchen und Mokuba ist ein großartiger Junge. Ich hätte auch so ja gesagt.“

„Ist es dann nicht völlig egal. Hauptsache du kannst deinem Traumberuf weiter nachgehen und dabei auch noch bei Mokuba.“

Iva beruhigte sich. Nokriko hatte wiedermal recht.

Doch Seto würde das noch teuer zu stehen kommen. Iva würde das nicht vergessen.

Sie griff nach dem Telefon und wählte die Nummer, die auf dem Brief stand.
 

Leo übermittelte ihr die Einzelheiten. Wann sie abgeholt werden würde, wann die Party anfangen würde und so weiter.

Nun saß sie in der Limousine, die in Richtung Villa Kaiba fuhr.

Zum Glück hatte sie nicht schon ausgepackt, als sie wieder im Lande war. Das hatte unnötige Arbeit erspart. Sie hatte die Adresse für ihre weiteren Koffer geändert, die noch aus England unterwegs waren. Somit machte sie sich keine Sorgen mehr, um ihre weiteren Sachen.

Doch ein Nachteil hatte das Ganze. Diesen Samstag hatten sich Noriko und Iva vorgenommen eine Willkommens-Party zu machen. Das musste wohl warten.
 

Als Iva die Auffahrt rauf fuhr, bemerkte sie sofort, dass viele Autos im Parkplatz standen. Wohlmöglich wegen der Gäste.

Gott sei Dank handelte es sich nicht, um eine feine Gesellschaft. Soweit Leo sie informiert hatte, waren die Gäste Mitschüler und Freunde von Mokuba. Wahrscheinlich waren auch Kindermädchen zu gegen.

Iva wurde die Tür zum Haus geöffnet.

„Hallo Leo.“

„Guten Tag Miss.“, begrüßte Leo sie lächelnd.

Überrascht von ihrer Umarmung, wäre er beinahe nach hinten gestolpert.

„Hallo Kleiner.“, begrüßte Leo das kleine weiße Knäuel zu seinen Füßen.

„Wie ist es ihnen im letzten Jahr ergangen?“, fragte Iva.

„Sehr gut. Aber das sollte ich sie lieber fragen. England. Das war sicher ein Abenteuer.“

„Nur so abenteuerlich wie steife Engländer zulassen.“, meinte Iva amüsiert, als sie ihre Tasche auf ihre andere Schulter hob.

„Soll ich ihnen die Tasche abnehmen?“

„Nein, nein. Danke. Da ist noch Mokubas Geschenk drin.“

„Gut, dass sie davon anfangen. Mrs. Kuma wird ihnen weiter helfen. Ich sorge schon mal dafür, dass ihre Koffer in ihr Zimmer kommen.“

„Danke. Und wer ist Mrs. Ku…mo?“

„Kuma. Mit einem A.“, meldete sich eine Frau, die gerade auf Iva zukam.

Freundlich reichte sie Iva die Hand.

„Mein Name ist Lola Kuma. Ich sorge heute dafür, dass hier alles glatt geht.“

„Wow. Also sind sie so was wie Eventmanagerin?“

Kumas Lachen war hell und zaghaft. Sie hielt sich ihre manikürte Hand leicht vor den Mund, um nicht zu laut zu werden.

Sie trug einen Hellblauen Anzug mit einem Rock, der ihr bis zu den Knien ging. Ihre Pumps klackerten auf dem gefliesten Boden.

„Ich bin eigentlich Weddingplaner. Aber auch für andere wichtigen Veranstaltungen bin ich gerne Buchbar.“

Ihre dunkelbraunen Augen, hatten die selbe Farbe, wie ihre Hochgesteckten Haare. Es fehlten nur noch Perlenstecker für ihre Ohren. Dann wäre das Spießige Outfit perfekt. Doch Iva musste zugeben, dass diese Frau äußerst Hübsch war. Sogar sehr.

Mrs. Kuma, also. Sie war wohl verheiratet.

Iva sah an sich runter. Ihr Marineblaues Kleid ging ihr fast bis zu den Knien. Es war eng tailliert und fiel dann locker runter. Passend zum Beginn des Sommers und wie Iva glaube, etwas zu leger.

„Ich habe von Mister Kaiba erfahren, dass sie ein Teil seines Geschenkes sind. Also würde ich vorschlagen, wir warten mit ihrem Erscheinen im Garten bis Mokuba seine Geschenke öffnet.“, fing Kuma an, während Iva von ihr in ein anliegendes Zimmer geführt wurde. Watson torkelte hinterher.

„Ehm… Geschenk? Ich bin kein Geschenk, ich bin die neue Nanny.“, versuchte Iva zu erklären.

„Aber sicher. Mrs. Kaiba sagte mir, dass es eine Überraschung für Mokuba sein soll.“

Sie traten in die Küche ein, in der neben einer Köchin, noch drei weitere Gehilfen arbeiteten.

„Ja aber ich bin kein Geschenk.“, erklärte Iva.

„Iva?“

Diese Stimme kannte die junge Frau.

Tomomi stand in einem schwarzen Outfit und einer weißen Schürze vor ihr.

„Tomi!“, kreischte Iva auf. Beide fielen sich in die Arme.

„Wie geht es dir denn?“

Und schon wurde drauf los geplappert. Der übliche Smalltalk, Mir geht’s gut und dir? Deine Haare sind ja so kurz Tomomi! Gibt’s irgendwas Neues?

Kuma klatschte in die Hände: „Ich störe nur ungern diese rührende Wiedersehensszene, doch sie müssen sich jetzt konzentrieren Miss Nazumi!“

„Wieso? Ich gehe einfach raus und gratuliere dem Geburtstagskind.“

„Das können sie nicht. Sie sind der Überraschungsgast. Das Timing muss stimmen.“

Iva lachte: „Dann überlegen sie sich weiter wie das Timing gesetzt werden muss und ich gehe währenddessen raus.“

Die adrett gekleidete Frau stellte sich ihr in den Weg.

„Das kann ich nicht zulassen. Wir hatten uns überlegt, dass sie vielleicht bei dem nächsten Zaubertrick mitwirken und zum Schluss auf der Bühne auftauchen.“

Iva hob eine Braue: „Ihr habt eine Bühne aufgestellt?“

Tomomi nickte: „Ja, wir haben da draußen einen Clown, einen Magier und jemanden, der komische Figuren aus Ballons macht.“

Iva kam das Grauen. Sie hasste Clowns.

Sie seufzte auf. Gegen Kuma würde sie wohl nicht ankommen.

„Fein, wenns denn sein muss. Ich setzte mir aber keine Hasenohren oder ähnliches auf.“

Kuma schien sichtlich erleichtert. Wie viel ihr wohl für diesen Job gezahlt wurde.

Eine Professionelle Weddingplanerin, plant einen Kindergeburtstag. Seto Kaiba überließ wohl nichts dem Zufall und ihm schien nichts zu teuer zu sein.
 

Nun saß sie hier. In einer engen Kiste in der sie sich versteckt halten musste, bis sie unauffällig hinter die Bühne geschoben werden würde.

Ihr offenes Haar viel ihr gewellt vors Gesicht und kitzelte sie in der Nase.

Nicht nießen, nur nicht nießen, ermahnte sie Iva.

Das Geruckel hörte auf und sie konnte die Musik und das Lachen der Kinder wahrnehmen.

Der Magier machte Scherze und erntete Lachen und Applaus.

„Mach schneller, du Möchtegernzauberer.“, fluchte Iva leise.

Gerade als Iva dachte sie könne es nicht mehr aushalten, öffnete sich vorsichtig der Decke der Kiste. Eine junge Dame half ihr auf und warnte sie, vorsichtig unter der Bühne durch zu kriechen. Das Mädchen war wohl die Gehilfin des Zauberers.

Als Iva mit dem Mädchen unter einer Luke hockte, erklärte sie ihr, sie solle bei dem Beginn des Refrains im nächsten Lied aufstehen, um sich zu Präsentieren. So viele Informationen auf einmal und Iva schwirrte der Kopf. Warum hatte man sie nicht vorgewarnt. Eigentlich hätte man das ganze vorher Proben müssen. So viel zum Thema Mister Kaiba überlässt nichts dem Zufall. Sie konnte nur für ihn hoffen, dass es nicht seine Idee gewesen war.

Ein neues Lied ertönte.

Circus von Britney.“, meinte Iva.

„Ja, toller Song nicht wahr?“

„Wie passend.“, murrte Iva vor sich hin.
 

Auf der Bühne begann der Magier mit kleinen Handtricks und ließ Bälle verschwinden. Er schmiss Karten ins Publikum, mit denen er eben noch wild hantiert hatte. Bis er schließlich eine schwarze Katze aus einem Käfig holte, sie präsentierte und anschließend in eine Kiste setzte, deren Wände anschließend geschlossen wurden.

Er legte ein rotes Tuch darüber und fügte dramatisch, beschwörende Bewegungen hinzu.

Dass die Katze nun längst durch die eben genannte Luke verschwunden war, bemerkten die Kinder nicht.
 

Iva unterdessen hockte sich auf eine kleine Plattform, die hochgefahren wurde. Die noch eben Bodenlose Kiste hatte nun wieder neuen Boden und einen neuen Inhalt. Iva.

Der Refrains setzte an, das Tuch wurde schwungvoll weggezogen, die Wände der Kiste gaben nach und vielen zu Boden.

Iva stellte sich auf, mit erhobenen Armen.

Wilder Applaus und staunen kam von den Zuschauern.

Wie gekonnt präsentierte sie sich dem Publikum. Lächeln trat sie zum Magier zeigte auf ihn, denn er war es ja der die Arbeit gemacht hatte. Einen Scheißdreck hat er gemacht, dachte Iva. Wer hat denn eben hockend und kriechend auf seinen Einsatz warten müssen.

So als hätte Iva schon viele Auftritte hinter sich gehabt, nahm sie die Hand, die ihr der Magier reichte und vollführte eine vollkomme Verbeugung.

Wieder lächelte sie zu dem Magier, um ihm zu danken. Dieser gab ihr einen Handkuss.

Die Musik erstarb und der Magier bekam ein Mikrofon rübergereicht.

„Na sieh mal einer an. Ich wollte eigentlich jemand anderen herbei zaubern. Wer sind sie wenn ich fragen darf?“

Der charmante Zauberer schwang das Mikrofon zu Iva.

WAAAAAAAAAAS???

Was sollte sie jetzt machen? Das war nicht abgesprochen. Sie wollte so schnell wie möglich runter von dieser verdammten Bühne.

Iva versuchte sich zu beruhigen.

Einfach mitspielen, dachte Iva.

Gespielt sah Iva sich um: „Mein Name ist Iva. Was sind sie denn für ein lausiger Zauberer? Ich war eben noch zu Hause und jetzt stehe ich hier auf einer Bühne. Da ist bei ihnen ja ganz schön was schief gelaufen was?“

Sie erntete Gelächter.

„Hm. Sieht ganz so aus. Das tut mir leid. Aber ich mache selten Fehler. Es muss einen Grund geben warum sie sind. Kennen sie denn jemanden hier?“, der Magier zeigte aufs Publikum.

Iva sah sich ein Kind nach dem anderen an. Aus den Augenwinkeln konnte sie Mokuba schon erblicken. So wie auch seinen großen Bruder, der weiter hinten an einem Tisch saß, mit verschränkten Armen vor der Brust und sich interessiert die Show ansah.

„Hm, mal sehen. Da, der.. nein, tut mir leid, war ein Versehen. Ehm… nein, nein, nein… kenn ich nicht. Den auch ni… Ah, der kleine Wuschelkopf da vorne. Den kenne ich doch.“, lächelte Iva den verwirrten Mokuba an.

„Ach Ja? Das Geburtstagskind also?“, fragte der Magier.

„Ja, mein neuer Schützling.“, lächelte Iva nun breiter.

Mokubas Augen wurden großer. Hatte er das richtig verstanden?

„Schützling? Was sind sie von Beruf, wenn ich fragen darf?“

„Ich bin Kindermädchen. Ich bin Mokubas neue Nanny.“

Birthday Party and a new Boss

Meine Lieben,

es geht weiter und ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen.
 

und wieder will ich mich für die lieben und tollen Komis bedanken :D

es freut mich immer riesig ein feedback zu bekommen :)
 

los geht´s:
 

Birthday Party and a new Boss
 


 

Als Iva den kleinen, jubelnden Wuschelkopf in eine lange Umarmung schloss, wurde ihr bewusst, dass die ganze mühsame Showeinlage es wert war.

Nachdem die junge Frau von der Bühne entlassen worden war, wurde sie erst mal mit Fragen bombardiert. Mokuba konnte es einfach nicht glauben. Iva war nun sein Kindermädchen. Er hatte sich schon gefragt warum sich Yoko, in den letzten Tagen so komisch verhielt und warum sie nicht bei seiner Geburtstagsparty dabei war.

Mit seiner kindlichen Besonnenheit, machte sich Mokuba keine Gedanken mehr, um sein altes Kindermädchen, sondern nahm seine neue Nanny bei der Hand und führte diese durch den Tumult, zu seinem großen Bruder.

Seto Kaiba erhob sich von seinem Stuhl. Er trug ein weißes Ralph Lauren Shirt, helle Jeans und eine dunkle Sonnenbrille, dank welcher man nur erraten konnte, wo er gerade hinblickte.

Ob man es glaubte oder nicht, aber sein Gesicht zierte ein schiefes Lächeln.

Der harte, kontrollierte Eisblock von Geschäftsmann stand völlig lässig, mit den Händen in den Hosentaschen da, inmitten von spielenden Kindern und lächelte.

War das wirklich Seto Kaiba, der da vor ihr stand?

Was war das letzte Jahr geschehen, dass Seto Kaiba solch eine Wandlung durchgemacht hatte?

Der kleine ließ Iva los und umarmte seinen großen Bruder.

„Seto, Seto? Warst du das? Hast du Iva hergebracht?“

Iva beobachtete, wie Seto seinem Bruder liebevoll durchs Haar fuhr.

„Das war der Zauberer. Ich habe damit nichts zu tun.“

Überrascht darüber, dass er seinem kleinen Bruder nicht die Illusion der Zaubershow nehmen wollte, musste Iva lächeln.

Sie hätte nicht wissen können, dass er mehr als erleichtert war, als er erfuhr, dass Iva sein Angebot angenommen hatte. Die Suche nach einer ähnlichen Nanny wäre viel zu mühsam gewesen, wenn nicht sogar unmöglich.

Die Anspannung, der letzte Tage fielen ihm von den Schultern. Er hatte die letzten Nächte durchgearbeitet, um sich an diesem Tag von der Arbeit loszureißen, damit er Mokuba den Wunsch erfüllen konnte, bei seiner Party zu gegen zu sein. Und nun, da alle seine Pläne verliefen wie geplant, war er mehr als zufrieden. Vor allem, als er sah wie glücklich sein Bruder war, dachte er, war es den ganzen Aufwand wert.

Zufrieden mit sich selbst und der Tatsachen, dass Mokuba noch nie so glücklich gewesen war, kam das Lächeln wie von selbst.

Nach der stürmischen Umarmung des Kleinen, da dieser selbstverständlich wusste, dass sein großer Bruder dahinter steckte, reichte Seto der Frau die Hand.

„Schön sie wiederzusehen Mister Kaiba.“

„Ebenso. Das war eine beeindruckende Performance.“, Seto zeigte zur Bühne.

„Ja, danke. Wer hätte gedacht, dass mir so etwas Improvisatorisch gelingen würde.“

„Ihr Zimmer haben sie schon bezogen?“

„Meine Sachen wurden dahin getragen. Ich hatte noch nicht die Gelegenheit auf mein Zimmer zu gehen. Mrs. Kuma war sehr gewissenhaft. Hier wird wohl gar nichts schief gehen, solange sie die Zügel in der Hand hält.“

„Sie ist eine der renommiertesten.“

„Nur das Beste nicht wahr?“, lächelte Iva verschmitzt. „Ich hätte nichts anderes erwartet.“. Außer eine steifere Garderobe, dachte Iva, als sie ihn widerwillig musterte.

Sie musste zugeben, dass ihr seine lässigere Seite, weitaus mehr gefiel.

„Mokuba geh doch schon mal zu deinen Freunden.“

„Aber du kommst gleich nach ja. Ich muss dir noch so viel zeigen.“, munter lief er wieder ins Getümmel, ohne auch nur eine Antwort abzuwarten.

Sie sah Mokuba nach, wie er mit all den Kindern quatschte, herumlief und ihnen die tolle Neuigkeit erzählte.

„Setzten sie sich.“

Seto schob ihr einen Stuhl zurecht und nahm ihr gegenüber Platz. Der runde Tisch wurde von einem großen Schirm überdacht.

„Wie war ihr Aufenthalt in England?“

„Wundervoll. Das war eine Erfahrung wert. Doch nichts geht über die Heimat.“

„Hm.“

„Wie kommt es, dass sie innerhalb eines ganzen Jahres, es nicht geschafft haben, eine neue Nanny zu finden?“, fragte Iva amüsiert.

„Wer sagt, dass ich eine neue Nanny gesucht habe? Ich wollte lediglich eine bestimmte Person. Und nun bot sich die Gelegenheit, sie zu erwerben.“, antwortete Seto nüchtern.

Erwerben? War sie etwa ein Kunststück oder ein Wagen, den man erwerben konnte?

Irritiert, ob sie diese Aussage, als Kompliment oder als Beleidigung sehen sollte, schenkte sie sich ein Glas Wasser ein, welches auf dem Tisch stand.

Bei genauerer Betrachtung des Gartens fiel ihr auf, dass sie abseits der anderen Erwachsenen saßen. Die Nannys der Kinder hatten ihren Bereich, der mit Erfrischungen versorgt wurde. Tische standen auf der Wiese und wurden von großen weißen Schirmen, vor der Sonne geschützt.

Mister Kaiba hatte wohl gerne seine Ruhe.

„Der Arbeitsvertrag liegt Unterschrieben in einem meiner Koffer. Ich kann es ihnen bei Gelegenheit überreichen. Damit wäre ihr Erwerb rechtsgültig und vertraglich gesichert.“, meinte Iva schnippisch, stellte das Glas auf den Tisch und ging auf Mokuba zu, der sie auch schon fröhlich erwartete.

Seto dachte sich, dass seine neue Angestellte viel zu empfindlich war und versuchte die aufsteigende Wut, über ihren letzten Kommentar zu unterdrücken.

Er war es nicht gewohnt, wenn ihm jemand schnippische Antworten gab, doch unter keinen Umständen wollte er ihr die Genugtuung geben, zu zeigen, dass ihr Satz ihn wütend gemacht hatte.

Mit großem Interesse hatte er ihr Wiederkehren nach Japan verfolgt und ihr daraufhin den Vertrag zuschicken lassen. Es missfiel ihm sehr, als sie sein Angebot vor einem Jahr nicht angenommen hatte. Doch wenn er sie jetzt sah, wusste er, dass sich das Warten gelohnt hatte. Mokuba war glücklich und nur darauf kam es an.

Die sture und widerspenstige Art der jungen Frau war ihm noch ein Dorn im Auge, doch es würde ihm ein Vergnügen sein, sie zu zähmen.

Sein schiefes Lächeln vertiefte sich, als er sein Glas zum Mund führte. Die dunklen Gläser seiner Markenbrille verrieten nicht, in welche Richtung er sah.
 

Iva hatte, auch wenn es nicht nur nervliche, sondern auch körperliche Anstrengung bedurfte, sehr viel Spaß mit den Kindern rumzualbern und mit ihnen, doch vor allem mit Mokuba zu spielen. Watson lief Schwänzchen wedelnd hin und her, ließ sich von den Kindern Stöckchen werfen und genoss die Krauleinheiten. Leider bekam er, auf Warnung von Iva nichts zu naschen. Er hatte seinen Napf, der reichlich gefüllt worden war. Damit solle er sich zufrieden geben.
 

Sie aßen zusammen die übergroße Geburtstagstorte, spielten fangen, ließen sich von dem Magier, dem Clown und dem Ballonentertainer unterhalten. Wobei Iva eher Abstand zum Clown hielt. Sie konnte Clowns noch nie leiden. Dies war auch der Grund, warum sie sich nie den Film Steven Kings´ ES ansehen konnte.

Die anderen Kindermädchen waren nett und höflich, doch sie ließen sich viel zu sehr von einem gewissen Herrn mit Sonnenbrille ablenken. Die meisten Nannys waren schon viel zu alt, doch das schwärmen stellten sie denn noch nicht ein. Wer könnte es ihnen verübeln?

Der Herr des Hauses saß abgeschieden an seinem überschirmten Tisch und las ein Buch.

Für gewöhnlich war es ein Lab Top, welches stets an seiner Seiter stand, doch er erfüllte Mokuba den Wunsch, wenigstens an seinem Geburtstag keinen Computer anzurühren.

Das Geburtstagskind hatte ihn zu den verschiedenen Spielen eingeladen mitzumachen. Seto allerdings lehnte dankend ab. Es wäre auch viel zu komisch geworden Seto Kaiba mein Töpfchenschlagen zu beobachten.

Ab und zu besah er sich das treiben der Party. Das Gelächter, die Musik und die lauten Stimmen, die nur zu deutlich zeigten, wie gut die Party lief.

Genau wie in diesem Moment, als Iva und ein anderes Kindermädchen von mehreren Kindern umkreist wurden, um ein Spiel zu erklären.

Die Nanny von Kaito, war im Gegensatz zu den anderen Kindermädchen, nicht an Seto Kaiba interessiert, sondern vielmehr an der Party und an den Kindern. Iva hatte schnell gemerkt, dass Sadako ein warmes Herz hatte. Sie war schon über 30 Jahre alt und seit fast 10 Jahren glücklich verheiratet.

Da sie nie Kinder bekommen konnte, war ihr der Beruf, als Kindermädchen, nur ein geringer Ersatz. Man sah ihr an, dass sie viel Liebe zu geben hatte und diese Liebe gab sie ihrem Kaito.

„Also, alle anderen verstecken sich so gut sie können. Der Fänger zählt bis 20… oder sagen wir lieber 30 und dann ruft der Fänger ganz laut aus, dass das Spiel beginnt.“, erklärte Sadako.

