Herr der Ringe "Eine Frau in der Gemeinschaft des Ringes" von Sironi19 (~Überarbeitete Vision~) ================================================================================ Kapitel 19: Der Rat beginnt --------------------------- Als die Sonne aufging und ihre wärmenden Strahlen aussand, erwachte auch Bruchtal wieder zum Leben. Die Vögle begannen, ihre Lieder zu singen, die Blumen erwachten aus ihren nächtlichen Schlaf und einige Tiere huschte hier und da durch die Gärten. Doch davon bekam Kiran nichts mit. Denn sie schlief tief und fest in ihrem Bett, hatte die Decke über ihren Kopf gezogen und kuschelte mit ihrem Kopfkissen. Und obwohl sie jetzt zum Volke der Elben gehörte, so schlief sie ab und zu noch mit geschlossenen Augen. So wie jetzt. *** Lindir stand vor der schweren Tür, die zu Kiran's Räumen führte. Ungeduldig tippte er mit seinem Fuß auf dem Steinboden und warf hin und wieder einen Blick nach draußen, wo die Sonne schon etwas kräftiger schien. Eigentlich war er mit Kiran verabredet, doch wie er es am Vorabend schon befürchtet hatte, hatte sie wieder mal verschlafen. Und vermutlich lag sie immer noch friedlich schlummernd in ihrem Bett und kuschelte mit ihrem Kissen. Lindir seufzte leise und ein glückliches Lächeln trat auf sein Gesicht. Die vergangene Woche war, für ihn persönlich, wunderschön gewesen. Er und Kiran hatten viel zusammen unternommen. Sie waren ausgeritten, hatten gemeinsam ihre Mahlzeiten eingenommen, zusammen in der Bibliothek gesessen und gelesen oder musiziert. Und bei einem dieser gemütlichen Abende hatte sie ihm bei Gelegenheit auch manche Wörter erklärt, die sie bei ihren Gesprächen benutzte. Als sie ihm von den Fortbewegungsmitteln in ihrer Welt erzählte, hatte er nur die Stirn gerunzelt und beschlossen, gar nicht so genau darüber Bescheit wissen zu wollen. Wieder verlies ein leiser Laut seine Kehle und er beschloss, die schlafende Prinzessin jetzt persönlich aus dem Bett zu holen. Es ging ja nicht, dass sie am Tage des Rates verschlief. *** Kiran spürte, wie sich die Matratze senkte und erwachte langsam aus ihrem Schlaf, doch war sie noch viel zu müde, um die Augen aufzuschlagen. Sie kuschelte sich einfach tiefer in die warme Decke und beschloss, noch nicht aufzustehen. Schließlich hatte sie noch Zeit. Doch als sich eine kalte Hand auf ihre angenehm warme Schulter legte, riss sie die Augen auf und sprang mit einem leisen Fluch aus dem Bett. *** Lindir grinste sie an, mit diesem unendlich zufriedenen Gesichtsausdruck, der Kiran des öffteren in Rage brachte. Grummeld strich sie sich die langen Haare, die sich in der Nacht aus ihrem Zopf gelöst hatten, aus ihrem Gesicht und warf Lindir einen bitter bösen Blick zu. Nun ja, zumindest versuchte sie es, aber da sie noch mehr als verschlafen aussah, hatte ihr Blick den gegenteiligen Effekt. Lindir konnte nicht mehr an sich halten und brach in lautstarkes Lachen aus, dass bestimmt in ganz Bruchtal widerhallte. *** Kiran stand einfach nur da und sah den Elben, der sie eben so schändlich auslachte, wütend an. Immer wenn sie versuchte, etwas zu sagen, lachte er noch lauter. Mitlerweile hielt er sich sogar schon den Bauch und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Kiran spürte, wie sich ihr Gesicht immer weiter verfinsterte und so griff sie kurzerhand nach einem der großen Kissen und schmiss es Lindir mit aller Kraft ins Gesicht. "Du dämlicher arroganter Fratzke! Was fällt dir ein, mich so früh zu wecken und das auch noch so unsanft? Und dann bestitzt du doch tatsächlich noch die Frechheit, mich auszulachen!" Kiran griff sich immer mehr Kissen, um den Bruchtalelben damit zu bombadieren, doch dieser war, obwohl er immer noch lachte, mehr als geschickt darin, die Kissen abzuwehren. Als Kiran ihren Misserfolg bemerkte, entschied sie sich für eine andere Methode. Sie wollte ja nur, dass Lindir nicht mehr über sie lachte. Also lies sie das Kissen, welches sie noch in der Hand hatte, sinken, kniete sich