„Diese große Holzkiste hier, wo der Fänger zählen wird, ist das Ziel. Alle die sich versteckt haben versuchen, ohne von dem Fänger gefunden oder gefangen zu werden, die Kiste zu berühren. Alles klar soweit?“

Einstimmiges Jubeln bekam Sadako als Antwort.

„Aber wer ist der Fänger?“, fragte ein kleines Mädchen in einem lila Kleidchen und purpurroten Schuhen.

„Hmm.“, überlegte Iva, als sich viele Hände hoben, um sich bereit zu erklären.

Iva verlosch mit einer Hand ihre Augen und mit der anderen griff sie Blindlinks nach einer der erhobenen Händchen.

Ein Junge mit tiefen Grübchen im Gesicht fing an vor Freude zu hüpfen.

„Also gut. Sobald der Fänger anfängt zu zählen, verstecken sich alle anderen so gut sie können. Und lasst euch nicht von dem Fänger erwischen.“

Die Kinder machten sich mit Gekicher bereit, als der kleine Fänger sich an die Kiste stellte.

Sobald er anfing zu zählen, liefen alle mit Gequieke los und verteilten sich in dem großen Garten.

Und bei Gott, er war groß. Mal abgesehen von dem kleinen Waldstückchen, war die Wiese mit ihren einzelnen Büschen, ein perfekter Ort für dieses Spiel.

Iva suchte, wie einige Andere hinter den Bäumen Schutz.

Sie lief an dem Baumhaus, welches letztes Jahr gebaut worden vorbei.

Es stellte sich heraus, dass der ernannte Fänger, seinen Job sehr gut machte. Er erwischte viele, noch bevor sie aus ihren Verstecken kamen.

Es waren nicht mehr viele im Spiel und auch Iva war kurz vor dem Ziel gewesen. Kreischend lief sie auf die Kiste zu und ging letzten Endes mit einem Lachen in die Knie, als der kleine Junge sich auf sie stürzte.

Mokuba folge kurz darauf den Verlierern.

Es gewann ein Mädchen, die sich Stück für Stück vorgeschlichen hatte, als der Fänger abgelenkt war. Es war das Mädchen mit den roten Schuhen.
 

Eine zweite Runde wurde ausgerufen und schon wurde ein neuer Fänger erwählt. Die anderen standen in den Startlöchern. Als wieder angefangen wurde zu zählen, liefen wieder alle durcheinander, in ihre Verstecke.

Iva tat so, als wolle sie sich ebenfalls voller Elan verstecken und niemand merkte, dass sie sich durch die Terrasse schummelte und in die Küche ging.

Außer Puste machte sie sich in der Küche bemerkbar und bekam etwas Kühles zu trinken.

„Tomi, wieso hast du dir eigentlich die Haare geschnitten. Die waren doch so lang und so schön.“, fragte Iva, als sie mit Bedauern feststellte, dass Tomomi, die langen Haare wirklich gestanden hatten.

Die Angesprochene zuckte mit den Schultern. „Es hat mich beim Lernen gestört.“

Fast hätte sich Iva verschluckt, als sie losprustete.

Auch Tomi musste kichern, da sie sich bewusst war, wie lustig es sich angehört haben musste.

Für fünf Minuten konnte Iva noch in der Küche sitzen und quatschen, bis sie dachte, dass es an der Zeit war, dass sie wieder gefangen werden musste.

Also bedankte sie sich nochmal für das Getränk und trat aus der Küche zurück in den Garten.
 

Am späten Abend verabschiedeten sich die letzten Besucher und versicherten Mokuba, dass es eine gelungene Feier gewesen war.

Seto war schon früher in seinem Büro verschwunden, doch obwohl Mokuba es bemerkte, hatte es ihm nichts ausgemacht.

Er lag neben Iva im Gras, die Hände unter den Kopf gestützt und genoss die Ruhe, nach dem turbulenten Tag. Watson lag erschöpft neben seinem Frauchen und döste vor sich hin.

Die Sonne versteckte sich schon hinter dem Horizont und tauchte den Himmel in ein Farbenspiel aus rosa, orange, gelb und rot.

„Iva?“

„Hm?“

Genüsslich streckte sich Iva auf dem Rasen aus. Auch für sie war es ein anstrengender Tag gewesen.

„Du warst doch in England bei Tommy. Wieso bist du jetzt hier? Hast du Tommy nicht mehr lieb?“

Die junge Frau öffnete die Augen und legte sich auf die Seite.

„Wie kommst du denn darauf?“

Als Mokuba nur ein nachdenkliches Schulterzucken von sich gab, streichelte sie ihm über die Haare.

„Mokuba, Japan ist meine Heimat. Ich habe Tommy geholfen sich in seiner zurechtzufinden. Und ich habe ihn immer noch lieb. Aber ich kann nicht den Rest meines Lebens in einem fremden Land leben. Verstehst du?“

„Ich glaub schon.“

Doch seine traurige Miene überzeugte Iva nicht.

„Schätzchen, ich habe Tommy lieb, doch das heißt nicht, dass ich dich nicht lieb haben kann. Und glaub mir, ich hab dich sehr lieb.“

Zur Bestätigung gab sie ihm einen Kuss auf die Stirn.

„Ich dachte du hättest schon längst eine neue Nanny, deshalb habe ich mir keine Hoffnungen gemacht, deine Nanny zu werden. Doch als ich erfuhr, dass ihr noch eine sucht, habe ich ohne zu zögern den Job angenommen.“

„Echt?“

Ein Lächeln stahl sich auf Mokubas Gesicht.

„Yep.“

Wieder sahen sie zum Himmel.

Es schien in Flammen zu stehen.

„Schön nicht wahr?“, fragte Iva verträumt.

„Ja. Bei uns auf dem Land sieht es aber noch besser aus.“

„Bei euch auf dem Land?“

„Ja. Wir haben ein paar Pferde. Die stehen im Stall auf dem Land. Dort haben wir einen Wald zum ausreiten und ein Haus wo wir manchmal hinfahren. Ich habe ein eigenes Pferd.“, bemerkte Mokuba stolz.

„Du kannst schon reiten?“

„Ja. Seto sagt ich bin ganz gut.“

Mokuba musste über Ivas überraschten Gesichtsausdruck lächeln.

„Memphis ist mein Pferd. Er ist Fuchsfarben.“

„Wow.“

„Ja. Und am Abend ist der Himmel noch viel schöner. Da sind immer so viele Farben. Und jeden Abend sind die Farben anders.“

Mokuba schien völlig begeistert von dem Landhaus und der Aussicht zu sein, bemerkte Iva.

Er plapperte nur so drauf los.

So wie er es immer tat, wenn er begeistert von Etwas war. Genau wie heute Mittag, als er ihr Geschenk geöffnet hatte. Sie hatte ihm ein Handwerksgürtel geschenkt, welches genau seiner Größe entsprach. Sie hatte noch in Erinnerung gehabt, wie fasziniert er war, als Rey das Baumhaus gebaut hatte. Mokuba hatte fleißig mitgeholfen und wollte seinen eigenen Hammer haben.

Die Werkzeuge und der dazugehörige Gürtel, sollten ihm helfen, das Baumhaus in stand zu halten.

Iva sah rauf zur Terrasse. Die Bühne war schon abgebaut und nun waren Tomomi und Leo damit beschäftigt abzuräumen. Es liefen noch weitere Leute herum, die beim Abbauen und aufräumen mithalfen. Iva dachte sich, dass es ein Aufbau-, sowie einen Aufräumservice war.

„Mokuba, es ist schon spät. Komm ich bring dich ins Bett.“

Da Mokuba schon ziemlich müde war, widersetzte er sich nicht und stand auf. Er gähnte herzhaft und stampfte Hand in Hand mit Iva zur Terrasse.

Leo war dabei die Schirme einzuholen. Und Tomi räumte das Büffet ein.

Mokuba wäre fast gestolpert, wenn Iva ihn nicht an der Hand gehalten hätte.

„Oh oh, da ist aber jemand erledigt. Komm rauf mit dir Kleiner.“

Iva hockte sich vor Mokuba, um ihn Huckepack zu nehmen.

Mit einem breiten Grinsen setzte sich Mokuba auf.

„Puh, du hast definitiv zu viel gegessen, mein Lieber.“, meinte Iva lachend, als sie durchs Esszimmer in den Flur ging. Müde watschelte Watson neben ihr her.

Sie sah zur Treppe rauf, als sie Schritte hörte.

Seto kam gerade runter und musterte Iva, mit seinem Bruder auf dem Rücken.

Er hatte die Augen schon geschlossen und schlief schon tief und fest.

Seto kam die letzte Stufen runter geeilt.

„Geben sie ihn mir. Er ist zu schwer für sie.“, meinte er nur knapp.

Vorsichtig übergab sie den kleinen auf Setos Arme. Der arme Malteser fand sich dann auf Ivas Armen wieder. Er wäre ohnehin zu erschöpft gewesen noch die Treppen hoch zu steigen.

„Das war eine gelungene Party Mister Kaiba. Kuma hat ganze Arbeit geleistet.“

Er sah auf das erschöpfte Gesicht von Mokuba.

„Das scheint so. Mokuna hat sich ganz schön verausgabt.“

„Er wird diese Nacht jedenfalls tief und fest schlafen.“, meinte Iva, als Seto seinen kleinen Bruder aufs Bett legte. Sie Zog dem schlafenden die Schuhe und Socken aus, dann deckte sie ihn vorsichtig zu, ehe sie ihm einen Gutenachtkuss auf die Stirn gab.

„Haben sie denn auch Spaß gehabt, Mister Kaiba?“, fragte Iva amüsiert.

Sie nahm die Schuhe und suchte nach dem Kleiderschrank. Hinter einer Tür fand sie den begehbaren Kleiderschrank und stellte die Schuhe zu den anderen, die in Reih und Glied sortiert waren.

„Die vielen Kinder im Haus waren sicher eine Herausforderung für sie.“, stellte sie fest, als sie die Socken im Badezimmer in den Wäschekorp schmiss.

„Ich scheue keine Herausforderungen.“

Iva grinste und zog die Vorhänge zu. „Natürlich.“

Zusammen verließen sie das Zimmer und überließen Mokuba seinen Träumen.

„Wie haben sie mich überhaupt gefunden? Ich habe bei einer Freundin gewohnt. Woher konnten sie wissen wo…“

Sie unterbrach sich, als sie Setos selbstsicheren Gesichtsausdrück sah.

Ein Seto Kaiba hatte nun mal die Mittel und Wege, alles herauszufinden, was er wollte. Wie hatte sie das vergessen können?

„Vergessen sie´s.“

Nach einem kurzen Räuspern hob sie Watson wieder auf die Arme und fuhr fort: „Ich hab den Vertrag in meiner Tasche. Wo ist mein Zimmer?“
 

Iva bezog das Zimmer direkt neben Mokubas.

Sei betrat den Raum, der in Dunkelheit gehüllt war. Sie suchte den Lichtschalter. Noch bevor sie ihn fand, hatte Seto ihn schon betätigt.

Ihr neues Zimmer war viel größer, als das, welches sie bezog, als sie übers Wochenende hier gewesen war. Dies hier war Yokos altes Zimmer gewesen.

Es hatte einen dunklen Steinboden, auf welchem ein Bettvorleger lag. Das Himmelbett stand rechts an der Wand und sah ziemlich einladend aus. Über die Wand, erstreckte sich eine Große Glastür, die auf einen Balkon führte.

Die Tür neben dem Bett, so dachte sich Iva, war sicherlich der Kleiderschrank. Auf der linken Seite stand ein Schreibtisch, eine Kommode mit einem großen Spiegel und eine weitere Tür führte zum Badezimmer.

„Sollte etwas fehlen oder etwas nicht zu ihrer Zufriedenheit sein, lassen sie es mich wissen.“, kam es von hinten. Iva drehte sich um: „Es ist toll. Ich glaube nicht, dass hier etwas fehlen würde. Wow.“

Sie schritt auf ihre Koffer zu, die neben dem Bett standen.

Schnell holte sie ein braunes Kuvert heraus und überreichte es Ihrem neuen Boss.

„Es ist unterschrieben.“, meinte sie.

„Vielleicht ist ihnen beim durchlesen aufgefallen, dass sich in der Spalte, in der ihre Bezahlung stehen sollte, ein leeres Feld befinden.“

„Oh. Ich hatte mir den Vertrag durchgelesen. Zwei Mal sogar, aber das ist mir nicht aufgefallen.“

Seto musste den Kopf schütteln.

„Das war dumm und nachlässig von ihnen.“

Sie erkannte, dass er recht hatte, aber sie hatte überhaupt nicht an ihre Bezahlung gedacht. Sanft streichelte sie den Hund auf ihren Armen. Sie hatte mit völlig anderen Gedanken zu kämpfen gehabt, da war es kein Wunder, dass sie nicht über ihr Gehalt nachgedacht hatte.

Sein seufzen unterbrach ihre Gedankengänge.

„Als ich ihnen vor einem Jahr ein Angebot gemacht hatte, hieß es, dass ich ihnen das Doppelte zahle. Also, wie sah ihr Gehalt bei den Bellwoods aus?“

Nervös fuhr Iva sich mit der Zunge über die Lippen. Sie nannte ihm eine Zahl, doch er tat dies mit einem schiefen Lächeln und Kopfschütteln ab.

„Lügnerin.“

Ihre Augen wurden größer: „Wie?“

„Wir beide wissen genau, dass ihre Bezahlung viel höher war.“, er beugte sich etwas vor, wollte bedrohlich wirken: „Die Wahrheit!“

Sein Ton war, was ihn überraschte, nicht so kühl, wie er es wollte.

Iva legte den Kopf in den Nacken, um ihm in die Augen sehen zu können.

„Woher wollen sie so genau wissen, dass mein Gehalt, den ich in den letzten Jahren bezogen hatte höher war?“

Wieder sah sie seinen belustigten Gesichtsausdruck.

„Sie… sie wussten es schon nicht wahr? Woher wissen sie das?“

Watson spürte die Anspannung ihres Frauchens und fing an zu knurren.

Beruhigend strich sie ihm übers Fell.

„Wenn sie es doch schon wussten, wieso haben sie mich dann gefragt?“

Seto stellte sich wieder aufrecht hin.

„Wer weiß?“, seine Augen blitzen vor Belustigung.

Ivas Herz fing an wild zu Pochen. Sie versuchte sich einzureden, dass es mehr Ihre Wut war und weniger das Kribbeln, welches sie immer Empfand, wenn sie ihm gegenüber stand.

Wieder knurrte Watson den Mann an. Gefährlich zeigte der kleine seine Zähne. Er war der geborene Beschützer.

Seto ließ sich von dem Knurren eines kleinen Wollknäuels nicht beeindrucken.

„Macht es ihnen Spaß mich zu ärgern?“, fragte Iva, gerührt von Watson Reaktion.

„Ich finde langsam Gefallen daran.“

Er machte auf dem Absatz kehrt und verließ das Zimmer.

Er hatte also das letzte Wort gehabt.

Iva kochte vor Wut.

Was bildet sich dieser Eisklotz eigentlich ein, fragte sich Iva.

Sie setzte Watson aufs Bett und öffnete fluchend einen Koffer, aus dem sie ihre nötigen Sachen herausholte. Bepackt mit einem Schlafanzug, einem Morgenmantel, Duschgel, Shampoo und Zahnbürste, stampfte sie wutentbrannt ins Badezimmer.

Sie bemühte sich nicht laut zu werden, um niemandem im Haus zu wecken.

Watson lief zur verschlossenen Badezimmertür und wimmerte. Er wollte nicht, dass sein Frauchen böse war, egal wer oder was der Grund war.

Nachdem Iva Bettfertig war, entschuldigte sie sich bei ihrem kleinen Liebling dafür, dass sie so wütend geworden war. Kraulend stieg sie mit ihm aufs Bett. Wie gewohnt legte Watson sich zu ihren Füßen zusammen und würde erst richtig ruhe finden, wenn Ivas Puls endlich in den Normalzustand überging.

Erst nach einer Stunde fand der kleine Hund seine verdiente Nachtruhe und schlief mit seinem Frauchen zusammen ein.

Whoops-a-daisy

Laaaaange ists her. XD aber es geht weiter.

Wenn auch dieses Kapi kürzer ist, als gewohnt, dachte ich es wäre besser als nichts :)
 

Und wie jedes Mal sage ich -Vielen lieben dank für die Lieben Kommis- :D
 

Los gehts mit dem neuen Kapi.
 


 

Whoops-a-daisy
 


 

„Kaum zu glauben, dass ihr alles letzte Nacht noch aufgeräumt habt. Es tut mir leid, dass ich nicht noch mitgeholfen habe.“

Iva stand in der Küche und legte die warmen Brötchen in den Korb.

Von ihrer Wut war nichts mehr übrig gewesen, als sie in Mokubas Zimmer kam, um ihn für das Frühstück zu wecken. Sie hatte sich für den Sonntagmorgen mit einem Hoodie und Shorts zufrieden gegeben. Auch wenn es recht warm draußen war, so war es im Haus, doch etwas kühl.

„Aber das gehört doch nicht zu deinen Aufgaben. Außerdem hatten wir ja noch Hilfe vom Abbauservice. Das ging ganz schnell.“, beschwichtigte Tomi die neue Angestellte des Hauses.

„Trotzdem. Ich bin schon so früh ins Bett gegangen, während ihr hier noch reichlich beschäftigt wart.“

Iva plagte das schlechte Gewissen. Der Garten erstrahlte wieder im alten Glanz und nichts deutete darauf hin, dass gestern noch eine Party stattgefunden hatte. Iva hätte mithelfen sollen, dachte Iva, als sie durch die Tür zum Esszimmer schritt.

„Na wer ist denn da? Wie fühlt man sich so als 12 jähriger?“, fragte Iva den verschlafenen Mokuba, als dieser gerade zum Tisch schlenderte.

„Nicht besonders anders.“, murmelte Mokuba.

Iva bemerkte erst jetzt, wie groß er schon geworden war. Man konnte sehen, dass er etwas älter geworden war, auch wenn er immer noch so verspielt war.

„Du bist in dem letzten Jahr ziemlich gewachsen. Deinen 11ten Geburtstag habe ich nicht mehr mitbekommen. Wie hattet ihr denn den gefeiert?“

Mokuba setzte sich an seinen Platz, welches immer noch die rechte Seite zu Seto war.

„Genauso. Es hat Spaß gemacht. Aber Seto hat mir versprochen, dass ich an meinem 13ten Geburtstag eine Poolparty machen kann.“

Mokuba musste breit grinsen.

„Das wird schwer, ohne Pool.“, bemerkte Iva stirnrunzelnd.

Im Garten befand sich, soweit sie wusste kein Pool. Nur ein kleiner Teich am Rand des Gartens.

„Wir bauen einen. Das hat Seto versprochen.“

Iva zog die Brauen hoch. Also würden sie bald einen Pool im Garten haben. Das klang verlockend. Vor allem im Sommer, war es eine Annehmlichkeit, die sie bei den Bellwoods genossen hatte, als sie noch in dem Anwesen hier in Japan lebten.

„Iva? Wirst du hier mit uns essen? Yoko hat immer in der Küche gegessen.“

Iva überlegte: „Willst du denn, dass ich mit euch esse?“

Mokuba nickte.

„Na dann werde ich auch mit euch am Tisch essen. Was für eine ungesellige Person Yoko doch war.“

Iva brachte noch ein weiteres Gedeck.

„Yoko hat nur mit am Tisch gegessen, wenn Seto nicht mitgegessen hat.“, erwiderte Mokuba.

„Kam das oft vor?“

Er zuckte nur mit den Schultern und sah zur Tür. Sein Bruder betrat den Raum.

Er trug ein weißes Hemd, eine schwarze Hose und seine Haare fielen ihm wild vors Gesicht.

Iva ignorierte ihren steigenden Puls und setzte sich.

„Guten Morgen Mister Kaiba.“

„Guten Morgen Seto.“

„Morgen.“, murrte der Braunhaarige.

„Da es bei ihnen immer die Gewohnheit war, dass das Kindermädchen in der Küche gegessen hatte, komme ich nicht umher sie zu fragen, ob es ihnen etwas aus macht, wenn ich ab jetzt mit am Tisch sitze.“, flötete Iva.

Im Gegensatz zu ihr, schien er schlechtere Laune zu haben.

„Warum nicht?!“

Seto setzte sich mit einer Eleganz, die Iva auch nicht anders erwartet hatte. Leo brachte ihm die Zeitung und goss ihm Kaffee ein.

Es schien eine Routine zu sein, die Seto schon seit Jahren gewohnt war.

Beim Frühstück war es recht ruhig. Die Einzigen, die sich zu Wort meldeten waren Mokuba oder Iva. Sie beschlossen, dass Mokuba Iva durch das Haus führen und ihr alles genau zeigen sollte, damit sie sich so gut wie möglich zurecht fand.

Mokuba aß, wie Iva erwartet hatte sehr wenig.

Sie nippte an ihrem Kaffee und überlegte, wie sie seine Essgewohnheiten wieder hinbiegen sollte.

Leo kam wieder aus der Küche und wechselte die Kaffeekanne aus.

Er hielt einen kleinen Zettel in der Hand und wand sich an Iva.

„Miss, ich habe diesen Zettel in der Küche gefunden. Ich verstehe nicht recht, was ich damit anfangen soll.“

„Ich habe mir den Inhalt des Kühlschranks angesehen und festgestellt, dass einige Marken vielleicht nicht ganz geeignet sind. Es gibt Produkte, die eine schlechte Wertung bekommen haben. Ich habe mir also die Freiheit genommen alles zu notieren und durch bessere Produkte auszutauschen. Dazu habe ich noch einige Sachen hinzugefügt die fehlen.“

Leo schielte skeptisch auf den Zettel.

„Also, sagen sie, dass ich ab jetzt ihren Befehl hin, alle Produkte austauschen soll?“

„Nicht alle Produkte. Und außerdem ist es kein Befehl sondern eher ein Hinweis. Ein Ratschlag oder ein Wunsch?“

Der Butler schien ihr gar nicht zuzuhören. Sein Blick fiel weiterhin auf den Zettel, den er durchlas. Er wollte es nicht zugeben, doch er war etwas gekränkt. War die neue Nanny etwa der Meinung, dass er schlechte Produkte auswählen und damit seine Job nicht ernsthaft nachgehen würde?

„Das könnte man als Beleidigung ansehen.“

Iva verschluckte sich fast an ihrem Kaffee. Mit der Tasse in der Hand folgte sie ihm Richtung Küche.

„Ich beleidige hier niemanden. Das ist nur eine Liste.“

In der Küche ging das Wortgefecht weiter und nach 10 Minuten kam Iva mit dem Butler wieder ins Esszimmer. Sie hatte verzweifelt versucht ihm klar zu machen, dass sie ihn keineswegs beleidigen wolle. Es sollte nur eine Hilfe sein.

Nun verhandelten sie über die einzelnen Produkte, die ausgetauscht werden konnten.

„Den Jogurt kann ich auswechseln. Das wird kein Problem sein.“, gab Leo nach.

„Und den Orangensaft. Der Orangensaft, den ich in die Liste geschrieben habe, hat bei weitem einen besseren Geschmack.“, versuchte Iva weiter zu feilschen.

„Sie scheinen es zu übertreiben.“, genervt legte er frischen Toast auf den Tisch.

„Nach gut.“, murrte Iva: „Aber dafür besorgen sie mir den Orangenpfeffer. Ich mache ein herrliches Reisgericht, dafür brauche ich dringend Orangenpfeffer.“

Iva wandte sich an Mokuba: „Das wird dir gefallen. Du kannst mein Su-Chef sein.“

Der kleine schien von dieser Idee begeistert zu sein.

Doch Leo räusperte sich: „Ich bezweifle, dass sie je die Möglichkeit haben werden, die Küche auf diese Weise zu nutzen.“

„Wie Bitte?“

„Sie werden nicht Kochen. Die Köchin ist sehr eigen und wird es nicht gerne sehen, wenn jemand anderes in dieser Küche herum werkelt.“

Iva legte eine Hand auf ihr Herz: „Ich muss mich setzten! Das heißt ich darf NICHT kochen?“

„Genau.“

Gespielt gequält sah Iva zu Mokuba: „Das gibt’s doch nicht. Wie soll ich dem kleinen dann Kochen beibringen?“

Mokuba fing an zu lachen.

Leo konnte nur seufzen. Und Seto musste, ob man es glaubt oder nicht tatsächlich ein Grinsen hinter der Zeitung verkneifen.
 

Wer hätte gedacht, dass es in diesem Haus noch so viel zu besichtigen gab. Ein Pool im Keller, der sich direkt neben dem Fitnessraum befand. Gleich daneben, zierte eine Sauna einen Raum, was Iva besonders freute. Solche Annehmlichkeiten waren mehr, als nur reiner Luxus.

Auf der ersten Etage befanden sich, neben dem Wohnzimmer, dem Esszimmer, der Küche und der Vorhalle, ebenfalls eine vielversprechende Bibliothek und ein großer Eichensaal.

Die Stimmen von Iva und Moki hallten in dem großen leeren Saal wider. Das einzige Objekt im Raum, war eine schwarzer Flügel, welches verlassen in der Ecke stand.
 

Auch der Bedienstetentrakt wurde Iva gezeigt, bevor sie wieder vor ihren eigenen Räumen standen.

Mokuba half Iva beim Auspacken ihrer Koffer, was viel mehr hieß, dass er mit Watson spielte. Der kleine Hund freundete sich schnell mit dem kleinen Jungen an.
 

Nach einigen Wochen gaben sich die Nanny und der kleiner Herr einer Routine hin.

Von Montag bis Freitag war es immer den selben Zyklus. Morgens frühstücken, bei dem Seto Kaiba nicht immer anwesend war, da dieser schon lange in der Firma saß.

Nach der Schule holte Iva den Kleinen ab und beide machten einige Male einen Abstecher in ein Cafe, ein Restaurant oder in einen Park, bevor sie wieder nach Hause fuhren. Nach dem Mittagessen, wurden Hausaufgaben erledigt. Man merke sich: Der Herr des Hauses, war bis zu dem Zeitpunkt noch nicht zu Hause!

Nach dem lernen und aufräumen des Kinderzimmers, hatten beide Zeit etwas zu unternehmen, was immer unterschiedlich nach Laune beschlossen wurde.

Das Abendessen wurde durch Ivas Anwesenheit lebendiger. Seto beschloss immer seltener zum Essen zu erscheinen. Entweder wurde er bei der Arbeit aufgehalten oder er saß in seinem Arbeitszimmer, tat aber keine Anstalt zum Essen runter zu kommen.

Die erste Zeit fiel Mokuba, die Abwesenheit seines Bruder nicht sonderlich auf, da er von Iva betreut wurde. Doch nach jedem weiteren Abendessen, bemerkte Iva wie viel Ihm sein großer Bruder fehlte.

Beschwichtigungen, in denen Iva Seto verteidigte halfen nichts. Und selbst Iva war bald an einen Punkt angelangt, indem sie Seto verwünschte.

Wie konnte man nur so ein Workaholic sein und nicht mal ein wenig Zeit erübrigen? Die Wochenenden, verbrachten Iva und Mokuba meiste alleine, während Seto auf Geschäftsreisen war oder sich sonst immer rar machte.

Vermisste er seinen kleinen Bruder denn nicht?
 

Um Mokuba aufzumuntern ließ sie sich immer wieder neue Dinge einfallen und opferte ihre Freizeit. Selbst ihren Freunde hatte sie kaum noch Zeit erübrigen können. Neben den Besuchen von Nokiko, kam es nur noch selten vor, dass Iva sich mit ihren ganzen Freunden treffen konnte.

Genau wie an diesem Samstag – ihr freier Tag!

Sie hatte mit ihrem Schützling einen Ausflug nach Osaka unternommen, um ihn von Setos Abwesenheit abzulenken.

Völlig geschafft wäre Moki beinahe beim Abendessen eingeschlafen.

Was soll ich nur tun, dachte Iva, als sie in der Bibliothek auf der gemütlichen Couch über einem Buch grübelte.

Mit einem Tee auf dem kleinen Tisch und einer Wolldecke auf dem Schoß, fand Seto sie.

Sie schien völlig vertieft zu sein, doch nicht in das Buch. Ihre Gedanken schienen nicht mehr dem Buch gewidmet zu sein.
 

Sie bemerkte ihn, als er hinter sie trat. Nicht weil er zu laut war, sondern, weil sie sein Parfüm riechen konnte.

Ohne ihren Blick von dem Buch zu nehmen sagte sie:„Kann ich ihnen Helfen Mister Kaiba?“

„Nein.“

Er runzelte die Stirn über der Tatsache, dass auf dem Tisch mehrere Bücher lagen. Sonette, Gedichte und romantische Lyrik.

Typisch Frau, dachte er.

Jetzt hob sie den Kopf.

„Wollten sie sich hier hinsetzten? Ich bin gleich weg.“

Gleich darauf schlug sie das Buch in ihrer Hand zu und fing an die Decke zu falten.

„Nicht nötig.“, er schritt auf ein Regal zu uns suchte nach einem Buch. “Ich wollte nicht stören.“

Iva legte das ordentlich gefaltete Werk auf die Couch: „Nein das tun sie nicht, das ist ja das Problem.“

Im gleichen Moment schloss sie die Augen. Hatte sie das wirklich laut gesagt?

„Wie bitte?“, immer noch den Rücken zu Iva gekehrt, zog er ein Buch aus dem vollgestopften Regal.

Jetzt hatte sie es schon gesagt, also was machte es für einen Unterschied, ob sie ihn jetzt zur Rede stellte oder morgen, wenn sie vorbereitet sein würde.

Nervös, weil er jetzt zu ihr kam, stapelte sie die Bücher aufeinander.

„Ich hatte sowieso vor mit ihnen zu sprechen. Es ist sehr wichtig.“

Er stand nun in voller Größe vor ihr.

Sein schwarzes Hemd unterstrich den Gefährlichen Ausdruck in seinen Augen.

„Mir ist aufgefallen, wie viel sie arbeiten und wie wenig Zeit sie mit Mokuba verbringen. Abgesehen von der Freizeit, die sie nie haben, lassen sie sich nicht einmal regelmäßig beim Essen blicken.“

Er kniff die Augen zusammen. Sie hielt den Atem an.

„Das hört sich so an, als wollten sie mich belehren, Iva.“

Sie atmete tief durch. Sie musste wohl ins kalte Wasser springen.

„Richtig.“

Um sich von ihrer Nervosität abzulenken, nahm sie sich ein paar der Bücher und ging an ihm vorbei, während sie weiter sprach.

„Ich kann verstehen, dass sie ein viel beschäftigter Mann sind, doch ich hatte nicht gedacht, dass sie so selten Zeit aufbringen können, mit ihrem Bruder zusammen zu sein. Ich hatte sie ganz falsch eingeschätzt.“ Sie schob eins der Bücher in eine Lücke im Regal.

„Ich meine, sie gaben sich anfangs so beschützend und man könnte meinen, sie würden regelmäßig mit ihrem Bruder was unternehmen.“

„Wenn ich meinen Bruder in Sicherheit weiß, kann ich beruhigt weiter Arbeiten ohne daran zu denken ihn abzuholen oder mit ihm am Tisch zu sitzen. Bei ihnen ist er in guten Händen.“

Er stand hinter ihr. Sie wagte es nicht sich umzudrehen. Das kribbeln in ihrem Rücken ignorierte sie vollkommen, jedenfalls versuchte sie es.

„War das ein Kompliment?“, fragte sie, als sie ein zweites Buch im Regal verstaute.

„Nehmen sie es wie sie wollen. Ich weiß, dass es meinem Bruder gut geht, da ist es nicht von Nöten selbst auf ihn aufzupassen.“

Sie stutze. Stirnrunzelnd wand sie sich ihm zu. Ihre plötzlich aufkommende Wut sorgte dafür, dass sie die geringe Distanz zwischen ihnen nicht bemerkte.

„Soll das heißen, sie schieben ihren Bruder ab?“

Sein böser Blick traf ihren: „Nein.“

„So hörte es sich aber an.“

Mit Schwung stieß sie das letzte Buch auf seinen Platz und ging zurück zum Couchtisch, um die restlichen zu holen.

„Hören sie, es geht mich nichts an, wie und wann und wie viel sie arbeiten, solange sie auch genug Zeit für Mokuba haben. Und das ist nun mal nicht der Fall.“

Stampfend trat sie auf ein Regal zu und gab ihrem Boss einen vernichtenden Blick von der Seite.

Doch seine Wut, tat ihrem nichts nach.

„Meine Zeit ist begrenzt und ich verbringe meine Freizeit mit Mokuba.“

Sie schnaubte: „Ja klar. Wann? In den letzten Wochen, haben sie es sich zur Aufgabe gemacht nicht mal zum Essen zu erscheinen. Die Wochenenden waren sie nur unterwegs. Wie können sie dann sagen, sie hätten Zeit für ihren Bruder?“

Wie schaffte es diese Frau, ihn dermaßen sauer zu machen. Er fühlte sich wie ein Schüler der seine Hausaufgaben nicht gemacht hatte. Doch was ihn am meisten störte war, dass sie möglicherweise recht haben könnte.

Er hatte zu Zeit neue Projekte und die stressigen Tage haben ihm nicht mal zu Atem kommen lassen. Er war gestresst und müde und nun kam dieses Weib daher und machte ihm ein schlechtes Gewissen.

„Er bekommt alles was er braucht.“, rechtfertigte er sich.

„Außer seinen Bruder. Sie können doch wohl nicht im Ernst glauben, dass sie jemand ersetzten kann. Die Bande zwischen Ihnen und ihrem Bruder sind stark, doch vielleicht reichen sie nicht aus, um diese Distanz, die sie zu ihm halten, zu überleben. Er braucht die Anerkennung und liebe, seines Bruders. Wenn er das nicht bekommt, dann hilft selbst die beste Nanny nichts.“

Das letzte Buch stand nun im Regal und sie trat auf ihn zu.

„Versuchen sie mehr Zeit aufzubringen, dann…“

„Wollen sie mir befehlen?“

Neben der Wut kam Angst hoch und ein weiteres Gefühl welches sie nicht beschreiben konnte.

„Ich will ihnen nur einen gut gemeinten Rat geben. Ich mache mir Sorgen um Mokuba.“, mit jedem Wort wurde ihre Stimme lauter.

Er kam auf sie zu, er war wütend. Aber was hatte dieses funkeln in seinen Augen zu bedeuten.

„Sie sollten sich lieber sorgen, um sich selbst machen.“

Ihre Warnsensoren schlugen aus. Sie wollte einfach nur aus diesem Raum. Weg von ihm, weg von dieser Anziehungskraft, die er auf sie ausübte.

Nicht einmal zwei Schritte konnte sie gehen, bevor er ihren Arm packte und ihr den Weg versperrte. Hinter ihm befand sich die Tür, die sie erreichen wollte und hinter ihr befanden sich nur Regale.

„Auf Kinder können sie gut aufpassen und ihnen viel beibringen, doch auf sich selbst aufzupassen, scheint ihnen schwer zu fallen. Vor allem passen sie nicht auf ihre Zunge auf.“ Er trat näher.

Sie wollte nicht die Schwäche zeigen und nach hinten treten, doch sie konnte nicht anders. Sie war eingeschüchtert.

„Und was soll das heißen? Wollen sie mich betrafen?“, fragte sie ruhig und gefasst, was sie im innerlich jedoch nicht war.

„Vielleicht. Sie können sich doch sonst so gut zur Wehr setzten, also halten sie mich auf.“

Sie trat nochmal zurück um Distanz zwischen ihnen zu schaffen, schon fühlte sie einen wiederstand an ihrem Rücken.

„Halten sie mich auf!“, seine Augen wurden Kühl, doch verloren sie nicht dieses gefährliche Funkeln.
 

Er warnte sie. Doch sie unternahm nichts. Wieso unternahm sie nicht? Er fühlte wie er die Beherrschung verlor. Also warum unternahm sie nichts? Er warnte sie doch.

Sie rührte sich immer noch nicht.

Er legte eine Hand auf das Regal hinter ihr: „Halten sie mich auf!“

Sie erstarrte. Er war ihr definitiv zu nahe.

Er hob seine freie Hand legte sie besitzergreifend um ihren Nacken, direkt unter ihr seidiges Haar.

Sie hielt den Atem an, als er mit seinem Gesicht nur noch wenige Millimeter von ihrem entfernt war.

Er flüsterte an ihrem Mund: „Um Gottes Willen halt mich auf!“

Nie hätte sie gedacht, dass ein Mann, der so kalt und reserviert war, zu so einer Berührung fähig war. Sie war nahe daran den Boden unter den Füßen zu verlieren, als seine Lippen über ihre streiften.

Seine Hand unter ihrem Nacken drückte sie näher an ihn ran und die andere die eben noch auf dem Regal ruhte, schlang sich um ihre Taille. Völlig hin und her gerissen von den neuen Gefühlen in ihr wusste sie nicht, ob sie sich ihm entziehen oder es genießen sollte. Nie war es so gewesen, noch nie hatte ein Mann sie so geküsst. Und noch nie war sie so unbeholfen und erstaunt über ihre Reaktion auf ihn.
 

Er spürte ihre weichen, warmen Lippen, die genauso schmeckten, wie er es sich vorgestellt hatte – nach wilden Blumen und spritzigem Leben. Es berauschte seine Sinne und ließ ihn nicht mehr zur Ruhe kommen. Wie nach einer Droge süchtig, drückte er sich noch enger an sich.

Ihr Körper wurde unter seinem Kuss weicher und bog sich ihm so verlockend entgegen, dass er den Verstand verlieren könnte.

Mehr – war alles was er denken konnte.

Und sogleich öffnete sie ihre Lippen und lud ihn ein noch mehr zu erforschen. Aus der eben noch süßen Berührung, wurde ein heißer Kampf.

Seine Zunge Forderte ihren Tribut und ließ keine Wiedersprüche gelten.
 

Ohne es zu bemerken legte sie ihre Arme um seinen Nacken. Sie war schwach, oh wie schwach sie doch war. Es wäre ihr nie klar geworden, wenn sie nicht seinen harten Körper gespürt hätte. Sein Mund lag brennend auf ihrem und bei Gott, sie genoss es.

Sie hörte ihr eigenes Seufzen, welches sie wieder in die Realität brachte.
 

Er spürte wie sich versteifte. Er biss in ihre Unterlippen, bevor er von ihr abließ und sie mit einem Siegerischen grinsen musterte.

Gott sie war bezaubernd. Ihre Augen glänzten verklärt und ihr geschwollener Mund, war noch verführerischer, als vorher.

„Wenn sie sich das nächste Mal mit mir anlegen, wissen sie was ihnen Blüht.“

Viel mehr verärgert auf sich selbst, als auf ihren Boss, schritt sie mit der letzten Würde, die ihr noch blieb aus dem Raum.

Wie konnte sie nur so schwach sein? Er war nur ein Mann. Wieso also musste sie so auf ihn reagieren?

Sie wollte die Antwort gar nicht wissen. Es war ihr egal, er war ihr egal. Von jetzt an würde sie eine Bogen um ihn machen, wenn sie alleine waren!!!

Dies war ein gefährliches Spiel und Iva wusste, dass sie verlieren würde, wenn sie sich trauen würde darauf einzugehen.

Even Workers Can Be Humans

Es geht weiter, es geht weiter :)
 

Have fun!
 


 

Even Workers Can Be Humans
 


 

Iva war sich sicher, dass sie körperliche Anziehungskraft zwischen ihr und ihrem Boss gegeben war.

Und sie war sich sicher, dass sie es um jeden Preis unterbinden musste. Er war ihr Boss und sie war nur die Nanny. Und was das schlimmste war – sie kannte sein Image. Er war ein Frauenheld! Seto Kaiba war immer darauf bedacht, seine Bettgeschichten nicht breitzutreten. Diskretion war für ihn das A und O. Doch Gerüchte kamen nun mal rum.

Und als wären die Gerüchte nicht genug, lief gerade der Beweis an ihr Vorbei, als sie nachts um 1 Uhr aus ihrem Zimmer trat.

Der Beweis trug ein schwarzes Minikleid. Die High-Heels hielt sie in den Händen, genauso wie ihre kleine feine Handtasche. Das wellend blonde Haar war sichtlich zerzaust und ihr Make-up könnte wieder aufgefrischt werden.

Auf Zehenspitzen huschte sie an Iva vorbei.

Iva wollte gar nicht wissen wie viele Errungenschaften ihres Bosses schon an ihrem Zimmer vorbeigeschlichen waren.

Lautlos wurde die Haustür geschlossen und ein Taxi, das schon vor dem Haustor wartete, fuhr die Dame wieder in die Stadt.

Kopfschüttelnd ging Iva in die Küche, um sich etwas zu trinken zu holen.

Da sah man mal wieder, dass Gerüchte tatsächlich einen wahren Kern haben können.

Dass Iva einen kleinen Stich empfand, als sie die Blondine sah, ignorierte sie wie gekonnt. Es ging sie nichts an, mit was ihr Boss seine Zeit verbrachte. Doch es ging sie was an, wenn er solch ein Verhalten an den Tag – oder eher in die Nacht – legt, während sein kleiner Bruder neben an schlief. Genug Zeit für seinen Bruder hatte er nicht, doch für ettgeschichten schien er immer Zeit erübrigen zu können. Wut übermannte ihre Verlegenheit. Erst vor einigen Wochen hatte sie ihren Boss darauf hingewiesen, mehr Zeit mit Mokuba verbringen zu müssen. Natürlich war die Diskussion alles andere, als erfreulich gelaufen. Es endete mit einem Kuss, der sie noch Tage danach aus der Bahn geworfen hatte. Es gelang ihr Seto aus dem Weg zu gehen. Nicht sonderlich schwer, wenn man bedachte, wie selten er zu Hause gewesen war. Außer bei einigen Frühstücken, hatte sie ihn nie zu Gesicht bekommen.

Und Mokuba auch nicht. Das wirkte sich sehr auf sein Gemüt aus. Es war Iva gelungen Mokubas Essgewohnheiten umzustellen. Doch da Mokuba seinen Bruder so sehr vermisste, ließ sein Appetit sichtlich nach.

Am liebsten wollte sich Iva ihrem Boss gegenüberstellen und ihm so richtig die Meinung geigen, dass ihm hören und sehen verging.

Es tat ihr im Herzen weh ihren Mokuba so verletzt zu sehen. Yoko hatte Seto wohl den Grund gegeben, öfter zu Hause zu sein, da er ihr nicht so sehr vertraute wie Iva. Natürlich war die junge Frau darüber geschmeichelt, doch das hinderte sie nicht daran, ihren Boss zu verwünschen. Nicht nur, dass er sie durch seine bloße Anwesenheit zum zittern bringen konnte – und sie war immer versucht dies keiner großen Bedeutung beizumessen – sondern er bewies, dass er ein Rabenbruder war.

Iva fuhr sich mit der Hand durchs Haar, welches sie zu einem wirren Dutt hochgesteckt hatte.

Mit einer Wasserflasche in der Handknipste sie das Licht wieder aus und trat aus der Küchen.

Ein Geräusch weckte ihre Aufmerksamkeit.

Eine quietschende Tür wurde leise geöffnet, sie hörte Schritte.

Im Flur brannte kein Licht, wer sollte also des Nachts herumschleichen ohne das Licht einzuschalten. Das Blondchen war schon lange weg und Mokuba schlief immer tief und fest. Leo würde das Licht einschalten und Seto auch. Obwohl sie bezweifelte, dass Seto nach seinem Besuch im Haus herum lief.

Ein Einbrecher?