auf das Bett und kroch zu Lindir auf die andere Seite. *** Als er sah, wie Kiran auf ihn zugekrochen kam, hörte Lindir auf mit dem lachen und beobachtete sie mehr als wachsam. Sie hatte wieder diesn Blick aufgesetzt. Dieser Blick, den er noch nicht deuten konnte. Er war von der Art, die entweder sagte: gleich erlebst du dein blaues Wunder oder... Nun, gewissermaßen erlebte er auch sein blaues Wunder, aber nicht so, wie er gedacht hatte. Kiran war bei ihm angekommen und hatte sich einfach auf seinen Schoß gesetzt, die Arme um seinen Nacken geschlungen und nun küsste sie ihn leidenschaftlich auf den Mund. Lindir schloss genussvoll die Augen. Er spürte ihren warmen und anschmiegsamen Körper, roch ihren süßen Atem und schmeckte ihre berauschenden Lippen. Seine Arme legten sich wie von selbst um ihre Mitte, um sie noch näher an sich zu ziehen. *** Kiran wusste, dass sie Lindir eigentlich nicht mehr so nahe kommen sollte, doch es war ein viel zu gutes Gefühl, es nicht zu tun. Außerdem hatten sie in der vergangenen Woche darauf geachtet, sich in der Öffentlichkeit sehr sittsam zu benehmen. Keine zu vielen Berührungen, keine zu enge Vertrautheit. Sie hatten all das gemacht, worum sie Lord Elrond gebeten hatte. Was also war so schlimm daran, jetzt, wo niemand hier war und sich nicht für sie interessierte, etwas "Spaß" mit Lindir zu haben? Himmel Herr Gott, jeder wusste, dass die beiden mehr als nur Zuneigung füreinander empfanden und Kiran wollte dieses Gefühl, welches sie hatte, wenn sie mit Lindir zusammen war, noch etwas genießen. Wer weis, wann sie die nächste Gelegenheit dazu bekam? Und so schob sie alle Bedenken beiseite und gab sich dem Moment vollkommen hin. Und sie wusste, dass Lindir definitiev nicht abgeneigt war, sich etwas zu verspäten, wenn er die Möglichkeit hatte, DIESE Sache mit ihr zu tun. *** Zwei Stunden später verliesen die beiden Elben leise tuschelnt und lachend Kiran's Schlafgemach und machten sich auf den Weg in die große Halle. Zum Frühstück würden sie zu spät kommen, aber vielleicht hatten sie noch Glück und bekam trotzdem noch etwas zu essen. Kiran strich sich immer wieder über ihre erhitzten Wangen und dachte mit einem schelmischen Funkeln in den Augen an die eben verbrachten Stunden zurück. Sie und Lindir hatten sich schon etwas länger nicht mehr der Liebe hingegeben und so war ihre Vereinigung mehr als nur stürmisch gewesen. Jedenfals die erste. Beim zweiten Mal hatten sie sich langsam und zärtlich geliebt, hatten sich Liebeswörter zugeflüstert und sich geschworen, ihre noch verbliebene Zeit sehr ... aktiv zu nutzen. Sie wussten beide, dass sie keine Zukunft zusammen hatten, doch wieso sollte sie das abhalten, sich ihren Gefühlen füreinander hinzugeben? Kiran war schließlich nicht damit einverstanden, dass Legolas ihr Seelengefährte war. Außerdem kannte sie ihn gar nicht und hatte eigentlich auch keine Lust, ihn näher kennen zu lernen. Und er wusste ja nichts von dem Band, welches das Schicksal für sie geschmiedet hatte. Wieso also sollte sie nicht versuchen, mit Lindir glücklich zu sein? Jedenfals so lange, wie es möglich war? Kiran warf ihm einen Seitenblick zu und erkannte, dass seine Gedanken sich auch um die eben verbrachten Stunden drehten, denn er hatte einen so seeligen und zufriedenen Gesichtsausdruck wie schon lange nicht mehr. Ja, sie konnte sich durchaus ein Leben an seiner Seite vorstellen. Er war mehr als gut aussehend, hoch gewachsen, mit elegantem Körperbau und gebildet. Außerdem war er der erste Mann gewesen, dem sie sich hin gegeben hatte. Und das hatte, so empfand sie es jedenfals, etwas zu bedeuten. Als ob er gemerkt hätte, dass sie ihn ansah, wand Lindir den Kopf zu ihr und lächelte sie voller Liebe an. Und sie konnte nicht anders, als das Lächeln zu erwiedern. Wortlos griff er nach ihrer Hand, brachte sie so dazu, stehen zu bleiben und hauchte einen Kuss auf ihre Finger. Dann, ohne Vorwarnung, nahm er einen der Finger in den Mund und knabberte