Ivas Hände wurden kalt und fingen an zu zittern. Es lief ihr Eiskalt den Rücken runter. Sie musste sich zusammen reißen, um ihren Atem zu kontrollieren. Sie durfte nicht gehört werden. Sachte stellte sie die Flasche auf eine Kommode und ersetzte sie durch eine schwere Glasvase. Leise tapste sie durch das Esszimmer in den Flur. Kurz stockte sie, als sie wieder ein Geräusch hörte. Ihre Finger schlossen sich noch fester um sie schmale Vase. Es war eine perfekte Waffe. In der Mitte schmal zum festhalten und der Boden war so Dick und schwer, dass es sicheren Schaden versuchen konnte. Der Mond schien durch die große Glasfront auf den Steinboden. Vorsichtig lugte sie durch die Tür in den Flur. Niemand war zu sehen. Ihre Augen hatten sich soweit an die Dunkelheit gewöhnt um die Umrisse der Möbel, der Treppe und der Türen zu sehen. Wieder war ein Geräusch zu hören. Sie lehnte sich gegen die Tür und kniff die Augen zusammen. Ihre Hände zitterten nun stärker. Wieder hörte sie Schritte. Ganz leise, aber sie konnte sie hören. Sie kamen immer näher. Angst bahnte sich an. Ihr Herz klopfte wie wild. Gleich müsste sie die Vase benutzen. Sie konzentrierte sich schon darauf genug Kraft ein zu setzten. Sie hatte nur eine Chance den Einbrecher zu überwältigen.

Die Schritte waren jetzt ganz nah bei ihr. Sie hob den Arm um genug Schwung mit ihrer Waffe zu bekommen und riss die Tür weit auf. Mit voller Kraft schwang sie die Vase vor.

Mit einem erstickenden Fluch hielt ihr Gegenüber Ivas Handgelenk fest umschlossen, dass es schon weh tat.

Um sich zur Wehr zu setzten schlug sie mit der blanken Faust auf eine harte Brust.

Sie konnte nicht schreien, ihre Stimme steckte ihr im Halse fest.

Der eiserne Griff um Ihr Handgelenk wurde fester.

Der Eindringling fuhr mit der anderen Hand zur Wand und knipste das Licht an.

Das Licht strahlte hell in Ivas Augen und sie kniff die Augen zu, ohne aufzuhören sich zu wehren.

„Um Gottes Willen, beruhigen sie sich gefälligst!“, kam es wütend von ihrem Boss.

Sie riss die Augen auf und sah in das wütende und verwirrte Gesicht von Seto.

Sofort stellte sie ihre Verteidigung ein.

Die Anspannung fiel ihr von einer Sekunde auf die andere von den Schultern.

„Jesus Maria, sie haben mich zu Tode erschreckt. Wie können sie so durchs Haus schleichen?“

Er zog die Brauen zusammen.

„Soweit ich weiß ist das immer noch mein Haus. Ich brauche keine Sondergenehmigung, um mir ein Buch zu holen.“

Iva holte tief Luft. Der Schock saß ihr noch in den Knochen. Sie sah das Buch in seiner Hand. Es war also die Tür zur Bibliothek gewesen die sie gehört hatte.

Seto hob ihr Handgelenk, welches er aufgefangen hatte, bevor sie ihn treffen konnte, auf Augenhöhe und betrachtete die Vase in ihrer Hand.

„Darf ich fragen, wieso sie ausgerechnet eine Designervase ausgesucht haben, um sie mir gegen den Schädel zu hauen?“

„Ich… Ich habe einfach nach dem erst Besten gegriffen.“

Er zog eine Augenbraue hoch.

„Sie tun mir weh.“ Sie verzog das Gesicht.

Überrascht sah er auf das zarte Handgelenk, welches er in seiner großen Hand fest hielt. Viel zu fest wie er bemerkte.

Er gab sie frei und sah auf sie hinab. Sie trug nur ein Top, Boxershorts und darüber ein Seidenmorgenmantel, welches offen war.

Unwillkürlich musste er schlucken.

„Tut mir leid, ich dachte sie wären ein Einbrecher.“, verteidigte sich Iva und ging zur Kommode hinüber und stellte die teure Vase zurück auf den Platz und nahm sich sie Wasserflasche.

„Einbrecher? Sie befinden sich hier in meinem Haus. Hier kommt kein Einbrecher einfach so rein.“

„Naja, mit etwas Können könnte jemand die Alarmanlage lahm legen.“

„Sie glauben doch wohl nicht, dass ich eine einfache Alarmanlage besitze.“

Er schüttelte den Kopf.

„Neben der neuesten Technik, ist das Haus durch Securityangestellten bestens gesichert. Das Gesamte Anwesen wird ständig Videoüberwacht. Sie können also beruhigt schlafen.“

Der letzte Satz strotze nur so vor Sarkasmus. Seto ging in die Küche. Iva hinterher.

„Ich hatte damit nicht gemeint, dass ich mich nicht sicher fühle. Ich hatte nur eben gedacht, dass... . Die ganze Zeit? Aber wenn sie sagen ´das gesamte Anwesen´, dann meinen sie nur den Außenbereich. Doch nicht die Zimmer oder so?“

„Haben sie Angst, man könnte sie bei verbotenen Dingen erwischen?“

Sie lächelte verschmitzt.

„Hören sie, es sind nicht meine Gäste, die des Nachts hinausschleichen. Also reden sie nicht von verbotenen Dingen zu mir!“

Sie drehte den Deckel der Flasche auf und nahm einen Schluck. Irgendwie war ihr Hals völlig ausgetrocknet. Seto sah sie etwas überrascht an.

Er fühlte sich erwischt. Doch er blieb wie immer gefasst und öffnete lässig die Kühlschranktür.

„Sie sah aus, als ob sie Profi darin wäre, sich heimlich des Nachts raus zu schleichen. Legen sie das immer als wichtiges Kriterium vor jedem Treffen, bei den Frauen fest? Oder haben sie schon einen geschulten Blick dafür?“, sie legte den Kopf schief und beobachtete seine Reaktion.

Seto nahm sich lächelnd eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank und schloss die Tür, welche gewohnt gedämpft zufiel. Dann ging er zur Kaffeemaschine und kochte frischen Kaffee auf.

Er wand sich zu ihr um.

„Ich bin geschult in vielen Dingen. Doch was mich mehr interessiert ist ihr Unterton in ihrer Stimme.“

„Was denn für einen Unterton.“, sie wurde stutzig.

„Ich vernehme Eifersucht.“

Sie schnaubte. „Sicherlich. Von was träumen sie nachts?“

Doch anstatt ihr zu Antworten amüsierte er sich über ihre Verhalten und unterzog sie einer weiteren Musterung.

Er war verwirrt. Wie konnte sein Körper so stark auf ihren reagieren? Was hatte sie an sich, dass ihn so aus der Bahn warf. Das war völlig neu für ihn.

Es war Iva unangenehm, wenn Seto sie so ansah. Sie fühlte sich fast nackt.

„Es ist schon spät. Wieso machen sie sich Kaffee?“, sie deute mit einer Handbewegung zur Kaffeemaschine.

Setos Gesichtsausdruck zeigte ihr, dass es für ihn wohl eine Selbstverständlichkeit war, sich nachts Kaffee zu machen.

„Sie wollen doch wohl nicht arbeiten oder?“

„Selbstverständlich.“

Sie tadelte ihn mit verständnisloser Miene.

„Sie arbeiten schon tagsüber rund um die Uhr, wie können sie da ernsthaft noch nachts arbeiten?“

„Die Arbeit muss getan werden.“, tat er mit einem Schulterzucken ab.

„Sie sind doch krank.“

Er sah sie mit zusammengekniffenen brauen an.

„Ich meine, nicht Krank wie ein Psycho, sondern wie ein Workaholic.“

Sie machte eine kleine Pause.

„Mister Kaiba, sie haben doch so viele Angestellte, wieso können die ihnen nicht ein wenig die Arbeit abnehmen? Wozu arbeiten die denn für sie?“

„Die gegebenen Umstände verlangen es, dass ich zu Zeit mehr arbeiten muss, als gewöhnlich“, er nahm sich eine Tasse aus dem Regal.

„Ist das der Grund warum sie in letzter Zeit keine Zeit für ihren Bruder erübrigen können?“

Er nickte knapp.

„Was für Umstände sind das?“

Er sah sie kurz an. Wieso er ihr anfing zu erklären, unter welchem Stress er zu Zeit stand, wusste er nicht.

Vielleicht war er einfach müde und hoffte, dass sie ihn nicht mehr mit Schuldgefühlen füttern würde, sobald sie über alles Bescheid wüsste.

„Vor kurzem hat meine Assistentin – Schrägstrich – Sekretärin fristlos gekündigt und hat hinter sich ein Chaos von Akten, Ordnern, Dokumenten etc. zurückgelassen. Sie hatte ein ausgeklügeltes System mit dem sie sich gut verstand. Ihre Arbeit war ausgezeichnet, also hatte ich mich nicht über ihre Vorgehensweise nicht beschwert. Leider hatte sie einen Hang dazu alles auf Papier zu bringen, als dass den Computer benutzen, der viel Übersichtlicher für mich wäre. Das heißt es sind Tonnen von Dokumenten zu sortieren und auf die Datenbank der KC zu überspielen.“

„Und wieso stellen sie nicht eine neue Assistentin ein?“

„Das habe ich, doch obwohl ihre Referenzen beachtlich sind, kommt sie mit den Dokumenten nicht zurecht. Sie ist neu in dem Unternehmen und ich werde nicht das Risiko eingehen, dass sie Akten, Buchführung und Dokumente, die wichtig sind durcheinander bringt. Nur jemand, der das Unternehmen und dessen Vorgänge kennt, kann alles richtig sortieren und übertragen.“

„Und das sind natürlich sie.“

„Wenn man etwas richtig gemacht haben will…“

„Muss man es selbst in die Hand nehmen.“, beendete sie den Satz.

„Wie viel Arbeit ist es noch?“

„Genug Arbeit.“

Sie ging zur Kaffeemaschine und füllte die duftende Flüssigkeit in eine Thermokanne.

„Das heißt also, dass sie für längere Zeit tagsüber in der Firma arbeiten und nachts die Arbeit ihrer Assistentin ausbügeln. Lassen sie mich raten, das Schlafen lassen sie ganz weg oder schlafen nur drei bis vier Stunden.“

„Das trifft es schon ziemlich genau.“

Sie schüttelte den Kopf. Sie zog die Thermokanne weg, als er nach ihr griff.

„Ich nehms zurück. Sie sind nicht krank. Sie sind verrückt! Sie machen sich total kaputt. Anstatt nach Hilfe zu suchen. Sie arbeiten sich tot und ihr Brüder vermisst sie jeden Tag mehr.“

Er trat näher. Sie unterdrückte das aufsteigende kribbeln in ihrem Rücken.

„Was schlagen sie vor.“

Ups. Sie hatte keinen Vorschlag parat. Was sollte sie erwidern?

Doch dann erinnerte sie sich an Mokuba und wie niedergeschlagen er heute wieder war, als Seto nicht zum Essen runter kam. Sie würde einen weg finden, indem Seto schneller mit der Arbeit fertig werden würde, damit er endlich mehr Zeit erübrigen konnte.

„Ich helfe ihnen.“ Kam es knapp von ihr.

Er zog belustigend eine Brau. Er sah ihr an, dass sie es ernst meinte. Doch wie könnte sie ihm denn helfen?

„Und wie?“

„Jeden Abend wenn sie sich wieder auf den Papierkram stürzen helfe ich ihnen. Die ganzen Dokumente müssen sicherlich Sortiert werden und nach einem speziellen Muster Prioritätengerecht aufgelistet werden. Ich helfe ihnen beim sortieren, während sie sich an das eingeben der Daten machen können. Damit wären sie viel schneller fertig und könnten viel eher wieder den gewohnten Tagesablauf nachgehen, den Mokuba braucht.“

Seto überlegte kurz. Das war im Grunde keine schlechte Idee. Somit würde er viel schneller fertig werden und müsste nicht irgendeinen Fremden ins Haus lassen, um diese Aufgabe zu übernehmen, die Iva nachgehen wollte.

„Einer kleinen Bedingung werden sie sich sicherlich nicht wiedersetzten. Es wäre schön wenn sie mit uns zu Abend essen. Wenn wir dann die Nacht über arbeiten, nehmen sie sich den Luxus und schlafen etwas länger, damit sie auch zum Frühstück kommen. Damit sind sie viel ausgelassener, kommen rechtzeitig noch in die Firma und gleichzeitig machen sie ihren Bruder glücklicher. Und ich verspreche ihnen, dass die nächtliche Arbeit meinen Job, als Nanny nicht beeinträchtigen wird.“

Er biss die Zähne zusammen. Er mochte es nicht, wenn man ihm Bedingungen stellte. Aber das Abkommen würde seine Vorteile haben. Also nickte er und sagte: „Einverstanden. Gleich morgen Abend fangen wir an.“
 

Wieso konnte ich nicht meine Klappe halten? Wieso musste ich nur diesen Vorschlag machen?, dachte Iva am nächsten Abend, als sie mit Kaffee bewaffnet vor Setos Arbeitszimmer stand.

Sie hatte nur an Mokuba gedacht und dabei völlig außer Acht gelassen, was diese Vereinbarung für sie hieß.

Sie würde für die Nächsten Nächte mit ihrem Boss alleine sein. Dabei hatte sie sich geschworen ihn zu meiden, ihm nicht mehr alleine begegnen zu wollen.

Sie schallt sich einen Feigling, als sie zitternd klopfte.

Du bist eine erwachsene Frau verdammt noch mal, sagte sie sich im Stillen. Dieser Mann mag zwar eine gewisse Ausstrahlung haben, aber du wirst dich nicht davon beeinflussen lassen. Punkt.
 

Sie ist nur eine Frau, dachte Seto. Er machte sich keine Sorgen, dass er sie von der Arbeit ablenken konnte. Zwar war er ihm zwischendurch aufgefallen, dass er sie gern betrachtete, doch das war nur eine gewöhnlich Reaktion eines Mannes, der eine Frau attraktiv fand. Das hatte nichts zu bedeuten.

Als er das klopfen hörte murrte er nur leicht ein Herein.

Sie betrat den Raum und schien ihn völlig auszufüllen. Mit einem Tablett, auf dem sie zwei Tassen, ein Teller Kekse und eine große Kanne Kaffee balancierte trat sie auf seinen Schreibtisch zu.
 

Er saß über dem Papierhaufen gebeugt und sortierte einige Blätter in einen Hefter, als sie eintrat.

Sie nahm sofort den Duft war, mit welchem der Raum gefüllt war. Es roch nach ihm.

Sie fand keinen Platz auf dem Schreibtisch, auf den sie das Tablett stellen konnte. Es quoll über mit Akten und Papier stapeln.

Auf der rechten Seite standen eine Couch und ein niedriger Tisch, welcher noch Platz erübrigen konnte. In der Ecke standen noch mehr Kartons, bei denen man sofort merkte, dass sie ebenfalls vor Papierkram überquollen.

Sie sah wieder zu ihrem Boss. Er trug ein marineblaues Hemd und verwaschene Jeans.

Sie trat wieder an den Tisch und ihr fiel auf, dass er eine Brille trug. Genau wie sie.
 

Seto sah zu ihr auf. „Schicke Brille.“ Bemerkte er.

Sie trug einen Pulli, der ihr etwas zu groß war und ihr bis zu Hüfte reichte. Dazu trug sie schwarze Leggings und Shorts, die sich aber unter dem Pulli versteckten.

In dem Outfit sah sie fast aus wie ein Nerd. Vor allem wegen der Brille. Doch er musste zugeben, dass es ihm gefiel. Die Brille passte irgendwie zu ihr und das Outfit war nichtssagend, da er wusste, dass sie eine schmale Taille darunter versteckte.

„Dito.“, gab sie zurück.

Er wand den Blick von ihr ab und sah auf seine Breitling an seinem Handgelenk.

„Gut fangen wir an.“

Er erhob sich und fing an ihr genauestens zu erklären in welchen System er versuchte das frühere System zu entschlüsseln, welche Dokumente nach welchen Kriterien eingetragen wurden und wo und wie sie anschließend entsorgt oder aufgenommen wurden.

Dabei versuchte er es ihr anhand von Beispielen zu zeigen.

Sie begriff schnell. Bald schon saßen sie still, jeder an seinem Platz und grübelten über den Akten.

Seto saß an seinem Schreibtisch. Iva auf der Couch.

Der Kaffee ging runter wie Öl und die Zeit verstrich im Nu.
 

Bei den nächsten Nächten wurde bald alles selbstverständlich. Sie kam herein, er gab ihr kleine Instruktionen, wenn es denn welche gab und dann begannen sie gemeinsam wieder die Arbeit. Zwischendurch fragte er nach speziellen Dokumenten und Verträgen, die sie raussuchen sollte.

Und Mokuba schien viel besser gelaunt zu sein, als Seto jeden Morgen und jeden Abend mit am Tisch saß. Das war es die ganze Schufterei wert.

Es war eine heidenarbeit ein System zu knacken, welches so unübersichtlich war und es dann wieder in ein anderes System umzuwandeln.

Die meisten Dokumente waren, wie Seto erwähnt hatte alle auf Papier vorzufinden. Nur wenige Dinge waren auf dem Computer zu finden. Es waren nur E-Mails mit Anhängen, Datenübersichte und anderes, was im Computer wiederzufinden war. Natürlich waren Verträge, Konzepte und Präsentationen nur auf Papier gegeben. Doch diese mussten auch im neuen System, durch Seto im Computer vermerkt und anschließend von Iva neu sortiert werden.

Seto verlor einige Male die Geduld, wenn er ein Dokument nicht fand und alles auf den Kopf stellte. Iva war nicht weniger genervt und gab immer spitze Bemerkungen von sich. Es war sicherlich nicht ihre Schuld, wenn etwas fehlte und das machte sie ihm klar indem sie ihn wieder auf ihre Weise beruhigte.

Genau wie an diesem Abend, als Iva aufgefallen war, dass Vermerke der Buchführung fehlten. Es war eine beträchtliche Summe, von dessen Verbleib sie nichts finden konnte.

Setos Finanzberater waren für die Buchführung verantwortlich, doch Seto wäre nicht Seto, wenn er nicht genaue Listen führen würde, um die Kontrolle seiner Finanzen zu behalten.

Doch jetzt wühlte sich Iva vergeblich durch den Papierberg.

Sie hatte sich mittlerweile auf dem Boden breit gemacht. Der kleine Couchtisch gab ihr nicht genug Platz die Papiere zu sortieren.

Mit einem frustrieten Seufzen fuhr sie sich durchs Haar.

„Wir haben ein Problem.“, gab sie nun zu.

Sie haste es ihrem Boss zu sagen, dass sie nicht weiter kam. Er musterte sie dann immer wie ein kleines Kind, dass Hilfe bei Hausaufgaben brauchte.

Seto sah zu Boden, der von Blättern und Ordnern zugedeckt war.

Er sah wieder auf den Bildschirm. „Welches da wäre?“

„Ich habe alle Vermerke der Buchführung, ihrer Finanzberater hier vor mir liegen. Plus der Endsumme, der gesamten Liste. Ich habe zur Sicherheit alles aufaddiert und komme nicht auf dieselben Zahlen wie auf diesem Blatt.“, sie wedelte mit der Zusammengefassten Bestandaufnahme der Ausgaben und den Einnahmen.

„Mehr oder weniger?“, fragte er.

„Wesentlich weniger.“

Sie nannte ihm die beträchtliche Summe die fehlte, woraufhin er stutzig wurde.

Das war unmöglich. Wenn solch eine Summe fehlte, dann wäre es ihm aufgefallen.

Er winkte sie mit einer Handbewegung zu sich her und gab ein paar letzte Daten in den PC, bevor er sich ihre Rechnung ansah.

„Sind sie sicher dass sie sich nicht verrechnet haben?“, gab er noch ruhig von sich.

„Ganz sicher. Ich habe es bis zu 10 Mal mit dem Taschenrechner nachgerechnet. Es kommt immer der genaue Fehler raus.“

„Hm. Haben sie auch alle Unterlagen berücksichtigt?“

„Natürlich.“

Langsam riss ihr Geduldsfaden. Sie war doch kein Kind. Sie wusste wie die Arbeit zu tun war. Gleich war es Iva die zur Abwechslung ausflippen würde.

Er gab ihr die Blätter wieder und wand sich zurück zum PC.

„Schauen sie nochmal genauer in den Akten nach und rechnen sie nochmal.“, gab er ihr mit seiner kühlen und resignierten Stimme zurück.

Langsam stiegen ihr Kopfschmerzen auf. Doch sie war nervlich nicht in der Lage eine Diskussion zu führen. Also setzte sie sich schnaubend zurück auf ihren Platz, um alles nochmal durchzugehen.

Eine halbe Stunde später stieß sie einen Wutschrei aus.

Seto zuckte zusammen und sah sie Verständnislos an.

„Ich krieg die Krise, verdammt noch mal.“

Aggressiv schmiss sie den Taschenrechner zu Seite.

„Fuck!“

Sie erinnerte sich, dass sie nicht alleine im Raum war und sah rauf. Seto musterte sie. „Haben sie den Fehler immer noch nicht gefunden?“

„Sieht es so aus? Ich sage ihnen hier ist nichts. Ich hab gesucht und mehrere Male nachgerechnet. Es fehlt was.“

Er stand auf und nahm sich einen der Ordner und lehnte sich vor Iva gegen den Schreibtisch.

„Da muss noch was sein.“, meinte er nachdrücklich.

„Aber wenn ich es ihnen doch sage. Hier ist nichts. Ich bin nicht blöd.“

Gereizt stand sie auf und nahm sich vom Schreibtisch das Register mit den Telefonnummern.

„Was haben sie vor?“, meinte Seto gelassen, obwohl er innerlich ebenso brodelte. Die Arbeit forderte Nerven aus Stahl. Er war es gewohnt so viel zu arbeiten, aber er konnte es nicht leiden, wenn ihm etwas entging. Und das war nun der Fall. Es fehlten Notizen und Vermerke und das konnte er nicht auf sich beruhen lassen.

„Ich rufe ihre so tollen und teuren Muradan, Fitzgerald&Connor an.“

Wütend nahm sie das Telefon vom Schreibtisch und wählte die Nummer auf der Karte.

Ungeduldig legte sie den Hörer an ihr Ohr.

„Best Finance Group! Das ich nicht lache.“, schnaubte sie.

Seto legte den Ordner auf den Tisch und verschränkte die Arme vor der Brust.

Iva lief so aufgebracht auf und ab, dass sie Setos belustigten Gesichtsausdruck nicht war nahm.

„Um diese Zeit wird keiner im Büro sein.“, bemerkte er und legte den Kopf schief, um sie erneut zu mustern.

„Das ist mir scheißegal. So spät ist es noch nicht. Es muss noch jemand… Guten Abend Iva Nazumi mein Name. Ich rufe wegen eines Anliegens von Mister Kaiba an. Genau. Ja. Tut mir ja wirklich leid, aber es ist dringend. Können sie mir bitte die Listen und Vermerke der Ausgaben und Einnahmen der Kaiba Corp. und der privaten Auslagen zufaxen? Genau. Seto Kaiba. Ich spreche nicht nur vom vergangenen Jahr. Ich meine Alle. Sie haben mich doch richtig verstanden. Alles. Ich will alles was sie vorliegen haben. Wie lange? Sie haben eine Stunde Zeit. Nein. Eine Stunde. Danke. Schönen Abend noch.“

Sie legte auf und atmete tief durch.

„Beindruckend.“, meinte Seto.

„Sie können ja noch gereizter und herrischer klingen, als ich.“

„Das ist alles andere als lustig… Wirklich?“

Er nickte und setzte sich wieder an den Schreibtisch.

Iva überlegte kurz, dann nahm sie wieder den Hörer zur Hand und wählte eine neue Nummer.

„Hallo Iva Nazumi am Apparat. Ich hätte gerne die Nummer 18 mit Hühnchen süß-sauer. Dazu einen gemischten Salat.“

Sie sah fragend zu Seto, um seine Bestellung aufzunehmen.
 

Zwei Stunden Später saßen sich Seto und Iva auf dem Fußboden gegenüber, aßen den Rest des Essens auf und tranken Wein, während sie die zugefaxten Listen durchgingen.

Die junge Frau hatte sich wieder beruhigt und schmunzelte nur noch, wenn Seto sich über sie und ihren Ausbruch lustig machte.

Gerade als Iva noch einen Schluck des teuren Weins nahm, der eher zu einem 5-Sterne Menü, als zu bestelltem Essen passte, stutze sie.

Sie las sich ein Dokument durch, welches sie nicht verstand.

Was war die Blue-Orphan-Foundation? Davon hatte sie noch nie gehört. Und warum bekam diese Organisation so viel Geld von Seto. Ebenfalls war eine weitere hohe Summe notiert, die von der Steuer abgesetzt worden war. Sie ging an die Yu-Benefizveranstaltung für Waisenkinder. Das war eindeutig eine Spende.

Iva sah zu Seto. Er bemerkte ihren Blick und sah ebenfalls auf.

„Sie haben bei der Charity Veranstaltung vor einem Jahr ziemlich viel gespendet. Das wusste ich gar nicht.“

Etwas wehmütig reichte sie ihm das Blatt.

Stumm betrachtete er die Notiz.

„Was ist die Blue-Orphan-Foundation? Die hat ebenfalls finanzielle Mittel von ihnen bekommen. Und zwar regelmäßig.“

Er räusperte sich. „Eine Stiftung für Waisenhäuser und Waisenkinder in Japan. Sie arbeitet zusammen mit einer Stiftung in Amerika.“

„Aha.“

Iva sah lieber wieder auf die weiteren Einträge. Die Stiftung wurde also regelmäßig von der Kaiba Corp. unterstützt.

Iva hielt inne. Moment, dachte sie. Sie griff nach dem Taschenrechner und nahm sich das Blatt wieder, welches sie Seto gegeben hatte.

Sie trug die Summen zusammen, die er bei der Charity-Veranstaltung und der Blue-Orphan-Foundation gespendet wurde.

Nach kurzem Rechnen stieß sie einen erleichterten Ruf aus.

„Heilige Maria, Mutter und Joseph. Danke. Ich habs gefunden. Sehen sie.“

Sie setzte sich neben ihn und breitete die nötigen Notizen vor ihm aus.

„Die Summe, die bei den ersten Rechnungen gefehlt hatte, sind die Spenden vom letzten Jahr. Aus irgendeinem Grund wurde notiert, dass ihr Privatkonto belastet werden müsste und nicht die Firmenkonten. Dadurch gab es eine Differenz in der Rechnung.“

„Das kann nicht sein. Es sollte von meinem Privatkonto entnommen werden. Die KC hat mit diesen Stiftungen nichts zu tun.“, murmelte er.

„Aber wie sie sehen, wurde die Firmenkonten belastet. Es wurde sogar von der Steuer abgesetzt. Wahrscheinlich wurden versehentlich die Notizen durcheinander gebracht. Die Einträge von den Spenden kamen dann in den Ordner für ihre Privatausgaben. Wir hatten es deswegen nicht bemerkt.“

„Dann muss man dort eine Änderung vornehmen. Die Gelder sollten nicht von den Firmenkonten abgezogen worden sein.“

Iva fiel ein Stein vom Herzen. Sie hatten den Fehler gefunden.

Kurze Zeit überlegte Iva wieder und runzelte die Stirn. Ihr kam etwas in den Sinn.

„Die Blue-Orphan-Foundation ist ihre Stiftung. Sie haben sie gegründet.“, meinte Iva und sah Seto mit großen Augen an.

Er würdigte sie nur mit einem kleinen Seitenblick.

„Ich hatte eben gedacht sie hatten der Stiftung, wegen der Öffentlichkeit Spenden zukommen lassen. Damit die Firma im guten Licht dasteht. Aber ich hatte noch nie etwas von dieser Stiftung gehört. Sie bezahlen es aus ihrem eigenen Vermögen. Sie, Mister Kaiba, haben diese Stiftung gegründet, nicht wahr?“

„Richtig.“

Er sah sie immer noch nicht an, doch aus den Augenwinkeln konnte er erkennen, dass sie ihn anlächelte.

Iva war überrascht. Niemals hätte sie ihn für so Menschlich gehalten. Sie musste erkennen, dass er voller Überraschungen steckte.

„Sie sind vielmehr ein Mensch, als ich es angenommen hatte, Mister Kaiba.“, sagte sie zärtlich und ging wieder der Arbeit nach.

Menschlich?, dachte er. Er wusste nicht was er darauf hätte antworten sollen. Es war für ihn nichts besonderes so viel Geld zu spenden. Und wegen solchen Reaktion, die Iva eben darauf zeigte, hielt er seine Stiftung geheim. Die Öffentlichkeit hatte schon genug aus seinem Leben, um es breitzutreten. Es ging nicht um das Prestige, sondern um einen guten Zweck. Er wusste wie es war ein Waisenkind zu sein. Deshalb hatte er sich sehr schnell für diese Stiftung entschieden.
 

Weitere Stunden arbeiteten sie in der Stille. Nur das Tippen auf der Tastatur und das Blätterrascheln waren zu hören.

Als Seto den letzten Eintrag für heute abgeschlossen hatte, fiel ihm auf, dass das Blätterrascheln nicht mehr zu hören war.

Er sah zur Couch auf der sich Iva zuletzt aufgehalten hatte. Ungewollt musste er grinsen. Sie lag mit einem Stift, einem Hefter und einigen Blättern auf der Couch und atmete ruhig.

Ihre entspannten Gesichtszüge zeigten, dass sie im Tiefschlaf war.

Leise erhob sich der junge Mann und ging auf die Couch zu.

Er hockte sich hin um sie näher zu betrachten.

Vielleicht war es die Müdigkeit oder das Geräusch ihres entspannten Atmens, das ihn dazu brachte die Hand zu heben und eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht zu streichen. Ihre langen Wimpern warfen Schatten auf ihre Wangen. Unwillkürlich verfing sich sein Blick auf ihren Lippen.

Er erinnerte sich daran, wie sie geschmeckt hatte. Wie biegsam und weich ihr Körper an seinem gewesen war.

Ein erregendes Gefühl durchzuckte seinen Körper.

Er musste sie haben. Es war so einfach zu sagen, doch er wusste, dass es alles andere als einfach sein würde. Nicht, weil sie das widerspenstigste Wesen war, das er je kennengelernt hatte, sondern auch weil er in sich eine Wehmut enddeckte. Etwas, was völlig neu für ihn war. Und er wusste nicht recht damit umzugehen und das machte ihn wütend. Sie brachte ihn in Rage, sie erregte ihn, sie ging ihm auch auf die Nerven und gleichzeitig war er fasziniert von ihr. Ihre Art die Dinge anzupacken und die Art mit Menschen umzugehen.

Jetzt wo er sie so betrachtete, dachte er, es müsse einen Haken geben. Sie war viel zu Liebenswert, zu naiv und gleichzeitig zu Selbstbewusst. Da stimmte etwas nicht.

Doch er hatte sie durchleuchtet. Schon nach der ersten Begegnung hatte er alle Vorhandenen Informationen über sie bekommen. Er wusste wer sie war.

Oder dachte er nur sie zu kennen?

Gott er wollte sie besitzen und dieses Gefühl gefiel ihm nicht. Etwas in Aussicht gestellt zu bekommen, was er dann vielleicht nicht haben konnte machte ihn sauer.
 

Ein leichtes Ruckeln zog Iva aus Ihrem Schlaf. Benebelt von der Müdigkeit blinzelte sie. Sie spürte warme Sonnenstrahlen auf ihrem Gesicht.

Sie Streckte sich genüsslich, um wach zu werden.

Dann sah sie sich um. Seto stand neben ihr und richtete seine Krawatte.

Er blickte auf sie hinab. Jetzt erst bemerkte sie, dass sie auf der Couch in seinem Arbeitszimmer lag.

War sie hier eingeschlafen?

Iva setzte sich auf. Dabei fiel ihr die Decke auf, mit der sie zugedeckt worden war.

Stirnrunzelnd sah sie zu Seto auf.

„Wieso haben sie mich denn nicht geweckt?“

„Sie haben viel zu fest geschlafen. Ich wollte sie nicht wecken.“

Sie faste sich an den Kopf. „Wie spät ist es?“

„In einer halben Stunde ist das Frühstück fertig.“

„Gott, wie können sie jetzt schon so munter undfrisch aussehen?“

„Alles eine Sache der Gewohnheit.“

Doch so gelassen, wie sich Seto gab war er nicht. Die letzte Nacht war für nicht wirklich erholsam gewesen. Zu wissen, dass gleich nebenan eine Frau auf der Couch schlief, half nicht besonders, um ruhig einzuschlafen. Besonders nicht wenn es die Frau war, nach der er trachtete sie zu besitzen.

Iva erhob sich und verließ mit einem ´dankschön´ und einem ´bis gleich´ das Zimmer.

Seto wusste nicht wie er die nächsten Nächte in diesem Arbeitszimmer aushalten sollte. Doch er wusste, dass er, wenn es nötig war, genug Geduld aufweisen konnte, um sein Ziel zu erreichen.

Und er würde sein Ziel erreichen. Soviel war sicher.

Shopping, Monsters and Vacation

O.O

Wow....erstmal...

Daanke für die tollen Kommis. Ich hab mich riesig gefreut. Das ist immer schön, zu sehen, dass jemandem gefällt was man schreibt. Es spornt einen auch irgendwie an. Also Dank :*

Und ich muss mich entschuldigen. Es hat mit diesem kapi so wahnsinnig lange gedauert :( ich entschuldige mich nochmal.

Machmal will der kopf einfach nicht wie er sollte xD

Naja, ich hoffe dieses kapi wird euch gefallen :)

Viel Spaß
 


 

Shopping, Monsters and Vacation
 

„Und du hast die so viele Nächte durchgearbeitet?“

Noriko saß in der Küche, am Tisch und hielt ihren Tee zwischen den Händen. An Ihrem freien Tag wollte sie ihre beste Freundin mal wieder sehen. Durch die Arbeit der die beiden jungen Frauen nachgingen blieb ihnen mittlerweile weniger Zeit als früher.

Iva stellte einen Teller mit Aufschnitten auf den Tisch.

„So schlimm war es nicht. Und es hat sich gelohnt. Jetzt sind alle Dokumente im neuen System und Mister Kaiba hat mehr Zeit für seinen Bruder. Mokuba ist dadurch viel ausgeglichener, ergo, macht es mir weniger Arbeit.“ Iva gab Watson einen Hundeknochen und streichelte ihn ausgiebig.

„Wo ist denn der kleine Racker?“

„Ich habe ihm erlaubt eine Stunde an der Spielkonsole zu zocken.“

Sie schaute auf ihre Uhr.

„Wir haben noch eine viertel Stunde, bevor er aufkreuzt. Also erzähl mal. Gibt’s was Neues?“

Noriko schnaubte: „Nicht im geringsten. Der Neue von dem ich dir erzählt habe…“

„Der Arzt?!“ Iva setzte sich.

„Genau der, Dr. Yash, Dr. Kenzo Yash. Wir hatten so ungefähr drei Dates und nach dem letzten hat er sich gar nicht mehr gemeldet.“

„Hast du ihn vielleicht eingeengt? Du weißt ja wie Männer sind.“

Noriko schüttelte den Kopf. „Überhaupt nicht. Ich hab mich eher rar gemacht.“

Iva überlegte. „Denk mal ganz genau nach. Hat er dir bei dem letzten Date irgendwelche Anzeichen gegeben, dass er desinteressiert ist?“

Noriko grübelte. „Nein. Nein, nicht wirklich.“

„Dann macht er sich absichtlich rar.“

„Wieso denn?“

„Na überleg doch. Du hast dich zuerst rar gemacht, jetzt will er das auch versuchen, damit du ihm hinterher läufst.“

Iva musste über das schmollen ihrer Freundin grinsen.

„Wieso tun die so was. Männer sind doch echt das letzte.“

Es trat stille ein.

Der Tee ist gut, dachte Iva, als sie ihrer Freundin etwas Zeit zum Nachdenken gab.

„Wir sollten mal wieder Shoppen gehen.“, kam es von Noriko.

„Klar. Das haben wir schon lange nicht mehr gemacht.“

„Jawohl, ich werde mir ein Outfit kaufen, dass ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen wird.“

Ihr Lachen erhellte die Küche. Eine Shoppingtour würde gut tun, dachte Iva und nahm noch eine Schluck des köstlichen Tees.
 

Es stellet sich heraus, dass es seine Vorteile hatte eine Freundin zu haben, die beim Shoppen mithalten konnte und einen Job zu haben, der genug einbrachte, um ausgiebig shoppen zu können.

Schon lange war Iva nicht mehr mit solchen schweren Füßen und guter Laune nach Hause gekommen. Ein Taxi hatte sie nach Hause gefahren. Norikos Wagen war rand voll mit Tüten und Kartons. Kurzerhand hatte sich Iva entschlossen es ihrer Freundin leichter zu machen und alleine zurück zu fahren.

Mit fünf Tüten in jeder Hand marschierte sie in die Eingangshalle.

Leo kam mit großen Augen auf sie zu.

„Sie schienen Erfolgreich gewesen zu sein.“, bemerkt er während er versuchte Waston von seinem Hosenbein abzuschütteln.

„Sieht so aus.“, grinste Iva.

„Haben sie jeden laden in Tokio ausgeräumt?“

Iva sah zur Treppe und sah ihren Boss auf sie zu treten.

„Machen sie sich nicht lächerlich... Da sind noch mehr Tüten im Taxi.“

Gerade versuchte der Taxifahrer mit weiteren Tüten durch die Tür zu treten, als Leo ihm zur Hilfe eilte.

„Ich hole noch die restlichen Sachen.“, meinte Iva und verschwand mit dem Taxifahrer aus der Tür.

Seto stand mit gekreuzten Armen im der Eingangshalle und sah zur offenen Haustür.

Wie konnte eine Frau so schnell so viel kaufen? Typisch Frauen, dachte Seto und schüttelte leicht den Kopf.

Als die Haustür ins Schloss fiel, musste Iva selbst zugeben, dass sie es vielleicht etwas übertrieben hatte. Aber wann hatte sie mal wieder Zeit einkaufen zu gehen? Also war es nur richtig zugeschlagen zu haben.

Iva nahm sich ein paar Tüten. Leo tat es ihr gleich.

„Sagen sie mal Leo, warum ist der Herr des Hauses schon so früh daheim?“, flüsterte sie, als sie ihren Boss die Treppe hinauf schlendern sah.

„Der Herr des Hauses, war mit dem kleinen Herr des Hauses fast den ganzen Tag in der Firma. Jetzt sind Master Kaiba und seine neue Sekretärin kurz im Büro um ihr ein Paar Dokumente zu überreichen.“

„Man oh man, Sie wissen über alles im Haus bescheid.“

Wie auf ein Zeichen erhalte ein Türknall von oben.

Stirnrunzelnd machten sich die beiden auf den Weg nach oben. Noch bevor Iva ihr Zimmer erreichen konnte, sah sie schon ihren Boss und seine neue Sekretärin vor Mokubas verschlossener Tür stehen.

„Mokuba mach gefälligst auf. Was ist das für ein benehmen?“ Seto´s Stimme schien leicht gereizt.

„Wir haben uns nur freundlich unterhalten.“, erklärte die Frau neben ihm.

Sie trug einen schwarzen Hosenanzug und Stöckelschuhe. Ihr dunkelblondes Haar war zu einem ordentlichen Pferdeschwanz zusammen gebunden. Ihre Nägel waren von einem puren Rot. Alles in einem ein angenehmes Erscheinungsbild. Wenn da nicht diese giftigen blauen Augen gewesen wären.

Energisch klopfe Seto an die Tür. „Mokuba, entschuldige dich gefälligst!“

Es kam keine Antwort.

Iva setzte die Tüten vor ihre Schlafzimmertür und signalisierte Leo, alles stehen zu lassen und zu gehen.

„Hey, hey was ist denn hier los?“

Die junge Nanny trat zu den Beiden und reichte der neuen Sekretärin die Hand.

„Schönen Guten Abend, ich bin Iva, das Kindermädchen.“

„Nora Wusakai.“

„Freut mich. Was ist denn das Problem?“

„Mokuba scheint seine Manieren völlig vergessen zu haben und knallte die Tür vor Ihrer Nase zu.“, erklärte Seto.

Verständnislos sah Iva zu Nora: „Gab es dafür einen Grund?“

Sie schüttelte den Kopf: „Nein. Überhaupt nicht. Wir haben uns unterhalten… dann ist er einfach vorgelaufen und hat mit prommt die Tür fast ins Gesicht geschlagen. Er scheint wohl nicht so offen mit Fremden zu sein.“

Iva zog die Brauen hoch: „Das glaub ich eher nicht.“ Sie wand sich an Mokubas Tür.

„Mokuba, Schätzchen, willst du nicht aufmachen und erklären was los ist?“

Immer noch keine Antwort.

„Na gut willst du vielleicht, dass nur ich rein komme und wir reden. Dann geht’s dir bestimmt besser.“

Iva zuckte zurück, als etwas Hartes auf die Tür, auf der anderen Seite traf.

Sie faste sich ans Herz: „Okay, das hat weh getan.“ Ihr Ton wurde ernster.

„Spätzchen, was soll das? Mach gefälligst die Tür auf! Du bist doch kein kleines Kind mehr.“

„Ich will nicht.“, ertönte es von der anderen Seite.

Als Seto schon etwas erwidern wollte, hob Iva die Hand: „Halt, halt, halt. Das war schon mal ein Lebenzeichen. Das ist gut. Darauf kann man aufbauen.“, versuchte Iva zu erklären.

„Na gut, Herr Oberschlau. Wie lange gedenken sie da drin zu bleiben. Denn wie ich sehe, wird bald das Abendessen serviert… Schatz hast du denn keinen Hunger?“

„Warum fragst du das? Das ist dir doch egal. Es geht nur ums Geld.“

Iva musste verwirrt blinzeln.

„O…kay. Das bringt mich jetzt aus dem Konzept. Wovon sprichst du bitte?“

„Du bist nur meine Nanny, weil mein Bruder dir so viel Geld gibt.“

Stille.

Das musste erst verdaut werden.

Das vermeidlich geldgierige Kindermädchen riss die Augen auf: „Aber Mokuba, welcheswiderwärtige, abscheuliche, unsensible, hässliche Kreatur hat denn so etwas behauptet?“

Es verging keine halbe Sekunde, als Iva tadelnd zu Nora sah.

Iva konnte noch hören wie Seto die Luft ausstieß.

„Mokuba, wenn du die Tür aufmachst werde ich dir erklären, dass es eine Lüge ist. Bitte, mach auf. Bitte!“

Der Schlüssel wurde umgedreht und die Tür ging langsam auf.

Iva setzte sich in die Hocke, um Mokuba eindringlich zu mustern.

„So Spätzchen, ich möchte, dass du mir jetzt einmal ganz genau zu hörst! Ok?“

Mokuba sah kurz zu seinem großen Bruder. Dann nickte er und sah zu Iva.

„Also… es ist wahr, ich werde dafür bezahlt auf dich aufzupassen. Das ist mein Job. Aber Mokuba, ich werde nicht dafür bezahlt dich lieb zu haben und gerne mit dir zusammen zu sein.“

Mokuba sah argwöhnisch zu Nora und wieder zu seinem Kindermädchen. „Wirklich?“

„Natürlich Schatz. Schau mal, es gibt Menschen, die zwar einen guten Job haben, aber ihn nicht gerne machen. Aber ich habe doppeltes Glück, weil ich einen guten Job habe und ihn dafür auch noch sehr gern habe. Ich bin überglücklich diesen Job zu haben und auf dich aufpassen zu können.“

Sofort nahm sie ihn in den Arm und war Glücklich, dass ihr Schützling seinen Kopf an ihre Schulter legte.

„So, und jetzt gehst du runter und hilfst Leo die Tüten hochzubringen. Ich war Shoppen und hab dir auch was mitgebracht. Danach essen wir Eis, ja?“

Mokuba nickte mit einem Lächeln und ging zu seinem Bruder, welcher ihm die Hand auf den Kopf legte. „Geh.“, meinte dieser erleichtert.

Es herrschte Stille, bis Mokuba nicht mehr in Sichtweite war.

Iva erhob sich und wandte sich an Nora.

„Ich wollte mich nur freundlich unterhalten. Aber er konnte nicht aufhören ständig von ihnen zu reden. Irgendwann ist mir der Geduldsfaden gerissen. Er hat das auch ganz falsch aufgenommen. So habe ich das nicht gemeint.“, verteidigte sich die junge Sekretärin.