mit seinen scharfen Zähnen an der sensiblen Haut. Kiran riss die Augen auf, ein ihr bereits vertrautes Ziehen ging durch ihren Körper, ihre Lippen öffneten sich und langsam senkte sie die Wimpern. Abwechselnd saugte und knabberte er an ihrer Fingerspitze und Kiran konnte nicht verhindern, dass ihr ein wohliges Stöhnen über die Lippen kahm. Der Glanz in seinen Augen veränderte sich, er wurde wieder so, wie er in ihrem Schlafgemach gewesen war und in ihrem Körper breitete sich eine elektrische Spannung auf. Wie schaffte er es nur, dass sie am liebsten wieder mit ihm ins Zimmer gehen wollte, um da weiterzumachen, wo sie aufgehört hatten? Dieser Mann übte wirklich einen schlechten Einfluss auf sie aus. Sie wusste, dass Lindir sie auch hier im Flur lieben würde, doch dazu hatten sie leider keine Zeit. Schließlich wollten sie noch etwas frühstücken, bevor der Rat begann. Also musste sie ihm Einhalt gebieten. Doch als sie sprach, merkte man an ihrer Stimme, dass sie eigentlich in der gleichen Stimmung war wie er. "Das sollten wir jetzt lieber sein lassen, Lindir. Wir müssen zum Rat." Er sah sie aus funkelnden Augen an, lies dann aber seufzend ihre Hand sinken. Er machte den Eindruck eines kleinen Jungen, den man einen Tafel Schokolade vor die Nase legte, aber er würde sie nie erreichen, weil man sie immer wieder ein Stück weg zog. Bei diesem Gedanken musste Kiran leise glucksen. "Findest du es etwa lustig, dass ich auf dich verzichten muss?" Kiran hob den Blick und sah in sein, gespielt düsteres Gesicht. Mit einem leisen Knurren zog er sie an sich und legte ihr eine Hand um die Kehle. "Sprich schon, Weib. Findest du es lustig, mich so leiden zu lassen?" Kiran konnte nicht anders, sie musste einfach grinsen. Sanft legte sie ihm eine Hand auf die Wange und liebkoste seine Haut. "Die Rolle des bösen, schwarzen Wolfes steht dir nicht, Lindir. Und jetzt komm, ich habe Hunger." Sie stellte sich kurz auf die Zehnspitzen, um ihn einen Kuss auf die Lippen zu hauchen, dann drehte sie sich lachend aus seiner Umarmung, griff nach seiner Hand und zog ihn einfach hinter sich her. Lindir konnte nicht anders, als den Kopf über diese Frau zu schütteln. Sie war wie der Wind. Wer versuchte, sie einzufangen, würde eine stürmische Überraschung erleben. *** Als die beiden die große Halle betraten, war so gut wie niemand mehr anwesend. Ganz allein die Hobbits saßen noch an der reichlich gedekten Tafel und gönnten sich offenbar mehr als nur einen Nachschlag. Kiran und Lindir sahen sich grinsend an und gingen dann zu den vieren hinüber. "Guten Morgen, meine kleinen Freunde. Ich hoffe, wir kommen noch nicht zu spät und haben die Chance, etwas zu essen?" Als die jungen Männer die Stimme von Kiran hörten, unterbrachen sie ihre momentane Beschäftigung und blickten fröhlich die junge Frau und ihren Begleiter an. Kiran fand es richtig niedlich, wie die Hobbits da so saßen, die Teller voll beladen mit den Köstlichkeiten aus Bruchtal, schon den nächsten Happen in der Hand und mit aufgepusterten Backen. Frodo schluckte sein Essen herunter und lächelte die beiden Elben an. "Guten Morgen, Lady Kiran und Lord Lindir. Setzt Euch zu uns. Die anderen wollten sich schon für den Rat fertig machen, also dachten wir, wir stärken uns noch etwas." Lindir schob Kiran einen Stuhl zurecht und die junge Frau lies sich darauf nieder und griff nach einem der frischen Brötchen. Da ihre Verwandlung abgeschlossen war, hatte sie auch wieder Appetiet entwickelt und genoss es, wieder etwas zu essen, ohne sich übergeben zu müssen. Gallant wie Lindir war, goss er ihr frische Milch in ihren Kelch und bediente sich dann ebenfals beim Essen. In den ersten Minuten verlief alles schweigend, da alle damit beschäftigt waren, etwas zu essen. Doch dann fiel Kiran etwas auf. Sie wand sich an Frodo. "Sagtest du eben, dass ihr alle am Rat teilnehmen werdet?" Frodo sah die junge Elbe an und nickte dann. "Ja, dass hatten wir vor." "Das wird bestimmt ganz toll. Mit