Iva lächelte sie nur an. „Also hören sie… Nora… ich werde das folgende nur ein einziges Mal sagen und das muss reichen. Ich kenne sie nicht und kann mir auch kein Urteil über sie bilden, aber sollten sie es jemals wieder wagen meinem Jungen, auf irgendeine Art wehzutun oder ihm auch nur irgendwie schief ansehen, dann werden sie wissen wie es sich anfühlt, wenn jemand ihnen ihre künstlichen Nägel einzeln rauszieht. Außerdem wird man ihre Leiche am Rande eines Ufers finden, die bis zur Unkenntlichkeit mit tiefen Kratzspuren übersät ist. Hab ich mich deutlich ausgedrückt?“

„Ich…“

„Deutlich?“ Nora nickte nur. „Prima, dann verstehen wir uns ja. Merken sie sich, sich niemals zwischen ein Löwenjunges und seine Mutter zu stellen. Schönen Tag noch.“

Ohne auch nur zurückzublicken, machte sich Iva auf den Weg nach unten. Zusammen mit Leo und Mokuba brachten sie die Tüten auf ihr Zimmer.

Mokuba war dankbar für das neue Konsolenspiel, von welchem Mokuba ihr ständig vorgeschwärmt hatte.

Sie wusste, dass er, als der Bruder von Seto Kaiba, alle Spiele haben konnte, die er sich nur wünschte. Doch ihm diese Freude selbst zu machen, war eine Freude für sie.

Während die beiden also in ihrem Zimmer saßen, Eis aßen und sich Sachen erzählten, schien es, als sei der Vorfall am frühen Abend gar nicht passiert und das war auch gut so. Iva kochte nicht mehr vor Wut und Mokuba schien wieder oben auf zu sein.
 

Seto hatte sich zurück gezogen, nachdem Nora zurück in die Stadt gefahren war. Iva hatte sogar meinen können, tränenunterlaufene Augen gesehen zu haben, doch es machte nicht den Anschein, dass Seto sie gefeuert hätte.

Iva konnte kein Mitleid empfinden. Nicht wenn sie immer wieder an den traurigen Mokuba zurückdenken musste.

Der Butler kam herein und reichte dem kleinen Hausherren das Telefon.

„Es ist für sie Mokuba.“

Mokubas Gesicht hellte sich auf, als er die Stimme eines Klassenkameraden am anderen Ende der Leitung vernahm.

Sofort wurde drauf los gequasselt.

Vorsichtshalber nahm Iva dem Kleinen die Eisschüssel weg. Er wedelte aufgeregt mit den Händen, so dass Iva befürchtete, er würde gleich das Eis an den Wänden und dem Boden verteilen.

„Okay,… ja,… ich geh sofort hin und frag ihn. Ja und meine Nanny. Japp, ich ruf gleich zurück.“

Er legte auf: „Iva, Iva, Iva, Iva, Iva.“, meinte er aufgeregt.

„Moki, Moki,Moki, Moki,Moki.“, tat ich es ihm gleich.

„Ein Freund von mir, aus meiner Klasse, will dass ich bei ihm übernachte. Nächstes Wochenende.“

Iva runzelte die Stirn: „Welcher Freund ist das?“

„Kaito, du kennst ihn. Er war auch auf meiner Geburtstagsparty.“

Iva ging ein Licht auf: „Aber natürlich. Der süße kleine. Seine Nanny – wie heißt sie noch, Sadako – war auch ziemlich nett. Wenn er uns einlädt, natürlich werden wir gerne kommen. Dann können Sadako und ich ein bisschen quatschen.“

Nun lag es an Mokuba, die Stirn zu runzeln: „Uns? Iva ich kann doch alleine dort hin.“

„Soll ich etwa meinen Schützling alleine bei Fremden lassen?“

„Du meintest doch du findest sie nett.“

„Aber du bist doch noch zu jung.“, gab Iva gespielt theatralisch von sich. „Wer soll denn sonst auf dich aufpassen. Ich bin noch nicht bereit, dich alleine irgendwo zurückzulassen. Niemals.“

Iva warf sich aufs Bett und zog Mokuba mit sich. Er fing gleich an zu lachen.

„Iva…“

„Niemals.“, bestätigte sie.

„Ivaaaaa.“

„Ist ja gut. Geh schon und frag deinen Bruder.“

Iva gab auf. Auch wenn ihr widerstand nur gespielt war, so musste sie doch feststellen, wie schwer es ihr fiel ihn zurücklassen zu müssen.

Doch sie unterdrückte dieses Gefühl.

Trennungsschmerz! Konnte das sein? Sie hatte sich schon so sehr an Mokuba gewöhnt. Kaum zu glauben.

Über diese Erkenntnis schüttelte Iva leicht den Kopf und kramte noch einige Sachen aus den Einkaufstüten heraus.

Sie griff nach einer flachen schwarzen Schachtel, die die Größe eines Buches hatte. Es war für ihren Chef.

Sie würde es ihm geben, nachdem Mokuba mit Seto gesprochen hatte.

Sie hatte jedem etwas mitgebracht. Für Tomi war es die IPhone Tasche, von der sie ständig redete. Leo bekam von ihr ein neues Brillenetui, um das alte verfranzte zu ersetzten. Wieso sollte sie bei ihrem Boss eine Ausnahme machen und ihm nicht auch eine Kleinigkeit mitbringen? Sie hatte es auch nur zufällig gefunden und genau genommen, war es ein unnötiges Geschenk, bedachte man nur das Geld auf seinem Konto. Er konnte sich verdammt nochmal alles leisten und alles kaufen was er wollte.

Doch die Geste zählt, entschied sie.

„Miss, Mister Kaiba erwartet sie in seinem Arbeitszimmer.“, meldete sich Leo, der an im Türrahmen stand.

„Natürlich. Bin schon unterwegs.“

Mit der Schachtel in der Hand schritt Iva den Gang entlang, bis sie vor dem Arbeitszimmer stand. Nach einem kurzen Klopfen trat sie ein.

Seto lehnte vorne am Schreibtisch mit verschränkten Armen und begegnete Ivas Blick. Mokuba stand direkt vor ihm.

„Sie wollten mich sprechen?“

Mokuba hüpfte aufgeregt umher: „Iva, Iva, Iva, Iva, Iva…“

„Jaaaa, Hol erst einmal Luft Kleiner.“, sie tätschelte seinen Wuschelkopf „Ich nehme an, dein Bruder hat dir erlaubt bei deinem Freund zu übernachten.“

„Nein.“, antwortet Mokuba freudig.

„Wie bitte?“

„Er hat es nicht erlaubt.“ Mokubas Grinsen schwand nicht.

Iva sah verwirrt zu Ihrem Boss, welcher wie für gewöhnlich seinen gefühlslosen Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte.

„Dann musst du mir erklären warum dich das so freut.“

„Wir fahren nächstes Wochenende auf Land. Zu unserer Ranch.“

Die Nanny musste blinzeln. Das hatte sie nicht erwartet. Ihr Boss überraschte sie mal wieder.

Er würde also ein Wochenende mit seinem Bruder verbringen. Iva lächelte Mokuba an. „Das ist doch großartig. Ihr Beiden werdet das gemeinsame Wochenende bestimmt genießen. Das ist super.“

Mokuba nahm Ivas Hand: „Wir drei.“, korrigierte Mokuba sie. „Du kommst doch mit.“

„Oh.“

Nun musste Iva zu Seto schauen – er nickte.

„Ach so. Seid ihr sicher? Das soll doch ein Wochenende für euch sein. Ich würde nur stören.“

„Nein, nein. Du musst mitkommen. Ich will dir doch alles zeigen.“

„Nun ja. Ich weiß nicht.“

Seto meldete sich: „Da gibt’s nicht viel zu überlegen, es ist schon alles arrangiert.“

Dann war es wohl entschieden. Mokuba strahlte übers ganze Gesicht.

„Was hast du da Iva?“

Die junge Frau sah zu dem kleinen Karton in ihren Händen.

„Oh, das hätte ich fast vergessen.“ Sie reichte es ihrem Boss. „Das habe ich ihnen von meiner Shoppingtour mitgebracht. Als Entschuldigung dafür, dass ihren Taschenrechner kaputt gemacht, als ich es gegen die Wand geworfen hatte.“

Er zog eine Braue hoch und nahm das Päckchen entgegen.

„Sie wissen, dass es nicht nötig war.“

Sie musste grinsen: „Das weiß ich. Ich nehme das einfach mal als ein ´Danke´.“

Als Iva zu Mokuba runter sah, bemerkte sie sein süffisantes lächeln.

Er nahm sie bei der Hand und plapperte fröhlich drauf los, als er mit ihr aus dem Zimmer ging.
 


 

Und sein aufgeregtes Geplapper darüber, was er ihr alles zeigen wollte, endete nicht mal, als sie mit dem Jet landeten und in eine Limousine stiegen.

Iva sah sich um. Außer dem bescheidenen Flughafen, gab es nichts außer Felder, Wälder und Hügel. Dieser Teil Japans schien wie eine wunderschöne Naturlandschaft. Selbst die Luft war sauberer und schmeckte nach Baumrinde, Gras und frischen Bächen, die sich ihren Weg durch die Felder suchten.

In der Limousine sah Iva fast nur aus dem Fenster. Mokuba hatte es geschafft mal nichts zu sagen. Er schien müde zu sein. Seto telefonierte mit einem Angestellten und gab Instruktionen. Er würde schließlich für ein ganzes Wochenende nicht zu gegen sein. Nun musste er sicher gehen, dass während des Wochenendes alles über Wasser blieb.

Beim Telefonat sah er zu Iva und musste kurz an das Geschenk zurückdenken. Ein silbern, platinüberzogener Taschenrechner. Es war elegant und passte zu seinem Arbeitszimmer. Sie musste sich Gedanken über das Design gemacht haben. Er tat es mit einem Schulterzucken ab. Weitere Gedanken daran wären sinnlos gewesen.
 

Als die Limo in eine Straße, mit Baumalleen an beiden Seiten einbog, sah Iva auf der rechten Seite eine Koppel auf der einige Pferde grasten. Auf der linken sah sie eine leere Koppel, Holzzäune und einige lange gepflegte Barracken. Sie erkannte sofort, dass es die Unterkünfte für die Pferde waren. Die Sandfarbenen Wände, strahlten in der Sonne und erschienen in einem großen Kontrast zu den schwarzen Dächern.

Sie hielten auf einem Parkplatz vor einem großen Haus. Iva musste lächeln. Es war ein Landsitz im Viktorianischen Stil. Wie kam es, dass man in Japan solche Häuser finden konnte. Erst das Herrenhaus von Mr. Yukata, welches sie bei der Charity-Veranstaltung besucht hatte und nun dies. Schon damals fühlte sie sich, als befände sie sich in einem Charlotte Brontë Roman.

Sie sah auf die weitläufige Veranda mit weißen Balken. Die Fensterläden waren ebenfalls weiß, während der Außenputz in einem warmen Terracottarot gehalten wurde.

Das Haus war von Blumenbeeten umringt. Und in der Luft befand sich der Duft des Landlebens, vermischt mit dem Geruch von wilden Blumen.

Himmlisch.
 

Das Haus war geräumig und warm eingerichtet. Man könnte es, als Jagdhaus sehen, doch es hatte viel mehr Eleganz. Die breite Treppe führte nach oben zu den Schlaf-und Badezimmern.

Das Wohnzimmer war einladend, mit einem kleinen Holztisch, eine Couch und zwei Sessel, vor welchen ein Bärenfell auf dem Boden lag. Ein Kamin wurde von einem altmodisch-verziertem Rahmen verschönert. Iva konnte es kaum erwarten vor dem Kamin zu sitzen.

Auf der anderen Seite des Hauses staunte Iva nicht schlecht über den großen Pool und der schönen Terrasse. Ein großes Pavillonzelt stand auf der linken Seite zwischen Terrasse und Wiese. Es hatte weiße Vorhänge die eingezogen waren. In dem Zelt befanden sich schwarze Korbsessel mit weißen Kissen, die um einen langen Tisch standen. Anscheinend für viele Gäste geeignet, wenn man abends Cocktails in der warmen Sommerluft einnehmen wollte.

Um zur Küche zu gelangen, musste man durch das Esszimmer gehen, in dem ein langer Tisch mit gepolsterten Stühlen stand. Eine Glasfront gab die Sicht auf den Garten preis. Um mehr Platz zu schaffen wurde die Fensterfront gebogen, sodass noch ein Flügel in den Raum passte. Es sah aus, als wäre der Platz nur für diesen Flügel gebaut worden.

Die Küche war modern und hatte alles, was man brauchte – vielleicht sogar mehr als man brauchte.

Seto Kaiba war anscheinend darauf bedacht alles bereit stehend zu haben, wenn es nötig sein sollte.

Iva musste wieder über ihren Chef schmunzeln – er musste immer auf alles vorbereitet sein, selbst wenn es sowas belangloses wie Küchenutensilien waren.
 

„Klopf, Klopf.“, Iva stand in Mokubas Türschwelle und betrachtete ihren Schützling. Er hatte sich eine beige Reiterhose angezogen und ein hellblaues Ralph Lauren T-Shirt. Er sah aus wie ein kleiner Jockey.

„Hey Iva… Willst du dich nicht umziehen?“, fragte Mokuba.

Die junge Frau sah an sich hinunter. Sie trug wie bei ihrer Anreise die dunkelblauen Shorts, das weiße Shirt und ihre Ballerinas.

Sie runzelte die Stirn: „Was gibt’s daran auszusetzten?“

„Nichts, wenn du so reiten möchtest, bitte sehr.“, lachte Mokuba.

Der Kleine zuckte nur mit den Schultern.

„Also ich ziehe es vor auf dem Boden zu bleiben.“, erwiderte Iva.

„Ach quatsch… das wird toll. Bitte Iva.“

„Mokuba ich habe keine Reitklamotten.“

Mokuba riss die Augen auf und öffnete den Mund, doch er behielt seinen Kommentar für sich, schnappte sich Ivas Hand und zog sie mit sich in ihr Zimmer.

„Gefällt dir dein Zimmer Iva?“

„Ja sogar sehr.“

Es hatte ein Himmelbett, ein eigenes Bad und einen Balkon, von wo aus sie zu den Stallungen Aussicht hatte. Sie hatte sogar hinter den Stallungen ein weiteres Haus erspähen können. Wahrscheinlich war es für die Stallangestellten gedacht.

Mokuba lief zu ihrem Schrank und fand es leer vor. Er runzelte die Stirn.

„Ich habe noch nicht fertig ausgepackt.“

Er schüttelte den Kopf und schaute in die Kommodenregale und unter dem Bett nach.

„Darf ich Fragen was du suchst?“

„Hmm…“, er überlegte. „Seto?“, rief er aus.

Iva lief ihm hinterher zu Setos Zimmer.

Der hochgewachsene Mann stand an der Balkontür, immer noch in Jeans und weißem Hemd bekleidet. Er schien nicht zu hetzten und so schnell wie möglich zu den Pferden gehen zu wollen. Lässig eine Hand in der Jeanstasche beendete er das Gespräch und wand sich an Mokuba.

„Was gibt’s?“

„Wo sind die Sachen für Iva?“

Iva verstand nicht ganz, doch Seto wusste anscheinend genau worum es ging.

Er ging auf seinen Schreibtisch zu. Er musste wirklich überall einen Arbeitsplatz haben. Sein Himmelbett, war das Selbe Modell, wie in Mokubas und Ivas Zimmer. Doch der Rest der Einrichtung und die Farben, unterschieden sich bei weitem von ihrem Zimmer. Ivas Zimmer hatte weiche, warme Farben – Rot, Braun und Beige.

Setos Zimmer hatte eine britische Anmutung. Braun und Grün. Es hatte was von James Bond.

Und bei Gott es passte zu ihrem Chef – und wie.

Seto kam mit einer großen Schachtel auf Iva zu.

„Das müsste helfen.“

„Helfen?“

„Machen sie es auf und ziehen sie sich um. In einer halben Stunde treffen wir uns im Hauptstall.“

Autoritär wie immer, dachte Iva.
 

Iva starrte stirnrunzelnd in den körpergroßen Spiegel neben ihrem Schrank.

Ihre langen Beine wurden von dunkelblauen Reiterhosen umrahmt und ließen sie noch schmaler wirken. Es sah sportlich aus, wie sie dastand mit den knielangen Stiefeln und dem weißen Shirt. Die blazerartige Reitjacke ließ sie absichtlich weg. Erstens, weil es zu warm war und zweitens, sah es zu dekadent aus.

In dem schlichten Outfit fühlte sie sich wohler.

Doch was sie so erstaunte, war, dass ihr diese Kleidung und die, die noch in der Schachtel lagen, wie angegossen saßen.
 

Ihre Schritte halten in den Ställen wieder. Rechts und links von ihr befanden sich Holzboxen mit Gittern. Es roch nach Pferden, Heu und Leder.

Sie hörte Hufe scharren und hier und da das Wiehern und Schnauben von Pferden. Ein kleiner Vogel flog durch die Halle nach draußen und zwitscherte fröhlich weiter. Es war in der schattigen Halle um einige Grad kühler, als draußen.

Iva konnte Stimmen hören – männliche Stimmen.

Sie kam um die Ecke und sah Seto, welcher mit einem anderen Mann, mitte vierzig unterhielt. Seto stand lässig in seiner Reiterhose und seinem Hemd da, mit den Händen in die Hüften gestemmt.

Der andere Mann mit dem karierten Hemd und der Jeans, trug einen beigen Stetson.

Das ist ja so ein Klischee, dachte sich Iva, dass alle die mit Pferden zu tun hatten auch so gekleidet waren. Und sie erkannte sofort, dass dieser Mann kein Japaner war. Vielleicht, Deutscher, Engländer oder Amerikaner.

Der Fremde bemerkte sie: „Guten Tag M´am.“

Zur Begrüßung griff er nach seinem Hut und nickte einmal.

Amerikaner, erkannte sie.

„Guten Tag.“, Iva kam auf die beiden Männer zu und blieb vor ihnen stehen.

„Iva Nazumi mein Name. Miss, nicht M´am.“, sie reichte ihm die Hand.

„Roger McLachlan, freut mich.“

„Ich bin die Nanny und sie sind?“, fragte Iva interessiert.

„Der Trainer.“

„Oh. Sie trainieren die Pferde? Dressur?“

„Galopprennen!“, meldete sich Seto.

„Also, so richtige Pferderennen?“, fragte Iva erstaunt.

„Vollblüter, genau.“, bekräftigte Mr. McLachlan.

„Wow. Und haben sie auch schon Rennen gewonnen.“

Beide Männer lächelten verschmitzt.

„Ja, so einige.“, sagte Mr. McLachlan schulterzuckend. „So, ich muss wieder an die Arbeit.“

„Wir reden heute Abend einfach weiter.“, sagte Seto.

Mr. McLachlan schlug Seto auf die Schulter: „Machen wir. Miss.“

Wieder fasste er an deinen Hut und nickte knapp, bevor er aus dem Stall schritt.

„Ich könnte wetten er wäre Amerikaner, doch sein Akzent passt nicht so ganz.“, meinte Iva nachdenklich.

„Gebürtiger Ire. Hat eine ganze Zeit lang in Kentucky gearbeitet bevor er herkam.“

Iva folge Seto, als dieser zu einem der Boxen ging.

„Ein Ire, der in Kentucky gelebt hat und nun nach Japan umgesiedelt ist? Kaum zu glauben.“

„Es ist allerdings ungewöhnlich. Doch er ist einer der Besten.“

Beinahe musste Iva laut auflachen. Das war wiedermal vorhersehbar. Seto Kaiba wollte eben nur das Beste.

Doch sie verkniff sich das Lachen und grinste nur breit, als sie hinter ihm zum stehen kam und durch die geöffnete Tür der Boxe spähte.

Mokuba stand bei einem Fuchs und streichelte ihn liebevoll. Sie sah kurz auf das Schild an der Tür. Auf einer Metallplatte war der Name ´Memphis´ eingraviert.

„Bist du soweit?“, brach Seto den Bann zwischen Pferd und Pfleger.

„Ja gleich, muss ihn nur noch satteln. Hey Iva, die Sachen stehen dir ja super.“

„Oh, vielen Dank.“

Sie vollführte einen kleinen Knicks, was Mokuba zum grinsen brachte.

Seto führte sie zu einer anderen Box.

Quietschendes Metall war zu hören, als er die Tür aufschob.

Iva betrat vorsichtig die mit Stroh bedeckte Box und sah vor sich ein wunderschönes schwarzes Pferd.

Eines der Beine hatte eine weiße Hufe und an der Stirn hatte es einen weiteren Weißen Fleck. Der Rest allerdings war völlig schwarz.

Seto stellte sich zu dem Tier und streichelte es.

„Das hier ist Footloose.“

„Footloose? Wie der Film?“

„Richtig. Sie ist eine zahme Stute, also sollte sie ihnen keine Schwierigkeiten machen.“

Es war merkwürdigt diesen so nüchternen und kalten Geschäftsmann mit einem Tier zu sehen. Wie er die Stute ansah und sie streichelte, war alles andere, als Iva sich vorgestellt hätte, wie er mit Pferden umgehen würde.

„Ehm, ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich reiten soll. Ich meine, ich könnte dem Pferd noch was antun.“

Er lächelte schief: „Sie sollten aufpassen, dass das Pferd Ihnen nichts tut! Sie haben sich doch nicht umsonst umgezogen. Und ich muss zugeben, sie sehen reizend aus.“

Iva konnte spüren, wie sie leicht rot wurde. Nur ein paar einfache Worte dieses Mannes und schon wurde sie rot. Reiß dich zusammen Iva, mahnte sie sich.

„Danke. Und ich habe mich auch noch gar nicht für die Kleidung bedankt. Also, Danke.“

„Nicht der Rede wert. Ich hole ihnen Eita zur Hilfe. Er ist einer der Stallburschen und wird alles Weitere vorbereiten.“

„Okay. Ach Mister Kaiba?“, stoppte Iva ihn noch bevor er die Box verlassen konnte. „Woher kannten sie meine Größe?“

Er sah an ihr herab und betrachte sie ausgiebig. Etwas zu ausgiebig nach Ivas Geschmack.

„Ich habe Augen im Kopf.“

Grinsend machte sich Seto auf den Weg.
 

Eita hatte viel Geduld mit Iva bewiesen. Er lachte sogar über Ivas Reaktion darauf, wenn sie daran dachte, auf den Rücken dieses Tieres zu steigen.