so hohen Persönlichkeiten zusammen zu sitzen." "Ja. Wir können ja auch viel zu dem Thema sagen. Schließlich hatten wir schon Bekanntschaft mit den Schwarzen Reitern geschlossen." "Ob der Rat lange dauern wird? Ich meine, wir haben doch unsere festen Mahlzeiten." "Ich weiß nicht so recht, ob sich die Elben daran halten." Die beiden Hobbits, Merry und Pippin, sahen sich kurz an und beschlossen dann, sich noch etwas mehr zu gönnen. Schließlich wussten sie nicht, wann sie das nächste Mal etwas zu essen bekommen würden. "Es tut mir ja leid, eure Hoffnungen zu zerschlagen, junge Hobbits, aber einzig und allein Frodo ist zum Rat geladen worden." Die vier sahen Kiran erschrocken an. "Ich soll da alleine sitzen?" "Aber Herr Frodo geht ohne mich nirgendwo alleine hin. Er braucht mich." "Genau. Er braucht auch unsere Unterstützung. Der Rat wird bestimmt total ernst und da muss ja jemand für lockere Stimmung sorgen." "Es sind auch ernste Themen, die beim Rat besprochen werden, Herr Merry. Und wie Lady Kiran schon sagte, gallt die Einladung von Lord Elrond nur Herrn Frodo. Wenn Ihr teilnehmen wollt, müsst Ihr euch an Herrn Elrond wenden. Aber ich bezweifle, dass er Eurem Beisein zustimmen wird." Auf Lindir's Aussagen hin, herrschte betretenes Schweigen. Kiran konnte die Gefühle der Hobbits sehr gut nachempfinden. Sie wollten Frodo zur Seite stehen. Schließlich war er ihr Freund und ein Verwanter. Aber sie wusste auch, dass Lord Elrond niemals zustimmen würde. Lustlos knabberte sie an einem Stück Apfel. Wie konnte sie den dreien nur helfen? Und zwar so, dass weder Lord Elrond, Glorfindel, Erestor oder Lindir etwas davon mitbekamen. *** Die Gelegenheit dazu erbot sich, als ein Diener an Lindir heran trat und ihm sagte, dass Lord Elrond ihn zu sprechen wünsche. Lindir nickte und stand auf. "Wir sehen uns beim Rat. Er wird bald beginnen. Geh also nicht zu weit weg, Kiran." Kiran sah ihn aus großen Augen an und nickte lächelnd. Er bemerkte diesen Glanz in ihren goldbraunen Augen und fragte sich, was sie vor hatte. Aber vermutlich würde er es noch früh genug erfahren. Und so wie er sie kannte, würde es ihm nicht gefallen. *** Kiran wartete noch einige Minuten, dann wand sie sich an die vier Hobbits. "So, ihr wollt also auch am Rat teilnehmen? Lindir hat recht, Lord Elrond wird dem niemals zustimmen. Aber ich habe da eine Idee." Die fünf rückten näher zusammen, als Kiran ihnen im Flüsterton von ihrem Plan erzählte. *** Keine halbe Stunde, nachdem Lindir gegangen war, ertönte eine helle Glocke, deren Klang in ganz Bruchtal widerhallte. Kiran stand von ihrem Stuhl auf und streckte sich kurz. "Das war das Zeichen dafür, dass sich alle am Ratsplatz versammeln sollen. Es geht also los. Sam, Merry, Pippin, ihr wisst, was ich euch gesagt habe, also haltet euch daran. Es ist ganz wichtig, dass ihr den Ablauf ganz genau befolgt." Die drei anderen Hobbits nickten, blieben aber auf ihren Plätzen sitzen. Frodo stand auf und sah zu Kiran hoch. "Dann wollen wir mal." Wenn jemand Frodo's Stimme gehört hätte, hätte man denken können, man würde ihn zu seiner Hinrichtung bringen, so niedergeschlagen war er. *** Kiran und Frodo gingen zusammen durch die Gänge, um zu dem Platz zu gelangen, an dem der Rat stattfinden sollte. Unterwegs schlossen sich ihnen noch Gimli und einige Zwerge an. Kiran unterhielt sich kurz mit ihnen in ihrer Sprache und dann waren sie auch schon an ihrem Ziel angekommen. Der Ratsplatz war in dämmendes Sonnenlicht gehüllt, da die hohen Bäume es davon abhielten, mit aller Kraft auf die Anwesenden zu scheinen. Und es waren auch schon alle anderen da. Kiran blieb kurz stehen und sah zu, wie Frodo zu Gandalf ging und die Zwerge zu ihren Plätzen. Sie schloss die Augen, atmete tief durch, um ihren rasenden Herzschlag zu beruhigen und öffnete dann wieder die Augen. Sie strahlten vor Entschlossenheit und mit hoch erhobenen Haupt trat sie in das Sonnenlicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)