Er erklärte ihr so viel wie möglich und worauf zu achten war. Doch das nahm ihr nicht die Angst. Ganz im Gegenteil, sie hatte nun noch mehr Angst etwas falsch zu machen. Ihre Hände schwitzten und ihr Herz pochte wie wild.

„Ganz ruhig.“, begann Eita. „es wird schon nichts passieren. Wir passen schon auf.“

Eita war gerade erst 18 Jahre alt und arbeite, als Teilzeitkraft im Stall. Er war erfahren genug und sie wusste, dass sie ihm vertrauen konnte, doch ihr behagte das Ganze nicht.

Eita führte Footloose nach draußen. Iva ging nebenher.

Sie sah zu dem breiten Weg der zum Feld und Wald führte.

Mokuba kam gerade angeritten und rief: „Iva du brauchst zu lange. Ich habe schon eine kleine runde gedreht und du sitzt noch nicht mal auf dem Pferd.“

„Du hast ja gut reden.“, murmelte sie.

Noch bevor sie was zurückrufen konnte kam Seto angeritten.

Es verschlag ihr im wahrsten Sinne des Wortes die Sprache.

Er saß so elegant und stark im Sattel, als ob er eins mit seinem Pferd wäre. Es war ein dunkel braunes Pferd und strahlte ebenso eine Stärke aus, wie sein Reiter.

War es möglich noch sexier zu sein, als Seto es in eben diesem Moment war?

Iva bezweifelte es.

Der junge Stallbursche brachte sie wieder in die Realität, als er sie zu der Stute führte.

„Oh Gott, muss das wirklich sein?“, brach Iva erschrocken hervor.

Mokuba musste lachen.

„Iva, dir passiert nichts. Footloose ist das liebste Pferd von allen.“

Wie zur Bestätigung Nickte die schöne Stute wild mit dem Kopf. Doch dies hatte eine andere Wirkung auf Iva, sie erschrak und hob die Hände.

„Das ist sehr aufbauend. Danke Mokuba.“

Seto stieg elegant – wie auch sonst – ab und rief Eita, um seinen Hengst zu halten.

Die Stute stand nach wie vor ruhig, als Seto die Zügel nahm.

„Kommen sie her!“, forderte Seto sie auf.

Steif stand sie da und schüttelte den Kopf.

„Ich glaube das ist keine gute Idee. Lieber nicht. Ich könnte dem armen Tier wehtun oder fallen oder sonst was.“

Seto sah sie durchdringlich an. „Iva. Es wird nichts passieren. Ich passe auf.“

Als hätte ihr Name, aus seinem Mund eine Macht über sie, ging sie auf ihn zu.

Sie nahm seine Hand, welche er ihr reichte.

Ihre Nervosität nahm ab.

Er hievte sie in den Sattel und sah zu ihr hoch.

„Nicht schlecht für den Anfang. Also hat Eita Ihnen alles erklärt?“

„Mehrmals.“

„Gut.“

Er führte ihre Stute zu seinem Pferd übergab ihr die Zügel und saß auf.

„Keine Sorge, Footloose wird schon von alleine folgen. Pferde sind Herdentiere, sie gehen immer in der Gruppe.“

Mokuba und Seto ritten langsam auf das weite Feld zu und Seto behielt recht. Ohne dass Iva etwas dazu beitrug, bewegte sich Footloose und ging ihnen hinterher.
 

Noch nach einer viertel Stunde saß Iva immer noch stocksteif im Sattel. Völlig verkrampft und viel zu fest hielt sie die Zügel in der Hand.

Mokuba sprach auf sie ein und erklärte ihr, wie sie im Sattel sitzen sollte, wie sie dem Pferd ein Kommando geben sollte und dass sie um Gottes Willen keine Angst mehr haben brauchte.

Nach und nach entspannte sich Iva tatsächlich und ritt ganz passabel – sogar gut für einen Anfänger.

Seto hatte dazu einen knappen Kommentar abgegeben.

Er meinte es läge an ihrer gewissen Grazie und Feinheit, die ihre Bewegungen wiedergab.

Iva musste über dieses Kompliment lachen. Doch sie hatte sich über das Kompliment gefreut.

Iva lernte schnell und ritt bald genauso schnell wie ihre beiden Begleiter.

Es war wie magisch über das Feld oder durch den Wald zu rasen. So frei und so wild.

Es brachte ihren Puls in die Höhe und gab ihr ein ungekanntes Glücksgefühl.

Und wie schlau die Pferde waren. Es war unglaublich wie viel sie verstanden und wie zart besaitet sie doch waren, obwohl sie so groß waren.

Den ganzen Mittag waren sie geritten und hatten über alles Mögliche geredet.

Es war nicht wie diese Gespräche am Esstisch.

Dies ging tiefer. Alle drei fühlten sich frei und unbeschwert, so als würden die Pferde ihnen eine Welt eröffnen, als gäbe es nur sie drei.

Seto war lockerer geworden, er lächelte mehr, redete mehr als nur knappe kurze Sätze und er war aufmerksamer.

Kaum zu glauben, dass dieser Mann mein Chef sein soll, hatte sich Iva gedacht.

Sie ritten Rennen und meistens gewann Mokuba. Ob Iva und Seto absichtlich verloren, sollte ein Geheimnis bleiben.

Am späteren Nachmittag kamen sie wieder im Stall an.

Müde aber zufrieden.

Iva bestand darauf Footloose alleine in die Boxe zu führen. Es war nicht so einfach, wie es bei den anderen ausgesehen hatte, aber sie schaffte es ohne Komplikationen.

Als sie dabei war die Gurte am Bauch zu lösen kam Seto ihr zu Hilfe.

Er sattelte das Pferd ab und gab Iva eine Handvoll Stroh. Damit begannen die beiden jeweils auf einer Seite Footloose abzurubbeln.

„Muss ´Country Road´ nicht auch verpflegt werden?“, fragte Iva, über den Rücken des Pferdes hinweg Seto. Der Braune, den Seto geritten hatte hieß ´Country Road´. Der Name passte zu dem Pferd. Er war wild, ungestüm und er passte zu der Landschaft. Außerdem hatte Iva beim reiten herausgefunden, dass Seto das Pferd bei einer Versteigerung erstanden hatte, als er einmal in Montana gewesen war.

„Das ist schon erledigt. Ich bin schon geübt darin und Sie haben schon zu lange gebraucht um Footloose in die Boxe zu bekommen.“

Seto musste grinsen.

„Schön dass es sie amüsiert. Aber mich kann heute gar nichts ärgern. Das war einfach unglaublich heute.“ Sie ging um das Pferd herum und stellte sich vor Seto.

„Vielen Dank, dass sie eine hysterische Irre dazu gebracht haben auf das Pferd zu steigen. Es war wirklich schön und es hat sich gelohnt.“

Sie strich Footloose über den Hals und die Flanke – immer da wo Seto vorher mit dem rauen Stroh drüber gestrichen hatte.

„Gern geschehen.“

Er ließ das Stroh wieder zu Boden fallen und strich nun auch mit der flachen Hand über das Fell.

Ive seufzte: „Ich glaube ich habe ein neues Hobby. Pferde sind tolle Tiere.“

„Allerdings.“

Seto runzelte die Stirn und nahm Ivas Hände in seine.

Er besah sich ihre Handflächen genau und schüttelte den Kopf.

Iva stand ihm so nah, dass sie den Kopf in den Nacken legen musste um ihm ins Gesicht sehen zu können.

„Dummkopf. Sie hätten Reithandschuhe tragen müssen. Ich hatte ihnen doch welche besorgt.“

Er fuhr mit seinem Daumen über eine ihrer Handflächen und erst jetzt spürte sie die aufgeschürfte Haut. Es schmerzte und unwillkürlich zuckte sie zurück.

Durch all den Spaß und die schöne Zeit, war ihr der Schmerz gar nicht aufgefallen.

„Ich hatte nicht daran gedacht und Sie und Mokuba haben doch auch keine Handschuhe getragen.“

Er hielt ihre Hände immer noch fest in seinem Griff.

„Wir sind auch geübt im Reiten und wir wissen wie man die Zügel festhält.“

Wieder fuhr er mit dem Daumen über die schmerzende Haut.

Iva biss sich auf die Unterlippe.

„Wir haben eine Salbe im Haus, die sollte helfen.“

Etwas länger als nötig hielt er ihre Hände fest, bevor er sie doch los ließ und sie beide aus der Box gingen.

Kurz verabschiedete sich Iva von Footloose und folgte dann ihrem Chef.

Sie blieben bei Memphis Boxe stehen und sahen hinein.

Mokuba war völlig vertraut mit seinem Pferd im Gange. Er striegelte Memphis liebevoll und redete auf ihn ein.

Bevor Seto etwas sagen konnte, hielt Iva ihn auf und zeigte ihm durch ein Handsignal leise zu sein und ihr zu folgen.

Als beide aus dem Stall Richtung Haus gingen meinte Iva: „Wir sollten ihn kurz mit Memphis alleine lassen. Die beidem haben sich viel zu erzählen. Er hat das Pferd vermisst.“

Nach kurzer Pause sagte meldete sie sich wieder: „Außerdem ist er hungrig, er wird ins Haus kommen sobald er das Essen riecht.“
 

„Sehr gut. Sie wollen kochen?“, fragte Seto, als sie ins Haus traten.

„Ich? Wirklich? Ist hier keine Köchin die mich tot schlagen würde, wenn ich mich an ihrer Küche vergreife?“

Er schmunzelte, und Iva fiel auf, dass er es ruhig öffter tun sollte, es stand ihm sehr gut – wie sein Lächeln.

„Nein. Wir haben zwar Eine, aber sie kommt nur, wenn man sie bestellt.“

„Uhhh… Super… Ich geh duschen und fange sofort an.“

Noch bevor sie die erste Stufe der Treppe erreichte, hielt er sie am Arm fest.

„Nicht so schnell.“

Er führte sie zur Küche. In einem der Regale entnahm er eine kleine Dose und reichte sie ihr.

„Für ihre Hände.“, erklärte er

„Oh, Vielen Dank.“

Dass ihr Boss, den sie als kalt und unnahbar kannte, fähig war so zuvorkommend zu sein, behagte ihr nicht. Sie wusste nicht wie sie mit ihm umgehen sollte, wenn er so nett war. Auch wenn sich sein Nettigkeitsgrad in Grenzen hielt. Es gäbe genügend Menschen, die ihn immer noch, als arrogantes Arschloch benennen würden.

Comptine D'un Autre Été L'après Midi

Und wieder muss ich mich für dieses verspätete kapi entschuldigen! hehehe ich komme einfach nicht so oft dazu zu schreiben.
 

ACHTUNG
 

Ich wollte nur schnell anmerken, dass ich bei dem letzten Kapi das Ende etwas umgeschrieben habe. Leider, hatte ich beim Hochladen nciht bemerkt, dass es die veraltete Version des Kapis war. Also wer noch interesse hat, kann den Schluss des letzten Kapis nochmal lesen :) Dankö
 

Und los geht's mit:
 


 


 

Comptine D'un Autre Été L'après Midi
 


 

Frisch geduscht mit Shorts und einem frischen Shirt bekleidet, kam Iva aus ihrem Zimmer. Sobald sie auf der Treppe stand, konnte sie schon den Geruch von Gewürzen und gerösteten Zwiebeln wahrnehmen. Sie stand in der Tür zur Küche und klemmte ihre noch nassen Haare mit einer Spange fest.

Seto stand mit frischen Jeans und einem schwarzen Hemd bekleidet in der Küche und hackte Grünzeug gekonnt mit dem großen Messer auf dem Holzbrett klein.

Im Hintergrund lief ganz leise Musik – Paolo Conte.

Wie passend zum Kochen, dachte Iva.

„Wer sind sie und was haben sie mit meinem Chef gemacht?“, rutschte es Iva raus.

Seto hackte ungehindert weiter, aber hob eine Augenbraue, als er sie ansah.

„Tschuldigung… es ist nur…“, versuchte sich die Frau rauszureden.

„Es ist nur was?“

Irrte sich Iva oder war er amüsiert?

Seto Kaiba? Amüsiert, während er kochte und Jazz im Hintergrund lief?

Es war allem Anschein nach die Landluft, die ihn erweichen ließ oder die ihn zumindest entspannen ließ.

Und sie sollte verdammt sein, doch es gefiel ihr.

„Sie überraschen mich immer wieder aufs Neue. Erst glaube ich sie richtig einschätzen zu können und sie einigermaßen zu kennen und dann… sind sie doch ganz anders als erwartet.“

Er grinste: „Eines der wichtigsten Erkenntnisse im Leben ist, niemals zu glauben, man kenne einen Menschen.“

„Da spricht wieder der Geschäftsmann aus ihnen.“

Sie stellen sich zu der Pfanne, in der Zwiebeln in Öl langsam dahin brutzelten.

„Das ist ein Berufsrisiko. Ich hatte schon angefangen zu kochen. Das Frauen immer so lange brauchen, wird jedem ein Rätsel bleiben.“

Sagt das größte Rätsel welches neben mir steht, dachte sie sich schmunzelnd.

„Das macht nichts. Ich fühle mich nur etwas ungebraucht.“, bemerkte sie.

Er goss ein Gebräu aus einer Schüssel in die Pfanne und es zischte. Dann folgten die Kräuter, die er vorher klein gehackt hatte.

„Sie scheinen ja alles im Griff zu haben.“

Er schloss die Pfanne mit einem Deckel nachdem er den Inhalt der Pfanne umgerührt hatte.

Dann schaltete er den Herd auf niedrige Stufe.

„Wein?“, fragte er ruhig.

„Gerne.“

Er schenkte ihr ein Glas Weißwein ein und reichte es ihr.

„Für die nächsten Minuten gibt es nichts zu tun.

Die Wachtel muss noch in der Folie ruhen und die Soße braucht noch etwas.“, meinte er entspannt. Stieß mit ihr an und nahm einen Schluck von seinem eigenen Glas.

„Wachtel? Ich habe leider keine Ahnung wie man eine Wachtel zubereitet. Ich weiß nur, dass Trüffel sehr gut dazu passen.“

„Das ist richtig. Es wird eine Trüffelsoße.“

„Wow… da bin ich ja mal gespannt.“

Die Tür fiel ins Schloss.

„Ah, da ist ja unser Pferdeflüsterer.“, rief Iva.

Mokuab kam in die Küche gelaufen. Dreckig, atemlos und überglücklich.

„Ich hab hunger.“, meinte er knapp.

Iva kicherte: „Das ist auch verständlich. Das Essen ist noch nicht fertig, aber du solltest dich sowieso erst sauber machen. Geh duschen und zieh dich um.“

Als hätte Mokuba sie nicht gehört ging er auf den Kühlschrank zu und redete drauf los.

„Memphis bekommt bald eine Schwester oder einen Bruder. Seine Mutter ist trächtig. Roger meint es dauert nicht mehr lange.“

Hibbelig stand er vor dem Kühlschrank und holte sich einen Schokopudding raus, den ihm Iva wieder wegnahm und zurück in den Kühlschrank stellte.

„Wirklich? Das ist ja schön hast du schon eine Idee wie das Fohlen heißen soll?“

Er verzog eine Miene und versuchte an ihr vorbei wieder zu dem Pudding zu greifen.

„Nein noch nicht, aber Roger sagt ich soll mir schon mal was einfallen lassen.“

„Mhm.“, hörte Iva interessiert zu ohne ihm auch nur die Chance zu geben, den Pudding zu erreichen.

„Ja, ich dachte mir… vielleicht wäre …Ach Iva.“

„Ja Mokuba, ich weiß wie ich heiße. Aber wie soll das Pferd heißen?“, fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen.

„Bitte… ich verhungere noch bis das Essen fertig ist. Nur einen!“, schmollte er.

„Bitte.“, verharrte er.

Sie überlegte, nahm anschließend den Pudding aus dem Kühlschrank und schloss ihn wieder.

„Aber du gehst dich gleich sofort waschen.“

„Ja.“, nickte er und rannte aus der Küche.

„Und du übernimmst den Abwasch.“, rief sie ihm hinterher.

Ein lautes Stöhnen war zu hören.

Die Schwarzhaarige konnte nicht anders, als zu Lachen und ging zum Esszimmer, um zu hören ob er trotzig seine Zimmertür zuknallen lassen würde.

Nichts dergleichen geschah.

„Er scheint gut gelaunt zu sein und viel zu müde um eingeschnappt zu sein.“, bemerkte sie, als Seto ins Esszimmer kam.

„Oder er hat einfach Respekt.“

Wieder lachte sie: „Sie kennen sich gar nicht mit Kindern aus oder? Er wird ein Teenager, viel Spaß damit. Bald wird er rebellieren, alles wird ihm durch den Strich gehen, er wird essen wie ein Mähdrescher und hormongesteuert sein. Ein Hoch auf die Pubertät.“, sie erhob das Glas, als würde sie einen Tost aussprechen und ging zum Flügel.

Gedankenverloren tippte sie auf ein paar Tasten und ließ einige Töne verlauten.

„Ich kann mich nicht entsinnen, je so gewesen zu sein.“

„Das sagen sie, weil es ihnen nie bewusst war. Pubertierende Jungs wissen nicht, dass sie unausstehlich sind. Sie meine die ganze Welt habe sich gegen sie verschworen. Das gilt auch bei Mädchen.

Ich erinnere mich noch daran, wie ich mir ein Henna Tattoo auf den Arm hab malen lassen.

Meine Mom dachte es wäre ein Echtes. Sie war noch nie so sauer auf mich gewesen, wie an diesem Tag. Mir tat ihre Reaktion gut. Ich wollte ihr zeigen, dass ich mein eigenes Leben führen konnte. So wie sie es immer tat.“

Er betrachtete sie, wie sie da vor dem Flügel stand im warmen Licht der untergehenden Sonne. Aus dem Fenster konnte man den Himmel in einem Farbenspiel aus Rosa, Orange, Feuerrot und Gelb betrachten.

In diesem Licht sah sie wunderschön aus. Er sah es, doch bemerkte nicht, wie eingehend er sie betrachtete. Die fein geschwungene Nase, die vollen Lippen und diese kleinen locken an ihrem Nacken.

Noch bevor er nach ihr greifen konnte kam er in die Realität zurück.

„Sie waren also eine wilde Rebellin.“

„Genau. Meine arme Mutter. Wenn ich so auf die Zeit zurück denke, wollte ich ihr alles nur heimzahlen. All ihre Verbote, unsere Lebensweise, ihre Verhältnisse. Jetzt tut es mir nur noch leid.“

Sie räusperte sich, ich rede zu viel, dachte Iva, stellte das Glas auf dem Flügel ab und setzte sich auf die Klavierbank.

Von dieser Position aus konnte sie direkt durch das Fenster und auf den herrlichen Sonnenuntergang schauen.

Mokuba hatte recht gehabt. Der Sonnenuntergang hier war wunderschön.

Iva sah zu ihm: „Können sie spielen?“

Sie meinte die Antwort schon zu kennen.

„Mhm.“

Er setzte sich neben sie auf die Bank und stellte sein Glas ab.

Seine großen Hände fuhren federleicht über die Tasten.

Er ließ einen Akkord erklingen.

„Ich wollte immer spielen, aber meine Finger waren dazu nicht zu gebrauchen. Ich habe auch eine Gitarre, aber auch das gab ich schnell auf. Jetzt steht sie unbenutzt bei meiner Mutter in der Wohnung“

„Das ist das Problem bei den meisten. Das Durchhaltevermögen ist das wichtigste. Entweder braucht man Geduld und Leidenschaft oder jemanden, der einen dazu trimmt.“

Noch ein Akkord erklang.

„Was war es bei ihnen?“

Er sah nach draußen: „Es gab kein wenn und aber. Schon gar nicht was Bildung anging.“

„Oh.“

„Mokuba lernt auch das Spielen in der Schule, aber viel mehr freiwillig. Ich hätte ihn so oder so dazu gebracht ein Instrument zu erlernen.“

Die Frau neben ihm runzelte die Stirn.

„Es kann ein wichtiges Ventil sein. Wenn man Stress hat oder Ähnliches.“

„Und Kochen ist auch ein Ventil?“

Er grinste: „Viel mehr der Wille so selbstständig wie möglich zu sein.“

Seto setzte sich kurz in eine aufrechtere Position und begann konzentrierter auf die Tasten einzugehen. Erst langsam, beständig, träge. Sobald er etwas schneller wurde erkannte sie das Lied.

Comptine d'Un Autre Été, l'après-midi.

Sie konnte nichts sagen, hätte es sich auch nicht getraut, diese Stimmung zu brechen.

Wie gebannt sah sie auf seine Hände, die sich so gekonnt und fließend bewegten. Dass er solche Töne erklingen lassen konnte kam ihr magisch vor.

Immer noch erstaunt und mit halb offenen Mund sah sie zu ihm auf. Er hatte die Stirn leicht gerunzelt und schien entspannt in das Lied einzutauchen.

Seine Gesichtszüge schienen wie gemeißelt in dem rötlichen Licht des Sonnenuntergangs.

Wieder sah sie auf seine Hände. So viel Gefühl durch ein paar Töne auszudrücken war erstaunlich.

Und er erstaunte sie.

Iva kannte ihn nicht – nicht im Geringsten.

Sie dachte zurück, an die erste Begegnung mit ihm, an das aufeinander treffen bei dem Charityball und ihrem ersten Tanz, an die Abende an denen sie zu dritt gegessen und geredet hatten. Sie dachte an die Nächte, in der sie ihm mit den Dokumenten geholfen hatte und wie sehr sie sich immer wieder in ihm getäuscht hatte.

Ihr kamen die Bilder von heute Mittag in den Sinn – das Reiten, das Wetteifern, das Scherzen und Lachen.

Jedes mal dachte Iva, sie kenne ihn. Er war nicht wie alle ihn darstellten. Wollten ihn alle so sehen, oder wollte er sich so präsentieren?

Es hatte seine Vorteile unnahbar zu sein.

Sich nicht ständig belästigt zu fühlen – das Gefühl kannte er nicht, denn er sorgte dafür, dass Menschen Respekt und Abstand zu ihm hielten.

Doch… .

War es nicht auch einsam? War er nicht einsam?

Wie kann man so viel besitzen und dennoch so wenig haben.

Er hat seinen Bruder und die Firma, aber das war’s auch.

Er wurde streng erzogen, getrimmt und hart gemacht. Gerüchte sagten, sein Stiefvater wäre ein Monster gewesen.

Oh Gott, sie hatte Mitleid mit ihm. Mit Seto Kaiba, ihrem Chef.

Sie sah ihn traurig an. Er war stolz, stark und hatte Ziele – und er war Nett.

Neben dem Mitleid trat plötzlich ein anderes Gefühl ein – Ehrfurcht!

Dieser Mann hatte es geschafft nach so vielen Niederlagen in seiner Kindheit und so viel Trauer und Grausamkeit zu einem ehrbaren Menschen zu werden.

Sie hatte Respekt vor ihm. Nicht weil er ihr Vorgesetzter war, größer als sie war oder so kalt sein konnte, sondern weil er, ER war.

Die letzten Töne erstarben und es wurde ruhig im Raum. Doch Iva hörte die Melodie immer noch ihrem Kopf.

Wie ein Echo.

Iva hatte nicht bemerkt, dass sie die Luft angehalten hatte. Zitternd atmete sie aus.

Den Drang ihn berühren zu wollen war groß – zu groß.

Wie gerne würde sie ihre Arme heben und ihn in den Arm nehmen wollen, ihn für all das entschädigen wollen, was die Welt ihm angetan hatte.

Doch sie behielt ihre Hände auf ihrem Schoß.

Langsam hob sie ihre Augenlider, die zuvor noch auf seinen Händen geruht hatten.

Er sah sie direkt an. Sein Blick war undefinierbar, doch sie sah, dass seine Augen dunkler geworden waren.

Iva wollte etwas sagen, die Stille brechen.

Doch sie konnte es nicht. Und noch bevor sie weiter denken konnte, hatte er seine Lippen auf ihre gesenkt.

Erst vorsichtig, als wolle er sie nicht verschrecken, doch sofort wurden seine Lippen fordernder.

Er packte mit einer Hand in ihr Haar und riss ihren Kopf nach hinten, um sie Tiefer in seinen Kuss zu ziehen.

Hilflos und verwirrt, was sie tun, denken, fühlen sollte, hielt sie sich an seinem Hemd fest, wohin sich ihre Hand aus Reflex bewegt hatte.

Als sie ein leises Stöhnen von sich gab, wurde sein Griff in ihrem Haar und ihrer Taille fester.

Es hätte wehtun sollen, sie hätte ihm eine Ohrfeige verpassen sollen, vor ihm fliehen sollen.

Doch Sie spürte nur die Wellen in ihrem Körper die mehr verlangten, ihn noch enger an sich spüren wollten.

Seine warmen Lippen hatten ihr Gehirn außer Kraft gesetzt.

Auch Setos Gehirn versagte den Dienst. Er war verwirrt, doch die Lust die sie in ihm entfachte war zu groß, um auch nur an etwas anderes denken zu können, als an ihren weichen Körper und ihren betörenden Duft.

Bereitwillig öffnete sie ihre Lippen. Diesmal war er es der leise knurrte, als er sie schmeckte.

Es benebelte seine Sinne. Ihr Duft, ihr Geschmack und ihr wundervoller Körper.

Erst dann bemerkte er, dass er sie viel zu fest hielt, sie viel zu grob gepackt hatte.

Aus irgendeinem Grund, war es ihm wichtig dieser Frau nicht schaden zu wollen. Sie nicht ungestüm behandeln zu wollen. Sein Griff lockerte sich, verlor aber nicht an seiner Intensität.

Als würde er, wie bei einem Klavierspiel in eine sanftere Melodie übergehen, legte er die Hand von Ihrem Kopf an ihren Nacken. Mit dem Daumen fuhr er ihr über die Wange.

Sein Kuss wurde sanfter und ausgiebiger. Er wollte so lange wie möglich von dieser Frucht kosten, es in die Länge ziehen und in ihr versinken.

Seine andere Hand streichelte ihre Seiten und er spürte wie sie erschauerte.

Noch ein kleines Stöhnen gab sie preis, als er mit seinen Lippen über ihre Wange runter zu ihrem Hals fuhr.

Es raupte ihr den Atem. Sie kam damit klar, wenn er grob zu ihr war und etwas von ihr forderte. Doch diese Zärtlichkeit brachte sie mehr durcheinander, als sie es ohnehin schon war. Sie wollte ihm so viel geben. Von dem was sie eben über ihn gedacht hatte, war sie in solch einem Gefühlsrausch, dass sie es genoss ihn endlich zu fühlen und gefühlt zu werden.

Doch war es richtig? Zweifel plagten sie. Um Gottes Willen er war ihr Boss.

Und sollte sie jetzt nur deswegen solche romantischen Gefühle für ihn hegen, weil sie erkannte, dass er ein verlorener Junge war, der es mit viel Arbeit und eigener Kraft geschafft hatte etwas aus sich zu machen?

Er war stark, keine Frage. Aber wie viel davon war Fassade?

Gerade als sich der Nebel in ihrem Kopf lichten wollte, waren Schritte auf der Treppe zu hören.

Unter Schock entfernte sie sich von ihm und brachte einige Schritte zwischen sich und Seto, als auch schon Mokuba kam.

Er hat aber schnell geduscht, dachte sich Iva.

„Hunger.“, rief er aus.

Mit einem schiefen Grinsen ging Seto in die Küche.

„Wir können ja schon mal den Tisch decken.“, meinte Iva. Gott sei Dank hatte ihre Stimme fest geklungen.
 

Das Abendessen war köstlich, doch Iva konnte sich nicht ganz auf das hervorragende essen Konzentrieren. Viel zu sehr hatte sie der Kuss aus der Bahn geworfen. Das war jetzt schon das zweite Mal, dass Seto sie so überfallen hatte. Und eigentlich hätte sie ihn schelten sollen, ihn zurückweisen sollen. Doch ihre Reaktion auf seine Berührungen, war unkontrolliert gewesen. Niemals zuvor hatte sie solch ein Gefühl in der Magengegend gehabt.

Es sind nur Schuldgefühle, versuchte sich Iva im Stillen zu trösten – der erste Kuss und auch dieser hier, hat gar nichts zu bedeuten.

Seto ließ sich nichts anmerken. Er verhielt sich gelassen wie immer.

Während des Abendessens war es Mokuba, der wie am laufenden Band sprach und erzählte. Es war eine gute Entscheidung gewesen herzukommen. Es tat dem kleinen Kaiba gut und er strahlte übers ganze Gesicht.
 

Als es spät wurde und Mokuba seine Augen kaum mehr offen halten konnte, war Iva klar, dass der kleine den Abwasch nicht mehr erledigen konnte. Sie wollte ihn zu Bett bringen, doch Seto kam ihr zuvor. Wollte sich da noch jemand vom Abwasch drücken?

Iva räumte ab während Mokuba und Seto nach oben gingen. Sie gab ihnen gerne diese Zeit zu zweit. Es war wichtig für Mokuba zu wissen, dass ihr Bruder immer noch an seiner Seite war und er sich auf ihn verlassen konnte.

Kinder brauchen Beständigkeit, dachte sie, als sie abräumte.
 

Summend zur Musik von Michael Bublé wischte sie zum Schluss die Arbeitsfläche, als sie hörte wie ihr Boss wieder in die Küche kam.

„Wenn sie nicht abwaschen wollten, hätte man auch verhandeln können. Sich einfach davor drücken und sich aus dem Staub zu machen ist nicht!“

Ihr lächeln und ihr heiterer Tonfall ließen die Schelte humorvoll rüber kommen.

„Wie würden die Verhandlungen aussehen?“

Als Iva sah wie er sich ihr näherte, stieg ihr Puls an. Die Unsicherheit, die sie nun überkam ignorierend, wischte sie mehr als nötig nochmals über die Arbeitsplatte.

„Nun, der heutige Abwasch wäre mir zugeteilt worden, während dann festgelegt werden würde, dass morgen die Männer der Schöpfung dran wären!“

Flirtete sie etwa gerade mit ihrem Boss. Das war verrückt. Schon allein die Küsse hatten die Grenze mehr als überschritten und dass sie jetzt auch noch so leicht flirten konnte war gerade zu wahnsinnig. Das musste aufhören.

Sie spürte förmlich die Ohrfeige, die ihre Mutter ihr jetzt verpasst hätte, hätte sie diesen Gedankengang mitgehört.

„Mir scheint die Arbeit gerecht aufgeteilt worden zu sein. Ich habe schließlich gekocht. Sie wissen was das heißt.“, meinte Seto, als er zwei saubere Weingläser aus einem Regal nahm und zwei Gläser Wein einschenkte.

„Was heißt es?“

Sie stießen an.

„Dass Sie morgen kochen müssen.“

„Hey, sie kamen mir heute zuvor. Ich wollte ja kochen.“, sie schritt durch das Wohnzimmer zur Balkontür und schob sie auf. „Aber gut, dann bin ich morgen mit Kochen dran und einer der Herren wird Abwaschen, während ich es mir hier gemütlich machen werde.“

Es war schon dunkel geworden und kleine Grillen musizierten um die Wette. Iva setzte sich auf einen der Sitzkörbe und streckte die Beine aus. Die Nachtluft war angenehm auf ihrer Haut und ihre Nervosität nahm ab.

Das Licht vom Inneren des Hauses leuchtete auf die Sitzkörbe und die kleinen Tischchen. Dennoch nahm Seto ein Feuerzeug und Zündete die Kerzen auf dem Tisch an. Schon hatte es eine gemütlichere und romantische Atmosphäre.

Wieder spannten sich Ivas Muskeln an. Was bezweckte ihr Boss damit nur? Er schien nicht der große Romantiker zu sein.

Wieso das Ganze?

Er schien ihre Gedanken lesen zu können, denn als er ihr gegenüber platznahm und sie betrachtete, grinste er selbstsicher.

„Was?“, fragte Iva.

„Mache ich sie nervös?“

„Bilden sie sich das immer ein, nachdem sie eine Frau mit Küssen überfallen haben?“

„Überfallen? Das ist ein recht unglücklicher Ausdruck.“

Sie stellte ihr Glas ab, bevor er merken konnte, dass sie anfing zu zittern.

„Wie würden sie das sonst nennen? Schließlich haben sie einfach…“

„Ich will nicht sagen, dass es geplant war, aber es war von beiden Seiten keineswegs ungewollt.“

„Ich…“, darauf konnte sie zunächst nicht antworten. Leugnen war zwecklos. Es hatte ihr offensichtlich gefallen. Und sollte sie sich deswegen schämen? Sollte sie leugnen, dass es ihr gefallen hatte, als ein attraktiver gut gebauter Mann sie küsste? Zum Teufel, nein. Sicher erwartete er von ihr, das sie am Boden versinken würde oder versuchen würde es zu leugnen, wie ein schüchternes kleines Blondchen, welches in Wahrheit leicht zu haben war.

Sie war alles andere als leicht zu haben, doch das hieß nicht, dass sie ihm nicht zeigen konnte, dass sie dieses Spiel durchaus mitspielen konnte. Und genau in diesem ugenblick kam ihr der verwegene Gedanke mit ihrem Boss ein wenig zu spielen. Sie würde die mutige, offene Frau spielen, die nichts dagegen hatte ein Techtelmechtel mit ihrem Vorgesetzten zu haben. Das würde ihm eine Lehre sein, denn somit würden seine Vermutungen, was Sie angingen falsch liegen und ihn damit aus der Reserve locken.

„Das es mir gefallen hat war offensichtlich. Doch das heißt noch lange nicht, dass es angebracht war. Sie sind mein Boss und ich, die Nanny ihres Bruders und nicht eine ihrer Errungenschaften, welches sie bei Belieben betatschen können. Verstehen sie mich nicht falsch, ich will ihnen nichts unterstellen. Aber sie können sicher verstehen, dass ich wegen ihrem Ruf auf Vorsicht bedacht bin.“
 

Wieso musste sie so sexy sein, wenn sie so vernünftig redete? Er war mehr als angetan sich zu ihr zu lehnen und sie ein weiteres Mal zu kosten.

„Das war deutlich. Erlauben sie mir mich ebenfalls deutlich auszudrücken.“, er lehnte sich etwas vor um ihr fest ins Gesicht zu sehen.

„Ich will mit dir schlafen. Und das hat nichts damit zu tun, dass du eines meiner ´Errungenschaften´, wie du es eben so nett ausgedrückt hast bist. Es hat mit der Anziehungskraft zu tun.“

Oh, das war ebenfalls direkt. Iva blieben ihre Worte fast im Hals stecken. Sie wusste nur noch nicht ob es seine direkte Art war oder die Tatsache, dass er sie jetzt duzte. Sie musste innerlich den Kopf schütteln, um sich ihren Plan ihn zu verwirren wieder wach zu rufen.

„Soll ich mich jetzt geschmeichelt fühlen? Herr Gott, Mister Kaiba, ich bin ihre Nanny. Ihnen ist doch sicherlich bewusst, dass sie mich nicht als Nanny behalten können, wenn mehr zwischen uns liefe. Das ist doch wirklich typisch man. Ihr denkt nie nach.“, sie erhob sich und ging auf und ab.

„Sie sind doch sonst so ein nüchterner Geschäftsmann der alle Eventualitäten in Betracht zieht. Ist es dann nicht logisch, dass sie uns damit in eine missliche Lage bringen?“

„Nur ich? Ich wäre nicht so direkt, wenn ich mir nicht sicher gewesen wäre, dass das Interesse bei ihnen nicht bestünde.“

Als sie darauf nicht sofort antwortet sprach er weiter.

„Sie haben Angst um ihren Job.“

Es war mehr eine Tatsache, als Frage.

Iva seufzte und setzte sich ihm wieder gegenüber und stützte ihre Ellbogen an den Knien ab.

„Mister Kaiba. Ich mag Mokuba sehr. Und auch wenn ich es bereuen werde das gesagt zu haben, da ihr Ego noch mehr ansteigen könnte – ich mag auch sie. Nie könnte zwischen uns etwas von Dauer sein, was auch immer es dann wäre. Und das würde meine Beziehung zu Mokuba kaputt machen. Und in erster Linie geht es mir um Mokuba.“
 

Er grinste. Es gefiel ihm wie sie dachte. Dass sie nicht nach seinem Kuss hechelnd vor ihm stand und nach einer Beziehung oder Gott bewahre ewiger Liebe, jauchzte sprach für sie.

Sie schien unkompliziert in dieser Hinsicht zu sein, was ebenfalls ein Plus war.

Seine Nanny hatte ja keine Ahnung mit wem sie sich anlegte. Egal ob sie es wollte oder nicht, das Spiel hatte schon längst begonnen und er war ein Meister in allem was er tat. Und Iva spielte mit, ob mit oder ohne ihr Wissen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (36)
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Von:  GarudaPhoenix
2014-08-13T19:13:37+00:00 13.08.2014 21:13
Hallöchen
Ich weiß jetzt nicht ob ich jemals einen Kommentar hinterlassen habe, aber Fact ist das ich deine FF schon eine Weile in meiner Favoritenliste habe und ich bin beim letzten Durchstöbern wieder drübergestolpert... und ich muss sagen ich bin aufs neue begeistert.
Ich find du hast eine unglaublich gute Art zu schreiben. Man kann sich richtig gut in die jeweiligen Personen rein versetzen. Und deshalb fände ich es sehr schade, wenn du die FF nicht weiter schreiben würdest. Und ich glaube, wenn ich mir so die restlichen Kommentare durch les, bin ich nicht die einzige....
Ich hoffe das dich mein "Anschreiben" wieder etwas motiviert vielleicht doch weiter zu schreiben .... mich würde es freuen :-)
Von:  Nikki-chan91
2012-11-17T23:56:05+00:00 18.11.2012 00:56
das ist eine richtig geile story... bitte schreib weiter
Von:  Leila04
2012-04-12T13:35:29+00:00 12.04.2012 15:35
hey klasse das es endlich weiter geht!!!
ich hatte schon angst das die fanfic nicht mehr weiter geht. wär doch echt schade darum!!!
ich liebe deinen schreibstill, deinen humor und vorallem iva. sie ist echt klasse. makuba und seto kommen super rüber und mir gefällt es das der kalte firmenchef auch anders sein kann. aufjedenfall direkt, als er iva ganz unverblühmt sagt das er mit ihr schlafen will. ich muss sagen damit hab ich echt nicht gerechnet, seto kaiba kann ich dazu nur sagen, immer für eine überraschung gut. gg
ivas einwand das dass die beziehung zwischen ihnen, die ja geschäftlicher natur ist verkomplizieren würde und nicht nur das, sonder auch die beziehung zu mokuba denn sie ja schon voll und ganz in ihr herz geschlossen hat. verständlich wer mag denn kleinen nicht.
ich bin wirklich gespannt wie es weiter geht und hoffe doch das ich nicht allzu lange warten muss, denn genau wie lunata79 bin ich süchtig und erwarte details!!!
gglg leila
Von:  Lunata79
2012-03-24T20:27:19+00:00 24.03.2012 21:27
War das jetzt schon das Ende?
Oder kommt da noch was?
Die Geschichte ist wirklich total aufregend beschrieben.

Ich will doch hoffen, dass es noch nicht zu Ende ist.
Will weiterlesen!!! Ich verlange Details!!! Bin süchtig!!! *grins*

Lg
Von:  Currywurstbrot
2011-12-05T19:34:24+00:00 05.12.2011 20:34
hab mich gefreut, dass es weiter geht =)
kappi war wiedermal supi
aber die sekretärin mag ich nicht xD
bin gespannt was noch so geschieht =P
lg
Von:  Bunny94
2011-11-28T10:53:34+00:00 28.11.2011 11:53
heyy

habe mich echt gefreut als es weiter ging
allso an manchen stellen war es einfach
nur total lustig das mit iva und der
komischen frau echt einfach hammer
geiil echt ich freue mich schon total
auf das nächste und büüde büüde hoffentlich
dauert es nicht soo lange

mfg bunny94
Von:  Leila04
2011-07-04T20:43:40+00:00 04.07.2011 22:43
hey ich bin gerade über diese ff gestolpert und so begeistert davon das ich sie gleich in einem zug gelesen habe! deshalb schreib ich dir erst jetzt ein kommi um dir zu sagen das die fanfic einfach genail ist! echt klasse geschrieben, dein schreibstill fesselt richtig, die chara sind dir hervorragend gelungen und die handlung ist ganz nach meinem geschmack. gg
ich muss sagen iva hast du echt perfekt hinbemommen, eine willenstarke, liebevolle, humorreiche frau die zwar etwas eingeschüchter von unserem eisklotz sein kann aber sich dennoch nicht unterkriegen läasst. und am besten gefällt mir an ihr das sie keine mary sue ist, sie hat ecken und kanten so wie jeder andere auch. seto ist dir voll auf gelungen, miesepetrig wie immer und auch seine kalte aroganz die wir ja alle an ihm lieben fg hast du gut getroffen. mokuba ist einfach nur süß, denn kleinen muss man deshalb einfach lieb haben.
ich finds klasse wie iva auf seto reagiert und es sich selbst gegenüber nicht eingestehen will und geanuso gefällt mir der aspekt das seto sich zu ihr hingezogen fühlt aber irgendwie anders als bei anderen frauen. und diese besitzergreifende denken von ihm, tja es ist zwar nur eine vermutung von mir aber damit wird er denke ich bei iva nicht weit kommen. sie macht mir nicht denn eindruck das sie sich von jemanden besitzen lassen will. bin schon gespannt wie sie ihm das klar macht. gg
die handlung deiner ff ist großartig, es gibt zwar viele die desen aspekt mit dem kindermädchen für mokuba aufgreifen, aber deine gefällt mir bis jetzt am besten! sie ist unterhaltsam, spritzig, amüsant und mit so viel witz und schlagfertigkeit geschrieben dass ich aus dem lachen und mitfühlen gar nicht mehr rausgekommen bin. ich fand die ganz besonders die stelle zum schießen als seto iva wegen ihrer unbehaglichkeit ihn seiner nähe aufgezogen hat und zwar mit dem satz, du schaffst es mit zwei rabauken fertig zu werden fühlst dich aber in der gegenwart eines ausgewachsenen mannes unwohl. und ihre antwart darauf war so schlagfertig das ich mich vor lachen nicht eingekriegt habe als sie sagt. wie kommen sie darauf. und er, man sieht es dir an. sie, das meinte ich nicht, ich meine wie kommen sie darauf das sie ein ausgewachsener mann seine. gg echt zum schießen. und man hat genau gemerkt das es ihn genauso amüsiert hat, schließlich trifft er nicht ständig so jemanden wie iva der ihm gleich die meineung sagt. ich fiebre schon richtig auf die nächsten kapis, ich hoffe doch das es noch viele geben wird und das diese so schnell wie möglich kommen. gglg leia
Von:  Danie
2011-06-30T09:43:37+00:00 30.06.2011 11:43
Hi! Dank deiner Fanfic hatte ich gestern eine schlaflose Nacht, aber ich bereue es rein gar nicht. Dein Schreibstil ist echt toll und wie du Iva beschreibst, lässt einen nur das beste Bild von ihr haben. Überhaupt ist sie sehr sympathisch, schon allein wie sie Kinder behandelt, mit Seto spricht, ihre Spontanität... Ohne Iva würd' was fehlen.
Die Story an sich ist auch mal was Neues, also habe bis jetzt noch nichts ähnliches entdeckt, was den Kindermädchen-Beruf angeht. Hoffentlich kommen sich Iva und Seto bald näher,... bin schon gespannt auf das nächste Kapitel.
Liebe Grüße,
Danie
Von:  Currywurstbrot
2011-06-24T23:03:18+00:00 25.06.2011 01:03
na mal sehen was sich seto einfallen lässt um iva
von sich zu überzeugen xD
tolles kappi
bin gespannt wies weiter geht =)
Von:  Bunny94
2011-06-24T19:38:40+00:00 24.06.2011 21:38
heyy

das war das beste kappi überhaupt echt
es war spannent und hammer lustig zugleich
echt voll geiil und man hat diesmal mehr von
seto und iva gelesen did war das beste voll top
wenn das nächste kappi genauso geiil wird wie dieses
hir freu ich miich schon total auf das nächste und hoffentlich
dauert es nicht sooo lange

mfg bunny94


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